magazin - Ausgabe November 2011 - Die Schweizerische Post
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22 Dialog<br />
«Als wäre es ein<br />
Kampf ums Leben»<br />
Er ist 19 und gilt als das grösste Schweizer Eishockeytalent aller Zeiten.<br />
Ein Gespräch mit dem Churer Nino Niederreiter über Prügeleien, Neid<br />
und das Leben als Wunderkind.<br />
Fotos: Getty Images<br />
Interview: Michael Krobath<br />
Hier in der Churer Eishalle hat<br />
alles angefangen. Wie kamen Sie<br />
zum Eishockey?<br />
Nino Niederreiter: Durch einen<br />
Nachbarsbub. Ich war fünf, als er mich<br />
zum Training mitnahm. Und schon<br />
am ersten Tag habe ich gemerkt: Das<br />
ist es – ich will Profi werden.<br />
Und wann haben Sie realisiert,<br />
dass Sie etwas Besonderes sind?<br />
Als ich in die Bünder U13-Auswahl<br />
kam, begann ich zu ahnen, dass ich<br />
wohl nicht ganz so schlecht sein<br />
kann. Aber das galt auch für die anderen,<br />
denn der Jahrgang 1992 war<br />
brutal stark. Für ein Ausnahmetalent<br />
hielt ich mich eigentlich nie.<br />
Sie rasen förmlich durchs Leben<br />
und brechen sämtliche Rekorde.<br />
Was war der bisher verrückteste<br />
Moment Ihrer Karriere?<br />
Das war wohl der Penalty im All-Star-<br />
Game der nordamerikanischen Juniorenliga.<br />
Beim Anlaufen warf ich<br />
einen Handschuh aufs Eis, um den<br />
Torhüter abzulenken. Dann versenkte<br />
ich den Puck einhändig im hohen<br />
Eck. Heute würde ich mich das nie<br />
mehr getrauen.<br />
Wieso?<br />
<strong>Die</strong> Tribünen waren voll mit Scouts<br />
der Profiklubs, und wäre der Puck<br />
nicht reingegangen, hätte das saublöd<br />
ausgesehen. Sie hätten mich wohl als<br />
zu leichtsinnig oder arrogant abgestempelt.<br />
Der Trick wurde ein YouTube<br />
Hit und machte Sie berühmt.<br />
Eine Marketingidee Ihres<br />
Agenten?<br />
Im Gegenteil. Er empfahl mir einen<br />
weniger riskanten Trick. Aber ich<br />
wollte beweisen, dass ich trotz meiner<br />
Körpergrösse technisch beschlagen<br />
bin, und sagte mir: jetzt oder nie.<br />
Als ich ihm das per SMS mitteilte,<br />
schrieb er zurück: «Du spinnst. Lass<br />
das bleiben.»<br />
Wie schaffen Sie es, in den<br />
entscheidenden Momenten über<br />
sich hinauszuwachsen?<br />
Ich habe gelernt, den Druck ins Positive<br />
zu drehen. Dabei hilft mir vermutlich,<br />
dass ich mit 13 mit dem<br />
Mentaltraining begann.<br />
Nino Niederreiter: «Ich will nicht arrogant erscheinen.»<br />
Nino Niederreiter (19) wuchs in Chur auf und<br />
spielte bereits mit 16 mit dem HC Davos in der<br />
National League A. Mit 17 wechselte der kräftige<br />
Stürmer (1,85 Meter, 92 Kilo) zu den Junioren<br />
von Portland. Mit 18 wurde er von den New<br />
York Islanders in der ersten Runde als Nummer<br />
fünf gedraftet – so früh wie kein Schweizer vor<br />
ihm. Im selben Jahr wurde er an der U20-WM ins<br />
All-Star-Team gewählt, und er debütierte in der<br />
Schweizer A-Nationalmannschaft.