Ein akkadischer Liebeszauber aus HattuSa*
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<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> <strong>HattuSa*</strong><br />
von Daniel Schwemer - Würzburg<br />
Die in Hattuäa gefundene, bislang unbearbeitetete Tafel KBo. 36, 27 bielel akkailische<br />
Texte magisch-medizinischen Inhalts, darunter ein Potenzritual, das eine sonst unbekannte<br />
Beschwörung an Nanaja einschließt. Nanaja wird innerhalb dieser Beschwörung,<br />
die in der Tradition der <strong>aus</strong> Babylonien bekannten Divine Love l.yrics steht, auch<br />
als Kilili bezeichnet. <strong>Ein</strong> Exkurs widmet sich dem Überlieferungsbild <strong>akkadischer</strong> Texte<br />
<strong>aus</strong> Hattusa insgesamt.<br />
1. KBo. 36, 27: Fundkontext, Herkunft von Tafel und Text<br />
Bei den Nachgrabungen im Bereich der Gebäude F und E auf<br />
Büyükkale, die 1959 unter der Leitung von K. Bittel durchgeführt wurden,<br />
fand man nordöstlich von E in sekundärer Lage einen fragmentarisch<br />
erhaltenen Text magisch-medizinischen Inhalts in <strong>akkadischer</strong><br />
Sprache (Inventar-Nr. 61/r)1. Der Fundort läßt vermuten, daß die Tafel<br />
<strong>aus</strong> Gebäude E stammt, dessen umfängliche Tontafelsammlungen<br />
S. Alaura rekonstruiert und beschrieben hat2. Diese Herkunft des Fragmentes,<br />
das G. Wilhelm 1991 als Nr. 27 des Heftes KBo. 36 in Kopie<br />
vorlegte, darf insofern als ungewöhnlich bezeichnet werden, als die ganz<br />
überwiegende Zahl von Textvertretern dieses Genres in oder im Umkreis<br />
von Gebäude A gefunden wurde.<br />
* Folgender Beitrag bietet die überarbeitete und erweiterte Fassung eines 2002 auf<br />
dem V. Internationalen Kongreß der Hethitologie in Corum vorgestellten Vortrags. Ich<br />
danke W. R. Mayer und G. Wilhelm, mit denen ich den hier bearbeiteten Text diskutieren<br />
konnte, für ihre Hinweise. Letzterem bin ich darüber hin<strong>aus</strong> für Kollationen im<br />
Anadolu Medeniyetleri Müzesi, Ankara, zu Dank verpflichtet. Für die Möglichkeit,<br />
Bo-Photos im Vorderasiatischen Museum zu Berlin einzusehen, danke ich B. Salje und<br />
J. Marzahn. Schließlich sei J. Klinger für seine weiterführenden, kritischen Hinweise<br />
zum Exkurs am Ende dieses Beitrags gedankt.<br />
1 Cf. den ersten Vorbericht über die Tafelfunde der Jahre 1958 und 1959, innerhalb dessen<br />
H. Otten bereits auf „akkadische Beschwörungen" hinweist (MDOG 93 [1962]<br />
75-77).<br />
2 S. die Beiträge in AoF 25 (1998) 193-214 und in G. Wilhelm (Hg.), Akten des IV. Internationalen<br />
Kongresses für Hethitologie. StBoT 45 (Wiesbaden 2001) 12-26, mit<br />
Verweis auf ihre noch unveröffentlichte Dissertation (Firenze 1996-97).<br />
Zeitschr. f. Assyriologie Bd. 94, S. 59-79<br />
© Walter de Gruyter 2004<br />
ISSN 0084-5299
60 Daniel SchwciiH'i<br />
Nicht zufällig blieb der Text, der insbesondere wegen einer sich an<br />
Nanaja wendenden Beschwörung Interesse verdient, bisher ohne Bearbeitung.<br />
Fragmentarischer Zustand, fehlende Duplikattexte, nicht<br />
überall zuverlässige Textüberlieferung sowie ungewöhnliche Wortformen<br />
und Schreibungen erschweren das Verständnis erheblich und bestätigen<br />
einmal mehr R. D. Biggs' Feststellung: „The Akkadian literary texts from<br />
Boghazköy are unusually frustrating to study"3. Der Schriftduktus weist<br />
die Tafel derjenigen Gruppe <strong>akkadischer</strong> Texte <strong>aus</strong> Hattusa zu, die nicht<br />
in der für hethitische Texte typischen Handschrift geschrieben wurden.<br />
Besonders charakteristisch ist die Form des TA mit den die Senkrechten<br />
geradezu rahmenden Winkelhaken. Diese Schreibweise begegnet auch in<br />
einem der Alasia-Briefe der Amarna-Korrespondenz, dessen Duktus<br />
sich jedoch in anderen Punkten (beachte besonders SA) von der Schrift<br />
unserer Tafel unterscheidet4. Die Summe der signifikanten Zeichenformen<br />
lassen auf einen Schreiber schließen, der einer nordsyrischen<br />
Schreibtradition folgt (TA, KU, LU, SA, SUM, KI, AH, GA, GIN, QA etc.). Obgleich<br />
man da und dort den <strong>Ein</strong>druck gewinnen kann, die Muttersprache<br />
des Schreibers sei nicht das Akkadische gewesen, rät auch die weitgehend<br />
konsequente Scheidung von Tenues und Mediae davon ab, die Tafel<br />
einem hethitischen Schreiber im engeren Sinne zuzuweisen. Unbescha-<br />
<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> l.iebcszaubci <strong>aus</strong> Hntfusii 61<br />
det dessen mag die Tafel in Hattusa geschrieben worden sein. Der Text<br />
selbst dürfte auf babylonische Traditionen zurückgehen5.<br />
Der erhaltene Text wird von Paragraphenstrichen gegliedert, die<br />
einzelne Rezepte voneinander trennen. Allein in Vs. 13-14' hat der<br />
Schreiber innerhalb einer in sich geschlossenen Ritualvorschrift einen<br />
zunächst unsinnig erscheinenden Strich gesetzt. Als Erklärung hierfür<br />
bietet sich an, daß die in Vs. 15'ff. folgende Beschwörung, die offensichtlich<br />
zur vor<strong>aus</strong>gehenden Ritualanweisung gehört (Doppelstrich<br />
mit MAN nach Vs. 23') 6, speziell zur Salbung der Hüfte gesprochen werden<br />
sollte, die in Vs. 14' angeordnet wird. Die §§ 2'-5' geben jeweils<br />
kurze Rezepte für Tränke, dasselbe gilt für § 9'. Die §§ 10'-16' lassen<br />
wegen ihres über<strong>aus</strong> fragmentarischen Zustands keine weitere Charakterisierung<br />
zu, § 17' gibt wohl wiederum ein Rezept für einen Trank;<br />
§ 18' ist wieder unklar, der Rest der Rs. nicht beschrieben. Die 6-7'<br />
bieten eine Ritualanweisung, auf die in § 8' offenbar die zugehörige Beschwörung<br />
folgt. Ritualanweisung und Beschwörung bezwecken sicherlich<br />
die Heilung von Impotenz (dazu <strong>aus</strong>führlich im folgenden). Möglicherweise<br />
besaßen die verschiedenen Tränke dasselbe therapeutische<br />
Ziel. <strong>Ein</strong>er <strong>aus</strong>führlicheren Kommentierung der §§ 6-8' sei der Versuch<br />
einer Umschrift und Übersetzung vorangestellt:<br />
3 JNES 60 (2000) 289. Biggs nimmt hier Bezug auf die Ritualsammlung KBo. 36, 29 //,<br />
die Verf. in einem ersten Bearbeitungsversuch vorgelegt hat (Akkadische Rituale <strong>aus</strong><br />
Hattusa. Die Sammeltafel KBo. XXXVI 29 und verwandte Fragmente. THeth. 23<br />
[Heidelberg 1998]). Neben den Anmerkungen bei Biggs, art. cit., muß auf die weiterfuhrenden<br />
Beiträge von J. A. Scurlock, JAOS120 (2000) 672-674, und insbesondere<br />
W. Farber, ZA 91 (2001) 253-263 (zuvor idem, BiOr. 57 [2000] 630-633) hingewiesen<br />
werden. <strong>Ein</strong>e überarbeitete Übersetzung des „Totengeist-Rituals", die vor allem Farbers<br />
Korrekturen dankbar übernimmt, legt Verf. in Phoenix 49 (2003) vor. Die Lesung<br />
ik-ka-lu in KBo. 36, 29 Vs. ii 23, die Farber der älteren Kopie Köchers (KUB 37, 64 a<br />
Vs. 7) und einer Kollation Biggs' folgend den Vorzug gegenüber den in KBo. 36 kopierten<br />
Spuren gibt, hat sich nach abermaliger Kollation G. Wilhelms endgültig bestätigt.<br />
Es sei hier darauf hingewiesen, daß die THeth. 23, 5 Anm. 19, gegebene Auflistung<br />
der Fragmente des Typs ana piserti kispi insofern zu korrigieren ist, daß alle<br />
B-Fragmente nur indirekt joinen. Die gesamte Textgruppe, zu der inzwischen weitere<br />
Fragmente zu stellen sind, wird im Rahmen des von T. Abusch und Verf. vorbereiteten<br />
Corpus der Beschwörungen und Rituale gegen Hexerei bearbeitet werden. In<br />
THeth. 23, 62ff. zu BBR 49 fehlt ein Hinweis auf den wichtigen Join K 6336 + K 5641<br />
= BBR 49 (s. F. A. M. Wiggermann, Mesopotamian Protective Spirits. CM 1 [Groningen<br />
1992] 141), der das Fragment den Ersatzkönigsriten zuweist. Beachte weiterhin,<br />
daß KUB 37, 72 Vs. (THeth. 23, 136f.) Duplikat zu G. Beckman/B. Foster, Assyrian<br />
Scholarly Texts in the Yale Babylonian Collection, in: Gs. A. Sachs (Philadelphia<br />
1988) 20 Nr. 19 Vs., ist.<br />
• VS 11, 14 (VAT 153); ein Photo der Tafel (Vs.) gibt L. Hellbing, Alasia Problems. Studies<br />
in Mediterranean Archaeology 57 (Göteborg 1979) 100.<br />
2. KBo. 36, 27: Umschrift, Übersetzung, Kommentar7<br />
Vs. 4j V Y [xx] xx[<br />
§ 2' 2' [ x (x) ] x x x x rKl GA"1 [<br />
§3' 3' [ Ü]EME- RUR.GI 7KI GA N[<br />
§4' 4' [NUMUN] "EME-UR.GIY NUMUN "rla'-ap-t[i]<br />
5' [NUMUN] "sa-mi-di NUMUN üa-nu-zi-ni<br />
6' [KI G]ESTIN U sum-ma KA$<br />
§5' 7' rü ^.GIR.LAGAB rT\vC ka-bu-ul-ta<br />
8' "NUMUN" 1 "SULLIM KI GESTIN U sum-ma KAS<br />
§ 6' 9' KUN GIR.TAH KUN a-du-um-mi<br />
1 Zur Überlieferungsgeschichte der in Ha.tuSa gefundenen akkadischen liierarischen<br />
lexle s. den Exkurs am Ende dieses Beitrags.<br />
" Zu MAN am Ende von Tcxtabschnillen s. II. Hunger, HAK, 51<br />
' W"!? ?.^ i U " n h" m l V H" l > h < ) , < > S " U S l l c m M l , i n M r l'hoUNirchiv k< tionien; ich<br />
danke C, Wilhelm. Akademie der Wissenschaften und der l.ileralur. Miiinz. für die<br />
Ireundliehe Erlimbnis, die Pholiw zu benutzen.
62 I )anicl Schwcmci<br />
Hin akkndisc liri I irlu-s/aiilK-i .ms llnlliisii (, (<br />
Abb. 1: KBo. 36, 27, Vorderseite und rechter Rand<br />
Ablv 2: KBo. 36, 27, Vorderseite und rechter Rand<br />
10' KUN NIM.LÄL SAG.DU kül-bi-bi SA 5<br />
11' TA zi rud^sMpu-ha-li ta-la~'-pa-a[s-su\<br />
12' ina DUR BABBAR 7 ki-is-ri ta-rkäs~'-[sar]<br />
13' ina MÜRU-iw ta-ra-rkas^[{-su)}<br />
§7' 14' T a-siMÜRU-jw SES.MES<br />
§8' 15' RTU 6 N EN E.NU.RU ag-ra-ah-ki na-na-a<br />
16' ag-ra-ah-ki na-na-a rkP-ma im-mc-ri<br />
17' a-la-rla~'-ma rkP-ma a-ri-ti ta-nu-qa-tttmY'(ri\m~',)-ina<br />
18 ' i M ' K 11M i'A- RKi ~'-ti-ia H\'-(a-a-rkr<br />
I1' i M - K 11 M i'A- RK i "'•ti'ia ma-ia-a-al-ki<br />
.'()
64 Daniel Schwemer<br />
25' THar-muT[xxx] x-ra-naTES.BI ta*c'-s[äk]<br />
26' riT [ina A.MES s\JB-ma(1) MAMIUL rtur-bat<br />
Vs. 27'-Rs. 56': Zu fragmentarisch ßr eine durchgängige Bearbeitung.<br />
Vs. § 1' 1' Zu fragmentarisch für eine Übersetzung.<br />
§2' 2' [ ... ] ... K ... )] mit Milch.<br />
§3' 3' „Hundszunge" [( ... )] mit Milch.<br />
§ 4' 4' [Samen] der „Hundszunge", Rübensamen,<br />
5' [Samen] der samidu-Pflanze, Samen der anuzinnu-Pflanze:<br />
6' [mit W]ein oder Bier.<br />
§5' 7' dadänu-Dom, .... kabultu,<br />
8' Bockshornklee-Samen: mit Wein oder Bier.<br />
§ 6' 9' Mit dem Schwanz eines Skorpions, dem Hinterleib einer<br />
Wespe,<br />
10' dem Hinterleib einer Biene, dem Kopf einer roten Ameise,<br />
11' (und) ... eines Zuchtwidders berühret] du [ihn].<br />
12' In eine weiße Schnur knot[est] du sieben Knoten;<br />
13' du umgürtest [(damit)] seine Hüfte.<br />
§ T 14' Mit Myrtenöl salbst du wiederholt seine Hüfte.<br />
§ 8' 15' Beschwörungsformel. Hiermit begatte ich dich, Nanaja,<br />
16' hiermit begatte ich dich, Nanaja! Wie bei einem Widder<br />
17' ist der Freudenschrei, wie bei einer Schwangeren das Gebrüll.<br />
18'<br />
19/ dein Bett!<br />
20' Ich liebe (dich,) Kilili, ich beschlafe (dich,) Kilili!<br />
21'-23' ... Abrakadabra ...<br />
§ 9' 24' Je ein Sekel saminu-Pflanze, ... , Gilbwurz,<br />
25' Lupine, ... zer[stößt] du in eins;<br />
26' und [du legst es in Wasser; unter den Sterjnen läßt du es<br />
über Nacht stehen.<br />
Vs. 27'-Rs. 56': Zu fragmentarisch ßr eine durchgängige Übersetzung.<br />
<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 65<br />
2' -3': Womöglich ist am Zeilenende jeweils eine Verbalform zu ergün/.en.<br />
Man denkt an NAG, d.h. tasaqqisu „... läßt du ihn mit Milch<br />
Hinken" bzw. isatti „... trinkt er mit Milch". Bei saqü bzw. satü erwartete<br />
man normalerweise ina sizbi, aber auch itti begegnet gelegentlich<br />
(s. ( AD S II 26 a, 217 a). Die verkürzten Ausdrücke in Vs. 6' und 8' lassen<br />
es möglich erscheinen, daß die Zeilen mit itti sizbi endeten.<br />
5': anuzinnu ist wohl eine bisher unbekannte Variantenform für die<br />
sonst als amuzinnu begegnende Medizinalpflanze; ein Schreiberversehen<br />
laßt sich allerdings nicht <strong>aus</strong>schließen.<br />
6 : (T. Vs. 8'. Zum verkürzten disjunktiven Ausdruck x u summa y<br />
„v oder aber v" cf. KUB 4, 67 ii 3' f., TT 6: 10, dazu CAD S III 278 a;<br />
A. I1'. Rainey, Canaanite in the Amarna Tablets III. HdOr. 1/25/3 (Leiden<br />
1996) 186; mit Ni. 615 Rs. 13 (A. Goetze, JCS6 [1952] 143f., cf.<br />
AI Iw. 1273 a s. v. C 4]). Unser Beleg konnte in CAD s III noch nicht bei<br />
(ti'kNii'liligt werden.<br />
7 : Die /weite Zeilenhälfte bleibt ohne sichere Deutung, TIR läßt sich<br />
kinim als fehlerhafte Logogramm-Schreibung für kamunu „Kümmel"<br />
erklären, wofür man i iGAMUN(DIN.TIR) erwartete (nur aAkk "TIR); cf.<br />
hier \ < H . VI: '"(JAMUN.GE^. Auch eine Lesung NINNI 5 ! hat wenig für<br />
Nlrli. I'benso ungewöhnlich wäre eine zusätzliche Qualifikation der vor-<br />
HiiNKchrndon Pllan/.enbezeichnung als „des Waldes", zumal man dann<br />
11M erwartete. Sollte man besser SE.Xlesen? Die Schreibung ka-bu-ul-ta<br />
konnte mim mit dem Pflanzennamen kabullu (kamullu) verbinden, wahr-<br />
Hcliciiiliclicr ist aber die Annahme einer Nebenform zu kabaltu, einem<br />
Nebenprodukt der Malzherstellung (dazu M. Stol, Art. Malz, RIA 7<br />
|IVH7 90| 328 h).<br />
U<br />
10': aditniniu ist eine bisher nicht belegte Nebenform zu adamitilimu<br />
„Wespe"; freilich kann ein Fehler nicht <strong>aus</strong>geschlossen werden.<br />
/.Ii kulhlhii für kulbabu „Ameise" s. schon G. Wilhelm, NABU 1991/8.<br />
I'lli ilhhatit könnte man statt „Hinterleib" auch eine Übersetzung<br />
„Nlnehel" in lirwiigung ziehen, doch erwartete man in diesem Fall eher<br />
tlqlu.<br />
I I : Dir Lesung von LU vor pu-ha-li wurde am Photo und durch<br />
Nh«rinnll||P Koll. der Tafel durch G. Wilhelm bestätigt. Am Zeilenanfang<br />
ilenkl IIIIIII zunächst an eine Verbalform der 2. Sg. Die Analyse von ta-zi8<br />
hpipllpl jedoch Schwierigkeiten. <strong>Ein</strong>e Lesung ta-si könnte man zu nasü<br />
„(»In IIUUN) einreißen, (Torpfosten) <strong>aus</strong>reißen" oder esü „aufschlitzen,<br />
" MMII lipiuhlc den vorgezogenen unteren Waagerechten des TA, der sonst eingezogen<br />
IIMrliileiten wird; an der Identifikation des Zeichens kann aber wohl kein Zweifel be-<br />
»IPIH'II
66 Daniel Schwemer<br />
Hin <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 67<br />
einschneiden" stellen; beide Verben fügen sich jedoch nicht gut in den<br />
Kontext9. <strong>Ein</strong>e Deutung als '"tanassah „du reißt <strong>aus</strong>" ergäbe einen ansprechenden<br />
Sinn, aber ein phonetisches Komplement am Wortanfang mutet<br />
in einem Text vorliegender Gattung doch allzu ungewöhnlich an10. Eher<br />
wird man also hinter TA ZI die Bezeichnung eines Körperteils des Zuchtwidders<br />
oder einer von ihm gewonnenen Substanz vermuten. Potenzrituale<br />
verwenden öfter das Haar von seinen Lenden (särat rapastipuhäli)u.<br />
Hier möchte man an eine fettige oder flüssige Substanz denken, wird der<br />
Patient doch offenbar mit dem Gemisch der Ingredienzien eingerieben<br />
(lapätu, oben angesichts der Unsicherheiten vorsichtiger wörtlich mit<br />
„berühren" übersetzt)12. Aber auch eine pl<strong>aus</strong>ible lexikalische Deutung<br />
als Nomen entgeht mir.<br />
15'-16': Wenn ich recht sehe, bieten diese Zeilen den ersten Kontextbeleg<br />
für garähu „begatten, kopulieren", das bislang nur <strong>aus</strong> LTBA II 1<br />
Rs. xi 13 bekannt war (ga-ra-hu= MIN, = na-[a-ku]). AHw. 282a und<br />
CDA 90 b stellen garähu zu garäsu „darauf zugehen", euphemistisch<br />
auch im sexuellen Sinn verwendet. aAkk zeigt garäsu im Prät. u -Vokalismus<br />
(cf. zuletzt J. G. Westenholz, Legends of the Kings of Akkade.<br />
MC 7 [Winona Lake 1997] 227 mit Anm. 7); zur Bedeutung „begatten,<br />
kopulieren" s. bes. R. D. Biggs, TCS 2, 9, sowie E. Reiner, RA 69 (1975)<br />
95 f. <strong>Ein</strong>e Klärung des Verhältnisses zwischen garähu und garäsu erlaubt<br />
die Beleglage derzeit nicht; womöglich liegt ein Lautübergang vor<br />
(für sx > h im Semitischen siehe R. M. Voigt, WO 18 [1987]<br />
49-63, im Akk. sonst jedoch nicht belegt). Es ist auffällig, daß weder<br />
Nanaja (15'f.) noch Kilili (20) mit dem Gottesdeterminativ geschrieben<br />
werden.<br />
16'-17': Auch hier liegt ein parallel strukturiertes Verspaar vor. Der<br />
Widder wird in den iaz/ga-Beschwörungen öfter mit Bezug auf die<br />
männliche Potenz erwähnt (dort allerdings stets puhälu, siehe Biggs,<br />
TCS 2, 82, cf. hier Vs. IT). Statt arltu „Schwangere" erwartete man im<br />
vorliegenden Kontext eher älittu „Gebärende"; es kann aber kein Zweifel<br />
daran bestehen, daß hier die Schmerzensschreie der Gebärenden mit<br />
lautem Liebesgestöhn verglichen werden, aläla ist indeklinabler Nomina-<br />
9 Aufgrund des Zusammenhangs können auch ezü I „Stuhlgang haben", ezü II „eilig<br />
sein", nezü „<strong>aus</strong>scheiden" und nesü „fern sein" <strong>aus</strong>geschlossen werden.<br />
10 Vorangestellte Komplemente begegnen bereits mA gelegentlich innerhalb von Personennamen<br />
(s. etwa C. Saporetti, Onomastica Medio-Assira II. StP 6/II [Roma 1970]<br />
107 s. v. balätu, 114 s. v. damäqu).<br />
11 Belege bietet CAD R 152 b.<br />
12 Oder sollte man etwa zu '°zi (i).UDU pu-ha-li emendieren?<br />
liv. ta-nu-qa-ram~"-ma möchte ich als Abschreibfehler für tanüqätum-ma<br />
(\'\ I.) deuten; Verbalformen der 2. Sg. m. (tanüqam-ma oder tanuqqain-ma)<br />
passen nicht gut in den Kontext.<br />
18 I«) : Die beiden Zeilen bilden wiederum ein Paar. <strong>Ein</strong>e sichere<br />
I >eu(uiig vermag ich nicht zu geben. Unzweifelhaft ist allein majjälki<br />
„dein Hell". Aufgrund des Parallelismus möchte man in m"-ta-a-ki<br />
ebenfalls ein Substantiv sehen. Bi ist epigraphisch unsicher, sind auf<br />
dein Photo doch zwei schräge Keile zu erkennen, die den beiden waagei<br />
echten vor<strong>aus</strong>gehen (s. Photo); womöglich hat der Schreiber aber einfach<br />
falsch angesetzt. Als Deutungsmöglichkeiten bieten sich etwa bitäki<br />
„deine zwei Häuser" (Nom.), petäki „dein Öffnen" (Akk.), petäki<br />
(„ sind für dich geöffnet"), petäki „einen Offenen" oder pltäki „deine<br />
zwei Öffnungen" an. Ausgeschlossen werden können in dieser Epoche<br />
die formal möglichen Interpretationen als 2. Sg. f. des Stativs und als<br />
Dual des Adjektivs1-1. <strong>Ein</strong>e Emendation (etwa zu qätäki oder saptäki)<br />
bliebe angesichts dessen, daß die vor<strong>aus</strong>gehenden Worte gleichfalls keine<br />
Hieltetr Analyse erlauben, willkürlich. Für PA-Kl-ti-ia scheint eine Deutung<br />
Imkkmja „meiner Klagefrau" am pl<strong>aus</strong>ibelsten, auch wenn die Unelndeiiligkeit<br />
der keilschriftlichen Schreibung andere Interpretationen<br />
zuließe (etwa paqittija „meiner Betreuerin", unwahrscheinlich päqidlja<br />
„meinet* Hei reuers", ebenso unwahrscheinlich ein Lautwert säk [cf.<br />
W }\n vorliegender Position)14. In jedem Fall erwartet man für das<br />
viiiiiiiNgehendc Wort einen St. cstr. oder eine Präposition, da andernfalls<br />
ilei augenscheinliche Genitiv PA-Ki-ti-ia syntaktisch kaum eingebunden<br />
weiden könnte. Die durch die Wiederholung gesicherte Schreibung im-<br />
KUM bleibt jedoch sperrig. Gegen eine Interpretation als dissimilierte<br />
I'OIIII von ikkiun (< ina küm) „anstelle von" spricht zweierlei: Die Präposition<br />
(ina) kinn ist nach den Wörterbüchern erst n/spB, nA, jB nachwplxltiu<br />
(vorher knnu, kima)]S. Die Dissimilation und Nasalierung<br />
Hllniiiilimei Konsonanten begegnet im allgemeinen selten, tritt allerdings<br />
In „iiiitilakkadischen" Texten bereits im 2. Jt. gelegentlich auf (siehe mit<br />
" I»nln»i wohl muh kein verkürzter Ausdruck für *birkaki petälu „dein offener Schölt"<br />
ii II<br />
" l'Ul IIHN S|tit'li'ii mit dem Gegensatz von sexueller Lust und trauerndem Trennungs-<br />
»cllini'i/ ein (irundmotiv der Dumuzi-Inana-Literatur - cf. etwa VAT17107<br />
(WIM muhen, MIO 12 11966-67) 52-56).<br />
" ('AI) K MI II buchl einen mA Beleg für kiimu; nach der Kopie ist allerdings auch dort<br />
«»«will kl um zu lesen (II. (i. (iülerbock, The Cuneiform Tablels, in: C. II. Kraeling<br />
(II».). Si.iindingN nl lell l'akhariyiih. OIP 79 |('hieago I95«| pl. 82, Umschrift K9a).<br />
/•in I PNIIIIK cf. etwa Allw. 1536a s.v. ziihulliim.
68 Daniel Schwemer<br />
Hin <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 69<br />
den einschlägigen Belegen W. R. Mayer, Or. 56 [1987] 252f., bes. 253<br />
Anm.<br />
17, danach GAG 3 § 32 a-c). Für geschriebenes -m- auch bei<br />
der Dissimilation von Velaren cf. verschiedene Formen von<br />
nagägu<br />
(AHw. 709 b, CAD N I 105b f.). Alternative Analysen wie em-qu „weise"<br />
(bzw. Formen von emequ I „weise sein", *emequ II „pflegen" [??]16), imgum<br />
„..." (cf. AHw. 376 a: imgütum Epitheton der Nanaja in VS 10, 215<br />
Vs.<br />
25, W. von Soden, AfO 36-37 [1989-90] 118; nicht überzeugend<br />
M.-J. Seux, Hymnes et prieres aux dieux de Babylonie et d'Assyrie.<br />
LAPO 8 [Paris 1976] 44 Anm. 21), im-gu^ „... jubelte" (für iggu [nagü])<br />
oder im-kum „... häufte auf" (für ikkum [nakämu])<br />
fügen sich nicht in<br />
den Kontext. <strong>Ein</strong> Substantiv imqu(m) - etwa pirs zu emequ I/*II -, zu<br />
dem hier der St. cstr. PL vorläge, ist bisher nicht bezeugt. Gegen die Annahme<br />
einer verderbten Überlieferung spricht die gleichförmige Wiederholung;<br />
trotzdem möchte man ein Mißverständnis des Schreibers nicht<br />
<strong>aus</strong>schließen.<br />
20': Zu erwartendes arämki bzw. anäkki ist wohl wegen des unschönen<br />
Aufeinandertreffens von /ki/'m Aus- und folgendem Anlaut verkürzt<br />
worden.<br />
2L-23': Die Wortformationen wirken sumerisch, verschließen sich<br />
aber einem weiteren Verständnis. Bei us denkt man im vorliegenden<br />
Kontext am ehesten an nitah oder gis (te dann zu te = tehü zu<br />
stellen?). Während da.ga.an.ni und da.zi.da.an.ni vielleicht als<br />
Nomina mit Possessivpronomen<br />
zu verstehen sind (dag bzw. dazid?),<br />
scheinen gä.an.ga und mah.h infinite Verbalformen zu repräsentieren<br />
(gä-gä bzw. mah + a?).<br />
24': Das Zeichen GIN besitzt die Gestalt eines „zu" (cf. die westlichen<br />
mB Schreibtraditionen in Alalah, Emar, Ekalte etc. sowie den hethitischen<br />
Duktus [HZL 209], dazu grundlegend J. Friedrich, WZKM 49<br />
[1942] 172-179); Spuren des mittleren Waagerechten sind auf dem Photo<br />
noch zu erkennen. Die Lesung des zweiten Pflanzennamens gelingt<br />
mir nicht; das in der Kopie angedeutete AR könnte nach dem Photo eventuell<br />
auch<br />
EL, kaum aber AH sein. Für eine Ergänzung [üa-ta]-ar-tu ist<br />
wohl nicht genug Raum.<br />
25': Die Lesung von TA statt kopiertem „is" wurde am Photo und<br />
durch abermalige Koll. der Tafel durch G. Wilhelm bestätigt. Die Ergänzung<br />
der Lücke bereitet Schwierigkeiten; die erhaltenen Spuren<br />
suggerieren vor -ra-na ein Zeichen vom Typ GA. Gi, zi oder ähnliches<br />
16 M. Stol, AbB 9, 49 Anm. a) möchte ummuqu (< *emequ II) zur Wurzel 'mq „tief sein"<br />
stellen (> „erniedrigen"), während emiqum, emiqtum von emequ I abgeleitet seien.<br />
isl jedenfalls <strong>aus</strong>geschlossen. <strong>Ein</strong>e Lesung [k\ä-ra-na „Wein" ergibt<br />
wenig Sinn, und auch der Zeichengebrauch im übrigen Text spricht gegen<br />
die Annahme eines Lautwerts kä. <strong>Ein</strong>e Lesung "u]-ra-na käme<br />
nu-lil ohne Emendation <strong>aus</strong>. Cf. insgesamt Rs. 55': [TES.B]I ta-sä-[ak]<br />
' I \ I H I IKÜS'" i+ndn M[U]L 7 SUB „... zerkleinerst du. In Öl legst du es<br />
vor den Sternen hin". Auch dort gehen Ingredienzien vor<strong>aus</strong>: imliur<br />
Inn. hnhur-asrä, sämtu kasänitu (fehlerhaft mit ü statt na< determimei<br />
I) zihü, DU-Ü-.v, ...<br />
2d : Der Hrgänzungsvorschlag folgt dem Sinn und dem verfügbaren<br />
Kiium. Stall ina mexväre auch inasamnimöglich. Statt an tanaddikönnte<br />
man auch an tarassan oder tuballal denken.<br />
IT: Am Ende ta-ra-rkäsl 28'-30': Trotz umfänglicherer Zeichenlesle<br />
unklar. 31-49': Nur unergiebige Reste erhalten. 50-51': Am<br />
/dienende |... t\a-pa-ah vielleicht fehlerhaft für ta-pa-ah-hi? Dann<br />
»lavoi 'hui SA SAI. LA x GAR-an KÄ-sü~'-[nu] o.a.? Am Ende tasakkan.<br />
52' W: S. zu Vs. 25'. 56': Unklar.<br />
S. Kiluiil und Beschwörung an Nanaja in Vs. 9-23'<br />
I )le Heschwörung in Vs. 15-23' wendet sich an Nanaja als Göttin der<br />
»inllNehen I .iebe". Allerdings enthält der Text nicht den gewohnten hymnUeliMi<br />
Lobpreis auf die Göttin18. Vielmehr richtet der Sprecher das<br />
Wnil von gleich zu gleich unmittelbar an die Göttin. Die Sprechsituation<br />
l«l dnl»ei die des Geschlechtsaktes zwischen Sprecher und Göttin. Die<br />
AiimlniekNwei.se ist, soweit wir sie verstehen, völlig unverblümt; wo poelim'lte<br />
Hilder verwendet werden, vermittelt die Wortwahl den <strong>Ein</strong>druck<br />
•Ill0l uewiNNeii l Inbeholfenheit19.<br />
VetReichen möchte man vorliegende Beschwörung am ehesten mit<br />
•lll»ili numerischen ha/hale-Lied an Nanaja (bzw. Inana), das <strong>aus</strong> einem<br />
•lullNi'lieu Dialog zwischen Nanaja und ihrem göttlichen Liebhaber be-<br />
Dei<br />
lext wurde von B. Alster in den Kontext sexueller Praktiken<br />
" /.II NHIW|M, NMIIIIJ, H. zuletzt .1. Ci. Westenholz, Nanaya: Lady of Mystery, in: I. L. l'inb#l/M<br />
I llt'lln (Mg.), Sumerian Gods and Their Representations. CM 7 (Groningen<br />
I««/) V M; M Slot, Art. Nanaja, RIA 9 (1998) 146 b-151 a; idem, Art. Nanea,<br />
Hill)1 (IVW) 61.' Ii 614 b; K A. M. Wiggermann, Art. Nackte Göttin, RIA 9 (1998)<br />
M N l'tti HlnwtMN auf unseren Text fehlt in diesen und älteren Beiträgen zur Göttin.<br />
II Zu den Niiimjii-Ilyniiicii s. die Zusammenstellung bei Stol, RIA 9 (1998) 150 b.<br />
|)#l iiMH Jmdciinil wird sonst nur Menschen zugeordnet; statt anlu „Schwangere"<br />
»IWMIIOIC niiin im vorliegenden Kontext viel eher alittit „Gebärende".<br />
III A W NIÖIKMK. ICS29 (1977) 16 27; cf. Y. Sefati, l.ove Songs in Sumerian l.ileralure<br />
(Unnml (Inn I99H) 1H1.
70 Daniel Schwemer<br />
<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 71<br />
an Inana-Heiligtümern gestellt, mehr noch: Der Text überliefere „the<br />
words spoken by a man to a prostitute and her answer", die den göttlichen<br />
Personen in den Mund gelegt würden21. <strong>Ein</strong> akkadisches Zwiegespräch<br />
zwischen Nanaja und ihrem göttlichen Liebhaber Muati bieten<br />
die von W. G. Lambert edierten Divine Love Lyrics (VAT17347) <strong>aus</strong> spätaltbabylonischer<br />
Zeit22, deren Hintergrund wohl die Riten der Heiligen<br />
Hochzeit zwischen beiden Gottheiten bilden23. Andere Liebeslieder, die<br />
sich nicht an Nanaja selbst wenden, nehmen gleichwohl auf ihr Wirken<br />
als Göttin der sexuellen Lust Bezug24; auch die einschlägigen Beschwörungen<br />
erwähnen Nanaja in diesem Sinne25.<br />
In der vorliegenden Beschwörung wird jedoch allem Anschein nach<br />
ein Auszug <strong>aus</strong> einem Liebesdialog zwischen Nanaja und ihrem Liebhaber<br />
verwendet; zumindest aber bedient sich der Text der Redeform der<br />
Divine Love Lyrics, wobei die zum Genre gehörende Antwort der Nanaja<br />
jedoch unter den Tisch fällt. <strong>Ein</strong>e solche Verwendung des göttlichen<br />
Liebesgesprächs innerhalb eines magisch-medizinischen Textes ist, wenn<br />
ich recht sehe, anderweitig nicht belegt. Auch fällt die Zuordnung des<br />
Textes zu einer bestimmten Gattung schwer, zumal eine Rubrik am Ende<br />
der Beschwörung fehlt. Wenn die Potenzbeschwörungen des saziga-Typs<br />
einen der am Ritual Beteiligten ansprechen, so ist dies der Mann, der<br />
ja unter den Potenzstörungen leidet26. Die Anrede der Frau von Seiten<br />
des Mannes begegnet nur in der Gruppe von Beschwörungsritualen, die<br />
R. D. Biggs unter dem Stichwort „<strong>Liebeszauber</strong>" zusammengestellt hat27.<br />
21 Alster, Marriage and Love in Sumerian Love Songs, in: M. E. Cohen e. a. (Hg.), The<br />
Tablet and the Scroll. Near Eastern Studies in Honor of William W. Hallo (Bethesda<br />
1993) 15-27, hier 15.<br />
2 2 Lambert, MIO 12 (1966) 41 ff.; eine deutsche Übersetzung gibt K. Hecker, TUAT 2/5<br />
(Gütersloh 1989) 741-743.<br />
2 3 Zu Nanaja als Gemahlin des Muati und - später - des Nabu s. F. Pomponio, Nabu.<br />
StSem. 51 (Roma 1978) 40-44; E. Matsushima, Orient 16 (1980) 143f. (cf. auch idem,<br />
ASJ 9 [1987] 131 ff.), Stol, RIA 9 (1998) 148.<br />
2t M. Held, JCS 15 (1961) 6ff. i 15. 24. iv 6 (cf. Hecker, TUAT 2/5, 743ff.), YOS 11, 24<br />
Vs. 27 (cf. ibid., 747 ff.).<br />
M Cf. aB C. Wilcke, ZA 75 (1985) 200ff.: 45. 84. 94. 98, weiterhin Biggs, TCS2 Nr. 12:<br />
22. 25: 12.<br />
26 Cf. Biggs, TCS2, 2 a: „An important point is that only men are said to have SÄ.ZI.GA.<br />
The incantations are ostensibly recited by a woman, often addressing a man in the second<br />
person."<br />
27 Art. <strong>Liebeszauber</strong>, RIA 7 (1987-90) 17 a-18 a. Dort S. 17 a zu streichen ist die aA Beschwörung<br />
kt a/k 611, die nunmehr von K. R. Veenhof, WZKM 86 (1996) 425-433,<br />
ediert wurde; statt VS 17, 24 lies VS 17, 23. Zwischenzeitlich sind einige neue Texte hinzugekommen:<br />
CT 58, 10; Wilcke, ZA 75 (1985) 188ff. (J. A. Scurlock, AfO 36/37<br />
Sprecher und Angesprochene bleiben dabei jedoch stets die betroffenen<br />
Menschen, also der (zurückgewiesene) Liebhaber und die mit dem Lieheszauber<br />
zu belegende Frau (und umgekehrt)28. Allein eine sumerische,<br />
teils zweisprachige Beschwörung überträgt die menschlichen Verhältnisse<br />
unmittelbar auf Inana und Dumuzi; dort allerdings fehlt das Element<br />
der direkten Rede29. Gleichwohl spricht der Beschwörungstext<br />
scheinbar dafür, das Ritual als <strong>Liebeszauber</strong> zu deuten, der einem Mann<br />
die < iiinst einer brau verschaffen sollte.<br />
Wie passen dazu die vor<strong>aus</strong>gehenden Ritualhandlungen, die trotz der<br />
ungewöhnlichen Reihenfolge aller Wahrscheinlichkeit nach zur Bern<br />
hwoi ung gehören? Der Ritualexperte wählt zunächst recht ungewöhnliche<br />
Ingredienzien: Den Schwanz eines Skorpions, den Hinterleib einer<br />
WeNpc und einer Hiene sowie den Kopf einer roten Ameise. Körperteile<br />
von Insekten, Ameisen und Spinnentieren oder ganze Tiere dieser Art<br />
weiden mich andernorts gelegentlich als Drogen eingesetzt30. Doch daß<br />
jjenide von drei mit Stachel bewehrten Tieren der Schwanz bzw. Hinterleih<br />
vei wendet wird, dürfte sich nicht dem Zufall verdanken, zumal an<br />
»\i Stelle der Skorpion, auf akkadisch der zuqaqipu, also der „Aufrichtet<br />
•", Niehl. Spielen die ersten drei Drogen also zweifellos auf Phallus und<br />
IViiPluiliiin an, bleibt der „Kopf einer roten Ameise" demgegenüber<br />
hlull Aber bei der Ameise sitzen die aggressiven Werkzeuge eben am<br />
Knpl und nicht am Hinterleib31. Wahrscheinlich werden diese Bestandlellp<br />
Hill einem vom Widder gewonnenen Produkt gemischt - leider<br />
bleibt (IHN WOII vor „Widder" dunkel - und dann auf die Haut des Pal!»Hl«>n<br />
milgeliiigen. Dabei wird nicht spezifiziert, ob nur ein bestimmter<br />
||WIIV Utl| 10/11 ) 1 Inkl.II bleiben VS 17, 21 und YOS11, 82, die G. Cunningham,<br />
tl Mlvoi Mi' Itoin I vif. SU' s. in. 17 (Roma 1997) 144. 148 als „possibly love-related"<br />
MMMII1/!I'I|<br />
V\» V K (I und A. Westenholz, Or. 46 [1977] 198-219; B. Foster, Before the<br />
MHIM I llli-llu-Nilii l')93| 561'.); YOS 11, 87 Rs. 18ff. (Foster, op. cit. 139f.); VS 17, 23<br />
() Nu I |MIII
72 Daniel Schwemer<br />
Teil des Körpers mit den Substanzen berührt bzw. eingerieben wird.<br />
Auch die Verwendung des Zuchtwidders in diesem Zusammenhang ist<br />
nicht zufällig, begegnet der puhälu doch vielfach in den Potenzbeschwörungen<br />
als Inbegriff der Manneskraft (s.o. zu Vs. 16'-17'). Schließlich<br />
werden in ein weißes Band sieben Knoten geknüpft, das Band dann um<br />
die Hüfte des Patienten gebunden, um diese wiederholten Salbungen zu<br />
unterziehen. Knoten knüpft man in Schnüre zur Herstellung von Amulettstein-Ketten;<br />
diese werden um die Hüfte in der Regel Frauen zur Verhütung<br />
einer Fehlgeburt angelegt32. Das einfache Knüpfen von Knoten<br />
wird auch in einem Beschwörungsritual gegen ein vom Totengeist verursachtes<br />
Stechen (sihilti etemmi) angeordnet. Die schmerzende Körperstelle<br />
wird dort mit dem geknoteten Band bandagiert. Zuvor war jeder<br />
(der siebenmal drei) Knoten dreifach mit der Beschwörung besprochen<br />
worden. Den Knoten wohnt damit die Kraft der Beschwörung inne, die<br />
dann dauerhaft auf das erkrankte Körperteil wirken kann33. In unserem<br />
Text scheint der Paragraphenstrich zwischen Vs. 13' und 14' darauf hinzudeuten,<br />
daß die Beschwörung eher mit dem Vorgang des Salbens als<br />
mit dem des Knotens verbunden ist. In jedem Fall werden auch hier die<br />
Heilmittel, also die weiße Knotenschnur und das reinigende Öl, unmittelbar<br />
am betroffenen Körperteil angewendet, um dem „lendenlahmen"<br />
Patienten zu helfen.<br />
Während also der Wortlaut der Beschwörung an einen auf die Frau<br />
gerichteten <strong>Liebeszauber</strong> denken läßt, zeigt das zugehörige Ritual unzweifelhaft,<br />
daß das therapeutische Anliegen allein dem männlichen Patienten<br />
gilt. Diese Spannung bleibt bestehen, auch wenn man den Gesamttext<br />
als ein Beschwörungsritual zur Potenzsteigerung klassifizieren<br />
möchte, das den typischen saziga-Texten freilich fern steht.<br />
4. Nanaja und Kilili<br />
In Vs. 20' wird die zuvor als Nanaja angesprochene Göttin als Kilili<br />
bezeichnet. Diese Gleichsetzung von Nanaja und Kilili begegnet bislang<br />
allein im vorliegenden Text34, fügt sich aber gut in das schon Bekannte<br />
3 2 Siehe M. Stol, Birth in Babylonia and the Bible. CM 14 (Groningen 2000) 49f. mit den<br />
einschlägigen Belegen.<br />
33 KAR 56 Vs. H'-Rs. 11, hier Rs. 4ff.; zuletzt bearbeitet von J. A. Scurlock, Magical<br />
Means of Dealing with Ghosts (Diss. Chicago 1988) 279-281.<br />
3 4 Der spB Personenname Nanaja-kilili-usri (J. J. Stamm, Die akkadische Namengebung.<br />
MVAG 44 [Leipzig 1939] 310) gehört nicht hierher, sondern ist mit Namen wie Banitu-agä-usri<br />
zu vergleichen. Ob der Göttername Kilili etymologisch mit kililu „Kranz,<br />
Diadem" verbunden werden darf, bleibt unsicher.<br />
<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 73<br />
cm: Nanaja gehört seit alters zum Kreis der Istar (von Uruk) und wird<br />
dann auch mit I§tar gleichgesetzt35. Auf der anderen Seite wird auch Kilili<br />
eng mit IStar verbunden36, in einem Beschwörungsritual wird Istar als<br />
Kilili angerufen37. Daß gerade innerhalb des sexuellen Kontextes Nanaja<br />
mil dem lieinamen Kilili belegt wird, kann gleichfalls nicht überraschen:<br />
Abiisu.su Kilili ist eine mitunter gefährliche Dämonin, die durch das<br />
I enslei in das H<strong>aus</strong>, näherhin wohl in das Schlafgemach, eindringt38.<br />
" Mol. RIA 9, 146-148; Westenholz, CM 7, 73. Der früheste Hinweis auf die enge typoliiltiiirlie<br />
Verwandtschaft der beiden Göttinnen ist die Zuweisung ein und derselben<br />
luilhiilr Komposition an beide Gestalten (Sjöberg, JCS29, 16-27, cf. dazu auch We-<br />
•ii'iiliiil/. ( M 7, 64).<br />
"' Nach Au Anilin IV 143 (ergänzt nach TCL 15, 10: 243) gehört die Göttin Abasusu, die<br />
M-KHIIIIIIIIH mit Kilili gleichgesetzt wird (cf. die Belege in CAD K 357b lex. section sowli<<br />
l'SI) A/M 143) zu den 18 Botschaftern der Istar (s. R. L. Litke, A Reconstruction<br />
itl 11i«* ANNvto-llabylonian God-Lists An: dA-nu-um and An: Anu sa ameli [New Havt>n<br />
I99H| ISN f.); nach KAV 73 Vs. 18' entspricht ihr auch dort *ki-l[i-Ii]. Zu Kilili<br />
ml W (i I ainbert, Art. Kilili, RIA 5 (1976-80) 591a; R. Frankena, Täkultu (Leiden<br />
1'iM) «J/.<br />
" ( f W I'IIIIIIM, llrschwörungsrituale an Istar und Dumuzi (Wiesbaden 1977) 57: 21 f.,<br />
Illlil ili'ii KiuniiH'iilai zur Stelle ibid. 79.<br />
Hu «iiiiii'iiNi IHM Niiine''ab-ba-Sü-sü bedeutet „Die durch das Fenster hinab (in das<br />
llmm) «jlrtM" (/u Sii-sü = neqelpü). Mehrfach wird auf das <strong>Ein</strong>dringen der Kilili<br />
ilillt'li IIH« 1'i'iiNliT Hc/ug genommen. Die akkadischen Belege sind in CAD S III 357a<br />
• v IIIIIII, ('AHM II 271 a s. v. musirtu zusammengestellt; cf. auch das Epitheton (sar-<br />
IMH) tu (//>(»« in AHR 1 I, 57: 32 und SurpulU 78 (dasselbe Motiv mit Istar in G. Meier,<br />
Afll M | IV'I I -l-I | I46f.: 112, problematisch die Deutung von E ap-ti im Etana-Mythos,<br />
• M lliiul, DUN ftiiiia-Epos. GAAL 1 [Göttingen 2000] 226f. mit Anm. 614). Die<br />
tlllimiliii IIIMI Helene bietet PSD A/II 143 a. Das Motiv wird gerne als orientalisches<br />
Vuilillil Uli die Aphrodite Parakyptusa und das ikonographische Motiv der ,Frau im<br />
hMlilei' In Aimpnich genommen (zuerst H. Zimmern, OLZ 31 [1928] 1-3; cf. zuletzt -<br />
«HlMilliill« mil Ki'wiNNcin Vorbehalt - E. Frahm, AfO 46-47 [1999-2000] 178 mit Bezug<br />
«Iii Iii IniotiHcii, l'ietutes and Pictorial Language, in: M. Mindlin e. a. [Hg.], Figurallv»<br />
I Nii|iiiu|ji< III the Ancient Near East [London 1987] 1-11; von archäologischer<br />
Nullt« «'I limlicmindcie R. D. Barnett, A Catalogue of the Nimrud Ivories [London<br />
•NMI HMI, he« ISO; und jüngst H.-G. Buchholz, Kyprische Bildkunst zwischen<br />
| HMI Illlil Vit) v ( III., in: Ch. Uehlinger (Hg.), Images and Media. OBO 175 [Fribourg/<br />
WMUHHMI J»MKI| .'60 262; zur Aphrodite-Gestalt W. Fauth, Aphrodite Parakyptusa<br />
|WI»«liml«>ii IWi/l dort bes. 417f. zu den sumerischen und akkadischen Belegen). Mir<br />
•fliullll «Ii«* limliliousgcschichtliche Verbindung <strong>aus</strong> zwei Gründen problematisch:<br />
I litt« IkiinoijiiipliiNclie Motiv der ,Frau im Fenster' gehört nicht zum babylonisch-as-<br />
»yil«i>li«in llllilinveiilar, sondern wurde <strong>aus</strong> dem Westen importiert (cf. dazu Barnett,<br />
Im«, eil.; (I llcriiniinn, The Nimrud Ivories, 2: A Survey of the Traditions, in:<br />
M Itiumln «v H. |l lg.|, Von Uruk nach Tuttul. Ks. E. Strommenger. MVS 12 [München/<br />
Wl»n Iv3
74 Daniel Schwemer<br />
<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Haltusa 75<br />
Ähnlich wie die Dämonin Ardat-Lili verkörpert sie einen unheilbringenden<br />
Aspekt der Istar-Gestalt39. Sonst bleibt der Charakter der Kilili blaß.<br />
Daß sie wie Nanaja und Istar mit der Sphäre des Sexuellen assoziiert<br />
wurde, steht außer Frage: Sie ist diejenige, „die <strong>aus</strong>wählt [das H<strong>aus</strong>] für<br />
die Heirat, die das Mädchen ihr (eigenes) Schlafgemach verlassen<br />
macht."40 Dagegen läßt sich schwerlich aufzeigen, daß sie in besonderer<br />
Weise als „Beschützerin der Prostituierten" fungierte41. Das Fenstermotiv<br />
spielt gewiß nicht auf „the harlot who leans out of the window of the bordello"<br />
an42. Ob man in der geflügelten nackten Göttin auf dem Burney-<br />
Relief (und verwandten Darstellungen) wegen der Eulen tatsächlich Kilili<br />
(bzw. Istar als Kilili) erblicken darf43, bleibt unsicher. Insbesondere setzt<br />
dem Fenster. Auf letzteres hat schon Frahm, art. cit. 178 Anm. 156, hingewiesen. Dort<br />
akzeptiert er freilich Jacobsens Deutung von Ninegala-Hymne 106 („sich ... offenbar<br />
<strong>aus</strong> dem Fenster lehnt"). Die Zeile, die Jacobsen, art. cit. 5, mit Anm. 21, nur nach<br />
einem der Duplikate (BE 31, 12) zitiert, ist tatsächlich schwierig, bei Jacobsen aber sicher<br />
verlesen und fehlgedeutet („Inanna, you are turning into one leaning out of the<br />
window lifting up your voice"). H. Behrens, Die Ninegalla-Hymne. FAOS21 (Stuttgart<br />
1998) 34f. 56: 106 (mit Kommentar und Parallelstellen ibid. 127) bietet folgende<br />
Transliteration (Master-Text) und Übersetzung: dgidim-ab-ba-sü-sü-ka ma-rani-in-ku4-ku4-de-en<br />
„den Geist, der sich zum Fenster hereinschleicht (?), lässt<br />
du für dich dort eintreten"; PSD A/II 143a: „the abbasusu(-demons) you let enter<br />
with you"; J. A. Black e. a., The Electronic Text Corpus of Sumerian Literature,<br />
http://www-etcsl.orient.ox.ac.uk/ (Oxford 1998ff.) übersetzen: „like (?) a ghost who<br />
slips in through the window, you enter there."<br />
39 Zu Ardat-Lili und der Deutung dieser Gestalt als Ausdruck der ambivalenten Natur<br />
der Istar s. B. Groneberg, Lob der Istar. CM 8 (Groningen 1997) 125-130 mit Lit.; cf.<br />
danach M. Geller, BSOAS63 (2000) 331 f.<br />
4 0 Zit. nach Farber, Beschwörungsrituale, 67: 24.<br />
41 So Groneberg, Lob der Istar, 126 f. Sie bezieht sich auf Jacobsens Ausführungen<br />
(cf. hier Anm. 38) und deren Adaption bei F. A. M. Wiggermann, Art. Mischwesen.<br />
A, RIA 8 (1993-97) 240b-241a. Daß Nanaja, Istar und damit wohl ebenso Kilili selbstverständlich<br />
auch mit der Prostitution verbunden wurden, bleibt unbestritten (für Nanaja<br />
cf. insbesondere E. Reiner, JNES33 [1974] 224: 3ff., auch hier mit unheilbringenden<br />
dämonischen Aspekten verknüpft, dazu s. G. Leick, Sex and Eroticism in<br />
Mesopotamian Literature [London 1994] 227 f.).<br />
4 2 So Jacobsen, Pictures and Pictorial Language, 5; s. dazu oben Anm. 38. Auch der vermeintlich<br />
in diese Richtung deutende Beleg für Kilili in KAR 42, den Jacobsen ibid.<br />
mit Anm. 17 zitiert, ist verlesen und damit hinfällig (cf. die von Jacobsen nicht zitierte<br />
Edition des Textes bei Farber, Beschwörungsrituale, 58: 33).<br />
43 So Jacobsen, art. cit. (s. Anm. 38), einen Gedanken H. Frankforts aufgreifend, der die<br />
Göttin auf dem Burney-Relief mit Lilith identifizieren wollte (AfO 12 [1937-39] 134f.).<br />
Cf. danach Wiggermann, RIA 8,240f.; D. R. West, Some Cults of Greek Goddesses and<br />
Female Daemons of Oriental Origin. AOAT233 [Kevelaer/Neukirchen-Vluyn 1995]<br />
127f.; anders Groneberg, Lob der Istar, 125-130: Ardat-Lili als Teilaspekt der Istar; A.<br />
Green, Myths in Mesopotamian Art, in: I.L. Finkel/M. J. Geller (Hg.), Sumerian Gods<br />
and Their Representations. CM 7 (Groningen 1997) 139f.: Istar (in der Unterwelt)?<br />
diese Annahme vor<strong>aus</strong>, daß sich der Bedeutungsansatz „Eule" für sumet<br />
iseh (''n i n -) n i n n a, das wiederum mit akkadisch essebu und kilili (sonst<br />
Hin Ii i\\ur kilili) geglichen wird, bewährt44.<br />
V I'\kiirs: Zur ( btrlieferungsgeschichte <strong>akkadischer</strong> Texte <strong>aus</strong> Hattusa<br />
In<br />
I linstehl auf die Textgruppe KBo. 36, 29 // hatten den Verf. Ana-<br />
IVHPII vi>n Schrift und Sprache der Tafeln zu der Folgerung geführt, daß<br />
„illp<br />
I IIIIUISI III ilten ... im obermesopotamischen Raum verfaßt" wurth»l^V<br />
Du diese Hypothese nicht unwidersprochen blieb46, ich jedoch<br />
WPIIPIIIIII an dieser Folgerung festhalten möchte, sei hier die Gelegenheit<br />
Hfiml/I, nochmals kurz auf die Problematik einzugehen und sie in den<br />
welleion Kontext zu stellen, in den ja auch der hier bearbeitete Text gelini^'<br />
Dan ( oi (ins der akkadischen Schriftzeugnisse <strong>aus</strong> Hattusa zeichnet<br />
•loh iluich seine I lelerogenität <strong>aus</strong>. Die Korrespondenz der hethitischen<br />
Met lachet mil den östlichen Nachbarn wurde - anders als die Briefe<br />
HMi'li WoNlnnatolicn und z.T. auch nach Ägypten - in <strong>akkadischer</strong> Sprach»<br />
VPI lullt und versendet; zugleich zeigt das Corpus der Assur-Briefe,<br />
•IM 14 HIliehe akkadischen Schreiben zuvor hethitisch konzipiert werden<br />
kuimlen' 0'<br />
I )ie Schrift der meisten akkadischen Briefe, die in Hattusa gemllllpit<br />
winden, unterscheidet sich deutlich von dem zeitgenössischen<br />
Duktil* »let ,1 lulliisa-Schule'. Typische Beispiele sind etwa KBo. 1, 14<br />
M (IvgPH IIIPM'H I >niliiiif!sansal/. argumentiert A. Salonen, Vögel und Vogelfang im alten<br />
MMII|IMIIIII>II AASI'H 1X0 (Helsinki 1973) 162ff., 197f., 210. Seinen Bedenken folgt<br />
httbfl. Ilum liwOniiiHNiiliiale, 79.<br />
M Wff, 11tollt .' I. Ml. ct. X 52; cf. zuvor G. Wilhelm, Medizinische Omina <strong>aus</strong> Hattusa<br />
|H »•»mllm IHM Spindu-. StHoT 36 (Wiesbaden 1994) 7-9; idem, Zur babylonisch-as-<br />
•yHlflt»n Nfliiillnitlitioii in llaltusa, in: Uluslararasi 1. Hititoloji Kongresi Bildirileri<br />
(IV ) \/ I'*''0) (,i um (Ankara o. J.) 83-93. Zur akkadischen Überlieferung in<br />
MmtUl« ltt»K»iiiitiil H (i Hccknian, JCS 35 (1983) 97-114, und J. Klinger, Wer lehrte die<br />
Milhllpl du« Niliiril.ru. in: S. Alp/A. Süel (Hg.), III. Uluslararasi Hititoloji Kongresi<br />
NlllJitlllHl, (,'niiiin lt> Eylül 1996 (Ankara 1998) 365-375.<br />
* NfNliI, /A VI (.'(Mit) 1, schließt <strong>aus</strong> den „Schreibfehlern, Rasuren und idiosynkra-<br />
HlfllHII /»IflifimliNlIliiileii und Zeilentrennungen", daß KBo. 36, 29 „von der Hand<br />
•Iii»! Wohl Mliilii'UniNclien Schreibers" stamme.<br />
'* Will» WIHIIMIIIOIIIIIK der in Tl leth. 23 vorgebrachten Argumente und Überlegungen erllltll||l<br />
»li neien nur in Hinsicht darauf, daß selbstverständlich ein in obermeso-<br />
|IIMHIIII«I lii'ii limlilioncn stehender Schreiber die Tafeln in l/attida niedergeschrieben<br />
Iwlmil konnte, nochmals <strong>aus</strong>drücklich eingeschränkt. Farbers - durch<strong>aus</strong> treffende<br />
(ItMIMklmliildiiiiit des Textes und seiner Schwierigkeiten steht dazu m. Ii. nicht im Wi-<br />
IIMI K|II in II<br />
*' II IIIIIHI. Alt) 19 (1959 60) 39 46; idem, AfO Beih. 12, 64 68.
76 Daniel Schwemer<br />
(wohl Hattusili III. an Tukulti-Ninurta I.) oder KBo. 1, 10+ (derselbe an<br />
Kadasman-Enlil II.). Prüft man die Schreibweise Zeichen für Zeichen,<br />
entdeckt man gelegentlich einige wenige Zeichenformen, die vom Gesamtbild<br />
der Handschrift abweichen und die man prima fade eher dem<br />
„hethitischen" Duktus zuordnen würde. <strong>Ein</strong> gutes Beispiel dafür ist der<br />
zitierte Brief KBo. 1, 14 (Vs. 15: SA, 21: LA, Ph. koll.), der auch sprachlich<br />
einige Assyriasmen zeigt49. <strong>Ein</strong> solcher Befund, der natürlich auf eine<br />
breitere Basis gestellt werden müßte, deutet jedenfalls auf einen Kontakt<br />
zwischen fremden Experten und einheimischen Schreibern hin50. In dieses<br />
Bild fügt sich die Tatsache, daß auch akkadische Briefe im Duktus<br />
der ,Hattusa-Schule' überliefert sind - wohl Archivkopien hethitischer<br />
Schreiber nach Vorlagen fremder Experten51. Die Staatsverträge zeigen<br />
ein ganz ähnliches Bild: Hethitisch überliefert sind die Verträge mit anatolischen<br />
Fürsten, akkadisch dagegen die Verträge mit Kizzuwatna,<br />
nordsyrischen Herrschern, Mittani und Ägypten (Ausnahme: Sawuskamuwa-Vertrag);<br />
oft sind überhaupt nur akkadische Versionen überliefert.<br />
Viele der Manuskripte sind im jeweils zeitgenössischen Duktus der ,Hattusa-Schule'<br />
geschrieben (z.B. Eheja, Pillija, Sunassura, Aziru, Tette<br />
u.a.52). <strong>Ein</strong> akkadisches Fragment des mh. Sunassura-Vertrages (KUB 3,4)<br />
zeigt jedoch Zeichenformen, die innerhalb des hethitischen Duktus erst<br />
in der Regierungszeit Tuthalijas IV. zu erwarten wären (cf. bes. KI). Entweder<br />
handelt es sich um eine sehr späte Kopie53, oder - und das ist<br />
m. E. wahrscheinlicher - wir haben eine nicht näher datierbare, womöglich<br />
aber zeitgenössische Niederschrift einer ,nordsyrischen' Schreiber-<br />
<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 77<br />
II.HHI vor uns54. <strong>Ein</strong> typisches Beispiel für Handschriften in einer<br />
iinidsyrischen Traditionen verpflichteten Schrift bietet die akkadische<br />
ViMMiiin des Talmi-sarrumma-Vertrages, die auch von einem Fragment<br />
Im hellnlischen Duktus bezeugt wird (KUB 48, 72). Beim Tuppi-Teääup-<br />
Veiliug zeig! ein Vergleich des Textvertreters der akkadischen Version<br />
( K U H l, II) mit den Handschriften der hethitischen Fassung erhebliche<br />
I IttiiMNi linde im Schriftbild; man möchte aber nicht <strong>aus</strong>schließen, daß<br />
K U H \. II eine sehr späte Kopie von der Hand eines hethitischen<br />
Nehiellicis dmslelll. Im Fall des Sattiwaza-Vertrages zeigen fast alle Tafeln<br />
den hetluiisihcu Duktus; doch eines der Manuskripte der Suppilu-<br />
IldltlH VtHNlnn wurde in typisch mittanischer Schrift niedergeschrieben55.<br />
DHN lltiupliminiiskripl des Tette-Vertrages bietet zwar weitgehend das<br />
Nlltl de» helhilischcn Duktus, zeigt aber neben altem hethitischen LI<br />
Mtieh (MtitfoM holhilisches (also assyrisches) LI und eine weitere Variante<br />
tttl /«lehens, die der mittelbabylonischen Schreibweise nahesteht56, ein<br />
Ullld «IHM wiihiseheinlich durch das Kopieren einer fremden Vorlage<br />
dllieh »Inen helliilisehen Schreiber entstanden ist. E. Neu äußerte in<br />
MiniMtt «ul die in 1 Jgarit gefundenen akkadischen diplomatischen Texte<br />
HlMhllUehei Piovenien/. die pl<strong>aus</strong>ible Annahme, daß hinter diesen kon-<br />
Mt|Utnl Im .noidsyrisehen' Duktus geschriebenen akkadischen Texten<br />
•Int hvlliltlNelie Kanzlei in Syrien stünde, die am ehesten in Karkamis zu<br />
iwrtwt M>P'<br />
Kill« Hhnliehe Vielfalt bieten auch die Fragmente der akkadischen littftrlRelien<br />
leite <strong>aus</strong> dem Bereich des Schreiber- und Schulmilieus. Ne-<br />
Nft ilnipiuI"- liileln also Tafeln, die augenscheinlich nach Hattusa ver-<br />
4 9 Dazu schon A. Goetze, Kizzuwatna and the Problem of Hittite Geography. YOSR 22<br />
(New Häven 1940) 32, mit Anm. 128.<br />
5 0 Zur Präsenz fremder Schreiber in Hattusa s. Beckman, JCS35, 97-114. Gegen die<br />
Annahme, speziell geschulte hethitische Schreiber seien zweier Duktusvarianten mächtig<br />
gewesen, argumentiert Klinger, art. cit. (Anm. 45) 368 u.ö. Er weist v.a. darauf<br />
hin, daß eine solche Schreibkultur schon viel früher, als dies tatsächlich der Fall ist,<br />
zu sichtbaren <strong>Ein</strong>flüssen des assyrischen auf den hethitischen Duktus hätte führen<br />
müssen.<br />
sl Etwa KBo. 8, 12, Hattusili III. an Ramses II., beachte in diesem Fragment die uneinheitliche<br />
Schreibung von SA in Vs.? 5' vs. Rs.? 8' etc.<br />
52 Zu den Texten s. im allgemeinen G. Beckman, Hittite Diplomatie Texts (Atlanta<br />
21999); auf die Abfassungszeit des jeweiligen Vertrags gehen wohl folgende Mss. zurück:<br />
KBo. 28, 108-109+ (Eheja, ah.), KUB 36, 108 (Pillija, mh.), KBo. 1, 5 (Sunassura,<br />
mh.), alle publizierten Mss. der akkadischen Version des Aziru-Vertrags (cf.<br />
Beckman, op. cit. 187) sind im jüngeren hethitischen Duktus niedergelegt, dasselbe gilt<br />
für den Tette-Vertrag (KBo. 1, 4+ und 16; KUB 3, 2 und 3).<br />
53 So E. Neu/J. Klinger, Heth. 10 (1990) 154f. Anm. 23.<br />
" fcl Hl |»iliiili Uli Iii vnschwiegen, daß die Texte von Staatsverträgen durch<strong>aus</strong> nicht<br />
UMf Iii tl»ll HiilHlllIrli ihrer Niederlegung entstandenen ,Kladden', sondern auch in spä-<br />
MHW KII|III>II illifiliflcii sind; nachgewiesen ist dies etwa für die Mss. des HukkanatoHM**<br />
I» ' > < »i i iib». I >ie I lajasa-Verträge Hattis, in: E. Neu/Ch. Rüster [Hg.], Do-<br />
IIMHHHltlllli A»IIH< Miiions Antiquae. Fs. H. Otten [Wiesbaden 1988] 59-75).<br />
" ÄHir Ii ), 'u dt'ii vriNchiedcnen Versionen des Vertrages s. G. Beckman, Sonic<br />
IM»MIV»lliin« im ihr Suppiluliuma-Sattiwaza Treaties, in: M. E. Cohen e. a (Hg.), The<br />
Ulli«) Will lllf Nrinll Near Lastern Studies in Honor of William W. Hallo (Bethesda<br />
litt)M V . i l mich Kliiiger, art. cit. (Anm. 45) 372ff„ im Rahmen einer GesamtdiskUlllllll<br />
IHM Ohrilirlri ungsbilds der Staatsverträge.<br />
N Kttit I, 'I V« II "t, Ks. iii 57, Rs. iv 14 u.ö. Man beachte auch die schwankende<br />
(Mlll>lliw>>liit> von SA mil zwei bzw. drei Waagerechten.<br />
" H Nun, llullillri und llelhitisch in Ugarit, in: M. Dietrich/O. Loretz (Hg.), Ugarit.<br />
Hill iiMlitftlllriiiiiH'N Kulturzentrum im Alten Orient. ALASP 7 (Münster 1995) 1251'.,<br />
IJW /in liptltlliHclieii Kanzlei in Karkamis vgl. noch I. Singer, A New Hittite Letter<br />
hltlll IdtiMi, in: I Milnno e. a. (Hg.), Landscapes. CRRAI 44, II (Padova 2000) 65 IT.,<br />
Illlil lil»m, ihr lienlies belween Karkamis and Haiti, in: G. Wilhelm (llg.), Akten des<br />
IV liiloiiiHlltinnUMi Kongresses für Hethitologie. SlBoT 45 (Wiesbaden 2001) 635 IT.
78 Daniel Schwemer<br />
<strong>Ein</strong> <strong>akkadischer</strong> <strong>Liebeszauber</strong> <strong>aus</strong> Hattusa 79<br />
bracht oder dort von fremden Schreibern geschrieben wurden -, stehen<br />
Abschriften hethitischer Schreiber unterschiedlicher Qualität, teils mit<br />
hethitischer Übersetzung, teils ohne; soweit sie im Duktus der ,Hattusa-<br />
Schule' geschrieben sind, lassen sie sich leicht erkennen58. Wo die hethitischen<br />
Schreiber anscheinend dem ,fremden' Duktus jedenfalls stellenweise<br />
folgten, fällt die Beurteilung der traditionsgeschichtlichen Stellung<br />
des jeweiligen Fragments erheblich schwerer (cf. dazu etwa Verf.,<br />
THeth. 23, 12-14). Sieht man die beschrifteten Tonlebermodelle <strong>aus</strong> Hattusa<br />
durch, so stellt man fest, daß allein die vier Lebern mit hethitischen<br />
Apodosen den typischen Duktus der Hattusa-Schule aufweisen59, während<br />
alle rein akkadischen Stücke entweder babylonische oder obermesopotamische<br />
Schriftformen zeigen. Hinweise auf die bilinguale Ausbildung<br />
der hethitischen Schreiber geben nicht nur die unter Schreibern<br />
beliebten akkadischen Personennamen (cf. etwa Adad-beli, Ill-tukulti<br />
und Mär-esre im Corpus der Massat-Briefe60). Nabü-nasar und Mär-serüja<br />
korrespondieren sogar akkadisch (KBo. 8, 17 Vs. 9' ff.); daß die beiden<br />
fremde Experten seien61, scheint mir angesichts von Passagen wie<br />
M§t 72 Rs. 34-36 recht unwahrscheinlich. Daß ein hethitischer Schreiber<br />
keine Akkadisch-Kenntnisse besaß62, mag nicht gerade die Ausnahme<br />
gewesen sein, scheint aber keineswegs den Regelfall darzustellen.<br />
Ob das Training in der fremden Sprache auch mit einer Schulung in mehreren<br />
Duktusvarianten einherging, wissen wir nicht. Als Zeugnis einer<br />
solchen ,bigraphen' Ausbildung könnte man die paläographisch singuläre<br />
Tafel KBo. 1, 11 („Belagerung von Ursu") deuten. Die Niederschrift,<br />
wohl die Übersetzung eines hethitischen Originals, die im Schulmilieu<br />
58 Z. B. das Beschwörungsritual KUB 4, 47 mit Üs., der medizinische Text KUB 37, 1<br />
mit Glossen, das lexikalische Fragment KBo. 26, 53 mit typischer ü/LU-Konfusion<br />
(dazu M. Civil, NABU 87/9), die ftaMi/i'-Beschwörungen, die wohl randakkadisch<br />
vermittelt auf altbabylonische Texte zurückgehen (s. G. Beckman, The „ftaM/fr Ritual"<br />
from Bogazköy (CTH 718), in: K. A. Yener/H. A. Hoffner Jr. [Hg.], Recent Developments<br />
in Hittite Archaeology and History. Gs. H. G. Güterbock [Winona Lake 2002]<br />
35-41), etc.<br />
55 KUB 4, 72; KUB 37, 223; KBo. 9, 67; KBo. 25, 1; dazu H. G. Güterbock, Hittite Liver<br />
Models, in: F. Rochberg-Halton (Hg.), Language, Literature, and History. Fs. E. Reiner.<br />
AOS 67 (New Häven 1987) 147-153; zum Befund auch Klinger, art. cit. (Anm. 45)<br />
370; cf. weiterhin Th. Richter, Entlehnung syrisch-mesopotamischer Kulturelemente<br />
nach Anatolien, in: H. Blum e. a. (Hg.), Brückenland Anatolien? (Tübingen 2002)<br />
311-314.<br />
60 Skeptisch hinsichtlich der Verwendung <strong>akkadischer</strong> Schreibernamen urteilt Beckman,<br />
JCS35, 104.<br />
61 So Beckman, art. cit. (Anm. 45) 110.<br />
« S. KBo. 18, 54 Vs. 14-17, dazu CHD P 102a mit Lit.<br />
entstunden ist*•zeigt neben Zeichenformen, die auch der alte hethitische<br />
I mkliis kennt 1' 1, viele Zeichenvarianten, die erst in der jüngsten Phase der<br />
liellilllm lien (iioßreichszeit in Hattusa üblich wurden (cf. bes. KI, SA, LA<br />
lundeis nbii in Ks.1 ?.5'!|, n, AZ, IB, KU teils mit erstem Senkrechten teils<br />
iiline, l'li knll ) und kennzeichnend für nordsyrische Schreibtraditionen<br />
•Jini'"<br />
l'nltiiifiiii|ihiseh ähnlich ungewöhnlich und seinerseits singulär ist<br />
«IM* IIMIIIIIINI he Oiakcllafelchen KBo. 18, 151, das jüngst von O. Soysal,<br />
/A WO (,'(10(1) Hs. I.'.', bearbeitet und <strong>aus</strong>führlich kommentiert wurde66.<br />
Atltylllliid |>iilui>gi;i|>hischcr und sprachlicher Analysen, vor allem aber<br />
Nlltyllinil des Inhalts datiert Soysal die Niederschrift althethitisch67. Die<br />
/»MliMiloinien des Talelchens sehen dem ah. (oder mh.) Duktus insge-<br />
•Minl |edm h wenig gleich, sondern könnten auch hier nach Nordsyrien<br />
Weinen (Nignilikanl : SA in Vs. 11, LA in Vs. 8, Rs. 5). Beachtet man zudem<br />
•IM» iiii||ewikhnliche Syllabar (ba-i-is, ta-a-as), liegt die Vermutung nahe,<br />
(IMII<br />
ille Ntedei sein ilt auf einen ,fremden', des Hethitischen mächtigen<br />
Nvttielhei /iniiekgehl. Dagegen könnte man bei KBo. 1, 11 daran denkell,<br />
tlitll Nii h 1 IH*I ein hethitischer Schreiberschüler nicht nur im AkkallUehen,<br />
mindern auch in einem ,akkadischen' Duktus versuchte. Gegen<br />
tll* Annahme, auch diese Tafel sei das Werk eines ,Fremden', sprechen<br />
JWIUMoiideie die von Beckman, JCS47 (1995) 27 Anm. 12, aufgeführten<br />
HtlltHI'lNiiien im Akkadischen. Auffällig bleibt, daß beide Texte Ereignllkt*<br />
In Noidsyi len thematisieren; als bislang isolierte <strong>Ein</strong>zelfälle bleiben<br />
llt |eiliu Ii v«m begrenzter Aussagekraft für die hethitische Schreibkultur<br />
Initfemiml<br />
K<br />
|K«»iiekluinaehliag: Zu Abschnitt 5 s. nun auch J. Klinger, Zur Paläo-<br />
Ujtllle itkkadisehsprachiger Texte <strong>aus</strong> Hattusa, in: G. Beckman u.a. (Hg.),<br />
Hille Nludies in I lonor of Harry A. Hoffner Junior (Winona Lake 2003)<br />
«' II hVi kIM.IM, K 'S-17 (1995) 24-34.<br />
" /ll Pinn iillliclliilisclien Datierung des Ms. cf. Beckman, art. cit. (Anm. 63) 27, mit<br />
Vmw.'lN mil f. Neu, StHoT 26, S. X Anm. 7 (dort als „Duktus I" klassifiziert).<br />
*' Hil/n lirmlN Klingel, art. cit. (Anm. 45) 371 f.<br />
** I I IIIIIIIU Ii I II van den I loul, Bemerkungen zu älteren hethitischen Orakcltcxten, in:<br />
Iii Hli-Iilei i\. (Hg.), Kulturgeschichten. Fs. V. Haas (Saarbrücken 2001) 4741'.<br />
II IM'* 10/11., so auch ( I II) I' 42 a: „alypical OS"; für eine mh. Datierung bes. TAR<br />
und Mi nullen ,inh.' an s. die bei Soysal 108 Anm. 46 /ii. lit.