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Report<br />
Kodjo Debolema<br />
Die Zukunft schneidern<br />
Zwei Nähmaschinen und ein Bügeleisen: Mit dieser Grundausstattung eröffnete Kodjo Debolema letztes Jahr<br />
sein eigenes Nähatelier. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) unterstützt den Aids-Halbwaisen in Togo seit er<br />
zwölf Jahre alt ist und hat ihm das Inventar für den Start in die Selbstständigkeit zur Verfügung gestellt.<br />
Text: Isabel Rutschmann<br />
Bilder: Remo Nägeli<br />
Schneider wie Kodjo Debolema sind in Togo gefragt, weil die Kinder nur den Stoff für die Schuluniform erhalten<br />
Eigentlich hat Kodjo Debolema keine te zu erzählen. Ihm habe ich das alles hier<br />
Zeit zum Plaudern. Ein Berg aus verschiedenen<br />
Stoffen wartet neben der Näh-<br />
deutet dabei mit einer ausladenden Hand-<br />
zu verdanken», sagt Kodjo Debolema und<br />
maschine darauf, von ihm zu Kleidern verarbeitet<br />
zu werden. An der Wand hängen Sein Reich, das ist ein Nähatelier in einer<br />
bewegung auf sein Reich.<br />
die von ihm gefertigten Kleidungsstücke: kleinen Hütte in der Ortschaft Sotouboua<br />
Elegante Männerhemden, bunte, traditionelle<br />
und kunstvoll bestickte Blusen, Bund-<br />
Nähmaschinen, ein mit Kohle beheiz-<br />
im Zentrum von Togo. Einen Tisch, zwei<br />
faltenhosen und Blazer. Kodjo Debolema bares Bügeleisen und einen Stuhl hat<br />
der Schneider vom SRK erhalten, damit<br />
«Dem SRK habe ich das alles er sich ein eigenes Geschäft aufbauen<br />
hier zu veranken.»<br />
kann. Diese Chance hat der ehrgeizige<br />
junge Mann beim Schopf gepackt.<br />
hat alle Hände voll zu tun. In zwei Wochen<br />
sind die Schulferien zu Ende und er bei weitem nicht selbstverständlich: Als er<br />
Was er aus seinem Leben gemacht hat, ist<br />
muss bis dahin viele neue Schuluniformen elf Jahre alt war, starb sein Vater an Aids,<br />
nähen. Das Geschäft laufe sehr gut, sagt und seine Mutter konnte die fünf Kinder<br />
der 23-Jährige, während er mit seinem kaum ernähren, geschweige denn das<br />
Fuss die bei uns als Antiquität geltende Singer-Nähmaschine<br />
antreibt. «Für das SRK Das SRK sprang ein und übernahm die-<br />
Schulgeld und Material für sie bezahlen.<br />
nehme ich mir gerne Zeit, meine Geschichse<br />
Kosten. Neben der Schule konnte der<br />
Halbwaise im Schneideratelier seines Onkels<br />
erste Erfahrungen im Nähen sammeln.<br />
Kodjo Debolema fand Gefallen an diesem<br />
Beruf und so erlernte er nach Abschluss der<br />
Schule bei seinem Onkel das Handwerk.<br />
Das SRK half ihm danach, den Grundstein<br />
für die Selbstständigkeit zu legen.<br />
Mittlerweile gelingt es ihm, etwa 30 Aufträge<br />
pro Monat hereinzuholen. Damit ist<br />
er gut ausgelastet. Heute spricht er davon,<br />
den Betrieb zu vergrössern und sich ein<br />
eigenes Haus zu bauen. Er unterstützt seine<br />
Mutter finanziell und kann sich vorstellen,<br />
in absehbarer Zeit eine eigene Familie<br />
zu gründen. Ausserdem möchte er gerne<br />
Lehrlinge ausbilden: «Das Rote Kreuz hat<br />
mich gestützt und gefördert. Ich bin sehr<br />
dankbar dafür. Ich möchte diese Hilfe gerne<br />
weitergeben.» So, genug geplaudert.<br />
Kodjo Debolema beugt sich über seine<br />
alte «Singer» und trampelt los. Die Hose<br />
muss noch heute fertig werden.<br />
➥ redcross.ch/togo<br />
Die antike Nähmaschine des SRK funktioniert ohne Elektrizität<br />
8 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>