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Mck Wissen | China - Brand Eins

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Trotzdem entsteht ein Großteil des neuen Wohlstands nicht in Peking,<br />

Schanghai, Guangzhou oder anderen Ostküstenmetropolen, sondern in den<br />

Städten aus der dritten Reihe und im ländlichen Hinterland. Die Märkte<br />

wachsen dort viel schneller; schon heute findet die Hälfte aller Konsumgüter<br />

dort Abnehmer. Viele internationale Unternehmen profitieren davon.<br />

Aber genauso wenig wie sich westliche Geschäftsmodelle einfach auf<br />

<strong>China</strong> übertragen lassen, kann man Konzepte aus Schanghai in Lanzhou<br />

oder Shijiazhuang umsetzen. Deshalb haben etwa Procter & Gamble mit<br />

Crest oder die Danone-Gruppe spezielle Produkte für das Hinterland entwickelt.<br />

Crest etwa hat zwei Produkte der unteren Preisklasse eingeführt,<br />

um Marktanteile im mittleren Markt zu gewinnen, dabei das Kannibalisierungsrisiko<br />

aber einzudämmen. Zu einem wahren Verkaufshit hat sich ein<br />

anderes Produkt von Crest entwickelt: Zahncreme mit Jasminteegeschmack.<br />

Danone bietet Kekse mit regionaler Geschmacksnote an und hat seine Verpackungen<br />

so verändert, dass sie chinesischen Kindern besser gefallen. Auch<br />

Coca-Cola bietet Getränke, die auf regionale Geschmäcker abgestimmt<br />

sind. Außerdem braucht man eine andere Preispolitik, maßgeschneiderte<br />

Vermarktungskonzepte und neue Vertriebsstrukturen.<br />

Mit einem Land ohne Freiheit und Menschenrechte kann man keine Geschäfte machen.<br />

Mit Aussagen über <strong>China</strong>s Wertesystem sollte man ungeheuer vorsichtig<br />

sein, besonders was die Menschenrechtsfrage angeht. Wenn man <strong>China</strong> mit<br />

anderen Schwellenländern vergleicht, hat es ein relativ humanes Regierungssystem,<br />

das Konflikte lieber durch entsprechende Anreize zu lösen<br />

versucht als durch Gewalt. Freilich ist <strong>China</strong> keine westliche Demokratie,<br />

und daran wird sich wohl auch vorerst nichts ändern. Aber das heißt keineswegs,<br />

dass Unmenschlichkeiten in <strong>China</strong> gebilligt würden. Für mich ist<br />

es völlig undenkbar, dass <strong>China</strong> noch einmal in ein Chaos wie zu Zeiten<br />

der Kulturrevolution oder des Großen Sprungs zurückfällt. Dafür waren<br />

die Veränderungen der vergangenen 20 Jahre viel zu dramatisch. Die<br />

Bevölkerung nimmt die Regierung zunehmend in die Verantwortung, und<br />

es wäre für die Kommunistische Partei politischer Selbstmord, mächtige<br />

Interessengruppen durch Brutalität gegen sich aufzubringen. Das ist auch<br />

gar nicht nötig. In der Vergangenheit hat man gesehen, dass die Partei es<br />

geschickt versteht, die Wirtschaft einzusetzen, um ihre Machtbasis abzusichern.<br />

Das ist, denke ich, ein recht stabiles System, zu dem es derzeit<br />

keine praktikable Alternative gibt.<br />

<br />

<strong>China</strong>s Erfolg beruht auf zwei Standortvorteilen – dem großen Markt und niedrigen Löhnen.<br />

Wer „billige Arbeitskräfte“ sagt, meint häufig nur, dass die Menschen einfache<br />

Arbeiten ausführen. Doch das ist nur ein Teil der chinesischen Erfolgsgeschichte.<br />

Von immer größerer Bedeutung wird <strong>China</strong>s gewaltiges Potenzial<br />

an Fachkräften: Die chinesischen Universitäten bilden jährlich allein<br />

500 000 exzellente Ingenieure aus, außerdem hervorragende <strong>Wissen</strong>schaftler,<br />

qualifizierte Programmierer und ehrgeizige Manager. Und die arbeiten<br />

tatsächlich zu weit niedrigeren Gehältern als ihre westlichen Kollegen.<br />

Der chinesische Markt bietet diesen Leuten vielfältige Chancen, ihre Fähigkeiten<br />

zu entwickeln. Nirgendwo auf der Welt wird in so viele Branchen<br />

so stark investiert wie derzeit in <strong>China</strong>. Deshalb durchlaufen chinesische<br />

Ingenieure eine steile Lernkurve, können eigene Technologien entwickeln<br />

und die Qualität verbessern.<br />

Das ist ein fruchtbarer Nährboden, um chinesische Weltklasseunternehmen<br />

aufzubauen – und genau dort wird in Zukunft <strong>China</strong>s entscheidender Wettbewerbsvorteil<br />

liegen. Die Chinesen sind zurzeit sehr geschickt darin, die<br />

landeseigenen Ressourcen zu nutzen – von günstigen Arbeitern bis zu<br />

Materialien und Zulieferungen. Wer für den Aufbau seiner Fabrik lokale<br />

Designer, Maschinen oder Baukonzerne einsetzt, kommt 50 bis 70 Prozent<br />

billiger davon als die meisten ausländischen Firmen – und kann so<br />

schneller Gewinne erzielen. Chinesische Firmen wie der Computerhersteller<br />

Legend, der Weißwaren-Produzent Haier oder der Textilfaser-Hersteller<br />

Haixin machen es vor. Ausländische Unternehmen werden sich<br />

daran ein Beispiel nehmen müssen. So wie etwa General Electric (GE): Das<br />

Unternehmen beschäftigt in <strong>China</strong> 300 Einkäufer, die chinesische Zulieferer<br />

auswählen. Bis 2005 will GE aus <strong>China</strong> Komponenten im Wert von<br />

jährlich fünf Milliarden US-Dollar beziehen und auf dem lokalen Markt<br />

gleichzeitig einen Umsatz von fünf Milliarden US-Dollar erzielen.<br />

Internationale Konzerne werden zu Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen<br />

gezwungen. Das verursacht hohe Kosten und Interessenkonflikte.<br />

Das war früher so. Doch es ist Jahre her, dass Joint Ventures die Hauptrolle<br />

bei ausländischen Neuinvestitionen spielten. Zwar gibt es tatsächlich<br />

noch einige Marktsegmente, wo Ausländer nur zugelassen werden, wenn<br />

sie mit chinesischen Partnern ein Gemeinschaftsunternehmen gründen.<br />

Aber in den meisten Branchen herrscht längst freier Wettbewerb. Mehr

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