25 Jahre
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<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Erfolgsgeschichte der Gasversorgung in Vorarlberg
Grußwort des Landeshauptmannes<br />
Landeshauptmann<br />
Dr. Herbert Sausgruber<br />
Mitte der 70er-<strong>Jahre</strong> – nach dem ersten, heute schon fast vergessenen, sogenannten<br />
»Ölschock« – wurden seitens der Landespolitik die Bemühungen<br />
um eine Erdgasversorgung Vorarlbergs flächendeckend in den Ballungsgebieten<br />
Rheintal und Walgau verstärkt. Mit direkter und indirekter<br />
Beteiligung des Landes Vorarlberg kam es neben der bereits bestehenden<br />
VEF Vorarlberger Erdöl- und Ferngas GmbH zur Gründung der DGG Dornbirner<br />
Gasgesellschaft mbH und GFB Gasversorgung Feldkirch Bludenz<br />
GmbH, die im <strong>Jahre</strong> 1992 zur heutigen VEG Vorarlberger Erdgas GmbH fusioniert<br />
wurden.<br />
Die seinerzeit in einer vorausschauenden Energiepolitik des Landes gesteckten<br />
Ziele konnten rasch in einem hohen Grad erreicht werden:<br />
• Diversifizierung der Energieversorgung des Landes Vorarlberg.<br />
• Verbesserung der Umweltqualität/Luftqualität durch den Einsatz des<br />
umweltschonenden Energieträgers Erdgas.<br />
• Angebot eines vielseitigen, zusätzlichen Energieträgers für Haushalt<br />
sowie gleichermaßen für Gewerbe und Industrie.<br />
Der VEG ist zu ihrer erfolgreichen Arbeit und Entwicklung in den letzten <strong>25</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n zu gratulieren. Sie wird auch im nächsten Vierteljahrhundert als Infrastruktur-Partner<br />
des Landes Vorarlberg und der Städte und Gemeinden<br />
eine wichtige Rolle innehaben.<br />
2
Im Oktober 1979 – also vor <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong>n – hat die VEG mit dem Erdgasimport<br />
von den Lieferanten E.ON Ruhrgas AG/GVS Gasversorgung Süddeutschland<br />
GmbH die Erdgasversorgung von Dornbirn und Lustenau mit dem<br />
nördlich davon liegenden Rheintal aufgenommen. Im Zuge weiterer Ausbauschritte<br />
in den <strong>Jahre</strong>n 1983 bis 1987 erfolgte die Erschließung bis in den<br />
Großraum Bludenz.<br />
Heute versorgt die VEG ein Gebiet mit ca. 280.000 Einwohnern von Gaißau<br />
bis Vandans, der jährliche Erdgasabsatz beträgt rd. 170 Mio. m 3 . Erdgas<br />
deckt damit rd. 22 % des Gesamtenergiebedarfes von Vorarlberg. Im sogenannten<br />
Wärmemarkt – also in der Erzeugung von Raumwärme und Prozesswärme<br />
– ist Erdgas mit einem Anteil von rd. 45 % Markt führend. In das<br />
Transport- und Verteilernetz – es hat heute eine Länge von rd. 1.500 km –<br />
wurden ca. EUR 115 Mio. investiert. Bei einem Zuwachs von etwa 950 Neukunden<br />
pro Jahr wird das Verteilernetz um etwa 40 km pro Jahr erweitert.<br />
Die VEG ist <strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> jung – Erdgas hat Zukunft<br />
Erdgas ist ein junger Energieträger mit Zukunft. Erst in den 1960er-<strong>Jahre</strong>n<br />
wurde mit der systematischen Erforschung von Erdgas-Lagerstätten und<br />
mit der Förderung von Erdgas begonnen. Seine Bedeutung in der Energieversorgung<br />
von Industriestaaten mit hohem Lebensstandard wächst<br />
weiterhin. Jüngste Studien sprechen davon, dass Erdgas in etwa 1 1 / 2 Jahrzehnten<br />
der wichtigste Energieträger in der globalen Energieversorgung<br />
werden könnte und Erdöl bzw. Erdölprodukte vom ersten Platz verdrängen<br />
wird.<br />
Die Erdgasversorgung von Vorarlberg leistet einen besonderen Beitrag<br />
zum Klimaschutz und zur Luftreinhaltung. Im Vergleich zu der Ende der<br />
1970er-<strong>Jahre</strong> vorherrschenden Versorgungsstruktur – mit dem hohen Anteil<br />
an Mineralölprodukten – reduziert der Einsatz von Erdgas die CO 2 -<br />
Emissionen um rd. 170.000 t/Jahr. Die vergleichsweise saubere Verbrennung<br />
von Erdgas trägt auch ganz wesentlich zur Verringerung der sogenannten<br />
»klassischen Luftschadstoffe« wie Ruß/Staub, Stickoxide und<br />
Schwefeldioxid bei.<br />
Dank des Weitblickes ihrer Eigentümer (Land Vorarlberg, Städte, Gemeinden<br />
und VKW) leistet die VEG einen wichtigen Beitrag für den Industriestandort<br />
und für den Lebensraum Vorarlberg.<br />
3<br />
Dr. E. Bitsche,<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Ing. Erwin Kopf,<br />
Geschäftsführer
Otto Egger<br />
Werner Matt<br />
Gas in Vorarlberg:<br />
die Frühgeschichte<br />
Das Thema Gas hat sehr viel mit<br />
dem Kampf gegen die Dunkel-<br />
heit zu tun. Es war seit jeher Ziel<br />
des Menschen, Licht in das<br />
Dunkel der Nacht zu bringen.<br />
Mit dem Beginn der Industria-<br />
lisierung wurde der Wunsch<br />
nach einer verlässlichen und<br />
wirkungsvollen Beleuchtung<br />
immer stärker. Denn hier war<br />
der Arbeitsrhythmus vom natür-<br />
lichen Ablauf von Hell und<br />
Dunkel losgelöst, die Maschinen<br />
gaben den Takt vor.
Candelaber Nr. 900, mit Laterne<br />
Type »Wien« Nr. 1167 (Planskizze<br />
von Franz Maroschek, 1903)<br />
England als Vorreiter<br />
Deshalb ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass England nicht nur bei<br />
der Industrialisierung, sondern auch in der Geschichte der Gasproduktion<br />
an erster Stelle stand. Bereits 1793 wurden hier die ersten Versuche<br />
gemacht, 1812 in London die erste Gasfabrik errichtet. Doch Österreich<br />
stand nicht nach, in Wien wurde 1803 die Gasbeleuchtung vorgeführt,<br />
das erste größere Gaswerk folgte 1818.<br />
Der Beginn in Vorarlberg<br />
In Vorarlberg waren es Industrielle aus der Textilindustrie, die sich für Gas<br />
interessierten und es zur Beleuchtung und für Heizzwecke in ihren Betrieben<br />
einsetzten. Gas wurde damals nicht über Pipelines von weither<br />
geleitet, sondern vor Ort produziert. Es wurde aus Kohle mittels Kohle-<br />
Entgasungsöfen gewonnen. Die erste Nachricht haben wir aus Dornbirn.<br />
Franz M. Hämmerle baute 1856 für seinen Betrieb in Dornbirn/Steinebach<br />
ein eigenes Gebäude für die Gasproduktion. Für Aufregung<br />
sorgte eine Gasquelle 1890 in der Fabrik von David Fußenegger.<br />
Beim Schlagen eines Brunnens im Dampfmaschinenhaus trat bei 19 Metern<br />
Tiefe ein Gasstrom aus dem Brunnenrohr, der angezündet eine<br />
Flamme von achtzig Zentimeter Umfang und Höhe bildete.<br />
In Bregenz war auch ein Textilbetrieb der Vorreiter für die Gaserzeugung,<br />
und zwar eine mechanische Florett-Seidenspinnerei und -weberei. 1867<br />
errichtete die Firma Gebrüder Schmied & Comp. ein eigenes Gaswerk.<br />
Ursprünglich für den Eigenbedarf geplant, belieferte die Gaserei nach<br />
und nach immer mehr Häuser in der Nachbarschaft. 1869 waren dies<br />
bereits sechzig Privathaushalte und sechs Straßenlaternen. 1890 wurden<br />
in der Fabrik selbst 310 Flammen sowie 113 Privatabnehmer mit 893<br />
Flammen und 33 Straßenlaternen versorgt. »Flammen« steht für einen<br />
Beleuchtungskörper. Die Schmied’sche Gasfabrik übernahm 1896 die<br />
Stadt Bregenz. Die städtischen Strukturen kamen Bregenz hier sehr entgegen,<br />
in Dornbirn war eine Straßenbeleuchtung mittels Gas aufgrund<br />
der dörflichen Struktur und der damit verbundenen weiten Wege nicht<br />
möglich.<br />
6
Auch in Feldkirch waren die Strukturen günstig, hier entstand 1872 das<br />
erste kommunale Gaswerk auf dem sogenannten Ziegelfeld. Es wurde<br />
von Scheller und Berchtold aus Thalwil errichtet und wurde nach und<br />
nach mit drei Halbgeneratoren und mit drei, vier sowie fünf Retorten<br />
ausgestattet.<br />
Inzwischen aber – bedingt durch neue Erfindungen – entstand dem<br />
Stadtgas durch den elektrischen Strom gerade in Vorarlberg bedeutende<br />
Konkurrenz. Während für die Gasproduktion die benötigte Steinkohle importiert<br />
werden musste, war der Rohstoff für die Elektrizität vor der<br />
Haustüre. Die steilen Talhänge in Vorarlberg lieferten genügend Energie.<br />
Viele Industriebetriebe und Gemeinden bauten Ende des 19. und anfangs<br />
des 20. Jahrhunderts eigene Wasserkraftwerke. Das Thema »Gas oder<br />
Elektrizität« wurde auch öffentlich heftig diskutiert. Gas verfügte über<br />
7<br />
Gaswerk Feldkirch, Felsenau,<br />
Lageplan von 1907
Im Kochen und in der Warmwasser-Bereitung,<br />
aber auch<br />
im gewerblichen Bereich und<br />
in der Textilveredelung fand<br />
das Stadtgas einen neuen Abnehmerkreis.<br />
die Vorteile, dass es bei größerer Lichtstärke billiger als elektrisches Licht<br />
und als Wärmequelle gegenüber dem Strom weit überlegen war.<br />
Am Anfang stand also die Verwendung des Gases als Leuchtgas, damit<br />
als Lichtquelle im Vordergrund. Anfang des 20. Jahrhunderts kam die<br />
Elektrizität als Konkurrent auf den Markt. Der Strom entwickelte sich zur<br />
idealen Energie für Licht und Kraft. Das Leuchtgas, später auch Stadtgas<br />
genannt, musste sich einen neuen Abnehmerkreis suchen und fand ihn<br />
über längere Zeit im Kochen und der Warmwasser-Bereitung, aber auch<br />
im gewerblichen Bereich und in der Textilveredelung.<br />
Die Gasversorgung für Dornbirn<br />
und Lustenau wird geplant<br />
Der nächste Impuls zum Ausbau der Gasversorgung in Vorarlberg kam<br />
deshalb auch aus der Schweiz. Ende des 19. Jahrhunderts hatte eine Berliner<br />
Firma, die Aktiengesellschaft für Gas-Wasser und Elektricitäts-Anlagen<br />
(AGWEA) die Gegend des Alpenrheines als Expansionsgebiet entdeckt.<br />
Hier sollte die erste Ferngas-Versorgung Europas entstehen. Die<br />
Anlage sollte in der Nähe des Bodensees liegen, damit des Hauptrohstoff,<br />
8
9<br />
Gasversorgte Großwäscherei, ca. 1920
In der Werbung wurden vor<br />
allem die Vorteile der Gasöfen<br />
hervorgehoben: Sofortige<br />
Wärme, wenig Platzbedarf<br />
sowie leichte Bedienung.<br />
die Steinkohle, in Zukunft auf dem Wasserweg herantransportiert werden<br />
könnte. Dörfer und Städte beiderseits des Rheins würden dann erschlossen.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1903 nahm die Gasfabrik in St. Margrethen ihren Betrieb<br />
auf. Schritt um Schritt wurden die Dörfer auf der Schweizerseite<br />
eingebunden. Parallel dazu wurden Verhandlungen auf der österreichischen<br />
Seite aufgenommen und 1906 erste Absichtserklärungen unterfertigt.<br />
Die beiden großen Industriegemeinden in Vorarlberg, Dornbirn<br />
und Lustenau, boten sich für eine Versorgung mit Gas an. 1906 sprach<br />
der Direktor des Gaswerkes in St. Margrethen, Ingenieur Mangold, im<br />
Mohrensaal in Dornbirn über Gaswerke im Allgemeinen und die geplante<br />
Errichtung eines Gaswerks in Dornbirn. Die Einladung hatte versprochen,<br />
dass der Vortrag vor allem für Frauen interessant sein würde, denn<br />
Gas finde in neuerer Zeit vielfach Verwendung in der Küche. Die Firma<br />
bot an, ein Gaswerk auf eigenes Risiko zu errichten, wobei der Gemeinde<br />
das Recht eingeräumt wurde, das Werk später zu erwerben. Die Vorteile<br />
des Gases seien so groß, dass es in einer Gemeinde wie Dornbirn, wo beinahe<br />
jedes Haus an das Stromnetz angeschlossen sei, möglich wäre, ein<br />
Gaswerk zu errichten.<br />
In diesem Jahr erzeugte das städtische Gaswerk in Bregenz rund 244.000<br />
m 3 Leucht- und Nutzgas, 7/8 davon ging an Private, der Rest wurde für die<br />
öffentliche Beleuchtung verwendet. Dafür wurden 8<strong>25</strong> Tonnen Kohle in<br />
zwei Generatoröfen verbraucht, der dabei erzeugte Koks, Graphit und<br />
Teer wurden verkauft. Die Länge der Straßengasleitung betrug 9187<br />
Meter. Das städtische Gaswerk Feldkirch erzeugte zwei <strong>Jahre</strong> später rund<br />
260.000 m 3 Gas. Hier war die Ringrohrleitung acht Kilometer lang und<br />
versorgte 119 Leuchtgasabnehmer, 196 Koch-, Heiz- sowie Kraftgasabnehmer<br />
und 53 Abnehmer, die beide Arten bezogen.<br />
Ein Jahr später, 1907, war das Dornbirn-Lustenauer Vorhaben bereits konkreter,<br />
nur sollte das Steinkohlengas mittels Röhren vom Schweizer Gaswerk<br />
in die beiden Gemeinden geleitet werden. Das k.k. Finanzministerium<br />
hatte bereits die zollfreie Einleitung des Leucht- und Nutzgases zugesichert.<br />
Von der Konzessionsverhandlung 1907/08 sollte es bis zum<br />
<strong>Jahre</strong> 1913 dauern, bis die Lieferung mit Leuchtgas aufgenommen werden<br />
konnte. Es ist gut möglich, dass der Tod des Langzeitbürgermeisters<br />
Dr. Johann Georg Waibel 1908 darauf Einfluss hatte.<br />
In der Presse wurde mittlerweile immer wieder auf die Vorzüge der Gasheizung<br />
hingewiesen. 1908 wurden auf der Titelseite der Vorarlberger<br />
10
Landeszeitung in einem dreispaltigen Artikel die Vorzüge der Gasheizung<br />
gepriesen. Neben vielen Beispielen der Anwendung wurden vor allem die<br />
Vorteile der Gasöfen hervorgehoben: Sofortige Wärme, wenig Platzbedarf<br />
sowie leichte Bedienung.<br />
Die Gasleitung von St. Margrethen (Schweiz)<br />
nach Lustenau und Dornbirn<br />
Ein Platz für die Gasfabrik musste nun nicht mehr gesucht werden, aber<br />
ein entsprechender Standort für den Gasometer. Ein Gebiet, weit entfernt<br />
von Siedlungen, wurde bei der Eisenbahnbrücke gefunden. Die Zubringerleitung<br />
gab keine Probleme. Die Straße gehörte den Gemeinden<br />
Dornbirn und Lustenau; die Kleinbahn befand sich auf der einen Seite<br />
und die Gasleitung sollte die andere benützen. Bei der Rheinquerung<br />
hatte man die Qual der Wahl. Damals gab es zwischen Lustenau und der<br />
Schweizerseite vier Brücken. Die Holzbrücke beim Zollamt auf der Höhe<br />
der Kirchstraße, die Brücke zum Bahnhof Au als Fortsetzung der Rheinstraße,<br />
die Eisenbahnbrücke und die neue Brücke, die auf der Durchstichstrecke<br />
nach Höchst führte. Im ersten Projekt wurde die Überquerung<br />
des Rheins beim Bahnhof Au ins Auge gefasst. Aber im zweiten Projekt<br />
wurde die neue Höchsterbrücke aus betriebstechnischen Gründen als<br />
am besten geeignet angesehen. Vielleicht war damals schon der Gedanke<br />
im Hinterkopf, das Versorgungsgebiet bis nach Bregenz zu erweitern.<br />
Die Wuhrkonkurrenz stellte so hohe Bedingungen, dass nun die Brücke<br />
Oberfahr gewählt wurde. Für die Distanz nach Dornbirn eine gute Lösung,<br />
aber durch die Verknüpfung mit dem Schweizer Netz ergaben sich<br />
durch stetig steigenden Verbrauch später immer wieder Engpässe.<br />
Die Fernleitung wurde wegen des hohen Druckes in Stahlrohren ausgeführt.<br />
Befürchtungen gab es wegen der Straßenbahn Lustenau-Dornbirn,<br />
nützte man doch über weite Strecken eine gemeinsame Trasse.<br />
Denn die Straßenbahn fuhr mit Gleichstrom – und ins Erdreich abgeleitete<br />
Ströme führten bei Stahlrohren zu Korrosion. Für das Ortsnetz fanden<br />
Graugussrohre Verwendung. Die Verbindungen bestanden aus Muffen,<br />
deren Zwischenräume mit Hanfstricken und Blei ausgefüllt wurden.<br />
Dank der Beimengungen im Kohlengas wurde das Dichtungsmaterial<br />
11<br />
Gasbehälter St. Margrethen
ständig befeuchtet, denn so konnte Dichtheit und Elastizität gehalten<br />
werden. Die Straßen waren damals noch nicht so stark befahren und die<br />
LKWs noch nicht so schwer wie heute. Als nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
der Schwerverkehr immer mehr zu nahm, kam das Rohrmaterial immer<br />
mehr an seine Grenze. Mit dem sauberen und trockenen Gas durch die<br />
Spaltanlage und mit dem Erdgas hatten die Graugussrohre endgültig<br />
ausgedient. Die nun auch im Ortsnetz verwendeten Stahlrohre waren<br />
elastischer, aber dafür wieder korrosionsanfällig.<br />
Die Vorarlberger Gasgesellschaft mbH<br />
Am 20. April 1913 wurde der Gesellschaftsvertrag unterzeichnet, die Vorarlberger<br />
Gasgesellschaft mbH war gegründet. Damit hatten die Bürgermeister<br />
von Dornbirn und Lustenau die Energieversorgung ihrer Gemeinden<br />
auf eine moderne Basis gestellt. Der von der Eisenbahn aus gut sichtbare<br />
»Gaskessel« in Dornbirn sollte zum Symbol für das Gaswerk werden.<br />
Es war sogar eine Erweiterung des Ferngasnetzes nach Bregenz geplant,<br />
doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte die Unterzeichnung<br />
des Vertrages.<br />
Die Folgen des Ersten Weltkrieges machten der Gasindustrie zu schaffen,<br />
da der Rohstoff Kohle in ungenügender Menge zur Verfügung stand. Im<br />
finanziellen Bereich war die Inflation in den 20er-<strong>Jahre</strong>n und die Weltwirtschaftskrise<br />
in den 30er-<strong>Jahre</strong>n von großem negativem Einfluss.<br />
Die Nachwehen des Zweiten Weltkrieges waren noch gravierender. Zwar<br />
lieferte die Rheintalische Gasgesellschaft seit dem 1. Juli 1945 wieder an<br />
die Vorarlberger Gasgesellschaft in Dornbirn, doch es gab Probleme mit<br />
der Bezahlung. Da die Schweizer entweder Schweizer Franken oder Holzlieferungen<br />
verlangten, blieb der Stadtverwaltung von Dornbirn angesichts<br />
der Währungsverhältnisse nur die Schlägerung von Holz. Ab September<br />
1945 erfolgte die Bezahlung in Schweizer Franken. Diese wurden<br />
durch die Grenzgänger finanziert, die einen großen Teil ihrer Steuern in<br />
Schweizer Währung abliefern mussten. Diese Kreditgeschäfte wurden<br />
alle hypothekarisch besichert.<br />
Aber es gab immer wieder Probleme. So auch 1947, als eine vom Landwirtschaftsamt<br />
zugesagte monatliche Lieferung von dreihundert Tonnen<br />
Kohle an die Rheintalische Gasgesellschaft in St. Margarethen nicht<br />
12
durchgeführt wurde. Dies hatte zur folge, dass es in Dornbirn und Lustenau<br />
nur an dreieinhalb Stunden pro Tag Gas gab. Auch die Besitzverhältnisse<br />
verursachten Probleme. Die Vorarlberger Gasgesellschaft mbH in<br />
Dornbirn befand sich damals zu vierzig Prozent in schweizer und zu<br />
sechzig Prozent in deutschen Händen. Während des Krieges hatte die<br />
LUK, Licht und Kraft München, den größeren Anteil übernommen. Die<br />
deutschen Anteile an der Vorarlberger Gasgesellschaft mussten erst wieder<br />
zurück übernommen werden.<br />
13<br />
Gaswerkareal in St. Margrethen,<br />
Aufnahme ca. 1930
Gasverbrauch<br />
in Kubikmeter<br />
Gaswerke<br />
im <strong>Jahre</strong> 1949<br />
Sogar noch anfangs der 50er-<strong>Jahre</strong> erfolgte die Abrechung der Vorarlberger<br />
Gasgesellschaft mit der Rheintalischen Gasgesellschaft in St. Margrethen<br />
bargeldlos. Die Vorarlberger mussten Kohle in die Schweiz liefern<br />
und erhielten pro Tonne 350 Kubikmeter Gas. Die bei der Vergasung entstehenden<br />
Produkte wie Koks, Teer und Leuchtöl durfte St. Margrethen<br />
behalten, sie waren der Gegenwert für die Veredelung.<br />
Jahr 1 Bregenz Dornbirn Feldkirch Landessumme<br />
1915 350.875 314.828 247.491 913.194<br />
1920 231.839 289.621 95.157 616.617<br />
1930 663.739 490.866 276.600 1,431.205<br />
1940 781.224 700.230 380.828 1,862.282<br />
1945 609.827 817.660 393.156 1,820.643<br />
1950 1,331.811 1,348.051 555.545 3,233.407<br />
1 Die <strong>Jahre</strong>ssumme stellt bis 1929 den <strong>Jahre</strong>sdurchschnitt einer längeren Periode dar.<br />
1950 verbrauchten von der gesamten Gasproduktion Vorarlbergs die privaten<br />
Haushalte rund 76 Prozent, 16 Prozent die Industriebetriebe und<br />
die Gewerbebetriebe 8 Prozent. Damals waren rund 5900 private Haushalte<br />
angeschlossen. Das Rohrnetz der Vorarlberger Gasgesellschaft<br />
sowie der beiden städtischen Gaswerke Bregenz und Feldkirch belief sich<br />
zusammen auf rund 136 km.<br />
Angeschlossene Gasabgabe Rohrnetz Kohlenverbrauch<br />
Haushalte m 3 km t<br />
Bregenz 2.267 1,394.022 33 3.309<br />
Dornbirn 2.446 1,423.163 89 4.100<br />
Feldkirch 1.150 565.445 14,5 1.280<br />
14
15<br />
Spaltgaswerk Dornbirn, Aufnahme 1963
Erwin Kopf<br />
Der Weg in die Zukunft:<br />
das Erdgaszeitalter beginnt<br />
In den Städten Bregenz und<br />
Dornbirn sowie in der Markt-<br />
gemeinde Lustenau begann<br />
das »Erdgaszeitalter« Ende<br />
der 1960er-<strong>Jahre</strong> bzw. Mitte<br />
der 1970er-<strong>Jahre</strong>.<br />
Der flächendeckende Ausbau<br />
im Rheintal und im Walgau<br />
begann 1979.
»Aufschlussbohrung<br />
Sulzberg 1«, 1983/84,<br />
Endtiefe 5.654 m<br />
Kohlenwasserstoffvorkommen in Vorarlberg<br />
Mit der Gasversorgung in Vorarlberg eng verbunden sind die Bemühungen<br />
um eine »Eigenversorgung« mit Kohlenwasserstoffen. Dieses Kapitel<br />
der Geschichte der Gasversorgung/Energieversorgung soll in diesem Abschnitt<br />
– zusammenhängend über den Zeitraum seit Mitte der 1950er-<br />
<strong>Jahre</strong> bis heute – dargestellt werden.<br />
In den 1950er-<strong>Jahre</strong>n begann die Ablöse des »Kohlezeitalters« in der Energieversorgung<br />
der Industriebetriebe, später auch in der Raumwärme-Erzeugung<br />
für Haushalte durch Mineralölprodukte. Der nordwestliche Teil<br />
Vorarlbergs liegt geologisch eingeordnet in der sog. »Molasse-Zone«, in<br />
der in anderen Ländern (Oberösterreich, Bayern) bereits Kohlenwasserstoffe<br />
gefunden worden waren. In Vorarlberg wurde 1956 die »Vorarlberger<br />
Erdölgesellschaft mbH« unter mehrheitlicher Beteiligung des Landes<br />
Vorarlberg gegründet. Eine Reihe von Privatunternehmen – vor allem aus<br />
der Energie intensiven Textilbranche – wie auch Privatpersonen/Industrielle<br />
waren am Unternehmen beteiligt. Von der Republik<br />
Österreich wurde für ein Gebiet von knapp 1.000 km 2 Fläche die Konzession<br />
zur Aufsuchung und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen erworben.<br />
Zusammen mit dem Konsortialpartner Preussag/Hannover wurden Explorationsarbeiten<br />
nach der Methode der »Sprengseismik« und »Gravimetrie«<br />
durchgeführt, deren Ergebnisse Anfang der 1960er-<strong>Jahre</strong> zu<br />
einer ersten Tiefbohrung in Vorarlberg führten. Die Aufschlussbohrung<br />
»Dornbirn 1« ergab im Wesentlichen folgende Erkenntnisse:<br />
– Spuren von Erdgas – kurze Zeit wurde ein »Fördertest« gefahren – waren<br />
vorhanden, jedoch nicht in wirtschaftlich förderbarem Ausmaß.<br />
– Das Rheintal in der Schweiz und in Vorarlberg liegt in einer »geothermalen<br />
Anomalie«. Die Zunahme der Gesteinstemperatur mit der Tiefe der<br />
Bohrung lag deutlich über dem Durchschnittswert. Es wurde ein »Heißwasser-Vorkommen«<br />
erbohrt. Eine wirtschaftliche Ausbeutung war damals<br />
noch von geringem Interesse und wurde auch durch den hohen<br />
Salzgehalt des »Thermalwassers« erschwert bzw. unmöglich gemacht.<br />
Die Bohrung erreichte mit 2.920 m Tiefe ihren Endpunkt, die Kapazität<br />
der eingesetzten Bohranlage (Antriebs- und Hebekraft) war begrenzt. Die<br />
Bohrung wurde eingestellt und verfüllt.<br />
Für ca. ein Jahrzehnt wurden keine Aktivitäten mehr zur Aufsuchung von<br />
Kohlenwasserstoffen in Vorarlberg gesetzt.<br />
18
Die sog. »erste Ölkrise« 1973, mit einem sprunghaften Anstieg der Preise<br />
für Mineralölprodukte verbunden, machte die einseitige und damit Krisen<br />
anfällige, weitgehend von Importen abhängige Energieversorgung des<br />
Bundeslandes Vorarlberg bewusst. Neben den verstärkten Bemühungen<br />
um eine landesweite Erdgasversorgung wurden die Kontakte zum ehemaligen<br />
Konsortialpartner Preussag wieder aufgenommen und im Jahr<br />
1976 der betreffende Konsortialvertrag erneuert und später auf die beigetretenen<br />
Partner Elwerath, BP/Gelsenberg und Wintershall ausgedehnt.<br />
In den <strong>Jahre</strong>n 1976 bis 1981 wurden im gesamten Aufsuchungsgebiet der<br />
VEF mit über 600 km Profillänge intensive Explorationsarbeiten nach der<br />
weiter entwickelten Methode der Vibroseismik, Gravimetrie und Aeromagnetik<br />
durchgeführt.<br />
Der »zweite Ölpreisschock« 1979 führte zu einer nochmaligen dramatischen<br />
Verteuerung von Mineralölprodukten. Damit war aber auch die<br />
wirtschaftliche Basis zur Durchführung einer weiteren, wie sich herausstellen<br />
sollte sehr teuren Aufschlussbohrung gegeben.<br />
In den <strong>Jahre</strong>n 1983/84 wurde die Tiefbohrung »Sulzberg 1« niedergebracht.<br />
Sie erreichte eine Endtiefe von 5.654 m und verursachte Kosten,<br />
die knapp EUR 40 Mio. betrugen. 90 % dieser Kosten wurden von den erwähnten<br />
Konsortialpartnern getragen.<br />
Das Ergebnis der Aufschlussbohrung war wenig ermutigend. Spuren von<br />
Erdgas wurden angetroffen, die Porosität (Speicherfähigkeit) und die Permeabilität<br />
(Durchlässigkeit) des Trägergesteins blieben weit unter den<br />
erwarteten Werten.<br />
Durch die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – hohe<br />
Preise für Rohöl und Erdgas am Weltmarkt – wurden weltweit die Aufsuchungstätigkeiten<br />
nach Erdöl- und Erdgaslagerstätten, insbesondere<br />
auch in Europa (Stichwort Nordsee) intensiviert. Sie zeigten den entsprechenden<br />
Erfolg, der sich wiederum in einem Mitte der 80er-<strong>Jahre</strong> beginnenden<br />
»Verfall« der Energiepreise auswirkte. Die OPEC hatte einiges an<br />
Bedeutung verloren.<br />
Aus diesem Grund wurde auf eine Durchführung kostenintensiver Fördertests<br />
verzichtet und die Bohrung »Sulzberg 1« Anfang 1985 verfüllt.<br />
Die damalige VEF Vorarlberger Erdöl- und Ferngas gmbH hat im <strong>Jahre</strong><br />
1989 ihre über 30 <strong>Jahre</strong> inne gehabte Konzession zur Aufsuchung und<br />
Gewinnung von Kohlenwasserstoffen an die Republik Österreich zurückgegeben.<br />
19<br />
Der »zweite Ölpreisschock«<br />
1979 führte zu einer nochmaligen<br />
dramatischen<br />
Verteuerung von Mineralölprodukten<br />
Rückgabe der Kohlenwasserstoff-Aufsuchungs-<br />
und<br />
-gewinnungsrechte 1989
Ortsverteilerstation<br />
Mitteldruck/Niederdruck<br />
beim E-Werk Frastanz<br />
Über eine relativ kurze Zeitspanne von wenigen <strong>Jahre</strong>n wurde die Konzession<br />
»Vorarlberg Süd« von der OMV erworben und gehalten. Auch hier<br />
wurden Explorationstätigkeiten durchgeführt, die in einer Tiefbohrung<br />
»Au 1« ihren Höhepunkt fanden.<br />
Seit etwa einem Jahrzehnt ist Vorarlberg »konzessionsfrei«. Mangels<br />
Interesse von Aufsuchungs-/Gewinnungsgesellschaften werden seitdem<br />
in Vorarlberg keine Explorationstätigkeiten mehr durchgeführt.<br />
Entwicklungsgeschichte der »landesweiten<br />
Erdgasversorgung« Vorarlbergs<br />
In den 1960er-<strong>Jahre</strong>n wurden die Vorteile des im Vergleich zu Mineralölprodukten<br />
weit umweltverträglicheren Erdgases entdeckt. Gleichzeitig<br />
wurde die gezielte Exploration nach Erdgaslagerstätten aufgenommen.<br />
Bis dahin war Erdgas mehr oder weniger als »Nebenprodukt« bei der Gewinnung<br />
von Rohöl angesehen worden, seine Verwertung erfolgte nur<br />
eingeschränkt.<br />
Nun begann auch der Bau von leistungsfähigen Ferntransportleitungen.<br />
Der Durchbruch von Erdgas im Energiemarkt in Westeuropa ist eng verbunden<br />
mit der Entdeckung der größten Erdgasvorkommen in den<br />
Niederlanden Anfang der 60er-<strong>Jahre</strong> (Erdgasbezirk bei Groningen).<br />
In der 2. Hälfte der 1960er-<strong>Jahre</strong> wurden auch in der Nähe von Vorarlberg,<br />
bei Fronhofen und Pfullendorf, Erdgasvorkommen entdeckt und vom<br />
»Zweckverband Oberschwaben« die heute rd. 35 <strong>Jahre</strong> alte Ferntransportleitung<br />
zur Erdgasversorgung der Städte Ravensburg/Weingarten,<br />
Friedrichshafen und Lindau/Bregenz gebaut.<br />
Ende der 1960er-<strong>Jahre</strong> wurden – durch Studien und Kontakte zur damaligen<br />
Fördergesellschaft Brigitta/Elwerath belegt – erste Überlegungen zu<br />
einer landesweiten Erdgasversorgung Vorarlbergs in den Ballungsräumen<br />
Rheintal und Walgau angestellt.<br />
Es zeigte sich jedoch, dass die Größe der Erdgasvorkommen in Fronhofen<br />
und Pfullendorf bescheiden einzuschätzen waren und sowohl von der<br />
Förderleistung als auch vom Volumen der Lagerstätten beurteilt, eine<br />
Versorgung von Vorarlberg nicht ermöglichten. Auch die Deckung des<br />
20
Erdgasbedarfes für den nördlichen Teil Vorarlbergs – Dornbirn/Lustenau<br />
und Rheindelta-Gemeinden – schien nicht realisierbar.<br />
So kam vorläufig nur die Stadt Bregenz in den Genuss einer Erdgasversorgung.<br />
Wie sich herausstellen sollte, waren die Einschätzungen bzgl. der<br />
begrenzten Erdgasvorkommen in Fronhofen und Pfullendorf richtig. Die<br />
stark steigende Nachfrage nach dem modernen Energieträger Erdgas<br />
zeigte ein knappes Jahrzehnt nach der Entdeckung der genannten Vorkommen<br />
deren begrenzte Reichweite. Der Zweckverband Gasversorgung<br />
Oberschwaben war zur Sicherung der Erdgasversorgung seiner Mitglieder-Städte<br />
dazu veranlasst, die Verbindungsleitung zwischen Neu-Ulm<br />
und Ravensburg zu bauen. Mit der Realisierung dieser Leitungsverbin-<br />
21<br />
Erdgashochdruckleitungsbau<br />
1979: vorbereiteter Leitungsdüker,<br />
Querung Bregenzer Ache<br />
Anschluss der Bodensee-<br />
Region an das europäische<br />
Erdgas-Verbundnetz 1976
Einbringen des Leitungsdükers<br />
Bregenzer Ache,<br />
Februar 1979<br />
Abschluss des ersten<br />
Gasbezugsvertrages mit<br />
der Liefergemeinschaft<br />
GVS/E.ON Ruhrgas 1978<br />
dung wurde im Jahr 1976 der Anschluss an das europäische Erdgas-Verbundsystem<br />
hergestellt.<br />
Die schon erwähnte »Ölkrise 1973« war für die Landespolitik neben anderen<br />
Aspekten auslösend, sich um eine Veränderung der Energieversorgungsstruktur<br />
für Vorarlberg zu bemühen. Neben der »Preisfrage« waren<br />
folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen:<br />
– Vorarlberg war in seiner Energieversorgungsstruktur zu rd. 80 % von<br />
Mineralölprodukten abhängig.<br />
– Die Vorzüge von Erdgas bzgl. seiner Umweltverträglichkeit waren erkannt,<br />
wenn auch erst die Untersuchungen Anfang der 1980er-<strong>Jahre</strong><br />
(Stichwort »Waldzustandserhebung/Waldsterben/saurer Regen«) die<br />
Umweltvorteile von Erdgas besonders deutlich machten.<br />
– Es zeichnete sich ab, dass die damalige »Vorarlberger Gasgesellschaft«,<br />
ein Tochterunternehmen der »Rheintalischen Gasgesellschaft St. Margrethen«,<br />
die notwendig gewordene Erneuerung der früheren »Stadtgas-Verteilernetze«<br />
in Dornbirn und Lustenau nicht finanzieren wird<br />
können. Für die ca. 2.500 Gaskunden in diesem Versorgungsgebiet<br />
musste eine entsprechende Lösung gefunden werden.<br />
In den <strong>Jahre</strong>n 1975 bis 1978 wurden von der Vorarlberger Erdöl und Ferngas<br />
GmbH (VEF) – mehrheitlich im Besitz des Landes Vorarlberg – unter<br />
Mitwirkung der damals verantwortlichen Landespolitiker Wirtschaftslandesrat<br />
Dr. Elmar Rümmele und Landesstatthalter Dr. Rudolf Mandl<br />
intensiv Verhandlungen um einen möglichen Gasimport zum Flächen<br />
deckenden Ausbau der Erdgasversorgung in Vorarlberg geführt.<br />
Es lagen 2 Lieferangebote vor: Eines von der GVS/Gasversorgung Süddeutschland<br />
GmbH (Stuttgart) mit dem Transport über die Erdgashochdruckleitung<br />
des Zweckverbandes Gasversorgung Oberschwaben, Übergabestelle an der<br />
Staatsgrenze Lindau/Leiblachmündung. Ein weiteres von der OMV Aktiengesellschaft<br />
mit dem möglichen Gastransport über das Leitungsnetz der<br />
Gasverbund Ostschweiz AG via Übergabepunkt St. Margrethen/Höchst.<br />
Auf Grund der besseren Lieferkonditionen und der langfristig erwarteten<br />
weit höheren Transportkapazität des Transportnetzes der GVS wurde für<br />
das Angebot der Gasversorgung Süddeutschland GmbH entschieden<br />
und der dbzgl. Vertrag im Juni 1978 abgeschlossen.<br />
Die E.ON Ruhrgas AG/Essen, trat dem Vertrag 1983 als Lieferpartner bei.<br />
22
23<br />
Bau der Erdgashochdruckleitung<br />
durch den Bodensee/<br />
Bregenzer Bucht (65 m Wassertiefe,<br />
Länge 3.300 m),<br />
Frühjahr 1979<br />
Beginn des Erdgasbezuges<br />
von GVS/E.ON Ruhrgas,<br />
Oktober 1979,<br />
Schieberstation Mehrerau
Gründung der DGG, Dornbirner<br />
Gasgesellschaft, 1978<br />
Bau der Erdgashochdruckleitung<br />
bei Nüziders, 1987<br />
Gründung der GBF, Gasversorgung<br />
Bezirk Feldkirch,<br />
1984<br />
Parallel zu diesen wichtigen Verhandlungen und Entscheidungen wurde<br />
die Gründung der Dornbirner Gasgesellschaft mbH unter mehrheitlicher<br />
Beteiligung der VEF Vorarlberger Erdöl und Ferngas GmbH vorbereitet.<br />
Die Gründung der DGG erfolgte dann im <strong>Jahre</strong> 1978. Gründungsgesellschafter<br />
waren neben der VEF die Städte und Gemeinden Dornbirn, Lustenau,<br />
Hard, Höchst und Hohenems.<br />
Noch im gleichen Jahr wurde von der DGG das Verteilernetz in Dornbirn<br />
und Lustenau (Länge ca. 50 km) von der VGG erworben und im Laufe der<br />
nächsten <strong>Jahre</strong> vollständig erneuert und seither wesentlich ausgebaut.<br />
Gleichzeitig wurde mit dem Aufbau des Verteilernetzes in den genannten<br />
Städten und Gemeinden begonnen, wobei die Erschließung von Hohenems<br />
erst 1984 erfolgte. 1981 erfolgte der Bezug des neuen Betriebsgebäudes<br />
der DGG, das für eine Belegschaft von rd. 40 MitarbeiterInnen<br />
ausgelegt und später – für die gesamte »VEG« – zu klein war.<br />
Ebenfalls gleichzeitig mit der Gründung der DGG wurde von der VEF der<br />
Bau des Erdgashochdruckleitungssystems in der ersten Ausbaustufe von<br />
der Staatsgrenze Lindau/Leiblach bis Höhe Dornbirn/Lustenau geplant<br />
und ausgeführt. Mit der Gasverbund Ostschweiz AG (heute Erdgas Ostschweiz<br />
AG) wurde ein Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen, der die<br />
Herstellung des Leitungsverbundes über die Zollmessstation Höchst/<br />
St. Margrethen und damit die Erhöhung der Versorgungssicherheit<br />
gegenseitig zum Inhalt hatte. Von der EGO wurden von 1980 bis 2000 vor<br />
allem im Winterhalbjahr laufend Erdgastransporte über das System der<br />
VEG durchgeführt.<br />
Der nächste Erschließungsschritt für den Ausbau der Erdgasversorgung<br />
im Rheintal erfolgte 1983 mit der Verlängerung der Erdgashochdruckleitung<br />
bis Hohenems und 1984 mit der Verlängerung der Leitung bis Rankweil.<br />
Parallel dazu erfolgte die Gründung der GBF (Gasversorgung Bezirk Feldkirch<br />
GmbH) unter Mehrheitsbeteiligung der Vorarlberger Kraftwerke AG<br />
und Mitbeteiligung der mit Erdgas zu versorgenden Städte und Gemeinden<br />
des Bezirkes Feldkirch.<br />
Der Aufbau von Verteilernetzen in den Städten und Gemeinden des Bezirkes<br />
Feldkirch im Rheintal begann und wurde mit Vehemenz vorangetrieben.<br />
24
Erdgashochdruckleitung Rankweil-Bangs,<br />
Verlegung des Illdükers, Winter 1986
Bau der neuen GVS-<br />
Zubringerleitung an der<br />
Leiblachmündung, 1989<br />
(Oberschwabenleitung)<br />
In der zweiten Hälfte der 1980er-<strong>Jahre</strong> wurden von den Gesellschaften<br />
DGG und GBF zusammen bis zu 130 km Verteilnetz pro Jahr gebaut.<br />
Im Ausbau der Verteilnetze war für die wirtschaftliche Gestaltung der<br />
Versorgung besonders wichtig, dass Großkunden aus dem Bereich Gewerbe/Industrie,<br />
kommunale Einrichtungen wie Schulen/Verwaltungsgebäude<br />
und große Wohnanlagen auf den Energieträger<br />
Erdgas umstellten. Der Erdgasmarkt musste im Substitutionswettbewerb<br />
gegen den bereits etablierten »Heizölmarkt« aufgebaut werden.<br />
Das Wirtschaftswachstum und der Bauboom in der Schaffung von<br />
neuem Wohnraum boten daneben jedoch günstige Voraussetzungen für<br />
den Aufbau der Erdgasversorgung.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1986 wurde die Erdgashochdruckleitung von Rankweil nach<br />
Bangs/Ruggel gebaut und mit der LGV (Liechtensteinische Gasversorgung)<br />
ein langfristiger Transportvertrag abgeschlossen. 1989 folgte der<br />
Abschluss eines Transportvertrages mit der EGO zur Versorgung von<br />
Graubünden/Großraum Chur.<br />
Ca. 30 % der gesamten Kapazität des Transportsystems der VEG sind für<br />
den Erdgastransit nach Liechtenstein und nach Graubünden eingesetzt<br />
bzw. genutzt.<br />
1986/87 schließlich folgte der letzte wesentliche Erweiterungsschritt in<br />
der Erdgasversorgung: Die Erdgashochdruckleitung von Rankweil bis Nüziders/Bludenz<br />
wurde gebaut!<br />
Die mit Erdgas zu versorgenden Städte und Gemeinden des Walgaus traten<br />
der GBF als Gesellschafter bei, die fortan den Namen GFB (Gasversorgung<br />
Feldkirch Bludenz GmbH) führte. Maßgebend für den zügigen Ausbau<br />
der Gasversorgung im Walgau war das beunruhigende Ergebnis des<br />
»Waldzustandsberichtes«, der eine bedenkliche Schädigung auch von<br />
Schutz- und Bannwäldern in der Region um Bludenz aufzeigte. Der Auftrag<br />
und der Wunsch nach einer Ausdehnung der Erdgasversorgung bis<br />
Bludenz wurde von allen Fraktionen im Landtag getragen.<br />
Die im <strong>Jahre</strong> 1978 getroffene Entscheidung, die landesweite Erdgasversorgung<br />
auf dem Transportweg über Süddeutschland aufzubauen, sollte<br />
sich im <strong>Jahre</strong> 1989 als richtig und vorausschauend bestätigen. Von der<br />
GVS wurde die sog. »Oberschwaben-Leitung« über Ulm/Scharenstetten<br />
26
nach Lindau gebaut. Diese leistungsfähige Transportleitung ist bei einer<br />
Nennweite von 500 mm auf einen Betriebsdruck von 70 bar ausgelegt.<br />
Die in Scharenstetten errichtete Verdichterstation garantiert, dass die Region<br />
um den Bodensee mit Vorarlberg, Liechtenstein und Graubünden<br />
zuverlässig und bedarfsgerecht mit Erdgas versorgt wird. Die alte Leitungsverbindung<br />
bei Lindau/Leiblachmündung verlor für die VEG an Bedeutung,<br />
wurde jedoch mit der Erneuerung der Zollmessstation im <strong>Jahre</strong><br />
2003 für Zwecke der gegenseitigen Aushilfslieferung im Bedarfsfall reaktiviert.<br />
27<br />
Zollmessstation Leiblach (im<br />
Hintergrund) mit Schieberund<br />
Molchstation (unterflur),<br />
1989
Erdgas trägt in besonderem<br />
Maße zur Umweltqualität/<br />
Luftreinhaltung bei.<br />
Druckreduzierstation<br />
Hard/Kiese<br />
(Hochdruck/Mitteldruck)<br />
Vorarlberg ist über drei mögliche Einspeisepunkte – zwei davon an der<br />
deutsch/ österreichischen Grenze bei Lindau, der dritte an der schweizerisch/österreichischen<br />
Grenze bei Höchst/St. Margrethen – sicher mit<br />
Erdgas versorgt.<br />
Die weitere Entwicklung der VEG in den 1990er-<strong>Jahre</strong>n blieb sehr<br />
erfolgreich. Die Absatzmengen in absoluten Zahlen konnten sowohl im<br />
Bereich »Industriegas« als auch im Sektor »Kommunalgas« (Kleinabnehmer/Gewerbe/öffentliche<br />
Gebäude) gesteigert werden.<br />
Als besonderer Beitrag zur Luftreinhaltung und zur Umweltqualität darf<br />
gewertet werden, dass praktisch alle ehemaligen »Heizöl-schwer-Verbraucher«<br />
heute am Versorgungsnetz der VEG angeschlossen sind und<br />
auch Erdgas beziehen.<br />
Im Bereich der Erzeugung von Raumwärme, insbesondere in den Haushalten,<br />
hat die VEG den Einsatz der energiesparenden und umweltschonenden<br />
»Brennwerttechnik« seit deren Einführung Mitte der 80er-<strong>Jahre</strong><br />
forciert und unterstützt. Der Anteil der Brennwertgeräte an den neu installierten<br />
Gasgeräten/Wärmeerzeugern insgesamt beträgt heute rd.<br />
85 % und liegt im Vergleich mit anderen Bundesländern in Österreich<br />
oder mit der Bundesrepublik Deutschland noch immer im Spitzenfeld.<br />
Die chemischen und physikalischen Eigenschaften machen Erdgas zu<br />
einer sehr »modernen Energieform«. Der hohe Wasserstoffanteil und der<br />
geringere Kohlenstoffanteil garantieren im Vergleich zu allen anderen<br />
Brennstoffen stark reduzierte Kohlendioxid-Emissionen (Stichwort »Klimaschutz«).<br />
Die Erdgasversorgung in Vorarlberg reduziert – verglichen<br />
mit der Anfang der 70er-<strong>Jahre</strong> noch vorhanden gewesenen Energieversorgungsstruktur<br />
– den Kohlendioxid-Ausstoß um rd. 170.000 t/Jahr!<br />
Der Ende der 70er-<strong>Jahre</strong> sehr hohe Schwefeldioxid-Ausstoß von etwa<br />
6.000 t/Jahr (Stichwort saurer Regen) ist heute auf den Bruchteil von<br />
etwa einem Zehntel reduziert und damit umweltpolitisch »kein Thema<br />
mehr«.<br />
Auch der Ausstoß von Schwermetallverbindungen, Ruß und Staub ist<br />
durch den Einsatz von Erdgas stark reduziert.<br />
Unterschiedliche Versorgungstarife der GFB und der DGG sowie Überlegungen<br />
zu Kosten sparenden, effizienteren Strukturen führten im Jahr<br />
28
1992 zur Fusionierung der drei Gasgesellschaften VEF (Vorarlberger Erdöl<br />
und Ferngas GmbH), DGG (Dornbirner Gasgesellschaft mbH und GFB<br />
(Gasversorgung Feldkirch Bludenz GmbH) zur heutigen VEG.<br />
Die Entscheidung – vom damaligen Wirtschaftslandesrat Dr. Guntram<br />
Lins und von den Bürgermeistern aller betroffenen Städte und Gemeinden<br />
sowie von den VKW einhellig mitgetragen – bestätigte sich als richtiger<br />
Schritt. Die Solidarität der Gesellschafter zueinander und die Zusammengehörigkeit<br />
des Lebensraumes im »Erdgas versorgten Gesamtgebiet<br />
Rheintal und Walgau« wurden gestärkt.<br />
Der Nutzen der Kunden lag darin, dass es nun einheitliche und<br />
günstigere Versorgungstarife »von Hard bis Bludenz« gab.<br />
Die Zusammenarbeit innerhalb der Belegschaft der ehemaligen drei Gesellschaften<br />
war durch die räumliche Trennung in eine Zentrale mit zwei<br />
Betriebsstellen erschwert.<br />
Im Jahr 1997 wurde deshalb konkret mit der Planung eines neuen Betriebsgebäudes<br />
für die VEG begonnen mit dem Ziel, die zwei Betriebsstel-<br />
29<br />
Kontrolle der Erdgashochdruckleitung<br />
durch den Bodensee<br />
mit Tauchboot<br />
1992: Fusionierung der<br />
drei Gasgesellschaften VEF<br />
(Vorarlberger Erdöl und<br />
Ferngas GmbH), DGG<br />
(Dornbirner Gasgesellschaft<br />
mbH und GFB (Gasversorgung<br />
Feldkirch Bludenz GmbH)<br />
zur heutigen VEG
Bau des neuen Betriebsgebäudes<br />
1998/1999<br />
Zu den Gesellschaftern der<br />
VEG zählen:<br />
18%<br />
53%<br />
28,7%<br />
Land Vorarlberg<br />
(53 %)<br />
33 Städte<br />
und<br />
Gemeinden<br />
(zusammen<br />
28,7 %)<br />
Vorarlberger Kraftwerke AG<br />
(18 %)<br />
0,30 % des Gesellschaftskapitals<br />
befinden sich in<br />
Streubesitz<br />
len zu integrieren und den gesamten Betrieb nur noch über einen zentralen<br />
Standort abzuwickeln. Nachdem der »netztechnische« und »absatztechnische«<br />
Schwerpunkt der Betriebstätigkeit der VEG unter Berücksichtigung<br />
des gesamten Versorgungsgebietes etwa in der Mitte des<br />
Rheintales liegt, war es nahe liegend, den Standort der bisherigen »Zentrale«<br />
auch für das neue Betriebsgebäude beizubehalten.<br />
Ende 1999 konnte das architektonisch ansprechende neue Betriebsgebäude<br />
in Dornbirn (Höchster Straße 42) bezogen werden. Der Standort<br />
weist sowohl in seinen betrieblichen Funktionen als auch aus Sicht der<br />
Belegschaft besondere Vorzüge auf:<br />
– ruhige und attraktive Lage an der Dornbirner Ach mit guter Nachbarschaft<br />
– gute Verkehrsanbindung an Rheintal-Autobahn und ÖBB, wichtig sowohl<br />
für die betrieblichen Abläufe als auch für die Dienstnehmer<br />
– gute Erreichbarkeit für die Kunden und die Marktpartner<br />
Geschäftsleitung und Belegschaft schätzen noch heute das Verständnis<br />
und die Zustimmung der Gesellschafter zum Bau des neuen Betriebsgebäudes.<br />
Liberalisierung der Energiemärkte –<br />
eine neue Herausforderung<br />
Mit 1. 10. 2002 wurde vom Bundesgesetzgeber der Gasmarkt zu 100 %<br />
liberalisiert. Die vergleichsweise bescheidene Größe der VEG erlaubt es,<br />
die Bereiche »Netzausbau/Netzbetrieb« und »Gashandel/Sonstige Geschäfte«<br />
weiterhin in einem »integrierten Gesamtunternehmen« zu führen<br />
und damit Synergien in Kosten effizienten Strukturen zum Vorteil der<br />
Kunden zu nutzen. Vergleiche mit anderen, auch wesentlich größeren<br />
Unternehmen bestätigen das Kostenbewusstsein und die hohe Effizienz<br />
der VEG.<br />
Im Vergleich der »Netztarife« – nachzuvollziehen aus der Veröffentlichung<br />
der Regulierungsbehörde E-Control – bestätigt sich die VEG als<br />
einer der günstigen Netzbetreiber im österreichweiten Vergleich.<br />
30
Neues Betriebsgebäude der VEG, Bezug 1999<br />
31
Erdgas-Hausanschluss<br />
Im Bereich Gashandel stützt sich die VEG auf ihre direkte Vertragspartnerschaft<br />
zur E.ON Ruhrgas AG, dem größten Gashändler Mitteleuropas,<br />
die den Aufbau der Erdgasversorgung in Vorarlberg durch die VEG besonders<br />
schätzt und diese bewährte Vertriebspartnerschaft auch in der<br />
Zukunft fortsetzen will. Die VEG wird damit auch ein kompetenter und<br />
wettbewerbsfähiger Erdgasanbieter bleiben.<br />
Die Erwartungen der Politik in die Liberalisierung des Gasmarktes – mit<br />
Preisreduktionen auch für Kleinabnehmer – konnten sich aus mehreren<br />
Gründen bisher nicht erfüllen: Einerseits war die Gaswirtschaft im Wettbewerb<br />
zu anderen Energieträgern schon bisher veranlasst, in der Gasbeschaffung<br />
und im Gasvertrieb sowie auch im Netzausbau und Netzbetrieb<br />
nach strengen wirtschaftlichen Kriterien vorzugehen, andererseits<br />
wurden durch die Liberalisierung des Marktes bzw. die Regulierung des<br />
Netzes in einer komplexen Struktur mehrere neue Institutionen geschaffen,<br />
die auch zusätzliche Kosten verursachen. Es darf als Erfolg gewertet<br />
werden, dass die Gasversorgungsunternehmen – auch die VEG – ihre<br />
Kunden mit den zusätzlichen Kosten nicht belastet haben.<br />
Ausblick – Erdgas wird als »moderne<br />
und umweltschonende Energieform«<br />
auch weiterhin Erfolg haben.<br />
Der gasförmige, wasserstoffreiche Primär-Energieträger Erdgas bringt<br />
die besten Voraussetzungen zum Einsatz in hochwertigen, weiterentwikkelten<br />
Anwendungen mit sich:<br />
Mikroturbine<br />
In Leistungseinheiten ab ca. 30 kW wird in einer kostengünstigen Technologie<br />
Strom und Wärme/Kälte erzeugt. Die Kraft-Wärme-Koppelung<br />
wird als Möglichkeit der dezentralen Stromerzeugung im Rahmen der erforderlichen<br />
Erneuerung des Kraftwerksparkes in Europa und bei weiterhin<br />
geringer Akzeptanz der Kernenergie an Bedeutung gewinnen.<br />
32
Erdgas als Treibstoff<br />
Bereits heute steht eine ausgereifte Technik zum Einsatz von Erdgas als<br />
Treibstoff in Ottomotoren zur Verfügung. Die Weiterentwicklung und<br />
Optimierung der Motoren wird Wirkungsgrade ähnlich den Dieselmotoren<br />
ermöglichen. Erdgas als Treibstoff wird insbesondere in Ballungsgebieten<br />
zur Entlastung der Immissions-Situation – kein Ruß und Staub, geringere<br />
NOX-Emissionen und geringerer Ausstoß an unverbrannten<br />
Kohlenwasserstoffen als Vorläuferschadstoffe von bodennahem Ozon –<br />
an Bedeutung gewinnen.<br />
Brennstoffzelle<br />
In etwa zehn <strong>Jahre</strong>n sollte die Brennstoffzelle Marktreife erlangen.<br />
Erdgas ist in Ballungsgebieten praktisch flächendeckend verfügbar und<br />
wird als »Rohstoff« zum Betrieb der Brennstoffzellen eingesetzt. Brennstoffzellen<br />
benötigen ein Gas, das vor seinem Einsatz in Wasserstoff reformiert<br />
wird. In der Brennstoffzelle wird Wasserstoff mit sehr hohem<br />
Wirkungsgrad in Strom – mit dem Nebenprodukt Wärme – umgewandelt.<br />
Für den Einsatz im Haushalt bleiben in den nächsten <strong>Jahre</strong>n die Anwendungsbereiche<br />
Heizen, Warmwasser-Bereitung, Kochen dominant, aber<br />
auch speziellere Anwendungen sind möglich (Wärmestrahler, Wäschetrockner,<br />
Griller).<br />
Die VEG wird entsprechend der Nachfrage des Marktes ihr Verteilernetz<br />
weiter verdichten und Erdgas möglichst vielen zufriedenen Kunden im<br />
Rheintal sowie Walgau anbieten.<br />
Die Erfolgsgeschichte der Erdgasversorgung in Vorarlberg – eindrucksvoll<br />
dargestellt in den Kennzahlen und Schaubildern auf Seite 34 und 35 –<br />
wird sich auch in den nächsten zwei Jahrzehnten fortsetzen. Der Anteil<br />
von Erdgas an der Deckung des Energiebedarfes wird – wie in anderen<br />
modernen, industrialisierten Staaten in Westeuropa ebenfalls erwartet –<br />
von derzeit rd. 22 % weiter zunehmen und im sog. »Wärmemarkt« die<br />
schon heute gegebene Marktführerschaft weiter ausbauen.<br />
33<br />
Gramm CO2 / kWh Prozent Kohlenstoff<br />
400<br />
100<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Holz<br />
Koks<br />
Heizöl EL<br />
Erdgas<br />
CO 2 -Emissionen verschärfen<br />
das globale Problem des<br />
Treibhauseffektes. Erdgas hat<br />
von allen fossilen Brennstoffen<br />
den geringsten spezifischen<br />
CO2-Ausstoß. Durch<br />
den Einsatz von Erdgas anstelle<br />
von Heizöl werden in<br />
Vorarlberg ca. 170.000 t/Jahr<br />
CO 2 eingespart.<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20
Energieversorgungsstruktur Vorarlberg<br />
22,3 %<br />
Erdgas<br />
28,2 %<br />
Treibstoffe<br />
2003<br />
24,7 %<br />
Elektrizität<br />
Brennholz<br />
5,4 %<br />
17,7 %<br />
Heizöle<br />
<strong>Jahre</strong>s-Gesamtverbrauch<br />
Vorarlberg<br />
ca. 9,9 Mrd. kWh<br />
Quelle: Energiestatistik 2003 des Landes Vorarlberg (vorläufige Werte)<br />
Vorarlbergs Erdgasentwicklung von 1978 bis 2004<br />
Gasabgabemenge<br />
Anzahl<br />
Erdgaskunden<br />
Länge des<br />
Verteilernetzes<br />
1978<br />
3,5 Mio. m 3<br />
ca. 2.500<br />
60 km<br />
2004<br />
rund 172 Mio. m 3<br />
<strong>25</strong>.000<br />
rund 1.500 km<br />
1,7 % Rest<br />
34
Erdgasversorgung in Vorarlberg<br />
35<br />
Feldkirch<br />
VEG-Versorgungsnetz<br />
Dornbirn<br />
Bludenz<br />
Vandans<br />
Entwicklung Gesamtabgabemenge VEG<br />
Mrd. Kwh<br />
1900<br />
1800<br />
1700<br />
1600<br />
1500<br />
1400<br />
1300<br />
1200<br />
1100<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
130<br />
750<br />
80 85<br />
1127<br />
1446<br />
1641<br />
1722<br />
1743<br />
1811<br />
90 95 00 01 02 02 03<br />
© 2004 VEG Vorarlberger Erdgas GmbH<br />
Herausgeber: VEG Vorarlberger Erdgas GmbH<br />
Text: Erwin Kopf, Otto Egger, Werner Matt<br />
Bilder: VEG Archiv, Christa Branz, Oliver Benvenuti, Davilla<br />
Lithos: Line-Work Günther Hofer<br />
Gestaltung: Oliver Benvenuti<br />
Druck: Hämmerle Druck Hohenems<br />
1900<br />
03 04
Höchster Straße 42 | A-6850 Dornbirn | 05572 22124-0 | office@veg.at | www.veg.at