Klaus Ammann - entsteht die Website ask-force.org
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<strong>Klaus</strong> <strong>Ammann</strong><br />
Bioindikation der<br />
Luftbelastung<br />
mittels Flechten<br />
Vorlesungsteil Flechten<br />
des Kurses:<br />
Bioindikation und Ökotoxikologie<br />
ETHZ<br />
Inhalt:<br />
1 - 20 Was sind Flechten ?<br />
21 - 31 Bioindikation: das Lebendige als Beurteilungsmass<br />
von Umweltschäden<br />
<strong>Klaus</strong> <strong>Ammann</strong>, Botanischer Garten, Universität Bern, Altenbergrain 21<br />
CH-3013 Bern, klaus.ammann@ips.unibe.ch<br />
1
Was sind Flechten?<br />
Flechten sind Pflanzen von sehr eigenartiger Natur. Jede Flechte besteht aus einem<br />
Pilz und einer Alge, <strong>die</strong> in engem Kontakt zusammenleben. Trotz ihrer Zusammensetzung<br />
aus zwei so verschiedenen Organismen tritt <strong>die</strong> Flechte als untrennbare Einheit,<br />
als eine neue Pflanze, in Erscheinung. Äußerlich ist ihre Doppelnatur nicht erkennbar.<br />
Oft besitzt sie mit keinem der beiden sie aufbauenden Partner eine Ähnlichkeit. Über<br />
<strong>die</strong> gestaltliche Eigenständigkeit hinaus ist <strong>die</strong> Flechte durch zahlreiche spezifische Leistungen<br />
ausgezeichnet. Diese sind nur durch „Zusammenarbeit" der Partner möglich.<br />
Manche Phänomene sind nur von <strong>die</strong>ser Pflanzengruppe her bekannt.<br />
Eine solche, aufeinander abgestimmte Lebensgemeinschaft zweier verschiedener Organismen<br />
nennt man Symbiose. Man kennt Symbiosen von verschiedensten Tier- und<br />
Pflanzengruppen, doch selten ist <strong>die</strong> Symbiose zu einer derartigen Vervollkommnung<br />
gelangt wie bei den Flechten. Pilz und Alge erreichen durch ihre Partnerschaft in der<br />
Flechte eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Der Pilz erhält <strong>die</strong> zu seiner Existenz<br />
notwendigen Kohlenhydrate von der Alge. Die Alge ist in der Umhüllung durch<br />
das Pilzgeflecht geschützt, so vor raschem "Wasserverlust, vor intensiver Sonnenstrahlung<br />
oder vor leichtem Zugriff algenfressender Tiere. Zusammen mit dem Wasser, das<br />
der Pilz passiv zu den Algen leitet, vers<strong>org</strong>t er den Algenpartner mit lebensnotwendigen<br />
Spurenelementen.<br />
Vorkommen und Einsammeln von Flechten<br />
Flechten sind bei uns weit verbreitet. Diese oft verkannten oder übersehenen Pflanzen<br />
begegnen uns in einer Fülle von Formen und Farben, enthüllen aber ihre vielfach reizvollen<br />
Details oft erst bei genauerer Betrachtung.<br />
Als schorfige, krustenartige Überzüge, als lappige Beläge oder strauchartig verzweigte<br />
Formen finden wir sie an Baumrinde und Holz, an Felsen, Mauern, Grabsteinen und<br />
Dächern, auf dem Boden lichter Wälder, in Heiden und Mooren.<br />
Die meisten Arten haben recht spezifische Standortansprüche. Kennt man <strong>die</strong>se Ansprüche,<br />
kann man gezielt nach den Arten suchen. Die Standorte von Flechten umfassen<br />
ein weites Spektrum, auch bei uns in Deutschland. Das Einsammeln von Flechten<br />
ist denkbar einfach. Soweit sie sich nicht ohne weiteres vom Substrat abheben lassen<br />
(viele Erdflechten), werden sie, mit dem Messer oder mit Hammer und Flachmeißel, mit<br />
einem Stück Substrat entfernt.<br />
Die Flechten packt man an Ort und Stelle in Papiertüten ein und notiert Fundort, Substrat<br />
und Datum. Plastiktüten eignen sich nur für den kurzzeitigen Transport, da frisches<br />
Material bei längerer Aufbewahrung in der Plastiktüte schimmelt.<br />
Frischmaterial lässt man trocknen (ausbreiten); danach kann es ohne weiteren Aufwand<br />
in Herbartüten(-kapseln) eingelegt werden. Sparrige Strauchflechten nehmen viel Platz<br />
weg und zerbrechen leicht. Man sollte sie, solange sie noch etwas feucht und elastisch<br />
sind, leicht pressen (gegebenenfalls vorher leicht befeuchten). Herbarproben sollten mit<br />
einem Etikett versehen werden, auf dem Fundort, gegebenenfalls Standort (erleichtert<br />
Bestimmung), Datum und Sammler notiert sind.<br />
2
Untersuchen und Bestimmen von Flechten<br />
Den Vegetationskörper der Flechten nennt man „Lager". Nach der Wuchsform des Lagers<br />
unterscheidet man Krustenflechten, Blattflechten und Strauchflechten (Abb.1).<br />
Strauchflechten besitzen strauchige bis bärtige Formen, Blattflechten lappige, mehr flächig<br />
entwickelte Lager, Krustenflechten<br />
krustenähnliche oder schorfige, mit dem<br />
Substrat verwachsene Lager, <strong>die</strong> nicht<br />
unverletzt abgelöst werden können.<br />
Die meisten Blatt- und Strauchflechten<br />
lassen sich ohne weiteres mit Hilfe einer<br />
Lupe, etliche auch ohne optische Hilfsmittel<br />
bestimmen. Maßgebend sind z. B. Form und<br />
Färbung des Lagers und der Fruchtkörper,<br />
Vorkommen von Warzen und staubigen<br />
Aufbrüchen oder anderer Organe. Für <strong>die</strong><br />
Bestimmung von Krustenflechten ist <strong>die</strong><br />
Benutzung eines Mikroskopes weitgehend<br />
unerlässlich. Zwar vermag der geübte<br />
Flechtenkenner letztlich fast alle Flechten<br />
einschließlich der Krustenflechten allein vom<br />
Aussehen, vom Habitus her zu<br />
unterscheiden, aber bestimmen kann man<br />
sie allein nach äußeren Merkmalen<br />
gewöhnlich nicht, reichen doch unsere<br />
sprachlichen Möglichkeiten nicht aus, um<br />
<strong>die</strong> feinen Unterschiede in Färbung und<br />
Strukturen prägnant genug in Schlüsseln zu<br />
formulieren. Deshalb müssen messbare und<br />
eindeutig definierbare mikroskopische<br />
Merkmale herangezogen werden, z. B. Sporenform<br />
und -größe, Bau der Fruchtkörper,<br />
Färbung von Fruchtkörperteilen usw.<br />
Zur Ermittlung solcher Merkmale sind oft<br />
Schnitte durch den Fruchtkörper nötig. Die<br />
Anfertigung der Schnitte ist nicht schwierig.<br />
Sie wird sehr erleichtert, wenn ein Binokular<br />
bzw. eine Präparierlupe zur Verfügung<br />
steht, unter der man mit beiden Händen<br />
arbeiten kann. Zumindest bei grösseren<br />
Fruchtkörpern lassen sich auch ohne Hilfe<br />
von Lupen Schnitte herstellen.<br />
Mit der einen Hand hält man <strong>die</strong> Flechte<br />
fest, mit der anderen Hand zieht man mit<br />
einer neuen Rasierklinge parallele<br />
(vertikale) Schnitte durch den Fruchtkörper.<br />
Am besten entfernt man zunächst einen<br />
3
andlichen Teil, etwa ein Viertel bis ein Drittel des Fruchtkörpers und schneidet danach<br />
möglichst dünne Scheibchen, wie von einem Brot, ab. Die Schnitte können am trockenen<br />
oder (vor allem bei harten Früchten besser) am gequollenen Objekt durchgeführt<br />
werden. Die Schnitte lassen sich mit der angefeuchteten Ecke der Rasierklinge oder mit<br />
der Spitze einer Präpariernadel leicht übertragen. Sie werden dann in einen kleinen<br />
Wassertropfen auf dem Objektträger gebracht und mit einem Deckglas bedeckt. Wenn<br />
<strong>die</strong> Schnitte nicht dünn genug sind, kann man sie etwas quetschen. Dazu legt man den<br />
Objektträger mit dem Deckglas nach unten auf eine Lage Fließpapier (auf glatter Unterlage)<br />
und presst.<br />
Bei vielen Arten kann ein Grobverfahren genügen. Man feuchtet <strong>die</strong> Fruchtkörper an,<br />
lässt sie aufquellen, löst sie (eventuell nach Halbierung) von der Flechte ab und zerquetscht<br />
sie in einem Wassertropfen auf dem Objektträger, z. B. mit der Klinge eines<br />
Taschenmessers. Geht es nur um Sporenmerkmale oder <strong>die</strong> Färbung des Epihymeniums<br />
reicht <strong>die</strong>ses Verfahren völlig aus. Oft kann an solchen Quetschpräparaten auch<br />
<strong>die</strong> Färbung des Hypotheciums und des Excipulums beurteilt werden, doch können<br />
hier Irrtümer relativ leicht vorkommen.<br />
Eine erhebliche Bestimmungshilfe bieten Farbreaktionen der Flechtenlager mit bestimmten<br />
Chemikalien. Viele Flechten enthalten nämlich Substanzen, <strong>die</strong> mit <strong>die</strong>sen<br />
Stoffen farbige Reaktionsprodukte ergeben. Die wichtigsten Reagenzien sind Kalilauge<br />
(KOH), Caicium- oder Natriumhypochlorit (Ca(Ocl) 2 ) und para-Phenylendiamin<br />
(H 2 NC 6 H 4 NH 2 ).<br />
Die Farbreaktionen führt man nur mit einem kleinen Tropfen der Reagenzlösung aus!<br />
Man trägt <strong>die</strong> Lösung mit einer Pipette oder einem spitzen Glasstab auf. Man vermeide<br />
<strong>die</strong> Prüfung am Originalstück, das herbarisiert werden soll. Es wird durch Auseinanderlaufen<br />
des Tropfens sehr leicht verdorben. Zur Prüfung der Reaktion nimmt man daher<br />
ein kleines Teilstück der Flechte, das später weggeworfen wird. Reaktionen im Innenbereich<br />
der Fruchtkörper werden an Schnitten unter dem Deckglas durchgeführt, indem<br />
man einen Tropfen des Reagenz direkt neben das Deckglas gibt und <strong>die</strong>sen mit Hilfe<br />
von Fließpapier unter dem Deckglas durchsaugt.<br />
Man sollte den Kontakt der Reagenzien mit der Haut und mit Materialien verschiedener<br />
Art vermeiden. Vor allem para-Phenylendiamin ist gesundheitsschädlich und verursacht<br />
darüber hinaus kaum mehr entfernbare Flecken auf Stoffen, Papier, Holz und anderen<br />
Materialien.<br />
Kalilauge wird oft auch benutzt, um Einzelheiten in mikroskopischen Präparaten besser<br />
erkennbar zu machen. 2. B. lassen sich Paraphysen durch Zugabe von KOH unter das<br />
Deckglas besser analysieren.<br />
Ein weiteres benötigtes Reagenz ist Jodjodkali-Lösung (KJ, j 2 ). Salzsäure (HC 1 ) wird<br />
zum Nachweis von Kalkspuren im Gestein herangezogen.<br />
Die Reagenzien:<br />
Kalilauge: 2-4 g Kaliumhydroxid werden in 20 ccm Wasser gelöst. Die Lösung ist unbegrenzt<br />
haltbar.<br />
Caiciumhypochlorit- oder Natriumhypochlorit-Lösung: Chlorkalk in gesättigter<br />
wässriger Lösung. Da <strong>die</strong> Lösung höchstens 1 Tag haltbar ist, greift man besser zu Na-<br />
4
triumhypochloritlösung. Sie muss aber auch von Zeit zu Zeit erneuert werden.<br />
para-Phenylendiamin-Lösung: Sie ist nur kurze Zeit haltbar. Am besten setzt man in<br />
einem kleinen Schälchen (Uhrglas) <strong>die</strong> Lösung jeweils wieder frisch an, indem man einige<br />
Kriställchen para-Phenylendiamin in Alkohol (95-99 °/o) auflöst. Ein stabileres Reagenz<br />
(nach Steiner) wird folgendermaßen hergestellt: l g para-Phenylendiamin, 10 g Natriumsulfit<br />
und 1 ml eines Spülmittels in 100 ml Wasser.<br />
Man kann auch ein oder mehrere Körnchen para-Phenylendiamin direkt auf <strong>die</strong> zu prüfende<br />
Probe bringen und einen Tropfen Alkohol zugeben, worauf <strong>die</strong> Verfärbung sofort<br />
eintritt.<br />
Jodjodkali-Lösung: 0,05 g Jod und 0,15 g Jodkali in 25 g Wasser auflösen.<br />
Die Reagenzien können z. B. in Drogerien bestellt werden.<br />
Diagnostisch wichtige Strukturen bei Flechten<br />
Merkmale des Lagers<br />
1. Gestalt des Lagers<br />
Nach der Wuchsform des Lagers werden<br />
drei Haupttypen unterschieden: krustiges<br />
Lager, blättriges Lager und strauchiges<br />
Lager ( Übersichtsschlüssel). Auf <strong>die</strong><br />
Konsistenz des Lagers bezieht sich der<br />
Ausdruck „gallertig" (in feuchtem Zustand<br />
gallertig aufquellend).<br />
Insbesondere bei der Organisationsstufe<br />
der Krustenflechte werden mehrere Typen<br />
der Lagerausbildung unterschieden,<br />
wobei vor allem auf den Grad der Zerteilung<br />
des Lagers und auf <strong>die</strong> Oberflächenbeschaffenheit<br />
Bezug genommen wird.<br />
Zerteilung (Abb. 2)<br />
zusammenhängend (nicht oder kaum rissig)<br />
rissig<br />
rissig areoliert (Risse netzig verbunden,<br />
daher Felder entstehend, Felder<br />
flach)<br />
areoliert (deutlich gefeldert) :<br />
warzig areoliert (Areolen gewölbt)<br />
5
schuppig (Areolen verselbständigt, in der Form von anderen Areolen<br />
± unabhängig, am Rand oft gekerbt oder gelappt, meist am Rand vom Substrat<br />
abgehoben (wenn stärker gegliedert oder deutlich abstehend<br />
→ Übergang zu „kleinblättrig")<br />
Oberflächenbeschaffenheit<br />
mehlig (s. feinkörnig, „staubig"; wenn Lageroberfläche total aufgelöst,<br />
spricht man auch von „leprös")<br />
körnig (fein- oder grobkörnig)<br />
warzig (Lager uneben, Unebenheiten warzig gewölbt)<br />
runzelig (Lager unregelmäßig uneben)<br />
korallinisch (aus korallenartig verzweigten Körnchen)<br />
glatt<br />
Diagnostisch bedeutsame Organe und Bildungen<br />
Die verschiedenen Typen von Soralen (Staubbildungen) sind in der Liste der Fachausdrücke<br />
berücksichtigt (vgl. auch Abb. 3), ebenso wie <strong>die</strong> Isi<strong>die</strong>n (Abb. 4), Pseudocyphellen<br />
(Abb. 14) und verschiedene Anhangs<strong>org</strong>ane, wie Haftfasern, Wimpern und Borsten<br />
(Abb. 14).<br />
2. Bau des Lagers<br />
In der Flechte umhüllt der Pilz mit<br />
einem Geflecht von fädigen Strukturen<br />
(Hyphen) <strong>die</strong> ein- oder mehrzelligen<br />
Algen der Partnerart. Die Algen<br />
sind gewöhnlich in einer Zone konzentriert.<br />
Den übrigen Raum in der<br />
Flechte nimmt der Pilzpartner ein,<br />
der auch durch <strong>die</strong> Anordnung der<br />
Hyphen oft <strong>die</strong> Form der Flechte bestimmt.<br />
Nach außen hin bilden <strong>die</strong> Hyphen<br />
oft eine dichte schützende, besonders<br />
strukturierte Rinde. Unter der<br />
Rinde liegt <strong>die</strong> Algenschicht, in der<br />
<strong>die</strong> Algen von Pilzhyphen umsponnen<br />
sind. Unter der Algenschicht ist<br />
ein meist relativ mächtiges Mark aus<br />
locker verflochtenen Hyphen entwikkelt.<br />
Bei Krustenflechten sitzt das<br />
Lager mit dem Mark dem Substrat<br />
auf, bei Blatt- und Strauchflechten ist<br />
meist auch auf der Unterseite eine<br />
Rinde entwickelt, d. h. <strong>die</strong> Flechte ist<br />
ringsum von einer Rindenschicht<br />
umgeben. Auf der<br />
Unterseite sind oft noch besondere<br />
Haft<strong>org</strong>ane, z. B. Haftfasern, vorhanden.<br />
6
Zeigt <strong>die</strong> Rinde im Schnitt eine Struktur<br />
aus mehr oder weniger rundlichvieleckigen<br />
Zellen (Abb. 5), nennt man<br />
sie paraplektenchymatisch oder pseudoparenchymatisch<br />
(an ein Parenchym<br />
der höheren Pflanzen erinnernd). Ist<br />
sie mehr parallel strukturiert, aus langgestreckten<br />
Zellen, nennt man sie prosoplektenchymatisch<br />
(Abb. 47).<br />
Abb 4. Isi<strong>die</strong>n. a und b = Zylindrische Isi<strong>die</strong>n auf dem gabelteiligen<br />
Lager von Pseudevernia furfuracea (2X bzw. 35 X). c =<br />
Schuppige, aufsteigende Isi<strong>die</strong>n an Rissen des Lagers von<br />
Peltigera praetextata (8X). d = Knopfartige Isi<strong>die</strong>n von Parmelia<br />
pastillifera (38 X). e = Spateiförmige bis keulige Isi<strong>die</strong>n<br />
(Parmelia exasperatula). f = Zylindrische bis korallenartigverzweigte<br />
Isi<strong>die</strong>n (P. elegantnla). g = Zylindrische, einfache bis<br />
vezweigte Isi<strong>die</strong>n (P. glabratula). h = Warzenartige Papillen (P.<br />
exasperata) (c aus Henssen & Jahns 1974).<br />
7
Merkmale des Fruchtkörpers<br />
Es werden hier zwei Grundtypen von Fruchtkörpern unterschieden: Apothecien und Perithecien.<br />
Perithecien sind kugelig bis birnförmig. Das Hymenium ist bei ihnen völlig eingeschlossen.<br />
Der Fruchtkörper öffnet sich nur durch eine Pore (Abb. 7). Bei den Apothecien<br />
liegt <strong>die</strong> Oberfläche des meist scheibenförmigen Hymeniums frei zutage. Sie sind in<br />
Aufsicht meist rund, können aber auch oval bis gestreckt oder verzweigt sein; oft sind sie<br />
von einem Rand (dem oberen Teil des Gehäuses) umgeben (Abb. 6, 12).<br />
1. Äußere Merkmale<br />
Größe<br />
Angegeben ist oft nur <strong>die</strong> maximale Größe (ohne völlig aus dem Rahmen fallende Werte),<br />
mitunter Minimal- und Maximalgröße.<br />
Sitz auf dem Lager<br />
Es wird unterschieden zwischen aufsitzenden, teilweise (±) eingesenkten, völlig eingesenkten<br />
(d. h. <strong>die</strong> Lageroberfläche nicht überragenden) und vertieft sitzenden Fruchtkörpern<br />
(gewöhnlich Apothecien). Aufsitzende Apothecien können dem Lager dicht angedrückt<br />
oder rel. locker, d. h. mit verengter Basis aufsitzen.<br />
Gestalt<br />
Die Scheibe der Apothecien kann konkav, flach oder mehr oder weniger stark gewölbt<br />
sein. Mitunter ist sie mit Rillen oder Nabeln versehen.<br />
Als Rand wird eine äußerlich sichtbare Berandung bezeichnet. „Wulstig" wird ein sehr<br />
ausgeprägter Rand genannt. Oft ändert sich Wölbung der Scheibe und Ausprägung des<br />
Randes mit zunehmendem Alter des Apotheciums: Jung ist <strong>die</strong> Scheibe flach, der Rand<br />
deutlich entwickelt, im Alter wölbt sich <strong>die</strong> Scheibe zusehends und der Rand schwindet<br />
mehr und mehr. Ein Lagerrand (siehe unten) ist gewöhnlich lagerfarben, ein Eigenrand<br />
ist gewöhnlich wie <strong>die</strong> Scheibe gefärbt.<br />
Abb. 7. Perithecien. a = Perithecien auf rissigem Lager von Staurothele<br />
fissa (7X1 b = Perithecien von Pyrenula mtldella (44 X). c = bchnitt<br />
durch ein in das Lager eingesenktes Perithecium von Endocarpon pusillum;<br />
an der Basis der Peritheciumhöhlung stehen <strong>die</strong> Asci dicht gedrängt; der<br />
birnenförmige Fruchtkörper mündet mit einem von Penphysen ausgekleideten<br />
Kanal nach außen (100X) (b aus Wirth 1980, c aus Henssen & Jahns<br />
1974).<br />
8
2. Innere Merkmale (Abb. 6)<br />
Als lecanorin werden Apothecien bezeichnet, <strong>die</strong> einen Lagerrand besitzen, d. h. deren<br />
Berandung Algen enthält. Meist ist der Lagerrand wie das Lager gefärbt.<br />
Als biatorin werden Apothecien bezeichnet, <strong>die</strong> einen nicht schwarzen Eigenrand besitzen.<br />
Ein Eigenrand ist eine Berandung ohne Algen. Er hat <strong>die</strong> Färbung der Scheibe.<br />
Als lecidein werden Apothecien mit einem schwarzen Eigenrand bezeichnet. Oft ist der<br />
Rand teilweise kohlig verhärtet.<br />
Epihymenium: Es spielt insbesondere <strong>die</strong> Färbung eine Rolle. Als Epihymenium wird<br />
hier der oberste gefärbte Bereich des Hymeniums bezeichnet, gleichgültig wo <strong>die</strong> Färbung<br />
lokalisiert ist.<br />
Hymenium: Die Höhe des Hymeniums wird gemessen vom Fußpunkt der Schläuche<br />
bis zur Außenbegrenzung des Epihymeniums, also einschließlich des Epihymeniums.<br />
Die Hymenium-Höhe entspricht der Paraphysen-Höhe, <strong>die</strong> aber oft schwieriger auszumachen<br />
ist. Das Hymenium ist gewöhnlich farblos, selten gefärbt. Mitunter strahlt<br />
<strong>die</strong> Färbung des Epihymeniums tiefer ins Hymenium hinein.<br />
Hypothecium: Als diagnostisch wichtiges Merkmal wird <strong>die</strong> Färbung herangezogen. Es<br />
wird in den Schlüsseln, so weit wie möglich, von Verhältnissen ausgegangen, wie sie an<br />
dünnen Handschnitten sichtbar werden.<br />
Excipulum: Diagnostisch wichtig ist <strong>die</strong> Färbung. Mitunter wird auch auf <strong>die</strong> Struktur<br />
verwiesen; <strong>die</strong>se ist jedoch nur in wirklich dünnen Schnitten auszumachen, am besten<br />
an Mikrotomschnitten von 15-20 , ụm Dicke.<br />
Abb. 6. a = Schnitt durch ein lecideines bzw.<br />
biatorines Apothecium (Ap. mit Eigenrand).<br />
b = Schnitt durch den Randbereich eines<br />
lecanorinen Apotheciums (Ap. mit Lagerrand).<br />
9
Abb. 8. Sporen, a = Gefärbte<br />
Spore mit linsenförmigen<br />
Innenräumen (Pyrenula<br />
nitida). b = Polar 2zellige<br />
Spore (Caloplaca). c =<br />
4zellige Spore mit vergrößerter<br />
Endzeile (Arthonia<br />
arthonloides). d = Schwach<br />
mauerförmige Spore (Arthothelium<br />
ruanu.m). e =<br />
Parallel vielzellige Spore<br />
mit linsenförmigen Fächern<br />
(Graphis scripta). f = Längliche,<br />
2zellige Spore (Catillana<br />
globulosa). g = Schmal<br />
ellipsoide Sporen (Lecidea<br />
hypnorum). h = Breit ellipsoide<br />
Spore (Lecidella carpathica).<br />
i = Mauerförmig<br />
vielzellige Spore mit ausgezogenen<br />
Enden (Phlyc tis<br />
agelaea). j = Parallel vielzellige,<br />
± nadelförmige Spore<br />
(Belonia incarnata).<br />
Paraphysen: Sie können an der Spitze verdickt oder unverdickt sein, können verzweigt<br />
oder mit anderen Paraphysen netzig verbunden (anastomosierend) sein. Einfach werden<br />
unverzweigte Paraphysen genannt, wobei jedoch vereinzelt Verzweigungen vorkommen<br />
können. Die Verhältnisse sind oft schwierig zu beurteilen. Oft bringt Zugabe<br />
von Kalilauge größere Klarheit. Schwach verklebte Paraphysen lösen sich bei leichtem<br />
Druck auf das Deckglas voneinander. In seltenen Fällen (bei manchen pyrenocarpen<br />
Flechten) verschleimen <strong>die</strong> Paraphysen; sie sind dort nur jung gut zu erkennen.<br />
Schläuche (Asci): Mitunter ist <strong>die</strong> Form (eiförmig, keulig, subzylindrisch) diagnostisch<br />
wesentlich. Ferner sind apikale Verdickungen (Apikalapparat, Tholus) bedeutsam. Sporen:<br />
Sehr wichtige Merkmale sind Sporengröße und -gestalt. Die Größe wird s<strong>org</strong>fältig<br />
mit dem Okularmikrometer gemessen (Länge auf Breite). Wichtige Formen: kugelig,<br />
breit ellipsoid (weniger als doppelt so lang wie breit), ellipsoid (etwa doppelt so lang wie<br />
breit), schmal ellipsoid (mehr als doppelt so lang wie breit), länglich, spindelförmig, stäbchenförmig,<br />
nadelförmig (Abb. 8). Involucrellum: vgl. hierzu Erläuterungen bei Verrucaria<br />
10
Krustenflechten<br />
Bei der typischen Krustenflechte besteht das Lager aus kleinen Areolen (Abb. 3.8 a).<br />
Nicht immer schließen <strong>die</strong> Areolen dicht zusammen, sie können auch einzeln oder zu<br />
wenigen einem Prothallus aufsitzen. Die<br />
abgebildete Art ist eine Gesteinsflechte.<br />
Andere Krusten bilden körnige, schorfige<br />
oder firnisartige Oberzüge auf Rinde, Erde,<br />
Moosen und Pflanzenresten (Abb. 13.36).<br />
Oft werden mehrere Millimeter starke<br />
kompakte Krusten gebildet. Kleine<br />
Thalluskörper oder Areolen sind im<br />
allgemeinen homöomer gebaut, wobei <strong>die</strong><br />
Algenzellen gleichmäßig über den Thallus<br />
verteilt liegen. Größere Areolen zeigen<br />
jedoch bereits <strong>die</strong> Anfänge einer<br />
Schichtung. In <strong>die</strong>sem Fall sind <strong>die</strong> Algen<br />
im oberen Teil angereichert, und durch das<br />
Absterben der äußersten Schicht des Lagers<br />
sowie durch Verschleimung der<br />
Zellreste <strong>entsteht</strong> eine Scheinrinde 308 .<br />
Diese Nekralschicht aus den<br />
verschleimenden, absterbenden Zellen<br />
wird laufend abgestoßen und von innen<br />
her durch das Wachstum des Thallus<br />
nachgebildet.<br />
Acarospora laqveata. areoliert, schuppig-areoliert, Rand<br />
klar begrenzt. Aus Clavzade + Roux 1985 (= C + R<br />
Zu den Krustenflechten rechnet man auch<br />
primitive Formen, deren Lager auf dem<br />
Substrat lediglich einen Mycelüberzug<br />
bildet, in den Algenzellen eingebettet<br />
liegen. Der Thallus einfach gebauter<br />
Krustenflechten kann auch innerhalb des<br />
Substrats wachsen, gleichgültig ob es sich<br />
dabei um Holz oder um Felsen handelt.<br />
Arten, <strong>die</strong> in Gestein wachsen, nennt man<br />
endolithisch, holzbewohnende Flechten<br />
bezeichnet man als endophlöodisch. Das<br />
„Lager" <strong>die</strong>ser Flechten ist manchmal an<br />
einer Verfärbung des Substrats zu<br />
erkennen (Abb. 3.8 g), oft sind jedoch nur<br />
<strong>die</strong> hervorbrechenden Fruchtkörper zu<br />
sehen. Die Hyphen der endolithischen<br />
Flechten scheiden Säuren aus, <strong>die</strong> das<br />
Gestein auflösen und so ein Eindringen der<br />
Flechte ermöglichen. Kalkbewohnende Arten<br />
entwickeln eigenartige Ölhyphen, deren<br />
unregelmäßig angeschwollene Zellen mit<br />
Öltropfen gefüllt sind.<br />
Acarospora cheresina. Areoliert, am Rande radiär.<br />
C + R 1985<br />
11
Eine Reihe von Krustenflechten zeigt<br />
Übergangsformen zu den Blattschichten.<br />
Bei <strong>die</strong>ser Entwicklung treten<br />
entweder langgestreckte, schmale oder<br />
schuppig verbreiterte Loben an <strong>die</strong><br />
Stelle der Thallusareolen. Solche Lager<br />
nennt man placoid. Im einfachsten Fall<br />
sind <strong>die</strong> Loben wie bei allen<br />
krustenförmigen Thalli mit ihrer ganzen<br />
Unterseite am Substrat festgewachsen.<br />
Wenn der Randbezirk eines Lagers aus<br />
langgestreckten Loben besteht,<br />
während sein Inneres von kleinen<br />
Areolen gebildet wird, spricht man von<br />
Flechten mit einem effigurierten Rand<br />
(Abb. 13.31 d). Ebensogut kann aber<br />
das ganze Lager aus radiär angeordneten,<br />
flachen Loben bestehen, <strong>die</strong><br />
dem Substrat fest anliegen.<br />
Acrocordia conoidea. Krustig, ohne klaren Rand.<br />
C + R 1985<br />
Schuppenförmige Thalli können deutliche Übergangsformen zu den blattförmigen Flechten<br />
zeigen. Flechten, bei denen der Rand der Einzelschuppen nicht mehr mit dem Substrat<br />
verwachsen ist, sondern sich aufrichtet, nennt man squamulös (Abb. 3.8e). Mehrere<br />
Schuppen können dicht zusammengedrängt in einer Rosette angeordnet sein<br />
(Abb. 3.8 f). Squamulöse Thalli sind für Arten der Gattungen Lecidea, Lecanora, Heppia<br />
und Placynthium sowie für viele Pannariaceae charakteristisch.<br />
Das peltate Lager mancher Lecanora-Arten ist eine Weiterentwicklung des squamulösen<br />
Thallus und mit <strong>die</strong>sem durch Übergangsformen verbunden. Die Einzelschuppen<br />
peltater Flechten sind im typischen Fall zu einem Schild vergrößert, der in der Mitte der<br />
Unterseite mit einer Haftscheibe befestigt ist (Abb. 3.8 c). Solche Exemplare gleichen<br />
habituell völlig einer blattförmigen Nabelflechte. Thallusschuppen und placoide Loben<br />
sind deutlich heteromer gebaut (s. u.). Manche Arten entwickeln eine Scheinrinde, andere<br />
eine echte Rinde, <strong>die</strong> entweder auf <strong>die</strong> Oberseite des Thallus beschränkt ist oder<br />
ihn an allen Seiten umgibt. Krustenflechten mit aufgerichteten Loben bilden einen Übergang<br />
zu den Strauchflechten. Die Thalli <strong>die</strong>ser Arten können — wie z. B. bei Tonina<br />
caeruleonigricans (Abb. 3.8 d) — aufgeblasen sein. Man nennt solche Thalli pulvinat.<br />
Die Gattung Peltula ist reich an Übergangsformen von Krusten zu höher entwickelten<br />
Flechten. Neben schuppig-umbilicaten Arten findet man solche mit kleinstrauchigen,<br />
drehrunden Loben, <strong>die</strong> man ebensogut zu den Strauchflechten stellen könnte.<br />
Eine Reihe von Krustenflechten mit areoliertem, schuppigem oder placoidem Lager bilden<br />
einen Prothallus. An areolierten und schuppigen Lagern mit Prothallus können<br />
Wachstum und Entwicklung eines Flechtenthallus besonders leicht beobachtet werden<br />
(S. 216).<br />
Text aus Henssen + Jahns 1974 (= H.+J. 1974)<br />
12
Blattflechten<br />
Das Lager der Blattflechten besteht aus flachen, dorsiventral gebauten Loben. Es lassen<br />
sich zwei Grundtypen unterscheiden, <strong>die</strong> laciniate und <strong>die</strong> umbilicate Wuchsform.<br />
Laciniat sind <strong>die</strong> typischen Blattflechten. Ihre Einzelloben liegen mit der ganzen Unterseite<br />
oder einem Teil davon dem Substrat auf. Die umbilicaten Flechten oder Nabel<br />
flechten haben ein schildförmiges, zentral mit einer Haftscheibe befestigtes Lager.<br />
.<br />
Die Gruppe der laciniaten Blattflechten ist durch einen großen Formenreichtum ausgezeichnet,<br />
der sich in der Gestalt und Anheftungsweise der Loben, der Differenzierung<br />
von Anhangs<strong>org</strong>anen wie Rhizinen, Cilien und Tomentum sowie in der äußeren und inneren<br />
Struktur des Lagers zeigt. Einige Gattungen mögen als Beispiel <strong>die</strong>nen.<br />
Die Loben der braunen Lungenflechte, Lobaria pulmonaria, unserer größten heimischen<br />
Blattflechte, erreichen unter günstigen Bedingun gen eine Länge von 20 bis 30 cm. Die<br />
Lageroberseite ist von einer netzigen Leistenstruktur bedeckt, <strong>die</strong> Unterseite höckerig<br />
und in den Rillen tomentös (Abb. 10.3 b). Die Gattung Lobaria zeigt den typischen Bau<br />
der heteromeren Blattflechten. Der Thallus besteht aus Algenzone und lockerem Mark,<br />
<strong>die</strong> auf beiden Seiten von der Rinde umschlossen werden.<br />
Peltigera canina, <strong>die</strong> Hundsflechte, besitzt ebenfalls einen stattlichen Thallus (Abb.<br />
10.4). Der Peltigera-Thallus, der Grünalgen oder Blaualgen enthält, ist nur an der Oberseite<br />
berindet, während er nach unten von den Markhyphen begrenzt wird.<br />
Charakteristische Blattflechten mit schmalen Loben sind <strong>die</strong> Arten der Gattung Parmelia<br />
(Abb. 13.12 a). Das heteromere Lager <strong>die</strong>ser Flechten ist entweder mit der ganzen Unterseite<br />
oder nur in der Mitte mit Rhizinen auf dem Substrat befestigt.<br />
Eine Übergangsform zu den Strauchflechten bilden Arten der laciniaten Gattung Cetraria,<br />
bei denen <strong>die</strong> flachen Loben sich mehr oder weniger stark einrollen, aufrecht stehen<br />
und an der Basis absterben. Ein bekannter Vertreter <strong>die</strong>ser Gruppe ist das isländische<br />
Moos, Cetraria islandica (Abb. 13.12 b).<br />
Das schildförmige Lager der Nabelflechten ist in der Mitte der Unterseite durch eine<br />
Haftscheibe befestigt, wodurch auf der Oberseite eine nabelförmige Vertiefung <strong>entsteht</strong><br />
(Abb. 13.17 a, c). Die bekanntesten Nabelflechten gehören zu der Gattung Umbilicaria,<br />
<strong>die</strong> ihren Namen nach der Wuchsform erhalten hat (Nabel = umbilicus). Ein genabeltes<br />
Lager wird jedoch auch von anderen Gattungen entwickelt, <strong>die</strong> untereinander und<br />
mit Umbilicaria nicht näher verwandt sind. Zum Beispiel zeigen sowohl <strong>die</strong> pyrenocarpe<br />
Gattung Dermatocarpon (Abb. 13.17 f) als auch <strong>die</strong> gymnocarpen Gattungen Omphalodium,<br />
Xanthopeltis (Abb. 13.31 e, f), Dermatiscum und Glypholecia (Abb. 13.19 b) eine umbilicate<br />
Wuchsform. Der Thallus ist bei allen Nabel-Flechten deutlich geschichtet und oft<br />
zumindest einseitig von einer mächtigen Rinde begrenzt. Kleine Areolen, größere Hökker,<br />
Adern, netzartig angeordnete Leisten oder rhizinenartige Fibrillen geben besonders<br />
der Lagerunterseite ein charakteristisches Aussehen (Abb. 13.17 c, g). Auch in bezug<br />
13
auf <strong>die</strong>se Merkmale herrscht bei den verschiedenen Gattungen mit umbilicatem Thallus<br />
eine erstaunliche Konvergenz.<br />
Typische Blattflechte<br />
Cetraria ericetorum Opiz<br />
Aus Thomson, Macrolichens, American Arctic Lichens 1984<br />
del. Bethia Brehmer ( = T. 1984)<br />
strauchförmige Blattflechte<br />
14
Strauchflechten<br />
Die bandartigen und drehrunden Loben der<br />
Strauchflechten sind im typischen Fall radiär<br />
gebaut. Die Gattungen Ramalina, Roccella<br />
und Letharia (Abb. 3.9 e, 13.56 a) sind gute<br />
Beispiele für bandartige Thalli, während <strong>die</strong><br />
Gattung Usnea drehrunde Loben besitzt<br />
(Abb. 3.9 a,b,c). Thallus und Fruchtkörper<br />
von Usnea sind oft mit Fibrillen besetzt, Viele<br />
Arten der Gattung Usnea sind mit einer<br />
Haftscheibe am Substrat befestigt; einige<br />
andere Arten <strong>die</strong>ser Gattung hängen dagegen<br />
mit ihrem fadenförmigen Thallus locker<br />
über den Baumästen. In Gegenden mit hoher<br />
Luftfeuchtigkeit sind <strong>die</strong> Bäume oft dicht<br />
mit den Thalli <strong>die</strong>ser Flechten behängt, <strong>die</strong><br />
man wegen ihres Aussehens auch Bartflechten<br />
nennt. Usnea longissima kann eine Länge<br />
von mehreren Metern erreichen (Abb.<br />
10.3 a).<br />
Einige Strauchflechten bilden aufrechte Rasen<br />
auf der Erde (Abb. 10.2 a, d). Bei vielen<br />
<strong>die</strong>ser Arten stirbt <strong>die</strong> Basis des Thallus im<br />
Alter ab.<br />
Usnea glabrata (Ach.) Vain.<br />
Im allgemeinen rechnet man zu den<br />
Strauchflechten auch <strong>die</strong> Gattungen mit<br />
zweigestaltigem Thallus. Sie bestehen aus<br />
einem krustigen oder schuppig-blättrigen<br />
Horizontalthallus und einem aufrechten Vertikalthallus<br />
(Abb.l3.14h). Der strauchförmige<br />
Teil des Thallus kann entwicklungsgeschichtlich<br />
ein Teil des Fruchtkörpers sein<br />
(S. 102 f.). Das ist z. B. bei der weit verbreiteten<br />
Gattung Cladonia der Fall (vgl. S. 307<br />
f.).<br />
Der Thallus der strauchigen Flechten muß<br />
durch besondere Strukturen gefestigt werden.<br />
Die Festigungselemente werden entweder<br />
in einer röhrenförmigen Scheide an<br />
der Peripherie des Thallus oder in einem<br />
Zentralstrang angeordnet. Ein röhrenförmiges<br />
Stützgewebe gibt eine hohe Biegungsfestigkeit<br />
und ist damit günstig für aufrechtstehende<br />
Thalli, während ein Zentralstrang<br />
17
hängenden Flechten eine hohe Zugfestigkeit<br />
verleiht. Flechten aus verschiedenen systematischen<br />
Gruppen haben in Konvergenz <strong>die</strong><br />
gleichen Stützgewebe entwickelt.<br />
aus T. 1984<br />
Gallertflechten<br />
Konsistenz und Färbung werden bei den Gallertflechten hauptsächlich durch <strong>die</strong> symbiotische<br />
Blaualge bestimmt. Das charakteristische Aufquellen bei Wasseraufnahme<br />
beruht größtenteils auf der Quellung der Gallertscheiden der Cyanophyceen. Alle<br />
Wuchsformen kommen bei den Gallertflechten vor, doch sind <strong>die</strong> meisten Arten recht<br />
klein. Nur <strong>die</strong> blättrigen Formen bilden teilweise größere Lager (Abb.13.10). Flechtenstoffe<br />
werden nicht gebildet, und damit fehlt auch eine intensive Färbung des Lagers.<br />
Meist sind <strong>die</strong> Flechten oliv bis schwärzlich, bei berindeten Lagern auch häufig grau getönt.<br />
Die rötliche Färbung mancher Lager wird besonders beim Anfeuchten deutlich.<br />
Hierfür sind <strong>die</strong> Gallerthüllen der symbiotischen Cyanophyceen verantwortlich.<br />
Der gelatinöse Thallus der Gallertflechte ist im allgemeinen nicht deutlich geschichtet<br />
und muss deshalb als homöomer bezeichnet werden. Der Aufbau ist jedoch völlig verschieden<br />
von dem ungeschichteten Thallus anderer Flechten. Während bei <strong>die</strong>sen <strong>die</strong><br />
Gruppen der Algenzellen locker in ein Hyphengespinst eingelagert sind, verlaufen bei<br />
den Gallertflechten <strong>die</strong> Hyphen zumindest zum größten Teil innerhalb der Lagergallerte,<br />
18
wobei sie <strong>die</strong> Algenzellen oft gar nicht berühren. Die äußere Begrenzung des Thallus<br />
wird meist von den Algenzellen mit ihren Gallerthüllen gebildet. Nur bei manchen Arten<br />
entwickelt der Pilz um den Thallus herum einen äußeren Hyphenmantel oder eine Rindenschicht.<br />
Bei Gallertflechten mit schuppigem, blättrigem oder strauchigem Lager können<br />
<strong>die</strong> Algenzellen im oberen Teil des Thallus zahlreicher sein als im Innern des Gewebes,<br />
doch fehlt immer eine scharf abgegrenzte Algenschicht, wie sie für heteromere<br />
Thalli charakteristisch ist.<br />
Fig. 25 —Collema subnigrescens:<br />
talo gelateneca, aspektanta kiel<br />
folieca talo senumbilika;<br />
- supre : talo seka (kun faldoj,<br />
pustuloj k multaj apotecioj);<br />
- sube : parto el la sama talo<br />
humida.<br />
Haarflechten<br />
Als Haarflechten bezeichnet man kleine, strauchige Flechten mit haardünnen Loben,<br />
bei denen im Gegensatz zu den habituell manchmal ähnlichen aber grösseren Bartflechten<br />
<strong>die</strong> symbiotische Alge <strong>die</strong> Wuchsform bestimmt. Phycobionten sind fädige Blau- und<br />
Grünalgen, <strong>die</strong> mehr oder weniger vollständig von einem Hyphenmantel eingeschlossen<br />
werden (S. 17,417).<br />
aus H.+J. 1974<br />
19
Ephebe lanata (L.) Vain.<br />
aus T. 1984<br />
20
FIGURE 1. Lecanora campestris-like species of the Lecanora subfusca group in North America: their<br />
Separation on the basis of chemistry and morphology.<br />
Brodo, 1.1986 Bryologist 89,2<br />
Fig. l. The promontory in North Wales stu<strong>die</strong>d for the behavior of the chemical races of the Ramalina siliquosa lichens.<br />
All of the cliff faces support a Ramalina Vegetation. To the south and west, the Ramalina zone faces the sea<br />
and is directly above a Verrucaria maura zone (V), which in turn is above the algae of the Fucus-Ascophyllum zone<br />
(F), here seen exposed at low tide. Toward progressively more sheltered conditions around the headland, the Ramalina<br />
zone on the northwest side faces a rocky beach (B); on the northeast, the most protected place of all, it faces a<br />
grassy slope (G). The location of the six line-transects, indicated by numbers, is approximate, and the distance between<br />
transects 1 and 2, 2 and 3. and 3 and 4 (actually 2.5, 3.4. and 4.1 m. respectively) is distorted by perspective.<br />
Culberson, W.+C. 1967, Science 158<br />
21
Fig 2. A graphic summary of the results, showing the distribution of three most common chemical races: the hypoprotocetraric acid type (left), the norstictic acid type (center),<br />
and the stictic acid type (right). The numbers 1 to 6 in circles refer to the six vertical transects, the position of which on the cliff is indicated by corresponding numbers in<br />
Fig. 1. The 1-foot-square (35 by 35 cm) blocks of the transects are shown in their topographic position with respect to each other from transect to transect.<br />
Ten plants were taken from each of the 98 blocks, the numbers indicating how many plants per block were of each type. Some corresponding blocks have values totaling<br />
less than ten because data for 42 individuals of three additional but rare chemical types are not given here. Where blocks are missing altogether, there were no Ramalina<br />
lichens.<br />
Culberson, W.+C. 1967<br />
22
CO 2 - Gaswechsel und Wasserhaushalt von Ramalina maciformis (Del. )Bory<br />
Lange, O.L., E.D, Schulze & W. Koch, 1970 in Flora 159 : 38 - 62<br />
Abb. 4. CO 2 -Gaswechsel (oben, Ausgleichskurve mehrerer Registrierungen) von Ramalina im<br />
Tageslauf bei Taubenetzung, Wassergehalt der Thalli (Mitte), Beleuchtungsintensität, relative<br />
Luftfeuchtigkeit, Flechten- und Lufttemperatur (unten).<br />
23
Der CO 2 -Gaswechsel von Flechten bei tiefen Temperaturen<br />
lange,0.L.,1964, in Planta 64 :1 - 19<br />
Abb. 3. CO 2 -Gaswechsel bei 10 000 Lux Beleuchtung<br />
(Punkte) und bei Dunkelheit (Kreise) von Cladonia clongata<br />
(JACQ.) HOFFM. (Ötztaler Alpen) in Abhängigkeit von der<br />
Temperatur. Abszisse: Thallustemperatur. Ordinate: aufgenommene<br />
bzw. abgegebene CO 2 -Menge<br />
Abb. 9. Parmelia pachyderma IIUE. (Katinga-Gebiet, Nordbrasilien), sonst wie Abb. 3<br />
Abb. 10. Parmelia magna LYNG (Katinga-Gebiet, Nordbrasilien), sonst wie Abb. 3<br />
Abb. 11. Cora pavonia (Sw.) Fn. (Tucuman, Argentinien), sonst wie Abb. 3<br />
Abb. 7. Parmelia coreyi DPDGE et BAKER<br />
(Antarktis, Viktoria-Land), sonst wie Abb. 3<br />
Abb. 5. Letharia vulpina (L.) HUE (Ötztaler Alpen), sonst wie Abb. 3<br />
Abb. 6. Parmelia encausta (SM.) NYL. (Harz), sonst wie Abb. 3<br />
Abb. 4. Stereocaulon alpinum LAUR. (Ötztaler Alpen),<br />
sonst wie Abb. 3<br />
24
FIG. 1 - Raintrack Vegetation on NE side (92°-101°) of old elm (circ. of trunk 2 m) in a greensward, somewhat<br />
sheltercd. Capnie's Burg (island of Texel).<br />
Barkman, J.J. 1958<br />
In fig. 2 the strongly nitrophytic Physcia ascendens and Xanthoria parietina are seen closely around the wound,<br />
whereas Physcia tenella grows at some distance below; the weakly nitrotolerant, subacidiphytic Parmelia<br />
sulcata is found still farther away; finally, the nitrophobous, acidiphytic Parmelia physodes occurs outside the<br />
influence of the wound, separated from the other lichens by a no man’s land.<br />
In fig. 3 Physcia ascendens and tenella are again found nearest the wound, with the nitroindifferent Lecanora<br />
chlarotera and the nitrophytic Orthotrichum diaphanum below. The subneutrophytic Tortula laevipila and<br />
Zygodon viridissimus, normally absent from beeches (acid bark!), are likewise present; they grow still lower.<br />
which may be due to the lower nitrogen concentration, but also to the greater moisture near the ground.<br />
The fact that the other bryophytes (particularly Bryum capillare and Lophocolea heterophylla) as well as the<br />
Cladonia sp. are found farthest from the wound, viz. on the extreme base, is undoubtedly due to the lastnamed<br />
factor. The subaddiphydc Evernia prunastri takes the place of Parmelia sulcata of fig. 2. Parmelia<br />
physodes and Lecanora pityrea are the nitrophobous elements here. On other trees the transitional zone<br />
between the nitrophytic and anitrophytic vegetation is sometimes formed by Parmelia dubia.<br />
Between Tongeren and Asch (prov. Limburg, Belgium) I observed the following zonation: immediately<br />
below the bark wounds the trunks in question were bare. On either side a strip of Protococcus viridis was<br />
found, flanked externally by strips of Lecanora expallens, which in their turn were flanked by Trentepohlia<br />
27
FIG. 3 - Bark wound vegetation on old beech in 'Raaphorst' near Wassenaar (Z. Holl.). Glade in sprucefir<br />
plantation, much sheltered. Tree 21 m high, circ. 250 cm, crown base at 8 m. Rough bark. Deep bark<br />
wound with dark brown, cfflucnt juice and a saprophyric Vegetation of the fungus Polyporus (Inonotus)<br />
cuticularis at thc NW side (3 m). Dry lower side of trunk (SW-SE-NE) covered with scattered Lecanora<br />
varia f. pityrea, raintrack at SE side with Protococcus viridis (dominant).<br />
28
Stadt Bern, Amt für Umweltschutz und Lebensmittelkontrolle (AfUL)<br />
beco – Berner Wirtschaft und Gemeinde Bremgarten<br />
Erfolgskontrolle zur Luftreinhaltung<br />
in der Stadt Bern 2004<br />
Wiederholung der Untersuchungen<br />
mit Flechten nach 14 Jahren<br />
1990 2004<br />
Kurzbericht<br />
November<br />
2004<br />
AGB - Dr. Rolf Herzig<br />
Arbeitsgemeinschaft für Bioindikation,<br />
Umweltbeobachtung und ökologische Planung<br />
3013 Bern
Impressum<br />
Projekt-Bearbeitung<br />
Dr. Rolf Herzig und Christof Bieri<br />
AGB, Arbeitsgemeinschaft für Bioindikation,<br />
Umweltbeobachtung und ökologische Planung<br />
Quartiergasse 12<br />
3013 Bern<br />
Tel. 031 332 66 29<br />
Projektleitung<br />
Dr. Karl-Heinz Gerber und Dr. Heribert Bürgy<br />
Amt für Umweltschutz und Lebensmittelkontrolle der Stadt Bern<br />
Brunngasse 30<br />
3000 Bern 7<br />
Tel. 031 321 63 06<br />
Begleitung<br />
Dr. Gerrit Nejedly<br />
beco - Berner Wirtschaft<br />
Immissionsschutz<br />
Laupenstrasse 22<br />
3011 Bern<br />
Tel. 031 633 57 83<br />
Kartenreproduktion: Reproduziert mit Bewilligung von Swisstopo<br />
(BA046556)
Erfolgskontrolle zur Luftreinhaltung in der Stadt Bern 2004<br />
Wiederholung der Untersuchungen mit Flechten nach 14 Jahren<br />
Lufthygienische Erfolgskontrolle 2004<br />
1990 wurde in der Stadt Bern eine erste Untersuchung zur Luftbelastung mit Hilfe von Flechten an<br />
Laubbäumen durchgeführt. Zur Beurteilung der Wirksamkeit der bisher auf kommunaler, kantonaler<br />
und nationaler Ebene getroffenen Luftreinhaltemassnahmen wurde im Jahr 2004 - 14 Jahre<br />
nach der Ersterhebung - eine Erfolgskontrolle mit Flechten durchgeführt.<br />
Bioindikation mit Flechten<br />
Die Bioindikation mit Flechten ist eine standardisierte Methode, welche <strong>die</strong> biologischen Auswirkungen<br />
der Luftbelastung erfasst. Der aufgrund der Flechtenartenvielfalt gemessene Luftgütewert<br />
IAP18 ist aufgrund der Eichung mit technisch gemessenen Luftschadstoffen ein zuverlässiger Indikator<br />
für <strong>die</strong> Gesamtbelastung der Luft und ermöglicht eine flächendeckende und räumlich präzise<br />
Charakterisierung der Luftqualität. Die Flechtenindikationsmethode unterscheidet fünf verschiedenfarbige<br />
Zonen der Gesamtbelastung der Luft, welche bezüglich der Flechtenwirkung als<br />
kritisch, stark, mittel, gering und sehr gering bezeichnet werden. In den kritisch und stark belasteten<br />
Zonen rot und orange werden <strong>die</strong> Grenzwerte der Luftreinhalteverodnung von NO 2<br />
und z.T.<br />
anderer Luftschadstoffe in der Regel überschritten.<br />
Flechten reagieren auf kleinste Beeinträchtigungen der Luftqualität mit sicht- und messbaren<br />
Veränderungen. Mit zunehmender Luftbelastung verschwinden Flechten von den Baumstämmen,<br />
kehren jedoch bei Verringerung der Schadstoffbelastung ebenso rasch wieder zurück. Diese<br />
Eigenschaft wird für <strong>die</strong> Erfolgskontrolle von Luftreinhaltemassnahmen genutzt. Dabei werden <strong>die</strong><br />
Ergebnisse einer Wiederholungskartierung mit denjenigen der Ersterhebung verglichen.<br />
Die aktuelle Flechtenuntersuchung der Stadt Bern erfolgte von Herbst 2003 bis Sommer 2004 an<br />
365 ausgewählten Laubbäumen, <strong>die</strong> sich homogen auf eine rund 30 km 2 grosse Untersuchungsfläche<br />
verteilen. Nach Möglichkeit wurden <strong>die</strong> identischen Bäume der Ersterhebung untersucht.<br />
Ein Drittel musste allerdings durch vergleichbare Bäume ersetzt werden.<br />
Der Stadtberner Untersuchung haben sich auch <strong>die</strong> Gemeinden Bremgarten und Köniz und für<br />
das Wangental <strong>die</strong> Recyclingfirma Karl Kaufmann AG angeschlossen, was ein abgerundeteres<br />
Bild über <strong>die</strong> regionale Entwicklung ermöglicht. Diese erweiterten Untersuchungen werden bis<br />
Frühling 2005 abgeschlossen sein. Das Projekt wird vom Immissionschutz des beco Berner Wirtschaft<br />
unterstützt.<br />
Gesamtbelastung der Luft vor 14 Jahren - Luftgütekarte von 1990<br />
Die Luftgütekarte der Erstuntersuchung von 1990 (Karte1) zeigt das Ausmass der Luftgesamtbelastung<br />
der Stadt Bern vor 14 Jahren. Mit einer grossen Flächenausdehnung musste damals für <strong>die</strong><br />
zentralen Stadtgebiete <strong>die</strong> "rote Zone" mit einer kritischen Gesamtbelastung der Luft ausgewiesen<br />
werden. Auch Teilgebiete der drei Aussenzentren Breitenrain, Kirchenfeld und Ostring-Sonnenhof<br />
mussten der roten Zone mit kritischer Gesamtbelastung, in welcher starke Grenzwertüberschreitungen<br />
von NO 2<br />
u.a. Luftschadstoffen zu erwarten sind, zugeordnet werden. In gleich grosser<br />
Flächenausdehnung wie <strong>die</strong> rote Zone zeigte sich in den zentrumsnahen Quartieren <strong>die</strong> orange<br />
Zone mit starker Gesamtbelastung. Diese umschloss <strong>die</strong> roten Gebiete ringförmig. Die gelbe Zone<br />
charakterisierte besonders <strong>die</strong> Aussenquartiere der Stadt Bern. Weitgehend auf den westlichen<br />
und östlichen Stadtrand beschränkt wurde <strong>die</strong> grüne Zone mit geringer Gesamtbelastung. Die<br />
blaue Zone mit sehr geringer Gesamtbelastung trat in vier kleinen Gebieten am Perimeterrand sowie<br />
auf dem Gurten auf.<br />
1
Tabelle 1: Flächenanteile der einzelnen Luftbelastungszonen und Vergleich mit den NO 2<br />
-Passivsammlermessungen.<br />
Der Anteil der Fläche Berns mit einer Belastung im Bereich der Grenzwerte<br />
und darüber hat sich in den letzten 14 Jahren von zwei Dritteln auf <strong>die</strong> Hälfte reduziert.<br />
Luftgüte und Zonenfarbe 1990 2004<br />
Luftgesamtbelastung Luftbelastung NO 2<br />
mittels Flechten 2004<br />
Flechtenwüste - rot 14% 5% kritisch deutlich über Grenzwert<br />
Innere Kampfzone - <strong>org</strong>ange 16% 15% stark über Grenzwert<br />
Äusserere Kampfzone - gelb 35% 30% mittel im Bereich Grenzwert<br />
Überganszone - grün 28% 38% gering unter Grenzwert<br />
Normalzone - blau 7.5% 12% sehr gering deutlich unter Grewnzwert<br />
Luftgesamtbelastung von 2004 - <strong>die</strong> aktuelle Luftgütekarte<br />
Erfreulicherweise hat sich <strong>die</strong> am stärksten belastete rote Luftgütezone mit kritischer Gesamtbelastung<br />
in den letzten 14 Jahren seit der Ersterhebung markant verkleinert (Karte 2, Tabelle 1).<br />
Heute tritt <strong>die</strong>se «Flechtenwüste», wie sie von Fachleuten auch bezeichnet wird, nur noch im oberen<br />
Altstadtzentrum um den Bahnhof mit Bollwerk und entlang der Neuengasse bis zur Kornhausbrücke<br />
sowie im Stadtbachquartier und vom östlichen Teil des Mattenhofs Richtung Monbijou bis<br />
Sulgenbach auf. Von den drei Aussenzentren Breitenrain, Kirchenfeld und Ostring-Sonnenhof,<br />
welche bei der Ersterhebung ebenfalls eine kritische Gesamtbelastung aufwiesen, zeigt sich heute<br />
<strong>die</strong> rote Zone nur noch im Kirchenfeld und <strong>die</strong>s in deutlich geringerer Ausdehnung. In <strong>die</strong>ser Zone<br />
zeigen sich nach wie vor <strong>die</strong> stärksten Grenzwertüberschreitungen von Stickstoffdioxid (NO 2<br />
).<br />
Weite Gebiete der einst grossflächigen roten Zone verbesserten sich in den letzten 14 Jahren um<br />
bis zu einer Luftgütezone. In <strong>die</strong>sen zentrumsnahen Gebieten findet sich heute <strong>die</strong> orange Zone<br />
mit einer starken Gesamtbelastung. Diese orange Zone umschliesst den Stadtkern mit den angrenzenden<br />
Wohngebieten und dehnt sich entlang wichtiger Hauptverkehrsachsen, wie der Nordring,<br />
Neubrück-, Kirchenfeld-, Thun-, Monbijou- und Seftigenstrasse aus. Der aktuelle Flächenanteil<br />
bleibt hoch. Zu den nach wie vor stark belasteten Quartieren gehören Länggasse, Breitenrain, <strong>die</strong><br />
untere Altstadt und das Kirchenfeld sowie das Gebiet vom Muristalden bis Sonnenhof und Teile<br />
vom Mattenhof bis Weissenbühl. Aufgrund der Passivsammlermessungen der Stadt ist auch in der<br />
orangen Zone noch mit Grenzwertüberschreitungen von NO 2<br />
zu rechnen.<br />
Die gelbe Zone mit mittlerer Gesamtbelastung umschliesst <strong>die</strong> kritisch bis stark belasteten Zentrumsgebiete.<br />
Mit einer mittleren Gesamtbelastung ausgewiesen sind heute <strong>die</strong> Quartiere Bümpliz<br />
Höhe, Holligen, Weissenstein, Marzili, Chalchegg bei Brunnadern, Schosshalde, Obstberg, Beundenfeld,<br />
Wankdorffeld, Wyler, Seftau, Felsenau, Rossfeld und Tiefenau. In der gelben Zone mit<br />
mittlerer Gesamtbelastung liegen <strong>die</strong> Jahresmittelwerte NO 2<br />
meist im Grenzwertbereich, können<br />
jedoch in unmittelbarer Strassennähe durchaus auch darüber liegen.<br />
Von den fünf Belastungszonen nimmt heute <strong>die</strong> grüne Zone mit geringer Gesamtbelastung <strong>die</strong><br />
Hauptfläche des Untersuchungsgebietes ein. Die grössten zusammenhängenden Gebiete <strong>die</strong>ser<br />
Luftgütezone liegen im westlichen und nordöstlichen Teil des Untersuchungsgebietes, in Bethlehem,<br />
Bümpliz, Weyermannshaus, im Brunnadern- und Elfenauquartier sowie im Galgenfeld, Burgfeld,<br />
Wankdorf und Wylergut. In der grünen Zone mit geringer Gesamtbelastung können <strong>die</strong><br />
NO 2<br />
-Grenzwerte in der Regel eingehalten werden.<br />
Stark vergrössert hat sich auch <strong>die</strong> blaue Zone mit sehr geringer Gesamtbelastung (Normalzone),<br />
in der heute durchschnittlich 11 und maximal sogar 17 verschiedene, auch schadstoffempfindliche<br />
Flechtenarten festgestellt werden.<br />
2
Karte 1<br />
Luftgütekarte der Stadt Bern - Erstuntersuchung von 1990<br />
3
Aktuelle Luftgütekarte der Stadt Bern 14 Jahre nach der Erstuntersuchung - Erfolgskontrolle 2004<br />
Karte 2<br />
4
Diese Zunahme ist besonders auf den westlichen Teil des Untersuchungsgebietes zurückzuführen,<br />
wo sich <strong>die</strong> beste Luftgütezone von einem auf drei Teilgebiete ausgedehnt hat. In der blauen Zone<br />
mit sehr geringer Gesamtbelastung können <strong>die</strong> NO 2<br />
-Grenzwerte in der Regel gut eingehalten<br />
werden.<br />
Trat früher <strong>die</strong>se blaue Gunstzone ausschliesslich am Stadtrand auf, wie im Gebiet Waldau,<br />
Saali, Elfenau, Gäbelbach und auf dem Gurten - findet sie sich heute bereits im Stapfenacker von<br />
Bümpliz. Ein doch ermutigendes Ergebnis ...<br />
Verbesserte Luftqualität in der Stadt Bern dank wirksamer Luftreinhaltepolitik<br />
In der Stadt Bern fällt <strong>die</strong> Bilanz der ersten lufthygienischen Erfolgskontrolle von 2004 insgesamt<br />
positiv aus. Wie aus dem Direktvergleich der beiden Luftgütekarten klar ersichtlich ist, zeigt sich in<br />
über 90% des Untersuchungsgebietes eine verbesserte Luftqualität. Die deutlichste Verbesserung<br />
zeigt sich besonders in den zentrumsnahen Gebieten. Einige <strong>die</strong>ser Gebiete weisen sogar eine<br />
Verbesserung um eine ganze Luftqualitätsstufe auf, so etwa das Breitenrain- und das Länggassquartier.<br />
In den Aussengebieten dehnen sich zudem <strong>die</strong> gering bis sehr gering belasteten Zonen -<br />
grün und blau - in Richtung der Innenstadt aus. Ebenfalls ein deutliches Zeichen dafür, dass <strong>die</strong><br />
Luftqualität zugenommen hat. Im Vergleich zur starken Belastungsverminderung in den Zentrumsgebieten<br />
ist <strong>die</strong>se in den Aussengebieten allerdings weniger ausgeprägt.<br />
Damit werden <strong>die</strong> Resultate der Luftimmissionsmessungen bestätigt. Grossflächig wird ein Rückgang<br />
der Belastungen an Stickoxiden (NO 2<br />
), lungengängigen Partikeln (PM10), Schwefeldioxid<br />
(SO 2<br />
) festgestellt (Abb. 1).<br />
NO2 (µg/m3)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
NO2 Bern Zentrum<br />
NO2 Bern-Zentrum<br />
µg/m3<br />
Grenzwert NO2<br />
für Jahresmittel<br />
PM10 (µg/m3)<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
1990 - 1996 PM10 berechnet aus TSP<br />
Feinstaub PM10 Bern Zentrum<br />
Feinstaub PM10<br />
Grenzwert PM10<br />
für Jahresmittel<br />
20<br />
10<br />
1a<br />
0<br />
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004<br />
10<br />
1b<br />
0<br />
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
SO2 Bern Zentrum<br />
SO2 Bern-Zentrum<br />
µg/m3<br />
Grenzwert SO2<br />
für Jahresmittel<br />
SO2 (µg/m3)<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
Messungen abgebrochen<br />
10<br />
5<br />
1c<br />
0<br />
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004<br />
Abb. 1: Langzeitverhalten der Luftbelastung mit<br />
a) Stickstoffdioxid (NO 2 ),<br />
b) Lungengängigen Partikeln (PM10)<br />
c) Schwefeldioxid (SO 2 )<br />
von 1990 bis 2004<br />
5
Handlungsbedarf bleibt bestehen ...<br />
Die weiträumige Verbesserung der Luftqualität in der Stadt Bern ist das sicht- und messbare Resultat<br />
eines ganzen Bündels von erfolgreichen Luftreinhaltemassnahmen von Bund, Kanton und Gemeinden.<br />
Dazu gehören beispielsweise <strong>die</strong> stufenweise Heizölentschwefelung, <strong>die</strong> Feuerungskontrolle<br />
und verbesserte Feuerungstechnik sowie <strong>die</strong> Substitution von Öl- auf abgasärmere Gasfeuerungen.<br />
Aber auch <strong>die</strong> Einführung des bleifreien Benzins, der Katalysatortechnik und <strong>die</strong> Realisierung<br />
von Verkehrsberuhigungsmassnahmen haben einen entscheidenenden Beitrag geleistet.<br />
Die VOC-Abgabe auf Lösungsmittel und Anwendungsverbote von besonders umweltschädlichen<br />
Stoffen (z.B. Cadmium, Quecksilber) sowie <strong>die</strong> Umstellung auf schadstoffarme Produktionsverfahren<br />
in Industrie und Gewerbe und nicht zu vergessen, <strong>die</strong> für Bern wichtige KVA-Sanierung haben<br />
sich ebenfalls sehr positiv ausgewirkt.<br />
All <strong>die</strong>se Massnahmen haben auch in der Stadt Bern zu einer markanten nachweisbaren Verringerung<br />
der Gesamtimmissionsbelastung und damit zu einer verbesserten Luftqualität geführt, wie<br />
aus den aktuellen Flechtenuntersuchungen ersichtlich ist.<br />
Bei allem Erreichten sollten <strong>die</strong> Erfolge dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nur schon<br />
zur Bewahrung der momentanen Luftqualität und erst recht zur wünschbaren weiteren Verbesserung<br />
der Situation auch künftig ein deutlicher Handlungsbedarf besteht (siehe Kasten LRV). Daher<br />
werden zusätzliche Anstrengungen in der Luftreinhaltung nötig sein.<br />
Massnahmenplan zur Luftreinhaltung 2000/2015 des Kantons Bern<br />
Der Massnahmenplan zur Luftreinhaltung 2000/2015 des Kantons Bern zeigt auf, welche<br />
Massnahmen zusätzlich zu den auf Bundesebene getroffenen Massnahmen im Kanton Bern<br />
notwendig sind, damit <strong>die</strong> Ziele von Luftreinhaltung und Klimaschutz bis ins Jahr 2015 erreicht<br />
werden können. Es zeichnet sich aber bereits heute ab, dass zusätzliche Massnahmen notwendig<br />
sein werden, um <strong>die</strong>se Ziele zu erreichen.<br />
Darüber hinaus zeigten sich in der Flechtenuntersuchung 9 % der Fläche mit einer marginalen<br />
Verschlechterung des Zustandes (beispielsweise in der Abwindfahne der N1 bei Bethlehem und in<br />
der Abwindfahne der N6 und Kirchenfeldstrasse). Aber auch bei den technischen Luftschadstoffmessungen<br />
werden teilweise steigende Werte beobachtet (z.B. beim Eigerplatz und beim Bollwerk,<br />
Abb. 2).<br />
NO2 (µg/m3)<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
NO2 Passivsammler-Messstellen Bern<br />
Thunstrasse Ostring Ost Eigerplatz<br />
Elfenau<br />
Grenzwert NO2<br />
f J h i l<br />
0<br />
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004<br />
Abb. 2: Langzeitverhalten der Luftbelastung<br />
mit Stickstoffdioxid (NO 2 ) von 1990 bis<br />
2004.<br />
Am Messstandort Eigerplatz zeigt sich in den<br />
letzten drei Jahren ein Anstieg der Belastung<br />
mit NO 2 .<br />
6
Auch <strong>die</strong> Zentrumsgebiete mit einer kritisch und starken Gesamtbelastung können mit einer weiterhin<br />
griffigen Luftreinhaltepolitik und zum Wohle der Bevölkerung durchaus weiter reduziert oder<br />
zum Verschwinden gebracht werden, wobei der regionalen Verkehrspolitik eine zentrale Rolle zukommt.<br />
Für das Ziel «Saubere Luft für Alle» braucht es <strong>die</strong> Unterstützung von allen. Darum werden <strong>die</strong><br />
wichtigsten Ergebnisse der Erfolgskontrolle 2004 der breiten Öffentlichkeit näher gebracht.<br />
Beilage<br />
Kasten Luftschadstoffe<br />
NO2 (Stickstoffdioxid)<br />
Unter dem Begriff Stickoxide werden Stickstoffdioxid (NO 2 ) und Stickstoffmonoxid (NO) zusammengefasst.<br />
In der Luft wird NO rasch zu NO 2 umgewandelt, deshalb werden <strong>die</strong> Emissionen und Immissionen bezogen<br />
auf Stickstoffdioxid (NO 2 ) angegeben.<br />
Herkunft und Entstehung<br />
● Beim Verbrennen von Brenn- und Treibstoffen, insbesondere bei hohen Verbrennungstemperaturen bildet<br />
sich als Nebenprodukt NO (Stickstoffmonoxid). Dieses wird in der Luft rasch zu NO 2 oxi<strong>die</strong>rt.<br />
Hauptquellen<br />
● Strassenverkehr, Heizungen<br />
PM10 (Schwebestaub)<br />
Unter der Bezeichnung PM10 versteht man Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser kleiner gleich<br />
10 Mikrometer. Es handelt sich dabei um <strong>die</strong> sogenannten lungengängigen Partikel; klein genug um in <strong>die</strong><br />
feinen Lungenbläschen hineinzugelangen. Deshalb gilt ihnen eine erhöhte Aufmerksamkeit.<br />
Staub ist ein physikalisch-chemisch komplexes Gemisch. Es besteht sowohl aus primär emittierten wie aus<br />
sekundär gebildeten Komponenten natürlichen und anthropogenen Ursprungs (z.B. Russ, geologisches<br />
Material, Abriebspartikel, biologisches Material wie Blütenstaub) und ist in seiner Zusammensetzung sehr<br />
vielfältig (Schwermetalle, Sulfat, Nitrat, Ammonium, <strong>org</strong>anischer Kohlenstoff, polyzyklische aromatische<br />
Kohlenwasserstoffe, Dioxine/Furane u.a.).<br />
Herkunft und Entstehung<br />
● Bei industriellen und gewerblichen Produktionsprozessen<br />
● Bei Verbrennungsprozessen<br />
● mechanische Prozesse (Abrieb, Aufwirbelung)<br />
● sekundäre Bildung (aus SO 2 , NO x , NH 3 , VOC)<br />
Hauptquellen<br />
● Verkehr und Feuerungen<br />
● Industrie und Gewerbe<br />
● Land- und Forstwirtschaft<br />
Eigenschaften<br />
Feindisperse Schwebestoffe mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als 10 µm werden als<br />
Schwebestaub PM10 bezeichnet.<br />
7
flechtenkunde<br />
i<br />
daß <strong>die</strong> Steine reden,<br />
soll vorkommen.<br />
aber <strong>die</strong> flechte?<br />
ii<br />
<strong>die</strong> flechte beschreibt sich,<br />
schreibt sich ein, schreibt<br />
in verschlüsselter schrift<br />
ein weitschweifiges schweigen:<br />
graphis scripta.<br />
iii<br />
sie ist der erde<br />
langsamstes telegramm,<br />
ein telegramm das nie ankommt:<br />
überall ist es schon da,<br />
auch in feuerland,<br />
auch auf den gräbern.<br />
iv<br />
,,wer das lesen könnt!”<br />
leichter entziffert sich<br />
der bart, der papyrus,<br />
der schattenriß, das gehirn,<br />
als <strong>die</strong>se trockene lunge.<br />
v<br />
sie kämpft um ihr leben<br />
unbewaffnet<br />
und kaum besieglich.<br />
(ich seh es euch an:<br />
ihr glaubt mir nicht<br />
was ich sage.)<br />
vi<br />
niemals strauchelt <strong>die</strong> flechte.<br />
ihre werke mißlingen nicht.<br />
vergesellschaftet hat sie,<br />
höre ich, ihre produktionsmittel,<br />
<strong>die</strong> ehrwürdige kommunistin.<br />
vii<br />
m unsern verwirrungen<br />
verlangt es mich oft<br />
nach dem anblick der flechte.<br />
man bringe mir einen berg,<br />
und ich zeige euch was ich meine.
viii<br />
isländisch moos, grauhaar,<br />
wer hat dich verschleppt<br />
in unsere hausapotheke?<br />
gleichmütig stehst du uns<br />
bei wenn wir blut spucken.<br />
ix<br />
worauf will <strong>die</strong>ser hinaus,<br />
sagt ihr, mit seinen flechten?<br />
soll er hungermoos essen!<br />
wir haben keine zeit,<br />
x<br />
aber <strong>die</strong> flechte,<br />
<strong>die</strong> flechte hat zeit.<br />
<strong>die</strong>se tausendjährige da<br />
zu euren füßen<br />
hat barbarossas schuh<br />
zertreten, doch sie<br />
achtete seiner nicht.<br />
xi<br />
nicht von den ungeschlachten<br />
schlachten der reiter<br />
ist das färbermoos rot,<br />
doch es war dabei.<br />
xii<br />
unblutige lunge, rostrot,<br />
safran, korallen, orange,<br />
persio, scharlach, orseille:<br />
alles auf grauem grund,<br />
auf dem grauen grund<br />
von spitzbergen.<br />
xiii<br />
so haltbar sind unsere wahrheiten nicht.<br />
zudeckt <strong>die</strong> flechte das tote holz,<br />
<strong>die</strong> idole, den schotter, <strong>die</strong> lava,<br />
überdauert kirchen und wracks.<br />
das rentiermoos,<br />
fast weiß, aber nicht ganz.<br />
xiv<br />
ich weiß nicht, wehrt sich der fels<br />
gegen <strong>die</strong> flechte?<br />
sie sprengt ihn nicht,<br />
sie bewohnt ihn,<br />
macht ihn bewohnbar.<br />
xv<br />
so wie es mit uns war war es nichts.<br />
so wie es mit uns ist ist es nichts.<br />
das versteht sich. so<br />
wie es mit uns sein wird<br />
wird es vortrefflich sein,<br />
ganz ohne zweifel<br />
xvi<br />
aber ihr glaubt mir ja nicht
was ich sage.<br />
habt ihr immer noch nicht<br />
euer gehirn, euern bart entziffert?<br />
xvii<br />
ach ja, <strong>die</strong> flechte,<br />
beinahe<br />
hätten wir sie vergessen.<br />
lichtflechte, sonnenmoos,<br />
seibeiuns,<br />
großes gedächtnis.<br />
xviii<br />
vom manna träumen wir alle.<br />
aber wer hat das manna gemacht?<br />
das wissen <strong>die</strong> wenigsten.<br />
es war <strong>die</strong> flechte.<br />
xix<br />
ich habe vortrefflich gesagt.<br />
vorläufig allerdings<br />
sind wir noch nicht so weit<br />
wie <strong>die</strong> flechte.<br />
das versteht sich.<br />
xx<br />
ich weiß nicht wie manna schmeckt.<br />
aber es wird vortrefflich sein,<br />
ganz ohne zweifel.<br />
hans magnus enzensberger
Bessere<br />
Luftqualität in der<br />
Stadt Bern<br />
Flechtenvielfalt als Mass zur Bestimmung<br />
der Gesamtbelastung der Luft<br />
Flechten, eine Lebensgemeinschaft von Pilzen und Algen,<br />
reagieren äusserst empfindlich auf Luftschadstoffe.<br />
Mit Hilfe von Baumflechten wurde in der Stadt Bern im Jahre<br />
1990 <strong>die</strong> Luftqualität erstmals umfassend untersucht.<br />
Mit der Erfolgskontrolle 2004 wurde nun <strong>die</strong> Veränderung der<br />
Luftqualität Berns in den vergangenen 14 Jahren analysiert.<br />
Das erfreuliche Ergebnis - <strong>die</strong> strengen Luftreinhaltemassnahmen<br />
haben in den meisten Teilen der Stadt zu einer sichtbaren<br />
Belastungsverminderung geführt. Aber noch ist <strong>die</strong><br />
Stadtluft nicht in allen Quartieren sauber genug ...<br />
Luftgütekarte 1990 - vor 14 Jahren<br />
Bern heute - bessere Luftqualität<br />
KRITISCHE GESAMTBELASTUNG DER LUFT<br />
Die Belastung der Luft mit einer Vielzahl von Schadstoffen ist so hoch (deutliche<br />
Grenzwertüberschreitung für NO2), dass empfindliche Flechten absterben, weshalb<br />
man auch von „Flechtenwüsten“ spricht. In der Stadt Bern findet sich heute <strong>die</strong>se<br />
stärkste Belastungssituation nur noch in den zentrumsnahen Gebieten und inselförmig<br />
im verkehrsbelasteten Kirchenfeldquartier. Gegenüber 1990 hat sich das Gebiet der<br />
„Flechtenwüste“ um erfreuliche 67% verkleinert.<br />
STARKE GESAMTBELASTUNG DER LUFT<br />
Auch in der orangen Zone mit starker Gesamtbelastung (NO2 Grenzwert vielerorts überschritten)<br />
kann <strong>die</strong> starke Schädigung der Flechten von blossem Auge beobachtet<br />
werden. Diese Zone hat sich seit 1990 nur geringfügig verkleinert. Sie umgibt den Berner<br />
Stadtkern mit den angrenzenden Wohngebieten entlang wichtiger Hauptverkehrsachsen,<br />
wie der Nordring-, Neubrück-, Kirchenfeld-, Thun- und Seftigenstrasse.<br />
MITTLERE GESAMTBELASTUNG DER LUFT<br />
Um 14% hat sich <strong>die</strong> gelbe Zone mit mittlerer Gesamtbelastung gegenüber 1990 verkleinert.<br />
Heute umschliesst sie <strong>die</strong> Kerngebiete von Bern (NO2 meist im Grenzwertbereich).<br />
aktuelle Luftgütekarte 2004<br />
GERINGE GESAMTBELASTUNG DER LUFT<br />
Gegenüber 1990 hat <strong>die</strong>se Luftgütezone mit geringer Gesamtbelastung um ganze 36%<br />
zugenommen und hat sich von Westen und Osten her dem Stadtzentrum deutlich genähert.<br />
SEHR GERINGE GESAMTBELASTUNG DER LUFT<br />
Um erfreuliche 58% hat sich <strong>die</strong> lufthygienische Gunstzone mit sehr geringer Gesamtbelastung<br />
seit 1990 vergrössert. Früher trat <strong>die</strong> blaue Zone ausschliesslich am Stadtrand,<br />
wie Waldau, Saali, Elfenau, Gäbelbach und auf dem Gurten auf. Heute findet sie<br />
sich bereits im Stapfenacker von Bümpliz. Ein doch ermutigendes Ergebnis ...<br />
Karten reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA046556)<br />
Mit Flechten Luftbelastung sichtbar machen<br />
Flechten ermöglichen eine grossflächige Momentaufnahme<br />
über <strong>die</strong> komplexe Gesamtwirkung verschiedenster Luftschadstoffe.<br />
Die mit technisch gemessenen Luftschadstoffen<br />
„geeichte“ Bioindikationsmethode unterscheidet fünf Luftgütezonen<br />
und ermöglicht gesicherte Rückschlüsse auf <strong>die</strong><br />
Gesamtbelastung der Luft. Dabei spielen Stick- und Schwefeldioxid,<br />
Ozon sowie Feinstaub, Schwermetalle und <strong>org</strong>anische<br />
Schadstoffen <strong>die</strong> entscheidende Rolle.<br />
Veränderung der Luftqualität in der Stadt Bern<br />
Flechten verschwinden bei zu starker Luftbelastung, kommen<br />
aber bei sinkender Schadstoffbelastung ebenso rasch wieder<br />
zurück. Nachdem in Biel und mehreren Kantonen nachgewiesen<br />
wurde, dass sich <strong>die</strong> Luftqualität dank der strengen Luftreinhaltepolitik<br />
deutlich verbessert hat, zeigt <strong>die</strong> Erfolgskontrolle<br />
von 2004 auch für <strong>die</strong> Stadt Bern ermutigende Befunde.<br />
Im Direktvergleich der beiden Luftgütekarten von 1990<br />
und 2004 kann <strong>die</strong> Veränderung der Luftqualität in den verschiedenen<br />
Quartieren der Stadt Bern beurteilt werden.<br />
Projektausführung<br />
Dr. Rolf Herzig und Christof Bieri AGB Bern ; Gestaltung Werner Graf, Zürich<br />
Zur Verbesserung der Berner Luft haben massgeblich beigetragen ...<br />
Eine Vielzahl von Luftreinhaltemassnahmen, wie Heizölentschwefelung, Feuerungskontrolle,<br />
LowNox Feuerungen und <strong>die</strong> Substitution von Öl- auf abgasärmere Gasfeuerungen,<br />
bleifreies Benzin, Katalysatortechnik und Verkehrsberuhigung sowie <strong>die</strong> für Bern wichtige<br />
KVA-Sanierung haben zu einer markanten Abnahme der Luftbelastung geführt.<br />
Insgesamt fällt <strong>die</strong> Bilanz der lufthygienischen Erfolgskontrolle für Bern klar positiv aus,<br />
weisen doch 91% aller Untersuchungsgebiete eine verbesserte Luftqualität auf. Bei allem<br />
Erreichten sollten <strong>die</strong> Erfolge dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nur schon zur<br />
Bewahrung der momentanen Luftqualität und erst recht zur wünschbaren weiteren Verbesserung<br />
der Situation, auch künftig ein klarer Handlungsbedarf besteht.<br />
Mit Hilfe eines Zählgitters und der Artenvielfalt wird<br />
<strong>die</strong> Luftgüte erhoben. Am Stadtrand von Bern und auf<br />
dem Gurten können besonders viele Flechtenarten<br />
nachgewiesen werden.<br />
Dies bedeutet beste Luftqualität mit sehr geringer<br />
Gesamtbelastung der Luft.<br />
... und so wird‘s gemacht<br />
In der Berner Innenstadt entlang stark frequentierter<br />
Hauptstrassen, wie an der Laupenstrasse sind gar<br />
keine oder nur noch kleinste Reste schadstoffresistenter<br />
und stark geschädigter Flechten auffindbar.<br />
Dies ist der Zustand der „Flechtenwüste“ mit einer<br />
kritischen Gesamtbelastung der Luft.<br />
Projektträgerschaft<br />
Stadt Bern<br />
Amt für Umweltschutz<br />
und Lebensmittelkontrolle<br />
Gemeinde<br />
Bremgarten
Asta, J., E. Guillard, et al. (2003). "Heavy metal transfer from atmosphere to plants." Journal De Physique Iv 107: 65-67.://000183782300017<br />
Heavy metal contamination due to traffic was stu<strong>die</strong>d in the water basin of the Aiguebelette lake (Savoie, France) in the<br />
alpine chain. It is surrounded by mountains and crossed by a highway on a 6-km-distance. Contamination of lichens,<br />
mosses, barks and dead leaves litters were submitted to a comparative study. The quantities of six metals (Pb, Al, Cd, Zn,<br />
Mn, Ni) were estimated in each of these materials. Except for Al which was highly concentrated in Xanthoria parietina and<br />
to a lesser extent in mosses, all the matrices accumulated the metals in a relatively similar way. The hyperaccumulation<br />
factor varied from 2 to 258, depending on the sampling point on the stu<strong>die</strong>d metal and on the matrix. Bark represented a<br />
long-term accumulator and contained more lead than the other matrices. In the stu<strong>die</strong>d water basin, a specific atmospheric<br />
movement allowed to distribute the contaminants far away from the highway, especially on the west slope of the highest<br />
mountain.<br />
Ayrault, S., R. Clocchiatti, et al. (2003). "Heavy metal atmospheric deposition and biomonitoring." Journal De Physique Iv 107:<br />
1417-1417.://000183782500166<br />
Cabral, J. P. (2003). "Copper toxicity to five Parmelia lichens in vitro." Environmental and Experimental Botany 49(3): 237-250.://000182909200005<br />
Treatment of Parmelia caperata, P. perlata, P. subrudecta, P. sulcata and P. tiliacea with CuSO4 resulted in a time- and<br />
copper-concentration-dependent decrease in the total and intracellular potassium concentrations of the thallus, indicating<br />
that copper damaged the cytoplasmic membrane. Treatment with copper also resulted in a time-dependent increase in the<br />
total copper concentration of the thallus. After 4 h of exposure to copper, the process of potassium efflux was essentially<br />
completed but the absorption of copper was still increasing; moreover, the amount of copper bound to the thallus<br />
exceeded twice the amount of potassium released from the thallus, suggesting that cupric ions reached intracellular sites<br />
in the thallus, and K+/Cu2+ exchange was not electroneutral. After 5 h of exposure to copper, the extent of decrease in the<br />
total and intracellular potassium concentrations of the thallus was positively correlated with copper absorption levels, but<br />
only at 0.05 < P < 0.10, suggesting that membrane damage was proportional to the amount of bound copper, but other<br />
factors could have been operative, namely binding of copper to the cell wall. Acetone extracts of untreated thalli contained<br />
low concentrations of amino acids, polyols, and sugars, but considerable amounts of lichen substances: atranorin,<br />
caperatic, constictic, lecanoric, menegazziaic, protocetraric, salazinic, stictic, and usnic acids. Titration of the extracts with<br />
copper and assay of the free Cu2+ concentration revealed the presence of copper-binding ligands, and several successive<br />
absorption cycles, most probably corresponding to the binding of Cu2+ to each of the lichen substances detected in the<br />
extracts. However, no significant correlation (P > 0.10) was found between the Cu2+- complexing capacity of acetone<br />
extracts and copper-induced membrane damage. It was concluded that in the stu<strong>die</strong>d Parmelia species, and in the<br />
experimental conditions used in this work, copper toxicity was not a simple function of the Cu2+-binding properties of the<br />
lichen substances present in the thallus. Several hypotheses were formulated to interpret the results. (C) 2002 Elsevier<br />
Science B.V. All rights reserved.<br />
Dahlman, L., J. Persson, et al. (2003). "Carbon and nitrogen distribution in the green algal lichens Hypogymnia physodes and<br />
Platismatia glauca in relation to nutrient supply." Planta 217(1): 41-48.://000183386800005<br />
With the aim of understanding how some lichens can survive intensive fertilization we investigated two green algal<br />
(Trebouxia) lichens, Hypogymnia physodes (L.) Nyl. and Platismatia glauca (L.) W. Culb., and compared control (Ctr), and<br />
intensively fertilized (F) thalli. We measured total N, proteins and amino acids to assess lichen N status. Chlorophyll a<br />
indicated photosynthetic capacity and photobiont mass, ergosterol the metabolic demands of the fungus, and chitin the<br />
fungal biomass. For carbon status we measured glucose, the photobiont (Trebouxia) export product ribitol, and the<br />
mycobiont-specific carbohydrates arabitol and mannitol. The F- thalli had 2-3 times higher protein and N concentrations, 5-<br />
10 times higher chlorophyll a concentrations, while ergosterol and chitin were doubled. The ribitol concentrations were 4-5<br />
times higher in the F-thalli, while the fungal carbohydrates did not increase to the same extent. The amino acid arginine<br />
had increased 60-fold. The F-thalli also had a relatively higher N investment in the photobiont in relation to mycobiont<br />
tissue compared to the Ctr-thalli, probably resulting in an increased capacity for carbon assimilation, most possibly<br />
required for maintaining the higher nutrient status of the F-thalli. Arginine accumulation possibly avoided toxic effects of<br />
accumulated NH4+, albeit binding a significant fraction of assimilated carbon.<br />
Daillant, O., J. L. Beltramo, et al. (2003). "Lichens as bio-monitors of trace-elements in Central and Eastern France." Journal De<br />
Physique Iv 107: 349-352.://000183782300086<br />
Lichens (105 samples, mainly P. sulcata and X parietina) have been used to monitor As, Cd, Co, Cr, Cu, Mg, Ni, Pb, and<br />
Zn in Burgundy and in the East of France. When the industrial environment seemed to justify it, other elements were also<br />
looked for, such as Ag, Sn and V. Research was carried out on areas with little or moderate pollution and supplemented by<br />
stu<strong>die</strong>s on three "hot spots" with health problems. Record and background concentrations in lichens are presented as well<br />
as the ratios between those values. In the case of lead, the concentrations in lichens are compared with the results in<br />
blood tests.<br />
Demirbas, A. (2003). "Trace metal concentrations in ashes from various types of biomass species." Energy Sources 25(7): 743-<br />
751.://000183312900012<br />
In this study, toxic metal levels in selected samples of various biomass types-wood, wood bark, fruit shell, mushroom, and<br />
lichen-were determined. The samples were analyzed by atomic absorption spectrophotometrically for their toxic metal<br />
elements: As, Cd, Cr, Cu, Pb, and Hg. The maximum levels of As, Cd, Cr, Cu, Pb, and Hg were 4.118 mg/kg in beech<br />
trunk wood ash, 3.926 mg/kg in Cladonia rangiformis, 15.057 mg/kg in Lactarius piperatus, 92.488 mg/kg in Amanita<br />
muscaria, 40.832 mg/kg in beech trunk bark ash, and 0.718 mg/kg in Cladonia rangiformis, respectively, in all the samples.<br />
The problem of uptake and accumulation of these elements has environmental and toxicological aspects as well. Air toxic<br />
emissions during biomass combustion were typically very low and often near or below detection limits.
2<br />
Gaudry, A., A. Senhou, et al. (2003). "Biomonitoring of the atmospheric pollution by heavy metals in Morocco." Journal De<br />
Physique Iv 107: 533-536.://000183782300131<br />
In this study, the accumulation sensitivities of trace elements in six types of air pollution biomonitors (lichens, tree barks<br />
and a moss) are compared. Three analytical methods were used: 14 MeV neutron activation analysis, thermal neutron<br />
activation analysis method and X-ray fluorescence analysis. Stu<strong>die</strong>s of the local concentration variations versus the sizes<br />
of lichen and of their altitude of collection from grounds, revealed that a standardisation of the procedures for collecting<br />
samples was necessary.<br />
Hedenas, H., V. O. Bolyukh, et al. (2003). "Spatial distribution of epiphytes on Populus tremula in relation to dispersal mode."<br />
Journal of Vegetation Science 14(2): 233-242.://000183804500011<br />
We examined if the spatial distribution of epiphytes in a forest stand differs between two sexually and three asexually<br />
dispersed species. As study species we have chosen two sexually dispersed species, the lichen Collema curtisporum and<br />
the bryophyte Orthotrichum speciosum, and three asexually dispersed species, the lichens C. furfuraceum and Leptogium<br />
saturninum and the bryophyte O. obtusifolium. All of these species grow on Populus tremula. In P. tremula stands,<br />
individual trees may be regarded as distinct patches for the stu<strong>die</strong>d species, while the stand represents a 'landscape" of<br />
discrete patches. The study was performed in two relatively homogeneous forest stands. The study revealed that the<br />
asexually dispersed species were more common than the sexually dispersed. It was also shown that the sexually<br />
dispersed species were more aggregated than P. tremula in both stands. In contrast, the distribution of the asexually<br />
dispersed species mirrors, more or less, the distribution of their host, i.e. the spatial pattern shown by P. tremula. It is<br />
unlikely that the measured environmental variables strongly influenced the observed spatial distribution. Thus, we suggest<br />
that the different dispersal and establishment strategies were important in shaping the local distribution of the species.<br />
Herzig, R., L. Liebendorfer, et al. (1989). "Passive Biomonitoring with Lichens as a Part of an Integrated Biological Measuring<br />
System for Monitoring Air-Pollution in Switzerland." International Journal of Environmental Analytical Chemistry 35(1): 43-57.://A1989T753600004<br />
Jeran, Z., R. Jacimovic, et al. (2003). "Lichens and mosses as biomonitors." Journal De Physique Iv 107: 675-678.://000183782300166<br />
A national survey was performed in 2001 in Slovenia in which two different biomonitors, namely an epiphytic lichen<br />
Hypogymnia physodes and the terrestrial mosses Hypnum cupressiforme and/or Pleurozium schreberi were collected at<br />
the same sampling locations all over the country and analysed for trace elements. The main aim was to find out if the both<br />
kinds of biomonitors give similar estimates of trace element air pollution. The preliminary results for some selected<br />
elements As, Cd, Cr, Hg, La, Sb, Sc, U and Zn showed significantly higher mean value of anthropogenic or atmophile<br />
elements (As, Cd, Hg and Zn) in lichens and only slightly higher lithophile or soil derived elements (Cr, La, Sc and U) in<br />
mosses.<br />
Krishna, M. V. B., D. Karunasagar, et al. (2003). "Study of mercury pollution near a thermometer factory using lichens and<br />
mosses." Environmental Pollution 124(3): 357-360.://000183586400001<br />
Loppi, S. and A. Corsini (2003). "Diversity of epiphytic lichens and metal contents of Parmelia caperata thalli as monitors of air<br />
pollution in the town of Pistoia (c Italy)." Environmental Monitoring and Assessment 86(3): 289-301.://000183323300006<br />
The results of a biomonitoring survey carried out in the town of Pistoia (central Italy) using the biodiversity of epiphytic<br />
lichens and the accumulation of heavy metals in thalli of Parmelia caperata as indicators of air pollution are reported.<br />
Compared to previous surveys, the overall situation generally improved, with higher lichen diversity at most stations and<br />
lower metal concentrations in P. caperata thalli. However, the general picture according to a calibrated scale of<br />
environmental naturality/alteration was substantially negative, with about 87% of the study area classified as 'altered'<br />
(including the lichen desert) or 'semi-altered'. To explain this apparent contradiction, it has been suggested that lichen<br />
colonization is determined by declining SO2 concentrations, while major injuries to lichen communities are caused by the<br />
constantly high levels of NOX. In spite of the low levels of Pb measured in P. caperata thalli, vehicular traffic was excluded<br />
as the main source of atmospheric pollution. Domestic heating seems to be the main cause of changes in the diversity of<br />
epiphytic lichens in the study area.<br />
Loppi, S., F. Riccobono, et al. (2003). "Lichens as biomonitors of uranium in the Balkan area." Environmental Pollution 125(2): 277-<br />
280.://000184254900015<br />
The contribution of the conflict of 1999 to the environmental levels of uranium in the Balkan area was evaluated by means<br />
of lichens used as biomonitors. The average U concentration found in lichens in the present study was in line with the<br />
values reported for lichens from other countries and well below the levels found in lichens collected in areas with natural or<br />
anthropogenic sources of U. Measurement of isotopic ratios U- 235/U-238 allowed to exclude the presence of depleted<br />
uranium. According to these results, we could not detect widespread environmental contamination by depleted uranium in<br />
the Balkan area. (C) 2003 Elsevier Science Ltd. All rights reserved.<br />
Minganti, V., R. Capelli, et al. (2003). "Biomonitoring of trace metals by different species of lichens (Parmelia) in North-West Italy."<br />
Journal of Atmospheric Chemistry 45(3): 219-229.://000183563500001<br />
The concentrations of Cd, Cu, Mn, Ni, Pb, V, and Zn were measured in four different species of lichens (Parmelia<br />
caperata, P. pastillifera, P. saxatilis, P. sulcata) sampled in North-West Italy, in order to obtain maps showing metal<br />
distribution and the degree of deviation from background (natural) conditions. Significant differences among the species<br />
were found for Zn, Mn, Pb and V, suggesting that the combined use of mixed species in biomonitoring surveys can affect<br />
the interpretation of results. Results obtained for Parmelia caperata samples have been compared with background<br />
(natural) levels, and maps showing the distribution of each metal expressed as deviation from background levels have<br />
been obtained. Overall such maps show a medium to high alteration degree in the study area.
3<br />
Purvis, O. W., J. Chimonides, et al. (2003). "Which factors are responsible for the changing lichen floras of London?" Science of<br />
the Total Environment 310(1-3): 179-189.://000183883300018<br />
SO2 is no longer the principal factor influencing the vitality and composition of lichen assemblages in London. We provide<br />
direct evidence for an impact on lichen growth during episodic high exhaust emissions coupled with unusual climatic<br />
conditions. This suggests a combination of particles and nitrogen plays a major role in influencing lichen growth. Nitrogen<br />
from traffic emissions may be at least as important as agriculture in influencing the composition of lichen assemblages. (C)<br />
2002 Elsevier Science B.V. All rights reserved.<br />
Quevauviller, P., R. Herzig, et al. (1996). "Certified reference material of lichen (CRM 482) for the quality control of trace element<br />
biomonitoring." Science of the Total Environment 187(2): 143-152.://A1996UY69500008<br />
Lichens are currently used as bioindicators to monitor air pollution and to follow changes in pollution patterns. In order to<br />
perform reliable biomonitoring, these analyses should give accurate results, which implies that a good quality control<br />
system should be applied. One way to achieve accuracy is to use certified reference materials (CRMs). In order to produce<br />
a lichen CRM, the BCR-programme (now renamed Standards, Measurements and Testing programme) of the European<br />
Commission has conducted a certification campaign involving expert laboratories. A lichen material has been collected on<br />
pine trees, oven-dried, homogenised and bottled, and its homogeneity and long-term stability verified. The material (CRM<br />
482) was analysed by a group of 11 selected laboratories using different analytical methods. This paper describes the<br />
certification work performed to certify the elements Al, As, Cd, Cr, Cu, Hg, Ni, Pb and Zn. Indicative values are given for<br />
Ba, Br, Ca, Co, Fe, K, Mn, Mo, P, S, Sb, Se, Sn and V.<br />
Rikkinen, J. (2003). "Ecological and evolutionary role of photobiont-mediated guilds in lichens." Symbiosis 34(2): 99-110.://000183891100001<br />
Lichens have arisen independently on several occasions and there have also been multiple losses of the lichen symbiosis<br />
in different fungal lineages. This pluralistic evolutionary history explains major patterns in the current diversity of lichens<br />
and the mixed occurrences of lichenized and non- lichenized species in many fungal groups. However, we still have an<br />
insufficient understanding of factors that induce re- and de-lichenization events and. promote phylogenetic change in<br />
lichen symbionts over evolutionary time. While lichens are often cited as one classic example of coevolution, reciprocal<br />
evolutionary change between symbionts has been difficult to demonstrate. The apparent lack of phylogenetic tracking in<br />
many lichen groups indicates that a broader context is needed in which to interpret coevolution. This article provides some<br />
elements for such a framework and argues that the present diversity of lichen symbionts has evolved within an ecological<br />
kaleidoscope of photobiont-mediated guilds.<br />
Simonetti, A., C. Gariepy, et al. (2003). "Tracing sources of atmospheric pollution in Western Canada using the Pb isotopic<br />
composition and heavy metal abundances of epiphytic lichens." Atmospheric Environment 37(20): 2853-2865.://000183644000012<br />
The Pb isotopic composition and trace metal concentrations of epiphytic lichens collected from tree branches within<br />
northwestern North America are reported here, with a latitudinal coverage extending from the Beaufort Sea (Arctic circle)<br />
to the Canada-USA border. Overall, the trace metal concentrations and Pb isotope compositions correlate with latitudinal<br />
position, since lichens retrieved north of latitude 60degreesN are characterized by low enrichment factors (EF) (mainly<br />
between 10 and 30) for heavy metals (i.e. Pb, Zn) and radiogenic Pb-206/Pb-207 isotope values (similar to1.170- 1.180).<br />
Samples collected further south are characterized by higher EF for heavy metals and much lower Pb isotopic compositions<br />
(i.e. Pb-206/Pb-207 less than or equal to 1.150). Lichens retrieved in the immediate vicinity of major urban centers (i.e.<br />
Calgary, Alberta and Victoria, British Columbia) record distinct Pb isotopic values compared to the regional signal<br />
measured in adjacent (remote) samples. The total variation defined by the Pb isotopic compositions of the lichens may be<br />
attributed to the mixing of atmospheric particulates and aerosols derived from at least four end-member components, three<br />
anthropogenic and one natural. The latter is the predominant signal recorded in lichens retrieved north of 60degreesN, and<br />
is similar in Pb isotopic composition to a natural component identified in aerosols collected during the autumn season of<br />
1994 at Alert (Canadian High Arctic). In contrast, samples collected further south reflect in-part mixing between Canadian<br />
and USA anthropogenic sources of atmospheric Pb. The third (unradiogenic) anthropogenic end- member most probably<br />
represents atmospheric emissions originating from one of the world's major Zn/Pb smelters located at Trail, British<br />
Columbia. (C) 2003 Elsevier Science Ltd. All rights reserved.<br />
Ugur, A., B. Ozden, et al. (2003). "Biomonitoring of Po-210 and Pb-210 using lichens and mosses around a uraniferous coal-fired<br />
power plant in western Turkey." Atmospheric Environment 37(16): 2237-2245.://000182778900006<br />
In Gokova region where Yatagan is located there are three major uraniferous coal-fired power plants (CPPs) and they<br />
cause some pollution in the surroundings. Stu<strong>die</strong>s were realized over a wide area around the coal-fired power station<br />
located at Yatagan to evaluate the possible increase of natural radioactivity level due to the operation of the plant. The<br />
lichens Rhizoplaca melanophthalma, Cladonia convoluta, Cladonia pyxidata and the mosses Grimmia pulvinata, Hypnum<br />
cupressiforme were investigated for potential use as bioindicators for Po-210 and Pb-210 deposition. The maximum Po-<br />
210 and Pb-210 activities were observed around the hill close to ash stacks. The capture efficiency was the highest in one<br />
of the moss species, G. pulvinata with the activity concentration ranges of 600 +/- 19- 1228 +/- 36 and 446 +/- 15-650 +/-<br />
21 Bq kg(-1) for Po-210 and Pb-210, respectively. Soil samples were also collected and analysed in order to investigate<br />
any possible contamination in soil profiles due to CPPs and to determine unsupported Pb-210 flux. The Pb-210 and Ra-<br />
226 concentrations in uncultivated soil profiles varied between 58 +/- 2 and 258 +/- 6 Bq kg-1, 50 +/- 5 and 58 +/- 5 Bq kg(-<br />
1), respectively. The unsupported Pb-210 inventory in the core was calculated to be 3312 Bq m(2). The corresponding<br />
annual Pb-210 flux of 103 Bq m(-2) yr(-1) is high with compare to estimates of the atmospheric flux given in literature for<br />
the same region. (C) 2003 Elsevier Science Ltd. All rights reserved.<br />
Varrica, D., G. Dongarra, et al. (2003). "In<strong>org</strong>anic geochemistry of roadway dust from the metropolitan area of Palermo, Italy."<br />
Environmental Geology 44(2): 222-230.://000183872900011<br />
In<strong>org</strong>anic matter from roadway dust collected in the urban area of Palermo, Italy, was analysed to identify the chemical<br />
elements introduced into the environment as a result of human activities. Metals of environmental concern exhibit very
4<br />
high enrichment factors, which in some cases exceed 100. Metal size distribution indicates that Pd, Pt, Au, Sb, Zn, S, Ni,<br />
V, Mo and Cr substantially accumulate in the finest particles, whereas Pb, Br, As, Cu, Ag and Ba are almost independent<br />
of the size fraction. SEM/EDS analyses revealed that some individual particles contain clusters of foreign particles (