Journal Ausgabe 02/2009 (PDF 2,35 MB) - BKK Gildemeister ...
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Wie werbe ich<br />
um die Alten?<br />
Die Generation 50 plus sollte immer mehr in den Fokus<br />
der Werbung rücken. Doch wie man reife Menschen<br />
anspricht, hat sich noch nicht überall herumgesprochen<br />
–––––––––– Text Norbert Misch-Kunert<br />
Omilein, da schau her! Ich bin’s, dein<br />
Enkel. Ja, hier im Magazin! Ich soll hier was reinschreiben.<br />
Ich mach’s auch gaaanz langsam und mit GROSSEN<br />
Buchstaben, damit du alles schön mitkriegst. Mir geht’s<br />
gut soweit, ja ja. Ich komm dich auch bald wieder besuchen.<br />
Ja, und bring dir was Schönes mit. Ein Päckchen<br />
Gebissreiniger vielleicht und ein Fläschen Öl für deinen<br />
Rollator. Was? Du bist jetzt im Taekwondo? Und willst mir<br />
eins auf die Zwölf geben?<br />
Und mich anschließend<br />
enterben? Aber Oma!!!<br />
Bei aller<br />
Ironie ... Wir alle wissen:<br />
Alt sein heißt nicht doof<br />
sein. Wie man jemanden<br />
anspricht, der die Schultüte<br />
schon etwas länger<br />
auf dem Speicher liegen<br />
hat, muss schon wohlbedacht<br />
sein. Gerade dann,<br />
wenn man als Unternehmen<br />
etwas an den Mann<br />
und die Frau bringen<br />
will. Damit tut sich die<br />
Werbung schwer – wie jeder miterleben kann, der die<br />
Pausen beim Fernsehabend nicht zur Flucht an den<br />
Kühlschrank nutzt. Wie ein Betonschuh der Mafia klebt<br />
der Mythos der „werbewirksamen Zielgruppen“ am Fuß<br />
der Branche. Traditionell gehören die 14- bis 49-Jährigen<br />
zu diesen Gruppen, und genau die sieht man auch auf<br />
der Mattscheibe: frisch vom Laufsteg gepurzelt, sonnengebräunt,<br />
urgesund und garantiert faltenfrei. Doch ist<br />
das schlau? In Deutschland ist nämlich die durchschnittliche<br />
Kaufkraft pro Person in keiner Altersgruppe<br />
höher als bei den 50- bis 59-Jährigen.<br />
Und tatsächlich verlässt die Werbewelt<br />
allmählich ihre Umlaufbahn um den leuchtenden<br />
Stern der Jugend. Jetzt darf der im Durchschnitt 29-jährige<br />
Agentur-Mitarbeiter<br />
sich auf eigens organisierten<br />
Messen und in<br />
Seminaren zum Thema<br />
„60plus-Senioren-Marketing”<br />
schlau machen. Er<br />
lernt da, dass ein 65-Jähriger<br />
nicht als begriffsstutziger<br />
Grauschopf mit<br />
Option auf die Seniorenresidenz<br />
angesprochen<br />
werden möchte, sondern<br />
als das, was er ist: ein<br />
körperlich und geistig<br />
fitter, erfahrener und kritischer<br />
Konsument, der<br />
Werbung für die Silversurfer kann auch gelingen, wie das<br />
LBS-Beispiel der „lässigen Altrocker“ zeigt<br />
sich meist zehn Jahre<br />
jünger fühlt. Mit ein paar lockeren Sprüchen, am besten<br />
im hirnversengenden Denglisch, ist es da nicht getan.<br />
Authentische, humorvolle Geschichten sind gefragt, in<br />
denen gern auch reife Models mitwirken dürfen. Und<br />
zwar als selbstbewusste Typen, die ihren Adressaten<br />
auf Augenhöhe gegenübertreten. Merkt euch das, Werbeleute!<br />
Sonst ... schick ich meine Oma! –––––––––––––––––<br />
Foto: LBS<br />
GESUNDHEITSJOURNAL <strong>02</strong>|09 29