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Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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reformiert geblieben, und seine Sympathie stand mit der seines<br />

Volkes auf Seiten der Niederlande, während Edzard mehr und mehr<br />

zu Alba, der ihm als der Vertreter der legitimen Macht galt, hinüberschwenkte.<br />

Aus verwandten Gründen fühlte sich Johann den<br />

aufständischen Holländern verwandt, die gleich ihm in Opposition<br />

gegen die rechtmässige Gewalt standen. Doch blieb seine Neigung<br />

rein platonisch. Als der Jüngere ohne grosse Macht und bei der<br />

Nähe der spanischen Waffen musste er sich darauf beschränken, die<br />

Anschläge Burgunds auf Emden abzuwehren oder Schutz in fremden<br />

Diensten zu suchen, wie er denn auch mehr eine defensive Natur<br />

war. Aber weder Edzard noch Johann waren die obersten Leiter<br />

der Regierung. Ihre Mutter, die kluge Anna von Oldenburg, führte<br />

nach wie vor das Staatsruder, und nichts geschah ohne ihre Zustimmung<br />

, wenn sie auch in den Akten wenig hervortritt. Sie<br />

war Ostfriesland in einer fast zwanzigjährigen Vormundschaft eine<br />

wahre Landesmutter gewesen und hatte namentlich in der Verwaltung<br />

manches Heilsame geschaffen. Jene Zeit grosser Frauengestalten,<br />

da uns in Frankreich die Königinmutter und die Königin<br />

von Navarra, in England Elisabeth und Maria Stuart begegnen, hat<br />

auch dem kleinen Ostfriesland eine bedeutende Fürstin von nicht<br />

geringem Herrschertalent gegeben. Weithin genannt und mit Achtung<br />

vernommen wurde der Name der Gräfin Anna. Als 1571 der ostfriesische<br />

Gesandte Walwick nach Frankreich und England ging, da<br />

forderte er vor allem von ihr Schreiben an die französischen und<br />

englischen Fürsten - und der englische Gesandte Walsingham spricht<br />

nur von der Comtesse d'Emden, nicht von ihren Söhnen. Aber sie<br />

war ein Weib, das den Kriegsstürmen einer wildbewegten Zeit nicht<br />

gewachsen war und vor einer Bethätigung ihres Mitgefühls mit den<br />

unterdrückten Niederländern zurückschreckte, ein Weib, das aus<br />

Liebe zu ihrem jüngsten Sohne Johann die von dem grossen Edzard<br />

eingesetzte Primogenitur umgestossen und die Belehnung ihrer drei<br />

Söhne durchgesetzt hatte, deren zweiter, Christoph, bald darauf im<br />

Türkenkriege blieb. So gab sie den ersten Anlass zu dem verderblichen<br />

Streit der Brüder; denn Edzard verlangte, nachdem er<br />

lange Jahre mit Johann gemeinsam regiert hatte, auf Betreiben<br />

seiner Gemahlin, die es nicht verwinden konnte, nur einen „halben<br />

Grafen" geheiratet zu haben, die Abfindung des Bruders auf Grund<br />

des Hausgesetzes Edzards 1. und der mit Schweden vereinbarten<br />

und von Johann unterzeichneten Heiratsartikel. Johann aber bestand

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