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Nr. 4/2012 - Magazin Humanité

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Report<br />

Kodjo Debolema<br />

Die Zukunft schneidern<br />

Zwei Nähmaschinen und ein Bügeleisen: Mit dieser Grundausstattung eröffnete Kodjo Debolema letztes Jahr<br />

sein eigenes Nähatelier. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) unterstützt den Aids-Halbwaisen in Togo seit er<br />

zwölf Jahre alt ist und hat ihm das Inventar für den Start in die Selbstständigkeit zur Verfügung gestellt.<br />

Text: Isabel Rutschmann<br />

Bilder: Remo Nägeli<br />

Schneider wie Kodjo Debolema sind in Togo gefragt, weil die Kinder nur den Stoff für die Schuluniform erhalten<br />

Eigentlich hat Kodjo Debolema keine te zu erzählen. Ihm habe ich das alles hier<br />

Zeit zum Plaudern. Ein Berg aus verschiedenen<br />

Stoffen wartet neben der Näh-<br />

deutet dabei mit einer ausladenden Hand-<br />

zu verdanken», sagt Kodjo Debolema und<br />

maschine darauf, von ihm zu Kleidern verarbeitet<br />

zu werden. An der Wand hängen Sein Reich, das ist ein Nähatelier in einer<br />

bewegung auf sein Reich.<br />

die von ihm gefertigten Kleidungsstücke: kleinen Hütte in der Ortschaft Sotouboua<br />

Elegante Männerhemden, bunte, traditionelle<br />

und kunstvoll bestickte Blusen, Bund-<br />

Nähmaschinen, ein mit Kohle beheiz-<br />

im Zentrum von Togo. Einen Tisch, zwei<br />

faltenhosen und Blazer. Kodjo Debolema bares Bügeleisen und einen Stuhl hat<br />

der Schneider vom SRK erhalten, damit<br />

«Dem SRK habe ich das alles er sich ein eigenes Geschäft aufbauen<br />

hier zu veranken.»<br />

kann. Diese Chance hat der ehrgeizige<br />

junge Mann beim Schopf gepackt.<br />

hat alle Hände voll zu tun. In zwei Wochen<br />

sind die Schulferien zu Ende und er bei weitem nicht selbstverständlich: Als er<br />

Was er aus seinem Leben gemacht hat, ist<br />

muss bis dahin viele neue Schuluniformen elf Jahre alt war, starb sein Vater an Aids,<br />

nähen. Das Geschäft laufe sehr gut, sagt und seine Mutter konnte die fünf Kinder<br />

der 23-Jährige, während er mit seinem kaum ernähren, geschweige denn das<br />

Fuss die bei uns als Antiquität geltende Singer-Nähmaschine<br />

antreibt. «Für das SRK Das SRK sprang ein und übernahm die-<br />

Schulgeld und Material für sie bezahlen.<br />

nehme ich mir gerne Zeit, meine Geschichse<br />

Kosten. Neben der Schule konnte der<br />

Halbwaise im Schneideratelier seines Onkels<br />

erste Erfahrungen im Nähen sammeln.<br />

Kodjo Debolema fand Gefallen an diesem<br />

Beruf und so erlernte er nach Abschluss der<br />

Schule bei seinem Onkel das Handwerk.<br />

Das SRK half ihm danach, den Grundstein<br />

für die Selbstständigkeit zu legen.<br />

Mittlerweile gelingt es ihm, etwa 30 Aufträge<br />

pro Monat hereinzuholen. Damit ist<br />

er gut ausgelastet. Heute spricht er davon,<br />

den Betrieb zu vergrössern und sich ein<br />

eigenes Haus zu bauen. Er unterstützt seine<br />

Mutter finanziell und kann sich vorstellen,<br />

in absehbarer Zeit eine eigene Familie<br />

zu gründen. Ausserdem möchte er gerne<br />

Lehrlinge ausbilden: «Das Rote Kreuz hat<br />

mich gestützt und gefördert. Ich bin sehr<br />

dankbar dafür. Ich möchte diese Hilfe gerne<br />

weitergeben.» So, genug geplaudert.<br />

Kodjo Debolema beugt sich über seine<br />

alte «Singer» und trampelt los. Die Hose<br />

muss noch heute fertig werden.<br />

➥ redcross.ch/togo<br />

Die antike Nähmaschine des SRK funktioniert ohne Elektrizität<br />

8 <strong>Humanité</strong> 4/<strong>2012</strong>

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