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Nr. 4/2012 - Magazin Humanité

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engagiert<br />

Wie oft sind Sie jeweils im Einsatz für<br />

2 5 Weihnachten?<br />

Früher waren es von Anfang Januar bis<br />

Ende Februar zwei bis drei Tage pro<br />

Woche. Jetzt im Alter etwas weniger. Ich<br />

durfte diesen Herbst meinen achtzigsten<br />

Geburtstag feiern. Aber wenn ich mich<br />

gut fühle, komme ich auch dieses Jahr<br />

wieder. Ich habe Freude daran, es ist etwas<br />

Schönes. Oft überlege ich mir bei besonderen<br />

Sachen, wer sich wohl darüber<br />

freuen wird.<br />

Bleibt dafür Anfang Jahr bei Ihnen zu<br />

Hause die Arbeit liegen?<br />

Nein, gar nicht. Meine anderen Hobbys<br />

mache ich in den übrigen Wochen des<br />

Jahres. Zum Beispiel das Instandhalten<br />

von Nistkästen. Ich bin im Natur- und<br />

Vogelschutzverein Muri-Gümligen. Aber<br />

diese Arbeit läuft mir nicht davon. Ich<br />

bin jetzt 15 Jahre pensioniert und habe<br />

«Ich habe mir bei der Pensionierung<br />

vorgenommen, nie zu<br />

sagen, ich hätte keine Zeit.»<br />

noch nie gesagt: «Ich habe keine Zeit.»<br />

Das habe ich mir bei der Pensionierung<br />

vorgenommen und bis heute eingehalten.<br />

Meine Frau sagt jeweils: «Wenn es dir<br />

Freude macht, dann geh nur.»<br />

Welche Tätigkeit übernehmen Sie<br />

am liebsten?<br />

Ich mag alles und habe in den Jahren auch<br />

jede Arbeit gemacht. Vom Ausladen der<br />

Bahnwaggons, die früher bis unters Dach<br />

gefüllt waren, bis zum Entsorgen der Kartonschachteln.<br />

Ganz am Anfang haben<br />

wir die leeren Kartons für die Altpapiersammlung<br />

von Hand flach gedrückt. Jetzt<br />

gibt es dafür eine Presse, die ich auch<br />

schon bedient habe. Aber das Verteilen<br />

der Waren in die einzelnen Bereiche, das<br />

überlasse ich gerne den Frauen, obschon<br />

ich es zwischendurch auch mache. Es erfordert<br />

ein gutes Auge und Konzentration.<br />

Frauen können das besser.<br />

Kann man mit so viel Erfahrung erraten,<br />

was in einem Paket steckt?<br />

Nein, eigentlich nicht. Es ist immer wieder<br />

eine Überraschung. Ausser bei den schweren<br />

Paketen, da sind meist Lebensmittel<br />

drin. Manchmal muss man diese sogar zu<br />

zweit tragen, so reichhaltig gefüllt sind sie.<br />

Schickt die Schweizer Bevölkerung<br />

schöne, sinnvolle Dinge?<br />

Oh ja, wir sehen viele liebevoll zusammen<br />

gestellte Pakete, denen man anmerkt,<br />

dass sich jemand etwas überlegt<br />

hat. Sie enthalten Lebensmittel und praktische<br />

Gebrauchsgegenstände, die eigens<br />

dafür eingekauft wurden. Ich habe den<br />

Eindruck, dass früher häufiger Ramsch<br />

eingeschickt wurde als heute.<br />

Gibt es ein besonders schönes<br />

Erlebnis aus den letzten 14 Jahren<br />

2 5 Weihnachten?<br />

Ja, ein ganz persönliches Erlebnis. Ich hatte<br />

einen Klassenlehrer, für den wäre ich<br />

durchs Feuer gegangen. Er hat ein Buch<br />

mit Mundartgeschichten geschrieben. «Dr<br />

Morgestärn» von Karl Stocker. Lange suchte<br />

ich vergeblich nach diesem Buch. Es<br />

sei vergriffen, hiess es immer wieder. Und<br />

plötzlich, vor zwei Jahren beim SRK im Lager<br />

in Wabern, liegt genau dieses Buch<br />

vor mir! Ich konnte es kaum fassen. Da<br />

habe ich mir erlaubt, zu fragen, ob ich es<br />

behalten dürfte. Die Regeln sind sonst sehr<br />

strikt. Die Freiwilligen dürfen keine Waren<br />

an sich nehmen, auch keine Lebensmittel<br />

mit abgelaufenem Verfalldatum.<br />

Dieses Buch war besser als der<br />

grösste Lohn?<br />

Ja, absolut unbezahlbar! Und all die<br />

Erfahrungen sind es auch wert. Meine<br />

APROPOS<br />

2 5 Weihnachten<br />

Die Aktion wird zum 16. Mal vom<br />

Schweizerischen Roten Kreuz, der<br />

Schweizerischen Post und der SRG<br />

SSR durchgeführt. Vom 24. Dezember<br />

<strong>2012</strong> bis zum 12. Januar 2013<br />

spediert die Schweizerische Post alle<br />

Pakete, die mit 2 5 Weihnachten adressiert<br />

sind, kostenlos ans SRK. Das<br />

SRK sorgt dafür, dass die Gaben je<br />

zur Hälfte in der Schweiz und in Osteuropa<br />

an Bedürftige verteilt werden.<br />

Das ideale Paket enthält zum Beispiel<br />

Teigwaren, Reis, Speiseöl, Konserven,<br />

Zucker, Mehl, Trockenfrüchte, Zahnpasta,<br />

Zahnbürsten, Seife, Shampoo,<br />

Notizblöcke, Schreibhefte, Filzstifte,<br />

Bleistifte, Radiergummis usw.<br />

Alle Lebensmittel müssen mindestens<br />

noch sechs Monate haltbar sein. Wer<br />

lieber ein Paket spenden möchte, findet<br />

Informationen dazu im Internet:<br />

➥ 2xweihnachten.ch<br />

Hauptmotivation bleibt aber, dass ich<br />

etwas für die Ärmsten tun will. Wir leben<br />

im Überfluss und anderswo sind<br />

die Menschen dankbar für Kleinigkei -<br />

ten. Es macht Freude, zu sehen, was die<br />

Menschen für andere geben und selber<br />

etwas zu geben. Gerne wäre ich einmal<br />

mit dabei, wenn die Waren verteilt<br />

werden.<br />

Ausladen, auspacken,<br />

sortieren<br />

oder Kartons<br />

entsorgen – Otto<br />

Baumann hat<br />

jeden Arbeitsschritt<br />

schon gemeistert<br />

<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 19

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