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Hinweise zum Umgang mit Lese-Rechtschreibschwäche in der ...

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LRS Broschüre<br />

Brigitta Amann<br />

Schulpsychologie Bludenz<br />

August 2012<br />

SEKUNDARSTUFE<br />

Grundsätzlich gilt, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe die För<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er objektiven<br />

Lernstan<strong>der</strong>hebung fortzusetzen ist. Jedes K<strong>in</strong>d, das Schwächen <strong>in</strong> den Bereichen <strong>Lese</strong>n<br />

und/o<strong>der</strong> Schreiben aufweist, soll erkannt und geför<strong>der</strong>t werden. Dazu werden normierte<br />

Grobscreen<strong>in</strong>gs am Übertritt <strong>in</strong> die Sekundarstufe für die ganze Gruppe empfohlen (<strong>zum</strong><br />

Beispiel SLS 2-8, Elfe, Salzburger Rechtschreibprobe für die Sekundarstufe I). Es ist Auftrag<br />

<strong>der</strong> Schule, auch die schwächsten K<strong>in</strong><strong>der</strong> gezielt zu för<strong>der</strong>n, da<strong>mit</strong> sie <strong>Lese</strong>n und Schreiben<br />

erlernen und nicht auf <strong>der</strong> Strecke bleiben. Die Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer s<strong>in</strong>d die<br />

Experten/<strong>in</strong>nen für den Erwerb <strong>der</strong> Grundfertigkeiten, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe.<br />

Nach e<strong>in</strong>er genauen Diagnostik <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>Lese</strong>- und o<strong>der</strong> Rechtschreibfähigkeit wird<br />

für jedes K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>plan erstellt. Die Didaktik <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung baut im Bereich des<br />

Rechtschreibens und <strong>Lese</strong>ns auf den För<strong>der</strong>methoden auf, die im Wesentlichen auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Grundstufe I und II zur Anwendung kommen. Der <strong>Lese</strong>-Rechtschreiberwerb wird als<br />

Kont<strong>in</strong>uum verstanden. Wesentlich für die Lehrpersonen auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe s<strong>in</strong>d<br />

Grundlagenkenntnisse über den <strong>Lese</strong>-Rechtschreiberwerb und die darauf aufbauende<br />

För<strong>der</strong>ung. Die För<strong>der</strong>diagnostik zielt darauf ab, den Entwicklungsstand <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf dem<br />

jeweiligen Entwicklungsniveau des <strong>Lese</strong>ns o<strong>der</strong> des Rechtschreibens festzustellen, um dort<br />

dann gezielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung anzusetzen. Dies kann durchaus Grundfertigkeiten betreffen,<br />

die bei normaler Entwicklung zeitlich dem Volksschulbereich zuzuordnen wären. Werden auf<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Stufe des <strong>Lese</strong>-Rechtschreiberwerbs Schwierigkeiten festgestellt, so ist es<br />

ratsam festzustellen, ob <strong>der</strong> Schüler/ die Schüler<strong>in</strong> die darunterliegenden Strategien o<strong>der</strong><br />

Kenntnisse sicher erworben hat. Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>zum</strong> Beispiel beim Erlesen von Texten und<br />

Sätzen Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> S<strong>in</strong>nentnahme o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geläufigkeit hat, so ist es s<strong>in</strong>nvoll zu<br />

überprüfen, ob das K<strong>in</strong>d noch Probleme <strong>mit</strong> <strong>der</strong> alphabetischen o<strong>der</strong><br />

orthographisch/lexikalischen Strategie hat.<br />

E<strong>in</strong> Überblick zu den <strong>Lese</strong>- Rechtschreibkomponenten <strong>der</strong> Sekundarstufe im Bereich des<br />

<strong>Lese</strong>ns 1 und Rechtschreibens:<br />

LESEN<br />

Grundlegende <strong>Lese</strong>fertigkeiten (<strong>Lese</strong>technik: synthetisches <strong>Lese</strong>n und direkter Abruf):<br />

Genauigkeit und Flüssigkeit<br />

Sichere Phonem-Graphem-Korrespondenz, Silben, Pseudowörter<br />

Erlesen neuer Wörter und Pseudowörter<br />

Direkter Zugriff auf e<strong>in</strong>fache, kurze und häufige Wörter<br />

Direkter Zugriff auf schwierige, zusammengesetzte und lange Wörter<br />

Wörter im Satz, Texte lesen<br />

<strong>Lese</strong>geläufigkeit (Tempo) und S<strong>in</strong>nentnahme<br />

Verstehen durch Wie<strong>der</strong>gabe, Reflexion, Assoziation, Durchführung <strong>der</strong> Anleitung<br />

1 Vgl. lese.start.: LSR Vorarlberg 2012


Kurze Arbeitsaufträge erlesen verstehen<br />

E<strong>in</strong>fache Geschichten erlesen und verstehen<br />

Kurze Sachtexte erlesen und verstehen<br />

<strong>Lese</strong>strategien zur Texterschließung 2<br />

Inhalte visualisieren, Schlüsselwörter markieren<br />

Periodische Zusammenfassungen, Herausarbeiten des Textkernes<br />

Problemlösestrategien bei Unsicherheiten und Missverständnissen (z.B. Textstellen<br />

erneut lesen)<br />

Aktivierung von H<strong>in</strong>tergrundwissen<br />

Vorlesetechniken<br />

Korrektes und gut artikuliertes Vorlesen<br />

S<strong>in</strong>ngestaltendes Vorlesen<br />

<strong>Lese</strong>motivation<br />

<strong>Lese</strong>verhalten (freiwilliges/ausdauerndes <strong>Lese</strong>n)<br />

Literarische Angebote und Medien wählen und nutzen<br />

RECHTSCHREIBEN<br />

Lauttreue Verschriftung<br />

Morphem- Graphem-Zuordnung<br />

Silbenglie<strong>der</strong>ung Komplexität ansteigend, siehe Phonemstufen C. Reuter-<br />

Liehr, z.B. Konsonantencluster<br />

Wortbauste<strong>in</strong>e<br />

Silben<br />

Morpheme (Ableitungen, Wortarten, Zusammensetzungen)<br />

Vorbauste<strong>in</strong>e (Vorsilben) und Nachbauste<strong>in</strong>e (Nachsilben)<br />

Signalgruppen (z.B. „itz“)<br />

Wörter/Grundwortschatz<br />

Sichtwörter, häufige Wörter<br />

Regelgeleitetes Wissen<br />

Kurze, lange Selbstlaute<br />

Dehnung<br />

Schärfung<br />

Groß-Kle<strong>in</strong>schreibung<br />

v/f Schreibung, s, ss o<strong>der</strong> ß, k o<strong>der</strong> ck, z o<strong>der</strong> tz, das o<strong>der</strong> dass<br />

Merkworttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Zusammen- und Getrenntschreibung<br />

Evaluierte För<strong>der</strong>materialien s<strong>in</strong>d nach För<strong>der</strong>komponenten aufgeglie<strong>der</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> Broschüre<br />

„Evidenzbasierte LRS-För<strong>der</strong>ung“ (Huemer, S. Po<strong>in</strong>tner, A. & Lan<strong>der</strong>l, K.) des bm:ukk<br />

übersichtlich angeführt. Als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gut bewährte För<strong>der</strong>methoden haben sich für das<br />

<strong>Lese</strong>n beispielsweise <strong>der</strong> Variabolus - <strong>Lese</strong>n das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (vpm), Blitzlesenübung (Sommer-<br />

2 Vgl. SAil, All<strong>in</strong>gton 1983 <strong>in</strong> Klicpera/Schabmann, Gasteiger/Klicpera 2010<br />

2


Stumpenhorst, N.) zweifarbige Silbenlesemethode z.B. SuperStars von Mildenberger o.Ä.,<br />

Lesikus 2 und Tierquiz (Scherl<strong>in</strong>g, C.) erwiesen.<br />

Für den Bereich Rechtschreiben s<strong>in</strong>d neben detaillierten Angaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Broschüre<br />

„Evidenzbasierte LRS-För<strong>der</strong>ung“ des bm:ukk die Freiburger Rechtschreibschule (Michel,<br />

H.J.), das Marburger Rechtschreibtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und das P.E.R.L.E. (Schöfl, M.) auch für Eltern zu<br />

empfehlen.<br />

Organisatorischer Rahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

In <strong>der</strong> neuen Mittelschule steht je<strong>der</strong> Schule e<strong>in</strong> Gesamtkont<strong>in</strong>gent o<strong>der</strong> auch „För<strong>der</strong>topf“<br />

zur Verfügung, aus welchem schulautonom Stunden für schulische För<strong>der</strong>ungen entnommen<br />

werden können. Es ist möglich, diese Stunden für die schulische <strong>Lese</strong>- und/o<strong>der</strong><br />

Rechtschreibför<strong>der</strong>ung zu verwenden und diese För<strong>der</strong>ung jenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zukommen zu<br />

lassen, die diese För<strong>der</strong>ung benötigen.<br />

Die Notwendigkeit für <strong>Lese</strong>-Rechtschreibför<strong>der</strong>ung ist idealerweise beim Schulübertritt <strong>in</strong><br />

die Mittelschule objektiv und flächendeckend zu erheben. Geeignete Verfahren wurden<br />

e<strong>in</strong>gangs <strong>in</strong> diesem Kapitel erwähnt.<br />

Die För<strong>der</strong>ung kann dann <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>stgruppen, welche möglichst flexibel zusammengestellt<br />

werden (Klassen – o<strong>der</strong> schulstufenübergreifend), nach<strong>mit</strong>tags von speziell ausgebildeten<br />

Lehrpersonen durchgeführt werden. In e<strong>in</strong>em Pilotprojekt <strong>in</strong> Vorarlberg haben sich nach<br />

<strong>in</strong>tensiven För<strong>der</strong>phasen kurze För<strong>der</strong>pausen als motivierend erwiesen. Die Lehrperson, die<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zusätzlich för<strong>der</strong>t, sollte <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensivem Austausch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> klassenführenden<br />

Lehrperson bezüglich <strong>der</strong> <strong>Lese</strong>-Rechtschreibkenntnisse und den verwendeten<br />

För<strong>der</strong>methoden stehen. Idealerweise geht die zusätzliche För<strong>der</strong>ung Hand <strong>in</strong> Hand <strong>mit</strong> dem<br />

Deutschunterricht.<br />

Durchführungsdauer – zeitlicher Rahmen<br />

Torgesen (2005) <strong>in</strong> Klicpera , Schabmann, Gasteiger- Klicpera (2010) gibt an, dass es möglich<br />

ist nahezu allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Grundfertigkeiten des <strong>Lese</strong>ns beizubr<strong>in</strong>gen, dafür aber neben<br />

qualitativ hochwertiger För<strong>der</strong>ung im E<strong>in</strong>zel- o<strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>stgruppensett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> zeitlicher<br />

Rahmen von 60 bis 80 Stunden För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> kurzer Zeit dicht angeboten erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Diese quantitativen Vorgaben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule nur schwer zu erreichen. E<strong>in</strong>e, höchstens<br />

zwei Stunden zusätzliche För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb des schulischen Rahmens<br />

möglich. Die För<strong>der</strong>ung kann durch regelmäßige <strong>Lese</strong>übungen, begleitet von <strong>Lese</strong>partnern<br />

o<strong>der</strong> –partner<strong>in</strong>nen, gezieltem <strong>Lese</strong>-Rechtschreibunterricht im Rahmen des regulären<br />

Unterrichts und ausgewählten Übungen für zuhause aufgebessert werden. In e<strong>in</strong>igen Fällen<br />

ist e<strong>in</strong> qualitativ hochwertiges außerschulisches Angebot als Ergänzung zu den schulischen<br />

Maßnahmen s<strong>in</strong>nvoll und notwendig.<br />

Literaturangaben:<br />

All<strong>in</strong>gton, R.L. (1983). The read<strong>in</strong>g <strong>in</strong>struction provided rea<strong>der</strong>s of diffrent ability. Elementary<br />

School Journal, 83, 548-508<br />

Klicpera C. Schabmann A., & Gasteiger-Klicpera B. (2010). Legasthenie – LRS. Modelle,<br />

Diagnose, Therapie und För<strong>der</strong>ung. Ernst Re<strong>in</strong>hardt Verlag München Basel.<br />

3


Torgesen, J. (2005). Recent Discoveries on Remedial Interventions for Children with Dyslexia.<br />

In: Snowl<strong>in</strong>g, M. J., Hulme, Ch. (Hrsg.): The Science of Read<strong>in</strong>g. Blackwell, Malden, 521-537<br />

Huemer, S. Po<strong>in</strong>tner, A. & Lan<strong>der</strong>l, K. (2009). Evidenzbasierte LRS-För<strong>der</strong>ung, bm:ukk<br />

Clarkson-Grabs, T. Variabolus - E<strong>in</strong> Schnell-<strong>Lese</strong>-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zur Steigerung <strong>der</strong> lautgetreuen<br />

<strong>Lese</strong>geschw<strong>in</strong>digkeit . (vpm)<br />

Sommer-Stumpenhorst, N. ( 2001-2002 ). Richtig <strong>Lese</strong>n – Schritt für Schritt. Beckum.<br />

http://classeonl<strong>in</strong>e.technol<strong>in</strong>k.lu/classeschegit/Soumissions/lesen%20lernen.pdf<br />

Coll<strong>in</strong>s. P. SuperStars. „Leichter <strong>Lese</strong>n <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Silbenmethodik. Mildenberger Verlag GmbH<br />

Scherl<strong>in</strong>g, C. (2005). Lesikus und Lesikus 2. Cd Rom. <strong>in</strong>fo@lesikus.com<br />

Scherl<strong>in</strong>g, C. (2005). E<strong>in</strong>fach <strong>Lese</strong>n. Tierquiz. Cd Rom. <strong>in</strong>fo@lesikus.com<br />

Michel, H.J. (Hg.). (2005, 06, 07, 08, 10, 11). FRESCH Freiburger Rechtschreibschule:<br />

Grundlagen, Diagnosemöglichkeiten, praktische Übungen <strong>zum</strong> Thema LRS. AOL Verlag<br />

Schulte-Körne, G. & Mathwik, F. (2009). Das Marburger Rechtschreibtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. W<strong>in</strong>kler Verlag<br />

Schöfl, M. (2009). P.E.R.L.E. Projekt Elternanleitung für Legastheniker. www.perl<strong>in</strong>go.at<br />

Reuter- Liehr, C. (2001). Lautgetreue Rechtschreibför<strong>der</strong>ung. W<strong>in</strong>kler, Bochum<br />

Landesschulrat Vorarlberg. <strong>Lese</strong>.start. (2012). För<strong>der</strong>katalog 1 <strong>mit</strong> <strong>Lese</strong>profil. LSR Vorarlberg<br />

Auer, M., Gruber, G., Mayr<strong>in</strong>ger, H. & Wimmer H. (2005?). SLS 5-8 Salzburger <strong>Lese</strong>-Screen<strong>in</strong>g<br />

für die Klassenstufen 5-8. Hogrefe Testverlag<br />

Lenard, W., Schnei<strong>der</strong>, W. (2006). ELFE 1-6 E<strong>in</strong> <strong>Lese</strong>verständnistest für Erst- bis<br />

Sechstklässler. Hogrefe Testverlag<br />

He<strong>in</strong>rich B. (2012). Salzburger Rechtschreibprobe. LSR Salzburg ???<br />

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