Vita • Deutsches Verlagshaus • Berlin-Charlottenburg
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amöbenartiger Tierchen zeigen ein zierliches Mosaik aus kleinen Kieselplättchen, die<br />
Oberfläche der Augen der Insekten ist aus regelmäßig gelagerten Facetten gebildet, die<br />
Zunge oder Reibfläche der Schnecken besteht aus einer oft ungeheuer großen Zahl<br />
winziger Zähnchen, die in ihrer regelmäßigen Anordnung in Quer- und Längsreihen an<br />
gewisse moderne Tapetenmuster erinnern. Uberhaupt bedient man sich im Kunstgewerbe<br />
und in der Technik einer solchen linearen oder flächenartigen Aneinanderreihung gleicher<br />
oder ähnlicher Gestalten schon lange. Die Weberei, Stickerei und die Drucktechnik<br />
liefern hierfür mannigfache und überall vorhandene Beispiele.<br />
u dieser nach bestimmten Gesetzen erfolgenden Anordnung der Teile eines<br />
Organismus, die wir als schön empfinden, tritt nun noch verstärkend hinzu<br />
die Färbung, die viele Tiere und Pflanzen (aber auch Mineralien) schmückt.<br />
Wir bewundern das gleichmäßige Blau eines wolkenlosen Himmels, lassen<br />
unser Auge ausruhen auf dem ununterbrochenen Grün großer Waldungen<br />
und ausgedehnter Wiesen. Noch mehr aber geraten wir in Entzücken, wenn gleichfarbige<br />
Flächen durch anders gefärbte in bestimmter Weise unterbrochen werden. Eine blumenreiche<br />
Alpen wiese erfreut uns mehr als ein gleichförmig grüner Rasen; und wenn wir<br />
heute großen Wert auf einen farbenprächtigen Balkonschmuck an unseren Häusern legen,<br />
so heißt das doch in erster Linie, daß wir die Unterbrechung des meistens eintönigen<br />
Hausanstrichs durch andere Farben als schön empfinden.<br />
Nicht viel anders ist es bei den einzelnen Blumen. Gewiß, auch einförmig gefärbte<br />
Blumen können nach unseren Begriffen schön sein; in der Regel aber werden wir, gleich<br />
den blumenbesuchenden Insekten, solche Blumen vorziehen, die auf ihren Blumenblättern<br />
noch jene oft so entzückenden Muster von Strichen, Punkten und Flächen von anderer<br />
Farbe aufweisen, die biologisch fast immer die Aufgabe haben, den Insekten den Weg<br />
zum Honig zu zeigen.<br />
Die oft so wundervolle und mannigfaltige Färbung der Laubblätter unserer herbstlichen<br />
Waldungen ziehen die meisten Menschen dem monotonen Grün des Sommers entschieden<br />
vor. Blutbuchen, Silberpappeln und ähnliche Gewächse sind in unseren Gärten<br />
und Anlagen gerade deshalb so beliebt, weil sie von den meisten anderen Pflanzen abweichend<br />
gefärbte Blätter besitzen. Die Blätter der als Topfpflanzen so beliebten Begonien<br />
verdanken ihren Reiz den vom Grün abstechenden Flecken auf ihrer Oberfläche.<br />
Wer hat noch nicht die Farbenpracht der Schmetterlinge bewundert, auch wenn er<br />
nicht die herrlichen Vertreter der Tropen in den Museen oder gar lebend gesehen hat!<br />
Und wer wird nicht erfreut beim Anblick einer Sammlung auserlesener metallglänzender<br />
Käfer. Und wie eine wahre Farbensymphonie muß es auf ein empfängliches Gemüt<br />
wirken, wenn man im Tropenwald Kolibris und Paradiesvögel, Papageien und Tukane<br />
umherfliegen sieht.<br />
http://rcin.org.pl