Die Ultramarinade - Kroiss Elementarkunst
Die Ultramarinade - Kroiss Elementarkunst
Die Ultramarinade - Kroiss Elementarkunst
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<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong><br />
UND<br />
DER FLIMMERKONTRAST<br />
EINE EXPERIMENTELLE 1989<br />
UNTERSUCHUNG<br />
Harald <strong>Kroiss</strong><br />
Dipl. Designer FH<br />
harry_kroiss@yahoo.de<br />
www.harald-kroiss.de
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong><br />
Öl auf Hartfaser<br />
120 x 120 cm<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 2
1989<br />
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
Eine experimentelle<br />
Untersuchung<br />
von Harald <strong>Kroiss</strong><br />
Idee, Konzept, Manuskript: 1988<br />
Redigiert: 2009<br />
Wann beginnt die Kontur zwischen zwei Farben zu flimmern?<br />
Was hat die Helligkeit bzw. der Grauwert der Farben<br />
damit zu tun? Und welchen Einfluss haben Lichtfarbe und<br />
subjektive Wahrnehmung? Fragen der „<strong>Ultramarinade</strong>“, die<br />
ich mit Hilfe von Testpersonen untersucht habe.<br />
Inhalt<br />
1. Was ist Äquiluminiszenz<br />
2. Intensität des Flimmerkontrastes<br />
3. Kann Flimmerkontrast reproduziert werden?<br />
4. Wie entsteht der Flimmerkontrast<br />
5. Eigenschaften des Flimmerkontrastes<br />
5.1. Subjektivität<br />
5.2. Wahrnehmungsänderung und<br />
Wahrnehmungsgeschwindigkeit<br />
5.3. <strong>Die</strong> Filterwirkung des Lichtes<br />
5.4. Eine überreizte Retina beeinflußt die Wahrnehmung<br />
von Flimmerkontrasten<br />
6. Äquiluminiszenz und Flimmerkontrast<br />
7. <strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong><br />
8. Lichtfarbe und die <strong>Ultramarinade</strong><br />
9. Primärfarbfilter<br />
10. Der Name<br />
11. Weiterführende freie Arbeiten zum Flimmerkontrast<br />
11.1 Deformation geometrischer Formen<br />
11.2. <strong>Die</strong> Frau<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 3
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
1. Was ist Äquiluminiszenz<br />
In einem kontinuierlichen Farbkreis, bestehend aus den Grundfarben<br />
kann jeder Farbe eine natürliche Helligkeit zugeordnet<br />
werden. Gelb wird dadurch ein hellerer Grauwert zugeordnet als<br />
seinem Gegenüber Blauviolett. Dazwischen wird sich der Grauwert<br />
der Farben auf beiden Seiten des Farbkreises mehr oder<br />
weniger regelmäßig bis zum dunkelsten Blauviolett abdunkeln<br />
(Bild 1). Würde man jede Farbe des Kreises soweit aufhellen, bis<br />
es dem Grauwert von Gelb entspricht, sollte auf einem Schwarz-<br />
Weiß Foto ein einheitlicher Grauwert zu sehen sein. <strong>Die</strong> Farben<br />
dieses Kreises wären gleich „grauwertig“, äquiluminiszent.<br />
Abb. 1. Farbkreis aus Grundfarben<br />
Abb.2. Reproduktion auf orthochromatischem Film<br />
Zu Abb. 2 und 3<br />
Der Farbkreis von Abb. 1 wurde mit verschiedenem<br />
Filmmaterial fotografiert. Orthochromatischer<br />
Film drängt Rottöne ins Schwarz und belegt<br />
Cyan (reines Blau) mit einem ähnlichen Grauwert<br />
wie Gelb. <strong>Die</strong> Grauwerte des panchromatischen<br />
Films entsprechen nahezu dem Grauempfinden<br />
der menschlichen Wahrnehmung.<br />
Abb. 3. Reproduktion auf panchromatischem Film<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
2. Intensität des Flimmerkontrastes<br />
Entnimmt man diesem sehr hellen Farbkreis ein beliebiges<br />
Farbpaar und setzt es aneinander, entsteht an der Kontur eine<br />
scheinbar vibrierende, flimmernde Wirkung. Welche Farbzusammenstellung<br />
die intensivste Flimmerwirkung ergibt, soll<br />
im Folgenden untersucht werden. Ich wähle also eine beliebige<br />
Farbe aus dem Farbkreis und setze alle anderen konturbildend<br />
daran. Es entsteht der Eindruck, dass die Flimmerwirkung<br />
zunimmt, je weiter die Farben im Farbkreis auseinander liegen.<br />
Der Komplementärkontrast liefert die stärkste Intensität.<br />
Im unverweißlichten Farbkreis (Abb. 1) tritt der höchste<br />
Helldunkelkontrast im Komplementärpaar Gelb und Blauviolett<br />
auf. Man muss Blauviolett sehr stark aufhellen, um den gleichen<br />
Grauwert wie Gelb zu erhalten (Abb 4). Unter jeder Aufhellung<br />
oder Abdunklung leidet die Leuchtkraft der Farbe. Um<br />
ca. 90 Grad gedreht findet sich auf dem Primär-Farbkreis<br />
(Abb. 1) das Komplementärpaar Türkis und Karminrot. <strong>Die</strong>ses<br />
Paar weist bei maximalem Eigenleuchten den geringsten<br />
Helldunkelkontrast auf (Abb. 5, rechter Bildbereich).<br />
Abb. 4 Teststreifen mit Blauviolett und Gelb. <strong>Die</strong><br />
Helligkeit von Blauviolett verläuft von eindeutig<br />
heller bis eindeutig dunkler als Gelb.<br />
Abb. 5 Teststreifen mit Türkis und Karminrot. <strong>Die</strong><br />
Helligkeit von Türkis verläuft von eindeutig heller<br />
bis eindeutig dunkler als Karminrot.<br />
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der Flimmerkontrast<br />
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Neun Personen sollen nun nach ihrem Empfinden entscheiden,<br />
welches äquiluminiszente Paar stärker flimmert. Es werden<br />
parallel die Farben Gelb und Karminrot mit ihrem äquiluminiszenten<br />
Komplementär vorgelegt. Um subjektive Einflüsse zu vermeiden,<br />
liegt Blauviolett und Türkis in schwach differierenden<br />
Helligkeiten vor. Jede Person sucht erst den optimal flimmernden<br />
Bereich in jedem Teststreifen aus und vergleicht dann die<br />
Intensität des Flimmerns. Eine streifenförmige Anordnung auf<br />
dem Teststreifen erleichtert die Bestimmung des optimalen<br />
Flimmerns. Weiter stellte es sich als hilfreich heraus, wenn die<br />
Teststreifen im rechten Winkel zu dem Streifenmuster schnell<br />
hin und her bewegt werden (Abb. 4 u. 5). Alle neun Personen<br />
ordneten dem Kontrastpaar Türkis/Karminrot die stärkere<br />
Flimmerwirkung zu. Je geringer die nötige Aufhellung oder<br />
Abdunklung, desto stärker die Flimmerwirkung. Blauviolett und<br />
abgedunkeltes Gelb hätte höchstwahrscheinlich zum selben<br />
Ergebnis geführt, abgesehen davon, dass Gelb dann eher als<br />
schmutziges Braun in Erscheinung tritt.<br />
Optimales Flimmern bei gleich grauwertigen Kontrastpaaren<br />
tritt also auf, wenn zwei Komponenten erfüllt sind. Erstens der<br />
Komplementärkontrast und zweitens die größtmögliche<br />
Leuchtkraft, wie sie bei Primärfarben auftritt. Am Rande dieses<br />
Versuchs fiel folgendes optisches Phänomen auf. Betrachtet<br />
man Gelb und das gleich helle Blauviolett (helles Lila) getrennt,<br />
so wird Gelb als sehr viel dunkler empfunden als das helle Lila.<br />
<strong>Die</strong> Leuchtkraft der Primärfarbe verleitet die Wahrnehmung<br />
dazu ihr einen dunkleren Grauwert zuzuordnen, als dem äquiluminiszenten<br />
Blauviolett.<br />
3. Kann Flimmerkontrast reproduziert werden?<br />
Beim Fotografieren eines Flimmerkontrastes stellt man schnell<br />
fest, dass die optimale Schärfe schwer zu ermitteln ist. Man<br />
kann dies umgehen, wenn man zur Scharfstellung einen Farbfilter<br />
benutzt oder ein Blatt mit einem Schwarz-Weiß-Kontrast<br />
auf die Vorlageebene bringt. Der subjektive Faktor wäre damit<br />
umgangen. Betrachtet man nun das Ergebnis genau oder vergrößert<br />
den Abzug sehr stark, ist irgendwann Unschärfe zu<br />
erkennen. <strong>Die</strong>s liegt daran, dass jedes Filmmaterial das Original<br />
mit Silber oder anderen Partikeln abbildet, also eine punktartige<br />
Auflösung erstellt. Wird nun eine Kontur abgebildet, die<br />
mathematisch gesehen ein flächenloses eindimensionales<br />
Phänomen ist, entsteht durch die filmeigene Körnung maximal<br />
die Illusion einer Kontur. <strong>Die</strong> Pigmente mischen sich durch<br />
Überlagerung und verschaffen der Kontur eine unscharfe<br />
Flächigkeit. <strong>Die</strong> additive Farbmischung (Abb. 8) lässt an der<br />
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der Flimmerkontrast<br />
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Kontur eines Komplementärpaares eine schmutziges Weiß entstehen.<br />
<strong>Die</strong> Äquiluminiszenz des Farbpaares begünstigt die<br />
Überstrahlung auf dem Negativ. Der Positivabzug zeigt eine<br />
weiße Linie insbesondere an überbelichteten Stellen. Es liegt<br />
nahe, dass die normale Leuchtkraft der Farbe bei optimaler<br />
Belichtung diesen Effekt bereits auslöst (Abb. 6). Unterbelichtung<br />
verringert die Überstrahlung auf dem Negativ. In diesem<br />
Fall besteht die Gefahr, dass sich die Pigmente auf dem Positivabzug<br />
überlagern. Analog der subtraktiven Farbmischung<br />
(Abb. 9) entsteht eine dunkle Linie zwischen dem Farbpaar.<br />
Abb. 6<br />
Jedes Filmmaterial deckt nur einen Teil des sichtbaren Lichtes ab<br />
und gibt damit die Farben der Vorlage nur bedingt wieder. Abb. 7<br />
zeigt, dass selbst panchromatisches Schwarz-Weiß Material Blautöne<br />
heller wiedergibt als die dazu flimmernden Rottöne (Abb. 6).<br />
Abb. 7 Abb. 8<br />
In Abbildung 8 ist die additive Farbmischung<br />
oder Lichtfarbenmischung dargestellt. Sie geht<br />
von den Grundfarben Grün, Rot und Blauviolett<br />
aus. Werden diese Grundfarben übereinander<br />
projiziert, entsteht Weiß.<br />
<strong>Die</strong> subtraktive Farbmischung oder materielle<br />
Farbmischung in Abbildung 9 geht von den Grundfarben<br />
Cyan, Magenta und Gelb aus. Werden diese<br />
Farben zu gleichen Teilen gemischt entsteht<br />
nahezu Schwarz.<br />
Abb. 9<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
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Durch Fotografie kann ein Flimmerkontrast nur unzureichend<br />
wiedergegeben werden. <strong>Die</strong> zum Druck nötige Rasterreproduktion<br />
arbeitet ebenfalls mit einem System, das auf Punkten<br />
beruht und erschwert die Wiedergabe zusätzlich. Optimal lässt<br />
sich ein Flimmerkontrast nur erzeugen wenn das Verfahren<br />
vektorbasiert ist, also echte Konturen geschaffen werden<br />
können. Farben müssen eigens gemischt werden.<br />
4. Wie entsteht der Flimmerkontrast?<br />
<strong>Die</strong> optische Wahrnehmung wird in zwei Haupt- und mehreren<br />
Subsystemen im Gehirn verarbeitet, wie M. S. Livingstone und<br />
D. H. Hubel herausfanden.* <strong>Die</strong> wichtigste Trennung unterscheidet<br />
zwei Arbeitsgebiete. Das sogenannte Parvosystem<br />
erkennt Farbe als solche, unabhängig von ihrer Helligkeit oder<br />
ihren Grauwerten. Da dieses System eine relativ lange Reaktionszeit<br />
aufweist, nimmt man an, dass es bei der Erarbeitung<br />
genauer Detailanalysen ebenfalls eine Rolle spielt. Das<br />
Magnosystem reagiert schneller, ist damit im Bereich der<br />
Bewegung tätig und ist sensibilisiert auf Helligkeitskontraste.<br />
<strong>Die</strong>ses System ist wie ein Schwarz-Weiß-Film farbenblind. Es<br />
nimmt Konturen, die nur auf Farbkontrasten beruhen, nicht<br />
wahr. Äquiluminiszente Farbpaare werden vom Magnosystem<br />
dem Gehirn als einheitlich graue Fläche gemeldet. Weiter<br />
gehört stereoskopisches Tiefensehen zu den Aufgaben dieses<br />
Systems. Bei Äquiluminiszenz versagt der Magnokanal aufgrund<br />
seiner Farbenblindheit vollkommen. <strong>Die</strong> Folge davon ist, dass<br />
gleiche Grauwerte für dieses System dafür sorgen, dass optische<br />
Tiefe nicht als Distanzunterschied erkannt wird. <strong>Die</strong><br />
Meldung der einheitlich grauen Fläche widerspricht dem vom<br />
Parvosystem gemeldeten Farbunterschied. Das Gehirn ist eine<br />
genaue Abgrenzung von verschieden farbigen Flächen durch<br />
eine Kontur gewöhnt und antwortet darauf mit Flimmern. <strong>Die</strong><br />
Arbeitsteilung der Wahrnehmung verstrickt sich in tiefer<br />
liegenden Schichten des Wahrnehmungsapparates noch<br />
weiter. Zur Erklärung des Flimmerkontrastes sollte es soweit<br />
genügen. In der Wahrnehmungsverarbeitung sind Farbe,<br />
Kontrastempfindlichkeit, Sehschärfe und Reaktionsgeschwindigkeit<br />
nun zugeordnet.<br />
* Quelle: Spektrum der Wissenschaft, März,<br />
1988, Kunst, Schein und Wahrnehmung von<br />
Margaret S. Livingstone<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
5. Eigenschaften des Flimmerkontrastes<br />
5.1 Subjektivität<br />
Ein Kontrast, der für den einen flimmert, muss für einen anderen<br />
noch lange nicht flimmern. Subjektive Wahrnehmungsunterschiede<br />
sind dafür verantwortlich. Meine 9 Testpersonen<br />
betrachteten „<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong>“, ein Bild, das ausschließlich<br />
aus Flimmerkontrasten besteht, die ich nach meinem Empfinden<br />
gemischt habe. <strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> besteht aus 23<br />
Flimmerkontrasten. <strong>Die</strong> Testpersonen wurden nun angehalten,<br />
die Kontraste zu zählen, denen sie eindeutig Flimmerwirkung<br />
zuschreiben. Das Ergebnis fiel sehr unterschiedlich aus. Ein<br />
Proband konnte nur zwei Kontraste flimmern sehen, für andere<br />
flimmerten bis zu 17 aus den vorgegebenen 23 Kontrasten.<br />
<strong>Die</strong>ser Versuch wurde mehrfach wiederholt, wobei sich zeigte,<br />
dass die Ergebnisse zeitlichen Schwankungen unterliegen.<br />
Verantwortlich dafür zeichnet unsere Wahrnehmung, auf die<br />
wir uns so gerne verlassen. Sie schult oder desensibilisiert sich<br />
durch Reizung oder Überreizung der Retina (Netzhaut). Sicher<br />
spielen auch schwer berechenbare psychologische Faktoren<br />
mit. <strong>Die</strong> Reizung der Retina ist Basis für den nächsten Versuch.<br />
5.2. Wahrnehmungsänderung und<br />
Wahrnehmungsgeschwindigkeit<br />
Richten Sie Ihren Blick längere Zeit auf eine farbige Fläche, so<br />
werden Sie eine Farbirritation wahrnehmen, sobald Sie Ihren<br />
Blick abwenden. <strong>Die</strong> Farblehre erklärt das durch überreizte<br />
Rezeptoren der Retina, die bei Abbruch der Reizzufuhr mit der<br />
Komplementärfarbe antworten. Bestimmt kennen Sie den<br />
Farbfleck, der zurückbleibt, nachdem Sie in die Sonne gesehen<br />
haben. Erst die bunte Umwelt neutralisiert diese Überreizung.<br />
Neutrales Grau beruhigt die Retina, indem es die alle Rezeptoren<br />
gleich schwach beansprucht. <strong>Die</strong>se „Eichung“ der Rezeptoren<br />
dient als Ausgangspunkt für den folgenden Versuch.<br />
Meine Testpersonen sollen nun einen Blau/Weiß Kontrast mit<br />
einem Flimmerkontrast vergleichen und insbesondere auf die<br />
Wahrnehmungsgeschwindigkeit achten. Nach der „Eichung“ auf<br />
Grau werden parallel beide Kontraste vorgelegt. Alle waren einhellig<br />
der Meinung, dass sich beim Flimmerkontrast die<br />
Flimmerwirkung erst nach Bruchteilen von Sekunden einstellt,<br />
während der Blau/Weiß Kontrast wie gewohnt sofort erkannt<br />
wurde. <strong>Die</strong> endgültige Wahrnehmung entsteht bei gleich grauwertigen<br />
Farbpaaren deutlich langsamer als bei Kontrastpaaren<br />
mit starkem Hell-dunkel Kontrast. <strong>Die</strong> Erklärung dafür<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 9
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
liefert der reaktionsträge Parvokanal. Wurde der Flimmerkontrast<br />
zu lange betrachtet, konnte erneut eine Änderung<br />
der Flimmerwirkung beobachtet werden. Hier trat erneut eine<br />
Eichung bzw. Überreizung auf. Was es damit auf sich hat, soll<br />
in einem der nächsten Versuche untersucht werden.<br />
5.3. <strong>Die</strong> Filterwirkung # des Lichtes<br />
<strong>Die</strong> Farbe des Lichtes beeinflusst die Farbe. Laut der additiven<br />
Farbmischung (Abb. 9) entsteht neutrales Dunkelgrau, wenn<br />
eine Farbe mit ihrer Komplementärfarbe gemischt wird. Ebenso<br />
verhält es sich, wenn Licht gefiltert wird. Betrachtet man<br />
mittleres Rot bei blau gefiltertem Licht, erscheint es nahezu<br />
schwarz. Eine der Lichtfarbe entsprechende Fläche behält ihre<br />
Farbe bei, entsprechend dem Lehrsatz: Ein Filter lässt die<br />
Eigenfarbe passieren und absorbiert die komplementären<br />
Anteile (Abb.16 u. 17). Filter beeinflussen also nicht nur die<br />
Farbe sondern auch deren Helligkeit. So wird klar, dass die<br />
farbliche Änderung der Lichtquelle die Flimmerwirkung bei<br />
Äquiluminiszenz beeinträchtigt oder entfallen lässt. Sobald<br />
eine eindeutige Kontur sichtbar wird, nimmt das Magnosystem<br />
seine Arbeit auf, die Äquiluminiszenz ist aufgehoben.<br />
Tageslicht hat eine kühlere Lichtfarbe als das Licht einer Glühbirne.<br />
<strong>Die</strong>ser relativ geringe Unterschied reicht aus, um die<br />
Grauwerte so zu verschieben, dass die Flimmerwirkung ausbleibt.<br />
Arbeiten oder Versuche mit Äquiluminiszenz sollten<br />
daher bei gleichbleibender möglichst neutraler Lichtfarbe<br />
geschehen. In der Praxis ist allerdings rein weißes Licht<br />
ebensowenig vorhanden wie reine Farbe. <strong>Die</strong>se praktisch<br />
immer vorhandenen Verunreinigungen machen den Umgang<br />
mit Äquiluminiszenz sehr schwierig.<br />
5.4. Eine überreizte Retina beeinflusst die<br />
Wahrnehmung von Flimmerkontrasten<br />
Der folgenden Versuch beginnt wieder mit der „Grau-Eichung“<br />
meiner Probanden. Danach wendet sich jeder der <strong>Ultramarinade</strong><br />
zu und erstellt sein eigenes Flimmerprofil, soll heißen,<br />
dass er sich die Kontraste merkt, die für ihn flimmern, welche<br />
es nicht tun oder welche grenzwertig sind. Es soll festgestellt<br />
werden, welche Veränderung die Wahrnehmung liefert, wenn<br />
die Retina mit einer Primärfarbe geeicht also überreizt wird.<br />
Um das gesamte Gesichtsfeld zu erreichen, benutzen wir dazu<br />
Filterfolien. Wie erwartet konnten alle bestätigen dass die<br />
Flimmerwirkung aufgehoben oder schwächer ist.<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
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<strong>Die</strong> Farbverschiebung hebt die Äquiluminiszenz auf oder<br />
verschiebt sie auf Kontraste, die vorher nicht flimmerten.<br />
Im ersten Versuch wurden die Testpersonen auf Zinnoberrot<br />
geeicht. <strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> besteht aus unterschiedlichen Rot<br />
und Blautönen. <strong>Die</strong> Eichung mit Zinnoberrot ergab eine<br />
Abdunklung oder Abstumpfung der Rotpartien des Bildes. <strong>Die</strong><br />
Blautöne dagegen erfuhren eine Steigerung der Leuchtkraft<br />
oder blieben unbeeinflusst. Nach einer erneuten Eichung auf<br />
Grau wurde der Versuch mit einer Cyan-farbenen Filterfolie<br />
wiederholt. Ebenfalls ließ die Flimmerwirkung nach, wobei sich<br />
die Farb-Helligkeitsverhältnisse umkehrten. Durch das nahezu<br />
komplementäre Verhältnis von Zinnoberrot und Cyan war dies<br />
zu erwarten. Was also ist passiert? <strong>Die</strong> Reizfarbe schafft auf<br />
der Netzhaut die Illusion des Komplementärs. Überreizt man<br />
also die Retina mit Zinnoberrot, antwortet das Gehirn mit Cyan.<br />
Dadurch werden dann die blauen Partien des Bildes in ihrer<br />
Leuchtkraft gesteigert, während rote abstumpfen oder verschwärzlicht<br />
werden. Zinnoberrote Überreizung wirkt also<br />
ähnlich wie ein cyan farbiger Filter. Allgemein formuliert ist<br />
die Überreizung der Retina ähnlich wie die Filterwirkung des<br />
komplementär zur Reizfarbe liegenden Farbwertes.<br />
6. Äquiluminiszenz und Flimmerkontrast<br />
Eine Farbe kann nur an einen einzigen Punkt der Helligkeit mit<br />
einer anderen Farbe äquiluminiszent sein. Durch diese Aussage<br />
wird der Punkt der Äquiluminiszenz ebenso theoretisch wie<br />
reine Farbe oder rein-weißes Licht. Flimmerkontrast kann aber<br />
in der Praxis erstellt werden. Folglich ist nicht jeder Flimmerkontrast<br />
äquiluminiszent, es ist aber anzunehmen, dass bei<br />
Äquiluminiszenz Flimmerwirkung auftritt.<br />
Ein Versuch mit einem ähnlichen Teststreifen wie in Kapitel 2<br />
soll Klarheit schaffen. <strong>Die</strong>ser besteht aus der Grundfarbe<br />
Zinnoberrot, das sich über die gesamte Länge erstreckt.<br />
Weiter hat er Querstreifen aus Ultramarinblau, die verlaufend<br />
von nahezu Weiß bis zu hellem Ultramarin über die ganze<br />
Länge angeordnet sind. Das hellste Blau ist weit heller und das<br />
dunkelste Blau definitiv dunkler als das Zinnoberrot (Abb. 10).<br />
<strong>Die</strong>ser Streifen enthält an einer Stelle sicherlich einen Flimmerkontrast<br />
und damit wohl auch die Äquiluminiszenz. <strong>Die</strong> Stelle,<br />
an der das Flimmern auftritt, wird, wie beschrieben, von subjektiven<br />
Faktoren und der Lichtfarbe beeinflusst. Äquiluminiszenz<br />
ist dadurch praktisch relativiert. Theoretisch wird der Teststreifen<br />
einen Punkt bzw. einen blauen Streifen enthalten, an<br />
dem er mit dem Rot exakt gleich grauwertig ist – äquiluminiszent.<br />
<strong>Die</strong> Bewegungsträgheit des Parvosystems wird den<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 11
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
B<br />
A<br />
C<br />
B<br />
Versuchspersonen helfen, den individuell exakten Flimmerbereich<br />
festzulegen. Jeder Proband bewegt den Streifen<br />
schnell in Längsrichtung hin und her, so dass die blauen<br />
Querstreifen quer zur Bewegungsrichtung verlaufen. Das<br />
Magnosystem erkennt trotz der Bewegung Konturen, wo Helligkeitsunterschiede<br />
bestehen. Es zeigte sich bei den Testpersonen<br />
ein unterschiedlich großer Bereich, in dem die Konturen<br />
wellenähnlich bis zur Unkenntlichkeit verwischten. Verantwortlich<br />
dafür ist der farbenblinde Magnokanal, in dem dieser nahezu<br />
keine Grauabstufungen erkennen kann, und der Parvokanal,<br />
der zwar Farben sieht, aber zu träge ist, um den schnellen<br />
Bewegungen zu folgen. Flimmerwirkung beginnt also im optisch<br />
helleren Bereich, schwillt an bis zum Punkt der Äquiluminiszenz<br />
und fällt dann im dunkleren Bereich wieder ab. Der Blaukeil des<br />
Streifens umfasst 53 Helligkeitsabstufungen. sieben von neun<br />
Personen nannten einen Flimmerbereich von ungefähr 10<br />
Stufen. Dabei lag dieser Bereich um bis zu 10 Stufen verschoben.<br />
<strong>Die</strong> beiden anderen Personen sahen bis zu 34 Stufen des<br />
Blaukeils flimmern bzw. bei Bewegung verwischen. Fazit: Der<br />
Flimmerkontrast umfasst einen Bereich, Äquiluminiszenz findet<br />
sich unter Berücksichtigung aller beeinflussenden Faktoren nur<br />
an einem Punkt. <strong>Die</strong>se Feststellung ist der zentrale Gedanke<br />
der <strong>Ultramarinade</strong>.<br />
A<br />
Abb. 10 Farbteststreifen zur Ermittlung des Flimmerkontrastes. An<br />
Punkt A ist die Äquiluminiszenz zu vermuten, Punkt B und C bezeichnen<br />
Anfang und Ende der Flimmerwirkung.<br />
C<br />
Abb. 11 Im Graustufenstreifen bezeichnet Punkt A die exakt gleiche<br />
Grauwertigkeit. Ab Punkt B und C nimmt man einen eindeutigen<br />
Helligkeitsunterschied wahr. Man würde erwarten, dass die ähnliche<br />
Grauwertigkeit im gleichen Bereich auftritt, wie die Flimmerwirkung in<br />
der Farbversion. <strong>Die</strong>ser unerwartete Unterschied liegt höchstwahrscheinlich<br />
an der computertechnischen Umsetzung und der<br />
Bildschirmdarstellung.<br />
Abb.<br />
10<br />
Abb.<br />
11<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 12
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
7. <strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong><br />
Der vorangegangene Versuch zeigt, dass sich Flimmerkontraste<br />
erstellen lassen, obwohl die Farben nicht genau gleich grauwertig<br />
sind. Für die <strong>Ultramarinade</strong> habe ich in ca. 30 Abstufungen<br />
die dunklere noch flimmernde Farbe gewählt. <strong>Die</strong> farbliche<br />
Grundlage stellen Blau und Rot dar, da sie sich annähernd<br />
komplementär verhalten und in reinem Zustand nahezu gleich<br />
hell sind. Blau kommt in den Schattierungen Türkis bis Blauviolett<br />
vor und Rot erstreckt sich von Orange bis Magenta. <strong>Die</strong><br />
erste Konstante ist Rosa mit einem Grauwert von maximal<br />
zehn Prozent. Daran setze ich den dunkelsten Komplementärpartner,<br />
der noch eindeutig flimmert. Das Verfahren ist ähnlich<br />
wie im letzten Versuch. Es wird ein Blaukeil längs verlaufend an<br />
die erste Konstante Rosa gebracht und das dunkelste Blau aus<br />
dem Flimmerbereich ausgewählt. Um eine möglichst lange<br />
Kontur zu erhalten, setzte ich das erhaltene Blau pixelähnlich<br />
an das Rosa. <strong>Die</strong>se Konturenführung führt zusätzlich für<br />
Irisierung. Bei der nächsten Mischung wird das eben ermischte<br />
Blau zur Konstanten und ein Rotkeil kontrastiert dazu. Auf<br />
diese Weise entsteht jedes Kontrastpaar in der <strong>Ultramarinade</strong>.<br />
So wechseln sich Blau und Rot Flimmerkontraste ab bis zum<br />
Ultramarinblau. Ultramarinblau ist entschieden dunkler als<br />
Rosa, trotzdem flimmert jeder Kontrast. <strong>Die</strong>s bestätigt auf<br />
künstlerische Weise das Ergebnis des vorigen Versuches.<br />
Meine subjektive Wahrnehmung führt zu rund 30 Farbabstufungen,<br />
die eine „Flimmerbrücke“ von der hellsten zur dunkelsten<br />
Farbe der <strong>Ultramarinade</strong> darstellen.<br />
8 Lichtfarbe und die <strong>Ultramarinade</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> wurde bei gleichbleibendem Neonlicht<br />
gemalt, um Farbschwankungen, wie sie das Tageslicht hat, zu<br />
umgehen. Neonlicht weist leichte Gelb- und Rotanteile auf, befindet<br />
sich also von der Lichttemperatur zwischen Tageslicht und<br />
Glühbirnenlicht. Mein Magnosystem nimmt bei diesem Licht in<br />
der <strong>Ultramarinade</strong> einen exakt abgestuften Graukeil wahr.<br />
Durch gelblastiges Glühbirnenlicht entstehen in „<strong>Die</strong> Filterwirkung<br />
des Lichtes“ behandelten Effekte. Blaue Töne werden ins<br />
Komplementär getrieben also verschwärzlicht, während Rot-<br />
Schattierungen ihre volle Leuchtkraft behalten. <strong>Die</strong> Kontraste<br />
der <strong>Ultramarinade</strong> befinden sich scharf an der Grenze des<br />
Flimmerns. Wenn also gelbes Licht die Blautöne abdunkelt,<br />
kann zum angrenzenden helleren Rot kein Flimmern mehr<br />
festgestellt werden, während zum angrenzenden dunkleren<br />
Rot die Flimmerwirkung ansteigt. Das Flimmern wird in die<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 13
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
Abb. 12 Schwarz-weiß Foto bei Neonbeleuchtung<br />
Abb. 13 Farbfoto bei Neonbeleuchtung<br />
Abb. 14 Schwarz-weiß Foto bei Glühbirnenlicht<br />
Abb. 15 Farbfoto bei Glühbirnenlicht<br />
Abb. 16 Schwarz-weiß Foto bei Tageslicht<br />
Abb. 17 Farbfoto bei Tageslicht<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 14
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
Mitte der Flimmerbereichs verschoben, Richtung Äquiluminiszenz.<br />
Das Schwarz-Weiß-Foto bei Glühbirnenlicht (Abb. 14 u.<br />
15) zeigt, dass Hellrot zu Blau-Kontraste unterschiedlichere<br />
Grauwerte aufweisen als Blau-zu-Dunkelrot-Kontraste.<br />
Tageslicht ist blauhaltiger als Neonlicht. Dadurch kehrt sich<br />
eben beschriebener Effekt um. Rot wird verschwärzlicht, Blautöne<br />
behalten ihre Leuchtkraft. <strong>Die</strong> Folge, die helleren Rottöne<br />
werden in Richtung des dunkleren Blaus gefiltert, <strong>Die</strong> Grauwerte<br />
gleichen sich dadurch an und das Flimmern steigert sich.<br />
Bei Kontrasten von Blau zum dunkleren Rot dagegen wird der<br />
Hell-Dunkel-Kontrast vergrößert, Flimmern entfällt. (Abb. 16 u. 17)<br />
Abb. 18 Farbfoto mit zinnoberrotem Filter<br />
9. Primärfarbfilter<br />
Farbfilter aus Primärfarben heben den Flimmerkontrast völlig<br />
auf, wie man in den vorangegangenen Kapiteln gesehen hat.<br />
<strong>Die</strong> Abbildungen 18 bis 24 demonstrieren dies nochmal eindeutig.<br />
Weiter verschaffen sie einen Eindruck von der Wahrnehmung<br />
bei „auf Primärfarbe geeichte“ bzw. überreizter Netzhaut.<br />
Ein Vergleich der Schwarz-Weiß-Abblildungen 12, 14, und 16<br />
mit den Abbildungen 22 und 24 zeigt welchen Einfluß<br />
Primärfarbfilter auf den Hell-Dunkel-Kontrast haben. In den<br />
ersten 3 Fällen kann ein Graukeil erkannt werden, während Abb<br />
22 und 24 schon an ein Schachbrett erinnern.<br />
Abb. 19 Farbfoto mit cyanfarbenem Filter<br />
Abb. 20 Farbfoto mit blauviolettem Filter<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 15
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
Abb. 21 Farbfoto mit grünem Filter<br />
Abb. 22 Schwarz-Weiß Foto mit grünem Filter<br />
Abb. 23 Farbfoto mit ultramarinblauem Filter<br />
Abb. 24 Schwarz-Weiß Foto mit ultramarinblauem<br />
Filter auf Panfilm<br />
10. Der Name<br />
Den Namen „<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong>“ habe ich für dieses Werk<br />
gewählt, weil es mein definiertes Ziel war, von Rosa bis ins<br />
Ultramarin zu „flimmern“. Und eine Marinade will wohl ebenso<br />
exakt abgeschmeckt sein wie die Flimmerkontraste der<br />
<strong>Ultramarinade</strong>.<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 16
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
11. Weiterführende freie Arbeiten<br />
zum Flimmerkontrast<br />
Im Umfeld der <strong>Ultramarinade</strong>, gab es Arbeiten, in denen ich<br />
die gesammelten Erkenntnisse umsetzten und erweiterte.<br />
Lackierung, z.T. mit Neonlack<br />
220 x 100 cm<br />
nach der <strong>Ultramarinade</strong>, 1989<br />
11.1 Deformation geometrischer Formen<br />
Neonfarben haben an sich ein Eigenleuchten, das im normalen<br />
Farbkreis nicht zu finden ist. Der Reiz dieser Arbeit besteht<br />
darin, diese Farben mit ihrem Komplementär in dünnen „deformierten“<br />
Streifen zum Flimmern zu bringen. Dadurch soll die<br />
Flimmerwirkung, der in der <strong>Ultramarinade</strong> beschriebenen<br />
Kontraste, noch übertroffen werden.<br />
<strong>Die</strong> Lackierung wurde in mehreren Schritten vollzogen. Auf die<br />
Schwarz und Weiß vorbehandelte Platte wurden erst die geometrischen<br />
Körper mit Neonlack aufgesprüht. Jede Form weist<br />
zur Mitte hin einen Verlauf von Neonpink über Neonrot nach<br />
Neonorange auf. Darauf wurde mit Folie maskiert und die maximal<br />
flimmernde Komplementärfarbe aufgesprüht. Also sehr<br />
helles Blau zur Mitte hin verlaufend nach hellem Grün.<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 17
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
Das Ergebnis ist verblüffend. <strong>Die</strong> Flimmerwirkung irritiert die<br />
Wahrnehmung derart, dass die eindeutigen Verläufe nicht<br />
mehr wahrgenommen werden. Man erkennt nur rote<br />
Neonfarbe und ein helles Blaugrün.<br />
<strong>Die</strong> oben geführten Untersuchungen zum Flimmerkontrast können<br />
durch dieses Werk um die Erkenntnis bereichert werden,<br />
dass extremes Flimmern die Farbwahrnehmung stören kann.<br />
Es kann so weit gehen, dass zwischen Orange und Pink sowie<br />
zwischen Hellblau und Hellgrün kein Unterschied mehr wahrgenommen<br />
wird.<br />
In der vergrößerten Reproduktion oben sind deutlich die weißen<br />
Konturen zu erkennen, die durch Flimmern und Unschärfe auf<br />
dem Filmmaterial entstehen.<br />
Weitere Perspektiven unter: <strong>Elementarkunst</strong> S 51-52<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 18
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
11.2. <strong>Die</strong> Frau<br />
Tempera, Plaka<br />
110 x 45 cm<br />
nach der <strong>Ultramarinade</strong>, 1989<br />
Freie Umsetzung der Flimmerkontraste,<br />
in Spiel mit Helligkeiten un Intensitäten.<br />
Harald <strong>Kroiss</strong> S 19
<strong>Die</strong> <strong>Ultramarinade</strong> und<br />
der Flimmerkontrast<br />
1989<br />
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<strong>Die</strong> Originalfarben können von der Bildschirmdarstellung oder vom<br />
Ausdruck abweichen.<br />
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Harald <strong>Kroiss</strong> S 20