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PDF (4.0 MB) - Internationaler Mariologischer Arbeitskreis Kevelaer

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JOSEFSTUDIEN 3<br />

Das Volk Gottes, die Gemeinschaft der Heiligen,<br />

hat immer nicht nur die Arbeit der echten<br />

Theologen gefördert, sondern auch die wahre<br />

und authentische Theologie getragen. Was in<br />

die Katechismen oder Kompendien der katholischen<br />

Lehre im Laufe der Jahrhunderte aufgenommen<br />

worden ist und weiterhin wird, ist<br />

das, was für die Glieder des mystischen Leibes<br />

Christi geistige Nahrung und Quelle für ihr<br />

Glaubenswissen ist und mit den Lehren des<br />

Lehramtes im Einklang steht. Das Kompendium<br />

der Lehre der Kirche sagt dies mit kurzen Worten<br />

so: „Durch den übernatürlichen Glaubenssinn<br />

hält das Volk Gottes unter der Leitung des<br />

lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben<br />

unverlierbar fest“ 13 . In den Predigten, durch<br />

die die Gläubigen in ihrem Glauben gefestigt<br />

werden und die deshalb meistens in den Gottesdiensten<br />

gehalten werden, handelt die Kirche<br />

nach dem Beispiel unseres Herrn, der den<br />

Armen das Evangelium verkündigte (Mt 11,5).<br />

Und es ist nicht nötig, den Terminus Arme hier<br />

zu erklären: Es sind einfach diejenigen, die von<br />

den Schriftgelehrten gering oder als ignorant,<br />

auf jeden Fall als unscheinbar und unbedeutend<br />

für die große Wissenschaft und den Verlauf der<br />

Weltgeschichte gehalten werden; es sind die<br />

Demütigen und Treuen, die anawim Israels:<br />

dieses Volk, das vom Gesetz nichts versteht (Joh<br />

7,49). Für diese Unscheinbaren hat Christus die<br />

Hierarchie errichtet, deren wichtigstes Streben<br />

die Verkündigung des Evangeliums ist; denn das<br />

gläubige Volk soll zur Erkenntnis geführt und<br />

ermutigt werden, das zu leben, was ihm vorgeuntersuchen.<br />

An Hand der Tradition müssen<br />

Gestalt und Bedeutung des hl. Josef im Werk<br />

der Menschwerdung und Erlösung und in ihrer<br />

heilsgeschichtlichen Bedeutung bewertet werden.<br />

Man kann die Fülle der Aspekte im verborgenen<br />

Lebens Jesu und die Bedeutung des hl.<br />

Josef als Ernährer, Beschützer und Lehrer in der<br />

Heiligen Familie nicht pauschal mit einem Satz<br />

beschreiben. Der Jude Robert Aron 11 hat ein<br />

sehr wertvolles Buch geschrieben und in einer<br />

von Liebe getragenen Analyse des verborgenen<br />

Lebens Jesu - auch wenn er dessen Gottheit<br />

nicht glaubt - einen teilweise erhellenden Beitrag<br />

zur Forschung dieser Zeitspanne im Leben<br />

Jesu geliefert. Er hat einfach das, was die Evangelien<br />

kurz berichten, im Lichte des jüdischen<br />

Glaubens und des damaligen Brauchtums in Palästina<br />

interpretiert und beschrieben. Es ist die<br />

Aufgabe der Theologie, die Bedeutung dieser<br />

Gegebenheiten im Werk der Menschwerdung<br />

und Erlösung gebührend zu studieren, weil die<br />

Erlösung das Werk eines Menschen ist, der Gott<br />

war, und nicht ein unabhängiges Werk: Jesus<br />

Christus hat uns schon im verborgenen Leben<br />

und sogar schon im Schoße seiner Mutter erlöst.<br />

Alle Werke Gottes sind eins; und insbesondere<br />

für unsere begrenzte Sichtweite dürfen wir<br />

Menschwerdung Gottes und Erlösung durch<br />

Jesus Christus nicht als zwei getrennte Werke<br />

Gottes sehen, als ob die Christologie und die<br />

Sotereologie zwei verschiedene Wissenschaften<br />

wären. Die Betonung der Einheit ist ein Hauptanliegen<br />

der so belächelten Josefologie. Und<br />

allein dieses Anliegen zu fördern rechtfertigt<br />

schon die Abhaltung periodischer Tagungen,<br />

wobei die Symposien nur einen kleinen Teil<br />

ausmachen.<br />

Man kann Theologie in unserer Zeit nicht allein<br />

als gelehrtes Forschen über Werke und Leben<br />

der vielen großen Theologen der Vergangenheit<br />

betreiben. Das ist natürlich eine wichtige<br />

Aufgabe der theologischen Bibliographie. Und<br />

diese Theologie ist sicher notwendig in Forschung<br />

und Lehre. Aber man muss sie weiter<br />

entwickeln: Sie muss die Wahrheiten unseres<br />

Glaubens und unsere Frömmigkeit vertiefen<br />

und begründen. Die Offenbarung hat eine so<br />

unendliche Transzendenz, dass man immer<br />

weiter forschen muss, um das Wort Gottes<br />

deutlicher zu verstehen. Dies geschieht besonders<br />

beim Beten und deshalb soll die Theologie<br />

eine kniende Wissenschaft sein. Man muss darüber<br />

nachdenken, was das verborgene Leben<br />

unseres Herrn für unser Heil bedeutet; und<br />

hier sind die Mariologie und die Josefologie<br />

ein bedeutsamer Teil theologischer Arbeit. Es<br />

ist ein Irrtum, die Hingabe Josefs an das Werk<br />

der Menschwerdung und demzufolge der Erlösung,<br />

zu ignorieren. Die Christologie wäre<br />

ärmer ohne die Mariologie und diese hinkt<br />

auch ohne den Beitrag der Josefologie: Alle drei<br />

ergänzen sich in dem Bemühen, die Gestalt und<br />

die Wirklichkeit unseres Erlösers zu erkennen.<br />

Es genügt nicht, in Predigten die Vorbildfunktion<br />

und Heilsbedeutung des hl. Josef herauszustellen<br />

und allenfalls dazu anzuregen, den<br />

Heiligen als Fürsprecher für Vieles anzurufen.<br />

Es geht nicht allein um die Frömmigkeit des<br />

Volkes Gottes; es geht viel mehr um die Wahrheit,<br />

an der sich die Frömmigkeit des Volkes<br />

Gottes ausrichten muss. Ich wiederhole, man<br />

muss weiter theologisch untersuchen, welche<br />

Aufgabe im Werk der Menschwerdung Gott<br />

dem hl. Josef übertragen hat. Man kann dies<br />

auch aus anderen Perspektiven darlegen. Man<br />

kann z. B. untersuchen, wie sich die Verehrung<br />

des hl. Josef im spirituellen, historischen,<br />

künstlerischen, kunstgeschichtlichen und sogar<br />

pastoralen Bereich entfaltet hat. Dies ist eine<br />

Aufgabe der Josefologie: das zu analysieren und<br />

festzustellen, was sich daraus ergibt. Diese Aspekte<br />

sind stricte sensu auch Bereiche, welche<br />

die Theologie, als die Wissenschaft über die<br />

Offenbarung, prüfen soll, um zu sehen, wie<br />

der Hl. Geist, der Geist der Wahrheit auch im<br />

Volke Gottes wirkt; im weiteren Sinn sind diese<br />

Aspekte auch Teil der Theologie. Die Autoren,<br />

welche die Gestalt des hl. Josef hier auf Erden<br />

und seine Verehrung studiert haben, verdienen<br />

Lob und Dankbarkeit: Sie zeigen uns in concreto<br />

die Werke Gottes in der Heilsgeschichte, die<br />

noch nicht abgelaufen ist. Sie zeigen es an sehr<br />

wichtigen Beispielen.<br />

Die Verehrung des hl. Josef hat im Laufe der<br />

Jahrhunderte zunehmend an Bedeutung gewonnen.<br />

Es ist unverantwortlich, den hl. Josef als<br />

ein Randfigur unseres Glaubens bekenntnisses<br />

zu betrachten, nachdem der sel. Pius IX. diesen<br />

zum Schutzpatron der Kirche erklärt hat. Die<br />

Theologie muss dem hl. Josef den ihm zustehenden<br />

Rang gewähren. Dann wird man gar<br />

nicht daran vorbeikommen, die Bedeutung des<br />

hl. Josef in der Heilsgeschichte zu bedenken und<br />

zu würdigen. Dabei kommt es darauf an, nicht<br />

nur immer wieder Altes zu wiederholen, sondern<br />

durch Entdeckung neuer Gesichtspunkte<br />

die Verehrung des Heiligen tiefer zu begründen<br />

und zu fördern. Die Aufgabe muss die Theologie<br />

unbedingt wahrnehmen, denn es ist eine<br />

sehr schwerwiegende Pflicht der Kirche, immer<br />

wieder die Lehre des Heiles zu verkünden, damit<br />

der Ruf des Herrn an die Kirche richtig wahrgenommen<br />

wird. Dies ist – unter anderen - eine<br />

Aufgabe der Theologie, wie Thomas von Aquin<br />

lehrte, und zwar die wichtigste und zentralste 12 .<br />

Die Verkündigung soll begleitet werden von<br />

der Forschung. Und hier spielt die Josefologie<br />

eine Rolle.<br />

Die Aufgabe der Verkündigung<br />

In der Sakristei d. dt. Klarissen in Assisi<br />

tragen wird. „Die besondere Berufung der gläubigen<br />

Laien besteht darin, das Reich Gottes zu<br />

suchen, indem sie die zeitlichen Dinge Gott gemäß<br />

erleuchten und ordnen“ 14 . Das geschieht,<br />

wenn das Volk Gottes über die Wahrheiten<br />

unseres Glaubens unterrichtet wird und, wenn<br />

es erforderlich ist, durch Lehrentscheidungen<br />

der Kirche die Wahrheiten besser erkennt. „Die<br />

Bischöfe haben in der Gemeinschaft mit dem<br />

Papst, als authentische, mit der Autorität Christi<br />

versehene Zeugen des apostolischen Glaubens<br />

allen getreu und mit Vollmacht das Evangelium<br />

zu verkünden“ 15 .<br />

So kamen Kardinäle, Bischöfe und Priester<br />

nach <strong>Kevelaer</strong> und predigten während des IX.<br />

Symposions über den hl. Josef von der Macht<br />

und Güte und Heiligkeit des Schutzpatrons<br />

der Kirche. Man wollte die Gelegenheit des<br />

Symposions erstmals auch für eine pastorale<br />

Zielsetzung nutzen und organisierte deshalb<br />

neben dem wissenschaftlichen Teil auch einen<br />

pastoralen, um die Verehrung dieses großen<br />

Heiligen neu zu beleben. Dafür gibt uns wiederum<br />

das Kompendium einen wunderbaren<br />

Ansporn: „Während des verborgenen Lebens<br />

in Nazaret verbleibt Jesus im Schweigen eines<br />

gewöhnlichen Daseins. So ermöglicht er uns,<br />

in der Heiligkeit eines alltäglichen Lebens, das<br />

aus Gebet, Einfachheit, Arbeit und familiärer<br />

Liebe besteht, in Gemeinschaft mit ihm zu sein.<br />

Seine Unterordnung unter Maria und Josef ...<br />

ist ein Bild seines Sohnesgehorsams gegenüber<br />

dem Vater. Maria und Josef nehmen das<br />

Mysterium Jesu im Glauben an, auch wenn<br />

sie es nicht immer verstehen“ 16 . Dies hat auch<br />

Benedikt XVI. beim IX. Symposion über den<br />

hl. Josef unterstrichen, als er den Teilnehmern<br />

in seinem Grußwort sagte: „Die Braut und ihr<br />

Gemahl, die Mutter und der Vater Jesu bilden<br />

gemeinsam den Raum, in dem das Göttliche<br />

Wort Heimstatt nimmt. «Ist das nicht Jesus, der<br />

Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen?»<br />

(Joh 6,42), fragen die Juden, um sich das

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