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engagiert<br />
Wie oft sind Sie jeweils im Einsatz für<br />
2 5 Weihnachten?<br />
Früher waren es von Anfang Januar bis<br />
Ende Februar zwei bis drei Tage pro<br />
Woche. Jetzt im Alter etwas weniger. Ich<br />
durfte diesen Herbst meinen achtzigsten<br />
Geburtstag feiern. Aber wenn ich mich<br />
gut fühle, komme ich auch dieses Jahr<br />
wieder. Ich habe Freude daran, es ist etwas<br />
Schönes. Oft überlege ich mir bei besonderen<br />
Sachen, wer sich wohl darüber<br />
freuen wird.<br />
Bleibt dafür Anfang Jahr bei Ihnen zu<br />
Hause die Arbeit liegen?<br />
Nein, gar nicht. Meine anderen Hobbys<br />
mache ich in den übrigen Wochen des<br />
Jahres. Zum Beispiel das Instandhalten<br />
von Nistkästen. Ich bin im Natur- und<br />
Vogelschutzverein Muri-Gümligen. Aber<br />
diese Arbeit läuft mir nicht davon. Ich<br />
bin jetzt 15 Jahre pensioniert und habe<br />
«Ich habe mir bei der Pensionierung<br />
vorgenommen, nie zu<br />
sagen, ich hätte keine Zeit.»<br />
noch nie gesagt: «Ich habe keine Zeit.»<br />
Das habe ich mir bei der Pensionierung<br />
vorgenommen und bis heute eingehalten.<br />
Meine Frau sagt jeweils: «Wenn es dir<br />
Freude macht, dann geh nur.»<br />
Welche Tätigkeit übernehmen Sie<br />
am liebsten?<br />
Ich mag alles und habe in den Jahren auch<br />
jede Arbeit gemacht. Vom Ausladen der<br />
Bahnwaggons, die früher bis unters Dach<br />
gefüllt waren, bis zum Entsorgen der Kartonschachteln.<br />
Ganz am Anfang haben<br />
wir die leeren Kartons für die Altpapiersammlung<br />
von Hand flach gedrückt. Jetzt<br />
gibt es dafür eine Presse, die ich auch<br />
schon bedient habe. Aber das Verteilen<br />
der Waren in die einzelnen Bereiche, das<br />
überlasse ich gerne den Frauen, obschon<br />
ich es zwischendurch auch mache. Es erfordert<br />
ein gutes Auge und Konzentration.<br />
Frauen können das besser.<br />
Kann man mit so viel Erfahrung erraten,<br />
was in einem Paket steckt?<br />
Nein, eigentlich nicht. Es ist immer wieder<br />
eine Überraschung. Ausser bei den schweren<br />
Paketen, da sind meist Lebensmittel<br />
drin. Manchmal muss man diese sogar zu<br />
zweit tragen, so reichhaltig gefüllt sind sie.<br />
Schickt die Schweizer Bevölkerung<br />
schöne, sinnvolle Dinge?<br />
Oh ja, wir sehen viele liebevoll zusammen<br />
gestellte Pakete, denen man anmerkt,<br />
dass sich jemand etwas überlegt<br />
hat. Sie enthalten Lebensmittel und praktische<br />
Gebrauchsgegenstände, die eigens<br />
dafür eingekauft wurden. Ich habe den<br />
Eindruck, dass früher häufiger Ramsch<br />
eingeschickt wurde als heute.<br />
Gibt es ein besonders schönes<br />
Erlebnis aus den letzten 14 Jahren<br />
2 5 Weihnachten?<br />
Ja, ein ganz persönliches Erlebnis. Ich hatte<br />
einen Klassenlehrer, für den wäre ich<br />
durchs Feuer gegangen. Er hat ein Buch<br />
mit Mundartgeschichten geschrieben. «Dr<br />
Morgestärn» von Karl Stocker. Lange suchte<br />
ich vergeblich nach diesem Buch. Es<br />
sei vergriffen, hiess es immer wieder. Und<br />
plötzlich, vor zwei Jahren beim SRK im Lager<br />
in Wabern, liegt genau dieses Buch<br />
vor mir! Ich konnte es kaum fassen. Da<br />
habe ich mir erlaubt, zu fragen, ob ich es<br />
behalten dürfte. Die Regeln sind sonst sehr<br />
strikt. Die Freiwilligen dürfen keine Waren<br />
an sich nehmen, auch keine Lebensmittel<br />
mit abgelaufenem Verfalldatum.<br />
Dieses Buch war besser als der<br />
grösste Lohn?<br />
Ja, absolut unbezahlbar! Und all die<br />
Erfahrungen sind es auch wert. Meine<br />
APROPOS<br />
2 5 Weihnachten<br />
Die Aktion wird zum 16. Mal vom<br />
Schweizerischen Roten Kreuz, der<br />
Schweizerischen Post und der SRG<br />
SSR durchgeführt. Vom 24. Dezember<br />
<strong>2012</strong> bis zum 12. Januar 2013<br />
spediert die Schweizerische Post alle<br />
Pakete, die mit 2 5 Weihnachten adressiert<br />
sind, kostenlos ans SRK. Das<br />
SRK sorgt dafür, dass die Gaben je<br />
zur Hälfte in der Schweiz und in Osteuropa<br />
an Bedürftige verteilt werden.<br />
Das ideale Paket enthält zum Beispiel<br />
Teigwaren, Reis, Speiseöl, Konserven,<br />
Zucker, Mehl, Trockenfrüchte, Zahnpasta,<br />
Zahnbürsten, Seife, Shampoo,<br />
Notizblöcke, Schreibhefte, Filzstifte,<br />
Bleistifte, Radiergummis usw.<br />
Alle Lebensmittel müssen mindestens<br />
noch sechs Monate haltbar sein. Wer<br />
lieber ein Paket spenden möchte, findet<br />
Informationen dazu im Internet:<br />
➥ 2xweihnachten.ch<br />
Hauptmotivation bleibt aber, dass ich<br />
etwas für die Ärmsten tun will. Wir leben<br />
im Überfluss und anderswo sind<br />
die Menschen dankbar für Kleinigkei -<br />
ten. Es macht Freude, zu sehen, was die<br />
Menschen für andere geben und selber<br />
etwas zu geben. Gerne wäre ich einmal<br />
mit dabei, wenn die Waren verteilt<br />
werden.<br />
Ausladen, auspacken,<br />
sortieren<br />
oder Kartons<br />
entsorgen – Otto<br />
Baumann hat<br />
jeden Arbeitsschritt<br />
schon gemeistert<br />
<strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong> 19