8. Workshop - Bildungsportal Thüringen
8. Workshop - Bildungsportal Thüringen
8. Workshop - Bildungsportal Thüringen
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Fachgebiet Grundlagen der Elektrotechnik<br />
Fachgebiet Konstruktionstechnik<br />
Fachgebiet Kommunikationswissenschaft<br />
Fachgebiet Integrierte Hard- und Software-Systeme<br />
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong><br />
„Multimedia für Bildung und<br />
Wirtschaft“<br />
30. September und 1. Oktober 2004<br />
T a g u n g s b a n d<br />
ISSN 1436 – 4492
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Redaktion:<br />
Der Rektor der Technischen Universität Ilmenau<br />
Vera Yakimchuk (eMail: vera.iakimtchouk@tu-ilmenau.de)<br />
Redaktionsschluss: 27.09.2004<br />
Druck:<br />
Hausdruck<br />
- 2 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Programm<br />
30.09.2004<br />
11.30 Uhr Anmeldung, Beginn der Präsentation<br />
12.30 Uhr Eröffnung, Hauptvortrag:<br />
eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />
P. Klimsa, Technische Universität Ilmenau<br />
13.30 Uhr<br />
14.00 Uhr<br />
Drei Jahre Integration Drittmittelgeförderter Multimedia-Projekte in das<br />
Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />
K. Sostmann, K. Schnabel, Charité Universitäts Medizin Berlin<br />
eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />
G. Springer, K. Trippler, Technische Universität Ilmenau<br />
14.30 – 15.00 Kaffeepause<br />
15.00 Uhr<br />
15.30 Uhr<br />
16.00 Uhr<br />
16.30 Uhr<br />
01.10.2004<br />
<strong>8.</strong>00 Uhr<br />
<strong>8.</strong>30 Uhr<br />
9.00 Uhr<br />
9.30 Uhr<br />
Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale<br />
Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />
T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, Technische Universität Ilmenau<br />
Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK –<br />
Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />
A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK - Institut für Produktentwicklung der<br />
Universität Karlsruhe (TH)<br />
Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW –ein Konzept multimedialer<br />
Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />
H. Schneider, N. Rosbigalle, Technische Universität Ilmenau<br />
Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning<br />
am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />
H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg,<br />
Universität Magdeburg<br />
Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />
D. Wuttke, Technische Universität Ilmenau<br />
Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale –<br />
Ein Überblick<br />
L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau,<br />
K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />
Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS<br />
gemäß der GNU GPL Lizenz<br />
T. Uhl, Fachhochschule Flensburg, M. Hasse, K. Nowicki, Technische Universität<br />
Gdansk<br />
Standardisierung und Modularisierung am Beispiel<br />
der Lerneinheit „Digitales Video“<br />
A. Richter, Fachhochschule Erfurt<br />
10.00 – 10.30 Kaffeepause<br />
10.30 Uhr<br />
11.00 Uhr<br />
11.30 Uhr<br />
12:00 Uhr<br />
Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />
H. Niegemann, Universität Erfurt<br />
Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden,<br />
ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />
T. Tyczynski, Technische Universität Dresden<br />
Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />
H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />
Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen)<br />
zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />
G. Mierzwa, E. Wagner, Technische Universität Ilmenau
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorträge:<br />
eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />
P. Klimsa .............................................................................................................................................7<br />
Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt<br />
Reformstudiengang Medizin<br />
K. Sostmann, K. Schnabel ................................................................................................................11<br />
eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />
G. Springer, K. Trippler .....................................................................................................................17<br />
Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für<br />
Forschung, Lehre und Industrie<br />
T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne............................................................................................21<br />
Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der<br />
Universität Karlsruhe (TH)<br />
A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer......................................................................................................29<br />
Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW – ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule<br />
auf der eLearning-Plattform metacoon<br />
H. Schneider, N. Rosbigalle ..............................................................................................................37<br />
Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums<br />
„Ausgleichsvorgänge“<br />
H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg ....................................................43<br />
Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />
D. Wuttke...........................................................................................................................................49<br />
Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />
L. Zapf, H.-D. Wuttke, K. Schmidt .....................................................................................................57<br />
Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS gemäß der GNU GPL Lizenz<br />
T. Uhl, M. Hasse, K. Nowicki.............................................................................................................65<br />
Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />
A. Richter...........................................................................................................................................71<br />
Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />
H. Niegemann....................................................................................................................................79<br />
Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden, ein kommerzieller Erfolg<br />
des Projektes „MILE“<br />
T. Tyczynski.......................................................................................................................................85<br />
Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />
H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg...............................................................................91<br />
Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in<br />
multimediale Lernumgebungen<br />
G. Mierzwa, E. Wagner .....................................................................................................................97<br />
Präsentationen:<br />
Einsatz von Video für das Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik ................... 107<br />
Designforderungen an das Interface webbasierter Lernmaterialien am Beispiel der<br />
Elektrotechnik................................................................................................................................. 111<br />
Multimediale Lernumgebung GET-soft - Lernen, Üben, Kommunizieren ..................................... 115<br />
Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die GET-Ausbildung............................................. 119<br />
Lehrsoftware im Fachgebiet Technische Mechanik....................................................................... 123
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre<br />
Bildungstechnologie<br />
P. Klimsa, TU Ilmenau<br />
Abstract. : Das Lernen mit neuen Technologien hat in Deutschland eine lange Tradition.<br />
Von Anfang an gab es Ansätze für die Sicherung der Nachhaltigkeit des technisch unterstützten<br />
Lernens gegeben. Gibt es Ähnlichkeiten der Entwicklungen vor 30 Jahren und<br />
heute? Ausgehend von dem Ansatz der Bildungstechnologischen Didaktik wird die Lage<br />
vor 30 Jahren und heute verglichen.<br />
eLearning ist einer der aktuellen Schlüsselworte und verweist durch den kleinen Buchstaben „e“ auf<br />
einen „hochmodernen“ Begriff, wie beispielsweise auch. eCommerce, oder eBusiness. Im Unterschied<br />
zu computergestützten Modellen des Lernens geht es gleichzeitig auch darum, dass das Lernen nicht<br />
nur elektronisch, digital bzw. binär vermittelt wird, sondern auch telekommunikativ bzw. netzbasiert.<br />
Das Hauptkriterium von eLearning ist in technischen Komponenten zu suchen, die neue Nutzungsmöglichkeiten<br />
schaffen und neue Lernszenarien erst ermöglichen. Die alleinige Verfügbarkeit von<br />
neuen Medientechnologien sagt natürlich nichts über die didaktischen Potentiale der möglichen Szenarien<br />
aus. Eine neue Qualität kann nur durch fundierte Verknüpfung von didaktischen Konzepten mit<br />
neuen multimedialen und telekommunikativen Technologien entstehen. In zahlreichen Projekten wurden<br />
in Deutschland in den letzten 30 Jahren viele Erfahrungen über das Lernen mit neuen Technologien<br />
gesammelt. Die wichtigsten Dimensionen waren stets:<br />
• Institutionelle Verankerung<br />
• Didaktik/Mediendidaktik<br />
• Technologie/Technik<br />
• Erarbeitung angemessener Schnittstellen (Mensch-Maschine-Kommunikation)<br />
• Evaluation (formativ und summativ)<br />
• Evaluation (formativ und summativ)<br />
• Management des Lern-Angebotes<br />
• Unterstützung der Lerner beim Umgang mit Lernsystemen<br />
• Differentielle Lernvoraussetzungen (Gender, Kultur, Alter etc.)<br />
• Ethische Fragen<br />
Insbesondere im Ansatz der bildungstechnologischen Didaktik von Karl-Heinz Flechsig sind zahlreiche<br />
Parallelen zu entdecken. Da Sie im Vortrag nur teilweise angesprochen werden können, sollen sie an<br />
dieser Stelle etwas ausführlicher dargestellt werden.<br />
Dieser spezielle Ansatz steht im Zeichen einer Auseinandersetzung mit Vorurteilen zur Nutzung von<br />
technischen Medien im Unterricht. Bildungstechnologische Didaktik war als eine Antwort auf kritische<br />
Stimmen gegen “Roboter vor der Schultür”, “Maschinen statt Lehrer” gedacht, die oft unreflektiert erhoben<br />
wurden. FLECHSIG — als Vertreter des bildungstechnologischen Didaktikansatzes — grenzt den<br />
Begriff Unterrichtstechnologie von der Verwendung “möglichst vieler technischer Geräte für Unterrichtszwecke”<br />
und von Systemen der “Verhaltenstechnologie, für die Zwecke der Manipulation” ab. Mit<br />
dieser Abgrenzung schaffte er zwei Pole, die beide vom Einsatz der Medien gekennzeichnet sind, und<br />
zwischen denen sich seine Vorstellung von Didaktik bewegt.<br />
Mit der Begriffskombination technologische Wendung in der Didaktik sollte eine theoretische Begründung<br />
für mediale Entwicklungsprozesse geliefert werden. Dabei sollten “Lehrtechniken, deren aktueller<br />
Vollzug in den traditionellen Unterrichtssystemen an die physische Anwesenheit eines menschli-<br />
- 7 -
eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />
P. Klimsa, TU Ilmenau<br />
chen Lehrers gebunden ist, von eben dieser physischen Präsenz abgelöst, objektiviert und einem<br />
Medium übertragen werden.” (FLECHSIG 1970) Welche Tätigkeiten können nun einer Maschine übertragen<br />
werden?<br />
FLECHSIG greift Kategorien der Lehreraktivitäten von SMITH und MEUX auf und nennt folgende Tätigkeiten:<br />
definieren, kennzeichnen, beschreiben, feststellen, berichten, ersetzen, beurteilen, Meinung äußern,<br />
klassifizieren, vergleichen und gegenüberstellen, Schlussfolgerungen ziehen, erklären, Anweisungen<br />
geben und den Unterrichtsablauf organisieren. Selbstverständlich handelt sich hier um Aktivitäten,<br />
die erhebliche interindividuelle Varianz aufweisen, doch zumindest einige dieser Lehrertätigkeiten<br />
lassen sich auf ein Medium (“Gerät welcher Art auch immer”) übertragen. Diese Erkenntnis<br />
markiert die erste Phase der technologischen Wendung in der Didaktik. Es ist — so FLECHSIG — die<br />
Simulation des Lehrers durch ein Gerät.<br />
Erste Phase: Simulation des Lehrers durch ein Gerät<br />
Bereits ein Buch kann eine Reihe von Lehreraktivitäten übernehmen, die man als systematische Informationsdarbietung<br />
kennzeichnen kann. Neue Informationsträger wie Lichtbild, Film und Tonband<br />
können die Lehraktivitäten in einem für traditionelle Medien (Stimmbänder, Tafel, Kreide und Buch)<br />
nicht erreichbaren Masse perfektionieren. Insofern — schlussfolgert FLECHSIG — wohnen diesen Neuen<br />
Medien Wirkungen inne, die über bloße Simulation sogar hinausgehen.<br />
Die Konzeption des Programmierten Lernens und noch mehr die Informationsdarbietung durch “Lehrapparate”<br />
und “Elektronenrechner” stellen den am weitesten gehenden Versuch dar, das Verhalten<br />
eines Lehrers zu simulieren. Mit diesem Medien lässt sich nach FLECHSIG sogar die Aktivität der “Meinungsäußerung”<br />
— zum Teil auch Lob und Tadel — nachbilden. Die Nachahmung der Lehreraktivitäten<br />
sollte in eine bestimmte Richtung gelenkt werden: Ein Lernprogramm muss als ein Tutor fungieren,<br />
d.h. als ein Lehrer, der sich nur an einen einzigen Lernenden wendet. Diese Feststellung ermöglicht<br />
es FLECHSIG, die zweite Phase der technologischen Wende zu analysieren.<br />
Zweite Phase: Zweckrationale Konstruktion der Lehrtechniken<br />
Hauptmerkmale dieser Phase bilden Variabilität der Mittel (Medien) und Präzisierung der Lernziele.<br />
FLECHSIG führt aus, dass Medien ein effektives Lernen ermöglichen sollten. Hierzu werden auch ältere<br />
Formen lehrerunabhängigen Lernens genutzt: z.B. Korrespondenzunterricht und die Projektmethode 1<br />
Da Unterricht nicht nur didaktisch intendierte Wirkungen erzielt, sollte eine zweckrationale Konstruktion<br />
von Lehrtechniken zunächst die didaktischen Ziele von den übrigen verfolgten Zielen isolieren und<br />
sie unabhängig zu realisieren. Für die Unterrichtstechnologie erwachsen daraus drei Aufgaben: Lernziele<br />
präzise zu fassen (Operationalisierung der Lernziele), geeignete Lehrtechniken zu entwickeln,<br />
wobei Innovation nicht nur das bloße Einführen von Neuen Medien bedeuten kann, den Zusammenhang<br />
von Absicht (Ziele) und Mittel (Medien) zu rekonstruieren, d.h. die Frage zu klären, mit Hilfe welcher<br />
Lehrtechniken und Lehrmittel sich Lernziele messbar erreichen lassen. Die Feststellung der Mängel<br />
der verwendeten Lehrtechniken führt zu ihrer Optimierung und damit zur nächsten Phase der<br />
technologischen Wendung in der Didaktik.<br />
Dritte Phase: Perfektionierung der Lehrtechniken<br />
Sind Lernziele eindeutig formuliert und entsprechende Lehrtechniken entwickelt, so können die Lerntechniken<br />
überprüft und perfektioniert werden. Das Ziel der Bemühungen sollte dabei sein, “möglichst<br />
perfekt in möglichst ökonomischer Weise mit möglichst geringen negativen Nebenwirkungen” die<br />
Lernziele zu erreichen. FLECHSIG sondert drei Aspekte aus: Verbesserung der Geräte, Arbeitsteilung<br />
bei Entwicklung und Erprobung komplexer Lehrtechniken/Lehrmittel und Anwendung erfahrungswissenschaftlicher<br />
Befunde und Modelle. An dieser Stelle macht FLECHSIG eine Einschränkung, welche<br />
die Lehrenden aus dem Entscheidungsprozess um die Verbesserung der Medien ausgrenzt. Er meint:<br />
“Eine ausführliche Darstellung von Möglichkeiten, wie sich die für neue Lehrtechniken verwendeten<br />
Geräte verbessern lassen, ist weder in diesem Zusammenhang noch überhaupt von einem Erziehungswissenschaftler<br />
zu leisten.” (FLECHSIG 1970) Indem sich jedoch die Erziehungswissenschaft<br />
auf die Zuschauer-Position zurückzog, verlor sie den Einfluss auf die technische Entwicklung im Bereich<br />
der Medien, die für Unterrichtszwecke eingesetzt werden. Eine Beeinflussung der Entwicklungsrichtung<br />
ist jedoch nicht nur wünschenswert sondern auch notwendig, wie Erfahrungen zahlreicher<br />
universitären Projekte, wie beispielsweise MILE an der TU Ilmenau, zeigen. Das setzt sowohl Kenntnisse<br />
der technischen Mittel, als auch der neuesten Entwicklungstendenzen ebenso voraus wie die<br />
Beteiligung an interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsprojekten.<br />
1 FLECHSIG verweist dabei auf: E. Dale: Historical Setting of Programed Instruction. In: P. C. Lange: Programed<br />
Instruction. Chicago 1967; B. Y. Kersh: Programing Classroom Instruction. In: R. Glaser: Teaching Machines<br />
and Programed Learning II. Washingthon 1965.<br />
- 8 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Die Verbesserung von Lehrtechniken durch die Weiterentwicklung von Geräten, die Arbeitsteilung und<br />
die Anwendung erfahrungswissenschaftlicher Methoden hat ihre Grenzen in der Varianz der Unterrichtskontexte.<br />
Hier ist die nächste Phase der technologischen Wende begründet: die didaktische<br />
Systemforschung.<br />
Vierte Phase: Didaktische Systemforschung<br />
Die neuen Lehrtechniken werden — wie auch die alten — von Rahmenbedingungen bestimmt. Unter<br />
diesen Rahmenbedingungen “spielen die Persönlichkeitsmerkmale von Personen — also von Lehrern<br />
und Schülern —, die diese neue Technik anwenden oder erfahren, eine ebensolche Rolle wie die<br />
Organisationsstruktur und die Organisationsziele des Systems, von dem sie übernommen werden<br />
(FLECHSIG 1970) Es entgeht FLECHSIG nicht, dass ein individuelles Arbeitstempo bei der Verwendung<br />
von Lernprogrammen das Jahrgangsklassensystem in Frage stellt. Neue Lehrtechniken wirken sich<br />
also auf das System aus. Auch weitere systemische Auswirkungen können festgestellt werden: Konflikte<br />
mit allgemeinen Lehrplänen, Anpassung der finanziellen Mittel, Änderung der Zeiträume oder<br />
sogar Veränderung der Architektur des Schulgebäudes. Spezielle Auswirkungen auf das System der<br />
Weiterbildung werden verständlicherweise — da man den Zeitpunkt der Ausführungen berücksichtigen<br />
muss — nicht untersucht. Sicherlich müsste man hier von zum Teil anderen Rahmenbedingungen<br />
ausgehen, abhängig von dem Kontext der jeweiligen Bildungsmaßnahme.<br />
Folgende Aufgaben sind bezüglich der didaktischen Systemforschung notwendig:<br />
1. Analyse der Systemänderungen, die bei der Einführung neuer Lehrtechnik notwendig werden;<br />
2. Entwicklung von Unterrichtssystemen, bei denen die Effizienz der Lehrtechniken nicht durch<br />
Rahmenbedingung aufgehoben wird;<br />
3. Entwicklung neuer Formen der Wirkungskontrolle;<br />
4. Entwicklung von Beratungssystemen für Lerner;<br />
5. Ständige Überprüfung von negativen oder positiven Nebenwirkungen des Systems;<br />
6. Erstellen von Prognosen hinsichtlich einer Veränderung der Makrostruktur des Bildungswesens<br />
durch Untersuchung der Mikrostruktur der neuen Unterrichtssysteme.<br />
Didaktische Systemforschung ist von einer genauen Festlegung der Lehrziele abhängig, was nach<br />
FLECHSIG die letzte Phase der technologischen Wendung in der Didaktik darstellt.<br />
Fünfte Phase: Curriculum- oder Lehrplanforschung<br />
Die Entwicklung technologisch konzipierter Unterrichtssysteme hat aus drei Gründen eine Rückwirkung<br />
auf die Unterrichtsziele:<br />
1. Herkömmliche — in Lehrplänen und Richtlinien festgelegte — Zielvorstellungen sind nicht<br />
operationalisierbar, daher findet deren Modifikation statt.<br />
2. Technologisch konzipierte Unterrichtssysteme sind reproduzierbar;<br />
3. Technologisch konzipierte Unterrichtssysteme sind von Ort und Zeit unabhängig.<br />
Diese Überlegungen ordnen der Curriculumforschung folgende konkrete Aufgaben zu:<br />
• Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Unterrichtssystemen und deren Lernzielen sowie<br />
Klärung deren Wirkungen;<br />
• Kriteriendurchsichtige und überprüfbare Analyse und Kritik bestehender sowie Entdeckung<br />
neuer Lernziele;<br />
• Entwicklung neuer Curricula;<br />
• Herstellung von Transparenz spezifischer Ziele und Wirkungen der einzelnen Curricula, um<br />
die Gefahr einer Manipulation auszuschließen.<br />
FLECHSIG selbst wertet seinen Beitrag zur didaktischen Theoriebildung als Reaktion auf die Wandlung<br />
des Unterrichts vom vor-industriellen zum industriellen Zustand. Mit seinem Phasenmodell wolle er<br />
verdeutlichen, dass es hier nicht um eine Abfolge von Epochen, sondern um eine “Sequenz von Problemstellungen”<br />
geht. Seine Forderung, Analyse und Kritik der Lernziele neuer Unterrichtssysteme zu<br />
leisten, leitet sich aus dem Prinzip der Rationalität der Entwicklung und Entdeckung der Unterrichtsziele<br />
ab. Das Modell der Phasen der technologischen Wendung in der Didaktik nach FLECHSIG muss also<br />
als ein System mit fünf interdependenten Teilbereichen verstanden werden.<br />
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eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />
P. Klimsa, TU Ilmenau<br />
Wie wir aus der Beobachtung der Entwicklung von Unterrichtsmedien und deren theoretischer Reflexion<br />
von den siebziger bis zu den neunziger Jahren wissen, sind Rahmenbedingungen — also die<br />
vierte Phase des Modells — als entscheidend für den Einsatz von neuen Lernsystemen anzusehen.<br />
Didaktische Systemforschung — zum Teil auch andere von FLECHSIG benannten Phasen — haben in<br />
Bezug auf Medien vor allem in den achtziger Jahren einen radikalen Einbruch erfahren (LEHNER<br />
1989). Erst in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre brachten die digitale Multimediatechnik und die<br />
Internetentwicklung Veränderungen mit sich.<br />
Die curriculare Orientierung der hier skizzierten Konzeption ist unübersehbar. Der curriculumtheoretische<br />
Ansatz kommt besonders im sog. LOT-Projekt (LernzielOrientierte Tests) zur Geltung.<br />
Unter den in der Curriculumforschung anstehenden Problemen nennt FLECHSIG (o.J. S. 6ff), folgende:<br />
• Entdeckung und Entwicklung von Lernzielen;<br />
• Entscheidung über Lernziele;<br />
• Operationalisierung von Lernzielen;<br />
• Klassifizierung von Lernzielen;<br />
• Koordination von Lernzielen;<br />
• Revision aller Maßnahmen über Lernziele;<br />
Obwohl die Auflistung in einem anderen Zusammenhang entstand, ist sie der fünften Phase der didaktischen<br />
Wendung zuzuordnen. Erfahrungswissenschaftlich untermauerte Entwicklungspraxis für Curricula<br />
— wie sie in der hier dargestellten dritten Phase anfallen soll — ist über die ersten lernzielorientierten<br />
Versuche nicht hinausgegangen.<br />
Ist dies gegenwärtig anders? Neben der Verwendung von Standards (aktuell z.B. SCORM) werden<br />
Modularisierung und Strukturierung von eLearning-Angeboten als Elemente der Nachhaltigkeit genutzt.<br />
Trotzdem bleibt dabei wie vor 30 Jahren die Frage, wie sich Lernsysteme bzw. Lernmodule in<br />
umfassende didaktische Konzepte einbinden lassen, um flexible Lernszenarios ohne Mehraufwand zu<br />
ermöglichen? Didaktische Erwägungen sind ein integraler Bestandteil jeglicher Bemühung, eLearning<br />
dauerhaft in der Lehr- und Lern-Landschaft zu integrieren. Es geht immerhin um einen langfristigen<br />
Erfolg und um Zukunftssicherheit von Investitionen in Millionenhöhe.<br />
Literatur<br />
[1] Issing, L. / Klimsa P. (Hrsg) (2002). Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Beltz PVU<br />
Weinheim.<br />
[2] Flechsig, K.-H. (1970). Die technologische Wendung in der Didaktik. In: G. Dohmen / F. Maurer /W.<br />
Popp (Hrsg.) (1970). Unterrichtsforschung und didaktische Theorie. München.<br />
[3] Flechsig, K.-H (o.J.). Leitfaden zu Kolleg “Theorie des Unterrichts”. Konstanz.<br />
[4] Klimsa P. (1993). Neue Medien in der Weiterbildung. Beltz DSV Weinheim.<br />
[5] Lehner, M. (1989). Didaktik und Weiterbildung. Zur historischen Rekonstruktion des didaktischen<br />
Denkens in der Erwachsenenbildung. Weinheim.<br />
Autorenangaben<br />
Univ.-Prof. Dr. Paul Klimsa M.A.<br />
Fachgebiet Kommunikationswissenschaft, Technische Universität Ilmenau<br />
Am Eichicht 1<br />
98684 Ilmenau<br />
Tel. 03677 694731<br />
paul.klimsa@tu-ilmenau.de<br />
- 10 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-<br />
Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin 1<br />
K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />
Einleitung<br />
Seit 1999 existiert an der Charité-Universitäts Medizin Berlin neben dem traditionellen Curriculum (TC)<br />
der Reformstudiengang Medizin (RSM). Der Reformstudiengang Medizin ist einer der ersten Modellstudiengänge<br />
in Deutschland. Dessen Curriculum, integriert die Klinik und die Vorklinik komplett.<br />
Hauptlernmethode ist das Problemorientierte Lernen (POL). Studierende lernen damit praxisorientiert<br />
ab dem ersten Tag in kleinen Gruppen patientenzentriert medizinische Szenarien zu erarbeiten und<br />
Lösungsstrategien zu entwickeln.<br />
Die Gestaltung der praktischen studentischen Ausbildung beinhaltet den Aufbau eines Trainingszentrums<br />
für Ärztliche Fertigkeiten (TÄF). In diesem werden den Studierenden Übungsmöglichkeiten<br />
zur Erlangung der in den Lernzielen festgelegten und am Semesterende geprüften praktischen Fertigkeiten<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Zur Vervollständigung des Trainingsrepertoires werden im TÄF bereits bestehende multimediale Anwendungen<br />
auf CD-ROMS und im Internet den Studierenden auf Computern zur Verfügung gestellt.<br />
Die im Jahre 2000 auf dem Markt vorhandenen Anwendungen und deren Inhalte entsprachen nicht<br />
dem problemorientierten Lösungsansatz, der die Grundlage des Unterrichtkonzeptes des RSM darstellt.<br />
Die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen fallbasierten Lernprogramme, fokussierten auf Lösungsstrategien,<br />
die dem Autor für die Studierenden als sinnvoll erschienen. Sie waren wenig für das<br />
selbstbestimmte Lernen in Kleingruppen geeignet (s. Abb.1). Um die Vorteile der multimedialen Unterstützung<br />
von Fallbeispielen mit Videos, Bildern, Animationen und Geräuschen im POL-Unterricht zu<br />
nutzen, wurden Drittmittel in dem BMBF-Programm „Neue Medien für die Bildung“ [1] und „Notebook<br />
University“ für die Projekte Sympol, Caseport, Meducase und Medumobile eingeworben. Neben den<br />
BMBF-geförderten Themen, fördert die Volkswagen-Stiftung die Entwicklung multimedialer Lernprogramme<br />
im Reformstudiengang.<br />
Als Ziele, der unter dem Dach des Reformstudiengangs vereinten Teilprojekte, wurden die Erforschung<br />
und Erprobung multimedialer Werkzeuge im studentischen Unterricht festgelegt. In der Anwendung<br />
multimedialer Lehr- und Lernprogramme im POL-Unterricht bestanden zu diesem Zeitpunkt<br />
national kaum Erfahrungen. International wurde bezüglich der Nutzung von E-learning-Anwendungen<br />
eine kontroverse Diskussion geführt [2]. Anlass zu Skeptizismus gaben mehrere vergleichende Studien,<br />
die die freiwillige Anwendung von traditionellen und neuen Lernmedien durch Studierende maßen.<br />
Diese zeigten einen wesentlich geringeren Nutzungsgrad der „Neuen Medien“ im Vergleich zu<br />
den klassischen Lern-Medien bei gleicher Verfügbarkeit [3]. Infolgedessen wurde die These aufgestellt,<br />
dass alleine die curriculare Integration der E-learning-Anwendungen mit Koppelung der Inhalte<br />
an verbindliche Prüfungsthemen, zu einer verstärkten (unfreiwilligen) Nutzung der angebotenen Anwendungen<br />
führte [4]. Ein weiterer kritischer Faktor für die Praxistauglichkeit der Lehr- und Lernprogramm<br />
war, neben den genannten Faktoren, die Unausgereiftheit der Anwendungen, sowie deren<br />
technologiegetriebener Entwicklungsansatz. Auf diesen Grunderfahrungen basierend entstanden<br />
bundesweit eine Reihe fallbasierter e-Learning-Anwendungen, die auf konstruktivistischen Lerntheorien<br />
gründeten. Deren Integration in die Berliner Projekte soll dargestellt werden.<br />
Neben der Bereitstellung der notwendigen Technologien, die in den Projekten Medumobile, Sympol<br />
und Meducase im Vordergrund standen, stellte die Produktion von Inhalten für bereits existierende<br />
Anwendungen den Schwerpunkt in dem Projekt Caseport dar, in Berlin insbesondere für die Kinderheilkunde<br />
(Pädiatrie). Anhand dieses Projektes soll exemplarisch die methodische Umsetzung der<br />
schrittweisen didaktischen und technischen Entwicklung eines Unterrichtsszenarios dargestellt wer-<br />
1 Der Reformstudiengang Medizin wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die<br />
VolkswagenStiftung, die Deutsche Ärzteversicherung und die Robert Bosch Stiftung<br />
- 11 -
Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />
K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />
den. Ein wichtiger Aspekt der universitären Ausbildung in der Kinderheilkunde stellt die Kenntnis der<br />
klassischen pädiatrischen Kinderkrankheiten dar. In der universitären Medizin liegt der Schwerpunkt in<br />
der Behandlung spezifischer Krankheitsbilder. Klassische Kinderkrankheiten sind in der universitären<br />
Lehre im geringen Maße präsent, obwohl sie einen großen Teil der pädiatrischen Patienten betreffen.<br />
Zudem ist es in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Reduktion der Liegezeiten in den Kliniken<br />
gekommen, so dass einer reduzierten Anzahl kränkerer Patienten einer wachsenden Zahl von<br />
Studierenden gegenüber steht. Somit ergab sich die Fragestellung, inwiefern der klinische Kontakt mit<br />
klassischen pädiatrischen Krankheitsbildern realitätsnah durch multimediale Anwendungen ergänzt<br />
werden könne.<br />
Methodik/Ergebnisse<br />
a) Caseport<br />
Die Beteiligung an dem Projekt Caseport sah die Entwicklung medizinischer Lehr- und Lernfälle für die<br />
Kinderheilkunde innerhalb eines Konsortiums von drei Unikliniken (Freiburg, Heidelberg, Berlin) vor.<br />
Diese sollten anschließend über ein Internetportal (www.caseport.de) für autorisierte Anwender verfügbar<br />
gehalten werden. Zu diesem Zwecke musste in Berlin ein Programm zur Darstellung dieser<br />
klinischen Fallbeschreibungen ausgewählt werden, dass den Anforderungen des problemorientierten<br />
Unterrichts am Reformstudiengang gerecht wurde. Es wurde eine Evaluation der ausgereiften, am<br />
Markt verfügbaren fallbasierten Lehr- und Lernprogramme durchgeführt. Dies waren Docs `n Drugs,<br />
D3-Webtrainer, Casus, DrX und CAMPUS. Anhand einer Kriterienliste wurde, unter Berücksichtigung<br />
der geplanten Lehrszenarien, die Anwendbarkeit der Programme evaluiert. Anschließend wurden die<br />
Systeme einer kritischen Bewertung durch unsere Mitarbeiter unterzogen. Für die Pilotphase in der<br />
Praxis wurde das Programm CAMPUS ausgewählt. Die Begründung lag zum einen in der ausdrücklich<br />
konstruktivistischen Programmkonstruktion, die lerntheoretisch und praktisch dem pädagogischen<br />
Konzept des Reformstudiengangs am nächsten kam [5]. Für CAMPUS lagen im Bereich Pädiatrie<br />
bereits Erfahrungen im studentischen Einsatz des Heidelberger Curriculums vor [6]. Für jedes der<br />
Programme galt, das bis zu diesem Zeitpunkt wenige Erfahrungen für den selbst gesteuerten Einsatz<br />
im problemorientierten Kleingruppenunterricht [7] gab, so dass für die möglichen Programmanpassungen<br />
der technische Support eine wichtige Rolle spielte. Dieser wurde durch die Entwickler-Gruppe um<br />
Professor Leven an der Fachhochschule Heilbronn im Fachbereich medizinische Informatik gewährleistet.<br />
Ein weiteres Kriterium war das ausgereifte Stadium der Entwicklung des Programms zu diesem<br />
Zeitpunkt. CAMPUS bietet die Möglichkeit, unter einem Dach die medialen Erweiterungen (Videos von<br />
verschiedenen Krankheitsstadien, Anamnese-Videos), der bisher in ausschließlich textueller Form<br />
oder auf getrennten Datenträgern vorliegenden Patienteninformationen zu vereinen. Es können weitere<br />
wichtige klinischen Daten wie Laborbefunde und bildgebende Diagnostik (Röntgen, Ultraschall, etc.)<br />
in animierter Form angeboten werden. Der gesamte klinische Krankheitsverlauf eines Patienten kann<br />
so auf seine didaktisch relevanten Aspekte gestrafft, nachvollzogen werden. Die Überführung von<br />
CAMPUS in den Praxiseinsatz erfolgte mittels eines mehrstufigen Usability tests:<br />
Die acht Berliner POL- Schritte<br />
1.Klärung grundsätzlicher Verständnisfragen zu<br />
Terminologie und Problemstellung<br />
2. Definition des Problems oder von Teilproblemen zur<br />
Bearbeitung durch die Gruppe<br />
3. Sammlung von Hypothesen und Ideen<br />
4. Systematische Ordnung von Hypothesen und Ideen<br />
5. Formulierung der Lernziele<br />
6. Erarbeitung der Lernziele<br />
7. Synthese und Diskussion der zusammen getragenen<br />
Lerninhalte<br />
<strong>8.</strong> Reflexion der erarbeiteten Inhalte, des strategischen<br />
Vorgehens, des Gruppenprozesses<br />
Abb.: 1 POL-Ablauf Schema f. 2 Sitzungen<br />
1. Ziel dieser Teststufe war die Evaluation der<br />
praktischen Umsetzung des Medieneinsatzes im<br />
POL-Unterricht. Ein selbst entwickelter HTML-Player<br />
diente als Trägerplattform für den ersten Einsatz.<br />
Inhaltlich wurden in der Lernmethode des<br />
problemorientierten Unterrichts (POL) erfahrene<br />
Studierende des 5. Semesters mit dem System, statt<br />
der herkömmlichen Papierfälle versorgt. Die<br />
Oberfläche bietet in übersichtlicher Form alle<br />
enthaltenen Videos und inter-aktiven Bilder in einer<br />
Menüleiste an. Dies beinhaltete mehrere Videos,<br />
sowie interaktive Röntgenbilder ergänzend zu den<br />
textuellen Informationen. Pro Gruppe Studierender<br />
wurde ein Beamer oder Monitor mit Computer bzw.<br />
Laptop vorgehalten. Die in diesem Szenario<br />
erhobenen Informationen flossen in das<br />
Folgeszenario ein. Probleme, die eine Anpassung<br />
des Szenarios erforderten, ergaben sich vor allem im<br />
Bereich der Interaktion der Gruppe mit der neuen Technik (Hawthorne-Effekt). Die Erhebung der Fallinformationen<br />
erfolgte in den Kinderkliniken der Charité dem Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und<br />
Jugendmedizin.<br />
- 12 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
2. Der erste Pilottest für CAMPUS wurde mit Studierenden des sechsten Semesters in den POL-<br />
Gruppensitzungen durchgeführt. Die quantitative und qualitative Evaluation zeigte die Notwendigkeit<br />
für eine Anpassung des Programms für den POL-Gruppenunterricht auf. Obwohl die Erfahrungen aus<br />
dem ersten POL-Gruppeneinsatz berücksichtigt wurden, ergaben sich Hinweise auf eine mangelnde<br />
didaktische Übereinstimmung zwischen der Programmstruktur und der Anwender-Schnittstelle in Form<br />
des auf einem JAVA-Client basierenden CAMPUS-Players.<br />
3. Der dritte Test half die Schnittstellenmängel des Clients im Detail einzugrenzen. Es wurde mit<br />
bis zu drei Fällen pro Gruppe der Einsatz im studentischen Unterricht untersucht. Ein Anforderungskatalog<br />
für die Entwicklung eines für die spezifischen Bedürfnisse des POL-Unterrichtes geeigneten<br />
Players wurde erstellt. Dieser sollte parallel zu dem ursprünglichen CAMPUS-Player als Alleinlerner-<br />
Variante verwendet werden. Der neue Player, CAMPUS-Light, die Verwendung im Gruppenunterricht<br />
erleichtern.<br />
4. In dieser Testphase konnte die Zahl der eingesetzten medizinischen Fälle pro Semester durch<br />
fortgeschrittene Autorentätigkeit erweitert werden. Der neu programmierte CAMPUS-Light-Player bot<br />
erstmals eine plattformunabhängige Nutzung der Inhalte an. Durch die Umsetzung in Javascript/HTML,<br />
konnte eine schnellere und leichtere Erreichbarkeit der Daten gewährleistet werden.<br />
Gleichzeitig waren die Fälle über das Caseport-Portal in der Java-Variante aus dem Internet abrufbar.<br />
5. Im Sommersemester 2004 wurden im sechsten Semester des Reformstudiengangs Medizin<br />
im Block Säugling/Kleinkind fünf der sieben möglichen Fälle multimedial in vier von acht POL-Gruppen<br />
gleichzeitig angeboten. Pro Gruppe stand ein Laptop mit Beamer und CAMPUS-Light als Software zur<br />
Verfügung. Die Resonanz der Studierenden auf dieses Angebot war positiv. Eine qualitative Kurzbefragung<br />
ergab eine überwiegend positive Einschätzung durch die Studierenden. Nachdem die technischen<br />
Schwierigkeiten beseitigt wurden, liegt der Auswertungsschwerpunkt auf den kognitiven Effekten<br />
des Computereinsatzes. Ziel des Einsatzes soll die vergleichende Überprüfung des Wissenszuwachses<br />
sein. Diese Ergebnisse befinden sich in Auswertung.<br />
Evaluation<br />
Lernsoftware<br />
CAMPUS-<br />
Fallerstellung<br />
Usability/Didaktik Test HTML-<br />
Player<br />
1. CAMPUS-<br />
Einsatz<br />
CAMPUS-<br />
Modifikation<br />
Regelstudiengang<br />
1. CAMPUS<br />
Regel- und<br />
Reformstudiengang<br />
Fallerstellung + Evaluation + Modifikation<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Abb.2: Entwicklung u. Integration von CAMPUS<br />
b) Meducase<br />
In der Zusammenarbeit mit Meducase wurden die Teilaspekte Unterstützung der Anamneseerhebung<br />
durch Multimediaprogramme und problemorientiertes Lernen im Internet erforscht. Zudem wurden für<br />
die Meducasefälle Simulationspatientinnen und -patienten gefilmt, um die Fallbeispiele aus der Klinik<br />
lebendiger wirken zu lassen.<br />
Im Teilprojekt Medupol wird der POL-Prozess im Internet online erlebbar. Studierende können an<br />
einem virtuellen POL-Seminar teilnehmen. Die Vorteile eines interaktiven Kommunikationstools, also<br />
die orts- und zeitunabhängige Teilnahmemöglichkeit, werden mit den Stärken des problemorientierten<br />
Kleingruppenunterrichts kombiniert. Der Computer spielt selber die Rolle eines Ideengebers während<br />
der Brainstormingphase (s. Abb. 1 Schritt 3). Ein menschlicher Tutor ist zu fest gelegten Zeiten online<br />
und ermöglicht einen interaktiven Austausch und die Beantwortung fachlicher Fragen. Dieses Projekt<br />
befindet sich in der Erpobungsphase.<br />
In einem Blended-Learning-Ansatz wurde in einem weiteren Projektzweig ein System entwickelt, mit<br />
dessen Hilfe Studierenden innerhalb der Meducase-Plattform beispielhafte Arzt-Patientengespräche<br />
auf Videos (MPEG2/Flash-basiert) zur Verfügung gestellt werden konnten. Dies diente zur Vorbereitung<br />
der realen Übungsgespräche mit Simulationspatienten(innen). Diese Gespräche stellen eine<br />
Ausbildungsveranstaltung im Rahmen von Interaktionsseminaren dar. Studierende erhalten Feedback<br />
von den Simulationspatienten(innen) bezüglich ihrer Gesprächsführungstechniken und Interaktionsfertigkeiten.<br />
- 13 -
Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />
K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />
c) Medumobile<br />
Das Projekt Medumobile beinhaltete die<br />
Entwicklung und Implementierung Wireless-LAN<br />
gestützter Anwendungsszenarien<br />
unter Integration der bereits bestehenden<br />
multimedialen E-learning-Projekte. Die<br />
Szenarien beinhalteten am Reformstudiengang<br />
den Einsatz in POL-Gruppen, im Regelstudiengang<br />
in einem Vorlesungs- und<br />
einem Kleingruppen-Szenario. Über via<br />
VPN an ein separates LAN angebundenen<br />
Server, konnte das Übertragungsteam (2<br />
Techniker, studentische Hilfskräfte in den<br />
Gruppen, Arzt) aus der Notaufnahme der<br />
Kinderklinik eine klinische Aufnahmesituation<br />
übertragen. Die angemeldeten<br />
Abb. 3: Übertragungs Szenario WLAN Charité<br />
Nutzer des Systems waren über den Zeitpunkt<br />
der Übertragung kurzfristig informiert worden und hatten Gelegenheit, sich innerhalb der Reichweite<br />
eines Acces-Points (802.11b) auf einem der Campi zu begeben. Vier POL-Gruppen waren in<br />
ihren Seminarräumen der Übertragung zugeschaltet. Innerhalb der Szenarien zeigte sich technischer<br />
und didaktischer Anpassungsbedarf. Die Zufriedenheit der Studierenden konnte so von Veranstaltung<br />
zu Veranstaltung deutlich gesteigert werden. Der Zugang mehrerer Rechner zu einem Accesspoint mit<br />
Videoübertragungen führte zu<br />
Übertragunsunterbrechungen auf einzelnen Rechnern aufgrund der hohen Datenlast. Schwierigkeiten<br />
bereitete die Synchronisation der Interaktion zwischen den einzelnen Gruppen und dem Patienten.<br />
Diskussion<br />
Der virtuelle Patientenkontakt dient der Vorbereitung und Ergänzung der traditionellen Unterrichtsveranstaltungen,<br />
kann und soll aber keinen Ersatz für den direkten Kontakt mit den Patienten darstellen.<br />
Drittmittel-geförderte Multimedia-Projekte stellen neben den fakultätseigenen Projekten den Ausgangspunkt<br />
der derzeit bestehenden E-Learning-Aktivitäten der Charité dar. Die auf verschiedenen<br />
Ebenen entwickelten Projekte, beinhalteten neben der Entwicklung technischer Lösungen, die Erstellung<br />
von Inhalten für bereits bestehende Programme, sowie die Entwicklung der didaktischen Rahmenbedingungen<br />
für den Unterricht im Sinne eines Blended-Learning-Ansatzes.<br />
Für den Einsatz der multimedialen Anwendungen im studentischen Kleingruppen-Unterricht, hat es<br />
sich als sinnvoll erwiesen, den Verlockungen des Technologie-getriebenen Entwicklungsansatzes zu<br />
widerstehen und die Szenarien zuallererst unter mediendidaktischen und lerntheoretischen Aspekten<br />
zu planen. Unter enger Einbindung der Anwender, Studierender wie Dozenten konnte die Technik der<br />
Lernumgebung angepasst werden.<br />
Von den Studierenden wurde der Mehrwert der Szenarien in der Kinderheilkunde wahrgenommen und<br />
mit positiver Resonanz beantwortet, nachdem die technischen Anfangschwierigkeiten beseitigt werden<br />
konnten. Er bestand vor allem in der realistischen Darstellung der Patienten und ihrer multimedial<br />
aufgearbeiteten Krankheitsbilder. Die Vereinheitlichung der Daten eines Patienten unter dem Dach<br />
einer Software (Meducase/CAMPUS) und deren Kombination mit Wissensfragen stellt einen technologischen<br />
und didaktischen Fortschritt zu den traditionellen Medienszenarien (Text/Foto/Video) dar.<br />
Durch die universelle Erreichbarkeit der verwendeten Unterrichtsmaterialien können Dozenten(innen)<br />
Studierenden die Möglichkeit geben, selbst gesteuert ihre Lernerfolge zu messen, nicht räumlich anwesenden<br />
Studierenden wird die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Veranstaltung ermöglicht.<br />
Seitens der Fakultät wurde eine intensive Tätigkeit im Hinblick auf die Fortsetzung der Projekte in<br />
Gang gesetzt. Weiterbeschäftigung eines Teils der Mitarbeiter aus den Projekten gewährleistet den<br />
Fortbestand der Projekte. Die Einführung der neuen Ärztlichen Approbationsordnung im Oktober 2003<br />
bietet die Chance, während der notwendigen curricularen Änderungen einen Prozess der Integration<br />
der E-Learning-Aktivitäten in den regulären universitären Lehrbetrieb zu erreichen. Ein weiteres Produkt<br />
von Caseport ist die bundesweite Kooperation verschiedener Zentren, diese wird ebenfalls über<br />
den Rahmen der Projektlaufzeit hinaus fortgesetzt.<br />
Das Projekt Medumobile kann als experimentell bezeichnet werden. Die Erprobung neuer, innovativer<br />
Technologien ist ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung neuer Lern- und Lehrszenarien. Die Installa-<br />
- 14 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
tion drahtlos gestützter Netzwerke erfordert einen hohen technischen und personellen Aufwand der<br />
Lehreinrichtungen. Unter dem Aspekt der Vereinfachung des Technikeinsatzes im Unterricht stellen<br />
die installierten Netzwerke in Koppelung mit den über das Intranet erreichbaren Unterrichtsmaterialien<br />
ein wertvolles Werkzeug dar. Dozenten(innen) und Studierende können auf einfachem Weg schnellen<br />
Zugang zu Unterrichts- und Lernmaterialien erhalten. Für die drahtlose Übertragung interaktiver Patientenkontakte<br />
sind verschiedene Patientengruppen entlastbar. Der Vorteil der Direktübertragung<br />
eines Anamnesegespräches liegt in der deutlichen Reduktion redundant gestellter Fragen für den<br />
Patienten, der in einem klassischen Lernszenario von wesentlich kleineren Einzelgruppen befragt und<br />
untersucht werden würde. Klassische Symptome der Kinderheilkunde können auf diesem Weg zeitnah<br />
für eine große Anzahl Studierender präsentiert werden, diese können den Patienten anschließend<br />
einzeln besuchen und ersparen ihm die erneute Präsentation der schmerzhaften Symptomatik. Durch<br />
die Verteilung von Hotspots über die vier Charité Campi (Distanz zwischen vier und 30 Km) kann die<br />
Erreichbarkeit von Lehrveranstaltungen für Studierende vereinfacht werden. Kritisch für den Einsatz<br />
bleibt in dem derzeitigen Entwicklungsstadium der hohe technische Aufwand, der zur Realisierung der<br />
sicheren und hochwertigen Übertragung sensitiver Patientendaten notwendig ist.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren bedanken sich für die Kooperation bei den Projekten Sympol (Leitung Prof. Dr. Östmann),<br />
Meducase (Leitung Prof. Dr. Schumann), Medumobile (Leitung Dr. Nguyen-Dobinsky) und Caseport<br />
(Leitung Dr. Fischer, LMUZ-München), sowie beim Caseport-Konsortium, für die Kooperation mit dem<br />
Simulationspatientenprogramm bei Dr. Ortwein, Dr. Fröhmel und Dr. Werner, für die fachliche Unterstützung<br />
bei Prof. Dr. Gaedicke und für die Unterstützung durch den Reformstudiengang bei Prof. Dr.<br />
Burger<br />
Caseport-Förderkennzeichen: 08NM111F<br />
Meducase-Förderkennzeichen: 08NM077C<br />
Medumobile-Förderkennzeichen: 08 NM229<br />
Literatur<br />
[1] Bekanntmachung von Richtlinien über die Förderung von Vorhaben zur Förderung des Einsatzes<br />
Neuer Medien in der Hochschullehre im Förderprogramm "Neue Medien in der Bildung; http://www.ptdlr.de/PT-DLR/nmb/Ausschreibungen/Hochschulen.html<br />
[2] Costello WJ, Mann DD, Dane PB., Computer case simulations for student evaluation in a PBL<br />
track. Acad Med. 1997 May;72(5):416.<br />
[3] Frey P.: Papier oder PC? Die neuen Medien auf dem Prüfstand. Use of Computers in Medical Education<br />
Part II, Zeitschrift für Hochschuldidaktik S.99-108<br />
[4] Simonsohn AB, Fischer MR., Evaluation of a case-based computerized learning program (CASUS)<br />
for medical students during their clinical years, Dtsch Med Wochenschr. 2004 Mar 12; 129(11):552-6<br />
[5] Haag M, Maylein L, Leven FJ, Tonshoff B, Haux R.Web-based training: a new paradigm in computer-assisted<br />
instruction in medicine. Int J Med Informatics 1999;53:79-90.<br />
[6] Riedel J, Singer R, Heid J, Leven FJ (2000); CAMPUS: Ein simulatives und flexibles fallbasiertes<br />
Web-based Training System für die medizinische Ausbildung, 107-112. Proc. 5. <strong>Workshop</strong> der AG<br />
CBT der GMDS, 11.-12. Mai, Köln. Shaker Verlag, Aachen<br />
[7] Deretchin, LF(1998). Student Information Resource Utilization in Problem-Based Learning, Med<br />
Educ Online 1998;4:7<br />
- 15 -
Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />
K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />
Autoren:<br />
Dr. med Kai P. Schnabel<br />
Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />
Campus Mitte<br />
Reformstudiengang Medizin<br />
Leiter des Trainingszentrums für ärztliche Fertigkeiten<br />
Virchowweg 22<br />
10117 Berlin<br />
Email: kai.schnabel@charite.de<br />
Tel.: 030 450 576 003<br />
Kai Sostmann<br />
Charité – Universitäts Medizin Berlin<br />
Klinik für Allgemeine Pädiatrie<br />
Assistenzarzt<br />
Campus Virchow Klinikum<br />
Augustenburgerplatz 1<br />
13353 Berlin<br />
Email: kai.sostmann@charite.de<br />
- 16 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
eScience, eLearning, eCampus und<br />
immer die gleichen Basisdienste ?!<br />
G. Springer, K. Trippler, TU Ilmenau<br />
Abstract. Vom Universitätsrechenzentrum (UniRZ) der TU Ilmenau wird im Auftrag des<br />
Rektorats die eCampus-Initiative koordiniert. Ein wichtiger Teil dieser Initiative ist die<br />
Umsetzung der offenen organisatorisch-technischen Infrastruktur der TU Ilmenau. Durch<br />
diese Infrastruktur werden zentrale multimediale Basisdienste bereitgestellt, die sowohl<br />
für eLearning-Anwendungen als auch für die Umsetzung von eScience nutzbar sein sollen.<br />
Der aufgezeigte Ansatz soll es erleichtern, mit einer immer größer werdenden Zahl<br />
von IT-Anwendungen durch Schnittstellendefinition und -pflege effektiver umzugehen.<br />
Einführung<br />
Die Begriffe mit vorangestelltem „e“ wie „eLearning“, „eScience“ oder „eCampus“ prägen inzwischen<br />
den Alltag an Hochschulen. Aber unabhängig davon, ob „e“ für „electronic“ oder „enhanced“ steht,<br />
allen Begriffen ist eines gemeinsam – sie beschreiben eine neue Art von Infrastruktur. Wir wissen,<br />
dass Forschung und Lehre ohne Computer und Internet nur noch schwer vorstellbar ist. Die Wissenschaft<br />
heute benötigt eine Infrastruktur für neue Anwendungen und Arbeitsformen. So steht „eScience“<br />
im Zusammenhang mit dem „Aktionsprogramm Informationsgesellschaft 2006“ der Bundesregierung,<br />
„eCampus“ beschreibt eine Infrastruktur an der TU Ilmenau und „eLearning“ stellt die konkrete<br />
Übertragung des Modells dieser Infrastruktur auf das Lehren und Lernen an Hochschulen und im konkreten<br />
Fall auf die TU Ilmenau dar.<br />
D-Grid und eScience Framework<br />
Das Internet hat in den letzten Jahren unsere Kommunikationsstrukturen revolutioniert. Austausch und<br />
Vermittlung von Informationen in großen Mengen und in kürzester Zeit sind Realität. Derzeit wird nicht<br />
nur in Deutschland die nächste Netzgeneration vorbereitet. Die nächste Generation des Wissenschaftsnetzes<br />
heißt hier X-WiN (X steht für extend, WiN = Wissenschaftsnetz) und wird das G-WiN<br />
(Giga-Bit-Wissenschaftsnetz) bis Ende 2005 vollständig ablösen. Die neue Netzgeneration wird weiter<br />
Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens grundlegend verändern. In den Mittelpunkt tritt immer mehr<br />
die Speicherung und Verarbeitung. Weltweit werden in Projekten Computerressourcen zu so genannten<br />
Grids miteinander verbunden. Zur Unterstützung dieser Aktivitäten in Deutschland hat sich die<br />
Grid-Initiative gegründet.<br />
In Abbildung 1 sind die gegenwärtig relevanten Anwendungsszenarien für den Grid-Einsatz [1] zusammengefasst.<br />
Besonders Wissenschaftsbereiche, die mit sehr großen Datenmengen rechenintensive<br />
Simulationen durchführen, werden die ersten Anwender von Grids sein. Durch diese Entwicklung<br />
kann es auch bei den bisherigen Organisationsformen in der Wissenschaft zu neuen Bewertungen<br />
kommen. Virtuelle Organisationen, in denen sich Unternehmen und Projektgruppen zur Erledigung<br />
einer bestimmten Aufgabe zusammenschließen, um sich dann wieder aufzulösen, sind denkbar. Um<br />
auf Umweltkatastrophen effizient reagieren zu können, wäre es denkbar, dass Organisationen aus<br />
Wissenschaft, Politik und Wirtschaft Datenbestände und andere Ressourcen gemeinsam nutzen.<br />
Selbst die Einbeziehung privater Ressourcen in Grids ist denkbar. Der Phantasie sind kaum Grenzen<br />
gesetzt.<br />
Eines der wichtigsten zu lösenden Probleme ist die Entwicklung der Middleware. Durch Middleware<br />
werden die Leistungen des Grid gesteuert und verwaltet. Dazu kommt, dass im Bereich AAA (Authentication,<br />
Authorization und Accounting) viele Fragen offen sind. Ähnliche Probleme existieren in vielen<br />
anderen IT-Anwendungsbereichen, so auch beim eLearning. Mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung und<br />
ihren Erfahrungen müssen und werden die Rechenzentren bei der organisatorischen und technischen<br />
Umsetzung von Grids aktiv mitarbeiten. Die an der TU Ilmenau entstehende offene organisatorische<br />
und technische Infrastruktur bildet hierfür eine sehr gute Voraussetzung.<br />
- 17 -
eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />
G. Springer, K. Trippler, TU Ilmenau<br />
Abbildung 1: eScience Framework entsprechend D-Grid-Initiative<br />
eLearning Systeme und die Basisdienste<br />
Der Einsatz von neuen Medien an den Hochschulen ist inzwischen Realität. Die Produktion und Bereitstellung<br />
von Content über die verschiedenen eLearning Plattformen wurde durch zahlreiche Einzelprojekte<br />
gefördert und kam unter der Bezeichnung „blended learning“ in den letzten Jahren besonders<br />
in der Präsenzlehre zum Einsatz. Inzwischen rücken immer mehr Fragen der Nachhaltigkeit sowohl<br />
für die Contentproduktion und Pflege, als auch die Integration von Lehr- und Lernplattformen in<br />
die IT-Landschaften der Hochschulen in den Mittelpunkt. Es wird zunehmend deutlich, dass Schnittstellen<br />
zwischen allgemeinen IT-Diensten und eLearning-Systemen notwendig sind, die auch von<br />
anderen Anwendungsbereichen genutzt werden. Die im vorigen Abschnitt beschriebene und in den<br />
letzten Monaten in Deutschland ins Leben gerufene D-Grid Initiative benötigt zum Teil Basisdienste,<br />
die denen von eLearning Systemen sehr ähnlich sind.<br />
So wie die meisten eLearning Plattformen nutzt die Plattform „metacoon“ [2] vielfältig Basisdienste<br />
insbesondere zur Kommunikation und Administration (AAA), die plattformunabhängig sind. In Abbildung<br />
2 wird eine mögliche gemeinsame Schnittstelle zu eScience Anwendungen sichtbar. Daher werden<br />
Entwicklungen im Bereich der Schnittstellen zu Basisdiensten in enger Zusammenarbeit zwischen<br />
den Entwicklern von „metacoon“ und den Thüringer Rechenzentren geplant.<br />
Weiterhin findet man in der Multimediakonzeption der TU Ilmenau Festlegungen zu den softwaretechnischen<br />
Lösungen:<br />
• Mitarbeit bei der thüringenweiten Lehr- und Lernplattform „metacoon“<br />
• Nutzung effektiver Internetplattformen<br />
• Weiterführung von existierenden Plattformen wie ILIAS, Web-CT<br />
• Ständige Beobachtung der technischen Entwicklung durch das geplante Kompetenzzentrum<br />
für eLearning Dienste in Zusammenarbeit mit dem <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>.<br />
- 18 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
eDienste Integration in Hochschulen 3<br />
Räume auf Hochschul- /<br />
Fakultäts- / Professur-Ebene<br />
äußere Webseite<br />
der Ebene mit<br />
integrierten Webseiten<br />
der Räume der Ebene<br />
Eingangsraum<br />
einer Ebene<br />
Zusammenstellung<br />
individueller virtueller<br />
Lern- / Arbeitsräume<br />
äußere<br />
Webseite mit<br />
Loginfunktion<br />
Pool anpassbarer<br />
Werkzeuge<br />
Lernen, Lehren,<br />
Einschreibefunktion,<br />
Prüfungsverwaltung,<br />
...<br />
Kooperation Kommunikation<br />
Authoring & Recherche, z.B. eMail,<br />
Dokumenten- Newsforen, Chat, ...<br />
Management, Bibliothek<br />
Koordination: Administration<br />
Kalender, Benutzerverwaltung<br />
Aufgaben,<br />
Projektverwaltung...<br />
eCampus-Basis<br />
auf der Grundlage<br />
von Basisdiensten<br />
Studien-/Prüfungsverwaltung<br />
Einschreibe-<br />
System<br />
Digitale Bibliothek<br />
Dokumenten-<br />
Managemement<br />
Websetien-<br />
CMS<br />
eMail-System<br />
News- u.a. Info-<br />
Systeme<br />
Vorgänge, Abläfufe<br />
Aufgaben<br />
sonst. Kommunikations-Basisdienste<br />
Projektplanung-<br />
Steuerung<br />
Benutzerverwalt.<br />
Metadirectory<br />
System-<br />
Administration<br />
...<br />
Autoren: metacoon-services A. Zobel, M. Hupfer<br />
Abbildung 2: Die Plattform "metacoon“ und die Basisdienste<br />
eCampus und die offene organisatorisch-technische Infrastruktur im IT- und Multimediabereich<br />
an der TU Ilmenau<br />
Am Beispiel der eCampus-Initiative der TU Ilmenau kann demonstriert werden, welchen Vorteil die<br />
verschiedenen IT-Anwendergruppen haben können, wenn man auf Schnittstellen zwischen Basisdiensten<br />
und Anwendergruppen achtet und solche Schnittstellen vorhält.<br />
Die Motivation für die eCampus-Initiative des Rektorats der TU Ilmenau ist die Förderung moderner<br />
Technologien der Informationsverarbeitung und Multimediatechnik, mit dem Ziel eines effektiven Ressourceneinsatzes.<br />
Zudem soll der, besonders an Hochschulen existierenden und teilweise nachvollziehbaren<br />
Tendenz zu Insellösungen, entgegengewirkt werden. Der akademische und der Verwaltungsbereich<br />
von Hochschulen fordern immer stärker Schnittstellen zwischen den IT-Anwendungen.<br />
Um diese Ziele zu erreichen soll eine offene organisatorisch-technische Infrastruktur (siehe Abbildung<br />
3) aufgebaut werden, welche alle Belange einer Hochschule, besonders aber die Freiheit von Lehre<br />
und Forschung und die hohe Innovationsrate, berücksichtigt.<br />
Die angestrebte offene Architektur soll zu gemeinsamen organisatorischen Regeln für Anwendungen<br />
führen. Eine Zertifizierung wird angestrebt. Weiterhin ist eine abgestimmte Personal- und Investitionsplanung<br />
(Haushalt, HBFG, Drittmittelprojekte, Fördervereine) notwendig. Im Rahmen der Qualitätssicherung<br />
werden vom Rektorat regelmäßig Arbeitsfortschritte überprüft und eine Aufwand-Nutzen-<br />
Analyse folgender Schwerpunkte der Phase 1 der eCampus Initiative vorgenommen:<br />
• Zugang zu Prüfungsdaten über WWW für alle Studenten und Professoren mittels Thoska+<br />
• Einführen einer neuen Datawarehouselösung für den Zugang zu Verwaltungsdaten<br />
• Weiterentwicklung von S-Plus Stundenplanung – insbesondere der Benutzeroberfläche<br />
• Einführung eines Metadirectory (Identity-Management)<br />
• Einführung eines universitätsweiten Web-Content-Management-Systems<br />
• Aufbau eines virtuellen Kompetenzzentrums für eLearning-Services am UniRZ<br />
• Angebot eines zentral gepflegten elektronischen Anmeldesystems für Veranstaltungen<br />
- 19 -
eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />
G. Springer, K. Trippler, TU Ilmenau<br />
„eLearning“, „eScience” und „eCampus“ befördern „Change Management“ an Hochschulen<br />
Die Initiative eCampus wird in Phase 2 auf der Basis von „eLearning“ weiterentwickelt. Kerngedanke<br />
dabei ist die Etablierung eines „Kompetenzzentrums für eLearning Dienste“ im UniRZ der TU Ilmenau.<br />
Diese Aktivitäten werden durch Projektanträge im Rahmen des Hochschulwissenschaftsprogramms<br />
HWP 2005 und des Förderschwerpunktes „Neue Medien in der Bildung“ des BMBF unterstützt. Alle<br />
dargestellten Prozesse – sowohl im Bereich „eLearning“, „eScience“ und „eCampus“ können unter<br />
dem Begriff „Change Management“ – also “Management von Veränderungen” - zusammengefasst<br />
werden. Gemeint ist ein systematischer Ansatz, mit dem der Wandel in Organisationen bewusst und<br />
zielgerichtet gestaltet werden kann. Change Management gewinnt in dem Maße an Bedeutung, in<br />
dem die Anpassungsanforderungen nicht nur in Unternehmen sondern auch an Hochschulen steigen.<br />
Change Management ist in ganz erheblichem Maße Kommunikation, denn Change Management will<br />
Denkprozesse auslösen, will Impulse zum Umdenken geben, Verhaltensänderungen bewirken und<br />
Kooperationen über Einrichtungsgrenzen hinweg anregen. Das setzt Transparenz der Prozesse, Akzeptanz<br />
der offenen Architektur und eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit voraus. Die aktive Mitarbeit<br />
möglichst vieler Hochschullehrer bei der inhaltlichen Konzeption ist wichtig und notwendig und trägt<br />
maßgeblich zum Erfolg der Initiative eCampus an der TU Ilmenau bei.<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Hardware-<br />
Visualisierung<br />
Softwareentwicklung<br />
entwicklung<br />
. . .<br />
. . .<br />
Modellierung<br />
Netzwerkentwicklung<br />
Management, Administration und Koordinierung<br />
Lehr- und<br />
Lernsysteme<br />
Meta<br />
Directory<br />
Integrierte Multimediale Basisdienste<br />
Portalfunktionalitäten<br />
Konferenzsysteme<br />
Audio/Video<br />
PKI<br />
Thoska+<br />
Zentrale Informations- und<br />
Verwaltungssysteme<br />
Zentrale Multimediale Basisdienste<br />
E-Mail<br />
E-Group<br />
WWW<br />
CM<br />
System<br />
Backup<br />
Netz- und Kommunikationsdienste<br />
Digitale<br />
Bibliothekssysteme<br />
Authentisierung<br />
Cluster-<br />
Computing<br />
Streaming<br />
Datenschutz und Datensicherheit<br />
Netzzugang (Internet/Intranet/Extranet)<br />
Multicasting/<br />
Routing<br />
Roaming mit<br />
anderen Unis<br />
Mobilität, VPN<br />
WLAN, Dial-In<br />
Dienstneutrale<br />
Verkabelung<br />
Quality of<br />
Service<br />
Accounting<br />
Statistik<br />
Abbildung 3: Offene organisatorisch-technische Infrastruktur im IT- und Multimediabereich an der TU Ilmenau<br />
Literatur<br />
[1] D-Grid-Lenkungsausschuss, Strategiepapier „D-Grid: Auf dem Weg zur e-Science in Deutschland“,<br />
Stand 17.12.2003<br />
[2] Zobel, Hupfer „metacoon-services“, http://www.metacoon.net<br />
Autorenangaben<br />
Dipl. Math. Günter Springer. Leiter des UniRZ<br />
Universitätsrechenzentrum der Technischen Universität Ilmenau<br />
Kontakt: guenter.springer@tu-ilmenau.de<br />
Dipl.-Ing. Katharina Trippler. wiss. Mitarbeiterin<br />
Universitätsrechenzentrum der Technischen Universität Ilmenau<br />
Kontakt: katharina.trippler@tu-ilmenau.de<br />
- 20 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek -<br />
Eine multimediale Informationsbasis<br />
für Forschung, Lehre und Industrie<br />
T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />
Abstract. Der Beitrag stellt das Konzept zum Aufbau einer digitalen Bibliothek für Forschungsinformation<br />
zur Sammlung, Systematisierung, Sicherung und geeigneten Repräsentation<br />
von Information und Wissen aus der Mechanismen- und Getriebetechnik vor.<br />
Der beschriebene Ansatz berücksichtigt dabei, dass technisches Wissen nicht nur in Form<br />
von Texten und Bildern vorliegt, sondern beispielsweise auch in Form gegenständlicher<br />
Modelle existieren kann. All diese Formen von Quellen sollen digitalisiert, aufbereitet und<br />
mit zusätzlichen Informationen angereichert werden. Dies erlaubt u. a. eine effiziente Suche<br />
nach vielfältigen Kriterien und für unterschiedlichste Zwecke. Ergänzt wird der Beitrag<br />
durch Ergebnisse, die bei exemplarischen Umsetzungen gewonnen wurden.<br />
1. Ausgangslage<br />
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts begann vor allem in Deutschland die systematische Untersuchung<br />
von Mechanismen und Getrieben. Die Notwendigkeit hierfür ergab sich aus dem großen Forschungsund<br />
Lehrbedarf, der vor dem wirtschaftlichen Hintergrund des schnell wachsenden deutschen Maschinenbaus<br />
entstand. Besonders hervorzuheben sind die theoretischen Überlegungen und praxisnahen<br />
Arbeiten des deutschen Ingenieurs F. Reuleaux, der mehr als 1000 Getriebeanordnungen ausführlich<br />
beschrieb [ReMo54, Re75] sowie eine international bekannte Getriebesammlung von über 800 Funktionsmodellen<br />
aufbaute, die während des zweiten Weltkrieges zu großen Teilen verloren ging. Ihm<br />
folgten mit bahnbrechenden Arbeiten u. a. L. Burmester, M. Grübler, A. Schönflies und H. Alt [Bu88,<br />
Grü17]. Nach dem zweiten Weltkrieg setzten u. a. W. Lichtenheldt in Dresden [Li70], R. Beyer in München,<br />
A. Bock in Ilmenau [Bo59] und W. Meyer zur Capellen in Aachen die Arbeiten fort.<br />
Mechanismen und Getriebe kommen in vielfältigster Form in nahezu allen Maschinen vor. Einige Beispiele<br />
sind im Bild 1 dargestellt. Obwohl das Wissen über die Mechanismen- und Getriebetechnik<br />
nicht nur für den Maschinenbau unentbehrlich ist (Bild 2), können in der Lehre im Allgemeinen nur<br />
elementare Grundlagen zur Struktur, Analyse und Synthese von Getrieben und Mechanismen vermittelt<br />
werden. Dies wird sich auch nicht ändern, da das Aufgabenspektrum zukünftiger Ingenieure im<br />
Bereich Maschinenbau durch neue Technologien und Entwicklungen immer breiter und interdisziplinärer<br />
wird. Allein die Computer- und Informationstechnik nimmt mittlerweile einen großen Stundenumfang<br />
bei der Ausbildung von Maschinenbauingenieuren ein.<br />
Das umfangreiche getriebetechnische Wissen ist örtlich weit verstreut und steht der Öffentlichkeit<br />
meist nur stark eingeschränkt zur Verfügung. Es entspricht nicht den heutigen Anforderungen an<br />
schnelle Informationsgewinnung. Die zugängliche Fachliteratur (Fachbücher, Getriebeatlanten, Aufsätze,<br />
Internetveröffentlichungen etc.) genügt in Inhalt, Umfang und Medium nur noch selten heutigen<br />
Ansprüchen. Sehr alte, einzigartige, in nur wenigen Ausgaben vorhandene und der Öffentlichkeit nicht<br />
zugängliche Wissensbestände müssen erschlossen, digital aufbereitet und zusammengeführt werden.<br />
Hinzu kommt ein immer größer werdender Druck seitens der Industrie, aber auch von Forschungseinrichtungen,<br />
auf Kenntnisse über Mechanismen und Getriebe in ihrer gesamten Breite internetbasiert<br />
zugreifen zu können, da ausgewiesene Getriebeexperten nicht mehr ausgebildet werden.<br />
- 21 -
Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />
T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />
a) b) c)<br />
d) e) f)<br />
Bild 1: Beispiele für Getriebe und Mechanismen<br />
a) Hexapod für höchste Präzision bei komplizierten Operationen [PI]; b) Fahrsimulator (Universität Würzburg<br />
[DK]); c) Greifersystem an einem Transport- und Beladefahrzeug; d) Roboter als Beispiel für einen offenen<br />
Mechanismus; e) Drehmaschine mit einer Vielzahl von Einstellmöglichkeiten durch Getriebe; f) nachgiebiger<br />
Mikro-Greifermechanismus aus geätztem Glas für die Mikromontage<br />
Maschinenelemente<br />
Medizintechnik<br />
Fahrzeugtechnik<br />
Messtechnik<br />
Antriebstechnik<br />
Mechanismen- und<br />
Getriebetechnik<br />
Technische Mechanik<br />
Bionik<br />
Robotik/Handhabungstechnik<br />
Bild 2: Anwendungsfelder der Getriebe- und Mechanismentechnik<br />
Die Bewahrung des erreichten Wissenstandes und der didaktischen Erfahrungen bei der Wissensvermittlung<br />
auf dem Gebiet der Mechanismen- und Getriebetechnik ist von sehr großer Bedeutung,<br />
da, wie sich in den letzten Jahren zeigte, die Gefahr groß ist, dass mit dem Ausscheiden von Professoren<br />
dieses Wissen verloren geht. Zudem werden aus Sparmaßnahmen Lehrstühle mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten zusammengelegt. Als Folge gehen häufig didaktisch wertvolle Lehrmaterialien<br />
verloren. Ein Ausweg ist die Sammlung und Veröffentlichung von Lehrmaterialien auf einer geeigneten<br />
Internet-Plattform. Diese Plattform sollte auch die Möglichkeit eröffnen, aktuelle Forschungsergebnisse<br />
weltweit zu publizieren.<br />
Aus den genannten Gründen ist der Aufbau einer international zugänglichen, digitalen Bibliothek für<br />
die Mechanismen- und Getriebetechnik erforderlich, die den schleichenden Wissensverlust aufhält.<br />
Hierfür besteht gegenüber ähnlichen Bestrebungen in anderen Wissenschaftsdisziplinen ein sehr großer<br />
Nachholbedarf.<br />
- 22 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
2. Ziele<br />
Die aufzubauende Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek (Kurztitel: DMG-Lib) hat zum Ziel,<br />
das weltweit vorhanden Wissen über Getriebe und Mechanismen zu sammeln, zu systematisieren und<br />
im Internet verfügbar und recherchierbar zu machen. Dabei soll die gesamte Breite des Einsatzspektrums<br />
von Mechanismen und Getrieben berücksichtigt werden, das vom Schwermaschinen- und Automobilbau<br />
über die Robotertechnik, Feinwerktechnik, Medizintechnik, Mechatronik und Biomechanik<br />
bis hin zur Mikro- und Nanotechnik reicht. Die aufzubauende Mechanismen- und Getriebebibliothek ist<br />
von großer Bedeutung nicht nur für Forschung und Lehre, sondern auch für die Produktentwicklung in<br />
den Unternehmen, das Patentwesen und für Autoren von einschlägigen Fachpublikationen.<br />
Gegenüber den überwiegend begrifflich arbeitenden Geistes- und Sozialwissenschaften benötigen die<br />
Ingenieurwissenschaften analytische, grafische und gegenständliche Beschreibungsformen. Dies gilt<br />
im besonderen Maße für die Mechanismen- und Getriebetechnik, die zur Lösung von gegebenen<br />
Problemstellungen vorwiegend geometrische Gesetzmäßigkeiten heranzieht. Aus diesem Grund sind<br />
grafische oder gegenständliche Repräsentationen für die Problemlösung unentbehrlich. Auf Grundlage<br />
dieser Repräsentationen ist z. B. die Durchführung von Berechnungen zur Analyse und Optimierung<br />
sowie die Ermittlung von Hilfsmitteln und Methoden für die Synthese möglich. Aber auch grafische<br />
Darstellungen besitzen ihre Grenzen bei der Anschaulichkeit, die erst durch Bildfolgen bzw. bewegte<br />
Bilder beseitigt werden können. Die DMG-Lib muss deshalb das getriebetechnische Wissen in<br />
all diesen Beschreibungsformen wiedergeben.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten im Bereich digitaler Bibliotheken, die lediglich die nachbearbeiteten<br />
digitalen Rohdaten als Pixelbilder im Internet zugänglich machen, erfolgt im Rahmen des<br />
Projektes DMG-Lib darüber hinaus eine fachliche Aufbereitung und Anreicherung dieser Daten durch<br />
Getriebeexperten. Damit wird ein zielorientierter und effizienter Zugriff für unterschiedliche Nutzergruppen,<br />
wie Konstrukteure, Ingenieurstudenten, interessierte Laien etc., gewährleistet.<br />
Langfristig besteht das Ziel, die DMG-Lib in eine selbsttragende Einrichtung zu überführen. Die Erfahrungen<br />
und Ergebnisse, die während des Aufbaus der DMG-Lib gesammelt werden, sollen zudem<br />
neue Impulse und Hilfsmittel für den Aufbau digitaler Bibliotheken auf anderen Wissensgebieten liefern.<br />
3. Vorgehen und erste Ergebnisse<br />
Die Aktivitäten beim Aufbau der DMG-Lib lassen sich in vier Hauptphasen unterteilen, die nachfolgend<br />
vorgestellt werden. Aufgrund der Komplexität und Vernetzung der beschriebenen Arbeiten ist das<br />
Zusammenwirken unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen erforderlich. Dazu wurde eine interdisziplinäre<br />
Arbeitsgruppe gebildet, die Kompetenzen auf den Gebieten der Konstruktions- und Getriebetechnik,<br />
der geometrischen Modellierung, der Bilderkennung und -verarbeitung, des Datenbankmanagements,<br />
des Bibliotheks- und Patentwesens sowie der Softwareergonomie vereint.<br />
3.1 Quellenbeschaffung und Digitalisierung<br />
Zunächst werden die relevanten Quellen, wie z. B. Bücher, Artikel, Fotos, Videos, gegenständliche<br />
Modelle (Bild 3 bis Bild 5), an Universitäten, deren Bibliotheken und Archiven recherchiert, diese beschafft<br />
und digitalisiert. Im Unterschied zu anderen Projekten für digitale Bibliotheken dienen die umfangreichen<br />
Digitalisierungsarbeiten in der DMG-Lib nur als notwendige Vorarbeiten für die nachfolgende<br />
Anreicherung der Quellmaterialien.<br />
a) b)<br />
Bild 3: Beispiele von Getriebemodellen a) 160 Jahre alte Holzmodelle aus der Getriebesammlung der TU Dresden;<br />
b) Vitrine der umfangreichen Sammlung der RWTH Aachen<br />
- 23 -
Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />
T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />
Bild 4: Darstellungen von Burmester (Lehrbuch der Kinematik, Verlag von Arthur Felix, Leipzig, 1888)<br />
Bild 5: Gesammelte Jahrgänge der VDI-Zeitschrift der Universitätsbibliothek Ilmenau seit 1876<br />
3.2 Aufbereitung und Anreicherung der digitalen Rohdaten<br />
Im Internet verfügbare Dokumente auf dem Gebiet der Mechanismen- und Getriebetechnik<br />
(z. B. [Cor]) stehen vorrangig in Form von Pixelbildern zu Verfügung. Somit sind die entsprechenden<br />
Werke zwar grundsätzlich zugänglich, ein effektives Arbeiten, wie z. B. ein schnelles Auffinden relevanter<br />
Textstellen oder Abbildungen, wird jedoch nicht unterstützt. Deshalb erfolgt im Rahmen des<br />
DMG-Lib Projektes die weitere Aufbereitung und Anreicherung der unterschiedlichen Quellen durch<br />
Getriebeexperten, wodurch ein Mehrwert geschaffen wird.<br />
- 24 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Dieser besteht u. a. in der Bereitstellung von:<br />
• Volltextsuche, die fachlich fundiert unterstützt wird (z. B. durch Beachtung von Synonymen),<br />
• Hyperlinks im jeweiligen Dokument und zu anderen Dokumenten,<br />
• erläuternden Hinweisen und wertenden Kommentaren,<br />
• Suche getriebetechnischer Lösungen auch nach funktions- und strukturbeschreibenden<br />
Merkmalen und<br />
• Möglichkeiten zur Variation getriebetechnischer Lösungen.<br />
Die jeweils durchzuführenden Arbeiten richten sich nach der Art der Quelle. Für die Aufbereitung der<br />
in Form von Pixelbildern (Rastergrafiken) vorliegenden Daten wird Software benötigt, die sowohl Layout-<br />
als auch Texterkennungs- und Bildaufbereitungsfähigkeiten zur Verfügung stellt. Um z. B. eine<br />
Volltextsuche in gescannten Dokumenten zu ermöglichen, ist zuvor eine Texterkennung erforderlich.<br />
Durchgeführte Tests haben gezeigt, dass in diesem Bereich mit heutiger OCR-Standardsoftware (Optical<br />
Character Recognition), wie z. B. FineReader der Fa. Abbyy, der auch Frakturschrift erkennt, sehr<br />
gute Resultate erzielt werden können.<br />
Eine weitere, neue Qualität des Konzepts der Bibliothek besteht insbesondere darin, die Vielzahl von<br />
Beschreibungen getriebetechnischer Lösungen, die in unterschiedlichsten Beschreibungsformen (verbal,<br />
analytisch, grafisch, gegenständlich) vorliegen, jeweils zu abstrahieren und in einem einheitlichen<br />
Datenformat zu speichern. Die Abstraktion besteht im Auffinden des technischen Prinzips und ergänzender<br />
Angaben. Als vorteilhafte Modellierungsform von technischen Prinzipen hat sich das<br />
constraint-basierte Modellieren erwiesen. Durch die einheitliche Beschreibung einer großen Menge<br />
von technischen Prinzipen und die darauf aufbauenden Analysen sowie die systematische Speicherung<br />
der Ergebnisse wird ein webbasierter Wissensspeicher aufgebaut, der sich sehr effizient nach<br />
geeigneten Lösungen durchsuchen lässt. Dies ist besonders wichtig für diejenigen Nutzer, die auf der<br />
internetbasierten Suche nach Lösungen eines bestimmten getriebetechnischen Problems sind.<br />
Im Zusammenhang mit dem Auffinden der technischen Prinzipe stehen Fragestellungen zur halb- und<br />
vollautomatischen Analyse von Linienbildern (technische Darstellungen) einschließlich einer Symbolerkennung<br />
z. B. für Lagerstellen und Gelenke. Hierzu wurden Tests mit selbstentwickelten Methoden<br />
und Algorithmen durchgeführt, da geeignete kommerzielle Systeme für den genannten Zweck nicht<br />
ermittelt werden konnten. Die effektive Ermittlung technischer Prinzipe (Bild 6) ist derzeit u. a. Forschungsgegenstand<br />
am Fachgebiet Grafische Datenverarbeitung der TU Ilmenau. Mit leistungsfähigen<br />
Werkzeugen ist voraussichtlich in ein bis zwei Jahren zu rechnen.<br />
Bild 6: Übergang von einer historischen Abbildung [Grü17] zum zugehörigen technischen Prinzip<br />
Durch die Nutzung getriebetechnischer Software, die von den Projektpartnern bereitgestellt wurde<br />
(MASP, [BrDö03]; KINTOP, RWTH Aachen; APPROX, [GSD]), lassen sich die ermittelten technischen<br />
Prinzipe, die letztlich vollparametrisierte Modelle darstellen, analysieren und somit auf ihre physikalisch-technischen<br />
Eigenschaften wie z. B. Bewegungsbahn, Bauraum, dynamisches Verhalten untersuchen.<br />
Die technischen Prinzipe und die entsprechenden Eigenschaften werden in der DMG-Lib mit<br />
den digitalisierten Quellen verknüpft. Hierdurch ist es möglich gezielt nach diesen Eigenschaften zu<br />
suchen und die passenden Prinzipe sowie zugehörige Abbildungen und Textstellen aufzufinden.<br />
3.3 Speicherung und Verwaltung der Daten<br />
Die beim Digitalisieren, Aufbereiten und Anreichern anfallenden Daten werden zunächst in einer Produktionsdatenbank<br />
hinterlegt (siehe Bild 7). Bei diesen Daten handelt es sich zum einen um die digitalen<br />
Rohdaten, gewonnene Derivate und Metadaten, zum anderen aber auch um die Workflowdaten,<br />
so dass z. B. der aktuelle Bearbeitungsstand jeder einzelnen Quelle festgestellt werden kann. Inhalte,<br />
die für die Darstellung im Internet freigegeben sind, werden in die Portaldatenbank überführt.<br />
- 25 -
Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />
T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />
K o o r d i n a t i o n<br />
Projektstatus<br />
Rohdaten<br />
(Quellen)<br />
Auffinden,<br />
Verwertungsrechte,<br />
Beschaffung<br />
Digitalisieren<br />
digitale<br />
Rohdaten<br />
Aufbereiten<br />
aufbereitete<br />
Daten<br />
Anreichern<br />
Registrierung<br />
Digitalisierungsprozessbeschreibung<br />
Status-Metadaten<br />
Status-Metadaten<br />
P r o d u k t i o n s d a t e n b a n k<br />
Metadaten<br />
angereicherte<br />
Daten<br />
Informationsmanager/<br />
Suchmaschine<br />
Zusatzsoftware<br />
...<br />
Struktursynthese<br />
Semantisches Netz<br />
Animationsgenerator<br />
P o r t a l d a t e n b a n k<br />
spezielle<br />
Anfragen<br />
Suchergebnisse,<br />
Visualisierung<br />
Internet-<br />
Portal<br />
Interaktionen<br />
Nutzer<br />
Bild 7: Workflow für den Aufbau der DMG-Lib<br />
Nicht alle im Portal bereitgestellten Inhalte sind statischer Natur. Einige werden erst bei entsprechenden<br />
Suchanfragen dynamisch durch Zusatzsoftware generiert. So wird z. B. an einer Software gearbeitet,<br />
die eine Generierung von Animationen in unterschiedlichsten Darstellungsstilen (symbolischer<br />
Stil, 3D-Stil, antiquarischer Stil; vgl. Bild 8 a und b sowie Bild 9) und wählbaren Dateiformaten (GIF,<br />
MPEG, X3D …) auf Basis der abstrakten Beschreibung eines Modells ermöglicht.<br />
- 26 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
a) b) c)<br />
Bild 8: Einfaches Räderkoppelgetriebe in unterschiedlichen Darstellungsstilen<br />
a) sinnbildliche Darstellung (Programmsystem MASP, TU Ilmenau);<br />
b) Darstellung der Grobgestalt (Programmsystem MASP3D, TU Ilmenau);<br />
c) gegenständliches Funktionsmodell (Getriebesammlung der TU Dresden [WGD])<br />
3.4 Das Online-Portal der DMG-Lib<br />
Das Online-Portal der DMG-Lib stellt die grafische Schnittstelle zwischen dem Nutzer und der<br />
DMG-Lib her. Es wird über die URL www.dmg-lib.de erreichbar sein. Um eine qualitativ hochwertige<br />
Realisierung des Portals sicherzustellen, wurden umfangreiche Analysen zur Ermittlung der jeweiligen<br />
Anforderungen an die Schnittstelle aus Sicht unterschiedlicher Nutzergruppen (u. a. Fachkollegen,<br />
Konstrukteure, Studierende, interessierte Laien) durchgeführt.<br />
Dabei wurden mediendidaktische Erfordernisse bei der Wissensdarbietung und Wissensvermittlung<br />
untersucht, der Bedarf an unterschiedlichen Suchoptionen, wie beispielsweise Suche nach Begriffen,<br />
nach Strukturen, nach Funktionen, nach Bewegungsbahnen ermittelt sowie Vorschläge zur Gestaltung<br />
und Navigation erarbeitet. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Designvorschlag (Bild 9)<br />
der Internetpräsenz entworfen, der eine nutzergerechte Informationsbereitstellung, unter Berücksichtigung<br />
der neuesten Erkenntnisse im Bereich der Softwareergonomie erlaubt.<br />
Bild 9: Designstudie des Portals der DMG-Lib (Diplomarbeit im Fachgebiet Medienproduktion der TU Ilmenau) mit<br />
einer Animation im historischen Stil innerhalb einer Buchseite<br />
- 27 -
Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />
T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />
4. Zusammenfassung<br />
Die DMG-Lib soll einen weltweiten Zugriff auf das Wissen im Bereich der Mechanismen- und Getriebetechnik<br />
in einer neuen Form ermöglichen. Durch eine dynamisch-problemorientierte Bereitstellung<br />
von Wissen soll sie Projekte in Forschung und Entwicklung unterstützen, die Wiederverwendung vorhandener<br />
Lösungen für neue Konstruktionen ermöglichen, aber auch neue Wege für das Selbststudium<br />
oder das Patentwesen bereitstellen. Außerdem soll sie zu einer internationalen Plattform für Konstrukteure,<br />
Lehrkräfte, Fachautoren etc. auf diesem Gebiet entwickelt werden. Dazu erfolgt aufbauend<br />
auf digitalisierten Dokumenten unterschiedlichster Quellen eine von Getriebeexperten durchgeführte<br />
Aufbereitung und Anreicherung, um Dokumente mit hinzugefügten Informationen, Analyseergebnissen,<br />
Animationen, Querverweisen etc. zu erstellen. Die Arbeiten hierzu werden durch rechnergestützte<br />
Werkzeuge unterstützt. Der Zugang der in einer Datenbank abgelegten multimedialen Dokumente<br />
erfolgt für die unterschiedlichen Nutzergruppen über ein Internet-Portal.<br />
Literatur<br />
[Bo59]<br />
[BrDö03]<br />
Bock, A.: Grundlagen der Getriebelehre. Sonderdruck aus dem Werkleiter–Handbuch.<br />
Ilmenau, 1959.<br />
Brix, T.; Döring, U.: Constraint-basierte Berechnung kinematischer Geometrien. Dresden<br />
Symposium Geometry, Dresden, 2003.<br />
[Bu88] Burmester, L.: Lehrbuch der Kinematik. Berlin, 188<strong>8.</strong><br />
[Cor] Cornell University Library, Digital Library - Kinematic Models for Design,<br />
http://historical.library.cornell.edu/kmoddl/index.html<br />
[DK] Direkte Kinematik einer 6-6 Stewart-Platform, http://www-info1.informatik.uniwuerzburg.de/<br />
de/publikationen/DirKin.htm<br />
[Grü17] Grübler, Martin: Getriebelehre - Eine Theorie des Zwangslaufs und der eigenen Mechanismen.<br />
Springer-Verlag: Berlin, 1917.<br />
[GSD] Getriebetechnik-Software der TU-Dresden,<br />
http://mlu.mw.tu-dresden.de/module/m006/software/index.htm<br />
[Li70] W. Lichtenheld: Konstruktionslehre der Getriebe. Akademie-Verlag, Berlin 1970.<br />
[PI] Fa. Physik Instrumente, http://www.physikinstrumente.com<br />
[Re75] Reuleaux, F.: Theoretische Kinematik, Grundzüge einer Theorie des Maschinenbaus.<br />
Braunschweig, 1875.<br />
[ReMo54] Reuleaux, F.; Moll, C.: Konstruktionslehre für den Maschinenbau. Braunschweig: Vieweg-<br />
Verlag, 1854.<br />
[WGD] Wissensspeicher – Getriebesammlung der TU Dresden,<br />
http://mlu.mw.tu-dresden.de/module/m006/wissensp/gs/index.htm<br />
Danksagung<br />
Das Projekt DMG-Lib wird im Rahmen des Aufbaus von Leistungszentren für Forschungsinformation<br />
durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Beteiligt sind die Fachgebiete Konstruktionstechnik,<br />
Getriebetechnik, Graphische Datenverarbeitung und Medienproduktion, die Universitätsbibliothek,<br />
das PATON und das Universitätsrechenzentrum der TU Ilmenau sowie die Getriebelehrstühle<br />
der RWTH Aachen und der TU Dresden.<br />
Autorenangaben<br />
Univ. Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Höhne<br />
Dr.-Ing. Torsten Brix<br />
Dipl.-Ing. Veit Henkel<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fakultät Maschinenbau, FG Konstruktionstechnik<br />
guenter.hoehne@tu-ilmenau.de<br />
Dipl.-Inf. Ulf Döring<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fakultät Informatik und Automatisierung<br />
FG Graphische Datenverarbeitung<br />
- 28 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK –<br />
Institut für Produktentwicklung<br />
der Universität Karlsruhe (TH)<br />
A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />
Abstract. Am IPEK werden multimediale Lehr- und Lernformen sowohl Vorlesungen des<br />
Vor- und Hauptdiploms mit sehr hohen Studierendenzahlen (ca. 550 Studierende) als auch<br />
in Hauptfachvorlesungen mit relativ kleinen Gruppen (ca. 25 Studierende) umgesetzt.<br />
Die Lehre ist z.B. vollkommen vom herkömmlichen Tafelanschrieb gelöst und wird mit<br />
Hilfe eines Tablet-PC's bzw. eines sog. Smart-Boards - einer berührungsempfindlichen<br />
Leinwand - durchgeführt, sodass Annotationen und Ergänzungen wahlweise direkt in die<br />
Präsentation eingefügt werden können oder auch auf einem "weißen Blatt" digital entwickelt<br />
werden können. Auch Videos, Animationen und gefilmte Modelle werden über spezielle<br />
Schnittstellen direkt in das projizierte Bild eingebunden. Dadurch findet ein didaktisch<br />
wertvoller Medienwechsel statt, der dem Präsentierenden die Möglichkeit gibt, die<br />
Lehre frei aufzubauen ohne sich von der Technik lenken lassen zu müssen und ohne den<br />
Studierenden den Rücken zudrehen zu müssen. Da einige Vorlesungen per Videoübertragung<br />
in einen weiteren Hörsaal übertragen werden müssen, ist somit auch für die Studierenden<br />
im zweiten Hörsaal die Möglichkeit gegeben, alle Informationen aufzunehmen.<br />
Weiterhin besteht die Möglichkeit, die in der Lehrveranstaltung hinzugefügten Notizen<br />
abzuspeichern und durch eine strukturierte Datenablage dauerhaft verfügbar zu machen.<br />
Durch eine vollständige Klassifizierung und Modularisierung der Lehrveranstaltungen<br />
und eine geeignete Form der Datenablage ist ein durchgängiger Zugriff auf die jeweils aktuellen<br />
Daten gegeben. Dies ist besonders wichtig, da viele der Grundlagenmodule für<br />
verschiedene Lehrveranstaltungen genutzt werden können und ständig durch aktuelle Forschungsergebnisse<br />
ergänzt werden.<br />
Die Erfolge des ständig erweiterten und verbesserten Medieneinsatzes in der Lehre des<br />
IPEK werden im Rahmen von Evaluationen erfasst und ausgewertet. Hierbei zeigt sich eine<br />
klare Tendenz zu einem tieferen Verständnis für komplexe Zusammenhänge und zu einer<br />
größeren Zufriedenheit der Studierenden mit der Art der Darstellung von Lehrinhalten.<br />
Einleitung - KaLeP<br />
Das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung KaLeP [Albers et al 2001; Albers und Matthiesen<br />
2000; Albers und Matthiesen 1999] wird seit dem Jahre 1996 am IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
(früher Institut für Maschinenkonstruktionslehre und Kraftfahrzeugbau) der Universität Karlsruhe<br />
(TH) entwickelt und wird hier erfolgreich in der Lehre umgesetzt. Es ist ein durchgängiges und am<br />
Entwicklungsprozess der Praxis orientiertes Ausbildungssystem zur Vermittlung von Produktentwicklungskompetenz<br />
an Universitätsingenieure. Insbesondere wird hier das veränderte Umfeld, das Universitätsabsolventen<br />
in den Unternehmen vorfinden, berücksichtigt.<br />
KaLeP beruht auf drei Ansätzen zur Vermittlung des unterrichteten Wissens in möglichst praxistauglicher<br />
Form und wird in den drei hauptsächlichen Lehrveranstaltungen des IPEK umgesetzt – Im Vordiplom<br />
die Grundlagenvorlesung „Maschinenkonstruktionslehre“ MKL, im Hauptdiplom die Vorlesung<br />
„Methoden der Produktentwicklung“ MdP und für einige Studierende als Abschluss des Studiums die<br />
Hauptfachveranstaltung „Integrierte Produktentwicklung“ IP. Bereits durch diese Aufteilung werden die<br />
Leitgedanken des IPEK Systeme – Methoden – Prozesse sinnvoll aufgeteilt und umgesetzt und die<br />
Ausbildung zum Produktentwicklungsingenieur ermöglicht.<br />
Die Unterrichtseinheiten der Lehrveranstaltungen sind in die drei Teile Vorlesung, Übung und Projekt-<br />
- 29 -
Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />
A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />
arbeit geteilt. Dadurch ist es möglich, den theoretischen Stoff effektiv zu vermitteln (Vorlesung), dessen<br />
Anwendung exemplarisch aufzuzeigen (Übung) und in der praktischen Tätigkeit intensiv einzuüben<br />
(Projektarbeit im <strong>Workshop</strong>). Der <strong>Workshop</strong> dient gezielt dem Aufbau wichtiger Fähigkeiten und<br />
Kompetenzen – wie Teamarbeit, Umsetzungsstärke, Organisation und Kreativität - die bisher bei der<br />
universitären Ausbildung nicht oder höchstens zweitrangig gefördert wurden.<br />
Weitere Säulen von KaLeP sind eine möglichst realistische, industrienahe Entwicklungsumgebung<br />
sowie das unterrichtete Fach-, Methoden und Prozesswissen (siehe Abbildung 1).<br />
Dreiteilung<br />
Vorlesung /<br />
Übung /<br />
Projektarbeit<br />
Realitätsnahe<br />
Umgebung<br />
Fach-/<br />
Methoden-/<br />
Prozesswissen<br />
Abbildung 1: Die drei Säulen des KaLeP<br />
Alb<br />
Durch die sehr unterschiedlichen Größen der unterrichteten Studierendengruppen muss der Medieneinsatz<br />
in der Lehre jeweils an sehr unterschiedliche Randbedingungen angepasst werden: In der<br />
Grundlagenvorlesung MKL werden zurzeit pro Semester fast 600 Studierende des Maschinenbaus,<br />
des Chemieingenierwesens und der Verfahrenstechnik pro Semester unterrichtet. Ein Großteil dieser<br />
Studierenden durchläuft dann anschließend zu Beginn des Hauptdiploms die Lehrveranstaltung MdP.<br />
Randbedingungen für den Medieneinsatz während der Lehrveranstaltungen<br />
Da der erste Teil der MKL-Vorlesung (MKL I) und der abschließende Teil MKL III sowie die Lehrveranstaltung<br />
MdP jeweils im gleichen Semester stattfinden, entsteht somit ein Betreuungsaufwand von<br />
weit über 1000 Studierenden pro Semester mit stark steigender Tendenz.<br />
Durch die steigenden Studierendenzahl wird die Kapazität der vorhandenen Hörsäle überschritten,<br />
daher wurde es seit dem Sommersemester 2004 notwendig, die Lehrveranstaltungen synchron per<br />
Videoübertragung in einen zweiten Hörsaal zu spiegeln, was eine zusätzliche Herausforderung für<br />
den sinnvollen Medieneinsatz während der Vorlesungen und Hörsaalübungen darstellt.<br />
Da gerade in der Konstruktionslehre-Ausbildung der Aspekt des eigenständigen, selbstmotivierten<br />
Lernens eine immense Bedeutung für das Verständnis des Stoffs hat, werden hier die Studierenden in<br />
den oben bereits erwähnten, zusätzlich zu Vorlesung und Saalübung statt findenden <strong>Workshop</strong>s in<br />
Kleingruppen intensiv betreut. Somit ist es möglich, moderne Ansätze der Pädagogik wie z.B. konstruktivistische<br />
Sichtweisen auf das Lehren und Lernen [Arnold und Siebert, 2003] umzusetzen, was in<br />
einer Massenveranstaltung sonst große Schwierigkeiten mit sich bringt, auf die praktizierte Art allerdings<br />
auch einen zusätzlichen sehr hohen Personaleinsatz zur Folge hat, der sich – wie unten dargelegt<br />
– jedoch im Sinne einer Ausbildung auf einem qualitativ sehr hohen Niveau als sinnvoll, wenn<br />
nicht sogar unabdingbar herausgestellt hat.<br />
Im Gegensatz zu den beiden oben genannten Lehrveranstaltungen MKL und MdP ist die Gruppengröße<br />
am Ende des Hauptdiploms durch eine breite Wahlmöglichkeit der Vertiefungsrichtungen und<br />
ein zusätzliches Auswahlverfahren wesentlich kleiner. In der Hauptfachveranstaltung „Integrierte Produktentwicklung“<br />
werden pro Semester ca. 25 Studierende betreut. Hier sind im Gegensatz zu den<br />
beiden oben beschriebenen Lehrveranstaltungen schon allein durch die Gruppengröße, aber auch<br />
durch die Wahl des Unterrichtsraumes vollkommen andere Randbedingungen für den Medieneinsatz<br />
gegeben.<br />
- 30 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Grundsätzliches zum Medieneinsatz in der Lehre<br />
Der Medieneinsatz in der Lehre soll verschiedenen Anforderungen genügen, die sich aus didaktischen,<br />
organisatorischen und praktischen Gesichtspunkten herleiten und je nach Betrachtungsweise<br />
teilweise widersprüchliche Schlussfolgerungen nach sich ziehen können. Einige davon sind:<br />
• Der Medieneinsatz soll die Studierenden in ihrem Lernprozess unterstützen.<br />
• Der Medieneinsatz soll den Unterrichtenden bei der Lehre unterstützen, um Zusammenhänge<br />
schneller und klarer deutlich machen zu können.<br />
• Die Studierenden dürfen durch den Medieneinsatz nicht überfordert werden (Die Versuchung,<br />
den Stoff in erhöhter Geschwindigkeit zu präsentieren ist umso größer, je mehr davon bereits<br />
vorbereitet ist.)<br />
• Die Studierenden dürfen durch den Medieneinsatz nicht von den eigentlichen Inhalten abgelenkt<br />
werden<br />
• Zur Stimulierung der Mitarbeit der Studierenden sollte ein häufiger Medienwechsel erfolgen –<br />
eine Konsum- oder Fernsehmentalität sollte vermieden werden.<br />
• Es sollte eine ständige und regelmäßige Aktivierung der Studierenden zum selbständigen Mitdenken<br />
erfolgen<br />
• Der Medieneinsatz soll sowohl die Studierenden als auch den Unterrichtenden von „lästigen<br />
Fleißarbeiten“ wie z.B. das An- und Abschreiben von Formeln und Definitionen entlasten, um<br />
sich auf die dahinter steckenden Zusammenhänge konzentrieren zu können.<br />
• Der Medieneinsatz darf nicht zum Mittelpunkt des Unterrichts werden – vielmehr muss er<br />
möglichst unauffällig „im Hintergrund“ erfolgen, und den eigentlichen Stoff in den Vordergrund<br />
stellen.<br />
• Es soll weitestgehend vermieden werden, dass der Dozent den Zuhörern den Rücken zuwendet<br />
Die Erfüllung dieser Forderungen wird zusätzlich durch die in den Hörsälen bereitgestellte technische<br />
Infrastruktur eingeschränkt und erschwert – auch in der heutigen Zeit gibt es (nicht nur in Karlsruhe)<br />
noch Hörsäle, die weitestgehend ohne moderne technische Hilfsmittel ausgestattet sind, wo teilweise<br />
sogar nicht einmal die Möglichkeit besteht, den Raum bei Tageslicht zu verdunkeln.<br />
Medieneinsatz in den unterschiedlichen Arten der Lehrveranstaltungen<br />
Sämtliche Vorlesungen des Instituts basieren auf einer erweiterten, sinnvoll animierten Powerpoint-<br />
Präsentation, die mittels berührungsempfindlicher Bildschirme durch handschriftliche Anmerkungen<br />
ergänzt wird. Die weiteren benutzten technischen Medien wie Film- und Toneinspielungen, Kameras<br />
zum Vorführen von Modellen und Experimenten sowie Zeige- und Markierungsinstrumente sind in<br />
diese Präsentation eingebunden bzw. werden über geeignete Schnittstellen eingespielt. Dadurch vereinfacht<br />
sich die Bedienung der Technik und der Dozent hat die Möglichkeit, quasi zwischen verschiedenen<br />
Medien zu wechseln, ohne die dahinter liegende Technik ebenfalls wechseln zu müssen.<br />
Der Unterricht besteht aus der Vorführung und Erklärung der in PowerPoint bereits vorgefertigten<br />
Grundlagen, die den Studierenden zur Vorbereitung bereits vor der Lehrveranstaltung zur Verfügung<br />
gestellt werden. Auf Animationen wird hier bewusst verzichtet, wenn sie nichts zum Verständnis des<br />
Stoffes beitragen. Die Entwicklung komplexer Zusammenhänge wird dann in Form handschriftlicher<br />
Eintragungen auf entsprechende Platzhalter in dieser Präsentation vorgenommen. Somit findet quasi<br />
ein Wechsel zu der Präsentationsform statt, die vorher durch einen Tafelanschrieb bzw. Anschrieb auf<br />
Overhead-Folien realisiert wurde, mit dem Vorteil, dass der Dozent weder seinen Standort noch die<br />
Technik wechseln muss und vor allem den Studierenden zu keinem Zeitpunkt den Rücken zuwenden<br />
muss und sie direkt ansprechen kann. Dennoch werden sie dabei auf eine neue Art gefordert, indem<br />
Sie die Anmerkungen mitschreiben müssen. Zwischen diesen beiden Formen wird – mit Unterbrechungen<br />
durch Video-Einspielungen usw. ständig je nach Bedarf durch den Vorlesungsstoff hin- und<br />
hergewechselt. Ein großer Vorteil dieser Art der Ergänzung der handschriftlichen Eintragungen ist<br />
auch, dass diese Anmerkungen zusammen mit der Präsentation gespeichert werden können und somit<br />
im Gegensatz zu einem Tafelanschrieb auch später noch jederzeit nachvollziehbar und dokumentiert<br />
sind.<br />
Weitere Präsentationsmedien wie z.B. eine an den Rechner angeschlossene kamerabasierte Präsentationseinheit<br />
können per Knopfdruck zugeschaltet werden, um die immer in den Lehrveranstaltungen<br />
vorhandenen Modelle der besprochenen technischen Systeme zu zeigen und so zu vergrößern, dass<br />
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Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />
A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />
alle Studierenden die wichtigen Details erkennen können.<br />
In der oben beschriebenen Hauptfachveranstaltung „Integrierte Produktentwicklung“ konnten die technischen<br />
Bedürfnisse weitgehend den Anforderungen des Instituts angepasst werden, da die Vorlesung<br />
wie oben beschrieben durch den Hörerkreis von lediglich ca. 25 Studierenden in einem institutseigenen<br />
Seminarraum statt finden kann, der entsprechend technisch ausgestattet wurde. Der Dozent<br />
hat die Möglichkeit, seine Anmerkungen entweder direkt auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm<br />
des verwendeten Laptops (Tablet PC) anzubringen oder nach Bedarf auch direkt an der Tafel, auf<br />
welche die Präsentation projiziert wird. Diese – ein so genanntes Smart Board – ist ebenfalls berührungsempfindlich<br />
und bietet durch einige zusätzliche Optionen sogar noch eine breitere Einsatzmöglichkeit<br />
als die verwendeten Tablet PC’s. Der überschaubare Hörerkreis erlaubt es außerdem, die<br />
vorhandenen Modelle durch die Reihen zu geben.<br />
Die Lehrveranstaltungen Maschinenkonstruktionslehre und Methoden der Produktentwicklung müssen<br />
durch den großen Hörerkreis in großen Hörsälen stattfinden. Wie bereits beschrieben, ist die Veranstaltung<br />
durch die Kapazität dieser Hörsäle auf zwei Säle aufgeteilt. Der Dozent unterrichtet in einem<br />
der Hörsäle „live“, in den anderen Hörsaal wird die gesamte Vorlesung per Video übertragen. Dies<br />
bringt neue Herausforderungen mit sich, um den Studierenden, die im zweiten Hörsaal sitzen, die<br />
gleiche didaktisch wertvolle Ausbildung zu ermöglichen. Die dabei auftretenden Schwierigkeiten sind<br />
oft sehr einfacher Natur: Wenn der Dozent z.B. intuitiv auf Dinge zeigt, die von der Kamera nicht erfasst<br />
werden oder mit dem Laserpointer auf Details im projizierten Bild zeigt, ist das im zweiten Hörsaal<br />
oft nur sehr schwierig oder überhaupt nicht zu erkennen. Daher wurde die Art der Präsentation<br />
diesen Randbedingungen angepasst: Modelle werden grundsätzlich beim Erklären abgefilmt und erscheinen<br />
dabei in beiden Hörsälen auf der Projektionsfläche. Markierungen im projizierten Bild werden<br />
nur noch über die eingebaute Notizfunktion eingefügt usw.<br />
Dieser Kompromiss zwingt den Dozenten zwar, sich nun doch wieder von der Technik lenken zu lassen,<br />
stellt aber in Anbetracht der schwierigen Randbedingungen eine akzeptable Lösung dar, die den<br />
didaktischen Aufbau der Lehrveranstaltung mit der entsprechenden Routine nicht beeinflussen.<br />
Das Internet [@ipek] wird im Rahmen dieser Lehrveranstaltungen als Kommunikations- und Informationsmedium<br />
genutzt, bewusst aber nicht als E-Learning-Plattform, die ein vollkommen selbständiges<br />
Lernen außerhalb der Lehrveranstaltungen abdeckt. Sämtliche Aushänge, Ankündigungen und Terminpläne<br />
werden über dieses Medium zur Verfügung gestellt, ebenso die Unterlagen, welche die Studierenden<br />
z.B. zur Vorbereitung auf die Saalübungen benötigen. Weiterhin werden einige Kommunikationswege<br />
zur Verfügung gestellt: In einem Diskussionsforum gibt es Bereiche für fachliche und<br />
organisatorische Fragen, ein Feedbackportal ermöglicht anonyme Kritik und die Anmeldung zu den<br />
einzelnen Bereichen der Lehrveranstaltung funktioniert schnell und problemlos übers Internet. Das<br />
Lehrpersonal ist ständig per E-Mail erreichbar, um kurzfristig auftauchende Fragestellungen unkompliziert<br />
zu beantworten.<br />
Die Studierenden nutzen diese Angebote intensiv. In der Zeit der Klausurvorbereitung wird auf neue<br />
Beiträge im Klausur-Forum teilweise in wenigen Stunden mehrere hundert mal zugegriffen.<br />
Gerade im Informationszeitalter fällt es schwer unter dem Begriff Multimedia nicht sofort nur an den<br />
Einsatz moderner Techniken wie Laptop, Beamer etc. zu denken. Wie bereits erwähnt, ist es aber<br />
ausschlaggebend dem Lehrziel angepasste Werkzeuge anzuwenden. Der Mehrebenenschnitt, der<br />
den Studierenden erfahrungsgemäß erhebliche Verständnisprobleme macht, kann mit von Studierenden<br />
selbst durchgeführten Schnitten an Äpfeln viel einleuchtender plausibel gemacht werden, als<br />
durch eine animierte Präsentation!<br />
Datenablage und –bereitstellung<br />
Am Institut wird ein Klassierungsschlüssel genutzt, um Daten über Themengebiete, die für das Ingenieurwesen<br />
interessant sind, sinnvoll und schnell zugreifbar abzulegen. Auch die Vorlesungsunterlagen<br />
sind streng nach diesem Schema modularisiert und abgelegt.<br />
Die Klassifizierung dieser Themengebiete wird auch für die Studierenden beibehalten. Somit ist jedes<br />
Themengebiet einer festen Klassierungsnummer zugeordnet. Das bringt für die Studierenden mit sich,<br />
dass die Themengebiete in den Lehrveranstaltungen nicht fortlaufend nummeriert sind: Die Reihenfolge<br />
der unterrichteten Themengebiete kann z.B. folgendermaßen lauten:<br />
K.6.7. Lagerungen und Führungen<br />
K.5.3. Toleranzen und Passungen<br />
- 32 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
K.6.5. Federn<br />
…<br />
Die Inhalte der Vorlesung werden den Studierenden zu Beginn des Semesters in dieser Form chronologisch<br />
geordnet mitgeteilt, damit ihnen der Überblick in dieser für sie neuen Form der Informationsordnung<br />
erhalten bleibt.<br />
Nach kurzer Eingewöhnungszeit und vor allem in höheren Semestern akzeptieren die Studierenden<br />
diese Art der nicht fortlaufenden, sondern thematisch klassifizierten Nummerierung. Ein großer Vorteil<br />
wird in den Vorlesungen des Hauptdiploms erkennbar: Sobald ein Themengebiet, dessen Grundlagen<br />
im Vordiplom behandelt wurden, in einer der fortführenden Vorlesungen vertieft wird, ist durch die<br />
beschriebene Klassifizierung ein direkter Zugriff auf die bereits vorhandenen Unterlagen möglich und<br />
diese können dem neuen Stoff unkompliziert zusortiert werden.<br />
Diesem Schema folgend wird den Studierenden ebenfalls eine große Wissens- und Nachschlagebasis<br />
zur Verfügung gestellt. Im Produktentwicklungszentrum des Instituts – der Arbeitsbereich, der für die<br />
Studierenden eingerichtet wurde - ist eine Bibliothek (siehe Abbildung 2) vorhanden, in der eine große<br />
Menge für die aktuellen Themen in der Lehre relevante Themen abgelegt werden. Diese Bibliothek<br />
umfasst Dissertationen, Lehrunterlagen, Kataloge, Zeitschriftenartikel und –ausschnitte sowie Hinweise,<br />
die eigens für diese Wissensbasis erstellt wurden und eine große Menge weiteres Zusatzmaterial.<br />
Im Produktentwicklungszentrum stehen den Studierenden 130 modern ausgestattete Rechnerarbeitsplätze<br />
zur Verfügung, an denen sie die in den zusätzlich statt findenden Lehrveranstaltungen (CAD-<br />
Kurse, CAE-<strong>Workshop</strong>s etc.) erworbenen Kenntnisse im Rahmen ihrer Projektarbeit und im Sinne<br />
einer konstruktivistischen Ausbildung einüben und selbst anwenden können.<br />
Abbildung 2: Bibliothek als Wissensbasis für die Studierenden<br />
Evaluation<br />
Sowohl die regelmäßige Evaluation der Lehrveranstaltungen durch die Fakultät für Maschinenbau als<br />
auch eine Reihe selbst entwickelter, spezifischer Fragebögen für die Studierenden belegen durchweg,<br />
dass die Präsentationsform, die Aufbereitung der Medien und der Internetauftritt des IPEK von den<br />
Studierenden als förderlich für den Lernfortschritt empfunden werden.<br />
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Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />
A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />
Ein am IPEK regelmäßig durchgeführter Mustertest, der das Problemlösungsverhalten der einzelnen<br />
Jahrgangsstufen analysiert, zeigt deutlich, dass die Studierenden seit der Einführung von KaLeP eine<br />
deutlich gesteigerte Problemlösungsfähigkeit zeigen, was darauf hindeutet, dass die gewählte und von<br />
Jahr zu Jahr verbesserte Form der didaktischen Aufbereitung der Lehrveranstaltungen den Lernprozess<br />
in geeigneter Weise unterstützt. Abbildung 3 zeigt die Steigerung in der Analysefähigkeit der<br />
Studierenden. Details über diese Testergebnisse sind in [Albers et al 2003] ausführlich beschrieben.<br />
60,0%<br />
50,0%<br />
49,7%<br />
52,4%<br />
40,0%<br />
30,0%<br />
30,4%<br />
34,4%<br />
20,0%<br />
10,0%<br />
0,0%<br />
1999 2000 2001 2003<br />
Abbildung 3: Prozentsatz der Studierenden, die in der Lage waren, die Funktion eines bisher unbekannten<br />
technischen Systems zu analysieren<br />
Im Rahmen eines Austauschprogramms mit der University of Purdue (USA) dürfen jedes Semester<br />
jeweils ca. 10 Studierende der Universität Karlsruhe ein Semester lang an die Purdue-Universität studieren<br />
und etwa die gleiche Anzahl amerikanischer Studierender besucht für ein Semester die Lehrveranstaltungen<br />
an der Universität Karlsruhe (TH). Die betreuenden Dozenten der Purdue-Universität<br />
und die dortigen Studierenden bescheinigen sowohl den deutschen Studierenden als auch dem Karlsruher<br />
Lehrmodell ein äußerst hohes Niveau.<br />
Literatur<br />
[Albers et al 2003]: Albers, A.; Matthiesen, S.; Ohmer, M.: „Alterations in students’ ability to solve problems<br />
by introduction of the Element Model C&CM into the Karlsruhe Education Model for Industrial<br />
Product Development KaLeP”, 14th International Conference on Engineering Design ICED 03, Stockholm,<br />
Schweden, 2003.<br />
[Albers et al 2001]: Albers, A., Burkardt, N. und Matthiesen, S., “New education concepts for the training<br />
of creative engineers - The Karlsruhe education model for industrial product development -KaLeP-<br />
“, Proceeding of the 23rd SEED Annual Design Conference and 8th National Conference on Product<br />
Design Education, Derby, United Kingdom, 2001.<br />
[Albers und Matthiesen 2000]: Albers, A. und Matthiesen, S., „Neue Lehrmodelle zur Ausbildung kreativer<br />
Konstrukteure - Das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung - KaLeP-“ , VDI - Tagungsband<br />
4. Deutscher Konstrukteurstag, 6./7. September; Bochum; 2000.<br />
[Albers und Matthiesen 1999]: Albers, A. und Matthiesen, S., „Maschinenbau im Informationszeitalter -<br />
Das Karlsruher Lehrmodell“; 44. Internationales Wissenschaftliches Kolloquium, Maschinenbau im<br />
Informationszeitalter 20, Technische Universität Ilmenau; 1999.<br />
[Arnold und Siebert 2003]: Arnold, R. und Siebert, H.: „Konstruktivistische Erwachsenenbildung“,<br />
Schneider-Verlag, Hohengehren, 2003.<br />
[Hochschulrektorenkonferenz 1996]: „Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (Neue<br />
Medien) in der Hochschullehre“ – Dokumente zur Hochschulreform 111 / 1996, Hochschulrektorenkonferenz<br />
, Berlin, 1996.<br />
[Hochschulrektorenkonferenz 1998]: „Einsatz neuer Medien in Lehre und Forschung“ – Beiträge zur<br />
Hochschulpolitik 2 / 1998, Hochschulrektorenkonferenz, Bonn, 1997.<br />
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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
[Wunner und Rosenstiel 1999]: Wunner, J. und Rosenstiel, W.: „Multimedia in der Hochschullehre- Ein<br />
Überblick über die Grundlagen und aktuelle Konferenz-Werkzeuge“, Berichte des Wilhelm-Schlick-<br />
Instituts für Informatik der Universität Tübingen, WSI-99-7, Tübingen, 1999.<br />
[@ipek] www-Dokument: http://www.ipek.uni-karlsruhe.de: Internetseiten des Instituts für Produktentwicklung<br />
der Universität Karlsruhe<br />
Autorenangaben<br />
o. Prof. Dr.- Ing. Dr. h. c. Albert Albers<br />
Dipl.-Ing. Norbert Burkardt<br />
Dipl.-Ing. Manfred Ohmer<br />
IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />
Universität Karlsruhe (TH)<br />
Kaiserstr. 12<br />
76131 Karlsruhe<br />
Tel.: +49 721 608 2371<br />
Fax: +49 721 608 6051<br />
E-Mail: sekretariat@ipek.uni-karlsruhe.de<br />
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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW – ein Konzept<br />
multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-<br />
Plattform metacoon<br />
H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />
Abstract. Auf der Grundlage eines interdisziplinären Konzeptes werden im Rahmen des<br />
Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW - multimediale Lehr- und Lernmodule als<br />
internetbasierte Software für die Aus- und Weiterbildung sowohl im universitären Bereich<br />
als auch für unternehmensinterne Kurse erarbeitet, um betriebswirtschaftliche Methoden<br />
und Instrumente durch Lernen und Üben ebenso wie durch die Bearbeitung praxisnaher<br />
Fallstudien zu vermitteln.<br />
Für die Arbeit mit dem WiLabBW wird die innovative e-Learning-Plattform metacoon ®<br />
eingesetzt, die mittels der in unterschiedlichen Perspektiven bereitgestellten Lehr- und<br />
Lernformate ein interaktives und individuell gestaltbares Lernen ermöglicht. Sie unterstützt<br />
die Kommunikation zu Lehrenden und Gruppenmitgliedern, fördert damit gemeinsame<br />
Erfahrungen bei der Wissensaneignung in einer lebendigen Lerngemeinschaft und<br />
eröffnet durch eine enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Unternehmen zusätzliche Erfahrungsbereiche.<br />
Der Beitrag stellt sowohl das Konzept des Wissenslabor Betriebswirtschaft als auch Beispiele<br />
für bisher erarbeitete Lehr- und Lernmodule vor.<br />
Einführung und bisherige Entwicklungen<br />
Das Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW - ist eine internetbasierte Lehr-, Lern- und Kommunikationssoftware<br />
für Wissenschaft und Praxis, die sowohl Lernen und Üben als auch praktisches<br />
Erleben und Kommunikation betriebswirtschaftlicher Methoden, Verfahren und Instrumente ermöglicht.<br />
Im Rahmen bundes- und landesgeförderter Projekte entstand in den letzten Jahren auf Basis der<br />
Plattform „Freestyle Learning“ 1 ein komplexer Pool an e-Learning-Modulen. Mit diesen Projekten wurde<br />
eine flexible Lernumgebung geschaffen, in der der Lernende die Möglichkeit erhält, sich individuell<br />
nach eigenen Präferenzen, Vorkenntnissen und Rahmenbedingungen die Lehrinhalte zu erschließen.<br />
Die Ergebnisse wurden u. a. als Buch mit beigefügter DVD veröffentlicht. 2<br />
Mit metacoon 3® ist nunmehr eine innovative e-Learning-Plattform verfügbar, deren Infrastruktur das<br />
Lehren und Lernen online ermöglicht. metacoon ® wurde an der Bauhaus Universität Weimar als modulare,<br />
adaptierbare Lern- und Arbeitsumgebung entwickelt, welche das Studieren und Lehren, aber<br />
auch die Arbeit in Forschungsprojekten in unterschiedlichen Strukturen, z. B. an Lehrstühlen, in interdisziplinären<br />
Forschungsteams etc. unterstützt. Damit eignet sich die Plattform für Fernstudiengänge,<br />
zur Ergänzung der Präsenzlehre, als Wissensspeicher und als Kommunikationsplattform ebenso wie<br />
für das Projektmanagement. Das System stellt alle notwendigen Werkzeuge zur Erstellung, Verwaltung<br />
und Verteilung multimedialer Lehr- und Lernformate zur Verfügung. Statt einer heterogenen Architektur<br />
aus verschiedenen Einzelsystemen, z.B. für das Lernmanagement, die Übungsverwaltung,<br />
die Literaturverwaltung, wurden alle Funktionen in ein einheitlich und leicht zu bedienendes System<br />
integriert.<br />
Die e-Learning-Plattform metacoon ® wird inzwischen als umfassendes Tool für das Projekt Wissenslabor<br />
Betriebswirtschaft (WiLabBW) genutzt. Bei WiLabBW handelt es sich um ein Kooperationsprojekt<br />
1 vgl. Kaminski/Raabe (2004), Grob/v. Brocke/Lahme (2001)<br />
2 Grob et al. (2004)<br />
3 metacoon® ist eine opensource-Software und kann kostenfrei bei www.campussource.de bezogen werden<br />
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Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW - ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />
H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />
der Technischen Universität Ilmenau mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Bauhaus Universität<br />
Weimar und der Technischen Universität Kaiserslautern. Nach einem einheitlichen Konzept wird<br />
der Content in einem kooperativ pflegbaren Pool feingranularer Lerninhalte und –medien erarbeitet<br />
und evaluiert. Die einzelnen Module können sowohl zu komplexen Kursmaterialien zusammengestellt<br />
als auch in Form von Nachschlagewerken oder navigierbaren Wissensnetzwerken in der Aus- und<br />
Weiterbildung genutzt werden.<br />
2 Das Konzept des Wissenslabor Betriebswirtschaft<br />
Anhand von drei Thesen, die die grundlegende Idee des Wissenslabors Betriebswirtschaft bilden, wird<br />
im Folgenden das Konzept vorgestellt:<br />
1. Das Wissenslabor Betriebswirtschaft ist eine interdisziplinär einsetzbare Lehr- und Lernsoftware.<br />
2. Das Wissenslabor Betriebswirtschaft ermöglicht kommunikatives und erlebnisorientiertes Lernen.<br />
3. Die Lehr- und Lernformate werden im Wissenslabor Betriebswirtschaft multiperspektivisch bereitgestellt.<br />
2.1 Interdisziplinarität<br />
Der Einsatz von e-Learning-Modulen ist heute nicht mehr auf den klassischen Bereich von Bildungseinrichtungen<br />
beschränkt. In vielen Unternehmen bestehen erhebliche Defizite in der betriebswirtschaftlichen<br />
Kompetenz. Das Wissenslabor Betriebswirtschaft eröffnet deshalb nicht nur Studierenden<br />
an Hochschulen Möglichkeiten für interaktives und multimediales Lernen sondern insbesondere auch<br />
Mitarbeitern in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die über geringe Mittel für die Aus- und<br />
Weiterbildung verfügen.<br />
Die Entwicklung der Lehr- und Lernmodule erfolgt daher auch in enger Zusammenarbeit mit ausgewählten<br />
Unternehmen. Auf der Grundlage des Pools an feingranularen Lerninhalten wird die Gestaltung<br />
einer optimalen Konfiguration entsprechender innerbetrieblicher bzw. seminarbegleitender Lernmodule<br />
ermöglicht. Abbildung 1 stellt vereinfacht die Erstellung und den Einsatz der Lernmodule des<br />
Wissenslabor Betriebswirtschaft dar.<br />
Contenterstellung<br />
im Fachgebiet<br />
Vorlesungen zum<br />
Produktionsmanagement<br />
Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen<br />
Hauptseminar<br />
Projektarbeiten<br />
Diplomarbeiten<br />
Abbildung 1:Einsatz des Wissenslabor Betriebswirtschaft in Hochschule und Unternehmen<br />
Die Technische Universität Ilmenau, die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Bauhaus-<br />
Universität Weimar verfügen im Verbund mit den Studiengängen Medientechnologie, Angewandte<br />
Medienwissenschaft, Medienwirtschaft, Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaftslehre über ein<br />
interdisziplinäres Potenzial zur Unterstützung der Content-Entwicklung ebenso wie über einen großen<br />
Nutzerkreis für das Wissenslabor Betriebswirtschaft.<br />
Die Kommunikation zwischen Studenten und Unternehmen, die einerseits im Rahmen von Hauptseminaren,<br />
Projekt- und Diplomarbeiten, andererseits im Rahmen der Vorlesungen in den unterschiedlichen<br />
Fächern entsteht, initiiert eine zusätzliche Erfahrungswelt und Querverbindungen zwischen Studium<br />
und Weiterbildung. Darüber hinaus werden als Nebeneffekt während des Studiums bereits Kontakte<br />
zwischen Thüringer Unternehmen und Absolventen, Diplomanden und Praktikanten hergestellt,<br />
die ein wirksames Mittel gegen die zunehmende Abwanderung des hoch qualifizierten Fach- und Führungskräftenachwuchses<br />
bilden.<br />
- 38 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
2.2 Kommunikation und Erlebnisorientierung<br />
Ziel des Einsatzes des Wissenslabor Betriebswirtschaft ist weiterhin, durch die Kommunikation und<br />
die gemeinsame Erfahrung bei der Wissensaneignung die Entstehung einer lebendigen Lerngemeinschaft<br />
zu fördern. Dazu verfügt die Plattform metacoon ® über vielfältige Kommunikations- und Koordinationsinstrumente,<br />
die nur zu einem Teil im Wissenslabor Betriebswirtschaft eingesetzt werden.<br />
Eingesetzte Kommunikationsinstrumente sind vor allem die Pinnwand, Diskussionsforen, Chaträume<br />
und Sofortnachrichten. Bei den Koordinationsinstrumenten finden der Kurskalender, die Aufgabenverwaltung,<br />
Umfragewerkzeuge, der Dateimanager und die Bildergalerie Anwendung. Die Arbeitsweise<br />
dieser Instrumente soll im Folgenden kurz vorgestellt werden:<br />
• Pinnwand<br />
Pinnwände werden im Wissenslabor Betriebswirtschaft thematisch geordnet. Jedes Mitglied<br />
des Portals kann Pinnwandeinträge, bestehend aus Texten und Bildern, anlegen und mit speziellen<br />
Zugriffsrechten versehen. Zusätzlich können Dateien und Umfragen angehängt werden.<br />
Dadurch entsteht eine Art „schwarzes Brett“ auf dem alle Neuigkeiten veröffentlicht werden<br />
können.<br />
• Diskussionsforen<br />
Insbesondere direkt nach Vorlesungen, aber auch in Phasen der Nachbereitung, treten oft<br />
Verständnisschwierigkeiten und Fragen auf. Im Wissenslabor Betriebswirtschaft ist es daher<br />
möglich, jederzeit Fragen an den Lehrenden zu stellen, die dieser dann beantwortet. Gegebenenfalls<br />
können fachliche oder technische Fragen auch bereits durch vorhandene Erfahrungen<br />
der Studierenden ohne Beteiligung des Lehrenden beantwortet werden. Zusätzlich können<br />
von den Lehrenden Beiträge, ergänzt um Verständnisfragen, eingestellt werden, um die<br />
Diskussion unter den Kursteilnehmern anzuregen.<br />
• Chaträume<br />
Chaträume bieten zu definierten Zeiten die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Lehrenden über<br />
aktuelle Probleme zu diskutieren. Zudem können weitere Experten, bspw. aus Unternehmen,<br />
zu diesen Chats eingeladen werden um von ihrem Arbeitsplatz aus mitdiskutieren. Weiterhin<br />
bietet das Portal die Möglichkeit, Webseiten und damit Lernmaterialien innerhalb der<br />
Chaträume zu senden, der Empfänger kann dann die Seite direkt auf seinem Bildschirm sehen.<br />
Beiträge im Chat können strukturiert gesammelt und nach Fragen sortiert ausgegeben<br />
werden.<br />
• Sofortnachrichten<br />
Sofortnachrichten können an eine oder mehrere Personen gleichzeitig gesendet werden. Sie<br />
erscheinen beim Empfänger als Popup-Fenster. Wenn der Nutzer online ist, erscheint die<br />
Nachricht sofort, ansonsten beim nächsten Einloggen. Es ist weiterhin möglich, die Gültigkeitsdauer<br />
festzulegen, z.B. wenn jemanden zum Chat eingeladen wird, sofern er die Nachricht<br />
innerhalb der nächsten x Minuten liest.<br />
• Kurskalender<br />
Der Kalender ermöglicht eine kooperative Terminplanung; neben der Verwaltung der eigenen<br />
Termine können auch Termine der Gruppe koordiniert werden. Vor dem Eintrag eines neuen<br />
Termins für mehrere Benutzer prüft der Kalender ob Terminkollisionen auftreten.<br />
• Aufgabenverwaltung<br />
Die Aufgabenverwaltung soll einem Team helfen, die Gesamtkurs- oder Projektaufgaben in<br />
überschaubaren Arbeitspaketen (Aufgaben) an die Teammitglieder zu verteilen und die Abarbeitung<br />
zu verfolgen. Beispielsweise können Lehrende eine Liste aller zu erledigender Aufgaben<br />
eines Kurses zusammenstellen. Der Lehrende kann verfolgen, welche Aufgaben von welchen<br />
Lernenden bereits erledigt wurden und hat damit die Möglichkeit, bei Schwierigkeiten<br />
unterstützend einzugreifen.<br />
• Umfragewerkzeug<br />
Mit Hilfe des Umfragetools können komplexe Fragebögen entwickelt werden, welche dann bei<br />
der Evaluation der Kurse eingesetzt werden. Für eine demokratischere Abstimmung zum Beispiel<br />
von Terminalternativen in einer Gruppe kann die Voting-Funktion der Pinnwand genutzt<br />
werden<br />
- 39 -
Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW - ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />
H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />
• Dateimanager<br />
Der Dateimanager ist für den schnellen Dateiaustausch und die kooperative Bearbeitung von<br />
Dateien gedacht. Jeder Benutzer bekommt ein eigenes Homeverzeichnis und damit Platz für<br />
eigene Dateien und Ordner. Gruppen können Gruppen-Ordner anlegen, um Dateien auszutauschen.<br />
Je Datei können separat Zugriffsrechte festgelegt werden. Zusätzlich ist erkennbar,<br />
welche Datei gerade von einem anderen Benutzer bearbeitet wird und wann eine Bearbeitung<br />
voraussichtlich wieder möglich ist.<br />
• Bildergalerie<br />
Mit der Bildergalerie können Bilder verwaltet und ausgetauscht werden.<br />
2.3 Multiperspektivische Lehr- und Lernmodule<br />
Die Lehrinhalte der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre werden in fünf unterschiedlichen Perspektiven<br />
aufbereitet und zugänglich gemacht. Der Nutzer kann je nach individueller Neigung beim Lernen<br />
und Üben eigene Prioritäten setzen.<br />
Die 5 Perspektiven des „Wissenslabor Betriebswirtschaft“:<br />
1. Text Studies:<br />
Den Lernenden werden aus pädagogischen Gründen einfache, methodisch und didaktisch<br />
zweckmäßig aufbereitete Textmodule der Betriebswirtschaftslehre mit aussagefähigen Grafiken<br />
zur Verfügung gestellt. Wichtige Termini werden durch Verlinkung mit Glossareinträgen<br />
verdeutlicht. In den Text Studies wird Wissen in kompakter Version ähnlich einem Lehrbuch<br />
präsentiert und um digitale Repräsentationsformen hinsichtlich Strukturierung, Navigation und<br />
Suche ergänzt.<br />
2. Slide Shows:<br />
Diese Perspektive erlaubt dem Lernenden, sich den Inhalten mit Hilfe vertonter Präsentationen<br />
zu nähern. Der Lehrstoff wird wie in einem Vortrag anhand geeigneter Abbildungen dargestellt<br />
und erläutert, so dass die Lernenden eine audiovisuelle Vermittlung des Lehrstoffs erhalten.<br />
3. Check-Up:<br />
Zum Trainieren von Faktenwissen werden Kerninhalte vom Lehrenden ausgewählt und als<br />
Fragen mit zugehörigen richtigen und falschen Antworten formuliert. Die Abfrage erfolgt abwechslungsreich,<br />
da auch in dieser Perspektive verschiedene Medien- und Abfragtypen angewendet<br />
werden können.<br />
4. Learning by Doing:<br />
Learning by Doing erlaubt das interaktive, praktische Erproben des Gelernten, insbesondere<br />
der Instrumente und Methoden der Betriebswirtschaftslehre mit Hilfe von Simulationstools. Der<br />
Akteur kann experimentieren und dadurch die Grenzen des jeweiligen Verfahrens testen und<br />
kennen lernen.<br />
5. Case Studies<br />
In der Case Study-Perspektive werden Fallstudien genutzt, um die Lernenden in praxisorientierte<br />
Szenarien zu versetzen. Hierzu sind lernzielorientierte Problemstellungen in einer motivierenden<br />
Rahmenhandlung dargestellt, Aufgaben formuliert und Referenzlösungen angegeben.<br />
Der Lernende erhält die Möglichkeit seine eigenen Lösungswege zu entwickeln und diese<br />
mit Expertenmeinungen zu vergleichen. Es werden vom Lernenden eigene Lösungsvorschläge<br />
zu Problemstellungen gefordert, für die keine einwertigen Lösungen existieren.<br />
Zusätzlich zu diesen Perspektiven finden noch folgende Instrumente zur medialen Unterstützung des<br />
Lernens Anwendung:<br />
• Newsgroups:<br />
Ziel ist es, eine lebendige Gemeinde von Lehrenden und Lernenden der Betriebswirtschaft zu<br />
kreieren, die sich ständig über aktuelle Trends, Veranstaltungen, neue Studiengänge und Abschlüsse<br />
oder aber auch über weitere neue Medienprodukte informieren und austauschen<br />
kann.<br />
- 40 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
• Nachschlagewerke<br />
Im Wissenslabor Betriebswirtschaft können beliebige Nachschlagewerke eingerichtet werden,<br />
je nach dem, welche Informationen kooperativ gesammelt und dem Lernenden angeboten<br />
werden sollen. Ein weit verbreitetes Nachschlagewerk (neben dem Literatur-Verzeichnis - siehe<br />
anderes Werkzeug) ist das Glossar.<br />
Eine Sammlung von Links zu jedem behandelten Schwerpunkt eröffnet dem Lernenden beispielsweise<br />
die Chance zu einem geleiteten und strukturierten Einstieg in weitere Informationen<br />
zum jeweiligen Thema. Links können zu Veröffentlichungen (Bücher, Zeitschriften, Tagungsbände,<br />
etc.), zu einschlägigen Lehrstühlen, Firmen oder themenspezifischen Internetseiten<br />
erfolgen.<br />
• Video<br />
Mit Hilfe von Kurzvideos erhalten die Lernenden spezifische Einführungen in die jeweilige Thematik,<br />
Darstellungen der betrieblichen Wirklichkeit oder die Illustration einzelner betriebswirtschaftlicher Verfahren<br />
und Methoden vor einem praktischen Hintergrund.<br />
3 Nutzenbetrachtung und Ausblick<br />
Das Wissenslabor Betriebswirtschaft soll die künftigen Anforderungen an ein lebenslanges Lernen<br />
realisieren, neue Konzepte des Lehrens und Lernens erproben und durch Nutzung von Netzwerkeffekten<br />
neue Kooperationsformen zwischen Hochschulen und Unternehmen entwickeln.<br />
Unter Nutzung der im Wissenslabor Betriebswirtschaft bereits vorliegenden Lehr- und Lernmodule<br />
werden Lehrveranstaltungen als Blended Learning gestaltet, das die multimedialen Lehrinhalte eingebettet<br />
in einem ganzheitliches Konzept anbietet. Die vielfältigen Kommunikations- und Kooperationsinstrumente<br />
ermöglichen ein vertiefendes tutorielles Betreuungsverhältnis. Hier sollen die Lehr- und<br />
Lernzusammenhänge bspw. durch moderierte virtuelle Diskussionen im Forum, individuelle Beratungen<br />
per e-Mail oder virtuelle Sprechstunden mit Lehrenden in Chaträumen vertieft werden.<br />
Nutzen für Studierende:<br />
Das Wissenslabor Betriebswirtschaft bietet neben der Nutzung als Lehr- und Lernsoftware<br />
ausgezeichnete Möglichkeiten für studentische Projektseminare. Aufgrund des ständigen Erweiterungsbedarfs<br />
für den Content können Studenten bereits während der Projektlaufzeit in<br />
die Arbeit einbezogen werden. Bereits in der Vergangenheit wurden mehrere Projektseminare<br />
zur Contenterstellung mit gutem Erfolg durchgeführt. Das dabei entwickelte Engagement und<br />
die Ergebnisse haben alle Beteiligten, einschließlich des betreuenden Lehrpersonals, von dieser<br />
Form der der Zusammenarbeit, Studenten mit "echten", sinnvollen und wirklich benötigten<br />
Aufgaben zu konfrontieren, überzeugt.<br />
Nutzen für die Hochschule:<br />
Für die Hochschule ergibt sich der Vorteil, die erarbeiteten Inhalte begleitend zur angebotenen<br />
Vorlesung einzusetzen. Die Vermittlung von Studieninhalten wird damit auf eine völlig neue<br />
Stufe gehoben. Der Student erhält die Möglichkeit, Vorlesungen zu besuchen und sich begleitend<br />
mit den multimedial aufbereiteten Inhalten auseinanderzusetzen. Zur Vertiefung der Lehrund<br />
Lerninhalte kann der Studierende je nach individueller Neigung auf die oben erläuterten<br />
Perspektiven zurückgreifen. Neben der studentischen Motivation entsteht damit vor allem ein<br />
erhebliches Flexibilisierungspotenzial für die Lehre.<br />
Lern- und Lehrinhalte multimedial anzubieten und von jedem Ort aus zugänglich zu machen,<br />
eröffnet in einer langfristigen Perspektive die Möglichkeit externe Finanzquellen zu erschließen.<br />
Sind Ausbildungsinhalte in dieser Form aufbereitet, erhalten innovative Ausbildungs- und<br />
Finanzierungskonzepte wie „Weiterbildungsakademien" und "Virtuelle Hochschulen" die praktische<br />
Grundlage bzw. die Voraussetzung für ihre eigentliche Arbeit.<br />
Literatur<br />
Grob, H.L.; v. Brocke, J.; Lahme, N.(2001): Arbeitsbericht Nr. 20 – Freestyle Learning – Das Mediendidaktische<br />
Konzept in Arbeitsberichte zu "CAL+CAT" hrsg. v. H.-L. Grob, Münster 2001<br />
Grob, H.L.; v. Brocke, J.; Lahme, N.; Wahn, M. (Hrsg.) (2004): Controlling – Lerneinheiten zum Wissensnetzwerk<br />
Controlling, München 2004<br />
- 41 -
Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW - ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />
H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />
Kaminski, H.; Raabe, R. (2004): Arbeitsbericht Nr. 27 - Wissensnetzwerk Controlling – Evaluationsergebnis<br />
der didaktisch-pädagogischen Begleitergruppe, in: Arbeitsberichte zu "CAL+CAT" hrsg. v. H.-L.<br />
Grob, Münster 2004<br />
Autorenangaben<br />
Univ.-Prof. Dr. oec. habil. Herfried Schneider<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fachgebiet Produktionswirtschaft/IBL<br />
Postfach 100565<br />
98684 Ilmenau<br />
Tel.: 03677/69 40 10<br />
e-Mail: Herfried.Schneider@tu-ilmenau.de<br />
Dipl.-Wirt.-Inf. Nadin Rosbigalle<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fachgebiet Produktionswirtschaft/IBL<br />
Postfach 100565<br />
98684 Ilmenau<br />
Tel.: 03677/69 40 13<br />
e-Mail: Nadin.Rosbigalle@tu-ilmenau.de<br />
- 42 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Arbeitsphysiologische Untersuchungen von<br />
Blended Learning am Beispiel des Praktikums<br />
„Ausgleichsvorgänge“<br />
H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg,<br />
Universität Magdeburg<br />
Abstract. Innerhalb des BmBF-Projekts „MILE“ entstand eine Reihe von Lernmaterialien<br />
für die Grundlagenausbildung der Elektrotechnik. Diese nutzen eine hoch entwickelte<br />
Formelsprache und sind stark textbasiert. Aus Sicht der Arbeitsphysiologie stellt sich die<br />
Frage nach Unterschieden in der Beanspruchungsbewertung auf der Grundlage objektiver<br />
Methoden. Dafür wurde eine Studie mit Ingenieurstudenten der Uni Magdeburg erhoben.<br />
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen signifikante Unterschiede in der arbeits-physiologischen<br />
Belastung beim Lernen mit WBT oder TBT.<br />
Einleitung<br />
Lernmaterialien für die Grundlagenausbildung der Elektrotechnik sind aufgrund einer hoch entwickelten<br />
Formelsprache stark textbasiert. Mit der Einführung Neuer Medien in die Hochschulausbildung<br />
stellt sich aus Sicht der Arbeitsmedizin die Frage nach Unterschieden in der psychologischen Belastung<br />
zwischen konventionellem, textbasiertem Lernen und dem Lernen mit vorwiegend textorientierten<br />
aber webbasierten Lernprogrammen. Da heutige Evaluierungsmethoden fast ausschließlich auf Befragungen<br />
basieren, war zu untersuchen, ob sich Parameter der Arbeitsmedizin zur Evaluierung webbasierter<br />
Lernmedien ableiten lassen.<br />
Bild 1: Lernmodul „Ausgleichsvorgänge“<br />
Anlässlich der Evaluation des webbasierten Lernmoduls „Ausgleichsvorgänge“ [1] (s. Bild 1) wurde ein<br />
virtuelles Praktikum mit Studenten der Ingenieurwissenschaften der Uni Magdeburg durchgeführt. An<br />
Hand dieses Praktikums sollten neben einer konventionellen Evaluation der Lernmaterialien mittels<br />
Fragebogen und Beobachtungsstudien auch Verfahren der Informatik (Usertracking und Motivationsverfolgung)<br />
und medizinische Verfahren angewandt werden. Ziel war, neben der Evaluation der erstellten<br />
Lernmaterialien, die Untersuchung der Anwendbarkeit objektiv messbarer Parameter wie sie<br />
- 43 -
Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />
H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />
die Analyse des Herzrhythmus (HRV) sowie der Gehirnströme (EEG) liefern.<br />
Versuchsaufbau<br />
Für das Gesamtprogramm wurden 20 freiwillige Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />
einbezogen, die das Fach Elektrotechnik in der Grundlagenausbildung belegt hatten. Die Studenten<br />
mussten alternierend zwei verschiedene Testbatterien absolvieren, indem sie nach einem vorgeschalteten<br />
Corsi-Block-Tapping-Test verschiedene elektrotechnische Aufgaben, abwechselnd mit<br />
Buch und Kopien sowie einem webbasierten Lernprogramm, lösten. Aufgezeichnet wurden dabei die<br />
Herzrhythmusdaten mittels Biocomsystem (BIO-COM- Technologies, USA), eine Ableitung der Gehirnströme<br />
mittels IBVA (IBVA- Technologies, USA) [3], die Motivationslage nach Nitsch und der Blutdruck<br />
des Probanden. In Bild 2 ist der grundsätzliche Versuchsaufbau dargestellt.<br />
Bild 2: Testaufbau des virtuellen Praktikums<br />
Anhand der erhobenen psychophysiologischen Reaktionsdaten wurde versucht, WBT versus TBT zu<br />
vergleichen sowie zu überprüfen, ob sich hieraus Parameter zur Evaluierung gewinnen lassen. Die<br />
Probanden mussten hierfür eine standardisierte und randomisierte Reihe von Aufgaben erfüllen.<br />
Tabelle 1 zeigt den strukturellen Aufbau der Aufgaben.<br />
Art des Test Dauer Test 1 Test 2<br />
Medizinische Statusuntersuchung 15 min x<br />
Ruhephase 15 min x X<br />
Corsi-Block-Tapping-Test [4] 15 min x X<br />
Aufgabe aus der Elektrotechnik 45 min WBT oder TBT alternierend und randomisiert<br />
Erholungsphase 15 min x X<br />
Tabelle 1: Testbatterie Layout<br />
Innerhalb der Testbatterie wurden die folgenden Untersuchungen durchgeführt, die für die Auswertung<br />
relevante Ergebnisse lieferten:<br />
- 44 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
• Angewandte objektive Verfahren:<br />
o Medizinischer Eingangstest<br />
Im medizinischen Eingangstest wurden am Anfang des ersten Testdurchlaufes vom<br />
Probanden ein Urin- und ein Blutbild erstellt. Damit wurde gewährleistet, dass die<br />
Probanden medizinisch unbedenklich sind und sie die Testergebnisse nicht verfälschen<br />
können.<br />
o HRV-Analyse mittels BIOCOM<br />
Die Analyse Herzfrequenz-Variabilität ist in der Medizin etabliert [1] und dient zur Evaluierung<br />
der EEG- Analyse und zum Nachweis der arbeitsphysiologischen / psychophysiologischen<br />
Belastung der Probanden.<br />
o EEG-Analyse mittels IBVA<br />
Das IBVA- Gerät ist ein sehr rudimentäres EEG- Gerät. Top-Messgeräte arbeiten derzeit<br />
mit 21 Kanälen, das IBVA hat dagegen nur mit drei. Es galt daher zu untersuchen,<br />
ob dieses Gerät tauglich ist, verwertbare Daten zu liefern. Dieses wurde anhand<br />
der HRV- Analyse bestätigt. Das IBVA soll später in eine Lernsoftware integriert<br />
werden und es um eine "Biofeedback"- Funktion erweitern.<br />
o Blutdruck über die Laufzeit des Tests<br />
Dieser Test diente zur Stabilitätsprüfung der HRV- Analyse und zur Kontrolle des Zustandes<br />
der Probanden beim Test.<br />
• Angewandte subjektive Erhebungen<br />
o Motivationslage nach Nitsch<br />
Zu Beginn eines jeden Tests wurde die Motivation des Probanden an Hand eines<br />
Fragebogens nach Nitsch bestimmt.<br />
o Subjektive Belastung mittels der BORG-Scala<br />
Am Ende des Corsi-Block-Tapping-Tests und der Elektrotechnikaufgabe wurde jeweils<br />
die subjektive Belastung an Hand der Borg-Scala bestimmt. Die Borg-Scala verknüpft<br />
numerische Werte von 0 bis 20 mit Attributen wie schwer, sehr schwer usw.<br />
o Evaluationsbogen<br />
Für die Evaluation mittels Fragebogen wurde das Layout der TU Ilmenau adaptiert<br />
und eingesetzt.<br />
o Beobachtung<br />
Die gesamte Versuchsreihe wurde durch Beobachtung des Probanden unterstützt.<br />
Ergebnisse<br />
Die Auswertungen ergaben hinsichtlich der Fragestellungen interessante Antworten. So wird die Absolvierung<br />
der Aufgabe von den Studenten als gleich schwer bewertet, d.h. die subjektive Belastung in<br />
der Bemessung mit Hilfe der Borg Skala ist gleich, signifikante Unterschiede (p=0,040) ergaben sich in<br />
der Bewertung der Belastung bei der Durchführung des Corsi-Block-Tapping-Tests. Dabei wurde die<br />
Durchführung des Corsi Testes vor der Absolvierung der textbasierten Lernaufgabe als anstrengender<br />
beurteilt.<br />
Die Benotung der absolvierten Lernaufgabe ergab ein besseres Ergebnis für das Computer Based<br />
Training, dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant. Computerbased ergab sich die<br />
Note 2,1 (Standardabw. 0,912) Textbased ergab sich die Note 2,35 (Standardabweichung. 1,226);<br />
p=0,166.<br />
Kein Proband absolvierte die Lernaufgabe Computer Based schlechter als Text Based.<br />
In Auswertung der Herzrhythmusvariabilitäts-Daten (Bild 2-3) zeigten sich besonders die Werte der<br />
SDNN (Standardabweichung aller NN-Intervalle, wobei NN den Abstand zweier Herzschläge (normal<br />
to normal) darstellt) und des LF/HF Quotienten (die Variabilität der Herzschlagfolge wird nach hohen<br />
Frequenzen (HF=High Frequencies, 0,15-0,4 Hz) und niedrigen Frequenzen (LF=Low Frequencies,<br />
0,04-0,15 Hz) eingeteilt.) interessant.<br />
- 45 -
Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />
H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />
M...Web Based Training<br />
K...Text Based Training<br />
Bild 3 : Physiologische Belastung beim Lernen – Vergleich WBT vs.TBT<br />
Die SDNN war während der Absolvierung der Lernaufgabe signifikant (p=0,025) kleiner und steht damit<br />
für eine höhere Belastung. Dies unterstützend zeigte sich der Quotient LF/HF in der Phase der<br />
Erholung nach der Absolvierung der Lernaufgabe kleiner (p=0,051), was ebenfalls auf eine höhere<br />
körperliche Belastung vor der Erholungsphase hindeutet.<br />
R...Ruhephase vor dem Test<br />
C...während Corsi-Block-Tapping-Test<br />
A...während Absolvierung der<br />
jeweiligen Lernaufgabe<br />
E...Erholung nach Absolvierung<br />
der jeweiligen Lernaufgabe<br />
Bild 4 : Physiologische Belastung beim Lernen – Verlauf der Testbatterie<br />
Im Zusammenhang mit dieser Beurteilung zeigen die EEG Daten, vor allem auch im Vergleich der<br />
Frequenzanteile zwischen Ruhephase und Arbeit einen statistisch signifikant (p=0,046) höheren Prozentsatz<br />
des Beta-Anteils, wobei hier der Schwerpunkt auf dem mittleren und höheren Beta-<br />
Frequenzband liegt. Auch bei der Absolvierung der Lernaufgabe selbst zeigt sich während des Computer<br />
Based Trainings ein signifikanter (p=0,032) höherer Anteil des hohen Beta-Anteils Dies deutet<br />
auf eine wesentliche höhere konzentrative Anspannung hin (Bild 4-5).<br />
Bild 5 : Nachweis der Belastung im EEG<br />
- 46 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Die Ergebnisse zur Einschätzung der physiologischen Belastung zeigen deutlich die Grenzen einer<br />
subjektiven Beurteilung, die in einer statistisch unterschiedlichen Beurteilung einer gleichen Aufgabe<br />
an zwei unterschiedlichen Tagen negativ gipfelt. Erneut bestätigt sich der Wert der Untersuchung der<br />
Herzfrequenzvariabilität, hier zeigten sich, in dieser Untersuchung zur Beanspruchungsbeurteilung,<br />
besonders die SDNN und der Quotient (LF/HF) geeignet.<br />
Bild 6 : Nachweis der Belastung mittels der Heart Rate Variability<br />
Danach waren die Probanden während des Computer Based Trainings stärker belastet als bei der<br />
Nutzung „konventioneller“ textbasierter Lernmedien und zeigten dies auch in der Erholungsphase. Ein<br />
signifikanter Unterschied im erreichten Lernergebnis zeigte sich zwar nicht, allerdings schnitt kein<br />
Proband mit der computergestützten Lernmethode schlechter ab. Der gemessene höhere Anteil des<br />
Betafrequenzbandes als Ausdruck einer „vermehrten“ Aufmerksamkeit stützt diese Annahme zusätzlich,<br />
jedoch sind hier weitere Untersuchungen erforderlich um valide Daten für eine objektive und<br />
praxisnutzbare Beurteilung zu erlangen.<br />
Zusammenfassung<br />
Zur Evaluation des webbasierten Lernprogramms „Ausgleichsvorgänge“ wurde ein virtuelles Praktikum<br />
mit 20 Ingenieurstudenten der Uni Magdeburg durchgeführt. Zur Beurteilung wurden konventionelle<br />
Verfahren, wie das Erheben von Fragebögen und die Durchführung von Beobachtungen herangezogen.<br />
Darüber hinaus wurden Daten zur Einschätzung der arbeitsphysiologischen Belastung<br />
von Blended Learning gegenüber konventionellem Lernen mit textbasierten Lernmedien erhoben.<br />
Diese Daten sollten weiterhin dahingehend geprüft werden, ob sich aus ihnen objektiv messbare Parameter<br />
zum Einsatz innerhalb eines Bio-Feedback-Systems ableiten lassen.<br />
Als Ergebnis dieser Studie lässt sich konsternieren:<br />
Das Lernen mit multimedialen Lernmaterialien ist anstrengender als das konventionelle Lernen mit<br />
vorwiegend textbasierten Inhalten (Bücher, Vorlesungsskripte). Dies muss unbedingt bei der Erstellung<br />
webbasierter Lernmaterialien bzgl. Der vorgegebenen Bearbeitungszeiten berücksichtigt werden.<br />
Für die Granularisierung von Lernmaterialien kann gesagt werden, dass die Bearbeitung eines Lernobjekts<br />
fünf Minuten und die Bearbeitung einer Aufgabe bzw. eines Lernmoduls 15 bis 20 Minuten<br />
nicht überschreiten darf. Folgen bei längeren Lernzeiten sind Konzentrationsschwächen und eine<br />
verlängerte Erholungsphase.<br />
Die objektiv erhobenen Messdaten eignen sich dazu, die arbeitsphysiologische Belastung beim Lernen<br />
zu charakterisieren. In Verbindung mit einem Biofeedback-System lassen sich die Daten dazu<br />
verwenden, die Konzentrationsfähigkeit langfristig zu steigern.<br />
Kein Proband absolvierte die Lernaufgabe im Blended Learning schlechter als mit konventionellen<br />
Lernmethoden.<br />
Literatur<br />
[1] Lernprogramm „Ausgleichsvorgänge“; http://www.uni-magdeburg.de/iget/multimedia; 31.0<strong>8.</strong>2004<br />
[2] E.A. Pfister, H.Rüdiger, K. Scheuch; „Herzrhythmusanalyse in der Arbeitsmedizin“; Magdeburg,<br />
Dresden; 2001; Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin, Leitlinien<br />
[3] IBVA- EEG Messgerät; http://www.ibva.com; 31.0<strong>8.</strong>2004<br />
- 47 -
Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />
H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />
[4] G. Schufried; „Computergestützte Verfahren zur Leistungs- und Persönlichkeitsdiagnostik“; Katalog<br />
08/00; 2000; Mödling, Östereich<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. G. Wollenberg<br />
IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
39016, Magdeburg<br />
E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />
Dipl.-Med. Ronald Lenz<br />
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. habil E. A. Pfister<br />
Dr. med. Irina Böckelmann<br />
IAH,”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />
Medizinische Fakultät<br />
Leipziger Straße 44<br />
39120 Magdeburg<br />
- 48 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Von multimedialen Lernmaterialien zu<br />
wieder verwendbaren Lernobjekten<br />
D. Wuttke, TU Ilmenau<br />
Abstract. Die Wiederverwendung von medial aufbereiteten Lehrinhalten, so genannten<br />
"Lernobjekten" (Learning Objects), erlangt in dem Maße an Bedeutung, wie es gelingt,<br />
die Barrieren zu überwinden, die gegenwärtig einen problemlosen Austausch der Lehrund<br />
Lernmaterialien verhindern. Bei der Überwindung technischer Schwierigkeiten spielen<br />
dabei Standards wie "LOM“ (Learning Objects Metadata) und "SCORM" (Sharable<br />
Content Objects Reference Model) eine wesentliche Rolle. Internetplattformen wie das<br />
"<strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>" können mit Hilfe dieser Metaebene zu einer wichtigen Quelle<br />
für medial aufbereitete Lehrinhalte werden und für die Nachhaltigkeit der mit großem<br />
Aufwand erstellten Inhalte sorgen. Das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> verfolgt u.a. das Ziel,<br />
als Mittler zwischen Bildungssuchenden und Anbietern aus dem Hochschulbereich eine<br />
Austauschplattform für derartige Lehrinhalte bereitzustellen. Im Beitrag wird nach einer<br />
kurzen Einführung in "LOM“ und "SCORM" herausgearbeitet, wie diese Standards bei<br />
der Verbreitung wieder verwendbarer Lernobjekte Anwendung finden können und welche<br />
offenen Fragen gegenwärtig untersucht werden.<br />
Motivation<br />
Multimediale Lehr- und Lerninhalte (oder kurz „Lernobjekte“) sind in den unterschiedlichsten Technologien<br />
bezüglich Erzeugung, Speichermedium und Distributionsmöglichkeiten in den letzten Jahren<br />
entwickelt worden. Es wurden unterschiedliche Autorenwerkzeuge eingesetzt, die die weitere Verwendbarkeit<br />
der so erzeugten Lernobjekte wesentlich beeinflussen. Sie werden entweder auf Datenträgern<br />
und Servern der Autoren oder komfortabler in Contentmanagement- (CMS) oder Lernmanagement-<br />
Systemen (LMS) verwaltet. Um derartige Materialien zu nutzen gibt es gegenwärtig nur die<br />
Möglichkeit, in Kontakt mit den Autoren zu treten und individuelle Kooperationen einzugehen. Sollen<br />
die Materialien dann zusätzlich noch in einen neuen, eigenen Kontext gestellt werden, so ist der hierfür<br />
notwendige Arbeitsaufwand meist höher als ein Neuentwurf.<br />
Einzige Ausnahme bilden dabei Materialien, die über das Internet zugänglich sind. Diesen fehlt jedoch<br />
meist eine geeignete Beschreibung, sodass ihre Anwendung nur nach Einholung von Zusatzinformationen<br />
bei den Autoren möglich ist. Darüber hinaus ist allen diesen Materialien gemeinsam, dass sie<br />
schwer aufzufinden sind, wodurch eine weitere Ursache für Doppelentwicklungen entsteht. Allgemein<br />
verfügbare Informationen über die Lernobjekte, die auch Auskunft über deren Anwendbarkeit und<br />
Qualität geben, sind deshalb von großem Interesse. Die Herausforderung der nächsten Jahre besteht<br />
darin, diese heterogenen Angebote sichtbar zu machen, sie zu strukturieren und in eine nachhaltige<br />
und allgemeine Nutzung im Rahmen der Aus- und Weiterbildung an den Hochschulen zu überführen.<br />
Wieder verwendbare und strukturiert angebotene Lernobjekte sind der Schlüssel zu einer kostengünstigen<br />
Verbreitung von e-Learning- Angeboten in der Zukunft.<br />
Im Projekt „<strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>“ wurden in den vergangenen Jahren Untersuchungen zu geeigneten<br />
Standards und deren Anwendung durchgeführt, die die Basis für eine Austauschplattform für<br />
Lernobjekte bilden können. Darüber hinaus wurden Projekte identifiziert, deren Ergebnisse als inhaltliche<br />
Grundlage für wieder verwendbare Lernobjekte dienen können [1].<br />
Nachfolgend werden zunächst unterschiedliche Lehr- und Lernmaterialien klassifiziert und bezüglich<br />
der Eignung für einen Austausch untersucht. Daran anschließend wird ein Überblick über den Metadatenstandard<br />
„LOM“ und das standardisierte Modell zum Austausch von inhaltlichen Objekten<br />
(SCORM) gegeben. Der nächste Abschnitt führt die beiden vorangegangenen Abschnitte dann zusammen<br />
indem er kritisch hinterfragt, welche Elemente der Standards für den Austausch geeignet<br />
sind und welche offenen Fragen gegenwärtig bestehen. Im Ausblick wird ein Lösungsansatz für eine<br />
Austauschplattform diskutiert, der gegenwärtig im Rahmen einer Diplomarbeit konzipiert wird.<br />
- 49 -
Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />
D. Wuttke, TU Ilmenau<br />
Lernobjekte<br />
Definition<br />
Das Learning Technology Standards Committee (LTSC) definiert jede Einheit, digital oder nicht digital,<br />
die Lernen, Bildung oder Weiterbildung dienen kann, als Lernobjekt [2].<br />
Lernobjekte können unter verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert werden. Unterschiede bestehen<br />
neben den fachspezifischen Inhalten vor allem in<br />
• didaktisch methodischen Aspekten der Nutzung,<br />
• technischen Randbedingungen sowie in<br />
• der organisatorischen Einbindung in Lernszenarien.<br />
Man kann die realisierten Lernobjekte diesen drei Dimensionen zuordnen und als Maß die Quantität<br />
der jeweiligen Dimension abschätzen. Die so visualisierten Eigenschaften lassen Rückschlüsse auf<br />
die Wiederverwendbarkeit der Lernobjekte zu. Je größer die Ausprägung der einzelnen Dimensionen<br />
in den Lernobjekten verankert ist, umso schwieriger lassen sie sich außerhalb der Lernumgebung, für<br />
die sie entwickelt wurden, einsetzen. Darüber hinaus sind in diesem Koordinatensystem auch unterschiedliche<br />
Lernszenarien darstellbar (siehe Bild 1).<br />
Technik<br />
Blendet Learning<br />
Chatroom<br />
Organisation<br />
Frontalunterricht<br />
Didaktik<br />
Abbildung 1: Eigenschaften von Lernszenarien und Lernobjekten<br />
Die in Bild 1 angeführten Beispiele stellen nur einen ersten Ansatz dar und müssen in weiteren Untersuchungen<br />
detaillierter erfasst werden.<br />
Nachfolgend werden die einzelnen Aspekte näher untersetzt.<br />
Didaktisch methodische Aspekte<br />
Von besonderem Interesse ist hierbei, für welche didaktischen Lehrkonzepte die Lern-Objekte entwickelt<br />
wurden und ob sie für unterschiedliche Konzepte einsetzbar sind. Unterscheidbar sind hier darbietende,<br />
erarbeitende, explorative und informelle Lehrformen [3].<br />
Ein weiteres Merkmal zur Charakterisierung der Lern-Objekte ist die Granularität des digital aufbereiteten<br />
Lehrinhaltes, d.h. welche kleinste Einheit („Chunk“) unabhängig von anderen Bestandteilen des<br />
Lehrangebotes separat genutzt, verwaltet und verteilt werden kann.<br />
Auch die Interoperatibilität des Lern-Objektes beeinflusst dessen Anwendbarkeit in unterschiedlichen<br />
Lernszenarien. Hierbei ist von Interesse, welche übergreifenden Aktionen zwischen Lernobjekten realisiert<br />
werden können und welche gemeinsame Begriffs- oder Formelwelt existiert.<br />
Technische Randbedingungen<br />
Die Kompatibilität, d.h. die technische Passfähigkeit in unterschiedliche Umgebungen (Betriebssysteme,<br />
Programmversionen, Daten- und Dateiformate) spielt eine große Rolle bei der Verteilung und<br />
Pflege der Lern-Objekte.<br />
Der Ressourcenbedarf, d.h. die Bandbreite zur Übertragung, der Speicherplatzbedarf, der Bedarf an<br />
Rechenleistung ist für die Integration des Lern-Objekts in unterschiedliche Lernumgebungen von Bedeutung.<br />
- 50 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Die Robustheit gegenüber technischen Innovationen kann sowohl inhaltlich als auch rein technisch zu<br />
einer schnellen Alterung der Lern-Objekte führen und muss deshalb ebenfalls in geeigneter Form als<br />
Eigenschaft beschrieben werden.<br />
Des weiteren interessiert, für welche multimediale Präsentationsumgebung die Lern-Objekte optimiert<br />
wurden (Monitorauflösung, Tonqualität, Videodatenstrom), welche rechtlichen Belange (Copy rights)<br />
zu beachten sind und welchen Realisierungsstand (Life cycle information) das angebotene Lern-<br />
Objekt hat, d.h. ob es ein Prototyp, eine getestete Version oder ein bereits im Einsatz evaluiertes<br />
Lern-Objekt ist.<br />
Organisatorische Einbindung<br />
Die Zugänglichkeit bzgl. vorhandener Nutzungsbeschränkungen administrativer Art ist in vier Stufen<br />
unterteilt:<br />
• Frei im Internet,<br />
• frei nach Angabe der E-Mail-Adresse,<br />
• gegen Entgelt zugänglich oder<br />
• nur für bestimmte Nutzer verfügbar.<br />
Die Einstufung beeinflusst einerseits die Akzeptanz der Lern-Objekte und ist andererseits mit unterschiedlich<br />
hohem Verwaltungsaufwand verbunden, so dass Informationen darüber ebenfalls von Interesse<br />
sind.<br />
Weitere organisatorische Gesichtspunkte betreffen die kapazitiven und zeitlichen Randbedingungen<br />
(z.B. Gruppenstärken und synchrones oder asynchrones Lernen).<br />
Für die Verwaltung und Beschreibung der Lernobjekte müssen diese technischen, inhaltlichen, didaktischen<br />
und organisatorisch-rechtlichen Gesichtspunkte erfasst werden. Eine zentrale Aufgabe haben<br />
dabei die Metadaten der Lernobjekte.<br />
Beschreibung mit Metadaten<br />
Metadaten sind Daten über Daten. Mit Hilfe der Metadaten von Lernobjekten sollen diese besser auffindbar<br />
sein, zielgerichtet gesucht oder auch zu neuen Kursen zusammengesetzt werden können,<br />
ohne dass der Inhalt selbst gänzlich bekannt sein muss. Metadaten können auch Hinweise zur Handhabung<br />
der Lernobjekte enthalten. Für Metadaten von Lernobjekten werden Standards erarbeitet. An<br />
erster Stelle ist hier die Dublin Core Initiative zu nennen, die den Standard "Dublin Core Metadata<br />
Elemente Set" 1 . entwickelt hat. Der nunmehr meist verbreitete Standard ist der LOM-Standard, der im<br />
nächsten Abschnitt behandelt wird. Ergänzend ist noch der CanCore-Standard der Canadian Core<br />
Initiative 2 zu erwähnen, der in Anlehnung an LOM entstanden ist und eine Untermenge davon definiert.<br />
LOM-Standard<br />
LOM steht für "Learning Objects Metadata". Es ist ein Standard für Lernobjekte beschreibende Metadaten,<br />
der vom LTSC 3 als einer Einrichtung des Institute of Electrical and Electronic Engineers (IEEE),<br />
entwickelt wurde. Grundlagen für diese Entwicklung legte das Instructional-Management-Systems-<br />
Project (IMS-Project), ein Zusammenschluss von Partnern aus Regierung, Wissenschaft und Industrie<br />
in den USA.<br />
Die Metadaten zu einem Lernobjekt gliedern sich in neun Basiskategorien, die in Tabelle 1 zusammengestellt<br />
sind. Darüber hinaus gibt es für die meisten Basiskategorien noch Unterkategorien (siehe<br />
[2]). In der Regel müssen nicht alle Basis- bzw. Unterkategorien angegeben werden.<br />
In welchem Format die Metadaten abgelegt werden, ist im LOM-Standard nicht vorgeschrieben. Zur<br />
Nutzung des XML-Formates wurde im Standard Learning Ressource Metadata des IMS-Projektes ein<br />
sogenanntes XML-Binding entwickelt.<br />
Beim <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> wird zurzeit ein Standard für die Metadaten verwendet, der sich an<br />
CanCore und IEEE-LTSC orientiert. Er entspricht aber nicht vollständig dem LOM-Standard und ist für<br />
1 dublincore.org<br />
2 www.cancore.ca<br />
3 ltsc.ieee.org/wg12/ ist die LOM-Homepage.<br />
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Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />
D. Wuttke, TU Ilmenau<br />
den Datenexport im XML-Format verfügbar.<br />
1. General Category: Allgemeine Informationen über das Lernobjekt<br />
2. Lifecycle Category: Lebenszyklus-Merkmale über Entwicklung und den aktuellen<br />
Stand des Lernobjekts und beeinflussende Lernobjekte<br />
3. Meta-Metadata Category: Informationen über die Metadaten-Instanz selbst<br />
4. Technical Category: Technische Voraussetzungen und Merkmale des Lernobjekts<br />
5. Educational Category: Pädagogische und Bildungsmerkmale des Lernobjekts<br />
6. Rights Category: Immaterialgüterrecht und Nutzerkonditionen des Lernobjekts<br />
7. Relation Category: Beziehungen zwischen dem Lernobjekt und anderen Lernobjekten<br />
<strong>8.</strong> Annotation Category: Anmerkungen etwa über den Bildungsnutzen des Lernobjekts und<br />
Informationen über Kommentare<br />
9. Classification Category: Einordnung des Lernobjekts in ein Klassifizierungssystem<br />
Tabelle 1: LOM-Basiskategorien [6]<br />
Mehrfachverwendbarkeit und SCORM<br />
SCORM-Überblick<br />
SCORM bedeutet "Sharable Content Object Reference Model". Es ist ein Standard zur Handhabung<br />
wieder verwendbarer bzw. mehrfach verwendbarer Lernobjekte und definiert deren Nutzbarkeit bzw.<br />
Implementation in Lernmanagement-Systemen. Der Standard wurde durch das US-<br />
Verteidigungsministerium sowie das „Office of Science and Technology Policy“ des Weißen Hauses<br />
initiiert und von der Advanced Distributed Learning (ADL) Initiative 4 entwickelt. Beteiligt war auch das<br />
bereits genannte IMS-Projekt.<br />
Quellen des SCORM – Standards sind das vom IMS-Projekt entwickelte Content Packaging und wesentliche<br />
Bereiche der Runtime Environment vom AICC (Aviation Industry Computer Based Training<br />
Committee) 5 , einer Organisation der amerikanischen Luftfahrtindustrie. [4]<br />
Das SCORM stellt Standards und Software zur Verfügung, um Lernobjekte in verschiedene Kontexte<br />
zu stellen und somit neue Kurse zusammensetzen zu können. Die standardgerechten Lernobjekte<br />
oder Kurse werden unter eineindeutigen Adressen, so genannten URL's (Uniform Resource Locator),<br />
abgelegt und können von mehreren SCORM-fähigen Lernmanagement-Systemen importiert und zur<br />
Anzeige gebracht werden. Darüber hinaus kann ein Autor durch Aufbau einer neuen Kursstruktur<br />
Lernobjekte aus dem Netz zu neuen Kursen anders zusammensetzen bzw. eigene Inhalte mit Lernobjekten<br />
aus dem Netz ergänzen.<br />
Das SCORM besteht aus zwei Bereichen,<br />
• dem Modell zur Inhaltsbeschreibung („Content Aggregation Model“) und<br />
• der Laufzeitumgebung („Runtime Environment“).<br />
Das SCORM Content Aggregation Model enthält Definitionen und Skripte bzw. Programme für die<br />
Beschreibung und Zusammenfassung der Lernobjekte einschließlich ihrer Metadaten.<br />
Die SCORM Runtime Environment enthält Vorschriften und Programme zur Kommunikation mit Lernobjekten,<br />
die dem SCORM Content Aggregation Model entsprechen. Die SCORM Runtime Environment<br />
wird im Allgemeinen auf dem Server mit dem Lernmanagement-System installiert.<br />
Lernmanagement-Systeme bringen die Lerninhalte zur Anzeige. Über die mitgelieferten Programme<br />
(JavaScripts auf der Lernobjektseite und Servlets auf der Lernmanagement- bzw. Runtime-<br />
Environment-Seite) können bestimmte Lernobjekte unter Benutzung ihrer Metadaten mit dem Lernmanagement-System<br />
kommunizieren.<br />
Content Aggregation Model<br />
Das Content Aggregation Model beschreibt die möglichen Lernobjekt-Kategorien und deren Zusammenhang.<br />
Zu unterscheiden sind so genannte Assets und Sharable Content Objects (SCO's). Assets<br />
und SCO's enthalten die Referenzen auf die Dateien mit dem “echten” Lerninhalt (Content). Dabei<br />
können unterschiedliche SCO’s auf gleiche Assets referenzieren.<br />
4 www.adlnet.org<br />
5 www.aicc.org<br />
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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
In Abbildung 2 sind diese Kategorien in Ihren Relationen dargestellt.<br />
Abbildung 2: Assets und SCO's [5]<br />
Assets<br />
Ein Asset ist das kleinste Element, zu dem beschreibende Metadaten gehören. Es ist eine Ressource<br />
mit nur einer Referenz auf nur eine Datei.<br />
SCO's<br />
Ein SCO ist das dem Assets übergeordnete Element. Während ein Asset nur eine Referenz auf eine<br />
Datei enthält, kann ein SCO Referenzen auf mehrere Assets oder Dateien beinhalten.<br />
Der wichtigste Unterschied zwischen SCO's und Assets ist die Fähigkeit von SCO's, über eine<br />
Schnittstelle (Application Programming Interface, API) mit dem Lernmanagement-System bzw. der<br />
dort implementierten SCORM Run Time Environment zu kommunizieren. So können bestimmte Funktionen<br />
erfüllt oder Informationen weitergegeben werden. An dieser Stelle berühren sich die beiden<br />
SCORM Bereiche „Content Aggregation Model“ und „Run Time Environment”.<br />
Darüber hinaus gibt es Kategorien, die selbst keinen Content enthalten, sondern der Zusammenstellung<br />
(Aggregation) dienen. Innerhalb eines Kurses dient der Block als ein solcher Ordnungsabschnitt<br />
(etwa eine Lektion) und die Content Aggregation als vollständiger Kurs.<br />
Content Aggregation<br />
Content Aggregation ist die den Kursen entsprechende Kategorie und steht für eine Zusammenstellung<br />
von Learning Resources. Es handelt sich hier um die Beschreibung eines ganzen Kurses bestehend<br />
aus mehreren SCO's und Assets.<br />
Eine bestimmte XML-Datei, die immer imsmanifest.xml heißt, beschreibt die Zusammensetzung und<br />
SCO-Reihenfolge des Kurses und enthält Referenzen auf zugehörige physische Dateien.<br />
Alle genannten Kategorien müssen mit Metadaten beschrieben sein. Dazu wird jeder Lernobjekt-Datei<br />
eine Metadaten-XML-Datei hinzugefügt. Im Falle der Blöcke existieren nur Metadatendateien. Ihre<br />
Definition geschieht nur über das Content Aggregation Model.<br />
Die Metadaten müssen dem LOM-Standard entsprechen. Das SCORM spezifiziert zusätzlich, dass<br />
die Beschreibung in Form einer XML-Datei zu geschehen hat. Abhängig davon ob ein Assets, ein<br />
SCOs oder eine Content Aggregation beschrieben wird, definiert das SCORM, welche LOM-Elemente<br />
obligatorisch und welche optional sind.<br />
Komponenten der Runtime Environment<br />
Die SCORM Runtime Environment (RTE) enthält drei Komponenten:<br />
• Start und Anzeige von Lerninhalten (Launch),<br />
• das Application Programming Interface (API) und<br />
• das Datenmodell.<br />
- 53 -
Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />
D. Wuttke, TU Ilmenau<br />
Die Verbindung zwischen den Komponenten des Content Aggregation Model und der RTE wird durch<br />
JavaScript-Funktionen hergestellt, die in den SCO's zur Verfügung stehen müssen. Es gibt JavaScript-Funktionen<br />
zum Starten und Anzeigen der Inhalte (Launch) und für die Schnittstelle zur Kommunikation<br />
mit Anwendungen (API).<br />
Launch<br />
Hierunter versteht man den Mechanismus zum Start, d.h. der Anzeige von Lernobjekten auf dem Monitor<br />
des Lernenden. Auf diese Weise können Assets oder SCO's gestartet werden.<br />
SCO's enthalten für diesen Bereich JavaScript-Funktionen zur Navigation, zum Start des nächsten<br />
SCO, zum Verlassen eines SCO und zur zeitlichen Begrenzung (Timeout).<br />
API<br />
Das API ist der Kommunikationsmechanismus zur Information des Lernmanagement-Systems über<br />
den Zustand eines SCO. Der Zustand beschreibt, ob das SCO initialisiert oder bearbeitet wird bzw. ob<br />
Fehlernachrichten oder andere Informationen zwischen SCO's und dem Lernmanagement-System<br />
(z.B. zum Bearbeitungsstand) ausgetauscht werden.<br />
Datenmodell<br />
Das Datenmodell umfasst einen Satz von Variablen und legt für diese fest, wie ihre Werte bei der<br />
Kommunikation zwischen SCO's und Lernmanagement-System verändert werden.<br />
Weiterführende Informationen sind unter [6-13] zu finden.<br />
Ausblick<br />
Die hier vorgestellten Standards sind bezüglich der Beschreibung technischer und inhaltlicher Aspekte<br />
relativ weit entwickelt, auf der Ebene der Didaktik jedoch nur für die Beschreibung einfacher Szenarien<br />
geeignet. Baumgartner [3] schlägt hier als zusätzliche Beschreibungsebene so genannte „didaktische<br />
Interaktionsmuster“ vor, aus denen die Lernszenarien zusammengesetzt werden können.<br />
Ein weiterer Kritikpunkt an den Standards richtet sich gegen deren Orientierung auf vollständige Kurse.<br />
Wieder verwendbare Lernobjekte sind als kleinere Einheiten zu verstehen, wie etwa der Stoff einer<br />
Vorlesung. Um diese kleineren Einheuten unabhängig von ihrem ursprünglichen Kontext, für den sie<br />
realisiert wurden verwenden zu können, muss der reine Lehrstoff um einleitende und zusammenfassende<br />
Materialien ergänzt werden.<br />
In der Diplomarbeit von Spieß [8] wurden Anforderungen an ideale wieder verwendbare Lernobjekte<br />
definiert. Sie werden aus wieder verwendbaren Lernatomen (reusable learning atoms, RLAs) zusammengesetzt.<br />
Es werden Introduction-, Assesmen-t und Summary- RLAs unterschieden.<br />
Abbildung 3: Ideales wieder verwendbares Lernobjekt nach [8]<br />
Um sowohl Kurse als auch wieder verwendbare Lernobjekte in heterogenen Umgebungen (d.h. in<br />
unterschiedlichen Lernumgebungen und –szenarien) verfügbar zu machen, müssen geeignete Verfahren<br />
und Schnittstellen definiert werden, die sowohl die technisch organisatorischen als auch die didaktischen<br />
und inhaltlichen Aspekte berücksichtigen.<br />
In die Austauschplattform sollen Werkzeuge zur Unterstützung der Überführung von Kursen über<br />
Lernobjekte in Assets und umgekehrt entwickelt, erprobt und integriert werden.<br />
Dabei sind zunächst technische Gesichtspunkte zu untersuchen, aber auch rechtliche und wirtschaftliche<br />
Aspekte sowie Fragen der Qualitätssicherung dürfen nicht vernachlässigt werden. Die Austauschplattform<br />
muss in der Lage sein, auch diese Aspekte mit geeigneten Metadaten zu beschreiben und<br />
erforderliche Verwaltungsprozesse wie etwa das Rechtemanagement zu unterstützen.<br />
- 54 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Um die Idee der mehrfach verwendbaren Lernobjekte weiter zu befördern ergeben sich für die Arbeit<br />
im <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> zwei Aufgaben:<br />
• Beratung der Inhaltsersteller bei der SCORM-gerechten Realisierung<br />
• Schaffung einer Infrastruktur zum Austausch wieder verwendbarer Lernobjekte<br />
Bei der Beratung der Autoren und Hochschullehrer sind Dienstleistungen auf den folgenden Ebenen<br />
denkbar:<br />
• Übersicht zum Einsatz SCORM-fähiger - Lernmanagement-Systeme im Freistaat,<br />
• Vermittlung von Kompetenzträgern bei der Nutzung von entsprechenden Autorenwerkzeugen<br />
und<br />
• Motivation zur Modularisierung und SCORM- Anpassung bereits bestehender Inhalte.<br />
Für den Austausch wieder verwendbarer Lernobjekte sind im <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> technische<br />
Voraussetzungen zu schaffen, um als Makler für wieder verwendbaren Content wirksam werden zu<br />
können. Anhand von „Best-Practice“- Lösungen ist dabei die Machbarkeit dieses Ansatzes sowohl aus<br />
technischer wie auch aus organisatorischer und rechtlicher Sicht zu untersuchen.<br />
Literatur<br />
[1] V. Neundorf, S. Hammer, E. Wagner, Multimedia Learning Environment for Principles of Electrical<br />
Engineering – GETsoft in: Proc. of E-Learn 2003 World Conference on E-Learning in Corporate<br />
Government, Healthcare, & Higher Education Nov. 7-11, 03 • Phoenix, Arizona USA, S. 116-117<br />
[2] ltsc.ieee.org/wg12: Draft Standard for Learning Object Metadata. Sponsored by the Learning<br />
Technology Standards Committee of the IEEE. Institute of Electrical and Electronics Engineers,<br />
Inc., IEEE 1484.12.1-2002. New York. 2002.<br />
[3] Baumgartner, P.: Didaktik und Reusable Learning Objects (RLO's). In: Campus 2004 - Kommen<br />
die digitalen Medien an den Hochschulen in die Jahre? D. Carstensen und B. Barrios. Münster,<br />
Waxmann. 29: 311-327.<br />
[4] Robert Milic: Realisierung eines Systems für die Verwaltung von Lerninhalten. Diplomarbeit im<br />
Fach Informatik. Institut für Informatik der Universität Zürich. Zürich 2001.<br />
[5] Ronald Kaiser: Analyse und Anwendung von Standards für e-Learning-Umgebungen unter besonderer<br />
Berücksichtigung des SCORM-Modells. Diplomarbeit. Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />
Dresden (FH). 2001<br />
[6] http://www.learninglab.de: Learning Object Metadata. Die Metadaten-Struktur.<br />
[7] Georg Bosold. Mehrfach verwendbare Lernobjekte und SCORM. Eine Untersuchung zur Nutzbarkeit<br />
beim <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>. <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>, TU Ilmenau 2003.<br />
[8] Matthias Spieß: Reusable Learning Objects -Webbasierte Umsetzung von wieder verwendbaren<br />
Lernobjekten, Diplomarbeit, Technischen Universität Ilmenau, 2004.<br />
[9] Uskov, Vladimir & Maria; Reusable learning and information atoms approach to web-based education,<br />
in International Journal of Computers and Applications, Vol.25, No.3, S.188, 2003<br />
[10] http://www.learninglab.de/elan/kb3/pratical/lom/erstellung_lom.htm<br />
[11] http://ltsc.ieee.org/wg12/files/LOM_1484_12_1_v1_Final_Draft.pdf<br />
[12] http://www.adlnet.org: Sharable Content Object Reference Model (SCORM).<br />
[13] http://www.adlnet.org/index.cfm?fuseaction=scormabt<br />
- 55 -
Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />
D. Wuttke, TU Ilmenau<br />
Autorenangaben<br />
Heinz- Dietrich Wuttke<br />
Fachgebiet Integrierte Hard- und Softwaresysteme<br />
Fakultät Informatik und Automatisierung<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
PF 10065<br />
Kontakt:<br />
Tel. (0 36 77) 69 28 20<br />
Fax: (0 36 77) 69 11 96<br />
E-Mail: Dieter.Wuttke@tu-ilmenau.de<br />
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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Semantic Web Technologien und<br />
Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />
L. Zapf, DFKI Kaiserslautern,<br />
H.-D. Wuttke, TU Ilmenau,<br />
K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />
Abstract. Die Suche nach brauchbaren und nützlichen Informationen stößt im World Wide<br />
Web, in Firmennetzwerken und im privaten Bereich durch das rasante Daten- und Informationswachstum<br />
immer mehr an ihre Grenzen. Der informationssuchende Computernutzer<br />
verbringt inzwischen zu viel Zeit damit, aus dem Meer an Informationen die für ihn<br />
relevanten herauszufiltern. Aufbauend auf semantischen Modellen vernetzter Informationsressourcen<br />
bietet der Gedanke des Semantic Web neue Lösungswege zur Organisation<br />
von Informationen und einer effizienteren Informationsbereitstellung. Ressource Description<br />
Framework (RDF), XML Topic Maps (XTM) und die Web Ontology Language<br />
(OWL) sind die auf XML basierende syntaktische und semantische Basis des Semantic<br />
Web. Mit ihnen entstehen eine Vielzahl neuer Anwendungen und Produktsuiten, die es<br />
ermöglichen, Wissensmanagement mit Semantic Web Technologie zu betreiben und darauf<br />
basierende Informationsportale zu erstellen. Speziell seitens der XML Topic Map<br />
Community gibt es mit dem TMRAP-Protokoll Bestrebungen, Seamless Knowledge und<br />
den Gedanken Virtueller Portale zu etablieren. Praktisch wurde der Einsatz von Semantic<br />
Web Technologien bereits anhand des <strong>Bildungsportal</strong>s <strong>Thüringen</strong> skizziert und auf seine<br />
Anwendbarkeit validiert.<br />
1. Das Semantic Web<br />
„Das Web wird sein volles Potenzial erst dann erreichen, wenn es zu einer Umgebung wird, in der<br />
Daten nicht nur von Menschen, sondern auch von automatischen Werkzeugen getauscht und verarbeitet<br />
werden können.“ Tim Berners-Lee [BER03]<br />
Semantische Netze sind ein Wissensrepräsentationsformat, bei dem Konzepte, die semantisch miteinander<br />
in Beziehung stehen, durch Strukturen repräsentiert werden, die durch sogenannte assoziative<br />
Beziehungen miteinander verbunden sind. Nach Bodendorf [BOD03] beruht der Gedanke, Wissen<br />
zu vernetzen, auf der Tatsache, dass auch im Gehirn Wissen nicht linear oder in hierarchisch definierten<br />
Strukturen, sondern durch Knoten (Konzepte) und Kanten (assoziative Beziehungen) abgebildet<br />
wird. Die Verwaltung von Wissen in Netzwerken kommt der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns<br />
entgegen.<br />
Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web (WWW), griff den Gedanken der netzartigen Wissensrepräsentation<br />
mit semantischen Netzen auf und erwähnte 1998 erstmalig die Vision des Semantic<br />
Web. Er und das World-Wide-Web-Konsortium (W3C) gelten als die Vordenker des Semantic Web,<br />
dem WWW der Zukunft. Ziel der Evolutionsstufe des existierenden Webs ist es auf der einen Seite,<br />
die Bedeutung von Informationen im Web maschinenverständlich zu machen. Dabei sollen alle wesentlichen<br />
Informationen einer Quelle mit Angaben zu ihrer Bedeutung (Metadaten) versehen werden<br />
(vergleichbar mit der Systematik eines Bibliothekkataloges). Auf der anderen Seite sollen verschiedene<br />
Ressourcen (Dokumente, Bilder, Menschen, Konzepte, etc.) semantisch miteinander verknüpft und<br />
in Beziehung zueinander gestellt werden (istDort, abeitetFür, istAutorVon, hatZumThema, istAbhängigVon,<br />
etc.). Vergleicht man dies mit der heutigen Situation des World Wide Web, stellt man fest,<br />
dass Ressourcen durch Links verbunden sind, die keinerlei Semantik implizieren und von Maschinen<br />
nicht verarbeitet werden können.<br />
- 57 -
Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />
L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau, K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />
Das Semantic Web ist Ergebnis jahrelanger Forschungstätigkeiten in der Informatik zu den Themen<br />
Wissensrepräsentation und Künstliche Intelligenz (KI). Es ist keine Software, kein Produkt und kein<br />
Ersatz für das vorhandene WWW, sondern eine Evolutionsstufe. Das Semantic Web soll Rechner in<br />
die Lage versetzen, intelligenter mit dem Menschen und miteinander zu kommunizieren. Durch das<br />
Semantic Web werden die Nutzer Informationen in einer anderen Art und Weise aufnehmen, nicht<br />
mehr hierarchisch wie bisher. Informationsdarstellung durch semantische Netze im Allgemeinen und<br />
das Semantic Web im Speziellen bieten dem User zu jedem gefundenen Begriff eine Reihe themenverwandter<br />
Begriffe an. Die Suche nach Informationen zieht sich wie ein roter Faden durch das Netz.<br />
Durch die Semantic Web Initiative kann begonnen werden, aus dem gegenwärtigen Web ein ausdrucksvolleres,<br />
semantisch reichhaltigeres Web zu entwickeln, die Qualität von Suchanfragen wesentlich<br />
zu verbessern und die Basis für eine Reihe neuer noch nicht vorstellbarer Anwendungen zu legen.<br />
Zunächst aber ist und bleibt das Semantic Web eine Vision. Semantik in das Web zu bringen, heißt<br />
noch nicht, Semantik aus dem Web herausziehen zu können. Höhere Konzepte und Anwendungen<br />
oberhalb des Semantic Web sind dafür notwendig. Das Semantic Web kommt dem Mensch hinsichtlich<br />
einer intuitiven Suche von Informationen entgegen, wie er sie alltäglich unter Beachtung ständig<br />
steigender Datenmengen bewältigen muss.<br />
2. Semantic Web Standards<br />
2.1. Resource Description Framework (RDF) 1<br />
Das Resource Description Framework ist ein Standard des W3C, der den Austausch von Metadaten<br />
zwischen verschiedenen Anwendungen erlaubt. RDF ist ein System, das Relationen zwischen Objekten<br />
basierend auf gerichteten Graphen ausdrückt. In RDF wird das zu beschreibende Objekt mit einer<br />
eindeutigen Adresse, einer URI, identifiziert. Grundbaustein ist ein Subjekt-Prädikat-Objekt-Tripel<br />
P(S,O) (Subjekt S hat ein Prädikat (Eigenschaft) P mit dem Wert O). Das Tripel kann als beschriftete,<br />
gerichtete Kante zwischen zwei Knoten verstanden werden. Ein Subjekt eines Tripels kann auch die<br />
Rolle des Objekts in einem anderen übernehmen. Aufgabe des Resource Description Framework ist<br />
es, dieses Tripel in eine XML Beschreibung zu hüllen und die Integrität des Graphen zu erhalten.<br />
Weiterhin definiert das so genannte RDF Schema (RDFS) Eigenschaften und Art von Ressourcen als<br />
Mitglieder von Klassenhierarchien. Im Unterschied zum klassischen objektorientierten Typsystem<br />
definiert RDFS nicht die Eigenschaften einer Klasse von Ressourcen, sondern beschreibt die Argumentrahmen<br />
der Eigenschaften.<br />
2.2 XML Topic Maps (XTM) 2<br />
Im Jahr 2001 wurde durch die ISO der XML Topic Maps (XTM) Standard verabschiedet. Die hinter<br />
dem „GPS des Web“ 3 stehende Idee ist es, bestehende Webseiten und Dokumente nicht zu verändern,<br />
sondern vielmehr eine externe Sicht auf die Daten zu beschreiben. Topics können Gegenstände,<br />
Themen, Personen, Wörter u.a. sein. Jede dieser Topics existiert in einer Topic Map und verweist<br />
auf eine entsprechende Ressource. Topic Maps sind semantische Netzwerke, die von den referenzierten<br />
Dokumenten getrennt sind. Diese bleiben unangetastet.<br />
Topics (Themen), Associations (Assoziationen) und Occurrences (Vorkommensangaben) sind die<br />
Grundbausteine einer jeden Topic Map oder anders gesagt – das TAO des Standards.<br />
Unter einer Topic versteht man alles Beschreibbare, abhängig vom konkreten Anwendungsfall.<br />
Occurrences verbinden Topics mit Ressourcen (Dokumente, Bilder, Webseiten, etc.), sofern sie durch<br />
eine URL adressierbar sind. Für nicht adressierbare Subjekte muss ein adressierbarer elektronischer<br />
Stellvertreter, der so genannte Subjekt-Indikator (eine URI), definiert werden. Eine Topic kann beliebig<br />
viele Occurrences aufweisen. Jede Occurrence kann eine bestimmte Rolle, die so genannte Occurrence<br />
Role, einnehmen. Diese Rolle weist der Occurrence eine bestimmte Semantik zu.<br />
Associations schließlich beschreiben semantische Beziehungen zwischen den Topics. Eine Assoziation<br />
kann beliebig viele Themen in Beziehung zueinander stellen. Wie bei den Occurrences kann definiert<br />
werden, welche Rolle die Themen in der Beziehung übernehmen.<br />
Durch das Scope-Konzept ist es möglich, alle Charakteristika einer Topic mit einem Gültigkeitsbereich<br />
zu versehen. Die Auswertung dieses Gültigkeitsbereiches bleibt der jeweiligen Anwendung überlassen.<br />
So sind beispielsweise die Verwendung mehrerer Sprachen, das Erstellen mehrerer Datensich-<br />
1<br />
http://www.w3.org/RDF/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
2<br />
http://www.topicmaps.org/xtm/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
3<br />
So lautet der Slogan der XTM-Arbeitsgruppe, geprägt durch Charles Goldfarb<br />
- 58 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
ten oder die Steuerung von Zugriffsrechten auf verschiedene Ressourcen umsetzbar. Der Standard<br />
ermöglicht ebenfalls das Merging, also das wohldefinierte Zusammenführen verschiedener Topic<br />
Maps zu einer, beziehungsweise verschiedener Topics zu einer Topic.<br />
2.3. Web Ontology Language (OWL) 4<br />
Ontologien sind Definitionen von Objekten und deren Beziehungen bezogen auf einen Anwendungsbereich.<br />
Sie sind entscheidend für Anwendungen, die Informationen unterschiedlicher Herkunft suchen<br />
oder mischen müssen. Eine wichtige Anwendung von Ontologien ist, so Bodendorf [BOD03], die<br />
semantisch konsistente Kommunikation zwischen auf Wissensebene kooperierenden intelligenten<br />
Systemen zu ermöglichen. Gemeinsame Ontologien stellen sicher, dass eine Information vom Empfänger<br />
ebenso interpretiert wird, wie sie vom Absender gemeint war.<br />
Die Web Ontology Language (OWL) ist eine auf XML basierende Sprache zur Beschreibung von Ontologien<br />
und Beziehungen zwischen Objekten. Ontologien können zum Beispiel durch Inferenzmaschinen<br />
oder intelligente Suchmaschinen interpretiert werden. Sie sagen auf einer höheren Ebene,<br />
wie die Dinge auf der niedrigeren begrifflichen Ebene zusammenhängen, um die Semantik aus der<br />
Wissensbasis automatisiert für den Benutzer herauszuziehen.<br />
2.4. Zusammenfassung<br />
Hauptanwendungsgebiete für Semantic Web Standards und -Sprachen sind die Generierung von<br />
Wissensbasen, die Klassifikation und Strukturierung von Inhalten, das Ermöglichen intelligenter Navigation<br />
und Suche in semantischen Netzwerken, das Erstellen verschiedener Sichten auf gleiche Ressourcen,<br />
Informationsfilterung, Benutzerprofile und Rechte, sowie das Generieren von „virtuellen Informationen“<br />
aus bereits bestehenden und die Wissensaggregation.<br />
Die Möglichkeit der Suche nach Assoziationen und ihren Eigenschaften fördert auch die Entwicklung<br />
so genannter „intelligenter Suchmaschinen“, also semantisch gesteuerter Suchprozesse. Semantic<br />
Web Standards werden in den Bereichen Content-, Dokument- und Knowledge Management bereits<br />
praktisch eingesetzt. So arbeitet z.B. die Suchfunktion vom Bertelsmann Webportal www.wissen.de<br />
vollständig auf der Topic Map Ebene. Eine ausführlichere Betrachtung, Beispiele und Vergleiche findet<br />
man unter [ZAP04].<br />
3. Semantic Web Tools und Produktsuiten<br />
Ohne effiziente Software (Parser, API´s, Frameworks, Editoren, Speicher- und Verarbeitungssysteme,<br />
etc.) ist die Verwendung von Semantic Web Standards relativ nutzlos. Ausgewählte Semantic Web<br />
Tools und Produktsuiten sollen nachfolgend kurz betrachtet werden.<br />
Intelligent views hat die Plattform K-Infinity zum Aufbau und zur Nutzung von Wissensnetzen entwickelt.<br />
Sie bildet die Basis für intelligentes Wissensmanagement. K-Infinity ist modular aufgebaut und<br />
lässt sich einfach in bestehende Datenbank- und IT-Architekturen integrieren. Zum Aufbau und zur<br />
Pflege einer Wissensbasis dienen Editing-Tools (Knowledge-Builder), zur Ausnutzung des vernetzten<br />
Wissens die Usage-Tools (browserbasierend). Der Knowledge-Builder stellt sämtliche Operationen zur<br />
Verfügung, die zum Aufbau eines Wissensnetzes nötig sind. Mit Hilfe des Markup-Tools können Dokumente<br />
erstellt, erfasst und mit dem Wissensnetz verknüpft werden. Der Knowledge-Accelerator<br />
ermöglicht mit einem Web-Browser ohne Installationsaufwand Zugriff auf das Wissensnetz. Der Semantic-Finder<br />
ermöglicht eine semantische Suche. Mit dem Net-Navigator kann grafisch durch das<br />
semantische Netz navigiert werden. Die Ergebnisse von Anfragen werden durch die Layout-Engine<br />
automatisch in HTML-Seiten umgesetzt und individuell an ihr Design angepasst. Sämtliche K-Infinity-<br />
Komponenten lassen sich durch XML-Schnittstellen mit anderen Werkzeugen verbinden. Triggerkonzept<br />
und Workflowunterstützung sind weitere Features der Produktsuite. (http://www.i-views.de/)<br />
Die norwegische Firma Ontopia hat bereits mehrjährige Erfahrung in der Entwicklung von Topic Map<br />
Software und ist in Fachkreisen bekannt für ihre Ontopia Knowledge Suite (OKS). Die OKS ist eine<br />
komplette Toolsammlung zum Entwerfen, Administrieren und Entwickeln Topic Map basierter Applikationen.<br />
Sie beinhaltet eine Topic Map Engine, die Topic Maps lädt, verarbeitet, speichert und eine<br />
Schnittstelle bietet, die andere Anwendungen auf Topic Maps zugreifen lässt. Weiterhin bietet sie<br />
webbasierte Editoren und einen frei erhältlichen Topic Map Browser (Omnigator), sowie eine eigene<br />
Abfragesprache. In seiner neuesten Version erlaubt der Omnigator das Browsen in RDF- und XTM-<br />
Dateien, sowie deren graphische Visualisierung. (http://www.ontopia.net/)<br />
Als Teil der e:kms, der XML-basierten Enterprise Plattform für das Verwalten und Organisieren von<br />
4<br />
http://www.w3.org/TR/owl-features/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
- 59 -
Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />
L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau, K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />
Wissen und Inhalten, bietet empolis das Produkt e:km (empolis knowledge manager), den Nachfolger<br />
der Produktlinien k42 und orenge, an. E:kms ist eine gesamtheitliche Knowledge Management Lösung<br />
mit Dokument- und Content Management, Workflow, Ontology Management, graphischer Visualisierung,<br />
intelligenter Suche basierend auf Ontologien, Intranet, Personalisierung und Community Support.<br />
(http://www.empolis.de/)<br />
Der USU KnowledgeMiner extrahiert Metadaten aus bestehenden Datenquellen und vernetzt diese<br />
semantisch gemäß dem Topic Map Standard. Durch einen Fuzzy-Filter ist das System äußerst tolerant<br />
gegenüber Schreibfehlern. Der KnowledgeMiner dient der Themenstrukturierung und dem zentralen<br />
Informationszugriff, stellt die vernetzten Strukturen grafisch dar und bietet dem Anwender Navigations-<br />
und Suchfunktionen. Ebenfalls werden Topic Maps als flexibles Kategoriensystem dargestellt,<br />
so dass Themen und Begriffe im Zusammenhang aufgezeigt werden und der kategorienorientierte<br />
Anwender schnell zu den benötigten Informationen findet. Über Natural Language Processing stehen<br />
ihm erweiterte Suchmöglichkeiten zur Verfügung. Der User wird im Rahmen seiner Zugriffsberechtigung<br />
zu den erwünschten Informationen geleitet. Sensible Themen und Dokumente bleiben geschützt.<br />
(http://www.usu.de/)<br />
Jena2 ist ein von Hewlett Packard entwickeltes Open Source Framework zum Erstellen von RDF basierten<br />
Semantic Web Applikationen. Es beinhaltet eine RDF-API zum Manipulieren von RDF-<br />
Datensätzen, unterstützt RDFS und OWL, bietet einen integrierten Java-basierten RDF-XML-Parser<br />
von ARP und eine Inferenzkomponente. Weiterhin erlaubt das Framework das persistente Speichern<br />
von Daten in einem relationalen Datenbanksystem (MySQL PostgreSQL, Oracle), das Hinzufügen von<br />
Daten und das Stellen von Abfragen an dieses System. (http://www.hpl.hp.com/semweb/jena.htm)<br />
Das Ziel des TM4J-Projektes ist es, robuste Open Source Tools zum Erstellen, Manipulieren und Publizieren<br />
von Topic Maps anzubieten. Es besteht aus einer Topic Map Engine und einer Java-<br />
Applikation zum Browsen von Topic Maps mittels eines grafischen Nutzerinterfaces. (http://tm4j.org/)<br />
Ohne die Verwendung spezieller Tools ist der professionelle und effiziente Einsatz von Semantic Web<br />
Technologie nicht möglich. Sie sind Basis für die Durchsetzung und den Erfolg der neuen Technologie.<br />
Alle hier vorgestellten Produkte eignen sich, das Wissensmanagement einer Institution wesentlich<br />
zu verbessern, einen schnelleren und qualitativ besseren Zugriff auf Informationen zu bieten, schnelleres<br />
Erstellen und Pflegen intelligenter Web Portale, wissensbasierter Intranets und Content Management<br />
Systeme zu ermöglichen. Eine ausführlichere Betrachtung, Beispiele und Vergleiche findet man<br />
unter [ZAP04].<br />
4. Semantic Web basierende Informationsportale<br />
Auf Semantic Web Technologie basierende Informationsportale bieten dem Nutzer eine Vielzahl an<br />
Möglichkeiten, die über diejenigen konventioneller Portale hinausgehen. Für das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong><br />
wurde in [ZAP04] der Einsatz von Semantic Web Tools und Produktsuiten evaluiert. Nachfolgend<br />
sollen einige Anforderungen an Semantic Web basierende Informationsportale beschrieben<br />
werden, die sich aus den Ergebnissen der Evaluation herauskristallisiert haben.<br />
Zu jeder gefundenen Information sollte der User die Möglichkeit besitzen, themenverwandte Inhalte<br />
weiterzuverfolgen und zugehörige Metainformationen zu erhalten. Sein Weg durch die Webseite gestaltet<br />
sich nicht hierarchisch, sondern individuell entlang eines Themenpfades. Die Navigation sollte<br />
einerseits über Links geschehen und andererseits alternativ über eine grafische Visualisierung des<br />
gesamten Themenbereiches erfolgen, ähnlich einem Hyperbolic-Tree-Ansatz. Weiterhin sollte automatisch<br />
und dynamisch ein Themenkatalog entsprechend der hinterlegten Taxonomie oder Ontologie<br />
generiert werden. Dem Nutzer sollten weiterhin intelligente semantische Such- und Abfragefunktion,<br />
wie z.B. Filtersuche, Suche über Metadaten, Volltextsuche, Thematische Suche, Semantische Query<br />
oder Suche in Synonymen zur Verfügung stehen. Ein Kontext-Filter dient zum Ausblenden von Inhalten,<br />
die z.B. mit einem Scope versehen sind oder vom Benutzer gewählt wurden (z.B. „Blende alle<br />
Topics zum Thema „TU Ilmenau“ aus“). Von der Benutzerverwaltung erhält jeder User ein individuelles<br />
personalisiertes Erscheinungsbild je nach zugehöriger Benutzergruppe (z.B. Hochschullehrer, Studenten,<br />
Private Bildungseinrichtungen, etc.). Suchergebnisse sollten mit zusätzlichen Informationen angereichert<br />
sein, so z.B. über die semantische Nähe zum Suchbegriff und die Häufigkeit der Aufrufe in<br />
den letzten Tagen. Weiterhin sollte ein Triggerkonzept implementiert sein, welches das Auslösen von<br />
Ereignissen beim Eintreten gewisser Ausgangsbedingungen ermöglicht. Schnittstellen zu bisherigen<br />
Systemen, sowie Im- und Exportfunktionen auf Basis von XML ermöglichen eine nahtlose Integration<br />
in andere Architekturen.<br />
Abbildung 1 gibt einen ersten Eindruck der Visualisierung eines Hyperbolic-Tree zur grafischen Navi-<br />
- 60 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
gation im Informationsraum und zeigt darüber hinaus auf der linken Seite eine automatisch generierte<br />
Kategorieansicht, sowie im unteren Bereich die semantische Nähe und themenverwandte Bereiche<br />
zum aktuell gefundenen Suchbegriff.<br />
Abbildung 1. Semantic BPT (Prototypischer Entwurf)<br />
5. Seamless Knowledge und Virtuelle Portale<br />
Seamless Knowledge, eine weitere Evolutionsstufe des Wissensmanagements für Informationsportale,<br />
bezeichnet den für den Benutzer nahtlosen Übergang von Wissen. Praktisches Anwendungsbeispiel<br />
für Seamless Knowledge sind Virtuelle Portale, d.h. mehrere physisch vorhandene (Wissens-)<br />
Portale, die zu einem großen virtuellen vernetzt werden. Bei der Umsetzung kann vor allem Semantic<br />
Web Technologie hilfreich sein. Gute Vorarbeiten auf diesem Gebiet stammen von Steve Pepper, dem<br />
Chief Strategy Officer der norwegischen Topic Map Firma Ontopia, auf dessen Ideen sich nachfolgend<br />
bezogen werden soll.<br />
In der Praxis stehen die in Wissensportalen abgespeicherten Informations- und Wissensbestände<br />
oftmals getrennt voneinander zur Verfügung. Die Existenz des jeweils Anderen ist dem Nutzer nicht<br />
bekannt und kann folglich nicht abgerufen werden. Für den Nutzer besteht der Wunsch nach Knowledge<br />
Integration (sog. Seamless Knowledge). Seamless Knowledge ist jedoch nicht mit dem Begriff<br />
Semantic Web zu verwechseln, obwohl beide viele Gemeinsamkeiten haben. Das Semantic Web stellt<br />
lediglich eine mögliche Basistechnologie für eine nahtlose Informationsintegration zur Verfügung.<br />
Norwegen ist Vorreiter, wenn es um auf Topic Map Technologie basierende Portale (sog. Topic Map<br />
driven portals) geht. Mit einer steigenden Anzahl von Informationsportalen wachsen natürlich auch die<br />
Überlappungen zwischen ihren Inhalten. Die drei Portale forskning.no (Research Council), forbrukerportalen.no<br />
(Norwegian Consumer Association) und matportalen.no (Biosecurity portal of the Department<br />
of Agriculture) sind die ersten, die unter dem Gesichtspunkt Virtueller Portale miteinander vernetzt<br />
wurden. Gleiche Inhalte werden in einer Datenquelle gespeichert und sind in allen drei Portalen<br />
sichtbar.<br />
Aus technischer Sicht ist wenig nötig, um eine effektive Form nahtloser Wissensintegration zu erreichen.<br />
Zum einen ist ein Identifizierungsmechanismus notwendig, um die Identität eines so genannten<br />
subjects (kleinste modulare Informationseinheit) zu verifizieren. Portale, die miteinander kommunizieren,<br />
können somit sicher gehen, vom gleichen subject zu sprechen. Probleme, die durch die Verwendung<br />
von Synonymen, Homonymen, etc. entstehen, werden damit beseitigt. Ein eindeutiger globaler<br />
Mechanismus zum Bezeichnen von subjects existiert zum Beispiel schon im Topic Map Standard und<br />
heißt dort Published Subjects. Er basiert technisch gesehen auf dem URI-Konzept. Published Subjects<br />
helfen nicht nur Maschinen, sich gegenseitig besser zu verstehen, sondern auch Menschen. Sie<br />
identifizieren ein subject via URI (sog. subject identifier). Diese URI ist gleichzeitig Adresse eines Dokumentes,<br />
das von einem User interpretiert werden kann (sog. subject indicator).<br />
- 61 -
Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />
L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau, K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />
Zum anderen ist für die Umsetzung einer nahtlosen Wissensintegration ein Austauschprotokoll notwendig,<br />
um Information automatisch miteinander zu teilen. Hierfür gibt es seitens der Topic Map<br />
Community den Entwurf des TMRAP (Topic Maps Remote Access Protocol) 5 . Dies ist ein abstraktes<br />
Protokoll, um Informationen von Remote Repositories zu erhalten. Topic Map Applikationen können<br />
TMRAP sehr einfach unterstützen, für nicht-Topic Map Applikationen ist es ein nur relativ kleiner Anpassungsaufwand<br />
notwendig, um TMRAP verwenden zu können. Der Nutzen wäre enorm. Ähnliche<br />
Arbeiten findet man in der Semantic Web Gemeinde auch in der RDF Net API 6 und bei SNAPI 7 .<br />
Ontopia hat in seinem frei erhältlichen Topic Map Browser bereits eine erste Demonstrationsvariante<br />
des TMRAP eingebaut, die sogenannte Omnigator Rap demo. Diese basiert auf zwei räumlich getrennten<br />
Omnigator Browsern, auf denen jeweils unterschiedliche Topic Maps das vorhandene Wissen<br />
managen. Schaltet man die Unterstützung für TMRAP ein, werden in der jeweiligen Topic Map automatisch<br />
die Links zur Remote Topic Map des Anderen eingefügt. Über einen VISIT-Button kann man<br />
in die andere Map hineinbrowsen (vgl. Abbildung 2).<br />
Abbildung 2. Omnigator Rap demo (http://www.ontopia.net/ (Seitenabruf: 14.09.04))<br />
Die hinter dem Topic Maps Remote Access Protocol stehende Technik mag auf den ersten Blick sehr<br />
einfach erscheinen. Ihr Potenzial jedoch ist sehr hoch, da auch andere Applikationen, die nicht den<br />
Topic Map Standard benutzen, sich des TMRAP bedienen können. Ontopia geht aber noch einen<br />
Schritt weiter, indem nicht nur einzelne Topic Page URI´s ausgetauscht werden können, sondern auch<br />
Fragmente dieser, sog. Topic Maplets 8 . Dies können z.B. zusätzliche Metadaten, URL´s, assoziierte<br />
Seiten mit Sichten und Rollen, etc. sein. Mitte 2005 wird die Topic Map Query Language (TMQL 9 ) für<br />
Topic Maps durch die ISO standardisiert werden. Mit ihr wird es möglich sein, diese Topic Maplets als<br />
remote query results zu erhalten. Weiterhin ist seitens der Topic Map Community eine SOAP Anbindung<br />
für TMRAP geplant, um den Einsatz von Web Services zu unterstützen. Die dabei entstehenden<br />
Möglichkeiten wären immens.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass um Seamless Knowledge für Informationsportale erreichen<br />
zu wollen, folgenden Grundbausteine benötigt werden:<br />
• Semantisch strukturierte Daten (Topic Maps, RDF, etc.)<br />
5<br />
http://www.jtc1sc34.org/repository/0507.htm (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
6<br />
http://www.w3.org/Submission/2003/SUBM-rdf-netapi-20031002/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
7<br />
http://sourceforge.net/projects/snapi/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
8<br />
http://www.ontopia.net/topicmaps/materials/xtm-fragments.html (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
9<br />
http://www.isotopicmaps.org/tmql/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
- 62 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
• Gobal eindeutige Bezeichner (Published Subjects, etc.)<br />
• Ein Austauschprotokoll (z.B. TMRAP)<br />
• Eine Abfragesprache (z.B. TMQL) für präzisere Request-Anfragen<br />
6. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Semantic Web Standards werden aufgrund der steigenden Anzahl praktischer Anwendungen und<br />
Produktsuiten populär. Vorreiter auf dem Gebiet der Topic Maps ist Norwegen. Hier gibt es sehr viele<br />
Webseiten und Portale, eLearning- und Wissensmanagementanwendungen, die sich bereits der Semantic<br />
Web Standards bedienen. Seamless Knowledge ist der nächste, auf dieser Technologie aufbauende<br />
Evolutionsschritt. Das Semantic Web wird für seine Durchsetzung und Akzeptanz sicher<br />
noch einige Jahre brauchen, Seamless Knowledge gibt es bereits heute.<br />
2003 in Tausend % der Bevölkerunrung<br />
2007 in Tausend % der Bevölke-<br />
Deutschland 42.003 51,0 59.033 71,8<br />
Tabelle 1. Webbenutzer 2003 und 2007 [EIT04]<br />
Auch am praktischen Beispiel, konkret für das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>, ist der Einsatz von Semantic<br />
Web Technologie mittelfristig eine Alternative. Tabelle 1 verdeutlicht die zunehmende Anzahl von<br />
Webbenutzern bis zum Jahr 2007. Das damit verbundene zunehmende Daten- und Informationsaufkommen<br />
dürfte immens sein und exponentiell ansteigen. Neue Wege, Informationen zu organisieren,<br />
zu kategorisieren und dem Benutzer zu präsentieren werden benötigt, da sonst der Informationskollaps<br />
droht. Die in diesem Paper vorgeschlagenen Ansätze sind ein erster Schritt in die richtige Richtung.<br />
Literatur<br />
[BER03] http://www.ercim.org/publication/Ercim_News/enw51/berners-lee.html (Seitenabruf: 14.09.04)<br />
[BOD03] Bodendorf, Freimut: Daten- und Wissensmanagement, Springer, 2003<br />
[EIT04] European Information Technology Observatory 2004, http://www.eito.com/ (Seitenabruf:<br />
14.09.04)<br />
[ZAP04] Zapf, Lars: Intelligentes Information Retrieval und Knowledge Management mit semantischen<br />
Netzen, Diplomarbeit an der Technischen Universität Ilmenau, 2004<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Inf. Lars Zapf,<br />
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH,<br />
Abteilung Wissensmanagement,<br />
Erwin-Schrödinger-Str. Geb. 57,<br />
D-67653 Kaiserslautern,<br />
E-Mail: zapf@dfki.uni-kl.de, www.dfki.de<br />
Dr.-Ing. Heinz-Dietrich Wuttke,<br />
Technische Universität Ilmenau,<br />
Helmholzplatz 1,<br />
98693 Ilmenau,<br />
E-Mail: dieter.wuttke@theoinf.tu-ilmenau.de<br />
http://www-ihs.theoinf.tu-ilmenau.de/forschung/projekte/sane/<br />
Dipl.-Kfm. Karsten Schmidt,<br />
bildungsportal-thueringen.de,<br />
Puschkinstraße 19, 99084 Erfurt,<br />
E-Mail: Ka.schmidt@uni-jena.de,<br />
www.bildungsportal-thueringen.de<br />
- 63 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS<br />
gemäß der GNU GPL Lizenz<br />
T. Uhl, FH Flensburg,<br />
M. Hasse, K. Nowicki, TU Gdansk<br />
Abstract. Es werden drei gängige Methoden zur Sicherung der Kommunikation zwischen<br />
zwei heterogenen LMS (Learning Management Systems) erörtert und genau analysiert. Zu<br />
den Methoden gehören: a) Verwendung des sog. verborgenen Rahmens mit Mechanismus<br />
Upload, b) Verwendung des Mechanismus Cookie und c) Verendung des Mechanismus<br />
XML http Request. Die durchgeführten Analysen der o.g. Methoden und ihre Implementierung<br />
sowie das Experimentieren in einer praktischen Umgebung an der TU Gdansk<br />
(siehe http://153.19.53.221) haben gezeigt, dass die Methode XML http Request die stabilste<br />
ist. Das in der praktischen Umgebung verwendete LMS erfüllt die Spezifikation<br />
SCORM.<br />
1 Einführung<br />
Im Bereich e-Learning spricht man immer häufiger über Open Source Systeme [1]. Der Hauptgrund<br />
dafür ist die freie Distribution solcher Systeme. Um dies rechtlich abzusichern, mussten für solche<br />
Systeme entsprechende Rahmenbedingungen erarbeitet und veröffentlicht werden. Hier sind die Aktivitäten<br />
der Gruppe Open Source Initiative [2] von größter Bedeutung. Zu den wichtigsten Open Source<br />
Lizenzen gehört heutzutage die GNU GPL Lizenz [3]. Es gibt z.Z. mehrere Programme/Tools für LMS<br />
(Learning Management Systems), die die GNU GPL Lizenzbedingungen erfüllen. Sie stellen eine attraktive<br />
Alternative zu den kommerziellen LMS (z.B. Blackboard [4]) dar. Ein Open Source Produkt für<br />
LMS ist hier besonders zu nennen: das System Moodle (Modular Object-Oriented Dynamic Learning<br />
Environment) [5]. Für dies System gibt heute eine ausführliche, mehrsprachige Dokumentation. Das<br />
System hat erstaunlich gute Verbreitung gefunden (ca. 1000 registrierter Benutzer in 72 Ländern,<br />
unter anderen aus Polen und Deutschland). Moodle wird ebenfalls als Grundplattform für ein LMS im<br />
Rahmen dieser Arbeit angenommen.<br />
Moodle bietet den Usern, Autoren und Tutoren ein Tool für e-Learning per Internet an. Der größte<br />
Nachteil des Systems Moodle ist, dass der Standard SCORM (Sharable Content Object Reference<br />
Model) [6] nicht unterstützt wird, was die Übergänge zwischen unterschiedlichen LMS erschwert. Eine<br />
Verankerung der SCORM-Empfehlungen in Moodle könnte wesentlich die Flexibilität dieses LMS erhöhen.<br />
Es ist also sinnvoll, sich mit dem Problem zu befassen. Dies bildet den Kern dieser Arbeit.<br />
2 Der Standard SCORM<br />
Der Standard SCORM definiert Mengen von Regeln für Beschreibung (Format), Aufbewahrung und<br />
Anlieferung der didaktischen Inhalte an die Kursnutzer. Bei Festlegung dieser Regel wurden folgende<br />
Ziele in Betracht gezogen: a) accessibility, b) adaptability, c) affordability, d) durability, e) interoperability<br />
und f) reusability. Ein Hauptmerkmal des Standards SCORM ist die Anerkennung der Internettechnologie<br />
als die beste Form für die Maximalisierung des Zugangs zu den e-Learning Systemen.<br />
SCORM Version 1.3 definiert folgende Bereiche eines e-Learning Systems: a) Content Aggregation<br />
Model (CAM), b) Run-Time Environment (RTE) und c) Sequencing and Navigation (SN).<br />
Das CAM (Content Aggregation Mode) beschreibt die Vorgehensweise beim Sammeln, Kennzeichen,<br />
Verwalten und Durchsuchen von Kursinhalten. Dieses Tool verwendet dabei eine Methode für die<br />
Erreichung der o.g. Ziele, die unabhängig von den genutzten LMS-Plattformen ist. Die Grundkomponente<br />
des CAM heißt Asset, welche die elektronische Erfassung eines Textes, Audios, Videos oder<br />
einer Animation darstellt. Assets sind normale Files, die insgesamt den Kursinhalt erfassen. Jedes<br />
Asset verwendet ein Asset Meta Data (Format), welches die notwendigen Informationen zur Unterstützung<br />
beim Suchen und zur Identifikation von Assets beinhaltet. Das Format wird in der modernen<br />
- 65 -
Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS gemäß der GNU GPL Lizenz<br />
T. Uhl, FH Flensburg, M. Hasse, K. Nowicki, TU Gdansk<br />
Seitenbeschreibungssprache 1 XML [7] erfasst. Eine Gruppe von Assets, in der mindestens eins über<br />
das durch ein LMS definierte Interface verfügt, nennt man Sharable Content Object (SCO). SCO repräsentiert<br />
die minimalste Inhaltsform, die durch das LMS bedient werden kann. Alle Files des Kurses<br />
werden in ein ZIP-Archiv eingetragen, was einen Kursaustausch zwischen verschiedenen LMS unterstützt.<br />
Aus der Sicht der SCORM-Implementierung in einem LMS ist sehr wichtig, dass das File imsmanifest.xml<br />
verwendet wird. Dieses File beinhaltet alle Informationen bezüglich des Aufbaus eines e-<br />
Learning Kurses. Draus folgt, das ein gemäß dem SCORM-Standard aufgebautes LMS in der Lage<br />
sein muss, das xml File zu interpretieren.<br />
Das RTE (Run-Time Environment) bildet gemäß dem SCORM den wichtigsten Bestandteil aus der<br />
Sicht der Implementierung in einem LMS. Das Dokument beinhaltet die Beschreibung einer Umgebung,<br />
in der möglich ist, e-Kurse unabhängig vom verwendeten LMS zu starten. Mit anderen Worten<br />
stellt ein RTE ein Interface dar, welches dem e-Learning System die Kontrolle über den e-Kurs und die<br />
Nutzung der didaktischen Inhalte ermöglicht. Die SCORM-Spezifikation schlägt vor, dass bei der Realisierung<br />
der Kommunikation zwischen dem LMS und dem e-Learning Kurs das Interface API (Application<br />
Program Interface) genutzt wird. Die ganze Kommunikation über das API-Interface wird von den<br />
SCO-Objekten initialisiert. Man unterscheidet drei funktionelle Zustände an der API-Schnittstelle (vgl.<br />
Bild 1).<br />
Nicht<br />
Eingeleitet<br />
Initialize(“”)<br />
GetLastError()<br />
GetErrorString()<br />
GetDiagnostic()<br />
Funktioniert<br />
GetValue()<br />
SetValue()<br />
Commit()<br />
GetLastError()<br />
GetErrorString()<br />
GetDiagnostic()<br />
Terminate(“”)<br />
Beendet<br />
GetLastError()<br />
GetErrorString()<br />
GetDiagnostic()<br />
API Implementierung<br />
API Anforderung<br />
GetValue(DatenModellElement)<br />
SetValue(DatenModellElement,Wert)<br />
SCO<br />
LMS<br />
The Run –Time Envirnoment<br />
Bild 1: Funktionelle Zustände an der API-Schnittstelle<br />
Die drei funktionellen Zustände sind:<br />
# Execution State: Dieser Zustand realisiert Funktionen, die für den Auf- und Abbau einer<br />
Session zwischen LMS und SCO verantwortlich sind; vgl. LMSInitialize( ) und<br />
LMSTerminate( ).<br />
# State Management: Dieser Zustand realisiert drei Funktionen, die für die Fehlerbehandlung<br />
verantwortlich sind; vgl. LMSGetLastError( ), LMSGetErrorString( ) und LMSGetDiagnostic(<br />
).<br />
# Data Transfer: Dieser Zusatnd realisiert Funktionen, die für den Datentransfer verantwortlich<br />
sind; vgl. LMSGetValue( ), LMSSetValue( ) und LMSCommit( ).<br />
Zwecks eines Informationsaustausches zwischen LMS und SCO greift das RTE auf ein speziell dafür<br />
entwickeltes Dateimodell zu. Dieses Modell definiert Dateien, die zur Realisierung der Grundfunktionen<br />
eines LMS notwendig sind, z.B. Erfassung der Aktivitäten oder Erfassung der Fortschritte in einem<br />
e-Kurs. Die möglichen Implementierungsformen an der API-Schnittstelle werden im Punkt 3.2<br />
vorgestellt.<br />
1 Streng genommen ist XML keine Dokumenten- oder Seitenbeschreibungssprache, sondern eine Meta-Sprache<br />
zur Entwicklung der eigentlichen Seitenbeschreibungssprache, die auf einen speziellen Einsatzzweck hin optimiert<br />
ist.<br />
- 66 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Das SN (Sequencing and Navigation) beschreibt Methoden zur Auswahl der nacheinanderfolgenden<br />
Elemente aus der existierenden Datenbank mit den didaktischen Inhalten, um einen geschlossenen<br />
e-Kurs erhalten zu können. Der Informationsfluss wird durch den Benutzer initiiert. Unter Verwendung<br />
unterschiedlicher Warteschlangendisziplinen in einem LMS kann der Informationsfluss in Abhängigkeit<br />
von den registrierten Benutzeraktivitäten gestaltet werden. Der SCORM beschreibt an dieser Stelle<br />
sehr genau die Struktur des sog. „learning activities“-Baums. Auch die o.g. Warteschlangendisziplinen<br />
sind in diesem Dokument genau beschrieben.<br />
3 Implementierungsaspekte des Standards SCORM für ein LMS<br />
3.1 Das System MOODLE<br />
Moodle bietet den Usern, Autoren und Tutoren ein Tool für e-Learning per Internet an. Es gibt mehrer<br />
Betriebssysteme, die das Softwarepaket Moodle unterstützen. Bevorzugte Plattform ist jedoch Linux<br />
und die Skriptsprache PHP [8]. Zu den Hauptaufgaben eines LMS gehören die Gestaltung des Kurses<br />
und das Kursmanagement. Die Struktur des Systems Moodle ist modular aufgebaut. Dies ermöglicht<br />
schnelles Aufsuchen und Verändern des Codes der benötigten Teilprogramme in dem LMS Tool. Es<br />
wird empfohlen, das Schema für ein Modul an die Struktur für das ganze System anzulehnen. Das<br />
System Moodle basiert auf der klassischen Form der WWW Kommunikation, die ihre Verwirklichung in<br />
vielen Internetdiensten nach dem Client-Server Prinzip findet. Der größte Nachteil des Systems Moodle<br />
ist, dass der Standards SCORM nicht unterstützt wird, was die Übergänge zwischen unterschiedlichen<br />
LMS erschwert. Eine Verankerung der SCORM-Empfehlungen im Moodle könnte wesentlich die<br />
Flexibilität dieses LMS erhöhen. Es ist also sinnvoll, sich mit diesem Problem zu befassen. Dies bildet<br />
den Kern dieses Kapitels.<br />
Die Version 1.2 vom Moodle ermöglicht eine Erweiterung des Systems auf dem Modullevel. Die Systemmodule<br />
sind verantwortlich für die Realisierung der Grundaufgaben des LMS. Beim Zufügen eines<br />
neuen Moduls müssen die in der Moodle-Spezifikation festgelegten Prinzipien bezüglich z.B. Benennung<br />
von Files und von Katalogen angehalten werden. Die Erweiterungen sollten nicht in den Kerncode,<br />
der für die Stabilität des Systems verantwortlich ist, eingreifen. Dies bedeutet jedoch die Beschränkungen<br />
bei Erweiterungen des LMS, weil zu dem Kern auch die Kursformate zählen. Das<br />
Moodle schlägt den Aufbau von e-Kursen in drei Formaten vor: wöchentliche, gesellschaftliche und<br />
thematische. Es gibt Möglichkeiten, in jedem der drei Kursformate neue Funktionen in Form von Vorräten<br />
hinzuzufügen. Ein von solchen Vorräten könnte z.B. Simulation sein.<br />
Der Standard SCORM definiert e-Kurs, bei denen das Format von dem Autor und nicht vom LMS abhängig<br />
ist. Damit ist die Lokalisierung der Inhalte von SCORM-Kursen (Asset und SCO) in einem der<br />
drei Moodle-Formate nicht möglich. Einzige Möglichkeit dieses Problem zu lösen, ist das Zufügen<br />
eines neuen Kursformates im Moodle, z.B. „Format SCORM 2004“. Hierbei muss jedoch ein Eingriff in<br />
den Kern des Moodle-Systems in Kauf genommen werden. Das Zufügen des o.g. Kurses muss einen<br />
Mechanismus zum Umladen von ZIP-Files, zum Auspacken und zum Lesen der Kursstruktur sicherstellen.<br />
Diese Erweiterungsmöglichkeit bietet auch die neuste Version vom Moodle. Leider gibt z.Z.<br />
keine Dokumentation zu dieser Erweiterungsmöglichkeit, jedoch ermöglicht eine Analyse des PHP-<br />
Codes und der Files-Strukturen erfahrenen Programmierern das Zufügen eines neuen Kursformates.<br />
Das Zufügen eines neuen Kurses erfolgt durch Ausfüllen eines Formulars auf einer Internetseite. Die<br />
Daten aus dem Formular werden in die Datenbank des Systems eingetragen und der Autor wird auf<br />
eine weitere Internetseite weitergeleitet, auf der es Möglichkeiten gibt, neue Vorräte zum Kurs zuzufügen.<br />
Im Fall der Erweiterung um einen SCORM-Kurs sollte der Autor auf eine Seite gelinkt werden, die<br />
das Versenden und das Auspacken der Kurs-Files ermöglicht. Eine Programmierung solcher Funktionen<br />
wird von den vorhandenen zahlreichen PHP-Bibliotheken unterstützt. Nachdem der Kurs in einem<br />
Katalog auf dem Systemserver abgelegt ist, muss das Lesen der Daten aus dem File imsmanifest.xml<br />
erfolgen. Die Angaben bezüglich der neuen Kursstruktur müssen dann in der Datenbank des LMS<br />
abgespeichert werden.<br />
Die Hauptprobleme bei der Implementierung beginnen auf dem Level TRE (Run-Time-Environment).<br />
Die Lösungsmöglichkeiten dieses Problems werden in nächstem Kapitel vorgestellt.<br />
3.2 Methoden zur Implementierung des Run-Time Environment<br />
Ist die Umgebung Client-Server heterogen (z.B. unterschiedliche Skriptsprachen wie PHP [8] und<br />
JavaScript [9]), treten viele Probleme beim Austausch von Daten zwischen den kommunizierenden<br />
Plattformen auf. Damit muss vor allem das RTE fertig werden. Eine Analyse der gängigen Methoden<br />
zur Lösung dieses Problems wird im Weiteren erörtert. Hierbei werden die Ideen aus den Arbeiten [10-<br />
11] aufgegriffen und weiter entwickelt.<br />
Es werden drei gängigen Methoden zur Sicherung der Kommunikation zwischen heterogenen Platt-<br />
- 67 -
Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS gemäß der GNU GPL Lizenz<br />
T. Uhl, FH Flensburg, M. Hasse, K. Nowicki, TU Gdansk<br />
formen, d.h. e-Kurs im JavaScript und LMS in der PHP-Technologie, vorgestellt:<br />
1) Verwendung des sog. verborgenen Rahmens mit Mechanismus Upload. Diese Methode beruht<br />
auf dem Prinzip der Implementierung auf der LMS-Seite eines verborgenes Rahmens, in dem ein<br />
Mechanismus für das Umladen (upload) wirksam ist. Der Umladenvorgang wird durch die Erweiterung<br />
der Sprache HTML zur DHTM unterstützt. Das Umladen arbeitet wie folgt: Die Adresse der im verborgenen<br />
Rahmen enthaltenen Internatseite wird wiederholend abgerufen und in Verbindung mit den<br />
ständig wechselnden API-Parametern gebracht. Das neue Gespann kann dann zum LMS unter Verwendung<br />
der bekannten Methode GET übertragen werden. Dies verdeutlicht das Bild 2.<br />
Bild 2: Mögliche Mechanismen an der API-Schnittstelle<br />
2) Verwendung des Mechanismus Cookie. Diese Methode basiert auf der Verwendung der Text-<br />
Files, die auf der Client-Seite implementiert sind. Dabei ist es möglich, beim Schreiben und beim Lesen<br />
einer Datei in oder aus den Files sowohl die JavaScript- als auch die PHP-Sprache zu verwenden.<br />
In dieser Methode ist der API-Mechanismus für das Einschreiben der entsprechenden Dateien in Cookie-Files<br />
verantwortlich. Im System LMS muss auch ein Mechanismus zum periodischen Auslesen der<br />
Dateien aus den Cookie-Files implementiert sein. Das periodische Auslesen wird durch die DHTML-<br />
Mechanismen unterstützt, die eine „Auffrischung“ der Internetseiten mit bestimmter Frequenz ermöglichen.<br />
Will man die ständige „Auffrischung“ eines der Hauptrahmen des LMS-Systems verhindern,<br />
kann auf den Mechanismus des verborgenen Rahmens zugegriffen werden (vgl. Bild 2).<br />
3) Verendung des Mechanismus XML http Request. Sowohl beim Mechanismus Cookie als auch<br />
beim Mechanismus des verborgenen Rahmens muss ständig vor der Datenübertragung das Umladen<br />
der PHP-Internetseite stattfinden. Dies kann zur Verzögerungen bei der Übertragung führen und zusätzlich<br />
hat die Client-Seite nie eine Garantie, dass das Umladen richtig erfolgte. Das Problem kann<br />
durch Verwendung des neuen Mechanismussees XML http Request gelöst werden. Dieses Konzept<br />
ist seit kurzem bekannt. Aus diesem Grund unterstützen noch nicht alle bekannten Internet-Browser<br />
dieses Mechanismus. In den am häufigsten verwendeten Internet-Browser, d.h. Internet Explorer 5,<br />
Netscape Communicator und Mozilla ist jedoch dieser Mechanismus bereits implementiert. Dies berechtigt,<br />
sich weiter mit dieser Methode zu befassen. Die Wirkungsweise dieser Methode beruht auf<br />
der Verwendung des Kommandos http Request zum Download von einem Server. Notwendige Prozeduren<br />
sind für JavaScript implementiert, also liegen auf der Client-Seite vor (wie in einem SCORM-<br />
Kurs). Dieser Mechanismus verwendet den Header der Nachricht http Request um zu überprüfen,<br />
wann zum letzten Mal die Dateien auf der Client-Seite modifiziert worden sind oder ob sie überhaupt<br />
existieren.<br />
An der Universität Gdansk wurde in einem konkreten LMS (gemäß SCORM) ein RTE mit den o.g.<br />
Mechanismen zur Kommunikation in heterogener Umgebung implementiert, getestet und bewertet.<br />
Das realisierte LMS-System ist unter der Internetadresse http://153.19.53.221 erreichbar. Die Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass die Methode XML http Request die stabilste ist. Es ist zu erwarten,<br />
dass in Kürze alle Internet-Browser die Methode XML http Request unterstützen werden. Dies spricht<br />
für die im Rahmen dieser Arbeit vorgeschlagene Lösung zur Sicherung der Kommunikation in einer<br />
heterogenen e-Learning Umgebung.<br />
4 Zusammenfassung<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde zunächst der heutige Trend beim e-Learning vorgestellt. Dieser<br />
Trend heißt Open Source Lösungen. Ein Nachteil der Open Source Systeme ist, dass sie ein individuell<br />
festgelegtes Kursformat aufweisen. Solche Kurse arbeiten nur gut innerhalb einer<br />
- 68 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
e-Learning Plattform. Die Übertragung der Kursinhalte in eine andere e-Learning Plattform ist zwar<br />
möglich, jedoch sehr aufwendig. Die Lösung dieses Problems kann die Verankerung in den LMS der<br />
standardisierten Kursformaten, z.B. gemäß der Spezifikation SCORM sein. Diese Lösung wurde im<br />
Rahmen dieser Arbeit in einem konkreten LMS-Produkt, d.h. in dem System Moodle verwirklicht.<br />
Es wurden drei gängige Methoden zur Sicherung der Kommunikation zwischen heterogenen LMS<br />
(aufgebaut unter Verwendung der gängigen Internettechnologien wie Java Script und PHP) erörtert<br />
und genau analysiert. Zu den Methoden gehören: a) Verwendung des sog. verborgenen Rahmens mit<br />
Mechanismus Upload, b) Verwendung des Mechanismus Cookie und c) Verendung des Mechanismus<br />
XML http Request.<br />
Die durchgeführten Analysen der o.g. Methoden und ihre Implementierung sowie das Experimentieren<br />
in einer praktischen Umgebung an der TU Gdansk haben gezeigt, dass die Methode XML http Request<br />
die stabilste ist. Das unter der Internetadresse http://153.19.53.221 erreichbare Open Source<br />
System bestätigt, dass die Autoren eine Lösung gefunden haben, mit der Hilfe die Inkompatibilität<br />
zwischen Systemen, die unter Verwendung der heutzutage gängigsten Internettechnologien aufgebaut<br />
sind, überwunden werden kann. Diese Lösung erfüllt die Spezifikation SCORM.<br />
Literatur<br />
[1] Kaderali, F.: Open Source fürs Lehren mit neuen Medien. CD zum <strong>Workshop</strong> „e-Learning Day<br />
2003“, FH Wedel, Juni 2003<br />
[2] Open Source Initiative: http://www.opensource.org (Juni 2004)<br />
[3] GNU GPL Lizenz: http://gnu.org/licenses/gpl.txt (Juni 2004)<br />
[4] Blackboard: http://www.blackboard.com (Juni 2004)<br />
[5] Moodle: http://www.moodle.org (Juni 2004)<br />
[6] SCORM: http://www.adlnet.org (Juni 2004)<br />
[7] XML: http://www.xml.com (Juni 2004)<br />
[8] PHP: http://www.php.com (Juni 2004)<br />
[9] JavaScript: http://javascript.com (Juni 2004)<br />
[10] Nowicki K., Hasse M.: Analiza możliwości rozszerzenia systemu zarządzającego nauczaniem<br />
opartego na licencji Open Source o implementację SCORM. Konferenz „Akademia on-line“, Bronislawow/Polen,<br />
Mai 2004<br />
[11] Hasse M., Nowicki M.: Implementacja elementów SCORM w systemie zarządzającym nauczaniem<br />
Moodle. Konferenz „Virtuelle Universität: Model, Werkzeuge und Praxis, Warschau/Polen Juni<br />
2004<br />
Autorenangaben<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Tadeus Uhl<br />
Institut für Kommunikationstechnologie<br />
Fachhochschule Flensburg<br />
Kanzleistr. 91-93<br />
D 24943 Flensburg, Deutschland<br />
uhl@fh-flensburg.de<br />
Dipl.-Ing. Marcin Hasse<br />
Dr.-Ing. Krzysztof Nowicki<br />
Lehrstuhl für Informationssysteme<br />
Technische Universität Gdansk<br />
Narutowicza 11/12<br />
PL 80-952 Gdansk, Polen<br />
know@pg.gda.pl<br />
- 69 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Standardisierung und Modularisierung am Beispiel<br />
der Lerneinheit Digitales Video<br />
A. Richter, FH Erfurt<br />
Abstract. Standardisierung und die daraus resultierende Modularisierung von E-<br />
Learning-Vorhaben sind die entscheidenden Voraussetzungen, für den dauerhaften Einsatz<br />
und die Wiederverwendung der Resultate von E-Learning-Projekten durch weitere Bildungseinrichtungen.<br />
Neue Entwicklungen in den Standards versuchen die Rekombination<br />
von Lernmodulen zu automatisieren und personalisierte Wissensangebote durch Lernplattformen<br />
bereitzustellen. Bildungsanbieter erhoffen sich, durch die konsequente Umsetzung<br />
von Standards im E-Learning-Bereich, die Einsparung von Ressourcen in räumlicher, zeitlicher<br />
und personeller Hinsicht. Der derzeitige Entwicklungsstand gibt jedoch auch Anlass<br />
zur kritischen Betrachtung, da die Regelwerke sich vorwiegend mit den inhaltlichen und<br />
technischen Aspekten des E-Learning auseinandersetzen und die didaktische Thematik<br />
noch weitestgehend unberücksichtigt ist. Im ersten Teil des Beitrages wird ein kurzer Ü-<br />
berblick der aktuellen Standardisierungskonsortien gegeben sowie praxisrelevante<br />
Schwerpunkte der aktuellen Entwicklung diskutiert. Der zweite Teil beschreibt die praktische<br />
Umsetzung der Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video an der<br />
Technischen Universität Ilmenau, als konkreten Anwendungsfall.<br />
Standardisierungsinitiativen im E-Learning Bereich<br />
Mit der Entwicklung von Standards für E-Learning sind eine ganze Reihe von Konsortien beschäftigt.<br />
Deren Kooperationsgepflecht sowie die umfassenden Dokumentationen der einzelnen Standardisierungsinitiativen<br />
sind für den Anwender schwierig zu durchschauen und geben wenig konkrete Anleitung<br />
für die Umsetzung webbasierter Lernsoftware. Der Nutzen und Erfolg dieser Bestrebungen sind<br />
in der Praxis bisher wenig erforscht. Zurzeit versuchen die Standards vordergründig die Anforderungen<br />
im inhaltlichen und technischen Bereich zu definieren, didaktische Aspekte der Umsetzung von E-<br />
Learning befinden sich noch in den Anfängen der Entwicklung.<br />
Folgende wichtige Konsortien bemühen sich derzeit um die Standardisierung von E-Learning-<br />
Angeboten (Häfele, 2002):<br />
• AICC – Aviation Industry Computer Based Training Commitee (www.aicc.org)<br />
• ADL – die Advanced Distributed Learning Initiative (www.adlnet.org)<br />
• ARIADNE – die Alliance of Remote Instructional Authoring and Distribution Networks for Europe<br />
(www.ariadne-eu.org)<br />
• EML – die Educational Modelling Language der Open University der Niederlande (OUNL)<br />
(http://eml.ou.nl)<br />
• IEEE LTSC – das Instructional Management Systems Project (http://ltsc.ieee.org)<br />
• IMS – das Instructional Management Sytems Project (www.imsproject.org)<br />
• SCORM – das Shareable Content Object Reference Model (www.adlnet.org)<br />
Anfänglich arbeiteten diese Konsortien getrennt an den Standardisierungen. Im Laufe der Zeit einigten<br />
sie sich jedoch zusammen zu arbeiten und ihre Ergebnisse auszutauschen (Abb. 1).<br />
- 71 -
Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />
A. Richter, FH Erfurt<br />
Abb.1: Das Kooperationsnetzwerk der Standardisierungsgremien (mod. nach imc, 2001).<br />
Aus: Baumgartner et al. (2002)<br />
Zusammenfassend lassen sich für die praktische Anwendung folgende Schwerpunkte in den Standardisierungsbemühungen<br />
identifizieren (vgl. Kramer, 2000; Baumgartner et al. 2002; Häfele, 2002):<br />
• Aufbau von Lernmodulen<br />
Beispielsweise wird in der Content-Packaging-Spezifikation des Instructional Management<br />
System Project (IMS) die Struktur und Implementierung von Lernobjekten zum Zweck der Rekombination<br />
und Wiederverwendbarkeit beschrieben.<br />
• Metadaten zur Auszeichnung von Lernmodulen<br />
Erst durch die Beschreibung mit Metadaten können Lernobjekte eindeutig identifiziert werden,<br />
so dass ein Suchen und die Wiederverwendung überhaupt erst möglich wird. Metadaten geben<br />
Auskunft über technische, bibliografische und pädagogische Merkmale des Lernobjekts.<br />
Mit dieser Thematik beschäftigt sich die Learning Object Metadata (LOM) der IEEE LTSC und<br />
basierend auf dieser die Metadaten-Spezifikation der IMS.<br />
• Angebotsmanagement und Personalisierung<br />
Lernplattformen sollen in der Lage sein, dem Lernenden Lernangebote auf der Basis des individuellen<br />
Wissensstands und persönlicher Präferenzen zu unterbreiten. Dabei müssen zur I-<br />
dentifizierung personenbezogene Daten zwischen den Kursen und der Lernplattform ausgetauscht<br />
werden. Um Redundanzen bei der Bearbeitung von Kursen und Tests bei einem<br />
Wechsel der Plattform zu vermeiden, müsste dieser Datenaustausch auch zwischen unterschiedlichen<br />
Plattformen stattfinden. Für die Relevanz der Standardisierung ist deshalb die<br />
Problematik, den Datenschutz zu garantieren, von entscheidender Bedeutung. Regeln für den<br />
Datenaustausch legen die Public and Privat Information (PAPI) und die Computer Managed<br />
Instruction der IEEE LTSC sowie die Enterprise-Spezifikation und die Question on Test Interoperability-Spezifikation<br />
der IMS fest.<br />
Erwartungen und kritische Betrachtung<br />
Mit der praktischen Umsetzung dieser Standards werden hohe Erwartungen an die Funktion der<br />
Lernmodule, die daraus resultierende Einsparung von Ressourcen und zusätzliche Services -<br />
Leistungen der Lernplattformen gestellt.<br />
- 72 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Eigenschaften der Lernmodule (vgl. Meder, 2003):<br />
Mit der Standardisierung von Lernmodulen soll die Wiederverwendbarkeit von Content in vielfältigen<br />
Einsatzszenarien garantiert werden. Kleinste Lernobjekte, wie Flashanimationen, Videoclips, Grafiken<br />
und Texte können, über umfassende systemübergreifende Suchmöglichkeiten, auf der Basis von Metadaten,<br />
weltweit recherchiert werden.<br />
Eine konsequente Umsetzung der Modularisierung ermöglicht die Rekombination und ggf. Weiterbearbeitung<br />
der Module mit Hilfe von Autorentools. So können Lernobjekte unter Berücksichtigung unterschiedlicher<br />
Lernziele und -szenarien flexibel zu neuen Modulen und diese wiederum zu Kursen<br />
zusammengesetzt werden.<br />
Standardisierte Lernmodule sind dabei plattformunabhängig, dass bedeutet sie können auf jeder<br />
Lernplattform bzw. nach dem Wechsel einer solchen, genutzt werden, ohne das ihre Funktionalität<br />
dadurch beeinträchtigt wird.<br />
Voraussetzung für diese funktionalen Anforderungen ist die Kontextunabhängigkeit eines Lernmoduls.<br />
Es muss als einzelner Lernschritt für den Lernenden ohne zwingende Studien von vor- und nachgeordneten<br />
Modulen oder weiterführenden Verweisen verständlich sein.<br />
Einsparung von Ressourcen:<br />
Neben der erhöhten Rentabilität teuer produzierter E-Learning-Produkte, mit Herstellungskosten von<br />
2000 bis 20000 € für eine Stunde multimedialen, interaktiven Contents, wird eine Einsparung von<br />
Ressourcen in personeller und zeitlicher Hinsicht erwartet (Häfele, 2002).<br />
Editoren, die häufig integrierter Bestandteil von Lernplattformen sind, helfen Lehrkräften ihren Content<br />
in kurzer Zeit, ohne technische Detailkenntnisse, standardkonform aufzubereiten.<br />
Die Lernenden können räumlich und zeitlich flexibel auf das Lernangebot zu greifen. Redundanzen<br />
bei der Betreuung von Kursen und Prüfungen mit größeren Lernergruppen werden vermieden.<br />
Nutzung von Lernplattformen:<br />
Durch die Möglichkeit, die Module auf unterschiedlichen Lernplattformen nutzen zu können, eröffnen<br />
sich weitere zusätzliche Funktionalitäten, die von diesen Systemen zur Verfügung gestellt werden (vgl.<br />
Baumgartner et al., 2002; Schulmeister, 2003; Hettrich & Koroleva, 2003). Dabei handelt es sich um<br />
die typischen Funktionen eines Learning Management Systems (LMS), wie Werkzeuge zur Kommunikation,<br />
Kooperation & Kollaboration, beispielsweise:<br />
• synchrone Kommunikationsformen wie Chat und virtuelle Klassenräume,<br />
• asynchrone Kommunikationsformen wie Foren und Blackboards,<br />
• die Möglichkeit das Lernmaterial mit eigenen Annotationen zu versehen,<br />
• Gruppenbildungen durch die Definition von Rollen vorzunehmen,<br />
und im Bereich der Auswertung von Tests und Übungen:<br />
• Feedback zum jeweiligen Wissensstand,<br />
• Protokollierung des Lernfortschritts.<br />
Neben den bereits erwähnten Autorenfunktionen (Editoren) besteht in letzter Zeit eine Tendenz Funktionalitäten<br />
zu integrieren, welche eine Personalisierung der Lernangebote, ähnlich dem „Amazon® -<br />
Personalisierungsschema“ ermöglichen sollen (Häfele, 2002). Lernplattformen, die diese zusätzlichen<br />
Funktionen zur Verfügung stellen, werden als Learning Content Managment System bezeichnet. Die<br />
Personalisierung erfolgt auf der Basis so genannter „Skill-Gap-Analysen“. Dabei werden Pre- und<br />
Posttests in Verbindung mit Einschätzungen der Fertigkeiten des Lernenden ausgewertet. Auf dieser<br />
Grundlage macht das System Vorschläge, welche Lernmodule geeignet sind, bestimmte Wissenslücken<br />
zu schließen. Damit das System jedoch überhaupt geeignete Lernmodule auswählen und zuordnen<br />
kann, müssen diese gemäß den Standardisierungsregeln mit Hilfe von Metadaten, wie Thema,<br />
Autor, Inhalt, Grad der Aktivität, beschrieben werden (Stumpp, 2003).<br />
Der momentane Stand der Entwicklung gibt jedoch auch Anlass zu kritischen Betrachtungen.<br />
Im Bereich der Didaktik ergibt sich eine grundlegende Problematik, verbunden mit den Anforderungen<br />
an modularisierte Lerninhalte. Der Grad der Rekombinationsfähigkeit und die potentielle Häufigkeit ein<br />
Lernmodul plattformunabhängig wieder zu verwenden, steht entgegen zur klassischen Vorgehensweise<br />
bei der Konzeption von Lernsoftware. Diese beginnt i.d.R. mit einer genauen Analyse der Zielgrup-<br />
- 73 -
Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />
A. Richter, FH Erfurt<br />
pe und den Einsatzbedingungen. Die weitere Entwicklung der Lernsoftware wird genau auf diese zu<br />
Grunde liegenden Erkenntnisse abgestimmt (vgl. Issing, 2002; Kerres, 2001). Um den Anforderungen<br />
der Modularisierung gerecht zu werden, muss der Content-Entwickler von Lernobjekten und – modulen<br />
seine Inhalte jedoch möglichst zielgruppenneutral und kontextfrei umsetzen und dabei eine ganze<br />
Reihe möglicher Einsatzszenarien und Fertigkeitsgrade der Zielgruppe pauschal berücksichtigen. Eine<br />
Spezialisierung des Lernangebotes erfolgt erst durch die Auswahl und Kombination der Module für<br />
eine bestimmte Zielgruppe und Lernziel (Sesink, 2002). Das Adaptieren der Module für eine Lehr- und<br />
Lernsituation kann somit durch die inhaltlichen, technischen und didaktischen Standardisierungsvorgaben<br />
nicht geleistet werden. Insbesondere im didaktischen Bereich wird nur beschrieben was der<br />
Lehrinhalt des Moduls ist. Wie gelehrt wird, liegt nach wie vor in der Verantwortlichkeit und dem Vermögen<br />
der Lehrkraft bzw. der mit der Auswahl und Planung des E-Learning-Kurses befassten Personen.<br />
Bei den erhofften Einsparungen von Ressourcen, muss demnach auch der Aufwand für die didaktisch<br />
sinnvolle Zusammenstellung und Kombination von Lernangeboten sowie deren Qualitätskontrolle<br />
berücksichtigt werden.<br />
Auch der Aufwand für den Betrieb einer Lernplattform ist mit der Installation nicht beendet. Technische<br />
Veränderungen, neue Nutzeranforderungen und das Ergänzen von Kursinhalten machen eine permanente<br />
Pflege und Weiterentwicklung des Systems notwendig.<br />
Nicht zuletzt müssen Lehrkräfte zusätzliche Zeit für die besonderen Qualifikationen im Online-Tutoring<br />
aufbringen bzw. die Institution muss weitere Personalressourcen für diese Aufgabe bereitstellen.<br />
Für das Angebotsmanagement auf einer Lernplattform ist die Beschreibung der Module mit Metadaten<br />
die entscheidende Voraussetzung. Dies bedeutet, dass jedes einzelne Dokument konsequent und<br />
genau gesichtet, ausgezeichnet und erfasst werden muss (Meder, 2003). Für das Auffinden und Rekombinieren,<br />
wird sogar die Beschreibung jedes einzelnen Lernobjektes unterhalb der Modulebene<br />
notwendig, was ebenfalls einen erheblichen Aufwand erfordert.<br />
Hinterfragt man den Prozess der Personalisierung des Systems, wird deutlich, dass er nur zu sinnvollen<br />
Ergebnissen für den Lernenden führen kann, wenn dieser auch ausreichend motiviert ist, das Angebot<br />
intensiv zu nutzen. Es besteht die Gefahr einer motivationsbedingten Fehleinschätzung des<br />
Systems, ohne das auf den „echten“ Wissensstand reagiert wird. Gerade bezüglich der räumlichen<br />
und zeitlichen Flexibilität wird vom Lernenden ein hohes Maß an eigenverantwortlicher Steuerung der<br />
eigenen Lernaktivitäten gefordert, im Gegensatz zum durch die Lehrkraft gesteuerten Präsenzunterricht.<br />
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit ein Konzept zu entwickeln, dass den Lernenden schrittweise<br />
befähigt die neue Lernsituation zu meistern (vgl. Leutner, 2002; Sesink, 2002).<br />
Die Lerneinheit Digitales Video – Ein Beispiel aus der universitären Praxis<br />
Die Lerneinheit Digitales Video ist eine multimediale netzbasierte Lernsoftware, welche die Arbeitsschritte<br />
bei der Produktion digitalen Videos strukturiert, theoretisch begründet und durch die Beschreibung<br />
vorhandener Technik allgemeinverständlich veranschaulicht. Sie entstand als ein Teilprojekt im<br />
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt Multimedia Learning<br />
Environments (MILE).<br />
Die Lerneinheit wendet sich an Studenten der Medienstudiengänge im Grundstudium und damit an<br />
Anfänger auf dem Gebiet der Produktion digitaler Medien. Der Einsatz der Lerneinheit erfolgt momentan<br />
im 2. Semester des Studienganges Angewandte Medienwissenschaft der TU Ilmenau. Ein weiterer<br />
Einsatz im Rahmen der Ergänzung und Begleitung des Hochschulunterrichts der Medienstudiengänge<br />
der TU Ilmenau aber auch anderer Universitäten und Fachhochschulen im In- und Ausland wird<br />
zurzeit angebahnt. Der modulare Aufbau der Lerneinheit, ist dabei für die Kooperationspartner von<br />
besonderem Interesse, da sie so die Lerneinheit an die Struktur ihrer jeweilige Lehrveranstaltung optimal<br />
anpassen können. Neben der Möglichkeit nur bestimmte Teile des Lerninhaltes auszuwählen, ist<br />
das Material so gestaltet, dass es drei unterschiedliche Lehrszenarien unterstützen kann:<br />
Das Referat des Dozenten mit den Modulen der Lerneinheit als lernbegleitendes Material<br />
Die Vertiefung, Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltung mit Hilfe der Module der Lerneinheit<br />
Als Selbstlernmedium innerhalb einer vom Dozenten geleiteten Lehrveranstaltung<br />
Für die Modularisierung der Lerneinheit wurden folgende Kriterien festgelegt<br />
Wiederverwendbarkeit<br />
Auf der untersten Ebene besteht die Lerneinheit aus so genannten Learning Objects (vgl. Baumgart-<br />
- 74 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
ner et al., 2002). Diese kleinsten Bestandteile der Lerneinheit sind Flashanimationen, Videos und Bilder,<br />
mit einem erläuternden Text und einer Modulnavigation. Diese Bestandteile können voneinander<br />
getrennt genutzt werden. Ein konkreter Anwendungsfall dafür, ist der Einsatz beim Referat des Dozenten.<br />
Hier ist es sinnvoll, die visualisierenden Bestandteile ohne den dazugehörigen Text einzusetzen.<br />
Die Learning Objects werden zu Modulen kombiniert. Ein Modul kann, sofern notwendig, eine weitere<br />
inhaltliche Gliederung aufweisen. Der inhaltliche Umfang eines Moduls orientiert sich dabei immer am<br />
kleinsten verständlichen Lernschritt. Mehrere Module bilden zusammen ein Hauptkapitel. Die Hauptkapitel<br />
Konzeption, Videogestaltung, Videobearbeitung, Distribution und Aufnahmetechnik setzen sich<br />
zur Lerneinheit Digitales Video zusammen.<br />
Das Modul „Achsensprung“ in Abbildung 2 veranschaulicht den Studierenden, wie die Kamera platziert<br />
werden muss, um bei der Aufnahme einer Gesprächssituation den Achsensprung zu vermeiden. Es<br />
besteht aus den Learning Objects interaktive Flashanimation sowie einer Textkomponente und ist<br />
Bestandteil des Kapitels Videogestaltung der Lerneinheit Digitales Video. Die Abbildung zeigt das<br />
Modul mit einer Rahmennavigation, die nur Anwendung findet, wenn keine Lernplattform zur Verfügung<br />
steht. Für den Einsatz auf Lernplattformen kann diese Navigation ohne großen Aufwand vollständig<br />
von den Modulen gelöst werden.<br />
Abb. 2: Das Modul Achsensprung in der Lerneinheit Digitales Video<br />
Die hier als Module bezeichneten Einheiten entsprechen den von Baumgartner et al. (2002) beschriebenen<br />
Reusable Learning Objects (RLO) als wieder verwendbare Lernobjekte (Abb.2). Häfele (2002)<br />
schildert diese als konkrete praktische Anwendungsform von LOM, IMS und SCORM.<br />
Plattformunabhängigkeit<br />
Das Modul weist nur wenige bzw. keine strukturellen Abhängigkeiten zu anderen Modulen auf. Sofern<br />
diese vorhanden sind, können sie mit geringem Arbeitsaufwand getrennt werden. Die Lauffähigkeit<br />
des Moduls sowie das inhaltliche Verständnis wird durch die Trennung nicht beeinflusst.<br />
Die Module zeichnen sich durch eine hohe Toleranz gegenüber unterschiedlichen Distributionsmedien<br />
aus. Die Lauffähigkeit und eine Installation auf gängigen Lernplattformen ist möglich und wurde bereits<br />
mehrmals praktisch getestet.<br />
Damit besteht für die Lerneinheit die Möglichkeit, alle bereits beschriebenen Funktionen und Werkzeuge<br />
von Lernplattformen zu nutzen und insbesondere auch von aktuellen Neuentwicklungen auf<br />
diesem Gebiet profitieren.<br />
- 75 -
Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />
A. Richter, FH Erfurt<br />
Abb. 3: Das modulare Prinzip der „Reusable Learning Objects“ (Baumgartner et al., 2002)<br />
Rekombination<br />
Die Module können individuell nach den Lehr- und Lernbedürfnissen ausgewählt, neu angeordnet,<br />
bzw. in eine neue Struktur gebracht werden. Dies schließt ein, dass Module in einer Lerneinheit ausgelassen<br />
werden können. Ein fester Lernweg ist durch die Implementation nicht bedingt.<br />
Der flexible Einsatz als lehrbegleitendes Material wird zudem durch den Aufbau der Module unterstützt.<br />
Die Lehrkraft hat die Möglichkeit die visualisierenden Teile vom Lehrtext zu trennen und so nur<br />
z.B. eine Animation zum Einsatz zu bringen.<br />
Kontextunabhängigkeit<br />
Ein Modul ist immer ein, in sich inhaltlich geschlossener Lernschritt, der als solches nicht weiter sinnvoll<br />
untergliedert werden kann. Der im Modul visualisierte und erläuterte Vorgang muss für den Lernenden<br />
ohne das Studium weiterführender Hinweise oder Materialien verständlich und in die Praxis<br />
übertragbar sein.<br />
Visualisierung<br />
Die Visualisierung eines Vorganges steht grundsätzlich im Vordergrund des Moduls. In der Regel<br />
erfolgt dies durch eine Animation, die den Sachverhalt sinnfällig darstellt. Sofern sich der Lehrgegenstand<br />
in seiner Komplexität eignet, wird ein hohes Maß an Interaktivität angestrebt. Der Lernende hat<br />
so die Möglichkeit sich die Animation schrittweise zu erschließen. Dem Lernenden wird somit das<br />
Wiederholen, Anhalten, Vertiefen sowie das experimentelle Verändern und das damit verbundene<br />
Studieren der Ergebnisse ermöglicht.<br />
Textgestaltung<br />
Während der Visualisierung tritt der erläuternde Text noch in den Hintergrund. Angestrebt werden drei<br />
bis fünf begleitende Sätze, die die wichtigsten Schlagwörter enthalten. Ausgehend von diesen<br />
Schlagwörtern, wird den Lernenden ein vertiefendes Studium des Lehrtextes ermöglicht. Hinter den<br />
Schlagwörtern verbergen sich weiterführende Texte, die beim Abruf die Visualisierung ablösen. In<br />
diesen Texten können sich auf einer dritten Ebene weitere ergänzende Erläuterungen anschließen<br />
(Abb.4).<br />
Die Textstruktur in drei Ebenen orientiert sich an einer Tiefenstaffelung vom Leichten zum Schweren.<br />
Damit haben auch Studenten die bereits Vorkenntnisse besitzen, die Möglichkeit einführende Texte zu<br />
überspringen und sich gleich die Vertiefung anzusehen. So wird in den Modulen auch die Forderung<br />
berücksichtigt, bezüglich des Wissensstandes eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen.<br />
- 76 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Abb.4: Struktur einer Modulseite der Lerneinheit Digitales Video. Alle Komponenten können voneinander getrennt<br />
und unabhängig weiterverwendet werden.<br />
Literatur<br />
Baumgartner, P., Häfele, H., Maier-Häfele, K. (2002). E-Learning Praxishandbuch. Auswahl von Lernplattformen.<br />
Innsbruck: Studien Verlag<br />
Häfele, H. (2002). E-Learning Standards betrachtet aus der didaktischen Perspektive.<br />
URL: http://www.wissensplanet.com/wissensplanet/document/94535/<br />
Hettrich, A., Koroleva, N. (2003). Markstudie. Learning Management Systeme und Learning Content<br />
Management Systeme – Fokus deutscher Markt. Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />
Issing, L. J. (2002). Instruktions-Design für Multimedia. In: L. J. Issing, P. Klimsa (Hrsg.) Informationen<br />
und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz PVU<br />
Kerres, M. (2001). Multimediale und Telemediale Lernumgebungen. München: Oldenburg Wissenschaftsverlag<br />
Kramer, B. (2000). Standards für eLearning. URL: http//www.bibb.de/de/limpact13025.htm<br />
Leutner, D. (2002). Adaptivität und Adaptierbarkeit multimedialer Lehr- und Informationssysteme. In: L.<br />
J. Issing, P. Klimsa (Hrsg.) Informationen und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Verlagsgruppe<br />
Beltz PVU<br />
Meder, N. (2003). Anforderungen an Lernplattformen vor dem Hintergrund des L3-Projektes. K. Bett,<br />
J. Wedekind (Hrsg.) Lernplattformen in der Praxis. Medien in der Wissenschaft Bd. 20. Münster:<br />
Waxmann-Verlag<br />
Schulmeister, R. (2003). Lernplattformen für das virtuelle Lernen. Evaluation und Didaktik. München:<br />
Oldenburg Wissenschaftsverlag<br />
Sesink, W. (2002). Ausgangslage und Perspektiven von eLearning in der Weiterbildung – Potentiale<br />
und Risiken. URL: http://weiter.bildung.hessen.de/laku/laku/laku_material/sesink_september_2002.pdf<br />
Stumpp, B. (2003). E-Learning Standards und Learning Objects – eine problematische Beziehung. In<br />
K. Bett, J. Wedekind (Hrsg.) Lernplattformen in der Praxis. Medien in der Wissenschaft Bd. 20. Münster:<br />
Waxmann-Verlag<br />
- 77 -
Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />
A. Richter, FH Erfurt<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Inf. (FH) Anja Richter<br />
Technische Universität Ilmenau,<br />
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft<br />
Fachgebiet Kommunikationswissenschaft<br />
Am Eichicht 1, 98693 Ilmenau<br />
Mail: richteran@web.de<br />
- 78 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption<br />
von E-Learning<br />
H. Niegemann, Universität Erfurt<br />
Abstract. Die Entwicklung von E-Learning-Angeboten erfordert eine systematische Konzeption,<br />
da ein Improvisieren wie im Präsenzunterricht nicht möglich ist. Systematische<br />
Konzeption bedeutet, dass eine Reihe von Designentscheidungen zu treffen ist, für die<br />
insbesondere Informationen über Merkmale des Lehrstoffs erforderlich sind. Dabei handelt<br />
es sich zu einem großen Teil um lernpsychologische Merkmalkonzepte, die sich aus<br />
der Sachstruktur alleine nicht erschließen lassen. Erforderlich sind daher Aufgaben- und<br />
Wissensanalysen. Der Beitrag begründet die Notwendigkeit solcher Analysen und zeigt<br />
Verfahrensweisen für die Durchführung.<br />
1 Systematische Konzeption<br />
Seit mehreren Jahren wird im Bereich des E-Learning beklagt, dass trotz Etablierung im Bereich der<br />
beruflichen Bildung und der Hochschulen Akzeptanz und Effizienz multimedialer Lernangebote sich<br />
nicht optimal entwickeln. Ursache seien die Schwächen in „der Didaktik“ der Angebote. Tatsächlich<br />
wird bei der Konzeption und Entwicklung von E-Learning-Angeboten für den Bereich der beruflichen<br />
Bildung oft auf eine explizite systematische didaktische Konzeption verzichtet. Man orientiert sich an<br />
vorliegenden, (vermeintlich) erfolgreichen Angeboten, bestenfalls an allgemeinen methodischen Regeln.<br />
Diese Vorgehensweise ist keineswegs immer erfolglos: Übertragen auf die Medizin – einer wissenschaftstheoretisch<br />
strukturähnlichen Disziplin – kommt dies der Beschränkung auf eine oberflächliche<br />
Augenscheindiagnose und der Verordnung einer Standardtherapie (z.B. Ruhen, wenig Essen, viel<br />
Trinken, etwas Aspirin) gleich: Sie funktioniert in nicht wenigen Fällen, versagt aber auch regelmäßig,<br />
wenn der Fall kompliziert ist.<br />
Sucht man nun Orientierung in der deutschsprachigen Pädagogik, wird man bald enttäuscht: Zwar<br />
finden sich didaktische Prinzipien zur begründeten Auswahl von Lehrinhalten, technologisch-methodische<br />
Aussagen werden aber ebenso bewusst gemieden wie ein Bezug zu aktuellen psychologischen<br />
Theorien des Lernens, Denkens, der Motivation und Emotion.<br />
Im Hinblick auf die Schulpädagogik wird die Vermeidung der Beschäftigung mit technologischen Regeln<br />
u.a. mit der notwendigen Flexibilität von Lehrern im Unterricht begründet. Selbst wenn man dem<br />
zustimmt (ich tue es nicht), gilt das Argument nicht für E-Learning. Hier ist kein Platz für Improvisation,<br />
alle Darbietungen von Lehrstoff, alle möglichen Interaktionen einschließlich Rückmeldungen müssen<br />
detailliert ausgearbeitet werden.<br />
Da sich im englischsprachigen Bereich Pädagogik und Psychologie nie in dem Maße auseinander<br />
entwickelt hatten wie (seit ca. 100 Jahren) hierzulande, versteht sich die Unterrichtsmethodik dort<br />
durchaus als angewandte, technologische Disziplin (instructional design), die darauf abzielt, einschlägige<br />
Forschungsbefunde der Psychologie der Konzeption von Lernangeboten differenziert<br />
zugrunde zu legen.<br />
Die allgemeine Vorgehensweise unterscheidet sich dabei kaum von einem allgemeinen Modell des<br />
Problemlösens:<br />
ANALYSE ENTWURF ENTWICKLUNG IMPLEMENTATION EVALUATION<br />
Insbesondere für die beiden ersten Schritte wurden „Theorien“ und „Modelle“ entwickelt, die für jeweils<br />
bestimmte, zu unterscheidende Bedingungen bestimmte methodische Vorgehensweisen empfiehlt.<br />
Bei diesen Bedingungen handelt es sich insbesondere um<br />
• die angestrebten Lehrziele,<br />
• Merkmale des Lehrstoffs,<br />
- 79 -
Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />
H. Niegemann, Universität Erfurt<br />
• Merkmale der Adressaten (Vorwissen, Motivation, Bildungsbiografie und Abschlüsse, …).<br />
Problematisch sind dabei vor allem die beiden ersten Bedingungen, deren Komplexität meist weit<br />
unterschätzt wird. Autoren von E-Learning-Angeboten sind überwiegend Inhaltsexperten, die mit den<br />
Lehrgegenständen und deren Merkmalen bestens vertraut sind. Lehrstoffanalysen erscheinen ihnen<br />
daher oft überflüssig. Im Kontext systematischer didaktischer Konzeption kommt es jedoch auf Merkmale<br />
des Lehrstoffs aus der Perspektive des Lernprozesses an. Die Analyse dieser Merkmale erfordert<br />
eine Zusammenarbeit zwischen Inhaltsexperten und Instruktionspsychologen wie sie bisher selten<br />
praktiziert wird.<br />
2 Funktionen von Wissens- und Aufgabenanalysen<br />
2.1 Wissens- und Aufgabenanalysen – weshalb?<br />
Analysen des zu vermittelnden Wissens sind insbesondere für folgende Teilaufgaben des Entwurfs<br />
unabdingbar:<br />
• Lehrzieldefinition<br />
• Segmentierung (Einteilung in Abschnitte) und Sequenzierung (Reihenfolge der Darbietung)<br />
des Lehrstoffs<br />
• Auswahl bzw. Konstruktion von Beispielen<br />
• Auswahl bzw. Konstruktion von Übungsaufgaben und Lösungsbeispielen<br />
• Konzeption sinnvoller Interaktionen<br />
• Entwicklung von (Selbst)Testaufgaben<br />
2.2 Lehrzieldefinition: Kategorien<br />
Lehrziele werden in vielen E-Learning-Angeboten formuliert, allerdings oft ohne System. Es ist leicht<br />
einsehbar, dass die Definition von Lehrzielen zuvor eine Analyse des Lehrstoffs erfordert: Es muss<br />
geklärt werden, welcher Art die zu erwerbenden Kompetenzen der Adressaten sein sollen.<br />
Bereits vor etwa vierzig Jahren stellte eine Arbeitsgruppe um B. Bloom für kognitive, affektive und<br />
psycho-motorische je eine Lehrzieltaxonomie vor, d.h. eine hierarchisch geordnete Folge von Lehrzielkategorien<br />
mit jeweils einer Vielzahl von Unterkategorien. Weit verbreitet wurde insbesondere die<br />
Taxonomie kognitiver Lehrziele mit den Hauptkategorien „Wissen, „Anwenden“, „Verstehen“, „Analyse“,<br />
„Synthese“, „Bewertung“. Kriterium für die Ordnung der Kategorien ist dabei die Komplexität der<br />
kognitiven Operationen, über die Adressaten bei Erreichen des jeweiligen Ziels verfügen. Ein Nachteil<br />
der Taxonomie ist, dass das System keine Aussagen über die bei jeder Kategorie zweckmäßigen<br />
Methoden enthält.<br />
Genau daran orientierte sich der „Vater des instructional design“, Robert M. Gagné (Gagné, 1985;<br />
Niegemann et al. 2004, 23 f.). In seinem Instruktionsmodell werden die Ziele in 5 Hauptkategorien<br />
„Sprachlich repräsentiertes Wissen“, „kognitive Fähigkeiten“, kognitive Strategien“, Einstellungen“ und<br />
„motorische Fähigkeiten“ unterteilt. Auf der Grundlage eines allgemeinen Instruktionsmodells mit neun<br />
Schritten liefert Gagné Empfehlungen, wie diese neun Schritte bei jeder Lehrzielkategorie gestaltet<br />
werden sollten.<br />
Einen völlig anderen Zugang wählten Oser und seine Mitarbeiter (Oser & Baeriswyl, 2001) bei ihrer<br />
Instruktionsdesigntheorie. Sie definieren 12 „Basismodelle“ des Lehrens, die jeweils einen bestimmten<br />
Zieltyp des Lernens repräsentieren. Um das jeweilige Ziel zu erreichen muss eine bestimmte Folge<br />
von meist 5 oder 6 mentalen Operationen in der angegebenen Reihenfolge bei dem Adressaten initiiert<br />
werden. Jedes Basismodell beschreibt die erforderlichen Operationen; theoretisch stützt sich Oser<br />
dabei auf die Theorie der geistigen Entwicklung von J. Piaget und die psychologische Didaktik des<br />
Piaget-Schülers Hans Aebli (1983, 1987). Wie die Initiierung der Operationen erfolgt bleibt dabei bewusst<br />
offen: Es gibt in jedem Fall unterschiedliche methodische Möglichkeiten, die Operationen zu<br />
initiieren. Lehrende bzw. Autoren von E-Learning-Angeboten, die sich an diesem Modell orientieren,<br />
benötigen daher gute Kenntnisse in den zugrunde liegenden psychologischen Theorien um angemessene<br />
Methodenentscheidungen treffen zu können.<br />
Obwohl die theoretischen Grundlagen nicht für alle Basismodelle empirisch gesichert sind, handelt es<br />
sich hier um einen theoretischen Ansatz, der insofern viel versprechend ist, als er konsequent auf<br />
einem aktuellen psychologischen Theorieansatz aufbaut.<br />
- 80 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
2.3 Segmentierung und Sequenzierung des Lehrstoffs<br />
Das Design eines E-Learning-Angebots erfordert, wie auch die Konzeption eines Lehrbuchs oder der<br />
Entwurf einer Vorlesung, jeweils Entscheidungen über die Bildung von Lerneinheiten (Abschnitte,<br />
Kapitel) auf unterschiedlichen Ebenen sowie deren zeitliche Anordnung. Hierbei bestehen z.T. durchaus<br />
erhebliche Handlungsspielräume. Wichtige Kriterien für die entsprechenden Entscheidungen sind<br />
die Kapazität des menschlichen Arbeitsgedächtnisses (d.h. zum Beispiel, dass nicht zu viel Neues<br />
gleichzeitig eingeführt wird), die Voraussetzungsstruktur des Lehrstoffs, sachlogische Aspekte (u.a.<br />
Entdeckungs- oder Entwicklungshistorie; Wirkungszusammenhänge, Strukturähnlichkeiten, Handlungssequenzen),<br />
Vorwissen der Adressaten und Verwendungszusammenhänge des Lehrstoffs (in<br />
welchen Situationen und unter welchen Bedingungen wird der Lehrstoff später typischerweise angewandt).<br />
Der bereits genannte Pionier des Instruktionsdesigns, R. M. Gagné, hat vorgeschlagen, jeweils eine<br />
genaue Voraussetzungsanalyse durchzuführen und anschließend eine Lehrzielhierarchie zu konstruieren,<br />
die zeigt, welche Teillehrziele welche anderen Zeile voraussetzen. Wenn der Lehr-Lern-<br />
Prozesse bei der Reihenfolge der Teilthemen diese Hierarchie berücksichtigt, wird sichergestellt, dass<br />
die kognitiven Lernvoraussetzungen zu jedem Zeitpunkt der Instruktion gegeben sind.<br />
Ein experimentell geprüftes Sequenzierungsmodell, dass die beschränkte Kapazität des menschlichen<br />
Arbeitsgedächtnisses berücksichtigt, stammt von R. Case (1985; Sander, 1986). Empirisch erprobte<br />
Sequenzierungsmodelle, die sich vom Lernhierarchiemodell Gagnés darin unterscheiden, dass erforderliche<br />
Voraussetzungen (z.B. bestimmte Begriffe, bestimmte Fertigkeiten) oft erst „just-in-time“ (statt<br />
längere Zeit im Voraus) vermittelt werden, hat Ch. Reigeluth entwickelt (Reigeluth, 1999; Niegemann,<br />
2001; Niegemann et al., 2004). Es handelt sich um unterschiedliche Modelle für unterschiedliche<br />
Lehrstoffe (Vermittlung begrifflich-deklarativen Wissens, theoretischer Prinzipien, Aufbau von prozeduralem<br />
Wissen).<br />
2.4 Auswahl bzw. Konstruktion von Beispielen und Analogien<br />
Die Bedeutung guter, d.h. sowohl fachwissenschaftlich korrekter als auch lernpsychologisch angemessener<br />
Beispiele für die Qualität von Lehr-Lern-Prozessen steht außer Frage. Bei der Auswahl oder<br />
Konstruktion entsprechender Beispiele stellen sich u.a. Fragen nach der<br />
• Anschaulichkeit des zu vermittelnden Konzepts,<br />
• der Prototypikalität der einzelnen Beispiele und<br />
• der Augenfälligkeit (Salienz) definierender und irrelevanter Merkmale von Beispielen eines<br />
Begriffs.<br />
Experimentell geprüfte Instruktionsmodelle des Begriffslernens empfehlen bestimmte Strategien der<br />
Darbietung und Zusammenstellung von Beispielen und Nicht-Bespielen eines neu zu lernenden anschaulichen<br />
Begriffs um auch den Transfer des gelernten Begriffs zu sichern.<br />
Bei der Auswahl von Analogien ist die Strukturähnlichkeit zwischen dem bekannten „Bildkonzept“ (z.B.<br />
einem Wasserkreislauf) und dem neuen „Zielkonzept“ (z.B. elektrische Spannung) zu analysieren.<br />
Kann das „Bild“ bei den Adressaten vorausgesetzt werden? Sind die Strukturähnlichkeiten hinreichend<br />
salient? Welche Merkmale des „Bildkonzepts“ haben keine Entsprechung beim „Zielkonzept“ (Modellfehler)?<br />
Besteht die Gefahr der Bildung von Misskonzeptionen durch unangemessene Generalisierung<br />
oder Diskriminierung?<br />
2.5 Auswahl bzw. Konstruktion von Übungsaufgaben und Lösungsbeispielen<br />
Bei der Auswahl oder Konstruktion von Übungsaufgaben und beispielhaften Problemen spielen ähnliche<br />
Aspekte eine Rolle wie bei der Auswahl von Beispielen. Bei Übungsaufgaben kommt es zusätzlich<br />
darauf an, dass die während des Aufgabenlösungsprozesses erforderlichen mentalen Operationen<br />
denen entsprechen, die laut Lehrziel bzw. Curriculum geübt und ausgebildet werden sollen. Nicht<br />
zuletzt muss die Menge der gewählten bzw. konstruierten Aufgaben alle zu übenden Teilfertigkeiten<br />
repräsentieren (curriculare Validität).<br />
Aufgaben und Probleme können sehr unterschiedliche Formen annehmen: Herkömmliche Probleme,<br />
bei denen Ausgangs- und Zielzustand bekannt sind und eine geeignete Transformation des Ausgangs-<br />
in den Zielzustand gesucht ist, sind nur eine Variante: Musterlösungen, bei denen ein Teil des<br />
Lösungswegs zu ergänzen ist oder durchzuarbeitende Lösungsbeispiele können unter bestimmten<br />
Bedingungen lernwirksamer sein, wenn sie bestimmte Merkmale aufweisen (Paas, Renkl, & Sweller,<br />
2003; van Merriënboer, 1997).<br />
- 81 -
Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />
H. Niegemann, Universität Erfurt<br />
2.6 Konzeption sinnvoller Interaktionen<br />
Spezifisch für E-Learning-Angebote ist die Konzeption zweckmäßiger Interaktionen. Interaktionen sind<br />
aber nur dann lernwirksam, wenn sie eine Lehrfunktion erfüllen: Es bedarf daher jeweils einer Aufgabenanalyse<br />
um zu klären, ob eine bestimmte Interaktion tatsächlich (potenziell) lernwirksam ist. Dabei<br />
sind die Bedingungen der jeweiligen Handlung zu untersuchen (Intention, Kontext, erforderliche Wissensvoraussetzungen,<br />
Konsequenzen).<br />
2.7 Entwicklung von (Selbst)Testaufgaben<br />
Unmittelbar einsichtig ist die Notwendigkeit von Wissens- und Aufgabenanalysen für die Konstruktion<br />
und Zusammenstellung von Testaufgaben, insbesondere für Selbsttests. Selbsttests sollten eine möglichst<br />
fehlerdiagnostische Rückmeldung geben. Dies setzt voraus, dass auf der Basis von Analysen<br />
des Lösungswegs mögliche Fehler antizipiert und modelliert werden.<br />
Generell gelten bei der Entwicklung von kriteriumsorientierten Tests alle Prinzipien der Entwicklung<br />
inhaltsvalider Testaufgaben, wie sie in den siebziger und achtziger Jahren von Klauer und den Mitgliedern<br />
seiner damaligen Aachener Arbeitsgruppe entwickelt wurden (Klauer 1974, 1984, 1987,<br />
1989; Schott & Kretschmer 1974; Schott & Seidl, 1997).<br />
3 Verfahren der Wissens- und Aufgabenanalyse<br />
Es stellt sich nun die Frage, welche Verfahren geeignet sind, die erforderlichen Analysen durchzuführen.<br />
Leider gibt es kein einzelnes Verfahren der Wissens- und Aufgabenanalyse, das allen Anforderungen<br />
genügt. Es gilt jeweils ein geeignetes Verfahren auszuwählen. Unterschiedliche Verfahren sind<br />
erforderlich für unterschiedliche Wissensarten. Allgemein werden unterschieden<br />
• Deklaratives Wissen (Wissen, was ist)<br />
• Prozedurales Wissen (Wissen, wie etwas geht)<br />
• Konditionales (Strategisches) Wissen (Wissen, wann welches Wissen anzuwenden/einzusetzen<br />
ist).<br />
Je nach Wissensart und in Abhängigkeit vom Zweck der Analyse kann auf eine Reihe von Verfahren<br />
zurückgegriffen werden. Jonassen, Tessmer & Hannum (1999) haben eine große Zahl infrage kommenden<br />
Verfahren zusammengestellt, kategorisiert, beschrieben und die relative Eignung für bestimmte<br />
Wissens- und Aufgabenanalysen beurteilt. Für E-Learning besonders wichtige Verfahren sind<br />
• Aufgabenbeschreibung<br />
• Prozedurale Analyse<br />
• Lernhierarchie-Analyse<br />
• Informationsverarbeitungsanalyse<br />
• GOMS (Goals, Operators, Methods, & Selection)<br />
• PARI (Predictive, Actions, Result, Interpretation)<br />
• DNA (Decompose, Network, and Assess)<br />
• Kognitive Simulation<br />
• Case-Based Reasoning<br />
• Critical Incident/Critical Decision Methods<br />
• Konzeptmapping (Conceptual Graph Analysis)<br />
• Repertory Grid Technique<br />
• Fehlerbaumanalyse (Fault Tree Analysis)<br />
Die meisten dieser Verfahren wurden für andere Zwecke (z.B. Usabilityanalysen bei der Softwareentwicklung)<br />
entwickelt, was ihre Eignung für bestimmte Wissens- oder Aufgabenanalysen nicht einschränkt.<br />
Es können durchaus weitere Verfahren aus dem Bereich des Qualitätsmanagements oder<br />
des Software-Engineering infrage kommen, insbesondere die verschiedenen grafischen Darstellungsarten<br />
der „Unified Modelling Language“ (UML) sollten bei Bedarf auf ihre Eignung geprüft werden.<br />
- 82 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
4 Werkzeuge<br />
Für die grafisch orientierten Analyseverfahren kann mittlerweile auf Softwaretools zurückgegriffen<br />
werden, die den Aufwand der Darstellung erheblich vereinfachen. Ein solches Werkzeuge ist „Mindmanager“,<br />
ein häufig eingesetztes Tool zur Wissensstrukturierung, das besonders für deklaratives<br />
Wissen dann geeignet ist, wenn ein zentrales Konzept gegeben ist.<br />
Abb. 4.1: Wissensanalyse von deklarativem Wissen aus dem Bereich der Pathologie für eine E-Learning-Angebot<br />
im Bereich der Medizininformatik. Erstellt mit Axon 2004.<br />
Für komplexe Wissensstrukturen ohne ein zentrales Konzept sind Begriffsnetze (concept maps) besser<br />
geeignet. Beispiele dafür geeigneter Werkzeuge sind MS Visio und Axon 2005. Einen Ausschnitt<br />
aus einer mit Axon erstellten Wissensanalyse zeigt Abbildung 4.1. Axon 2005 ermöglicht die Erstellung<br />
von Fluss- und Entscheidungsdiagrammen. Auch MS Visio bietet alle Diagrammtypen von UML,<br />
die für Wissens- und Aufgabenanalysen ohne weiteres „missbraucht“ werden können.<br />
Perspektiven<br />
Wissens- und Aufgabenanalysen sind aufwändig, das Wissen um Vorgehensweisen und das erforderliche<br />
Hintergrundwissen sind zudem noch wenig verbreitet. Wesentliche Fortschritte in der didaktischen<br />
Qualität von E-Learning-Angeboten sind ohne entsprechende Analysen systematisch allerdings<br />
kaum zu erreichen. Wünschenswert wären Softwarewerkzeuge, die den Aufwand verringern.<br />
Literatur<br />
Case, R. (1978). A developmentally based theory and technology of instruction. Review of Educational<br />
Research, 48, 439-463.<br />
Gagné, R. M. (1985). The conditions of learning and theory of instruction. 4. Aufl.New York: Holt, Rinehart<br />
& Winston.<br />
Jonassen, D. H., Tessmer, M., & Hannum, W. H. (1999). Task analysis methods for instructional design.<br />
Mahwah, NJ: L. Erlbaum.<br />
Klauer, K. J. (1974). Methodik der Lehrzieldefinition und Lehrstoffanalyse. Düsseldorf: Schwann.<br />
Klauer, K. J. (1984). Kontentvalidität. Diagnostica, 30, 1-23.<br />
Klauer, K. J. (1987). Kriteriumsorientierte Tests: Lehrbuch der Theorie und Praxis lernzielorientierten<br />
Messens. Göttingen: Hogrefe.<br />
- 83 -
Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />
H. Niegemann, Universität Erfurt<br />
Klauer, K. J. (1989). Die Messung von Transferdistanzen - Ein Verfahren zur Bestimmung der Unähnlichkeit<br />
von Aufgabenanforderungen. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie,<br />
21(2), 146-166.<br />
Niegemann, H. M. (2001). Neue Lernmedien. Entwickeln, Konzipieren, Einsetzen. Bern: Huber.<br />
Niegemann, H. M., Hessel, S., Hochscheid-Mauel, D., Aslanski, K., Deimann, M., & Kreuzberger, G.<br />
(2004). Kompendium E-Learning. Heidelberg: Springer.<br />
Oser, F., & Baeriswyl, F. J. (2001). Choreographies of Teaching: Bridging Instruction to Learning. In V.<br />
Richardson (Ed.), Handbook of Research on Teaching, 4th edition (pp. 1031-1065). Washington, DC:<br />
American Educational Research Association.<br />
Oser, F., Patry, J.-L., Elsässer, T., Sarasin, S., & Wagner, B. (1997). Choreographien unterrichtlichen<br />
Handelns, Schlußbericht an den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschafltichen<br />
Forschung. Fribourg (CH): Pädagogisches Institut der Universität.<br />
Paas, F., Renkl, A., & Sweller, J. (2003). Cognitive load theory and instructional design: Recent developments.<br />
Educational Psychologist, 38(1), 1-4.<br />
Reigeluth, C. M. (1999). The elaboration theory: Guidance for scope and sequence decisions. In C. M.<br />
Reigeluth (Ed.), Instructional-design theories and models. A new paradigm of instructional theory (pp.<br />
425-453). Mahwah, NJ: L. Erlbaum Associates, Publishers.<br />
Sander, E. (1986). Lernhierarchien und kognitive Lernförderung. Göttingen, Toronto, Zürich: Hogrefe.<br />
Schott, F., & Kretschmer, I. (1977). Konstruktion lernzielvalider Testaufgaben aufgrund einer normierten<br />
Lehrstoffanalyse. In K. J. u. a. Klauer (Ed.), Lehrzielorientierte Leistungsmessung (pp. 26-64).<br />
Düsseldorf, Schwann.<br />
Schott, F., & Seidl, P. (1997). PLANA: An ID Model focusing on instructional task analysis. In R. D.<br />
Tennyson, F. Schott, N. Seel & S. Dijkstra (Eds.), Instructional design; International perspective (Vol.<br />
1, pp. 395-412). Mahwah, NJ, London: Lawrence Erlbaum Associates, Publishers.<br />
Tennyson, R. D., & Cocchiarella, M. J. (1986). An empirically based instructional design theory for<br />
teaching concepts. Review of Educational Research, 56 (1), 40-71.<br />
van Merriënboer, J. J. G. (1997). Training complex cognitive skills. A four-component instructional<br />
design model for technical training. Englewood Cliffs, NJ: Educational Technology Publications.<br />
Autorenangaben<br />
Univ.-Professor Dr. habil. Helmut M. Niegemannn<br />
Direktor des Zentrum für Lehr-/Lern- und Bildungsforschung<br />
Universität Erfurt<br />
Postfach 900 221<br />
99105 Erfurt<br />
helmut.niegemann@uni-erfurt.de<br />
http://www.uni-erfurt.de/lernen_medien<br />
- 84 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU<br />
Dresden, ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />
T. Tyczynski, TU Dresden<br />
Abstract. Neue Lernszenarien, reale Lernumgebung, virtuelle Praktika, Videoexperimente<br />
auf DVD<br />
Elektrotechnische Grundausbildung und neue Lernszenarien<br />
Die klassische Elektrotechnikausbildung weist 5 Grundelemente auf, Vorlesung, Übung, Praktikum,<br />
Selbststudium und Lernkontrolle.<br />
Im Rahmen des BMBF-Projektes „MILE“ wurde an der TU-Dresden für alle 5 Säulen der Ausbildung<br />
multimediale Lernelemente und Szenarien entwickelt, die inzwischen integraler Bestandteil der Ausbildung<br />
sind und die Inhalte nicht nur intensiviert, sondern auch zu ökonomischen Erfolgen geführt<br />
haben. Ein Ziel des BMBF-Unternehmens bestand darin, die Entwicklungsergebnisse der Partner<br />
möglichst auch einer Nachnutzung bzw. Vermarktung zugänglich zu machen, um so neue Arbeitsplätze<br />
zu schaffen.<br />
Für die TU-Dresden ergaben sich daraus folgende Aufgabenstellungen:<br />
- Schaffung multimedialer Lerneinheiten zur Flankierung des präsentativen Lerngeschehens<br />
- Erstellung von Modulen zum Selbststudium<br />
- Schaffung von Modulen und Szenarien zum Ausgleich des Verlustes an Mitarbeitern gegenüber<br />
stark ansteigenden Studentenzahlen<br />
- Nutzbarmachung von automatisierten Lernkontrollmechanismen zur Leistungskontrolle<br />
während des Semesters<br />
- Voruniversitäre Anbindung künftiger Studenten durch Fachorientierung, Motivation und<br />
Eignungskontrollen<br />
Zunächst waren alle Bemühungen darauf gerichtet, für jede Ausbildungssäule in Design und Inhalt<br />
optimierte Module zu schaffen:<br />
Videoexperimente sind in erster Linie für die Präsentation in der Vorlesung und für das Selbststudium<br />
gedacht. Sie zeigen und beschreiben Phänomene die zur Einführung in ein bestimmtes Stoffgebiet<br />
dienen können oder Anwendungen behandelter Naturgesetze darstellen.<br />
Insgesamt wurden 29 Videos aus den Bereichen magnetische Felder, elektrische Felder und elektrische<br />
Strömungsfelder fertig gestellt und stehen auf CD und DVD zur Verfügung.<br />
Bei der Umsetzung der Videos zeigte sich ein interessanter Seiteneffekt. Durch den Einsatz der Technik<br />
werden plötzlich Effekte sichtbar, die auch zu neuen Inhalten führen. So wurden Experimente mit<br />
einer Stoßstromanlage mit einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt, deren Ergebnisse die Aussagen<br />
der Vorlesung in dieser Beziehung beträchtlich erweitern.<br />
These: Multimediale Lernmittel unterstützen nicht nur den Lernstoff, ihre Konzeptionisierung und Herstellung<br />
induziert neue Denkweisen, Betrachtungen und Modellvorstellungen.<br />
- 85 -
Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden, ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />
T. Tyczynski, TU Dresden<br />
Bild 1: Hochgeschwindigkeitsvideo: Deformation einer Büchse durch starkes Magnetfeld<br />
Animationen auf der Basis von Flash, JAVA und LabView sind einweitere ausgezeichnete Unterstützung<br />
der Vorlesungen Übungen und Praktika.<br />
Erstens wird die Anschaulichkeit deutlich erhöht, man denke im Vergleich nur an statische, kurvenlastige<br />
Diagramme.<br />
Zweitens erhöht sich auch die Effektivität der Lehrveranstaltung durch Zeitersparnis, der Vortragende<br />
muss weniger zeichnen und erläutern. In Kombination mit dem Selbststudium, vorausgesetzt es findet<br />
eines statt, entsteht durch den Widererkennungseffekt eine effektive Lernsituation.<br />
Drittens ist es mit geringem Aufwand möglich die Anwendungs- und Beispielbreite zu einem Thema zu<br />
erhöhen und damit zum Verständnis der Verallgemeinerbarkeit eines z.B. mathematischen Sachverhaltes<br />
beizutragen. Als Beispiel seien hier die aktiven Zweipole genannt, die mit wenig Aufwand in<br />
sehr vielen verschiedenen Lastsituationen dargestellt werden, und damit die Grundsätzlichkeit des<br />
Problems erläutern.<br />
Viertens gibt es auch hier den Seiteneffekt, dass neue Betrachtungsweisen bzw. die Kritik alter Betrachtungsweisen<br />
im Zusammenhang mit der Konstruktion der Lernmodule entstehen und Gedanken<br />
über Modellierungen zu neuen Erkenntnissen führen. Der Spruch „Wir lehren, um zu lernen“ gewinnt<br />
so eine neue Dimension.<br />
Virtuelle Praktika stehen seit Frühjahrssemester 2003 als Versuch „Frequenzgänge“ im Netz und auf<br />
CD zur Verfügung.<br />
Das Anliegen der virtuellen Versuche ist die bessere Vorbereitung der Studenten auf den jeweiligen<br />
realen Versuch und nicht der Ersatz des Versuches. Durch die verbindliche Erstellung eines Protokolls<br />
über das virtuelle Experiment wird erreicht, dass die Geräte und ihre bezogen auf den Versuch Grundlegenden<br />
Funktionen bereits vor Beginn des realen Versuches bekannt sind.<br />
Die zu erwartenden Ergebnisse liegen dann vor und können in einer ansprechenden Präsentation<br />
überreicht werden.<br />
Ein wesentlicher Gesichtspunkt sind die Erweiterungsmöglichkeiten um zusätzliche Experimente innerhalb<br />
eines virtuellen Praktikums oder Versuches. Auch hier kann durch den im Kern vorhandenen<br />
Widerholungseffekt ein besserer Lerneffekt erzielt werden, ohne dass dies einen größeren materiellen<br />
Aufwand nach sich zieht. So wurde das virtuelle Praktikum mit einem Zeitaufwand von ca. 5 h um das<br />
Experiment „Aktives Filter mit Einfachmitkopplung“ erweitert. Für die Umsetzung im realen Versuch<br />
wäre der Aufwand an Zeit und Mitteln beträchtlich höher. Virtuelle Instrumente zeigen übrigens oft die<br />
gleichen Eigenwilligkeiten wie ihre realen Brüder und Schwestern. Aber kaputt gegangen ist bisher<br />
noch keines.<br />
Das virtuelle Praktikum ist fester Bestandteil der Lehrveranstaltungen, insgesamt nahmen bisher ca.<br />
650 Studenten daran teil.<br />
Das virtuelle Praktikum kann den Umgang mit Technik nicht ersetzen. Im realen Praktikum konzentrieren<br />
sich die daher Studenten auf die praktischen Versuchsinhalte zum Beispiel den Aufbau von Schaltungen.<br />
Die Ergebnisse können dann in knapperer Form zusammengefasst werden.<br />
- 86 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Bild 2: Virtueller Versuch „Frequenzgänge“<br />
Virtuelle Tests wurden im Herbstsemester 2003 als so genannte „Aufgaben der Woche“ durchgeführt.<br />
Die Teilnahme war freiwillig von ca. 550 Studenten nahmen etwa 340 daran teil. Die Studenten<br />
erhielten ein login und konnten die Lösungen zu ihren personalisierten Aufgaben innerhalb einer Woche<br />
abgeben.<br />
Der Versuch musste im Dezember abgebrochen werden, weil der Server von Hackern attackiert und<br />
beschädigt wurde.<br />
Dennoch ist dieses Lernszenario sehr wünschenswert, weil durch die große Anzahl Studierender eine<br />
an sich unumgängliche fortlaufende Leistungskontrolle nicht möglich ist. Erstens kosten Test in Übungen<br />
viel Zeit und zweitens wären etwa 8 Mitarbeiterstunden an die Kontrolle und Auswertung gebunden,<br />
ein Aufwand der nicht mehr gerechtfertigt ist.<br />
Publizierung der multimedialen Lernmittel – die Seite www.scholar.de<br />
Da zu Beginn des Projektes mit den Partnern vereinbart wurde, dass ein Schwerpunkt der Arbeiten an<br />
der TU-Dresden bei den Videoexperimenten liegen sollte wurde als Verteilungsmedium die CD bzw.<br />
DVD ausgewählt. Diese Wahl ist bei den heutigen technischen Gegebenheiten auch richtig, denn die<br />
globale Verteilung hochwertiger Videoclips ist noch immer sehr problematisch und die Produkte können<br />
wohl auf Grund ihres hohen Fertigungsaufwandes und ihres grundlegenden Inhaltes durchaus als<br />
statisch betrachtet werden.<br />
Für die Kommunikation mit den Studenten und die Publizierung der anderen Lernmittel wurde eine<br />
Internetseite als top-level-domain geschaffen. Diese Seite existiert seit Anfang 2002 und verzeichnete<br />
in den letzten 12 Monaten ca. 470.000 Zugriffe.<br />
Die derzeitigen Inhalte umfassen folgende Themen:<br />
- Organisation und Inhalte der Lehrveranstaltungen<br />
- Aufgaben der Woche. Diese Aufgaben sind als Herausforderung besonders begabter Studenten<br />
gedacht.<br />
- Download und online der Animationen<br />
- Organisation und Durchführung des virtuellen Praktikums<br />
- Virtuelle Bildungs- und Experimentierangebote für Schule und Beruf<br />
- Praktischer Umgang mit Technik und Elektronik<br />
Ab Oktober 2004 wird sich scholar auch der Studienvorbereitung widmen. Durch interessante Lerninhalte<br />
sollen Schüler motiviert und genauer über die Studienrichtung Elektrotechnik informiert werden.<br />
- 87 -
Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden, ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />
T. Tyczynski, TU Dresden<br />
Die scholar-CD<br />
Alle Lernszenarien sind auf zwei CD verfügbar, die künftig über den TU-eigenen Internetshop zum<br />
Preis von 12,- Euro angeboten wird. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Studenten<br />
gern mit diesem Medium arbeiten, vor allem weil dort zusätzlich eine interaktive, multimediale<br />
Aufgabensammlung mit 650 Aufgaben zur Verfügung steht.<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>Bildungsportal</strong> Sachsen<br />
Beim Einsatz virtueller Lernszenarien, wie virtuelle Tests und Praktika zeigte sich ein enormer Anstieg<br />
an Verwaltungsaufwand. Die Praktika wurden zwar maschinell ausgewertet, die Eingabe der Ergebnisse<br />
erfolgte jedoch noch von Hand. Gerade an dieser Stelle ist jedoch ein erhöhter personeller Aufwand<br />
hervorgerufen durch multimediale Lernszenarien nun überhaupt nicht gerechtfertigt. Die negativen<br />
Erfahrungen aus dem Flächenversuch „Aufgabe der Woche“ zeigen, dass Insellösungen zum<br />
Zwecke der automatischen Bewertung und Auswertung ebenfalls nicht zu preferieren sind, weil hier<br />
der administrative Aufwand sehr hoch ist.<br />
Geeignet schien uns daher nur eine Zusammenarbeit mit einem professionellen Bildungsanbieter, wie<br />
dem <strong>Bildungsportal</strong> Sachsen. Das System auf der Basis des Lernservers SABA ist für die Verwaltung<br />
und Verteilung und Bildungsangeboten konzipiert und durch administrative Maßnahmen für alle Sicherheitsbelange<br />
und Datenschutz tauglich gemacht.<br />
Diese Systeme besitzen jedoch den Nachteil, dass ihre innere Struktur kaum Freiräume für freie programmtechnische<br />
Lösungen bieten, d.h. sie lassen sich nicht beliebig von innen an Kundenforderungen<br />
anpassen. Unsere Forderungen nach elektrotechnisch relevanten Test kann nicht erfüllt werden,<br />
weil das eingebaute multiple-choice-System sich unserer Erfahrung nach für virtuelle Lernkontrollen<br />
wenig bis überhaupt nicht eignet.<br />
Die Lösung besteht in Lernkontrollmodulen mit contentseitiger Auswertung und anschließender Anpassung<br />
an das Verwaltungssystem des Servers. Wir sehen hier ein wichtigen Ansatzpunkt, weil auch<br />
die Aufgabenteilung Programmierung bzw. Schaffung der Inhalte durch den Bereich Elektrotechnik<br />
einerseits und die Administration und Standardisierung durch die Mitarbeiter des Portals andererseits<br />
eine objektiv notwendige Voraussetzung für die gemeinsame Schaffung neuer Lernformen darstellt.<br />
Letztlich besteht somit auch die Möglichkeit den vielfältigen Forderungen aus der Praxis nach Weiterbildung<br />
und just in time learning nachzukommen.<br />
Kooperationen<br />
Die Videoexperimente stellen in Deutschland in diesem Umfang und der Qualität ein Novum dar. Entsprechend<br />
war und ist auch die Publikumsresonanz bei Präsentationen, Messen und Vorträgen.<br />
Auch hier liegt der Gedanke nahe, das Material den Schulen des Landes zugänglich zu machen, und<br />
somit einen Beitrag zur höheren Akzeptanz von Naturwissenschaft und Technik unter den jungen<br />
Menschen zu fördern.<br />
Die Fa. MHSG, eine Gründung Berliner Hochschulen, publiziert und verkauft multimediale Lehr- und<br />
Lernmittel seit zwei Jahren. Sie wird künftig Videoprodukte mit elektrotechnischen Inhalten gemeinsam<br />
mit der TU-Dresden entwickeln und sie partnerschaftlich vermarkten.<br />
Erste Gespräche mit Verlagen und Schullieferanten zeigen ein deutlich gestiegenes Interesse an derartigen<br />
Produkten.<br />
Die Arbeitsteilung in dieser Form ist für beide Seiten sehr fruchtbar. Die eingebrachten Zeit- und Qualitätsforderungen<br />
durch den kommerziellen Partner wirken motivierend auf das Entwicklungsgeschehen<br />
an der Universität. Man kann die geschilderte Situation regelrecht als Modelfall für die, von allen gesellschaftlichen<br />
Kräften geforderte, neue technologische Offensive betrachten.<br />
Eine weitere Zusammenarbeit besteht mit der Fa. LEXSolar Dresden. Die Firma ist besonders an<br />
virtuellen Versuchen, bzw. deren Technologie interessiert, um damit eine intensivere Darstellung ihrer<br />
Solarexperimente über das Netz vor allem für die Schulen zu erreichen.<br />
In Kooperation wurde ein virtueller Versuch auf der Basis eines Versuches aus dem Experimentierkasten<br />
erstellt.<br />
Auch hier ist auf Dauer eine Zusammenarbeit mit dem <strong>Bildungsportal</strong> Sachsen geplant, von wo aus<br />
dieser Versuch als Bildungsangebot mit entsprechender Infrastruktur angeboten werden soll.<br />
- 88 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Zusammenfassung<br />
Neue Lernszenarien erfordern bei ihrer Durchsetzung sehr viel Mittel und Aufwand. Es ist daher<br />
wichtig, in Erstellung und Einsatz auch wirtschaftliche Gesichtspunkte einzubeziehen<br />
Literatur<br />
HÄRTA, R. (2002): Didaktisches Design multimedialer Lern- und Arbeitsumgebungen. Hamurg. Verlag<br />
Dr. Kovac]<br />
TYCZYNSKI, T (2004): Multimedia in der Ausbildung. In: Zeitschrift rfe 7/8(2004), S. 39 – 41.<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Ing. Thomas Tyczynski<br />
Altenberger Str. 4<br />
01277 Dresden<br />
tycz@iee1.et.tu-dresden.de<br />
- 89 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Rapid E-Learning Production mit<br />
RoboDemo und FlashPaper 2<br />
H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg,<br />
Universität Magdeburg<br />
Abstract. Das Autorenprogramm Flash hat in den letzten Jahren in der Produktion von E-<br />
Learning Content stark an Bedeutung gewonnen. Die Firma Macromedia hat mittlerweile<br />
die Programme RoboDemo und FlashPaper 2 veröffentlich, die ebenfalls die Flash-<br />
Technologie nutzen. Dieser Vortrag soll am Beispiel der Elektrotechnik zeigen, wie mit<br />
diesen Programmen effizient und Kosten sparend E-Learning Content erstellt werden<br />
kann.<br />
Einleitung<br />
In den letzten Jahren wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Erstellung<br />
multimedialer Lernmaterialien innerhalb des Projektes „Neue Medien in der Bildung“ (NMB) gefördert.<br />
Mit Hilfe dieser Förderung wurde u.a. im Verbundprojekt „Mile“ die Finanzierung für die notwendigen<br />
Mitarbeiter zur Content-Produktion getätigt. Nach dem Auslaufen der Förderung sind die Stellen für<br />
diese Mitarbeiter zumeist wieder aufgehoben worden. Für den weiteren Einsatz von Multimedia in der<br />
Lehre ist das Lehrpersonal daher allein verantwortlich. Innerhalb des „Mile“-Projekts konnte die Erfahrung<br />
gesammelt werden, dass den Lehrkräften meist die Kompetenz zur Erstellung von webbasierten<br />
Lehrmaterialien fehlt. Besonders aktuelle Standards wie XML, CSS, SCORM sowie etablierte Autorenprogramme<br />
wie Dreamweaver, Flash und Director sind den Mitarbeitern eher selten vertraut. Erforderlich<br />
sind daher Technologien zur Erstellung webbasierter Lernmaterialien, die es den Verantwortlichen<br />
erlauben, ohne das Erlernen komplexer Autorenprogramme, diese Lernmaterialien selbst zu<br />
erstellen. Das im August dieses Jahres vorgestellte Programm Flashpaper 2 sowie das von Macromedia<br />
vertriebende RoboDemo bietet auch für in E-Learning unerfahrene Autoren die Möglichkeit, einfach<br />
und effizient webbasierten Content auf der Basis von Flash zu erstellen.<br />
Content-Generierung mit FlashPaper 2<br />
Bei Betrachtung der im Kursbuch E-Learning 2004 [1] veröffentlichten Ergebnisse des NMB-Projekts<br />
kann festgestellt werden, dass der Großteil der multimedialen Lerninhalte aus Hypertext mit Bildern<br />
besteht. Interaktive Elemente wie Simulationen oder gesteuerte Animationen werden, nicht zuletzt<br />
wegen der größeren Ladezeiten extern eingebunden. Für die Erstellung Hypertextbasierter Lernmedien<br />
wurde daher meist der folgende Workflow angewendet:<br />
1. Erstellung der Inhalte durch einen Autor mittels Word<br />
2. Export der Word-Datei in das HtML-Format durch einen Multimediaproduzenten<br />
3. Bereinigung des von Word erstellten Quellcodes durch einen Multimediaproduzenten<br />
4. Einbinden von CSS sowie weitere visuelle Gestaltung durch den MM-Produzenten<br />
5. Veröffentlichung des Lernobjekts (LO) durch den MM-Produzenten<br />
Der Workflow zeigt, dass ein Großteil der Arbeit nur von Personen durchgeführt werden kann, die den<br />
Universitäten nach Ablauf der Förderung nicht mehr zur Verfügung stehen. Bei der Content-<br />
Generierung mit FlashPaper 2 [3] lassen sich drei der sonst üblichen fünf Arbeitsschritte einsparen (s.<br />
Bild 1).<br />
- 91 -
Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />
H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />
Bild 1: Workflow für die Erstellung Hypertextbasierter Lernmedien<br />
Wo liegt aber der Vorteil in der Nutzung von FlashPaper? FlashPaper ist ein virtueller Drucker (ähnlich<br />
wie der Akrobat Distiller), der in der Lage ist, aus jeder beliebigen Windows-Anwendung heraus, Dokumente<br />
nach Flash oder PDF zu exportieren. Dabei bleiben erstellte Hyperlinks sowie das Seiten-<br />
Layout erhalten. Dies ist ein großer Vorteil, besonders in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Disziplinen,<br />
da z.B. mathematische Formeln korrekt dargestellt werden und keine Nachbereitung erfordern.<br />
Weiterhin werden spezielle Funktionen in den exportierten Flash-Film integriert, die das Suchen<br />
und Navigieren in den exportierten Dokumenten ermöglicht.<br />
Das Handling von Flash-Paper erweist sich als sehr einfach, da es sich nahtlos in Windows einfügt. In<br />
Anwendungen wie Word oder Powerpoint stehen zusätzliche Schaltflächen zur Verfügung die ein<br />
One-Click-Publishing ermöglichen. Aus Nicht-Office-Anwendungen lässt sich der Export über die Druckerschnittstelle<br />
vollziehen. Außerdem ist der Aufruf von Flash-Paper über die rechte Mouse-Taste<br />
aus dem Dateiexplorer möglich. Zur Weiterbearbeitung (Integration von Animationen, Simulationen<br />
oder Videos) der exportierten Flash-Filme kann das von Macromedia vertriebende FlashMX 2004 oder<br />
Programme von Drittanbietern verwendet werden. Die Integration der exportierten Filme in das folgend<br />
beschriebene Programm RoboDemo ist möglich und einfach zu realisieren.<br />
Content-Generierung mit RoboDemo<br />
Während sich FlashPaper nur zur Erstellung Hypertextbasierter Lernobjekte eignet, lassen sich mit<br />
RoboDemo, flashbasierte Lernobjekte erstellen in denen Videos, Animationen sowie Simulationen<br />
integriert werden können. Bei RoboDemo handelt es sich um ein Screen-Capture-Programm, d.h. mit<br />
ihm lassen sich alle Aktivitäten auf dem Bildschirm aufzeichnen. Prinzipiell wird hierbei Zeit- und<br />
Eventgesteuert eine Folge von Pixel-Bildern aufgenommen und in eine Datei geschrieben. Die Stan-<br />
- 92 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
dardausgabe erfolgt im Flash-Format. Die aufgenommene Bildsequenz lässt sich innerhalb des Programms<br />
modifizieren. Es können Beschriftungen, Aktionen, Button, Audio, Video u.v.m. hinzugefügt<br />
werden. Wie in Bild 2 ersichtlich, ist RoboDemo auch in der Lage, die erstellten Materialien auf verschiedenen<br />
Distributionswegen zu veröffentlichen.<br />
Bild 2: prinzipieller Workflow mit RoboDemo<br />
Neben der Möglichkeit direkt, per FTP, Dateien zu veröffentlichen lassen sich mit RoboDemo auch<br />
Projektoren für Macintosh- und Linux-Betriebssysteme erstellen<br />
Bild 3: Integrations von Multiple-Choice-Tests<br />
Ein besonderer Vorteil von RoboDemo gegenüber anderen Screen-Capture-Applikationen ist die Integration<br />
von E-Learning Funktionen. So ist es zum Beispiel möglich, Multiple-Choice-Tests in den<br />
Film zu integrieren (s. Bild 3). Für die eingefügten Tests können Scoring-Punkte vergeben werden, die<br />
sich innerhalb des zu erstellenden Lernmoduls oder über ein angeschlossenes Lernmanagementsystem<br />
(LMS) auswerten lassen.<br />
Die Integration in bestehende LMS wird sehr einfach über Dialogfelder realisiert, so dass der Autor<br />
keine weitergehenden Kenntnisse über die einzelnen E-Learning Standards wie SCORM oder AICC<br />
benötigt (s. Bild 4). Der Autor kann in diesem Dialog die Anzahl der zu erreichenden Punkte, die maximal<br />
aufzuwendende Zeit sowie die maximale zu verwendende Zeit für Einzelaktionen festlegen.<br />
Damit ermöglicht RoboDemo die Erstellung von Lernmaterialien, die auch zu Prüfungszwecken, wie<br />
An- oder Abtestate, Verwendung finden können.<br />
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Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />
H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />
Bild 4: E-LearningIintegration von RoboDemo<br />
Die Manifest-Datei, die zur Einbindung in ein LMS benötigt wird, wird von RoboDemo automatisch<br />
erstellt. Um die Konsistenz über mehrere Projekte (LO oder Kurse) zu gewährleisten, bietet das Programm<br />
die Möglichkeit, eigene Projektorlagen zu erstellen. In den Projektvorlagen können Angaben<br />
zu den wichtigsten Projekteigenschaften enthalten sein, beispielsweise Informationen zum Hintergrund,<br />
zur Art der Textbeschriftung oder zur Wiedergabesteuerung.<br />
Neben der Möglichkeit der Integration von Flash-Filmen in RoboDemo, besitzt das Programm die<br />
Möglichkeit, mittels eines PlugIns (RoboDemo-Fla-Module), die Projektdatei direkt in das Autorenprogramm<br />
FlashMX 2004 zu exportieren. Damit wird es Flashentwicklern ermöglicht, die Datei, wenn<br />
nötig nachzubearbeiten, bzw. erweiterte Interaktionen und Skripts hinzuzufügen.<br />
Durch den integrierten Funktionsumfang und die leichte Handhabung, ist RoboDemo das geeignete<br />
Entwicklungstool für Autoren mit geringen E-Learning Kenntnissen, zur schnellen und effizienten Produktion<br />
von Lernmedien sowie zur Konvertierung nicht webkonformer Formate in das Flash-Format.<br />
Die Anbindung an die Macromedia-Produktfamilie gewährleistet eine optimale Zusammenarbeit gängiger<br />
E-Learning Autorenprogramme wie Dreamweaver, Flash, Director oder Authorware.<br />
Anwendungsszenario für die Elektrotechnik<br />
In der Elektrotechnik sind numerische Simulationen ein geeignetes Mittel um komplexe elektrotechnisch-physikalische<br />
Sachverhalte zu visualisieren. Für die Forschung und ingenieur-wissenschaftliche<br />
Tätigkeiten steht daher eine Vielzahl von Simulationssystemen (z.B. Ansys, Conzept) zur Verfügung.<br />
Der Einsatz dieser Programme in der Lehre, nur zur Veranschaulichung grundlegender Sachverhalte,<br />
erweist sich meist als zu komplex und aufwändig.<br />
Mit RoboDemo ist es aber möglich, die Ergebnisse solcher Simulationsprogramme zu nutzen und zu<br />
erläutern. Dafür wird auf dem Windows-Desktop das Simulationsprogramm, oder wie in Bild 5 dargestellt,<br />
ein Lernobjekt dazu benutzt den elektrotechnischen Vorgang zu visualisieren. Gleichzeitig ist der<br />
Autor in der Lage, über ein angeschlossenes Mikrofon, Kommentare in die Animation einfließen zu<br />
lassen.<br />
- 94 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Bild 5: Erstellung von Lernmaterialien durch Screen-Recording<br />
Zu der fertigen Vorführung lassen sich danach Texte, Interaktion sowie durch LMS auswertbare Kontrollfragen<br />
hinzufügen. Nach dem Export in das Flash-Format steht das Lernobjekt sofort zur Verfügung<br />
und kann auf verschiedenen Betriebssystemen und Distributionswegen veröffentlicht werden.<br />
Zur Bereitstellung des nötigen Hintergrundwissens, bzw. zur Integration von Übungsaufgaben eignet<br />
sich der Export von Word-Dateien in das Flash-Format mittels des virtuellen Druckers FlashPaper.<br />
Diese Dateien lassen sich innerhalb von RoboDemo in die Animation leicht integrieren.<br />
Besonders ökonomisch wird dieses Szenario, wenn der Übungsleiter oder der Dozent in der Vorlesung<br />
das Programm nutzen, um Lernmaterialien zu produzieren. Anstatt das Seminar oder die Vorlesung<br />
nur mit Video zu filmen und mit Streaming Technologien zu übertragen, kann der Inhalt des<br />
Desktops aufgezeichnet und dazu verwandt werden, neue Lernmaterialien zu erstellen. Die Videoaufzeichnung<br />
der Vorlesung oder Übung können innerhalb von RoboDemo ebenfalls integriert werden.<br />
Damit wird es theoretisch möglich multimediale Lerninhalte quasi in Echtzeit zu produzieren. Auch der<br />
Aufwand bei der Erstellung von Drehbüchern kann hierdurch gesenkt werden. Durch die flache Lernkurve<br />
für den Umgang mit dem Programm RoboDemo eignet es sich besonders für Autoren, denen<br />
die Anforderungen von E-Learning noch unvertraut oder wenig bekannt sind. Aber auch versierte Autoren<br />
können durch die kurzen Produktionszeiten Nutzen aus der Anwendung dieses Programms<br />
ziehen.<br />
Zusammenfassung<br />
Nicht zuletzt, nach Beendigung der Förderung von Content Produktion durch das BMBF wird auch an<br />
deutschen Hochschulen der Zwang zur ökonomischen Produktion von Lerninhalten immer stärker. In<br />
den meisten Multimedia-Projekten fallen die Stellen für Contententwickler weg und die Autoren sind<br />
nun allein verantwortlich. Der Erfolg künftiger Blended Learning Strategien hängt daher entscheidend<br />
vom Aufwand in der Erstellung von Lernmaterialien und vom Aufwand im Erlernen von Autorentools<br />
ab.<br />
Die von Macromedia vertriebenen Produkte RoboDemo und FlashPaper sind im hohen Maße dazu<br />
geeignet, den Arbeitsprozess zu verkürzen und eine konsistente Produktion von Lernmaterialien zu<br />
ermöglichen. Für die Erstellung hypertextbasierter Lernobjekte ist das Programm FlashPaper besonders<br />
geeignet, da es den direkten Export in das Flash-Format aus jeder beliebigen Windows Anwendung<br />
heraus ermöglicht. Die automatisch integrierten Funktionen zur Navigation und Suche machen<br />
diese Technologie auch zur Erstellung umfangreicher Hypertext interessant. Für die Erstellung anderer<br />
Lernmaterialien, wie zum Beispiel Simulationen, Animationen und Anschaungsvideos ist RoboDemo<br />
die bessere Wahl. Dieses Programm ermöglicht neben der Integration nicht webkonformer Medien<br />
die Anbindung an verschiedene Lernsysteme, die mit den Standards SCORM, AICC u.a. konform<br />
sind.<br />
- 95 -
Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />
H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />
Literatur<br />
[1] DLR-Projektträger; „Kursbuch E-Learning 2004“; BMBF Publik; 2004; ISBN 3-00-012879-4<br />
[2] RoboDemo Produktpräsentation;<br />
http://www.macromedia.com/de/software/robodemo/productinfo/features/brz_tour/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />
[3] FlashPaper Produktpräsentation;<br />
http://www.macromedia.com/software/flashpaper/productinfo/features/brz_tour/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />
Dr.-Ing. Uwe Knauff<br />
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Nitsch<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Günter Wollenberg<br />
IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />
PF 4120<br />
39016, Magdeburg<br />
E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />
- 96 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Bewertung von online-Lernmodulen und Tools<br />
(Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />
G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
Abstract. In dem Beitrag werden Erfahrungen und Einsichten vermittelt, die die Autoren<br />
bei der Auswahl, Bewertung und Integration von Online-Lernmodulen und Tools in die<br />
multimediale Lernumgebung www.tu-ilmenau.de/getsoft im Fachgebiet Grundlagen der<br />
Elektrotechnik an der Technischen Universität Ilmenau gesammelt haben. Einige fachlich<br />
und didaktisch hochwertige Online-Lernmodule und Tools wurden in die lokale Datenbank<br />
der Online-Lernumgebung www.tu-ilmenau.de/getsoft mit Kurzbeschreibungen und<br />
Stichworten als empfehlenswerte Links aufgenommen. Folgerichtig werden einige wichtige<br />
fachliche, fachdidaktische sowie mediendidaktische Bewertungskriterien für Online-<br />
Lernmodule und Tools zur Integration in multimediale Lernumgebungen vorgestellt.<br />
1. Online-Lernangebote und Präsenzlehre<br />
Nach einer Euphoriephase zur Leistungsfähigkeit von Online-Lernangeboten zwecks Erhöhung der<br />
Effizienz der universitären Ausbildung ist Ernüchterung eingekehrt.<br />
International, besonders in der Schweiz und Amerika, wird von der Institutionalisierung von e-Learning<br />
in Form von Virtuellen Hochschulen abgerückt. Vielmehr wird einer sinnvollen Integration von Online-<br />
Lernmodulen und Tools (Werkzeugen) in die Präsenzlehre ( Vorlesungen, Übungen, Seminare, Praktika)<br />
der Vorzug gegeben.<br />
Die Verknüpfung von Aktivitäten an einzelnen Hochschulen und Universitäten zur Produktion und zum<br />
Einsatz von Online-Lernangeboten erzeugt immer mehr lokale Online-Lernumgebungen. Diese beinhalten<br />
auch didaktisch multivalent einsetzbare Online-Lernmodule und Tools u.a. auch als Open-<br />
Source-Software, die ohne Barrieren von möglichst vielen Lehrenden und Lernenden weltweit genutzt<br />
werden können.<br />
Beispielhaft sei hier die barrierefreie multimediale Lernumgebung www.tu-ilmenau.de/getsoft<br />
für das Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik an der Technischen Universität Ilmenau, Deutschland,<br />
genannt. Um multivalent einsetzbare Online-Module gruppieren sich weitere Online- Lernangebote<br />
wie eine Aufgabensammlung, BookWeb Angebote, Vorlesungsscripte, Übungskonzeptionen,<br />
Praktikumanleitungen, Prüfungsschwerpunkte, bewertete Internetressourcen, Lernprogramme, Tools,<br />
Experimentierumgebungen, Animationen, virtuelle Praktika, Beispielsammlungen, Testklausuren, Intelligente<br />
Problemlöseumgebungen, eine lokale Datenbank mit Metadaten nach dem LOM-Standard.<br />
Dieses Online-Lernangebot ist mit weiteren lokalen Online-Lernumgebungen an den Universitäten<br />
Magdeburg, Dresden und Oldenburg verbunden.<br />
In aufwändiger Analysearbeit haben wir Online-Lernmodule und Tools aus weltweiten Internetressourcen<br />
gesichtet, selektiert und anschließend bewertet und in die lokale Datenbank von www.tuilmenau.de/getsoft<br />
integriert. Der Nutzer findet nach Stichworteingabe durch Metadatenindizierung alle<br />
multimedialen Bausteine der Lernumgebung zum Fachbegriff u.a. auch bewertete Internetressourcen.<br />
Gegenwärtig selektieren wir die in den Lernprogrammen von www.tu-ilmenau.de/getsoft verwendeten<br />
Applets und Flash-Animationen zur Visualisierung elektrotechnischer Sachverhalte und integrieren sie<br />
in die lokale Datenbank zur flexiblen und barrierefreien multivalenten Nutzung.<br />
Bei der Bewertung von Online-Lernmodulen und Tools aus Internetressourcen und ihrer Integration in<br />
die multimediale Lernumgebung getsoft haben wir u.a. aus folgenden Online-Lernangeboten geschöpft:<br />
- 97 -
Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />
G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
http://www.walter-fendt.de/ph11d/index.html<br />
13-sprachige Java-Applet-Sammlung zu Physik-Grundlagen u.a. Elektrodynamik, weltweit in Online-<br />
Lernangeboten für Studieneinsteiger zu finden, didaktisch gut gestaltet.<br />
http://www.schulphysik.de/java/physlet/index.html<br />
deutschsprachige Sammlung didaktisch brauchbarer Java-Applets zur Physik (Physlets) u.a. elektrische<br />
und magnetische Felder, greift auf die über 800 Applets umfassende Physlets-Sammlung von<br />
W.Christian, Davidson-Kollege, NC zurück.<br />
http://smile.unibw-hamburg.de/<br />
Studieren mit dem interaktiven Lehrbuch für Elektronik, sehr viele interessante einzeln abrufbare<br />
Applets mit Kurzerklärungen, didaktisch gut gestaltet. Hinweise zu Appletsammlungen der Universitäten<br />
Buffalo, Sydney, Berkeley und Ulm.<br />
http://www.scholar.de/<br />
Multimediale Lernumgebung mit Datenbank für Studierende der Elektrotechnik der TU-Dresden, u.a.<br />
einzeln abrufbare Experimente und Animationen zu Themen des Fachgebiets Grundlagen der Elektrotechnik,<br />
Grundlage für webbasierte Lehrveranstaltungen und den Selbstlernprozess.<br />
http://www.physik-multimedial.de/cvpmm/cgi-bin/decide.pl<br />
Multimediale Lernplattform mit Selbstlerneinheiten, Medienbank, Aufgabenserver, Didaktikservice und<br />
Linksammlung der Universitäten Bremen, Oldenburg, Hamburg, Rostock und Greifswald. Metadatenbank<br />
mit Stichwortsuche u.a. zu Elektrizität und Magnetismus, Appletsammlung mit vereinzelten Bewertungen.<br />
Nützliche Internetressource mit flexibler Nachnutzung.<br />
http://www.mathe-online.at/galerie.html<br />
Fachlich und didaktisch sehr gut gemachte Online-Lernhilfe zur Reaktivierung und Erweiterung des<br />
mathematischen Voraussetzungswissens für Studieneinsteiger, didaktisch ansprechende und flexibel<br />
einsetzbare Applets und Flash-Animationen zu einigen mathematischen Grundlagen.<br />
http://ocw.mit.edu/index.html<br />
Barrierefreie Internetressource mit 900 Kursen zu 33 akademischen Disziplinen des Massachusetts<br />
Institute of Technology. Darin enthalten auch Applets und Video-Streams zur Elektrotechnik.<br />
http://webuser.fh-furtwangen.de/~tza/index2.html<br />
Elektrotechnik zum Anfassen, nützliche Online-Lernhilfe für Studieneinsteiger mit interaktiven Tools<br />
z.T. aus Internetressourcen.<br />
http://www.uni-magdeburg.de/iget/multimedia/<br />
Multimediale Lernumgebung des Instituts für Grundlagen der Elektrotechnik und Elektromagnetische<br />
Verträglichkeit, Didaktisch gut gestaltete Lernmodule u.a. mit flexibel einsetzbaren, ansprechenden<br />
Applets und Flash-Animationen, Aufgabendatenbank.<br />
http://www.clarkson.edu/~svoboda/eta/dcWorkout/KCL_KVL.html<br />
Didaktisch solide mit spartanischem Webdesign gemachte flexibel einsetzbare Appletsammlung mit<br />
Scriptverweisen, Aufgaben und variablen Problemstellungen, gut geeignet zur Kontrolle des Selbstlernprozesses.<br />
http://www.physik.rwth-aachen.de/~harm/aixphysik/electro/,<br />
Umfangreiche Appletsammlung u.a. zur Elektrodynamik mit Kurzkommentaren und flexibler Nutzung.<br />
http://elearning.zhwin.ch/sisy/<br />
Internetkurs „Signale und Systeme“ mit Script, Matlap-Dateien-Sammlung, Lerntagebuch, die Visualisierung<br />
der Zusammenhänge geschieht durch Matlab-Simulationen.<br />
http://www.stiny-leonhard.de/<br />
Sehr umfangreiche unbewertete Linksammlung mit bis zu 1000 Links zu allen Themengebieten der<br />
Lehrveranstaltung Grundlagen der Elektrotechnik.<br />
Der Vorteil solcher Online-Lernangebote ist offensichtlich:<br />
Einmal entwickelte und bewertete Online-Lernmodule und Tools werden weltweit an mehreren Universitäten<br />
und an speziellen didaktischen Einsatzorten in multimediale Lernumgebungen, in der Präsenzlehre<br />
oder im Selbstlernprozess zur Visualisierung elektrotechnischer Phänomene sinnvoll eingesetzt.<br />
Das spart Kosten und Zeit.<br />
Weltweit ist eine stetig steigende Tendenz zur Integration von Online-Lernangeboten in die Präsenzlehre<br />
der Universitäten zu beobachten. Insbesondere im Fernstudium sowie in der betrieblichen Weiterbildung<br />
mittlerer und großer Unternehmen ist der Online-Anteil an Lernangeboten besonders hoch.<br />
- 98 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Nachfolgend werden einige Erfahrungen und Einsichten vermittelt, die die Autoren bei der Auswahl,<br />
Bewertung und Integration von Online-Lernmodulen und Tools sowohl in die multimediale Lernumgebung<br />
getsoft als auch in die Präsenzlehre im Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik an der Technischen<br />
Universität Ilmenau, Deutschland, gesammelt haben. Fachlich und didaktisch hochwertige<br />
Online-Lernmodule und Tools wurden in die lokale Datenbank der Online-Lernumgebung www.tuilmenau.de/getsoft<br />
mit Kurzbeschreibungen und Stichworten als empfehlenswerte Internetressource<br />
aufgenommen.<br />
2. Die besten Treffer statt 1000 Links<br />
Im Internet ist eine Flut von Online-Lernangeboten zu elektrotechnischen Themen zu finden. Die Palette<br />
reicht von umfangreichen Vorlesungsscripten und Arbeitsblättern als PDF-Dateien bis zu interaktiven<br />
Lernmodulen und Tools. Wenn der Lehrende oder Lernende in eine Suchmaschine des Internets<br />
einen oder mehrere Fachbegriffe zu den Grundlagen der Elektrotechnik eingibt, erhält er eine riesige<br />
Menge von Links, die diese Fachbegriffe beinhalten. Die Selektion auf brauchbares ist zeitaufwändig.<br />
Wegklickeffekte sind die Folge, wenn der gesuchte Zusammenhang nicht gefunden wird.<br />
Effizienter für den Lehr- und Lernprozess ist die Nutzung von lokalen Datenbanken mit Stichwortsuche<br />
und Metadaten in lokalen Online-Lernumgebungen. Dort findet der Nutzer u.a. fachlich und didaktisch<br />
bewertete Internetressourcen als Ergänzung z.B. zu Kapiteln, Abschnitten und Fachbegriffen eines<br />
vorlesungsbegleitenden Lehrbuches.<br />
Die Integration von Online-Lernangeboten in die Präsenzlehre setzt eine grundlegende Veränderung<br />
traditioneller Lehr- und Lernstrategien voraus. Die barrierefreie Bereitstellung von Online-<br />
Lernangeboten in lokalen Online-Lernnetzwerken ist eine grundlegende Voraussetzung für die Integration<br />
von Online-Anteilen in die Präsenzlehre. Ebenso wichtig ist aber auch die Motivation der Lehrkollegien<br />
zur Nutzung solcher Online-Lernangebote im Sinne eines erwarteten Innovationsschubes<br />
der Präsenzlehre.<br />
Nur so kann der zeit- und kostensparende Zugriff z. B. auf Online-Lernmodule und Tools zur Visualisierung<br />
elektrotechnischer Sachverhalte in einer bestimmten Übung oder Vorlesung zu einer bestimmten<br />
Zeit gewährleistet werden.<br />
Sehr hilfreich haben sich dabei lokale Datenbanken in Online-Lernnetzwerken erwiesen.<br />
Eine gutgepflegte lokale Datenbank mit schneller zielgenauer Stichwortsuche motiviert die wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter zur Nutzung von Online-Anteilen an der Präsenzlehre und unterstützt sie bei<br />
der effektiven Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen. Zunehmend bieten weltweit Universitäten<br />
ihren Studenten u.a. im Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik ausgewählte und bewertete<br />
Online-Lernangebote aus verschiedenen Internetquellen an. Bemerkenswert ist hier ein weltweit zu<br />
beobachtender Selektions- und Optimierungsprozess. Es ist logisch, dass man bei der Internetrecherche<br />
dann immer wieder an verschiedenen Universitäten der Welt auf die gleichen nützlichen Online<br />
Lernangebote zur Visualisierung elektrotechnischer Phänomene trifft.<br />
Bei der Auswahl und der Integration von Online-Lernangeboten in die multimediale Lernumgebung<br />
getsoft sind wir von folgenden Leitlinien ausgegangen:<br />
Die aufgenommenen Online-Lernangebote gewährleisten<br />
a) eine leichte Recherchierbarkeit durch Ablage in Datenbanken,<br />
b) sie werden so abgelegt, dass Metadatenveränderungen problemlos möglich sind, d.h. es sind<br />
immer die aktuellsten Versionen verfügbar,<br />
c) sie halten einer Bewertung durch unsere Bewertungskriterien stand oder sie sind schon bewertet<br />
worden.<br />
- 99 -
Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />
G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
Nachfolgend seien hier zwei Beispiele von Online-Lernangeboten genannt, die eine leichte Recherchierbarkeit<br />
und problemlose Metadatenveränderung gewährleisten.<br />
Zum einen ist es die Datenbank „Lili“ von<br />
http://www.physik-multimedial.de/cvpmm/cgi-bin/decide.pl.<br />
Durch eine Stichwortliste und anschließender Metadatensuche findet man schnell das gewünschte<br />
Online-Lernangebot.<br />
Datenbank Lili mit Stichwortsuche und Kommentaren von Lehrenden und Lernenden<br />
Zum anderen ist es die Datenbank mit Metadaten von<br />
www.tu-ilmenau.de/getsoft.<br />
Der Nutzer findet schnell und treffsicher das gewünschte Angebot zum Stichwort.<br />
- 100 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Dynamische Stichwortliste der Datenbank aus getsoft<br />
3. Bewertungskriterien für Online-Lernmodule und Tools<br />
Die Akzeptanz von Online-Lernangeboten im Studienalltag des Lehrgebietes Grundlagen der Elektrotechnik<br />
hängt wesentlich von der fachlichen und didaktischen Passfähigkeit in die jeweiligen Lehr- und<br />
Lernstrategien der Nutzer ab.<br />
Wir nennen ein Online-Lernangebot „Online-Lernmodul“, wenn neben der Visualisierung von elektrotechnischen<br />
Sachverhalten durch Java-Applets, Flash-Animationen oder Videostreams noch kurze<br />
Lernprogramme und/oder Beispielsammlungen (worked examples), Aufgaben sowie Tests angeboten<br />
werden.<br />
„Tool“ oder „Werkzeug“ nennen wir ein Online-Lernangebot, wenn es sich um ein multivalent einsetzbares<br />
interaktives Java-Applet oder eine Flash-Animation mit ausreichender Beschreibung des didaktischen<br />
Hintergrundes sowie einer eindeutigen Handlungsaufforderung für den Nutzer handelt. Tools<br />
sind in multimedialen Lernumgebungen, in der Präsenzlehre ( Vorlesungen, Seminaren, Praktika) und<br />
auch im Selbstlernprozess als Online-Lernangebote bei unterschiedlichen Lehr- und Lernstrategien<br />
punktuell passfähig. Wichtig für die Akzeptanz durch die Nutzer ist die fachliche Transparenz sowie<br />
die solide mediendidaktische Aufbereitung der Online-Lernmodule und Tools.<br />
Dazu sind Produktionsteams notwendig, die sich aus lehrerfahrenen Fachvertretern, Fachdidaktikern,<br />
Medieninformatikern sowie Mediendidaktikern zusammensetzen.<br />
3.1 Zur fachlichen Bewertung<br />
Die Akzeptanz zur Integration von Online-Lernmodulen und Tools in multimediale Lernumgebungen<br />
und auch in die Präsenzlehre hängt wesentlich vom fachlichen Anspruchsniveau ab, welches diese<br />
repräsentieren. Schon bei der Projektierung und Produktion von Online-Lernmodulen und Tools sollten<br />
fachliche Kriterien bezüglich der Akzeptanz zur Integration in multimediale Lernumgebungen beachtet<br />
werden. Einige wenige seien hier genannt:<br />
a) Bietet das Online-Lernmodul oder Tool die treffende Visualisierung des gewünschten zu ver-<br />
- 101 -
Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />
G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
mittelnden elektrotechnischen Sachverhaltes bzw. Zusammenhanges ?<br />
b) Enthält das Online-Lernmodul oder Tool die Beschreibung des Lernziels, des Lerninhalts sowie<br />
der interaktiven Handlungsaufforderung für den Nutzer ?<br />
c) Sind die zu variierenden Parameter und ihre Auswirkungen in einem Tool zur Erreichung eines<br />
angestrebten Lernzieles richtig gewählt und für den Nutzer erkennbar?<br />
d) Sind heuristische Impulse vorhanden zur Initiierung von geistigen Handlungen bezüglich der<br />
Erkenntnisgewinnung beim Nutzer ?<br />
Die Akzeptanz zur Integration von Online-Lernmodulen und Tools in multimediale Lernumgebungen<br />
aber auch in die Präsenzlehre und den Selbstlernprozess hängt wesentlich von der soliden fachlichen<br />
Aufbereitung dieser multimedialen Bausteine ab.<br />
3.2 Zur didaktischen Bewertung<br />
Wesentlich für die Akzeptanz von Online-Lernmodulen und Tools im Studienalltag ist neben der fachdidaktischen<br />
die mediendidaktische Aufbereitung dieser Online-Lernangebote.<br />
Einige wenige Bewertungskriterien seien auch hier genannt.<br />
Zur fachdidaktischen Bewertung:<br />
a) Ist der didaktische Hintergrund des Online-Lernmoduls bzw. Tools ausreichend beschrieben?<br />
b) Werden die Lernziele formuliert?<br />
c) Werden die Lerninhalte treffend beschrieben?<br />
d) Werden Handlungsaufforderungen zum interaktiven Experimentieren z.B. mit einem Tool angegeben?<br />
e) Ist für den Nutzer der angestrebte Erkenntnisfortschritt deutlich sichtbar?<br />
f) Werden heuristische Impulse zur Weiterbeschäftigung mit dem Lerninhalt gegeben?<br />
Wenn dann noch Hinweise zu möglichen didaktischen Einsatzorten in multimedialen Lernumgebungen,<br />
in der Präsenzlehre sowie im Selbstlernprozess gegeben werden, sind einmal entwickelte Online-<br />
Lernmodule oder Tools in multimedialen Lernumgebungen multivalent einsetzbar.<br />
Erst wenn neben der exakten fachlichen Darstellung des elektrotechnischen Sachverhaltes die fachdidaktische<br />
Zielstellung zur Nutzung in unterschiedlichen didaktischen Funktionen transparent gemacht<br />
wird, ist die Passfähigkeit von Online-Lernmodulen und Tools zur Visualisierung elektrotechnischer<br />
Sachverhalte in unterschiedlichen Lehr- und Lernstrategien gewährleistet.<br />
3.3 Zur mediendidaktischen Bewertung<br />
a) Wird der mit dem Tool angestrebte Erkenntnisfortschritt durch das gewählte multimediale E-<br />
lement (z. B. Java-Applet, Flash-Animation, Video-Stream) am wirksamsten verwirklicht?<br />
b) Realisiert das entwickelte Webdesign, z.B. für ein Tool, das hochschuldidaktische Prinzip der<br />
Anschaulichkeit?<br />
c) Sind die interaktiven Bedienelemente übersichtlich und aussagekräftig platziert?<br />
d) Ist die Navigation für den Nutzer eindeutig?<br />
e) Werden die medientechnischen Voraussetzungen zur Nutzung der Online-Lernmodule bzw.<br />
Tools genannt?<br />
Nach unseren Erkenntnissen werden weltweit an Universitäten nur solche Online-Lernmodule und<br />
Tools genutzt, die oben beschriebenen und weiteren didaktischen Bewertungskriterien standhalten.<br />
Bezüglich der mediendidaktischen Aufbereitung von Online-Lernmodulen und Tools ist unbedingt die<br />
Mitarbeit kompetenter Mediendidaktiker sowie Medieninformatiker notwendig. Diese unterstützen den<br />
Fachautor bei der medientechnischen Realisierung, indem sie die gegenwärtig vorhandenen soft- und<br />
hardwareseitigen Möglichkeiten zur Produktion von Online-Lernmodulen und Tools aufzeigen und<br />
nutzen. Sichere Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Erstellung von Java-Applets, Flash-<br />
Animationen sowie Video-Streams sind ebenso notwendig wie Kreativität bei der Gestaltung des<br />
Webdesign.<br />
Selbstverständlich sollen und können Online-Lernmodule und Tools nicht die Erkenntnisgewinnung<br />
durch die reale aktive Durchführung von elektrotechnischen Experimenten z.B. in Praktika ersetzen.<br />
- 102 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Aber eine sinnvolle Integration von Online-Anteilen verleiht der Präsenzlehre einen Innovationsschub.<br />
4. Beispiele<br />
Anschaulich zeigt das nachfolgende Applet die Realisierung o.g. Kriterien.<br />
Multivalent einsetzbares Tool aus dem Lernprogramm Laplace-Tranformation von getsoft<br />
Fachlich und didaktisch gut aufbereitete Java-Applets und Flash-Animationen findet man z.B. auch<br />
unter:<br />
www.tu-ilmenau.de/getsoft Fourierreihe<br />
Auch Online-Lernangebote zur Wiederholung und Erweiterung des notwendigen mathematischen<br />
Voraussetzungswissens für das Erstsemester werden o.g. Kriterien gerecht.<br />
Beispielhaft sei hier hingewiesen auf<br />
http://www.mathe-online.at/galerie.html z. B.: Die Ableitung als Grenzwert .<br />
5. Ausblick<br />
Eine weitere wesentliche Veränderung der traditionellen Lehr- und Lernstrategien an Universitäten<br />
ergibt sich aus der Neugestaltung der Fachprüfungen unter dem Einfluss von Online-Anteilen der Präsenzlehre.<br />
Die Bereitstellung von Online-Testklausuren und Klausuren aus Vorsemestern erleichtert den Studierenden<br />
die Abschätzung des Anforderungsniveaus bei Fachprüfungen und des Intensitätsmaßes ihrer<br />
Prüfungsvorbereitung. Dieses wiederum wirkt sich positiv auf die Erfolgsquote aus.<br />
Bei mündlichen Prüfungen honorieren einige Universitäten die Bemühungen der Studenten zur Nutzung<br />
von Online-Anteilen im Selbstlernprozess, indem sie zu einem Fachthema eine Online-<br />
- 103 -
Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />
G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
Präsentation des Prüflings zulassen und diese mit einem prozentualen Anteil am Gesamtprüfungsergebnis<br />
belohnen.<br />
Die an der Technischen Universität Ilmenau, Deutschland, entwickelte Online-Lernumgebung<br />
www.tu-ilmenau.de/getsoft für das Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik wird von einer stetig<br />
zunehmenden Anzahl der rund 8000 Studierenden genutzt. Hinzu kommen weltweite Fremdnutzer,<br />
die die Online-Lernumgebung im Selbstlernprozess nutzen und in Verbindung mit dem Forum positiv<br />
bewerten.<br />
Gegenwärtig stehen aber eine noch zu große Zahl Studierender einer Nutzung von Online-Anteilen im<br />
Selbstlernprozess skeptisch gegenüber. Das hat verschiedene Ursachen.<br />
Zum einen ist es die Unkenntnis über den Inhalt und die Nutzung von Online-Lernnetzwerken und<br />
zum anderen die oft fehlende Möglichkeit vom kostenintensiven Online-Betrieb in den kostensparenden<br />
Offline-Betrieb zu wechseln. Kostenlose Download-Angebote fördern die Akzeptanz von Online-<br />
Lernangeboten. Deshalb wird an der Technischen Universität Ilmenau für die Studienanfänger im<br />
Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik eine umfassende Einführung in die barrierefreie Nutzung<br />
der multimedialen Lernumgebung gegeben. Der rasante Anstieg der registrierten Zugriffe und der<br />
sanfte Druck auf die Studierenden zur Erhöhung des Online-Anteils im Selbstlernprozess durch veränderte<br />
Lehrstrategien lässt auf eine weitere Erhöhung der Akzeptanz hoffen. Insgesamt ist ein positiver<br />
Trend zur Nutzung von Online-Anteilen im Selbstlernprozess der Studierenden zu beobachten.<br />
Weltweit richten immer mehr Universitäten einen Virtuellen Campus ein, der die Online- Aktivitäten<br />
und Angebote aller Fachrichtungen bündelt und barrierefreien Zugriff gewährleistet.<br />
Die Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Produktion und dem Einsatz von Online-Lernmodulen und<br />
Tools, die die Autoren im Rahmen eines BMBF-Projektes „mile“ (http://www.tu-ilmenau.de/mile) gesammelt<br />
haben, sind sowohl in die multimediale Lernumgebung getsoft als auch in die Präsenzlehre<br />
des Lehrgebietes Grundlagen der Elektrotechnik an der Technischen Universität Ilmenau, Deutschland,<br />
eingeflossen und werden auch in anderen lokalen Online-Lernumgebungen weltweit genutzt.<br />
Die Ergebnisse des Projektes haben zu Lehr- und Lernstrategien geführt, die eine sinnvolle und akzeptable<br />
Integration von Online-Anteilen in die Präsenzlehre forcieren. Eine Fortführung und Förderung<br />
dieser Forschungen in nachfolgenden Konsolidierungsprojekten, wie es in der Schweiz und in<br />
Österreich geschieht, ist erfolgversprechend und verleiht der Präsenzlehre an den Universitäten in<br />
Deutschland einen weiteren notwendigen Innovationsschub.<br />
Autoren:<br />
Dr. paed. Gerhard Mierzwa<br />
Prof. Dr. Ing. habil. Edwin Wagner<br />
Technische Universität Ilmenau, Deutschland<br />
Institut für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik<br />
Fachgebiet Grundlagen der Elektrotechnik<br />
PF 100565<br />
98684 Ilmenau<br />
Kontakt:<br />
gerhard.mierzwa@tu-ilmenau.de<br />
edwin.wagner@tu-ilmenau.de<br />
- 104 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Präsentationen<br />
- 105 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Einsatz von Video für das Blended Learning in den<br />
Grundlagen der Elektrotechnik<br />
H. Fredrich, Universität Magdeburg,<br />
V. Neundorf, TU Ilmenau,<br />
T. Tyczynski, TU Dresden<br />
Abstract. An der TU Dresden entstanden in den letzten Jahren mehrere Videodemonstrationen<br />
verschiedener elektrotechnischer Experimente. Da diese zur Distribution auf DVD<br />
bestimmt waren, ergaben sich Probleme für die Bereitstellung dieser Videos durch das Internet.<br />
Dieser Artikel zeigt Erfahrungen im Einsatz von Video als Mittel des Blended<br />
Learning sowie die Möglichkeit, wie mittels Flash MX auf den Einsatz von Streamingservern<br />
verzichtet werden kann.<br />
Einsatz von Video in der Grundlagenausbildung Elektrotechnik<br />
Derzeit stehen 22 Videos zu den Themen der experimentellen Elektrotechnik, Hochfrequenztechnik<br />
und Energietechnik in der von der Tu Ilmenau, der TU Dresden und der Uni Magdeburg gemeinsam<br />
genutzten Datenbank „TaskWeb“ [1] den Studenten zur Verfügung. In den Videos wird, das Curriculum<br />
begleitend, Orientierungswissen im Rahmen historischer, anschaulicher Experimente angeboten.<br />
Durch den hauptsächlich als Orientierungswissen angelegten Inhalt ergibt ein Einsatz für die Videos<br />
als Motivationsfaktor für den generellen Einsatz von Blended Learning Strategien in der Hochschulausbildung<br />
sowie eine Stärkung des physikalisch-elektrotechnischen Backgrounds der Studenten.<br />
Für die weitergehende Integration von Videotechnologien in der Elektrotechnikausbildung sind an der<br />
TU Ilmenau die Aufzeichnung aller Vorlesungen als Streaming Video geplant. Geplant sind die Produktion<br />
von ca. 25-30 Videos á 90 min. Dem Studenten wird es somit ermöglicht die Vorlesungen im<br />
Fach Elektrotechnik umfassend vor- und nachzubereiten. Der multimediale didaktische Mehrwert liegt<br />
eindeutig in der zeit- und ortsunabhängigen Art der Wissensvermittlung.<br />
Aus den bisher gewonnenen Erfahrungen im Umgang mit Video für den Einsatz als Mittel zum Blended<br />
Learning ergeben sich die folgenden Vor- und Nachteile:<br />
• Vorteile beim Einsatz von Streaming Media in der Lehre:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Mittels geeigneter Content-Navigation ist eine einfache Wiederholung des Lernstoffes<br />
möglich.<br />
Krankheit und andere Ausfälle (Feiertage o.ä.) können gleichwertig repetiert werden.<br />
Die Vorbereitung auf die einzelne Vorlesung sowie auf die Abschlussprüfungen wird<br />
vereinfacht.<br />
Das Fernstudium allgemein wird durch die Bereitstellung alternativer Materialien didaktisch<br />
bereichert.<br />
• Nachteile für den Einsatz:<br />
o Das soziale Erleben des Dozenten und der Kommilitonen kann durch Videoübertragungen<br />
nicht transportiert werden. Daraus leitet sich ein Motivationsverlust<br />
beim Erarbeiten der Lernmaterialien ab.<br />
o Die Dozenten müssen die Hemmschwelle des Sprechens vor laufender Kamera ü-<br />
berwinden.<br />
o Videoübertragungen, zumal über das Internet, sind anstrengender als eine reale Vorlesungen<br />
- 107 -
Einsatz von Video für das Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik<br />
H. Fredrich, Universität Magdeburg, V. Neundorf, TU Ilmenau, T. Tyczynski, TU Dresden<br />
o Generelle technische Probleme beim Einsatz von Streamingtechnologien.<br />
o Hoher technischer und zeitlicher Aufwand in der Bereitstellung<br />
Die an der TU Ilmenau gewonnenen Erfahrungen zeigen das, die Vorteile gegenüber den Nachteile<br />
überwiegen. So zeigt zum Beispiel die Auswertung der Zugriffsstatistiken erhöhte Zugriffe vor Prüfungen,<br />
aber auch eine konstante Nutzung während des Semesters. Der Motivationsfaktor Video lässt<br />
sich daraus ableiten, dass neben den hohen Zugriffsraten im Web, auch die realen Vorlesungs-<br />
Veranstaltungen genauso gut besucht werden wie vorher. Das heißt, die Studenten sehen den Einsatz<br />
von Streaming-Video als unterstützende Maßnahme und keines Falls als Ersatz.<br />
Der hohe Aufwand in der Produktion von Streaming Media resultiert neben den Kosten für die Videoerstellung<br />
auch im Betrieb von kostenintensiven Streamingservern. Im universitären Umfeld werden<br />
diese meist durch die Universitätsrechenzentren (URZ) betrieben (z.B. TU Ilmenau), aber dies ist nicht<br />
generell so (z.B. TU Dresden, Uni Magdeburg). Ein weiteres, technisches Problem ergibt sich bei dem<br />
Wunsch medienübergreifend zu produzieren, da der Streamingserver auf CD-ROM nicht zur Verfügung<br />
steht. Der Einsatz von Flash-Video [2] kann hierfür eine Alternative sein.<br />
Flash-Video versus Einsatz konventioneller Streamingserver<br />
Client<br />
Streaming<br />
Server<br />
Webserver<br />
Abbildung 1 zeigt den strukturellen Aufbau der für die Realisierung von Streaming Video innerhalb von<br />
GETSoft.net [3] notwendig ist. Bei der Distribution über CD-ROM entfällt der Einsatz von Servertechnologien.<br />
Datenbankserver<br />
1: Seite(n) mit Suchanfrage<br />
(Formular)<br />
2: Suche in MySQL Datenbank<br />
3: Suchergebnis<br />
4: aufbereitete Ausgabe mit<br />
Links<br />
5: Anforderung vom Streaming<br />
Server<br />
6: Streamausgabe auf den Client<br />
Abbildung 1: Struktureller Aufbau einer Streaming Video Übertragung<br />
Flash-Video ist eine neue von der Software-Firma Macromedia entwickelte, auf Flash-basierende<br />
Technologie die sowohl den Einsatz ohne Streamingserver im Progressive-Download-Verfahren, mit<br />
Streamingserver oder eingebettet im Flash-Player.<br />
Der Vorteil beim Einsatz von Flash-Video bietet gegenüber den konventionellen Streamingservern [4]<br />
wie Real, Windows Media oder Quicktime liegt im Wesentlichen in der Bereitstellung von Flash-<br />
Templates. Diese ermöglichen eine einfache Realisierung von Video-Streaming-Anwendungen wie<br />
Video-Chats, Powerpoint-Übertragungen und Whiteboards. Im Einsatz als progressiven Download<br />
kann das Video ohne Vorladezeiten bereits beim Download angeschaut werden. Eine automatische<br />
Anpassung der Videoqualität an die Übertragungsgeschwindigkeit kann aber auch nur über den Einsatz<br />
eines Streaming-servers realisiert werden.<br />
Abbildung 2 zeigt einen Screenshot eines Lernmoduls, das prototypisch als Flash-Anwendung entwickelt<br />
wurde und die Distribution via Web oder CD-Rom ermöglicht. Das Ausgangsmaterial wurde von<br />
der TU Dresden produziert und lag als DVD vor. Mit dem im Flash integrierten Sorensen-Codec ist die<br />
Konvertierung der MPEG-Videos in das Flash-Video-Format „*.flv“ einfach zu handhaben. In Flash<br />
werden dabei verschiedene Templates angeboten, die die Qualität der Videos an jeweilige Übertragungsraten<br />
anpassen. Für die Einbindung der Flash-Videos in HtML-Seiten oder Flash-Filmen werden<br />
leicht adaptierbare Komponenten (Abbildung 3) angeboten.<br />
- 108 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Abbildung 2: Screenshot des Lernmoduls „Experimental-Video Grundlagen der Elektrotechnik“<br />
Abbildung 3: Flash-Komponenten zur Entwicklung von Video-Applikationen<br />
Zusammenfassung<br />
Video, als Mittel des Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik, wird heute hauptsächlich,<br />
zur Vermittlung von Orientierungswissen im Selbststudium verwendet. Für die nächsten Semester<br />
ist an der TU Ilmenau die Aufzeichnung der Vorlesungs-Veranstaltungen und deren Distribution als<br />
Streaming-Video geplant. Damit wird es Studenten aus Ilmenau, Dresden und Magdeburg möglich die<br />
Vorlesung zu den Grundlagen der Elektrotechnik vorzubereiten, zu wiederholen bzw. mit der Vorlesung<br />
an der eigenen Hochschule zu vergleichen.<br />
Die Arbeit an dem Lernmodul zeigte das, Flash-Video unter Umständen eine gute Alternative zu konventionellen<br />
Streamingtechnologien sein kann. Ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit dieser Technologie<br />
ist der, von der Firma Macromedia entwickelte, Präsentationserver „Breeze“ [5]. Hierbei handelt<br />
es sich um einen speziell auf die Belange von E-Learning entwickelten Server, der eine einfache Nutzerkommunikation<br />
via Video sowie die Übertragung von Dokumenten ermöglicht und weiteren, aus<br />
Lernmanagement Systemen (LMS) bekannten Funktionen.<br />
- 109 -
Einsatz von Video für das Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik<br />
H. Fredrich, Universität Magdeburg, V. Neundorf, TU Ilmenau, T. Tyczynski, TU Dresden<br />
Literatur<br />
[1] TaskWeb; http://taskweb.getsoft.net/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />
[2] Flash-Video; http://www.macromedia.com/devnet/mx/flash/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />
[3] GetSoft.net; http://www.getsoft.net; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />
[4] Tobias Künkel, „Streaming Media – Technologien, Standards, Anwendungen“; Addison-Wesley<br />
Verlag, München; 1.Auflage 2001; ISBN 3-8273-1798-3<br />
[5] Breeze Präsentations-Server; http://www.macromedia.com/software/breeze/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />
IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />
PF 4120<br />
39016, Magdeburg<br />
E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />
Dipl.-Ing. Volker Neundorf<br />
Institut für Grundlagen der Elektrotechnik, TU Ilmenau<br />
E-Mail: volker.neundorf@tu-ilmenau.de<br />
Dipl.-Ing. Thomas Tyczynski<br />
Institut für Grundlagen der Elektrotechnik, TU Dresden<br />
E-Mail: tycz@iee1.et.tu-dresden.de<br />
- 110 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Designforderungen an das Interface webbasierter<br />
Lernmaterialien am Beispiel der Elektrotechnik<br />
H. Fredrich, Universität Magdeburg,<br />
G. Brusche, Ideenformer.de<br />
Abstract. E-Learning Produktionen an Hochschulen sind oft durch einen Überhang an<br />
fachlichen und Informatik- Kompetenzen gekennzeichnet. Anforderungen gegenüber dem<br />
Design webbasierter Lernmaterialien werden zugunsten einer falsch verstandenen Kreativität<br />
oder Schönheitsbewusstsein vernachlässigt. Dieser Artikel soll die wichtigsten Designforderungen<br />
am Beispiel von Lernmaterialien für die Elektrotechnik diskutieren.<br />
Einleitung<br />
Der Produktionsprozess von Multimedia-Content wird in der Wirtschaft meist durch eine Kooperation<br />
von Projektmanagern, Autoren, Entwicklern und Designern bestritten. Bei der Erstellung von E-<br />
Learning-Content an Hochschulen steht dem Produktionsprozess in vielen Fällen nur der Autor, in<br />
Person des Hochschullehrers, zur Verfügung. Abhängig von dessen Intentionen werden bei der Produktion<br />
von E-Learning-Content, besonders an Hochschulen, oft schwerwiegende Designfehler in der<br />
Umsetzung der didaktischen Inhalte gemacht. Diese Fehler führen oft, a priori, zu einer Blockadehaltung<br />
der potentiellen Nutzer. So wurde in einer Evaluation über ein Lernmodul festgestellt, dass viele<br />
Studenten allein durch das Erscheinungsbild entschieden, ob sie das Programm nutzen oder nicht.<br />
Bild 1: „Ausgleichsvorgänge“ als Lernmodule in der Elektrotechnik<br />
Im Folgenden sollen die wichtigsten Gestaltungsregeln am Beispiel von Lernmaterialien [2] für die<br />
Grundlagenausbildung in der Elektrotechnik (s. Bild 1) diskutiert werden.<br />
Anforderungen an die Gestaltung<br />
Verwenden von Rastern<br />
Prinzipiell gelten viele Regeln des Print- und Grafikdesign auch für das Webdesign. Dennoch gilt es<br />
den besonderen technischen Beschränkungen Rechnung zu tragen, um ein gut strukturierte und einfach<br />
zu bedienende Lernobjekte sowie –module zu erstellen. Die Arbeit mit visuellen Rastern bei de-<br />
- 111 -
Designforderungen an das Interface webbasierter Lernmaterialien am Beispiel der Elektrotechnik<br />
H. Fredrich, Universität Magdeburg, G. Brusche, Ideenformer.de<br />
nen der Bildschirm in eine Matrix mit einem Verhältnis von 4:3 Elementen aufgeteilt ist, ermöglicht<br />
eine sinnvolle und harmonische Anordnung der einzelnen visuellen Elemente, wie Texte, Bilder oder<br />
Animationen. Bild 2 zeigt den Einsatz eines Rasters zur Gestaltung eines Lernmoduls.<br />
Bild 2: visueller Aufbau mit Hilfe von Rastern<br />
Die Nutzung von Rastern beim Erstellen von webbasierten Materialien verbessert die Orientierung des<br />
Nutzers und somit die Nutzungsgeschwindigkeit. Die Wiedererkennbarkeit von visuellen Elementen<br />
und deren Positionen wird erheblich verbessert.<br />
Typografie<br />
Nicht zuletzt durch den hohen Aufwand in der Produktion von Multimedia sind die meisten Informationen<br />
in Lernmedien textbasiert. Im Umgang mit Text am Bildschirm sind besondere Einschränkungen<br />
zu beachten, die, teilweise erheblich, vom gewohnten Printdesign differieren.<br />
Bild 3: Typographie: good- (links) und bad- (rechts) practice<br />
Wohl jedem ist bekannt, das Texte am Bildschirm schwerer zu lesen sind, als im gedruckten Format.<br />
Daher hat die Typographie nicht die Aufgabe den Text schön aussehen zu lassen, sondern die Informationen<br />
so aufzubereiten, dass sie leicht visuell zu erfassen und auszuwerten sind.<br />
Wichtige Forderungen für die Lesbarkeit von Texten sind:<br />
• Verwendung serifenloser Schriftarten (z.B. Verdana)<br />
• Verwendung von maximal drei verschiedenen Schriften (wobei „Fett“ als eine Schrift zählt)<br />
• Vermeidung von kursiver oder doppelter Auszeichnung sowie Unterstreichungen<br />
• Ausgewogenheit des Text-Hintergrund-Verhältnisses<br />
• Verzicht auf blinkende Texte und Textanimationen<br />
Viel zur Lesbarkeit trägt die Strukturierung des Textes bei. So sollte darauf geachtet werden, nicht<br />
mehr als sechs bis zehn Wörter in einer Zeile zu platzieren. Weiteren Einfluss auf das Schriftbild<br />
nehmen die verwendeten Farben.<br />
- 112 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Farben<br />
Für die Erstellung webbasierter Medien ist der Umgang mit Farben besonders wichtig. Durch falsches<br />
Verständnis über Wirkung und Sinnhaftigkeit von Farben kommt es gerade im Web zu skurrilen bis<br />
unlesbaren Farbkombinationen. Obwohl arbeitsmedizinische Studien bereits Mitte der 90-er Jahre<br />
bewiesen haben, dass das Konzentrationsvermögen von Lernern sich proportional zum Kontrast der<br />
dargestellten Schrift verhält, sind immer noch Farbkombinationen wie Schwarz-Grau oder sogar Blau-<br />
Schwarz zu finden. Ebenso wurde nachgewiesen, dass das Aufnahmevermögen größer bei einer<br />
positiven Darstellung (dunkle Schrift auf hellen Hintergrund) ist, als bei der invertierten Darstellung.<br />
Ein weiterer, weit verbreiteter, Irrglaube ist, Corporate Identity auf die Schriftfarbe und den Einsatz<br />
eines Logos zu beschränken.<br />
Bild 4: Farben: good- (links) und bad- (rechts) practice<br />
Farben sind nicht neutral, d.h. sie lösen Gefühle aus. So ist zum Beispiel die Farbenlehre auch fest in<br />
der Psychologie verankert. Daher sollten keine überschwänglichen Farbkombinationen verwendet<br />
werden, da sie trotz des gesellschaftlich-kulturellen Gesamtkontextes bei unterschiedlichen Nutzern<br />
verschiedene Emotionen auslösen können. Aufgabe von Farben im Blended Learning ist daher die<br />
Unterstützung der Orientierung und Wiedererkennbarkeit (z.B. durch Verwendung einer speziellen<br />
Farbe zur Ausweisung eines Interaktionszustandes).<br />
Ähnlich wie die anderen diskutierten Gestaltungsregeln, können auch Farben nicht den Inhalt der<br />
Lernmaterialien verbessern. Dennoch ist es wichtig, die wichtigsten Gestaltungsegeln zu beachten,<br />
um die Wissensübermittlung vom Medium zum Lerner zu vereinfachen und eventuelle Blockadehaltungen<br />
zu vermeiden.<br />
Zusammenfassung<br />
Von Autoren und Multimediaproduzenten oftmals unterschätzt, liefert Design die wissenschaftlichen<br />
Regeln zur effizienten Darstellung von Informationen. Mit Hilfe der Anwendung von Gestaltungsregeln<br />
lassen sich die Lesbarkeit von Texten, die Akzeptanz zu den übertragenden Informationen und die<br />
Orientierung innerhalb der Lernmaterialien verbessern.<br />
Die wichtigsten Gestaltungsregeln für die Erstellung webbasierter Lernmaterialien sind:<br />
• Anwendung von Gestaltungsrastern<br />
• Beachtung typographischer Regeln bezüglich Absatz, Satz und Schriftzeichen und deren<br />
Auszeichnungen<br />
• sinnvolle Verwendung von Farben und –schemen<br />
Die bei der Erstellung von Lernmaterialien gemachten Erfahrungen zeigen: Design ist keine Geschmackssache.<br />
Der, oft durch persönliche Präferenzen, festgelegte Einsatz von Farben, Formen und<br />
Schriften darf nicht die ästhetischen Vorlieben des Projektleiters ausdrücken, sondern dient der Übersichtlichkeit<br />
und der Einheitlichkeit der dargestellten Informationen.<br />
- 113 -
Designforderungen an das Interface webbasierter Lernmaterialien am Beispiel der Elektrotechnik<br />
H. Fredrich, Universität Magdeburg, G. Brusche, Ideenformer.de<br />
Literatur<br />
[1] Lernprogramm „Induktionsvorgänge“; http://www.uni-magdeburg.de/iget/multimedia; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />
[2] Veruschka Götz; „Raster für das Webdesign“; 1.Auflage; Rowohlt-Verlag; Reinbeck; 2002,<br />
ISBN 3-499-61226-7<br />
[3] Kiehn, Titzmann; “Typographie – Interaktiv!“; 1.Auflage; Springer-Verlag; Berlin-Heidelberg; 1998;<br />
ISBN 3-540-62879-7<br />
[4] Frank Thissen; „Screen Design Handbuch“; 1.Auflage; Spinger-Verlag; Berlin-Heidelberg; 2000;<br />
ISBN 3-540-64804-6<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />
IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />
PF 4120<br />
39016, Magdeburg<br />
E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />
Dipl.-Des. (FH) Gabriele Brusche<br />
Ideenformer.de<br />
Otto-vonGuericke-Str.106<br />
39104 Magdeburg<br />
E-Mail: gab@ideenformer.de<br />
- 114 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Multimediale Lernumgebung GET-soft -<br />
Lernen, Üben, Kommunizieren<br />
V. Neundorf, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
Abstract. Die elektrotechnische Grundlagenausbildung in der Aus- und Weiterbildung<br />
von Ingenieuren kann und muss durch den Einsatz neuer Medien effizienter gestaltet werden.<br />
Unsere Lernumgebung ist dabei nicht als Ersatz für Lehrende konzipiert, sondern soll<br />
vor allem die Präsenzlehre unterstützen und begleiten. Kreatives und problemlösendes<br />
Verhalten als Merkmale der Ingenieurtätigkeit können besonders durch den Einsatz der<br />
neuen Medien in der Ausbildung gefördert werden.<br />
LearnWeb – Lernprogramme, Umfang, Merkmale und aktuelle Details<br />
Das LearnWeb ist in Lernprogramme nach einem Themenplan gegliedert. Diese Themen zu den<br />
Grundlagen der Elektrotechnik wurden mit den Partnern TU Dresden und Universität Magdeburg abgesprochen<br />
und Realisierungsfestlegungen getroffen. Ein Großteil der Lernprogramme ist fertig gestellt<br />
bzw. befindet sich im Endstadium der Produktion.<br />
Folgende Lernprogramme wurden an der TU Ilmenau, FG GET fertig gestellt:<br />
- Brückenkurs GET Mathematik (mathematische Grundlagen für ET)<br />
- Grundbegriffe, Zweipole, Grundstromkreis<br />
- Fourier-Reihe (in deutsch und englisch)<br />
- Transformator<br />
- Drehstromsysteme<br />
- Fourier-Transformation<br />
- Laplace-Transformation<br />
Folgende Lernprogramme wurden an der Universität Magdeburg fertig gestellt:<br />
- Ausgleichsvorgänge<br />
- Induktionsvorgänge<br />
Diese Lernprogramme sind momentan an der TU Ilmenau in<br />
Bearbeitung:<br />
- Wellenausbreitung auf Leitungen ,<br />
- Frequenzselektive Schaltungen, (momentan noch<br />
offline)<br />
- Wechselstrommessbrücken (momentan noch<br />
offline)<br />
Beispiel 1 stellt die Visualisierung eines komplexen<br />
elektrotechnischen Vorganges dar. Es wird hier ein<br />
Zeigerbild aus einem gegebenen Schaltbild konstruiert.<br />
Diese Konstruktion erfolgt normalerweise auf Papier mit<br />
Bleistift, Lineal und Winkelmesser. Im Beispiel wurde dies<br />
innerhalb ein Flashanimation schrittweise und mit<br />
Erläuterungen des Schrittes dargestellt. Jeder Schritt ist<br />
nummeriert und so leicht nachvollziehbar. Über ein<br />
Navigationspanel kann jederzeit in die ablaufende Animation eingegriffen werden, um einen Schritt<br />
weiter oder zurück zu gehen bzw. zu pausieren und erneut zu starten. Durch Verschiebung der Zeiger<br />
aus dem oberen Schaltbild in die untere Zeigerbildkonstruktion soll dem Anwender klar gemacht werden,<br />
aus welchen Werten sich das Zeigerbild prinzipiell konstruieren lässt. Es ist klar, dass sich geometrische<br />
Konstruktionen durch Bilderfolgen besser erklären und konstruieren lassen als durch Texte<br />
und Formeln. Aufbauend auf diesem Beispiel, welches auch Autoren anderer Lernprogramme (z.B.<br />
- 115 -<br />
Abbildung 1: Zeigerkonstruktion mittels<br />
schrittweiser Animation
Multimediale Lernumgebung GET-soft - Lernen, Üben, Kommunizieren<br />
V. Neundorf, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
Drehstromsystem) mit ähnlichen<br />
Darstellungsanforderungen anspricht, sind<br />
noch einige ähnliche Animationen<br />
entstanden (Zeigerbilder im<br />
Drehstromsystem,<br />
Sternpunktverschiebung). Immer im Zusammenhang<br />
mit den Animationen ist natürlich<br />
der Kontext des Kompendiums, also<br />
textueller Inhalt und Formeln zu sehen.<br />
Beispiel 2 aus dem Lernprogramm<br />
Frequenzselektive Schaltungen visualisert<br />
auf eindrucksvolle Weise die Verknüpfungen<br />
von Realdarstellung aus der Praxis<br />
(Fotografie eines speziellen Messkabels und<br />
Oszilloskop) mit abstrahiertem Schaltbild<br />
und interaktiven Cursorelementen (Lupe).<br />
Mittels der Lupenfunktion kann so z.B. ein<br />
Abbildung 2: Verknüpfung Realdarstellung und Schaltbild Element des Kabels, welches in<br />
Originalgröße schlecht zu erkennen ist,<br />
deutlicher herangezoomt werden. Dies ist hier an mehreren Stellen im Bild möglich. Gleichzeitig wird<br />
ein in der realen Darstellung berührter Bereich in dem Schaltbild rot umrandet hervorgehoben, um die<br />
Zusammengehörigkeit herauszustellen. Ebenfalls möglich ist dies in die andere Richtung. Zusätzlich<br />
zu diesem interaktiven Element entsteht natürlich erklärender Text und weiterführende Inhalte.<br />
Beispiel 3 illustriert einen komplexen Sachverhalt aus dem Bereich der Laplace-Transformation, das<br />
Anschalten einer Wechselspannung an einen Reihenschwingkreis.<br />
Über Echtzeitparametervariation kann der Benutzer verschiedene Zustände<br />
konstruieren und durch Variation eines<br />
Parameters im Anschluss die Änderungen<br />
verfolgen. Ebenfalls möglich ist die Variation<br />
des Koordinatensystemmaßstabs in x und y<br />
Richtung.<br />
So lassen sich Einschwingvorgänge<br />
heranzoomen und beobachten. Unerlässlich wie<br />
auch in den vorangegangen Beispielen ist eine<br />
Erläuterung des Problems, die Erklärung eines<br />
Lernziels, die zu erwartende Erkenntnis und<br />
eine Handlungsaufforderung an den Benutzer.<br />
Letztendlich muss der Benutzer selbst aktiv<br />
werden, um den Verständnisprozess zu<br />
aktivieren.<br />
Abbildung 3: Animation zur Laplace-Transformation<br />
TaskWeb – Datenbank, Bestand, Funktionen und aktuelle Details<br />
Aktuell befinden sich im TaskWeb ca.275 Aufgaben und ca.150 Dokumente. TaskWeb versteht sich<br />
als komfortabler webbasierter Zugang zur GETsoft Datenbank. Entsprechend den Forderungen nach<br />
Kompatibilität und Wiederverwendbarkeit sind alle Aufgaben/Dokumente mit Metadaten nach dem<br />
LOM Standard ausgezeichnet. Besonderer Wert wurde auf die Vergabe der Stichwörter und der Beschreibungen<br />
gelegt. Dies erleichtert Projektpartnern und anderen Interessierten eine schnelle Recherche<br />
und Überblick bzw. Übernahme in eigene Bestände.<br />
Ein besonderes Feature ist die automatische Generierung einer dynamischen Stichwortliste.<br />
Die Stichwörter sind in den Metadaten der Aufgaben abgelegt und werden als alphabetisch sortierte<br />
Liste beim Klick auf den Link „Stichwortliste“ (1) durch Abfrage aus der Datenbank generiert. Aus dieser<br />
Übersicht kann der Benutzer nun ein Stichwort wählen, welches am ehesten auf sein Problem<br />
passt (2). Diese Liste der vorhandenen Stichwörter garantiert somit immer mindestens einen Treffer<br />
und lässt die Stichwortabfrage nie ins Leere laufen. Natürlich ist immer noch eine freie Stichwortsuche<br />
oder eine thematische Suche etc möglich. Hier werden in einer Volltextsuche alle Aufgaben bzw. Dokumente<br />
durchsucht. Nach der Suchabfrage wird eine Trefferliste (3) generiert, die die gefundenen<br />
- 116 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Dokumente auflistet und das<br />
gefundene Stichwort fett<br />
hervorhebt. Bei Suche nach<br />
Aufgaben hat der Benutzer<br />
die Möglichkeit, über Optionsschaltflächen<br />
Aufgaben,<br />
die er gedruckt haben will, zu<br />
markieren (4). Diese Dokumente<br />
werden dann bei Klick<br />
auf „Auswahl drucken“ (5) in<br />
einer Druckversion geöffnet<br />
und können dann ausgedruckt<br />
werden.<br />
Die Forderung nach einer<br />
komfortablen Druckvariante<br />
ist aus Kommentaren von<br />
Abbildung 4: Die dynamische Stichwortliste in ihrer Anwendung<br />
Nutzern hervorgegangen.<br />
Ebenfalls durch Hinweise von Anwendern entstanden Suchformulare, die eine eingeschränkte Sicht<br />
auf die Daten enthalten, wie Dokumentenart u.a.. Klausuren z. B. kann man über die Dokumentensuche<br />
und Eingrenzung der Dokumentenart, des Studienganges, Semesters und Herkunft usw. finden<br />
oder nun viel einfacherer über die Suche nur nach dem jeweiligen Studiengang, die vollkommen ausreichend<br />
ist. Auch für andere Bereiche hat sich eine spezialisierte teils vordefinierte Suche gegenüber<br />
einer Generalsuchmaske bewährt.<br />
Datenbank – Metadaten und Netzwerkbildung, Administration und neue Funktionen<br />
Die Vergabe von Metadaten und eine sorgfältige Indizierung bereiten den Weg für eine Weiterverarbeitung<br />
unserer Lernprogramme bzw. Lernobjekte für andere Anwender (TU Dresden und Universität<br />
Magdeburg, das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> und europäische Kooperationspartner) vor. Desweiteren ist<br />
eine Zusammenarbeit mit dem VDE geplant, der sich sehr interessiert an Inhalten und Technologien<br />
gezeigt hat und eine deutschlandweite Verbreitung anstrebt. Eine Netzwerkbildung kann auch nur<br />
erfolgreich sein, wenn sie sich auf gemeinsame Standards einigt die international genormt sind (ISO,<br />
IEEE), um auch europaweit Partner zu finden.<br />
Nach Aufbau und Inbetriebnahme der TaskWeb zugrunde liegenden Datenbank hat sich schnell herausgestellt,<br />
dass es bei der Administration immer wieder gleiche Abläufe gibt, die man automatisieren<br />
sollte. So spart man viel Arbeitszeit, Stress und vermeidet Flüchtigkeitsfehler bei häufigen aber ähnlichen<br />
Operationen. Unter diesem Aspekt wurden zur Datenbank-Pflege einige eigene Tools (meist<br />
spezialisierte Skripte) entwickelt.<br />
Eine wichtige Funktion zum Einfügen neuer Aufgaben in die Datenbank erledigt das Tool „Aufgaben<br />
automatisch einfügen“ dies fügt die Metadaten aus den HTML Tags neuer Aufgaben automatisch ein<br />
und sucht Änderungen in vorhandenen Dateien und führt gegebenenfalls ein Update durch. Ebenfalls<br />
sehr nützlich ist der sog. „Link Generator“, der aus bestimmten DB Anfragen klickbare Links erstellt,<br />
welche man so leicht in E-Mails oder auf Webseiten einfügen kann. Der Umweg über das Suchformular<br />
ist also nicht notwendig. Zur Auswertung und Evaluierung benötigt man Daten und Zugriffstatistiken,<br />
die das Tool „Counter“ bereitstellt. Für eine detaillierte Sortierung nach Hostname, IP Adresse,<br />
Browserversion und Zeit des Zugriffs nutzt man intern das Werkzeug „Verbindungsdetails“, um daraus<br />
aussagefähige Statistiken zum meist genutzten Browser oder der Herkunft der Nutzer aufstellen zu<br />
können.<br />
Neu sind in der Datenbank als Datenbankelemente evaluierte Internetlinks . Eine Besonderheit bei der<br />
Datenpflege stellt die Überprüfung dieser Links in mehrfacher Hinsicht dar. Wie kann man überprüfen<br />
das Links bzw. die Webseite:<br />
- grundsätzlich vorhanden sind (Verification),<br />
- es Änderungen auf der Webseite gegeben hat (Modification),<br />
- die inhaltliche Übereinstimmung geblieben ist (Content Verification),<br />
- an eine andere Stelle im Netz verschoben wurde (Relocation).<br />
Hier werden entsprechende Überprüfungsmechanismen zu nutzen, zu entwickeln und zu testen sein.<br />
GET Forum – Virtuelle Kommunikation für ingenieurtechnische Studiengänge<br />
„GET Forum“ ist die Anwendung neuer virtueller Kommunikationsformen in der technischen Grundla-<br />
- 117 -
Multimediale Lernumgebung GET-soft - Lernen, Üben, Kommunizieren<br />
V. Neundorf, E. Wagner, TU Ilmenau<br />
genausbildung. Die Bedeutung des Austausches von Texten, Dateien, Grafiken und vor allem Formeln<br />
ist jedem (angehenden) Ingenieur klar, aber das „Wie“ und die einfache Handhabung ist entscheidend.<br />
So kann man über E-Mail bzw. allgemein textbasierte Kommunikation problemlos Meinungen<br />
austauschen. Was aber ist mit Übermittlung von Formeln, welche in der Ingenieurausbildung eine<br />
tragende Rolle spielen? Eine E-Mail artige kryptische „Einzeilenformel“ sprengt schnell das Vorstellungsvermögen<br />
eines normalen Anwenders in Hinblick auf die Rekonstruktion der Formeln in ihrer<br />
natürlichen/üblichen grafischen Notation und ihrer Funktion als Sprache der Ingenieure. Diese Kluft<br />
zwischen Text und Grafik überbrücken wir mit einem speziellen Forum, welches besonders auf den<br />
Austausch von Formelobjekten ausgerichtet ist. Es ist die Verbindung eines herkömmlichen Forums<br />
mit Benutzer und Gruppenverwaltung mit XML Technologie zur Darstellung von MathML Formeln als<br />
Grafik.<br />
Seit dem WS2003 wurde die Gründung und gleichzeitige Beobachtung und Evaluation von virtuellen<br />
Übungsgruppen und Diskussionsforen mit einer erweiterten Aufgabenstellung durchgeführt. Die aktive<br />
Form der Kommunikation, also das Posten von Meinungen, Ergebnissen, Rechenwegen oder gezielten<br />
Fragen muss durch gezielte Motivation noch gestärkt werden. Das passive Beobachten bzw. Nutzen<br />
des Forums ist durch die zählbaren Zugriffe unbestritten. Besonders beliebt sind Zusatzmaterialien<br />
und extra Folien aus den Seminaren, sowie Aufgabendiskussionen mit dem lehrenden Professor.<br />
Hier gilt es in Zukunft anzusetzen, um noch mehr Studierende und auch Lehrende zu einer aktiven<br />
Mitarbeit zu motivieren.<br />
Abbildung 5: GET Forum: Unterforum für Seminare und Übungen, Antworten und Aufrufe (vergrößerter Ausschnitt)<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Ing. Volker Neundorf<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Edwin Wagner<br />
Fachgebiet Grundlagen der Elektrotechnik<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
PF 100565<br />
98684 Ilmenau<br />
volker.neundorf@tu-ilmenau.de<br />
edwin.wagner@tu-ilmenau.de<br />
- 118 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die<br />
GET-Ausbildung<br />
V. Yakimchuk, TU Ilmenau,<br />
H. Garbe, OFFIS Oldenburg,<br />
C. Möbus, Universität Oldenburg<br />
Abstract. mileET 1 ist eine intelligente Problemlöseumgebung (IPSE 2 ) für die Grundlagen<br />
der Elektrotechnik (GET) und wurde nach der an der Universität Oldenburg entwickelten<br />
kognitiven Theorie des Wissenserwerbs ISP-DL implementiert [1]. In mileET wird den<br />
Studierenden eine aktive und kooperative Auseinandersetzung mit Aufgaben verschiedenen<br />
Komplexitätsniveaus aus den Themengebieten Berechnungsmethoden elektrischer<br />
Gleichstromkreise ermöglicht. mileET stellt eine innovative pragmatischkonstruktivistische<br />
Lernumgebung dar, die Lernenden und Lehrenden gleichermaßen Vorteile<br />
bietet: Studierende haben einen geduldigen, kompetenten e-Partner, mit dem fachspezifische<br />
Probleme im Dialog gelöst werden können, und Lehrkräfte können um zeitintensive<br />
Beratungs- und Routine-Korrekturarbeit entlastet werden.<br />
mileET<br />
mileET stellt eine innovative Lernumgebung dar, die viele didaktische Anforderungen an computerbasierte<br />
Lernmedien erfüllt [2]:<br />
- das Lernen mit (in) dem Programm geschieht durch aktives Problemlösen (Aufgabenlösen),<br />
- Aufgaben verschiedenen Komplexitätsniveaus werden angeboten,<br />
- auch unvollständige und „ungewöhnliche“ (Novizen-) Lösungen werden vom System analysiert,<br />
- mileET liefert auf Aufforderung differenzierte, situationsbezogene Rückmeldungen.<br />
Somit wird die e-Unterstützung von Lernzielen möglich, die bisher nur in der Präsenzlehre erreicht<br />
werden konnte.<br />
Aufgabenorientiertes Lernen im Studenten-Modus<br />
mileET ermöglicht den Studierenden eine aktive und kooperative Auseinandersetzung mit Aufgaben<br />
verschiedenen Komplexitätsniveaus aus den Themengebieten Kirchhoffsche Gleichungen, Zweipoltheorie,<br />
Knotenspannungsanalyse und Maschenstromanalyse. mileET stellt den Studierenden zur<br />
Bearbeitung dieser Aufgaben eine spezielle Benutzungsoberfläche mit einem Schaltbild- und einem<br />
Formel-Editor zur Verfügung. Um für uns wichtige Anforderungen (z.B. Analyse unvollständiger Lösungen)<br />
zu erfüllen, enthält mileET als Besonderheit einen Lösungsentwurfseditor.<br />
Die textuelle Beschreibung einer Aufgabe mit der zugehörigen Abbildung wird im Aufgabenstellungs-<br />
Fenster (Abbildung 1, links) dargestellt. Das zugehörige editierbare Schaltbild erscheint in dem<br />
Schaltbildeditor (Abbildung 1, Mitte). Dort kann es vom Benutzer mit verschiedenen Tools bearbeitet<br />
werden. Es stehen sowohl einige für Ingenieurwerkzeuge typische Schaltbildmanipulationsfunktionen<br />
zur Verfügung als auch spezielle lernzielbezogene Funktionen (z.B. zur Transformationen und Analyse<br />
von Schaltbildern). Mithilfe eines maßgeschneiderten Formeleditors (Abbildung 3, links) können die<br />
Benutzer Gleichungen erstellen. Schaltbilder, transformierte Schaltbilder, Gleichungen und eigene<br />
Kommentare können in den Lösungsentwurfseditor (Abbildung 1, rechts) übernommen werden.<br />
Mithilfe der in mileET implementierten wissensbasierten Komponente können die Benutzer ihre<br />
Schaltbilder und Formeln aus dem Lösungsentwurf vom System analysieren lassen. mileET versucht,<br />
eine Lösung zu generieren, die den Lösungsentwurf des Benutzers beinhaltet. Gelingt dem System<br />
1 mileET wurde vom BMBF unter dem Förderkennzeichen 08NM073D im Zeitraum 2001-2003 gefördert<br />
2 IPSEs (Intelligent Problem Solving Environment) stellen eine spezielle Art der Intelligenten Tutor Systeme (ITS)<br />
dar.<br />
- 119 -
Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die GET-Ausbildung<br />
V. Yakimchuk, TU Ilmenau, H. Garbe, OFFIS, Oldenburg, C. Möbus, Universität Oldenburg<br />
diese Einbettung, so bekommen die Benutzer die Rückmeldung, dass der Lösungsentwurf eine Lösung<br />
darstellt oder zu einer Lösung vervollständigt werden kann. Kann vom System keine solche Lösung<br />
generiert werden, so wird der Benutzer gebeten, seine Hypothese einzuschränken. Er kann<br />
dann einzelne Einträge in seinem Lösungsentwurf markieren und diese von mileET erneut überprüfen<br />
lassen.<br />
Durch wiederholtes Testen eingeschränkter Hypothesen wird der Lernende aufgefordert, aktiv nach<br />
eigenen Fehlern zu suchen. Hat der Lernende seine Hypothese auf einen korrekten Kern seines Lösungsentwurfs<br />
eingeschränkt, so kann er von mileET Hilfe anfordern. Ein von mileET erzeugter kommentierter<br />
Lösungsweg mit eingebetteter Lernerhypothese wird in dem Lösungshilfe-Bereich (Abbbildung<br />
2, links) in Form eines Baums angezeigt. Der Benutzer kann detailliertere Hilfe-Informationen<br />
erhalten, indem er diesen Baum weiter aufspannt. Die den Lösungsschritten entsprechenden Formeln<br />
und in bestimmten Fällen auch die Schaltbilder können angezeigt werden. Auf diese Weise unterstützt<br />
mileET das Selbsterklären und den Einsatz schwacher Heuristiken beim Problemlösen (ISP-DL Theorie).<br />
Unterstützung der Lehrenden<br />
In dem Dozenten-Modus von mileET können die Lehrenden ohne Programmierkenntnisse die vorbereiteten<br />
Aufgaben bearbeiten oder eigene Aufgaben zu vorgegebenen Aufgabenzielen erstellen (Abbildung<br />
3, rechts). mileET ist in der Lage, neue Aufgaben zu unterstützen, ohne dass der Dozent Angaben<br />
zum Lösungsweg machen muss. Weiterhin können die Lehrenden alle im Programm verwendeten<br />
Kommentare und Links zu Internet-Lernmodulen an ihre individuellen Präferenzen anpassen.<br />
Literatur<br />
[1] MÖBUS, C., at al., J., Towards an AI-Specification of Intelligent Distributed Learning Environments,<br />
KI - Zeitschrift Künstliche Intelligenz Heft 1/03 "Schwerpunkt:Lernen: Modellierung und Kommunikation",<br />
Bremen: arendtap Verlag, 2003, ISSN 0933-1875, S.19-24.<br />
[2] TULODZIECKI, G. , HERZIG, B., Allgemeine Didaktik und computerbasierte Medien, in: U. RINN,<br />
D.M. MEISTER (Hrsg.), Didaktik und Neue Medien: Konzepte und Anwendungen in der Hochschule,<br />
Münster: Waxmann, 2004, ISBN 3-8309-1216-1, S.50-71.<br />
[3] Garbe, H., Yakimchuk, V., Möbus, C., Osterloh, J.-P., Thole, H.-J., Weber, L., Wagner, E., mileET<br />
– Knowledge Based Assistance for Electrical Engineering Education, 7.<strong>Workshop</strong> „Multimedia für<br />
Bildung und Wirtschaft“, TU Ilmenau, 25./26.09.2003, ISSN 1436-4492, S.109-114.<br />
[4] Yakimchuk, V., Garbe, H., Thole, H.-J., Möbus, C., Wagner, E., mileET: Problemorientiertes Lernen<br />
in einer wissensbasierten und adaptiven Lernumgebung für die Grundlagen der Elektrotechnik. GML-<br />
<strong>Workshop</strong> „Grundfragen multimedialen Lehrens und Lernens“, Technische Universität Berlin, 15.-17.<br />
März 2004. (im Druck)<br />
Autorenangaben<br />
Dipl.-Ing Vera Yakimchuk<br />
Technische Universität Ilmenau,<br />
FG Grundlagen der Elektrotechnik<br />
Helmholtzplatz 2, PF 10 05 65, 98684 Ilmenau, GERMANY<br />
Telefon: +49 (3677) 69 1131; Fax: +49 (3677) 69 1125<br />
Email: vera.iakimtchouk@tu-ilmenau.de<br />
Dipl.-Inform. Hilke Garbe<br />
OFFIS, Safety Critical Systems<br />
Escherweg 2 - 26121 Oldenburg – Germany<br />
Telefon: +49 441 798 - 2379 Fax: +49 441 798 – 2196<br />
E-mail : garbe@offis.de URL : www.offis.de<br />
Prof. Dr. Claus Möbus<br />
Carl v. Ossietzky Universität,<br />
Department für Informatik<br />
26111 Oldenburg<br />
- 120 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Abbildung 1. Hypothesentesten<br />
Abbildung 2. situationsbezogene Hilfe<br />
- 121 -
Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die GET-Ausbildung<br />
V. Yakimchuk, TU Ilmenau, H. Garbe, OFFIS, Oldenburg, C. Möbus, Universität Oldenburg<br />
Abbildung 3. Formel-Editor und Aufgaben-Assistent<br />
Abbildung 4. Bedienungsanleitung<br />
- 122 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Lehrsoftware im Fachgebiet Technische Mechanik<br />
K. Zimmermann, M. Weiss, S. Stauche, TU Ilmenau<br />
Abstract. In einem Fach wie Technische Mechanik, bei der die Wissensanwendung unmittelbar<br />
mit der Umsetzung mathematischer Kenntnisse und rechnergestützter Methoden<br />
verbunden ist, sind natürlich Versuche unternommen worden, auch die Wissensaneignung<br />
rechnerunterstützt zu realisieren. In der überwiegenden Mehrzahl der Arbeiten wird dabei<br />
Software vorgestellt, die im wesentlichen den formalen Rechenprozeß (z.B.: das Lösen<br />
von Gleichungssystemen, das Integrieren von Differentialgleichungen etc.) erleichtern<br />
soll. Der wesentliche Schwerpunkt bei der Erarbeitung der vorliegenden Software liegt in<br />
der Vermittlung der notwendigen (und immer wieder schwierigen) Lehrinhalte im Zusammenhang<br />
mit der Modellbildung.<br />
Ausgangspunkt<br />
Der Computer hat sich zum dominierenden Werkzeug für den Ingenieur entwickelt. Sein Einsatz erstreckt<br />
sich im Entwicklungsprozess technischer Systeme wesentlich auf die Modellberechnung, in der<br />
Phase der Modellfindung wird jedoch vor allem das Fachwissen des Ingenieurs verlangt. Er muss in<br />
einem Abstraktionsprozess ein dem realen System adäquates Modell entsprechend der Aufgabenstellung<br />
ableiten.<br />
Die Multimedia-Software, die in den vergangenen Jahren im Fachgebiet Technischen Mechanik entwickelt<br />
wurden, zeigen dem Nutzer den Weg vom technischen System über das mechanische Modell<br />
zur mathematischen Lösung. Der geforderte Abstraktionsprozeß kann somit trainiert werden.<br />
Ausgewählte Problemstellungen aus dem Fachgebiet Technische Mechanik, Mechatronik und Biomechatronik<br />
werden durch die didaktisch aufbereitete Kombination von Text, Bild, Video, Animation<br />
und Ton anschaulich erläutert. Ein aktives Auseinandersetzen mit dem Lehrstoff ist durch den Einbau<br />
interaktiver Elemente (z. B. Verschieben von Kraftpfeilen, Eingabe von Kennwerten, Vorwärtsbewegen<br />
eines Wurmes) gegeben. Zum universellen Einsatz für unterschiedlichste Lehrveranstaltungen und<br />
Lernformen werden die einzelnen Teilgebiete der Ingenieurtechnik multimedial in Form modularer<br />
Bausteine aufbereitet. Die einzelnen Bausteine werden in einem Gesamtprogramm vereint, sind aber<br />
jederzeit erweiterbar zur Online- und Offline-Nutzung aufgebaut.<br />
Ergebnisse<br />
Im Fachbuchverlag Leipzig wird seit März 2000 ein Übungsbuch inklusive der Multimedia-Software<br />
"Modellbildung in der Technischen Mechanik" vertrieben. Auf der CD-ROM ist ein umfassendes Lehrmaterial<br />
aus Aufgaben, Formelsammlung, computergestützten Lösungen und mathematischen Grundlagen<br />
enthalten.<br />
In den letzten Jahren wurden im Fachgebiet Technische<br />
Mechanik nach dem beschriebenen Konzept<br />
weitere Lehrprogramme entwickelt: Modellbildung in<br />
der Technischen Mechanik, Schwingungstechnik,<br />
Mechatronik, Biomechatronik, Robotik.<br />
Technische Mechanik<br />
Die „Geführte Tour“ zeigt am Beispiel einer Brücke<br />
wie aus dem gleichen technischen System für die<br />
Lösung unterschiedlicher Aufgabenstellungen<br />
unterschiedliche Modelle entwickelt werden müssen.<br />
Für die Ermittlung der Lagerreaktionen (Statik) wird<br />
die Brücke zum starren Körper, für die<br />
- 123 -
Lehrsoftware im Fachgebiet Technische Mechanik<br />
K. Zimmermann, M. Weiss, S. Stauche, TU Ilmenau<br />
Dimensionierung (Festigkeitslehre) wird der Bernoulli-Balken als Modell gewählt und um das Phänomen<br />
der Schwingungstilgung (Kinetik) zu erläutern wird ein komplexes Mehrkörpersystem-Modell<br />
entwickelt.<br />
Schwingungstechnik<br />
Das Fach „Schwingungstechnik“ ist am Ende der Mechanik-Ausbildung<br />
angesiedelt, da es von den Studierenden<br />
umfangreiche Kenntnisse aus den Gebieten<br />
Festigkeitslehre, Kinematik und Kinetik verlangt. Wie<br />
in der Mechanik werden vom Lernenden Abstraktionsvermögen<br />
und die solide Beherrschung der mathematischen<br />
Grundlagen verlangt. Gleichzeitig bietet diese<br />
Fachdisziplin die Chance, Wissen mit hoher Anschaulichkeit<br />
und Praxisbezug zu vermitteln.<br />
Mit der Lehrsoftware „Schwingungstechnik” wird eines<br />
der wichtigsten Phänomene in Natur und Technik multimedial<br />
aufbereitet. Dabei werden dem Lernenden die<br />
Schwingungen als „Freund” (z. B. über Schwingungen<br />
bei Musikinstrumenten) und „Feind” (z. B. über Erdbebenerschütterungen)<br />
als positive und negative Erscheinung<br />
erlebbar gemacht. In der Lehrsoftware “Schwingungstechnik” wird dem Studierenden die<br />
Theorie der Schwingungen, sowie eine Klassifizierung der Schwingungen vermittelt. Zahlreiche Phänomene<br />
werden dargestellt, die zwar bekannt, deren korrekte Erklärungen (Tilgung, Schwebung) aber<br />
mathematisch anspruchsvoll (Lineare Algebra, Differentialgleichungen) sind. Den Schwerpunkt der<br />
Arbeiten bildet die interaktive Gestaltung von Aufgaben aus der Schwingungstechnik.<br />
Mechatronik<br />
Als Einstiegsbeispiel wurde ein attraktives, aktuelles<br />
mechatronisches System aus der eigenen Entwicklung<br />
der Antragsteller multimedial aufbereitet. Aufgrund der<br />
komplexen Problemstellungen im Zusammenhang mit<br />
der Bewegungserzeugung und -steuerung sowie der<br />
Signalübertragung ist der fußballspielende Roboter<br />
ein erstes Objekt der Wissensvermittlung.<br />
Biomechatronik<br />
Wie bewegt sich ein Wurm? Diese Frage kann der Lernende beantworten, indem er in einem interaktiven<br />
Test versucht, einen biomimetischen Roboter nach dem „Inch-Worm-Principle“ am Bildschirm<br />
vorwärts zu bewegen. Bei falsch eingegebenem Algorithmus verharrt der Wurmroboter nach einer<br />
Fehlermeldung einfach auf der Stelle. Die richtigen Einzelschritte können dann in einem Film zusammenhängend<br />
ablaufen. Ein Einstieg ohne Formeln und<br />
Mathematik, der Spaß auf mehr machen soll, ... und<br />
davon wird es in Form künstlicher Spinnen und kleiner<br />
Laufroboter auch mehr geben.<br />
Die didaktische Konzeption nach der „Geführten Tour“<br />
zur unmittelbaren („und durchaus nicht versteckten“)<br />
Wissensvermittlung überzugehen, wird in konsequenter<br />
Fortsetzung des ersten Moduls „Modellbildung in der<br />
Technischen Mechanik“ ebenfalls beibehalten. Die Gliederung<br />
im Eingangsmenü lautet somit: Geführte Tour,<br />
Theoretische Grundlagen, Aufgaben, Glossar.<br />
Robotik<br />
Das Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines modularen E-Learning-Systems zur Robotikausbildung<br />
an Universitäten und Fachhochschulen mit dem Schwerpunkten: Vermittlung der theoretischen<br />
- 124 -
<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />
Grundlagen der Robotertechnik, Bereitstellung von<br />
praxisrelevanten interaktiven Übungsaufgaben und<br />
Aufbau eines Praktikums mit der direkten Steuerung<br />
eines Roboters über das Internet.<br />
Die in verschiedenen vorangegangenen Projekten<br />
erfolgreich umgesetzte logische Kette TECHNISCHES<br />
SYSTEM ->MECHATRONISCHES MODELL-<br />
>MATHEMATISCHE LÖSUNG wird um das Element<br />
PRAXIS ergänzt. Die Prüfung des erworbenen Wissens<br />
erfolgt am realen technischen System. Direkt aus<br />
dem E-Learning System heraus via Internet wird der<br />
Roboter über Teleservice gesteuert.<br />
Nach dem Prinzip (Skinner,1968) - „Auf jede Antwort muß unmittelbar eine Rückmeldung erfolgen“ -<br />
wird durch die sofortige Ausführung des Befehls durch den Roboter umgesetzt. Der Lernende verfolgt<br />
visuell unmittelbar den Roboter und sieht die Auswirkungen seiner Steuerbefehle.<br />
Technische Umsetzung<br />
In der Lehrsoftware werden verschiedenste mediale Elemente wie Videos, Grafiken und Animationen<br />
zur Visualisierung der abstrakten mechanischen Sachverhalte genutzt. Während der Schritt der Modellbildung<br />
vom realen System zum mechanischen Modell mit Hilfe der Autorensoftware Director <strong>8.</strong>5<br />
und Flash 5 anschaulich realisiert wird, erfolgt die Entwicklung interaktiver Übungsaufgaben mit offenen<br />
Standards (JAVA 1.4.x, HTML). In exemplarischen Aufgaben wird eine komplexe Situation bzw.<br />
ein Modell präsentiert, die der Lernende über eine begrenzte Anzahl von Eingabeparametern beeinflussen<br />
kann. Zur Berechnung dieser Modelle wird das explizierte Runge-Kutta-Verfahren (RK4) zur<br />
numerischen Lösung von gewöhnlichen Differentialgleichungssystemen verwendet, das in JAVA implementiert<br />
wird. Die entwickelten Integrationstools können aufgrund ihres Open-Source-Charakters<br />
auch für andere Aufgabenstellungen nachgenutzt werden.<br />
Über das Internet wird es möglich, dass direkt aus dem E-Learning System heraus, Roboter über Teleservice<br />
gesteuert werden. Dies soll zunächst zwischen der TUI und der FH Schmalkalden realisiert<br />
werden. Dabei werden die neuesten Microsoft .NET Technologien in Form von Web Services genutzt,<br />
mit denen Roboter oder verallgemeinert Maschinen über das Internet erreicht werden können. Zur<br />
Umsetzung des informationstechnischen Prinzips werden PC‘s mit einem Internet Browser, z.B. dem<br />
Internet Explorer, genutzt. Dieser startet eine HTML-Seite mit einem Java Applet, welches die Verbindung<br />
zum Roboter über das Internet herstellt.<br />
Nutzungsvoraussetzungen<br />
Für die webbasierten Lerneinheiten werden folgende Player und Plug-Ins benötigt: Quicktime Player,<br />
Shockwave-Player, Java. Für die CD-ROM-Version wird nur das Java-Plug-In benötigt.<br />
http://www.maschinenbau.tu-ilmenau.de/mb/wwwtm/common/f_mm/index1.html<br />
Autorenangaben<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. K. Zimmermann<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. M. Weiß<br />
Dipl.-Ing. S. Stauche<br />
Technische Universität Ilmenau Tel.: 03677 692478<br />
Fakultät für Maschinenbau Fax: 03677 691823<br />
PF 100565<br />
E-mail: silke.stauche@tu-ilmenau.de<br />
98693 Ilmenau<br />
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