Vita • Deutsches Verlagshaus • Berlin-Charlottenburg
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wachsen. Alle diese kleinen Urtiere und Urpflanzen oder doch viele derselben müssen<br />
wir als die Erzeuger des Meerleuchtens betrachten. Eine großartige Illustration des<br />
bekannten Wortes: „Die Natur schafft mit Kleinstem das Größte."<br />
uft schon die Tatsache, daß gerade die als Individuen fast unsichtbaren<br />
kleinsten Lebewesen eine der großartigsten, herrlichsten Naturerscheinungen<br />
verursachen, unser Erstaunen wach, so steigt unsere Verwunderung, wenn<br />
wir einzelne dieser Kleinsten unter den Kleinen näher untersuchen. Wir<br />
haben einen Teil des Meerwassers, in dem am Abend und in der Nacht<br />
das Leuchten besonders lebhaft war, in ein großes durchsichtiges Glas gefüllt und können<br />
nun bei Tageslicht eine genauere Prüfung seines Inhalts vornehmen. Nach einiger Übung<br />
unterscheiden wir oft schon mit bloßem Auge, sonst aber mit einer guten Lupe, kleine<br />
Kugeln, die von einer milchig schimmernden Gallertschicht umgeben sind, und aus dieser<br />
Gallerthülle ragen nach allen Seiten, den Strahlen der Sonne vergleichbar, feine Fäden<br />
heraus, die sich bald verkürzen, bald zusammenziehen. Die ganze Herrlichkeit der Meeresfauna<br />
tut sich nun vor unsern Blicken auf.<br />
Die moderne Naturforschung hat in den letzten Jahrzehnten viele Tausende dieser<br />
bisher meist verborgenen Schönheiten aus dem Ozean hervorgeholt, aber sie sind bis vor<br />
kurzem doch nur wenigen Menschen bekannt geworden, da die Beschreibungen und Abbildungen<br />
nur in schwer zugänglichen, in den Bibliotheken vergrabenen großen zoologischen<br />
und botanischen Monographien enthalten waren. Die Naturforscher, die diese kunstvoll<br />
gestalteten Tiere und Pflanzen abbildeten und beschrieben, dachten in der Regel nicht<br />
daran, daß sie für die Kunst oder das Kunstgewerbe irgendeine Bedeutung haben könnten.<br />
Die Künstler aber, die die Wichtigkeit neuer, interessanter Naturformen zur weiteren Ausgestaltung<br />
des Kunstgewerbes sofort erkannt haben würden, wußten nichts von der<br />
Existenz dieser wissenschaftlichen Werke mit den Hunderten und Tausenden von Tafeln,<br />
auf denen die neu entdeckten Naturformen abgebildet waren.<br />
http://rcin.org.pl