Ein akkadischer Liebeszauber aus HattuSa*
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68 Daniel Schwemer<br />
Hin <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 69<br />
den einschlägigen Belegen W. R. Mayer, Or. 56 [1987] 252f., bes. 253<br />
Anm.<br />
17, danach GAG 3 § 32 a-c). Für geschriebenes -m- auch bei<br />
der Dissimilation von Velaren cf. verschiedene Formen von<br />
nagägu<br />
(AHw. 709 b, CAD N I 105b f.). Alternative Analysen wie em-qu „weise"<br />
(bzw. Formen von emequ I „weise sein", *emequ II „pflegen" [??]16), imgum<br />
„..." (cf. AHw. 376 a: imgütum Epitheton der Nanaja in VS 10, 215<br />
Vs.<br />
25, W. von Soden, AfO 36-37 [1989-90] 118; nicht überzeugend<br />
M.-J. Seux, Hymnes et prieres aux dieux de Babylonie et d'Assyrie.<br />
LAPO 8 [Paris 1976] 44 Anm. 21), im-gu^ „... jubelte" (für iggu [nagü])<br />
oder im-kum „... häufte auf" (für ikkum [nakämu])<br />
fügen sich nicht in<br />
den Kontext. <strong>Ein</strong> Substantiv imqu(m) - etwa pirs zu emequ I/*II -, zu<br />
dem hier der St. cstr. PL vorläge, ist bisher nicht bezeugt. Gegen die Annahme<br />
einer verderbten Überlieferung spricht die gleichförmige Wiederholung;<br />
trotzdem möchte man ein Mißverständnis des Schreibers nicht<br />
<strong>aus</strong>schließen.<br />
20': Zu erwartendes arämki bzw. anäkki ist wohl wegen des unschönen<br />
Aufeinandertreffens von /ki/'m Aus- und folgendem Anlaut verkürzt<br />
worden.<br />
2L-23': Die Wortformationen wirken sumerisch, verschließen sich<br />
aber einem weiteren Verständnis. Bei us denkt man im vorliegenden<br />
Kontext am ehesten an nitah oder gis (te dann zu te = tehü zu<br />
stellen?). Während da.ga.an.ni und da.zi.da.an.ni vielleicht als<br />
Nomina mit Possessivpronomen<br />
zu verstehen sind (dag bzw. dazid?),<br />
scheinen gä.an.ga und mah.h infinite Verbalformen zu repräsentieren<br />
(gä-gä bzw. mah + a?).<br />
24': Das Zeichen GIN besitzt die Gestalt eines „zu" (cf. die westlichen<br />
mB Schreibtraditionen in Alalah, Emar, Ekalte etc. sowie den hethitischen<br />
Duktus [HZL 209], dazu grundlegend J. Friedrich, WZKM 49<br />
[1942] 172-179); Spuren des mittleren Waagerechten sind auf dem Photo<br />
noch zu erkennen. Die Lesung des zweiten Pflanzennamens gelingt<br />
mir nicht; das in der Kopie angedeutete AR könnte nach dem Photo eventuell<br />
auch<br />
EL, kaum aber AH sein. Für eine Ergänzung [üa-ta]-ar-tu ist<br />
wohl nicht genug Raum.<br />
25': Die Lesung von TA statt kopiertem „is" wurde am Photo und<br />
durch abermalige Koll. der Tafel durch G. Wilhelm bestätigt. Die Ergänzung<br />
der Lücke bereitet Schwierigkeiten; die erhaltenen Spuren<br />
suggerieren vor -ra-na ein Zeichen vom Typ GA. Gi, zi oder ähnliches<br />
16 M. Stol, AbB 9, 49 Anm. a) möchte ummuqu (< *emequ II) zur Wurzel 'mq „tief sein"<br />
stellen (> „erniedrigen"), während emiqum, emiqtum von emequ I abgeleitet seien.<br />
isl jedenfalls <strong>aus</strong>geschlossen. <strong>Ein</strong>e Lesung [k\ä-ra-na „Wein" ergibt<br />
wenig Sinn, und auch der Zeichengebrauch im übrigen Text spricht gegen<br />
die Annahme eines Lautwerts kä. <strong>Ein</strong>e Lesung "u]-ra-na käme<br />
nu-lil ohne Emendation <strong>aus</strong>. Cf. insgesamt Rs. 55': [TES.B]I ta-sä-[ak]<br />
' I \ I H I IKÜS'" i+ndn M[U]L 7 SUB „... zerkleinerst du. In Öl legst du es<br />
vor den Sternen hin". Auch dort gehen Ingredienzien vor<strong>aus</strong>: imliur<br />
Inn. hnhur-asrä, sämtu kasänitu (fehlerhaft mit ü statt na< determimei<br />
I) zihü, DU-Ü-.v, ...<br />
2d : Der Hrgänzungsvorschlag folgt dem Sinn und dem verfügbaren<br />
Kiium. Stall ina mexväre auch inasamnimöglich. Statt an tanaddikönnte<br />
man auch an tarassan oder tuballal denken.<br />
IT: Am Ende ta-ra-rkäsl 28'-30': Trotz umfänglicherer Zeichenlesle<br />
unklar. 31-49': Nur unergiebige Reste erhalten. 50-51': Am<br />
/dienende |... t\a-pa-ah vielleicht fehlerhaft für ta-pa-ah-hi? Dann<br />
»lavoi 'hui SA SAI. LA x GAR-an KÄ-sü~'-[nu] o.a.? Am Ende tasakkan.<br />
52' W: S. zu Vs. 25'. 56': Unklar.<br />
S. Kiluiil und Beschwörung an Nanaja in Vs. 9-23'<br />
I )le Heschwörung in Vs. 15-23' wendet sich an Nanaja als Göttin der<br />
»inllNehen I .iebe". Allerdings enthält der Text nicht den gewohnten hymnUeliMi<br />
Lobpreis auf die Göttin18. Vielmehr richtet der Sprecher das<br />
Wnil von gleich zu gleich unmittelbar an die Göttin. Die Sprechsituation<br />
l«l dnl»ei die des Geschlechtsaktes zwischen Sprecher und Göttin. Die<br />
AiimlniekNwei.se ist, soweit wir sie verstehen, völlig unverblümt; wo poelim'lte<br />
Hilder verwendet werden, vermittelt die Wortwahl den <strong>Ein</strong>druck<br />
•Ill0l uewiNNeii l Inbeholfenheit19.<br />
VetReichen möchte man vorliegende Beschwörung am ehesten mit<br />
•lll»ili numerischen ha/hale-Lied an Nanaja (bzw. Inana), das <strong>aus</strong> einem<br />
•lullNi'lieu Dialog zwischen Nanaja und ihrem göttlichen Liebhaber be-<br />
Dei<br />
lext wurde von B. Alster in den Kontext sexueller Praktiken<br />
" /.II NHIW|M, NMIIIIJ, H. zuletzt .1. Ci. Westenholz, Nanaya: Lady of Mystery, in: I. L. l'inb#l/M<br />
I llt'lln (Mg.), Sumerian Gods and Their Representations. CM 7 (Groningen<br />
I««/) V M; M Slot, Art. Nanaja, RIA 9 (1998) 146 b-151 a; idem, Art. Nanea,<br />
Hill)1 (IVW) 61.' Ii 614 b; K A. M. Wiggermann, Art. Nackte Göttin, RIA 9 (1998)<br />
M N l'tti HlnwtMN auf unseren Text fehlt in diesen und älteren Beiträgen zur Göttin.<br />
II Zu den Niiimjii-Ilyniiicii s. die Zusammenstellung bei Stol, RIA 9 (1998) 150 b.<br />
|)#l iiMH Jmdciinil wird sonst nur Menschen zugeordnet; statt anlu „Schwangere"<br />
»IWMIIOIC niiin im vorliegenden Kontext viel eher alittit „Gebärende".<br />
III A W NIÖIKMK. ICS29 (1977) 16 27; cf. Y. Sefati, l.ove Songs in Sumerian l.ileralure<br />
(Unnml (Inn I99H) 1H1.