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Mehr Effizienz beim Einsatz

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34 Technik BAUERNBLATT l 2. November 2013 ■<br />

Der Traktor als zentrale Zugmaschine<br />

auf einem landwirtschaftlichen<br />

BetriebhatzunehmendmehrTransportarbeiten<br />

zu absolvieren, trotzdem<br />

sind die klassischen Arbeiten<br />

außerdem bodenschonend und effizient<br />

zu erledigen. Die Vielfältigkeit<br />

der landwirtschaftlichen Anforderungen<br />

sowie die engen Zeitfenster<br />

für die Bodenbearbeitung<br />

und Ernte erforderndennoch Fahrzeuge,diespeziellfürdenTransport<br />

auf dem Acker und der Straße eingesetzt<br />

werden können. Der Reifen<br />

bildet das Bindeglied zwischen Maschine<br />

und Oberfläche.<br />

Dabei bildet er bei jeder Umdrehung<br />

ein Luftpolster zwischen Boden<br />

und Fahrzeug. Die Hauptunterscheidungsmerkmale<br />

sind neben<br />

Rollwiderstand, Vibrationsdämpfung<br />

und Geräuschminderung auch<br />

die Kontaktfläche, das Traktionsverhalten<br />

und der Kraftstoffverbrauch.<br />

Der Transportanteil im landwirtschaftlichen<br />

Sektor hat sich in den<br />

vergangenen Jahren kontinuierlich<br />

erhöht. Neben dem <strong>Einsatz</strong> von<br />

Schleppern gewinnt auch der <strong>Einsatz</strong><br />

von Lkw auf landwirtschaftlichen<br />

Betrieben stetig an Bedeutung.<br />

Dabei wäre bezüglich des Bodenschutzes<br />

eine generelle Trennung<br />

zwischen Feld- und Straßenfahrt<br />

wünschenswert. Auf dem Feld werden<br />

bodenschonende Fahrzeuge<br />

mit großen Bodenkontaktflächen<br />

und für die Straßentransporte Lkw<br />

mit energieeffizienten Hochdruck-<br />

Heckgewicht (zirka 1.300 kg) für den Dreipunktanbau am Schlepper mit Hydraulik-,<br />

Luftdruck- und Beleuchtungsanschlüssen und KAT-genormten Aufnahmen<br />

und Bolzen.<br />

Richtige Reifenwahl für den Traktor<br />

<strong>Mehr</strong> <strong>Effizienz</strong> <strong>beim</strong> <strong>Einsatz</strong><br />

Abbildung 1: Gütermenge und Transportleistung in Deutschland (Engelhardt et al., 2007)<br />

Gütermenge [Mio. t]<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

reifen eingesetzt, um jeweils Belastung,<br />

Verschleiß und Kraftstoffverbrauch<br />

zu senken. Als Nachteil erweisen<br />

sich dabei der höhere Organisationsaufwand<br />

und der erweiterte<br />

Maschinenpark. Welche Faktoren<br />

die jeweilige Transportvariante bestimmen<br />

beziehungsweise beeinflussen,<br />

wird im Folgenden erläutert.<br />

Im Durchschnitt werden in der<br />

Bundesrepublik Deutschland zirka<br />

Gütermenge [Mio.t]<br />

d. Transportentfernung [km]<br />

Güterverkehr Eisenbahn Binnenschiffahrt Landwirtschaft<br />

(innerbetrieblich)<br />

500 Mio. t Güter von Landwirten<br />

über eine durchschnittliche Hof-<br />

Feld-Entfernung von 4kmpro Jahr<br />

transportiert. Eine Gegenüberstellung<br />

zum gesamten Güterverkehr<br />

stellt die Abbildung 1dar.<br />

Die Abbildung 1zeigt, dass die<br />

landwirtschaftliche Gütermenge die<br />

Mengen der Bahn und Binnenschifffahrt<br />

deutlich überwiegt. Die<br />

Transportleistung, von jährlich<br />

1.900 Mrd. km hingegen, fällt im<br />

Agrarsektor eher gering aus. Die zu<br />

transportierenden Güter in der<br />

Landwirtschaft unterscheiden sich<br />

hinsichtlich ihrer physikalischen Eigenschaften<br />

und der anfallenden<br />

Mengen. Zudem ist die Transportentfernung<br />

von dem jeweiligen Gut<br />

abhängig. Grund dafür sind die unterschiedlichen<br />

<strong>Einsatz</strong>gebiete der<br />

Güter. Die innerlandwirtschaftlich<br />

genutzten Produkte werden in der<br />

Regel in der gleichen Region produziert<br />

und verarbeitet, dabei liegen<br />

die mittleren Transportentfernungen<br />

meistens unter 10 km. Güter,die<br />

in außerlandwirtschaftlichen Produktionsstätten<br />

weiterverarbeitet<br />

werden wie zum Beispiel Zuckerrüben,<br />

Milch und Fleisch weisen<br />

deutlich höhere Tarnsportentfernungen<br />

auf.<br />

Die wichtigste Aufgabe eines<br />

Traktors ist die Übertragung von<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Zugkraft. Das jeweilige angebaute<br />

oder angehängte Gerät soll möglichst<br />

verlustarm bewegt werden.<br />

Das bedeutet, mit geringem Kraftstoffverbrauch<br />

(emissionsarm) bei<br />

wenig Schlupf die maximale Zugleistung<br />

aufbringen zu können. Das<br />

erfordert, den Traktor für die zu erledigende<br />

Aufgabe richtig zu ballastieren.<br />

Der Traktor sollte hierfür<br />

je nach Bauart richtig ballastiert<br />

sein:<br />

● Standardtraktor mit einem Gewichtsverhältnis<br />

von 40 zu 60 %von<br />

Vorder- (V) zur Hinterachse (H)<br />

● Standardtraktor für schwere Zugarbeit<br />

mit einem Gewichtsverhältnis<br />

von 50 zu 50 %(VzuH)<br />

●Geräteträger von 20 zu 80 %(V<br />

zu H) ohne Aufbaugerät<br />

Die Ballastierung sollte mit handelsüblichen<br />

Front- beziehungsweise<br />

Heckgewichten oder an den Achsen<br />

montierten Radgewichten erfolgen,<br />

um die gewünschte Gewichtsverteilung<br />

zwischen Vorder- und<br />

Hinterachse zu erreichen.<br />

Wasser in den Reifen<br />

ist gefährlich<br />

Wasser in den Reifen, wie es oftmals<br />

in der Praxis zu finden ist, stellt<br />

ein zu großes Risiko vor allem für das<br />

Bremsen bei der Straßenfahrt dar.<br />

0<br />

durchschnittlicheTransportentfernung [km]


■ BAUERNBLATT l 2. November 2013<br />

Technik<br />

35<br />

Versuchstraktor Fendt Vario 828 mit Industriebereifung.<br />

Vergleich von AS-Bereifung (links) und Industriebereifung (rechts).<br />

Für die Einstellung des Reifeninnendruckes<br />

ist neben der Reifentabelle<br />

auch eine achsweise Verwiegung<br />

für den Transport und den Arbeitszustand<br />

erforderlich, um den<br />

richtigen Reifeninnendruck für die<br />

jeweilige Arbeit einzustellen. Eine<br />

praxistaugliche Lösung ist hier das<br />

Air-Booster-Set, welches mit dem<br />

schleppereigenen Kompressor betrieben<br />

wird.<br />

Besonders für den Transport auf<br />

der Straße sind für die landwirtschaftlichen<br />

Reifen höhere Reifeninnendrücke<br />

(über 1,6 bar) erforderlich,<br />

um den Verschleiß gering zu<br />

halten und die Stabilität <strong>beim</strong> Bremsen<br />

zu erhöhen. Trotzdem ist das AS-<br />

Profil für den Straßentransport nicht<br />

optimal, denn die Stollen radieren<br />

über den Straßenbelag. Hier wären<br />

mehr und flachere Stollen von Vorteil,<br />

wie sie bei der Industriebereifung<br />

zu finden sind.<br />

Hierfür wurde ein Praxisversuch<br />

durchgeführt. Für die Messungen<br />

wurden drei baugleiche Schlepper<br />

verwendet, die je mit einem Satz Reifen<br />

ausgerüstet wurden.<br />

Die verwendeten Traktoren weisen<br />

eine Leistung von 191 kW auf<br />

und haben ein Leergewicht von<br />

9.450 kg. Die verwendeten Schlepper<br />

sind zirka ein Jahr alt (zirka 1.800<br />

Betriebsstunden) und bereits mit der<br />

SCR-Abgastechnik ausgestattet.<br />

Nach dem Verwiegen der Schlepper<br />

auf einer Fuhrwerkswaage ergab<br />

sich im nicht aufballastierten Zustand<br />

ein Gewichtsverhältnis von<br />

vorn 40:60 hinten.<br />

Hinsichtlich der Bereifung bestehen<br />

zwischen dem herkömmlichen<br />

AS-Profil und der Industriebereifung<br />

(Typ: TRI 2) deutliche Unterschiede.<br />

Bei der AS-Bereifung handelt es sich<br />

um einen Reifen des Herstellers Trelleborg,<br />

TypTM900 High Power. Bei<br />

der Industriebereifung handelt es<br />

sich von der Profilierung her um ein<br />

Hybridprofil zwischen Lkw- und<br />

Schlepper(AS)-Bereifung. Das obenstehende<br />

Bild zeigt den Vergleich<br />

beider Reifenarten bezüglich der<br />

Profilstruktur.<br />

Neben der Stollenstruktur unterscheiden<br />

sich die beiden Arten auch<br />

hinsichtlich der nutzbaren Stollenhöhe.<br />

So liegt die nutzbare Stollenhöhe<br />

bei einer neuen AS-Bereifung<br />

zwischen 40 mm und 60 mm. Bei der<br />

Industriebereifung hingegen liegt<br />

die nutzbare Stollenhöhe im Bereich<br />

von nur zirka 23 mm. Durch die engere<br />

Stollenstruktur ist bei der Industriebereifung<br />

der Kontaktflächenanteil<br />

bei hartem Untergrund<br />

Tabelle 1: Überschicht der verwendeten Schlepper und Reifen<br />

Schleppertyp<br />

Fendt Vario 828<br />

(Jogi 231)<br />

Fendt Vario 828<br />

(Jogi 224)<br />

Fendt Vario 828<br />

(Jogi 237)<br />

Vorderachsbereifung<br />

600/70/R30<br />

(AS-Bereifung)<br />

Luftdruck: 1,4 -1,8<br />

Vorlauf: 3,43 %<br />

540/65/R30<br />

(Industriebereifung)<br />

Luftdruck: 1,4 -2,0<br />

Vorlauf: 1,0 %<br />

440/80/R34<br />

(Industriebereifung)<br />

Luftdruck: 1,4 -2,0<br />

Vorlauf: 0,6 %<br />

Hinterachsbereifung<br />

710/70/R42<br />

(AS-Bereifung)<br />

Luftdruck:1,2 -2,2<br />

650/65R42<br />

(Industriebereifung)<br />

Luftdruck 1,4 -2,2<br />

620/80/R42<br />

(Industriebereifung)<br />

Luftdruck: 1,4 -2,2<br />

Tabelle 2: Berchnung der nutzbaren Stollenhöhe<br />

AS-Bereifung (AS-Ber.)<br />

Industriebereifung<br />

(Industr. A)<br />

Industriebereifung<br />

(Industr. B)<br />

Vorderreifen<br />

Hinterreifen<br />

Vorderreifen<br />

Hinterreifen<br />

Vorderreifen<br />

deutlich größer. Der Hersteller hat<br />

den Reifen entwickelt, um ihn mithilfe<br />

des Blockprofils vielseitig zu<br />

nutzen. Sowohl für den industriellen<br />

Bereich als auch für Transporte und<br />

Zugarbeiten in der Landwirtschaft<br />

soll der Schlepperreifen einsetzbar<br />

sein.<br />

Zudem sorgt der relativ hohe Stollenanteil<br />

für eine schonende Fahrweise<br />

speziell im Grünlandbereich,<br />

bei Straßenfahrt weist er eine Lkwähnliche<br />

Laufruhe auf. Durch den<br />

vom Hersteller zugelassenen relativ<br />

hohen Reifeninnendruck (siehe Tabelle<br />

1) sind entsprechend hohe<br />

Tragfähigkeiten mit geringen Rollwiderständen<br />

möglich. Zusätzlich ist<br />

die Industriebereifung mit einer Verschleißanzeige<br />

ausgestattet. Dieser<br />

Stollenhöhe<br />

[mm]<br />

55<br />

62<br />

25<br />

28<br />

23<br />

Mindestprofiltiefe<br />

[mm]<br />

1,6<br />

1,6<br />

1,6<br />

1,6<br />

1,6<br />

Kurzzeichen<br />

AS-Ber.<br />

Industr. A<br />

Industr. B<br />

nutzbare<br />

Stollenhöhe<br />

[mm]<br />

53,4<br />

60,4<br />

23,4<br />

26,4<br />

21,4<br />

Hinterreifen 30 1,6 28,4<br />

Quereinschnitt in den Stollen verkürzt<br />

sich bei Verringerung der Stollenhöhe.<br />

Die für den Versuch zur Verfügung<br />

stehenden Schlepper sind mit<br />

unterschiedlichen Reifengrößen<br />

ausgestattet. Eine Übersicht zeigt<br />

die Tabelle 1.<br />

Die Unterschiede innerhalb der<br />

beiden Industriereifentypen sind<br />

ausschließlich in den unterschiedlichen<br />

Abmaßen begründet. Der Reifentyp<br />

mit dem Kurzzeichen „Industr.<br />

A“charakterisiert einen eher<br />

breiteren Reifen, aber mit geringerem<br />

Durchmesser. Der Reifen mit<br />

dem Kurzzeichen „Industr.B“hingegen<br />

fällt etwas schmaler aus und besitzt<br />

einen größeren Durchmesser.<br />

Die angegebenen Luftdruckbereiche<br />

variieren je nach Geschwindigkeitsbereich<br />

und Traglast.<br />

Alle drei Traktoren weisen eine<br />

Voreilung zwischen 0und 4% auf<br />

und sind damit im gewünschten Zielbereich<br />

des Reifenherstellers (Weißbach,<br />

2010).<br />

Verschleißverhalten<br />

beachten<br />

Das Verschleißverhalten der unterschiedlichen<br />

Reifenarten wird<br />

mittels des Reifenabriebs ermittelt.<br />

Es werden vier Messungen in einem<br />

monatlichen Intervall durchgeführt.<br />

Um bei jeder Messung an der gleichen<br />

Stelle des jeweiligen Reifens<br />

mit dem digitalen Messschieber zu<br />

messen, wurden Messpunkte festgelegt<br />

und farblich markiert. Die erste<br />

Messung vor Beginn des Versuches<br />

wurde am neuen, unbenutzten Reifen<br />

durchgeführt und daraus die<br />

nutzbare Stollenhöhe berechnet.<br />

In Kombination mit den erfassten<br />

Profilabnahmen zum jeweiligen


36 Technik BAUERNBLATT l 2. November 2013 ■<br />

Messtermin wurde die nutzbare<br />

Stollenhöhe benutzt, um die zu erwartende<br />

maximale Nutzungsdauer<br />

zu berechnen.<br />

Kombiniert aus Vorder- und Hinterbereifung<br />

ergibt sich die kombinierte<br />

(höchstmögliche) Nutzungsdauer<br />

pro Reifensatz. Die AS-Bereifung<br />

(AS-Ber.) weist eine theoretische<br />

kombinierte Nutzungsdauer<br />

von 2.864 Betriebsstunden (Bh) auf.<br />

Die Industriebereifung (Industr. A)<br />

liegt hingegen bei 8.876 Bh. Führend<br />

zeigt sich die schmalere Industriebereifung<br />

(Industr. B) mit<br />

9.140 Bh.<br />

Kraftstoffverbrauch<br />

erfasst<br />

Der momentane Kraftstoffverbrauch<br />

der einzelnen Schlepper<br />

wird mithilfe des CAN-Bus-Systems<br />

erfasst und gespeichert. Über ein<br />

Mobilfunkmodem gelangen die erfassten<br />

Daten zum betriebseigenen<br />

Telemetrieserver. Die auf dem Server<br />

abgespeicherten Daten wurden<br />

anschließend ins Tabellenkalkulationsprogramm<br />

Microsoft Excel importiert.<br />

Die Datenbasis umfasst die<br />

Monate Mai, Juni, Juli und August<br />

für jeweils alle drei Versuchsschlepper.<br />

Ein Datensatz beinhaltet alle<br />

vom CAN-Bus gelieferten Daten<br />

(Kraftstoff, Drehzahl, Geschwindigkeit<br />

et cetera) für einen bestimmten<br />

Zeitpunkt mit hinterlegter GPS-Position.<br />

Die Abbildung 2zeigt, dass der<br />

höchste Verbrauch, unabhängig<br />

vom Acker-oder Straßeneinsatz, bei<br />

dem mit der AS-Bereifung ausgestatteten<br />

Schlepper liegt. Darauf<br />

folgt die Industriebereifung („Industr.<br />

A“) gefolgt vom identischen<br />

Reifentyp („Industr. B“).<br />

Genauere Aussagen bezüglich der<br />

Kraftstoffverbräuche werden mit einer<br />

Detailbetrachtung der einzelnen<br />

Tätigkeiten im Messzeitraum möglich,<br />

die nachfolgend aufgeführt<br />

sind:<br />

● Grasschwaden<br />

● Grassiloabfuhr<br />

● Strohpressen<br />

● allgemeine Transporte<br />

Die Tabelle 4zeigt die Detailauswertung<br />

des Acker-/Straßenanteils<br />

der Traktoren/Bereifungen in den<br />

einzelnen Tätigkeitsbereichen.<br />

In der Tabelle 4wird deutlich, dass<br />

die verschiedenen Tätigkeiten unterschiedliche<br />

Acker-Straßen-Verhältnisse<br />

aufweisen. Die Ackeranteile<br />

schwanken im Maximum von<br />

80 %<strong>beim</strong> Grasschwaden bis hin zu<br />

41 %bei den allgemeinen Transporten.<br />

Dieser Trend wird auch von anderen<br />

Erhebungen bestätigt und<br />

Abbildung 2: Darstellung des Kraftstoffverbrauchs mit den unterschiedlichen Bereifungen<br />

Kraftstoffverbrauch[l/h]<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Tabelle 4: Verteilung des gemessenen Acker-Straßen-Verhältnisses in Bezug auf die unterschiedlichen<br />

Tätigkeiten<br />

Bereifungsart<br />

AS-Ber.<br />

5<br />

0<br />

Tabelle 3: Vergleich der drei Bereifungsarten und der gemessenen<br />

Profilabnahme<br />

nutzbare Stollenhöhe [mm]<br />

Profilabnahme/1000 Bh [mm]<br />

max. Nutzungsdauer [Bh]<br />

kombinierte<br />

Nutzungsdauer [Bh]<br />

Industr. A<br />

Industr. B<br />

Gesamtbetrachtung<br />

AS-Ber. Industr. A Industr. B<br />

zeigt gleichzeitig das Potenzial einer<br />

guten Maschinenauslastung auf.<br />

Einsparpotenzial<br />

nutzen<br />

Um das Einsparpotenzial der Industriebereifungen<br />

zu nutzen und<br />

gleichzeitig den Tätigkeitsbereich<br />

nicht einzuschränken, wird in dieser<br />

Betrachtung ein Schlepper mit zwei<br />

Bereifungen ausgestattet, sodass<br />

Acker Straße kombiniert<br />

AS- Bereifung<br />

(AS-Ber.)<br />

53,4<br />

22,9<br />

2.334<br />

Tätigkeiten<br />

Acker<br />

Straße<br />

Acker<br />

Straße<br />

Acker<br />

Grasschwaden<br />

81 %<br />

19 %<br />

90,10 %<br />

9,90 %<br />

78,30 %<br />

Grassiloabfuhr<br />

58,30 %<br />

41,70 %<br />

66,00 %<br />

34,00 %<br />

48,60 %<br />

Strohpressen<br />

73,10 %<br />

26,90 %<br />

75,50 %<br />

24,50 %<br />

79,40 %<br />

Straße 21,70 % 51,40 % 20,60 %<br />

Acker<br />

Straße<br />

2.864<br />

60,4<br />

17,8<br />

3.394<br />

der Schlepper entsprechend seinem<br />

Tätigkeitsbereich mit der ökonomisch<br />

sinnvolleren Bereifung versehen<br />

werden kann. Das bedeutet,<br />

dass vorwiegend die Industriebereifung<br />

zum <strong>Einsatz</strong> kommt, um das<br />

große Einsparpotenzial im Vergleich<br />

zur AS-Bereifung zu nutzen. In Tätigkeitsbereichen,<br />

bei denen hohe<br />

Zugkräfte unter feuchten Bedingungen<br />

gefordert werden, wie zum Beispiel<br />

in der Silomaisernte, kommt die<br />

Industriebereifung<br />

(Industr. A)<br />

23,4<br />

2,8<br />

8.341<br />

8.876<br />

80,40 %<br />

19,60 %<br />

26,4<br />

2,8<br />

9.411<br />

Industriebereifung<br />

(Industr. B)<br />

21,4<br />

2,7<br />

7.855<br />

9.140<br />

60,00 %<br />

40,00 %<br />

Vorderreifen<br />

Hinterreifen<br />

Vorderreifen<br />

Hinterreifen<br />

Vorderreifen<br />

Hinterreifen<br />

28,4<br />

2,7<br />

10.424<br />

AS-Bereifung zum <strong>Einsatz</strong>. Somit<br />

kann der Schlepper vielseitig eingesetzt<br />

und zugleich die Einsparpotenziale<br />

der Industriebereifung genutzt<br />

werden. Für diesen Ansatz fallen außerdem<br />

zusätzliche Kosten für den<br />

zweiten Felgensatz an. Diese werden<br />

zulasten der Industriebereifung<br />

berechnet.<br />

Diese Untersuchung konnte aufzeigen,<br />

dass zwischen den unterschiedlichen<br />

Bereifungen zum Teil<br />

deutliche Unterschiede in den untersuchten<br />

Parametern vorliegen.<br />

In dem Versuchszeitraum von vier<br />

Monaten haben sich klare Tendenzen<br />

in Bezug auf Verschleißverhalten,<br />

Kraftstoffverbrauch, Lärmpegelauswirkungen<br />

und qualitative<br />

Meinung der Fahrer entwickelt. Bei<br />

einer Aufteilung 31 %Straße, 69 %<br />

Acker ergab sich folgendes Bild: Der<br />

Reifenverschleiß zeigte, dass die AS-<br />

Bereifung eine Profilabnahme zwischen<br />

30 und 40 %pro 1.000 Be-<br />

75,00 %<br />

25,00 %<br />

allgemeine Transporte<br />

35,30 %<br />

64,70 %<br />

31,50 %<br />

68,50 %<br />

46,30 %<br />

53,70 %<br />

41,30 %<br />

58,70 %


■ BAUERNBLATT l 2. November 2013<br />

Technik<br />

37<br />

triebsstunden aufwies. Die alternativen<br />

Industriebereifungen liegen<br />

im Bereich zwischen 10 und 13 %<br />

pro 1.000 Betriebsstunden. Durch<br />

diesen eindeutigen Vorteil der Industriebereifung<br />

liegt die prognostizierte<br />

Nutzungsdauer mit zirka<br />

9.000 Betriebsstunden rund 6.000<br />

Betriebsstunden über der standardmäßigen<br />

Ackerschlepperbereifung.<br />

Um grundsätzliche Aussagen<br />

über den Kraftstoffverbrauch zu<br />

treffen, ist das Acker-Straßen-Verhältnis<br />

von hoher Bedeutung.<br />

Durch Trennung der beiden Untergrundeigenschaften<br />

bei einer Geschwindigkeit<br />

von 15 km/h ergibt<br />

sich ein Acker-Straßen-Verhältnis<br />

von 2:1. In der Betrachtung des gesamten<br />

Tätigkeitsbereichs liegt die<br />

Ackerschlepperbereifung mit einem<br />

gemittelten Verbrauch von<br />

22 l/h rund 3lüber der Industriebereifung<br />

(„Industr.A“). Die Industriebereifung<br />

(„Industr. B“) zeigt den<br />

geringsten Verbrauch mit 17 l/h.<br />

Die erweiterte Aufteilung in die<br />

einzelnen Tätigkeitsbereiche gibt<br />

einen genauen Aufschluss der<br />

Kraftstoffverbräuche. Dabei wird<br />

deutlich, dass bei Tätigkeiten wie<br />

Grasschwaden oder Strohpressen<br />

die Industriebereifungen kein eindeutig<br />

sparsameres Verhalten aufweisen.<br />

In Tätigkeitsbereichen wie<br />

Grassiloabfuhr oder allgemeine<br />

Transporte, bei denen der Straßenanteil<br />

deutlich höher ausfällt, können<br />

die Industriebereifungen ihre<br />

Straßenleichtläufigkeit mit deutlich<br />

geringeren Kraftstoffverbräuchen<br />

belegen.<br />

Ergebnisse<br />

bezüglich des Lärms<br />

Im Bereich des Lärmpegelbereichs<br />

ergeben die Ergebnisse im<br />

unbelasteten Bereich sowie im belasteten<br />

Bereich keine signifikanten<br />

Unterschiede. Mit gemittelten<br />

Schallpegeln zwischen 68 und<br />

70 dB sowie vereinzelten Spitzenwerten<br />

von 77 dB liegen die Werte<br />

im durchschnittlichen Schallpegelbereich<br />

eines Pkw zwischen 70 und<br />

80 dB (Reckleben, 2012). Grundsätzlich<br />

zeigt sich bei jeder Bereifung<br />

bei ansteigender Geschwindigkeit<br />

ein Anstieg des Schallpegels.<br />

Die Befragung der Schlepperfahrer<br />

stellt die Meinung der Anwender<br />

zu Industriebereifungen eindeutig<br />

dar. Mit einer Gesamtnote<br />

von 2,3 ist die Bereifung mit „gut“<br />

zu bewerten. In der Umfrage zeigen<br />

sich dennoch Defizite im Traktionsverhalten<br />

bei feuchten Bedingungen.<br />

Positive Eindrücke zeigen<br />

Industriebereifung am Ackerschlepper <strong>beim</strong> Pflügen.<br />

sich hinsichtlich des Fahrkomforts<br />

auf der Straße sowie in Robustheit<br />

und Verschleißverhalten.<br />

Bei der wirtschaftlichen Gegenüberstellung<br />

ergeben sich bei der<br />

Industriebereifung unter der Annahme<br />

von zwei Schleppern jährliche<br />

Einsparungen von zirka<br />

8.000 €. Diese Berechnung unterliegt<br />

der Annahme, dass seitens der<br />

Industriebereifung keine Tätigkeitseinschränkungen<br />

vorliegen.<br />

Betriebe, die eine ganzjährige Auslastung<br />

für einen Schlepper mit Industriebereifung<br />

sicherstellen können,<br />

müssen einen hohen Anteil<br />

straßenbetonter Tätigkeiten ausführen.<br />

Zum anderen darf die Anschaffung<br />

eines generell sehr ökonomisch<br />

fahrenden Lkw in dieser<br />

Betriebsstruktur wirtschaftlich<br />

nicht sinnvoll sein. Alternativ dazu<br />

rechnet sich die Ausstattung eines<br />

Schleppers mit AS-und Industriebereifung<br />

ab einer Jahresauslastung<br />

von rund 800 Betriebsstunden. Dabei<br />

werden ein vierfaches Umrüsten<br />

und eine 50%ige Nutzung der<br />

AS-Bereifung pro Jahr unterstellt.<br />

Aus dieser Untersuchung ergeben<br />

sich neue Denkanstöße. Zum<br />

einen ist zu überlegen, ob es sinnvoll<br />

wäre, den Schlepper an der<br />

Vorderachse mit der Industriebereifung<br />

und die Hinterachse mit der<br />

AS-Bereifung auszustatten. Dabei<br />

wird an der Vorderachse Kraftstoff<br />

eingespart, und an der Hinterachse<br />

bleibt für den Ackereinsatz das bodenschonende<br />

und zugkräftige<br />

Grasernte mit Industriebereifung am Schlepper –narbenschonend.<br />

Fotos: Prof. Dr.Yves Reckleben<br />

Ackerprofil vorhanden. Zugleich<br />

wird der grundsätzlich kürzeren<br />

Nutzungsdauer der Vorderreifen<br />

durch die verschleißärmere Industriebereifung<br />

entgegengewirkt.<br />

Weitere<br />

Reifenkombinationen<br />

Diese Überlegungen lassen folgende<br />

Reifenkombination möglich<br />

erscheinen: Die Hinterachse wird<br />

zunächst mit einer möglichst<br />

schmalen Industriebereifung ausgestattet,<br />

um für die Straßenfahrt<br />

optimale Bedingungen zu schaffen.<br />

Zudem wird die Hinterachse zusätzlich<br />

mit Zwillingsreifen bestückt,<br />

welche einen geringfügig kleineren<br />

Durchmesser besitzen. Diese besitzen<br />

ein AS-Profil und werden von<br />

der Breite so gewählt, dass die maximal<br />

zulässige Schlepperbreite ausgenutzt<br />

wird. Bei Straßenfahrt haben<br />

die Zwillingsreifen aufgrund<br />

der geringeren Abmaße keinen Bodenkontakt<br />

und somit auch keinen<br />

Rollwiderstand. Durch die installierte<br />

Reifendruckregelanlage seitens<br />

der Industriebereifung ist es möglich,<br />

auf dem Acker unter anderem<br />

durch die geringen Arbeitsgeschwindigkeiten<br />

den Reifeninnendruck<br />

so weit zu minimieren, dass<br />

auch die Zwillingsreifen Traktion<br />

auf den Boden übertragen können.<br />

Folglich hat sich die Reifenkombination<br />

vom Optimum für Straßenfahrt<br />

zur bodenschonenden und<br />

traktionsstarken Ackerbereifung<br />

gewandelt. Alternativ zur Zwillingsbereifung<br />

sind die Reifenhersteller<br />

gefordert, einen Reifen zu entwickeln,<br />

der die gleiche Funktion erreicht<br />

wie die oben beschriebene<br />

Zwillingsreifenkombination. Erste<br />

Überlegungen stellen einen AS-Reifen<br />

dar, der mittig eine schmale Industriebereifung<br />

beinhaltet. Da die<br />

Industriebereifung mit geringfügig<br />

größerem Durchmesser versehen<br />

ist, wird auf der Straße die sparsame<br />

Fahrweise realisiert. Durch die Reduzierung<br />

des Reifeninnendrucks<br />

auf dem Acker erhöht die aufliegende<br />

AS-Bereifung Aufstandsfläche<br />

und die Traktion.<br />

Prof. Dr. Yves Reckleben<br />

Fachhochschule Kiel,<br />

Fachbereich Agrarwirtschaft<br />

Tel.: 04331-84 51 18<br />

yves.reckleben@fh-kiel.de<br />

M. Sc. Niels Schäfer<br />

Fachhochschule Kiel,<br />

Fachbereich Agrarwirtschaft<br />

Dr. Michael Weissbach<br />

Grasdorf Wennekamp GmbH

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