Jahrbuch - Ostfriesische Landschaft

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bereit, nach Lingen abzuschwenken, wenn der Feind, wie Arenberg
glaubte, sich ins Stift Münster zurückziehen wollte. Doch hinderten
Meuterei, Mangel an Sold und Fourage Meghems Vormarsch. Am
21. Mai brach Arenberg mit dem sardinischen Regimente, das bereits
Tags zuvor bis in die Nähe von Wittewierum vorgerückt war, und
seinen 5 Fähnlein, im ganzen 2600 Mann, darunter wenigen Reitern,
von Groningen auf. Bald stiess er mit Ludwig von Nassau zusammen,
der mit 150 Schützen und 20 Reitern persönlich auf
Rekognoszierung ausgezogen war. Ludwig gedachte dem Feinde
eine Schlacht anzubieten. Doch brach in seinem Lager eine Meuterei
aus: die Soldaten weigerten sich zu fechten, weil sie keinen Sold
empfangen hatten und Mangel an Lebensmitteln litten. ') Auch war
Arenberg nicht geneigt, sich ohne Meghem in einen ernsten Kampf
einzulassen, und begnügte sich, Bracamonte auf Kundschaft auszusenden.
So kam es nur zu einem kleinen Scharmützel beim
Kloster Wittewierum, wo Ludwig mit einer Schar Arkebusiere und
einigen Reitern Stellung genommen hatte. Bracamonte warf den
Feind auf Appingadam zurück. Doch trennte die Nacht die Streitenden
und rettete die Nassauischen vor grösseren Verlusten. Auch
am 22. hielten sich beide Parteien im Lager — Arenberg in
Wittewieruin, Ludwig in Appingadam. Da berief Ludwig am Abend
einen Kriegsrat, um zu beschliessen, ob man sich in Appingadam
behaupten solle oder nicht. Fast alle Offiziere rieten, die Stadt
zu verlassen und den Feind auf ein für ihn ungünstigeres Terrain
zu locken. Ludwig aber wollte nicht wie pin Feigling zurückweichen,
sondern kämpfen, wo er stand. Endlich gab er der
Mehrheit nach, denn Appingadam bot als unbefestigter offener
Platz wenig Rückhalt. Auch bestimmten ihn der Unmut der
Truppen und die Notwendigkeit, die in Slochteren und Wedde
zurückgelassenen Fähnlein an sich zu ziehen, welche in Gefahr
waren, durch Meghem überwältigt oder vom Hauptheere abgeschnitten
zu werden. In der Nacht zwischen 1 und 2 Uhr verliess
er Appingadafii und rückte den Woldweg entlang über Slochteren gen
') Priiisterer: Archives III, S. 222. Der Mangel an Lebensmitteln, von
dem Winsemius p. 105 berichtet, mag den Unwillen der Soldaten mit veranlasst
haben. Teubner: a. a. O. S. 13 und Motley lassen das Treffen auf den 22. Mai
fallen, doch fand es am 21. statt, wie Gr. v. Prinsterer: III S. 222, auch
Gachard: a. a. O. S. 304 f. beweisen.