Paradiesvögel in - Hauspost
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hauspost März 2012 | Seite 2+3<br />
Titelthema<br />
Seltene Vögel und vom Aussterben bedrohte Pflanzen mitten <strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />
Seeadlerparadies Schwer<strong>in</strong>er See<br />
Schwer<strong>in</strong> • Elegant gleitet der Seeadler<br />
mit se<strong>in</strong>en breiten Flügeln übers<br />
Gewässer. Plötzlich stürzt das imposante<br />
Tier h<strong>in</strong>ab, greift mit se<strong>in</strong>en kräftigen<br />
Fängen die zappelnde Beute und<br />
erhebt sich wieder <strong>in</strong> die Lüfte. In der<br />
Landeshauptstadt ist dieser e<strong>in</strong>st fast<br />
ausgerottete Greifvogel häufiger zu<br />
beobachten. Der Schwer<strong>in</strong>er See bietet<br />
beste Lebensbed<strong>in</strong>gungen und hat <strong>in</strong>ternationale<br />
Bedeutung für Rastvögel wie<br />
den Seeadler.<br />
Der geme<strong>in</strong>e Schwer<strong>in</strong>er Spaziergänger<br />
kann zurzeit sogar mehrere Seeadler auf<br />
e<strong>in</strong>mal sehen, denn im W<strong>in</strong>ter jagen sie<br />
<strong>in</strong> der Gruppe. „Viele wissen gar nicht,<br />
wie groß die Bedeutung unserer Seen für<br />
die Vogelwelt ist“, sagt Dr. Birgitta Tremel,<br />
Vorsitzende des Vere<strong>in</strong>s Naturschutzstation<br />
Zippendorf. Auch Blesshühner und Reiherenten<br />
rasten am Schwer<strong>in</strong>er See. E<strong>in</strong>e Besonderheit<br />
ist zudem die Häufigkeit des Haubentauchers<br />
<strong>in</strong> der Stadt - so viele von dieser<br />
Art s<strong>in</strong>d nirgendwo <strong>in</strong> ganz Deutschland zu<br />
f<strong>in</strong>den. „Das Außergewöhnliche an Schwer<strong>in</strong><br />
ist die Naturbelassenheit, <strong>in</strong>sbesondere die<br />
natürlichen<br />
Großherzog veranlasste Pflanzung der besonderen Lärchenallee<br />
Schatz von Friedrichsthal<br />
Friedrichsthal • 1798 veranlasste<br />
Großherzog Friedrich Franz I. die Pflanzung<br />
e<strong>in</strong>er Lärchenallee auf der Straße<br />
von Schwer<strong>in</strong> nach Lübeck. Etwa 140<br />
Bäume wurden damals gesetzt. Die Friedrichsthaler<br />
hegen und pflegen ihren Schatz<br />
bis heute und so wurde aus der rund 600<br />
Meter langen Allee e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>od mit fast<br />
zwei Kilometern Länge und circa 300<br />
Bäumen. Die märchenhaften Riesen s<strong>in</strong>d<br />
zum Aushängeschild des Stadtteils geworden,<br />
deshalb hat der ansässige Ortsbeirat<br />
die Patenschaft für das Naturdenkmal<br />
übernommen. Um die Artenre<strong>in</strong>heit der<br />
Greifvögel aus nächster Nähe beobachten: Das geht <strong>in</strong> der Naturschutzstation Zippendorf.<br />
Biolog<strong>in</strong> Dr. Birgitta Tremel zeigt hier e<strong>in</strong> Seeadler-Präparat Foto: maxpress/mw<br />
Ufer, an denen die Vögel im Schilf brüten<br />
können“, sagt die Biolog<strong>in</strong>. Das verstärkte<br />
Bauen am Wasser hält Dr. Tremel nicht für<br />
zeitgemäß. „Das s<strong>in</strong>d Sünden, wie ich sie<br />
bisher nur aus dem Westen Deutschlands<br />
kannte“, sagt sie und bietet der<br />
Stadt an, <strong>in</strong> solchen Fragen gern zu<br />
beraten. Mitte der 1990er-Jahre<br />
zog die auf Seen spezialisierte<br />
Biolog<strong>in</strong> aus Hannover her. „Auf<br />
die Idee kam ich, als Schwer<strong>in</strong><br />
bei der Wahl zur Bundeshauptstadt<br />
für Natur- und Umweltschutz<br />
den sechsten Platz<br />
erreicht hatte.“ Uferschutz ist der<br />
Naturschutzstation e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Anliegen, wie die Dauerausstellung<br />
„Lebensraum Schwer<strong>in</strong>er See“ <strong>in</strong><br />
der Naturschutzstation zeigt. „Uns<br />
geht es darum, den Schwer<strong>in</strong>ern<br />
Natur nahe zu br<strong>in</strong>gen und besonders<br />
bei K<strong>in</strong>dern bereits Interesse<br />
zu wecken“, sagt sie. Neben der<br />
Landschaftspflege im Stadtgebiet und<br />
Allee zu erhalten, werden Bäume wie<br />
Kiefern und Birken aus der Allee entfernt.<br />
In den entstandenen Lücken werden jedes<br />
Jahr zum Lärchenfest neue Lärchen (Foto)<br />
gepflanzt. Am häufigsten f<strong>in</strong>det man die<br />
Lärche <strong>in</strong> Gebirgen wie den Alpen oder<br />
den Karpaten. Übrigens ist die Lärche der<br />
e<strong>in</strong>zige heimische Nadelbaum, der im W<strong>in</strong>ter<br />
die Nadeln abwirft. Vorher ändern die<br />
Bäume jedoch ihre Farbe und erstrahlen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em goldenen Gelbton. Im Frühl<strong>in</strong>g<br />
kündigen die saftig hellgrünen Nadeln<br />
die Rückkehr der warmen Jahreszeit an.<br />
2012 ist die Lärche Baum des Jahres. mu<br />
auf der Insel Kan<strong>in</strong>chenwerder bieten sie und<br />
ihre Kollegen zahlreiche Veranstaltungen an.<br />
So trifft sich jeden Mittwoch e<strong>in</strong>e Gruppe für<br />
K<strong>in</strong>der im Alter von sechs bis zehn Jahren, <strong>in</strong><br />
der noch Plätze für neue Mitglieder frei s<strong>in</strong>d.<br />
Besonders beliebt ist die Beobachtung der<br />
Tierwelt am Strand mit dem Spektiv. Im<br />
März bauen die K<strong>in</strong>der zudem Nistkästen,<br />
die den Vögeln im Frühl<strong>in</strong>g Unterschlupf<br />
bieten sollen. Ab Ende April geht es mit<br />
dem Schiff der WEISSEN FLOTTE wieder<br />
auf die Insel Kan<strong>in</strong>chenwerder. Hier brütet<br />
nicht nur der Seeadler, es wachsen auch<br />
seltene Pflanzen. „Zum Beispiel die sogenannte<br />
„Täuschende Wiesen-Trespe“, die <strong>in</strong><br />
Mecklenburg-Vorpommern auf der Liste vom<br />
Aussterben bedrohter Pflanzen steht“, so Dr.<br />
Birgitta Tremel.<br />
Bei Interesse an e<strong>in</strong>er Exkursion <strong>in</strong>s Moor,<br />
<strong>in</strong> den Wald, auf die Insel oder e<strong>in</strong>em<br />
Naturerlebnis-Wochenende ist das Team der<br />
Naturschutzstation Zippendorf (Foto) am<br />
Zippendorfer Strand unter der Telefonnummer<br />
(0385) 2 01 30 52 zu erreichen.mw<br />
Auf e<strong>in</strong> Wort<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und<br />
Leser,<br />
beim<br />
Spaziergang<br />
<strong>in</strong> den<br />
Frühl<strong>in</strong>g<br />
lassen sich nicht nur<br />
herrliche Ecken, Moore<br />
oder Wälder neu entdecken.<br />
Unwahrsche<strong>in</strong>lich<br />
bee<strong>in</strong>druckend ist<br />
auch die Vogelwelt. In<br />
Friedrichsthal habe ich<br />
im vergangenen Jahr<br />
den Eisvogel - e<strong>in</strong>en<br />
pfeilschnellen Tiefflieger<br />
im türkisfarbenden<br />
Federkleid - unterhalb<br />
des Jagdschlosses<br />
vorbeisausen sehen.<br />
Ganz knapp über dem<br />
zugewachsenen Bachlauf.<br />
Da habe ich mich<br />
geduckt und gewartet,<br />
fast e<strong>in</strong>e halbe Stunde<br />
lang. Dann kam er<br />
wieder <strong>in</strong> Sekundenschnelle<br />
vor me<strong>in</strong>en<br />
Augen vorbeigeflogen.<br />
Wer hätte den Vogel<br />
da schon vermutet? E<strong>in</strong><br />
bisschen Geduld und<br />
Zeit ist erforderlich, die<br />
Welt der Vögel und<br />
Pflanzen wiederzuentdecken.<br />
Durch unsere<br />
Recherchen weiß ich<br />
nun, dass die kle<strong>in</strong>en,<br />
weißen Buschw<strong>in</strong>dröschen<br />
noch auf der Insel<br />
Kan<strong>in</strong>chenwerder stehen<br />
und welch seltene Käfer<br />
durch die Moore <strong>in</strong> der<br />
Umgebung krabbeln.<br />
Das ist so e<strong>in</strong> bisschen<br />
wie Biologieunterricht<br />
aus me<strong>in</strong>en Schultagen.<br />
Also wie die Tage, die<br />
Spaß gemacht haben.<br />
Weg vom Lehrbuch<br />
direkt <strong>in</strong> die Doppelstunde<br />
Natur, lautete<br />
die Devise! So war die<br />
ehrwürdige Lärchenallee<br />
an der Chaussee immer<br />
Ziel von Exkursionen.<br />
Was haben wir uns die<br />
Taschen vollgestopft<br />
mit den Früchten dieser<br />
alten Bäume! Die<br />
eiförmigen, aufrechtstehenden<br />
Zapfen an den<br />
Ästchen, die manchmal<br />
e<strong>in</strong>fach herunterfielen<br />
und es so bis <strong>in</strong> unsere<br />
K<strong>in</strong>derzimmer schafften.<br />
Nun, ich lauf mal wieder<br />
e<strong>in</strong> Stück zu Fuß,<br />
um zu sehen, was noch<br />
da ist. Herzlichst, Ihr<br />
Holger Herrmann