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<strong>BILDUNG</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> 5 I 2012 ...................................................... AKTUELL<br />
sonen reagierten zu rasch beleidigt.<br />
Luisa Lichtenberger pflichtet bei: «Als<br />
Schülerin sollte ich auch einmal meckern<br />
können.» Einige Lehrpersonen<br />
hätten schon ein recht gestörtes Verhältnis<br />
zu ihren Schülerinnen und Schülern.<br />
Einzelne Lehrer unterrichteten nur widerwillig:<br />
«Sie kommen im letzten Moment<br />
und gehen sofort wieder.» Es<br />
wirke, als ob sie zum Unterrichten gezwungen<br />
würden.<br />
Engagement in vielen Lebensbereichen<br />
Viele Teilnehmende sind auch anderweitig<br />
stark engagiert: Nick Rilko ist im<br />
Boxclub Rotkreuz, im SAC Rigi und seit<br />
vier Jahren im Schülerparlament, davon<br />
seit einem Jahr Präsident seiner Schülerorganisation<br />
am Gymnasium Immensee.<br />
Anna Balmelli hat früher Pferde voltigiert,<br />
beteiligt sich im SAC Säntis und<br />
in einem Kletterclub, fährt Junioren-Skirennen<br />
und hilft mit in der Skischule<br />
des Skiclubs Gossau. Kürzlich hat sie mit<br />
ihrer Schülerorganisation am Gymnasium<br />
Untere Waid in Mörschwil einen<br />
Solidaritätstag organisiert, mit dem eine<br />
Schule in Angola unterstützt wird. Luisa<br />
Lichtenberger ist engagiert in einem<br />
Tanzclub und in einem Golfclub, sie<br />
spielt Klavier und ist Klassenbuchführerin<br />
in ihrer Akzentklasse an der Kantonsschule<br />
Zürich Hottingen.<br />
Lisa Marti, Projektleiterin der Konferenz,<br />
hat im Organisationskomitee zusammen<br />
mit Generalsekretär Michael<br />
Stampfli und den OK-Mitgliedern Nadja<br />
Peeters, Jonas Egli und Elsa Lengeler in<br />
neun Monaten Vorbereitungsarbeit den<br />
Kongress auf die Beine gestellt. Ihr Engagement<br />
gilt neben der USO länger<br />
schon auch AFS, einer Schüleraustauschorganisation,<br />
mit der sie selbst im<br />
Austausch war, für die sie seit vier Jahren<br />
als Freiwillige tätig ist. Seit ihrer Matura<br />
arbeitet sie dort zu 70% als Praktikantin.<br />
Ihr Credo: «Wir sind alle Teil dieser<br />
Welt. Mit Engagement kann man sie<br />
mitgestalten.» Mit ihrem Engagement<br />
lernt Lisa Marti andere interessante<br />
Leute kennen, und sie erlebt, dass man<br />
gemeinsam etwas bewegen und gestalten<br />
kann.<br />
«Wir sind alle Teil dieser Welt. Mit Engagement kann man sie mitgestalten.»<br />
Lisa Marti, OK-Mitglied der USO<br />
Der scheidende Generalsekretär Michael<br />
Stampfli ist am längsten dabei. An<br />
der Kantonsschule Rychenberg Winterthur<br />
hat er mit 14 Jahren seine Karriere<br />
in der USO begonnen. Mit 16 Jahren<br />
wurde er für drei Jahre Präsident und<br />
seit 2008 ist er Generalsekretär und damit<br />
Geschäftsführer der USO. In zwei<br />
Jahren ist der Master-Abschluss als Jurist<br />
geplant. Die bildungspolitische Arbeit<br />
hat ihn fasziniert: «Wir sind in wichtigen<br />
Hearings dabei, so auch <strong>beim</strong><br />
9<br />
neuen Lehrplan 21 für die Volksschule.»<br />
Er findet, die Schülerorganisationen<br />
sollten auch bei den relevanten Gremien<br />
in ihren Schulen dabei sein, beispielsweise<br />
in Kommissionen, wo über Stufenanstiege<br />
für Lehrpersonen beschlossen<br />
wird. Schülerinnen und Schüler<br />
seien sehr fair, wenn es drauf ankomme.<br />
Weiter im Netz<br />
www.uso.ch<br />
Die USO und ihre Forderungen<br />
Die Union der Schülerorganisationen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein<br />
(USO) ist der nationale Dachverband von ca. 80 Schülerorganisationen<br />
und Schülerräten dieser zwei Länder. Sie wurde am 13. Juni 1990 in Zürich gegründet.<br />
Die USO vertritt die Anliegen der Schülerinnen und Schüler gegenüber<br />
der Politik, anderen Organisationen und der Öffentlichkeit. Der USO UCE UCS<br />
gehören bisher vor allem Mittelschülerinnen und -schüler an. Sie ist aber auch<br />
offen für Berufsschülerinnen und -schüler und für Volksschülerinnen und -schüler.<br />
Parteipolitik spielt gemäss dem abtretenden langjährigen Generalsekretär<br />
Michael Stampfli eine geringe Rolle.<br />
Inhaltlich sind die an der Tagung diskutierten Forderungen der Delegierten<br />
pragmatisch, klar und teilweise originell. Einige Forderungen:<br />
– Professionellerer Medienunterricht und Medieneinsatz<br />
– kostenloses Wireless an den Schulen<br />
– mehr persönliche Schwerpunktsetzungen (z.B. Projekte, Wahlfächer) statt<br />
undifferenzierter frontaler Lehrbuchunterricht<br />
– Einbezug von älteren Schüler/innen und anderen Lehrpersonen für Lernstunden<br />
– gegenseitiges Lernen der Lehrpersonen durch Lehreraustausch zwischen<br />
Schulen<br />
– systematischer Schüleraustausch und Kooperation von Schulen über die<br />
Sprachgrenze hinweg (gemeinsame Projekte)<br />
– konkreteres Sprachenlernen statt zu viel Grammatik<br />
– Ernstnehmen und Einbeziehen der Schülerorganisationen in die Schulgremien<br />
– praxisnahe Politik als Schulfach<br />
– Verankerung der Schülerrechte und -pflichten in einem Bundesgesetz<br />
– soziale Chancengerechtigkeit<br />
Und – wir dürfen staunen – gute Löhne für Lehrpersonen: «Tiefere Löhne machen<br />
den Lehrerberuf unattraktiver und sind ein Zeichen dafür, dass der Bildung<br />
nicht der Respekt entgegengebracht wird, den sie verdient. (…) Von den<br />
Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern kann verlangt werden, dass auch sie einen<br />
Beitrag leisten, schliesslich profitieren sie alle direkt oder indirekt davon.»<br />
Man spürt: Da sprechen Lernprofis.<br />
Jürg Brühlmann