vom SchuhhauS zum TrendSeTTer - HRO·LIFE - Das Magazin für ...
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Thema des Monats<br />
April 2010 • Ausgabe 3<br />
Ausgabe 3 • April 2010<br />
Thema des Monats<br />
<br />
Geschichte: Die Gründerfamilie, Haus und Räume im Laufe der Jahre und Jahrzehnte.<br />
Gegenwart: <strong>Das</strong> Schuhhaus mit seinen aktuellen Verkaufsräumen<br />
Vom Schuhhaus<br />
<strong>zum</strong> Trendsetter<br />
Mit dem Blick auf die Mode von morgen: Schuhhaus Höppner feiert sein 150-jähriges Jubiläum<br />
<strong>Das</strong> Schuhhaus Höppner in der Kröpeliner<br />
Straße: Den Besucher empfängt ein großer,<br />
heller und trotz seiner Geräumigkeit irgendwie<br />
vertraut wirkender Verkaufsraum. Vorn<br />
Qualität auf drei Etagen<br />
Schuhe für die Damen, ebenso eine kurze<br />
Treppe hoch. Unten Kinder und Herren.<br />
Alles gut einsehbar – sozusagen schon <strong>vom</strong><br />
Eingang aus. Da macht die Orientierung<br />
Spaß, genau wie das Einkaufen.<br />
Andreas Höppner hilft der Wahrnehmung<br />
ein wenig auf die Sprünge: „Wir arbeiten<br />
sehr viel mit Farben, das erlebt man anderswo<br />
nicht in dieser Vielfalt“, sagt der 32-Jährige.<br />
Und wirklich: Regale und Dekorationen<br />
locken mit freundlicher Farbgebung, die<br />
zahllosen Schuhe, Stiefel oder Sandaletten<br />
sowieso.<br />
Andreas Höppner ist das jüngste Mitglied der<br />
Höppner-Familie, die man als eine Dynastie<br />
bezeichnen könnte, wäre sie nicht so bodenständig.<br />
In ihrem Mittelpunkt: Roswitha<br />
und Michael Höppner, die das Haus seit den<br />
späten 80er-Jahren führen. Die Geschichte<br />
des Schuhhauses Höppner allerdings ist viel<br />
länger, die begann bereits vor 150 Jahren.<br />
Am 21. August 1860 wurde der Rostocker<br />
Schuhmachermeister David Höppner <strong>zum</strong><br />
Meister ausgeschrieben und eröffnete seine<br />
eigene Schuhmacherwerkstatt. „Dieses Datum<br />
ist das Gründungsdatum unserer Firma“,<br />
sagt Michael Höppner. Viel ist passiert<br />
in den Jahren des Bestehens – viel Gutes,<br />
aber auch Rückschläge nicht zuletzt durch<br />
den unberechenbaren Lauf der Geschichte:<br />
Todesfälle, Kriege, Inflation, wirtschaftliche<br />
Rezession. Michael Höppner hat anhand<br />
der Aufzeichnungen seiner Vorfahren eine<br />
umfangreiche Firmenchronik geschrieben.<br />
Eine Geschichte seines Unternehmens – und<br />
eine Geschichte, an der sich auch anderthalb<br />
Jahrhunderte Geschichte der Hansestadt<br />
Rostock ablesen lassen.<br />
Michael Höppner ist stolz darauf. Dennoch<br />
ruht sich sie die Familie nicht aus auf ihrer<br />
Tradition. „Manchmal frage ich mich:<br />
Roswitha Höppner mit Ehemann Michael (r.) und<br />
Sohn Andreas<br />
Historisch: Blick in das alte Ladengeschäft<br />
150 Jahre – ist das ein Segen oder sogar ein<br />
Fluch?“ Schließlich sollte eine lange Firmengeschichte<br />
nichts Angestaubtes suggerieren.<br />
Denn dafür sind die Höppners zu mecklenburgisch-bodenständig.<br />
Und sie sind<br />
Pragmatiker: „Ich sage jeden Morgen: wir<br />
müssen die besten sein bei Service und Angebot“,<br />
sagt Michael Höppner. „Da nützen<br />
uns die ganzen 150 Jahre nichts.“<br />
Deshalb richtet sich der Blick nach vorn.<br />
In den Regalen versammelt sich die neueste<br />
Schuhmode für die kommenden Sommermonate.<br />
Wohin geht der Trend? „Gladiatoren-Sandaletten“,<br />
sagt Andreas Höppner<br />
ohne zu zögern. Leichte Sandalen mit vielen<br />
Riemchen, wie sie die Römer getragen haben<br />
mochten. Außerdem Plateauschuhe, Keilabsätze,<br />
Stiefeletten – da sind sie wieder, die<br />
60er-Jahre. Auch bei den Herren gewinnen<br />
Tragekomfort und Bequemlichkeit. Sneakers<br />
und Chucks, leichte Turnschuhe liegen im<br />
Trend.<br />
<strong>Das</strong> Schuhhaus Höppner verlässt sich nicht<br />
auf einzelne Marken. „Wir arbeiten mit dem<br />
meisten großen Lieferanten zusammen“, sagt<br />
Michael Höppner. So findet man in den Regalen<br />
alles, was Rang und Namen hat. Ganz<br />
neu: Schuhe von Calvin Klein, Joop und<br />
Pretty Ballerinas. Und man belässt es nicht<br />
bei Schuhmode allein. Angeboten werden<br />
auch passende Accessoires wie Gürtel und<br />
Handtaschen, „Wir möchten beratend zur<br />
Seite stehen, Kombinationsmöglichkeiten<br />
aufzeigen und anschaulich machen, wie man<br />
mit Accessoires ein Outfit verändern kann“,<br />
sagt Andreas Höppner. Dazu gehöre auch<br />
gern mal das „Converse“-T-Shirt, passend<br />
<strong>zum</strong> Schuh.<br />
Chronik des Schuhhauses<br />
21. August 1860<br />
Schuhmacher David Höppner<br />
wird <strong>zum</strong> Meister ausgeschrieben.<br />
Seine erste Werkstatt<br />
befand sich in der Eselföterstraße<br />
19.<br />
1861 David Höppner heiratet<br />
Sophie Bleick. Sie kaufen das<br />
Haus Große Wasserstraße 8<br />
und richten eine Schuhmacherwerkstatt<br />
mit Verkauf ein.<br />
1873 David Höppner stirbt,<br />
seine Ehefrau Sophie führt das<br />
Geschäft allein weiter – mit<br />
Erfolg, der unter anderem aus<br />
dem Verkauf von Fertigware<br />
aus großen Schuhfabriken resultiert.<br />
1886 Emil Höppner besteht<br />
die Meisterprüfung und übernimmt<br />
das Geschäft, heiratet<br />
Dora Plath und kauft das Nebenhaus<br />
Große Wasserstraße 9.<br />
1907 Alfred Höppner, Sohn<br />
Emil Höppners, beginnt eine<br />
Schuhmacherlehre im Schuhhaus<br />
Höber in Uelzen. Ab<br />
1909 arbeitet er im väterlichen<br />
Geschäft in Rostock<br />
1912 Emil Höppner kauft<br />
das Haus Kröpeliner Straße<br />
22 (heute Hausnummer 49).<br />
Dieses Komplettangebot ist Teil des Service-Gedankens<br />
der Höppners. Die Kunden<br />
müssen kompetent und freundlich bedient<br />
werden – mit Sachkenntnis und dem Blick<br />
fürs Detail. <strong>Das</strong> ist Teil des Erfolgsrezepts<br />
des Schuhhauses. „Wenn unsere Mitarbeiter<br />
den Kunden sagen, was in den kommenden<br />
Monaten im Trend liegen wird, dann muss<br />
das auch stimmen“, sagt Michael Höppner.<br />
Voraussetzung dafür sind regelmäßige Schulungen<br />
des gesamten Teams.<br />
1914 wird hier ein Geschäft<br />
eröffnet.<br />
1916 Alfred Höppner wird<br />
eingezogen, gerät in Kriegsgefangenschaft<br />
und kehrt 1919<br />
zurück.<br />
1935 <strong>Das</strong> Unternehmen feiert<br />
sein 75-jähriges Geschäftsjubiläum.<br />
1937 Nach Inflation und Krise<br />
wächst das Unternehmen in<br />
den 30er-Jahren. Der Laden<br />
in der Kröpeliner Straße wird<br />
vergrößert.<br />
1939 Ab Kriegsbeginn gilt für<br />
Schuhe die Zwangswirtschaft<br />
mit amtlichem Bezugsschein.<br />
1942 In der Nacht <strong>zum</strong> 24.<br />
April brennen infolge der<br />
Bombenangriffe die Häuser in<br />
der Großen Wasserstraße ab. In<br />
der Nacht <strong>zum</strong> 25. April brennt<br />
auch die Kröpeliner Straße 22<br />
nieder. Mitte Mai findet sich<br />
als Ausweichgeschäft das Haus<br />
Hopfenmarkt 4.<br />
1945 Auf dem Grundstück<br />
Kröpeliner Straße wird ein<br />
kleines Geschäft wiedereröffnet.<br />
1950 Die Firma feiert ihr 90-<br />
jähriges Bestehen. Alfreds<br />
Sohn Erich ist als einziger der<br />
drei Söhne aus dem Krieg zurückgekehrt.<br />
1953 übernimmt<br />
er die Schuhmacherei.<br />
1958 <strong>Das</strong> Unternehmen muss<br />
mit der staatlichen HO-Industrie-Waren<br />
einen Kommissionshandelsvertrag<br />
zur Warenversorgung<br />
abschließen.<br />
1964 Erich Höppner übernimmt<br />
das Einzelhandelsgeschäft<br />
1970 Die Schuhmacherei<br />
wird geschlossen, da durch<br />
staatlich festgelegte Preise das<br />
Überleben dieses Handwerks<br />
nicht möglich war. In den Folgejahren<br />
wurde eine Besteuerung<br />
von bis zu 96 Prozent<br />
festgesetzt.<br />
1985 Michael Höppner tritt<br />
ins Geschäft ein. Am 1. Januar<br />
1989 übernimmt er die Firma.<br />
1989 Nach der politischen<br />
Wende stellt Michael Höppner<br />
einen Antrag auf Rückführung<br />
des Grundstücks<br />
Kröpeliner Straße, das 1977<br />
an die Stadt übergeben werden<br />
musste. 1993 wird dem Antrag<br />
stattgegeben. Roswitha Höppner,<br />
die Ehefrau Michaels, tritt<br />
Die Kunden wissen das zu schätzen. Sie<br />
kommen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern<br />
nach Rostock, um Schuhe zu kaufen.<br />
Manche haben auch viel längere Anfahrten.<br />
„Wir haben Kunden von weit her, die jedes<br />
Mal, wenn Sie in MV Urlaub machen, zu<br />
uns kommen“, sagt Michael Höppner. Kein<br />
Wunder, möchte man sagen angesichts des<br />
hellen, einladenden Geschäfts gleich neben<br />
dem Kröpeliner Tor.<br />
<br />
(Constantin M. Montag)<br />
ins Geschäft ein – nachdem<br />
sie beim Schuhhaus Höber in<br />
Uelzen Erfahrungen gesammelt<br />
hatte.<br />
1993 Die Notbebauung der<br />
Kröpeliner Straße wird abgerissen,<br />
1994 wird der Neubau<br />
eröffnet.<br />
2002 In der Kröpeliner Straße<br />
beginnt der Abbruch des<br />
Hauses Nummer 48. Bis Ende<br />
2003 entsteht die Erweiterung<br />
des Geschäftshauses mit einer<br />
Verkaufsfläche von nun 1000<br />
Quadratmetern.<br />
2004 Andreas Höppner beginnt<br />
seine Tätigkeit im Schuhhaus<br />
Höppner – nach der Ausbildung<br />
<strong>zum</strong> Betriebswirt bei der<br />
Firma Görtz in Hamburg.<br />
Zum Schuhhaus Höppner<br />
gehören zwei weitere Fachgeschäfte,<br />
in Warnemünde und<br />
Greifswald sowie zwei Quick–<br />
Schuh-Filialen. Insgesamt<br />
arbeiten 50 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Unternehmen.<br />
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