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Vita • Deutsches Verlagshaus • Berlin-Charlottenburg

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den Stoffe zu suchen. Wir werden den Atomen und Molekülen des Stoffes bereits eine<br />

ganz bestimmte, feste Grundform zuschreiben müssen, die beim Aufbau der Kristalle<br />

immer wieder zum Vorschein kommt. Nur im Vorbeigehen sei bemerkt, daß die moderne<br />

Chemie nach dem Vorbild van't Hoff's ebenfalls zu der Annahme gekommen ist, daß die<br />

Atome eine bestimmte stereometrische Gestalt haben müssen.<br />

ie Lehre von den Kristallen, die Kristallographie, unterscheidet sechs<br />

Grundformen oder sechs Kristallsysteme, in die sie alle einzelnen, in Wirklichkeit<br />

vorgefundenen Kristalle einordnen kann. In ganz ähnlicher Weise<br />

wie bei den Kristallen kann man auch, wie das zuerst Ernst Haeckel eingehend<br />

dargestellt hat, bei den lebenden (organischen) Körpern bestimmte<br />

Grundformen unterscheiden. Auch hier sind Achsen und Symmetrieebenen zu erkennen<br />

und die Zahlen und Größenverhältnisse, ihre Endpunkte, die Winkel, unter denen sie sich<br />

schneiden, lassen sich ebenfalls mathematisch genau bestimmen und berechnen. Auch bei<br />

den lebenden Wesen werden wir in letzter Instanz diese Grundformenverhältnisse auf die<br />

stereometrischen Formen der Atome und Moleküle der Substanzen zurückführen müssen,<br />

aus denen die Organismen aufgebaut sind.<br />

Ist diese Ansicht richtig, so versteht man unschwer, wie es kommt, daß in allen<br />

drei Naturreichen, dem der Gesteine und Kristalle, dem der Pflanzen und dem der Tiere,<br />

vielfach dieselben oder doch ganz ähnliche Grundformen auftreten. So können aus einer<br />

einfachen Mischung von Flüssigkeiten verschiedener Dichte, also durch Diffusion, Gebilde<br />

entstehen, die durch die strahlige Anordnung ihrer Teile ganz auffallend an den Aufbau<br />

von Medusen erinnern. Das Verfahren zur Erzielung solcher Formen ist sehr einfach.<br />

Übergießt man Flüssigkeiten, die zwar mischbar sind, aber verschiedene Dichte haben,<br />

vorsichtig, so werden sie, je nach ihrer Schwere, zuerst getrennt bleiben. Mit der Zeit<br />

aber vermischen sie sich. Dieser Vorgang der Diffusion erzeugt seltsame Figuren, wie in<br />

diesem Buche Seite 5t gezeigt ist. Diese kunstvollen Formen entstammen den Experimenten<br />

des Professors Ledne in Nantes, der selbst darüber (im „Mikrokosmos") folgendes schreibt:<br />

„Man breitet auf einer Glasplatte eine zehnprozentige Gelatinelösung aus, der man eine<br />

Salzlösung zugeführt hat, z. B. einen Tropfen der schwefelsauren Eisenlösung auf fünf<br />

Kubikzentimeter der Gelatinelösung. Nach Auftragung der Gelatine setzt man auf<br />

deren Oberfläche in systematischer Lagerung voneinander Tropfen verschiedener Lösungen<br />

zu, wie Ferrozyankalium, Kupfersulfat, Eisensulfat usw. Die danach entstehenden<br />

Muster hat kein denkender Geist entworfen, keine geschickte Hand gezeichnet, sie sind<br />

der spontane Ausfluß physikalischer Kräfte."<br />

Am reinsten ausgebildet findet man die idealen Grundformen in der Wirklichkeit<br />

bei Kristallen, die sich haben einzeln bilden können, ohne durch andere Kristalle oder<br />

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