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Ich wollte schon als Bub Maurer werden.

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«<strong>Ich</strong> <strong>wollte</strong> <strong>schon</strong> <strong>als</strong><br />

Stefan Heller ist Schweizer Meister der<br />

<strong>Maurer</strong> 2012. Im Juli wird er das Schweizer<br />

Baugewerbe an der Berufsweltmeisterschaft<br />

WorldSkills in Leipzig vertreten. Die<br />

«Schweizer Bauwirtschaft» hat mit ihm über<br />

seine Vorbereitungen auf diesen Wettkampf<br />

gesprochen.<br />

«Schweizer Bauwirtschaft»: Wie spielt sich Ihre<br />

Vorbereitung auf die WorldSkills ab?<br />

Stefan Heller: Sie hat mit einem Team-Weekend<br />

in Davos begonnen, das im Februar stattgefunden<br />

hat. Danach haben zwei weitere Weekends in Spiez<br />

und Tenero stattgefunden. An diesen Teamweekends<br />

wurden wir mental auf den Ablauf des Wettkampfs<br />

vorbereitet. Ausserdem erhielten wir auch eine Medienschulung.<br />

Hier im Ausbildungszentrum in Effretikon<br />

trainiere ich zusammen mit meinem Trainer<br />

Markus Huber meine handwerklichen Fertigkeiten.<br />

Trainieren Sie immer am gleichen Objekt?<br />

Ja. Das Objekt, das wir an den WorldSkills mauern<br />

müssen, ist zu 70 Prozent bekannt. Für mich ist wichtig,<br />

dass ich mich an die drei verschiedenen Typen<br />

von Mauersteinen gewöhne, die anders sind <strong>als</strong> die,<br />

die wir sonst auf der Baustelle verwenden.<br />

Wie macht sich dieser Unterschied bei den<br />

Mauersteinen bemerkbar?<br />

Die Schweizer Mauersteine haben ein anderes Format,<br />

sind genauer und ziehen besser.<br />

Stefan Heller wurde im zweiten Lehrjahr angefragt, ob er Interesse an <strong>Maurer</strong>-Wettkämpfen habe.<br />

Wie unterstützt Sie Ihr Betreuer Markus Huber bei den Wettkampfvorbereitungen?<br />

Was haben Sie von ihm gelernt?<br />

Eigentlich alles ... Er hat mir seine Berufskniffe und seine Spezialwerkzeuge gezeigt.<br />

Da konnte ich sehr viel von seinem Wissen übernehmen. Das alles kann ich<br />

nicht nur im Wettkampf gebrauchen, sondern auch im Berufsalltag. Oft handelt<br />

es sich um Kleinigkeiten, die aber die Arbeit enorm vereinfachen. Mit der Zeit<br />

4 Schweizer Bauwirtschaft Nr. 11 05. 06. 2013


<strong>Bub</strong> <strong>Maurer</strong> <strong>werden</strong>.»<br />

Im Fokus<br />

<br />

Zur Person<br />

Stefan Heller (21) wurde im Herbst 2012 Schweizer<br />

Meister der <strong>Maurer</strong>. Damit qualifizierte er<br />

sich für die Berufsweltmeisterschaft WorldSkills,<br />

die dieses Jahr vom 3. bis 6. Juli in Leipzig (D)<br />

stattfindet. Heller wohnt in Unterstammheim im<br />

Zürcher Weinland und arbeitet bei Bachmann +<br />

Mettler in Ossingen ZH, wo er auch die Lehre<br />

gemacht hat.<br />

md<br />

Deshalb habe ich eine Schnupperlehre gemacht.<br />

Und es hat mir dann auch gefallen.<br />

Danach hat es ihn mehr und mehr «gepackt», wie er selbst sagt. Fotos: Massimo Diana<br />

habe ich dann auch meine eigenen Berufskniffe entdeckt oder habe solche von<br />

Markus Huber weiterentwickelt.<br />

Weshalb haben Sie den <strong>Maurer</strong>beruf gewählt?<br />

<strong>Ich</strong> bin auf dem Land aufgewachsen und <strong>wollte</strong> <strong>schon</strong> <strong>als</strong> kleiner <strong>Bub</strong> <strong>Maurer</strong><br />

<strong>werden</strong>, denn ich arbeite gerne draussen. Zu Hause habe ich oft etwas gebaut.<br />

Was haben Sie an den Vorbereitungsweekends<br />

gemacht?<br />

In Davos erhielten wir Informationen zum Ablauf der<br />

WorldSkills, trafen Behördenvertreter und Schüler,<br />

entwarfen mit dem Experten unsere Internetprofile,<br />

probierten Kleider an und nahmen Fototermine<br />

wahr.<br />

Ausserdem sind wir Schlitteln gegangen. Teambildung<br />

war an diesen Weekends ein sehr wichtiges<br />

Thema. Wir wollen in Leipzig ja nicht <strong>als</strong> Einzelgänger<br />

auftreten, sondern <strong>als</strong> Team, in dem 37 Berufe<br />

vertreten sind. Dazu kam dann noch das Mentaltraining<br />

und die Medienschulung.<br />

Ist es für Sie nicht etwas ungewöhnlich, plötzlich<br />

in Anzug und Krawatte herumzulaufen? <br />

Schweizer Bauwirtschaft Nr. 11 05. 06. 2013<br />

5


Im Fokus<br />

<br />

<br />

Also, an diesen Vorbereitungsweekends tragen wir<br />

natürlich nicht Schale, wohl aber an der Eröffnungs-<br />

und Abschlussfeier. Das ist <strong>schon</strong> speziell:<br />

<strong>Ich</strong> hatte bis jetzt weder einen Anzug noch eine<br />

Krawatte.<br />

Was für Erfahrungen haben Sie gemacht mit<br />

Leuten aus 37 Berufen? Findet man sich da<br />

überhaupt?<br />

Aber sicher! Das Team besteht aus Gleichgesinnten,<br />

die alle eine Schweizermeisterschaft hinter sich haben<br />

und nun das gleiche Ziel vor Augen haben, in<br />

Leipzig ihr Bestes zu geben. Es gibt niemanden im<br />

Team, der seinen Beruf nicht gerne ausübt. <strong>Ich</strong> fühle<br />

mich gut in diesem Team.<br />

Im vergangenen November sind Sie Schweizer<br />

Meister der <strong>Maurer</strong> geworden. Wie kamen Sie<br />

darauf, Wettkämpfe zu bestreiten?<br />

<strong>Ich</strong> habe zu Beginn gar nicht damit gerechnet. <strong>Ich</strong><br />

wurde im zweiten Lehrjahr angefragt, ob ich interessiert<br />

sei. <strong>Ich</strong> habe dann meinen Chef gefragt, was er<br />

dazu meint. Dieser hat mich motiviert, mitzumachen.<br />

Schon im ersten Training hat es mir gut gefallen.<br />

Danach hat es mich mehr und mehr gepackt.<br />

Immer sein Bestes geben: Das ist Stefan Hellers Grundsatz – auch für die WorldSkills.<br />

wehr. Und natürlich bin ich in der Freizeit mit Kollegen unterwegs. Mit dem<br />

Schützenverein nehme ich an Wettkämpfen teil.<br />

Wo sehen Sie Ihre Stärken, im Beruf, aber auch sonst?<br />

Die eigenen Stärken zu sehen ist immer etwas schwierig ... <strong>Ich</strong> denke, ich bin speditiv<br />

und ruhig, das sehe ich <strong>als</strong> meine Stärken.<br />

Sie wurden <strong>als</strong>o von Ihrem Arbeitgeber unterstützt.<br />

Ja, er hat mir immer Zeit zum Trainieren hier in Effretikon<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Treiben Sie neben Ihrem Beruf noch Sport oder<br />

pflegen Sie ein Hobby?<br />

<strong>Ich</strong> bin in einem Schützenverein und in der Feuer-<br />

Auch ein Steinmetz ist dabei<br />

Für das Schweizer Baugewerbe kämpft in Leipzig<br />

nicht nur ein <strong>Maurer</strong>, sondern auch ein Steinmetz<br />

um die höchsten Lorbeeren. Timur Bolt (20) aus<br />

Libingen SG wird seine Steinmetz-Lehre kurz vor<br />

seinem Einsatz an den WorldSkills in Leipzig abschliessen.<br />

Er hatte sich freiwillig für die Schweizermeisterschaft<br />

gemeldet und gleich gewonnen.<br />

«Mein Ziel ist es, zu gewinnen», sagt er selbstbewusst.<br />

md<br />

Sind das <strong>als</strong>o wichtige Eigenschaften in einer Wettkampfsituation?<br />

<strong>Ich</strong> denke, diese Eigenschaften sind wichtig, weil ich nicht so schnell nervös<br />

werde, wenn etwas nicht ganz nach Plan verläuft.<br />

Waren Sie <strong>schon</strong> einmal in Leipzig oder wissen Sie <strong>schon</strong> etwas über<br />

diese Stadt?<br />

<strong>Ich</strong> habe von Leuten, die dort waren, <strong>schon</strong> etwas über diese Stadt gehört.<br />

Wie schätzen Sie Ihre Chancen an den World-Skills ein?<br />

Das ist für mich sehr schwierig zu beurteilen. Da spielen so viele Faktoren eine<br />

Rolle, beispielsweise die jeweilige Tagesform. Deshalb nehme ich mir nie ein konkretes<br />

Wettkampfziel vor, sondern einfach, mein Bestes zu geben.<br />

Interview: Massimo Diana<br />

Schweizer Bauwirtschaft Nr. 11 05. 06. 2013<br />

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