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Reportage Abstechen Fa. IBAG_Drehteil + Drehmaschine

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ANWENDERBERICHT<br />

Tangential geklemmter<br />

Abstech-Schneideinsatz löst<br />

kritisches Zerspanproblem<br />

Bild 2:<br />

Die Rückseite des TANG-GRIP-Werkzeugsystems<br />

und dem direkt in den Schneidspalt<br />

gerichteten Kühlmittelstrahl zum<br />

sicheren Ausschwemmen der Späne<br />

Bild 1:<br />

Das<br />

„Überkopf“<br />

angeordnete<br />

sowie weit<br />

auskragende<br />

TANG-GRIP-<br />

Abstechwerkzeug<br />

im Revolver<br />

einer CNC-<br />

<strong>Drehmaschine</strong><br />

Einstechen, <strong>Abstechen</strong>, Stechdrehen<br />

– wer mit solchen Bearbeitungen<br />

zu tun hat, der weiß<br />

um die Schwierigkeiten, die sich<br />

dabei ergeben können. Denn die<br />

ganze Stabilität und die Präzision<br />

einer noch so leistungsfähigen<br />

(CNC-)<strong>Drehmaschine</strong> nützen<br />

am Ende nichts, wenn sich das<br />

Stechwerkzeug bzw. das ganze<br />

Werkzeugsystem als labil erweist.<br />

Mit zunehmender Auskragung<br />

für eine entsprechende Ab-/<br />

Einstechtiefe potenziert sich<br />

das Problem sozusagen nochmals.<br />

Je nach Werkstoff ist die<br />

schlechte Spanbildung und die<br />

damit verbundenen Beeinträchtigungen<br />

der Oberfläche an der<br />

Tagesordnung. Eine Prozesssicherheit<br />

ist dadurch auch nicht<br />

gegeben. Folgerichtig gestaltet<br />

sich das <strong>Abstechen</strong>/Einstechen<br />

bezüglich Produktivität und<br />

Wirtschaftlichkeit regelmäßig als<br />

große Herausforderung, zumal<br />

die gestochenen Oberflächen in<br />

aufwändiger Nacharbeit entweder<br />

durch Drehen oder durch Schleifen<br />

buchstäblich in Form und auf<br />

Maß gebracht werden müssen.<br />

Genau vor solch einem komplexen<br />

Problem stand die Firma<br />

<strong>IBAG</strong> Deutschland GmbH, 51789<br />

Lindlar, die zur schweizerischen<br />

<strong>IBAG</strong>-Gruppe gehört. Die <strong>IBAG</strong>-<br />

Gruppe ist als bekannter Hersteller<br />

von Hochfrequenz-Spindeln<br />

im sensiblen Bereich des High<br />

Speed Cutting seit über 30 Jahren<br />

sehr erfolgreich und bietet<br />

dem Markt ein umfassendes<br />

Programm an HF-Motorspindeln<br />

und Zubehör. Die <strong>IBAG</strong> Deutschland<br />

GmbH fungiert dabei seit<br />

1998 als eine Art Brückenkopf<br />

eben für den deutschen Markt<br />

und ist mit ihrem geschäftsführenden<br />

Gesellschafter Dipl.-Ing<br />

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DREHTEIL + DREHMASCHINE 2/2012<br />

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ANWENDERBERICHT<br />

Bild 3:<br />

Das TANG-GRIP-Stechwerkzeug mit<br />

der tangentialen Klemmung und einem<br />

geklemmten Schneideinsatz sowie zwei<br />

weiteren Wechsel-Schneideinsätzen;<br />

links ist ein mit dem TANG-GRIP-Stechwerkzeug<br />

abgestochener Frontdeckel<br />

zu sehen, mittig und rechts sind mit<br />

Wettbewerbswerkzeugen abgestochene<br />

Werkstücke minderer Oberflächenqualität<br />

zu sehen<br />

(TU) Markos Damigos sowohl in<br />

der Entwicklung als auch besonders<br />

in der Produktion der HF-<br />

Spindeln verschiedenster Größen<br />

und Ausführungen tätig.<br />

Präzisionsteile für hochpräzise<br />

HF-Motorspindeln<br />

Da es sich bei den HF-Motorspindeln<br />

zum einen um wichtige<br />

Schlüsselkomponenten für die<br />

Hochpräzisionsbearbeitung von<br />

Werkzeug-, Formenbau-, Maschinen-,<br />

Luftfahrt- oder auch<br />

Medizintechnik- und Mechatronik-/Mikromechanik-Bauteilen<br />

handelt, und zum anderen solche<br />

Spindeln entweder als Erst- oder<br />

als Nachrüstung oder auch als<br />

Einwechseleinheit in Werkzeugmaschinen<br />

bzw. Bearbeitungszentren<br />

zum Einsatz kommen,<br />

sind die Anforderungen auch<br />

entsprechend hoch. Dazu führte<br />

Markos Damigos aus: „Wir stellen<br />

pro Jahr etwa 3.600 Motorspindeln<br />

ab 16 mm und bis 360 mm<br />

her. Mit dem stetigen Wachstum<br />

verbanden sich jedoch ziemliche<br />

Zulieferprobleme hinsichtlich<br />

Qualität und Liefertreue,<br />

so dass wir uns im Jahr 2005<br />

entschlossen, die Teilefertigung<br />

weitgehend selbst in die Hand<br />

zu nehmen. Schließlich verstehen<br />

wir naturgemäß sehr viel von<br />

der Zerspanung so gut wie aller<br />

vorkommenden Werkstoffe und<br />

kennen uns auch mit der Maschinentechnik<br />

bestens aus. Wir<br />

investierten sukzessive in den<br />

benötigten Maschinenpark und<br />

arbeiten auch intensiv mit den<br />

Werkzeugherstellern zusammen,<br />

sowohl was die Lösung von Kunden-<br />

als auch unserer eigenen<br />

Bearbeitungsaufgaben angeht.“<br />

Ein wichtiger Partner ist hier der<br />

Zerspanungswerkzeuge-Spezialist<br />

ISCAR Germany GmbH,<br />

76275 Ettlingen, der vor kurzem<br />

mit einer ganz besonderen Bearbeitungsaufgabe<br />

konfrontiert<br />

wurde. Genau ging es dabei um<br />

die Abstech-Operation in der<br />

Fertigung einer Reihe von scheibenförmigen<br />

Werkstücken wie<br />

Frontdeckeln und Lagerscheiben<br />

aus dem eher schwierig zu<br />

bearbeitenden Werkstoff 1.6587<br />

(18CrNiMo7-6). Zwar unterliegen<br />

die Bauteile für die hochwertigen<br />

Motorspindeln von vorneherein<br />

sehr hohen Qualitätsanforderungen,<br />

jedoch gilt es, die Teile<br />

nicht zuletzt aus Gründen der<br />

Wettbewerbsfähigkeit trotzdem<br />

möglichst wirtschaftlich herzustellen,<br />

in dem <strong>Fa</strong>ll speziell die<br />

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DREHTEIL + DREHMASCHINE 2/2012<br />

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ANWENDERBERICHT<br />

Frontdeckel und Lagerscheiben<br />

der Motorspindeln betreffend.<br />

<strong>Abstechen</strong> ist nicht gleich<br />

<strong>Abstechen</strong><br />

Die Herausforderung lag darin, einen<br />

Frontdeckel mit Durchmesser<br />

155 mm auf den Bohrungsdurchmesser<br />

von nur noch 65,5 mm<br />

abzustechen, wobei der Deckel<br />

am Ende lediglich noch eine<br />

Dicke von 4 mm hat. Bei einem<br />

seiner regelmäßigen Besuche<br />

vor Ort wurde der zuständige<br />

Außendienstmitarbeiter Frank<br />

Hampel, Beratung & Verkauf bei<br />

der ISCAR Germany GmbH, mit<br />

der anspruchsvollen Aufgabe<br />

konfrontiert und stellte kurz darauf<br />

das neuartige Abstech- und<br />

Einstechsystem TANG-GRIP vor.<br />

„Den <strong>IBAG</strong>-Leuten kann man<br />

nichts vormachen, die kennen<br />

sich in Sachen Zerspanung natürlich<br />

sehr gut aus. Mit unserem<br />

neuen TANG-GRIP-Stechsystem<br />

stießen wir jedoch auf Anhieb<br />

auf gesteigertes Interesse und<br />

wurden nach nur wenigen Versuchen<br />

den Ansprüchen gerecht.<br />

Das diffizile Bauteil Frontdeckel<br />

wurde früher an der Vorderseite<br />

geschruppt, diesseits vorbearbeitet,<br />

danach vorgestochen, fertig<br />

bearbeitet, schließlich abgestochen,<br />

und zu guter Letzt in einem<br />

weiteren Arbeitsprozess flachgeschliffen.<br />

Die Abstechqualität war<br />

mit dem vorherigen Werkzeug<br />

absolut unbefriedigend, einerseits<br />

die Maßhaltigkeit und andererseits<br />

die Oberfläche betreffend,<br />

weshalb ein größeres Aufmaß<br />

gewählt werden musste, das es<br />

am Ende zeitaufwändig abzuschleifen<br />

galt. Mit dem TANG-<br />

GRIP-Stechwerkzeugsystem<br />

konnten wir schon kurz nach dem<br />

Einfahren erheblich bessere Zerspanungsergebnisse<br />

realisieren,<br />

Bild 4:<br />

Eine Auswahl an scheibenförmigen Werkstücken wie Frontdeckel und Lagerscheiben, die<br />

eine hohe Planparallelität von z.B. 0,004 mm auf 4 mm Dicke und eine hohe Oberflächengüte<br />

aufweisen müssen<br />

und nach nur einem Substratwechsel<br />

zur Standzeiterhöhung<br />

war die Sache perfekt“, so Frank<br />

Hampel. Maßgeblich für den<br />

Erfolg der Abstechbearbeitung<br />

trotz dieser relativ großen Stechtiefe<br />

ist die enorme Stabilität und<br />

Steifigkeit des TANG-GRIP-Werkzeugsystems<br />

mit dem tangential<br />

geklemmten Abstechschneideinsatz.<br />

Diese Einbaulage ermöglicht<br />

Stechbearbeitungen mit hohen<br />

Vorschüben und sorgt dabei für<br />

eine hervorragende Plan ebenheit<br />

bei sehr guten Oberflächen. Die<br />

Werkzeugauslegung und die<br />

Schneideinsätze, die mit den<br />

verschiedenen Spanformern erhältlich<br />

sind, gewährleisten einen<br />

freien Spanfluss. Zumal hier, entgegen<br />

vieler anderer Stechsystemen,<br />

kein Spannfinger vorhanden<br />

ist, welcher speziell beim<br />

tiefen Einstechen den Spanfluss<br />

beeinträchtigt. Schließlich bewirkt<br />

die tangentiale Klemmung, dass<br />

der Schneideinsatz beim Zurückfahren<br />

aus dem Einstich nicht herausgezogen<br />

wird, wodurch sich<br />

die Prozesssicherheit und damit<br />

die Produktivität erhöhen.<br />

Mit tangential geklemmten<br />

Abstechwerkzeugen zum<br />

Erfolg<br />

Markus Stumm, Produktspezialist<br />

Drehen bei ISCAR Germany<br />

GmbH, ergänzend zum<br />

Stechwerkzeugsystem: „Mit den<br />

TANG-GRIP-Schneidenträgern<br />

in der spanflussoptimierten<br />

Bauart können wir diese Stechtiefen<br />

problemlos realisieren.<br />

Die Kombination aus höherem<br />

Schneidenträgerunterbau und<br />

dem neuen spanflussoptimierten<br />

Schneidenträgerdesign, bei dem<br />

die Schneidkante in einer Linie<br />

mit der Oberseite des Schneidenträgers<br />

also ohne Störkanten<br />

verläuft, ist einmalig. Diese<br />

sorgt für deutlich mehr Effizienz<br />

beim Ein- und <strong>Abstechen</strong>. Die<br />

TANG-GRIP-Schneideinsätze<br />

sind in den Breiten 1,4 bis 6 mm<br />

in neutraler, rechter und linker<br />

Ausführung mit den Spanformern<br />

Typ C und J erhältlich. Ab der<br />

Größe 2 bis 6 mm gibt es zudem<br />

die Spanformer W, A, M, UT und<br />

JT, sodass in der Praxis durch<br />

einfaches Auswechseln des<br />

Schneideinsatzes auf verschiedenste<br />

Werkstoff- und Zerspanungsanforderungen<br />

eingegangen<br />

werden kann. Die neuen<br />

Spanformer-Typen M und JT sind<br />

besonders auf die Bearbeitung<br />

rostbeständiger Stähle abgestimmt<br />

und vereinen eine positive<br />

Spangeometrie mit einer stabilen<br />

Schneidkante. Da der Plattensitz<br />

durch den Schneideinsatz selbst<br />

geschützt ist, weisen auch die<br />

Halter eine hohe Lebensdauer<br />

auf.“ Ansonsten sprechen die<br />

mit dem TANG-GRIP-Abstech-<br />

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DREHTEIL + DREHMASCHINE 2/2012<br />

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werkzeugsystem erzielten Erfolge<br />

eindeutig für sich:<br />

Eingesetztes Werkzeug in diesem<br />

<strong>Fa</strong>llbeispiel: Schneidenträger<br />

TGSU 35-3, Schneideinsatz TAG<br />

N3C in der Schneidstoffsorte<br />

IC908, Werkstück-Außendurchmesser<br />

155 mm, Schnitttiefe<br />

45 mm. Durch Erhöhung der<br />

Schnittwerte konnte zusätzlich zu<br />

den Qualitätsmerkmalen noch die<br />

Bearbeitungszeit pro Teil von 113<br />

Sekunden auf 63 Sekunden gesenkt<br />

werden. Fertigungszeit für<br />

250 Stück insgesamt 4,4 Stunden<br />

(anstatt 7,9 Stunden), Einsparung<br />

bezogen auf Werkzeug- und Bearbeitungskosten:<br />

31,2 %!<br />

Dass sich das neue Stechwerkzeugsystem<br />

in der Fertigung von<br />

<strong>IBAG</strong> in Lindlar bestens bewährt,<br />

bestätigt abschließend auch der<br />

Juniorchef des Hauses <strong>IBAG</strong>,<br />

Manzo M. Damigos, verantwortlich<br />

für den Verkauf und das<br />

Marketing der HF-Motorspindeln:<br />

„Bis auf die ganz großen Teile<br />

fertigen wir heute etwa 85 % aller<br />

mechanischen Komponenten<br />

selbst. Eine Motorspindel besteht<br />

aus etwa 75 Teilen, wovon wir gut<br />

60 selbst herstellen und davon<br />

sind 95 % Präzisionsdrehteile.<br />

Mit unseren 22 Mitarbeitern,<br />

wovon mit 15 <strong>Fa</strong>chleuten der<br />

größte Anteil in der Produktion<br />

und Montage tätig ist, stellen wir<br />

pro Jahr über 3.600 Standardund<br />

Sondermotorspindeln her,<br />

was im Klartext Kleinserien- und<br />

Einzelteilfertigung bedeutet. Da<br />

kommt es wirklich darauf an, in<br />

jeder Phase hoch produktiv zu<br />

arbeiten. Auf Grund des anhaltenden<br />

Erfolgs mit den TANG-<br />

GRIP-Stechwerkzeugen von<br />

ISCAR haben wir die Fertigung<br />

von Frontdeckeln und scheibenförmigen<br />

Werkstücken ebenfalls<br />

darauf umgestellt. Davon profitieren<br />

wir heute in der Produktion<br />

durchgängig, da wir mit der<br />

Planparallelität von 0,004 mm auf<br />

4 mm Dicke, mit der hohen Oberflächengüte,<br />

durch den Wegfall<br />

des vorher übermäßigen Wärmeeintrags<br />

und der damit verbundenen<br />

bläulichen Verfärbung, und<br />

schließlich durch das Ausbleiben<br />

möglicher Verformungen erheblich<br />

weniger aufwändige Nachund<br />

Finishbearbeitung haben.“<br />

Bild 5:<br />

Von links nach rechts Dipl.-Ing. (TU) Markos Damigos, CEO, daneben sein Sohn Manzo<br />

M. Damigos, Sales & Marketing Manager, Authorized Officer, beide von <strong>IBAG</strong> Deutschland<br />

GmbH; und dann Frank Hampel, Beratung & Verkauf sowie Markus Stumm, Produktspezialist<br />

Drehen, beide von ISCAR Germany GmbH (Werkbilder: ISCAR Germany GmbH,<br />

Ettlingen)<br />

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