Ausgabe 01/2013 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Ausgabe 01/2013 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Ausgabe 01/2013 - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Betrieb<br />
Nach 23 Uhr gilt am Frankfurter Flughafen ein Nachtflugverbot: Ohne Ausnahmegenehmigung<br />
darf dann kein Flugzeug mehr starten oder landen.<br />
Das Nachtflugverbot ist der Preis<br />
für den Ausbau des Frankfurter Flughafens<br />
– darauf hatten sich die Beteiligten<br />
im Mediationsverfahren geeinigt.<br />
Nach viel politischem Streit und<br />
juristischem Hin und Her trat die Regelung<br />
zehn Tage nach Eröffnung der<br />
Nordwestbahn in Kraft, am 30. Oktober<br />
2<strong>01</strong>1. Während an Flughäfen wie<br />
Leipzig oder Köln/Bonn auch nachts<br />
geflogen werden darf, muss in Frankfurt<br />
jede Ausnahme genehmigt werden<br />
– zum Beispiel, wenn ein Gewitter,<br />
Schneefall oder starker Wind zu Verzögerungen<br />
führt. In den anderthalb Jahren,<br />
die die Nordwestbahn nun schon<br />
in Betrieb ist, hat es bislang rund 800<br />
solcher Ausnahmen gegeben – bei<br />
einer Dreiviertelmillion Flugbewegungen<br />
in dieser Zeitspanne.<br />
wird. Sie waren aber davon ausgegangen,<br />
dass die vierte Bahn vor allem<br />
dazu dient, zu Spitzenzeiten die anderen<br />
Pisten zu entlasten. Nun aber ist<br />
der Lärm, der vorher die Ausnahme<br />
war, zur Regel geworden. „Dass die<br />
Bahn so intensiv genutzt wird – das<br />
hatten wir nicht erwartet“, sagt Nicole<br />
Ladberg. Im Unterschied zu ihrem<br />
Mann, der für eine Krankenkasse<br />
arbeitet, hat sie nicht mal tagsüber<br />
Ruhe: Seit der Geburt ihres Sohnes<br />
arbeitet sie im Homeoffice, in einem<br />
Büro direkt unter dem Dach ihres<br />
Hauses. „Eigentlich ist das eine sehr<br />
ruhige Gegend, vielleicht nimmt man<br />
deshalb den Flugverkehr so prominent<br />
wahr“, sagt Mirko Ladberg.<br />
An Spitzentagen gibt es<br />
Starts und Landungen im<br />
Minutentakt, damit der<br />
komplette Verkehr vor<br />
23 Uhr bewältigt ist.<br />
Oben im Tower schaut Supervisor<br />
Ute Dirkmann derweil im Computer<br />
nach, wie viele Flüge noch auf sie und<br />
ihr Team zukommen. Die Arbeit in der<br />
Nachtschicht ist eine Arbeit gegen die<br />
Uhr: Nach 23 Uhr greift am Frankfurter<br />
Flughafen das Nachtflugverbot,<br />
ohne Ausnahmegenehmigung darf<br />
dann kein Flugzeug mehr starten und<br />
landen. Es gibt Tage, da zählt Ute Dirkmann<br />
um 21 Uhr noch 120 Flugpläne,<br />
das bedeutet: Starts und Landungen<br />
im Minutentakt, damit der komplette<br />
Verkehr vor 23 Uhr bewältigt ist.<br />
An solchen Tagen ist im Tower tatsächlich<br />
die Hölle los. Vor allem bei<br />
Westbetrieb, wenn die Starts auf der<br />
Center-Bahn mit den Flugzeugen auf<br />
der Startbahn West koordiniert werden<br />
müssen, was die Flughafenkapazität<br />
einschränkt. Heute dagegen wird<br />
in Richtung Osten gestartet; 91 Flüge<br />
sind es noch in den nächsten beiden<br />
Stunden. „Das ist gut machbar“, sagt<br />
sie, auch ohne Südbahn – zumindest,<br />
wenn nichts Unvorhergesehenes passiert.<br />
Aber am Flughafen, das weiß<br />
Ute Dirkmann, vergeht eigentlich kein<br />
Tag ohne etwas Unvorhergesehenes.<br />
Anwohner wie die Ladbergs sind<br />
mit dem Nachtflugverbot deshalb<br />
alles andere als glücklich. „Dass es<br />
immer wieder Ausnahmen gibt, das ist<br />
ein Unding“, kritisiert Nicole Ladberg.<br />
Zudem führe die Regelung dazu, dass<br />
sich der Lärm auf die Randzeiten verschoben<br />
hat. „Vor allem morgens zwischen<br />
fünf und halb sechs ist es die<br />
Hölle. Und abends zwischen zehn und<br />
elf auch.“ In der ersten Zeit schlief sie<br />
mit Ohrstöpseln; seit ihr Sohn auf der<br />
Welt ist, traut sie sich das nicht mehr.<br />
Ihr Mann Mirko hat den tieferen Schlaf.<br />
Ihn nervt nicht so sehr der Lärm im<br />
Schlafzimmer, sondern der Krach<br />
draußen. „Auf der Terrasse hinter<br />
dem Haus haben wir im letzten Sommer<br />
kein einziges Mal gesessen“, sagt<br />
er. „Das macht einfach keinen Spaß<br />
mehr.“<br />
Martin Bornemeier und Petra Marx<br />
gehören zu denen, die Familie Ladberg<br />
den Spaß verderben. Natürlich nicht<br />
mit Absicht: Die beiden Platzkoordinatoren<br />
im Tower Frankfurt machen<br />
einfach nur ihren Job. Ihre Aufgabe<br />
ist es, den Flugzeugen die Freigabe<br />
zum Anlassen ihrer Triebwerke zu<br />
erteilen. Jetzt, kurz vor 22 Uhr, sind<br />
gerade 20 Flugzeuge auf dem Weg<br />
vom Gate zur Bahn. 22 weitere Flug-<br />
18 transmission 1 – 2<strong>01</strong>3