Ausgabe 01/2013 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
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Betrieb<br />
wieder zu spüren, dass die Blickwinkel<br />
und Interessen der Mitglieder unterschiedlicher<br />
nicht sein könnten. Was<br />
vorteilhaft für die Stadt Neu-Isenburg<br />
wäre, ist vielleicht weniger gut für<br />
Frankfurt. Was Offenbach entlasten<br />
könnte, verschlechtert vielleicht die<br />
Situation in Hanau. Die Piloten verweisen<br />
auf ihre Handbücher, die Bürgermeister<br />
auf ihre Wähler. Andre Biestmann<br />
ist quasi mittendrin. Und bleibt<br />
gelassen.<br />
Etwa, als er die in Planung befindlichen<br />
Abflugstrecken bei Ostwind vorstellt.<br />
Eine Route sieht vor, dass die<br />
Flugzeuge sehr lange Richtung Osten<br />
fliegen, bevor sie nach Norden abdrehen<br />
können. In der Expertengruppe<br />
kommt die Frage auf, ob auch solche<br />
Flugzeuge, die eigentlich nach Westen<br />
wollen – beispielsweise die Jets Richtung<br />
USA – für diese lange Route vorgesehen<br />
sind. Allein dies zu erwägen<br />
müsste jeden Airline-Vertreter oder<br />
Verfahrensplaner innerlich erschaudern<br />
lassen – schließlich ist kilometerlang<br />
in die falsche Richtung zu fliegen<br />
auch aus ökologischer Sicht mehr<br />
als fragwürdig. Doch jemand aus der<br />
Gruppe ist durchaus dafür, dass auch<br />
die Jets mit Zielen im Westen die ultralange<br />
Route nehmen könnten. Und<br />
Biestmann? Er bleibt diplomatisch.<br />
Und lächelt.<br />
Biestmann lächelt überhaupt sehr<br />
viel. Der 46-Jährige strahlt eine norddeutsche<br />
Gelassenheit aus. Gleich zu<br />
Beginn der Tagung hat er noch einmal<br />
erläutert, dass die <strong>DFS</strong> nicht einfach<br />
schnell Flugverfahren ändern kann:<br />
Alles muss vom Bundesaufsichtsamt<br />
für <strong>Flugsicherung</strong> genehmigt werden.<br />
„Das BAF fordert für jede Änderung<br />
eine Sicherheitsbewertung“, sagt<br />
Biestmann. Kann das segmentierte<br />
Anflugverfahren noch ausgeweitet<br />
werden? Welche Vorteile bringt die<br />
Einführung des Ground Based Augmentation<br />
System in Frankfurt? Gibt<br />
es schon erste Erkenntnisse zum steileren<br />
Anflugwinkel auf die neue Nordwest-Bahn?<br />
All diese Fragen werden<br />
am Vormittag besprochen. Zwischendurch<br />
muss sich der Vorsitzende eine<br />
kurze Auszeit nehmen und eine halbe<br />
Stunde lang seiner anderen Arbeit bei<br />
der <strong>DFS</strong> nachgehen. Manfred Ockel als<br />
Co-Vorsitzender übernimmt, Biestmann<br />
baut ein provisorisches Büro<br />
im Nebenraum auf, telefoniert und<br />
schreibt Kommentare zu geänderten<br />
Routen in Nordbayern, die demnächst<br />
veröffentlicht werden sollen. Dann faxt<br />
er das Ganze an seine Mitarbeiter in<br />
Langen.<br />
Schließlich ist Zeit für die Mittagspause.<br />
Biestmann kommt als letzter<br />
im Restaurant an, weil er sich noch<br />
kurz mit der Kollegin vom Öko-Institut<br />
besprechen musste. Er sitzt neben<br />
den Experten von Condor und Lufthansa,<br />
zwei Flugkapitänen. Auch der<br />
Leiter Infrastruktur von Fraport und<br />
der Vertreter der Vereinigung Cockpit<br />
haben an dem Tisch Platz genommen.<br />
Auszeit von der Tagung: Andre Biestmann in seinem provisorischen Büro. Fotos: Melanie Bauer<br />
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