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Programm und Abstracts - Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen ...

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Psychosomatische Therapie bei phobischen Störungen<br />

Medikamentöse Therapie unkompensierter Vestibulopathien<br />

A. Eckhardt-Henn<br />

Klinik <strong>für</strong> Psychosomatische Medizin <strong>und</strong> Psychotherapie, Klinikum Stuttgart<br />

T. Lempert<br />

Neurologische Abteilung, Schlosspark-Klinik, Berlin<br />

Therapie Vestibulopathien<br />

Bei etwa 50 % aller komplexen Schwindelsyndrome ist eine psychische/psychosomatische<br />

Störung die Ursache. Bei komplexen orgagnischen Schwindelsyndromen kommt es<br />

zusätzlich in etwa 30 % im weiteren Verlauf zur Entwicklung eines sek<strong>und</strong>ären somatoformen<br />

Schwindels. Die häufigste Ursache somatoformer Schwindelsyndrome sind Angststörungen<br />

<strong>und</strong> hier phobische Störungen. Bei komplexen Schwindelsyndromen sollte<br />

daher immer eine Basisdiagnostik – auch auf dem Fachgebiet der psychosomatischen<br />

Medizin – erfolgen. In entsprechenden Fällen kann die frühzeitige Einleitung einer psychosomatischen<br />

Therapie eine Chronifizierung verhindern. Die Art <strong>und</strong> der Umfang einer<br />

solchen Therapie richten sich nach der zugr<strong>und</strong>e liegenden Ausprägung der somatoformen<br />

Schwindelerkrankung. Bei leichteren Formen ist eine ambulante Behandlung, die<br />

psychoedukative <strong>und</strong> meistens verhaltenstherapeutische Elemente einschließt, ausreichend.<br />

In schwereren Fällen kann die Kombination mit einer psychopharmakologischen<br />

Therapie, z. B. einem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (z. B. Escitalopram/Citalopram<br />

o. a.), sinnvoll sein.<br />

Bei komplexen Schwindelsyndromen, die in der Regel bereits längere Zeit bestehen, zur<br />

Chronifizierung neigen <strong>und</strong> mit einer erheblichen Beeinträchtigung des Alltags <strong>und</strong> Berufslebens<br />

des Patienten einhergehen, sollte zunächst eine stationäre psychosomatische<br />

Behandlung erfolgen. Wir haben in unserer Klinik seit einigen Jahren ein störungsspezifisches<br />

Behandlungsprogramm <strong>für</strong> Patienten mit Schwindelerkrankungen etabliert. Dabei<br />

handelt es sich um ein multimodales Behandlungsprogramm, das sich aus einer Verhaltenstherapie/Angstexpositionstherapie,<br />

ggf. in Kombination mit einer tiefenpsychologisch<br />

f<strong>und</strong>ierten Fokaltherapie, mit einer spezifischen Physiotherapie/Mototherapie <strong>für</strong><br />

Patienten mit Schwindelerkrankungen, Entspannungsverfahren, Fitness, Krankengymnastik<br />

<strong>und</strong> Massagen <strong>und</strong> in entsprechenden Fällen einer begleitenden psychopharmakologischen<br />

Therapie <strong>und</strong> fakultativ Musik- <strong>und</strong> Kunsttherapie, Trommel- oder Singgruppe<br />

zusammensetzt.<br />

Unter dem Titel „Standfest“ wurde vor einigen Jahren eine ambulante Kurzintervention à<br />

40 bis 120 Minuten <strong>für</strong> Patienten mit entsprechenden Störungen entwickelt (vgl. Tschan<br />

et al. 2012). Hier handelt es sich um ein Kurzprogramm, das aus 8 bis 12 Sitzungen besteht<br />

<strong>und</strong> im Wesentlichen psychoedukative <strong>und</strong> verhaltenstherapeutische Elemente<br />

umfasst. Diese verschiedenen Therapieformen werden in dem Vortrag dargestellt.<br />

Die Pharmakotherapie vestibulärer Erkrankungen hat in den letzten Jahrzehnten an<br />

Bedeutung verloren gegenüber physiotherapeutischen <strong>und</strong> verhaltensmedizinischen<br />

Interventionen. So hat sich beispielsweise gezeigt, dass sedierende Substanzen, zu denen<br />

auch die klassischen Antivertiginosa gehören, im Tierexperiment die vestibuläre<br />

Kompensation verzögern <strong>und</strong> die Sturzhäufigkeit im Alter erhöhen. Daher werden Antivertiginosa<br />

nur noch kurzzeitig zur Linderung von akutem vestibulärem Schwindel <strong>und</strong><br />

der begleitenden Übelkeit eingesetzt. In dieser Situation sind Dimenhydrinat rektal <strong>und</strong><br />

Lorazepam bukkal besonders geeignet.<br />

Methylprednisolon in der Akutphase eines einseitigen Vestibularisausfalls verbessert moderat<br />

die peripher-vestibuläre Restitution im Verlauf eines Jahres. Wichtiger <strong>für</strong> den Patienten<br />

ist jedoch die vestibuläre Kompensation innerhalb der ersten Wochen, die durch<br />

ein physiotherapeutisches Gleichgewichtstraining beschleunigt wird.<br />

Die vestibuläre Migräne ist nach dem gutartigen Lagerungsschwindel die zweithäufigste<br />

Ursache von rezidivierendem vestibulären Schwindel. Mit geringem Evidenzgrad wird<br />

eine Migräneprophylaxe, z. B. mit Metoprolol, Flunarizin, Topiramat oder Valproinsäure<br />

zur Minderung der Attackenfrequenz empfohlen. Ob Triptane zur Behandlung akuter Attacken<br />

geeignet sind, ist weiterhin ungewiss.<br />

Die Vestibularisparoxysmie tritt mit häufigen sek<strong>und</strong>enlangen Schwindelattacken in Erscheinung,<br />

die wahrscheinlich durch einen Gefäßkontakt am Vestibularnerven ausgelöst<br />

werden. Das Ansprechen auf eine prophylaktische Gabe von Carbamazepin bestätigt die<br />

Verdachtsdiagnose.<br />

Autoimmune Innenohrerkrankungen kommen im Rahmen systemischer Autoimmunerkrankungen<br />

<strong>und</strong> isoliert vor. Klinisch zeigen sich bilaterale kochleäre <strong>und</strong> vestibuläre Störungen<br />

mit rascher Progredienz. Kortikosteroide können bei rechtzeitigem Einsatz die<br />

Innenohrfunktionen erhalten.<br />

Therapie Vestibulopathien<br />

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