Neue Szene Augsburg 2013-12
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Cinerama<br />
51<br />
45 MINUTEN BIS<br />
RAMALLAH<br />
Regie: Ali Samadi Ahadi<br />
Mit: Ed Ward, Karim Saleh, Julie Engelbrecht,<br />
Navíd Akhavan u.a.<br />
Das Leben im Nahen Osten ist nicht<br />
einfach, besonders für die Palästinenser.<br />
Umso erstaunlicher ist eine<br />
Komödie zu dem Thema. Regisseur<br />
Ali Samadi Ahadi ist zwar iranischer<br />
Herkunft, kennt sich aber aus. Weil<br />
ihn die Regierung in den 80ern als<br />
Kindersoldat zwangsrekrutieren<br />
wollte, floh er ohne Eltern nach<br />
Deutschland. Dass er Komödien<br />
kann, hat er schon mit „Salami<br />
Aleikum“ bewiesen. In seinem neuen<br />
Film geht es um eine Autofahrt von<br />
Ostjerusalem nach Ramallah, die<br />
eigentlich nur 45 Minuten dauert,<br />
aber zu einer mehrtägigen Odyssee<br />
ausartet. Hintergrund: Rafik lebt<br />
in Hamburg und wird zur Hochzeit<br />
seines Bruders nach Jerusalem eingeladen.<br />
Vor Ort trifft seinen Vater<br />
der Schlag. Dessen letzter Wille:<br />
in Ramallah begraben zu werden.<br />
Die Brüder packen die Leiche ihres<br />
Vaters in den Kofferraum und treffen<br />
auf israelische Grenzer, Terroristen<br />
und die Russenmafia. Eine wirklich<br />
witzige Nahost-Komödie mit jeder<br />
Menge schwarzem Humor - ohne<br />
den geht es dort einfach nicht.<br />
(cs)<br />
<br />
OLDBOY<br />
Regie: Spike Lee<br />
Mit: Josh Brolin, Elizabeth Olsen,<br />
Samuel L. Jackson<br />
Remakes wohin man blickt, Regiegigant<br />
Spike Lee hat jetzt<br />
Park Chan-wooks Rachethriller<br />
„Oldboy“, der selbst bereits auf<br />
einer Comicserie fußte, neu aufgewärmt.<br />
Oder sagen wir eher<br />
US-aufgebrüht. Josh Brolin wird<br />
gekidnappt, 20 Jahre lang gefangengehalten<br />
und erfährt dabei u.a.<br />
dass seine Frau ermordet wurde.<br />
Da staut sich verständlicherweise<br />
eine Menge Wut an und der „Mann<br />
aus der Kiste“ geht schließlich auf<br />
Rachefeldzug. Das ist aber gar<br />
nicht so einfach, zumal ihm unter<br />
anderem der zurzeit omnipräsente<br />
Samuel L. Jackson gegenübersteht.<br />
Dass Hollywood zu Übertreibungen<br />
neigt, ist eh klar, im Original war<br />
unser Protagonist „nur“ 15 Jahre<br />
eingeschweißt. Der Hase läuft also<br />
auf bekannten Bahnen, nicht gerade<br />
zimperliche Action und düsteres<br />
Setting. Wer’s mag, wird hier selig.<br />
Aber war Spike Lee nicht mal richtig<br />
gut? Auch schon wieder ziemlich<br />
lange her... (flo)<br />
<br />
INSIDE LLEWYN DAVIS<br />
Regie: Joel & Ethan Coen<br />
Mit: Oscar Isaac, Carey Mulligan, Justin<br />
Timberlake, John Goodman u.a.<br />
Das Plattencover zu „Freewheelin‘<br />
Bob Dylan“, jeder kennt es: Ein<br />
junger Mann und ein Mädchen<br />
kommen uns Arm in Arm kuschelnd<br />
auf einer Straße im winterkalten<br />
Greenwich Village der frühen 60er<br />
Jahre entgegen. Der neue Film der<br />
Coen Brothers geht genau von<br />
diesem Bild aus, natürlich mit der<br />
typischen Schieflage: Oscar Isaac<br />
stapft ohne kuschelige Wärme, ohne<br />
feste Bleibe durch diese Straße, und<br />
seine Straße ist lang, endlos lang.<br />
Und trist. „Inside Llewyn Davis“ ist<br />
der Albumtitel dieses fiktiven Folkmusikers,<br />
der in einer abweisenden<br />
Gesellschaft an Erfolglosigkeit<br />
leidet. Wie in allen ihren Filmen<br />
schicken die Brüder ihren Antihelden<br />
auf eine Odyssee, arbeiten an seiner<br />
Erschöpfung genauso wie sie an der<br />
Dekonstruktion des Village-People-<br />
Mythos arbeiten. Das New York, das<br />
wir hier sehen, ist spießig, grob und<br />
grausam. Sehr weiß, sehr mittelmäßig.<br />
Schluss mit Nostalgie! Folkie?<br />
Du kriegst eine reingehauen! (fs)<br />
<br />
ONLY LOVERS LEFT<br />
ALIVE<br />
Regie: Jim Jarmusch<br />
mit: Tilda Swinton, Tom Hiddleston,<br />
John Hurt u.a.<br />
Jim Jarmuschs Filmtitel werden<br />
grundsätzlich nicht eingedeutscht.<br />
Ein klares Indiz für seine Unantastbarkeit.<br />
Dafür, dass Jarmuschs<br />
Kosmos außer Konkurrenz stattfindet,<br />
in einem Kabinett, in dem die<br />
Geister der Poesie des Rock‘n‘Roll<br />
gleich Göttern des Untergangs<br />
ehrfurchtsvoll verabschiedet werden.<br />
Seine Filme sind ein Club der<br />
Zitate, ein Gruß an die Autoren.<br />
Gleichzeitig arbeitet Jarmusch an<br />
der Selbstreferenz; „Only Lovers<br />
Left Alive“ ist unter anderem eine<br />
Variation von „Dead Man“ und<br />
„Limits Of Control“. Letzterer war<br />
ein lichtdurchfluteter Film mit<br />
einem Schwarzafrikaner, Isaach<br />
de Bankolé, bei seiner Reise ins<br />
Zentrum des Bösen, um es dort<br />
zu eliminieren. Hier sehen wir nun<br />
einen Nachtfilm gänzlich ohne Sonnenlicht<br />
mit weißblassen Vampiren,<br />
die die Kultur des weißen Mannes<br />
repräsentieren. Wasteland Detroit,<br />
totgesaugt, alle weg. Und kein<br />
einziger Schwarzer. Dann Tanger:<br />
Jetzt wird die arabische Nacht angezapft,<br />
mit Eckzähnen, versteht<br />
sich. (fs)<br />
<br />
MO 02.<strong>12</strong>.<br />
Thomas<br />
Gsella<br />
MI 04.<strong>12</strong>. Schwarzblonde<br />
Weihnacht<br />
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Shoos<br />
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