Gummiindustrie und Kunststoffindustrie in Hessen - Industrieplatz ...
Gummiindustrie und Kunststoffindustrie in Hessen - Industrieplatz ...
Gummiindustrie und Kunststoffindustrie in Hessen - Industrieplatz ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Branchenprofil<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Dr. Claus Bauer<br />
Report Nr. 824<br />
Wiesbaden 2012
E<strong>in</strong>e Veröffentlichung der<br />
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH<br />
Postfach 1811<br />
D-65008 Wiesbaden<br />
Abraham-L<strong>in</strong>coln-Straße 38-42<br />
D-65189 Wiesbaden<br />
Telefon 0611 / 774-81<br />
Telefax 0611 / 774-8313<br />
E-Mail <strong>in</strong>fo@hessen-agentur.de<br />
Internet http://www.hessen-agentur.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Dr. Ra<strong>in</strong>er Waldschmidt<br />
Vorsitzender des Aufsichtsrates:<br />
Dieter Posch,<br />
Hessischer M<strong>in</strong>ister für Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Landesentwicklung<br />
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Belegexemplar erbeten.
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Inhalt<br />
Seite<br />
Vorwort<br />
I<br />
Bedeutung der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im Überblick 1<br />
Beschäftigte 3<br />
Betriebe: Anzahl, räumliche Verteilung <strong>und</strong> bedeutende Unternehmen 4<br />
Umsatz 9<br />
Produktpalette <strong>und</strong> Produktionsschwerpunkte 10<br />
Internationale Verflechtungen 11<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung 14<br />
Ausbildung 16<br />
Ausblick 17
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Vorwort<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />
Chemie <strong>und</strong> Pharma, Automobil-, Metall- <strong>und</strong> Elektro<strong>in</strong>dustrie,<br />
Masch<strong>in</strong>enbau, Gummi <strong>und</strong> Kunststoff, Luft<strong>und</strong><br />
Raumfahrt<strong>in</strong>dustrie – <strong>Hessen</strong>s Wirtschaftskraft<br />
basiert ke<strong>in</strong>eswegs nur auf e<strong>in</strong>em leistungsfähigen<br />
Dienstleistungssektor, sondern traditionell auch auf<br />
starken <strong>in</strong>dustriellen Kernen.<br />
Das Branchenprofil „Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>“, welches die <strong>Hessen</strong> Agentur im Auftrag<br />
me<strong>in</strong>es Hauses erstellt hat, belegt e<strong>in</strong>drucksvoll die<br />
Vielfalt <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit dieser Branche, die <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> über 33.000 Beschäftigten<br />
e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz bietet. Zahlreiche bedeutende Unternehmen der Branche<br />
von Cont<strong>in</strong>ental, Goodyear Dunlop Tyres <strong>und</strong> Pirelli über Kalle <strong>und</strong> Hübner bis h<strong>in</strong><br />
zu Veritas stehen für Qualität „Made <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>“, die sich nicht nur im Inland, sondern<br />
weltweit e<strong>in</strong>er großen Nachfrage erfreut.<br />
Die Landesregierung ist fortwährend bestrebt, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Industrie<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> zu optimieren. So ist beispielsweise die Förderung von Clustern<br />
<strong>und</strong> Netzwerken e<strong>in</strong> wichtiges Handlungsfeld me<strong>in</strong>es Hauses. Ich b<strong>in</strong> der festen Ansicht,<br />
dass die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> steigert <strong>und</strong> Arbeitsplätze schafft – z.B.<br />
<strong>in</strong>dem aus Erkenntnissen der Forschung schneller neue Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
realisiert werden.<br />
Über die vorliegende Veröffentlichung zur Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> h<strong>in</strong>aus<br />
möchte ich Ihnen auch die weiteren Branchenprofile bedeutender hessischer Industriebranchen<br />
empfehlen. Unter www.hessen-agentur.de/gutachten stehen diese<br />
zum Download zur Verfügung.<br />
Ich wünsche Ihnen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Lektüre.<br />
Dieter Posch,<br />
Hessischer M<strong>in</strong>ister für Wirtschaft, Verkehr <strong>und</strong> Landesentwicklung<br />
I
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Bedeutung der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Die Anzahl der Beschäftigten <strong>in</strong> der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> – verstanden<br />
im S<strong>in</strong>ne der „Herstellung von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren“ der amtlichen<br />
Statistik – belief sich <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im Jahr 2010 auf 33.391 Personen. Dies<br />
entspricht e<strong>in</strong>em Anteil an allen Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> von 8,7 % <strong>und</strong> an der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> deutschlandweit<br />
von 9,5 %.<br />
223 Betriebe zählten 2010 <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> zur Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong>. Die<br />
meisten Betriebe s<strong>in</strong>d im Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis ansässig, <strong>in</strong> dem zugleich die meisten<br />
Beschäftigten der Branche ihren Arbeitsplatz haben.<br />
In <strong>Hessen</strong> s<strong>in</strong>d zahlreiche bedeutende Unternehmen der Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffbranche<br />
vertreten. Als Beispiele s<strong>in</strong>d zu nennen: Brita, Cont<strong>in</strong>ental, Goodyear<br />
Dunlop Tyres, Elkamet, Hübner, Kalle, Pirelli, Tucker, Trelleborg <strong>und</strong><br />
Veritas.<br />
Im Jahr 2010 konnte die Branche e<strong>in</strong>en Umsatz <strong>in</strong> Höhe von 6,9 Mrd. Euro erzielen,<br />
was 7,0 % des Umsatzes des Verarbeitenden Gewerbes <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> entspricht.<br />
Differenziert nach Sparten steuerte die Herstellung von Gummiwaren 49,5 %<br />
zum Gesamtumsatz der Branche im Jahr 2010 bei. Auf die Herstellung von<br />
Kunststoffwaren entfielen 50,5 % des Umsatzes. Damit unterscheidet sich die<br />
Spartenstruktur <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> erheblich von der auf B<strong>und</strong>esebene, wo der <strong>Gummi<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
lediglich e<strong>in</strong> Umsatzanteil von 22,1 % zukommt.<br />
<br />
<br />
Die Exportquote der heimischen Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> lag im Jahr<br />
2010 bei 30,7 %, d.h. 2,1 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes von 6,9 Mrd. Euro<br />
s<strong>in</strong>d Auslandsumsatz. Die ausländischen Direkt<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> der hessischen<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> summierten sich zum Jahresende 2009<br />
auf e<strong>in</strong>en Bestand von 1,3 Mrd. Euro.<br />
Im W<strong>in</strong>tersemester 2010/2011 waren an den hessischen Hochschulen <strong>in</strong> den<br />
Fächern Chemie <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>enbau / Verfahrenstechnik 18.377 Studierende<br />
immatrikuliert. Die hessischen Betriebe der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> beschäftigten<br />
im Jahr 2010 1.285 Auszubildende.<br />
1
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> 1 <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>: Wichtige Indikatoren im Überblick<br />
absolut<br />
Anteil am<br />
Verarbeitenden<br />
Gewerbe<br />
<strong>Hessen</strong>s<br />
<strong>in</strong> %<br />
Anteil an<br />
der Gummi<strong>und</strong><br />
<strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
Deutschlands<br />
<strong>in</strong> %<br />
Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
Chemische<br />
<strong>und</strong><br />
Pharmazeutische<br />
Industrie<br />
Zum Vergleich:<br />
Elektro<br />
<strong>in</strong>dustrie<br />
absolut<br />
Masch<strong>in</strong>enbau<br />
Metall<strong>in</strong>dustrie<br />
Beschäftigte (2010) 33.391 8,7 9,5 46.541 57.572 47.125 41.892 49.011<br />
Betriebe (2010) 223 8,1 7,2 73 179 311 372 413<br />
Umsatz<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro, 2010)<br />
Auslandsumsatz<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro, 2010)<br />
FuE-Aufwendungen<br />
(<strong>in</strong> Mio. Euro, 2009)<br />
6.932 7,0 10,4 13.981 23.416 9.770 8.754 14.068<br />
2.127 4,4 8,6 8.134 15.186 4.525 5.299 6.412<br />
165 2 4,0 14,5 1.009 2.011 333 211 164<br />
1 Unter der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> wird im Folgenden – unter Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilung „Herstellung von<br />
Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren“ der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Die Herstellung von Kunststoffen <strong>und</strong> synthetischem<br />
Kautschuk <strong>in</strong> Primärformen ist <strong>in</strong> der Wirtschaftszweigsystematik h<strong>in</strong>gegen Teil der Chemischen Industrie <strong>und</strong> somit Gegenstand des<br />
Branchenprofils „Chemische <strong>und</strong> Pharmazeutische Industrie <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>“.<br />
2 E<strong>in</strong>schließlich Herstellung von Glas <strong>und</strong> Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Erden.<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Stifterverband Wissenschaftsstatistik,<br />
Berechnungen der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Methodische Anmerkung zur neuen Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008<br />
Die Umstellung von der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2003 auf die neue Systematik WZ 2008 br<strong>in</strong>gt auch Auswirkungen für<br />
das vorliegende Branchenprofil zur Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> mit sich. Hierbei s<strong>in</strong>d zwei Aspekte anzuführen:<br />
Erstens hat sich die Abgrenzung der Branche geändert. Zu nennen s<strong>in</strong>d u.a. der Abgang der Herstellung von mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Latex-Handschuhen <strong>und</strong> der Abgang der Herstellung von Leerrohren aus Kunststoffen sowie als Zugang die Herstellung von<br />
Schuhteilen aus Gummi <strong>und</strong> Kunststoff. Damit s<strong>in</strong>d die Wachstumsraten der Jahre 2009 <strong>und</strong> 2010 nur e<strong>in</strong>geschränkt mit denen<br />
des Jahres 2008 <strong>und</strong> früher vergleichbar. Die Veränderung der Branchenabgrenzung des Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> –<br />
<strong>und</strong> damit die Bee<strong>in</strong>trächtigung der Vergleichbarkeit – ist allerd<strong>in</strong>gs deutlich niedriger e<strong>in</strong>zuschätzen als etwa beim Masch<strong>in</strong>enbau<br />
<strong>und</strong> der Elektro<strong>in</strong>dustrie, wo erhebliche Änderungen stattgef<strong>und</strong>en haben.<br />
Zweitens liegen die Angaben zu den Direkt<strong>in</strong>vestitionen noch nicht <strong>in</strong> der neuen WZ 2008 vor.<br />
2
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Beschäftigte<br />
33.391 Beschäftigte hatten im Jahr 2010 ihren Arbeitsplatz <strong>in</strong> der heimischen Gummi-<br />
<strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong>, was 8,7 % der Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> entspricht. 9,5 % aller Beschäftigten der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
b<strong>und</strong>esweit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der hessischen Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
tätig. <strong>Hessen</strong> ist damit nach Bayern, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Baden-Württemberg <strong>und</strong><br />
Niedersachsen der fünftgrößte Gummi- <strong>und</strong> Kunststoff-„Arbeitgeber“ unter den B<strong>und</strong>esländern.<br />
In den Jahren 2006 bis 2008 ähnelt die Beschäftigungsentwicklung der<br />
Branche weitgehend dem Muster des Verarbeitenden Gewerbes. Die Ende des Jahres<br />
2008 e<strong>in</strong>setzende weltweite Wirtschafts- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzkrise konnte nicht ohne<br />
Auswirkungen auf die Beschäftigung <strong>in</strong> der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> bleiben:<br />
So zählte die Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> 2009 <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 6,3 % weniger Beschäftigte<br />
als noch e<strong>in</strong> Jahr zuvor (Deutschland: -5,5 %). Außerordentlich schnell<br />
wurde der Beschäftigungsabbau jedoch gestoppt, ja sogar die Zahl der Beschäftigten<br />
wieder erhöht, wie das Plus von 3,6 % im Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr<br />
zeigt.<br />
Entwicklung der Beschäftigung <strong>in</strong> der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> sowie<br />
im Verarbeitenden Gewerbe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Deutschland 2006 – 2010*<br />
<strong>in</strong> % zum<br />
Vorjahr<br />
6<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
<strong>in</strong> % zum<br />
Vorjahr<br />
6<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
4<br />
4<br />
2<br />
2<br />
0<br />
0<br />
-2<br />
-2<br />
-4<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
Beschäftigte 2010 (<strong>in</strong> 1.000):<br />
<strong>Hessen</strong> 33,4<br />
Deutschland 352,8<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
-6<br />
-8<br />
Beschäftigte 2010 (<strong>in</strong> 1.000):<br />
<strong>Hessen</strong> 384,0<br />
Deutschland 5.642,0<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
* Die Vergleichbarkeit der Wachstumsraten ab 2009 mit den Wachstumsraten 2008 <strong>und</strong> früher ist aufgr<strong>und</strong> der Umstellung<br />
der Wirtschaftszweigsystematik nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich.<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
3
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Betriebe: Anzahl, räumliche Verteilung <strong>und</strong> bedeutende Unternehmen<br />
223 Betriebe zählte die hessische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> im Jahr 2010<br />
(2009: 224 Betriebe), wovon 193 Betriebe auf die Herstellung von Kunststoffwaren<br />
entfallen. 30 Betriebe s<strong>in</strong>d der Herstellung von Gummiwaren zuzuordnen. Bei 40 der<br />
Betriebe handelt es sich um Großbetriebe, d.h. um Betriebe, <strong>in</strong> denen 250 <strong>und</strong><br />
mehr Beschäftigte ihren Arbeitsplatz haben. 55,7 % der Beschäftigten der Branche<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Großbetrieben tätig <strong>und</strong> erzielen 63,8 % des Branchenumsatzes. Die Größenstruktur<br />
der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong>sgesamt – gemessen an der Bedeutung<br />
dieser Großbetriebe – entspricht damit <strong>in</strong> etwa der des Verarbeitenden<br />
Gewerbes. Innerhalb der Branche ist festzustellen, dass die Konzentration von Umsatz<br />
<strong>und</strong> Beschäftigung auf Großbetriebe <strong>in</strong> der <strong>Gummi<strong>in</strong>dustrie</strong> beträchtlich höher<br />
ausfällt als <strong>in</strong> der <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong>.<br />
Größenstruktur der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>und</strong> des Verarbeitenden Gewerbes <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
im Jahr 2010 – Anteil der Großbetriebe* an Zahl der Betriebe, Beschäftigten <strong>und</strong> Umsatz<br />
Betriebe<br />
10,8<br />
10,0<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
Beschäftigte<br />
55,7<br />
59,7<br />
Umsatz<br />
63,8<br />
70,2<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Anteil <strong>in</strong> %<br />
* Betriebe mit 250 <strong>und</strong> mehr Beschäftigten<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Entsprechend diesem Strukturmerkmal der Branche s<strong>in</strong>d auch die regionalen<br />
Schwerpunkte der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im Wesentlichen auf<br />
die <strong>Gummi<strong>in</strong>dustrie</strong> zurückzuführen: 1<br />
1 E<strong>in</strong> unmittelbarer Vergleich der im nachfolgenden Text gemachten Angaben mit der vorstehenden Tabelle ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene<br />
zugr<strong>und</strong>e, während sich die Angaben im Text weitgehend auf Unternehmen beziehen. Zweitens ist <strong>in</strong>sbesondere bei<br />
breitem Produktspektrum nicht immer zweifelsfrei erkennbar, welcher Branche e<strong>in</strong> Unternehmen zuzuordnen ist (z.B.<br />
Chemie oder Gummi / Kunststoff bzw. Masch<strong>in</strong>enbau oder Elektrotechnik).<br />
4
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Regionale Verteilung der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im Jahr 2010<br />
Verwaltungsbezirk Betriebe Beschäftigte*<br />
Regierungsbezirk Darmstadt 130 18.249<br />
Darmstadt, Wissenschaftsstadt 1 n.a.<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Stadt 1 n.a.<br />
Offenbach am Ma<strong>in</strong>, Stadt 0 0<br />
Wiesbaden, Landeshauptstadt 3 1.373<br />
Bergstraße 21 1.672<br />
Darmstadt-Dieburg 16 1.999<br />
Groß-Gerau 3 202<br />
Hochtaunuskreis 3 248<br />
Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis 25 6.041<br />
Ma<strong>in</strong>-Taunus-Kreis 2 n.a.<br />
Odenwaldkreis 15 3.905<br />
Landkreis Offenbach 17 783<br />
Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreis 11 947<br />
Wetteraukreis 12 604<br />
Regierungsbezirk Gießen 40 4.407<br />
Gießen 8 802<br />
Lahn-Dill-Kreis 8 1.161<br />
Limburg-Weilburg 7 478<br />
Marburg-Biedenkopf 11 1.457<br />
Vogelsbergkreis 6 509<br />
Regierungsbezirk Kassel 53 10.735<br />
Kassel, documenta-Stadt 4 227<br />
Fulda 8 2.241<br />
Hersfeld-Rotenburg 4 389<br />
Landkreis Kassel 7 1.309<br />
Schwalm-Eder-Kreis 7 859<br />
Waldeck-Frankenberg 14 4.934<br />
Werra-Meißner-Kreis 9 776<br />
* n.a. bedeutet, dass die Angabe wegen Geheimhaltung gesperrt wurde.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt.<br />
Differenziert nach Regionen weist Südhessen die meisten Betriebe wie auch die<br />
meisten Beschäftigten <strong>in</strong> der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> auf. So ist der Ma<strong>in</strong>-<br />
K<strong>in</strong>zig-Kreis der Hauptstandort der Branche <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. E<strong>in</strong>es der größten Unternehmen<br />
der Branche ist die Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH mit Sitz <strong>in</strong> Hanau.<br />
Mehr als 2.000 Beschäftigte zählt der Standort, der nicht nur der Hauptsitz des<br />
Unternehmens <strong>in</strong> Deutschland ist, sondern neben dem Reifenwerk zudem noch die<br />
Europäische Dunlop Entwicklungszentrale beheimatet. Nur etwas kle<strong>in</strong>er ist die Veritas<br />
AG <strong>in</strong> Gelnhausen, die etwa 1.700 Mitarbeiter vor Ort beschäftigt. Produkte der<br />
5
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Fluidtechnik sowie der Spritzgießtechnik für die Automobil<strong>in</strong>dustrie werden dort hergestellt.<br />
Weitere große Anbieter der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> im Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-<br />
Kreis s<strong>in</strong>d die Key Plastics Germany GmbH <strong>in</strong> Wächtersbach, die mit 450 Beschäftigten<br />
Fahrzeugteile <strong>und</strong> -systeme fertigt, die ALSA GmbH <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>au – Europas führender<br />
Hersteller von Laufsohlen <strong>und</strong> Fußbettungen – mit über 300 Beschäftigten<br />
am Standort sowie die WOCO Industrietechnik GmbH <strong>in</strong> Bad Soden-Salmünster<br />
(r<strong>und</strong> 500 Mitarbeiter vor Ort), die zugleich die Unternehmenszentrale der weltweit<br />
tätigen WOCO-Gruppe ist, die im Bereich Akustik, Aktuatorik <strong>und</strong> Polymertechnik<br />
Produkte <strong>in</strong>sbesondere für die Automobil<strong>in</strong>dustrie herstellt. Ebenfalls <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>au ansässig<br />
s<strong>in</strong>d die Anvis Deutschland GmbH (150 Mitarbeiter <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>au), die Anti-<br />
Vibrations-Systeme u.a. für die Automobil<strong>in</strong>dustrie fertigt, sowie die Sico D. & E. Simon<br />
GmbH (ca. 130 Beschäftigte am Stammsitz), e<strong>in</strong> Hersteller von technischen<br />
Gummiformteilen.<br />
Der Odenwaldkreis – genauer gesagt Breuberg im Odenwald – ist ebenfalls e<strong>in</strong> traditionell<br />
bedeutender Standort der <strong>Gummi<strong>in</strong>dustrie</strong>. Dort bef<strong>in</strong>det sich die Zentrale<br />
der Pirelli Deutschland GmbH, das neben Mailand wichtigste Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungszentrum<br />
für PKW-Reifen des Pirelli-Konzerns sowie e<strong>in</strong>e große Produktionsstätte<br />
für PKW- <strong>und</strong> LKW-Reifen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen dort<br />
etwa 2.300 Personen. Unmittelbar neben Pirelli, im ehemaligen Metzeler Werk für<br />
Motorradreifen, s<strong>in</strong>d mehrere Unternehmen der Trelleborg Group ansässig, die u.a.<br />
Reifen für die Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft produzieren. In Erbach bef<strong>in</strong>det sich zudem<br />
e<strong>in</strong> Vertriebsstandort der Trelleborg Group, die damit <strong>in</strong> der Region etwa 700 Beschäftigte<br />
zählt. E<strong>in</strong> weit über die Grenzen <strong>Hessen</strong>s h<strong>in</strong>aus bekanntes Unternehmen<br />
der <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> im Odenwald ist die Koziol >> ideas for friends GmbH (ca.<br />
180 Mitarbeiter), ebenfalls <strong>in</strong> Erbach ansässig, die hochwertige Designprodukte<br />
„100% Made <strong>in</strong> Odenwald“ herstellt <strong>und</strong> weltweit vertreibt. Als weiteres Unternehmen<br />
der Branche im Odenwald ist die Röchl<strong>in</strong>g Oertl Kunststofftechnik GmbH <strong>in</strong><br />
Brensbach zu nennen, die mit r<strong>und</strong> 150 Mitarbeitern vor allem Kunststoffspritzgussteile<br />
fertigt.<br />
Im benachbarten Landkreis Bergstraße ist der weltweit tätige Parker Hannif<strong>in</strong> Konzern<br />
vertreten: Mit der Parker Hannif<strong>in</strong> Manufactur<strong>in</strong>g Germany GmbH & Co. KG bef<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>in</strong> Lampertheim der Sitz der Polyflex Division Europe, der zugleich<br />
Fertigungse<strong>in</strong>richtung ist. Die Division stellt Hoch- <strong>und</strong> Höchstdruckschläuche aus<br />
Thermoplasten her <strong>und</strong> ist <strong>in</strong> Lampertheim Arbeitgeber für r<strong>und</strong> 150 Beschäftigte.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> größeres mittelständisches Unternehmen im Landkreis Bergstraße<br />
ist die Sanner GmbH <strong>in</strong> Bensheim – r<strong>und</strong> 220 Beschäftigte produzieren dort<br />
hochwertige Kunststoffverpackungen <strong>und</strong> Komponenten für Pharma-, Mediz<strong>in</strong>- <strong>und</strong><br />
Haushaltsprodukte. Zu nennen ist ebenfalls die ISL Schaumstoff-Technik GmbH <strong>in</strong><br />
Viernheim, die mit 170 Beschäftigten vor Ort technische Produktlösungen <strong>und</strong> Verpackungen<br />
aus Schaumstoff entwickelt <strong>und</strong> fertigt.<br />
6
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist ebenfalls Standort der heimischen Gummi<strong>und</strong><br />
<strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong>: So s<strong>in</strong>d hier der Wursthüllen- <strong>und</strong> Schwammtuchhersteller<br />
Kalle GmbH mit r<strong>und</strong> 750 Mitarbeitern, die Mitsubishi Polyester Film GmbH – e<strong>in</strong><br />
Produzent von Polyesterfolien – mit 500 Beschäftigten <strong>und</strong> die Constantia Ebert<br />
GmbH (130 Beschäftigte), die sich als Spezialist für alle Verpackungen „r<strong>und</strong> um<br />
das Bonbon“ präsentiert, ansässig.<br />
Weitere bedeutende Unternehmen der Branchen <strong>in</strong> Südhessen s<strong>in</strong>d u.a. der Tischwasserfilterhersteller<br />
Brita GmbH <strong>in</strong> Taunusste<strong>in</strong> (über 500 Beschäftigte am dortigen<br />
Hauptsitz), die Resopal GmbH <strong>in</strong> Groß-Umstadt (mehr als 600 Mitarbeiter) – Hersteller<br />
des gleichnamigen Schichtstoffes –, der Produzent von Autositzen Proseat<br />
GmbH & Co. KG <strong>in</strong> Mörfelden-Walldorf (Unternehmenszentrale) <strong>und</strong> Rüsselsheim<br />
(Produktionsstandort) mit etwa 200 Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>, der Verpackungsspezialist<br />
Schlaadt-Plastics GmbH <strong>in</strong> Lorch (über 200 Beschäftigte), die Polytec<br />
Thermoplast GmbH aus Idste<strong>in</strong>, welche mit ebenfalls gut 200 Mitarbeitern Kunststoffkomponenten<br />
für den Automotivebereich fertigt, die GESA Form + Funktion<br />
Displaybau GmbH <strong>in</strong> Dreieich, die mit 450 Beschäftigten weltweit Displays <strong>und</strong> Warenträger<br />
für die Kosmetik- <strong>und</strong> Verbrauchsgüter<strong>in</strong>dustrie herstellt, die Deutsche<br />
Präzisionsventil GmbH <strong>in</strong> Hattersheim (r<strong>und</strong> 250 Beschäftigte), die Aero Pump<br />
GmbH <strong>in</strong> Hochheim, Hersteller von Applikationssystemen für die Pharma<strong>in</strong>dustrie<br />
(180 Beschäftigte), die ETG Elastomer-Technik Gedern im Wetterau-Kreis, die mit<br />
r<strong>und</strong> 150 Beschäftigten Elastomerteile für die Auto<strong>in</strong>dustrie produziert, sowie die<br />
Riegler GmbH & Co. KG <strong>in</strong> Ober-Ramstadt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Mühltal (Landkreis Darmstadt-<br />
Dieburg), welche mit ebenfalls etwa 150 Beschäftigten Mediz<strong>in</strong>produkte <strong>und</strong> Kosmetikpackmittel<br />
aus Kunststoff fertigt.<br />
In Mittelhessen s<strong>in</strong>d die meisten Beschäftigten der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
im Landkreis Marburg-Biedenkopf tätig. Biedenkopf ist der Sitz der Elkamet Kunststofftechnik<br />
GmbH, die im benachbarten Dautphetal noch e<strong>in</strong>en weiteren Standort<br />
unterhält. Elkamet produziert Spezialprofile, Kraftstoffbehälter für Fahrzeuge sowie<br />
Leuchtenkörper aus Kunststoff <strong>und</strong> beschäftigt an den beiden Standorten <strong>in</strong>sgesamt<br />
550 Mitarbeiter. In Dautphetal ist auch die Zentrale der Firmengruppe Roth Industries<br />
GmbH & Co. KG ansässig, die weltweit etwa 1.100 Mitarbeiter zählt. Am Standort<br />
werden im größten Unternehmen der Gruppe, der Roth Werke GmbH, im<br />
Bereich Gebäude- <strong>und</strong> Kunststofftechnik verschiedenste Produkte von Heiz- <strong>und</strong><br />
Kühlsystemen über Komplettduschen bis h<strong>in</strong> zu Behältersystemen produziert.<br />
Doch nicht nur im Landkreis Marburg-Biedenkopf produzieren <strong>in</strong> Mittelhessen Unternehmen<br />
der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong>. So z.B. stellt <strong>in</strong> Gießen <strong>und</strong> L<strong>in</strong>den<br />
(Landkreis Gießen) die Tucker GmbH Befestigungselemente aller Art für die Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
her <strong>und</strong> ist Arbeitgeber für 520 Beschäftigte. Gießen ist auch Sitz der<br />
zur Veritas-Gruppe gehörenden Poppe GmbH & Co. KG, die Dichtungen <strong>und</strong> Profile<br />
7
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
aus Elastomeren fertigt. Kunststoffprodukte aus den Bereichen Automotive, Haus<strong>und</strong><br />
Heiztechnik stellen das Portfolio der Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik<br />
<strong>und</strong> Formenbau aus Dillenburg dar, die – mit dem Zweitwerk <strong>in</strong> Polen – <strong>in</strong>sgesamt<br />
r<strong>und</strong> 800 Beschäftigte hat. In Mengerskirchen (Landkreis Limburg-Weilburg) ist die<br />
Zentrale der Beck & Heun GmbH – Marktführer <strong>in</strong> der Herstellung von Rolladenkasten-Systemen.<br />
Hier arbeiten 130 der <strong>in</strong>sgesamt 280 Mitarbeiter der Beck & Heun<br />
GmbH. Und <strong>in</strong> Schotten im Vogelsbergkreis stellt die A. Schüth GmbH & Co. KG mit<br />
ebenfalls 130 Mitarbeitern Dichtungen <strong>und</strong> Stanzteile her.<br />
Knapp die Hälfte aller <strong>in</strong> der amtlichen Statistik für Nordhessen ausgewiesenen<br />
Beschäftigten der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> arbeitet <strong>in</strong> Betrieben im Landkreis<br />
Waldeck-Frankenberg. So zählt Korbach zu den größten Standorten der Branche <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong>. Im dortigen Reifenwerk beschäftigt der Cont<strong>in</strong>ental Konzern über 3.000<br />
Beschäftigte, die Reifen <strong>und</strong> Schläuche aller Art vom Industriereifen über PKW- <strong>und</strong><br />
Nutzfahrzeugreifen bis h<strong>in</strong> zum Fahrradschlauch fertigen. E<strong>in</strong> weiteres Unternehmen<br />
im Landkreis Waldeck-Frankenberg ist die HEWI He<strong>in</strong>rich Wilke GmbH (<strong>in</strong>sgesamt<br />
600 Mitarbeiter), die im benachbarten Bad Arolsen ihren Hauptsitz hat. Das<br />
Unternehmen produziert Beschläge, Sanitärprodukte <strong>und</strong> Produkte für Barrierefreies<br />
Wohnen. Ebenfalls <strong>in</strong> Bad Arolsen ist die ALMO-Erzeugnisse Erw<strong>in</strong> Busch GmbH<br />
(mehr als 300 Beschäftigte vor Ort) ansässig, e<strong>in</strong>e der weltweit führenden Lieferanten<br />
für E<strong>in</strong>malspritzen.<br />
Der überwiegende Teil der Beschäftigten der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> im<br />
Landkreis Fulda arbeitet im Reifenwerk <strong>in</strong> Fulda (zu Goodyear Dunlop Tires Germany<br />
GmbH gehörend), wo etwa 1.500 Mitarbeiter PKW- <strong>und</strong> LKW-Reifen der gleichnamigen<br />
Marke produzieren. Nicht weit entfernt von Fulda – <strong>in</strong> Eichenzell – stellt die<br />
KCL GmbH Schutzhandschuhe aller Art her. Insgesamt 200 Personen s<strong>in</strong>d dort <strong>in</strong><br />
der Firmenzentrale <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Produktion tätig.<br />
In <strong>und</strong> um Kassel s<strong>in</strong>d ebenfalls Unternehmen der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
ansässig. An erster Stelle ist die Hübner GmbH <strong>in</strong> Kassel zu nennen, <strong>in</strong> deren drei<br />
Werken vor Ort 900 Beschäftigte e<strong>in</strong>e umfangreiche Produktpalette aus Gummi <strong>und</strong><br />
Kunststoff von Faltenbälgen bis Stoßstangen herstellt. Kassel ist zudem Unternehmenssitz<br />
der Technoform Caprano + Brunnhofer GmbH, d.h. der Hold<strong>in</strong>g der Technoform<br />
Gruppe, die weltweit über 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Wichtige Produktionsstätten<br />
der Gruppe bef<strong>in</strong>den sich unmittelbar vor der Stadtgrenze Kassels:<br />
In Fuldabrück die Technoform Bautec Kunststoffprodukte GmbH (Isolierprofile für<br />
die Bau<strong>in</strong>dustrie), <strong>in</strong> Lohfelden die Technoform Glass Insulation GmbH (thermische<br />
isolierende Komponenten für Fensterrahmen) <strong>und</strong> ebenfalls <strong>in</strong> Lohfelden die Technoform<br />
Kunststoffprofile GmbH, das größte Unternehmen der Gruppe. Ebenfalls <strong>in</strong><br />
Kassel ansässig ist der WEGU-Konzern, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Werk <strong>in</strong> Kassel über 200<br />
Beschäftigte <strong>in</strong> den Bereichen Leichtbau <strong>und</strong> Schw<strong>in</strong>gungsdämpfung beschäftigt.<br />
8
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
Weitere Unternehmen der Branche <strong>in</strong> Nordhessen s<strong>in</strong>d u.a. die Friedola Gebr. Holzapfel<br />
GmbH <strong>in</strong> Me<strong>in</strong>hard (Werra-Meißner-Kreis), die mit über 300 Beschäftigten u.a.<br />
Heimtextilien <strong>und</strong> Freizeitartikel herstellt, die Horn & Bauer GmbH & Co. KG <strong>in</strong><br />
Schwalmstadt (mehr als 200 Mitarbeiter) – Spezialist für die Herstellung <strong>und</strong> Veredelung<br />
von Kunststofffolien für Verpackungszwecke, die ebenfalls im Schwalm-<br />
Eder-Kreis (Spangenberg) ansässige Vola Plast GmbH & Co. KG, die r<strong>und</strong> 120 Mitarbeiter<br />
beschäftigt <strong>und</strong> Präzisionsformteile <strong>in</strong> Kunststoff vor allem für die Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
fertigt, sowie die Gies GmbH & Co. Kunststoffwerk KG <strong>in</strong> Niederaula<br />
(Landkreis Hersfeld-Rotenburg), die mit r<strong>und</strong> 150 Mitarbeitern Haushaltsprodukte<br />
aus Kunststoff herstellt.<br />
Umsatz<br />
Die hessische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> erwirtschaftete im Jahr 2010 e<strong>in</strong>en<br />
Umsatz <strong>in</strong> Höhe von 6,9 Mrd. Euro. 10,4 % des Branchenumsatzes deutschlandweit<br />
werden von der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> erzielt. Damit liegt <strong>Hessen</strong><br />
<strong>in</strong> der Rangliste der B<strong>und</strong>esländer h<strong>in</strong>ter Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Bayern, Baden-<br />
Württemberg <strong>und</strong> Niedersachsen auf dem fünften Platz. Im Vergleich etwa zum Masch<strong>in</strong>enbau,<br />
<strong>in</strong> dem der „Spitzenreiter“ Baden-Württemberg e<strong>in</strong>en mehr als sechsmal<br />
so hohen Umsatz als der hessische Masch<strong>in</strong>enbau erwirtschaftet, fällt die<br />
räumliche Konzentration der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> deutlich ger<strong>in</strong>ger aus:<br />
Die nordrhe<strong>in</strong>-westfälische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> erzielt nur knapp doppelt<br />
soviel Umsatz wie die Branche <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>.<br />
In den Jahren 2006 <strong>und</strong> 2007 konnte die heimische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
jeweils ihren Umsatz steigern – die Wachstumsraten blieben jedoch h<strong>in</strong>ter denen<br />
der Branche <strong>in</strong>sgesamt zurück. Im Jahr 2008, als <strong>in</strong> etlichen hessischen Industriebranchen<br />
(z.B. Metall<strong>in</strong>dustrie, Elektro<strong>in</strong>dustrie) noch Umsatzgew<strong>in</strong>ne realisiert wurden,<br />
stagnierten <strong>in</strong> der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> bereits die Umsätze. Dies<br />
gilt sowohl für <strong>Hessen</strong> als auch für die Branche auf B<strong>und</strong>esebene. Im Zuge der weltweiten<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzkrise s<strong>in</strong>d dann B<strong>in</strong>nennachfrage wie auch – sogar<br />
noch etwas stärker – Bestellungen aus dem Ausland deutlich zurück gegangen. Das<br />
Ergebnis ist e<strong>in</strong> Umsatzm<strong>in</strong>us <strong>in</strong> der heimischen Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
von 9,2 % gegenüber dem Vorjahr 2008, womit der Rückgang ger<strong>in</strong>ger als im<br />
Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (-13,2 %) <strong>und</strong> ebenfalls ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong><br />
der Branche auf B<strong>und</strong>esebene (-18,3 %) ausfällt. Gestützt auf die sehr erfreuliche<br />
Entwicklung des Inlandsumsatzes, die den schwachen Umsatz mit dem Ausland<br />
überkompensierte, konnte die hessische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> jedoch bereits<br />
2010 wieder e<strong>in</strong> deutliches Umsatzplaus erzielen – <strong>und</strong> zwar um 14,1 %. Damit<br />
zählt die Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> zu den wenigen Industriebranchen, <strong>in</strong> denen<br />
die Wachstumsrate 2010 höher ausfällt als das M<strong>in</strong>us im Jahr 2009.<br />
9
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Umsatzentwicklung <strong>in</strong> der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> sowie im Verarbeitenden Gewerbe<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Deutschland 2006 - 2010*<br />
<strong>in</strong> % zum<br />
Vorjahr<br />
15<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
<strong>in</strong> %<br />
zum<br />
15<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
0<br />
0<br />
-5<br />
-5<br />
-10<br />
-10<br />
-15<br />
-20<br />
Umsatz 2010 (<strong>in</strong> Mrd. Euro):<br />
<strong>Hessen</strong> 6,9<br />
Deutschland 66,6<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
-15<br />
-20<br />
Umsatz 2010 (<strong>in</strong> Mrd. Euro):<br />
<strong>Hessen</strong> 99,7<br />
Deutschland 1.562,0<br />
2006 2007 2008 2009 2010<br />
* Die Vergleichbarkeit der Wachstumsraten ab 2009 mit den Wachstumsraten 2008 <strong>und</strong> früher ist aufgr<strong>und</strong> der Umstellung<br />
der Wirtschaftszweigsystematik nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich.<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Produktpalette <strong>und</strong> Produktionsschwerpunkte<br />
Die heimische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> fertigt e<strong>in</strong> außerordentlich breites<br />
Spektrum an Produkten, die im Wesentlichen als Vorleistungsgüter an andere Unternehmen<br />
abgesetzt werden <strong>und</strong> aber zum Teil auch den Privaten Haushalten als<br />
Gebrauchsgüter (z.B. Haushaltswaren) dienen. Zu den wichtigsten Anwendungsbereichen<br />
der Erzeugnisse zählen der Fahrzeugbau, Verpackungen aller Art <strong>und</strong> das<br />
Baugewerbe. Zum Teil s<strong>in</strong>d auch andere Unternehmen der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
K<strong>und</strong>e, die Halbzeuge weiterverarbeiten. Sowohl die Vielfalt der Erzeugnisse<br />
als auch ihre vielfältigen E<strong>in</strong>satzgebiete erschweren e<strong>in</strong>e Systematisierung.<br />
Aus der umseitigen Tabelle geht die Untergliederung der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
gemäß der amtlichen Statistik hervor, wobei für das Jahr 2010 lediglich auf<br />
B<strong>und</strong>esebene tief gegliederte Daten zur Verfügung stehen. Jeweils etwa die Hälfte<br />
des Umsatzes der Branche <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> entfällt auf die Herstellung von Gummiwaren<br />
(49,5 %), d.h. Produkten aus synthetischem oder aus natürlichem Kautschuk, bzw.<br />
auf die Herstellung von Kunststoffwaren (50,5 %). Damit unterscheidet sich die<br />
Struktur der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> erheblich von der auf B<strong>und</strong>esebene,<br />
wo der Umsatz überwiegend (77,9 %) mit der Produktion von Kunststoffwaren erzielt<br />
wird. Wie die Ergebnisse der Vorjahre <strong>und</strong> die bereits angeführten Unterneh-<br />
10
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
men der Branche <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> zeigen, ist dieser Unterschied auf die Reifen<strong>in</strong>dustrie<br />
zurückzuführen, die <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> sehr stark vertreten ist. In <strong>Hessen</strong> werden Reifen aller<br />
Art hergestellt – von PKW-Reifen, LKW-Reifen <strong>und</strong> Motorradreifen über Reifen<br />
für <strong>in</strong>dustrielle E<strong>in</strong>satzzwecke bis h<strong>in</strong> zu Reifen für Landwirtschaft <strong>und</strong> Fahrräder. Zu<br />
den so genannten sonstigen Gummiwaren zählen u.a. Schläuche, Dichtungen (z.B.<br />
Profile <strong>und</strong> R<strong>in</strong>ge) <strong>und</strong> Schuhteile aus Gummi. Die Herstellung von Kunststoffwaren<br />
(3,5 Mrd. Euro Umsatz <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im Jahr 2010) umfasst die Produktion von Halbfertig-<br />
oder Fertigwaren durch Verfahren wie Formpressen, Extrudieren <strong>und</strong> Spritzgießen.<br />
Die Herstellung von Platten, Folien, Schläuchen <strong>und</strong> Profilen aus Kunststoff ist<br />
erfahrungsgemäß hierbei die umsatzstärkste Untergruppe. Der Herstellung von Verpackungsmitteln<br />
aus Kunststoffen (z.B. Beutel, Folien, Flaschen) sowie den Baubedarfsartikeln<br />
aus Kunststoff (Türen, Fenster, Rollläden, Tanks, Bodenbeläge,<br />
Dämmstoffe etc.) kommt e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Stellenwert zu. Die „sonstigen Kunststoffwaren“<br />
schließlich umfassen e<strong>in</strong>e breite Palette an Erzeugnissen, die von Haushaltsartikeln<br />
<strong>und</strong> Toilettenartikeln über Büro- <strong>und</strong> Schulbedarf bis h<strong>in</strong> zu Möbelbeschlägen<br />
reichen.<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong>: Umsatz nach Sparten <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Deutschland im Jahr 2010<br />
Herstellung von ...<br />
<strong>Hessen</strong>*<br />
Deutschland<br />
<strong>in</strong> Mio. Euro <strong>in</strong> % <strong>in</strong> Mio. Euro <strong>in</strong> %<br />
Gummiwaren 3.429 49,5 14.708 22,1<br />
Bereifungen <strong>und</strong> R<strong>und</strong>erneuerung von Bereifungen n.a. n.a. 6.203 9,3<br />
sonstigen Gummiwaren n.a. n.a. 8.505 12,8<br />
Kunststoffwaren 3.503 50,5 51.902 77,9<br />
Platten, Folien usw. aus Kunststoffen n.a. n.a. 18.472 27,7<br />
Verpackungsmitteln aus Kunststoffen n.a. n.a. 7.514 11,3<br />
Baubedarfsartikeln aus Kunststoffen n.a. n.a. 6.489 9,7<br />
sonstigen Kunststoffwaren n.a. n.a. 19.427 29,2<br />
Insgesamt 6.932 100,0 66.610 100,0<br />
*n.a. bedeutet, dass die Angabe wegen Geheimhaltung gesperrt wurde.<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Internationale Verflechtungen<br />
Der hessische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> erzielte im Jahr 2010 e<strong>in</strong>en Umsatz<br />
von 6,9 Mrd. Euro. Hiervon entfielen 2,1 Mrd. Euro auf den Umsatz mit dem Ausland,<br />
was e<strong>in</strong>er Exportquote 2 von 30,7 % (Deutschland: 36,9 %) entspricht. Im Vergleich<br />
zum Verarbeitenden Gewerbe, bei dem die Exportquote <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 48,6 %<br />
(Deutschland: 44,6 %) beträgt, ist die Exportorientierung bei der heimischen Gummi-<br />
<strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> deutlich ger<strong>in</strong>ger, wobei die Exportquote des Bereichs<br />
2 Die Exportquote gibt den Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz an.<br />
11
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Herstellung von Gummiwaren (26,3 %) nochmals unter der der Branche <strong>in</strong>sgesamt<br />
liegt.<br />
Hessischer Außenhandel 1 mit Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren im Jahr 2010<br />
Import 2 Export 2<br />
<strong>in</strong> Mio. Euro Anteil <strong>in</strong> % <strong>in</strong> Mio. Euro Anteil <strong>in</strong> %<br />
Insgesamt 2.061 100,0 Insgesamt 2.571 100,0<br />
wichtigste Handelspartner<br />
Tschechische Rep. 271 13,2 Frankreich 237 9,2<br />
Italien 191 9,3 Vere<strong>in</strong>igtes Königreich 205 8,0<br />
Frankreich 158 7,7 Italien 191 7,4<br />
1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren h<strong>in</strong>aus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse,<br />
die erst verhältnismäßig ger<strong>in</strong>g bearbeitet s<strong>in</strong>d, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist e<strong>in</strong>e<br />
Zuordnung zu e<strong>in</strong>em bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich.<br />
2 Import <strong>und</strong> Export werden auf B<strong>und</strong>esländerebene nach zwei unterschiedlichen Konzepten (General- bzw. Spezialhandel)<br />
erfasst. E<strong>in</strong>e Saldierung der E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausfuhrwerte ist deshalb nicht statthaft.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Im Jahr 2010 importierte <strong>Hessen</strong> Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren im Wert von<br />
2,1 Mrd. Euro. Die Tschechische Republik – <strong>in</strong> der die Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffbranche<br />
zu den am dynamischsten wachsenden Wirtschaftszweigen zählt – war das bedeutendste<br />
Lieferland. Es folgen Italien <strong>und</strong> Frankreich. Insgesamt gesehen stellten<br />
Gummi- <strong>und</strong> Kunststofferzeugnisse 3,0 % der gesamten hessischen E<strong>in</strong>fuhr von<br />
Fertigwaren des Jahres 2010.<br />
Der Wert der aus <strong>Hessen</strong> exportierten Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren belief sich auf<br />
2,6 Mrd. Euro. Größter Abnehmer war Frankreich vor dem Vere<strong>in</strong>igten Königreich<br />
<strong>und</strong> Italien. 5,0 % der hessischen Fertigwarenausfuhren des Jahres 2010 bestanden<br />
aus Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren.<br />
Direkt<strong>in</strong>vestitionen 3 s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiterer wesentlicher Indikator für die <strong>in</strong>ternationale<br />
Verflechtung e<strong>in</strong>er Branche. Auf lediglich 60 Mio. Euro belief sich der Direkt<strong>in</strong>vestitionsbestand<br />
der hessischen Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> im Ausland zum Jahresende<br />
2009. Im Gegenzug hatte das Ausland zum Jahresende 2009 e<strong>in</strong> Vielfaches<br />
dieser Summe – nämlich 1,3 Mrd. Euro – <strong>in</strong> der hessischen Gummi- <strong>und</strong><br />
<strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong>vestiert.<br />
3 E<strong>in</strong>e Direkt<strong>in</strong>vestition ist e<strong>in</strong>e grenzüberschreitende Investition, mit dem Ziel, e<strong>in</strong>e dauerhafte (Kapital-)Beteiligung an e<strong>in</strong>em<br />
Unternehmen im Ausland herzustellen. Zu beachten ist, dass Direkt<strong>in</strong>vestitionen zunächst nur Kapitalbewegungen<br />
zwischen In- <strong>und</strong> Ausland widerspiegeln, d.h. es können unmittelbar weder die Motive des Investors daraus abgeleitet<br />
werden noch können z.B. Fragen, <strong>in</strong>wieweit Direkt<strong>in</strong>vestitionen Realkapital schaffen oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
beitragen, beantwortet werden. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben zu Direkt<strong>in</strong>vestitionen ist die Deutsche B<strong>und</strong>esbank.<br />
12
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Internationalität der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> auf der<br />
Ebene der Unternehmensverflechtungen geben auch die Eigentumsverhältnisse<br />
bedeutender Unternehmen der Branche <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>, wobei die zum Teil komplexen<br />
Unternehmensverflechtungen bisweilen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Aussage erschweren. Zu<br />
dieser Betrachtungsweise des <strong>in</strong>vestiven Engagements <strong>in</strong> der nachfolgenden Tabelle<br />
tritt sozusagen noch die Gegenrichtung, denn Unternehmen der heimischen<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> s<strong>in</strong>d auch im Ausland aktiv <strong>und</strong> unterhalten dort z.B.<br />
Produktionsstätten.<br />
Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Name Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw.<br />
Sitz Konzernmutter<br />
A. Schüth GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland<br />
ALMO-Erzeugnisse Erw<strong>in</strong> Busch GmbH<br />
mehrheitlich B.Braun Melsungen AG<br />
(Familienbesitz)<br />
Deutschland<br />
ALSA GmbH Familienbesitz Deutschland / Österreich<br />
Anvis Deutschland GmbH mehrheitlich H.I.G. Capital LLC USA<br />
Beck & Heun GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Brita GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Constantia Ebert GmbH Constantia Packag<strong>in</strong>g AG Österreich<br />
Cont<strong>in</strong>ental Konzern<br />
börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler<br />
Gruppe<br />
Deutschland<br />
Deutsche Präzisionsventil GmbH Precision Valve Corp. USA<br />
Elkamet Kunststofftechnik GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
ETG Elastomer-Technik Gedern Familienbesitz Deutschland<br />
Friedola Gebr. Holzapfel GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
GESA Form+Funktion Displaybau GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Gies GmbH & Co. Kunststoffwerk KG Familienbesitz Deutschland<br />
Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH Goodyear Tire & Rubber Corp. USA<br />
HEWI He<strong>in</strong>rich Wilke GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Horn & Bauer GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland<br />
Hübner GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
ISL Schaumstoff-Technik GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Kalle GmbH mehrheitlich Silverfleet Capital Partners LLP Vere<strong>in</strong>igtes Königreich<br />
KCL GmbH Honeywell International Inc. USA<br />
Key Plastics Germany GmbH Key Plastics L.L.C. USA<br />
Koziol >> ideas for friends GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Mitsubishi Polyester Film GmbH Mitsubishi Chemical Hold<strong>in</strong>gs Corp. Japan<br />
Parker Hannif<strong>in</strong> Manufactur<strong>in</strong>g Germany<br />
GmbH & Co. KG<br />
Parker Hannif<strong>in</strong> Corp.<br />
USA<br />
13
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> (Fortsetzung)<br />
Name Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw.<br />
Sitz Konzernmutter<br />
Pirelli Deutschland GmbH Pirelli Tyre S.p.A. Italien<br />
Poppe GmbH & Co. KG<br />
Proseat GmbH & Co. KG<br />
Poppe-Veritas-Hold<strong>in</strong>g GmbH & KO. KG<br />
(Familienbesitz)<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsunternehmen von Recticel (51 %)<br />
<strong>und</strong> Woodbridge Foam Corp. (49 %)<br />
Resopal GmbH Ill<strong>in</strong>ois Tool Works Inc. USA<br />
Deutschland<br />
Belgien / USA<br />
Riegler GmbH & Co. KG Wirthwe<strong>in</strong> AG (Familienbesitz) Deutschland<br />
Röchl<strong>in</strong>g Oertl Kunststofftechnik GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Roth Werke GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Sanner GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Schlaadt-Plastics GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Sico D. & E. Simon GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Technoform Caprano + Brunnhofer<br />
GmbH<br />
Familienbesitz<br />
Trelleborg Group Trelleborg AB (publ.) Schweden<br />
Tucker GmbH StanleyBlack&Decker Inc. USA<br />
Veritas AG<br />
Poppe-Veritas-Hold<strong>in</strong>g GmbH & KO. KG<br />
(Familienbesitz)<br />
Deutschland / Schweiz<br />
Deutschland<br />
Vola Plast GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland<br />
Weber GmbH & Co. KG<br />
Kunststofftechnik <strong>und</strong> Formenbau<br />
Familienbesitz<br />
Deutschland<br />
WEGU-Konzern Equitrust AG (Famlienbesitz) Deutschland<br />
WOCO Industrietechnik GmbH Familienbesitz Deutschland<br />
Quelle: Recherchen der <strong>Hessen</strong> Agentur.<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
Produkt- <strong>und</strong> Prozess<strong>in</strong>novationen s<strong>in</strong>d für die Wettbewerbsposition von großer Bedeutung<br />
<strong>und</strong> dementsprechend wichtig s<strong>in</strong>d Forschung <strong>und</strong> Entwicklung (FuE).<br />
Nach Angaben des ZEW 4 wurden im Jahr 2009 14 % des Branchenumsatzes der<br />
Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> Deutschland mit neuen oder deutlich verbesserten<br />
Produkten erwirtschaftet. Dabei konnten über die Hälfte der Unternehmen erfolgreich<br />
neue Produkte oder Prozesse e<strong>in</strong>führen.<br />
Angaben des Stifterverbands Wissenschaftsstatistik über die Ausgaben für FuE<br />
speziell für die hessische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> liegen leider nicht vor,<br />
sondern nur zusammengefasst mit den Bereichen Herstellung von Glas <strong>und</strong> Glaswaren,<br />
Keramik sowie der Verarbeitung von Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Erden. Die hessischen Un-<br />
4 Vgl. ZEW (Hrsg.): Branchenreport Innovationen – Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffverarbeitung, S. 1f., Mannheim 2011.<br />
14
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
ternehmen der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>und</strong> der oben genannten Branchen<br />
haben im Jahr 2009 zusammen 165 Mio. Euro für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung aufgewendet.<br />
5 Dies entspricht nur etwa der Hälfte der FuE-Aufwendungen der hessischen<br />
Elektro<strong>in</strong>dustrie oder nur etwa e<strong>in</strong>em Sechstel der Aufwendungen des<br />
Wirtschaftsbereichs Herstellung von Kraftwagen <strong>und</strong> Kraftwagenteilen. Bezogen auf<br />
das hessische Verarbeitende Gewerbe <strong>in</strong>sgesamt beläuft sich der Anteil auf 4,0 %.<br />
Die Größe der Branche spielt hierbei sicherlich e<strong>in</strong>e Rolle – die Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
ist gemessen an der Zahl der Beschäftigten nach der Chemischen <strong>und</strong><br />
Pharmazeutischen Industrie, Metall<strong>in</strong>dustrie, Elektro<strong>in</strong>dustrie, Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
<strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>enbau lediglich die sechstgrößte Industriebranche <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. Von ungleich<br />
größerer Bedeutung dürfte allerd<strong>in</strong>gs se<strong>in</strong>, dass wesentliche Innovationsimpulse<br />
von den Kunststoffherstellern (d.h. der Chemischen Industrie) <strong>und</strong> auch vom<br />
Masch<strong>in</strong>enbau (d.h. den Herstellern von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffmasch<strong>in</strong>en) ausgehen.<br />
Zu den Forschungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>, die im Bereich Gummi <strong>und</strong> Kunststoff<br />
tätig s<strong>in</strong>d, zählen: 6<br />
<br />
<br />
<br />
das Deutsche Kunststoff-Institut (DKI) <strong>in</strong> Darmstadt, welches erst kürzlich e<strong>in</strong>en<br />
Erweiterungsbau e<strong>in</strong>geweiht hat, deckt mit se<strong>in</strong>en vier forschenden Abteilungen<br />
(Analytik, Chemie, Physik <strong>und</strong> Technologie) von der Gr<strong>und</strong>lagenforschung bis<br />
zum fertigen Produkt die ganze Kompetenzkette im Bereich Kunststoff ab. So<br />
wird z.B. im Themenfeld Legierungen an nanomodifizierten, gefüllten <strong>und</strong> verstärkten<br />
Thermoplasten <strong>und</strong> thermoplastischen Elastomeren gearbeitet. Zwei<br />
Beispiele aus der Abteilung Technologie s<strong>in</strong>d die Untersuchung des Verschleißes<br />
von Kunststoffmasch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> die Optimierung des Compo<strong>und</strong>ierprozesses.<br />
das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit <strong>und</strong> Systemzuverlässigkeit LBF <strong>in</strong><br />
Darmstadt, welches u.a. auf den Gebieten der Bruchmechanik zur Lebensdauer<strong>und</strong><br />
Schadensanalyse von Elastomerbauteilen sowie der Optimierung der Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> der Lebensdauer von Leichtbaukomponenten aus faserverstärkten<br />
<strong>und</strong> unverstärkten Kunststoffen forscht.<br />
das Institut für Kunststofftechnik der Hochschule Darmstadt – e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung<br />
des dortigen Fachbereichs Masch<strong>in</strong>enbau <strong>und</strong> Kunststofftechnik: Aktuelle For-<br />
5 Hierbei handelt es sich nur um die so genannten <strong>in</strong>ternen FuE-Aufwendungen – d.h. Aufwendungen <strong>in</strong>nerhalb des Unternehmens<br />
–, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen<br />
s<strong>in</strong>d Aufträge an andere Forschungs<strong>in</strong>stitutionen.<br />
6 Dem Fokus des vorliegenden Profils auf die Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> im S<strong>in</strong>ne der Herstellung von Gummi- <strong>und</strong><br />
Kunststoffwaren bzw. der Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffverarbeitung entsprechend, s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Forschungsaktivitäten aus dem<br />
Bereich der Chemie angeführt. In diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die TU Darmstadt <strong>und</strong> die Universitäten <strong>in</strong><br />
Frankfurt, Gießen <strong>und</strong> Marburg anzuführen, an denen allesamt Chemie gelehrt <strong>und</strong> auf dem Gebiet der Polymerchemie<br />
bzw. der makromolekularen Chemie geforscht wird.<br />
15
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
schungsprojekte befassen sich z.B. mit Hochleistungskunststoffen <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong>technik,<br />
mit Nanocompositives <strong>und</strong> mit langfaserverstärkten Kunststoffen.<br />
<br />
das Institut für Werkstofftechnik (IfW) am Fachbereich Masch<strong>in</strong>enbau der Universität<br />
Kassel, welches sich auf dem Gebiet der Kunststofftechnik u.a. mit Recycl<strong>in</strong>gtechnologien,<br />
mit der ressourceneffizienten Verarbeitung von Kunststoffen<br />
sowie mit Werkstoffverb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> hybriden Materialien beschäftigt.<br />
das Fachgebiet Strömungsmechanik, ebenfalls am Institut für Mechanik im<br />
Fachbereich Masch<strong>in</strong>enbau der Universität Kassel, das z.B. Untersuchungen<br />
zur Filmentgasung <strong>in</strong> Doppelschneckenextrudern durchführt <strong>und</strong> auf dem Gebiet<br />
der viscoelastischen Polymerschmelzen forscht.<br />
<br />
das Zentrum für Konstruktionswerkstoffe – bestehend aus der Staatlichen Materialprüfungsanstalt<br />
Darmstadt <strong>und</strong> dem Fachgebiet <strong>und</strong> Institut für Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
(IfW) der TU Darmstadt: Am dortigen Kompetenzbereich Kunststoffe<br />
liegen die Forschungsschwerpunkte auf der Lebensdaueranalyse von Kunststoffbauteilen,<br />
dem thermisches Langzeitverhalten von Elektroisolierstoffen <strong>und</strong><br />
dem mechanischen Schädigungsverhalten von Verb<strong>und</strong>werkstoffen.<br />
Wesentlich ist, dass die Forschung auch durch e<strong>in</strong>en aktiven Technologietransfer<br />
zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> Industrie ergänzt wird. Dies ist u.a. e<strong>in</strong>e der Zielsetzungen<br />
der Cluster- <strong>und</strong> Netzwerk<strong>in</strong>itiativen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. Zu den hessichen Cluster- <strong>und</strong><br />
Netzwerk<strong>in</strong>itiativen im Kontext der Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffbranche s<strong>in</strong>d das <strong>Hessen</strong>metall<br />
Spritzguss-Cluster <strong>und</strong> das Verpackungscluster Mittelhessen anzuführen.<br />
Für die als Automobilzulieferer tätigen Unternehmen der Branche s<strong>in</strong>d zudem die<br />
Automotive-Cluster <strong>und</strong> Netzwerke <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> von Interesse: MoWiN.net, Automotive<br />
Cluster Rhe<strong>in</strong>Ma<strong>in</strong>Neckar, <strong>Hessen</strong>metall Automotive-Cluster <strong>und</strong> die AG Mobil –<br />
Hessisches Netzwerk der Automobil-Zulieferer<strong>in</strong>dustrie.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wird selbstverständlich <strong>in</strong> vielen Unternehmen der Gummi- <strong>und</strong><br />
<strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> Forschung <strong>und</strong> Entwicklung <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> betrieben. Als Beispiele<br />
s<strong>in</strong>d die Europäische Dunlop-Entwicklungszentrale <strong>in</strong> Hanau <strong>und</strong> das Forschungs<strong>und</strong><br />
Entwicklungszentrum des Pirelli-Konzerns <strong>in</strong> Breuberg zu nennen.<br />
Ausbildung<br />
Die Ausbildungslandschaft ist für die künftige Entwicklung der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
von großer Bedeutung (Stichwort: Ingenieurmangel). Zuallererst ist<br />
hier an die Hochschulausbildung <strong>in</strong> der Chemie <strong>und</strong> im Masch<strong>in</strong>enbau zu denken.<br />
An den hessischen Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen waren im W<strong>in</strong>tersemester<br />
16
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
2010/11 18.377 Studierende <strong>in</strong> diesen beiden Fächern immatrikuliert. Im Jahr 2009<br />
absolvierten 2.124 Studenten erfolgreich ihre Abschlussprüfung.<br />
Eigenständige Studiengänge im Bereich Gummi <strong>und</strong> Kunststoff werden <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
an der Hochschule Darmstadt <strong>und</strong> – ab März 2012 – an der Provadis School of International<br />
Managament and Technology AG im Industriepark Höchst angeboten.<br />
Bei Ersterem handelt es sich um e<strong>in</strong>en Bachelor- (sechs Semester) <strong>und</strong> Masterstudiengang<br />
(vier Semester) Kunststofftechnik, bei Letzterem um e<strong>in</strong> sieben Semester<br />
langes berufsbegleitendes Bachelor-Studium Technische Elastomer-Chemie <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit dem Wirtschaftsverband der deutschen Kautschuk<strong>in</strong>dustrie e.V. (wdk).<br />
Fachausbildung Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Studierende im WS 2010/11<br />
davon:<br />
Anzahl<br />
18.377<br />
Masch<strong>in</strong>enbau / Verfahrenstechnik 14.680<br />
Chemie 3.697<br />
Absolventen (Diplom, Master <strong>und</strong> Bachelor) im Prüfungsjahr 2010<br />
davon:<br />
2.124<br />
Masch<strong>in</strong>enbau / Verfahrenstechnik 1.712<br />
Chemie 412<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong> beruflicher Ausbildung zum<br />
31.12.2010 <strong>in</strong> der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong><br />
1.285<br />
Auszubildende <strong>in</strong> Kunststoffberufen* 2010 485<br />
* Gruppe 15 der Ausbildungsstatistik.<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit / Regionaldirektion <strong>Hessen</strong>.<br />
Doch nicht nur die Hochschulausbildung, sondern auch die betriebliche Ausbildung<br />
spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle: 1.285 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>in</strong> beruflicher<br />
Ausbildung (Auszubildende) zählten die Betriebe der hessischen Gummi- <strong>und</strong><br />
<strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> Ende 2010. Die Ausbildungsstatistik nach Berufen 7 gibt für das<br />
Jahr 2010 485 Personen an, die <strong>in</strong> Kunststoffberufen ausgebildet werden.<br />
Ausblick<br />
Die Perspektiven der heimischen Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> werden entsprechend<br />
ihrer Stellung <strong>in</strong> der Wertschöpfungskette – vornehmlich Zulieferer von Vorleistungsgütern<br />
für andere Wirtschaftszweige – maßgeblich von den Entwicklungen<br />
<strong>in</strong> diesen nachgelagerten Branchen bestimmt. In <strong>Hessen</strong> ist dies aufgr<strong>und</strong> der im<br />
Vergleich zum B<strong>und</strong>esdurchschnitt deutlich überproportional vertretenen Gummi<strong>in</strong>-<br />
7 Nach dem Berufsbildungsgesetz wird Berufsausbildung vielfach nach der Art des Ausbildungsberufs <strong>und</strong> nicht nach der<br />
Zugehörigkeit des Ausbildungsbetriebs zu e<strong>in</strong>em bestimmten Wirtschaftsbereich unterschieden. Daher deckt sich die<br />
Gliederung der Ausbildungsbereiche nicht mit der Wirtschaftsgliederung nach der Systematik der Wirtschaftszweige.<br />
17
Branchenprofil Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
dustrie (<strong>in</strong>sbesondere Reifenherstellung) vor allem die Automobil<strong>in</strong>dustrie. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d jedoch e<strong>in</strong>ige branchenübergreifende Bestimmungsfaktoren anzuführen.<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> spielt die zukünftige Entwicklung<br />
der Materialpreise. In der jüngeren Vergangenheit ist es zu massiven<br />
Preissteigerungen bei den Vormaterialien gekommen – vom Naturkautschuk <strong>und</strong><br />
den Basis-Synthesekautschuktypen Styrol-Butadien-Kautschuk (zentral für die Reifenproduktion)<br />
<strong>und</strong> Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (wichtig für die Herstellung<br />
von technischen Gummierzeugnissen) über Spezialelastomere bis h<strong>in</strong> zu den Zusatzstoffen.<br />
Sicherlich hat die <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Deutschland sehr erfreuliche Konjunktur<br />
hierzu beigetragen: So produzierten z.B. die deutschen Reifenwerke an<br />
sieben Tagen <strong>in</strong> der Woche im Drei-Schicht-Betrieb. Es muss allerd<strong>in</strong>gs damit gerechnet<br />
werden, dass die Situation auf dem für die Herstellung von Primärkunststoffen<br />
<strong>und</strong> synthetischem Kautschuk so wichtigen Rohölmarkt nicht zuletzt<br />
aufgr<strong>und</strong> der hohen Ölnachfrage aus Schwellenländern wie Ch<strong>in</strong>a, Indien <strong>und</strong> Brasilien<br />
weiter angespannt bleiben wird. Dies stellt <strong>in</strong>sbesondere viele mittelständische<br />
Anbieter der hessischen Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> vor große Herausforderungen,<br />
da die Margen der Unternehmen damit aus zweierlei Gründen weiter unter<br />
Druck stehen. Die Mittelständler sehen sich auf der e<strong>in</strong>en Seite den großen Kunststoffherstellern<br />
aus der Chemischen Industrie gegenüber <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auf der anderen<br />
Seite mit den Großk<strong>und</strong>en z.B. aus der Automobil<strong>in</strong>dustrie konfrontiert. Bei dieser<br />
Marktkonstellation werden Preissteigerungen bei den Rohstoffen gegenüber den<br />
mittelständischen Unternehmen durchgesetzt, während diesen die Überwälzung auf<br />
ihre K<strong>und</strong>en – wenn überhaupt – nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Teil gel<strong>in</strong>gt.<br />
Die Konzentrationstendenzen <strong>in</strong> der Branche, um <strong>in</strong>sbesondere bei Standardprodukten<br />
Größenvorteile realisieren zu können <strong>und</strong> somit den Gefahren e<strong>in</strong>er derartigen<br />
„Sandwichposition“ zu begegnen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Konsequenz dieser Marktverhältnisse.<br />
E<strong>in</strong> breites Produktportfolio, um durch Diversifizierung Abhängigkeiten zu<br />
reduzieren, ist e<strong>in</strong>e weitere Option. Am viel versprechendsten dürfte es jedoch se<strong>in</strong>,<br />
durch e<strong>in</strong>e hohe Innovationskraft technisch anspruchsvolle Spezialprodukte zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> zu fertigen sowie <strong>in</strong>dividuelle, auf den jeweiligen K<strong>und</strong>en ausgerichtete<br />
Problemlösungen anzubieten. Mit dieser Strategie behaupten sich zahlreiche mittelständische<br />
Unternehmen der Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> Zeiten e<strong>in</strong>er hohen<br />
Wettbewerbs<strong>in</strong>tensität am Markt.<br />
Die Fokussierung auf Marktnischen, <strong>in</strong> denen man dann über e<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />
Kompetenz verfügt, wird auch deswegen noch wichtiger werden, weil Massenprodukte<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>fachere Teile aus Kunststoff zunehmend <strong>in</strong> Osteuropa oder <strong>in</strong> Niedriglohnländern<br />
<strong>in</strong> Asien hergestellt werden. Auch e<strong>in</strong>ige hessische Unternehmen der<br />
Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffbranche haben Produktionskapazitäten z.B. <strong>in</strong> den neuen<br />
EU-Mitgliedstaaten geschaffen, um dort günstiger, aber unter Umständen auch nä-<br />
18
HA <strong>Hessen</strong> Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung <strong>und</strong> Landesentwicklung –<br />
her am Markt fertigen zu können. Insbesondere für Unternehmen der Branche, die<br />
der Automobil<strong>in</strong>dustrie zuliefern, ist e<strong>in</strong>e solche räumliche Nähe zum K<strong>und</strong>en oftmals<br />
erforderlich.<br />
Die Wachstumsperspektiven für die heimische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong> werden<br />
jedoch ke<strong>in</strong>eswegs nur durch weltweites Wirtschaftswachstum oder durch den<br />
Aufholprozess des Pro-Kopf-Verbrauchs von Kunststoffen <strong>in</strong> Schwellenländern getragen:<br />
Gummi <strong>und</strong> Kunststoff s<strong>in</strong>d äußerst vielseitig e<strong>in</strong>setzbare Werkstoffe, die<br />
sich – Forschung <strong>und</strong> Entwicklung bei den Herstellern wie bei den Verarbeitern vorausgesetzt<br />
– fortwährend zusätzliche E<strong>in</strong>satzgebiete durch Innovationen erschließen<br />
können. So prädest<strong>in</strong>iert das niedrige Gewicht der Kunststoffe <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit der hohen Festigkeit <strong>und</strong> der leichten Formbarkeit diese dazu, andere Werkstoffe<br />
wie z.B. Metalle, Ste<strong>in</strong> oder Glas zu substituieren <strong>und</strong> sich damit neue Absatzmärkte<br />
zu schaffen. Als Beispiel seien die Bestrebungen e<strong>in</strong>er höheren Energieeffizienz<br />
zu nennen, wodurch im Zuge des Leichtbaus Kunststoffe <strong>in</strong> der Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
verstärkt genutzt werden (z.B. <strong>in</strong> Form von aufgeschäumten Kunststoffen).<br />
Energieeffizienz verhilft den Produkten der Branche auch durch die Herstellung von<br />
Dämmstoffen zur Isolierung bei Häusern zum Absatz.<br />
Kunststoffe auf Basis anderer Ausgangsmaterialien, die Weiterentwicklung durch<br />
neue chemische Zusatzstoffe oder die Komb<strong>in</strong>ation der Kunststoffe mit anderen Materialien<br />
erschließen weitere Potenziale für die heimische Gummi- <strong>und</strong> <strong>Kunststoff<strong>in</strong>dustrie</strong>.<br />
Hier ist an biologisch abbaubare Kunststoffe aus der Basis nachwachsender<br />
Rohstoffe zu denken, d.h. umweltfre<strong>und</strong>liche Ersatzstoffe auf der Basis von Biopolymeren<br />
als Alternative zum – zunehmend knapper <strong>und</strong> teuer werdenden – Ausgangsstoff<br />
Rohöl. Zu e<strong>in</strong>er besseren Nutzung der Ressourcen kann auch der<br />
zunehmende E<strong>in</strong>satz von Rezyklaten beitragen. Ebenso s<strong>in</strong>d Verb<strong>und</strong>- bzw. Hybridwerkstoffe<br />
zu nennen, z.B. <strong>in</strong> Form von glas- <strong>und</strong> kohlenstofffaserverstärkten<br />
Kunststoffen oder auch Holz-Polymer-Werkstoffe.<br />
19