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Industriesolarzellen auf dünnem multikristallinem Silizium - KOPS ...

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<strong>Industriesolarzellen</strong> <strong>auf</strong> <strong>dünnem</strong> <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong>:<br />

Diffusionsverfahren, neue Materialien und bifaciale Strukturen<br />

Andreas Kränzl


Bild Titelseite: Bifaciale Bor-BSF-Solarzelle über einem Spiegel gehalten


<strong>Industriesolarzellen</strong> <strong>auf</strong> <strong>dünnem</strong> <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong>:<br />

Diffusionsverfahren, neue Materialien und bifaciale Strukturen<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

des Doktors der Naturwissenschaften<br />

(Dr. rer. nat.)<br />

an der Universität Konstanz<br />

Fachbereich Physik<br />

vorgelegt von<br />

Andreas Kränzl<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 12.02.2007<br />

Referent: Prof. Dr. Ernst Bucher<br />

Referent: Prof. Dr. Ulrich Rüdiger


“The albedo is out there, waiting to be collected,<br />

and this represents, today more than ever, a strong motivation for using bifacial cells.”<br />

A. Cuevas [1]


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung 1<br />

1 <strong>Industriesolarzellen</strong> 3<br />

1.1 Herstellung von Rohsilizium 3<br />

1.2 Herstellung von EG <strong>Silizium</strong> 4<br />

1.3 Herstellung von Wafern 5<br />

1.4 Herstellungsprozess von multikristallinen Siebdrucksolarzellen 5<br />

1.4.1 Sägeschadenätzen, Texturierung und Waferreinigung 6<br />

1.4.2 Phosphordiffusion 7<br />

1.4.3 PECVD SiNx:H-Abscheidung 8<br />

1.4.4 Kantenisolation 8<br />

1.4.5 Siebdruck-/Dickfilmmetallisierung 9<br />

1.4.6 Kontaktsintern und Feuerparameteroptimierung 9<br />

2 Solarsilizium 11<br />

2.1 Herstellung von Solarsilizium 12<br />

2.2 Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> SoG-<strong>Silizium</strong> 12<br />

2.3 Optimierung des Frontseitensiebdrucks bei großen Wafern 19<br />

2.3.1 Optimierung des Fronseitensiebdrucks 19<br />

2.3.2 Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> großen SoG-Si Wafern 23<br />

2.3.3 Silberplatierung des Frontkontakts 26<br />

3 Inline Diffusion 27<br />

3.1 Diffusion 28<br />

3.2 Übersicht Diffusionsverfahren 30<br />

3.3 Dotierstoffe für die Inline-Diffusion 30<br />

3.4 Experimente 31<br />

3.4.1 Aufbringung des Dotierstoffs mit einer Sprühdüse 31<br />

3.4.2 Diffusionsprozess 36<br />

3.4.3 Entfernung der Rückstände des Dotierstoffes 38<br />

3.4.4 Solarzellenergebnisse mit Inline Diffusion im Gürtelofen 41


4 Bor BSF Solarzellen 49<br />

4.1 Solarzellenprozess 49<br />

4.1.1 Bor-Diffusion 52<br />

4.1.2 Entfernung des Borsilizids 55<br />

4.1.3 Oxidation 55<br />

4.1.4 Einfluss der BBr3-Diffusion und Oxidation <strong>auf</strong> τ Vol 56<br />

4.1.5 Kontaktsintern und Feuerparameteroptimierung 57<br />

4.2 Solarzellenergebnisse 58<br />

4.2.1 mc-Si Solarzellen mit Bor-BSF ohne Rückseitenpassivierung 60<br />

4.2.2 mc-Si Solarzellen mit Bor-BSF und Rückseitenpassivierung 63<br />

4.2.3 mc-Si Solarzellen mit sauer isotroper Textur 66<br />

4.2.4 Solarzellen <strong>auf</strong> Cz-Si 69<br />

4.3 PC1D Simulationen zur bifacialer Beleuchtung 73<br />

4.4 Messungen an Modulen unter realen Bedingungen 75<br />

4.5 Modulverschaltung 80<br />

4.6 Ausblick - Prozessoptimierung für die industrielle Umsetzung 84<br />

4.6.1 Solar Grade <strong>Silizium</strong> 84<br />

4.6.2 Solarzelle mit Spray-On-Prozess 86<br />

4.6.3 Alternative Rückseitenpassivierung 91<br />

4.6.4 Zukünftige Entwicklung der Bor-BSF-Solarzelle 93<br />

Zusammenfassung 95<br />

Anhang 97<br />

Übersicht Bifaciale Solarzellen 97<br />

Liste der Abkürzungen und verwendeten Symbole 101<br />

Literaturverzeichnis 103<br />

Eigene Publikationen 107<br />

Danksagung 108


Einleitung 1<br />

Einleitung<br />

Regenerative Energien und vor allem die Photovoltaik sind immer weiter <strong>auf</strong> dem Vormarsch und<br />

zeigen ein rasantes Wachstum. Motor dieser Entwicklung ist unter anderem die Tatsache, dass die<br />

Vorräte an fossilen Brennstoffen sowie Uran (U 235 ) für Kernkraftwerke nur begrenzt vorhanden sind.<br />

Die Prognosen, wie lang diese Energieträger noch zur Verfügung stehen, sind schwierig und hängen<br />

entscheidend vom immer weiter steigenden Verbrauch ab. Anders die Sonne: Sie stellt ihre Energie<br />

täglich zur Verfügung. Die Menge an Energie, die jeden Tag <strong>auf</strong> die Erde einstrahlt, würde unseren<br />

Energieverbrauch um ein Vielfaches decken. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Reduktion von<br />

Treibhausgasen. Es herrscht inzwischen Konsens darüber, dass der CO 2 -Ausstoß mitverantwortlich ist<br />

für die Veränderung des Klimas der letzten Jahre. Solarzellen sind abgesehen von der CO 2 -<br />

Produktion während ihrer Herstellung CO 2 -neutral, da sie die einfallende Strahlung der Sonne direkt in<br />

Energie umwandeln.<br />

Der Anteil der Photovoltaik bei der Energiegewinnung steigt kontinuierlich, das Wachstum ist aber<br />

momentan durch die Knappheit von <strong>Silizium</strong> gebremst. Über 94 % [2] der kommerziell erhältlichen<br />

Solarzellen basieren <strong>auf</strong> kristalliner <strong>Silizium</strong>technologie. Aufgrund des enormen Wachstums der<br />

Solarbranche kommt es inzwischen zu einem Engpass an <strong>auf</strong>bereitetem <strong>Silizium</strong>. Im Anfangsstadium<br />

der Photovoltaikindustrie reichten die Reste an <strong>Silizium</strong> aus der Halbleiterindustrie aus, die<br />

Bedürfnisse der wenigen Unternehmen im Bereich der Photovoltaik zu decken. Heute wird mehr<br />

<strong>Silizium</strong> für die Herstellung von Solarzellen verwendet als für sonstige Halbleiterbauelemente (siehe<br />

Abbildung 0.1).<br />

Abbildung 0.1: Historie und Vorhersage des Bedarfs an <strong>Silizium</strong> der Halbleiter- (blau) und<br />

Solarindustrie (grün), sowie für die Produktionskapazitäten von <strong>Silizium</strong> (rote Linie) [3].<br />

Ziel ist es deshalb, die benötigte Menge an <strong>Silizium</strong> pro Wattpeak zu minimieren. Eine Möglichkeit ist<br />

die Herstellung immer dünnerer Wafer, wodurch der Verbrauch von <strong>Silizium</strong> reduziert wird. Momentan


2<br />

werden in der Industrie Solarzellen aus Wafern mit einer Dicke von ~200 μm produziert. Des Weiteren<br />

werden neue, billigere <strong>Silizium</strong>-Materialien für die Herstellung von Solarzellen verwendet, um die<br />

steigende Nachfrage der Photovoltaikindustrie zu bedienen.<br />

Dadurch sollen aber auch die Herstellungskosten für Solarzellen gesenkt werden, um so den<br />

Solarstrom <strong>auf</strong> dem Markt konkurrenzfähig zu machen. Diesen Sommer (2006) wurde Solarstrom<br />

während der Spitzenlastzeiten zum ersten Mal an der Leipziger Strombörse günstiger gehandelt als<br />

Storm aus konventionellen (Kohle, Atom) Kraftwerken [4]. Eine weitere Möglichkeit, Solarstrom<br />

günstiger anzubieten, ist die Herstellung besserer Solarzellen (nach Möglichkeit bei gleichen oder<br />

geringeren Herstellungskosten). Es gibt eine einfache Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen, indem<br />

man Solarzellen herstellt, die das Licht nicht nur <strong>auf</strong> einer Seite sondern zusätzlich auch das Streulicht<br />

<strong>auf</strong> der Rückseite einsammeln.<br />

Im ersten Teil der Arbeit wird die <strong>Silizium</strong><strong>auf</strong>bereitung und der Herstellungsprozess einer Siebdrucksolarzelle<br />

beschrieben, wie er zurzeit in der Industrie benutzt wird.<br />

Im zweiten Teil wird untersucht, wie sich der Industrieprozess an neue <strong>Silizium</strong>-Materialien, in<br />

unserem Fall das Solarsilizium (englisch: Solar Grade SoG), anpassen und optimieren lässt.<br />

Solarzellen <strong>auf</strong> Wafern der Größe 125x125 mm² und 156x156 mm² wurden prozessiert und analysiert.<br />

Für Wafer der Größe 156x156 mm² wurde zusätzlich der Frontseitenkontakt optimiert.<br />

Im dritten Teil wird die Inline-Diffusion mit <strong>auf</strong>gesprühten Dotierstoffquellen beschrieben. Inline-<br />

Prozessierung, das heißt die Prozessierung in einer Linie bzw. am Fließband, stellt ein gutes Potential<br />

zur Kostenreduzierung dar. Außerdem wird die mechanische Beanspruchung durch das Handling der<br />

Wafer minimiert, was Inline-Prozessierung attraktiv für dünne Wafer macht.<br />

Im vierten Teil wird ein alternatives, bifaciales Solarzellenkonzept für dünne Wafer vorgestellt. Dabei<br />

wird die Basiskontaktierung <strong>auf</strong> der Rückseite der Solarzelle durch ein Fingergrid und nicht mehr<br />

durch einen ganzflächigen, metallischen Kontakt realisiert, der <strong>auf</strong>grund der unterschiedlichen<br />

thermischen Ausdehnung verglichen mit <strong>Silizium</strong> zu einer Verbiegung der Solarzellen führt. Dies<br />

verhindert die Durchbiegung der Wafer und ermöglicht eine bessere Passivierung der Rückseite durch<br />

die Kombination von Bor-BSF (englisch: Back Surface Field) und <strong>Silizium</strong>dioxid. Des Weiteren kann<br />

die Solarzelle durch die offene Rückseitenstruktur Licht <strong>auf</strong> der Rückseite einsammeln, was zu einer<br />

Steigerung der Ausgangsleistung führt. Mit Simulationen und durch Versuche mit fertigen Modulen im<br />

Freien unter realen Bedingungen werden die Vorteile von bifacialen Solarzellenkonzepten belegt. Es<br />

werden bifaciale Solarmodule vorgestellt, in denen sowohl p-Typ wie auch n-Typ Solarzellen<br />

abwechselnd verschaltet sind.


<strong>Industriesolarzellen</strong> 3<br />

1 <strong>Industriesolarzellen</strong><br />

Der Großteil der kommerziell erhältlichen Solarzellen beruht <strong>auf</strong> kristalliner <strong>Silizium</strong>technologie. Der<br />

Anteil der Solarzellen <strong>auf</strong> multikristallinen Wafern beträgt über 50 %. Der Anteil der monokristallinen<br />

Wafer besteht hauptsächlich aus zonengereinigten (englisch: Float Zone FZ) Wafern und Czochralskigezogenen<br />

Wafern (siehe Abbildung 1.1).<br />

52%<br />

multikristallines<br />

<strong>Silizium</strong><br />

38%<br />

monokristallines<br />

<strong>Silizium</strong><br />

(Cz, FZ)<br />

9.4%<br />

Dünnfilm-<strong>Silizium</strong><br />

amorphes <strong>Silizium</strong><br />

sonstige<br />

Abbildung 1.1: Anteile der verschiedenen Ausgangsmaterialien für die Solarzellenherstellung.<br />

Zahlen aus [2].<br />

Im folgenden Kapitel werden die Herstellung von Rohsilizium, sowie die weiteren Schritte bis zum<br />

<strong>Silizium</strong>wafer kurz skizziert. Der Großteil der multikristallinen Solarzellen wird im Siebdruckverfahren<br />

hergestellt. Der Herstellungsprozess einer typischen Siebdrucksolarzelle wird beschrieben.<br />

1.1 Herstellung von Rohsilizium<br />

<strong>Silizium</strong> ist das zweithäufigste Element in der Erdkruste (nach Sauerstoff) und kommt als <strong>Silizium</strong>oxid<br />

SiO 2 in Sand und Quarz vor. Durch Reduktion wird in großen Schmelzöfen (siehe Abbildung 1.2)<br />

Rohsilizium gewonnen. Dazu wird meistens Quarz und Kohlenstoff in einem Graphitkegel mit einem<br />

Lichtbogen bei einer Temperatur von 1800°C zum Schmelzen gebracht. Gemäß der Reaktionsgleichung<br />

SiO 2 + 2C → Si + 2CO<br />

entsteht elementares <strong>Silizium</strong>, das aus der Schmelze abgeführt werden kann und zunächst noch<br />

flüssig vorliegt (T m ≈ 1415°C). Das so erhaltene Rohsilizium (englisch: Metallurgical Grade MG-Si) hat<br />

eine Reinheit von 98% - 99%.


4<br />

Abbildung 1.2: Schematische Ansicht des Schmelzofens zur <strong>Silizium</strong>gewinnung [5].<br />

Der Energie<strong>auf</strong>wand zur Herstellung von Rohsilizium beträgt ~14 kWh/kg [5]. Wegen des hohen<br />

Energieverbrauch findet die <strong>Silizium</strong>-Herstellung hauptsächlich in Ländern statt, in denen ein Großteil<br />

der Elektrizität durch Wasserkraft kostengünstig gewonnen werden kann. Das in diesem Kapitel<br />

beschriebene SoG-<strong>Silizium</strong> stammt von der Firma Elkem aus Norwegen, dem größten <strong>Silizium</strong>hersteller<br />

weltweit.<br />

1.2 Herstellung von EG <strong>Silizium</strong><br />

Zum Reinigen des metallurgischen <strong>Silizium</strong>s geht man klassisch über die Gasphase. Destillationsverfahren<br />

erlauben es, das <strong>Silizium</strong> einfach zu reinigen. Dies geschieht im so genannten Siemens-<br />

Prozess, der in den 50iger Jahren entwickelt wurde. Zunächst wird <strong>Silizium</strong> gemäß der<br />

Reaktionsgleichung<br />

Si + 3 HCl → SiHCl 3 + H 2<br />

in Trichlorsilan umgewandelt, das bei Temperaturen unter 30°C flüssig ist. Flüssigkeiten können mit<br />

Destillationsverfahren wesentlich leichter gereinigt werden als Feststoffe. Das so gereinigt Trichlorsilan<br />

besitzt nur noch eine Restverunreinigung von weniger als 10 -10 %.<br />

Das hochreine <strong>Silizium</strong> wird in CVD -Reaktoren (englisch: Chemical Vapor Deposition, siehe<br />

Abbildung 1.3) gemäß der Reaktionsgleichung<br />

4 SiHCl 3 + 2 H 2 → 3 Si + SiCl 4 + 8 HCl<br />

abgeschieden.<br />

Der Energie<strong>auf</strong>wand für die Herstellung von EG-<strong>Silizium</strong> aus Rohsilizium wird in der Literatur mit 100-<br />

250 kWh/kg angegeben [6].


<strong>Industriesolarzellen</strong> 5<br />

Abbildung 1.3: Schematische Ansicht des CVD-Reaktors zur <strong>Silizium</strong>-Abscheidung aus<br />

Trichlorsilan [5].<br />

1.3 Herstellung von Wafern<br />

Das so gewonnene EG-<strong>Silizium</strong> kann nun in verschiedenen Kristallisationsverfahren weiterverarbeitet<br />

werden. Zunächst werden einkristalline Ingots oder multikristalline <strong>Silizium</strong>blöcke hergestellt.<br />

Beim Czochralski-Verfahren (Cz) wird an einem einkristallinen <strong>Silizium</strong>keim ein Einkristall aus einer<br />

Schmelze gezogen, die sich in einem Quarztiegel befindet. Die Grunddotierung des Kristalls wird<br />

durch Zugabe von entsprechend hochdotiertem <strong>Silizium</strong> schon während des Ziehens bestimmt. Beim<br />

Zonenzieh-Verfahren (FZ Floatzone) werden die polykristallinen Stäbe aus dem CVD Reaktor mit<br />

einem Keimkristall verschmolzen und dann zonenweise <strong>auf</strong>geschmolzen und einkristallin<br />

rekristallisiert. Beim multikristallinen <strong>Silizium</strong> wird das Rohmaterial in Quarztiegel gegossen. Durch<br />

eine entsprechende Temperaturverteilung wird eine gerichtete Erstarrung erzielt. Daraus werden dann<br />

die Wafer für die Solarzellenfertigung gesägt.<br />

Alternativ können auch direkt Wafer aus einer <strong>Silizium</strong>schmelze gezogen (so genannte EFG „edge<br />

defined film fed growth“ Wafer) oder gegossen (so genannte RGS „ribbon growth substrate“ Wafer)<br />

werden [7]. Eine Beschreibung des gesamten klassischen Herstellungsprozesses vom Rohmaterial<br />

zum Wafer findet man in Lehrbüchern [5], [8].<br />

1.4 Herstellungsprozess von multikristallinen<br />

Siebdrucksolarzellen<br />

Abbildung 1.4 zeigt den schematischen Querschnitt durch eine derzeit übliche Industriesolarzelle.<br />

Verwendet wird ein multikristalliner p-Typ <strong>Silizium</strong>-Wafer (Bor-Dotierung 0,5-1,5 Ωcm). Auf der<br />

Vorderseite (oben) befindet sich der mit Phosphor dotierte Emitter, die <strong>Silizium</strong>nitrid (SiN x :H)-<br />

Antireflexionsschicht (ARC englisch: Antireflexion Coating) und der siebgedruckte Silber-Frontkontakt.<br />

Auf der Rückseite liegt der hochdotierte (10 18 -10 19 cm -3 ) p + -Bereich (BSF engl. Back Surface Field)


6<br />

und der ganzflächige Aluminium-Rückkontakt. Das BSF wirft die Minoritätsladungsträger <strong>auf</strong>grund des<br />

elektrischen Feldes in den Wafer zurück.<br />

Abbildung 1.4: Schematischer Querschnitt durch eine typische Industriesolarzelle<br />

Der in diesem Kapitel beschriebene Solarzellenprozess ist typisch für Solarzellen <strong>auf</strong> <strong>multikristallinem</strong><br />

<strong>Silizium</strong>. Typische Wirkungsgrade für so hergestellte Solarzellen <strong>auf</strong> p-Typ <strong>Silizium</strong>-Wafer (Bor-<br />

Dotierung 0,5-1,5 Ωcm) der Größe 125x125 mm² bewegen sich im Bereich von 14,5 % bis 15,5 % für<br />

NaOH-geätzte Wafer und bis zu 16 % für isotrop texturierte Wafer.<br />

Der Herstellungsprozess einer solchen Industriesolarzelle ist in Abbildung 1.5 zusammengefasst. In<br />

den folgenden Kapiteln werden die einzelnen Prozessschritte zur Herstellung einer Industriesolarzelle<br />

basierend <strong>auf</strong> multikristallinen <strong>Silizium</strong>wafern beschrieben.<br />

Saure Isotrope Texturierung<br />

POCl 3 Emitter Diffusion<br />

PECVD SiN x ARC<br />

Kantenisolation<br />

Siebdruck Frontseite (Ag)<br />

Siebdruck BSF Rückseite (Al)<br />

Siebdruck Kontaktpads Rückseite (AgAl)<br />

Kontaktsintern<br />

Abbildung 1.5: Übersicht über die einzelnen Prozessschritte zur Herstellung einer<br />

Industriesolarzelle.<br />

1.4.1 Sägeschadenätzen, Texturierung und Waferreinigung<br />

Bei der Herstellung der (mc)-Wafer entstehen beim Zusägen des <strong>Silizium</strong>blocks in einzelne Säulen<br />

sowie beim Zusägen in einzelne Wafer Kristallversetzungen und andere Defekte, so genannte<br />

Sägeschäden. Außerdem können sich organische Rückstände vom Sägeprozess <strong>auf</strong> der Waferoberfläche<br />

ablagern.


<strong>Industriesolarzellen</strong> 7<br />

Der Sägeschaden wird nass-chemisch entfernt. Zunächst wird die Waferoberfläche in 20%iger, 80°C<br />

heißer Natronlauge NaOH im Schnitt um bis zu 5 µm <strong>auf</strong>geätzt. Die Ätzrate richtet sich nach der<br />

Kristallorientierung, ist also bei <strong>multikristallinem</strong> Material von Korn zu Korn verschieden. Dabei<br />

entsteht eine schwache anisotrope Textur <strong>auf</strong> dem Wafer.<br />

Alternativ dazu lässt sich der Sägeschaden auch mit einer wesentlich besseren sauren, isotropen<br />

Textur entfernen. Eine gute Textur hat den Vorteil, dass die Reflexion der Solarzelle vermindert wird.<br />

Dadurch wird mehr Licht in den Wafer eingekoppelt und ein höherer Strom erzielt. Die für<br />

multikristalline Solarzellen verwendete saure isotrope Textur wird mit einer wässrigen Lösung aus<br />

Fluss- und Salpetersäure hergestellt. Die saure Textur ist im Detail in [9] beschrieben. Der Ätzprozess<br />

bei der Textur beginnt bevorzugt an den Störstellen und Versetzungen <strong>auf</strong> der Oberfläche, die durch<br />

das Sägen der Wafer entstanden sind. Da die Ätzlösung die gestörte Oberflächenschicht isotrop<br />

abätzt, wird deren raue Struktur in den Wafer eingeprägt. Auf glatt geätzten <strong>Silizium</strong>wafer funktioniert<br />

deshalb eine Isotexturierung nicht mehr. Dies ist im weiteren Verl<strong>auf</strong> der Arbeit von Bedeutung, wenn<br />

Rückstände der Diffusion <strong>auf</strong> einer Seite abgeätzt werden müssen (vgl. Kapitel 4.2.3).<br />

Nach dem Sägeschadenätzen oder der Textur werden die metallischen Verunreinigungen in einer<br />

Salzsäurelösung (HCl) entfernt. Restliche Verunreinigungen und die <strong>Silizium</strong>oxid-Schicht an der<br />

Oberfläche des Wafers werden vor dem nächsten Prozesschritt mit Flusssäure (HF) abgeätzt. Danach<br />

ist die Waferoberfläche hydrophob.<br />

Diese Reinigungssequenz ist in der Regel (POCl 3 Diffusion) für <strong>Industriesolarzellen</strong> ausreichend. Für<br />

die in Kapitel 4 benutzte Bor-Diffusion und die thermische Oxidation sind zusätzliche Reinigungsschritte<br />

nötig. Dabei wird im Anschluss an die in diesem Abschnitt beschriebene Industriereinigung die<br />

Waferoberfläche um ca. 3 nm in 80°C heißem Wasserstoffperoxyd (H 2 O 2 ) und Schwefelsäure (H 2 SO 4 )<br />

(1:5) <strong>auf</strong>oxidiert. Im Anschluss wird das <strong>Silizium</strong>oxid mit Flusssäure (HF, 5%) abgeätzt. Die Wafer sind<br />

nun hydrophob und zur weiteren Prozessierung (Bor-Diffusion oder thermische Oxidation) fertig.<br />

1.4.2 Phosphordiffusion<br />

Auf die Emitterdiffusion wird im Detail in Kapitel 3.1 eingegangen. Die Phosphordiffusion ist eine<br />

Gasphasendiffusion. Die Diffusion findet in einem offenen Rohrofen statt, der elektrisch beheizt wird<br />

(siehe Abbildung 1.6). Die Wafer werden dazu in Quarzboote geladen. Als Phosphorquelle wird<br />

Phosphoroxychlorid (POCl 3 ) verwendet, welches von einem Trägergas (Stickstoff und Sauerstoff) zum<br />

Wafer transportiert wird.<br />

Abbildung 1.6: Schematische Darstellung Gasphasendiffusion


8<br />

An der Waferoberfläche bildet sich eine phosphorhaltige Glasschicht, aus der die eigentliche Diffusion<br />

stattfindet. Diese besteht aus <strong>Silizium</strong>dioxid und Phosphorpentoxid und bildet sich gemäß den<br />

Reaktionsgleichungen:<br />

Si + O 2 → SiO 2<br />

4 POCl 3 + 3 O 2 → P 2 O 5 + 6Cl 2 .<br />

Das entstehende Chlor reinigt zusätzlich die Oberfläche, indem es flüchtige Verbindungen mit noch<br />

vorhandenen metallischen Verunreinigungen erzeugt [10].<br />

Alternativen zur Diffusion aus der Gasphase werden in Kapitel 3 untersucht.<br />

1.4.3 PECVD SiN x :H-Abscheidung<br />

<strong>Silizium</strong>nitrid wird im PECVD-Verfahren (englisch: Plasma Enhanced Chemical Vapour Deposition) <strong>auf</strong><br />

der Vorderseite der Wafer abgeschieden. Die Abscheidung findet in einem Graphitboot statt. Das SiN x<br />

dient zur Oberflächenpassivierung des n + -dotierten Emitters und gleichzeitig als Antireflexionsschicht.<br />

Die Dicke der SiN x :H-Antireflexionsschicht beträgt ~ 70 nm, wodurch das Minimum der Reflexion bei ~<br />

600 nm liegt, daher die charakteristische blaue Farbe der Solarzellen. Der Brechungsindex des SiN x<br />

hängt vom Verhältnis der Gasflüsse von Silan (SiH 4 ) und Ammoniak (NH 3 ) ab. Für die hier<br />

prozessierten Solarzellen wurde in der Regel ein Brechungsindex n von 2,0 - 2,1 eingestellt. Die<br />

abgeschiedene SiN x -Schicht ist reich an Wasserstoff, der während des Kontaktsinterns in den Wafer<br />

diffundieren kann und zusätzlich Defekte im Wafer passiviert und die Volumenlebensdauer erhöht.<br />

Bei den bifacialen Solarzellen in Kapitel 1 wird PECVD SiN x :H außerdem <strong>auf</strong> der Rückseite zum<br />

Schutz des <strong>Silizium</strong>dioxids und als Antireflexschicht abgeschieden.<br />

1.4.4 Kantenisolation<br />

Um Kurzschlüsse zu verhindern, muss der Emitter vom BSF und den Rückkontakten getrennt werden.<br />

Hierfür gibt es verschiedene Verfahren, die an unterschiedlichen Stellen innerhalb des Solarzellenprozesses<br />

zur Anwendung kommen. Bei den hier vorgestellten Solarzellen wurde die Kantenisolation<br />

mechanisch mit einer Säge oder mit dem Plasmaätzer durchgeführt. Die Kantenisolation mit der Säge<br />

kann wahlweise vor oder nach dem Siebdruck stattfinden. Dabei wird 0,5 - 1mm an der Kante des<br />

Wafers mit einem feinen Sägeblatt abgesägt. Beim Plasmaätzen werden die Kanten schon vor der<br />

PECVD SiN x :H-Abscheidung entfernt. Dazu werden die Wafer <strong>auf</strong>einander gestapelt und zusammengepresst,<br />

so dass nur noch die Kanten sichtbar sind, ähnlich wie Seiten in einem geschlossenen<br />

Buch. Nur diese werden dann im Plasma (SF 6 ) abgeätzt. Das Plasma gelangt allerdings auch wenige<br />

Millimeter <strong>auf</strong> die Waferoberflächen. Deshalb muss das Plasmaätzen vor der SiN x :H-Abscheidung<br />

stattfinden, da sonst die Oberflächenpassivierung in den Randbereichen entfernt wird, was schlecht<br />

für die Solarzelle ist und optisch nicht gut aussieht. In der Industrie finden vermehrt die Kantenisolation<br />

mittels Laser [11] und das einseitige, nasschemische Zurückätzen des Emitters <strong>auf</strong> der<br />

Rückseite ihre Anwendung [12].


<strong>Industriesolarzellen</strong> 9<br />

1.4.5 Siebdruck-/Dickfilmmetallisierung<br />

Die Kontakte der Solarzelle werden im Siebdruckverfahren <strong>auf</strong>gedruckt. Die Siebe bestehen aus<br />

einem Edelstahlgewebe. Die Menge der Paste, die gedruckt wird, ergibt sich aus der Maschenweite<br />

und dem Drahtdurchmesser. Typische Siebe für die Herstellung von Solarzellen haben eine Mesh-<br />

Zahl (Maschen pro inch) von 200 bis 325 und einen Drahtdurchmesser von 0,02 mm bis 0,04 mm.<br />

Beim Drucken wird das Sieb zunächst von einem Überziehrakel geflutet. Das Druckrakel, welches im<br />

Anschluss über das Sieb gezogen wird, drückt die sich nun in den Maschen befindende Paste <strong>auf</strong> den<br />

Wafer, der ungefähr 1 mm unter dem Sieb liegt (Absprung). Die Paste bleibt <strong>auf</strong> dem Wafer haften,<br />

während das Sieb wieder in seine Ausgangposition zurückkehrt.<br />

Da man nicht <strong>auf</strong> der ganzen Fläche des Siebes drucken möchte, wird eine Beschichtung <strong>auf</strong> das<br />

Sieb <strong>auf</strong>gebracht, die sich mittels Photolithographie an den gewünschten Stellen öffnen lässt. Für die<br />

Frontseite wählt man in der Regel ein Fingergrid, typischerweise mit einem H-förmigen Muster, dass<br />

aus zwei Busbars und dazu senkrecht stehenden Fingern besteht (siehe auch die Abbildung <strong>auf</strong> der<br />

Umschlagseite). Bei einem n + -Emitter verwendet man zum Drucken eine silberhaltige Paste. Für die<br />

Rückseite wird bei konventionellen Solarzellen ein ganzflächiges Sieb mit kleinen Aussparungen für<br />

die Pads und eine aluminiumhaltige Paste benutzt. In die Aussparungen wird im Anschluss mit einem<br />

entsprechenden Sieb eine aluminium- und silberhaltige Paste gedruckt. Dies ist notwenig, da sich das<br />

Aluminium nicht direkt verlöten lässt, wodurch eine Verschaltung im Modul erschwert werden würde.<br />

Bei bifacialen Solarzellen wird auch <strong>auf</strong> die Rückseite ein H-formiges-Fingergrid mit einer Aluminium-<br />

Silber-Paste gedruckt. Nach jedem Druckvorgang muss die Paste <strong>auf</strong> dem Wafer zunächst bei<br />

ungefähr 200°C für wenige Minuten getrocknet werden. Dabei verdampfen die Lösungsmittel in der<br />

Paste.


10<br />

Kontaktsintern und Feuerparameteroptimierung<br />

Im anschließenden letzten Prozessschritt werden die Kontakte in einem Gürtelofen eingesintert. Auf<br />

der Vorderseite ätzt sich die Silberpaste durch das <strong>Silizium</strong>nitrid und stellt einen Kontakt zum Emitter<br />

her. Auf der Rückseite bildet sich eine Aluminium-<strong>Silizium</strong>-Legierung, die als Back Surface Field in der<br />

Solarzelle wirkt. Dies geschieht in wenigen Sekunden bei Temperaturen um 800°C. Im Gürtelofen<br />

lassen sich die Temperaturen in mehreren Zonen einstellen und so das Temperaturprofil dem<br />

gewünschten Prozess (abhängig z.B. vom Material, der Waferdicke oder der Texturierung) anpassen.<br />

Ein typischer Temperaturverl<strong>auf</strong> des Kontaktsinterns ist in Abbildung 1.7 gezeigt. In dem verwendeten<br />

Gürtelofen RTC LA 310 sind die Temperaturen in drei verschiedenen Zonen einstellbar. In der ersten<br />

Zone werden organische Reste der Siebdruckpaste bei Temperaturen um ~500°C verbrannt. In der<br />

zweiten Zone werden die Pasten bei Temperaturen um 700°C <strong>auf</strong>geschmolzen, bei der<br />

Spitzentemperatur um 800°C werden die Kontakte gesintert. Der Wafer befindet sich nur für wenige<br />

Sekunden in der heißen Zone, bevor er wieder abgekühlt. Die Delle im Verl<strong>auf</strong> des Temperaturprofils<br />

bei 660°C kommt durch das Aufschmelzen des Aluminums beim Aufheizen zustande, beim Abkühlen<br />

kann man den Schmelzpunkt des Aluminium-<strong>Silizium</strong>-Eutektikums bei 577°C sehen.<br />

900<br />

Temperatur [°C]<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

1. Zone<br />

2. Zone<br />

3. Zone<br />

Schmelzpunkt<br />

Aluminium 660°C<br />

Schmelzpunkt<br />

Aluminium-<strong>Silizium</strong>-Eutektikum<br />

577°C<br />

Abkühlzone<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Zeit t [Sekunden]<br />

Abbildung 1.7: Temperaturprofil gemessen <strong>auf</strong> einem Wafer beim Kontaktsintern


Solarsilizium 11<br />

2 Solarsilizium<br />

Auf die steigenden Rohstoffpreise von <strong>Silizium</strong> und der Knappheit von <strong>Silizium</strong> wurde bereits in der<br />

Einleitung eingegangen. Der Anteil des <strong>Silizium</strong>wafers an den Gesamtkosten eines Solarmoduls<br />

beträgt in etwa 50%. Grund hierfür ist unter anderem der hohe Energieverbrauch bei der Herstellung<br />

und der <strong>auf</strong>wändigen Reinigung von <strong>Silizium</strong>. In der Verwendung von billigeren <strong>Silizium</strong>-<br />

Ausgangsmaterialien steckt daher ein großes Potenzial zur Kostenreduzierung.<br />

30%<br />

Modul & Installation<br />

22%<br />

<strong>Silizium</strong><br />

20%<br />

Solarzellenprozess<br />

28%<br />

Waferherstellung<br />

Abbildung 2.1: Anteile an den Herstellungskosten eines Solarmoduls (Zahlen aus [13])<br />

Bis heute wird in der Photovoltaik hauptsächlich <strong>Silizium</strong> aus der Halbleiterindustrie verwendet, so<br />

genanntes Electronic Grade (EG)-<strong>Silizium</strong>. Die Herstellung von EG-<strong>Silizium</strong> wurde im letzten Kapitel<br />

beschrieben. Die hohen Anforderungen der Halbleitertechnologie an die Reinheit des <strong>Silizium</strong>s<br />

erfordern <strong>auf</strong>wändige, energieintensive und teure Reinigungsverfahren. Diese wird vor allem durch die<br />

immer kleiner werdenden Strukturen der Halbleiterbauteile bedingt. Wegen der teuren Prozessschritte<br />

zur Herstellung eines Halbleiterbauteils und der vergleichsweise geringen <strong>Silizium</strong>menge ist der<br />

<strong>Silizium</strong>preis zweitrangig. Anders stellt es sich in der Photovoltaik dar. Solarzellen sind großflächige<br />

Bauteile, einzig die Dicke der Wafer lässt sich verringern. Es ist allerdings fraglich, ob die <strong>auf</strong>wändigen<br />

Reinigungsschritte zur Herstellung des EG-<strong>Silizium</strong> überhaupt nötig sind. Eine Alternative ist die<br />

Herstellung des so genannten Solarsiliziums (SoG) direkt aus dem Rohsilizium. Dieses wird mit<br />

weniger energieintensiven Reinigungsschritten hergestellt. Im folgenden Kapitel soll untersucht<br />

werden, ob SoG-<strong>Silizium</strong> den Anforderungen für die Produktion von wettbewerbsfähigen Solarzellen<br />

genügt. Zunächst wird die Herstellung von SoG-<strong>Silizium</strong> skizziert. Der <strong>Industriesolarzellen</strong>prozess wird<br />

für Wafer aus Solarsilizium angepasst, Solarzellen aus Solarsilizium werden vorgestellt und<br />

charakterisiert. Für große Wafer (156x156 mm²) wird der Kontakt <strong>auf</strong> der Frontseite optimiert.


12<br />

2.1 Herstellung von Solarsilizium<br />

Um aus dem metallurgischen <strong>Silizium</strong> Solarsilizium herzustellen, werden im Vergleich zum Siemens-<br />

Prozess nur drei Reinigungsschritte benutzt. Der Umweg über die Gasphase und die Abscheidung<br />

aus Trichlorsilan entfällt. Das metallurgische <strong>Silizium</strong> enthält noch viele Verunreinigungen (ca. 2 - 4%<br />

Fremdstoffe [8]), insbesondere weist es einen hohen Bor-Gehalt <strong>auf</strong>. Das Bor wird aus der <strong>Silizium</strong>schmelze<br />

entfernt, indem man eine Schlacke beimischt. Metallische Verunreinigungen werden mit<br />

Säure von den Oberflächen des <strong>Silizium</strong>granulats abgeätzt. Weitere Verunreinigungen werden beim<br />

gerichteten Erstarren der Schmelze durch Segregation von dem <strong>Silizium</strong> getrennt. Im letzten Schritt<br />

wird das <strong>Silizium</strong> entsprechend den Wünschen der Kristallisationsexperten zerkleinert und gereinigt.<br />

Die <strong>Silizium</strong>bricks werden nochmals inspiziert, bevor das fertige Solarsilizium zum Gießen oder<br />

Ziehen von Kristallen verwendet werden kann. Das Solarsilizium wird in Quarztiegel zu Blöcken<br />

gegossen. Aus diesen werden dann die Wafer für die Solarzellenprozessierung mit Drahtsägen<br />

herausgesägt.<br />

Der Energie<strong>auf</strong>wand für diesen Prozess wird <strong>auf</strong> 25 kWh/kg <strong>Silizium</strong> geschätzt, im Vergleich dazu wird<br />

der Energie<strong>auf</strong>wand für den Herstellungsweg über die Gasphase mit 100 bis 250 KWh/kg angegeben<br />

[6]. Somit bietet SoG-<strong>Silizium</strong> ein großes Einsparungspotential, da etwa 22% der Gesamtkosten eines<br />

Moduls <strong>auf</strong> den Rohstoff <strong>Silizium</strong> entfallen.<br />

Genaue Angaben zu den Restverunreinigungen in dem verwendeten Solarsilizium werden momentan<br />

vom Hersteller nicht bekannt gegeben. Auch gibt es noch keine Norm mit genauen Spezifikationen<br />

von Solarsilizium. Neueste Untersuchungen [14] zeigen, dass es bei der Herstellung von Solarzellen<br />

gar nicht so sehr <strong>auf</strong> die Menge der Verunreinigungen ankommt sondern dar<strong>auf</strong>, in welcher Form<br />

diese im <strong>Silizium</strong> vorliegen.<br />

2.2 Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> SoG-<strong>Silizium</strong><br />

Im Rahmen zweier BMU-Projekte wurden Wafer aus Solar Grade <strong>Silizium</strong> der Firma Elkem untersucht<br />

und Solarzellen prozessiert. Erste Ergebnisse <strong>auf</strong> Wafern mit unterschiedlichen Anteilen von SoG-<br />

Material zeigten, dass SoG-Material <strong>auf</strong> dem Markt konkurrenzfähig ist [15].<br />

In dieser Arbeit wurde eine weitere Optimierung des Solarzellenprozesses für SoG-Wafer<br />

vorgenommen. Ausgangspunkt hierfür ist der in Kapitel 1 beschriebene <strong>Industriesolarzellen</strong>prozess<br />

mit nasschemisch saurer, isotropischer Textur. Durch eine Optimierung der Phosphor-Diffusion konnte<br />

eine weitere Verbesserung der Solarzellenergebnisse erreicht werden. Diese ist abhängig von der<br />

Position (Höhe) des Wafers im Block. Dazu wurden Solarzellen aus Wafern (Wafergröße 125x125<br />

mm², 230 μm dick) von unterschiedlichen Positionen einer Randsäule aus einem Block mit 100%-SoG<br />

<strong>Silizium</strong> prozessiert. Für die Referenzgruppe wurden für die Emitterdiffusion Standardparameter<br />

verwendet, was einen Schichtwiderstand des Emitters von ~55-57 Ω/Sq ergab. Bei der zweiten<br />

Gruppe wurde die Diffusionstemperatur um 8°C erniedrigt, im Anschluss blieben die Wafer bei 700°C


Solarsilizium 13<br />

noch für eine Stunde im Diffusionsrohr. Durch diesen Getterschritt haben die Verunreinigungen mehr<br />

Zeit aus dem Bulk in die Gettersenken an der Waferoberflächen zu diffundieren. Durch die niedrigere<br />

Temperatur des optimierten Diffusionsprozesses während der Diffusion und den dadurch etwas<br />

geringeren Diffusionskoeffizienten fällt die Ladungsträgerkonzentration mit zunehmender Tiefe etwas<br />

schneller ab. Die Ladungsträgerkonzentration in den verschiedenen Emittern wurde mit der ECV-<br />

Methode (englisch: Electrochemical Capacitance Voltage) [16] gemessen. Dabei ist zu beachten, dass<br />

mit der ECV Methode nur die elektrisch aktiven Dotieratome gemessen werden, im Gegensatz zur<br />

SIMS-Methode (Sekundärionen-Massenspektroskopie), bei der die gesamte vorhandene<br />

Konzentration gemessen wird. Das Dotierprofil ist in Abbildung 2.2 dargestellt. Der optimierte Emitter<br />

hat einen etwas höheren Schichtwiderstand von ~ 65 Ω/Sq.<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

POCl 3<br />

-Profile<br />

Standard Emitter: 55-57 Ω/sq<br />

Optimierter Emitter: 65 Ω/sq<br />

10 20<br />

10 19<br />

10 18<br />

0,0 0,1 0,2 0,3<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 2.2: ECV-Profil der Ladungsträgerkonzentration der in den Versuchen benutzten POCl 3 -<br />

Diffusion.<br />

Von sieben verschiedenen Positionen aus einem Block wurden für jede Position ~10 Wafer<br />

prozessiert, wobei die eine Hälfte die optimierte Emitterdiffusion bekam. Die Wafer aus Position 1, bei<br />

~28 mm Ingot-Höhe, brachen zum Teil bei der Prozessierung, so dass hier nur Ergebnisse aus der<br />

Gruppe mit optimierter Emitterdiffusion vorliegen. Die Mittelwerte der Solarzellenergebnisse aus den<br />

verschiedenen Positionen (Position 1 wurde nicht dazu genommen, da nur Ergebnisse aus einer<br />

Gruppe vorlagen) sind in Tabelle 2.1 zusammengefasst. Da die Solarzellenergebnisse abhängig von<br />

der Position im Ingot sind, wurde <strong>auf</strong> die Angabe einer Abweichung verzichtet. Aus den besten<br />

Bereichen wurden Solarzellen mit einem Wirkungsgrad von über 16% prozessiert. Die beste Solarzelle<br />

(mit optimierter Emitter Diffusion) hatte einen Wirkungsgrad von 16,1%, eine Leerl<strong>auf</strong>spannung<br />

(V OC englisch: open circuit voltage) von 623 mV, eine Kurzschlussstromdichte (J SC englisch: short<br />

circuit current) von 33,6 mA/cm² und einen Füllfaktor (FF) von 77,2%.


14<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%]<br />

Standard Emitter 77,1 ± 0,8 32,5 ± 0,4 614 ± 5 15,4 ± 0,4<br />

Optimierter Emitter 76,6 ± 0,6 33,5 ± 0,2 617 ± 5 15,8 ± 0,3<br />

Tabelle 2.1: Mittelwerte der Solarzellenergebnisse über alle Positionen im Ingot gemittelt, <strong>auf</strong><br />

125x125 mm² Wafer, 230 μm dick, 100% SoG<br />

Die Kurzschlussstromdichte für die Solarzellen mit dem optimierten Emitter ist im Schnitt um<br />

~1 mA/cm²erhöht. Dieser ist schwächer dotiert (siehe Abbildung 2.2), dadurch findet weniger<br />

Rekombination im Emitter statt, so dass mehr Elektron-Loch-Paare zum Strom der Solarzelle<br />

beitragen können. Durch den schwächer dotierten Emitter sind allerdings auch die Füllfaktoren in<br />

dieser Gruppe reduziert. Im Folgenden werden die Ergebnisse in Abhängigkeit der Position der<br />

Solarzellen im Ingot untersucht.<br />

625<br />

620<br />

V OC<br />

[mV]<br />

615<br />

610<br />

605<br />

Standard Diffusion 55 Ω/Sq.<br />

Optimierte Diffusion 65 Ω/Sq.<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

Position im Ingot [mm]<br />

Abbildung 2.3: Leerl<strong>auf</strong>spannung V OC der Solarzellen in Abhängigkeit von der Position der Wafer<br />

im Ingot.<br />

Die offene Klemmspannung fällt mit zunehmender Höhe im Ingot ab und ist grafisch in Abbildung 2.3<br />

dargestellt. Beim Gießen des Ingots erstarrt das <strong>Silizium</strong> von unten nach oben, die Verunreinigungen<br />

bleiben zunächst im noch flüssigen <strong>Silizium</strong>. Deshalb befinden sich mehr Verunreinigungen in Wafern<br />

aus einer höheren Position. Bei den Gruppen ab 100 mm Ingot-Position ist eine Verbesserung der<br />

offenen Klemmspannung um ~2 mV durch die Optimierung zu sehen. Bei den Solarzellen aus dem<br />

unteren Bereich des Ingots ist eine Verbesserung in V OC nicht feststellbar. Eine ähnlich Beobachtung,<br />

dass Phosphorgettern vor allem bei Solarzellen mit schlechtem Wirkungsgraden eine Verbesserung<br />

bringt, machten auch [17] beim Vergleich zwischen ein- und beidseitiger Diffusion.<br />

Des Weiteren hat auch die Basisdotierung einen Einfluss <strong>auf</strong> die Leerl<strong>auf</strong>spannung. Die Basisdotierung<br />

der multikristallinen Wafer, die typischerweise für die Prozessierung von siebgedruckten<br />

<strong>Industriesolarzellen</strong> benutzt wird, liegt zwischen 1 Ωcm und 1,5 Ωcm und steigt mit zunehmender<br />

Höhe im Ingot an. Die typische Verteilung für einen Ingot ist in Abbildung 2.4 dargestellt.


Solarsilizium 15<br />

1,3<br />

Basiswiderstand [Ωcm]<br />

1,2<br />

1,1<br />

1,0<br />

20 40 60 80 100 120 140 160<br />

Position in Ingot [mm]<br />

Abbildung 2.4: Typische Verteilung der Basisdotierung in Abhängigkeit von der Position im Ingot,<br />

hier am Beispiel eines Ingots aus einer Mischung von 75% SoG- und 25% EG-<strong>Silizium</strong><br />

Der Einfluss der Basisdotierung <strong>auf</strong> die Leerl<strong>auf</strong>spannung wurde anhand einer Simulation mit dem<br />

Computerprogramm PC1D [18] abgeschätzt. Steigt der Basiswiderstand von 1 Ωcm <strong>auf</strong> 1,2 Ωcm an,<br />

so fällt die Leerl<strong>auf</strong>spannung um ungefähr 3 mV. Durch die Basisdotierung allein lassen sich die<br />

Unterschiede der Leerl<strong>auf</strong>spannung in Abbildung 2.3 nicht erklären.<br />

1,0<br />

0,8<br />

IQE, EQE, REF<br />

0,6<br />

0,4<br />

IQE<br />

EQE<br />

REF<br />

0,2<br />

0,0<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 2.5: Messung der spektralen Antwort bei einer Solarzelle mit optimierter Diffusion aus<br />

einer Ingothöhe von 28 mm<br />

In Abbildung 2.5 ist die spektrale Antwort einer Solarzelle mit optimierter Diffusion aus einer<br />

Ingothöhe von 28 mm dargestellt. Gezeigt sind die Externe Quantenausbeute (EQE), die Reflexion<br />

(REF) und die Interne Quantenausbeute (IQE). Die EQE ist definiert als der Anteil der<br />

eingesammelten Ladungsträger pro Photon. Aus der Messung der EQE und der Reflexion ergibt sich<br />

die IQE wie folgt:


16<br />

1<br />

IQE( λ) = EQE( λ)<br />

1 − REF( λ)<br />

⋅<br />

(2.1)<br />

Betrachtet man den Wellenlängenbereich zwischen 800 nm und 1000nm in dem die Verluste nur<br />

durch die Rekombination im <strong>Silizium</strong> entstehen, lässt sich nach [19] aus der inversen IQE die<br />

effektive Diffusionslänge L eff bestimmen:<br />

1 1<br />

= 1+<br />

IQE αλ ( ) ⋅ Leff<br />

(2.2)<br />

Dabei ist α(λ) der wellenlängenabhängige Absorptionskoeffizient von Licht in <strong>Silizium</strong>.<br />

Aus der IQE der Solarzellen wurde für jede Position im Ingot die effektive Diffusionslänge mittels<br />

Basore-Fit bestimmt. Diese fällt zu höheren Positionen ab und korreliert mit der offenen<br />

Klemmspannung.<br />

Position im Ingot [mm] L eff [μm] V OC [mV]<br />

28 339 622<br />

54 339 622<br />

74 320 618<br />

102 310 618<br />

124 296 615<br />

153 280 612<br />

176 275 607<br />

Tabelle 2.2: Die effektive Diffusionslänge und die offene Klemmspannung in Abhängigkeit der<br />

Position im Ingot<br />

Der Wirkungsgrad (Abbildung 2.6) ist bei den Wafern mit optimierter Diffusion im Schnitt um 0,4%<br />

absolut (oder 2,6% relativ) erhöht und nimmt von oben nach unten im Ingot zu, wobei die Steigerung<br />

durch das Gettern bei den schlechteren Solarzellen größer ist.


Solarsilizium 17<br />

16,2<br />

16,0<br />

15,8<br />

Wirkungsgrad [%]<br />

15,6<br />

15,4<br />

15,2<br />

15,0<br />

14,8<br />

Standard Diffusion 55 Ω/Sq.<br />

Optimierte Diffusion 65 Ω/Sq.<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

Position im Ingot [mm]<br />

Abbildung 2.6: Mittelwerte des Wirkungsgrads der Solarzellen in Abhängigkeit von der Position der<br />

Wafer im Ingot.<br />

Deutlich ist dies noch einmal in Abbildung 2.7 dargestellt. Aufgetragen ist die Steigerung im<br />

Wirkungsgrad durch die optimierte Diffusion. Diese wird durch die Differenz im Wirkungsgrad von zwei<br />

benachbarten Wafer berechnet und ist in Abhängigkeit vom Ausgangswirkungsgrad <strong>auf</strong>getragen. Die<br />

Steigerung nimmt linear mit steigendem Wirkungsgrad ab.<br />

Gewinn im Wirkungsgrad absolut [%]<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

Optimierte Emitterdiffusion<br />

mit Getterschritt<br />

Ausgleichsgerade<br />

14,6 14,8 15,0 15,2 15,4 15,6 15,8 16,0<br />

Wirkungsgrad ohne Getterschritt [%]<br />

Abbildung 2.7: Der Gewinn im Wirkungsgrad durch das optimierte Gettern ist abhängig vom<br />

Wirkungsgrad der ohne optimiertes Gettern erreicht wird.<br />

Betrachtet man die Verteilung der Wirkungsgrade beider Gruppen für den gesamten Block, so fällt <strong>auf</strong>,<br />

dass die Wirkungsgrade der Solarzellen mit Getterschritt enger beieinander liegen. Dies ist im<br />

Histogramm zu sehen (Abbildung 2.8). In einer Produktion könnten die Wafer vorsortiert und die<br />

Diffusion jeweils <strong>auf</strong> die Qualität der Wafer angepasst werden.


18<br />

Anzahl Zellen<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Standard<br />

Optimiert<br />

0<br />

14,4 14,6 14,8 15,0 15,2 15,4 15,6 15,8 16,0 16,2<br />

ETA [%]<br />

Abbildung 2.8: Histogramm mit der Verteilung der Wirkungsgrade<br />

Der Vorteil des Getterschritts ist in der orts<strong>auf</strong>gelösten spektralen Empfindlichkeit vor allem bei langen<br />

Wellenlängen zu sehen. Abbildung 2.9 zeigt die orts<strong>auf</strong>gelöste LBIC (englisch: light beam induced<br />

current)-Aufnahme bei 980 nm von zwei benachbarten Wafern aus einer Ingothöhe von ~176 mm.<br />

Links ist die Solarzelle mit Standard-Emitter, rechts die Solarzelle mit der optimierten Diffusion mit<br />

Getterschritt gezeigt. In der rechten Messung sind größere gute Bereiche zu erkennen, die mittleren<br />

Bereiche sind besser und die schlechten Bereiche kleiner.<br />

Abbildung 2.9: LBIC-Aufnahme bei 980 nm, links mit dem Standard-Emitter, rechts mit optimierten<br />

Emitter mit Getterschritt, von zwei benachbarten Wafer aus einer Ingothöhe von ~176 mm.


Solarsilizium 19<br />

2.3 Optimierung des Frontseitensiebdrucks bei großen Wafern<br />

Des Weiteren wurden erstmals 156x156 mm² große Wafer aus SoG-Si Material prozessiert. Wegen<br />

der Wafergröße wurden Teile des Herstellungsprozesses (Saure isotrope Textur, Diffusion und PECVD<br />

SiN x :H) außerhalb der Universität Konstanz durchgeführt. Die Solarzellen haben deshalb keine<br />

optimierten Emitter. Die Untersuchungen konzentrierten sich hier <strong>auf</strong> die Optimierung des<br />

Frontseitenkontakts. Je größer die Wafer, desto länger wird auch der maximale Weg, den der Strom<br />

im Finger bis zum verlöteten Busbar zurücklegen muss, wenn man das bei kleineren Zellen übliche<br />

Grid ohne weitere Adaption nur vergrößert. Bei unveränderter Leitfähigkeit der Finger führt dies unweigerlich<br />

zu einem Anstieg des Serienwiderstands und damit zu einer Verschlechterung des<br />

Füllfaktors.<br />

Im nächsten Kapitel wird zunächst der Siebdruck des Frontkontaktes näher untersucht und dann die<br />

gewonnenen Kenntnisse <strong>auf</strong> die großen Wafer aus Solarsilizium angewendet.<br />

2.3.1 Optimierung des Fronseitensiebdrucks<br />

Die nutzbare Leistung der Solarzelle wird neben anderen materialspezifischen Einflüssen, wie<br />

beispielsweise der Basisdotierung, maßgeblich von der Struktur der stromableitenden Kontakte<br />

beeinflusst. Speziell der Frontkontakt der im Weiteren die klassische Struktur, bestehend aus zwei<br />

Busbars und dazu senkrecht stehenden Fingern, haben soll, spielt eine wichtige Rolle. Die optimale<br />

Geometrie des Kontaktgitters wird durch gegenläufige Trends bestimmt. Steigt die vom Kontakt<br />

bedeckte Fläche, so sinkt der Kontaktwiderstand zwischen <strong>Silizium</strong> und Kontaktfinger, jedoch wird<br />

durch die Abschattung auch weniger Licht in die Solarzelle eingekoppelt, wodurch der maximale Strom<br />

begrenzt wird. Wird die Kontaktfläche zu klein, so steigt der Kontaktwiderstand und trägt zu einem<br />

erhöhten Serienwiderstand bei. Der Serienwiderstand wird zudem noch von der Leitfähigkeit bzw.<br />

dem sogenannten Linienwiderstand der Finger (und des Busbars) bestimmt. Diese wird maßgeblich<br />

vom Querschnitt der Finger, ihrer Homogenität (keine Unterbrechungen) und der im Weiteren<br />

unveränderten Zusammensetzung der gedruckten Paste bestimmt. Soll die Abschattung, d.h. die<br />

Breite der Finger minimiert werden ohne aber den Querschnitt zu verkleinern, so muss die Höhe des<br />

Fingers ansteigen. Ziel ist es also, möglichst hohe Finger zu drucken. Die Fingerhöhe und -breite wird<br />

durch die Siebgeometrie bestimmt. Die Beschaffenheit der Siebdruckpaste spielt natürlich auch eine<br />

Rolle. Für alle Experimente wurde aber dieselbe kommerziell erhältliche Silberpaste verwendet. Bei<br />

der Siebgeometrie kann die Breite der Öffnungen im Sieblayout, das verwendete Siebgewebe, sowie<br />

die Höhe der Beschichtung variiert werden. Die Menge (das theoretische Volumen V th ) der gedruckten<br />

Paste hängt wie folgt mit dem Siebgewebe zusammen:<br />

V<br />

th<br />

⎛ w ⎞<br />

= ⎜ ⎟ ⋅Fläche<br />

⎝w+<br />

d ⎠<br />

2<br />

(2.3)


20<br />

Dabei ist w die Maschenweite und d der Drahtdurchmesser. Das tatsächliche gedruckte<br />

Pastenvolumen ist um etwa 10 bis 20% geringer und hängt noch von der Beschichtung des Siebs ab<br />

[20].<br />

Abbildung 2.10: Elektronenmikroskop<strong>auf</strong>nahme eines beschichteten Siebs mit einer Fingeröffnung.<br />

Aufnahme aus: [20].<br />

Abbildung 2.10 zeigt eine Elektronenmikroskop<strong>auf</strong>nahme eines beschichteten Siebes mit einer<br />

Fingeröffnung. Das Sieb wird mit einer lichtempfindlichen Schicht versehen. Das Design des Kontakts<br />

wird <strong>auf</strong> einen Fotofilm bzw. eine Folie gedruckt und durch Belichtung <strong>auf</strong> das beschichtete Sieb<br />

übertragen. An den Stellen, wo der Film belichtet wurde, verhärtet sich dieser, an den anderen Stellen<br />

wird der Film entfernt. Untersucht wurden Siebe mit Beschichtungsdicken von 10 µm, 20 µm, 30 µm,<br />

40 µm und 50 µm. Bei der Beschichtung des Fotofilms haben sich Dicken von 20 µm und 30 µm als<br />

vorteilhaft erwiesen. Bei dünneren Filmen sinkt das gedruckte Pastenvolumen, bei noch dickeren<br />

Filmen verstopfen die Maschen der Siebe leichter und als Folge lassen sich dünne Finger nicht mehr<br />

drucken bzw. die Anzahl der Fingerunterbrechungen nimmt zu. Im Folgenden werden der Übersicht<br />

wegen nur die Ergebnisse mit der 20 µm dicken Beschichtung diskutiert. Zunächst wurde die Breite<br />

der Finger variiert. Auf einen 125x125 mm² Wafer wurden 4 Solarzellen mit je 50x50 mm² und<br />

unterschiedlichen Fingeröffnungen im Sieb von 40 µm, 60 µm, 80 µm und 100µm gedruckt. Die Finger<br />

l<strong>auf</strong>en beim Drucken auseinander. Die gedruckte Fingerbreite ist also größer als die Breite im<br />

Sieblayout. Es wurden Höhenprofile der Finger an einzelnen Stellen <strong>auf</strong>genommen und daraus die<br />

Querschnittsfläche berechnet. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2.3 zusammengefasst.<br />

Sieböffnung [µm] 40 60 80 100<br />

Fingerbreite [µm] 76 ± 12 93 ± 8 139 ± 5 154 ± 7<br />

Höhe [µm] 8 10 17 17<br />

Querschnitt [mm²] 0,61 0,93 2,4 2,6<br />

Tabelle 2.3: Fingerbreite und Querschnittsfläche der gedruckten Finger (20 µm Filmbeschichtung)<br />

Die Fingerbreite wurde mit dem Mikroskop bestimmt. Die Aufnahmen der gedruckten Finger sind in<br />

Abbildung 2.11 gezeigt. Die Breite wurde an mehreren Fingern an unterschiedlichen Stellen<br />

gemessen. Die Abweichung ergibt sich aus der maximalen und minimal gemessenen Fingerbreite.


Solarsilizium 21<br />

Abbildung 2.11: Mikroskop<strong>auf</strong>nahmen der gedruckten Finger mit einem Sieb mit 30 µm<br />

Beschichtung, die Finger im Layout sind (von links oben nach rechts unten) 40 µm, 60µm, 80µm und<br />

100µm breit.<br />

Die Solarzellenergebnisse für jeweils 5 Solarzellen je Gruppe sind in Tabelle 2.4 zusammengefasst.<br />

Sieböffnung [µm] FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%]<br />

40 67,7 ± 2,7 34,3 ± 0,3 620 ± 2 14,4 ± 0,5<br />

60 75,1 ± 0,3 34,0 ± 0,1 619 ± 1 15,8 ± 0,1<br />

80 75,9 ± 0,5 33,7 ± 0,1 618 ± 2 15,8 ± 0,2<br />

100 76,0 ± 0,5 33,4 ± 0,2 617 ± 2 15,7 ± 0,1<br />

Tabelle 2.4: Solarzellenergebnisse mit dem Sieb mit 20 µm Filmbeschichtung, 50x50 mm² Wafer<br />

Für dünnere Finger steigt der Kurzschlussstrom an, allerdings fällt auch der Füllfaktor, da der<br />

Serienwiderstand in den Fingern ansteigt. Dies ist nicht nur <strong>auf</strong> den kleineren Querschnitt der Finger<br />

zurückzuführen, sondern auch <strong>auf</strong> die vermehrt vorkommenden Fingerunterbrechungen beim Druck<br />

der sehr schmalen Finger. Dies ist auch an der größeren Standardabweichung im Füllfaktor und im<br />

Wirkungsgrad zu erkennen.


22<br />

Außerdem ist zu beachten, dass die Versuche <strong>auf</strong> 50x50 mm 2 Zellen durchgeführt wurden. Dadurch<br />

konnte der Aufwand und die Zahl der benötigten Siebe in einem vertretbaren Rahmen gehalten<br />

werden. Bei größeren Zellen ist die maximale Fingerlänge, d.h. der maximale Weg des Stromes im<br />

Finger zum Busbar länger. Bei 5x5 mm² beträgt die max. Fingerlänge ~2,3 cm, bei einer 150x150 mm²<br />

Solarzelle sind es schon 3,6 cm.<br />

Abbildung 2.12: Mikroskop<strong>auf</strong>nahme eines siebgedruckten trapezförmigen Fingers. In der Mitte<br />

des Wafers ist der Finger nur noch 50 µm breit (links), am Busbar beträgt die Breite des Fingers<br />

100 µm (rechts).<br />

Um den Vorteil der geringen Abschattung von dünnen Fingern mit dem Vorteil der guten Füllfaktoren<br />

dicker Finger <strong>auf</strong> größeren Wafern zu kombinieren, wurde als Ergebnis aus den vorangegangenen<br />

Untersuchungen eine Siebgeometrie entworfen, bei der die Finger sich vom Busbar weg<br />

verschmälern. An den Busbars beträgt die Fingerbreite (im Sieblayout) 100 μm, an den Fingerspitzen<br />

und in der Mitte nur noch 50 μm. In Abbildung 2.12 sind Mikroskop<strong>auf</strong>nahmen eines siebgedruckten<br />

Fingers links in der Mitte des Wafers, rechts direkt am Busbar zu sehen.<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%]<br />

Standard Geometrie 75,6 ± 0,7 32,6 ± 0,2 607 ± 1 15,0 ± 0,1<br />

Trapez Geometrie 74,9 ± 0,5 33,3 ± 0,1 609 ± 1 15,2 ± 0,1<br />

Tabelle 2.5: Solarzellenergebnisse 125x125 mm² Wafer mit sauer isotroper Textur<br />

Ein Vergleich dieser trapezförmigen Geometrie mit der üblichen Geometrie wurde mit sauren<br />

texturierten 125x125 mm²-Wafern durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2.5 zusammengefasst.<br />

In der Referenzgruppe wurden 8 Wafer, in der Gruppe mit der modifizierten Siebgeometrie 14 Wafer<br />

prozessiert. Der Vergleich der Mittelwerte zeigt das Potential einer Verbesserung des Wirkungsgrads<br />

um 0.2% absolut allein durch die Änderung der Siebgeometrie. Bei einer industriellen Umsetzung<br />

würde dies keine Mehrkosten verursachen.


Solarsilizium 23<br />

2.3.2 Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> großen SoG-Si Wafern<br />

Auf großen 156x156 mm² Wafern (~260 µm dick) aus einer Mischung aus 50% SoG-Si und 50% EG-<br />

Si wurden Solarzellen mit dem Industrieprozess hergestellt. Wegen der Wafergröße war eine<br />

Diffusion in unserem Labor nicht möglich und wurde außerhalb bei einem Solarzellenhersteller<br />

durchgeführt. Daher ist der Emitter der großen Zellen nicht optimiert wie im vorherigen Kapitel bei den<br />

125x125 mm² Wafern. Die Wafer aus einem Block wurden in drei verschiedene Gruppen <strong>auf</strong>geteilt.<br />

Die erste Gruppe bekam eine konventionelle Frontseitengeometrie mit 100 µm breiten Fingern und<br />

zwei Busbars und dient als Referenzgruppe (Siehe Abbildung 2.13 links).<br />

Abbildung 2.13: Frontkontakt der Solarzelle, links konventionell mit 2 Busbars und rechts mit einem<br />

zusätzlichen dritten Busbar.<br />

Die zweite Gruppe hatte eine Geometrie mit trapezförmigen Fingern. Im letzten Kapitel wurde die<br />

Form der Finger so gewählt, um die Abschattung zu verkleinern und die Kurzschlussstromdichte zu<br />

erhöhen. Diesmal wurde die Geometrie der Finger wegen der Zellgröße und der längeren Finger so<br />

gewählt, dass die Finger an den Busbars breiter sind als bei der Referenzgruppe (120 µm im<br />

Vergleich zu 100 µm breit) und in der Mitte bzw. an den Enden <strong>auf</strong> 80 µm zul<strong>auf</strong>en. Dadurch soll der<br />

Linienwiderstand in den Fingern zum Busbar hin verringert werden und höhere Füllfaktoren erzielt<br />

werden. Da bei dieser Geometrie die Abschattung nicht verringert wird, ist keine Steigerung in der<br />

Kurzschlussstromdichte zu erwarten. Die dritte Gruppe hatte drei Busbars <strong>auf</strong> der Vorderseite (siehe<br />

Abbildung 2.13 rechts). In der Regel besitzen <strong>Industriesolarzellen</strong> zwei Busbars, die ein H-förmiges<br />

Muster ergeben.


24<br />

FF<br />

J SC<br />

V OC<br />

η<br />

[%]<br />

[mA/cm 2 ]<br />

[mV]<br />

[%]<br />

Mittel (24) Standard Finger 75,6 ± 0,6 33,0 ± 0,3 612 ± 4 15,2 ± 0,2<br />

Mittel (21) Trapez Finger 76,1 ± 0,8 32,9 ± 0,2 611 ± 4 15,3 ± 0,3<br />

Mittel (21) Drei Busbars 76,6 ± 0,9 32,9 ± 0,2 613 ± 4 15,5 ± 0,3<br />

Tabelle 2.6: Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> 156 x156 mm² Wafern aus Solarsilizium mit verschiedenen<br />

Geometrien des Frontkontakts<br />

Die Solarzellenergebnisse sind in Tabelle 2.6 zusammengefasst. Der Verl<strong>auf</strong> der Leerl<strong>auf</strong>spannung<br />

(und damit auch der Wirkungsgrad) ist wie schon bei den kleineren Wafern (125x125 mm²) abhängig<br />

von der Position der Wafer im Ingot und ist in Abbildung 2.14 dargestellt.<br />

V OC<br />

[mV]<br />

620<br />

618<br />

616<br />

614<br />

612<br />

610<br />

608<br />

606<br />

604<br />

602<br />

Finger Breite ~100 μm<br />

Trapezförmige Finger<br />

Drei Busbars<br />

600<br />

0 50 100 150 200<br />

Wafer # (~ Brickposition)<br />

Abbildung 2.14: Leerl<strong>auf</strong>spannung V oc der Solarzellen <strong>auf</strong> 156x156 mm² Wafern aus Solarsilizium<br />

in Abhängigkeit von der Position im Ingot<br />

Der Füllfaktor ist bei den Zellen mit trapezförmiger Fingergeometrie um 0,5% absolut erhöht, was in<br />

einem etwas besseren Wirkungsgrad (0,1% absolut) resultiert. Die Kurzschlussstromdichte der Zellen<br />

mit trapezförmiger Fingergeometrie ist leicht reduziert. Durch eine weitere Optimierung der Geometrie<br />

mit dünneren Fingern in der Mitte kann die Kurzschlussstromdichte noch erhöht werden.<br />

Die maximale Fingerlänge (maximaler Abstand zum vertappten Busbar) wächst mit der Zellgröße,<br />

wenn die Anzahl der Busbars gleichbleibt. Bei 100x100 mm² Zellen beträgt die max. Fingerlänge<br />

~2,4 cm, bei 125x125 mm² Zellen ~3 cm und bei 156x156 mm² Zellen ~3,8 cm (der spezifische<br />

Widerstand eines Ag-Siebdruckfingers beträgt ρ = 0,3 Ω/cm). Um den Beitrag des Linienwiderstands<br />

zum Serienwiderstand zu minimieren, wurde die maximale Fingerlänge durch einen dritten,<br />

zusätzlichen Busbar bei den 156x156 mm² Zellen <strong>auf</strong> ~2,5 cm verkürzt. Die maximale Fingerlänge der


Solarsilizium 25<br />

156x156 mm² Solarzellen entspricht nun ungefähr der Fingerlänge von 100x100 mm² Zellen. Um eine<br />

größere Abschattung der beleuchteten Zellfläche durch den dritten Busbar zu verhindern, wurde die<br />

Breite der Busbars um ein Drittel verringert. Mit dieser Geometrie konnte eine Steigerung im Füllfaktor<br />

um 1,1% absolut erreicht werden. Im Mittel hatten die Solarzellen mit 3 Busbars einen Füllfaktor von<br />

76,6% ± 0,9 im Vergleich zu 75,6% bei der Referenzgruppe, bzw. 76,1% bei der Gruppe mit den<br />

trapezförmigen Fingern. Der Wirkungsgrad der Solarzellen ist dadurch im Mittel um 0,3% absolut<br />

besser als bei der Referenzgruppe, bzw. um 0,2% absolut besser als bei der Gruppe mit den<br />

trapezförmigen Fingern. Die Kurzschlussstromdichte wurde mit einer eigenen Kalibrierzelle bestimmt.<br />

Der nächste Schritt bei der Optimierung der Geometrie des Frontkontakts wäre eine Kombination aus<br />

der Geometrie mit drei Busbars und trapezförmig zul<strong>auf</strong>enden Finger.<br />

Eine Weiterentwicklung wäre eine Solarzelle mit noch mehr, aber dünneren Busbars. Allerdings lassen<br />

sich solche Busbars nicht mehr vertappen. Die schmalsten momentan erhältlichen Tapingstreifen sind<br />

1 mm breit. In Kapitel 4.5 wird eine Methode vorgestellt, Solarzellen ohne Busbars im Modul mit<br />

dünnen Drähten zu verschalten. Dies entspricht im Prinzip einer Solarzelle mit sehr vielen dünnen<br />

Busbars.<br />

Zur Kalibrierung der Kurzschlussstromdichte wurden je eine Solarzelle aus der Gruppe mit<br />

trapezförmigen Fingern und der Gruppe mit 3 Busbars mit Tapingstreifen verlötet und bei Fraunhofer<br />

ISE CalLab kalibriert. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2.7 zusammengefasst.<br />

FF<br />

J SC<br />

V OC<br />

η<br />

[%]<br />

[mA/cm 2 ]<br />

[mV]<br />

[%]<br />

Zelle mit 2 Busbars ISE CalLab 75,7 33,10 615,5 15,4<br />

Zelle mit 2 Busbars eigene Messung 76,42 33,23 616,4 15,7<br />

Zelle mit 3 Busbars ISE CalLab 76,7 33,19 615,8 15,7<br />

Tabelle 2.7: Solarzellenergebnisse von mit Tapingstreifen verlöteten Solarzellen mit zwei Busbars,<br />

gemessen am Fraunhofer ISE CalLab und im I(V)-Simulator an der Universität Konstanz<br />

Das Fraunhofer ISE Callab gibt für seine Messungen eine Ungenauigkeit für die verschiedenen<br />

Größen von V oc ≤± 0,5%, I sc ≤± 2,5%, FF ≤± 1,0% und η ≤± 3,0% an. Im Rahmen dieser Toleranzen<br />

stimmt unsere Messung für die kalibrierte Solarzelle mit der Messung des ISE CalLab überein. Die<br />

Kurzschlussstromdichte der Solarzellen mit drei Busbars wurde anhand der vom ISE CalLab<br />

vermessenen Solarzelle mit drei Busbars bestimmt.


26<br />

2.3.3 Silberplatierung des Frontkontakts<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Leitfähigkeit der Finger ist die nachträgliche Platierung<br />

von Silber. Es wurde die Silberlösung ESM 100 der Firma Polymer Kompositer verwendet, aus der<br />

sich Silber <strong>auf</strong> den gedruckten Silberfinger abscheidet, ohne dabei die SiN x -Antireflexionsschicht<br />

anzugreifen. Der Prozess ist autokatalytisch, d.h. die Platierung erfolgt stromlos. Für die Versuche<br />

wurden die Wafer für 20 Minuten (bei ~55°C, pH ~1.5) in ein Silberbad gehängt. Die Aluminium-<br />

Rückseite wird dabei von einer siebgedruckten Maske geschützt, da sie sonst von der Platierlösung<br />

angegriffen wird.<br />

vor Silber<br />

Platierung<br />

nach Silber<br />

Platierung<br />

relativer<br />

Gewinn<br />

FF<br />

[%]<br />

J SC V OC<br />

ETA<br />

[mA/cm 2 ] [mV] [%]<br />

75,1 ± 0,9 33,0 ± 0,2 615 ± 2 15,2 ± 0,3<br />

77,4 ± 1 32,7 ± 0,1 614 ± 2 15,5 ± 0,2<br />

+ 3% - 1 % - 0,2% + 2,1%<br />

Tabelle 2.8: Solarzellenergebnisse (156x156 mm², mc-SoG-Si, Mittelwerte und<br />

Standardabweichung aus 7 Zellen) vor und nach der Silberplatierung und der daraus resultierende<br />

relative Gewinn.<br />

Tabelle 2.8 zeigt die Solarzellenergebnisse (156x156 mm², mc-SoG-Si) für eine Gruppe von sieben<br />

Solarzellen vor und nach der Silberplatierung. Deutlich ist die Steigerung im Füllfaktor und im<br />

Wirkungsgrad zu erkennen. Durch das Aufwachsen der Silberschicht ist die Abschattung durch das<br />

Kontaktgrid leicht erhöht, was zu geringen Einbußen im Strom führt. Die Spannung bleibt im Rahmen<br />

der Messtoleranz unverändert. Die Steigerung im Füllfaktor ist auch von der Qualität des Siebdrucks<br />

abhängig. Für die beste Solarzelle ergab sich ein relativer Gewinn von 3% im Füllfaktor. Eine Analyse<br />

dieser Zelle mit dem Zweidiodenmodell [5] zeigte eine Reduktion der Serienwiderstandsdichte um<br />

50% von 0,74 Ωcm² <strong>auf</strong> 0,37 Ωcm². Die beste Zelle erreichte einen Wirkungsgrad von 15,9%.<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Leitfähigkeit im Finger ist das mehrmalige Drucken<br />

übereinander. Dadurch wird die Querschnittsfläche der Finger vergrößert und der Serienwiderstand<br />

reduziert [21]. Wegen des <strong>auf</strong>wändigen Siebdruckverfahrens, das eine reproduzierbare gute<br />

Platzierung der Zelle bzw. des Druckbildes erfordert, wurde hiervon abgesehen.


Inline Diffusion 27<br />

3 Inline Diffusion<br />

Im vorangegangenen Kapitel wurde SoG-<strong>Silizium</strong> mit einem Prozess, wie er in der Industrie verwendet<br />

wird, untersucht. Der Trend in der Industrie geht zur Prozessierung immer dünnerer Wafer. Momentan<br />

werden industriell schon Solarzellen aus multikristallinen <strong>Silizium</strong>wafern, die dünner als 200 µm sind,<br />

hergestellt. Dies erhöht die Anforderungen an das Handling der Wafer während des Prozesses. Für<br />

die verschiedenen Prozessschritte müssen die Wafer mehrmals zwischen verschiedenen Carriern<br />

oder zwischen Carrier und Glas- oder Graphit-Boot umsortiert werden. Durch die Kräfte, die <strong>auf</strong> die<br />

Wafer wirken, kommt es immer wieder zum Waferbruch [22]. Typische Bruchraten bei der industriellen<br />

Solarzellenproduktion liegen zwischen zwei und drei Prozent.<br />

Eine Möglichkeit, die Belastung <strong>auf</strong> die Wafer zu minimieren, ist die Inline-Prozessierung. Die Idee<br />

dabei ist, dass der Wafer am Anfang des Prozesses <strong>auf</strong> ein Band gelegt wird und die fertige Solarzelle<br />

am Ende vom Band läuft. Dadurch werden Belastungen <strong>auf</strong> den Wafer durch Handling weitestgehend<br />

vermieden. Einige Prozessschritte sind in modernen Solarzellenlinien bereits als Inlineprozesse im<br />

Einsatz, so z.B. die chemische Texturierung, Waferreinigung oder die Siebduckmetallisierung. Bei der<br />

Emitterdiffusion wird jedoch größtenteils die POCl 3 -Diffusion aus der Gasphase benutzt, die in Kapitel<br />

1.4.2 beschrieben wurde. Ein Nachteil dieser Art der Diffusion ist, dass die Wafer aus den Carriern in<br />

ein Quarzboot geladen, und nach der Diffusion wieder in Carrier einsortiert werden müssen. Dies ist<br />

neben dem komplizierten Handling auch sehr zeit<strong>auf</strong>wändig. Die POCl 3 -Diffusion ist daher nicht<br />

geeignet für die Inline-Prozessierung. Aus diesem Grund wird die Inline-Diffusion als Alternative zur<br />

POCl 3 -Diffusion genauer untersucht. Bei der Inline-Diffusion wird ein Dotierstoff (englisch: Precursor)<br />

<strong>auf</strong> die Wafer <strong>auf</strong>gebracht und erst im Anschluss kommen die Wafer in den Diffusionsofen.<br />

In diesem Kapitel wird zunächst <strong>auf</strong> die Theorie der Diffusion in <strong>Silizium</strong> eingegangen. Versuche mit<br />

verschiedenen Dotierstoffen werden vorgestellt und ein Aufbau zum automatischen Aufsprühen der<br />

Dotierstoffe entwickelt. Solarzellen, die mit der Sprühdiffusion hergestellt wurden, werden analysiert<br />

und die Ergebnisse vorgestellt. Dabei wird unter anderem <strong>auf</strong> die folgenden Fragestellungen<br />

eingegangen:<br />

• Wie bringt man den Dotierstoff <strong>auf</strong> den Wafer?<br />

• Welche Diffusionsparameter braucht man für die Diffusion im Gürtelofen?<br />

• Wie reinigt man die Wafer nach der Diffusion und entfernt die Reste des Dotierstoffs?<br />

• Lassen sich damit vergleichbar gute Solarzellen wie mit der POCl 3 -Diffusion herstellen?


28<br />

3.1 Diffusion<br />

Einer der wichtigsten Prozessschritte bei der Herstellung einer Solarzelle ist die Diffusion. Diffusion<br />

bezeichnet das kontrollierte Einbringen von kleinen Mengen eines Fremdstoffes in das <strong>Silizium</strong>, um<br />

die elektrischen Eigenschaften zu verändern, im Falle der Solarzelle zur Herstellung des Emitters, also<br />

des pn-Übergangs.<br />

Die Diffusion von Stoffen wird im Allgemeinen durch eine Transportgleichung, das Fick’sche Gesetz,<br />

beschrieben. Die Änderung der Konzentration eines Stoffes in einem Volumenelement muss gleich der<br />

Änderung des Flusses des Stoffes durch die Grenzen des Volumenelements sein. Im<br />

eindimensionalen Fall gilt:<br />

2<br />

( , ) ∂ N( x,<br />

t)<br />

∂N x t<br />

∂t<br />

= D ⋅<br />

∂x²<br />

, (3.1)<br />

wobei N(x,t) die Konzentration des Stoffes zum Zeitpunkt t am Ort x und D der Diffusionskoeffizient ist.<br />

Der Diffusionskoeffizient ist im allgemeinen nicht konstant, sondern vom Material und von der<br />

Temperatur abhängig. Für den Diffusionskoeffizienten D gilt:<br />

0<br />

−E a<br />

kT<br />

D= D ⋅ e .<br />

(3.2)<br />

Dabei sind D 0 und die Aktivierungsenergie E a materialabhängige Konstanten. Aus der Lösung dieser<br />

Differentialgleichung erhält man das Diffusionsprofil. Dabei können zwei verschiedene Fälle mit<br />

unterschiedlichen Randbedingungen betrachtet werden. Im ersten Fall liegt eine unerschöpfliche<br />

Dotierstoffquelle vor, d.h. die Dotierstoffkonzentration N S an der Oberfläche ist konstant. Als weitere<br />

Randbedingung gilt, dass die Dotierstoffkonzentration im Festkörper zu Beginn der Diffusion Null sei,<br />

also N(x) = 0 für t=0 für alle x. Die Fick’sche Gleichung wird dann durch die komplementäre<br />

Fehlerfunktionsverteilung gelöst:<br />

x<br />

N( x,<br />

t)<br />

= NS<br />

⋅ erfc . (3.3)<br />

2 Dt<br />

Bei einer endlichen Dotierstoffquelle nimmt die Oberflächenkonzentration N S im Verl<strong>auf</strong> der Diffusion<br />

ab, die Menge S des Dotierstoffes bleibt aber erhalten:<br />

∞<br />

∫ N ( x , t ) dx = S . (3.4)<br />

0<br />

Es gilt wieder N(x) = 0 für t = 0 für alle x.<br />

Die Fick’sche Gleichung wird dann durch die Gaußverteilung gelöst:


Inline Diffusion 29<br />

2<br />

x<br />

−<br />

4Dt<br />

S<br />

N( x, t)<br />

= ⋅ e . (3.5)<br />

π Dt<br />

Für die Oberflächenkonzentration gilt:<br />

S<br />

NS<br />

() t = . (3.6)<br />

π Dt<br />

Die Dotierprofile von Phosphor in <strong>Silizium</strong> sehen anders aus als die Funktionen (3.3) und (3.5). Dies<br />

liegt daran, dass man nicht von einer Diffusionskonstante ausgehen kann. Je nach Konzentration der<br />

Ladungsträger überwiegen zwei Diffusionsmechanismen. Zum einem die Diffusion über die<br />

Zwischengitterplätze und zum anderen die Diffusion über Leerstellen [23].<br />

In hochdotierten Bereichen ist die Diffusion über Leerstellen vorherrschend und das Profil der<br />

Dotierstoffkonzentration entspricht ungefähr dem einer Diffusion aus einer unendlichen Quelle. In<br />

niedrigdotierten Bereichen ist die Diffusion über Zwischengitterplätze vorherrschend und das Profil der<br />

Dotierstoffkonzentration entspricht ungefähr dem der Diffusion aus einer endlichen Quelle. Durch die<br />

unterschiedlichen Diffusionskonstanten bei den unterschiedlichen Dotierungen entsteht das bekannte<br />

Kink and Tail-Profil der Phosphor-Diffusion in <strong>Silizium</strong>. Die mit der ECV-Methode (englisch:<br />

Electrochemical Capacitance Voltage) [16] gemessene Ladungsträgerkonzentration nach der<br />

Phosphor-Diffusion ist in Abbildung 3.1 gezeigt.<br />

10 20 Grunddotierung 1,5 10 19 / cm 3<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

10 19<br />

10 18<br />

10 17<br />

Kink POCl 3<br />

(50Ω/sq)<br />

Grunddotierung<br />

Tail<br />

10 16<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 3.1: ECV-Profil eines 50 Ω/sq. POCl 3 -Emitters. Deutlich ist das für die Phosphordiffusion<br />

typische Kink und Tail-Profil zu erkennen.


30<br />

3.2 Übersicht Diffusionsverfahren<br />

Bei der Industriesolarzelle ist die schon im vorigen Kapitel beschriebene Diffusion aus der Gasphase<br />

in einem offenen Rohrofen am weitesten verbreitet. Es gibt aber Alternativen zur POCl 3 -Emitter-<br />

Diffusion. Bevor im Detail <strong>auf</strong> die Diffusion im Gürtelofen mit <strong>auf</strong>gesprühten Dotierstoffen eingegangen<br />

wird, werden im diesem Kapitel andere Alternativen kurz vorgestellt.<br />

• Bei der Spin-On-Diffusion befindet sich der Wafer zunächst <strong>auf</strong> einem rotierenden Teller. In<br />

der Mitte des Tellers werden ein oder mehrere Tropfen des Dotierstoffs <strong>auf</strong> den Wafer<br />

gegeben. Für die Spin-On-Diffusion werden dieselben Dotierstoffe benutzt wie für die<br />

Sprühdiffusion. Durch die schnelle Rotation verteilt sich der Dotierstoff gleichmäßig über den<br />

Wafer und benetzt diesen. Der Wafer wird im Anschluss getrocknet. Die Diffusion findet in<br />

einem beheizten Rohr oder Gürtelofen statt. Das Spin-On-Verfahren wird vor allem in der<br />

Halbleiterindustrie angewendet. Solarzellen, die mit dem Spin-On-Verfahren hergestellt<br />

wurden, erreichen vergleichbare Leistungen wie <strong>Industriesolarzellen</strong> mit POCl 3 [24]. Ein<br />

Nachteil des Verfahrens ist der hohe Aufwand beim Handling des Wafers und der geringe<br />

Durchsatz.<br />

• Bei der DOSS-Methode (englisch: Dopand Oxide Solid Source) werden Stapel mit dotierten<br />

Source-Wafern und den zu prozessierenden Wafern gebildet [25]. Die Diffusion findet im<br />

Anschluss in einem Rohrofen statt. Die Methode erfordert ein <strong>auf</strong>wändiges Handling.<br />

Außerdem müssen die Source-Wafer erst hergestellt werden. Daher ist das Verfahren zur<br />

industriellen Herstellung von Solarzellen ungeeignet.<br />

• Der Dotierstoff kann auch in Form einer Paste mit einem Siebdrucker <strong>auf</strong>gebracht werden.<br />

Der Abl<strong>auf</strong> des Prozesses ist ähnlich dem des Siebdrucks der Metallkontakte (1.4.5). Im<br />

Anschluss findet die eigentliche Diffusion in einem Gürtelofen statt. Durch eine entsprechende<br />

Geometrie der Siebe ist es möglich, selektive Emitter herzustellen [26] [27].<br />

• In einem PECVD-Reaktor wird durch entsprechende Wahl der Prozessgase (hier unter<br />

anderen Trimethylphosphin) in einem Plasma ein phosphorhaltiger Glasfilm <strong>auf</strong> den Wafern<br />

abgeschieden. Im Anschluss daran findet die Diffusion im Durchl<strong>auf</strong>ofen statt [28].<br />

3.3 Dotierstoffe für die Inline-Diffusion<br />

Für die Versuche zur Inline-Diffusion wurden kommerziell erhältliche Dotierstoffe verwendet. Die<br />

Dotierstoffe befinden sich in einer Dotierstofflösung, die zusammen auch als Dopant oder Spin-On-<br />

Dopant (englisch: SOD) bezeichnet wird. Diese Dopants werden im allgemeinen in der<br />

Halbleiterindustrie zur Chipherstellung verwendet und im Spin-On-Verfahren <strong>auf</strong> die Wafer <strong>auf</strong>tragen.<br />

Die Dotierstofflösung besteht in der Regel aus einem Lösungsmittel und Polymerketten mit dem<br />

Dotierstoff. Für unsere Versuche wurden Spin-On-Dopants der Firmen Filmtronics und Merck<br />

verwendet. Tabelle 3.1 zeigt eine Übersicht über die verwendeten Dotierstofflösungen.


Inline Diffusion 31<br />

Firma Dotierstoff Lösungsmittel Dotierstoff<br />

Filmtronics<br />

P8545SF<br />

P509<br />

Alkoholverbindungen ~95%<br />

(n-Propanol, Isopropanol,<br />

Ethanol)<br />

1-5% Phosphosilicatepolymer<br />

Merck<br />

Siodop<br />

Keine Herstellerangaben<br />

bekannt.<br />

1,92 % Phosphor<br />

Tabelle 3.1: Übersicht über die verwendeten Dotierstoffe und deren Zusammensetzung (soweit<br />

bekannt).<br />

Die Dotierstoffe sind nur begrenzt haltbar (ungefähr 6 Monate) und müssen gekühlt gelagert werden.<br />

Wird die Haltbarkeit überschritten, flockt der Dotierstoff aus dem Lösungsmittel aus und ist nicht mehr<br />

verwendbar.<br />

Alternativ kann auch Phosphorsäure verwendet werden. Um eine homogene Benetzung der<br />

<strong>Silizium</strong>oberfläche mit der Phosphorsäure zu gewährleisten, müssen noch organische Lösungsmittel<br />

zugegeben werden [29].<br />

3.4 Experimente<br />

3.4.1 Aufbringung des Dotierstoffs mit einer Sprühdüse<br />

In den folgenden Versuchen wurde der Dotierstoff mit einer Zweistoffsprühdüse <strong>auf</strong>getragen.<br />

Abbildung 3.2 rechts zeigt eine Skizze der verwendeten Sprühdüse. Der Dotierstoff wird von einem<br />

Vorratsbehälter in die Sprühdüse gedrückt. An der Spitze der Düse zerstäubt die Druckluft bei<br />

geöffneter Nadel den Dotierstoff zu einem feinen Nebel. Die Nadel wird über eine separate Steuerluft<br />

angehoben (= Sprühen) und geschlossen. Die Menge des versprühten Dotierstoffs lässt sich über den<br />

Hub der Nadel einstellen. Die Form und Größe des Sprühbildes hängt von der Düse und ihrer<br />

Entfernung zur Oberfläche ab. Druck- und Steuerluft werden von einem Steuergerät geregelt.<br />

Zunächst wurde eine Düse mit einem ellipsenförmigen Sprühbild (Durchmesser ~13 cm) gewählt und<br />

die <strong>Silizium</strong>wafer wurden <strong>auf</strong> einer Unterlage von Hand unter der Sprühdüse durchgezogen (siehe<br />

Abbildung 3.2). Ein Problem bei den ellipsenförmigen Sprühdüsen war, dass diese leicht verstopften.<br />

Vor allem wenn kurze Zeit (~1 min) nicht gesprüht wurde, bildeten sich aus dem Dotierstoff Polymere,<br />

welche die Düse verstopften. Dies führte zu einer weiteren Verschlechterung des Sprühbildes. Die<br />

Dicke des Sprühfilms variierte innerhalb der Ellipse und der Dotierstoff wurde <strong>auf</strong> einer Seite des<br />

Wafers stärker <strong>auf</strong>gesprüht.


32<br />

Abbildung 3.2: Für die Versuche wurde eine Sprühdüse verwendet. Links der Versuchs<strong>auf</strong>bau,<br />

rechts die Skizze des Sprühsystems [30]<br />

Um Aussagen über die Homogenität des gesprühten Filmes zu machen, wurde nach der Diffusion der<br />

Schichtwiderstand des Emitters bei einigen Wafern örtlich <strong>auf</strong>gelöst gemessen. Die Messungen mit<br />

der SPV-Technik (englisch: Surface Photo Voltage) wurden bei der Firma Semilab (Abbildung 3.2) in<br />

Ungarn und am IFE in Norwegen (Abbildung 3.5 und Abbildung 3.17) durchgeführt. Bei der SPV-<br />

Messung ist zu beachten, dass in den Randbereichen Abweichungen <strong>auf</strong>treten, da dort nicht mehr<br />

näherungsweise von einer unendlichen Fläche ausgegangen werden kann. Die Inhomogenität des<br />

<strong>auf</strong>gesprühten Dotierstoffs zeigt sich auch im Schichtwiderstand des Emitters. Abbildung 3.4 zeigt den<br />

orts<strong>auf</strong>gelösten Schichtwiderstand eines so hergestellten Emitters. Deutlich ist die stärker dotierte<br />

rechte Seite (gelb/rot) zu erkennen.<br />

Schichtwiderstand [Ω/Sq.]<br />

32<br />

28<br />

24<br />

20<br />

Abbildung 3.3: Orts<strong>auf</strong>gelöste Messung des Schichtwiderstands des Emitters <strong>auf</strong> einem 10x10 cm²<br />

Wafer, besprüht mit Filmtronics P509 nach einer Diffusion von 10 Minuten bei 920°C.


Inline Diffusion 33<br />

Für die weitere Automatisierung wurde das Sprühsystem in eine Rollentransportanlage eingebaut.<br />

Jetzt wurde ein Sprühkopf gewählt, der ein rundes, kleineres Sprühbild (Durchmesser ~4 cm) hat.<br />

Hierbei lässt sich der Dotierstoff wesentlich homogener <strong>auf</strong>tragen als mit der ellipsenförmigen Sprühdüse.<br />

Dies ermöglichte eine Optimierung der Diffusionsparameter. Da die besprühte Fläche nun<br />

kleiner ist, muss der Sprühkopf während des Sprühvorgangs über den Wafer geführt werden. Die<br />

Wafer werden <strong>auf</strong> Rollen durch die Sprühanlage transportiert, der Sprühkopf wird senkrecht zur<br />

Transportrichtung <strong>auf</strong> einer linearen Verschiebeeinheit oberhalb des Wafers bewegt. Die Verschiebeeinheit<br />

wird dabei von einem Computer angesteuert. Der Computer kann für verschiedene Wafergrößen<br />

programmiert werden und steuert gleichzeitig die Kontrolleinheit für die Sprühdüse. Die Anlage<br />

ist in Abbildung 3.4 gezeigt. Unten im Bild sind die Rollen zu erkennen, <strong>auf</strong> denen der Wafer<br />

transportiert wird, rechts der Verschiebetisch mit dem Sprühkopf und links davon das Ansteuergerät<br />

für die Sprüh- und Steuerluft. Die Luft in der Anlage wird abgesaugt, damit keine Dämpfe entweichen<br />

können.<br />

Abbildung 3.4: Die Aufnahme zeigt die Aufsprühanlage mit dem schwarzen Ansteuergerät für die<br />

Druckluft, der linearen Verschiebeeinheit mit dem Sprühkopf und dem Rollentransport für die Wafer.<br />

Abbildung 3.5 zeigt den orts<strong>auf</strong>gelösten Schichtwiderstand eines so hergestellten Emitters. Im Bild<br />

sind noch die Bahnen des Sprühkopfs zu erkennen, der sich von oben nach unten und zurück bewegt.<br />

Bei der letzten Bahn wurde der Sprühnebel etwas zu früh abgestellt, der Emitter ist an diesen Stellen<br />

deshalb schwächer dotiert (gelb/rot). Am oberen und unteren Rand des Wafers, wo der Sprühkopf<br />

seine Richtung ändert, ist etwas mehr Dotierstoff <strong>auf</strong> dem Wafer, was man an der stärkeren Dotierung<br />

sieht (blau).


34<br />

Schichtwiderstand [Ω/Sq.]<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

Abbildung 3.5: Orts<strong>auf</strong>gelöste Messung des Schichtwiderstands des Emitters <strong>auf</strong> einem 10x10 cm²<br />

Wafer, besprüht mit Filmtronics P509 nach einer Diffusion von 10 Minuten bei 870°C.<br />

Nach dem Aufsprühen des Dotierstoffs wurden die Wafer in einem Durchl<strong>auf</strong>ofen bei 200°C<br />

getrocknet, hierbei verdunstet das Lösungsmittel.<br />

3.4.1.1 Schichtdickenbestimmung<br />

Die Dicke des <strong>auf</strong>gesprühten Phosphorglasfilms hängt zum einem von der verwendeten Dotierstofflösung<br />

und zum anderen von den Sprühparametern (Hub, Sprühzeit, Sprühdruck) ab. Eine Skizze der<br />

Sprühdüse findet sich in Abbildung 3.2. Der Hub beträgt bei den Experimenten zwischen 0,5 und 1<br />

mm, der Sprühdruck 1,5 bar. Die Sprühdauer ist durch die Geschwindigkeit der Rollen, die den Wafer<br />

transportieren, und der Geschwindigkeit, mit der der Sprüharm über den Wafer fährt, gegeben.<br />

Nach dem Sprühen ist eine deutliche Verfärbung des <strong>Silizium</strong>s zu erkennen. Die Wafer hatten nun<br />

einen graublauen Schimmer. Die Messung der Schichtdicke gestaltete sich als schwierig, da der<br />

Brechungsindex des <strong>auf</strong>gesprühten Glases nicht genau bekannt ist. Zur Bestimmung der Schichtdicke<br />

wurden polierte FZ-Wafer mit verschiedenen Dotierstoffen besprüht. Die Reflexion der Proben wurde<br />

in Abhängigkeit der Wellenlänge im Bereich zwischen 300 nm und 1200 nm gemessen (mit Varian<br />

Cary 5 UV-Vis-NIR Spectrophotometer). Die Reflexionsmessungen sind in Abbildung 3.6 gezeigt.


Inline Diffusion 35<br />

70<br />

Reflexion [%]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Dopant<br />

P506<br />

P509<br />

Siodop<br />

FZ ohne<br />

20<br />

10<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 3.6: Reflexionsmessungen mit dem Spektralphotometer Cary an besprühten FZ-Wafern.<br />

Aus der Reflexionsmessung kann die Schichtdicke abgeschätzt werden. Laut Hersteller lassen sich<br />

Schichtdicken zwischen 0.04 μm und 1 μm im Spin-On-Verfahren herstellen. Der Brechungsindex<br />

wird mit 1.38-1.48 angegeben [31]. Unter der Annahme, dass sich der Brechungsindex des<br />

<strong>auf</strong>gesprühten Glases zwischen zwei benachbarten Minima und Maxima nicht ändert und n=1.48<br />

beträgt, lässt sich die Dicke der <strong>auf</strong>gesprühten Schicht berechnen.<br />

Zwischen zwei benachbarten Maxima und Minima gilt [32]:<br />

n d<br />

min max<br />

⋅ = . (3.7)<br />

⋅ −<br />

4<br />

λ<br />

( λ λ )<br />

min<br />

⋅λ<br />

Die mit Gleichung (3.7) und den Reflexionsmessungen aus Abbildung 3.6 berechneten Schichtdicken<br />

sind in Tabelle 3.2 zusammengefasst.<br />

max<br />

Dotierstoff<br />

Filmtronics P506<br />

Filmtronics P509<br />

Merck Siodop<br />

abgeschätzte Schichtdicke<br />

1,3 μm<br />

1,8 μm<br />

1,2 μm<br />

Tabelle 3.2: Abgeschätzte Schichtdicken der gesprühten Filme.<br />

Die Sprühparameter (Hub, Sprühzeit, Sprühdruck, s.o.) wurden beim Aufsprühen der Dotierstoffe nicht<br />

verändert. Durch eine Variation der Sprühparameter lässt sich die Dicke des <strong>auf</strong>gesprühten Films für<br />

die einzelnen Dotierstoffe verändern und optimieren.


36<br />

3.4.2 Diffusionsprozess<br />

Nach dem Aufsprühen des Dotierstoffs und dem Trocknen findet die Diffusion der Wafer statt. Dies<br />

geschieht in einem Durchl<strong>auf</strong>ofen, dem Sinterofen RTC LA 310. Die Wafer werden für die Diffusion <strong>auf</strong><br />

einen Gürtel gelegt und durchl<strong>auf</strong>en nach einer kurzen Eingangszone eine ungefähr 76 cm lange,<br />

isolierte Heizkammer. Sowohl oben als auch unten in der Kammer befinden sich Infrarotlampen,<br />

welche diese <strong>auf</strong> bis zu 990°C <strong>auf</strong>heizen können. Im Anschluss folgt eine Abkühlzone, so dass die<br />

Wafer den Ofen in etwa mit Raumtemperatur verlassen. Die Diffusionen fanden bei Temperaturen<br />

zwischen 870°C und 970°C statt. Die Diffusionszeit ist dabei proportional zur Gürtelgeschwindigkeit.<br />

Bei der langsamsten Geschwindigkeit von 7,6 cm pro Minute des Gürtels lässt sich eine Diffusionszeit<br />

von 10 Minuten realisieren. Längere Diffusionszeiten waren mit dem vorhandenen Sinterofen leider<br />

nicht möglich. Der Schichtwiderstand des Emitters lässt sich im Gürtelofen sowohl durch die<br />

Diffusionszeit als auch durch die Diffusionstemperatur verändern.<br />

Zunächst wurde der Sinterofen profiliert. Dazu wurden mehrere Cz-<strong>Silizium</strong>wafer (5x5 cm²) mit<br />

Dotierstoff besprüht. Die Diffusion im Gürtelofen fand im Anschluss mit verschiedenen Parametern<br />

(Diffusionszeit und –temperatur) statt. Nach der Diffusion wurde der Schichtwiderstand durch Vierpunktmessungen<br />

an neun verschiedenen Stellen <strong>auf</strong> einem Wafer bestimmt. In Abbildung 3.7 sind<br />

Schichtwiderstände für verschiedene Diffusionszeiten bei gleicher Diffusionstemperatur <strong>auf</strong>getragen.<br />

120<br />

Schichtwiderstand [Ω/Sq.]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Dotierstoff P854 SF<br />

T Diff<br />

= 960°C<br />

20<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Diffusionszeit [min]<br />

Abbildung 3.7: Schichtwiderstand in Abhängigkeit von der Diffusionszeit.<br />

In Abbildung 3.8 sind die Schichtwiderstände für verschiedene Temperaturen gezeigt. Für<br />

verschiedene Diffusionstemperaturen erhält man bei gleicher Diffusionszeit unterschiedliche<br />

Schichtwiderstände des Emitters. Damit lässt sich über die Diffusionstemperatur der Schichtwiderstand<br />

des Emitters einfach einstellen.


Inline Diffusion 37<br />

Schichtwiderstand [Ω/Sq.]<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

Dotierstoff P 509<br />

t Diff<br />

=10 min.<br />

20<br />

870 880 890 900 910<br />

Diffusionstmperatur [°C]<br />

Abbildung 3.8: Schichtwiderstand in Abhängigkeit von der Diffusionstemperatur.<br />

Von den Emittern bei den Diffusionen mit 870°C, 890°C und 910°C wurden die Dotierprofile mit der<br />

ECV-Methode gemessen. Zum Vergleich ist das Referenzdotierprofil eines POCl 3 -Emitters in dem<br />

Schaubild in Abbildung 3.9 <strong>auf</strong>getragen.<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

POCl 3<br />

-Profil<br />

50 Ω/sq<br />

Inline P Profil<br />

10 20 25 Ω/sq<br />

33 Ω/sq<br />

47 Ω/sq<br />

10 19<br />

10 18<br />

10 17<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 3.9: ECV-Messung des Dotierprofils der verschiedenen Emitter.


38<br />

Bei der Diffusion fällt <strong>auf</strong>, dass der erste Wafer einer Reihe immer einen höheren Schichtwiderstand<br />

hat, bzw. schwächer dotiert ist als die folgenden Wafer, unabhängig von der<br />

Diffusionstemperatur bzw. Diffusionszeit. Dies legt die Vermutung nahe, dass während der Diffusion<br />

im Gürtelofen ein Teil des Dotierstoffes in die Umgebung entweicht. Deshalb werden den zu<br />

prozessierenden Wafern in der Regel bei der Diffusion auch ein oder zwei besprühte Dummies<br />

vorweggeschickt. Für die folgenden Wafer, die den Gürtelofen durchl<strong>auf</strong>en, enthält die Atmosphäre im<br />

Ofen schon den ausdiffundierten Dotierstoff der vorherigen Wafer. Zwischen Aus- und Eindiffusion aus<br />

der Ofenatmosphäre muss sich also ein Gleichgewicht einstellen.<br />

3.4.3 Entfernung der Rückstände des Dotierstoffes<br />

Nach der Diffusion müssen die Rückstände des Precursors von der Waferoberfläche entfernt werden.<br />

Bei der POCl 3 -Diffusion wird das Phosphorglas mit Flusssäure (2%) abgeätzt. Bei der Inline-Diffusion<br />

stellte sich dies als <strong>auf</strong>wändiger dar, da nach dem Eintauchen in Flusssäure (HF) eine hydrophile<br />

Schicht <strong>auf</strong> der Waferoberfläche verbleibt. Dies kann sich negativ <strong>auf</strong> den weiteren Solarzellenprozess<br />

auswirken, beispielsweise durch eine inhomogene SiN x :H-Abscheidung (Blistering). Der Dotierstoff<br />

lässt sich aber nass-chemisch oder thermisch entfernen.<br />

3.4.3.1 Nass-chemisches Verfahren zur Entfernung des Phosphorglases<br />

Erste Versuche, den Dotierstoff abzuätzen, wurden mit NaOH durchgeführt. Die Ätzrate des NaOH<br />

lässt sich allerdings nur schwer kontrollieren. Wird zuviel <strong>Silizium</strong> abgeätzt, verändert dies das Profil<br />

des Emitters oder er wird sogar komplett abgeätzt. Solarzellen, bei denen dieses Verfahren benutzt<br />

wurde, hatten im allgemeinen zu niedrige Parallelwiderstände, die <strong>auf</strong> Kurzschlüsse im Emitter<br />

zurückzuführen waren.<br />

Gesucht wird also ein Ätzverfahren, welches sich selbst reguliert. In Frage kommt hier insbesondere<br />

eine Oxidation. Bei der Oxidation diffundiert der Sauerstoff in das <strong>Silizium</strong>. An der Oberfläche bildet<br />

sich dabei eine <strong>Silizium</strong>dioxidschicht. Diese Reaktion läuft umso langsamer ab, je dicker die SiO 2 -<br />

Schicht wird.<br />

Zum Entfernen der Dotierstoffreste wurde die Oberfläche des Wafers mittels Wasserstoffperoxid und<br />

Schwefelsäure <strong>auf</strong>oxidiert. Die oxidierte Schicht ließ sich dar<strong>auf</strong>hin mit HF entfernen. Dieses<br />

Verfahren hat den Vorteil, dass es sich wesentlich besser kontrollieren lässt als die Abätzung mit<br />

NaOH, da nur die oberste Schicht des Wafers oxidiert wird. Der gesamte modifizierte Prozess ist in<br />

Abbildung 3.10 dargestellt.


Inline Diffusion 39<br />

Dotierstoff <strong>auf</strong>bringen<br />

Wafer trocknen<br />

Diffusion<br />

HF 2%, ~2 Minuten<br />

H 2 O 2 + H 2 SO 4 (1:4), 80°C,<br />

~5 Minuten<br />

HF 2%, ~2 Minuten<br />

Zweistoffsprühdüse<br />

~200°C<br />

Gürtelofen, 870°C- 920°C,<br />

~10 Minuten<br />

Phosphorglas entfernen<br />

Oxidation der <strong>Silizium</strong>oberfläche<br />

mit Dotierstoffresten<br />

Oxidierte <strong>Silizium</strong>schicht entfernen<br />

Abbildung 3.10: Diffusionsprozess: Solarzelle mit Spray-On-Emitter.<br />

3.4.3.2 Thermische Verfahren zur Entfernung des Phosphorglases<br />

Eine thermische Oxidation der Oberfläche im Oxidationsrohr erschien zu <strong>auf</strong>wändig und würde die<br />

Vorteile des Verfahrens gegenüber der POCl 3 -Diffusion <strong>auf</strong>heben.<br />

Als Alternative zum nass-chemischen Prozess aus Kapitel 3.4.3.1 wurden die Wafer daher nach der<br />

beidseitigen Diffusion und dem Abätzen des Phosphorglases mittels HF, thermisch für ~5 min bei<br />

800°C an Umgebungsluft im Durchl<strong>auf</strong>ofen oxidiert. Danach war noch ein zweiter HF-Schritt<br />

notwendig, um die <strong>Silizium</strong>-Phosphor-Oxid-Schicht vom Wafer zu entfernen. Die Wafer waren danach<br />

hydrophob. Der abgeänderte Prozess ist in Abbildung 3.11 dargestellt.<br />

Dotierstoff <strong>auf</strong>bringen<br />

Wafer trocknen<br />

Diffusion<br />

HF 2%, ~2 Minuten<br />

Thermische Oxidation<br />

Gürtelofen<br />

HF 2%, ~2 Minuten<br />

Zweistoffsprühdüse<br />

~200°C<br />

Gürtelofen, 870°C- 920°C,<br />

~ 10 Minuten<br />

Phosphorglas entfernen<br />

~ 5 Minuten, 800°C<br />

Oxidation der <strong>Silizium</strong>oberfläche<br />

mit Dotierstoffresten<br />

Oxidierte <strong>Silizium</strong>schicht entfernen<br />

Abbildung 3.11: Modifizierte Prozessabfolge mit thermischer Oxidation der Phosphor-<br />

<strong>Silizium</strong>schicht


40<br />

Beide hier vorgestellte Verfahren, den Dotierstoff zu entfernen, sind sehr <strong>auf</strong>wändig. Beim nasschemischen<br />

Prozess müssen zusätzliche Ätzschritte durchgeführt werden. Dadurch wird die Menge<br />

der chemischen Abfälle vergrößert. Beim thermischen Prozess sind zwei HF-Ätzschritte notwendig.<br />

Die Wafer müssen sowohl nach der Diffusion als auch nach der Oxidation abgekühlt werden. Dies<br />

sind zwei zusätzliche Prozessschritte, die Energie und Zeit kosten.<br />

Bei der POCl 3 -Diffusion treten solche Probleme beim Abätzen des Phosphorglases in der Regel nicht<br />

<strong>auf</strong>. Bei der POCl 3 -Diffusion wird der Dotierstoff während der Diffusion aus der Gasphase ständig<br />

„nachgeliefert“, bei der Spray-On-Diffusion wird der Dotierstoff vor der Diffusion <strong>auf</strong>getragen.<br />

Vergleicht man die Durchl<strong>auf</strong>diffusion mit der POCl 3 -Diffusion im Diffusionsrohr weiter, so fällt <strong>auf</strong>,<br />

dass bei der POCl 3 -Diffusion direkt nach der Diffusion Sauerstoff zugeführt wird. Die Wafer werden<br />

also noch im Diffusionsrohr oxidiert. Dieser Schritt wird empfohlen, um die Homogenität der Diffusion<br />

zu verbessern und die Phosphorkonzentration in der Phosphorglasschicht zu reduzieren.<br />

Bei der Durchl<strong>auf</strong>diffusion findet ein solcher Schritt nicht statt. Da die folgende Oxidation ebenfalls im<br />

Gürtelofen unter einer Standardatmosphäre stattfindet, musste der Sprühfilm vorher mit HF entfernt<br />

werden. Würde die Oxidation bei einem höheren Sauerstoffgehalt in der Umgebung stattfinden, wäre<br />

evtuell der im vorherigen Absatz nötige HF-Schritt zum Abätzen des Phosphorglases überflüssig.<br />

In einem kleinen Versuchsofen wurde der POCl 3 -Diffusionprozess mit einem Spin-On-Dopant<br />

simuliert. Dazu wurden kleine Si-Wafer, 2,5 x 5 cm², mit der Dotierstofflösung Siodop besprüht und<br />

getrocknet. Alle Wafer wurden 10 min bei 920° in 80% N 2 und 20% O 2 diffundiert. Bei zwei Gruppen<br />

der Wafer wurde nach dem Diffusionsprozess Sauerstoff zugeführt. Im Anschluss wurden die Wafer in<br />

HF gedippt und geprüft, ob sie hydrophob waren (Tabelle 3.3). Bei genügender Sauerstoffzufuhr ließ<br />

sich das P-Glas in einem einzigen HF-Ätzschritt größtenteils entfernen.<br />

Wafer # T diff Zeit Sauerstoff Zeit hydrophob<br />

1 920 °C 10 min nein ---------------- nein<br />

2 920 °C 10 min 12 l/min 5 min nein<br />

3 920 °C 10 min 16 l/min 5 min z.T. >70%<br />

Tabelle 3.3: Zusammenfassung des Experiments mit Variation des zugeführten Sauerstoffs.


Inline Diffusion 41<br />

3.4.4 Solarzellenergebnisse mit Inline Diffusion im Gürtelofen<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der mit Inline-Diffusion hergestellten Solarzellen diskutiert. Im<br />

L<strong>auf</strong>e der Versuche konnte die Inline-Diffusion optimiert und die Wirkungsgrade der prozessierten<br />

Solarzellen verbessert werden. Die wichtigsten Stationen dieser Lernkurve sind in Abbildung 3.12<br />

dargestellt.<br />

16<br />

Wirkungsgrad [%]<br />

15<br />

14<br />

13<br />

Dotierstoff mit NaOH entfernt<br />

Dotierstoff mit H 2<br />

O 2<br />

entfernt:<br />

mit einseitiger Diffusion<br />

mit beidseitige Diffusion<br />

mit isotexture, beidseitige Diffusion<br />

12<br />

1 2 3 4<br />

Entwicklung Solarzellenprozess<br />

Abbildung 3.12: Lernkurve bei der Inline-Diffusion. Dargestellt sind jeweils die Wirkungsgrade der<br />

besten Solarzelle.<br />

In den ersten Versuchen wurden die Dotierstoffreste nach der Diffusion mit NaOH abgeätzt. Eine<br />

weitere wichtige Verbesserung war die schon diskutierte Reinigung (Absatz 3.4.3) mit H 2 O 2 oder<br />

mittels thermischer Oxidation und Flusssäure. Ein Unterschied in der Leistung der fertigen Solarzellen<br />

konnte zwischen den beiden Methoden nicht festgestellt werden. Im diesem Kapitel wird noch <strong>auf</strong> die<br />

Unterschiede zwischen ein- und beidseitiger Diffusion, sowie <strong>auf</strong> verschiedene Schichtwiderstände<br />

der Emitter und <strong>auf</strong> texturierte Solarzellen eingegangen.<br />

Der verwendete Solarzellenprozess (Abbildung 3.13) entspricht unserem Referenzprozess, lediglich<br />

die POCl 3 -Diffusion wurde durch die Inline-Diffusion ersetzt und das Phosphorglasätzen dafür<br />

modifiziert.<br />

Sägeschaden ätzen<br />

Emitter-Diffusion<br />

PECVD SiN x<br />

ARC<br />

POCl 3<br />

Referenz<br />

Inline-Diffusion<br />

Kantenisolation<br />

Siebdruck Frontseite (Ag)<br />

Siebdruck Rückseite (Al)<br />

Kontaktsintern<br />

Abbildung 3.13: Solarzellenprozess, variiert wurde jeweils die Emitter-Diffusion.


42<br />

3.4.4.1 Solarzellenergebnisse mit ein- und beidseitiger Diffusion<br />

Die Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> NaOH-geätzten mc <strong>Silizium</strong>-Wafern (100x100 mm²) sind in Tabelle 3.4<br />

zusammengefasst. Eine Referenzgruppe wurde mit herkömmlicher POCl 3 -Diffusion prozessiert. Bei<br />

der Inline-Diffusion wurde der Dopant P845 von der Firma Filmtronics <strong>auf</strong> die Wafer gesprüht. Nach<br />

der Diffusion wurden die Wafer mit nass-chemischer Oxidation gereinigt: Es wurden zwei Gruppen<br />

prozessiert, bei einer wurde der Dopant nur <strong>auf</strong> die Emitterseite <strong>auf</strong>gebracht, bei der anderen <strong>auf</strong><br />

beide Waferseiten. Der Schichtwiderstand des Emitters betrug ~40 Ω/Sq.<br />

Schicht<br />

[Ω/Sq.]<br />

FF<br />

[%]<br />

I sc<br />

[mA/cm²]<br />

V oc<br />

[mV]<br />

η<br />

[%]<br />

POCl 3 Mittel (5) 50 78,0 ± 0,7 32,0 ± 0,1 622 ± 2 15,5 ± 0,2<br />

Inline-Diffusion<br />

Beste Solarzelle<br />

beidseitig<br />

Inline-Diffusion<br />

Mittel (3), beidseitig<br />

Inline-Diffusion<br />

Mittel (3), einseitig<br />

41 78,0 31,3 622 15,2<br />

40 76,5 ± 1,5 31,5 ± 0,1 619 ± 3 14,9 ± 0,3<br />

40 76,4 ± 2 30,3 ± 1 611 ± 5 14,1 ± 0,9<br />

Tabelle 3.4: Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> 10 x10 cm 2 großen Wafern mit Dotierstoff P845.<br />

Die beste Solarzelle, die mit der Inline-Diffusion produziert wurde, liegt im selben Leistungsbereich wie<br />

die Referenzzellen. Der Emitter der Inline-Diffusion ist mit 40 Ω/Sq stärker dotiert als der Emitter der<br />

Referenz. Dadurch ist der Kurzschlussstrom bei diesen Zellen reduziert. Vergleicht man die<br />

Mittelwerte, so sind auch die Füllfaktoren und die offene Klemmspannung reduziert. Dies lässt sich<br />

durch Inhomogenitäten im Emitter erklären, die durch eine Optimierung des Sprühprozesses verhindert<br />

werden können. Auch bleibt zu erwähnen, dass die Inline-Diffusion im Gegensatz zur POCl 3<br />

Diffusion nicht in einer Reinraumumgebung stattfand.<br />

Ein markanter Unterschied besteht zwischen den beiden Gruppen mit ein- und beidseitiger Diffusion.<br />

Sowohl die offene Klemmspannung als auch der Kurzschlussstrom sind bei einseitiger Diffusion<br />

deutlich reduziert, was zu einem geringeren Wirkungsgrad führt (Tabelle 3.4, Zeile 3 und 4). Dies legt<br />

nahe, dass bei beidseitiger Diffusion ein verbessertes Phosphorgettern stattfindet. Vergleicht man die<br />

interne Quantenausbeute (IQE in Abbildung 3.14) von Zellen mit ein- und beidseitiger Diffusion fällt<br />

sowohl die bessere Empfindlichkeit im kurz- als auch im langwelligen Bereich <strong>auf</strong>. Aus dem Gewinn im<br />

langwelligen Bereich lässt sich <strong>auf</strong> eine Verbesserung im Bulk schließen. Die aus der IQE mittels<br />

Basorefit (siehe dazu 4.2.1) berechnete effektive Diffusionslänge beträgt L eff =590 µm bei beidseitiger<br />

Diffusion und L eff = 460 µm bei einseitiger Diffusion. Dies entspricht einer Verbesserung der effektiven<br />

Diffusionslänge um etwa 120 µm. Bei der beidseitigen Phosphordiffusion können die<br />

Verunreinigungen während der Diffusion sowohl zur Vorderseite, als auch zur Rückseite diffundieren.<br />

Dadurch halbiert sich die benötigte Diffusionsstrecke für die Verunreinigungen im Festkörper.<br />

Insgesamt lagern sich weniger Verunreinigungen an der Vorderseite ab, was die bessere


Inline Diffusion 43<br />

Empfindlichkeit im kurzwelligen Bereich erklärt. Verunreinigungen <strong>auf</strong> der Rückseite werden beim<br />

Kontaktsintern im Aluminium gelöst und haben dort keinen störenden Einfluss. Zusätzlich wird die<br />

Rückseite des Wafers im Gürtelofen während der Diffusion durch die Phosphorglasschicht vor<br />

Verunreinigungen im Gürtelofen geschützt. Derselbe Effekt konnte auch bei Solarzellen mit Spin-On-<br />

Dopants [33] und [17] und für Solarzellen mit POCl 3 -Diffusion [34] beobachtet werden. Tool [17] konnte<br />

außerdem zeigen, dass der Gettereffekt größer ist bei Wafern mit mehr Verunreinigungen und nur<br />

gering bei Wafern mit guter Bulkqualität. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sinnvoll ist, die<br />

Wafer beidseitig zu besprühen und zu diffundieren.<br />

1,0<br />

Interne Quantenausbeute IQE<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

beidseitige Diffusion<br />

L eff<br />

=590 μm<br />

einseitige Diffusion<br />

L eff<br />

=460 μm<br />

0,0<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 3.14: Interne Quantenausbeute für Wafer mit einseitiger bzw. beidseitiger Diffusion.<br />

3.4.4.2 Solarzellenergebnisse mit verschiedenen Emitterdotierungen<br />

Im folgenden Abschnitt werden Solarzellen mit unterschiedlichen Emitterprofilen verglichen. Bei fünf<br />

unterschiedlichen Diffusionstemperaturen wurden fünf verschiedene Emitterprofile für Gruppen von je<br />

fünf Wafern realisiert (siehe auch Abbildung 3.8 und Abbildung 3.9). Für die Experimente wurden<br />

wieder NaOH geätzte 100x100 mm² mc-Si Wafer benutzt. Abbildung 3.15 zeigt den Füllfaktor und die<br />

Kurzschlussstromdichte für die verschiedenen Gruppen. Die Kurzschlussstromdichte steigt bei<br />

schwächer dotiertem Emitter an, da nun weniger Rekombination im Emitter stattfindet. Die Kurzschlussstromdichte<br />

hängt dabei fast linear vom Schichtwiderstand ab. Der Kurzschlussstrom lässt sich<br />

um bis zu 2 mA/cm² steigern, wenn der Schichtwiderstand im Emitter von 25 Ω/Sq. <strong>auf</strong> 50 Ω/Sq.<br />

erhöht wird. Der schwächer dotierte Emitter lässt sich allerdings auch schlechter kontaktieren,<br />

weshalb der Füllfaktor um ca. 2% absolut abnimmt.


44<br />

78<br />

33<br />

32<br />

77<br />

FF [%]<br />

76<br />

FF [%]<br />

J SC<br />

[mA/cm 2 ]<br />

31<br />

30<br />

J SC<br />

[mA/cm²]<br />

75<br />

29<br />

25 30 35 40 45 50<br />

R sheet<br />

[Ω/Sq.]<br />

Abbildung 3.15 Kurzschlussstromdichte und Füllfaktor in Abhängigkeit vom Schichtwiderstand <strong>auf</strong><br />

100x100 mm² Solarzellen.<br />

Simulationen mit PC1D [18] zeigten eine Steigerung des Wirkungsgrades für Solarzellen mit schwach<br />

dotierten Emittern. In der Praxis ist diese Steigerung jedoch limitiert durch den Kontakt zum Emitter.<br />

Während in der Simulation der Wirkungsgrad weiter steigt, wurde in den Versuchen mit den<br />

Sprühemittern der beste Wirkungsgrad bei Emittern um 40 Ω/Sq. erreicht (Abbildung 3.16). Bei<br />

Solarzellen mit POCl 3 -Diffusion ist bekannt, dass Emitter mit Schichtwiderständen bis zu 60 Ω/Sq im<br />

Siebdruckverfahren mit hohen Füllfaktoren kontaktiert werden können. Ein Grund, weshalb sich bei<br />

der Sprühdiffusion schon bei 40 Ω/Sq die Füllfaktoren <strong>auf</strong> unter 77% verschlechtern, ist das flache<br />

Emitterprofil im Vergleich zum Profil der POCl 3 -Diffusion (siehe Abbildung 3.9). Eine Anpassung des<br />

Emitterprofils war mit dem vorhandenen Diffusionsofen nicht möglich, so war zum Beispiel die<br />

maximale Diffusionszeit <strong>auf</strong> 10 Minuten beschränkt.<br />

15,2<br />

15,0<br />

η [%]<br />

14,8<br />

14,6<br />

14,4<br />

Sprühdiffusion<br />

PC1D Simulation<br />

25 30 35 40 45 50<br />

R sheet<br />

[Ω/Sq.]<br />

Abbildung 3.16 Wirkungsgrad in Abhängigkeit vom Schichtwiderstand, in der Simulation und im<br />

Experiment.


Inline Diffusion 45<br />

Die Mittelwerte der Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> 100x100 mm² Wafern sind in Tabelle 3.5 zusammengefasst.<br />

Die Gruppe mit dem besten Wirkungsgrad hat einen durchschnittlichen Schichtwiderstand<br />

von 40 Ω/Sq. In dieser Gruppe wird ein durchschnittlicher Wirkungsgrad von 15,1% erzielt.<br />

T Diffusion<br />

[°C]<br />

R sheet<br />

[Ω/Sq.]<br />

FF<br />

[%]<br />

J SC<br />

[mA/cm²]<br />

V OC<br />

[mV]<br />

η<br />

[%]<br />

910 24 77,7 ± 0,4 29,9 ± 0,1 619 ± 1 14,4 ± 0,1<br />

900 30 77,2 ± 0,3 30,6 ± 0,4 620 ± 1 14,6 ± 0,3<br />

890 34 77,1 ± 0,2 31,1 ± 0,3 620 ± 1 14,9 ± 0,2<br />

880 40 76,7 ± 0,7 31,7 ± 0,2 621 ± 1 15,1 ± 0,1<br />

870 47 75,6 ± 0,5 32,2 ± 0,3 619 ± 2 15,0 ± 0<br />

Tabelle 3.5: Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> 100x 100 mm² mc-Si Wafern, nicht texturiert, Mittelwerte<br />

aus 3 bis 5 Wafern je Gruppe<br />

3.4.4.3 Sauer isotrop texturierte Solarzellen<br />

Die bisher besprochenen Experimente zur Inline-Diffusion wurden <strong>auf</strong> NaOH-geätzten Wafer durchgeführt.<br />

Allerdings werden heute vermehrt multikristalline, texturierte Solarzellen hergestellt. Im<br />

Folgenden wird die Inline-Diffusion <strong>auf</strong> sauer isotrop texturierten <strong>Silizium</strong>wafern beschrieben.<br />

Insgesamt wurden 30 isotexturierte Wafer der Größe 100x100mm² prozessiert. Der Schichtwiderstand<br />

des Emitters schwankte zwischen 40 Ω/Sq und 70 Ω/Sq <strong>auf</strong> den verschiedenen Wafern. Auch <strong>auf</strong> den<br />

einzelnen Wafern war der Dotierstoff nicht homogen verteilt. Dies ist deutlich in der Messung des orts<strong>auf</strong>gelösten<br />

Schichtwiderstands in Abbildung 3.17 zu sehen. Der <strong>auf</strong>gesprühte Dotierstoff besteht<br />

direkt nach dem Sprühen aus kleinen Tröpfchen, die sofort <strong>auf</strong> einer glatten Oberfläche verl<strong>auf</strong>en. Auf<br />

der rauhen strukturierten Oberfläche der texturierten Wafer kann sich der Dotierstoff nicht so gut<br />

verteilen, was die Inhomogenitäten im Emitter erklärt.


46<br />

Schichtwiderstand [Ω/Sq.]<br />

58<br />

54<br />

50<br />

46<br />

42<br />

38<br />

Abbildung 3.17: Orts<strong>auf</strong>gelöste Messung des Schichtwiderstands des Emitters <strong>auf</strong> einem isotrop<br />

texturierten 10x10 cm² Wafer, besprüht mit Filmtronics P509 nach einer Diffusion von 10 Minuten bei<br />

870°C.<br />

Bei dem Experiment konnte nicht bei allen Wafern die Reste des Dotierstoffs vollständig von der<br />

Waferoberfläche entfernt werden. Bei der PECVD SiN x -Abscheidung war daher bei einigen Zellen<br />

Blistering zu beobachten. Die unterschiedliche Homogenität der Emitter führte zu einer großen<br />

Streuung der Leistung der prozessierten Solarzellen. Im Mittel über alle 29 fertig prozessierten Wafer<br />

ergab sich ein Wirkungsgrad von 14,5% (± 0,6). Die hohe Standardabweichung der Werte liegt vor<br />

allem an der großen Streuung der Füllfaktoren, die sich durch den inhomogenen Emitter erklären<br />

lässt. Im Mittel waren also die texturierten Solarzellen schlechter, verglichen mit den Solarzellen ohne<br />

Textur (siehe vorheriger Abschnitt). Das Mittel für die 10 besten Zellen liegt bei 15,1% und die beste<br />

Solarzelle erreichte einen Wirkungsgrad von 15,5%. Der mittlere Wirkungsgrad für die besten 10<br />

Zellen ist besser als bei den Zellen ohne Textur und nicht viel schlechter als isotexturierte Solarzellen<br />

mit POCl 3 -Diffusion (siehe Kapitel 2). Weitere Möglichkeiten zur Prozessoptimierung sind ein<br />

optimiertes, dünneres Aufsprühen des Dotierstoffes und/oder eine längere Oxidation nach der<br />

Diffusion.<br />

R sheet<br />

[Ω/Sq.]<br />

FF<br />

[%]<br />

J SC<br />

[mA/cm²]<br />

V OC<br />

[mV]<br />

Beste Zelle 56 76,3 33,0 616 15,5<br />

Mittel<br />

Top 10<br />

Mittel<br />

Alle Wafer<br />

η<br />

[%]<br />

52 ± 10 74,5 ± 1,3 33,3 ± 0,5 609 ± 5 15,1 ± 0,3<br />

60 ± 8 71,9 ± 2,7 33,5 ± 0,4 603 ±11 14,5 ± 0,6<br />

Tabelle 3.6: Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> 100x100 mm² Wafer, 300 μm dick


Inline Diffusion 47<br />

3.4.4.4 Diffusion <strong>auf</strong> großen Wafern<br />

In den letzten Jahren ist die Wafergröße in der Solarzellenproduktion immer weiter angestiegen und<br />

momentan bei einer Wafergröße von 156x156 mm² angekommen. Erste Solarzellen der Größe<br />

200x200 mm² wurden schon 2004 <strong>auf</strong> der Europäischen Photovoltaikkonferenz (19 th EU PVSEC)<br />

präsentiert. Die Hersteller erhoffen sich durch die größere Zellfläche eine Reduktion der<br />

Produktionskosten. Mit der Zellgröße wächst auch die Größe der Produktionsanlagen. So war es nicht<br />

mehr möglich, in unserem Labor Wafer dieser Größe im Rohrofen zu diffundieren. Die Inline-Diffusion<br />

lässt sich dagegen problemlos für größere Wafer adaptieren. Einzig der Verfahrweg der Düse und die<br />

Transportgeschwindigkeit müssen der neuen Wafergröße angepasst werden. In der Regel können in<br />

einem Durchl<strong>auf</strong>ofen mehrere Wafer nebeneinander prozessiert werden, so dass auch 200 mm breite<br />

Wafer problemlos diffundiert werden können. Zusätzliche Heizungen an der Seite sorgen dafür, dass<br />

die Temperatur über die gesamte Breite möglichst homogen bleibt. Mit der hier vorgestellten Inline-<br />

Diffusion wurden Solarzellen <strong>auf</strong> Wafer bis zu einer Größe von 200 x 200 mm² prozessiert. Dabei<br />

wurde <strong>auf</strong> sauer isotrop texturierten mc-Si Wafern im Mittel ein Wirkungsgrad von 15% erreicht. Die<br />

beste Solarzelle hatte einen Wirkungsgrad von 15,1% (FF = 73 %, J SC = 33.9 mA/cm², V OC = 610 mV)<br />

[35].


Bor BSF Solarzellen 49<br />

4 Bor BSF Solarzellen<br />

Eine sinnvolle Weiterentwicklung des Industrieprozesses für Solarzellen ist ein Konzept ohne eine<br />

ganzflächige Aluminiumkontaktierung. Hauptnachteile der Aluminium-Siebdrucktechnologie sind der<br />

hohe Verbrauch an Aluminiumpaste und die Durchbiegung der Wafer infolge des Sinterprozesses. Sie<br />

stößt damit an die Grenzen ihrer Möglichkeiten beim Verlangen der Industrie nach immer dünneren<br />

und größeren Wafern. Die Durchbiegung der Wafer beim Sinterprozess lässt sich <strong>auf</strong> konventionellem<br />

Weg durch eine Optimierung der Metallpastenkomposition verringern, nicht aber verhindern [36].<br />

Huster [37] konnte zeigen, dass sich die Biegung des Wafers durch Abkühlen <strong>auf</strong> -50°C und<br />

anschließender Erwärmung <strong>auf</strong> Raumtemperatur rückgängig machen lässt. Eine industrielle Umsetzung<br />

dieses Verfahrens ist fraglich und bis heute noch nicht erfolgt. Simulationen mit PC1D [18]<br />

zeigen, dass eine Solarzelle mit Bor-BSF eine ähnliche Ausgangsleistung erbringen kann wie eine<br />

Siebdrucksolarzelle mit Al-BSF und man hat eine besser passivierende Rückseite, was von Vorteil<br />

sein sollte.<br />

Im diesem Kapitel wird ein Solarzellenkonzept für multikristallines <strong>Silizium</strong> ohne ganzflächigen<br />

Rückseitendruck vorgestellt und die damit erreichten Solarzellenergebnisse diskutiert. Der Rückseitenkontakt<br />

wird durch ein offenes, siebgedrucktes Fingergrid realisiert, wodurch das Problem der<br />

Waferdurchbiegung bei dünnen Wafern komplett vermieden wird. Eine Durchbiegung der Wafer beim<br />

Kontaktsintern konnte selbst bei bis zu 150 µm dünnen Wafern nicht beobachtet werden, womit dieses<br />

Konzept auch für dünne Wafer geeignet zu sein scheint. Wesentliche Merkmale dieses Konzeptes<br />

sind das Bor-BSF, welches in den Wafer eindiffundiert wird, die Rückseitenpassivierung durch ein<br />

<strong>Silizium</strong>oxid/<strong>Silizium</strong>nitrid-Schichtsystem und die Rückseitenkontaktierung durch ein siebgedrucktes<br />

Fingergrid. Um einen späteren Transfer des Solarzellenkonzepts in die Industrie zu ermöglichen,<br />

kamen nur industrienahe Prozesse zum Einsatz.<br />

Des Weiteren haben die Solarzellen bifaciale Eigenschaften, d.h. die Zellen können auch Streulicht<br />

<strong>auf</strong> der Rückseite einsammeln. Im zweiten Teil des Kapitels wird an Hand von Simulationen und Messungen<br />

an fertigen Modulen untersucht, welchen Vorteil bifaciale Solarzellenkonzepte unter realen Bedingungen<br />

haben. Eine Übersicht über andere bifaciale Solarzellenkonzepte findet sich im Anhang.<br />

4.1 Solarzellenprozess<br />

Im folgenden Kapitel werden verschiedene Herstellungsprozesse für Bor-BSF Solarzellen beschrieben.<br />

Der Prozess wurde im L<strong>auf</strong>e der Arbeit optimiert und vereinfacht. Im Rahmen der<br />

Übersichtlichkeit wird nur <strong>auf</strong> wesentliche Änderungen im Prozessabl<strong>auf</strong> eingegangen.<br />

Den Hauptunterschied der Solarzelle mit Bor-BSF im Vergleich zu einer derzeit typischen Industriesolarzelle<br />

mit ganzflächigem Aluminiumkontakt und Al-BSF findet man <strong>auf</strong> der Rückseite. Der Aufbau<br />

der Solarzelle mit Bor-BSF und der Industriesolarzelle ist schematisch in Abbildung 4.1 gezeigt. Die


50<br />

Vorderseite der Solarzelle (im Bild oben) ist identisch mit der Vorderseite der Industriereferenzzelle.<br />

Anders die Rückseite (im Bild unten): Anstatt des ganzflächigen Aluminiumkontakts und des Al-BSF<br />

<strong>auf</strong> der Rückseite besitzt die Solarzelle ein Bor-BSF und ein offenes Fingergrid zur Rückseitenkontaktierung.<br />

SiO + SiN<br />

2 x<br />

Ag<br />

AgAl<br />

n+ ARC<br />

p<br />

p+<br />

Abbildung 4.1: Schematische Darstellung des Querschnitts durch eine Bor-BSF Solarzelle (links)<br />

und im Vergleich durch eine Industriesolarzelle (rechts).<br />

Der Herstellungsprozess ist ähnlich dem der Industriesolarzelle. Zusätzliche Prozessschritte sind zur<br />

Herstellung des Bor-BSF und zur Rückseitenpassivierung erforderlich. Es werden sowohl Solarzellen<br />

ohne als auch mit verschiedener Rückseitenpassivierung diskutiert. Diese Prozessschritte finden vor<br />

der Emitterdiffusion statt (siehe hierzu Kapitel 4.1.1). Die Kontakte werden mit Siebdruck <strong>auf</strong>gebracht.<br />

Für die Rückseite wird nur die Geometrie des Siebes geändert und statt einer reinen Aluminiumpaste<br />

wird eine aluminiumhaltige Silberpaste verwendet wie sie sonst für den Druck der Kontaktpads <strong>auf</strong> der<br />

Rückseite verwendet wird. Der vereinfachte Abl<strong>auf</strong> des Solarzellenprozesses ist in Abbildung 4.2<br />

dargestellt. Die von der Industriesolarzelle bekannten Prozessschritte sind dabei blau dargestellt und<br />

in Kapitel 1.4 beschrieben. Neu sind die Bor Diffusion und die zusätzliche Rückseitenpassivierung,<br />

sowie der Austausch von ganzflächigem Druck des Rückkontakts hin zum Fingergrid (gelb). Die neuen<br />

Prozessschritte werden im Folgenden beschrieben. Im nächsten Kapitel werden dann die Solarzellenergebnisse<br />

diskutiert. Hierbei wird im Detail <strong>auf</strong> die Prozessabfolge und welche Schritte benutzt<br />

wurden eingegangen.<br />

Bor-BSF Diffusion Rückseite<br />

Rückseitenpassivierung<br />

Emitter Diffusion Vorderseite<br />

PECVD SiN x ARC FS<br />

Kantenisolation<br />

SiebdruckFrontseite<br />

Siebdruck Rückseite(Grid)<br />

Kontaktsintern<br />

Abbildung 4.2: Vereinfachte Darstellung der Prozesssequenz für die Bor-BSF Solarzelle.


Bor BSF Solarzellen 51<br />

Die Entwicklung und Optimierung des Bor-BSF Solarzellenkonzepts erfolgte in mehreren Stufen.<br />

Obwohl das Konzept von Anfang an <strong>auf</strong> dünne Wafer (< 200 μm) ausgelegt war, wurden zunächst<br />

Wafer mit einer durchschnittlichen Dicke von 350 μm prozessiert. Grund hierfür war die hohe Bruchrate<br />

der dünnen <strong>Silizium</strong>wafer zu Beginn der Arbeit. Zunächst wurden die Versuche <strong>auf</strong> NaOH<br />

geätzten, schwach texturierten <strong>Silizium</strong>wafern durchgeführt. Dies hat den Vorteil dass sich die<br />

Vorderseite nach der rückseitigen Bor-Diffusion nochmals abätzen lässt. Verschiedene Möglichkeiten<br />

der Rückseitenpassivierung wurden untersucht: a) ohne Rückseitenpassivierung, b) mit SiN x und c)<br />

mit SiO x und SiN x . Die verschiedenen Rückseiten der prozessierten Solarzellen sind noch einmal in<br />

Tabelle 4.1 zusammengefasst.<br />

NaOH geätzt<br />

Saure<br />

isotrope<br />

Textur<br />

Al-BSF<br />

Bor-BSF<br />

Bor-BSF<br />

Bor-BSF<br />

Bor-BSF<br />

Referenz<br />

SiN x<br />

SiO x<br />

SiO x<br />

SiN x<br />

SiN x<br />

Tabelle 4.1: Überblick über die verschiedenen Rückseitenstrukturen der prozessierten Solarzellen.<br />

Während der Optimierung des Solarzellenkonzepts und der Anpassung der Rückseitenpassivierung<br />

konnte Schrittweise der Wirkungsgrad erhöht werden. Ziel war dabei vergleichbare bzw. bessere<br />

Ergebnisse als bei Solarzellen mit einem Al-BSF zu erzielen. Dies wurde für die Solarzellen mit einer<br />

SiO x -Rückseitenpassivierung und einer rückseitigen SiN x -Antireflexionsschicht erreicht. Durch die<br />

Möglichkeit der bifacialen Solarzelle, Licht von beiden Seiten einzusammeln, ist unter realen Bedingungen<br />

eine zusätzliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den Solarzellen mit Al-BSF möglich.<br />

16,0<br />

15,6<br />

Waferdicke 300 μm<br />

η [%]<br />

15,2<br />

14,8<br />

14,4<br />

Waferdicke 200-230 μm<br />

nur Bor BSF<br />

NaOH geätzt<br />

BSF+SiO 2<br />

+SiN x<br />

Sauer isotrope Textur<br />

BSF+SiO 2<br />

+SiN x<br />

SoG Material<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Bor-BSF Prozess Nummer<br />

Abbildung 4.3: Steigerung des Wirkungsgrads während der Optimierung des Solarzellenprozesses.


52<br />

Der Hauptteil der Arbeit konzentriert sich <strong>auf</strong> die Prozessierung von <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong>. Des<br />

Weiteren wird ein für monokristalline (Cz Si) Wafer modifizierter Prozess vorgestellt.<br />

Alternativ zur Diffusion aus der Gasphase wurde dasselbe Zellkonzept mit <strong>auf</strong>gesprühten Dotierstoffen<br />

umgesetzt. Dies hat den Vorteil, dass die Phosphor- und Bordiffusion gleichzeitig durchgeführt werden<br />

können. Allerdings ist bei den so hergestellten Solarzellen die Volumenlebensdauer degradiert.<br />

4.1.1 Bor-Diffusion<br />

Die Bor-Diffusion ist eine Gasphasendiffusion. Die Grundlagen der Diffusion wurden in Kapitel 3.1<br />

erörtert. Als Borquelle wird flüssiges Bortribromid (BBr 3 ), als Trägergas Stickstoff verwendet, zusätzlich<br />

wird Sauerstoff zur Oxidation des BBr 3 zugeführt. Die Diffusion findet in einem offenen Rohrofen statt,<br />

der elektrisch beheizt wird (Abbildung 4.4). Die Wafer werden dazu in Quarzboote geladen.<br />

Abbildung 4.4: Schematische Darstellung Gasphasendiffusion [8].<br />

Ähnlich wie bei der POCl 3 Diffusion befindet sich das flüssige BBr 3 in einem temperaturstabilisierten<br />

Bubblergefäß. Mit dem Stickstoff, der zum Teil auch direkt in das Diffusionsrohr geleitet wird, gelangt<br />

das Bortribromid in das Diffusionsrohr und bildet <strong>auf</strong> den Wafern ein Borglas B 2 O 3 gemäß der<br />

Reaktion [38]<br />

4BBr 3 + 3O 2 → 2B 2 O 3 + 6Br 2<br />

Aus diesem diffundieren Boratome ins <strong>Silizium</strong> unter Oxidation des <strong>Silizium</strong>s in der Reaktion<br />

2B 2 O 3 + 3Si → 4B + 3 SiO 2<br />

Die Diffusionsgleichungen und Mechanismen wurden in Kapitel 3.1 diskutiert. Für verschiedene<br />

Diffusionstemperaturen erhält man unterschiedlich tiefe Dotierprofile mit entsprechenden<br />

Schichtwiderständen (Abbildung 4.5).<br />

Die für den Solarzellenprozess verwendete Diffusion für das Bor-BSF fand bei einer Temperatur von<br />

935°C statt. Das daraus resultierende BSF hat einen Schichtwiderstand von 40 Ω/Sq. Nach Entfernen<br />

der oberflächlichen extrem hoch Bor-dotierten Schicht (BRL englisch: boron rich layer, siehe auch<br />

Kapitel 4.1.2) beträgt der Schichtwiderstand noch 60 Ω/Sq. Stärkere Bor-Diffusionen wurden nicht<br />

verwendet um eine thermische Degradation des Materials zu verhindern und die thermische<br />

Belastung möglichst niedrig zu halten. [40] konnte zeigen, dass multikristallines <strong>Silizium</strong> bei


Bor BSF Solarzellen 53<br />

Diffusionstemperaturen höher als 950°C degradieren kann. Die Bor Diffusion mit anschließender<br />

Insitu-Oxidation (siehe nächstes Kapitel) wurde deshalb für ein 60 Ω/Sq. BSF optimiert.<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

10 20<br />

10 19<br />

120 Ω/sq<br />

30 Ω/sq<br />

90 Ω/sq<br />

70 Ω/sq<br />

40 Ω/sq<br />

10 18<br />

Diffusion Temperatur<br />

1050°C<br />

950°C<br />

935°C<br />

900°C<br />

890°C<br />

865°C<br />

15 Ω/sq<br />

0,0 0,3 0,6 0,9 1,2<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 4.5: Dotierprofile der Bor Diffusion bei verschiedenen Diffusionstemperaturen und<br />

konstanter Diffusionszeit <strong>auf</strong>genommen mit ECV [39].<br />

Die Schichtwiderstände wurden bei der Bor Diffusion immer <strong>auf</strong> n-dotierten Wafer gemessen. Hier<br />

bildet die Bor Diffusion einen Emitter und es wird nur der Schichtwiderstand gemessen. Auf p-dotierten<br />

Wafer würde sowohl der Schichtwiderstand im Bor-BSF als auch der Widerstand im ganzen Wafer<br />

gemessen.<br />

Die Diffusionskoeffizienten für verschiedene Materialien in <strong>Silizium</strong> sind von der Temperatur abhängig.<br />

Die Temperaturabhängigkeit der Diffusionskoeffizienten verschiedener Stoffe in <strong>Silizium</strong> ist in<br />

Abbildung 4.6 dargestellt. Für das hier vorgestellte Solarzellenkonzept werden zwei Diffusionen<br />

benötigt: die Phosphordiffusion für den Emitter und die Bor Diffusion für das BSF.<br />

Für die Reihenfolge der Diffusionen im Prozess ist der Diffusionskoeffizient der beiden Elemente<br />

ausschlaggebend. Bei den für die Solarzellenherstellung verwendeten Temperaturen zwischen 850°C<br />

und 950°C ist der Diffusionskoeffizient von Bor in <strong>Silizium</strong> geringer als von Phosphor. Deshalb findet<br />

die Bor Diffusion bei höheren Temperaturen statt als die Phosphor Diffusion. Um ein weiteres<br />

Diffundieren des Phosphoremitters zu verhindern, findet die Bor Diffusion vor der Phosphordiffusion<br />

statt. Ein tiefer, eingetriebener Emitter wäre im Prinzip sogar wünschenswert. Durch die Absenkung<br />

der Oberflächenladungsträgerkonzentration ist es allerdings schwierig, einen solchen Emitter mit<br />

siebgedruckten Kontakten zu kontaktieren.


54<br />

Abbildung 4.6: Temperaturabhängigkeit der Diffusionskoeffizienten in <strong>Silizium</strong> von verschiedenen<br />

Stoffen [5].<br />

Die spätere Phosphordiffusion findet bei niedrigeren Temperaturen statt, bei welchen der Diffusionskoeffizient<br />

von Bor klein ist, so dass sich das Dotierprofil nur unwesentlich verändert. Abbildung 4.7<br />

zeigt zwei Diffusionsprofile der gleichen Bor Diffusion, einmal vor und einmal nach einem zusätzlichen<br />

Diffusionsschritt von 10 Minuten bei 865°C (entspricht der Emitterdiffusion).<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

10 19<br />

10 20 vor Phosphor Diffusion<br />

(85 Ω/sq)<br />

nach Phosphor Diffusion<br />

(80 Ω/sq)<br />

10 18<br />

0,0 0,1 0,2 0,3<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 4.7: Weiterdiffusion des Bor-BSF, nachdem die Dotierquelle entfernt (<strong>auf</strong>gesprühter<br />

Dotierstoff) und der Wafer weitere 10 Minuten <strong>auf</strong> 865°C erhitzt (Emitterdiffusion <strong>auf</strong> der Vorderseite<br />

mit <strong>auf</strong>gesprühtem Dopant) wurde, gemessen mittels ECV.


Bor BSF Solarzellen 55<br />

4.1.2 Entfernung des Borsilizids<br />

Durch die BBr 3 -Diffusion entsteht an der Waferoberfläche eine hochdotierte Bor <strong>Silizium</strong> Schicht, die<br />

man auch als BRL (englisch: Boron Rich Layer) bezeichnet. Diese muss entfernt werden, da sonst die<br />

Wafer nicht mehr hydrophob werden, was wiederum bei der im Herstellungsprozess folgenden SiN x -<br />

Abscheidung zu Blistering führen kann. Der BRL lässt sich nicht zusammen mit dem Bor Glas in HF<br />

abätzen. Zum Entfernen muss der BRL thermisch <strong>auf</strong>oxidiert werden. Versuche, den BRL<br />

nasschemisch mit H 2 O 2 zu oxidieren, schlugen fehl. Die Löslichkeit von Bor in <strong>Silizium</strong>oxid ist größer<br />

als in <strong>Silizium</strong>, so dass Bor aus dem <strong>Silizium</strong> in das <strong>Silizium</strong>oxid diffundiert. Dadurch wird die Bor-<br />

Konzentration im <strong>Silizium</strong> erniedrigt bzw. die Ladungsträgerkonzentration direkt an der Oberfläche<br />

abgesenkt, wie es das rote Profil in Abbildung 4.8 zeigt. Danach lässt sich die oxidierte Schicht mit HF<br />

entfernen. Um einen möglichst einfachen und zeitsparenden Prozess zu ermöglichen, wird die<br />

Oxidation zusammen mit der BBr 3 Diffusion direkt nach dieser - Insitu – durchgeführt (blaues Profil in<br />

Abbildung 4.8).<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

10 20 BBr 3<br />

Diffusion<br />

mit BRL 40 Ω/Sq<br />

BBr 3<br />

Diffusion+HF<br />

+ therm. Oxidation+HF 60 Ω/Sq<br />

BBr 3<br />

Diffusion mit Insitu-<br />

Oxidation+HF 60Ω/Sq<br />

10 19<br />

10 18<br />

0,0 0,2 0,4 0,6<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 4.8: Dotierprofile der Bor Diffusion (1) mit BRL, (2) bei Entfernung des BRL durch eine<br />

separate Oxidation mit Verarmung und (3) mit anschließender Insitu Oxidation ohne Verarmung der<br />

Ladungsträgerkonzentration, gemessen mit ECV [41].<br />

4.1.3 Oxidation<br />

Zur Passivierung der rückseitigen p + -dotierten Oberfläche wurde bei einem Teil der Solarzellen ein<br />

thermisches Oxid <strong>auf</strong>gewachsen. Bei der Oxidation wird <strong>Silizium</strong> verbraucht, d.h. das <strong>Silizium</strong>oxid<br />

wächst sowohl <strong>auf</strong> dem Wafer als auch in den Wafer hinein. Um die thermische Belastung gering zu<br />

halten und Degradation im Volumen zu verhindern, wird nur eine dünne Oxidschicht (~20 nm)<br />

<strong>auf</strong>gewachsen. Die Oberfläche eines Kristalls stellt immer eine Störung der Kristallstruktur dar. Der<br />

Sauerstoff sättigt offene Bindungen der Gitterstruktur an der Oberfläche des <strong>Silizium</strong>s ab (englisch:<br />

Dangling Bonds). Zum Schutz dieser Oxidschicht wird im Anschluss (<strong>auf</strong> die <strong>Silizium</strong>dioxidschicht) ein


56<br />

PECVD SiN x :H abgeschieden. Diese dient außerdem als Antireflexschicht für das von der Rückseite<br />

einfallende Licht.<br />

Zunächst muss <strong>auf</strong> den Wafer das Borglas zusammen mit dem BRL entfernt werden (siehe 4.1.2).<br />

Unmittelbar vor der Oxidation werden die Wafer nochmals in 80°C heißem H 2 O 2 und H 2 SO 4 (1:5) und<br />

anschließendem kurzem HF Dip (siehe Kapitel 1.4.1) gereinigt. Die thermische Oxidation findet im<br />

offenen Rohrofen (separates Rohr) statt, ähnlich der Bor- und Phosphordiffusion. Die Oxidation dauert<br />

40 Minuten und findet bei 865°C statt. Die Schichtdicke des <strong>auf</strong>gewachsenen Oxids hängt neben der<br />

Oxidationszeit und der Oxidationstemperatur auch von der Ladungsträgerkonzentration an der<br />

Oberfläche – und vom Schichtwiderstand der dotierten Schicht – ab. Auf höher dotierten Oberflächen<br />

wächst die oxidierte Schicht schneller. Die Schichtdicke <strong>auf</strong> der Bor-dotierten Seite beträgt dabei<br />

~ 20 nm. Die Schichtdicke wird mit einem Ellipsometer <strong>auf</strong> einem polierten einkristallinen<br />

Referenzwafer bestimmt. Zusätzlich zum Sauerstoff wird Trans-1,2-Dichlorethylen (TLC) dem<br />

Oxidationsrohr zugeführt. In den Reaktionen [42]<br />

Si+C 2 H 2 Cl 2 + 3O 2 → SiO 2 + 2HCl + 2CO 2<br />

C 2 H 2 Cl 2 +2O 2 → 2HCl + 2CO 2<br />

entsteht neben dem gewünschten SiO 2 auch Chlorwasserstoff, der mit metallischen Verunreinigungen<br />

und Alkaliatomen <strong>auf</strong> dem Wafer oder im Oxidationsrohr reagiert, die dann mit dem Gasfluss entfernt<br />

werden. TLC wird daher auch zur Reinigung des Oxidationsrohrs benutzt.<br />

4.1.4 Einfluss der BBr 3 -Diffusion und Oxidation <strong>auf</strong> τ Vol<br />

Es bleibt noch die Frage zur klären wie sich die Hochtemperaturschritte (BBr 3 -Diffusion und Oxidation)<br />

<strong>auf</strong> die Materialqualität des mc <strong>Silizium</strong>s auswirken. Der Einfluss der Bor-Diffusion <strong>auf</strong> die<br />

Lebensdauer der Minoritätsladungsträger im Volumen τ Vol hängt entscheidend vom Ausgangsmaterial<br />

und den Diffusionsbedingungen ab. Dementsprechend findet man in der Literatur unterschiedliche,<br />

zum Teil widersprüchliche Aussagen. [43] und [44] berichten von einer Degradation der<br />

Volumenlebensdauer durch die Bor Diffusion. Für Diffusionstemperaturen bis 950°C sieht [40] eine<br />

Verbesserung der Lebensdauer für mc <strong>Silizium</strong>, für höhere Temperaturen jedoch eine Degradation.<br />

[39] konnte für n-Typ mc <strong>Silizium</strong> eine Verbesserung von τ Vol feststellen.<br />

Zur Untersuchung wie sich die hier verwendeten Prozesse <strong>auf</strong> die Lebensdauer der<br />

Minoritätsladungsträger im mc-Si auswirken, wurde diese vor und nach den einzelnen<br />

Prozessschritten gemessen. Die Messungen wurden jeweils <strong>auf</strong> einem quadratischen Ausschnitt von<br />

40-50 mm Kantenlänge aus der Mitte benachbarter Wafer durchgeführt. Vor der Messung wurden die<br />

Oberfläche der Wafer um ungefähr 20 µm mit einer Mischung aus Flusssäure, Essigsäure und<br />

Salpetersäure abgeätzt und poliert, um den Einfluss der unterschiedlichen Oberflächen zu minimieren.<br />

Eventuell vorhandene SiN x :H Schichten wurden davor komplett mit HF abgeätzt. Zur Passivierung der<br />

polierten und gereinigten Oberfläche wurde diese mit Jod-Ethanol-Lösung benetzt. Zur Bestimmung<br />

der orts<strong>auf</strong>gelösten Lebensdauer der Minoritätsladungsträger wird der Zerfall der Leitfähigkeit nach


Bor BSF Solarzellen 57<br />

Anregung durch einen Laserpuls mittels Mikrowellenreflexion gemessen. Diese Messmethode wird im<br />

Englischen als microwave-detected photoconductance decay measurement μ-PCD bezeichnet und ist<br />

ausführlich in [45] beschrieben.<br />

Zur Untersuchung wurde jeweils die orts<strong>auf</strong>gelöste Lebensdauer benachbarter Wafer vor und nach<br />

der BBr 3 -Diffusion und Oxidation gemessen. Bei Wafer mit einer schlechteren Ausgangsqualität von<br />

wenigen µs konnte eine minimale Verbesserung festgestellt werden. Bei Wafer mit einer guten<br />

Ausgangsqualität veränderte sich die Lebensdauer nach den Prozessschritten kaum und blieb bei ~<br />

24 µs.<br />

Wie sehr die Lebensdauer auch vom Ausgangsmaterial abhängt, zeigen die folgenden orts<strong>auf</strong>gelösten<br />

μ-PCD Messungen in Abbildung 4.9. Links ist die Lebensdauer des Wafer vor den Prozessschritten<br />

abgebildet, rechts nach der BBr 3 -Diffusion und Oxidation. Die guten Bereiche im Wafer (gelb bis rot)<br />

verschlechtern sich durch den Prozess, während sich die schlechten Bereiche verbessern. Im Mittel<br />

blieb die Lebensdauer <strong>auf</strong> dem gemessenen Ausschnitt gleich.<br />

Abbildung 4.9: Orts<strong>auf</strong>gelöste Lebensdauermessung mit μ-PCD bei zwei benachbarten Wafer vor<br />

und nach der BBr 3 -Diffusion (im Mittel 23,8 µs) und Oxidation (im Mittel 23,4 µs).<br />

Erst nach der anschließenden Phosphordiffusion konnten Lebensdauern von über 100 µs gemessen<br />

werden. Dies entspricht den, aus den fertigen Solarzellen bestimmten effektiven Diffusionslängen und<br />

lässt sich durch das Gettern während der Phosphor-Diffusion erklären und ist ein weiterer Grund die<br />

Phosphordiffusion erst nach der Bor-Diffusion durchzuführen. Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass die Lebensdauer im Volumen τ Vol durch die Bor Diffusion und die Oxidation bei den hier<br />

verwendeten Prozessparametern nicht negativ beeinflusst wird. Eine Verbesserung konnte allerdings<br />

auch nicht festgestellt werden.<br />

4.1.5 Kontaktsintern und Feuerparameteroptimierung<br />

Beim Kontaktsintern werden die siebgedruckten Metallkontakte mit dem <strong>Silizium</strong> verschmolzen. Die<br />

Wahl der richtigen Feuerparameter beim Kontaktsintern entscheidet maßgeblich über den<br />

Kontaktwiderstand und damit über den Füllfaktor und den Wirkungsgrad der Solarzelle. Der Prozess<br />

ist im Prinzip der gleiche wie bei einer Industriesolarzelle mit Aluminium-BSF (siehe Kapitel 1.4),


58<br />

allerdings müssen die Temperaturen im Gürtelofen an den Prozess angepasst werden, da <strong>auf</strong> der<br />

Rückseite eine andere Paste verwendet wird, die diese nur noch zu einem geringen Teil bedeckt und<br />

sich durch das SiO 2 /SiN x -Schichtsystem durchätzen muss.<br />

900<br />

Temperatur [°C]<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

Aufschmelzen Al<br />

Höhere Peak Temperatur<br />

Eutektische Kristallisation<br />

200<br />

100<br />

Wafer mit Aluminium<br />

Wafer ohne Aluminium<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Zeit [Sekunden]<br />

Abbildung 4.10: Temperaturprofil beim Kontaktsintern; Untersuchung des Einflusses des<br />

rückseitigen, siebgedruckten Aluminiums <strong>auf</strong> die Temperatur des Wafer.<br />

Typische <strong>Industriesolarzellen</strong> besitzen einen ganzflächigen Aluminiumrückkontakt. Beim Erhitzen des<br />

Wafer wird dieses Aluminium bei einer Temperatur von 660°C (Schmelztemperatur des Aluminiums)<br />

geschmolzen. Für dieses Aufschmelzen wird Energie verbraucht. Die bifacialen Solarzellen besitzen<br />

nur lokal <strong>auf</strong> der Rückseite einen Metallkontakt (Fingergrid). Deshalb wird weniger Energie zum<br />

Aufschmelzen verbraucht, der Wafer erwärmt sich schneller und erreicht bei denselben Einstellungen<br />

am Feuerofen eine höhere Peaktemperatur. In Abbildung 4.10 ist dies deutlich am Temperaturverl<strong>auf</strong><br />

<strong>auf</strong> zwei <strong>Silizium</strong>wafer einmal mit und einmal ohne Aluminium zu erkennen. Folglich müssen die<br />

Parameter für das Kontaktsintern für die bifacialen Solarzellen angepasst werden. Die<br />

Temperatureinstellung in der heißesten Zone ist im Vergleich zur Industriesolarzelle reduziert.<br />

Auch die Waferdicke hat entscheidenden Einfluss <strong>auf</strong> die Temperatur des Wafer, da sich dadurch die<br />

thermische Last verändert. Für die dünneren Solarzellen musste daher erneut eine Anpassung der<br />

Temperatureinstellung vorgenommen werden.<br />

4.2 Solarzellenergebnisse<br />

Die Messung von Solarzellen mit offenem Rückkontakt ist nicht trivial. Ein Grossteil der Solarzellen hat<br />

<strong>auf</strong> der Rückseite einen ganzflächigen Metallkontakt. Deshalb ist die Auflageplatte (englisch: chuck)<br />

für diese Solarzellen so konstruiert, dass die ganze Rückseite kontaktiert wird. Dieser Chuck ist aus<br />

Messing und wird während der Messung mit Wasser gekühlt, um die Solarzelle bei einer


Bor BSF Solarzellen 59<br />

standardisierten Temperatur (25°C) messen zu können. Langwelliges Licht durchdringt die dünnen<br />

<strong>Silizium</strong>wafer und wird an der Messingplatte wieder zurück in den Wafer reflektiert. Dieser Effekt lässt<br />

sich gut in der internen Quantenausbeute sehen (Abbildung 4.11). Für Wellenlängen größer 1000 nm<br />

wäre zu erwarten, dass die Photonen den 200 μm dicken Wafer durchdringen. In diesem<br />

Wellenlängenbereich wird aber eine höhere interne und externe Quantenausbeute gemessen als von<br />

der Simulation erwartet. Diese zusätzlich generierten Elektron-Loch-Paare sind ein Indiz dafür, dass<br />

Licht wieder in den Wafer von der Rückseite eindringt.<br />

EQE, Transmission<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

SR Messung<br />

EQE<br />

PC1D Simulation<br />

EQE<br />

Transmission<br />

0,0<br />

1000 1100 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 4.11: Spektrale Antwort (EQE) einer bifacialen Solarzelle <strong>auf</strong> einer reflektierenden<br />

Messingplatte im Vergleich dazu die mit PC1D simulierte Transmission und EQE.<br />

Bei den Messungen der I(V)-Kennlinie erwartet man deshalb, etwas höhere Ströme wegen der Rückreflexion<br />

zu messen. Um dies zu verhindern, wäre ein nicht reflektierender Chuck wünschenswert.<br />

Allerdings muss der Chuck auch elektrisch leitfähig sein, um einen guten Kontakt zu den Busbars zu<br />

bilden. Des Weiteren muss auch thermische Leitfähigkeit gewährleistet sein, da man die Solarzelle bei<br />

stabilisierter Temperatur (25°C) messen möchte. Allerdings ist dieser Fehler gering und lässt sich<br />

leicht abschätzen. Die Fläche unter der Kurve der externen Quantenausbeute entspricht in etwa dem<br />

Strom der Solarzelle. Um den exakten Strom aus der EQE zu bestimmen, muss diese noch mit dem<br />

wellenlängenabhängigen Photonenfluss gefaltet werden. Über die Messung der spektralen<br />

Empfindlichkeit wird auch der Strom von Solarzellen exakt geeicht. Die Platte, <strong>auf</strong> der die Solarzellen<br />

liegen, besteht sowohl bei der Messung der spektralen Antwort als auch bei der I(V)-Messung aus<br />

Messing. Vergleicht man nun die Flächen unter der externen Quantenausbeute (EQE) von der<br />

simulierten Kurve (graue Fläche in Abbildung 4.12) mit der gemessenen Kurve (Differenz als rote<br />

Fläche dargestellt), so ergibt sich aus der Differenz im langwelligen Bereich eine Abschätzung für den<br />

Fehler in j SC bei der I(V)-Messung. Der Vergleich der mit dem Photonenfluss gefalteten Flächen liefert<br />

einen maximalen Fehler in j SC von 1 %. Zur Abschätzung muss die externe und nicht die interne<br />

Quantenausbeute herangezogen werden, da das Licht an der Rückseite außerhalb der Solarzelle<br />

reflektiert wird und Absorptionsverluste <strong>auf</strong>treten.


60<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

EQE, TR<br />

0,4<br />

0,2<br />

EQE Anteil Rückreflexion<br />

EQE erwartet<br />

Transmission<br />

0,0<br />

400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 4.12: Durch Vergleich der Flächen unter der EQE (Differenz im langwelligen Bereich)<br />

lässt sich unter Berücksichtigung des Photonenflusses der Fehler in j SC abschätzen.<br />

Außerdem ist zu beachten, dass die Auflageplatte die komplette Rückseite kontaktiert und damit auch<br />

den Serienwiderstand des Rückkontakts beeinflussen kann. Um diesen Einfluss prinzipiell zu<br />

untersuchen, wurden bei einzelnen Messungen Auflageplatte bis <strong>auf</strong> die Kontaktflächen zu den<br />

Busbars mit einer Folie abgeklebt. Dabei konnte keine Verschlechterung des Füllfaktors festgestellt<br />

werden. Zur Charakterisierung der Solarzellen war diese Anordnung nicht geeignet, da durch die Folie<br />

der thermische Kontakt der Auflageplatte zur Solarzelle unterbrochen ist. Dadurch wäre die<br />

thermische Leitfähigkeit nicht mehr gewährleistet und es wäre nicht mehr möglich, die Solarzelle bei<br />

einer stabilisierten Temperatur zu messen.<br />

4.2.1 mc-Si Solarzellen mit Bor-BSF ohne Rückseitenpassivierung<br />

Mit dem in Kapitel 4.1 beschriebenen Prozess wurden Solarzellen hergestellt. Zunächst wurde dabei<br />

<strong>auf</strong> eine Textur und die Passivierung der Rückseite verzichtet (Abbildung 4.13). Nach der Bordiffusion<br />

wurde die Rückseite mit Photolack geschützt und die Vorderseite einseitig abgeätzt, um dort die<br />

bordotierte Schicht zu entfernen. Dieser <strong>auf</strong>wändige Prozessschritt wird bei späteren Versuchen nicht<br />

mehr gebraucht. Zum Vergleich wurden parallel dazu Solarzellen mit einem Al-BSF hergestellt.<br />

Ag<br />

n+ ARC<br />

p<br />

p+<br />

AgAl<br />

Abbildung 4.13: Schematische Darstellung des Querschnitts durch eine Solarzelle mit Bor-BSF, die<br />

Rückseite ist nicht passiviert.


Bor BSF Solarzellen 61<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%]<br />

Bor-BSF<br />

Beste Zelle<br />

78,7 30,4 601 14,4<br />

Mittel 9 Wafer 75,8 ± 2,5 30,2 ± 0,2 599 ± 1 13,7 ± 0,5<br />

Referenz Al-BSF<br />

Mittel 5 Wafer<br />

77,5 ± 0,8 31,5 ± 0,1 613 ± 0,5 14,9 ± 0,1<br />

Tabelle 4.2: Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> mc-Si (125x125mm², 350 μm, 0,5-1,5 Ωcm). Die<br />

Solarzellen haben nur ein Bor-BSF (kein SiN x oder SiO x ) <strong>auf</strong> der Rückseite, im Vergleich zu<br />

<strong>Industriesolarzellen</strong> mit Al-BSF.<br />

Die Ergebnisse der Solarzellen sind in Tabelle 4.2 zusammengefasst. Die beste Solarzelle mit Bor-<br />

BSF erreicht einen Wirkungsgrad von 14,4 %. Allerdings sind die Ergebnisse der Solarzellen mit Bor-<br />

BSF sehr unterschiedlich, die schlechteste Solarzelle hat nur einen Wirkungsgrad von 13%, im Mittel<br />

erreichen die Solarzellen 13,7%. Der Kurzschlussstrom j SC beträgt 30,2 ± 0,2 mA/cm² und die offene<br />

Klemmspannung 599 ± 1 mV. Diese Werte sind innerhalb der Gruppe homogen. Die unterschiedlichen<br />

Wirkungsgrade rühren von den sehr unterschiedlichen Füllfaktoren her: Die beste Zelle hatte einen<br />

Füllfaktor von 78,7 %, die schlechteste nur 72,4 %. Bei der Auswertung der I(V)-Kurven mit dem<br />

Zweidiodenmodell unterscheiden sich die Solarzellen vor allem im Serienwiderstand R S , die beste<br />

Zelle hatte einen Serienwiderstand von 0,3 Ωcm², die schlechteste aber 1,2 Ωcm². Die große Streuung<br />

lässt sich also durch eine schlechte Kontaktierung <strong>auf</strong> der Rückseite erklären. Da die Kontakte aller<br />

Zellen bei denselben Temperaturen gesintert und zum Teil sehr gute Füllfaktoren erreicht wurden,<br />

könnten Inhomogenitäten im Bor-BSF die schlechten Füllfaktoren erklären. Zellen ohne Diffusion <strong>auf</strong><br />

der Rückseite hatten in der Regel einen sehr viel schlechteren Füllfaktor.<br />

Die offene Klemmspannung der Solarzellen ist im Vergleich zu den Referenzzellen mit Al-BSF um<br />

14 mV reduziert. Die Solarzellen mit Bor-BSF verfügen allerdings nicht über einen ganzflächigen<br />

Rückkontakt. Um die geringe offene Klemmspannung V OC der Solarzellen mit Bor-BSF genauer zu<br />

untersuchen, wurde die interne Quantenausbeute in Abhängigkeit der Wellenlänge λ des einfallenden<br />

Lichts gemessen. Betrachtet man nur den Wellenlängenbereich zwischen 800 nm und 1000 nm, in<br />

dem die Elektron-Loch-Paare nahe der Rückseite vom Emitter entfernt erzeugt werden, lässt sich<br />

nach [19] aus der inversen IQE die effektive Diffusionslänge L eff bestimmen:<br />

1 1<br />

= 1+<br />

IQE αλ ( ) ⋅ Leff<br />

. (4.1)<br />

Dabei ist α(λ) der wellenlängenabhängige Absorptionskoeffizient von Licht in <strong>Silizium</strong>. Die effektive<br />

Diffusionslänge ist abhängig von der Diffusionslänge im Volumen L Bulk , der<br />

Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit SRV und der Waferdicke d und es gilt:


62<br />

L<br />

eff<br />

SRV ⋅ LBulk<br />

d<br />

1+ ⋅tanh( )<br />

DN<br />

LBulk<br />

= LBulk<br />

⋅<br />

, (4.2)<br />

SRV ⋅ LBulk<br />

d<br />

+ tanh( )<br />

D<br />

L<br />

N<br />

Bulk<br />

wobei D N die Diffusionskonstante der Minoritäten in <strong>Silizium</strong> ist. Über die Diffusionskonstante D P lässt<br />

sich Diffusionslänge im Volumen L Bulk auch als Volumenlebensdauer τ N ausdrücken:<br />

LBulk = DN ⋅ τ<br />

N<br />

. (4.3)<br />

Aus der IQE Messung (Abbildung 4.14) der Bor-BSF Solarzelle ergibt sich mit dem Basore-Fit<br />

L eff = 170 μm. Zur Bestimmung von L Bulk wurde von einer fertig prozessierten Zelle die Lebensdauer<br />

mit µ-PCD gemessen. Dazu wurden die Kontakte, die Frontseitenpassivierung sowie der Emitter und<br />

das BSF abgeätzt und die Oberflächen mit Jod-Ethanol Lösung passiviert. Die so gemessene<br />

Lebensdauer betrug 32 µs. Auf einem benachbarten Wafer wurde vor dem Prozess eine Lebensdauer<br />

von 13,6 μs gemessen. Die gemessene Lebensdauer von 32 μs entspricht einer Diffusionslänge im<br />

Volumen von ~ 310 μm. Die Volumenlebensdauer konnte während des Prozess durch Passivierung<br />

und Gettern im <strong>Silizium</strong> verbessert werden. Die effektive Diffusionslänge der fertigen Solarzelle ist<br />

durch die Oberflächenrekombinationgeschwindigkeit SRV <strong>auf</strong> der Rückseite beschränkt.<br />

1,0<br />

0,8<br />

IQE<br />

0,6<br />

0,4<br />

Bor-BSF Solarzelle<br />

Referenz<br />

0,2<br />

0,0<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm])<br />

Abbildung 4.14: Interne Quantenausbeute einer Bor-BSF Solarzelle ohne Rückseitenpassivierung.<br />

Es bleibt anzumerken, dass für diese Ergebnisse der Solarzellenprozess noch nicht optimiert und zum<br />

ersten Mal <strong>auf</strong> mc-Si Wafern durchgeführt wurde. Zur weiteren Optimierung erhält die Rückseite eine<br />

zusätzliche Passivierung.


Bor BSF Solarzellen 63<br />

4.2.2 mc-Si Solarzellen mit Bor-BSF und Rückseitenpassivierung<br />

Im letzten Kapitel zeigte sich, dass die Leistung der Solarzellen hauptsächlich durch die Verluste<br />

<strong>auf</strong> der Rückseite beschränkt ist. Zur Verbesserung der Rückseitenrekombination wurde im Folgenden<br />

zusätzlich die Rückseite mit einem thermischen Oxid passiviert. Der Querschnitt der Solarzelle ist<br />

schematisch in Abbildung 4.15 gezeigt. Das <strong>Silizium</strong>nitrid dient zum Schutz des thermischen Oxids bei<br />

späteren Prozessschritten (NaOH und HF) und als Antireflexschicht bei rückseitiger (bifacial)<br />

Beleuchtung. Die Passivierung findet direkt nach der Bordiffusion und noch vor der Emitterdiffusion<br />

statt. Zusätzlich wurden die Kontakte der besten Solarzelle nach dem Prozess noch mit Silber platiert<br />

(Siehe Kapitel 2.3.3). Die Prozessabfolge ist in Abbildung 4.16 zusammengefasst.<br />

SiO + SiN<br />

2 x<br />

Ag<br />

AgAl<br />

n+ ARC<br />

Abbildung 4.15: Schematische Darstellung des Querschnitts durch eine Solarzelle mit Bor-BSF und<br />

SiO 2 /SiN x Stack Antireflexschicht <strong>auf</strong> der Rückseite.<br />

Sägeschaden ätzen<br />

BBr 3<br />

Diffusion (BSF)<br />

in-situ Oxidation und BRL ätzen<br />

SiO 2<br />

/SiN x<br />

Rückseitenpassivierung<br />

Rückätzen Vorderseite<br />

(NaOH)<br />

POCl 3<br />

Emitter Diffusion<br />

PECVD SiN x<br />

ARC<br />

Kantenisolation<br />

Siebdruck Frontseite<br />

Siebdruck Rückseite (Grid)<br />

Kontaktsintern<br />

Ag Platierung (Optional)<br />

p<br />

p+<br />

Abbildung 4.16: Prozesssequenz der Bor-BSF-Solarzellen ohne Textur mit SiO x + SiN x<br />

Rückseitenpassivierung, die einzelnen Prozessschritte sind in Kapitel 1.4 und 4.1 beschrieben.<br />

Das Ergebnis der besten Solarzelle ist in Tabelle 4.3 dargestellt. In der ersten Zeile sind IV-Daten bei<br />

Beleuchtung der Solarzelle von der Vorderseite, in der zweiten Zeile die I(V)-Daten bei rückseitiger<br />

Beleuchtung gezeigt. Die Bor-BSF-Solarzellen haben <strong>auf</strong> der Rückseite einen offenen Rückkontakt,<br />

ähnlich dem Fingergrid <strong>auf</strong> der Vorderseite. Die Solarzellen können also auch <strong>auf</strong> der Rückseite Licht<br />

bzw. Photonen einsammeln.


64<br />

Beste Zelle FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%] η rück /η front<br />

FS 76,8 32,9 616 15,6<br />

RS 76,2 27,9 611 13,0<br />

0,83<br />

Tabelle 4.3: Solarzellenergebnisse der besten Solarzelle (mc-Si 100x100mm², 200 μm Wafer, 0,5-<br />

1,5 Ωcm) mit Bor-BSF und SiO x /SiN x -Passivierung <strong>auf</strong> der Rückseite und Ag-Platierung, bei vorder-<br />

(FS) und rückseitiger (RS) Beleuchtung.<br />

Die Leistung der Solarzelle von der Vorderseite entspricht der einer Industriesolarzelle mit Al-BSF. Die<br />

aus der IQE (siehe Abbildung 4.17) bestimmte effektive Diffusionslänge beträgt L eff = 550 μm. Die<br />

Zelle wurde zusätzlich noch mit Silber platiert, was zu einem geringen Serienwiderstand und hohen<br />

Füllfaktoren führt.<br />

Das Verhältnis η rück /η front zwischen dem Wirkungsgrad bei Beleuchtung von vorne und bei Beleuchtung<br />

von hinten wird „back to front efficiency ratio“ (englisch) genannt. Dieser Faktor gibt an, wie gut die<br />

Solarzelle Licht <strong>auf</strong> der Rückseite einsammeln kann. Dabei ist mit der Vorderseite immer die<br />

Emitterseite gemeint. Im Idealfall müsste η rück /η front gleich eins sein. Für einseitige Solarzellen ist er<br />

ungefähr null.<br />

Das Verhältnis zwischen den Wirkungsgraden bei vorder- und rückseitiger Beleuchtung beträgt<br />

ungefähr 0,8. Für den schlechteren Wirkungsgrad bei rückseitiger Beleuchtung gibt es mehrere<br />

Gründe.<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

IQE<br />

0,4<br />

0,2<br />

Beleuchtung<br />

Frontseite<br />

Rückseite<br />

0,0<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 4.17: Vergleich der Internen Quantenausbeute bei Beleuchtung von der Vorderseite und<br />

von der Rückseite der Solarzelle mit Bor-BSF und SiO x + SiN x Rückseitenpassivierung.<br />

Der Absorptionskoeffizient von Licht in <strong>Silizium</strong> ist von der Wellenlänge abhängig. Dieser ist in<br />

Abbildung 4.18 dargestellt und nimmt im Bereich von 400 nm bis 1200 nm mit zunehmender<br />

Wellenlänge ab. Damit ist auch die Eindringtiefe von Licht von der Wellenlänge abhängig und ist


Bor BSF Solarzellen 65<br />

entsprechend kleiner für kleinere Wellenlängen. Mehr als 80% der Elektron-Loch-Paare werden in den<br />

ersten 30 µm, also nahe der Oberfläche erzeugt.<br />

Abbildung 4.18: Absorptionskoeffizient α(λ) und Absorptionslänge X L (λ) in <strong>Silizium</strong> als Funktion der<br />

Wellenlänge [5].<br />

Bei Beleuchtung von der Vorderseite ist dies nahe dem Emitter. Die Minoritätsladungsträger müssen<br />

nur einen kurzen Weg bis zum Emitter zurücklegen, wo sie getrennt werden. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sie <strong>auf</strong> diesem Weg rekombinieren ist klein. Bei Beleuchtung von der Rückseite wird der<br />

Grossteil der Elektron-Loch-Paare nahe der Rückseite erzeugt, wodurch der Weg zum Emitter länger<br />

ist und die Rekombinationsverluste entsprechend größer. Je kleiner die effektive Diffusionslänge der<br />

Minoritäten ist, desto geringer fällt der rückseitige Wirkungsgrad aus.<br />

Damit lässt sich der schlechtere Wirkungsgrad <strong>auf</strong> der Rückseite erklären. Dies wird auch deutlich in<br />

der spektralen Empfindlichkeit (Spectral Response). Diese ist in Abbildung 4.17 gezeigt. Bei<br />

rückseitiger Beleuchtung ist die IQE im kurzwelligen Bereich schlechter und steigt dann langsam an.<br />

Im Wellenlängenbereich größer 1000 nm ist sie größer als die IQE bei Beleuchtung von der<br />

Vorderseite. Die Elektron Loch Paare der langwelligen Photonen werden jetzt näher am Emitter<br />

erzeugt. Die Spektrale Antwort entspricht der einer Rückkontaktsolarzelle.<br />

Der rückseitige Wirkungsgrad ist also vor allem von der Materialqualität, d.h. von der Diffusionslänge<br />

der Minoritäten, sowie von der Waferdicke abhängig. Dies wird in der Simulation in Abbildung 4.19<br />

deutlich. Dargestellt ist das Verhältnis zwischen rückseitigem und vorderseitigem Wirkungsgrad (back<br />

to front efficiency ratio) als Funktion von Waferdicke und Diffusionslänge. Für dünnere Wafer ist der<br />

Einfluss der Materialqualität geringer als für dicke Wafer. Für bifaciale Zellkonzepte sind also dünne<br />

Wafer wünschenswert.


66<br />

500<br />

Verhältnis Rückseiten-/Frontseitenwirkungsgrad<br />

400<br />

0,90<br />

L D<br />

[μm]<br />

300<br />

200<br />

0,79<br />

0,68<br />

0,56<br />

0,45<br />

0,34<br />

0,23<br />

0,11<br />

0<br />

100<br />

100 150 200 250 300<br />

Waferdicke [μm]<br />

Abbildung 4.19: PC1D-Simulation der Ausgangsleistung bei rückseitiger Beleuchtung in<br />

Abhängigkeit von der Waferdicke und der Diffusionslänge.<br />

4.2.3 mc-Si Solarzellen mit sauer isotroper Textur<br />

Bei texturierten Wafern ist es nicht mehr möglich, die Vorderseite abzuätzen, ohne dass die Textur<br />

vernichtet wird. Der Ätzprozess bei der Textur beginnt bevorzugt an den Störstellen und Versetzungen<br />

<strong>auf</strong> der Oberfläche, die durch das Sägen der Wafer entstanden sind. Da die Ätzlösung die gestörte<br />

Oberflächenschicht isotrop abätzt, wird deren raue Struktur in den Wafer eingeprägt. Auf glatt geätzten<br />

<strong>Silizium</strong>wafern funktioniert deshalb eine sauer isotrope Texturierung nicht mehr. Deshalb muss schon<br />

bei der Bor-Diffusion sichergestellt werden, dass diese nur <strong>auf</strong> der Rückseite stattfindet. Die Bor-<br />

Diffusion darf nur <strong>auf</strong> der Rückseite des Wafers stattfinden, da nur dort das BSF erwünscht ist.<br />

Deshalb werden je zwei Wafer zusammen in einen Schlitz des Quarzboots gesteckt, so dass die<br />

Vorderseite jeweils verdeckt ist und nur einseitige Diffusion stattfindet. Dies wird auch als „back to<br />

back“ (B2B englisch) oder „face to face“ (F2F englisch) Diffusion bezeichnet. In der Praxis findet man<br />

auch an den Rändern <strong>auf</strong> der abgedeckten Seite mit Bor dotierte Bereiche, da die Wafer nicht ganz<br />

dicht abschließen. In der fertigen Solarzelle macht sich dies durch Kurzschlüsse im pn-Übergang und<br />

eine dadurch schlechtere Leistung bemerkbar. Deutlich sind die Kurzschlüsse an den Rändern (rote<br />

Bereiche) in der Thermografie<strong>auf</strong>nahme zu sehen (Abbildung 4.20). Im Prinzip ist der Prozess mit B2B<br />

und F2F Diffusion einfacher, da das Abätzen der Vorderseite entfällt. Auch lassen sich die doppelte<br />

Anzahl an Wafern pro Diffusionsschritt prozessieren, da jeder Schlitz nun doppelt belegt ist.


Bor BSF Solarzellen 67<br />

Abbildung 4.20: Thermografie<strong>auf</strong>nahme einer fertig prozessierten Bor-BSF-Solarzelle. Die<br />

Erwärmung (rote bereiche) an den Rändern rührt von Kurzschlüssen im pn-Übergang durch die<br />

unerwünschte Bor-Dotierung <strong>auf</strong> der Vorderseite her.<br />

Um die Kurzschlüsse an den Randbereichen zu verhindern, gibt es mehrere Möglichkeiten.<br />

Wünschenswert wäre ein Quarzboot für die Diffusion mit engeren Schlitzen und Klammern, die die<br />

Wafer zusammenhalten, so dass diese besser abschließen. Das für die Bor-Diffusionen verwendete<br />

Boot hatte für die einseitige B2B Diffusion nicht die optimale Geometrie. Die Randbereiche lassen sich<br />

dann mit der Säge oder dem Laser bei der sowieso nötigen Kantenisolation abtrennen.<br />

Bei den folgenden Solarzellen wurde der Rand großzügig abgesägt. Um den Einfluss des schädlichen<br />

Randbereichs komplett auszuschließen und um schon vorhandene Siebe benutzen zu können, wurde<br />

die Zellfläche <strong>auf</strong> 100 x 100 mm² verkleinert. Bei engeren Schlitzen sollte ein Abtrennen des Randes<br />

von ein bis zwei Millimetern ausreichen.<br />

Weitere Alternativen, das Absägen des Randes zu umgehen, wären:<br />

a) Eine Schutzschicht, z.B. <strong>Silizium</strong>nitrid <strong>auf</strong> der Vorderseite abscheiden, um die Diffusion völlig<br />

zu verhindern. Diese muss aber wieder abgeätzt werden, bevor der Wafer weiterprozessiert<br />

wird.<br />

b) Alternative einseitige Diffusionsprozesse oder Co-Diffusion, wie z.B. <strong>auf</strong>gesprühte Dotierstoffe.<br />

Erste Ergebnisse dazu finden sich in Kapitel 4.6.2.<br />

Bei den Solarzellen ohne sauer isotroper Textur war dies kein Problem, da die Vorderseite mit NaOH<br />

zurückgeätzt werden konnte. Dies findet nach der Rückseitenpassivierung statt. Dann ist die<br />

Rückseite durch das SiN x geschützt ist, so dass nur die Vorderseite einseitig abgeätzt wird.


68<br />

Saure isotrope Textur (beidseitig)<br />

BBr 3 Diffusion (BSF) F2F<br />

in-situ Oxidation und BRL ätzen<br />

SiO 2 /SiN x :H<br />

Rückseitenpassivierung<br />

POCl 3 Emitter Diffusion B2B<br />

PECVD SiN x ARC<br />

Kantenisolation<br />

Siebdruck Frontseite<br />

Siebdruck Rückseite (Grid)<br />

Kontaktsintern<br />

Abbildung 4.21: Prozesssequenz der Bor-BSF Solarzellen mit sauer isotroper Textur.<br />

Der modifizierte Prozess ist in Abbildung 4.21 zusammengefasst. Auf texturierten Wafern wurde ein<br />

durchschnittlicher Wirkungsgrad von 15,1 % für eine Gruppe von acht Solarzellen erzielt. Die<br />

Solarzellenergebnisse sind in Tabelle 4.4 zusammengefasst.<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%] η rück/ η front<br />

FS 75,7 33,9 614 15,7<br />

RS 76,9 22,2 602 10,3<br />

0,66<br />

Tabelle 4.4: Solarzellenergebnisse der besten Solarzelle <strong>auf</strong> Wafern aus mc-<strong>Silizium</strong> mit sauer<br />

isotroper Textur (100x100mm², 200 μm dick) bei frontseitiger- und rückseitiger Beleuchtung.<br />

Gegenüber den NaOH geätzten, schwach texturierten Solarzellen zeichnen sich die Solarzellen mit<br />

der saueren isotropen Textur vor allem durch eine höhere Kurzschlussstromdichte aus. Durch die<br />

Textur wird mehr Licht in die Zelle eingekoppelt und mehr Photonen tragen zum Strom bei. Trotz der<br />

höheren Kurzschlussstromdichte ist die Leerl<strong>auf</strong>spannung im Vergleich reduziert. Die interne<br />

Quantenausbeute für Beleuchtung von der Vorder- und Rückseite ist in Abbildung 4.22 gezeigt. Das<br />

schlechtere V OC zeigt sich auch in der reduzierten effektiven Diffusionslänge von 355 µm, die mit dem<br />

Fit nach Basore aus der IQE berechnet wurde (im Vergleich zu 551 µm bei nicht texturierten Wafer).<br />

Durch die Textur hat die Solarzelle eine größere Oberfläche. Dies erhöht die Anforderung an die<br />

Oberflächenpassivierung. Sowohl die IQE bei Beleuchtung von der Vorderseite wie auch von der<br />

Rückseite ist im kurzwelligen Bereich reduziert. Auch das Verhältnis zwischen rückseitiger und<br />

vorderseitiger Beleuchtung ist bei den texturierten Solarzellen schlechter. Versuche mit Wafern, <strong>auf</strong><br />

denen die Rückseite nach der Textur einseitig poliert war, schlugen fehl. Das rückseitige Ätzen greift<br />

die Waferkanten stärker an, so dass die Wafer zum Rand hin abgeflacht sind und auch die Vorderseite


Bor BSF Solarzellen 69<br />

an den Kanten angegriffen wird. Eine Diffusion <strong>auf</strong> nur einer Seite ist im offenen Rohrofen, wo immer<br />

zwei Wafer aneinander gestellt werden, um jeweils eine Seite abzudecken, nicht mehr möglich.<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

IQE<br />

0,4<br />

0,2<br />

IQE<br />

Vorderseite Textur<br />

Rückseite Textur<br />

Vgl. RS NaOH geätzt<br />

0,0<br />

400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 4.22: Vergleich der internen Quantenausbeute bei Beleuchtung von der Vorderseite und<br />

von der Rückseite der Solarzelle mit saurer isotroper Textur. Im Vergleich dazu die rückseitige IQE der<br />

mit NaOH geätzten Solarzelle.<br />

4.2.4 Solarzellen <strong>auf</strong> Cz-Si<br />

In einem weiteren Versuch wurde das bifaciale Konzept <strong>auf</strong> monokristallines Cz-Si Material übertragen<br />

und der Prozess entsprechend angepasst. Ziel war es außerdem, mehrere Solarzellen für ein Modul<br />

herzustellen. Zur Texturierung <strong>auf</strong> monokristallinem Cz-Si Material kann man eine alkalische,<br />

anisotrope Textur (IPA) verwenden. Diese besteht aus einer Mischung von Isopropanol und NaOH in<br />

wässriger Lösung. Durch die unterschiedlichen Ätzgeschwindigkeiten in - und -Richtung<br />

der Kristallorientierung entstehen bei Prozesstemperaturen um 80°C zufällig verteilte Pyramiden. Die<br />

IPA-Textur lässt sich auch <strong>auf</strong> glatt geätzten Waferoberflächen anwenden, also auch nachdem die<br />

Bor-Diffusion einseitig <strong>auf</strong> der Vorderseite entfernt wurde. Der modifizierte Prozess für die Cz Wafer ist<br />

in Abbildung 4.23 dargestellt. Nach der Bor-Diffusion und dem Abscheiden der SiN x -Antireflexschicht<br />

wird die Vorderseite in NaOH abgeätzt. Für kleine Ätzzeiten bleibt die Reflexionseigenschaft der<br />

Textur bedingt erhalten. Allerdings hat sich die gemittelte Reflexion schon nach zwei Minuten in 80°C<br />

heißer NaOH verdoppelt, das entspricht einem Abtrag von 2,2 µm pro Seite. Nach ungefähr acht<br />

Minuten (~8,5 µm pro Seite) ist von der Textur nicht mehr viel zu erkennen. Mit der IPA Textur lässt<br />

sich die Vorderseite nach dem Abätzen wieder neu texturieren. Dies hat einen nicht unerheblichen<br />

Vorteil; ein Kantentrennen ist bei weiterer Optimierung nicht mehr erforderlich, was den Prozessabl<strong>auf</strong><br />

wieder vereinfacht. Auf <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong> lässt sich wegen der unterschiedlichen<br />

Kristallorientierung der einzelnen Körner leider keine ganzflächige Textur mit IPA realisieren.


70<br />

IPA textur (beidseitig)<br />

BBr 3 Diffusion (BSF) F2F<br />

in-situ Oxidation und BRL ätzen<br />

SiO 2 /SiN x<br />

Rückseitenpassivierung<br />

Rückätzen Vorderseite<br />

(NaOH + IPA textur)<br />

POCl 3 Emitter Diffusion B2B<br />

PECVD SiN x ARC<br />

Siebdruck Frontseite<br />

Siebdruck Rückseite (Grid)<br />

Kontaktsintern<br />

Abbildung 4.23: Solarzellenprozess für monokristalline Wafer.<br />

Die Solarzellenergebnisse sind in Tabelle 4.5 zusammengefasst.<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%]<br />

Cz FS<br />

Mittel (13)<br />

Cz FS<br />

beste Zelle<br />

Cz RS<br />

beste Zelle<br />

73,8 ± 0,8 34,3 ± 0,3 600 ± 4 15,2 ± 0,2<br />

74,6 34,7 605 15,6<br />

75 21,2 592 9,4<br />

Tabelle 4.5: Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> 148 cm² semisquadratischen Cz-Wafern, 300 μm, 0,5-1,7 Ωcm.<br />

Der erhöhte Kurzschlussstrom lässt sich durch die besseren Reflexionseigenschaften der IPA Textur<br />

erklären, dessen Reflexion niedriger ist als die der sauren isotropen Textur. Abbildung 4.24 zeigt den<br />

Verl<strong>auf</strong> der Volumenlebensdauer vor und nach den verschiedenen Hochtemperaturschritten während<br />

des Solarzellenprozess für Cz-Si Wafer. Die Lebensdauern wurde nach den jeweiligen<br />

Prozessschritten mit µ-PCD gemessen. Die Oberflächen der Wafer wurden abgeätzt und mit Jod-<br />

Ethanol-Lösung passiviert, um nur den Einfluss <strong>auf</strong> die Volumenlebensdauer zu messen. Durch das<br />

Gettern während der Bor-Diffusion verbessert sich die Lebensdauer (von 19,9 µs <strong>auf</strong> 36,5 µs). Durch<br />

die Phosphordiffusion steigt die Volumenlebensdauer <strong>auf</strong> 48,5 µs an.


Bor BSF Solarzellen 71<br />

50<br />

p-Typ Cz Wafer<br />

Lebensdauer [μs]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

as cut nach BBr 3<br />

nach SiO x<br />

nach POCl 3<br />

Abbildung 4.24: Lebensdauermonitoring des Solarzellenprozess <strong>auf</strong> p-Typ Cz Wafer.<br />

Die offene Klemmspannung ist sehr niedrig im Vergleich zu den multikristallinen Wafern. Dies kann<br />

auch daran liegen, dass die Temperaturrampen bei der Diffusion nicht an die Cz Wafer angepasst<br />

sind. Die effektive Diffusionslänge aus der IQE-Kurve mittels Fit nach Basore gerechnet beträgt nur<br />

L eff = 250 µm. Dies erklärt auch den schwachen, rückseitigen Wirkungsgrad. Bei rückseitiger<br />

Beleuchtung erreicht die Solarzelle noch ~ 60% Ihrer Leistung von der Vorderseite (η rück /η front ).<br />

Die Zellen besitzen im Vergleich zu den multikristallinen Zellen eine niedrige offene Klemmspannung.<br />

Analysiert man die IV-Kennlinien mit dem Zwei-Diodenmodell [5] so stellt sich heraus, dass bei den<br />

Solarzellen der Strom der zweiten Diode J 02 , der aus der Rekombination in der Raumladungszone<br />

entsteht, erhöht ist. Ab einem J 02 > 5·10 -8 A/cm² wird V OC signifikant reduziert [46]. Die prozessierten<br />

Bor-BSF Solarzellen haben eine deutlich erhöhte Stromdichte J 02 im Bereich zwischen 2-3·10 -7 A/cm².<br />

Erklären lässt sich dies durch eine erhöhte Dichte von Rekombinationszentren in der Raumladungszone.<br />

Diese entstehen durch Rückstände beim Rückätzen der Bor-Diffusion <strong>auf</strong> der<br />

Vorderseite. Die Füllfaktoren lassen sich durch eine Optimierung der Feuerparameter weiter<br />

verbessern, werden aber auch durch das erhöhte J 02 beeinflusst. In der Thermografie<strong>auf</strong>nahme sind<br />

Kurzschlüsse am Rand der Solarzelle zu erkennen (Abbildung 4.25).


72<br />

Abbildung 4.25: Thermografie Aufnahme einer pseudoquadratischen Cz-Zelle mit Bor-BSF.<br />

Deutlich sind die Kurzschlüsse (Shunts) im Randbereich zu erkennen.<br />

Am Rand werden die Wafer meistens nicht so gut geätzt, da die engen Schlitze im Carrier den<br />

Austausch der Säure nur unzureichend zulassen. In modernen Carriern bzw. in einer industriellen<br />

Inlineprozessierung wird dies vermieden. Durch Kantenisolation mit einer Säge lassen sich diese<br />

störenden Randbereiche abtrennen. Der Füllfaktor verbessert sich und der Wirkungsgrad steigt.<br />

Allerdings verkleinert sich dadurch die Fläche der Solarzelle und somit sinkt die Ausgangsleistung im<br />

fertigen Modul.<br />

Kantenisolation Fläche [mm²] J 02 [A/cm²] FF [%] η [%]<br />

Keine 148 2,1 *10 -7 72,8 15,2<br />

~ 1 mm 144 1,9 *10 -7 74,7 15,4<br />

~ 2 mm 138 1,6 *10 -7 76,1 15,6<br />

Tabelle 4.6: Einfluss der Kurzschlüsse am Rand der Solarzelle <strong>auf</strong> den Füllfaktor und den<br />

Wirkungsgrad.<br />

Insgesamt wurden 13 Solarzellen hergestellt, ein Randtrennen fand aber nur bei einzelnen Zellen<br />

statt, da die restlichen Zellen zu einem Modul verschaltet wurden. Parallel dazu wurden Solarzellen für<br />

eine innovative Modulverschaltung ohne Busbar hergestellt. Diese Zellen konnten aber erst nach der<br />

Verschaltung im Modul gemessen werden. Die aus den hier vorgestellten Cz-Si Solarzellen<br />

hergestellten Module werden in Kapitel 4.5 beschrieben.


Bor BSF Solarzellen 73<br />

4.3 PC1D Simulationen zur bifacialer Beleuchtung<br />

Bis jetzt wurde die Leistung der Solarzellen nur getrennt bei front- und rückseitiger Beleuchtung unter<br />

Standardbedingungen diskutiert. Da es kein normiertes Messverfahren für bifaciale Solarzellen gibt,<br />

wird die Leistung bei beidseitiger Beleuchtung zunächst mit einer Simulation abgeschätzt.<br />

Experimente im fertigen Modul bestätigen diese Simulationen. Zur Simulation wurde das<br />

Computerprogramm PC1D [18] benutzt, welches sich als Standard zur Simulation von Solarzellen<br />

etabliert hat. Das Programm löst die gekoppelten Gleichungen für den Transport von Elektronen und<br />

Löcher in Halbleitern für den eindimensionalen Fall.<br />

Aus den Messdaten der Solarzellen bei Beleuchtung von der Vorder- und Rückseite wurde mit PC1D<br />

ein Modell der Solarzelle im Computer erstellt. Damit soll zunächst die Leistung der Solarzelle bei<br />

beidseitiger Beleuchtung abgeschätzt werden. In der Realität muss man allerdings davon ausgehen,<br />

dass nicht <strong>auf</strong> beiden Seiten der Solarzelle die gleiche Intensität ankommt. Auf der Rückseite kommt,<br />

je nach Aufstellung, in der Regel das von der Umgebung reflektierte Streulicht, auch Albedo genannt,<br />

an.<br />

Die Solarzellen wurden im Sonnensimulator gemessen. Das Spektrum im Sonnensimulator ist dem<br />

Standardspektrum für die terrestrische Photovoltaik AM 1.5 angenähert. Diese wurde auch für die<br />

Simulationen benutzt. Abhängig von der Aufstellung der Solarzellen wird sich <strong>auf</strong> der Rückseite nicht<br />

nur die Intensität sondern auch das Spektrum des einfallenden Lichts ändern. In den Simulationen<br />

wird dies vernachlässigt und nur die Änderung der Intensität betrachtet. Je nach Aufstellung und<br />

Anwendung könnte die Antireflexschicht den lokalen Bedingungen angepasst werden. Dies wird hier<br />

vernachlässigt.<br />

RS Beleuchtung [% einer Sonne]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Ausgangspunkt<br />

der Simulation<br />

Leistung<br />

[Watt]<br />

100 cm 2<br />

solar cell<br />

2,6<br />

2,3<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,3<br />

1,0<br />

0,7<br />

0,3<br />

0<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

FS Beleuchtung [% einer Sonne]<br />

Ausgangspunkt<br />

der Simulation<br />

Abbildung 4.26: PC1D Simulation der Ausgangsleistung einer 10x10 cm² Solarzellen in<br />

Abhängigkeit der Einstrahlung <strong>auf</strong> der Vorder- und Rückseite.<br />

Mit diesem Modell wir nun die Ausgangsleistung der Zelle für verschiedene Einstrahlungsintensitäten<br />

<strong>auf</strong> der Vorder- und Rückseite simuliert. Als Ausgangspunkte der Simulation dienten die Messungen


74<br />

der Vorder- und Rückseite bei Beleuchtung mit je 1.5 AM. Die Ergebnisse sind in dem Konturplot in<br />

Abbildung 4.26 dargestellt. Die Einstrahlungsintensität ist als prozentualer Anteil von einer Sonne<br />

(1 kW/m²) <strong>auf</strong>getragen. Die Streifen gleicher Ausgangsleistung verl<strong>auf</strong>en nicht symmetrisch. Dies<br />

muss auch so sein, da der Wirkungsgrad <strong>auf</strong> der Rückseite im Durchschnitt nur etwa zwei Drittel des<br />

Wirkungsgrads <strong>auf</strong> der Vorderseite erreicht, wie schon im vorherigen Kapitel diskutiert. Das legt nahe<br />

die Solarzellen so zu installieren, dass eine möglichst hohe Einstrahlung von der Vorderseite<br />

gewährleistet wird.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für die gute Qualität von Rückkontaktsolarzellen ist ein hohes Verhältnis<br />

zwischen der Diffusionslänge L D und der Waferdicke d. Der Einfluss dieser beiden Größen <strong>auf</strong> den<br />

rückseitigen Wirkungsgrad wurde schon in Abbildung 4.19 gezeigt. Als Faustregel gilt, dass das<br />

Verhältnis L D /d für gute Rückkontaktsolarzellen größer 2,5 sein sollte. In Kapitel 4.2.2 wurde an Hand<br />

der IQE (Abbildung 4.22) gezeigt, dass sich die bifaciale Bor-BSF Solarzelleh unter rückseitiger<br />

Beleuchtung wie eine Rückkontaktsolarzelle verhält. In einer weiteren Simulation wird der<br />

Wirkungsgrad <strong>auf</strong> der Rückseite in Abhängigkeit von der Waferdicke untersucht. Das Ergebnis ist<br />

graphisch in Abbildung 4.27 dargestellt. Die Simulation der Solarzellenergebnisse aus Kapitel 4.2.3<br />

ergab eine effektive Diffusionslänge von L D = 298 μm. Für Waferdicken kleiner 120 μm wird L D /d<br />

größer als 2,5. Für eine Waferdicke von 40 μm erreicht der Wirkungsgrad ein Maximum. Allerdings ist<br />

es fraglich, ob sich so dünne Wafer aus <strong>multikristallinem</strong> Material herstellen und prozessieren lassen.<br />

Die dünnsten Wafer, die im Rahmen dieser Dissertation prozessiert wurden, hatten eine<br />

durchschnittliche Dicke von 150 μm (Herstellerangabe). Die Zellen erreichten im Schnitt ein Verhältnis<br />

zwischen vorder- und rückseitigem Wirkungsgrad von zwei Drittel.<br />

14<br />

10<br />

13<br />

ETA<br />

L D<br />

/d<br />

8<br />

ETA Rückseite [%]<br />

12<br />

11<br />

10<br />

Startpunkt der<br />

Simulation<br />

6<br />

4<br />

L D<br />

/d<br />

9<br />

2<br />

8<br />

0<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Waferdicke [μm]<br />

Abbildung 4.27: Abhängigkeit des Wirkungsgrades und L d /d bei rückseitiger Beleuchtung von der<br />

Waferdicke.<br />

Mit diesem Modell wurden dann verschiedene Beleuchtungsintensitäten <strong>auf</strong> der Rückseite simuliert,<br />

bei immer gleicher Beleuchtung von der Vorderseite (1 kW/m², AM 1.5). Zusätzlich wurde die Dicke<br />

der Wafer variiert. Die Simulation (siehe Abbildung 4.28) zeigt, dass die Leistungssteigerung größer<br />

ist, je dünner (bis ~ 50 µm) die verwendeten Wafer sind.


Bor BSF Solarzellen 75<br />

300<br />

Ausgangsleistung [Watt] einer 100 cm 2 Solarzelle<br />

Wafer Dicke [μm]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Startpunkt<br />

der Simulation<br />

1,6<br />

1,7<br />

1,8<br />

1,9<br />

2,0<br />

2,1<br />

2,2<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Beleuchtung Rückseite [%]<br />

(bei einer Sonne <strong>auf</strong> der Vorderseite)<br />

Abbildung 4.28: Simulation der Ausgangsleistung bei gleichzeitiger Beleuchtung von beiden Seiten.<br />

Die vorderseitige Beleuchtung ist konstant 1 kW/m², AM 1.5, während rückseitige Beleuchtung und<br />

Zelldicke variieren.<br />

4.4 Messungen an Modulen unter realen Bedingungen<br />

Die Simulationen zeigen, dass sich eine Steigerung der Ausgangsleistung im späteren Modul erwarten<br />

lässt, wenn man bifaciale Solarzellen verwendet. Wie viel Licht nun wirklich <strong>auf</strong> der Rückseite der<br />

Solarzelle ankommt, hängt natürlich stark von der Installation der Module und ihrer Umgebung ab. In<br />

einem einfachen experimentellen Aufbau soll geklärt werden, ob die bifacialen Solarzellen den Gewinn<br />

bringen den die Simulationen versprechen. Für ein bifaciales Modul müssen sowohl Vorder- als auch<br />

Rückseite des Moduls transparent sein. Dies lässt sich mit einem Glas-Glas Modul oder einem Glas<br />

Modul mit einer transparenten Rückseitenfolie realisieren. Um Tests im Freien unter realen<br />

Bedingungen durchzuführen, wurde ein kleines Modul, bestehend aus einer sauer isotrop texturierten,<br />

multikristallinen Solarzelle (100x100 mm²), angefertigt (Kapitel 4.2.3). Das Modul wurde zunächst mit<br />

einer 100x100 mm² großen Maske im I(V)-Simulator gemessen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.7<br />

zusammengefasst.<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%] Verhältnis<br />

FS 72,4 33,9 614 15,1<br />

RS 74,5 23 603 10,3<br />

0,68<br />

Tabelle 4.7: I(V)-Daten des bifacialen Moduls. Das Modul besteht aus einer isotexturierten,<br />

multikristallinen Solarzelle 100x100 mm² im Sonnensimulator.


76<br />

Für die Ausgangsleistung ist die Aufstellung/Montage des Moduls wichtig. Für bifaciale Module gibt es<br />

verschiedene Möglichkeiten, die Module zur Sonne hin auszurichten, welche im Detail in [47] und [48]<br />

diskutiert sind. Dabei wird aber häufig von einem Verhältnis zwischen vorder- und rückseitigem<br />

Wirkungsgrad nahe Eins ausgegangen, wie er z.B. bei Solarzellen aus FZ-Si realisiert werden kann.<br />

Die hier vorgestellten Solarzellen <strong>auf</strong> <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong> haben materialbedingt im Vergleich<br />

dazu nur ein Verhältnis von ~ 2/3. Die Simulationen im letzten Kapitel zeigten, dass es sinnvoll, ist für<br />

diese Zellen die Einstrahlung <strong>auf</strong> der Vorderseite zu maximieren. Deshalb wird eine Aufstellung mit<br />

einer direkt der Sonne zugewandten Vorderseite und einer Rückseite, die nur das Streulicht<br />

einsammelt, gewählt.<br />

Abbildung 4.29: Photovoltaische Großanlage am Münchner Flughafen. Die Abbildung rechts zeigt<br />

die Montage der Module <strong>auf</strong> einer leichten Stahlkonstruktion [49].<br />

Bei vielen photovoltaischen Großanlagen sind die Solarmodule <strong>auf</strong> solchen Rack-Systemen montiert.<br />

Ein Beispiel ist die Photovoltaikanlage <strong>auf</strong> dem Dach des Terminals 2 des Münchner Flughafens.<br />

Diese ist in Abbildung 4.290 gezeigt. Die Anlage hat eine Modulfläche von rund 4.000 m² und liefert<br />

rund 450.000 Kilowattstunden im Jahr [49]. Zum Einsatz kommen konventionelle, monofaciale Module<br />

der Firma BP. Diese sind an einer Stahlkonstruktion (siehe Abbildung 4.29 rechts) befestigt.<br />

Abbildung 4.30: Experimenteller Aufbau zum Test der bifacialen Solarzellen im Freien.


Bor BSF Solarzellen 77<br />

Für das Demonstrationsexperiment wurde ein Modul mit der Ausrichtung nach Süden und einem<br />

Winkel von 30° ungefähr 50 cm über dem Grund, <strong>auf</strong>gestellt, ähnlich wie in einem konventionellen,<br />

monofacialen Rack-System. Die Zelle ist von einer schwarzen, 0,5 x 1 m² großen Holzplatte umgeben,<br />

um die Abschattung der anderen Zellen in einem großen Modul zu simulieren. Um den Anteil des<br />

Streulichts <strong>auf</strong> der Rückseite zu vergrößern und einen stark reflektierenden Hintergrund zu simulieren,<br />

wurde ein 1,6 x 1,2 m² großes, weises Papier hinter der Zelle am Boden ausgebreitet, ähnlich wie von<br />

[50] vorgeschlagen.<br />

An einem sonnigen Tag im April wurde eine I(V)-Kurve der Zelle alle 20 Minuten <strong>auf</strong>genommen. Dabei<br />

wurde einmal die Rückseite verdeckt, wie bei einer monofacialen, konventionellen Zelle und einmal<br />

auch das Streulicht im bifacialen Modus eingesammelt.<br />

40<br />

35<br />

30<br />

j SC<br />

[mA/cm²]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Bifacial<br />

Monofacial<br />

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

Tageszeit [h]<br />

Abbildung 4.31: Kurzschlussstromdichte im Verl<strong>auf</strong> eines Tages bei einseitiger und beidseitiger<br />

Beleuchtung.<br />

Die Kurzschlussstromdichte ist im Tagesverl<strong>auf</strong> in Abbildung 4.31 dargestellt. Wird zusätzlich das<br />

Streulicht <strong>auf</strong> der Rückseite eingesammelt, erhöht sich j SC um mehrere mA/cm². Die Lichtintensität<br />

schwankte etwas im Verl<strong>auf</strong> des Tages, da kleine Schleierwolken den Himmel bedeckten. Durch die<br />

höhere Lichteinkopplung steigt mit j SC auch die Ausgangsleistung des Moduls (Abbildung 4.32). Wie<br />

erwartet ist diese mittags am höchsten.


78<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

P out<br />

[Watt]<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Bifacial<br />

Monofacial<br />

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

Tageszeit [h]<br />

Abbildung 4.32: Ausgangsleistung der Solarzelle im Verl<strong>auf</strong> eines Tages bei einseitiger und<br />

beidseitiger Beleuchtung.<br />

Der Gewinn in der Ausgangsleistung P out durch das Einsammeln des Streulichts <strong>auf</strong> der Rückseite ist<br />

in Abbildung 4.33 graphisch dargestellt. Bei schrägem Lichteinfall in den Morgen- und Abendstunden<br />

ist der Gewinn am höchsten und macht bis zu 30% aus. Gerade dann also, wenn die<br />

Ausgangsleistung des Moduls noch nicht so hoch ist, ist die Steigerung maximal. Mittags, wenn die<br />

Ausrichtung des Moduls zur Sonne optimal ist, werden noch 10-15% Steigerung in der Ausgangsleistung<br />

gemessen. Im Tagesmittel konnte eine Steigerung der Ausgangsleistung um 20% erzielt<br />

werden. Zum Vergleich: Um bei einem monofacialen Industriemodul mit einem typischen<br />

Wirkungsgrad von 15% eine 20%ige Steigerung der Ausgangleistung zu erreichen, müsste der<br />

Wirkungsgrad der Solarzellen von ~15% <strong>auf</strong> ~18% gesteigert werden!<br />

35<br />

30<br />

Gewinn P out<br />

∅ 20 %<br />

Gewinn P out<br />

[%]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

Tageszeit [h]<br />

Abbildung 4.33: Gewinn in der Ausgangsleistung durch das Einsammeln des Streulichts <strong>auf</strong> der<br />

Rückseite der Solarzelle im Verl<strong>auf</strong> eines Tages.


Bor BSF Solarzellen 79<br />

Damit konnte gezeigt werden, dass sich bifaciale Konzepte auch <strong>auf</strong> <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong> bei<br />

einer einfachen, konventionellen Modulmontage lohnen. Eine solche Aufstellung würde nur wenig<br />

Mehrkosten bedeuten. In dem oben genannten Beispiel vom Münchner Flughafen würde der Einsatz<br />

bifacialer Solarzellen einer Steigerung der Jahresproduktion von 450.000 Kilowattstunden <strong>auf</strong> 540.000<br />

Kilowattstunden entsprechen.<br />

Weitere Steigerungen sind zu erwarten, wenn man mehr Streulicht <strong>auf</strong> der Rückseite durch einen<br />

Hintergrund mit einer sehr hohen Reflexion wie z.B. Sand oder auch Wasser einkoppeln kann. Bei<br />

Systemen mit einer Nachführung der Module zum Sonnenstand könnte man an einen Spiegel oder<br />

parabolischen Konzentrator denken, der parallel dazu nachgeführt wird. Alternativ können die Zellen<br />

im Modul auch mit Abständen einlaminiert werden, so dass Licht das Modul durchdringt. Dies spart<br />

<strong>Silizium</strong> pro Modulfläche und erhöht das rückseitige Streulicht [51]. Module aus Cz- oder FZ-<strong>Silizium</strong>-<br />

Wafer zeigen durch die abgerundeten Ecken automatisch diesen Effekt.<br />

Eine weitere Möglichkeit der Aufstellung ist es, das Modul senkrecht in Nord-Süd-Richtung <strong>auf</strong>zustellen.<br />

Solche Module könnten z.B. als Schallschutzwand dienen [48]. Der Verl<strong>auf</strong> der Ausgangsleistung<br />

über einen Tag im Vergleich zu einer konventionellen Aufstellung ist in Abbildung 4.34 gezeigt.<br />

Die Vorderseite des Moduls zeigte nach Osten. In den Morgenstunden misst man eine höhere<br />

Ausgangsleistung. Um die Mittagszeit ist die Ausgangsleistung deutlich reduziert und hat ein<br />

Minimum. Am Nachmittag steigt die Ausgangsleistung wieder an, erreicht aber nicht mehr die hohen<br />

Werte vom Vormittag, da jetzt die Rückseite des Moduls mit dem um etwa zwei Drittel reduzierten<br />

Wirkungsgrad der Sonne zugewandt ist. Solche Aufstellungskonzepte sind also nur für bifaciale<br />

Solarzellen mit einem „back to front efficiency“ Faktor nahe eins, z.B. FZ-Solarzellen, sinnvoll.<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

P out<br />

[Watt]<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

Aufstellung geneigt 30° Richtung Süden<br />

Aufstellung vertikal (90°) Nord/Süd<br />

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

Tageszeit [h]<br />

Abbildung 4.34: Ausgangsleistung des Moduls im Tagesverl<strong>auf</strong> bei einer Aufstellung des Moduls<br />

senkrecht in Nord-Süd-Richtung als Wand im Vergleich zur konventionellen Aufstellung. Die<br />

Vorderseite zeigt nach Osten.


80<br />

4.5 Modulverschaltung<br />

Bei der Herstellung eines herkömmlichen Moduls (nur aus p-Typ Solarzellen) muss jeweils die Vorderseite<br />

einer Solarzelle mit der Rückseite der nächsten Solarzelle verbunden werden. In größeren<br />

Modulen lassen sich bifaciale p- und n-Typ Solarzellen abwechselnd verschalten, wie von [52]<br />

vorgeschlagen. Dies hat den Vorteil, dass nun die Verschaltung der Solarzellen <strong>auf</strong> der Vorder- und<br />

Rückseite getrennt erfolgen kann. Auf jeder Seite wird eine p-Typ Solarzelle mit der nächsten n-Typ<br />

Solarzelle verbunden. Diese wird <strong>auf</strong> der Rückseite mit der nächsten p-Typ Solarzelle verbunden und<br />

so weiter. Das Prinzip der abwechselnden Verschaltung ist in Abbildung 4.35 (unten) dargestellt.<br />

Dadurch ist es zum Beispiel auch möglich, die Solarzellen direkt <strong>auf</strong> Leiterbahnen zu platzieren. Ein<br />

Verlöten der Solarzellen würde entfallen, was die mechanische und thermische Belastung verringern<br />

würde.<br />

p p p<br />

n p n<br />

Abbildung 4.35: Kontaktierung von p-Typ Solarzellen in einem herkömmlichen Modul (oben) und<br />

abwechselnde Verschaltung von p- und n-Typ Solarzellen (unten) in einem Modul.<br />

Parallel zu den in dieser Arbeit entwickelten p-Typ Solarzellen wurde ein bifacialer Prozess <strong>auf</strong> n-Typ<br />

<strong>Silizium</strong>wafern entwickelt [41]. Beide Solarzellentypen wurden zusammen in einem Modul verschaltet,<br />

wie es schematisch in Abbildung 4.36 dargestellt ist. Dabei wurden je drei p-Typ (Solarzellen in Kapitel<br />

4.2.4 beschrieben) und drei n-Typ monokristalline Cz-Solarzellen abwechselnd in Reihe verschaltet (pn-p-n-p-n).<br />

Abbildung 4.36: Schematische Darstellung der Verschaltung von p- und n-Typ Solarzellen in einem<br />

2x3 pn-Modul.<br />

Im Folgenden werden zwei Module beschrieben: Das eine mit einer konventionellen Kontaktierung<br />

über die Busbars, das andere mit einer neu entwickelten Verschaltung. Für beide Module wurden p-<br />

und n-Typ Solarzellen aus demselben Prozess benutzt. Für die Herstellung von Solarmodulen ist es


Bor BSF Solarzellen 81<br />

wichtig, dass die Solarzellen gut <strong>auf</strong>einander abgestimmt sind, da ansonsten die Leistung des Moduls<br />

durch die schlechteste Zelle limitiert wird. Dies ist eine besondere Herausforderung bei der<br />

Verwendung von Solarzellen mit verschiedener Grunddotierung. Hierbei ging es zunächst darum, das<br />

Prinzip eines bifacialen pn-Moduls zu demonstrieren.<br />

Abbildung 4.37 zeigt ein bifaciales Modul aus je drei n- und p-Typ Solarzellen. Die Solarzellen sind<br />

konventionell über die Busbars kontaktiert. Das Modul wurde im Rahmen des EU-Projekts Foxy bei<br />

der Firma Isofoton hergestellt. Von hinten sieht das Modul ähnlich wie von der Vorderseite aus. Die<br />

Parameter des Moduls sind in Tabelle 4.8 zusammengefasst.<br />

V OC<br />

[V]<br />

I SC<br />

[A]<br />

P mpp<br />

[W]<br />

V mpp<br />

[V]<br />

I mpp<br />

[A]<br />

FF<br />

[%]<br />

Bifacial FS 3,7 5,1 12,3 2,7 4,6 66,2<br />

Bifacial RS 3,6 2,8 7,3 3,0 2,5 73,1<br />

Tabelle 4.8: Modulparameter des Moduls von der Firma Isofoton bei front- und rückseitiger<br />

Beleuchtung, gemessen bei Isofoton.<br />

Abbildung 4.37: Bifaciales Modul aus je drei n- und p-Typ Solarzellen. Die Solarzellen sind<br />

konventionell über die Busbars kontaktiert. Das Modul wurde bei der Firma Isofoton hergestellt.<br />

In Vergleich zu konventionellen Solarzellen mit ganzseitigem Rückkontakt haben die Solarzellen mit<br />

einem offenen, siebgedruckten Fingergrid einen höheren Serienwiderstand R S . Daraus ergeben sich<br />

ein kleinerer Füllfaktor und ein geringerer Zellwirkungsgrad. Bei einem offenen Fingergrid wird der<br />

erzeugte Strom über die Finger zu den Busbars transportiert. Der Widerstand im Finger ist unter<br />

anderem durch die Leitfähigkeit der Silber- bzw. Aluminium-Silber-Paste, sowie der Querschnittfläche


82<br />

und der Fingerlänge (Länge vom entferntesten Punkt zum Busbar) gegeben. Möglichkeiten den<br />

Serienwiderstand <strong>auf</strong> Zellebene zu verringern, wurden in Kapitel 2.3 erörtert.<br />

Die Firma Day4Energy hat ein eigenes Konzept der Verschaltung von Solarzellen im Modul, das ganz<br />

ohne Busbars auskommt, entwickelt. Diese Methode wurde zunächst für monofaciale Module<br />

entwickelt. Abbildung 4.38 zeigt schematisch eine monofaciale Solarzelle mit der Day4 TM -Elektrode.<br />

Die Day4 TM -Elektrode besteht aus einem transparenten, haftenden Film, in dem dünne Kupferdrähte<br />

eingebettet sind. Die Kupferdrähte sind mit einer Legierung mit einem niedrigen Schmelzpunkt<br />

ummantelt. Der ohmsche Kontakt wird während des Lamierens des Moduls hergestellt [53], [54].<br />

Abbildung 4.38: Schematische Darstellung einer Solarzelle mit Day4 TM Elektrode. Abbildung aus<br />

[53].<br />

Die Drähte der Elektrode sind gleichmäßig über die Zelle mit typischen Abständen zwischen 4 und<br />

20 mm verteilt. Das heißt: Die maximale Weglänge, die der Strom also in dem gedruckten Finger<br />

zurücklegen muss, beträgt nur noch max. 10 mm. Dadurch wird der Serienwiderstand im Modul<br />

verringert. Das Ergebnis sind bessere Füllfaktoren und eine höhere Ausgangsleistung (5-10%) im<br />

Vergleich zu herkömmlichen Modulen mit gleichen Zellen aber mit Busbars und AgAl Pads [54].<br />

Weitere Eigenschaften und Vergleiche zwischen den Modulen sind der angegebenen Literatur zu<br />

entnehmen.<br />

Diese Methode ist sowohl für monofaciale wie für bifaciale Solarzellen geeignet. Module lassen sich<br />

sowohl nur aus n- oder p-Typ Solarzellen als auch mit abwechselnd verschalteten n-und p-Typ<br />

Solarzellen herstellen. In einem gemeinsamen Projekt wurde ein bifaciales Modul zusammen mit der<br />

Firma Day4Energy hergestellt. Dazu wurden die in Kapitel 4.2.4 beschriebenen Cz-Si-Solarzellen<br />

ohne Busbars verwendet. Im Modul wurden wieder Wafer aus p- und n-Typ <strong>Silizium</strong> verschaltet.


Bor BSF Solarzellen 83<br />

Eine Aufnahme des Moduls ist in Abbildung 4.39 gezeigt. Die Solarzellen sind mit der Day4 TM<br />

Elektrode kontaktiert und miteinander verbunden. Dies ist auch an den fehlenden Busbars zu<br />

erkennen.<br />

Abbildung 4.39: Bifaciales Modul mit Day4Energy-Verschaltung aus je drei n- und p-Typ<br />

Solarzellen, deutlich an den fehlenden Busbars zu erkennen.<br />

Bei den bifacialen Zellen hängt der Serienwiderstand und damit auch der Füllfaktor nicht nur von der<br />

Leitfähigkeit der Finger <strong>auf</strong> der Vorderseite sondern auch von den Fingern des Rückkontakts ab. Vor<br />

allem wegen der schlechteren Leitfähigkeit der AlAg-Paste des Rückkontakts (im Vergleich zur reinen<br />

Silber Paste wie sie <strong>auf</strong> der Vorderseite verwendet wird) ist der Füllfaktor bei bifacialen Solarzellen im<br />

Vergleich zu <strong>auf</strong> der Rückseite ganzflächig kontaktierten Solarzellen reduziert. Die Vorteile des<br />

Day4Energy-Konzepts sollten also besonders bei bifacialen Zellen zur Geltung kommen.<br />

V OC<br />

[V]<br />

I SC<br />

[A]<br />

P mpp<br />

[W]<br />

V mpp<br />

[V]<br />

I mpp<br />

[A]<br />

FF<br />

[%]<br />

Bifacial FS 3,6 4,9 13,1 2,9 4,5 73,3<br />

Bifacial RS 3,6 3,1 6,7 3,1 2,2 61,1<br />

Tabelle 4.9: Modul Parameter des Day4Energy Moduls bei front- und rückseitiger Beleuchtung,<br />

gemessen bei Day4Energy.<br />

Die Kenndaten des Moduls sind in Tabelle 4.9 zusammengefasst. Im Vergleich zu dem konventionell<br />

hergestellten Modul fallen der höhere Füllfaktor und die damit verbundene höhere Ausgangsleistung<br />

bei frontseitiger Beleuchtung <strong>auf</strong>. Beide Module wurden mit Zellen aus dem gleichen Prozess<br />

hergestellt, wobei <strong>auf</strong> den Wafer für das Day4Energy Modul eben keine Busbars gedruckt wurden.


84<br />

Beide Module wurden analog zum Aufbau in Kapitel 4.4 unter realen Bedingungen getestet. Über<br />

einen Tag gemittelt, wurde bei den bifacialen Modulen eine um 15% höhere Ausgangsleistung durch<br />

das Einsammeln des rückseitigen Streulichts gemessen. Die Module wurden zu Demonstrationszwecken<br />

aus p-und n-Typ Solarzellen hergestellt. Natürlich lassen sich sowohl mit der<br />

Konventionellen wie auch mit der Day4Energy Verschaltung Module aus nur einer Sorte von<br />

Solarzellen herstellen.<br />

4.6 Ausblick - Prozessoptimierung für die industrielle Umsetzung<br />

4.6.1 Solar Grade <strong>Silizium</strong><br />

Zum Vergleich wurden auch Solarzellen <strong>auf</strong> Wafern aus dem neu entwickelten Solarsilizium (siehe<br />

Kapitel 2) hergestellt. Dazu wurde derselbe Prozess wie in Kapitel 4.2.3 mit saurer, isotroper Textur<br />

und SiO 2 /SiN x Rückseitenpassivierung verwendet. Für Wafer, die aus einem Block mit 75% SoG und<br />

25% EG <strong>Silizium</strong> stammen, sind die Solarzellenergebnisse in Tabelle 4.10 zusammengefasst.<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%] η rück /η front<br />

FS 75,6 34,3 620 16,1<br />

RS 74,8 26,9 615 12,4<br />

0,77<br />

Tabelle 4.10: Solarzellenergebnisse der besten Solarzelle <strong>auf</strong> mc Wafer aus 75% SoG & 25% EG<br />

Si (100x100mm², 230 μm dick, 1,2 Ωcm).<br />

Im Vergleich zu den bisher prozessierten Wafern fällt die hohe Leerl<strong>auf</strong>spannung <strong>auf</strong>. Diese ist<br />

vergleichbar mit der von Solarzellen mit Al-BSF. Die mit dem Fit nach Basore aus der IQE (siehe<br />

Abbildung 4.40) ermittelte effektive Diffusionslänge L eff beträgt 547 µm und bewegt sich damit im<br />

selben Bereich wie die der Solarzellen ohne Textur.<br />

Das Verhältnis η rück /η front ist bei den Solarzellen <strong>auf</strong> SoG <strong>Silizium</strong> besser als <strong>auf</strong> den texturierten<br />

Referenzwafer aus EG <strong>Silizium</strong> (vgl. Kapitel 4.2.3). Im kurzwelligen Bereich fällt die IQE bei<br />

rückseitiger Beleuchtung auch nicht so stark ab, was für eine bessere Passivierung der Rückseite<br />

spricht.


Bor BSF Solarzellen 85<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

IQE<br />

0,4<br />

0,2<br />

FS IQE<br />

RS IQE<br />

vgl. RS IQE NaOh geätzt<br />

vgl. RS IQE Textur mc<br />

0,0<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 4.40: Interne Quantenausbeute der Solarzelle aus 75% SoG mc-Si, im Vergleich dazu<br />

die IQE der Solarzellen unter rückseitiger Beleuchtung aus Kapitel 4.2.2 und 4.2.3.<br />

Es sieht so aus, als ob sich das SoG Material besonders für den Prozess mit der Bor-Diffusion eignet.<br />

Das SoG Material scheint bei den Hochtemperaturschritten nicht zu degradieren. Über die genaue<br />

Reinheit des SoG <strong>Silizium</strong>s ist leider von Seiten des Herstellers nichts bekannt. Untersuchungen von<br />

[14] deuten dar<strong>auf</strong> hin, dass es bei metallurgisch <strong>auf</strong>bereitetem <strong>Silizium</strong> nicht unbedingt <strong>auf</strong> die Menge<br />

der Verunreinigungen ankommt, als vielmehr <strong>auf</strong> Ihre Größe und räumliche Verteilung. Wenn also die<br />

Verunreinigungen im SoG <strong>Silizium</strong> lokal z.B. an Korngrenzen, gebunden sind, können diese nicht so<br />

leicht während der Hochtemperaturschritte zurück in den Kristall gelangen.<br />

Lebensdaueruntersuchungen deuten dar<strong>auf</strong> hin, dass SoG Material stabiler <strong>auf</strong> die einzelnen<br />

Prozessschritte während der Prozessierung reagiert [55]. Dafür spricht auch die bessere effektive<br />

Diffusionslänge von 547 µm im Vergleich zu 355 µm (vgl. Kapitel 4.2.3).<br />

J 01<br />

[A/cm²]<br />

J 02<br />

[A/cm²]<br />

R S<br />

[Ωcm²]<br />

R Sh<br />

[Ωcm²]<br />

J ph<br />

[mA/cm²]<br />

Beste Zelle 0,55⋅10 -12 9,7⋅10 -8 0,17 1300 34,2<br />

Tabelle 4.11: Solarzellenparameter aus der IV Kennlinie nach dem Zwei-Dioden-Modell.<br />

Die Solarzellenparameter aus dem Zwei-Dioden-Modell [5] sind in Tabelle 4.11 zusammengefasst. J 02<br />

ist erhöht, was noch <strong>auf</strong> Traps in der Raumladungszone hindeutet, die während der Bor-Diffusion<br />

entstanden sein können. Der Serienwiderstand von nur 0,17 Ωcm² spricht für eine optimale<br />

Anpassung der Feuerparameter.


86<br />

4.6.2 Solarzelle mit Spray-On-Prozess<br />

4.6.2.1 Inline Bor-Diffusion<br />

Bei den in den vorangegangenen Kapitel beschriebenen Solarzellenprozessen musste die Vorderseite<br />

des Wafers bei der BBr 3 Diffusion geschützt werden oder nach der Diffusion wieder die oberste<br />

dotierte Schicht abgeätzt werden. Um diesen Prozessschritt zu vereinfachen, bzw. ein einseitiges<br />

Abätzen zu verhindern, wäre eine einseitige Diffusion von Vorteil. Im diesem Kapitel wird ein<br />

Solarzellenprozess für die Bor-BSF-Solarzelle beschrieben, in dem nur <strong>auf</strong>gesprühte Dotierstofflösungen<br />

verwendet werden. In Kapitel 3 wurde die Inline-Diffusion eines Phosphor-Emitters<br />

beschrieben. Es lassen sich natürlich auch andere Dotierstoffe als Phosphor <strong>auf</strong>sprühen. Auch<br />

borhaltige Dotierstofflösung ist zum Aufsprühen erhältlich. Für die Versuche wurde die Dotierstofflösung<br />

B 155 von Filmtronics für das Bor-BSF und für den Phosphor-Emitter wie schon in Kapitel 3<br />

beschrieben die Dotierstofflösung P 509 von Filmtronics verwendet.<br />

Um die thermische Belastung des Wafers möglichst gering zu halten, wurde eine Diffusionstemperatur<br />

von 920°C und eine Diffusionszeit von 10 Minuten gewählt. Sowohl die BBr 3 -Diffusion als auch die<br />

POCl 3 -Diffusion wurden durch die Inline-Diffusion mit dem entsprechenden Dotierstoff ersetzt, ohne<br />

dabei die Prozessabfolge zu ändern (Siehe Abbildung 4.42, im Folgenden als Solarzellenprozess A<br />

bezeichnet). Für die Phosphordiffusion wurde eine Diffusionstemperatur von 880°C (10 Minuten)<br />

gewählt. Die mit ECV gemessenen Dotierprofile der Diffusionen sind in Abbildung 4.41 dargestellt. Für<br />

den Emitter ergibt sich damit ein Schichtwiderstand von 50 Ω/Sq. Das Bor-BSF hat nach der Emitter<br />

Diffusion einen Schichtwiderstand von 80 Ω/Sq. Die Schichtwiderstände wurden <strong>auf</strong> n-Typ<br />

Referenzwafern (Cz-Si) gemessen.<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

10 19<br />

10 18<br />

10 20 P-Emitter (50 Ω/sq)<br />

B-BSF (80 Ω/sq)<br />

10 17<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 4.41: Dotierprofil des Emitters und des BSFs bei Inline-Diffusion gemessen mit ECV.


Bor BSF Solarzellen 87<br />

Die vorangegangenen Experimente benutzten <strong>Silizium</strong>oxid in Kombination mit einem <strong>Silizium</strong>nitrid als<br />

Rückseitenpassivierung. Für das Oxidationsrohr, in dem die Oxidation durchgeführt wurde, gelten<br />

hohe Reinheitsanforderungen. Um eine Kontamination des Oxidrohrs zu verhindern, war es nicht<br />

erlaubt Wafer, die im Gürtelofen und mit organischen Dotierstoffen behandelt wurden, im<br />

Oxidationsrohr zu prozessieren. Aus diesem Grunde wurde <strong>auf</strong> der Rückseite nur eine SiN x -<br />

Antireflexschicht abgeschieden, welche die Oberfläche nur bedingt passiviert. Dazu wurde <strong>auf</strong> den<br />

Solarzellen ein von ECN für p-dotierte Rückseiten optimiertes SiN x (n ≈ 2,4)abgeschieden. Der<br />

Prozess wurde ansonsten nicht verändert und ist in Abbildung 4.42 zusammengefasst.<br />

Sägeschaden ätzen<br />

B 155 <strong>auf</strong>sprühen RS<br />

Diffusion Gürtelofen<br />

920°C 10 min.<br />

P509 <strong>auf</strong>sprühen FS<br />

Diffusion Gürtelofen<br />

880°C 10 min.<br />

PECVD SiN x<br />

ARC<br />

(Vorder- und Rückseite)<br />

Kantenisolation<br />

Siebdruck Frontseite<br />

Siebdruck Rückseite (Grid)<br />

Kontakt Sintern<br />

Abbildung 4.42: Solarzellenprozess A mit Inline-Diffusion für das Bor-BSF und den Phosphor<br />

Emitter.<br />

Die Solarzellenergebnisse sind in Tabelle 4.12 zusammengefasst. Es wurde eine Gruppe von acht<br />

Wafern prozessiert. Neben dem niedrigen Niveau der Wirkungsgrade fällt sofort die große Streuung<br />

der Werte <strong>auf</strong>.<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%]<br />

Mittel (8 Zellen) 58,8 ± 4,2 26,9 ± 1,1 560 ± 9,8 8,9 ± 1,1<br />

Beste Zelle 65,8 28 578 10,6<br />

Tabelle 4.12: Solarzellenergebnisse <strong>auf</strong> mc-Si 125x125 cm² Wafern (200 µm dick).<br />

Aus der IQE (siehe Abbildung 4.46) wurde mittels Basorefit die effektive Diffusionslänge zu<br />

L eff = 87 µm ermittelt. Unter der Annahme L eff = L bulk würde dies nur einer Lebensdauer von weniger<br />

als 10 µs entsprechen. Dies würde u.a. das niedrige V OC erklären. Eine Analyse der besten Zelle mit<br />

dem Zwei-Dioden-Modell (Tabelle 4.13) ergab vor allem einen <strong>auf</strong>fällig niedrigen Parallelwiderstand<br />

R Sh von nur 920 Ωcm² und einen erhöhten Serienwiderstand R S von 0,87 Ωcm². Der Wert für J 01 liegt<br />

im Bereich dessen, was man erwartet. J 02 ist erhöht, was ein Indiz für Rekombinationszentren in der


88<br />

Raumladungszone ist. Diese könnten durch die Diffusion von Verunreinigungen, die während der Bor<br />

Diffusion im Gürtelofen <strong>auf</strong> der Vorderseite in den Wafer eingedrungen sind, entstanden sein.<br />

L eff [μm]<br />

(SR)<br />

J 01<br />

[A/cm²]<br />

J 02<br />

[A/cm²]<br />

R S<br />

[Ωcm²]<br />

R Sh<br />

[Ωcm²]<br />

J ph<br />

[mA/cm²]<br />

Beste Zelle 87 3,6⋅10 -12 7⋅10 -8 0,87 920 28<br />

Tabelle 4.13: Solarzellendaten aus der SR-Messung und aus dem Zwei-Dioden-Modell.<br />

In der Thermographie<strong>auf</strong>nahme der fertigen Solarzelle (Abbildung 4.43) sind nur wenige gute<br />

Bereiche (violett) zu erkennen. Neben den Kurzschlüssen an den Rändern (rot/gelb), sind weniger<br />

gute Bereiche der Zelle zu erkennen (grün).<br />

Abbildung 4.43: Thermografie<strong>auf</strong>nahme der mit IR-Licht beleuchteten, fertigen Solarzelle mit Inline-<br />

Diffusion.<br />

Es liegt die Vermutung nahe, dass während der Bor-Diffusion im Gürtelofen Verunreinigungen oder<br />

Bor-Atome <strong>auf</strong> der ungeschützten Oberfläche <strong>auf</strong> der Vorderseite in den Wafer diffundiert wurden.<br />

Dies würde auch die große Streuung der Solarzellenergebnisse erklären. Auch in Kapitel 3.4.2 gibt es<br />

Anzeichen dafür, dass ein Teil des Dotierstoffs in die Atmosphäre des Gürtelofens diffundiert.<br />

In einer weitern Versuchsgruppe sollte dieses Problem umgangen werden. Zuerst wurde der<br />

Phosphordotierstoff <strong>auf</strong> die Vorderseite des Wafers gesprüht und dann der Bordopant <strong>auf</strong> die<br />

Rückseite. Im Anschluss fand dann eine Co-Diffusion der Wafer im Gürtelofen statt. Dieser<br />

Prozessabl<strong>auf</strong>, im Folgenden als Solarzellenprozess B bezeichnet, hat außerdem den Vorteil, dass<br />

ein Diffusionsschritt eingespart wird und beide Seiten durch den <strong>auf</strong>gesprühten Diffusionstoff im<br />

Gürtelofen vor Verunreinigungen geschützt sind. Für beide Seiten müssen nun natürlich die gleichen<br />

Diffusionsparameter gewählt werden. Im Experiment wurden die gleichen Parameter wie für das Bor-<br />

BSF bei der Versuchsgruppe vorher gewählt. Dabei wurde in K<strong>auf</strong> genommen, einen hochdotierten<br />

Emitter zu bekommen. Die mit ECV gemessenen Dotierprofile der Diffusionen (Punkte) sind in<br />

Abbildung 4.44 dargestellt. Im Vergleich dazu sind die Dotierprofile aus der vorherigen Gruppe mit


Bor BSF Solarzellen 89<br />

dargestellt (Linie). Deutlich ist der Unterschied in den Dotierprofilen der Emitter zu erkennen, was sich<br />

auch in der Messung des Schichtwiderstandes zeigt. Das Dotierprofil des Bor-BSF unterscheidet sich<br />

nur unwesentlich. Bei Verwendung von Dotierstoffen mit einer niedrigeren Phosphorkonzentration und<br />

einer sehr hohen Bor Konzentration, könnte bei entsprechender Optimierung der Diffusionsparameter<br />

auch bei Co-Diffusion ein niedrig dotierter Emitter hergestellt werden.<br />

Ladungsträgerkonzentration [cm -3 ]<br />

10 20<br />

10 19<br />

10 18<br />

P-Emitter B (25 Ω/sq)<br />

P-Emitter A (50 Ω/sq)<br />

B-BSF B (85 Ω/sq)<br />

B-BSF A (80 Ω/sq)<br />

10 17<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

Tiefe [µm]<br />

Abbildung 4.44: Dotierprofile (Punkte) des Emitters und des BSF bei Inline Co-Diffusion gemessen<br />

mit ECV. Im Vergleich dazu die Dotierprofile bei getrennter Diffusion (Linie).<br />

Sägeschaden ätzen<br />

B 155 <strong>auf</strong>sprühen RS<br />

P509 <strong>auf</strong>sprühen FS<br />

Diffusion Gürtelofen<br />

920°C 10 min.<br />

PECVD SiN x<br />

ARC<br />

(Vorder- und Rückseite)<br />

Kantenisolation<br />

Siebdruck Frontseite<br />

Siebdruck Rückseite (Grid)<br />

Kontakt Sintern<br />

Abbildung 4.45: Solarzellenprozess B mit Inline Co-Diffusion für das Bor-BSF und den Phosphor-<br />

Emitter.


90<br />

Der modifizierte Solarzellenprozess ist in Abbildung 4.45 gezeigt. Die Solarzellenergebnisse sind in<br />

Tabelle 4.14 zusammengefasst. Neben den besseren Ergebnissen im Vergleich zu Prozess A ist auch<br />

die Streuung der Ergebnisse wesentlich geringer. Dies spricht dafür, dass Prozess B der stabilere von<br />

beiden ist. Dennoch bleiben die erreichten Wirkungsgrade hinter den Solarzellen mit<br />

Gasphasendiffusion zurück. Der niedrige Kurzschlussstrom bei den Zellen lässt sich nicht allein durch<br />

die höhere Rekombination im 25 Ω/Sq. Emitter erklären. Simulationen mit PC1D ließen nur einen um<br />

1 bis 2 mA/cm² schlechteren Kurzschlussstrom erwarten.<br />

FF [%] J SC [mA/cm 2 ] V OC [mV] η [%]<br />

Mittel (8 Zellen) 76,4 ± 0,4 26,8 ± 0,2 593 ± 0,7 12,1 ± 0,1<br />

Beste Zelle 76,2 27,2 594 12,3<br />

Tabelle 4.14: Solarzellenergebnisse für Prozess B <strong>auf</strong> 125 x125 mm² Wafern (200 µm dick).<br />

Die mit dem Basorefit ermittelte effektive Diffusionslänge beträgt nur 122 μm. Die, verglichen mit der<br />

Zelldicke von 200 µm, geringe Diffusionslänge der Minoritätsladungsträger im Wafer erklärt nicht nur<br />

den niedrigen Kurzschlussstrom sondern auch das schlechte V OC der Solarzellen. Die offene<br />

Klemmspannung ist im Vergleich zum vorherigen Prozess höher, aber immer noch deutlich erniedrigt.<br />

Eine Analyse mit dem Zwei-Dioden-Modell zeigt einen deutlich höheren Parallelwiderstand als im<br />

Prozess A, was ein Indiz dafür sein könnte, dass die Vorderseite durch den Phosphordotierstoff vor<br />

Fremdatomen geschützt ist.<br />

L eff [μm]<br />

(SR)<br />

J 01<br />

[mA/cm²]<br />

J 02<br />

[mA/cm²]<br />

R S<br />

[Ωcm²]<br />

R Sh<br />

[ Ωcm²]<br />

J ph<br />

[mA/cm²]<br />

beste Zelle 122 2⋅10 -12 4⋅10 -8 0,68 6000 27,2<br />

Tabelle 4.15: Solarzellenparameter aus der Messung der spektralen Empfindlichkeit und der I(V)-<br />

Kennlinie nach dem Zwei-Ddioden-Modell.<br />

Die IQE für die beste Solarzelle beider Prozesse ist in Abbildung 4.46 dargestellt. Im kurzwelligen<br />

Bereich bis 600 nm ist die IQE der Solarzelle mit 50 Ω/Sq Emitter (Prozess A) wie erwartet deutlich<br />

höher als die IQE mit 25 Ω/Sq Emitter (Prozess B). Die Solarzelle aus Prozess A hat auch einen um<br />

0,8 mA/cm² höheren Kurzschlussstrom. Im langwelligen Bereich fällt die IQE bei beiden Solarzellen<br />

schnell ab. Die effektive Diffusionslänge aus dem Fit nach Basore im Bereich zwischen 800 und 1000<br />

nm ergab ein L eff von 122 µm für Prozess B im Vergleich zu 87 μm bei Prozess A.


Bor BSF Solarzellen 91<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

IQE<br />

0,4<br />

0,2<br />

IQE Prozess A (25 Ω/Sq.)<br />

IQE Prozess B (50 Ω/Sq.)<br />

0,0<br />

400 600 800 1000 1200<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 4.46: Interne Quantenausbeute der jeweils besten Solarzellen mit Inline-Diffusion aus<br />

Prozess A und B.<br />

Auch andere Gruppen berichten von Degradation der Lebensdauer im Volumen bei Diffusion mit dem<br />

Dotierstoff. Hier wurde der Dotierstoff <strong>auf</strong>geschleudert, die Diffusion fand allerdings bei wesentlich<br />

höheren Temperaturen statt und war dafür kürzer [56]. Alternativen wären etwa Dotierstoffe ohne<br />

organische Lösungsmittel, wie etwa Borsäure [57].<br />

Die Herstellung von Bor-BSF-Solarzellen mit <strong>auf</strong>gesprühten Dotierstoffen und gleichzeitiger CO-<br />

Diffusion von Bor und Phosphor ist im Prinzip möglich. Die ersten Ergebnisse sind viel versprechend,<br />

es bedarf aber einer weiteren Optimierung des Herstellungsprozesses. Insbesondere muss ein Bor-<br />

Dotierstoff gefunden werden, der nicht zur Degradation der Lebensdauer im Wafer führt.<br />

4.6.3 Alternative Rückseitenpassivierung<br />

Für das Solarzellenkonzept in dieser Arbeit wurde zur Passivierung der Rückseite eine dünne<br />

<strong>Silizium</strong>oxidschicht verwendet. Zum Schutz der <strong>Silizium</strong>oxidschicht und als Antireflexschicht wurde ein<br />

<strong>Silizium</strong>nitrid <strong>auf</strong> dem Oxid abgeschieden. Die Oxidation erfordert ein sorgsames Reinigen der<br />

<strong>Silizium</strong> Wafer und ist ein weiterer Hochtemperaturschritt (~865°C). Im Folgenden werden Alternativen<br />

dazu vorgestellt:<br />

● Eine weitere Möglichkeit die thermische Belastung zu verringern, ist die nasse Oxidation. Die<br />

Reaktionsgleichung für die nasse Oxidation ist:<br />

Si (fest) + 2H 2 O (gasförmig) → SiO 2 (fest) + H 2 (gasförmig)<br />

Über einen Bubbler wird dem Sauerstoff Wasserdampf beigemischt. Die OH-Gruppen des Wasserstoffs<br />

reagieren mit dem bereits <strong>auf</strong>gewachsenen <strong>Silizium</strong>oxid, was zu einer höheren Wachstumsrate<br />

schon bei niedrigeren Temperaturen führt [8]. Mit einem Hocheffizienzprozess und einem nassen Oxid<br />

zur Rückseitenpassivierung konnte eine 1x1 cm² Solarzelle mit einem Rekordwirkungsgrad von 20,3%<br />

<strong>auf</strong> <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong> demonstriert werden [58].


92<br />

● Amorphes <strong>Silizium</strong> als Rückseitenpassivierung scheidet aus, da bei den hohen Temperaturen<br />

während des Kontaktsinterns der Siebdruckmetallisierung die amorphe <strong>Silizium</strong>schicht zerstört wird<br />

[59].<br />

● Im verwendeten Prozess wird <strong>Silizium</strong>nitrid ohnehin <strong>auf</strong> der Rückseite als Antireflexschicht<br />

abgeschieden. Es drängt sich daher die Frage <strong>auf</strong>, ob sich die Rückseite nicht auch mit SiN x<br />

passivieren lässt. Die Ladungsträgerkonzentration an der Oberfläche des Bor-BSF wurde mit ECV<br />

gemessen und beträgt ~2-4⋅10 19 cm -3 (Siehe Abbildung 4.8 in Kapitel 4.1.2). Solche stark p-dotierten<br />

Schichten lassen sich mit SiN x nicht mehr vernünftig passivieren. Abbildung 4.47 zeigt die Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit<br />

(SRV) für verschiedene Ladungsträgerkonzentrationen <strong>auf</strong> der<br />

Oberfläche für verschiedene Abscheideverfahren. Für Ladungsträgerkonzentrationen größer 10 19 cm -3<br />

würde sich die SRV im Bereich zwischen 5000 cm/s und 10000 cm/s bewegen. Solarzellen, die ohne<br />

SiO x hergestellt wurden, bestätigen dies und hatten im Vergleich zu den Zellen mit SiO x eine um<br />

~17 mV verringerte offene Klemmspannung.<br />

Für Solarzellen ohne BSF entspricht die Ladungsträgerkonzentration <strong>auf</strong> der Rückseite der<br />

Grunddotierung des Wafers. Bei den üblicherweise verwendeten bordotierten Wafer haben eine<br />

Ladungsträgerkonzentration von ~10 16 cm -3 , sollten sich also mit SiN x passivieren lassen. In der<br />

Literatur finden sich auch niedrige Werte für SiN x passivierte p-dotierte <strong>Silizium</strong>oberflächen (siehe<br />

Abbildung 4.47). Allerdings kann es bei fertig prozessierten Solarzellen wegen der Bandverbiegung<br />

durch das SiN x zu parasitären Kurzschlüssen bei der Kontaktierung kommen [60].<br />

Abbildung 4.47: Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit <strong>auf</strong> p-dotierten <strong>Silizium</strong>oberflächen in<br />

Abhängigkeit von der Dotierung für verschiedene SiN x Abscheideverfahren [61].<br />

● Parallel zu den Solarzellen mit Bor-BSF wurden auch Gruppen von Wafern ohne Bor-Diffusion und<br />

folglich ohne BSF prozessiert. Durch die geringere Ladungsträgerkonzentration nahe der Oberfläche<br />

lassen sich diese Wafer nur schlecht mit dem Siebdruckverfahren kontaktieren. Dies macht sich in<br />

einem hohen Kontaktwiderstand bemerkbar, der zu einem Serienwiderstand von über 1 Ωcm² und


Bor BSF Solarzellen 93<br />

schlechten Füllfaktoren von nur 70% führt. Auch in aktuellen Publikationen tauchen Probleme beim<br />

Kontaktieren und Prozessieren von industrietauglichen Solarzellen mit SiN x Rückseitenpassivierung<br />

<strong>auf</strong> [62], [63].<br />

● Eine viel versprechende Alternative zu den hier vorgestellten Möglichkeiten ist die Abscheidung von<br />

<strong>Silizium</strong>carbid (SiC x ). SiC x -Filme werden in PECVD Reaktoren bei Temperaturen zwischen 250°C und<br />

450°C abgeschieden. Durch die Wahl der Gasflüsse (SiH 4 und CH 4 ) kann das Verhältnis zwischen<br />

<strong>Silizium</strong> und Kohlenstoff eingestellt werden. Durch Zusatz von Trimethyl-Boran (TMB) oder Diboran<br />

als Dotiergas kann die SiC x -Schicht bei der Abscheidung dotiert werden. Die mit den abgeschiedenen<br />

SiC x -Schichten gemessenen Lebensdauern implizieren eine offene Klemmspannung von bis zu<br />

660mV (<strong>auf</strong> Bor diffundierten n-Typ Cz <strong>Silizium</strong>). Auch ist es möglich, Schichtsysteme mit<br />

verschiedenen Zusammensetzungen von SiC x abzuscheiden, z.B. einer gut passivierenden, dünnen<br />

siliziumreichen Schicht, gefolgt von einer kohlenstoffreichen dickeren Schicht mit besseren optischen<br />

Eigenschaften [64]. Hocheffizienzsolarzellen mit einem SiC x Schichtsystem <strong>auf</strong> der Rückseite und<br />

<strong>auf</strong>gedampften Kontakten erreichen Wirkungsgrade von über 20% <strong>auf</strong> FZ-<strong>Silizium</strong> [43].<br />

4.6.4 Zukünftige Entwicklung der Bor-BSF-Solarzelle<br />

In diesem Kapitel wurde gezeigt, wie die Entwicklung der Bor-BSF Solarzelle weitergehen kann. Die<br />

Ergebnisse <strong>auf</strong> neuen Materialien wie das Solarsilizium sind viel versprechend. Bei den in dieser<br />

Arbeit prozessierten Solarzellen konnte keine Verbiegung der Wafer (es wurden bis zu 150 µm dünne<br />

Wafer prozessiert) festgestellt werden. Die Verwendung noch dünnerer Wafer ist der nächste logische<br />

Schritt, sobald diese in ausreichender Qualität von der Industrie zur Verfügung gestellt werden<br />

können. Die ersten Ergebnisse (ohne Prozessoptimierung) in Kapitel 4.2.4 <strong>auf</strong> Cz-<strong>Silizium</strong> motivieren,<br />

den Bor-BSF-Prozess auch <strong>auf</strong> monokristallinem Material weiterzuentwickeln.<br />

Um den Prozess weiter zu vereinfachen, ist die Verwendung von Dotierstoffen in <strong>auf</strong>gesprühte<br />

Lösungen sinnvoll. Durch die Co-Diffusion lässt sich ein Hochtemperaturschritt einsparen. Durch ein<br />

präzises Aufsprühen der Dotierstofflösungen müsste sich das Problem der Diffusion um die Kanten<br />

der Wafer, wie es bei der BBr 3 -Diffusion <strong>auf</strong>trat, vermeiden lassen. Auch lässt sich mit der<br />

Sprühdiffusion einfacher eine große Anzahl an Wafer prozessieren.<br />

Die thermische Oxidation zur Passivierung der Rückseite erfordert eine <strong>auf</strong>wändige und gründliche<br />

Reinigung der Wafer. Um auch diesen Prozesschritt zu vereinfachen und einen hohen Durchsatz an<br />

Wafern zu erreichen scheint SiC x momentan der aussichtreichste Kandidat für die Passivierung der<br />

Rückseite zu sein. Auch würde sich <strong>Silizium</strong>carbid in einer Durchl<strong>auf</strong>-PECVD-Anlage abscheiden<br />

lassen, was den Prozessabl<strong>auf</strong> weiter vereinfacht.<br />

Die Kontaktierung der Rückseite erfolgte bislang mit einer aluminiumhaltigen Silberpaste wie sie zum<br />

Drucken von Kontaktpads verwendet wird. Hier wären die Hersteller von Siebdruckpasten gefordert,<br />

eine Paste zu entwickeln, die einerseits das p-dotierte Bor-BSF kontaktiert und andererseits eine gute<br />

Leitfähigkeit besitzt. Eine Optimierung der Kontaktierung kann dabei zusammen mit der Optimierung


94<br />

der Verschaltung der Solarzellen im Modul erfolgen, zum Beispiel mit der in Kapitel 4.5 vorgestellten<br />

Technologie der Firma Day4Energy.<br />

Ein weiters großes Potential zur Steigerung der Ausgangsleistung fertiger Solaranlagen ist die<br />

Anordnung der Solarzellen im Modul bzw. Aufstellung der Module. Werden die Solarzellen mit einem<br />

Abstand im Modul angeordnet, kann mehr Licht hinter dem Modul wieder <strong>auf</strong> die Rückseite<br />

zurückreflektiert werden. Anordnungen mit Reflektoren würden die Einstrahlung <strong>auf</strong> der Rückseite und<br />

damit die Ausgangsleistung der Module erhöhen. Auch sind einfache Konzentratoranlagen mit<br />

verspiegelten Modulrückseiten denkbar.


Zusammenfassung 95<br />

Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit wurde die heutige Industriesolarzelle mit Dickfilmmetallisierung untersucht und Wege<br />

und Möglichkeiten <strong>auf</strong>gezeigt, diese weiter zu entwickeln und zu optimieren.<br />

Im ersten Teil der Arbeit wurden Solarzellen aus Solarsilizium hergestellt und untersucht.<br />

Solarsilizium, das direkt aus metallurgischen <strong>Silizium</strong> hergestellt wird, hat den Vorteil, dass es mit<br />

weniger Energie<strong>auf</strong>wand wesentlich kostengünstiger herzustellen ist als das bisher verwendete<br />

Electronic Grade (EG) <strong>Silizium</strong> (Herstellung/Reinigung über Destillationsverfahren). Dabei wurden<br />

Solarzellen aus unterschiedlichen Positionen (von unten nach oben) eines Blocks Solarsilizium<br />

miteinander verglichen. Für schlechtere Bereiche des Blocks wurde eine optimierte Diffusion<br />

entwickelt, die durch zusätzliches Gettern die Leistung der Zellen verbessert. So lassen sich<br />

insgesamt bessere Solarzellen mit einer engeren Verteilung der Wirkungsgrade über den gesamten<br />

Block herstellen. Es konnte gezeigt werden, dass die Solarzellen aus reinen SoG-Wafern<br />

konkurrenzfähig zu den bisher verwendeten EG-<strong>Silizium</strong> Wafern sind. Die besten Solarzellen erzielten<br />

Wirkungsgrade über 16% (125x125 mm² Wafer, 230 µm dick, normale Dickfilmmetallisierung mit<br />

Siebdruck). Um <strong>auf</strong> größeren Wafer (156x156 mm²) Leistungseinbußen durch schlechte Füllfaktoren<br />

zu verhindern, wurden Möglichkeiten untersucht, die Metallisierung <strong>auf</strong> der Vorderseite zu optimieren.<br />

Durch einfache Änderungen in der Geometrie des Frontkontakts (3 Busbars, Trapezförmige Finger)<br />

konnte die Leistung gesteigert werden, ohne den Siebdruckprozess dabei wesentlich zu ändern. Mit<br />

einer zusätzlichen Platierung von Silber konnte ein Wirkungsgrad von 15,9% (156x156 mm² mc-SoG-<br />

Si Wafer) erreicht werden.<br />

Im zweiten Teil der Arbeit wurde die Diffusion im Gürtelofen mit <strong>auf</strong>gesprühten Dotierstoffen<br />

untersucht. Dies hat den Vorteil, dass auch die Emitterdiffusion als Durchl<strong>auf</strong>prozess (Inline) erfolgen<br />

kann und ein <strong>auf</strong>wändiges Waferhandling vermieden wird. Zudem ermöglicht die Diffusion im<br />

Gürtelofen kürzere Prozesszeiten und ist vorteilhaft für dünnere Wafer. Im Rahmen der Arbeit wurde<br />

eine Anlage zum automatischem Aufsprühen von Dotierstoffen <strong>auf</strong>gebaut, was erst die Prozessierung<br />

sehr großer Wafer bis 200x200 mm² am Lehrstuhl ermöglichte. Ein beidseitiges Besprühen der Wafer<br />

führte durch ein verbessertes Phosphorgettern während der Diffusion zu höheren Wirkungsgraden. Es<br />

konnte gezeigt werden, dass sich mit der Sprühdiffusion Solarzellen mit vergleichbaren<br />

Wirkungsgraden wie bei der Diffusion aus der Gasphase (POCl 3 ) herstellen lassen. Mit der Sprühdiffusion<br />

wurden Wirkungsgrade bis 15,5% erreicht (mc-<strong>Silizium</strong>, normale Dickfilmmetallisierung mit<br />

Siebdruck).<br />

Im Hauptteil der Arbeit wurde ein Konzept für bifaciale Solarzellen <strong>auf</strong> dünnen Wafern entwickelt.<br />

Charakteristisch für dieses Konzept ist die im Vergleich zur Industriesolarzelle veränderte Rückseite<br />

mit einem Bor-BSF. Die Bor-Diffusion wurde bei einer moderaten Temperatur von 935°C durchgeführt,<br />

um eine thermische Degradation der Lebensdauer im <strong>Silizium</strong> zu verhindern, was ein BSF mit einem<br />

Schichtwiderstand von ungefähr 60 Ω/Sq ergab. Zur Passivierung der p + -dotierten Oberfläche des<br />

Bor-BSFs wurde ein etwa 20 nm dickes <strong>Silizium</strong>oxid <strong>auf</strong>gewachsen. Im Anschluss wurde ein<br />

<strong>Silizium</strong>nitrid als Antireflexions- und Schutzschicht abgeschieden. Der offene Rückkontakt wurde mit


96<br />

einer aluminiumhaltigen Silber-Paste im Siebdruckverfahren hergestellt. Optisch sieht die so<br />

entstandene Solarzelle von beiden Seiten gleich aus. Eine Durchbiegung der Wafer beim<br />

Kontaktsintern (im Vergleich zur herkömmlichen ganzflächigen Metallisierung der Rückseite mit<br />

Aluminium) konnte selbst bei bis zu 150 µm dünnen Wafer nicht beobachtet werden, womit das<br />

Konzept für dünne Wafer geeignet ist. Bei einseitiger Beleuchtung konnten Wirkungsgrade von 16,1%<br />

<strong>auf</strong> Wafern aus 75% Solarsilizium erreicht werden. Damit konnte gezeigt werden, dass sich<br />

Wirkungsgrade vergleichbar mit einem Aluminium-BSF erzielen lassen. Als zusätzlichen Bonus kann<br />

eine bifaciale Solarzelle auch das Licht <strong>auf</strong> der Rückseite einsammeln. Bei voller Beleuchtung von der<br />

Rückseite erreichen die Solarzellen noch etwa 60% - 80% ihrer normalen Leistung. Bei rückseitiger<br />

Beleuchtung haben die Bor-BSF-Solarzellen die Charakteristik einer Rückkontaktsolarzelle.<br />

Mit einem leicht modifizierten Solarzellenprozess konnte gezeigt werden, dass das Bor-BSF Konzept<br />

auch für monokristallines <strong>Silizium</strong> interessant ist. Die ersten Ergebnisse <strong>auf</strong> Cz-<strong>Silizium</strong> sind viel<br />

versprechend und motivieren zu einer weiteren Anpassung und Optimierung des Prozesses an das<br />

monokristalline <strong>Silizium</strong>.<br />

Anhand von Simulationen mit dem Programm PC1D wurden die Solarzellen weiter analysiert. Damit<br />

konnte zunächst die Ausgangsleistung der Solarzellen bei bifacialer Beleuchtung abgeschätzt werden.<br />

Mit der Simulation konnte gezeigt werden, dass man mit einer Installation der Solarzellen mit<br />

möglichst voller Einstrahlung von der Vorderseite die maximale Ausgangsleistung erreicht. Der<br />

Gewinn durch das zusätzliche Einsammeln des Streulichts <strong>auf</strong> der Rückseite konnte mit den<br />

Simulationen abgeschätzt werden. Des Weiteren zeigte sich dass sich die Ausgangsleistung bei<br />

Verwendung dünnerer Solarzellen (bis zu 80-100µm) weiter steigern lässt.<br />

Messungen mit einem Modul, bestehend aus nur einer Solarzelle unter realen Bedingungen zeigten<br />

einen Leistungsgewinn von durchschnittlich 20% im Verl<strong>auf</strong> eines Tages durch die bifaciale<br />

Eigenschaft des Moduls im Vergleich zu einem monofacialen Modul. Dabei wurde eine konventionelle<br />

Aufstellung des Solarmoduls gewählt, die keine zusätzlichen Installationskosten erfordert, ähnlich zu<br />

vielen bestehenden Solaranlagen. Bei einem monofacialen Industriemodul mit einem typischen<br />

Wirkungsgrad von 15%, müsste man, um eine Steigerung der Ausgangleistung von 20% zu erreichen,<br />

den Wirkungsgrad der Solarzellen von ~15% <strong>auf</strong> ~18% erhöhen!<br />

In Zusammenarbeit mit der kanadischen Firma Day4Energy wurde aus den hier entwickelten Cz-<br />

Solarzellen ein bifaciales Modul mit der neuartigen Kontaktierungsmethode dieser Firma hergestellt.<br />

Hierbei werden die siebgedruckten Finger direkt über Drähte und nicht über die Busbars kontaktiert.<br />

Dies ermöglicht die Herstellung von Modulen mit besseren Füllfaktoren im Vergleich zur<br />

herkömmlichen Modulherstellung. Des Weiteren konnte die gleichzeitige Verwendung von p-und n-Typ<br />

Solarzellen in einem Modul demonstriert werden.<br />

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass bifaciale Solarzellenkonzepte ein großes Potential<br />

zur Steigerung der Ausgangsleistung auch von terrestrischen Solaranlagen haben und sich auch <strong>auf</strong><br />

multikristallinen <strong>Silizium</strong>wafer realisieren lassen. Mit industrienahen Herstellungsmethoden konnte ein<br />

Solarzellenprozess realisiert werden, der für Solarsilizium geeignet ist und die Prozessierung dünner<br />

Wafer erlaubt.


Anhang 97<br />

Anhang<br />

Übersicht Bifaciale Solarzellen<br />

Der folgende Anhang soll einen kurzen Überblick über bifaciale Solarzellen geben. Eine<br />

Zusammenfassung über die frühe Geschichte der bifacialen Solarzellen findet man in [1]. Das Prinzip<br />

der bifacialen Zelle, die Licht sowohl von der Vorder- als auch von der Rückseite einsammelt, wurde<br />

1960 (erschienen 1966) zum Patent [65] angemeldet (siehe Abbildung 4.48). Im Folgenden werden<br />

einige ausgesuchte Konzepte für bifaciale Solarzellen kurz vorgestellt, für eine ausführliche<br />

Beschreibung sei <strong>auf</strong> die angeführte Literatur verwiesen.<br />

Abbildung 4.48: Zweiseitige Solarzelle aus dem Patent von 1966, 1 = n-Typ Si, 2 und 2’ = p-Typ<br />

Emitter, 3 und 4 = Metallkontakte [65].<br />

Kommerziell sind momentan bifaciale Module der Firmen Sanyo, Sharp und Sunpower erhältlich. Bei<br />

den Modulen der Firma Sanyo kommen bifaciale HIT-Solarzellen zum Einsatz. Die Struktur der HIT-<br />

Zelle ist in Abbildung 4.49 gezeigt. Verwendet werden monokristalline n-Typ <strong>Silizium</strong>-Wafer. Der<br />

pn-Übergang und das BSF werden durch Abscheiden eines amorphen <strong>Silizium</strong>s realisiert. Die<br />

Metallkontakte und das transparente, leitende Oxid (TCO: englisch: transparent conductive oxide)<br />

werden gesputtert. Alle Prozessschritte werden bei Temperaturen unter 200°C durchgeführt. Der<br />

Wirkungsgrad beträgt 21.9% <strong>auf</strong> der Frontseite. [59].<br />

Abbildung 4.49: Die Struktur der HIT Solarzelle der Firma Sanyo [59].


98<br />

Auch die Rückkontaktsolarzelle der Firma Sunpower gibt es in einer bifacialen Version (siehe<br />

Abbildung 4.50). Verwendet werden FZ n-Typ <strong>Silizium</strong>wafer, deren Frontseite texturiert und passiviert<br />

ist. Sowohl der Basiskontakt als auch der Emitter mit Metallkontakt befinden sich <strong>auf</strong> der Rückseite.<br />

Die Abschattung der Rückseite durch die Kontakte beträgt ungefähr 30%. Auf der Frontseite wird ein<br />

Wirkungsgrad von 21.9% und <strong>auf</strong> der Rückseite von 13,9% erreicht [66].<br />

Abbildung 4.50: Struktur der bifacialen Rückkontaktsolarzelle der Firma Sunpower [66].<br />

Bei der konventionellen Burried Contact (BC englisch: vergrabene Kontakte)-Solarzelle befindet sich<br />

der Emitterkontakt in Gräben, die mit einem Laser in den Wafer geschnitten werden. Die<br />

Kontaktierung der hochdotierten Gräben erfolgt mittels Nickel/Kupferplatierung. Die monofaciale BC-<br />

Zelle hat <strong>auf</strong> der Rückseite einen ganzflächigen Aluminiumkontakt. Bei der bifacialen BC-Zelle<br />

befinden sich auch <strong>auf</strong> der Rückseite Gräben, die mit Bor dotiert sind. Die Struktur der bifacialen BC-<br />

Zelle ist in Abbildung 4.51 gezeigt. Der Wirkungsgrad <strong>auf</strong> FZ <strong>Silizium</strong>wafern beträgt 17.7% bei<br />

frontseitiger Beleuchtung.<br />

Abbildung 4.51: Schematisches Diagramm der zweiseitigen BC-Solarzelle [67].<br />

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt das Slivermodul (siehe Abbildung 4.52). Hier werden dünne<br />

Streifen aus einem speziell prozessierten FZ-Wafer ausgeschnitten. Auf den Waferoberflächen<br />

befinden sich die Kontakte. Die dünnen Streifen aus dem ~1 mm dicken Wafer werden um 90° gedreht<br />

und dann von einem Roboter in einem Modul zusammengesetzt. Der Vorteil besteht in einem<br />

geringen Verbrauch von <strong>Silizium</strong> pro Modul bzw. Wattpeak. Die Slivermodule können Licht von beiden<br />

Seiten einsammeln. Außerdem ist der Abstand, in dem die Streifen im Modul zusammengesetzt<br />

werden, variabel, wodurch die Transparenz des Slivermoduls variiert werden kann [68] [69].


Anhang 99<br />

Abbildung 4.52: Schematische Ansicht der Sliverzelle: aus einem Wafer werden viele kleine Zellen<br />

ausgeschnitten, die dann wieder im Modul zusammengeschaltet werden [69].<br />

Für die bisher <strong>auf</strong>geführten Beispiele wurden in der Regel Wafer aus monokristallinem <strong>Silizium</strong> (FZ<br />

oder Cz) prozessiert. Vor allem die Konzepte mit einseitigem Emitter profitieren von der guten<br />

Materialqualität und der hohen Diffusionslänge. Auf <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong> sind bifaciale Konzepte<br />

deshalb weniger verbreitet.<br />

Ein Vertreter <strong>auf</strong> <strong>multikristallinem</strong> <strong>Silizium</strong> ist das von Warabisako vorgestellte [70] Triodenkonzept<br />

(siehe Abbildung 4.53) . Auf der Rückseite der Zelle werden die Emitterbereiche von den<br />

Basiskontakten durch selektives Rückätzen mittels im Siebdruckverfahren <strong>auf</strong>gebrachten Ätzpasten<br />

getrennt. Der Emitter wird sowohl <strong>auf</strong> der Frontseite als auch <strong>auf</strong> der Rückseite kontaktiert. Der<br />

Wirkungsgrad beträgt 15.9% <strong>auf</strong> der Frontseite und 9.2% <strong>auf</strong> der Rückseite.<br />

Abbildung 4.53: Schematische Ansicht der Solarzelle mit beidseitigem Emitter [70].


100<br />

Eine weitere bifaciale Solarzelle ist die an der Universität Konstanz entwickelte Powerzelle, die zudem<br />

eine semitransparente Solarzelle ist (Abbildung 4.54). Auf beiden Seiten werden senkrecht zueinander<br />

tiefe Gräben in den Wafer gesägt. An den Stellen, an denen sich die Gräben schneiden, entstehen<br />

kleine Löcher, die das Licht durchlassen. Je nach Geometrie der Gräben kann die Transparenz der<br />

Zellen variiert werden. Die Kontakte befinden sich <strong>auf</strong> breiten Stegen, die von der Säge ausgespart<br />

wurden. Mit diesem Konzept wurden Wirkungsgrade von 11,3% <strong>auf</strong> Cz und 10,8% <strong>auf</strong> mc-<strong>Silizium</strong><br />

(Zellfläche 10x10cm²) bei einer Transmission von 20% erreicht [46].<br />

Abbildung 4.54: Schematische Ansicht der bifacialen Powerzelle [46].<br />

Weitere bifaciale Solarzellenkonzepte befinden sich in einer Übersicht von [71].


Anhang 101<br />

Liste der Abkürzungen:<br />

SoG<br />

FZ<br />

Cz<br />

MG<br />

ARC<br />

BSF<br />

PECVD<br />

TCO<br />

ECV<br />

LBIC<br />

SRV<br />

µ-PCD<br />

IQE<br />

EQE<br />

REF<br />

TRANS<br />

Solar Grade<br />

Float Zone<br />

Czochralski<br />

Metallurgical Grade<br />

Antireflection Coating<br />

Back Surface Field<br />

Plasma Enhanced Vapour Dposition<br />

Transparent Conductive Oxide<br />

Electrochemical Capacitance Voltage<br />

Light Beam Induced Current<br />

Surface Recombination Velocity<br />

microwave-detected photoconductance decay measurement<br />

Interne Quantenausbeute<br />

Externe Quantenausbeute<br />

Reflexionskoeffizient<br />

Transmissionskoeffizient


102<br />

Liste der verwendeten Symbole:<br />

FF<br />

J sc<br />

V oc<br />

η<br />

L eff<br />

L bulk<br />

Füllfaktor<br />

Kurzschlussstromdichte<br />

Leerl<strong>auf</strong>spannung<br />

Wirkungsgrad<br />

effective Diffusionslänge<br />

Diffusionslänge im Volumen<br />

τ Vol<br />

Volumenlebensdauer<br />

α<br />

X L<br />

R s<br />

R sh<br />

Absorptionskoeffizient<br />

Absorptionslänge<br />

Serienwiderstand<br />

Parallelwiderstand<br />

R sheet Schichtwiderstand<br />

J 01<br />

J 02<br />

J Ph<br />

N<br />

N s<br />

D<br />

E a<br />

P mPP<br />

Diodenstrom der ersten Diode<br />

Diodenstrom der zweiten Diode<br />

Photostrom<br />

Ladungsträgerkonzentration<br />

Oberflächenladungsträgerkonzentration<br />

Diffusionskoeffizient<br />

Aktivierungsenergie<br />

Leistung am maximalen Power Point<br />

V mPP Spannung am maximalen Power Point<br />

I mPP<br />

Strom am maximalen Power Point


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[58] Schultz, O., S.W. Glunz, and G. Willeke, Multicrystalline silicon colar cells exceeding 20%<br />

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[59] Taguchi, M., et al., HIT TM Cells- High efficiency crystalline Si cells with novel structure.<br />

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[60] Dauwe, S., et al., Experimental evidence of parasitic shunting in silicon nitride rear surface<br />

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rear side passivating SiN x :H. Proc. 21 th EUPVSC Dresden Germany, 2006: im Druck.<br />

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[71] Coello, J., C.d. Canizo, and A. Luque, Review on bifacialsolar cell structures for<br />

industialization. Proc. 21 st EU PVSC Dresden, 2006: im Druck.


Eigene Publikationen 107<br />

Eigene Publikationen:<br />

Vorträge:<br />

Andreas Kränzl, Radovan Kopecek, Kristian Peter, Andreas Schneider, Peter Fath<br />

Industrial η=15.5% mc-Si solar cells with boron BSF and open rear contact<br />

S. 781-784, Proceedings 20 th European PVSEC Barcelona, Spanien, 2005<br />

Andreas Kränzl, Radovan Kopecek, Barbara Terheiden, Peter Fath<br />

Bifacial solar cells on multi-crystalline silicon<br />

S. 885-886, Technical Digest 15 th PVSEC Shanghai, China. 2005<br />

Andreas Kränzl, Radovan Kopecek, Kristian Peter, Peter Fath<br />

Bifacial solar cells on multi-crystalline silicon with boron BSF and open rear contact<br />

S. 968-971, Proceedings 4 th WCPEC Hawaii, USA, 2006<br />

Posterpräsentationen:<br />

Andreas Kränzl, Andreas Schneider, Ihor Melnyk, Alexander Hauser, Eric Rüland, Peter Fath<br />

Different aspects of back-surface field (BSF) formation for thin multi-crystalline silicon wafers<br />

S.235-236, Technical Digest 14 th PVSEC Bangkok, Thailand, 2003<br />

S.275-283, Asian Journal of energy & environment December 2004, Volume 5, Issue 4<br />

Andreas Kränzl, Radovan Kopecek, Kristian Peter, Eric Rüland, Peter Fath<br />

Low cost mc silicon solar cells with spray-/roll-on emitter<br />

S. 1041-1043, Proceedings 19 th European PVSEC Paris, Frankreich, 2004<br />

Andreas Kränzl, Martin Käs, Kristian Peter, Eric Enebakk<br />

Future cell concepts for mc solar grade silicon feedstock material<br />

Im Druck, Proceedings 21 th European PVSC, Dresden, Deutschland, 2006<br />

Co Autor:<br />

Andreas Schneider, Eric Rüland, Andreas Kränzl, Peter Fath<br />

Mechanical and Electrical Characterisation of thin multi-crystalline Silicon Solar Cells<br />

S. 496-499, Proceedings 19 th European PVSEC Paris, Frankreich, 2004<br />

Eric Rüland, Bernhard Herzog, Andreas Schneider, Andreas Kränzl, Thomas Pernau, Ihor Melnyk,<br />

Eckhard Wefringhaus, Peter Fath<br />

Ultra large20x20cm 2 multicrystalline solar cells first experiments and limits for industrial solar cell<br />

production<br />

S. 1068-1070, Proceedings 19 th European PVSEC Paris, Frankreich, 2004<br />

Thomas Pernau, Holger Knauss, Helge Haverkamp,Andreas Kränzl, Peter Fath<br />

Summary of the BMWI-UKN project on innovative and cost-effective crystalline silicon solar cells with<br />

new applications<br />

S. 986-989, Proceedings 20 th European PVSEC Barcelona, Spanien, 2005<br />

Radovan Kopecek, Thomas Buck, Andreas Kränzl, Joris Libal, Kristian Peter, Andreas Schneider, P.<br />

Sanchez-Friera, I. Röver, K. Wambach, Eckhard Wefringhaus, Peter Fath,<br />

Module Interconnection with alternate p- and n- type Si solar cells<br />

Im Druck, Proceedings 21 th European PVSC Dresden, Deutschland, 2006


108<br />

Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen<br />

haben. Meinen besonderen Dank gilt:<br />

Prof. Dr. Ernst Bucher für die freundliche Aufnahme an seinem Lehrstuhl und für die Betreuung meiner<br />

Arbeit auch nach seiner Emeritierung.<br />

Prof. Dr. Ulrich Rüdiger für die freundliche Übernahme der Zweitkorrektur und seine Mitwirkung in der<br />

Prüfungskommission.<br />

Dr. Giso Hahn und Kristian Peter für die Leitung der Photovoltaikgruppe, sowie Dr. Peter Fath für die<br />

kommissarische Leitung des Lehrstuhls.<br />

Dr. Kristian Peter für die fachliche Betreuung und Unterstützung meiner Arbeit, sowie für die Leitung<br />

der Projekte „Dünne Wafer“ und „SoSiMet“. Außerdem für seine freundliche Art, die vielen fachlichen<br />

Diskussionen und das Korrekturlesen meiner Arbeit.<br />

Dr. Radovan Kopecek für die fachliche Betreuung, die stetige Hilfsbereitschaft und seine freundliche<br />

und motivierende Art in den vielen Diskussionen. Außerdem für die Unterstützung beim Korrekturlesen<br />

meiner Veröffentlichungen und meiner Arbeit.<br />

Thomas Buck, Joris Libal und Jayaprasad Arumughan für die gute Zusammenarbeit und die lockere<br />

Atmosphäre in der „Bor Diffusions-Interessengemeinschaft“.<br />

Dr. Eckard Wefringhaus für die vielen Tipps und Hilfen bei allem was mit Chemie zu tun hatte und<br />

darüber hinaus.<br />

Axel Herguth für die vielen fachlichen Diskussionen und das Korrekturlesen der Arbeit.<br />

Holger Knauss für die vielen fachlichen Diskussionen und die abwechslungsreiche Zeit außerhalb der<br />

Arbeit beim Klettern.<br />

Dr. Andreas Schneider für die gute Zusammenarbeit und für das Solarmodul mit der Day4Energy-<br />

Verschaltung aus unseren Solarzellen.<br />

Andreas Bentzen für die angenehme Zeit am IFE in Norwegen.<br />

Stephan Eisert und Sibylle Ohl für die vielen BBr 3 - und POCl 3 -Diffusionen und Oxidationen.<br />

Engelbert Lemp für die Unterstützung bei Zeichnungen und Konstruktionen.<br />

Pedro Diaz und Anette Helfricht für die Unterstützung bei der Solarzellenprozessierung.<br />

Mirco Müller für die gemeinsame Zeit in unserem Büro.<br />

Frau Schellinger für die Hilfe im Sekretariat.<br />

Bernd Raabe und Hamidreza Riazi-Nejad für die Unterstützung bei Computerproblemen.<br />

Hannes Deuser und Raphael Gebs für ihren unermüdlichen Einsatz als Hiwis.


Danksagung 109<br />

Allen Mitgliedern der Photovoltaikgruppe für die gute Zusammenarbeit und die angenehme<br />

Arbeitsatmosphäre.<br />

Beate Andreas und Beatrix Müller für Eliminierung von Rechtschreib- und Grammatikfehlern.<br />

Meinen Eltern, die mich während meines ganzen Studiums unterstützt haben.

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