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19 Wie kommt der Baum in den Raum? Die Vorbereitungen in den Kirchen St. Nikolaus, St. Peter und der Kreuzkirche, Wil, auf die Weihnachtszeit Es weihnachtet sehr, wenn draussen sogar die ersten Schneeflocken tanzen und in den warmen Stuben Kerzenschimmer die Räume erhellt. Dann herrscht in den Kirchen der ganzen Region emsiges Treiben, um die stimmungsvolle Advents- und Weihnachtszeit vorzubereiten. Die ersten Schneeflocken schweben vom Himmel und künden die besinnliche Zeit von Advent und Weihnachten an. Beim Eintritt in die Wiler Stadtkirche ächzt die grosse Eingangstür und stört ganz kurz die fast mystische Ruhe und Stimmung im dunklen Kirchenschiff. Ich hörezuerst nur meine Schritte und in Gedanken stelle ich mir die hell erleuchtete Stadtkirche in der Mitternachtsmesse vor. Heute aber fast gespenstische Ruhe, nur ganz hinten aus der Sakristei fällt ein schmaler Lichtstrahl in den Chor bis hin zum Altar und man hört ein leises Rascheln und Knistern. In der Sakristei ist Albert Rüst, Hilfsmesmer, bei den ersten Vorbereitungen, um in den kommenden Tagen die Kirche weihnächtlich zu schmücken. «Der Hauptmesmer Peter Meier ist noch im Urlaub und nutzt die eher ruhige Zeit, bis der Adventsund Weihnachtsrummel losgeht», sagt Rüst. Wie kommt der Baum in den Raum? In der Stadtkirche aber auch in der Kirche St Peter und der reformierten Kreuzkirche werden für das Fest von Christi Geburt riesengrosse Tannenbäume aufgestellt und geschmückt. Viele Leserinnen und Leser fragten uns in den vergangenen Tagen, woher denn diese Bäume kommen und vor allem, wie kommen diese Riesentannen in die Kirche? Der gegen acht Meter hohe Baum für die Stadtkirche wird bereits im Sommer über das Forstamt Wil bestellt und in den Wäldern der Stadt Wil ausgesucht. In der Adventszeit wird erauf einem Lastwagen vor die Kirche transportiert, wo dann mit reiner Manneskraft die Riesentanne in die Kirche geschleppt wird. «Da die Kirchentüre bedeutend schmaler ist, als der Baum breit, braucht es sechs Personen, welche vorne ziehen und hinten die Äste so andrücken, dass der Baum mit vereinten Kräften ins Kirchenschiff und dann in den Chor gelangt», antwortet Rüst auf die Frage, wie der Baum in den Raum kommt. Natürlich muss nachher die Kirche wieder geputzt werden, da die ausladenden Äste beim Vorbeischleifen an den Bänken Nadeln verlieren. Deshalb sei es auch wichtig, dass der Baum im trockenen Zustand angeliefert werde, um Verschmutzungen zu minimieren, sagt Rüst. Wieder mit sechs Personen und speziellen Dachlattenkonstrukten wird die Tanne dann von der Horizontalen in die Senkrechte gebracht und im schweren Eisenständer mit drei Feststellschrauben fixiert und gesichert. «Der Christbaumständer ist eine Eigenkonstruktion aus einer sehr schweren, runden Eisenplatte mit einer Spezialvorrichtung, um den Baum in die richtige Position zu bewegen. In etwa einer Stunde steht der Baum, natürlich so senkrecht wie möglich und mit den schönen Ästen nach vorne platziert, im Chor», so Rüst. Für das Schmücken mit den grossen Strohsternen und den elektrischen Kerzen benötigen drei Personen einen weiteren halben Tag. Mit einer grossen Auszugsleiter wagen sich dann aber nur die Schwindelfreien, zum Beispiel Jungs aus dem Jungwachtleiterteam, bis ganz nach oben, um den Schmuck möglichst gleichmässig anzubringen. Und im St. Peter? Gebhard Scheiwiller, Mesmer in der Kirche St. Peter in Wil zum etwa acht Meter hohen Baum in seiner Kirche: «Heuer habe ich den Baum von privater Seite bestellt. Natürlich soll er möglichst in der Nähe geschlagen werden, um allzu grosse Transportkosten zu vermeiden. Wie in der Stadtkirche ist das auch bei uns eine gemeinsame Kraftübung, bis der Baum dann schön gerade im Chor steht», so Scheiwiller. Auch für ihn ist die Vorbereitungszeit auf Weihnachten immer wieder speziell und ein gestalterisches Gesamtwerk, an welchem sich alle Kirchgänger erfreuen und die spezielle Stimmung geniessen sollen. Echte Kerzen in der Kreuzkirche Thomas Siegrist, der Mesmer in der reformierten Kreuzkirche in Wil, holt heuer den etwa sechs bis sieben Meter hohen Baum mit seinem Anhänger in einem Wald bei Dussnang. «Der Baum wird uns meistens als Geschenk zur Verfügung gestellt. Damit er schön frisch ist und nicht schon früh nadelt, wird ererst kurz vor dem Transport geschlagen. Wie inden anderen Kirchen in Wil und der Region üblich, wird auch bei uns der Baum mit einer gemeinsamen Hauruckübung in den Kirchenraum gebracht, dann hochgehievt und in der Ständer-Eigenkonstruktion fixiert. Die schwindelfreie Person, welche dann auf der hohen Doppelleiter die Kugeln sowie Stroh- und Häkelsterne montiert, bin ich selber», so Schweiwiller. Die etwa 100 Kerzen am Baum in der Kreuzkirche sind übrigens echt und werden somit jede einzeln angezündet. «Zwischen den beiden Gottesdiensten an Heiligabend muss ich jeweils die Kerzen ersetzen. Damit ich es in der kurzen Zeit schaffe und die Kerzen schneller brennen, werden sie von mir vorab speziell präpariert, das heisst, sämtliche Dochte werden vom Wachs befreit, denn so fangen sie schneller Feuer», verrät Siegrist. Der Riesenadventskranz Einen Sondereinsatz braucht es immer wieder, umden Adventskranz mit einem Aussendurchmesser von zwei Metern in der Stadtkirche St. Nikolaus zu montieren. «Die Tannenäste werden uns meistens von Landwirten der Region zur Verfügung gestellt. Das Binden des Kranzes ist dann eine Gemeinschaftsarbeit der Mesmer und Freiwilligen. Die Kerzen auf dem Kranz sind echt und auch das Kerzenlicht ist nicht künstlich», so Rüst. Die Montage des Kranzes erfolgt über einen Seilzug vom Dachboden des Chores. Eine Person muss dann hoch in die düstereHöhe des Gebälks, um den an drei Punkten aufgehängten Kranz nach oben zu ziehen. «Beim Weihnachtskonzert der Concordia muss der Kranz dann höher gezogen werden, damit die edlen Häupter der Chorsänger nicht Feuer fangen», schmunzelt Rüst. Die Arbeiten und Vorbereitungen für die Weihnachtszeit bezeichnet Rüst als schön, auch wenn es zwischendurch eine Hauruckübung brauche. «Wir sind ein eingespieltes Team und wissen, wie der Karren läuft, respektive wie der Baum in den Raum und der Kranz in die Höhe kommt.» Rorate «Zuerst gilt es aber für die Roratemessen am frühen Morgen, die Kirche entsprechend stimmungsvoll vorzubereiten», so Albert Rüst. Die Feiern in der Morgenfrühe, mit Stille und meditativen Elementen, erfreuen sich erstaunlicherweise eines recht grossen Zuspruchs. Nach der Roratemesse trifft man sich ganz gerne zum gemeinsamen Klatsch bei Kaffee und Gipfeli und nutzt die vorweihnächtliche Besinnung für Kontakte und zwischenmenschliche Beziehungen. Hermann Rüegg Bild: z.V.g. Die weihnächtlich geschmückte St. Nikolauskirche mit dem Christbaum im Chor Bild: Hermann Rüegg Mesmer Albert Rüst macht sich an die Arbeit, um den 2-Meter-Adventskranz für die St. Nikolauskirche vorzubereiten. Bild: z.V.g. Auch die Krippe, wie hier in der Kirche St.Nikolaus, ist jeweils ein Anziehungspunkt.
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