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8. Workshop - Bildungsportal Thüringen

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Fachgebiet Grundlagen der Elektrotechnik<br />

Fachgebiet Konstruktionstechnik<br />

Fachgebiet Kommunikationswissenschaft<br />

Fachgebiet Integrierte Hard- und Software-Systeme<br />

<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong><br />

„Multimedia für Bildung und<br />

Wirtschaft“<br />

30. September und 1. Oktober 2004<br />

T a g u n g s b a n d<br />

ISSN 1436 – 4492


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Redaktion:<br />

Der Rektor der Technischen Universität Ilmenau<br />

Vera Yakimchuk (eMail: vera.iakimtchouk@tu-ilmenau.de)<br />

Redaktionsschluss: 27.09.2004<br />

Druck:<br />

Hausdruck<br />

- 2 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Programm<br />

30.09.2004<br />

11.30 Uhr Anmeldung, Beginn der Präsentation<br />

12.30 Uhr Eröffnung, Hauptvortrag:<br />

eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />

P. Klimsa, Technische Universität Ilmenau<br />

13.30 Uhr<br />

14.00 Uhr<br />

Drei Jahre Integration Drittmittelgeförderter Multimedia-Projekte in das<br />

Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />

K. Sostmann, K. Schnabel, Charité Universitäts Medizin Berlin<br />

eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />

G. Springer, K. Trippler, Technische Universität Ilmenau<br />

14.30 – 15.00 Kaffeepause<br />

15.00 Uhr<br />

15.30 Uhr<br />

16.00 Uhr<br />

16.30 Uhr<br />

01.10.2004<br />

<strong>8.</strong>00 Uhr<br />

<strong>8.</strong>30 Uhr<br />

9.00 Uhr<br />

9.30 Uhr<br />

Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale<br />

Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />

T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, Technische Universität Ilmenau<br />

Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK –<br />

Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />

A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK - Institut für Produktentwicklung der<br />

Universität Karlsruhe (TH)<br />

Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW –ein Konzept multimedialer<br />

Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />

H. Schneider, N. Rosbigalle, Technische Universität Ilmenau<br />

Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning<br />

am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />

H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg,<br />

Universität Magdeburg<br />

Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />

D. Wuttke, Technische Universität Ilmenau<br />

Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale –<br />

Ein Überblick<br />

L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau,<br />

K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />

Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS<br />

gemäß der GNU GPL Lizenz<br />

T. Uhl, Fachhochschule Flensburg, M. Hasse, K. Nowicki, Technische Universität<br />

Gdansk<br />

Standardisierung und Modularisierung am Beispiel<br />

der Lerneinheit „Digitales Video“<br />

A. Richter, Fachhochschule Erfurt<br />

10.00 – 10.30 Kaffeepause<br />

10.30 Uhr<br />

11.00 Uhr<br />

11.30 Uhr<br />

12:00 Uhr<br />

Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />

H. Niegemann, Universität Erfurt<br />

Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden,<br />

ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />

T. Tyczynski, Technische Universität Dresden<br />

Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />

H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />

Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen)<br />

zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />

G. Mierzwa, E. Wagner, Technische Universität Ilmenau


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorträge:<br />

eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />

P. Klimsa .............................................................................................................................................7<br />

Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt<br />

Reformstudiengang Medizin<br />

K. Sostmann, K. Schnabel ................................................................................................................11<br />

eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />

G. Springer, K. Trippler .....................................................................................................................17<br />

Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für<br />

Forschung, Lehre und Industrie<br />

T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne............................................................................................21<br />

Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der<br />

Universität Karlsruhe (TH)<br />

A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer......................................................................................................29<br />

Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW – ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule<br />

auf der eLearning-Plattform metacoon<br />

H. Schneider, N. Rosbigalle ..............................................................................................................37<br />

Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums<br />

„Ausgleichsvorgänge“<br />

H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg ....................................................43<br />

Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />

D. Wuttke...........................................................................................................................................49<br />

Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />

L. Zapf, H.-D. Wuttke, K. Schmidt .....................................................................................................57<br />

Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS gemäß der GNU GPL Lizenz<br />

T. Uhl, M. Hasse, K. Nowicki.............................................................................................................65<br />

Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />

A. Richter...........................................................................................................................................71<br />

Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />

H. Niegemann....................................................................................................................................79<br />

Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden, ein kommerzieller Erfolg<br />

des Projektes „MILE“<br />

T. Tyczynski.......................................................................................................................................85<br />

Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />

H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg...............................................................................91<br />

Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in<br />

multimediale Lernumgebungen<br />

G. Mierzwa, E. Wagner .....................................................................................................................97<br />

Präsentationen:<br />

Einsatz von Video für das Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik ................... 107<br />

Designforderungen an das Interface webbasierter Lernmaterialien am Beispiel der<br />

Elektrotechnik................................................................................................................................. 111<br />

Multimediale Lernumgebung GET-soft - Lernen, Üben, Kommunizieren ..................................... 115<br />

Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die GET-Ausbildung............................................. 119<br />

Lehrsoftware im Fachgebiet Technische Mechanik....................................................................... 123


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre<br />

Bildungstechnologie<br />

P. Klimsa, TU Ilmenau<br />

Abstract. : Das Lernen mit neuen Technologien hat in Deutschland eine lange Tradition.<br />

Von Anfang an gab es Ansätze für die Sicherung der Nachhaltigkeit des technisch unterstützten<br />

Lernens gegeben. Gibt es Ähnlichkeiten der Entwicklungen vor 30 Jahren und<br />

heute? Ausgehend von dem Ansatz der Bildungstechnologischen Didaktik wird die Lage<br />

vor 30 Jahren und heute verglichen.<br />

eLearning ist einer der aktuellen Schlüsselworte und verweist durch den kleinen Buchstaben „e“ auf<br />

einen „hochmodernen“ Begriff, wie beispielsweise auch. eCommerce, oder eBusiness. Im Unterschied<br />

zu computergestützten Modellen des Lernens geht es gleichzeitig auch darum, dass das Lernen nicht<br />

nur elektronisch, digital bzw. binär vermittelt wird, sondern auch telekommunikativ bzw. netzbasiert.<br />

Das Hauptkriterium von eLearning ist in technischen Komponenten zu suchen, die neue Nutzungsmöglichkeiten<br />

schaffen und neue Lernszenarien erst ermöglichen. Die alleinige Verfügbarkeit von<br />

neuen Medientechnologien sagt natürlich nichts über die didaktischen Potentiale der möglichen Szenarien<br />

aus. Eine neue Qualität kann nur durch fundierte Verknüpfung von didaktischen Konzepten mit<br />

neuen multimedialen und telekommunikativen Technologien entstehen. In zahlreichen Projekten wurden<br />

in Deutschland in den letzten 30 Jahren viele Erfahrungen über das Lernen mit neuen Technologien<br />

gesammelt. Die wichtigsten Dimensionen waren stets:<br />

• Institutionelle Verankerung<br />

• Didaktik/Mediendidaktik<br />

• Technologie/Technik<br />

• Erarbeitung angemessener Schnittstellen (Mensch-Maschine-Kommunikation)<br />

• Evaluation (formativ und summativ)<br />

• Evaluation (formativ und summativ)<br />

• Management des Lern-Angebotes<br />

• Unterstützung der Lerner beim Umgang mit Lernsystemen<br />

• Differentielle Lernvoraussetzungen (Gender, Kultur, Alter etc.)<br />

• Ethische Fragen<br />

Insbesondere im Ansatz der bildungstechnologischen Didaktik von Karl-Heinz Flechsig sind zahlreiche<br />

Parallelen zu entdecken. Da Sie im Vortrag nur teilweise angesprochen werden können, sollen sie an<br />

dieser Stelle etwas ausführlicher dargestellt werden.<br />

Dieser spezielle Ansatz steht im Zeichen einer Auseinandersetzung mit Vorurteilen zur Nutzung von<br />

technischen Medien im Unterricht. Bildungstechnologische Didaktik war als eine Antwort auf kritische<br />

Stimmen gegen “Roboter vor der Schultür”, “Maschinen statt Lehrer” gedacht, die oft unreflektiert erhoben<br />

wurden. FLECHSIG — als Vertreter des bildungstechnologischen Didaktikansatzes — grenzt den<br />

Begriff Unterrichtstechnologie von der Verwendung “möglichst vieler technischer Geräte für Unterrichtszwecke”<br />

und von Systemen der “Verhaltenstechnologie, für die Zwecke der Manipulation” ab. Mit<br />

dieser Abgrenzung schaffte er zwei Pole, die beide vom Einsatz der Medien gekennzeichnet sind, und<br />

zwischen denen sich seine Vorstellung von Didaktik bewegt.<br />

Mit der Begriffskombination technologische Wendung in der Didaktik sollte eine theoretische Begründung<br />

für mediale Entwicklungsprozesse geliefert werden. Dabei sollten “Lehrtechniken, deren aktueller<br />

Vollzug in den traditionellen Unterrichtssystemen an die physische Anwesenheit eines menschli-<br />

- 7 -


eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />

P. Klimsa, TU Ilmenau<br />

chen Lehrers gebunden ist, von eben dieser physischen Präsenz abgelöst, objektiviert und einem<br />

Medium übertragen werden.” (FLECHSIG 1970) Welche Tätigkeiten können nun einer Maschine übertragen<br />

werden?<br />

FLECHSIG greift Kategorien der Lehreraktivitäten von SMITH und MEUX auf und nennt folgende Tätigkeiten:<br />

definieren, kennzeichnen, beschreiben, feststellen, berichten, ersetzen, beurteilen, Meinung äußern,<br />

klassifizieren, vergleichen und gegenüberstellen, Schlussfolgerungen ziehen, erklären, Anweisungen<br />

geben und den Unterrichtsablauf organisieren. Selbstverständlich handelt sich hier um Aktivitäten,<br />

die erhebliche interindividuelle Varianz aufweisen, doch zumindest einige dieser Lehrertätigkeiten<br />

lassen sich auf ein Medium (“Gerät welcher Art auch immer”) übertragen. Diese Erkenntnis<br />

markiert die erste Phase der technologischen Wendung in der Didaktik. Es ist — so FLECHSIG — die<br />

Simulation des Lehrers durch ein Gerät.<br />

Erste Phase: Simulation des Lehrers durch ein Gerät<br />

Bereits ein Buch kann eine Reihe von Lehreraktivitäten übernehmen, die man als systematische Informationsdarbietung<br />

kennzeichnen kann. Neue Informationsträger wie Lichtbild, Film und Tonband<br />

können die Lehraktivitäten in einem für traditionelle Medien (Stimmbänder, Tafel, Kreide und Buch)<br />

nicht erreichbaren Masse perfektionieren. Insofern — schlussfolgert FLECHSIG — wohnen diesen Neuen<br />

Medien Wirkungen inne, die über bloße Simulation sogar hinausgehen.<br />

Die Konzeption des Programmierten Lernens und noch mehr die Informationsdarbietung durch “Lehrapparate”<br />

und “Elektronenrechner” stellen den am weitesten gehenden Versuch dar, das Verhalten<br />

eines Lehrers zu simulieren. Mit diesem Medien lässt sich nach FLECHSIG sogar die Aktivität der “Meinungsäußerung”<br />

— zum Teil auch Lob und Tadel — nachbilden. Die Nachahmung der Lehreraktivitäten<br />

sollte in eine bestimmte Richtung gelenkt werden: Ein Lernprogramm muss als ein Tutor fungieren,<br />

d.h. als ein Lehrer, der sich nur an einen einzigen Lernenden wendet. Diese Feststellung ermöglicht<br />

es FLECHSIG, die zweite Phase der technologischen Wende zu analysieren.<br />

Zweite Phase: Zweckrationale Konstruktion der Lehrtechniken<br />

Hauptmerkmale dieser Phase bilden Variabilität der Mittel (Medien) und Präzisierung der Lernziele.<br />

FLECHSIG führt aus, dass Medien ein effektives Lernen ermöglichen sollten. Hierzu werden auch ältere<br />

Formen lehrerunabhängigen Lernens genutzt: z.B. Korrespondenzunterricht und die Projektmethode 1<br />

Da Unterricht nicht nur didaktisch intendierte Wirkungen erzielt, sollte eine zweckrationale Konstruktion<br />

von Lehrtechniken zunächst die didaktischen Ziele von den übrigen verfolgten Zielen isolieren und<br />

sie unabhängig zu realisieren. Für die Unterrichtstechnologie erwachsen daraus drei Aufgaben: Lernziele<br />

präzise zu fassen (Operationalisierung der Lernziele), geeignete Lehrtechniken zu entwickeln,<br />

wobei Innovation nicht nur das bloße Einführen von Neuen Medien bedeuten kann, den Zusammenhang<br />

von Absicht (Ziele) und Mittel (Medien) zu rekonstruieren, d.h. die Frage zu klären, mit Hilfe welcher<br />

Lehrtechniken und Lehrmittel sich Lernziele messbar erreichen lassen. Die Feststellung der Mängel<br />

der verwendeten Lehrtechniken führt zu ihrer Optimierung und damit zur nächsten Phase der<br />

technologischen Wendung in der Didaktik.<br />

Dritte Phase: Perfektionierung der Lehrtechniken<br />

Sind Lernziele eindeutig formuliert und entsprechende Lehrtechniken entwickelt, so können die Lerntechniken<br />

überprüft und perfektioniert werden. Das Ziel der Bemühungen sollte dabei sein, “möglichst<br />

perfekt in möglichst ökonomischer Weise mit möglichst geringen negativen Nebenwirkungen” die<br />

Lernziele zu erreichen. FLECHSIG sondert drei Aspekte aus: Verbesserung der Geräte, Arbeitsteilung<br />

bei Entwicklung und Erprobung komplexer Lehrtechniken/Lehrmittel und Anwendung erfahrungswissenschaftlicher<br />

Befunde und Modelle. An dieser Stelle macht FLECHSIG eine Einschränkung, welche<br />

die Lehrenden aus dem Entscheidungsprozess um die Verbesserung der Medien ausgrenzt. Er meint:<br />

“Eine ausführliche Darstellung von Möglichkeiten, wie sich die für neue Lehrtechniken verwendeten<br />

Geräte verbessern lassen, ist weder in diesem Zusammenhang noch überhaupt von einem Erziehungswissenschaftler<br />

zu leisten.” (FLECHSIG 1970) Indem sich jedoch die Erziehungswissenschaft<br />

auf die Zuschauer-Position zurückzog, verlor sie den Einfluss auf die technische Entwicklung im Bereich<br />

der Medien, die für Unterrichtszwecke eingesetzt werden. Eine Beeinflussung der Entwicklungsrichtung<br />

ist jedoch nicht nur wünschenswert sondern auch notwendig, wie Erfahrungen zahlreicher<br />

universitären Projekte, wie beispielsweise MILE an der TU Ilmenau, zeigen. Das setzt sowohl Kenntnisse<br />

der technischen Mittel, als auch der neuesten Entwicklungstendenzen ebenso voraus wie die<br />

Beteiligung an interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsprojekten.<br />

1 FLECHSIG verweist dabei auf: E. Dale: Historical Setting of Programed Instruction. In: P. C. Lange: Programed<br />

Instruction. Chicago 1967; B. Y. Kersh: Programing Classroom Instruction. In: R. Glaser: Teaching Machines<br />

and Programed Learning II. Washingthon 1965.<br />

- 8 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Die Verbesserung von Lehrtechniken durch die Weiterentwicklung von Geräten, die Arbeitsteilung und<br />

die Anwendung erfahrungswissenschaftlicher Methoden hat ihre Grenzen in der Varianz der Unterrichtskontexte.<br />

Hier ist die nächste Phase der technologischen Wende begründet: die didaktische<br />

Systemforschung.<br />

Vierte Phase: Didaktische Systemforschung<br />

Die neuen Lehrtechniken werden — wie auch die alten — von Rahmenbedingungen bestimmt. Unter<br />

diesen Rahmenbedingungen “spielen die Persönlichkeitsmerkmale von Personen — also von Lehrern<br />

und Schülern —, die diese neue Technik anwenden oder erfahren, eine ebensolche Rolle wie die<br />

Organisationsstruktur und die Organisationsziele des Systems, von dem sie übernommen werden<br />

(FLECHSIG 1970) Es entgeht FLECHSIG nicht, dass ein individuelles Arbeitstempo bei der Verwendung<br />

von Lernprogrammen das Jahrgangsklassensystem in Frage stellt. Neue Lehrtechniken wirken sich<br />

also auf das System aus. Auch weitere systemische Auswirkungen können festgestellt werden: Konflikte<br />

mit allgemeinen Lehrplänen, Anpassung der finanziellen Mittel, Änderung der Zeiträume oder<br />

sogar Veränderung der Architektur des Schulgebäudes. Spezielle Auswirkungen auf das System der<br />

Weiterbildung werden verständlicherweise — da man den Zeitpunkt der Ausführungen berücksichtigen<br />

muss — nicht untersucht. Sicherlich müsste man hier von zum Teil anderen Rahmenbedingungen<br />

ausgehen, abhängig von dem Kontext der jeweiligen Bildungsmaßnahme.<br />

Folgende Aufgaben sind bezüglich der didaktischen Systemforschung notwendig:<br />

1. Analyse der Systemänderungen, die bei der Einführung neuer Lehrtechnik notwendig werden;<br />

2. Entwicklung von Unterrichtssystemen, bei denen die Effizienz der Lehrtechniken nicht durch<br />

Rahmenbedingung aufgehoben wird;<br />

3. Entwicklung neuer Formen der Wirkungskontrolle;<br />

4. Entwicklung von Beratungssystemen für Lerner;<br />

5. Ständige Überprüfung von negativen oder positiven Nebenwirkungen des Systems;<br />

6. Erstellen von Prognosen hinsichtlich einer Veränderung der Makrostruktur des Bildungswesens<br />

durch Untersuchung der Mikrostruktur der neuen Unterrichtssysteme.<br />

Didaktische Systemforschung ist von einer genauen Festlegung der Lehrziele abhängig, was nach<br />

FLECHSIG die letzte Phase der technologischen Wendung in der Didaktik darstellt.<br />

Fünfte Phase: Curriculum- oder Lehrplanforschung<br />

Die Entwicklung technologisch konzipierter Unterrichtssysteme hat aus drei Gründen eine Rückwirkung<br />

auf die Unterrichtsziele:<br />

1. Herkömmliche — in Lehrplänen und Richtlinien festgelegte — Zielvorstellungen sind nicht<br />

operationalisierbar, daher findet deren Modifikation statt.<br />

2. Technologisch konzipierte Unterrichtssysteme sind reproduzierbar;<br />

3. Technologisch konzipierte Unterrichtssysteme sind von Ort und Zeit unabhängig.<br />

Diese Überlegungen ordnen der Curriculumforschung folgende konkrete Aufgaben zu:<br />

• Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Unterrichtssystemen und deren Lernzielen sowie<br />

Klärung deren Wirkungen;<br />

• Kriteriendurchsichtige und überprüfbare Analyse und Kritik bestehender sowie Entdeckung<br />

neuer Lernziele;<br />

• Entwicklung neuer Curricula;<br />

• Herstellung von Transparenz spezifischer Ziele und Wirkungen der einzelnen Curricula, um<br />

die Gefahr einer Manipulation auszuschließen.<br />

FLECHSIG selbst wertet seinen Beitrag zur didaktischen Theoriebildung als Reaktion auf die Wandlung<br />

des Unterrichts vom vor-industriellen zum industriellen Zustand. Mit seinem Phasenmodell wolle er<br />

verdeutlichen, dass es hier nicht um eine Abfolge von Epochen, sondern um eine “Sequenz von Problemstellungen”<br />

geht. Seine Forderung, Analyse und Kritik der Lernziele neuer Unterrichtssysteme zu<br />

leisten, leitet sich aus dem Prinzip der Rationalität der Entwicklung und Entdeckung der Unterrichtsziele<br />

ab. Das Modell der Phasen der technologischen Wendung in der Didaktik nach FLECHSIG muss also<br />

als ein System mit fünf interdependenten Teilbereichen verstanden werden.<br />

- 9 -


eLearning und Nachhaltigkeit – 30 Jahre Bildungstechnologie<br />

P. Klimsa, TU Ilmenau<br />

Wie wir aus der Beobachtung der Entwicklung von Unterrichtsmedien und deren theoretischer Reflexion<br />

von den siebziger bis zu den neunziger Jahren wissen, sind Rahmenbedingungen — also die<br />

vierte Phase des Modells — als entscheidend für den Einsatz von neuen Lernsystemen anzusehen.<br />

Didaktische Systemforschung — zum Teil auch andere von FLECHSIG benannten Phasen — haben in<br />

Bezug auf Medien vor allem in den achtziger Jahren einen radikalen Einbruch erfahren (LEHNER<br />

1989). Erst in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre brachten die digitale Multimediatechnik und die<br />

Internetentwicklung Veränderungen mit sich.<br />

Die curriculare Orientierung der hier skizzierten Konzeption ist unübersehbar. Der curriculumtheoretische<br />

Ansatz kommt besonders im sog. LOT-Projekt (LernzielOrientierte Tests) zur Geltung.<br />

Unter den in der Curriculumforschung anstehenden Problemen nennt FLECHSIG (o.J. S. 6ff), folgende:<br />

• Entdeckung und Entwicklung von Lernzielen;<br />

• Entscheidung über Lernziele;<br />

• Operationalisierung von Lernzielen;<br />

• Klassifizierung von Lernzielen;<br />

• Koordination von Lernzielen;<br />

• Revision aller Maßnahmen über Lernziele;<br />

Obwohl die Auflistung in einem anderen Zusammenhang entstand, ist sie der fünften Phase der didaktischen<br />

Wendung zuzuordnen. Erfahrungswissenschaftlich untermauerte Entwicklungspraxis für Curricula<br />

— wie sie in der hier dargestellten dritten Phase anfallen soll — ist über die ersten lernzielorientierten<br />

Versuche nicht hinausgegangen.<br />

Ist dies gegenwärtig anders? Neben der Verwendung von Standards (aktuell z.B. SCORM) werden<br />

Modularisierung und Strukturierung von eLearning-Angeboten als Elemente der Nachhaltigkeit genutzt.<br />

Trotzdem bleibt dabei wie vor 30 Jahren die Frage, wie sich Lernsysteme bzw. Lernmodule in<br />

umfassende didaktische Konzepte einbinden lassen, um flexible Lernszenarios ohne Mehraufwand zu<br />

ermöglichen? Didaktische Erwägungen sind ein integraler Bestandteil jeglicher Bemühung, eLearning<br />

dauerhaft in der Lehr- und Lern-Landschaft zu integrieren. Es geht immerhin um einen langfristigen<br />

Erfolg und um Zukunftssicherheit von Investitionen in Millionenhöhe.<br />

Literatur<br />

[1] Issing, L. / Klimsa P. (Hrsg) (2002). Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Beltz PVU<br />

Weinheim.<br />

[2] Flechsig, K.-H. (1970). Die technologische Wendung in der Didaktik. In: G. Dohmen / F. Maurer /W.<br />

Popp (Hrsg.) (1970). Unterrichtsforschung und didaktische Theorie. München.<br />

[3] Flechsig, K.-H (o.J.). Leitfaden zu Kolleg “Theorie des Unterrichts”. Konstanz.<br />

[4] Klimsa P. (1993). Neue Medien in der Weiterbildung. Beltz DSV Weinheim.<br />

[5] Lehner, M. (1989). Didaktik und Weiterbildung. Zur historischen Rekonstruktion des didaktischen<br />

Denkens in der Erwachsenenbildung. Weinheim.<br />

Autorenangaben<br />

Univ.-Prof. Dr. Paul Klimsa M.A.<br />

Fachgebiet Kommunikationswissenschaft, Technische Universität Ilmenau<br />

Am Eichicht 1<br />

98684 Ilmenau<br />

Tel. 03677 694731<br />

paul.klimsa@tu-ilmenau.de<br />

- 10 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-<br />

Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin 1<br />

K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />

Einleitung<br />

Seit 1999 existiert an der Charité-Universitäts Medizin Berlin neben dem traditionellen Curriculum (TC)<br />

der Reformstudiengang Medizin (RSM). Der Reformstudiengang Medizin ist einer der ersten Modellstudiengänge<br />

in Deutschland. Dessen Curriculum, integriert die Klinik und die Vorklinik komplett.<br />

Hauptlernmethode ist das Problemorientierte Lernen (POL). Studierende lernen damit praxisorientiert<br />

ab dem ersten Tag in kleinen Gruppen patientenzentriert medizinische Szenarien zu erarbeiten und<br />

Lösungsstrategien zu entwickeln.<br />

Die Gestaltung der praktischen studentischen Ausbildung beinhaltet den Aufbau eines Trainingszentrums<br />

für Ärztliche Fertigkeiten (TÄF). In diesem werden den Studierenden Übungsmöglichkeiten<br />

zur Erlangung der in den Lernzielen festgelegten und am Semesterende geprüften praktischen Fertigkeiten<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Zur Vervollständigung des Trainingsrepertoires werden im TÄF bereits bestehende multimediale Anwendungen<br />

auf CD-ROMS und im Internet den Studierenden auf Computern zur Verfügung gestellt.<br />

Die im Jahre 2000 auf dem Markt vorhandenen Anwendungen und deren Inhalte entsprachen nicht<br />

dem problemorientierten Lösungsansatz, der die Grundlage des Unterrichtkonzeptes des RSM darstellt.<br />

Die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen fallbasierten Lernprogramme, fokussierten auf Lösungsstrategien,<br />

die dem Autor für die Studierenden als sinnvoll erschienen. Sie waren wenig für das<br />

selbstbestimmte Lernen in Kleingruppen geeignet (s. Abb.1). Um die Vorteile der multimedialen Unterstützung<br />

von Fallbeispielen mit Videos, Bildern, Animationen und Geräuschen im POL-Unterricht zu<br />

nutzen, wurden Drittmittel in dem BMBF-Programm „Neue Medien für die Bildung“ [1] und „Notebook<br />

University“ für die Projekte Sympol, Caseport, Meducase und Medumobile eingeworben. Neben den<br />

BMBF-geförderten Themen, fördert die Volkswagen-Stiftung die Entwicklung multimedialer Lernprogramme<br />

im Reformstudiengang.<br />

Als Ziele, der unter dem Dach des Reformstudiengangs vereinten Teilprojekte, wurden die Erforschung<br />

und Erprobung multimedialer Werkzeuge im studentischen Unterricht festgelegt. In der Anwendung<br />

multimedialer Lehr- und Lernprogramme im POL-Unterricht bestanden zu diesem Zeitpunkt<br />

national kaum Erfahrungen. International wurde bezüglich der Nutzung von E-learning-Anwendungen<br />

eine kontroverse Diskussion geführt [2]. Anlass zu Skeptizismus gaben mehrere vergleichende Studien,<br />

die die freiwillige Anwendung von traditionellen und neuen Lernmedien durch Studierende maßen.<br />

Diese zeigten einen wesentlich geringeren Nutzungsgrad der „Neuen Medien“ im Vergleich zu<br />

den klassischen Lern-Medien bei gleicher Verfügbarkeit [3]. Infolgedessen wurde die These aufgestellt,<br />

dass alleine die curriculare Integration der E-learning-Anwendungen mit Koppelung der Inhalte<br />

an verbindliche Prüfungsthemen, zu einer verstärkten (unfreiwilligen) Nutzung der angebotenen Anwendungen<br />

führte [4]. Ein weiterer kritischer Faktor für die Praxistauglichkeit der Lehr- und Lernprogramm<br />

war, neben den genannten Faktoren, die Unausgereiftheit der Anwendungen, sowie deren<br />

technologiegetriebener Entwicklungsansatz. Auf diesen Grunderfahrungen basierend entstanden<br />

bundesweit eine Reihe fallbasierter e-Learning-Anwendungen, die auf konstruktivistischen Lerntheorien<br />

gründeten. Deren Integration in die Berliner Projekte soll dargestellt werden.<br />

Neben der Bereitstellung der notwendigen Technologien, die in den Projekten Medumobile, Sympol<br />

und Meducase im Vordergrund standen, stellte die Produktion von Inhalten für bereits existierende<br />

Anwendungen den Schwerpunkt in dem Projekt Caseport dar, in Berlin insbesondere für die Kinderheilkunde<br />

(Pädiatrie). Anhand dieses Projektes soll exemplarisch die methodische Umsetzung der<br />

schrittweisen didaktischen und technischen Entwicklung eines Unterrichtsszenarios dargestellt wer-<br />

1 Der Reformstudiengang Medizin wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die<br />

VolkswagenStiftung, die Deutsche Ärzteversicherung und die Robert Bosch Stiftung<br />

- 11 -


Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />

K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />

den. Ein wichtiger Aspekt der universitären Ausbildung in der Kinderheilkunde stellt die Kenntnis der<br />

klassischen pädiatrischen Kinderkrankheiten dar. In der universitären Medizin liegt der Schwerpunkt in<br />

der Behandlung spezifischer Krankheitsbilder. Klassische Kinderkrankheiten sind in der universitären<br />

Lehre im geringen Maße präsent, obwohl sie einen großen Teil der pädiatrischen Patienten betreffen.<br />

Zudem ist es in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Reduktion der Liegezeiten in den Kliniken<br />

gekommen, so dass einer reduzierten Anzahl kränkerer Patienten einer wachsenden Zahl von<br />

Studierenden gegenüber steht. Somit ergab sich die Fragestellung, inwiefern der klinische Kontakt mit<br />

klassischen pädiatrischen Krankheitsbildern realitätsnah durch multimediale Anwendungen ergänzt<br />

werden könne.<br />

Methodik/Ergebnisse<br />

a) Caseport<br />

Die Beteiligung an dem Projekt Caseport sah die Entwicklung medizinischer Lehr- und Lernfälle für die<br />

Kinderheilkunde innerhalb eines Konsortiums von drei Unikliniken (Freiburg, Heidelberg, Berlin) vor.<br />

Diese sollten anschließend über ein Internetportal (www.caseport.de) für autorisierte Anwender verfügbar<br />

gehalten werden. Zu diesem Zwecke musste in Berlin ein Programm zur Darstellung dieser<br />

klinischen Fallbeschreibungen ausgewählt werden, dass den Anforderungen des problemorientierten<br />

Unterrichts am Reformstudiengang gerecht wurde. Es wurde eine Evaluation der ausgereiften, am<br />

Markt verfügbaren fallbasierten Lehr- und Lernprogramme durchgeführt. Dies waren Docs `n Drugs,<br />

D3-Webtrainer, Casus, DrX und CAMPUS. Anhand einer Kriterienliste wurde, unter Berücksichtigung<br />

der geplanten Lehrszenarien, die Anwendbarkeit der Programme evaluiert. Anschließend wurden die<br />

Systeme einer kritischen Bewertung durch unsere Mitarbeiter unterzogen. Für die Pilotphase in der<br />

Praxis wurde das Programm CAMPUS ausgewählt. Die Begründung lag zum einen in der ausdrücklich<br />

konstruktivistischen Programmkonstruktion, die lerntheoretisch und praktisch dem pädagogischen<br />

Konzept des Reformstudiengangs am nächsten kam [5]. Für CAMPUS lagen im Bereich Pädiatrie<br />

bereits Erfahrungen im studentischen Einsatz des Heidelberger Curriculums vor [6]. Für jedes der<br />

Programme galt, das bis zu diesem Zeitpunkt wenige Erfahrungen für den selbst gesteuerten Einsatz<br />

im problemorientierten Kleingruppenunterricht [7] gab, so dass für die möglichen Programmanpassungen<br />

der technische Support eine wichtige Rolle spielte. Dieser wurde durch die Entwickler-Gruppe um<br />

Professor Leven an der Fachhochschule Heilbronn im Fachbereich medizinische Informatik gewährleistet.<br />

Ein weiteres Kriterium war das ausgereifte Stadium der Entwicklung des Programms zu diesem<br />

Zeitpunkt. CAMPUS bietet die Möglichkeit, unter einem Dach die medialen Erweiterungen (Videos von<br />

verschiedenen Krankheitsstadien, Anamnese-Videos), der bisher in ausschließlich textueller Form<br />

oder auf getrennten Datenträgern vorliegenden Patienteninformationen zu vereinen. Es können weitere<br />

wichtige klinischen Daten wie Laborbefunde und bildgebende Diagnostik (Röntgen, Ultraschall, etc.)<br />

in animierter Form angeboten werden. Der gesamte klinische Krankheitsverlauf eines Patienten kann<br />

so auf seine didaktisch relevanten Aspekte gestrafft, nachvollzogen werden. Die Überführung von<br />

CAMPUS in den Praxiseinsatz erfolgte mittels eines mehrstufigen Usability tests:<br />

Die acht Berliner POL- Schritte<br />

1.Klärung grundsätzlicher Verständnisfragen zu<br />

Terminologie und Problemstellung<br />

2. Definition des Problems oder von Teilproblemen zur<br />

Bearbeitung durch die Gruppe<br />

3. Sammlung von Hypothesen und Ideen<br />

4. Systematische Ordnung von Hypothesen und Ideen<br />

5. Formulierung der Lernziele<br />

6. Erarbeitung der Lernziele<br />

7. Synthese und Diskussion der zusammen getragenen<br />

Lerninhalte<br />

<strong>8.</strong> Reflexion der erarbeiteten Inhalte, des strategischen<br />

Vorgehens, des Gruppenprozesses<br />

Abb.: 1 POL-Ablauf Schema f. 2 Sitzungen<br />

1. Ziel dieser Teststufe war die Evaluation der<br />

praktischen Umsetzung des Medieneinsatzes im<br />

POL-Unterricht. Ein selbst entwickelter HTML-Player<br />

diente als Trägerplattform für den ersten Einsatz.<br />

Inhaltlich wurden in der Lernmethode des<br />

problemorientierten Unterrichts (POL) erfahrene<br />

Studierende des 5. Semesters mit dem System, statt<br />

der herkömmlichen Papierfälle versorgt. Die<br />

Oberfläche bietet in übersichtlicher Form alle<br />

enthaltenen Videos und inter-aktiven Bilder in einer<br />

Menüleiste an. Dies beinhaltete mehrere Videos,<br />

sowie interaktive Röntgenbilder ergänzend zu den<br />

textuellen Informationen. Pro Gruppe Studierender<br />

wurde ein Beamer oder Monitor mit Computer bzw.<br />

Laptop vorgehalten. Die in diesem Szenario<br />

erhobenen Informationen flossen in das<br />

Folgeszenario ein. Probleme, die eine Anpassung<br />

des Szenarios erforderten, ergaben sich vor allem im<br />

Bereich der Interaktion der Gruppe mit der neuen Technik (Hawthorne-Effekt). Die Erhebung der Fallinformationen<br />

erfolgte in den Kinderkliniken der Charité dem Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und<br />

Jugendmedizin.<br />

- 12 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

2. Der erste Pilottest für CAMPUS wurde mit Studierenden des sechsten Semesters in den POL-<br />

Gruppensitzungen durchgeführt. Die quantitative und qualitative Evaluation zeigte die Notwendigkeit<br />

für eine Anpassung des Programms für den POL-Gruppenunterricht auf. Obwohl die Erfahrungen aus<br />

dem ersten POL-Gruppeneinsatz berücksichtigt wurden, ergaben sich Hinweise auf eine mangelnde<br />

didaktische Übereinstimmung zwischen der Programmstruktur und der Anwender-Schnittstelle in Form<br />

des auf einem JAVA-Client basierenden CAMPUS-Players.<br />

3. Der dritte Test half die Schnittstellenmängel des Clients im Detail einzugrenzen. Es wurde mit<br />

bis zu drei Fällen pro Gruppe der Einsatz im studentischen Unterricht untersucht. Ein Anforderungskatalog<br />

für die Entwicklung eines für die spezifischen Bedürfnisse des POL-Unterrichtes geeigneten<br />

Players wurde erstellt. Dieser sollte parallel zu dem ursprünglichen CAMPUS-Player als Alleinlerner-<br />

Variante verwendet werden. Der neue Player, CAMPUS-Light, die Verwendung im Gruppenunterricht<br />

erleichtern.<br />

4. In dieser Testphase konnte die Zahl der eingesetzten medizinischen Fälle pro Semester durch<br />

fortgeschrittene Autorentätigkeit erweitert werden. Der neu programmierte CAMPUS-Light-Player bot<br />

erstmals eine plattformunabhängige Nutzung der Inhalte an. Durch die Umsetzung in Javascript/HTML,<br />

konnte eine schnellere und leichtere Erreichbarkeit der Daten gewährleistet werden.<br />

Gleichzeitig waren die Fälle über das Caseport-Portal in der Java-Variante aus dem Internet abrufbar.<br />

5. Im Sommersemester 2004 wurden im sechsten Semester des Reformstudiengangs Medizin<br />

im Block Säugling/Kleinkind fünf der sieben möglichen Fälle multimedial in vier von acht POL-Gruppen<br />

gleichzeitig angeboten. Pro Gruppe stand ein Laptop mit Beamer und CAMPUS-Light als Software zur<br />

Verfügung. Die Resonanz der Studierenden auf dieses Angebot war positiv. Eine qualitative Kurzbefragung<br />

ergab eine überwiegend positive Einschätzung durch die Studierenden. Nachdem die technischen<br />

Schwierigkeiten beseitigt wurden, liegt der Auswertungsschwerpunkt auf den kognitiven Effekten<br />

des Computereinsatzes. Ziel des Einsatzes soll die vergleichende Überprüfung des Wissenszuwachses<br />

sein. Diese Ergebnisse befinden sich in Auswertung.<br />

Evaluation<br />

Lernsoftware<br />

CAMPUS-<br />

Fallerstellung<br />

Usability/Didaktik Test HTML-<br />

Player<br />

1. CAMPUS-<br />

Einsatz<br />

CAMPUS-<br />

Modifikation<br />

Regelstudiengang<br />

1. CAMPUS<br />

Regel- und<br />

Reformstudiengang<br />

Fallerstellung + Evaluation + Modifikation<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Abb.2: Entwicklung u. Integration von CAMPUS<br />

b) Meducase<br />

In der Zusammenarbeit mit Meducase wurden die Teilaspekte Unterstützung der Anamneseerhebung<br />

durch Multimediaprogramme und problemorientiertes Lernen im Internet erforscht. Zudem wurden für<br />

die Meducasefälle Simulationspatientinnen und -patienten gefilmt, um die Fallbeispiele aus der Klinik<br />

lebendiger wirken zu lassen.<br />

Im Teilprojekt Medupol wird der POL-Prozess im Internet online erlebbar. Studierende können an<br />

einem virtuellen POL-Seminar teilnehmen. Die Vorteile eines interaktiven Kommunikationstools, also<br />

die orts- und zeitunabhängige Teilnahmemöglichkeit, werden mit den Stärken des problemorientierten<br />

Kleingruppenunterrichts kombiniert. Der Computer spielt selber die Rolle eines Ideengebers während<br />

der Brainstormingphase (s. Abb. 1 Schritt 3). Ein menschlicher Tutor ist zu fest gelegten Zeiten online<br />

und ermöglicht einen interaktiven Austausch und die Beantwortung fachlicher Fragen. Dieses Projekt<br />

befindet sich in der Erpobungsphase.<br />

In einem Blended-Learning-Ansatz wurde in einem weiteren Projektzweig ein System entwickelt, mit<br />

dessen Hilfe Studierenden innerhalb der Meducase-Plattform beispielhafte Arzt-Patientengespräche<br />

auf Videos (MPEG2/Flash-basiert) zur Verfügung gestellt werden konnten. Dies diente zur Vorbereitung<br />

der realen Übungsgespräche mit Simulationspatienten(innen). Diese Gespräche stellen eine<br />

Ausbildungsveranstaltung im Rahmen von Interaktionsseminaren dar. Studierende erhalten Feedback<br />

von den Simulationspatienten(innen) bezüglich ihrer Gesprächsführungstechniken und Interaktionsfertigkeiten.<br />

- 13 -


Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />

K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />

c) Medumobile<br />

Das Projekt Medumobile beinhaltete die<br />

Entwicklung und Implementierung Wireless-LAN<br />

gestützter Anwendungsszenarien<br />

unter Integration der bereits bestehenden<br />

multimedialen E-learning-Projekte. Die<br />

Szenarien beinhalteten am Reformstudiengang<br />

den Einsatz in POL-Gruppen, im Regelstudiengang<br />

in einem Vorlesungs- und<br />

einem Kleingruppen-Szenario. Über via<br />

VPN an ein separates LAN angebundenen<br />

Server, konnte das Übertragungsteam (2<br />

Techniker, studentische Hilfskräfte in den<br />

Gruppen, Arzt) aus der Notaufnahme der<br />

Kinderklinik eine klinische Aufnahmesituation<br />

übertragen. Die angemeldeten<br />

Abb. 3: Übertragungs Szenario WLAN Charité<br />

Nutzer des Systems waren über den Zeitpunkt<br />

der Übertragung kurzfristig informiert worden und hatten Gelegenheit, sich innerhalb der Reichweite<br />

eines Acces-Points (802.11b) auf einem der Campi zu begeben. Vier POL-Gruppen waren in<br />

ihren Seminarräumen der Übertragung zugeschaltet. Innerhalb der Szenarien zeigte sich technischer<br />

und didaktischer Anpassungsbedarf. Die Zufriedenheit der Studierenden konnte so von Veranstaltung<br />

zu Veranstaltung deutlich gesteigert werden. Der Zugang mehrerer Rechner zu einem Accesspoint mit<br />

Videoübertragungen führte zu<br />

Übertragunsunterbrechungen auf einzelnen Rechnern aufgrund der hohen Datenlast. Schwierigkeiten<br />

bereitete die Synchronisation der Interaktion zwischen den einzelnen Gruppen und dem Patienten.<br />

Diskussion<br />

Der virtuelle Patientenkontakt dient der Vorbereitung und Ergänzung der traditionellen Unterrichtsveranstaltungen,<br />

kann und soll aber keinen Ersatz für den direkten Kontakt mit den Patienten darstellen.<br />

Drittmittel-geförderte Multimedia-Projekte stellen neben den fakultätseigenen Projekten den Ausgangspunkt<br />

der derzeit bestehenden E-Learning-Aktivitäten der Charité dar. Die auf verschiedenen<br />

Ebenen entwickelten Projekte, beinhalteten neben der Entwicklung technischer Lösungen, die Erstellung<br />

von Inhalten für bereits bestehende Programme, sowie die Entwicklung der didaktischen Rahmenbedingungen<br />

für den Unterricht im Sinne eines Blended-Learning-Ansatzes.<br />

Für den Einsatz der multimedialen Anwendungen im studentischen Kleingruppen-Unterricht, hat es<br />

sich als sinnvoll erwiesen, den Verlockungen des Technologie-getriebenen Entwicklungsansatzes zu<br />

widerstehen und die Szenarien zuallererst unter mediendidaktischen und lerntheoretischen Aspekten<br />

zu planen. Unter enger Einbindung der Anwender, Studierender wie Dozenten konnte die Technik der<br />

Lernumgebung angepasst werden.<br />

Von den Studierenden wurde der Mehrwert der Szenarien in der Kinderheilkunde wahrgenommen und<br />

mit positiver Resonanz beantwortet, nachdem die technischen Anfangschwierigkeiten beseitigt werden<br />

konnten. Er bestand vor allem in der realistischen Darstellung der Patienten und ihrer multimedial<br />

aufgearbeiteten Krankheitsbilder. Die Vereinheitlichung der Daten eines Patienten unter dem Dach<br />

einer Software (Meducase/CAMPUS) und deren Kombination mit Wissensfragen stellt einen technologischen<br />

und didaktischen Fortschritt zu den traditionellen Medienszenarien (Text/Foto/Video) dar.<br />

Durch die universelle Erreichbarkeit der verwendeten Unterrichtsmaterialien können Dozenten(innen)<br />

Studierenden die Möglichkeit geben, selbst gesteuert ihre Lernerfolge zu messen, nicht räumlich anwesenden<br />

Studierenden wird die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Veranstaltung ermöglicht.<br />

Seitens der Fakultät wurde eine intensive Tätigkeit im Hinblick auf die Fortsetzung der Projekte in<br />

Gang gesetzt. Weiterbeschäftigung eines Teils der Mitarbeiter aus den Projekten gewährleistet den<br />

Fortbestand der Projekte. Die Einführung der neuen Ärztlichen Approbationsordnung im Oktober 2003<br />

bietet die Chance, während der notwendigen curricularen Änderungen einen Prozess der Integration<br />

der E-Learning-Aktivitäten in den regulären universitären Lehrbetrieb zu erreichen. Ein weiteres Produkt<br />

von Caseport ist die bundesweite Kooperation verschiedener Zentren, diese wird ebenfalls über<br />

den Rahmen der Projektlaufzeit hinaus fortgesetzt.<br />

Das Projekt Medumobile kann als experimentell bezeichnet werden. Die Erprobung neuer, innovativer<br />

Technologien ist ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung neuer Lern- und Lehrszenarien. Die Installa-<br />

- 14 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

tion drahtlos gestützter Netzwerke erfordert einen hohen technischen und personellen Aufwand der<br />

Lehreinrichtungen. Unter dem Aspekt der Vereinfachung des Technikeinsatzes im Unterricht stellen<br />

die installierten Netzwerke in Koppelung mit den über das Intranet erreichbaren Unterrichtsmaterialien<br />

ein wertvolles Werkzeug dar. Dozenten(innen) und Studierende können auf einfachem Weg schnellen<br />

Zugang zu Unterrichts- und Lernmaterialien erhalten. Für die drahtlose Übertragung interaktiver Patientenkontakte<br />

sind verschiedene Patientengruppen entlastbar. Der Vorteil der Direktübertragung<br />

eines Anamnesegespräches liegt in der deutlichen Reduktion redundant gestellter Fragen für den<br />

Patienten, der in einem klassischen Lernszenario von wesentlich kleineren Einzelgruppen befragt und<br />

untersucht werden würde. Klassische Symptome der Kinderheilkunde können auf diesem Weg zeitnah<br />

für eine große Anzahl Studierender präsentiert werden, diese können den Patienten anschließend<br />

einzeln besuchen und ersparen ihm die erneute Präsentation der schmerzhaften Symptomatik. Durch<br />

die Verteilung von Hotspots über die vier Charité Campi (Distanz zwischen vier und 30 Km) kann die<br />

Erreichbarkeit von Lehrveranstaltungen für Studierende vereinfacht werden. Kritisch für den Einsatz<br />

bleibt in dem derzeitigen Entwicklungsstadium der hohe technische Aufwand, der zur Realisierung der<br />

sicheren und hochwertigen Übertragung sensitiver Patientendaten notwendig ist.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich für die Kooperation bei den Projekten Sympol (Leitung Prof. Dr. Östmann),<br />

Meducase (Leitung Prof. Dr. Schumann), Medumobile (Leitung Dr. Nguyen-Dobinsky) und Caseport<br />

(Leitung Dr. Fischer, LMUZ-München), sowie beim Caseport-Konsortium, für die Kooperation mit dem<br />

Simulationspatientenprogramm bei Dr. Ortwein, Dr. Fröhmel und Dr. Werner, für die fachliche Unterstützung<br />

bei Prof. Dr. Gaedicke und für die Unterstützung durch den Reformstudiengang bei Prof. Dr.<br />

Burger<br />

Caseport-Förderkennzeichen: 08NM111F<br />

Meducase-Förderkennzeichen: 08NM077C<br />

Medumobile-Förderkennzeichen: 08 NM229<br />

Literatur<br />

[1] Bekanntmachung von Richtlinien über die Förderung von Vorhaben zur Förderung des Einsatzes<br />

Neuer Medien in der Hochschullehre im Förderprogramm "Neue Medien in der Bildung; http://www.ptdlr.de/PT-DLR/nmb/Ausschreibungen/Hochschulen.html<br />

[2] Costello WJ, Mann DD, Dane PB., Computer case simulations for student evaluation in a PBL<br />

track. Acad Med. 1997 May;72(5):416.<br />

[3] Frey P.: Papier oder PC? Die neuen Medien auf dem Prüfstand. Use of Computers in Medical Education<br />

Part II, Zeitschrift für Hochschuldidaktik S.99-108<br />

[4] Simonsohn AB, Fischer MR., Evaluation of a case-based computerized learning program (CASUS)<br />

for medical students during their clinical years, Dtsch Med Wochenschr. 2004 Mar 12; 129(11):552-6<br />

[5] Haag M, Maylein L, Leven FJ, Tonshoff B, Haux R.Web-based training: a new paradigm in computer-assisted<br />

instruction in medicine. Int J Med Informatics 1999;53:79-90.<br />

[6] Riedel J, Singer R, Heid J, Leven FJ (2000); CAMPUS: Ein simulatives und flexibles fallbasiertes<br />

Web-based Training System für die medizinische Ausbildung, 107-112. Proc. 5. <strong>Workshop</strong> der AG<br />

CBT der GMDS, 11.-12. Mai, Köln. Shaker Verlag, Aachen<br />

[7] Deretchin, LF(1998). Student Information Resource Utilization in Problem-Based Learning, Med<br />

Educ Online 1998;4:7<br />

- 15 -


Drei Jahre Integration Drittmittel-geförderter Multimedia-Projekte in das Modellprojekt Reformstudiengang Medizin<br />

K. Sostmann, K. Schnabel, Charité, Universitäts Medizin Berlin<br />

Autoren:<br />

Dr. med Kai P. Schnabel<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />

Campus Mitte<br />

Reformstudiengang Medizin<br />

Leiter des Trainingszentrums für ärztliche Fertigkeiten<br />

Virchowweg 22<br />

10117 Berlin<br />

Email: kai.schnabel@charite.de<br />

Tel.: 030 450 576 003<br />

Kai Sostmann<br />

Charité – Universitäts Medizin Berlin<br />

Klinik für Allgemeine Pädiatrie<br />

Assistenzarzt<br />

Campus Virchow Klinikum<br />

Augustenburgerplatz 1<br />

13353 Berlin<br />

Email: kai.sostmann@charite.de<br />

- 16 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

eScience, eLearning, eCampus und<br />

immer die gleichen Basisdienste ?!<br />

G. Springer, K. Trippler, TU Ilmenau<br />

Abstract. Vom Universitätsrechenzentrum (UniRZ) der TU Ilmenau wird im Auftrag des<br />

Rektorats die eCampus-Initiative koordiniert. Ein wichtiger Teil dieser Initiative ist die<br />

Umsetzung der offenen organisatorisch-technischen Infrastruktur der TU Ilmenau. Durch<br />

diese Infrastruktur werden zentrale multimediale Basisdienste bereitgestellt, die sowohl<br />

für eLearning-Anwendungen als auch für die Umsetzung von eScience nutzbar sein sollen.<br />

Der aufgezeigte Ansatz soll es erleichtern, mit einer immer größer werdenden Zahl<br />

von IT-Anwendungen durch Schnittstellendefinition und -pflege effektiver umzugehen.<br />

Einführung<br />

Die Begriffe mit vorangestelltem „e“ wie „eLearning“, „eScience“ oder „eCampus“ prägen inzwischen<br />

den Alltag an Hochschulen. Aber unabhängig davon, ob „e“ für „electronic“ oder „enhanced“ steht,<br />

allen Begriffen ist eines gemeinsam – sie beschreiben eine neue Art von Infrastruktur. Wir wissen,<br />

dass Forschung und Lehre ohne Computer und Internet nur noch schwer vorstellbar ist. Die Wissenschaft<br />

heute benötigt eine Infrastruktur für neue Anwendungen und Arbeitsformen. So steht „eScience“<br />

im Zusammenhang mit dem „Aktionsprogramm Informationsgesellschaft 2006“ der Bundesregierung,<br />

„eCampus“ beschreibt eine Infrastruktur an der TU Ilmenau und „eLearning“ stellt die konkrete<br />

Übertragung des Modells dieser Infrastruktur auf das Lehren und Lernen an Hochschulen und im konkreten<br />

Fall auf die TU Ilmenau dar.<br />

D-Grid und eScience Framework<br />

Das Internet hat in den letzten Jahren unsere Kommunikationsstrukturen revolutioniert. Austausch und<br />

Vermittlung von Informationen in großen Mengen und in kürzester Zeit sind Realität. Derzeit wird nicht<br />

nur in Deutschland die nächste Netzgeneration vorbereitet. Die nächste Generation des Wissenschaftsnetzes<br />

heißt hier X-WiN (X steht für extend, WiN = Wissenschaftsnetz) und wird das G-WiN<br />

(Giga-Bit-Wissenschaftsnetz) bis Ende 2005 vollständig ablösen. Die neue Netzgeneration wird weiter<br />

Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens grundlegend verändern. In den Mittelpunkt tritt immer mehr<br />

die Speicherung und Verarbeitung. Weltweit werden in Projekten Computerressourcen zu so genannten<br />

Grids miteinander verbunden. Zur Unterstützung dieser Aktivitäten in Deutschland hat sich die<br />

Grid-Initiative gegründet.<br />

In Abbildung 1 sind die gegenwärtig relevanten Anwendungsszenarien für den Grid-Einsatz [1] zusammengefasst.<br />

Besonders Wissenschaftsbereiche, die mit sehr großen Datenmengen rechenintensive<br />

Simulationen durchführen, werden die ersten Anwender von Grids sein. Durch diese Entwicklung<br />

kann es auch bei den bisherigen Organisationsformen in der Wissenschaft zu neuen Bewertungen<br />

kommen. Virtuelle Organisationen, in denen sich Unternehmen und Projektgruppen zur Erledigung<br />

einer bestimmten Aufgabe zusammenschließen, um sich dann wieder aufzulösen, sind denkbar. Um<br />

auf Umweltkatastrophen effizient reagieren zu können, wäre es denkbar, dass Organisationen aus<br />

Wissenschaft, Politik und Wirtschaft Datenbestände und andere Ressourcen gemeinsam nutzen.<br />

Selbst die Einbeziehung privater Ressourcen in Grids ist denkbar. Der Phantasie sind kaum Grenzen<br />

gesetzt.<br />

Eines der wichtigsten zu lösenden Probleme ist die Entwicklung der Middleware. Durch Middleware<br />

werden die Leistungen des Grid gesteuert und verwaltet. Dazu kommt, dass im Bereich AAA (Authentication,<br />

Authorization und Accounting) viele Fragen offen sind. Ähnliche Probleme existieren in vielen<br />

anderen IT-Anwendungsbereichen, so auch beim eLearning. Mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung und<br />

ihren Erfahrungen müssen und werden die Rechenzentren bei der organisatorischen und technischen<br />

Umsetzung von Grids aktiv mitarbeiten. Die an der TU Ilmenau entstehende offene organisatorische<br />

und technische Infrastruktur bildet hierfür eine sehr gute Voraussetzung.<br />

- 17 -


eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />

G. Springer, K. Trippler, TU Ilmenau<br />

Abbildung 1: eScience Framework entsprechend D-Grid-Initiative<br />

eLearning Systeme und die Basisdienste<br />

Der Einsatz von neuen Medien an den Hochschulen ist inzwischen Realität. Die Produktion und Bereitstellung<br />

von Content über die verschiedenen eLearning Plattformen wurde durch zahlreiche Einzelprojekte<br />

gefördert und kam unter der Bezeichnung „blended learning“ in den letzten Jahren besonders<br />

in der Präsenzlehre zum Einsatz. Inzwischen rücken immer mehr Fragen der Nachhaltigkeit sowohl<br />

für die Contentproduktion und Pflege, als auch die Integration von Lehr- und Lernplattformen in<br />

die IT-Landschaften der Hochschulen in den Mittelpunkt. Es wird zunehmend deutlich, dass Schnittstellen<br />

zwischen allgemeinen IT-Diensten und eLearning-Systemen notwendig sind, die auch von<br />

anderen Anwendungsbereichen genutzt werden. Die im vorigen Abschnitt beschriebene und in den<br />

letzten Monaten in Deutschland ins Leben gerufene D-Grid Initiative benötigt zum Teil Basisdienste,<br />

die denen von eLearning Systemen sehr ähnlich sind.<br />

So wie die meisten eLearning Plattformen nutzt die Plattform „metacoon“ [2] vielfältig Basisdienste<br />

insbesondere zur Kommunikation und Administration (AAA), die plattformunabhängig sind. In Abbildung<br />

2 wird eine mögliche gemeinsame Schnittstelle zu eScience Anwendungen sichtbar. Daher werden<br />

Entwicklungen im Bereich der Schnittstellen zu Basisdiensten in enger Zusammenarbeit zwischen<br />

den Entwicklern von „metacoon“ und den Thüringer Rechenzentren geplant.<br />

Weiterhin findet man in der Multimediakonzeption der TU Ilmenau Festlegungen zu den softwaretechnischen<br />

Lösungen:<br />

• Mitarbeit bei der thüringenweiten Lehr- und Lernplattform „metacoon“<br />

• Nutzung effektiver Internetplattformen<br />

• Weiterführung von existierenden Plattformen wie ILIAS, Web-CT<br />

• Ständige Beobachtung der technischen Entwicklung durch das geplante Kompetenzzentrum<br />

für eLearning Dienste in Zusammenarbeit mit dem <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>.<br />

- 18 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

eDienste Integration in Hochschulen 3<br />

Räume auf Hochschul- /<br />

Fakultäts- / Professur-Ebene<br />

äußere Webseite<br />

der Ebene mit<br />

integrierten Webseiten<br />

der Räume der Ebene<br />

Eingangsraum<br />

einer Ebene<br />

Zusammenstellung<br />

individueller virtueller<br />

Lern- / Arbeitsräume<br />

äußere<br />

Webseite mit<br />

Loginfunktion<br />

Pool anpassbarer<br />

Werkzeuge<br />

Lernen, Lehren,<br />

Einschreibefunktion,<br />

Prüfungsverwaltung,<br />

...<br />

Kooperation Kommunikation<br />

Authoring & Recherche, z.B. eMail,<br />

Dokumenten- Newsforen, Chat, ...<br />

Management, Bibliothek<br />

Koordination: Administration<br />

Kalender, Benutzerverwaltung<br />

Aufgaben,<br />

Projektverwaltung...<br />

eCampus-Basis<br />

auf der Grundlage<br />

von Basisdiensten<br />

Studien-/Prüfungsverwaltung<br />

Einschreibe-<br />

System<br />

Digitale Bibliothek<br />

Dokumenten-<br />

Managemement<br />

Websetien-<br />

CMS<br />

eMail-System<br />

News- u.a. Info-<br />

Systeme<br />

Vorgänge, Abläfufe<br />

Aufgaben<br />

sonst. Kommunikations-Basisdienste<br />

Projektplanung-<br />

Steuerung<br />

Benutzerverwalt.<br />

Metadirectory<br />

System-<br />

Administration<br />

...<br />

Autoren: metacoon-services A. Zobel, M. Hupfer<br />

Abbildung 2: Die Plattform "metacoon“ und die Basisdienste<br />

eCampus und die offene organisatorisch-technische Infrastruktur im IT- und Multimediabereich<br />

an der TU Ilmenau<br />

Am Beispiel der eCampus-Initiative der TU Ilmenau kann demonstriert werden, welchen Vorteil die<br />

verschiedenen IT-Anwendergruppen haben können, wenn man auf Schnittstellen zwischen Basisdiensten<br />

und Anwendergruppen achtet und solche Schnittstellen vorhält.<br />

Die Motivation für die eCampus-Initiative des Rektorats der TU Ilmenau ist die Förderung moderner<br />

Technologien der Informationsverarbeitung und Multimediatechnik, mit dem Ziel eines effektiven Ressourceneinsatzes.<br />

Zudem soll der, besonders an Hochschulen existierenden und teilweise nachvollziehbaren<br />

Tendenz zu Insellösungen, entgegengewirkt werden. Der akademische und der Verwaltungsbereich<br />

von Hochschulen fordern immer stärker Schnittstellen zwischen den IT-Anwendungen.<br />

Um diese Ziele zu erreichen soll eine offene organisatorisch-technische Infrastruktur (siehe Abbildung<br />

3) aufgebaut werden, welche alle Belange einer Hochschule, besonders aber die Freiheit von Lehre<br />

und Forschung und die hohe Innovationsrate, berücksichtigt.<br />

Die angestrebte offene Architektur soll zu gemeinsamen organisatorischen Regeln für Anwendungen<br />

führen. Eine Zertifizierung wird angestrebt. Weiterhin ist eine abgestimmte Personal- und Investitionsplanung<br />

(Haushalt, HBFG, Drittmittelprojekte, Fördervereine) notwendig. Im Rahmen der Qualitätssicherung<br />

werden vom Rektorat regelmäßig Arbeitsfortschritte überprüft und eine Aufwand-Nutzen-<br />

Analyse folgender Schwerpunkte der Phase 1 der eCampus Initiative vorgenommen:<br />

• Zugang zu Prüfungsdaten über WWW für alle Studenten und Professoren mittels Thoska+<br />

• Einführen einer neuen Datawarehouselösung für den Zugang zu Verwaltungsdaten<br />

• Weiterentwicklung von S-Plus Stundenplanung – insbesondere der Benutzeroberfläche<br />

• Einführung eines Metadirectory (Identity-Management)<br />

• Einführung eines universitätsweiten Web-Content-Management-Systems<br />

• Aufbau eines virtuellen Kompetenzzentrums für eLearning-Services am UniRZ<br />

• Angebot eines zentral gepflegten elektronischen Anmeldesystems für Veranstaltungen<br />

- 19 -


eScience, eLearning, eCampus und immer die gleichen Basisdienste ?!<br />

G. Springer, K. Trippler, TU Ilmenau<br />

„eLearning“, „eScience” und „eCampus“ befördern „Change Management“ an Hochschulen<br />

Die Initiative eCampus wird in Phase 2 auf der Basis von „eLearning“ weiterentwickelt. Kerngedanke<br />

dabei ist die Etablierung eines „Kompetenzzentrums für eLearning Dienste“ im UniRZ der TU Ilmenau.<br />

Diese Aktivitäten werden durch Projektanträge im Rahmen des Hochschulwissenschaftsprogramms<br />

HWP 2005 und des Förderschwerpunktes „Neue Medien in der Bildung“ des BMBF unterstützt. Alle<br />

dargestellten Prozesse – sowohl im Bereich „eLearning“, „eScience“ und „eCampus“ können unter<br />

dem Begriff „Change Management“ – also “Management von Veränderungen” - zusammengefasst<br />

werden. Gemeint ist ein systematischer Ansatz, mit dem der Wandel in Organisationen bewusst und<br />

zielgerichtet gestaltet werden kann. Change Management gewinnt in dem Maße an Bedeutung, in<br />

dem die Anpassungsanforderungen nicht nur in Unternehmen sondern auch an Hochschulen steigen.<br />

Change Management ist in ganz erheblichem Maße Kommunikation, denn Change Management will<br />

Denkprozesse auslösen, will Impulse zum Umdenken geben, Verhaltensänderungen bewirken und<br />

Kooperationen über Einrichtungsgrenzen hinweg anregen. Das setzt Transparenz der Prozesse, Akzeptanz<br />

der offenen Architektur und eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit voraus. Die aktive Mitarbeit<br />

möglichst vieler Hochschullehrer bei der inhaltlichen Konzeption ist wichtig und notwendig und trägt<br />

maßgeblich zum Erfolg der Initiative eCampus an der TU Ilmenau bei.<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Hardware-<br />

Visualisierung<br />

Softwareentwicklung<br />

entwicklung<br />

. . .<br />

. . .<br />

Modellierung<br />

Netzwerkentwicklung<br />

Management, Administration und Koordinierung<br />

Lehr- und<br />

Lernsysteme<br />

Meta<br />

Directory<br />

Integrierte Multimediale Basisdienste<br />

Portalfunktionalitäten<br />

Konferenzsysteme<br />

Audio/Video<br />

PKI<br />

Thoska+<br />

Zentrale Informations- und<br />

Verwaltungssysteme<br />

Zentrale Multimediale Basisdienste<br />

E-Mail<br />

E-Group<br />

WWW<br />

CM<br />

System<br />

Backup<br />

Netz- und Kommunikationsdienste<br />

Digitale<br />

Bibliothekssysteme<br />

Authentisierung<br />

Cluster-<br />

Computing<br />

Streaming<br />

Datenschutz und Datensicherheit<br />

Netzzugang (Internet/Intranet/Extranet)<br />

Multicasting/<br />

Routing<br />

Roaming mit<br />

anderen Unis<br />

Mobilität, VPN<br />

WLAN, Dial-In<br />

Dienstneutrale<br />

Verkabelung<br />

Quality of<br />

Service<br />

Accounting<br />

Statistik<br />

Abbildung 3: Offene organisatorisch-technische Infrastruktur im IT- und Multimediabereich an der TU Ilmenau<br />

Literatur<br />

[1] D-Grid-Lenkungsausschuss, Strategiepapier „D-Grid: Auf dem Weg zur e-Science in Deutschland“,<br />

Stand 17.12.2003<br />

[2] Zobel, Hupfer „metacoon-services“, http://www.metacoon.net<br />

Autorenangaben<br />

Dipl. Math. Günter Springer. Leiter des UniRZ<br />

Universitätsrechenzentrum der Technischen Universität Ilmenau<br />

Kontakt: guenter.springer@tu-ilmenau.de<br />

Dipl.-Ing. Katharina Trippler. wiss. Mitarbeiterin<br />

Universitätsrechenzentrum der Technischen Universität Ilmenau<br />

Kontakt: katharina.trippler@tu-ilmenau.de<br />

- 20 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek -<br />

Eine multimediale Informationsbasis<br />

für Forschung, Lehre und Industrie<br />

T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />

Abstract. Der Beitrag stellt das Konzept zum Aufbau einer digitalen Bibliothek für Forschungsinformation<br />

zur Sammlung, Systematisierung, Sicherung und geeigneten Repräsentation<br />

von Information und Wissen aus der Mechanismen- und Getriebetechnik vor.<br />

Der beschriebene Ansatz berücksichtigt dabei, dass technisches Wissen nicht nur in Form<br />

von Texten und Bildern vorliegt, sondern beispielsweise auch in Form gegenständlicher<br />

Modelle existieren kann. All diese Formen von Quellen sollen digitalisiert, aufbereitet und<br />

mit zusätzlichen Informationen angereichert werden. Dies erlaubt u. a. eine effiziente Suche<br />

nach vielfältigen Kriterien und für unterschiedlichste Zwecke. Ergänzt wird der Beitrag<br />

durch Ergebnisse, die bei exemplarischen Umsetzungen gewonnen wurden.<br />

1. Ausgangslage<br />

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts begann vor allem in Deutschland die systematische Untersuchung<br />

von Mechanismen und Getrieben. Die Notwendigkeit hierfür ergab sich aus dem großen Forschungsund<br />

Lehrbedarf, der vor dem wirtschaftlichen Hintergrund des schnell wachsenden deutschen Maschinenbaus<br />

entstand. Besonders hervorzuheben sind die theoretischen Überlegungen und praxisnahen<br />

Arbeiten des deutschen Ingenieurs F. Reuleaux, der mehr als 1000 Getriebeanordnungen ausführlich<br />

beschrieb [ReMo54, Re75] sowie eine international bekannte Getriebesammlung von über 800 Funktionsmodellen<br />

aufbaute, die während des zweiten Weltkrieges zu großen Teilen verloren ging. Ihm<br />

folgten mit bahnbrechenden Arbeiten u. a. L. Burmester, M. Grübler, A. Schönflies und H. Alt [Bu88,<br />

Grü17]. Nach dem zweiten Weltkrieg setzten u. a. W. Lichtenheldt in Dresden [Li70], R. Beyer in München,<br />

A. Bock in Ilmenau [Bo59] und W. Meyer zur Capellen in Aachen die Arbeiten fort.<br />

Mechanismen und Getriebe kommen in vielfältigster Form in nahezu allen Maschinen vor. Einige Beispiele<br />

sind im Bild 1 dargestellt. Obwohl das Wissen über die Mechanismen- und Getriebetechnik<br />

nicht nur für den Maschinenbau unentbehrlich ist (Bild 2), können in der Lehre im Allgemeinen nur<br />

elementare Grundlagen zur Struktur, Analyse und Synthese von Getrieben und Mechanismen vermittelt<br />

werden. Dies wird sich auch nicht ändern, da das Aufgabenspektrum zukünftiger Ingenieure im<br />

Bereich Maschinenbau durch neue Technologien und Entwicklungen immer breiter und interdisziplinärer<br />

wird. Allein die Computer- und Informationstechnik nimmt mittlerweile einen großen Stundenumfang<br />

bei der Ausbildung von Maschinenbauingenieuren ein.<br />

Das umfangreiche getriebetechnische Wissen ist örtlich weit verstreut und steht der Öffentlichkeit<br />

meist nur stark eingeschränkt zur Verfügung. Es entspricht nicht den heutigen Anforderungen an<br />

schnelle Informationsgewinnung. Die zugängliche Fachliteratur (Fachbücher, Getriebeatlanten, Aufsätze,<br />

Internetveröffentlichungen etc.) genügt in Inhalt, Umfang und Medium nur noch selten heutigen<br />

Ansprüchen. Sehr alte, einzigartige, in nur wenigen Ausgaben vorhandene und der Öffentlichkeit nicht<br />

zugängliche Wissensbestände müssen erschlossen, digital aufbereitet und zusammengeführt werden.<br />

Hinzu kommt ein immer größer werdender Druck seitens der Industrie, aber auch von Forschungseinrichtungen,<br />

auf Kenntnisse über Mechanismen und Getriebe in ihrer gesamten Breite internetbasiert<br />

zugreifen zu können, da ausgewiesene Getriebeexperten nicht mehr ausgebildet werden.<br />

- 21 -


Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />

T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />

a) b) c)<br />

d) e) f)<br />

Bild 1: Beispiele für Getriebe und Mechanismen<br />

a) Hexapod für höchste Präzision bei komplizierten Operationen [PI]; b) Fahrsimulator (Universität Würzburg<br />

[DK]); c) Greifersystem an einem Transport- und Beladefahrzeug; d) Roboter als Beispiel für einen offenen<br />

Mechanismus; e) Drehmaschine mit einer Vielzahl von Einstellmöglichkeiten durch Getriebe; f) nachgiebiger<br />

Mikro-Greifermechanismus aus geätztem Glas für die Mikromontage<br />

Maschinenelemente<br />

Medizintechnik<br />

Fahrzeugtechnik<br />

Messtechnik<br />

Antriebstechnik<br />

Mechanismen- und<br />

Getriebetechnik<br />

Technische Mechanik<br />

Bionik<br />

Robotik/Handhabungstechnik<br />

Bild 2: Anwendungsfelder der Getriebe- und Mechanismentechnik<br />

Die Bewahrung des erreichten Wissenstandes und der didaktischen Erfahrungen bei der Wissensvermittlung<br />

auf dem Gebiet der Mechanismen- und Getriebetechnik ist von sehr großer Bedeutung,<br />

da, wie sich in den letzten Jahren zeigte, die Gefahr groß ist, dass mit dem Ausscheiden von Professoren<br />

dieses Wissen verloren geht. Zudem werden aus Sparmaßnahmen Lehrstühle mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten zusammengelegt. Als Folge gehen häufig didaktisch wertvolle Lehrmaterialien<br />

verloren. Ein Ausweg ist die Sammlung und Veröffentlichung von Lehrmaterialien auf einer geeigneten<br />

Internet-Plattform. Diese Plattform sollte auch die Möglichkeit eröffnen, aktuelle Forschungsergebnisse<br />

weltweit zu publizieren.<br />

Aus den genannten Gründen ist der Aufbau einer international zugänglichen, digitalen Bibliothek für<br />

die Mechanismen- und Getriebetechnik erforderlich, die den schleichenden Wissensverlust aufhält.<br />

Hierfür besteht gegenüber ähnlichen Bestrebungen in anderen Wissenschaftsdisziplinen ein sehr großer<br />

Nachholbedarf.<br />

- 22 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

2. Ziele<br />

Die aufzubauende Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek (Kurztitel: DMG-Lib) hat zum Ziel,<br />

das weltweit vorhanden Wissen über Getriebe und Mechanismen zu sammeln, zu systematisieren und<br />

im Internet verfügbar und recherchierbar zu machen. Dabei soll die gesamte Breite des Einsatzspektrums<br />

von Mechanismen und Getrieben berücksichtigt werden, das vom Schwermaschinen- und Automobilbau<br />

über die Robotertechnik, Feinwerktechnik, Medizintechnik, Mechatronik und Biomechanik<br />

bis hin zur Mikro- und Nanotechnik reicht. Die aufzubauende Mechanismen- und Getriebebibliothek ist<br />

von großer Bedeutung nicht nur für Forschung und Lehre, sondern auch für die Produktentwicklung in<br />

den Unternehmen, das Patentwesen und für Autoren von einschlägigen Fachpublikationen.<br />

Gegenüber den überwiegend begrifflich arbeitenden Geistes- und Sozialwissenschaften benötigen die<br />

Ingenieurwissenschaften analytische, grafische und gegenständliche Beschreibungsformen. Dies gilt<br />

im besonderen Maße für die Mechanismen- und Getriebetechnik, die zur Lösung von gegebenen<br />

Problemstellungen vorwiegend geometrische Gesetzmäßigkeiten heranzieht. Aus diesem Grund sind<br />

grafische oder gegenständliche Repräsentationen für die Problemlösung unentbehrlich. Auf Grundlage<br />

dieser Repräsentationen ist z. B. die Durchführung von Berechnungen zur Analyse und Optimierung<br />

sowie die Ermittlung von Hilfsmitteln und Methoden für die Synthese möglich. Aber auch grafische<br />

Darstellungen besitzen ihre Grenzen bei der Anschaulichkeit, die erst durch Bildfolgen bzw. bewegte<br />

Bilder beseitigt werden können. Die DMG-Lib muss deshalb das getriebetechnische Wissen in<br />

all diesen Beschreibungsformen wiedergeben.<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten im Bereich digitaler Bibliotheken, die lediglich die nachbearbeiteten<br />

digitalen Rohdaten als Pixelbilder im Internet zugänglich machen, erfolgt im Rahmen des<br />

Projektes DMG-Lib darüber hinaus eine fachliche Aufbereitung und Anreicherung dieser Daten durch<br />

Getriebeexperten. Damit wird ein zielorientierter und effizienter Zugriff für unterschiedliche Nutzergruppen,<br />

wie Konstrukteure, Ingenieurstudenten, interessierte Laien etc., gewährleistet.<br />

Langfristig besteht das Ziel, die DMG-Lib in eine selbsttragende Einrichtung zu überführen. Die Erfahrungen<br />

und Ergebnisse, die während des Aufbaus der DMG-Lib gesammelt werden, sollen zudem<br />

neue Impulse und Hilfsmittel für den Aufbau digitaler Bibliotheken auf anderen Wissensgebieten liefern.<br />

3. Vorgehen und erste Ergebnisse<br />

Die Aktivitäten beim Aufbau der DMG-Lib lassen sich in vier Hauptphasen unterteilen, die nachfolgend<br />

vorgestellt werden. Aufgrund der Komplexität und Vernetzung der beschriebenen Arbeiten ist das<br />

Zusammenwirken unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen erforderlich. Dazu wurde eine interdisziplinäre<br />

Arbeitsgruppe gebildet, die Kompetenzen auf den Gebieten der Konstruktions- und Getriebetechnik,<br />

der geometrischen Modellierung, der Bilderkennung und -verarbeitung, des Datenbankmanagements,<br />

des Bibliotheks- und Patentwesens sowie der Softwareergonomie vereint.<br />

3.1 Quellenbeschaffung und Digitalisierung<br />

Zunächst werden die relevanten Quellen, wie z. B. Bücher, Artikel, Fotos, Videos, gegenständliche<br />

Modelle (Bild 3 bis Bild 5), an Universitäten, deren Bibliotheken und Archiven recherchiert, diese beschafft<br />

und digitalisiert. Im Unterschied zu anderen Projekten für digitale Bibliotheken dienen die umfangreichen<br />

Digitalisierungsarbeiten in der DMG-Lib nur als notwendige Vorarbeiten für die nachfolgende<br />

Anreicherung der Quellmaterialien.<br />

a) b)<br />

Bild 3: Beispiele von Getriebemodellen a) 160 Jahre alte Holzmodelle aus der Getriebesammlung der TU Dresden;<br />

b) Vitrine der umfangreichen Sammlung der RWTH Aachen<br />

- 23 -


Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />

T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />

Bild 4: Darstellungen von Burmester (Lehrbuch der Kinematik, Verlag von Arthur Felix, Leipzig, 1888)<br />

Bild 5: Gesammelte Jahrgänge der VDI-Zeitschrift der Universitätsbibliothek Ilmenau seit 1876<br />

3.2 Aufbereitung und Anreicherung der digitalen Rohdaten<br />

Im Internet verfügbare Dokumente auf dem Gebiet der Mechanismen- und Getriebetechnik<br />

(z. B. [Cor]) stehen vorrangig in Form von Pixelbildern zu Verfügung. Somit sind die entsprechenden<br />

Werke zwar grundsätzlich zugänglich, ein effektives Arbeiten, wie z. B. ein schnelles Auffinden relevanter<br />

Textstellen oder Abbildungen, wird jedoch nicht unterstützt. Deshalb erfolgt im Rahmen des<br />

DMG-Lib Projektes die weitere Aufbereitung und Anreicherung der unterschiedlichen Quellen durch<br />

Getriebeexperten, wodurch ein Mehrwert geschaffen wird.<br />

- 24 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Dieser besteht u. a. in der Bereitstellung von:<br />

• Volltextsuche, die fachlich fundiert unterstützt wird (z. B. durch Beachtung von Synonymen),<br />

• Hyperlinks im jeweiligen Dokument und zu anderen Dokumenten,<br />

• erläuternden Hinweisen und wertenden Kommentaren,<br />

• Suche getriebetechnischer Lösungen auch nach funktions- und strukturbeschreibenden<br />

Merkmalen und<br />

• Möglichkeiten zur Variation getriebetechnischer Lösungen.<br />

Die jeweils durchzuführenden Arbeiten richten sich nach der Art der Quelle. Für die Aufbereitung der<br />

in Form von Pixelbildern (Rastergrafiken) vorliegenden Daten wird Software benötigt, die sowohl Layout-<br />

als auch Texterkennungs- und Bildaufbereitungsfähigkeiten zur Verfügung stellt. Um z. B. eine<br />

Volltextsuche in gescannten Dokumenten zu ermöglichen, ist zuvor eine Texterkennung erforderlich.<br />

Durchgeführte Tests haben gezeigt, dass in diesem Bereich mit heutiger OCR-Standardsoftware (Optical<br />

Character Recognition), wie z. B. FineReader der Fa. Abbyy, der auch Frakturschrift erkennt, sehr<br />

gute Resultate erzielt werden können.<br />

Eine weitere, neue Qualität des Konzepts der Bibliothek besteht insbesondere darin, die Vielzahl von<br />

Beschreibungen getriebetechnischer Lösungen, die in unterschiedlichsten Beschreibungsformen (verbal,<br />

analytisch, grafisch, gegenständlich) vorliegen, jeweils zu abstrahieren und in einem einheitlichen<br />

Datenformat zu speichern. Die Abstraktion besteht im Auffinden des technischen Prinzips und ergänzender<br />

Angaben. Als vorteilhafte Modellierungsform von technischen Prinzipen hat sich das<br />

constraint-basierte Modellieren erwiesen. Durch die einheitliche Beschreibung einer großen Menge<br />

von technischen Prinzipen und die darauf aufbauenden Analysen sowie die systematische Speicherung<br />

der Ergebnisse wird ein webbasierter Wissensspeicher aufgebaut, der sich sehr effizient nach<br />

geeigneten Lösungen durchsuchen lässt. Dies ist besonders wichtig für diejenigen Nutzer, die auf der<br />

internetbasierten Suche nach Lösungen eines bestimmten getriebetechnischen Problems sind.<br />

Im Zusammenhang mit dem Auffinden der technischen Prinzipe stehen Fragestellungen zur halb- und<br />

vollautomatischen Analyse von Linienbildern (technische Darstellungen) einschließlich einer Symbolerkennung<br />

z. B. für Lagerstellen und Gelenke. Hierzu wurden Tests mit selbstentwickelten Methoden<br />

und Algorithmen durchgeführt, da geeignete kommerzielle Systeme für den genannten Zweck nicht<br />

ermittelt werden konnten. Die effektive Ermittlung technischer Prinzipe (Bild 6) ist derzeit u. a. Forschungsgegenstand<br />

am Fachgebiet Grafische Datenverarbeitung der TU Ilmenau. Mit leistungsfähigen<br />

Werkzeugen ist voraussichtlich in ein bis zwei Jahren zu rechnen.<br />

Bild 6: Übergang von einer historischen Abbildung [Grü17] zum zugehörigen technischen Prinzip<br />

Durch die Nutzung getriebetechnischer Software, die von den Projektpartnern bereitgestellt wurde<br />

(MASP, [BrDö03]; KINTOP, RWTH Aachen; APPROX, [GSD]), lassen sich die ermittelten technischen<br />

Prinzipe, die letztlich vollparametrisierte Modelle darstellen, analysieren und somit auf ihre physikalisch-technischen<br />

Eigenschaften wie z. B. Bewegungsbahn, Bauraum, dynamisches Verhalten untersuchen.<br />

Die technischen Prinzipe und die entsprechenden Eigenschaften werden in der DMG-Lib mit<br />

den digitalisierten Quellen verknüpft. Hierdurch ist es möglich gezielt nach diesen Eigenschaften zu<br />

suchen und die passenden Prinzipe sowie zugehörige Abbildungen und Textstellen aufzufinden.<br />

3.3 Speicherung und Verwaltung der Daten<br />

Die beim Digitalisieren, Aufbereiten und Anreichern anfallenden Daten werden zunächst in einer Produktionsdatenbank<br />

hinterlegt (siehe Bild 7). Bei diesen Daten handelt es sich zum einen um die digitalen<br />

Rohdaten, gewonnene Derivate und Metadaten, zum anderen aber auch um die Workflowdaten,<br />

so dass z. B. der aktuelle Bearbeitungsstand jeder einzelnen Quelle festgestellt werden kann. Inhalte,<br />

die für die Darstellung im Internet freigegeben sind, werden in die Portaldatenbank überführt.<br />

- 25 -


Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />

T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />

K o o r d i n a t i o n<br />

Projektstatus<br />

Rohdaten<br />

(Quellen)<br />

Auffinden,<br />

Verwertungsrechte,<br />

Beschaffung<br />

Digitalisieren<br />

digitale<br />

Rohdaten<br />

Aufbereiten<br />

aufbereitete<br />

Daten<br />

Anreichern<br />

Registrierung<br />

Digitalisierungsprozessbeschreibung<br />

Status-Metadaten<br />

Status-Metadaten<br />

P r o d u k t i o n s d a t e n b a n k<br />

Metadaten<br />

angereicherte<br />

Daten<br />

Informationsmanager/<br />

Suchmaschine<br />

Zusatzsoftware<br />

...<br />

Struktursynthese<br />

Semantisches Netz<br />

Animationsgenerator<br />

P o r t a l d a t e n b a n k<br />

spezielle<br />

Anfragen<br />

Suchergebnisse,<br />

Visualisierung<br />

Internet-<br />

Portal<br />

Interaktionen<br />

Nutzer<br />

Bild 7: Workflow für den Aufbau der DMG-Lib<br />

Nicht alle im Portal bereitgestellten Inhalte sind statischer Natur. Einige werden erst bei entsprechenden<br />

Suchanfragen dynamisch durch Zusatzsoftware generiert. So wird z. B. an einer Software gearbeitet,<br />

die eine Generierung von Animationen in unterschiedlichsten Darstellungsstilen (symbolischer<br />

Stil, 3D-Stil, antiquarischer Stil; vgl. Bild 8 a und b sowie Bild 9) und wählbaren Dateiformaten (GIF,<br />

MPEG, X3D …) auf Basis der abstrakten Beschreibung eines Modells ermöglicht.<br />

- 26 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

a) b) c)<br />

Bild 8: Einfaches Räderkoppelgetriebe in unterschiedlichen Darstellungsstilen<br />

a) sinnbildliche Darstellung (Programmsystem MASP, TU Ilmenau);<br />

b) Darstellung der Grobgestalt (Programmsystem MASP3D, TU Ilmenau);<br />

c) gegenständliches Funktionsmodell (Getriebesammlung der TU Dresden [WGD])<br />

3.4 Das Online-Portal der DMG-Lib<br />

Das Online-Portal der DMG-Lib stellt die grafische Schnittstelle zwischen dem Nutzer und der<br />

DMG-Lib her. Es wird über die URL www.dmg-lib.de erreichbar sein. Um eine qualitativ hochwertige<br />

Realisierung des Portals sicherzustellen, wurden umfangreiche Analysen zur Ermittlung der jeweiligen<br />

Anforderungen an die Schnittstelle aus Sicht unterschiedlicher Nutzergruppen (u. a. Fachkollegen,<br />

Konstrukteure, Studierende, interessierte Laien) durchgeführt.<br />

Dabei wurden mediendidaktische Erfordernisse bei der Wissensdarbietung und Wissensvermittlung<br />

untersucht, der Bedarf an unterschiedlichen Suchoptionen, wie beispielsweise Suche nach Begriffen,<br />

nach Strukturen, nach Funktionen, nach Bewegungsbahnen ermittelt sowie Vorschläge zur Gestaltung<br />

und Navigation erarbeitet. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Designvorschlag (Bild 9)<br />

der Internetpräsenz entworfen, der eine nutzergerechte Informationsbereitstellung, unter Berücksichtigung<br />

der neuesten Erkenntnisse im Bereich der Softwareergonomie erlaubt.<br />

Bild 9: Designstudie des Portals der DMG-Lib (Diplomarbeit im Fachgebiet Medienproduktion der TU Ilmenau) mit<br />

einer Animation im historischen Stil innerhalb einer Buchseite<br />

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Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek - Eine multimediale Informationsbasis für Forschung, Lehre und Industrie<br />

T. Brix, U. Döring, V. Henkel, G. Höhne, TU Ilmenau<br />

4. Zusammenfassung<br />

Die DMG-Lib soll einen weltweiten Zugriff auf das Wissen im Bereich der Mechanismen- und Getriebetechnik<br />

in einer neuen Form ermöglichen. Durch eine dynamisch-problemorientierte Bereitstellung<br />

von Wissen soll sie Projekte in Forschung und Entwicklung unterstützen, die Wiederverwendung vorhandener<br />

Lösungen für neue Konstruktionen ermöglichen, aber auch neue Wege für das Selbststudium<br />

oder das Patentwesen bereitstellen. Außerdem soll sie zu einer internationalen Plattform für Konstrukteure,<br />

Lehrkräfte, Fachautoren etc. auf diesem Gebiet entwickelt werden. Dazu erfolgt aufbauend<br />

auf digitalisierten Dokumenten unterschiedlichster Quellen eine von Getriebeexperten durchgeführte<br />

Aufbereitung und Anreicherung, um Dokumente mit hinzugefügten Informationen, Analyseergebnissen,<br />

Animationen, Querverweisen etc. zu erstellen. Die Arbeiten hierzu werden durch rechnergestützte<br />

Werkzeuge unterstützt. Der Zugang der in einer Datenbank abgelegten multimedialen Dokumente<br />

erfolgt für die unterschiedlichen Nutzergruppen über ein Internet-Portal.<br />

Literatur<br />

[Bo59]<br />

[BrDö03]<br />

Bock, A.: Grundlagen der Getriebelehre. Sonderdruck aus dem Werkleiter–Handbuch.<br />

Ilmenau, 1959.<br />

Brix, T.; Döring, U.: Constraint-basierte Berechnung kinematischer Geometrien. Dresden<br />

Symposium Geometry, Dresden, 2003.<br />

[Bu88] Burmester, L.: Lehrbuch der Kinematik. Berlin, 188<strong>8.</strong><br />

[Cor] Cornell University Library, Digital Library - Kinematic Models for Design,<br />

http://historical.library.cornell.edu/kmoddl/index.html<br />

[DK] Direkte Kinematik einer 6-6 Stewart-Platform, http://www-info1.informatik.uniwuerzburg.de/<br />

de/publikationen/DirKin.htm<br />

[Grü17] Grübler, Martin: Getriebelehre - Eine Theorie des Zwangslaufs und der eigenen Mechanismen.<br />

Springer-Verlag: Berlin, 1917.<br />

[GSD] Getriebetechnik-Software der TU-Dresden,<br />

http://mlu.mw.tu-dresden.de/module/m006/software/index.htm<br />

[Li70] W. Lichtenheld: Konstruktionslehre der Getriebe. Akademie-Verlag, Berlin 1970.<br />

[PI] Fa. Physik Instrumente, http://www.physikinstrumente.com<br />

[Re75] Reuleaux, F.: Theoretische Kinematik, Grundzüge einer Theorie des Maschinenbaus.<br />

Braunschweig, 1875.<br />

[ReMo54] Reuleaux, F.; Moll, C.: Konstruktionslehre für den Maschinenbau. Braunschweig: Vieweg-<br />

Verlag, 1854.<br />

[WGD] Wissensspeicher – Getriebesammlung der TU Dresden,<br />

http://mlu.mw.tu-dresden.de/module/m006/wissensp/gs/index.htm<br />

Danksagung<br />

Das Projekt DMG-Lib wird im Rahmen des Aufbaus von Leistungszentren für Forschungsinformation<br />

durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Beteiligt sind die Fachgebiete Konstruktionstechnik,<br />

Getriebetechnik, Graphische Datenverarbeitung und Medienproduktion, die Universitätsbibliothek,<br />

das PATON und das Universitätsrechenzentrum der TU Ilmenau sowie die Getriebelehrstühle<br />

der RWTH Aachen und der TU Dresden.<br />

Autorenangaben<br />

Univ. Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Höhne<br />

Dr.-Ing. Torsten Brix<br />

Dipl.-Ing. Veit Henkel<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

Fakultät Maschinenbau, FG Konstruktionstechnik<br />

guenter.hoehne@tu-ilmenau.de<br />

Dipl.-Inf. Ulf Döring<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

Fakultät Informatik und Automatisierung<br />

FG Graphische Datenverarbeitung<br />

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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK –<br />

Institut für Produktentwicklung<br />

der Universität Karlsruhe (TH)<br />

A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />

Abstract. Am IPEK werden multimediale Lehr- und Lernformen sowohl Vorlesungen des<br />

Vor- und Hauptdiploms mit sehr hohen Studierendenzahlen (ca. 550 Studierende) als auch<br />

in Hauptfachvorlesungen mit relativ kleinen Gruppen (ca. 25 Studierende) umgesetzt.<br />

Die Lehre ist z.B. vollkommen vom herkömmlichen Tafelanschrieb gelöst und wird mit<br />

Hilfe eines Tablet-PC's bzw. eines sog. Smart-Boards - einer berührungsempfindlichen<br />

Leinwand - durchgeführt, sodass Annotationen und Ergänzungen wahlweise direkt in die<br />

Präsentation eingefügt werden können oder auch auf einem "weißen Blatt" digital entwickelt<br />

werden können. Auch Videos, Animationen und gefilmte Modelle werden über spezielle<br />

Schnittstellen direkt in das projizierte Bild eingebunden. Dadurch findet ein didaktisch<br />

wertvoller Medienwechsel statt, der dem Präsentierenden die Möglichkeit gibt, die<br />

Lehre frei aufzubauen ohne sich von der Technik lenken lassen zu müssen und ohne den<br />

Studierenden den Rücken zudrehen zu müssen. Da einige Vorlesungen per Videoübertragung<br />

in einen weiteren Hörsaal übertragen werden müssen, ist somit auch für die Studierenden<br />

im zweiten Hörsaal die Möglichkeit gegeben, alle Informationen aufzunehmen.<br />

Weiterhin besteht die Möglichkeit, die in der Lehrveranstaltung hinzugefügten Notizen<br />

abzuspeichern und durch eine strukturierte Datenablage dauerhaft verfügbar zu machen.<br />

Durch eine vollständige Klassifizierung und Modularisierung der Lehrveranstaltungen<br />

und eine geeignete Form der Datenablage ist ein durchgängiger Zugriff auf die jeweils aktuellen<br />

Daten gegeben. Dies ist besonders wichtig, da viele der Grundlagenmodule für<br />

verschiedene Lehrveranstaltungen genutzt werden können und ständig durch aktuelle Forschungsergebnisse<br />

ergänzt werden.<br />

Die Erfolge des ständig erweiterten und verbesserten Medieneinsatzes in der Lehre des<br />

IPEK werden im Rahmen von Evaluationen erfasst und ausgewertet. Hierbei zeigt sich eine<br />

klare Tendenz zu einem tieferen Verständnis für komplexe Zusammenhänge und zu einer<br />

größeren Zufriedenheit der Studierenden mit der Art der Darstellung von Lehrinhalten.<br />

Einleitung - KaLeP<br />

Das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung KaLeP [Albers et al 2001; Albers und Matthiesen<br />

2000; Albers und Matthiesen 1999] wird seit dem Jahre 1996 am IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

(früher Institut für Maschinenkonstruktionslehre und Kraftfahrzeugbau) der Universität Karlsruhe<br />

(TH) entwickelt und wird hier erfolgreich in der Lehre umgesetzt. Es ist ein durchgängiges und am<br />

Entwicklungsprozess der Praxis orientiertes Ausbildungssystem zur Vermittlung von Produktentwicklungskompetenz<br />

an Universitätsingenieure. Insbesondere wird hier das veränderte Umfeld, das Universitätsabsolventen<br />

in den Unternehmen vorfinden, berücksichtigt.<br />

KaLeP beruht auf drei Ansätzen zur Vermittlung des unterrichteten Wissens in möglichst praxistauglicher<br />

Form und wird in den drei hauptsächlichen Lehrveranstaltungen des IPEK umgesetzt – Im Vordiplom<br />

die Grundlagenvorlesung „Maschinenkonstruktionslehre“ MKL, im Hauptdiplom die Vorlesung<br />

„Methoden der Produktentwicklung“ MdP und für einige Studierende als Abschluss des Studiums die<br />

Hauptfachveranstaltung „Integrierte Produktentwicklung“ IP. Bereits durch diese Aufteilung werden die<br />

Leitgedanken des IPEK Systeme – Methoden – Prozesse sinnvoll aufgeteilt und umgesetzt und die<br />

Ausbildung zum Produktentwicklungsingenieur ermöglicht.<br />

Die Unterrichtseinheiten der Lehrveranstaltungen sind in die drei Teile Vorlesung, Übung und Projekt-<br />

- 29 -


Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />

A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />

arbeit geteilt. Dadurch ist es möglich, den theoretischen Stoff effektiv zu vermitteln (Vorlesung), dessen<br />

Anwendung exemplarisch aufzuzeigen (Übung) und in der praktischen Tätigkeit intensiv einzuüben<br />

(Projektarbeit im <strong>Workshop</strong>). Der <strong>Workshop</strong> dient gezielt dem Aufbau wichtiger Fähigkeiten und<br />

Kompetenzen – wie Teamarbeit, Umsetzungsstärke, Organisation und Kreativität - die bisher bei der<br />

universitären Ausbildung nicht oder höchstens zweitrangig gefördert wurden.<br />

Weitere Säulen von KaLeP sind eine möglichst realistische, industrienahe Entwicklungsumgebung<br />

sowie das unterrichtete Fach-, Methoden und Prozesswissen (siehe Abbildung 1).<br />

Dreiteilung<br />

Vorlesung /<br />

Übung /<br />

Projektarbeit<br />

Realitätsnahe<br />

Umgebung<br />

Fach-/<br />

Methoden-/<br />

Prozesswissen<br />

Abbildung 1: Die drei Säulen des KaLeP<br />

Alb<br />

Durch die sehr unterschiedlichen Größen der unterrichteten Studierendengruppen muss der Medieneinsatz<br />

in der Lehre jeweils an sehr unterschiedliche Randbedingungen angepasst werden: In der<br />

Grundlagenvorlesung MKL werden zurzeit pro Semester fast 600 Studierende des Maschinenbaus,<br />

des Chemieingenierwesens und der Verfahrenstechnik pro Semester unterrichtet. Ein Großteil dieser<br />

Studierenden durchläuft dann anschließend zu Beginn des Hauptdiploms die Lehrveranstaltung MdP.<br />

Randbedingungen für den Medieneinsatz während der Lehrveranstaltungen<br />

Da der erste Teil der MKL-Vorlesung (MKL I) und der abschließende Teil MKL III sowie die Lehrveranstaltung<br />

MdP jeweils im gleichen Semester stattfinden, entsteht somit ein Betreuungsaufwand von<br />

weit über 1000 Studierenden pro Semester mit stark steigender Tendenz.<br />

Durch die steigenden Studierendenzahl wird die Kapazität der vorhandenen Hörsäle überschritten,<br />

daher wurde es seit dem Sommersemester 2004 notwendig, die Lehrveranstaltungen synchron per<br />

Videoübertragung in einen zweiten Hörsaal zu spiegeln, was eine zusätzliche Herausforderung für<br />

den sinnvollen Medieneinsatz während der Vorlesungen und Hörsaalübungen darstellt.<br />

Da gerade in der Konstruktionslehre-Ausbildung der Aspekt des eigenständigen, selbstmotivierten<br />

Lernens eine immense Bedeutung für das Verständnis des Stoffs hat, werden hier die Studierenden in<br />

den oben bereits erwähnten, zusätzlich zu Vorlesung und Saalübung statt findenden <strong>Workshop</strong>s in<br />

Kleingruppen intensiv betreut. Somit ist es möglich, moderne Ansätze der Pädagogik wie z.B. konstruktivistische<br />

Sichtweisen auf das Lehren und Lernen [Arnold und Siebert, 2003] umzusetzen, was in<br />

einer Massenveranstaltung sonst große Schwierigkeiten mit sich bringt, auf die praktizierte Art allerdings<br />

auch einen zusätzlichen sehr hohen Personaleinsatz zur Folge hat, der sich – wie unten dargelegt<br />

– jedoch im Sinne einer Ausbildung auf einem qualitativ sehr hohen Niveau als sinnvoll, wenn<br />

nicht sogar unabdingbar herausgestellt hat.<br />

Im Gegensatz zu den beiden oben genannten Lehrveranstaltungen MKL und MdP ist die Gruppengröße<br />

am Ende des Hauptdiploms durch eine breite Wahlmöglichkeit der Vertiefungsrichtungen und<br />

ein zusätzliches Auswahlverfahren wesentlich kleiner. In der Hauptfachveranstaltung „Integrierte Produktentwicklung“<br />

werden pro Semester ca. 25 Studierende betreut. Hier sind im Gegensatz zu den<br />

beiden oben beschriebenen Lehrveranstaltungen schon allein durch die Gruppengröße, aber auch<br />

durch die Wahl des Unterrichtsraumes vollkommen andere Randbedingungen für den Medieneinsatz<br />

gegeben.<br />

- 30 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Grundsätzliches zum Medieneinsatz in der Lehre<br />

Der Medieneinsatz in der Lehre soll verschiedenen Anforderungen genügen, die sich aus didaktischen,<br />

organisatorischen und praktischen Gesichtspunkten herleiten und je nach Betrachtungsweise<br />

teilweise widersprüchliche Schlussfolgerungen nach sich ziehen können. Einige davon sind:<br />

• Der Medieneinsatz soll die Studierenden in ihrem Lernprozess unterstützen.<br />

• Der Medieneinsatz soll den Unterrichtenden bei der Lehre unterstützen, um Zusammenhänge<br />

schneller und klarer deutlich machen zu können.<br />

• Die Studierenden dürfen durch den Medieneinsatz nicht überfordert werden (Die Versuchung,<br />

den Stoff in erhöhter Geschwindigkeit zu präsentieren ist umso größer, je mehr davon bereits<br />

vorbereitet ist.)<br />

• Die Studierenden dürfen durch den Medieneinsatz nicht von den eigentlichen Inhalten abgelenkt<br />

werden<br />

• Zur Stimulierung der Mitarbeit der Studierenden sollte ein häufiger Medienwechsel erfolgen –<br />

eine Konsum- oder Fernsehmentalität sollte vermieden werden.<br />

• Es sollte eine ständige und regelmäßige Aktivierung der Studierenden zum selbständigen Mitdenken<br />

erfolgen<br />

• Der Medieneinsatz soll sowohl die Studierenden als auch den Unterrichtenden von „lästigen<br />

Fleißarbeiten“ wie z.B. das An- und Abschreiben von Formeln und Definitionen entlasten, um<br />

sich auf die dahinter steckenden Zusammenhänge konzentrieren zu können.<br />

• Der Medieneinsatz darf nicht zum Mittelpunkt des Unterrichts werden – vielmehr muss er<br />

möglichst unauffällig „im Hintergrund“ erfolgen, und den eigentlichen Stoff in den Vordergrund<br />

stellen.<br />

• Es soll weitestgehend vermieden werden, dass der Dozent den Zuhörern den Rücken zuwendet<br />

Die Erfüllung dieser Forderungen wird zusätzlich durch die in den Hörsälen bereitgestellte technische<br />

Infrastruktur eingeschränkt und erschwert – auch in der heutigen Zeit gibt es (nicht nur in Karlsruhe)<br />

noch Hörsäle, die weitestgehend ohne moderne technische Hilfsmittel ausgestattet sind, wo teilweise<br />

sogar nicht einmal die Möglichkeit besteht, den Raum bei Tageslicht zu verdunkeln.<br />

Medieneinsatz in den unterschiedlichen Arten der Lehrveranstaltungen<br />

Sämtliche Vorlesungen des Instituts basieren auf einer erweiterten, sinnvoll animierten Powerpoint-<br />

Präsentation, die mittels berührungsempfindlicher Bildschirme durch handschriftliche Anmerkungen<br />

ergänzt wird. Die weiteren benutzten technischen Medien wie Film- und Toneinspielungen, Kameras<br />

zum Vorführen von Modellen und Experimenten sowie Zeige- und Markierungsinstrumente sind in<br />

diese Präsentation eingebunden bzw. werden über geeignete Schnittstellen eingespielt. Dadurch vereinfacht<br />

sich die Bedienung der Technik und der Dozent hat die Möglichkeit, quasi zwischen verschiedenen<br />

Medien zu wechseln, ohne die dahinter liegende Technik ebenfalls wechseln zu müssen.<br />

Der Unterricht besteht aus der Vorführung und Erklärung der in PowerPoint bereits vorgefertigten<br />

Grundlagen, die den Studierenden zur Vorbereitung bereits vor der Lehrveranstaltung zur Verfügung<br />

gestellt werden. Auf Animationen wird hier bewusst verzichtet, wenn sie nichts zum Verständnis des<br />

Stoffes beitragen. Die Entwicklung komplexer Zusammenhänge wird dann in Form handschriftlicher<br />

Eintragungen auf entsprechende Platzhalter in dieser Präsentation vorgenommen. Somit findet quasi<br />

ein Wechsel zu der Präsentationsform statt, die vorher durch einen Tafelanschrieb bzw. Anschrieb auf<br />

Overhead-Folien realisiert wurde, mit dem Vorteil, dass der Dozent weder seinen Standort noch die<br />

Technik wechseln muss und vor allem den Studierenden zu keinem Zeitpunkt den Rücken zuwenden<br />

muss und sie direkt ansprechen kann. Dennoch werden sie dabei auf eine neue Art gefordert, indem<br />

Sie die Anmerkungen mitschreiben müssen. Zwischen diesen beiden Formen wird – mit Unterbrechungen<br />

durch Video-Einspielungen usw. ständig je nach Bedarf durch den Vorlesungsstoff hin- und<br />

hergewechselt. Ein großer Vorteil dieser Art der Ergänzung der handschriftlichen Eintragungen ist<br />

auch, dass diese Anmerkungen zusammen mit der Präsentation gespeichert werden können und somit<br />

im Gegensatz zu einem Tafelanschrieb auch später noch jederzeit nachvollziehbar und dokumentiert<br />

sind.<br />

Weitere Präsentationsmedien wie z.B. eine an den Rechner angeschlossene kamerabasierte Präsentationseinheit<br />

können per Knopfdruck zugeschaltet werden, um die immer in den Lehrveranstaltungen<br />

vorhandenen Modelle der besprochenen technischen Systeme zu zeigen und so zu vergrößern, dass<br />

- 31 -


Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />

A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />

alle Studierenden die wichtigen Details erkennen können.<br />

In der oben beschriebenen Hauptfachveranstaltung „Integrierte Produktentwicklung“ konnten die technischen<br />

Bedürfnisse weitgehend den Anforderungen des Instituts angepasst werden, da die Vorlesung<br />

wie oben beschrieben durch den Hörerkreis von lediglich ca. 25 Studierenden in einem institutseigenen<br />

Seminarraum statt finden kann, der entsprechend technisch ausgestattet wurde. Der Dozent<br />

hat die Möglichkeit, seine Anmerkungen entweder direkt auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm<br />

des verwendeten Laptops (Tablet PC) anzubringen oder nach Bedarf auch direkt an der Tafel, auf<br />

welche die Präsentation projiziert wird. Diese – ein so genanntes Smart Board – ist ebenfalls berührungsempfindlich<br />

und bietet durch einige zusätzliche Optionen sogar noch eine breitere Einsatzmöglichkeit<br />

als die verwendeten Tablet PC’s. Der überschaubare Hörerkreis erlaubt es außerdem, die<br />

vorhandenen Modelle durch die Reihen zu geben.<br />

Die Lehrveranstaltungen Maschinenkonstruktionslehre und Methoden der Produktentwicklung müssen<br />

durch den großen Hörerkreis in großen Hörsälen stattfinden. Wie bereits beschrieben, ist die Veranstaltung<br />

durch die Kapazität dieser Hörsäle auf zwei Säle aufgeteilt. Der Dozent unterrichtet in einem<br />

der Hörsäle „live“, in den anderen Hörsaal wird die gesamte Vorlesung per Video übertragen. Dies<br />

bringt neue Herausforderungen mit sich, um den Studierenden, die im zweiten Hörsaal sitzen, die<br />

gleiche didaktisch wertvolle Ausbildung zu ermöglichen. Die dabei auftretenden Schwierigkeiten sind<br />

oft sehr einfacher Natur: Wenn der Dozent z.B. intuitiv auf Dinge zeigt, die von der Kamera nicht erfasst<br />

werden oder mit dem Laserpointer auf Details im projizierten Bild zeigt, ist das im zweiten Hörsaal<br />

oft nur sehr schwierig oder überhaupt nicht zu erkennen. Daher wurde die Art der Präsentation<br />

diesen Randbedingungen angepasst: Modelle werden grundsätzlich beim Erklären abgefilmt und erscheinen<br />

dabei in beiden Hörsälen auf der Projektionsfläche. Markierungen im projizierten Bild werden<br />

nur noch über die eingebaute Notizfunktion eingefügt usw.<br />

Dieser Kompromiss zwingt den Dozenten zwar, sich nun doch wieder von der Technik lenken zu lassen,<br />

stellt aber in Anbetracht der schwierigen Randbedingungen eine akzeptable Lösung dar, die den<br />

didaktischen Aufbau der Lehrveranstaltung mit der entsprechenden Routine nicht beeinflussen.<br />

Das Internet [@ipek] wird im Rahmen dieser Lehrveranstaltungen als Kommunikations- und Informationsmedium<br />

genutzt, bewusst aber nicht als E-Learning-Plattform, die ein vollkommen selbständiges<br />

Lernen außerhalb der Lehrveranstaltungen abdeckt. Sämtliche Aushänge, Ankündigungen und Terminpläne<br />

werden über dieses Medium zur Verfügung gestellt, ebenso die Unterlagen, welche die Studierenden<br />

z.B. zur Vorbereitung auf die Saalübungen benötigen. Weiterhin werden einige Kommunikationswege<br />

zur Verfügung gestellt: In einem Diskussionsforum gibt es Bereiche für fachliche und<br />

organisatorische Fragen, ein Feedbackportal ermöglicht anonyme Kritik und die Anmeldung zu den<br />

einzelnen Bereichen der Lehrveranstaltung funktioniert schnell und problemlos übers Internet. Das<br />

Lehrpersonal ist ständig per E-Mail erreichbar, um kurzfristig auftauchende Fragestellungen unkompliziert<br />

zu beantworten.<br />

Die Studierenden nutzen diese Angebote intensiv. In der Zeit der Klausurvorbereitung wird auf neue<br />

Beiträge im Klausur-Forum teilweise in wenigen Stunden mehrere hundert mal zugegriffen.<br />

Gerade im Informationszeitalter fällt es schwer unter dem Begriff Multimedia nicht sofort nur an den<br />

Einsatz moderner Techniken wie Laptop, Beamer etc. zu denken. Wie bereits erwähnt, ist es aber<br />

ausschlaggebend dem Lehrziel angepasste Werkzeuge anzuwenden. Der Mehrebenenschnitt, der<br />

den Studierenden erfahrungsgemäß erhebliche Verständnisprobleme macht, kann mit von Studierenden<br />

selbst durchgeführten Schnitten an Äpfeln viel einleuchtender plausibel gemacht werden, als<br />

durch eine animierte Präsentation!<br />

Datenablage und –bereitstellung<br />

Am Institut wird ein Klassierungsschlüssel genutzt, um Daten über Themengebiete, die für das Ingenieurwesen<br />

interessant sind, sinnvoll und schnell zugreifbar abzulegen. Auch die Vorlesungsunterlagen<br />

sind streng nach diesem Schema modularisiert und abgelegt.<br />

Die Klassifizierung dieser Themengebiete wird auch für die Studierenden beibehalten. Somit ist jedes<br />

Themengebiet einer festen Klassierungsnummer zugeordnet. Das bringt für die Studierenden mit sich,<br />

dass die Themengebiete in den Lehrveranstaltungen nicht fortlaufend nummeriert sind: Die Reihenfolge<br />

der unterrichteten Themengebiete kann z.B. folgendermaßen lauten:<br />

K.6.7. Lagerungen und Führungen<br />

K.5.3. Toleranzen und Passungen<br />

- 32 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

K.6.5. Federn<br />

…<br />

Die Inhalte der Vorlesung werden den Studierenden zu Beginn des Semesters in dieser Form chronologisch<br />

geordnet mitgeteilt, damit ihnen der Überblick in dieser für sie neuen Form der Informationsordnung<br />

erhalten bleibt.<br />

Nach kurzer Eingewöhnungszeit und vor allem in höheren Semestern akzeptieren die Studierenden<br />

diese Art der nicht fortlaufenden, sondern thematisch klassifizierten Nummerierung. Ein großer Vorteil<br />

wird in den Vorlesungen des Hauptdiploms erkennbar: Sobald ein Themengebiet, dessen Grundlagen<br />

im Vordiplom behandelt wurden, in einer der fortführenden Vorlesungen vertieft wird, ist durch die<br />

beschriebene Klassifizierung ein direkter Zugriff auf die bereits vorhandenen Unterlagen möglich und<br />

diese können dem neuen Stoff unkompliziert zusortiert werden.<br />

Diesem Schema folgend wird den Studierenden ebenfalls eine große Wissens- und Nachschlagebasis<br />

zur Verfügung gestellt. Im Produktentwicklungszentrum des Instituts – der Arbeitsbereich, der für die<br />

Studierenden eingerichtet wurde - ist eine Bibliothek (siehe Abbildung 2) vorhanden, in der eine große<br />

Menge für die aktuellen Themen in der Lehre relevante Themen abgelegt werden. Diese Bibliothek<br />

umfasst Dissertationen, Lehrunterlagen, Kataloge, Zeitschriftenartikel und –ausschnitte sowie Hinweise,<br />

die eigens für diese Wissensbasis erstellt wurden und eine große Menge weiteres Zusatzmaterial.<br />

Im Produktentwicklungszentrum stehen den Studierenden 130 modern ausgestattete Rechnerarbeitsplätze<br />

zur Verfügung, an denen sie die in den zusätzlich statt findenden Lehrveranstaltungen (CAD-<br />

Kurse, CAE-<strong>Workshop</strong>s etc.) erworbenen Kenntnisse im Rahmen ihrer Projektarbeit und im Sinne<br />

einer konstruktivistischen Ausbildung einüben und selbst anwenden können.<br />

Abbildung 2: Bibliothek als Wissensbasis für die Studierenden<br />

Evaluation<br />

Sowohl die regelmäßige Evaluation der Lehrveranstaltungen durch die Fakultät für Maschinenbau als<br />

auch eine Reihe selbst entwickelter, spezifischer Fragebögen für die Studierenden belegen durchweg,<br />

dass die Präsentationsform, die Aufbereitung der Medien und der Internetauftritt des IPEK von den<br />

Studierenden als förderlich für den Lernfortschritt empfunden werden.<br />

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Einsatz multimedialer Präsentationstechniken am IPEK – Institut für Produktentwicklung der Universität Karlsruhe (TH)<br />

A. Albers, N. Burkardt, M. Ohmer, IPEK, Universität Karlsruhe (TH)<br />

Ein am IPEK regelmäßig durchgeführter Mustertest, der das Problemlösungsverhalten der einzelnen<br />

Jahrgangsstufen analysiert, zeigt deutlich, dass die Studierenden seit der Einführung von KaLeP eine<br />

deutlich gesteigerte Problemlösungsfähigkeit zeigen, was darauf hindeutet, dass die gewählte und von<br />

Jahr zu Jahr verbesserte Form der didaktischen Aufbereitung der Lehrveranstaltungen den Lernprozess<br />

in geeigneter Weise unterstützt. Abbildung 3 zeigt die Steigerung in der Analysefähigkeit der<br />

Studierenden. Details über diese Testergebnisse sind in [Albers et al 2003] ausführlich beschrieben.<br />

60,0%<br />

50,0%<br />

49,7%<br />

52,4%<br />

40,0%<br />

30,0%<br />

30,4%<br />

34,4%<br />

20,0%<br />

10,0%<br />

0,0%<br />

1999 2000 2001 2003<br />

Abbildung 3: Prozentsatz der Studierenden, die in der Lage waren, die Funktion eines bisher unbekannten<br />

technischen Systems zu analysieren<br />

Im Rahmen eines Austauschprogramms mit der University of Purdue (USA) dürfen jedes Semester<br />

jeweils ca. 10 Studierende der Universität Karlsruhe ein Semester lang an die Purdue-Universität studieren<br />

und etwa die gleiche Anzahl amerikanischer Studierender besucht für ein Semester die Lehrveranstaltungen<br />

an der Universität Karlsruhe (TH). Die betreuenden Dozenten der Purdue-Universität<br />

und die dortigen Studierenden bescheinigen sowohl den deutschen Studierenden als auch dem Karlsruher<br />

Lehrmodell ein äußerst hohes Niveau.<br />

Literatur<br />

[Albers et al 2003]: Albers, A.; Matthiesen, S.; Ohmer, M.: „Alterations in students’ ability to solve problems<br />

by introduction of the Element Model C&CM into the Karlsruhe Education Model for Industrial<br />

Product Development KaLeP”, 14th International Conference on Engineering Design ICED 03, Stockholm,<br />

Schweden, 2003.<br />

[Albers et al 2001]: Albers, A., Burkardt, N. und Matthiesen, S., “New education concepts for the training<br />

of creative engineers - The Karlsruhe education model for industrial product development -KaLeP-<br />

“, Proceeding of the 23rd SEED Annual Design Conference and 8th National Conference on Product<br />

Design Education, Derby, United Kingdom, 2001.<br />

[Albers und Matthiesen 2000]: Albers, A. und Matthiesen, S., „Neue Lehrmodelle zur Ausbildung kreativer<br />

Konstrukteure - Das Karlsruher Lehrmodell für Produktentwicklung - KaLeP-“ , VDI - Tagungsband<br />

4. Deutscher Konstrukteurstag, 6./7. September; Bochum; 2000.<br />

[Albers und Matthiesen 1999]: Albers, A. und Matthiesen, S., „Maschinenbau im Informationszeitalter -<br />

Das Karlsruher Lehrmodell“; 44. Internationales Wissenschaftliches Kolloquium, Maschinenbau im<br />

Informationszeitalter 20, Technische Universität Ilmenau; 1999.<br />

[Arnold und Siebert 2003]: Arnold, R. und Siebert, H.: „Konstruktivistische Erwachsenenbildung“,<br />

Schneider-Verlag, Hohengehren, 2003.<br />

[Hochschulrektorenkonferenz 1996]: „Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (Neue<br />

Medien) in der Hochschullehre“ – Dokumente zur Hochschulreform 111 / 1996, Hochschulrektorenkonferenz<br />

, Berlin, 1996.<br />

[Hochschulrektorenkonferenz 1998]: „Einsatz neuer Medien in Lehre und Forschung“ – Beiträge zur<br />

Hochschulpolitik 2 / 1998, Hochschulrektorenkonferenz, Bonn, 1997.<br />

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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

[Wunner und Rosenstiel 1999]: Wunner, J. und Rosenstiel, W.: „Multimedia in der Hochschullehre- Ein<br />

Überblick über die Grundlagen und aktuelle Konferenz-Werkzeuge“, Berichte des Wilhelm-Schlick-<br />

Instituts für Informatik der Universität Tübingen, WSI-99-7, Tübingen, 1999.<br />

[@ipek] www-Dokument: http://www.ipek.uni-karlsruhe.de: Internetseiten des Instituts für Produktentwicklung<br />

der Universität Karlsruhe<br />

Autorenangaben<br />

o. Prof. Dr.- Ing. Dr. h. c. Albert Albers<br />

Dipl.-Ing. Norbert Burkardt<br />

Dipl.-Ing. Manfred Ohmer<br />

IPEK – Institut für Produktentwicklung<br />

Universität Karlsruhe (TH)<br />

Kaiserstr. 12<br />

76131 Karlsruhe<br />

Tel.: +49 721 608 2371<br />

Fax: +49 721 608 6051<br />

E-Mail: sekretariat@ipek.uni-karlsruhe.de<br />

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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW – ein Konzept<br />

multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-<br />

Plattform metacoon<br />

H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />

Abstract. Auf der Grundlage eines interdisziplinären Konzeptes werden im Rahmen des<br />

Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW - multimediale Lehr- und Lernmodule als<br />

internetbasierte Software für die Aus- und Weiterbildung sowohl im universitären Bereich<br />

als auch für unternehmensinterne Kurse erarbeitet, um betriebswirtschaftliche Methoden<br />

und Instrumente durch Lernen und Üben ebenso wie durch die Bearbeitung praxisnaher<br />

Fallstudien zu vermitteln.<br />

Für die Arbeit mit dem WiLabBW wird die innovative e-Learning-Plattform metacoon ®<br />

eingesetzt, die mittels der in unterschiedlichen Perspektiven bereitgestellten Lehr- und<br />

Lernformate ein interaktives und individuell gestaltbares Lernen ermöglicht. Sie unterstützt<br />

die Kommunikation zu Lehrenden und Gruppenmitgliedern, fördert damit gemeinsame<br />

Erfahrungen bei der Wissensaneignung in einer lebendigen Lerngemeinschaft und<br />

eröffnet durch eine enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Unternehmen zusätzliche Erfahrungsbereiche.<br />

Der Beitrag stellt sowohl das Konzept des Wissenslabor Betriebswirtschaft als auch Beispiele<br />

für bisher erarbeitete Lehr- und Lernmodule vor.<br />

Einführung und bisherige Entwicklungen<br />

Das Wissenslabor Betriebswirtschaft – WiLabBW - ist eine internetbasierte Lehr-, Lern- und Kommunikationssoftware<br />

für Wissenschaft und Praxis, die sowohl Lernen und Üben als auch praktisches<br />

Erleben und Kommunikation betriebswirtschaftlicher Methoden, Verfahren und Instrumente ermöglicht.<br />

Im Rahmen bundes- und landesgeförderter Projekte entstand in den letzten Jahren auf Basis der<br />

Plattform „Freestyle Learning“ 1 ein komplexer Pool an e-Learning-Modulen. Mit diesen Projekten wurde<br />

eine flexible Lernumgebung geschaffen, in der der Lernende die Möglichkeit erhält, sich individuell<br />

nach eigenen Präferenzen, Vorkenntnissen und Rahmenbedingungen die Lehrinhalte zu erschließen.<br />

Die Ergebnisse wurden u. a. als Buch mit beigefügter DVD veröffentlicht. 2<br />

Mit metacoon 3® ist nunmehr eine innovative e-Learning-Plattform verfügbar, deren Infrastruktur das<br />

Lehren und Lernen online ermöglicht. metacoon ® wurde an der Bauhaus Universität Weimar als modulare,<br />

adaptierbare Lern- und Arbeitsumgebung entwickelt, welche das Studieren und Lehren, aber<br />

auch die Arbeit in Forschungsprojekten in unterschiedlichen Strukturen, z. B. an Lehrstühlen, in interdisziplinären<br />

Forschungsteams etc. unterstützt. Damit eignet sich die Plattform für Fernstudiengänge,<br />

zur Ergänzung der Präsenzlehre, als Wissensspeicher und als Kommunikationsplattform ebenso wie<br />

für das Projektmanagement. Das System stellt alle notwendigen Werkzeuge zur Erstellung, Verwaltung<br />

und Verteilung multimedialer Lehr- und Lernformate zur Verfügung. Statt einer heterogenen Architektur<br />

aus verschiedenen Einzelsystemen, z.B. für das Lernmanagement, die Übungsverwaltung,<br />

die Literaturverwaltung, wurden alle Funktionen in ein einheitlich und leicht zu bedienendes System<br />

integriert.<br />

Die e-Learning-Plattform metacoon ® wird inzwischen als umfassendes Tool für das Projekt Wissenslabor<br />

Betriebswirtschaft (WiLabBW) genutzt. Bei WiLabBW handelt es sich um ein Kooperationsprojekt<br />

1 vgl. Kaminski/Raabe (2004), Grob/v. Brocke/Lahme (2001)<br />

2 Grob et al. (2004)<br />

3 metacoon® ist eine opensource-Software und kann kostenfrei bei www.campussource.de bezogen werden<br />

- 37 -


Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW - ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />

H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />

der Technischen Universität Ilmenau mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Bauhaus Universität<br />

Weimar und der Technischen Universität Kaiserslautern. Nach einem einheitlichen Konzept wird<br />

der Content in einem kooperativ pflegbaren Pool feingranularer Lerninhalte und –medien erarbeitet<br />

und evaluiert. Die einzelnen Module können sowohl zu komplexen Kursmaterialien zusammengestellt<br />

als auch in Form von Nachschlagewerken oder navigierbaren Wissensnetzwerken in der Aus- und<br />

Weiterbildung genutzt werden.<br />

2 Das Konzept des Wissenslabor Betriebswirtschaft<br />

Anhand von drei Thesen, die die grundlegende Idee des Wissenslabors Betriebswirtschaft bilden, wird<br />

im Folgenden das Konzept vorgestellt:<br />

1. Das Wissenslabor Betriebswirtschaft ist eine interdisziplinär einsetzbare Lehr- und Lernsoftware.<br />

2. Das Wissenslabor Betriebswirtschaft ermöglicht kommunikatives und erlebnisorientiertes Lernen.<br />

3. Die Lehr- und Lernformate werden im Wissenslabor Betriebswirtschaft multiperspektivisch bereitgestellt.<br />

2.1 Interdisziplinarität<br />

Der Einsatz von e-Learning-Modulen ist heute nicht mehr auf den klassischen Bereich von Bildungseinrichtungen<br />

beschränkt. In vielen Unternehmen bestehen erhebliche Defizite in der betriebswirtschaftlichen<br />

Kompetenz. Das Wissenslabor Betriebswirtschaft eröffnet deshalb nicht nur Studierenden<br />

an Hochschulen Möglichkeiten für interaktives und multimediales Lernen sondern insbesondere auch<br />

Mitarbeitern in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die über geringe Mittel für die Aus- und<br />

Weiterbildung verfügen.<br />

Die Entwicklung der Lehr- und Lernmodule erfolgt daher auch in enger Zusammenarbeit mit ausgewählten<br />

Unternehmen. Auf der Grundlage des Pools an feingranularen Lerninhalten wird die Gestaltung<br />

einer optimalen Konfiguration entsprechender innerbetrieblicher bzw. seminarbegleitender Lernmodule<br />

ermöglicht. Abbildung 1 stellt vereinfacht die Erstellung und den Einsatz der Lernmodule des<br />

Wissenslabor Betriebswirtschaft dar.<br />

Contenterstellung<br />

im Fachgebiet<br />

Vorlesungen zum<br />

Produktionsmanagement<br />

Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmen<br />

Hauptseminar<br />

Projektarbeiten<br />

Diplomarbeiten<br />

Abbildung 1:Einsatz des Wissenslabor Betriebswirtschaft in Hochschule und Unternehmen<br />

Die Technische Universität Ilmenau, die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Bauhaus-<br />

Universität Weimar verfügen im Verbund mit den Studiengängen Medientechnologie, Angewandte<br />

Medienwissenschaft, Medienwirtschaft, Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaftslehre über ein<br />

interdisziplinäres Potenzial zur Unterstützung der Content-Entwicklung ebenso wie über einen großen<br />

Nutzerkreis für das Wissenslabor Betriebswirtschaft.<br />

Die Kommunikation zwischen Studenten und Unternehmen, die einerseits im Rahmen von Hauptseminaren,<br />

Projekt- und Diplomarbeiten, andererseits im Rahmen der Vorlesungen in den unterschiedlichen<br />

Fächern entsteht, initiiert eine zusätzliche Erfahrungswelt und Querverbindungen zwischen Studium<br />

und Weiterbildung. Darüber hinaus werden als Nebeneffekt während des Studiums bereits Kontakte<br />

zwischen Thüringer Unternehmen und Absolventen, Diplomanden und Praktikanten hergestellt,<br />

die ein wirksames Mittel gegen die zunehmende Abwanderung des hoch qualifizierten Fach- und Führungskräftenachwuchses<br />

bilden.<br />

- 38 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

2.2 Kommunikation und Erlebnisorientierung<br />

Ziel des Einsatzes des Wissenslabor Betriebswirtschaft ist weiterhin, durch die Kommunikation und<br />

die gemeinsame Erfahrung bei der Wissensaneignung die Entstehung einer lebendigen Lerngemeinschaft<br />

zu fördern. Dazu verfügt die Plattform metacoon ® über vielfältige Kommunikations- und Koordinationsinstrumente,<br />

die nur zu einem Teil im Wissenslabor Betriebswirtschaft eingesetzt werden.<br />

Eingesetzte Kommunikationsinstrumente sind vor allem die Pinnwand, Diskussionsforen, Chaträume<br />

und Sofortnachrichten. Bei den Koordinationsinstrumenten finden der Kurskalender, die Aufgabenverwaltung,<br />

Umfragewerkzeuge, der Dateimanager und die Bildergalerie Anwendung. Die Arbeitsweise<br />

dieser Instrumente soll im Folgenden kurz vorgestellt werden:<br />

• Pinnwand<br />

Pinnwände werden im Wissenslabor Betriebswirtschaft thematisch geordnet. Jedes Mitglied<br />

des Portals kann Pinnwandeinträge, bestehend aus Texten und Bildern, anlegen und mit speziellen<br />

Zugriffsrechten versehen. Zusätzlich können Dateien und Umfragen angehängt werden.<br />

Dadurch entsteht eine Art „schwarzes Brett“ auf dem alle Neuigkeiten veröffentlicht werden<br />

können.<br />

• Diskussionsforen<br />

Insbesondere direkt nach Vorlesungen, aber auch in Phasen der Nachbereitung, treten oft<br />

Verständnisschwierigkeiten und Fragen auf. Im Wissenslabor Betriebswirtschaft ist es daher<br />

möglich, jederzeit Fragen an den Lehrenden zu stellen, die dieser dann beantwortet. Gegebenenfalls<br />

können fachliche oder technische Fragen auch bereits durch vorhandene Erfahrungen<br />

der Studierenden ohne Beteiligung des Lehrenden beantwortet werden. Zusätzlich können<br />

von den Lehrenden Beiträge, ergänzt um Verständnisfragen, eingestellt werden, um die<br />

Diskussion unter den Kursteilnehmern anzuregen.<br />

• Chaträume<br />

Chaträume bieten zu definierten Zeiten die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Lehrenden über<br />

aktuelle Probleme zu diskutieren. Zudem können weitere Experten, bspw. aus Unternehmen,<br />

zu diesen Chats eingeladen werden um von ihrem Arbeitsplatz aus mitdiskutieren. Weiterhin<br />

bietet das Portal die Möglichkeit, Webseiten und damit Lernmaterialien innerhalb der<br />

Chaträume zu senden, der Empfänger kann dann die Seite direkt auf seinem Bildschirm sehen.<br />

Beiträge im Chat können strukturiert gesammelt und nach Fragen sortiert ausgegeben<br />

werden.<br />

• Sofortnachrichten<br />

Sofortnachrichten können an eine oder mehrere Personen gleichzeitig gesendet werden. Sie<br />

erscheinen beim Empfänger als Popup-Fenster. Wenn der Nutzer online ist, erscheint die<br />

Nachricht sofort, ansonsten beim nächsten Einloggen. Es ist weiterhin möglich, die Gültigkeitsdauer<br />

festzulegen, z.B. wenn jemanden zum Chat eingeladen wird, sofern er die Nachricht<br />

innerhalb der nächsten x Minuten liest.<br />

• Kurskalender<br />

Der Kalender ermöglicht eine kooperative Terminplanung; neben der Verwaltung der eigenen<br />

Termine können auch Termine der Gruppe koordiniert werden. Vor dem Eintrag eines neuen<br />

Termins für mehrere Benutzer prüft der Kalender ob Terminkollisionen auftreten.<br />

• Aufgabenverwaltung<br />

Die Aufgabenverwaltung soll einem Team helfen, die Gesamtkurs- oder Projektaufgaben in<br />

überschaubaren Arbeitspaketen (Aufgaben) an die Teammitglieder zu verteilen und die Abarbeitung<br />

zu verfolgen. Beispielsweise können Lehrende eine Liste aller zu erledigender Aufgaben<br />

eines Kurses zusammenstellen. Der Lehrende kann verfolgen, welche Aufgaben von welchen<br />

Lernenden bereits erledigt wurden und hat damit die Möglichkeit, bei Schwierigkeiten<br />

unterstützend einzugreifen.<br />

• Umfragewerkzeug<br />

Mit Hilfe des Umfragetools können komplexe Fragebögen entwickelt werden, welche dann bei<br />

der Evaluation der Kurse eingesetzt werden. Für eine demokratischere Abstimmung zum Beispiel<br />

von Terminalternativen in einer Gruppe kann die Voting-Funktion der Pinnwand genutzt<br />

werden<br />

- 39 -


Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW - ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />

H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />

• Dateimanager<br />

Der Dateimanager ist für den schnellen Dateiaustausch und die kooperative Bearbeitung von<br />

Dateien gedacht. Jeder Benutzer bekommt ein eigenes Homeverzeichnis und damit Platz für<br />

eigene Dateien und Ordner. Gruppen können Gruppen-Ordner anlegen, um Dateien auszutauschen.<br />

Je Datei können separat Zugriffsrechte festgelegt werden. Zusätzlich ist erkennbar,<br />

welche Datei gerade von einem anderen Benutzer bearbeitet wird und wann eine Bearbeitung<br />

voraussichtlich wieder möglich ist.<br />

• Bildergalerie<br />

Mit der Bildergalerie können Bilder verwaltet und ausgetauscht werden.<br />

2.3 Multiperspektivische Lehr- und Lernmodule<br />

Die Lehrinhalte der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre werden in fünf unterschiedlichen Perspektiven<br />

aufbereitet und zugänglich gemacht. Der Nutzer kann je nach individueller Neigung beim Lernen<br />

und Üben eigene Prioritäten setzen.<br />

Die 5 Perspektiven des „Wissenslabor Betriebswirtschaft“:<br />

1. Text Studies:<br />

Den Lernenden werden aus pädagogischen Gründen einfache, methodisch und didaktisch<br />

zweckmäßig aufbereitete Textmodule der Betriebswirtschaftslehre mit aussagefähigen Grafiken<br />

zur Verfügung gestellt. Wichtige Termini werden durch Verlinkung mit Glossareinträgen<br />

verdeutlicht. In den Text Studies wird Wissen in kompakter Version ähnlich einem Lehrbuch<br />

präsentiert und um digitale Repräsentationsformen hinsichtlich Strukturierung, Navigation und<br />

Suche ergänzt.<br />

2. Slide Shows:<br />

Diese Perspektive erlaubt dem Lernenden, sich den Inhalten mit Hilfe vertonter Präsentationen<br />

zu nähern. Der Lehrstoff wird wie in einem Vortrag anhand geeigneter Abbildungen dargestellt<br />

und erläutert, so dass die Lernenden eine audiovisuelle Vermittlung des Lehrstoffs erhalten.<br />

3. Check-Up:<br />

Zum Trainieren von Faktenwissen werden Kerninhalte vom Lehrenden ausgewählt und als<br />

Fragen mit zugehörigen richtigen und falschen Antworten formuliert. Die Abfrage erfolgt abwechslungsreich,<br />

da auch in dieser Perspektive verschiedene Medien- und Abfragtypen angewendet<br />

werden können.<br />

4. Learning by Doing:<br />

Learning by Doing erlaubt das interaktive, praktische Erproben des Gelernten, insbesondere<br />

der Instrumente und Methoden der Betriebswirtschaftslehre mit Hilfe von Simulationstools. Der<br />

Akteur kann experimentieren und dadurch die Grenzen des jeweiligen Verfahrens testen und<br />

kennen lernen.<br />

5. Case Studies<br />

In der Case Study-Perspektive werden Fallstudien genutzt, um die Lernenden in praxisorientierte<br />

Szenarien zu versetzen. Hierzu sind lernzielorientierte Problemstellungen in einer motivierenden<br />

Rahmenhandlung dargestellt, Aufgaben formuliert und Referenzlösungen angegeben.<br />

Der Lernende erhält die Möglichkeit seine eigenen Lösungswege zu entwickeln und diese<br />

mit Expertenmeinungen zu vergleichen. Es werden vom Lernenden eigene Lösungsvorschläge<br />

zu Problemstellungen gefordert, für die keine einwertigen Lösungen existieren.<br />

Zusätzlich zu diesen Perspektiven finden noch folgende Instrumente zur medialen Unterstützung des<br />

Lernens Anwendung:<br />

• Newsgroups:<br />

Ziel ist es, eine lebendige Gemeinde von Lehrenden und Lernenden der Betriebswirtschaft zu<br />

kreieren, die sich ständig über aktuelle Trends, Veranstaltungen, neue Studiengänge und Abschlüsse<br />

oder aber auch über weitere neue Medienprodukte informieren und austauschen<br />

kann.<br />

- 40 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

• Nachschlagewerke<br />

Im Wissenslabor Betriebswirtschaft können beliebige Nachschlagewerke eingerichtet werden,<br />

je nach dem, welche Informationen kooperativ gesammelt und dem Lernenden angeboten<br />

werden sollen. Ein weit verbreitetes Nachschlagewerk (neben dem Literatur-Verzeichnis - siehe<br />

anderes Werkzeug) ist das Glossar.<br />

Eine Sammlung von Links zu jedem behandelten Schwerpunkt eröffnet dem Lernenden beispielsweise<br />

die Chance zu einem geleiteten und strukturierten Einstieg in weitere Informationen<br />

zum jeweiligen Thema. Links können zu Veröffentlichungen (Bücher, Zeitschriften, Tagungsbände,<br />

etc.), zu einschlägigen Lehrstühlen, Firmen oder themenspezifischen Internetseiten<br />

erfolgen.<br />

• Video<br />

Mit Hilfe von Kurzvideos erhalten die Lernenden spezifische Einführungen in die jeweilige Thematik,<br />

Darstellungen der betrieblichen Wirklichkeit oder die Illustration einzelner betriebswirtschaftlicher Verfahren<br />

und Methoden vor einem praktischen Hintergrund.<br />

3 Nutzenbetrachtung und Ausblick<br />

Das Wissenslabor Betriebswirtschaft soll die künftigen Anforderungen an ein lebenslanges Lernen<br />

realisieren, neue Konzepte des Lehrens und Lernens erproben und durch Nutzung von Netzwerkeffekten<br />

neue Kooperationsformen zwischen Hochschulen und Unternehmen entwickeln.<br />

Unter Nutzung der im Wissenslabor Betriebswirtschaft bereits vorliegenden Lehr- und Lernmodule<br />

werden Lehrveranstaltungen als Blended Learning gestaltet, das die multimedialen Lehrinhalte eingebettet<br />

in einem ganzheitliches Konzept anbietet. Die vielfältigen Kommunikations- und Kooperationsinstrumente<br />

ermöglichen ein vertiefendes tutorielles Betreuungsverhältnis. Hier sollen die Lehr- und<br />

Lernzusammenhänge bspw. durch moderierte virtuelle Diskussionen im Forum, individuelle Beratungen<br />

per e-Mail oder virtuelle Sprechstunden mit Lehrenden in Chaträumen vertieft werden.<br />

Nutzen für Studierende:<br />

Das Wissenslabor Betriebswirtschaft bietet neben der Nutzung als Lehr- und Lernsoftware<br />

ausgezeichnete Möglichkeiten für studentische Projektseminare. Aufgrund des ständigen Erweiterungsbedarfs<br />

für den Content können Studenten bereits während der Projektlaufzeit in<br />

die Arbeit einbezogen werden. Bereits in der Vergangenheit wurden mehrere Projektseminare<br />

zur Contenterstellung mit gutem Erfolg durchgeführt. Das dabei entwickelte Engagement und<br />

die Ergebnisse haben alle Beteiligten, einschließlich des betreuenden Lehrpersonals, von dieser<br />

Form der der Zusammenarbeit, Studenten mit "echten", sinnvollen und wirklich benötigten<br />

Aufgaben zu konfrontieren, überzeugt.<br />

Nutzen für die Hochschule:<br />

Für die Hochschule ergibt sich der Vorteil, die erarbeiteten Inhalte begleitend zur angebotenen<br />

Vorlesung einzusetzen. Die Vermittlung von Studieninhalten wird damit auf eine völlig neue<br />

Stufe gehoben. Der Student erhält die Möglichkeit, Vorlesungen zu besuchen und sich begleitend<br />

mit den multimedial aufbereiteten Inhalten auseinanderzusetzen. Zur Vertiefung der Lehrund<br />

Lerninhalte kann der Studierende je nach individueller Neigung auf die oben erläuterten<br />

Perspektiven zurückgreifen. Neben der studentischen Motivation entsteht damit vor allem ein<br />

erhebliches Flexibilisierungspotenzial für die Lehre.<br />

Lern- und Lehrinhalte multimedial anzubieten und von jedem Ort aus zugänglich zu machen,<br />

eröffnet in einer langfristigen Perspektive die Möglichkeit externe Finanzquellen zu erschließen.<br />

Sind Ausbildungsinhalte in dieser Form aufbereitet, erhalten innovative Ausbildungs- und<br />

Finanzierungskonzepte wie „Weiterbildungsakademien" und "Virtuelle Hochschulen" die praktische<br />

Grundlage bzw. die Voraussetzung für ihre eigentliche Arbeit.<br />

Literatur<br />

Grob, H.L.; v. Brocke, J.; Lahme, N.(2001): Arbeitsbericht Nr. 20 – Freestyle Learning – Das Mediendidaktische<br />

Konzept in Arbeitsberichte zu "CAL+CAT" hrsg. v. H.-L. Grob, Münster 2001<br />

Grob, H.L.; v. Brocke, J.; Lahme, N.; Wahn, M. (Hrsg.) (2004): Controlling – Lerneinheiten zum Wissensnetzwerk<br />

Controlling, München 2004<br />

- 41 -


Wissenslabor Betriebswirtschaft - WiLabBW - ein Konzept multimedialer Lehr- und Lernmodule auf der eLearning-Plattform metacoon<br />

H. Schneider, N. Rosbigalle, TU Ilmenau<br />

Kaminski, H.; Raabe, R. (2004): Arbeitsbericht Nr. 27 - Wissensnetzwerk Controlling – Evaluationsergebnis<br />

der didaktisch-pädagogischen Begleitergruppe, in: Arbeitsberichte zu "CAL+CAT" hrsg. v. H.-L.<br />

Grob, Münster 2004<br />

Autorenangaben<br />

Univ.-Prof. Dr. oec. habil. Herfried Schneider<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

Fachgebiet Produktionswirtschaft/IBL<br />

Postfach 100565<br />

98684 Ilmenau<br />

Tel.: 03677/69 40 10<br />

e-Mail: Herfried.Schneider@tu-ilmenau.de<br />

Dipl.-Wirt.-Inf. Nadin Rosbigalle<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

Fachgebiet Produktionswirtschaft/IBL<br />

Postfach 100565<br />

98684 Ilmenau<br />

Tel.: 03677/69 40 13<br />

e-Mail: Nadin.Rosbigalle@tu-ilmenau.de<br />

- 42 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Arbeitsphysiologische Untersuchungen von<br />

Blended Learning am Beispiel des Praktikums<br />

„Ausgleichsvorgänge“<br />

H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg,<br />

Universität Magdeburg<br />

Abstract. Innerhalb des BmBF-Projekts „MILE“ entstand eine Reihe von Lernmaterialien<br />

für die Grundlagenausbildung der Elektrotechnik. Diese nutzen eine hoch entwickelte<br />

Formelsprache und sind stark textbasiert. Aus Sicht der Arbeitsphysiologie stellt sich die<br />

Frage nach Unterschieden in der Beanspruchungsbewertung auf der Grundlage objektiver<br />

Methoden. Dafür wurde eine Studie mit Ingenieurstudenten der Uni Magdeburg erhoben.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen signifikante Unterschiede in der arbeits-physiologischen<br />

Belastung beim Lernen mit WBT oder TBT.<br />

Einleitung<br />

Lernmaterialien für die Grundlagenausbildung der Elektrotechnik sind aufgrund einer hoch entwickelten<br />

Formelsprache stark textbasiert. Mit der Einführung Neuer Medien in die Hochschulausbildung<br />

stellt sich aus Sicht der Arbeitsmedizin die Frage nach Unterschieden in der psychologischen Belastung<br />

zwischen konventionellem, textbasiertem Lernen und dem Lernen mit vorwiegend textorientierten<br />

aber webbasierten Lernprogrammen. Da heutige Evaluierungsmethoden fast ausschließlich auf Befragungen<br />

basieren, war zu untersuchen, ob sich Parameter der Arbeitsmedizin zur Evaluierung webbasierter<br />

Lernmedien ableiten lassen.<br />

Bild 1: Lernmodul „Ausgleichsvorgänge“<br />

Anlässlich der Evaluation des webbasierten Lernmoduls „Ausgleichsvorgänge“ [1] (s. Bild 1) wurde ein<br />

virtuelles Praktikum mit Studenten der Ingenieurwissenschaften der Uni Magdeburg durchgeführt. An<br />

Hand dieses Praktikums sollten neben einer konventionellen Evaluation der Lernmaterialien mittels<br />

Fragebogen und Beobachtungsstudien auch Verfahren der Informatik (Usertracking und Motivationsverfolgung)<br />

und medizinische Verfahren angewandt werden. Ziel war, neben der Evaluation der erstellten<br />

Lernmaterialien, die Untersuchung der Anwendbarkeit objektiv messbarer Parameter wie sie<br />

- 43 -


Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />

H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />

die Analyse des Herzrhythmus (HRV) sowie der Gehirnströme (EEG) liefern.<br />

Versuchsaufbau<br />

Für das Gesamtprogramm wurden 20 freiwillige Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />

einbezogen, die das Fach Elektrotechnik in der Grundlagenausbildung belegt hatten. Die Studenten<br />

mussten alternierend zwei verschiedene Testbatterien absolvieren, indem sie nach einem vorgeschalteten<br />

Corsi-Block-Tapping-Test verschiedene elektrotechnische Aufgaben, abwechselnd mit<br />

Buch und Kopien sowie einem webbasierten Lernprogramm, lösten. Aufgezeichnet wurden dabei die<br />

Herzrhythmusdaten mittels Biocomsystem (BIO-COM- Technologies, USA), eine Ableitung der Gehirnströme<br />

mittels IBVA (IBVA- Technologies, USA) [3], die Motivationslage nach Nitsch und der Blutdruck<br />

des Probanden. In Bild 2 ist der grundsätzliche Versuchsaufbau dargestellt.<br />

Bild 2: Testaufbau des virtuellen Praktikums<br />

Anhand der erhobenen psychophysiologischen Reaktionsdaten wurde versucht, WBT versus TBT zu<br />

vergleichen sowie zu überprüfen, ob sich hieraus Parameter zur Evaluierung gewinnen lassen. Die<br />

Probanden mussten hierfür eine standardisierte und randomisierte Reihe von Aufgaben erfüllen.<br />

Tabelle 1 zeigt den strukturellen Aufbau der Aufgaben.<br />

Art des Test Dauer Test 1 Test 2<br />

Medizinische Statusuntersuchung 15 min x<br />

Ruhephase 15 min x X<br />

Corsi-Block-Tapping-Test [4] 15 min x X<br />

Aufgabe aus der Elektrotechnik 45 min WBT oder TBT alternierend und randomisiert<br />

Erholungsphase 15 min x X<br />

Tabelle 1: Testbatterie Layout<br />

Innerhalb der Testbatterie wurden die folgenden Untersuchungen durchgeführt, die für die Auswertung<br />

relevante Ergebnisse lieferten:<br />

- 44 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

• Angewandte objektive Verfahren:<br />

o Medizinischer Eingangstest<br />

Im medizinischen Eingangstest wurden am Anfang des ersten Testdurchlaufes vom<br />

Probanden ein Urin- und ein Blutbild erstellt. Damit wurde gewährleistet, dass die<br />

Probanden medizinisch unbedenklich sind und sie die Testergebnisse nicht verfälschen<br />

können.<br />

o HRV-Analyse mittels BIOCOM<br />

Die Analyse Herzfrequenz-Variabilität ist in der Medizin etabliert [1] und dient zur Evaluierung<br />

der EEG- Analyse und zum Nachweis der arbeitsphysiologischen / psychophysiologischen<br />

Belastung der Probanden.<br />

o EEG-Analyse mittels IBVA<br />

Das IBVA- Gerät ist ein sehr rudimentäres EEG- Gerät. Top-Messgeräte arbeiten derzeit<br />

mit 21 Kanälen, das IBVA hat dagegen nur mit drei. Es galt daher zu untersuchen,<br />

ob dieses Gerät tauglich ist, verwertbare Daten zu liefern. Dieses wurde anhand<br />

der HRV- Analyse bestätigt. Das IBVA soll später in eine Lernsoftware integriert<br />

werden und es um eine "Biofeedback"- Funktion erweitern.<br />

o Blutdruck über die Laufzeit des Tests<br />

Dieser Test diente zur Stabilitätsprüfung der HRV- Analyse und zur Kontrolle des Zustandes<br />

der Probanden beim Test.<br />

• Angewandte subjektive Erhebungen<br />

o Motivationslage nach Nitsch<br />

Zu Beginn eines jeden Tests wurde die Motivation des Probanden an Hand eines<br />

Fragebogens nach Nitsch bestimmt.<br />

o Subjektive Belastung mittels der BORG-Scala<br />

Am Ende des Corsi-Block-Tapping-Tests und der Elektrotechnikaufgabe wurde jeweils<br />

die subjektive Belastung an Hand der Borg-Scala bestimmt. Die Borg-Scala verknüpft<br />

numerische Werte von 0 bis 20 mit Attributen wie schwer, sehr schwer usw.<br />

o Evaluationsbogen<br />

Für die Evaluation mittels Fragebogen wurde das Layout der TU Ilmenau adaptiert<br />

und eingesetzt.<br />

o Beobachtung<br />

Die gesamte Versuchsreihe wurde durch Beobachtung des Probanden unterstützt.<br />

Ergebnisse<br />

Die Auswertungen ergaben hinsichtlich der Fragestellungen interessante Antworten. So wird die Absolvierung<br />

der Aufgabe von den Studenten als gleich schwer bewertet, d.h. die subjektive Belastung in<br />

der Bemessung mit Hilfe der Borg Skala ist gleich, signifikante Unterschiede (p=0,040) ergaben sich in<br />

der Bewertung der Belastung bei der Durchführung des Corsi-Block-Tapping-Tests. Dabei wurde die<br />

Durchführung des Corsi Testes vor der Absolvierung der textbasierten Lernaufgabe als anstrengender<br />

beurteilt.<br />

Die Benotung der absolvierten Lernaufgabe ergab ein besseres Ergebnis für das Computer Based<br />

Training, dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant. Computerbased ergab sich die<br />

Note 2,1 (Standardabw. 0,912) Textbased ergab sich die Note 2,35 (Standardabweichung. 1,226);<br />

p=0,166.<br />

Kein Proband absolvierte die Lernaufgabe Computer Based schlechter als Text Based.<br />

In Auswertung der Herzrhythmusvariabilitäts-Daten (Bild 2-3) zeigten sich besonders die Werte der<br />

SDNN (Standardabweichung aller NN-Intervalle, wobei NN den Abstand zweier Herzschläge (normal<br />

to normal) darstellt) und des LF/HF Quotienten (die Variabilität der Herzschlagfolge wird nach hohen<br />

Frequenzen (HF=High Frequencies, 0,15-0,4 Hz) und niedrigen Frequenzen (LF=Low Frequencies,<br />

0,04-0,15 Hz) eingeteilt.) interessant.<br />

- 45 -


Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />

H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />

M...Web Based Training<br />

K...Text Based Training<br />

Bild 3 : Physiologische Belastung beim Lernen – Vergleich WBT vs.TBT<br />

Die SDNN war während der Absolvierung der Lernaufgabe signifikant (p=0,025) kleiner und steht damit<br />

für eine höhere Belastung. Dies unterstützend zeigte sich der Quotient LF/HF in der Phase der<br />

Erholung nach der Absolvierung der Lernaufgabe kleiner (p=0,051), was ebenfalls auf eine höhere<br />

körperliche Belastung vor der Erholungsphase hindeutet.<br />

R...Ruhephase vor dem Test<br />

C...während Corsi-Block-Tapping-Test<br />

A...während Absolvierung der<br />

jeweiligen Lernaufgabe<br />

E...Erholung nach Absolvierung<br />

der jeweiligen Lernaufgabe<br />

Bild 4 : Physiologische Belastung beim Lernen – Verlauf der Testbatterie<br />

Im Zusammenhang mit dieser Beurteilung zeigen die EEG Daten, vor allem auch im Vergleich der<br />

Frequenzanteile zwischen Ruhephase und Arbeit einen statistisch signifikant (p=0,046) höheren Prozentsatz<br />

des Beta-Anteils, wobei hier der Schwerpunkt auf dem mittleren und höheren Beta-<br />

Frequenzband liegt. Auch bei der Absolvierung der Lernaufgabe selbst zeigt sich während des Computer<br />

Based Trainings ein signifikanter (p=0,032) höherer Anteil des hohen Beta-Anteils Dies deutet<br />

auf eine wesentliche höhere konzentrative Anspannung hin (Bild 4-5).<br />

Bild 5 : Nachweis der Belastung im EEG<br />

- 46 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Die Ergebnisse zur Einschätzung der physiologischen Belastung zeigen deutlich die Grenzen einer<br />

subjektiven Beurteilung, die in einer statistisch unterschiedlichen Beurteilung einer gleichen Aufgabe<br />

an zwei unterschiedlichen Tagen negativ gipfelt. Erneut bestätigt sich der Wert der Untersuchung der<br />

Herzfrequenzvariabilität, hier zeigten sich, in dieser Untersuchung zur Beanspruchungsbeurteilung,<br />

besonders die SDNN und der Quotient (LF/HF) geeignet.<br />

Bild 6 : Nachweis der Belastung mittels der Heart Rate Variability<br />

Danach waren die Probanden während des Computer Based Trainings stärker belastet als bei der<br />

Nutzung „konventioneller“ textbasierter Lernmedien und zeigten dies auch in der Erholungsphase. Ein<br />

signifikanter Unterschied im erreichten Lernergebnis zeigte sich zwar nicht, allerdings schnitt kein<br />

Proband mit der computergestützten Lernmethode schlechter ab. Der gemessene höhere Anteil des<br />

Betafrequenzbandes als Ausdruck einer „vermehrten“ Aufmerksamkeit stützt diese Annahme zusätzlich,<br />

jedoch sind hier weitere Untersuchungen erforderlich um valide Daten für eine objektive und<br />

praxisnutzbare Beurteilung zu erlangen.<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Evaluation des webbasierten Lernprogramms „Ausgleichsvorgänge“ wurde ein virtuelles Praktikum<br />

mit 20 Ingenieurstudenten der Uni Magdeburg durchgeführt. Zur Beurteilung wurden konventionelle<br />

Verfahren, wie das Erheben von Fragebögen und die Durchführung von Beobachtungen herangezogen.<br />

Darüber hinaus wurden Daten zur Einschätzung der arbeitsphysiologischen Belastung<br />

von Blended Learning gegenüber konventionellem Lernen mit textbasierten Lernmedien erhoben.<br />

Diese Daten sollten weiterhin dahingehend geprüft werden, ob sich aus ihnen objektiv messbare Parameter<br />

zum Einsatz innerhalb eines Bio-Feedback-Systems ableiten lassen.<br />

Als Ergebnis dieser Studie lässt sich konsternieren:<br />

Das Lernen mit multimedialen Lernmaterialien ist anstrengender als das konventionelle Lernen mit<br />

vorwiegend textbasierten Inhalten (Bücher, Vorlesungsskripte). Dies muss unbedingt bei der Erstellung<br />

webbasierter Lernmaterialien bzgl. Der vorgegebenen Bearbeitungszeiten berücksichtigt werden.<br />

Für die Granularisierung von Lernmaterialien kann gesagt werden, dass die Bearbeitung eines Lernobjekts<br />

fünf Minuten und die Bearbeitung einer Aufgabe bzw. eines Lernmoduls 15 bis 20 Minuten<br />

nicht überschreiten darf. Folgen bei längeren Lernzeiten sind Konzentrationsschwächen und eine<br />

verlängerte Erholungsphase.<br />

Die objektiv erhobenen Messdaten eignen sich dazu, die arbeitsphysiologische Belastung beim Lernen<br />

zu charakterisieren. In Verbindung mit einem Biofeedback-System lassen sich die Daten dazu<br />

verwenden, die Konzentrationsfähigkeit langfristig zu steigern.<br />

Kein Proband absolvierte die Lernaufgabe im Blended Learning schlechter als mit konventionellen<br />

Lernmethoden.<br />

Literatur<br />

[1] Lernprogramm „Ausgleichsvorgänge“; http://www.uni-magdeburg.de/iget/multimedia; 31.0<strong>8.</strong>2004<br />

[2] E.A. Pfister, H.Rüdiger, K. Scheuch; „Herzrhythmusanalyse in der Arbeitsmedizin“; Magdeburg,<br />

Dresden; 2001; Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin, Leitlinien<br />

[3] IBVA- EEG Messgerät; http://www.ibva.com; 31.0<strong>8.</strong>2004<br />

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Arbeitsphysiologische Untersuchungen von Blended Learning am Beispiel des Praktikums „Ausgleichsvorgänge“<br />

H. Fredrich, R. Lenz, E.A. Pfister, I. Böckelmann, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />

[4] G. Schufried; „Computergestützte Verfahren zur Leistungs- und Persönlichkeitsdiagnostik“; Katalog<br />

08/00; 2000; Mödling, Östereich<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. G. Wollenberg<br />

IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />

Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

39016, Magdeburg<br />

E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />

Dipl.-Med. Ronald Lenz<br />

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. habil E. A. Pfister<br />

Dr. med. Irina Böckelmann<br />

IAH,”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />

Medizinische Fakultät<br />

Leipziger Straße 44<br />

39120 Magdeburg<br />

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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Von multimedialen Lernmaterialien zu<br />

wieder verwendbaren Lernobjekten<br />

D. Wuttke, TU Ilmenau<br />

Abstract. Die Wiederverwendung von medial aufbereiteten Lehrinhalten, so genannten<br />

"Lernobjekten" (Learning Objects), erlangt in dem Maße an Bedeutung, wie es gelingt,<br />

die Barrieren zu überwinden, die gegenwärtig einen problemlosen Austausch der Lehrund<br />

Lernmaterialien verhindern. Bei der Überwindung technischer Schwierigkeiten spielen<br />

dabei Standards wie "LOM“ (Learning Objects Metadata) und "SCORM" (Sharable<br />

Content Objects Reference Model) eine wesentliche Rolle. Internetplattformen wie das<br />

"<strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>" können mit Hilfe dieser Metaebene zu einer wichtigen Quelle<br />

für medial aufbereitete Lehrinhalte werden und für die Nachhaltigkeit der mit großem<br />

Aufwand erstellten Inhalte sorgen. Das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> verfolgt u.a. das Ziel,<br />

als Mittler zwischen Bildungssuchenden und Anbietern aus dem Hochschulbereich eine<br />

Austauschplattform für derartige Lehrinhalte bereitzustellen. Im Beitrag wird nach einer<br />

kurzen Einführung in "LOM“ und "SCORM" herausgearbeitet, wie diese Standards bei<br />

der Verbreitung wieder verwendbarer Lernobjekte Anwendung finden können und welche<br />

offenen Fragen gegenwärtig untersucht werden.<br />

Motivation<br />

Multimediale Lehr- und Lerninhalte (oder kurz „Lernobjekte“) sind in den unterschiedlichsten Technologien<br />

bezüglich Erzeugung, Speichermedium und Distributionsmöglichkeiten in den letzten Jahren<br />

entwickelt worden. Es wurden unterschiedliche Autorenwerkzeuge eingesetzt, die die weitere Verwendbarkeit<br />

der so erzeugten Lernobjekte wesentlich beeinflussen. Sie werden entweder auf Datenträgern<br />

und Servern der Autoren oder komfortabler in Contentmanagement- (CMS) oder Lernmanagement-<br />

Systemen (LMS) verwaltet. Um derartige Materialien zu nutzen gibt es gegenwärtig nur die<br />

Möglichkeit, in Kontakt mit den Autoren zu treten und individuelle Kooperationen einzugehen. Sollen<br />

die Materialien dann zusätzlich noch in einen neuen, eigenen Kontext gestellt werden, so ist der hierfür<br />

notwendige Arbeitsaufwand meist höher als ein Neuentwurf.<br />

Einzige Ausnahme bilden dabei Materialien, die über das Internet zugänglich sind. Diesen fehlt jedoch<br />

meist eine geeignete Beschreibung, sodass ihre Anwendung nur nach Einholung von Zusatzinformationen<br />

bei den Autoren möglich ist. Darüber hinaus ist allen diesen Materialien gemeinsam, dass sie<br />

schwer aufzufinden sind, wodurch eine weitere Ursache für Doppelentwicklungen entsteht. Allgemein<br />

verfügbare Informationen über die Lernobjekte, die auch Auskunft über deren Anwendbarkeit und<br />

Qualität geben, sind deshalb von großem Interesse. Die Herausforderung der nächsten Jahre besteht<br />

darin, diese heterogenen Angebote sichtbar zu machen, sie zu strukturieren und in eine nachhaltige<br />

und allgemeine Nutzung im Rahmen der Aus- und Weiterbildung an den Hochschulen zu überführen.<br />

Wieder verwendbare und strukturiert angebotene Lernobjekte sind der Schlüssel zu einer kostengünstigen<br />

Verbreitung von e-Learning- Angeboten in der Zukunft.<br />

Im Projekt „<strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>“ wurden in den vergangenen Jahren Untersuchungen zu geeigneten<br />

Standards und deren Anwendung durchgeführt, die die Basis für eine Austauschplattform für<br />

Lernobjekte bilden können. Darüber hinaus wurden Projekte identifiziert, deren Ergebnisse als inhaltliche<br />

Grundlage für wieder verwendbare Lernobjekte dienen können [1].<br />

Nachfolgend werden zunächst unterschiedliche Lehr- und Lernmaterialien klassifiziert und bezüglich<br />

der Eignung für einen Austausch untersucht. Daran anschließend wird ein Überblick über den Metadatenstandard<br />

„LOM“ und das standardisierte Modell zum Austausch von inhaltlichen Objekten<br />

(SCORM) gegeben. Der nächste Abschnitt führt die beiden vorangegangenen Abschnitte dann zusammen<br />

indem er kritisch hinterfragt, welche Elemente der Standards für den Austausch geeignet<br />

sind und welche offenen Fragen gegenwärtig bestehen. Im Ausblick wird ein Lösungsansatz für eine<br />

Austauschplattform diskutiert, der gegenwärtig im Rahmen einer Diplomarbeit konzipiert wird.<br />

- 49 -


Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />

D. Wuttke, TU Ilmenau<br />

Lernobjekte<br />

Definition<br />

Das Learning Technology Standards Committee (LTSC) definiert jede Einheit, digital oder nicht digital,<br />

die Lernen, Bildung oder Weiterbildung dienen kann, als Lernobjekt [2].<br />

Lernobjekte können unter verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert werden. Unterschiede bestehen<br />

neben den fachspezifischen Inhalten vor allem in<br />

• didaktisch methodischen Aspekten der Nutzung,<br />

• technischen Randbedingungen sowie in<br />

• der organisatorischen Einbindung in Lernszenarien.<br />

Man kann die realisierten Lernobjekte diesen drei Dimensionen zuordnen und als Maß die Quantität<br />

der jeweiligen Dimension abschätzen. Die so visualisierten Eigenschaften lassen Rückschlüsse auf<br />

die Wiederverwendbarkeit der Lernobjekte zu. Je größer die Ausprägung der einzelnen Dimensionen<br />

in den Lernobjekten verankert ist, umso schwieriger lassen sie sich außerhalb der Lernumgebung, für<br />

die sie entwickelt wurden, einsetzen. Darüber hinaus sind in diesem Koordinatensystem auch unterschiedliche<br />

Lernszenarien darstellbar (siehe Bild 1).<br />

Technik<br />

Blendet Learning<br />

Chatroom<br />

Organisation<br />

Frontalunterricht<br />

Didaktik<br />

Abbildung 1: Eigenschaften von Lernszenarien und Lernobjekten<br />

Die in Bild 1 angeführten Beispiele stellen nur einen ersten Ansatz dar und müssen in weiteren Untersuchungen<br />

detaillierter erfasst werden.<br />

Nachfolgend werden die einzelnen Aspekte näher untersetzt.<br />

Didaktisch methodische Aspekte<br />

Von besonderem Interesse ist hierbei, für welche didaktischen Lehrkonzepte die Lern-Objekte entwickelt<br />

wurden und ob sie für unterschiedliche Konzepte einsetzbar sind. Unterscheidbar sind hier darbietende,<br />

erarbeitende, explorative und informelle Lehrformen [3].<br />

Ein weiteres Merkmal zur Charakterisierung der Lern-Objekte ist die Granularität des digital aufbereiteten<br />

Lehrinhaltes, d.h. welche kleinste Einheit („Chunk“) unabhängig von anderen Bestandteilen des<br />

Lehrangebotes separat genutzt, verwaltet und verteilt werden kann.<br />

Auch die Interoperatibilität des Lern-Objektes beeinflusst dessen Anwendbarkeit in unterschiedlichen<br />

Lernszenarien. Hierbei ist von Interesse, welche übergreifenden Aktionen zwischen Lernobjekten realisiert<br />

werden können und welche gemeinsame Begriffs- oder Formelwelt existiert.<br />

Technische Randbedingungen<br />

Die Kompatibilität, d.h. die technische Passfähigkeit in unterschiedliche Umgebungen (Betriebssysteme,<br />

Programmversionen, Daten- und Dateiformate) spielt eine große Rolle bei der Verteilung und<br />

Pflege der Lern-Objekte.<br />

Der Ressourcenbedarf, d.h. die Bandbreite zur Übertragung, der Speicherplatzbedarf, der Bedarf an<br />

Rechenleistung ist für die Integration des Lern-Objekts in unterschiedliche Lernumgebungen von Bedeutung.<br />

- 50 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Die Robustheit gegenüber technischen Innovationen kann sowohl inhaltlich als auch rein technisch zu<br />

einer schnellen Alterung der Lern-Objekte führen und muss deshalb ebenfalls in geeigneter Form als<br />

Eigenschaft beschrieben werden.<br />

Des weiteren interessiert, für welche multimediale Präsentationsumgebung die Lern-Objekte optimiert<br />

wurden (Monitorauflösung, Tonqualität, Videodatenstrom), welche rechtlichen Belange (Copy rights)<br />

zu beachten sind und welchen Realisierungsstand (Life cycle information) das angebotene Lern-<br />

Objekt hat, d.h. ob es ein Prototyp, eine getestete Version oder ein bereits im Einsatz evaluiertes<br />

Lern-Objekt ist.<br />

Organisatorische Einbindung<br />

Die Zugänglichkeit bzgl. vorhandener Nutzungsbeschränkungen administrativer Art ist in vier Stufen<br />

unterteilt:<br />

• Frei im Internet,<br />

• frei nach Angabe der E-Mail-Adresse,<br />

• gegen Entgelt zugänglich oder<br />

• nur für bestimmte Nutzer verfügbar.<br />

Die Einstufung beeinflusst einerseits die Akzeptanz der Lern-Objekte und ist andererseits mit unterschiedlich<br />

hohem Verwaltungsaufwand verbunden, so dass Informationen darüber ebenfalls von Interesse<br />

sind.<br />

Weitere organisatorische Gesichtspunkte betreffen die kapazitiven und zeitlichen Randbedingungen<br />

(z.B. Gruppenstärken und synchrones oder asynchrones Lernen).<br />

Für die Verwaltung und Beschreibung der Lernobjekte müssen diese technischen, inhaltlichen, didaktischen<br />

und organisatorisch-rechtlichen Gesichtspunkte erfasst werden. Eine zentrale Aufgabe haben<br />

dabei die Metadaten der Lernobjekte.<br />

Beschreibung mit Metadaten<br />

Metadaten sind Daten über Daten. Mit Hilfe der Metadaten von Lernobjekten sollen diese besser auffindbar<br />

sein, zielgerichtet gesucht oder auch zu neuen Kursen zusammengesetzt werden können,<br />

ohne dass der Inhalt selbst gänzlich bekannt sein muss. Metadaten können auch Hinweise zur Handhabung<br />

der Lernobjekte enthalten. Für Metadaten von Lernobjekten werden Standards erarbeitet. An<br />

erster Stelle ist hier die Dublin Core Initiative zu nennen, die den Standard "Dublin Core Metadata<br />

Elemente Set" 1 . entwickelt hat. Der nunmehr meist verbreitete Standard ist der LOM-Standard, der im<br />

nächsten Abschnitt behandelt wird. Ergänzend ist noch der CanCore-Standard der Canadian Core<br />

Initiative 2 zu erwähnen, der in Anlehnung an LOM entstanden ist und eine Untermenge davon definiert.<br />

LOM-Standard<br />

LOM steht für "Learning Objects Metadata". Es ist ein Standard für Lernobjekte beschreibende Metadaten,<br />

der vom LTSC 3 als einer Einrichtung des Institute of Electrical and Electronic Engineers (IEEE),<br />

entwickelt wurde. Grundlagen für diese Entwicklung legte das Instructional-Management-Systems-<br />

Project (IMS-Project), ein Zusammenschluss von Partnern aus Regierung, Wissenschaft und Industrie<br />

in den USA.<br />

Die Metadaten zu einem Lernobjekt gliedern sich in neun Basiskategorien, die in Tabelle 1 zusammengestellt<br />

sind. Darüber hinaus gibt es für die meisten Basiskategorien noch Unterkategorien (siehe<br />

[2]). In der Regel müssen nicht alle Basis- bzw. Unterkategorien angegeben werden.<br />

In welchem Format die Metadaten abgelegt werden, ist im LOM-Standard nicht vorgeschrieben. Zur<br />

Nutzung des XML-Formates wurde im Standard Learning Ressource Metadata des IMS-Projektes ein<br />

sogenanntes XML-Binding entwickelt.<br />

Beim <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> wird zurzeit ein Standard für die Metadaten verwendet, der sich an<br />

CanCore und IEEE-LTSC orientiert. Er entspricht aber nicht vollständig dem LOM-Standard und ist für<br />

1 dublincore.org<br />

2 www.cancore.ca<br />

3 ltsc.ieee.org/wg12/ ist die LOM-Homepage.<br />

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Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />

D. Wuttke, TU Ilmenau<br />

den Datenexport im XML-Format verfügbar.<br />

1. General Category: Allgemeine Informationen über das Lernobjekt<br />

2. Lifecycle Category: Lebenszyklus-Merkmale über Entwicklung und den aktuellen<br />

Stand des Lernobjekts und beeinflussende Lernobjekte<br />

3. Meta-Metadata Category: Informationen über die Metadaten-Instanz selbst<br />

4. Technical Category: Technische Voraussetzungen und Merkmale des Lernobjekts<br />

5. Educational Category: Pädagogische und Bildungsmerkmale des Lernobjekts<br />

6. Rights Category: Immaterialgüterrecht und Nutzerkonditionen des Lernobjekts<br />

7. Relation Category: Beziehungen zwischen dem Lernobjekt und anderen Lernobjekten<br />

<strong>8.</strong> Annotation Category: Anmerkungen etwa über den Bildungsnutzen des Lernobjekts und<br />

Informationen über Kommentare<br />

9. Classification Category: Einordnung des Lernobjekts in ein Klassifizierungssystem<br />

Tabelle 1: LOM-Basiskategorien [6]<br />

Mehrfachverwendbarkeit und SCORM<br />

SCORM-Überblick<br />

SCORM bedeutet "Sharable Content Object Reference Model". Es ist ein Standard zur Handhabung<br />

wieder verwendbarer bzw. mehrfach verwendbarer Lernobjekte und definiert deren Nutzbarkeit bzw.<br />

Implementation in Lernmanagement-Systemen. Der Standard wurde durch das US-<br />

Verteidigungsministerium sowie das „Office of Science and Technology Policy“ des Weißen Hauses<br />

initiiert und von der Advanced Distributed Learning (ADL) Initiative 4 entwickelt. Beteiligt war auch das<br />

bereits genannte IMS-Projekt.<br />

Quellen des SCORM – Standards sind das vom IMS-Projekt entwickelte Content Packaging und wesentliche<br />

Bereiche der Runtime Environment vom AICC (Aviation Industry Computer Based Training<br />

Committee) 5 , einer Organisation der amerikanischen Luftfahrtindustrie. [4]<br />

Das SCORM stellt Standards und Software zur Verfügung, um Lernobjekte in verschiedene Kontexte<br />

zu stellen und somit neue Kurse zusammensetzen zu können. Die standardgerechten Lernobjekte<br />

oder Kurse werden unter eineindeutigen Adressen, so genannten URL's (Uniform Resource Locator),<br />

abgelegt und können von mehreren SCORM-fähigen Lernmanagement-Systemen importiert und zur<br />

Anzeige gebracht werden. Darüber hinaus kann ein Autor durch Aufbau einer neuen Kursstruktur<br />

Lernobjekte aus dem Netz zu neuen Kursen anders zusammensetzen bzw. eigene Inhalte mit Lernobjekten<br />

aus dem Netz ergänzen.<br />

Das SCORM besteht aus zwei Bereichen,<br />

• dem Modell zur Inhaltsbeschreibung („Content Aggregation Model“) und<br />

• der Laufzeitumgebung („Runtime Environment“).<br />

Das SCORM Content Aggregation Model enthält Definitionen und Skripte bzw. Programme für die<br />

Beschreibung und Zusammenfassung der Lernobjekte einschließlich ihrer Metadaten.<br />

Die SCORM Runtime Environment enthält Vorschriften und Programme zur Kommunikation mit Lernobjekten,<br />

die dem SCORM Content Aggregation Model entsprechen. Die SCORM Runtime Environment<br />

wird im Allgemeinen auf dem Server mit dem Lernmanagement-System installiert.<br />

Lernmanagement-Systeme bringen die Lerninhalte zur Anzeige. Über die mitgelieferten Programme<br />

(JavaScripts auf der Lernobjektseite und Servlets auf der Lernmanagement- bzw. Runtime-<br />

Environment-Seite) können bestimmte Lernobjekte unter Benutzung ihrer Metadaten mit dem Lernmanagement-System<br />

kommunizieren.<br />

Content Aggregation Model<br />

Das Content Aggregation Model beschreibt die möglichen Lernobjekt-Kategorien und deren Zusammenhang.<br />

Zu unterscheiden sind so genannte Assets und Sharable Content Objects (SCO's). Assets<br />

und SCO's enthalten die Referenzen auf die Dateien mit dem “echten” Lerninhalt (Content). Dabei<br />

können unterschiedliche SCO’s auf gleiche Assets referenzieren.<br />

4 www.adlnet.org<br />

5 www.aicc.org<br />

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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

In Abbildung 2 sind diese Kategorien in Ihren Relationen dargestellt.<br />

Abbildung 2: Assets und SCO's [5]<br />

Assets<br />

Ein Asset ist das kleinste Element, zu dem beschreibende Metadaten gehören. Es ist eine Ressource<br />

mit nur einer Referenz auf nur eine Datei.<br />

SCO's<br />

Ein SCO ist das dem Assets übergeordnete Element. Während ein Asset nur eine Referenz auf eine<br />

Datei enthält, kann ein SCO Referenzen auf mehrere Assets oder Dateien beinhalten.<br />

Der wichtigste Unterschied zwischen SCO's und Assets ist die Fähigkeit von SCO's, über eine<br />

Schnittstelle (Application Programming Interface, API) mit dem Lernmanagement-System bzw. der<br />

dort implementierten SCORM Run Time Environment zu kommunizieren. So können bestimmte Funktionen<br />

erfüllt oder Informationen weitergegeben werden. An dieser Stelle berühren sich die beiden<br />

SCORM Bereiche „Content Aggregation Model“ und „Run Time Environment”.<br />

Darüber hinaus gibt es Kategorien, die selbst keinen Content enthalten, sondern der Zusammenstellung<br />

(Aggregation) dienen. Innerhalb eines Kurses dient der Block als ein solcher Ordnungsabschnitt<br />

(etwa eine Lektion) und die Content Aggregation als vollständiger Kurs.<br />

Content Aggregation<br />

Content Aggregation ist die den Kursen entsprechende Kategorie und steht für eine Zusammenstellung<br />

von Learning Resources. Es handelt sich hier um die Beschreibung eines ganzen Kurses bestehend<br />

aus mehreren SCO's und Assets.<br />

Eine bestimmte XML-Datei, die immer imsmanifest.xml heißt, beschreibt die Zusammensetzung und<br />

SCO-Reihenfolge des Kurses und enthält Referenzen auf zugehörige physische Dateien.<br />

Alle genannten Kategorien müssen mit Metadaten beschrieben sein. Dazu wird jeder Lernobjekt-Datei<br />

eine Metadaten-XML-Datei hinzugefügt. Im Falle der Blöcke existieren nur Metadatendateien. Ihre<br />

Definition geschieht nur über das Content Aggregation Model.<br />

Die Metadaten müssen dem LOM-Standard entsprechen. Das SCORM spezifiziert zusätzlich, dass<br />

die Beschreibung in Form einer XML-Datei zu geschehen hat. Abhängig davon ob ein Assets, ein<br />

SCOs oder eine Content Aggregation beschrieben wird, definiert das SCORM, welche LOM-Elemente<br />

obligatorisch und welche optional sind.<br />

Komponenten der Runtime Environment<br />

Die SCORM Runtime Environment (RTE) enthält drei Komponenten:<br />

• Start und Anzeige von Lerninhalten (Launch),<br />

• das Application Programming Interface (API) und<br />

• das Datenmodell.<br />

- 53 -


Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />

D. Wuttke, TU Ilmenau<br />

Die Verbindung zwischen den Komponenten des Content Aggregation Model und der RTE wird durch<br />

JavaScript-Funktionen hergestellt, die in den SCO's zur Verfügung stehen müssen. Es gibt JavaScript-Funktionen<br />

zum Starten und Anzeigen der Inhalte (Launch) und für die Schnittstelle zur Kommunikation<br />

mit Anwendungen (API).<br />

Launch<br />

Hierunter versteht man den Mechanismus zum Start, d.h. der Anzeige von Lernobjekten auf dem Monitor<br />

des Lernenden. Auf diese Weise können Assets oder SCO's gestartet werden.<br />

SCO's enthalten für diesen Bereich JavaScript-Funktionen zur Navigation, zum Start des nächsten<br />

SCO, zum Verlassen eines SCO und zur zeitlichen Begrenzung (Timeout).<br />

API<br />

Das API ist der Kommunikationsmechanismus zur Information des Lernmanagement-Systems über<br />

den Zustand eines SCO. Der Zustand beschreibt, ob das SCO initialisiert oder bearbeitet wird bzw. ob<br />

Fehlernachrichten oder andere Informationen zwischen SCO's und dem Lernmanagement-System<br />

(z.B. zum Bearbeitungsstand) ausgetauscht werden.<br />

Datenmodell<br />

Das Datenmodell umfasst einen Satz von Variablen und legt für diese fest, wie ihre Werte bei der<br />

Kommunikation zwischen SCO's und Lernmanagement-System verändert werden.<br />

Weiterführende Informationen sind unter [6-13] zu finden.<br />

Ausblick<br />

Die hier vorgestellten Standards sind bezüglich der Beschreibung technischer und inhaltlicher Aspekte<br />

relativ weit entwickelt, auf der Ebene der Didaktik jedoch nur für die Beschreibung einfacher Szenarien<br />

geeignet. Baumgartner [3] schlägt hier als zusätzliche Beschreibungsebene so genannte „didaktische<br />

Interaktionsmuster“ vor, aus denen die Lernszenarien zusammengesetzt werden können.<br />

Ein weiterer Kritikpunkt an den Standards richtet sich gegen deren Orientierung auf vollständige Kurse.<br />

Wieder verwendbare Lernobjekte sind als kleinere Einheiten zu verstehen, wie etwa der Stoff einer<br />

Vorlesung. Um diese kleineren Einheuten unabhängig von ihrem ursprünglichen Kontext, für den sie<br />

realisiert wurden verwenden zu können, muss der reine Lehrstoff um einleitende und zusammenfassende<br />

Materialien ergänzt werden.<br />

In der Diplomarbeit von Spieß [8] wurden Anforderungen an ideale wieder verwendbare Lernobjekte<br />

definiert. Sie werden aus wieder verwendbaren Lernatomen (reusable learning atoms, RLAs) zusammengesetzt.<br />

Es werden Introduction-, Assesmen-t und Summary- RLAs unterschieden.<br />

Abbildung 3: Ideales wieder verwendbares Lernobjekt nach [8]<br />

Um sowohl Kurse als auch wieder verwendbare Lernobjekte in heterogenen Umgebungen (d.h. in<br />

unterschiedlichen Lernumgebungen und –szenarien) verfügbar zu machen, müssen geeignete Verfahren<br />

und Schnittstellen definiert werden, die sowohl die technisch organisatorischen als auch die didaktischen<br />

und inhaltlichen Aspekte berücksichtigen.<br />

In die Austauschplattform sollen Werkzeuge zur Unterstützung der Überführung von Kursen über<br />

Lernobjekte in Assets und umgekehrt entwickelt, erprobt und integriert werden.<br />

Dabei sind zunächst technische Gesichtspunkte zu untersuchen, aber auch rechtliche und wirtschaftliche<br />

Aspekte sowie Fragen der Qualitätssicherung dürfen nicht vernachlässigt werden. Die Austauschplattform<br />

muss in der Lage sein, auch diese Aspekte mit geeigneten Metadaten zu beschreiben und<br />

erforderliche Verwaltungsprozesse wie etwa das Rechtemanagement zu unterstützen.<br />

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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Um die Idee der mehrfach verwendbaren Lernobjekte weiter zu befördern ergeben sich für die Arbeit<br />

im <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> zwei Aufgaben:<br />

• Beratung der Inhaltsersteller bei der SCORM-gerechten Realisierung<br />

• Schaffung einer Infrastruktur zum Austausch wieder verwendbarer Lernobjekte<br />

Bei der Beratung der Autoren und Hochschullehrer sind Dienstleistungen auf den folgenden Ebenen<br />

denkbar:<br />

• Übersicht zum Einsatz SCORM-fähiger - Lernmanagement-Systeme im Freistaat,<br />

• Vermittlung von Kompetenzträgern bei der Nutzung von entsprechenden Autorenwerkzeugen<br />

und<br />

• Motivation zur Modularisierung und SCORM- Anpassung bereits bestehender Inhalte.<br />

Für den Austausch wieder verwendbarer Lernobjekte sind im <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> technische<br />

Voraussetzungen zu schaffen, um als Makler für wieder verwendbaren Content wirksam werden zu<br />

können. Anhand von „Best-Practice“- Lösungen ist dabei die Machbarkeit dieses Ansatzes sowohl aus<br />

technischer wie auch aus organisatorischer und rechtlicher Sicht zu untersuchen.<br />

Literatur<br />

[1] V. Neundorf, S. Hammer, E. Wagner, Multimedia Learning Environment for Principles of Electrical<br />

Engineering – GETsoft in: Proc. of E-Learn 2003 World Conference on E-Learning in Corporate<br />

Government, Healthcare, & Higher Education Nov. 7-11, 03 • Phoenix, Arizona USA, S. 116-117<br />

[2] ltsc.ieee.org/wg12: Draft Standard for Learning Object Metadata. Sponsored by the Learning<br />

Technology Standards Committee of the IEEE. Institute of Electrical and Electronics Engineers,<br />

Inc., IEEE 1484.12.1-2002. New York. 2002.<br />

[3] Baumgartner, P.: Didaktik und Reusable Learning Objects (RLO's). In: Campus 2004 - Kommen<br />

die digitalen Medien an den Hochschulen in die Jahre? D. Carstensen und B. Barrios. Münster,<br />

Waxmann. 29: 311-327.<br />

[4] Robert Milic: Realisierung eines Systems für die Verwaltung von Lerninhalten. Diplomarbeit im<br />

Fach Informatik. Institut für Informatik der Universität Zürich. Zürich 2001.<br />

[5] Ronald Kaiser: Analyse und Anwendung von Standards für e-Learning-Umgebungen unter besonderer<br />

Berücksichtigung des SCORM-Modells. Diplomarbeit. Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

Dresden (FH). 2001<br />

[6] http://www.learninglab.de: Learning Object Metadata. Die Metadaten-Struktur.<br />

[7] Georg Bosold. Mehrfach verwendbare Lernobjekte und SCORM. Eine Untersuchung zur Nutzbarkeit<br />

beim <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>. <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>, TU Ilmenau 2003.<br />

[8] Matthias Spieß: Reusable Learning Objects -Webbasierte Umsetzung von wieder verwendbaren<br />

Lernobjekten, Diplomarbeit, Technischen Universität Ilmenau, 2004.<br />

[9] Uskov, Vladimir & Maria; Reusable learning and information atoms approach to web-based education,<br />

in International Journal of Computers and Applications, Vol.25, No.3, S.188, 2003<br />

[10] http://www.learninglab.de/elan/kb3/pratical/lom/erstellung_lom.htm<br />

[11] http://ltsc.ieee.org/wg12/files/LOM_1484_12_1_v1_Final_Draft.pdf<br />

[12] http://www.adlnet.org: Sharable Content Object Reference Model (SCORM).<br />

[13] http://www.adlnet.org/index.cfm?fuseaction=scormabt<br />

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Von multimedialen Lernmaterialien zu wieder verwendbaren Lernobjekten<br />

D. Wuttke, TU Ilmenau<br />

Autorenangaben<br />

Heinz- Dietrich Wuttke<br />

Fachgebiet Integrierte Hard- und Softwaresysteme<br />

Fakultät Informatik und Automatisierung<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

PF 10065<br />

Kontakt:<br />

Tel. (0 36 77) 69 28 20<br />

Fax: (0 36 77) 69 11 96<br />

E-Mail: Dieter.Wuttke@tu-ilmenau.de<br />

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<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Semantic Web Technologien und<br />

Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />

L. Zapf, DFKI Kaiserslautern,<br />

H.-D. Wuttke, TU Ilmenau,<br />

K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />

Abstract. Die Suche nach brauchbaren und nützlichen Informationen stößt im World Wide<br />

Web, in Firmennetzwerken und im privaten Bereich durch das rasante Daten- und Informationswachstum<br />

immer mehr an ihre Grenzen. Der informationssuchende Computernutzer<br />

verbringt inzwischen zu viel Zeit damit, aus dem Meer an Informationen die für ihn<br />

relevanten herauszufiltern. Aufbauend auf semantischen Modellen vernetzter Informationsressourcen<br />

bietet der Gedanke des Semantic Web neue Lösungswege zur Organisation<br />

von Informationen und einer effizienteren Informationsbereitstellung. Ressource Description<br />

Framework (RDF), XML Topic Maps (XTM) und die Web Ontology Language<br />

(OWL) sind die auf XML basierende syntaktische und semantische Basis des Semantic<br />

Web. Mit ihnen entstehen eine Vielzahl neuer Anwendungen und Produktsuiten, die es<br />

ermöglichen, Wissensmanagement mit Semantic Web Technologie zu betreiben und darauf<br />

basierende Informationsportale zu erstellen. Speziell seitens der XML Topic Map<br />

Community gibt es mit dem TMRAP-Protokoll Bestrebungen, Seamless Knowledge und<br />

den Gedanken Virtueller Portale zu etablieren. Praktisch wurde der Einsatz von Semantic<br />

Web Technologien bereits anhand des <strong>Bildungsportal</strong>s <strong>Thüringen</strong> skizziert und auf seine<br />

Anwendbarkeit validiert.<br />

1. Das Semantic Web<br />

„Das Web wird sein volles Potenzial erst dann erreichen, wenn es zu einer Umgebung wird, in der<br />

Daten nicht nur von Menschen, sondern auch von automatischen Werkzeugen getauscht und verarbeitet<br />

werden können.“ Tim Berners-Lee [BER03]<br />

Semantische Netze sind ein Wissensrepräsentationsformat, bei dem Konzepte, die semantisch miteinander<br />

in Beziehung stehen, durch Strukturen repräsentiert werden, die durch sogenannte assoziative<br />

Beziehungen miteinander verbunden sind. Nach Bodendorf [BOD03] beruht der Gedanke, Wissen<br />

zu vernetzen, auf der Tatsache, dass auch im Gehirn Wissen nicht linear oder in hierarchisch definierten<br />

Strukturen, sondern durch Knoten (Konzepte) und Kanten (assoziative Beziehungen) abgebildet<br />

wird. Die Verwaltung von Wissen in Netzwerken kommt der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns<br />

entgegen.<br />

Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web (WWW), griff den Gedanken der netzartigen Wissensrepräsentation<br />

mit semantischen Netzen auf und erwähnte 1998 erstmalig die Vision des Semantic<br />

Web. Er und das World-Wide-Web-Konsortium (W3C) gelten als die Vordenker des Semantic Web,<br />

dem WWW der Zukunft. Ziel der Evolutionsstufe des existierenden Webs ist es auf der einen Seite,<br />

die Bedeutung von Informationen im Web maschinenverständlich zu machen. Dabei sollen alle wesentlichen<br />

Informationen einer Quelle mit Angaben zu ihrer Bedeutung (Metadaten) versehen werden<br />

(vergleichbar mit der Systematik eines Bibliothekkataloges). Auf der anderen Seite sollen verschiedene<br />

Ressourcen (Dokumente, Bilder, Menschen, Konzepte, etc.) semantisch miteinander verknüpft und<br />

in Beziehung zueinander gestellt werden (istDort, abeitetFür, istAutorVon, hatZumThema, istAbhängigVon,<br />

etc.). Vergleicht man dies mit der heutigen Situation des World Wide Web, stellt man fest,<br />

dass Ressourcen durch Links verbunden sind, die keinerlei Semantik implizieren und von Maschinen<br />

nicht verarbeitet werden können.<br />

- 57 -


Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />

L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau, K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />

Das Semantic Web ist Ergebnis jahrelanger Forschungstätigkeiten in der Informatik zu den Themen<br />

Wissensrepräsentation und Künstliche Intelligenz (KI). Es ist keine Software, kein Produkt und kein<br />

Ersatz für das vorhandene WWW, sondern eine Evolutionsstufe. Das Semantic Web soll Rechner in<br />

die Lage versetzen, intelligenter mit dem Menschen und miteinander zu kommunizieren. Durch das<br />

Semantic Web werden die Nutzer Informationen in einer anderen Art und Weise aufnehmen, nicht<br />

mehr hierarchisch wie bisher. Informationsdarstellung durch semantische Netze im Allgemeinen und<br />

das Semantic Web im Speziellen bieten dem User zu jedem gefundenen Begriff eine Reihe themenverwandter<br />

Begriffe an. Die Suche nach Informationen zieht sich wie ein roter Faden durch das Netz.<br />

Durch die Semantic Web Initiative kann begonnen werden, aus dem gegenwärtigen Web ein ausdrucksvolleres,<br />

semantisch reichhaltigeres Web zu entwickeln, die Qualität von Suchanfragen wesentlich<br />

zu verbessern und die Basis für eine Reihe neuer noch nicht vorstellbarer Anwendungen zu legen.<br />

Zunächst aber ist und bleibt das Semantic Web eine Vision. Semantik in das Web zu bringen, heißt<br />

noch nicht, Semantik aus dem Web herausziehen zu können. Höhere Konzepte und Anwendungen<br />

oberhalb des Semantic Web sind dafür notwendig. Das Semantic Web kommt dem Mensch hinsichtlich<br />

einer intuitiven Suche von Informationen entgegen, wie er sie alltäglich unter Beachtung ständig<br />

steigender Datenmengen bewältigen muss.<br />

2. Semantic Web Standards<br />

2.1. Resource Description Framework (RDF) 1<br />

Das Resource Description Framework ist ein Standard des W3C, der den Austausch von Metadaten<br />

zwischen verschiedenen Anwendungen erlaubt. RDF ist ein System, das Relationen zwischen Objekten<br />

basierend auf gerichteten Graphen ausdrückt. In RDF wird das zu beschreibende Objekt mit einer<br />

eindeutigen Adresse, einer URI, identifiziert. Grundbaustein ist ein Subjekt-Prädikat-Objekt-Tripel<br />

P(S,O) (Subjekt S hat ein Prädikat (Eigenschaft) P mit dem Wert O). Das Tripel kann als beschriftete,<br />

gerichtete Kante zwischen zwei Knoten verstanden werden. Ein Subjekt eines Tripels kann auch die<br />

Rolle des Objekts in einem anderen übernehmen. Aufgabe des Resource Description Framework ist<br />

es, dieses Tripel in eine XML Beschreibung zu hüllen und die Integrität des Graphen zu erhalten.<br />

Weiterhin definiert das so genannte RDF Schema (RDFS) Eigenschaften und Art von Ressourcen als<br />

Mitglieder von Klassenhierarchien. Im Unterschied zum klassischen objektorientierten Typsystem<br />

definiert RDFS nicht die Eigenschaften einer Klasse von Ressourcen, sondern beschreibt die Argumentrahmen<br />

der Eigenschaften.<br />

2.2 XML Topic Maps (XTM) 2<br />

Im Jahr 2001 wurde durch die ISO der XML Topic Maps (XTM) Standard verabschiedet. Die hinter<br />

dem „GPS des Web“ 3 stehende Idee ist es, bestehende Webseiten und Dokumente nicht zu verändern,<br />

sondern vielmehr eine externe Sicht auf die Daten zu beschreiben. Topics können Gegenstände,<br />

Themen, Personen, Wörter u.a. sein. Jede dieser Topics existiert in einer Topic Map und verweist<br />

auf eine entsprechende Ressource. Topic Maps sind semantische Netzwerke, die von den referenzierten<br />

Dokumenten getrennt sind. Diese bleiben unangetastet.<br />

Topics (Themen), Associations (Assoziationen) und Occurrences (Vorkommensangaben) sind die<br />

Grundbausteine einer jeden Topic Map oder anders gesagt – das TAO des Standards.<br />

Unter einer Topic versteht man alles Beschreibbare, abhängig vom konkreten Anwendungsfall.<br />

Occurrences verbinden Topics mit Ressourcen (Dokumente, Bilder, Webseiten, etc.), sofern sie durch<br />

eine URL adressierbar sind. Für nicht adressierbare Subjekte muss ein adressierbarer elektronischer<br />

Stellvertreter, der so genannte Subjekt-Indikator (eine URI), definiert werden. Eine Topic kann beliebig<br />

viele Occurrences aufweisen. Jede Occurrence kann eine bestimmte Rolle, die so genannte Occurrence<br />

Role, einnehmen. Diese Rolle weist der Occurrence eine bestimmte Semantik zu.<br />

Associations schließlich beschreiben semantische Beziehungen zwischen den Topics. Eine Assoziation<br />

kann beliebig viele Themen in Beziehung zueinander stellen. Wie bei den Occurrences kann definiert<br />

werden, welche Rolle die Themen in der Beziehung übernehmen.<br />

Durch das Scope-Konzept ist es möglich, alle Charakteristika einer Topic mit einem Gültigkeitsbereich<br />

zu versehen. Die Auswertung dieses Gültigkeitsbereiches bleibt der jeweiligen Anwendung überlassen.<br />

So sind beispielsweise die Verwendung mehrerer Sprachen, das Erstellen mehrerer Datensich-<br />

1<br />

http://www.w3.org/RDF/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

2<br />

http://www.topicmaps.org/xtm/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

3<br />

So lautet der Slogan der XTM-Arbeitsgruppe, geprägt durch Charles Goldfarb<br />

- 58 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

ten oder die Steuerung von Zugriffsrechten auf verschiedene Ressourcen umsetzbar. Der Standard<br />

ermöglicht ebenfalls das Merging, also das wohldefinierte Zusammenführen verschiedener Topic<br />

Maps zu einer, beziehungsweise verschiedener Topics zu einer Topic.<br />

2.3. Web Ontology Language (OWL) 4<br />

Ontologien sind Definitionen von Objekten und deren Beziehungen bezogen auf einen Anwendungsbereich.<br />

Sie sind entscheidend für Anwendungen, die Informationen unterschiedlicher Herkunft suchen<br />

oder mischen müssen. Eine wichtige Anwendung von Ontologien ist, so Bodendorf [BOD03], die<br />

semantisch konsistente Kommunikation zwischen auf Wissensebene kooperierenden intelligenten<br />

Systemen zu ermöglichen. Gemeinsame Ontologien stellen sicher, dass eine Information vom Empfänger<br />

ebenso interpretiert wird, wie sie vom Absender gemeint war.<br />

Die Web Ontology Language (OWL) ist eine auf XML basierende Sprache zur Beschreibung von Ontologien<br />

und Beziehungen zwischen Objekten. Ontologien können zum Beispiel durch Inferenzmaschinen<br />

oder intelligente Suchmaschinen interpretiert werden. Sie sagen auf einer höheren Ebene,<br />

wie die Dinge auf der niedrigeren begrifflichen Ebene zusammenhängen, um die Semantik aus der<br />

Wissensbasis automatisiert für den Benutzer herauszuziehen.<br />

2.4. Zusammenfassung<br />

Hauptanwendungsgebiete für Semantic Web Standards und -Sprachen sind die Generierung von<br />

Wissensbasen, die Klassifikation und Strukturierung von Inhalten, das Ermöglichen intelligenter Navigation<br />

und Suche in semantischen Netzwerken, das Erstellen verschiedener Sichten auf gleiche Ressourcen,<br />

Informationsfilterung, Benutzerprofile und Rechte, sowie das Generieren von „virtuellen Informationen“<br />

aus bereits bestehenden und die Wissensaggregation.<br />

Die Möglichkeit der Suche nach Assoziationen und ihren Eigenschaften fördert auch die Entwicklung<br />

so genannter „intelligenter Suchmaschinen“, also semantisch gesteuerter Suchprozesse. Semantic<br />

Web Standards werden in den Bereichen Content-, Dokument- und Knowledge Management bereits<br />

praktisch eingesetzt. So arbeitet z.B. die Suchfunktion vom Bertelsmann Webportal www.wissen.de<br />

vollständig auf der Topic Map Ebene. Eine ausführlichere Betrachtung, Beispiele und Vergleiche findet<br />

man unter [ZAP04].<br />

3. Semantic Web Tools und Produktsuiten<br />

Ohne effiziente Software (Parser, API´s, Frameworks, Editoren, Speicher- und Verarbeitungssysteme,<br />

etc.) ist die Verwendung von Semantic Web Standards relativ nutzlos. Ausgewählte Semantic Web<br />

Tools und Produktsuiten sollen nachfolgend kurz betrachtet werden.<br />

Intelligent views hat die Plattform K-Infinity zum Aufbau und zur Nutzung von Wissensnetzen entwickelt.<br />

Sie bildet die Basis für intelligentes Wissensmanagement. K-Infinity ist modular aufgebaut und<br />

lässt sich einfach in bestehende Datenbank- und IT-Architekturen integrieren. Zum Aufbau und zur<br />

Pflege einer Wissensbasis dienen Editing-Tools (Knowledge-Builder), zur Ausnutzung des vernetzten<br />

Wissens die Usage-Tools (browserbasierend). Der Knowledge-Builder stellt sämtliche Operationen zur<br />

Verfügung, die zum Aufbau eines Wissensnetzes nötig sind. Mit Hilfe des Markup-Tools können Dokumente<br />

erstellt, erfasst und mit dem Wissensnetz verknüpft werden. Der Knowledge-Accelerator<br />

ermöglicht mit einem Web-Browser ohne Installationsaufwand Zugriff auf das Wissensnetz. Der Semantic-Finder<br />

ermöglicht eine semantische Suche. Mit dem Net-Navigator kann grafisch durch das<br />

semantische Netz navigiert werden. Die Ergebnisse von Anfragen werden durch die Layout-Engine<br />

automatisch in HTML-Seiten umgesetzt und individuell an ihr Design angepasst. Sämtliche K-Infinity-<br />

Komponenten lassen sich durch XML-Schnittstellen mit anderen Werkzeugen verbinden. Triggerkonzept<br />

und Workflowunterstützung sind weitere Features der Produktsuite. (http://www.i-views.de/)<br />

Die norwegische Firma Ontopia hat bereits mehrjährige Erfahrung in der Entwicklung von Topic Map<br />

Software und ist in Fachkreisen bekannt für ihre Ontopia Knowledge Suite (OKS). Die OKS ist eine<br />

komplette Toolsammlung zum Entwerfen, Administrieren und Entwickeln Topic Map basierter Applikationen.<br />

Sie beinhaltet eine Topic Map Engine, die Topic Maps lädt, verarbeitet, speichert und eine<br />

Schnittstelle bietet, die andere Anwendungen auf Topic Maps zugreifen lässt. Weiterhin bietet sie<br />

webbasierte Editoren und einen frei erhältlichen Topic Map Browser (Omnigator), sowie eine eigene<br />

Abfragesprache. In seiner neuesten Version erlaubt der Omnigator das Browsen in RDF- und XTM-<br />

Dateien, sowie deren graphische Visualisierung. (http://www.ontopia.net/)<br />

Als Teil der e:kms, der XML-basierten Enterprise Plattform für das Verwalten und Organisieren von<br />

4<br />

http://www.w3.org/TR/owl-features/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

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Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />

L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau, K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />

Wissen und Inhalten, bietet empolis das Produkt e:km (empolis knowledge manager), den Nachfolger<br />

der Produktlinien k42 und orenge, an. E:kms ist eine gesamtheitliche Knowledge Management Lösung<br />

mit Dokument- und Content Management, Workflow, Ontology Management, graphischer Visualisierung,<br />

intelligenter Suche basierend auf Ontologien, Intranet, Personalisierung und Community Support.<br />

(http://www.empolis.de/)<br />

Der USU KnowledgeMiner extrahiert Metadaten aus bestehenden Datenquellen und vernetzt diese<br />

semantisch gemäß dem Topic Map Standard. Durch einen Fuzzy-Filter ist das System äußerst tolerant<br />

gegenüber Schreibfehlern. Der KnowledgeMiner dient der Themenstrukturierung und dem zentralen<br />

Informationszugriff, stellt die vernetzten Strukturen grafisch dar und bietet dem Anwender Navigations-<br />

und Suchfunktionen. Ebenfalls werden Topic Maps als flexibles Kategoriensystem dargestellt,<br />

so dass Themen und Begriffe im Zusammenhang aufgezeigt werden und der kategorienorientierte<br />

Anwender schnell zu den benötigten Informationen findet. Über Natural Language Processing stehen<br />

ihm erweiterte Suchmöglichkeiten zur Verfügung. Der User wird im Rahmen seiner Zugriffsberechtigung<br />

zu den erwünschten Informationen geleitet. Sensible Themen und Dokumente bleiben geschützt.<br />

(http://www.usu.de/)<br />

Jena2 ist ein von Hewlett Packard entwickeltes Open Source Framework zum Erstellen von RDF basierten<br />

Semantic Web Applikationen. Es beinhaltet eine RDF-API zum Manipulieren von RDF-<br />

Datensätzen, unterstützt RDFS und OWL, bietet einen integrierten Java-basierten RDF-XML-Parser<br />

von ARP und eine Inferenzkomponente. Weiterhin erlaubt das Framework das persistente Speichern<br />

von Daten in einem relationalen Datenbanksystem (MySQL PostgreSQL, Oracle), das Hinzufügen von<br />

Daten und das Stellen von Abfragen an dieses System. (http://www.hpl.hp.com/semweb/jena.htm)<br />

Das Ziel des TM4J-Projektes ist es, robuste Open Source Tools zum Erstellen, Manipulieren und Publizieren<br />

von Topic Maps anzubieten. Es besteht aus einer Topic Map Engine und einer Java-<br />

Applikation zum Browsen von Topic Maps mittels eines grafischen Nutzerinterfaces. (http://tm4j.org/)<br />

Ohne die Verwendung spezieller Tools ist der professionelle und effiziente Einsatz von Semantic Web<br />

Technologie nicht möglich. Sie sind Basis für die Durchsetzung und den Erfolg der neuen Technologie.<br />

Alle hier vorgestellten Produkte eignen sich, das Wissensmanagement einer Institution wesentlich<br />

zu verbessern, einen schnelleren und qualitativ besseren Zugriff auf Informationen zu bieten, schnelleres<br />

Erstellen und Pflegen intelligenter Web Portale, wissensbasierter Intranets und Content Management<br />

Systeme zu ermöglichen. Eine ausführlichere Betrachtung, Beispiele und Vergleiche findet man<br />

unter [ZAP04].<br />

4. Semantic Web basierende Informationsportale<br />

Auf Semantic Web Technologie basierende Informationsportale bieten dem Nutzer eine Vielzahl an<br />

Möglichkeiten, die über diejenigen konventioneller Portale hinausgehen. Für das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong><br />

wurde in [ZAP04] der Einsatz von Semantic Web Tools und Produktsuiten evaluiert. Nachfolgend<br />

sollen einige Anforderungen an Semantic Web basierende Informationsportale beschrieben<br />

werden, die sich aus den Ergebnissen der Evaluation herauskristallisiert haben.<br />

Zu jeder gefundenen Information sollte der User die Möglichkeit besitzen, themenverwandte Inhalte<br />

weiterzuverfolgen und zugehörige Metainformationen zu erhalten. Sein Weg durch die Webseite gestaltet<br />

sich nicht hierarchisch, sondern individuell entlang eines Themenpfades. Die Navigation sollte<br />

einerseits über Links geschehen und andererseits alternativ über eine grafische Visualisierung des<br />

gesamten Themenbereiches erfolgen, ähnlich einem Hyperbolic-Tree-Ansatz. Weiterhin sollte automatisch<br />

und dynamisch ein Themenkatalog entsprechend der hinterlegten Taxonomie oder Ontologie<br />

generiert werden. Dem Nutzer sollten weiterhin intelligente semantische Such- und Abfragefunktion,<br />

wie z.B. Filtersuche, Suche über Metadaten, Volltextsuche, Thematische Suche, Semantische Query<br />

oder Suche in Synonymen zur Verfügung stehen. Ein Kontext-Filter dient zum Ausblenden von Inhalten,<br />

die z.B. mit einem Scope versehen sind oder vom Benutzer gewählt wurden (z.B. „Blende alle<br />

Topics zum Thema „TU Ilmenau“ aus“). Von der Benutzerverwaltung erhält jeder User ein individuelles<br />

personalisiertes Erscheinungsbild je nach zugehöriger Benutzergruppe (z.B. Hochschullehrer, Studenten,<br />

Private Bildungseinrichtungen, etc.). Suchergebnisse sollten mit zusätzlichen Informationen angereichert<br />

sein, so z.B. über die semantische Nähe zum Suchbegriff und die Häufigkeit der Aufrufe in<br />

den letzten Tagen. Weiterhin sollte ein Triggerkonzept implementiert sein, welches das Auslösen von<br />

Ereignissen beim Eintreten gewisser Ausgangsbedingungen ermöglicht. Schnittstellen zu bisherigen<br />

Systemen, sowie Im- und Exportfunktionen auf Basis von XML ermöglichen eine nahtlose Integration<br />

in andere Architekturen.<br />

Abbildung 1 gibt einen ersten Eindruck der Visualisierung eines Hyperbolic-Tree zur grafischen Navi-<br />

- 60 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

gation im Informationsraum und zeigt darüber hinaus auf der linken Seite eine automatisch generierte<br />

Kategorieansicht, sowie im unteren Bereich die semantische Nähe und themenverwandte Bereiche<br />

zum aktuell gefundenen Suchbegriff.<br />

Abbildung 1. Semantic BPT (Prototypischer Entwurf)<br />

5. Seamless Knowledge und Virtuelle Portale<br />

Seamless Knowledge, eine weitere Evolutionsstufe des Wissensmanagements für Informationsportale,<br />

bezeichnet den für den Benutzer nahtlosen Übergang von Wissen. Praktisches Anwendungsbeispiel<br />

für Seamless Knowledge sind Virtuelle Portale, d.h. mehrere physisch vorhandene (Wissens-)<br />

Portale, die zu einem großen virtuellen vernetzt werden. Bei der Umsetzung kann vor allem Semantic<br />

Web Technologie hilfreich sein. Gute Vorarbeiten auf diesem Gebiet stammen von Steve Pepper, dem<br />

Chief Strategy Officer der norwegischen Topic Map Firma Ontopia, auf dessen Ideen sich nachfolgend<br />

bezogen werden soll.<br />

In der Praxis stehen die in Wissensportalen abgespeicherten Informations- und Wissensbestände<br />

oftmals getrennt voneinander zur Verfügung. Die Existenz des jeweils Anderen ist dem Nutzer nicht<br />

bekannt und kann folglich nicht abgerufen werden. Für den Nutzer besteht der Wunsch nach Knowledge<br />

Integration (sog. Seamless Knowledge). Seamless Knowledge ist jedoch nicht mit dem Begriff<br />

Semantic Web zu verwechseln, obwohl beide viele Gemeinsamkeiten haben. Das Semantic Web stellt<br />

lediglich eine mögliche Basistechnologie für eine nahtlose Informationsintegration zur Verfügung.<br />

Norwegen ist Vorreiter, wenn es um auf Topic Map Technologie basierende Portale (sog. Topic Map<br />

driven portals) geht. Mit einer steigenden Anzahl von Informationsportalen wachsen natürlich auch die<br />

Überlappungen zwischen ihren Inhalten. Die drei Portale forskning.no (Research Council), forbrukerportalen.no<br />

(Norwegian Consumer Association) und matportalen.no (Biosecurity portal of the Department<br />

of Agriculture) sind die ersten, die unter dem Gesichtspunkt Virtueller Portale miteinander vernetzt<br />

wurden. Gleiche Inhalte werden in einer Datenquelle gespeichert und sind in allen drei Portalen<br />

sichtbar.<br />

Aus technischer Sicht ist wenig nötig, um eine effektive Form nahtloser Wissensintegration zu erreichen.<br />

Zum einen ist ein Identifizierungsmechanismus notwendig, um die Identität eines so genannten<br />

subjects (kleinste modulare Informationseinheit) zu verifizieren. Portale, die miteinander kommunizieren,<br />

können somit sicher gehen, vom gleichen subject zu sprechen. Probleme, die durch die Verwendung<br />

von Synonymen, Homonymen, etc. entstehen, werden damit beseitigt. Ein eindeutiger globaler<br />

Mechanismus zum Bezeichnen von subjects existiert zum Beispiel schon im Topic Map Standard und<br />

heißt dort Published Subjects. Er basiert technisch gesehen auf dem URI-Konzept. Published Subjects<br />

helfen nicht nur Maschinen, sich gegenseitig besser zu verstehen, sondern auch Menschen. Sie<br />

identifizieren ein subject via URI (sog. subject identifier). Diese URI ist gleichzeitig Adresse eines Dokumentes,<br />

das von einem User interpretiert werden kann (sog. subject indicator).<br />

- 61 -


Semantic Web Technologien und Strategien für Wissensportale – Ein Überblick<br />

L. Zapf, DFKI Kaiserslautern, H.-D. Wuttke, TU Ilmenau, K. Schmidt, bildungsportal-thueringen.de<br />

Zum anderen ist für die Umsetzung einer nahtlosen Wissensintegration ein Austauschprotokoll notwendig,<br />

um Information automatisch miteinander zu teilen. Hierfür gibt es seitens der Topic Map<br />

Community den Entwurf des TMRAP (Topic Maps Remote Access Protocol) 5 . Dies ist ein abstraktes<br />

Protokoll, um Informationen von Remote Repositories zu erhalten. Topic Map Applikationen können<br />

TMRAP sehr einfach unterstützen, für nicht-Topic Map Applikationen ist es ein nur relativ kleiner Anpassungsaufwand<br />

notwendig, um TMRAP verwenden zu können. Der Nutzen wäre enorm. Ähnliche<br />

Arbeiten findet man in der Semantic Web Gemeinde auch in der RDF Net API 6 und bei SNAPI 7 .<br />

Ontopia hat in seinem frei erhältlichen Topic Map Browser bereits eine erste Demonstrationsvariante<br />

des TMRAP eingebaut, die sogenannte Omnigator Rap demo. Diese basiert auf zwei räumlich getrennten<br />

Omnigator Browsern, auf denen jeweils unterschiedliche Topic Maps das vorhandene Wissen<br />

managen. Schaltet man die Unterstützung für TMRAP ein, werden in der jeweiligen Topic Map automatisch<br />

die Links zur Remote Topic Map des Anderen eingefügt. Über einen VISIT-Button kann man<br />

in die andere Map hineinbrowsen (vgl. Abbildung 2).<br />

Abbildung 2. Omnigator Rap demo (http://www.ontopia.net/ (Seitenabruf: 14.09.04))<br />

Die hinter dem Topic Maps Remote Access Protocol stehende Technik mag auf den ersten Blick sehr<br />

einfach erscheinen. Ihr Potenzial jedoch ist sehr hoch, da auch andere Applikationen, die nicht den<br />

Topic Map Standard benutzen, sich des TMRAP bedienen können. Ontopia geht aber noch einen<br />

Schritt weiter, indem nicht nur einzelne Topic Page URI´s ausgetauscht werden können, sondern auch<br />

Fragmente dieser, sog. Topic Maplets 8 . Dies können z.B. zusätzliche Metadaten, URL´s, assoziierte<br />

Seiten mit Sichten und Rollen, etc. sein. Mitte 2005 wird die Topic Map Query Language (TMQL 9 ) für<br />

Topic Maps durch die ISO standardisiert werden. Mit ihr wird es möglich sein, diese Topic Maplets als<br />

remote query results zu erhalten. Weiterhin ist seitens der Topic Map Community eine SOAP Anbindung<br />

für TMRAP geplant, um den Einsatz von Web Services zu unterstützen. Die dabei entstehenden<br />

Möglichkeiten wären immens.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass um Seamless Knowledge für Informationsportale erreichen<br />

zu wollen, folgenden Grundbausteine benötigt werden:<br />

• Semantisch strukturierte Daten (Topic Maps, RDF, etc.)<br />

5<br />

http://www.jtc1sc34.org/repository/0507.htm (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

6<br />

http://www.w3.org/Submission/2003/SUBM-rdf-netapi-20031002/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

7<br />

http://sourceforge.net/projects/snapi/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

8<br />

http://www.ontopia.net/topicmaps/materials/xtm-fragments.html (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

9<br />

http://www.isotopicmaps.org/tmql/ (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

- 62 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

• Gobal eindeutige Bezeichner (Published Subjects, etc.)<br />

• Ein Austauschprotokoll (z.B. TMRAP)<br />

• Eine Abfragesprache (z.B. TMQL) für präzisere Request-Anfragen<br />

6. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Semantic Web Standards werden aufgrund der steigenden Anzahl praktischer Anwendungen und<br />

Produktsuiten populär. Vorreiter auf dem Gebiet der Topic Maps ist Norwegen. Hier gibt es sehr viele<br />

Webseiten und Portale, eLearning- und Wissensmanagementanwendungen, die sich bereits der Semantic<br />

Web Standards bedienen. Seamless Knowledge ist der nächste, auf dieser Technologie aufbauende<br />

Evolutionsschritt. Das Semantic Web wird für seine Durchsetzung und Akzeptanz sicher<br />

noch einige Jahre brauchen, Seamless Knowledge gibt es bereits heute.<br />

2003 in Tausend % der Bevölkerunrung<br />

2007 in Tausend % der Bevölke-<br />

Deutschland 42.003 51,0 59.033 71,8<br />

Tabelle 1. Webbenutzer 2003 und 2007 [EIT04]<br />

Auch am praktischen Beispiel, konkret für das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong>, ist der Einsatz von Semantic<br />

Web Technologie mittelfristig eine Alternative. Tabelle 1 verdeutlicht die zunehmende Anzahl von<br />

Webbenutzern bis zum Jahr 2007. Das damit verbundene zunehmende Daten- und Informationsaufkommen<br />

dürfte immens sein und exponentiell ansteigen. Neue Wege, Informationen zu organisieren,<br />

zu kategorisieren und dem Benutzer zu präsentieren werden benötigt, da sonst der Informationskollaps<br />

droht. Die in diesem Paper vorgeschlagenen Ansätze sind ein erster Schritt in die richtige Richtung.<br />

Literatur<br />

[BER03] http://www.ercim.org/publication/Ercim_News/enw51/berners-lee.html (Seitenabruf: 14.09.04)<br />

[BOD03] Bodendorf, Freimut: Daten- und Wissensmanagement, Springer, 2003<br />

[EIT04] European Information Technology Observatory 2004, http://www.eito.com/ (Seitenabruf:<br />

14.09.04)<br />

[ZAP04] Zapf, Lars: Intelligentes Information Retrieval und Knowledge Management mit semantischen<br />

Netzen, Diplomarbeit an der Technischen Universität Ilmenau, 2004<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Inf. Lars Zapf,<br />

Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH,<br />

Abteilung Wissensmanagement,<br />

Erwin-Schrödinger-Str. Geb. 57,<br />

D-67653 Kaiserslautern,<br />

E-Mail: zapf@dfki.uni-kl.de, www.dfki.de<br />

Dr.-Ing. Heinz-Dietrich Wuttke,<br />

Technische Universität Ilmenau,<br />

Helmholzplatz 1,<br />

98693 Ilmenau,<br />

E-Mail: dieter.wuttke@theoinf.tu-ilmenau.de<br />

http://www-ihs.theoinf.tu-ilmenau.de/forschung/projekte/sane/<br />

Dipl.-Kfm. Karsten Schmidt,<br />

bildungsportal-thueringen.de,<br />

Puschkinstraße 19, 99084 Erfurt,<br />

E-Mail: Ka.schmidt@uni-jena.de,<br />

www.bildungsportal-thueringen.de<br />

- 63 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS<br />

gemäß der GNU GPL Lizenz<br />

T. Uhl, FH Flensburg,<br />

M. Hasse, K. Nowicki, TU Gdansk<br />

Abstract. Es werden drei gängige Methoden zur Sicherung der Kommunikation zwischen<br />

zwei heterogenen LMS (Learning Management Systems) erörtert und genau analysiert. Zu<br />

den Methoden gehören: a) Verwendung des sog. verborgenen Rahmens mit Mechanismus<br />

Upload, b) Verwendung des Mechanismus Cookie und c) Verendung des Mechanismus<br />

XML http Request. Die durchgeführten Analysen der o.g. Methoden und ihre Implementierung<br />

sowie das Experimentieren in einer praktischen Umgebung an der TU Gdansk<br />

(siehe http://153.19.53.221) haben gezeigt, dass die Methode XML http Request die stabilste<br />

ist. Das in der praktischen Umgebung verwendete LMS erfüllt die Spezifikation<br />

SCORM.<br />

1 Einführung<br />

Im Bereich e-Learning spricht man immer häufiger über Open Source Systeme [1]. Der Hauptgrund<br />

dafür ist die freie Distribution solcher Systeme. Um dies rechtlich abzusichern, mussten für solche<br />

Systeme entsprechende Rahmenbedingungen erarbeitet und veröffentlicht werden. Hier sind die Aktivitäten<br />

der Gruppe Open Source Initiative [2] von größter Bedeutung. Zu den wichtigsten Open Source<br />

Lizenzen gehört heutzutage die GNU GPL Lizenz [3]. Es gibt z.Z. mehrere Programme/Tools für LMS<br />

(Learning Management Systems), die die GNU GPL Lizenzbedingungen erfüllen. Sie stellen eine attraktive<br />

Alternative zu den kommerziellen LMS (z.B. Blackboard [4]) dar. Ein Open Source Produkt für<br />

LMS ist hier besonders zu nennen: das System Moodle (Modular Object-Oriented Dynamic Learning<br />

Environment) [5]. Für dies System gibt heute eine ausführliche, mehrsprachige Dokumentation. Das<br />

System hat erstaunlich gute Verbreitung gefunden (ca. 1000 registrierter Benutzer in 72 Ländern,<br />

unter anderen aus Polen und Deutschland). Moodle wird ebenfalls als Grundplattform für ein LMS im<br />

Rahmen dieser Arbeit angenommen.<br />

Moodle bietet den Usern, Autoren und Tutoren ein Tool für e-Learning per Internet an. Der größte<br />

Nachteil des Systems Moodle ist, dass der Standard SCORM (Sharable Content Object Reference<br />

Model) [6] nicht unterstützt wird, was die Übergänge zwischen unterschiedlichen LMS erschwert. Eine<br />

Verankerung der SCORM-Empfehlungen in Moodle könnte wesentlich die Flexibilität dieses LMS erhöhen.<br />

Es ist also sinnvoll, sich mit dem Problem zu befassen. Dies bildet den Kern dieser Arbeit.<br />

2 Der Standard SCORM<br />

Der Standard SCORM definiert Mengen von Regeln für Beschreibung (Format), Aufbewahrung und<br />

Anlieferung der didaktischen Inhalte an die Kursnutzer. Bei Festlegung dieser Regel wurden folgende<br />

Ziele in Betracht gezogen: a) accessibility, b) adaptability, c) affordability, d) durability, e) interoperability<br />

und f) reusability. Ein Hauptmerkmal des Standards SCORM ist die Anerkennung der Internettechnologie<br />

als die beste Form für die Maximalisierung des Zugangs zu den e-Learning Systemen.<br />

SCORM Version 1.3 definiert folgende Bereiche eines e-Learning Systems: a) Content Aggregation<br />

Model (CAM), b) Run-Time Environment (RTE) und c) Sequencing and Navigation (SN).<br />

Das CAM (Content Aggregation Mode) beschreibt die Vorgehensweise beim Sammeln, Kennzeichen,<br />

Verwalten und Durchsuchen von Kursinhalten. Dieses Tool verwendet dabei eine Methode für die<br />

Erreichung der o.g. Ziele, die unabhängig von den genutzten LMS-Plattformen ist. Die Grundkomponente<br />

des CAM heißt Asset, welche die elektronische Erfassung eines Textes, Audios, Videos oder<br />

einer Animation darstellt. Assets sind normale Files, die insgesamt den Kursinhalt erfassen. Jedes<br />

Asset verwendet ein Asset Meta Data (Format), welches die notwendigen Informationen zur Unterstützung<br />

beim Suchen und zur Identifikation von Assets beinhaltet. Das Format wird in der modernen<br />

- 65 -


Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS gemäß der GNU GPL Lizenz<br />

T. Uhl, FH Flensburg, M. Hasse, K. Nowicki, TU Gdansk<br />

Seitenbeschreibungssprache 1 XML [7] erfasst. Eine Gruppe von Assets, in der mindestens eins über<br />

das durch ein LMS definierte Interface verfügt, nennt man Sharable Content Object (SCO). SCO repräsentiert<br />

die minimalste Inhaltsform, die durch das LMS bedient werden kann. Alle Files des Kurses<br />

werden in ein ZIP-Archiv eingetragen, was einen Kursaustausch zwischen verschiedenen LMS unterstützt.<br />

Aus der Sicht der SCORM-Implementierung in einem LMS ist sehr wichtig, dass das File imsmanifest.xml<br />

verwendet wird. Dieses File beinhaltet alle Informationen bezüglich des Aufbaus eines e-<br />

Learning Kurses. Draus folgt, das ein gemäß dem SCORM-Standard aufgebautes LMS in der Lage<br />

sein muss, das xml File zu interpretieren.<br />

Das RTE (Run-Time Environment) bildet gemäß dem SCORM den wichtigsten Bestandteil aus der<br />

Sicht der Implementierung in einem LMS. Das Dokument beinhaltet die Beschreibung einer Umgebung,<br />

in der möglich ist, e-Kurse unabhängig vom verwendeten LMS zu starten. Mit anderen Worten<br />

stellt ein RTE ein Interface dar, welches dem e-Learning System die Kontrolle über den e-Kurs und die<br />

Nutzung der didaktischen Inhalte ermöglicht. Die SCORM-Spezifikation schlägt vor, dass bei der Realisierung<br />

der Kommunikation zwischen dem LMS und dem e-Learning Kurs das Interface API (Application<br />

Program Interface) genutzt wird. Die ganze Kommunikation über das API-Interface wird von den<br />

SCO-Objekten initialisiert. Man unterscheidet drei funktionelle Zustände an der API-Schnittstelle (vgl.<br />

Bild 1).<br />

Nicht<br />

Eingeleitet<br />

Initialize(“”)<br />

GetLastError()<br />

GetErrorString()<br />

GetDiagnostic()<br />

Funktioniert<br />

GetValue()<br />

SetValue()<br />

Commit()<br />

GetLastError()<br />

GetErrorString()<br />

GetDiagnostic()<br />

Terminate(“”)<br />

Beendet<br />

GetLastError()<br />

GetErrorString()<br />

GetDiagnostic()<br />

API Implementierung<br />

API Anforderung<br />

GetValue(DatenModellElement)<br />

SetValue(DatenModellElement,Wert)<br />

SCO<br />

LMS<br />

The Run –Time Envirnoment<br />

Bild 1: Funktionelle Zustände an der API-Schnittstelle<br />

Die drei funktionellen Zustände sind:<br />

# Execution State: Dieser Zustand realisiert Funktionen, die für den Auf- und Abbau einer<br />

Session zwischen LMS und SCO verantwortlich sind; vgl. LMSInitialize( ) und<br />

LMSTerminate( ).<br />

# State Management: Dieser Zustand realisiert drei Funktionen, die für die Fehlerbehandlung<br />

verantwortlich sind; vgl. LMSGetLastError( ), LMSGetErrorString( ) und LMSGetDiagnostic(<br />

).<br />

# Data Transfer: Dieser Zusatnd realisiert Funktionen, die für den Datentransfer verantwortlich<br />

sind; vgl. LMSGetValue( ), LMSSetValue( ) und LMSCommit( ).<br />

Zwecks eines Informationsaustausches zwischen LMS und SCO greift das RTE auf ein speziell dafür<br />

entwickeltes Dateimodell zu. Dieses Modell definiert Dateien, die zur Realisierung der Grundfunktionen<br />

eines LMS notwendig sind, z.B. Erfassung der Aktivitäten oder Erfassung der Fortschritte in einem<br />

e-Kurs. Die möglichen Implementierungsformen an der API-Schnittstelle werden im Punkt 3.2<br />

vorgestellt.<br />

1 Streng genommen ist XML keine Dokumenten- oder Seitenbeschreibungssprache, sondern eine Meta-Sprache<br />

zur Entwicklung der eigentlichen Seitenbeschreibungssprache, die auf einen speziellen Einsatzzweck hin optimiert<br />

ist.<br />

- 66 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Das SN (Sequencing and Navigation) beschreibt Methoden zur Auswahl der nacheinanderfolgenden<br />

Elemente aus der existierenden Datenbank mit den didaktischen Inhalten, um einen geschlossenen<br />

e-Kurs erhalten zu können. Der Informationsfluss wird durch den Benutzer initiiert. Unter Verwendung<br />

unterschiedlicher Warteschlangendisziplinen in einem LMS kann der Informationsfluss in Abhängigkeit<br />

von den registrierten Benutzeraktivitäten gestaltet werden. Der SCORM beschreibt an dieser Stelle<br />

sehr genau die Struktur des sog. „learning activities“-Baums. Auch die o.g. Warteschlangendisziplinen<br />

sind in diesem Dokument genau beschrieben.<br />

3 Implementierungsaspekte des Standards SCORM für ein LMS<br />

3.1 Das System MOODLE<br />

Moodle bietet den Usern, Autoren und Tutoren ein Tool für e-Learning per Internet an. Es gibt mehrer<br />

Betriebssysteme, die das Softwarepaket Moodle unterstützen. Bevorzugte Plattform ist jedoch Linux<br />

und die Skriptsprache PHP [8]. Zu den Hauptaufgaben eines LMS gehören die Gestaltung des Kurses<br />

und das Kursmanagement. Die Struktur des Systems Moodle ist modular aufgebaut. Dies ermöglicht<br />

schnelles Aufsuchen und Verändern des Codes der benötigten Teilprogramme in dem LMS Tool. Es<br />

wird empfohlen, das Schema für ein Modul an die Struktur für das ganze System anzulehnen. Das<br />

System Moodle basiert auf der klassischen Form der WWW Kommunikation, die ihre Verwirklichung in<br />

vielen Internetdiensten nach dem Client-Server Prinzip findet. Der größte Nachteil des Systems Moodle<br />

ist, dass der Standards SCORM nicht unterstützt wird, was die Übergänge zwischen unterschiedlichen<br />

LMS erschwert. Eine Verankerung der SCORM-Empfehlungen im Moodle könnte wesentlich die<br />

Flexibilität dieses LMS erhöhen. Es ist also sinnvoll, sich mit diesem Problem zu befassen. Dies bildet<br />

den Kern dieses Kapitels.<br />

Die Version 1.2 vom Moodle ermöglicht eine Erweiterung des Systems auf dem Modullevel. Die Systemmodule<br />

sind verantwortlich für die Realisierung der Grundaufgaben des LMS. Beim Zufügen eines<br />

neuen Moduls müssen die in der Moodle-Spezifikation festgelegten Prinzipien bezüglich z.B. Benennung<br />

von Files und von Katalogen angehalten werden. Die Erweiterungen sollten nicht in den Kerncode,<br />

der für die Stabilität des Systems verantwortlich ist, eingreifen. Dies bedeutet jedoch die Beschränkungen<br />

bei Erweiterungen des LMS, weil zu dem Kern auch die Kursformate zählen. Das<br />

Moodle schlägt den Aufbau von e-Kursen in drei Formaten vor: wöchentliche, gesellschaftliche und<br />

thematische. Es gibt Möglichkeiten, in jedem der drei Kursformate neue Funktionen in Form von Vorräten<br />

hinzuzufügen. Ein von solchen Vorräten könnte z.B. Simulation sein.<br />

Der Standard SCORM definiert e-Kurs, bei denen das Format von dem Autor und nicht vom LMS abhängig<br />

ist. Damit ist die Lokalisierung der Inhalte von SCORM-Kursen (Asset und SCO) in einem der<br />

drei Moodle-Formate nicht möglich. Einzige Möglichkeit dieses Problem zu lösen, ist das Zufügen<br />

eines neuen Kursformates im Moodle, z.B. „Format SCORM 2004“. Hierbei muss jedoch ein Eingriff in<br />

den Kern des Moodle-Systems in Kauf genommen werden. Das Zufügen des o.g. Kurses muss einen<br />

Mechanismus zum Umladen von ZIP-Files, zum Auspacken und zum Lesen der Kursstruktur sicherstellen.<br />

Diese Erweiterungsmöglichkeit bietet auch die neuste Version vom Moodle. Leider gibt z.Z.<br />

keine Dokumentation zu dieser Erweiterungsmöglichkeit, jedoch ermöglicht eine Analyse des PHP-<br />

Codes und der Files-Strukturen erfahrenen Programmierern das Zufügen eines neuen Kursformates.<br />

Das Zufügen eines neuen Kurses erfolgt durch Ausfüllen eines Formulars auf einer Internetseite. Die<br />

Daten aus dem Formular werden in die Datenbank des Systems eingetragen und der Autor wird auf<br />

eine weitere Internetseite weitergeleitet, auf der es Möglichkeiten gibt, neue Vorräte zum Kurs zuzufügen.<br />

Im Fall der Erweiterung um einen SCORM-Kurs sollte der Autor auf eine Seite gelinkt werden, die<br />

das Versenden und das Auspacken der Kurs-Files ermöglicht. Eine Programmierung solcher Funktionen<br />

wird von den vorhandenen zahlreichen PHP-Bibliotheken unterstützt. Nachdem der Kurs in einem<br />

Katalog auf dem Systemserver abgelegt ist, muss das Lesen der Daten aus dem File imsmanifest.xml<br />

erfolgen. Die Angaben bezüglich der neuen Kursstruktur müssen dann in der Datenbank des LMS<br />

abgespeichert werden.<br />

Die Hauptprobleme bei der Implementierung beginnen auf dem Level TRE (Run-Time-Environment).<br />

Die Lösungsmöglichkeiten dieses Problems werden in nächstem Kapitel vorgestellt.<br />

3.2 Methoden zur Implementierung des Run-Time Environment<br />

Ist die Umgebung Client-Server heterogen (z.B. unterschiedliche Skriptsprachen wie PHP [8] und<br />

JavaScript [9]), treten viele Probleme beim Austausch von Daten zwischen den kommunizierenden<br />

Plattformen auf. Damit muss vor allem das RTE fertig werden. Eine Analyse der gängigen Methoden<br />

zur Lösung dieses Problems wird im Weiteren erörtert. Hierbei werden die Ideen aus den Arbeiten [10-<br />

11] aufgegriffen und weiter entwickelt.<br />

Es werden drei gängigen Methoden zur Sicherung der Kommunikation zwischen heterogenen Platt-<br />

- 67 -


Implementierungsaspekte des Standards SCORM für LMS gemäß der GNU GPL Lizenz<br />

T. Uhl, FH Flensburg, M. Hasse, K. Nowicki, TU Gdansk<br />

formen, d.h. e-Kurs im JavaScript und LMS in der PHP-Technologie, vorgestellt:<br />

1) Verwendung des sog. verborgenen Rahmens mit Mechanismus Upload. Diese Methode beruht<br />

auf dem Prinzip der Implementierung auf der LMS-Seite eines verborgenes Rahmens, in dem ein<br />

Mechanismus für das Umladen (upload) wirksam ist. Der Umladenvorgang wird durch die Erweiterung<br />

der Sprache HTML zur DHTM unterstützt. Das Umladen arbeitet wie folgt: Die Adresse der im verborgenen<br />

Rahmen enthaltenen Internatseite wird wiederholend abgerufen und in Verbindung mit den<br />

ständig wechselnden API-Parametern gebracht. Das neue Gespann kann dann zum LMS unter Verwendung<br />

der bekannten Methode GET übertragen werden. Dies verdeutlicht das Bild 2.<br />

Bild 2: Mögliche Mechanismen an der API-Schnittstelle<br />

2) Verwendung des Mechanismus Cookie. Diese Methode basiert auf der Verwendung der Text-<br />

Files, die auf der Client-Seite implementiert sind. Dabei ist es möglich, beim Schreiben und beim Lesen<br />

einer Datei in oder aus den Files sowohl die JavaScript- als auch die PHP-Sprache zu verwenden.<br />

In dieser Methode ist der API-Mechanismus für das Einschreiben der entsprechenden Dateien in Cookie-Files<br />

verantwortlich. Im System LMS muss auch ein Mechanismus zum periodischen Auslesen der<br />

Dateien aus den Cookie-Files implementiert sein. Das periodische Auslesen wird durch die DHTML-<br />

Mechanismen unterstützt, die eine „Auffrischung“ der Internetseiten mit bestimmter Frequenz ermöglichen.<br />

Will man die ständige „Auffrischung“ eines der Hauptrahmen des LMS-Systems verhindern,<br />

kann auf den Mechanismus des verborgenen Rahmens zugegriffen werden (vgl. Bild 2).<br />

3) Verendung des Mechanismus XML http Request. Sowohl beim Mechanismus Cookie als auch<br />

beim Mechanismus des verborgenen Rahmens muss ständig vor der Datenübertragung das Umladen<br />

der PHP-Internetseite stattfinden. Dies kann zur Verzögerungen bei der Übertragung führen und zusätzlich<br />

hat die Client-Seite nie eine Garantie, dass das Umladen richtig erfolgte. Das Problem kann<br />

durch Verwendung des neuen Mechanismussees XML http Request gelöst werden. Dieses Konzept<br />

ist seit kurzem bekannt. Aus diesem Grund unterstützen noch nicht alle bekannten Internet-Browser<br />

dieses Mechanismus. In den am häufigsten verwendeten Internet-Browser, d.h. Internet Explorer 5,<br />

Netscape Communicator und Mozilla ist jedoch dieser Mechanismus bereits implementiert. Dies berechtigt,<br />

sich weiter mit dieser Methode zu befassen. Die Wirkungsweise dieser Methode beruht auf<br />

der Verwendung des Kommandos http Request zum Download von einem Server. Notwendige Prozeduren<br />

sind für JavaScript implementiert, also liegen auf der Client-Seite vor (wie in einem SCORM-<br />

Kurs). Dieser Mechanismus verwendet den Header der Nachricht http Request um zu überprüfen,<br />

wann zum letzten Mal die Dateien auf der Client-Seite modifiziert worden sind oder ob sie überhaupt<br />

existieren.<br />

An der Universität Gdansk wurde in einem konkreten LMS (gemäß SCORM) ein RTE mit den o.g.<br />

Mechanismen zur Kommunikation in heterogener Umgebung implementiert, getestet und bewertet.<br />

Das realisierte LMS-System ist unter der Internetadresse http://153.19.53.221 erreichbar. Die Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass die Methode XML http Request die stabilste ist. Es ist zu erwarten,<br />

dass in Kürze alle Internet-Browser die Methode XML http Request unterstützen werden. Dies spricht<br />

für die im Rahmen dieser Arbeit vorgeschlagene Lösung zur Sicherung der Kommunikation in einer<br />

heterogenen e-Learning Umgebung.<br />

4 Zusammenfassung<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde zunächst der heutige Trend beim e-Learning vorgestellt. Dieser<br />

Trend heißt Open Source Lösungen. Ein Nachteil der Open Source Systeme ist, dass sie ein individuell<br />

festgelegtes Kursformat aufweisen. Solche Kurse arbeiten nur gut innerhalb einer<br />

- 68 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

e-Learning Plattform. Die Übertragung der Kursinhalte in eine andere e-Learning Plattform ist zwar<br />

möglich, jedoch sehr aufwendig. Die Lösung dieses Problems kann die Verankerung in den LMS der<br />

standardisierten Kursformaten, z.B. gemäß der Spezifikation SCORM sein. Diese Lösung wurde im<br />

Rahmen dieser Arbeit in einem konkreten LMS-Produkt, d.h. in dem System Moodle verwirklicht.<br />

Es wurden drei gängige Methoden zur Sicherung der Kommunikation zwischen heterogenen LMS<br />

(aufgebaut unter Verwendung der gängigen Internettechnologien wie Java Script und PHP) erörtert<br />

und genau analysiert. Zu den Methoden gehören: a) Verwendung des sog. verborgenen Rahmens mit<br />

Mechanismus Upload, b) Verwendung des Mechanismus Cookie und c) Verendung des Mechanismus<br />

XML http Request.<br />

Die durchgeführten Analysen der o.g. Methoden und ihre Implementierung sowie das Experimentieren<br />

in einer praktischen Umgebung an der TU Gdansk haben gezeigt, dass die Methode XML http Request<br />

die stabilste ist. Das unter der Internetadresse http://153.19.53.221 erreichbare Open Source<br />

System bestätigt, dass die Autoren eine Lösung gefunden haben, mit der Hilfe die Inkompatibilität<br />

zwischen Systemen, die unter Verwendung der heutzutage gängigsten Internettechnologien aufgebaut<br />

sind, überwunden werden kann. Diese Lösung erfüllt die Spezifikation SCORM.<br />

Literatur<br />

[1] Kaderali, F.: Open Source fürs Lehren mit neuen Medien. CD zum <strong>Workshop</strong> „e-Learning Day<br />

2003“, FH Wedel, Juni 2003<br />

[2] Open Source Initiative: http://www.opensource.org (Juni 2004)<br />

[3] GNU GPL Lizenz: http://gnu.org/licenses/gpl.txt (Juni 2004)<br />

[4] Blackboard: http://www.blackboard.com (Juni 2004)<br />

[5] Moodle: http://www.moodle.org (Juni 2004)<br />

[6] SCORM: http://www.adlnet.org (Juni 2004)<br />

[7] XML: http://www.xml.com (Juni 2004)<br />

[8] PHP: http://www.php.com (Juni 2004)<br />

[9] JavaScript: http://javascript.com (Juni 2004)<br />

[10] Nowicki K., Hasse M.: Analiza możliwości rozszerzenia systemu zarządzającego nauczaniem<br />

opartego na licencji Open Source o implementację SCORM. Konferenz „Akademia on-line“, Bronislawow/Polen,<br />

Mai 2004<br />

[11] Hasse M., Nowicki M.: Implementacja elementów SCORM w systemie zarządzającym nauczaniem<br />

Moodle. Konferenz „Virtuelle Universität: Model, Werkzeuge und Praxis, Warschau/Polen Juni<br />

2004<br />

Autorenangaben<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Tadeus Uhl<br />

Institut für Kommunikationstechnologie<br />

Fachhochschule Flensburg<br />

Kanzleistr. 91-93<br />

D 24943 Flensburg, Deutschland<br />

uhl@fh-flensburg.de<br />

Dipl.-Ing. Marcin Hasse<br />

Dr.-Ing. Krzysztof Nowicki<br />

Lehrstuhl für Informationssysteme<br />

Technische Universität Gdansk<br />

Narutowicza 11/12<br />

PL 80-952 Gdansk, Polen<br />

know@pg.gda.pl<br />

- 69 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Standardisierung und Modularisierung am Beispiel<br />

der Lerneinheit Digitales Video<br />

A. Richter, FH Erfurt<br />

Abstract. Standardisierung und die daraus resultierende Modularisierung von E-<br />

Learning-Vorhaben sind die entscheidenden Voraussetzungen, für den dauerhaften Einsatz<br />

und die Wiederverwendung der Resultate von E-Learning-Projekten durch weitere Bildungseinrichtungen.<br />

Neue Entwicklungen in den Standards versuchen die Rekombination<br />

von Lernmodulen zu automatisieren und personalisierte Wissensangebote durch Lernplattformen<br />

bereitzustellen. Bildungsanbieter erhoffen sich, durch die konsequente Umsetzung<br />

von Standards im E-Learning-Bereich, die Einsparung von Ressourcen in räumlicher, zeitlicher<br />

und personeller Hinsicht. Der derzeitige Entwicklungsstand gibt jedoch auch Anlass<br />

zur kritischen Betrachtung, da die Regelwerke sich vorwiegend mit den inhaltlichen und<br />

technischen Aspekten des E-Learning auseinandersetzen und die didaktische Thematik<br />

noch weitestgehend unberücksichtigt ist. Im ersten Teil des Beitrages wird ein kurzer Ü-<br />

berblick der aktuellen Standardisierungskonsortien gegeben sowie praxisrelevante<br />

Schwerpunkte der aktuellen Entwicklung diskutiert. Der zweite Teil beschreibt die praktische<br />

Umsetzung der Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video an der<br />

Technischen Universität Ilmenau, als konkreten Anwendungsfall.<br />

Standardisierungsinitiativen im E-Learning Bereich<br />

Mit der Entwicklung von Standards für E-Learning sind eine ganze Reihe von Konsortien beschäftigt.<br />

Deren Kooperationsgepflecht sowie die umfassenden Dokumentationen der einzelnen Standardisierungsinitiativen<br />

sind für den Anwender schwierig zu durchschauen und geben wenig konkrete Anleitung<br />

für die Umsetzung webbasierter Lernsoftware. Der Nutzen und Erfolg dieser Bestrebungen sind<br />

in der Praxis bisher wenig erforscht. Zurzeit versuchen die Standards vordergründig die Anforderungen<br />

im inhaltlichen und technischen Bereich zu definieren, didaktische Aspekte der Umsetzung von E-<br />

Learning befinden sich noch in den Anfängen der Entwicklung.<br />

Folgende wichtige Konsortien bemühen sich derzeit um die Standardisierung von E-Learning-<br />

Angeboten (Häfele, 2002):<br />

• AICC – Aviation Industry Computer Based Training Commitee (www.aicc.org)<br />

• ADL – die Advanced Distributed Learning Initiative (www.adlnet.org)<br />

• ARIADNE – die Alliance of Remote Instructional Authoring and Distribution Networks for Europe<br />

(www.ariadne-eu.org)<br />

• EML – die Educational Modelling Language der Open University der Niederlande (OUNL)<br />

(http://eml.ou.nl)<br />

• IEEE LTSC – das Instructional Management Systems Project (http://ltsc.ieee.org)<br />

• IMS – das Instructional Management Sytems Project (www.imsproject.org)<br />

• SCORM – das Shareable Content Object Reference Model (www.adlnet.org)<br />

Anfänglich arbeiteten diese Konsortien getrennt an den Standardisierungen. Im Laufe der Zeit einigten<br />

sie sich jedoch zusammen zu arbeiten und ihre Ergebnisse auszutauschen (Abb. 1).<br />

- 71 -


Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />

A. Richter, FH Erfurt<br />

Abb.1: Das Kooperationsnetzwerk der Standardisierungsgremien (mod. nach imc, 2001).<br />

Aus: Baumgartner et al. (2002)<br />

Zusammenfassend lassen sich für die praktische Anwendung folgende Schwerpunkte in den Standardisierungsbemühungen<br />

identifizieren (vgl. Kramer, 2000; Baumgartner et al. 2002; Häfele, 2002):<br />

• Aufbau von Lernmodulen<br />

Beispielsweise wird in der Content-Packaging-Spezifikation des Instructional Management<br />

System Project (IMS) die Struktur und Implementierung von Lernobjekten zum Zweck der Rekombination<br />

und Wiederverwendbarkeit beschrieben.<br />

• Metadaten zur Auszeichnung von Lernmodulen<br />

Erst durch die Beschreibung mit Metadaten können Lernobjekte eindeutig identifiziert werden,<br />

so dass ein Suchen und die Wiederverwendung überhaupt erst möglich wird. Metadaten geben<br />

Auskunft über technische, bibliografische und pädagogische Merkmale des Lernobjekts.<br />

Mit dieser Thematik beschäftigt sich die Learning Object Metadata (LOM) der IEEE LTSC und<br />

basierend auf dieser die Metadaten-Spezifikation der IMS.<br />

• Angebotsmanagement und Personalisierung<br />

Lernplattformen sollen in der Lage sein, dem Lernenden Lernangebote auf der Basis des individuellen<br />

Wissensstands und persönlicher Präferenzen zu unterbreiten. Dabei müssen zur I-<br />

dentifizierung personenbezogene Daten zwischen den Kursen und der Lernplattform ausgetauscht<br />

werden. Um Redundanzen bei der Bearbeitung von Kursen und Tests bei einem<br />

Wechsel der Plattform zu vermeiden, müsste dieser Datenaustausch auch zwischen unterschiedlichen<br />

Plattformen stattfinden. Für die Relevanz der Standardisierung ist deshalb die<br />

Problematik, den Datenschutz zu garantieren, von entscheidender Bedeutung. Regeln für den<br />

Datenaustausch legen die Public and Privat Information (PAPI) und die Computer Managed<br />

Instruction der IEEE LTSC sowie die Enterprise-Spezifikation und die Question on Test Interoperability-Spezifikation<br />

der IMS fest.<br />

Erwartungen und kritische Betrachtung<br />

Mit der praktischen Umsetzung dieser Standards werden hohe Erwartungen an die Funktion der<br />

Lernmodule, die daraus resultierende Einsparung von Ressourcen und zusätzliche Services -<br />

Leistungen der Lernplattformen gestellt.<br />

- 72 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Eigenschaften der Lernmodule (vgl. Meder, 2003):<br />

Mit der Standardisierung von Lernmodulen soll die Wiederverwendbarkeit von Content in vielfältigen<br />

Einsatzszenarien garantiert werden. Kleinste Lernobjekte, wie Flashanimationen, Videoclips, Grafiken<br />

und Texte können, über umfassende systemübergreifende Suchmöglichkeiten, auf der Basis von Metadaten,<br />

weltweit recherchiert werden.<br />

Eine konsequente Umsetzung der Modularisierung ermöglicht die Rekombination und ggf. Weiterbearbeitung<br />

der Module mit Hilfe von Autorentools. So können Lernobjekte unter Berücksichtigung unterschiedlicher<br />

Lernziele und -szenarien flexibel zu neuen Modulen und diese wiederum zu Kursen<br />

zusammengesetzt werden.<br />

Standardisierte Lernmodule sind dabei plattformunabhängig, dass bedeutet sie können auf jeder<br />

Lernplattform bzw. nach dem Wechsel einer solchen, genutzt werden, ohne das ihre Funktionalität<br />

dadurch beeinträchtigt wird.<br />

Voraussetzung für diese funktionalen Anforderungen ist die Kontextunabhängigkeit eines Lernmoduls.<br />

Es muss als einzelner Lernschritt für den Lernenden ohne zwingende Studien von vor- und nachgeordneten<br />

Modulen oder weiterführenden Verweisen verständlich sein.<br />

Einsparung von Ressourcen:<br />

Neben der erhöhten Rentabilität teuer produzierter E-Learning-Produkte, mit Herstellungskosten von<br />

2000 bis 20000 € für eine Stunde multimedialen, interaktiven Contents, wird eine Einsparung von<br />

Ressourcen in personeller und zeitlicher Hinsicht erwartet (Häfele, 2002).<br />

Editoren, die häufig integrierter Bestandteil von Lernplattformen sind, helfen Lehrkräften ihren Content<br />

in kurzer Zeit, ohne technische Detailkenntnisse, standardkonform aufzubereiten.<br />

Die Lernenden können räumlich und zeitlich flexibel auf das Lernangebot zu greifen. Redundanzen<br />

bei der Betreuung von Kursen und Prüfungen mit größeren Lernergruppen werden vermieden.<br />

Nutzung von Lernplattformen:<br />

Durch die Möglichkeit, die Module auf unterschiedlichen Lernplattformen nutzen zu können, eröffnen<br />

sich weitere zusätzliche Funktionalitäten, die von diesen Systemen zur Verfügung gestellt werden (vgl.<br />

Baumgartner et al., 2002; Schulmeister, 2003; Hettrich & Koroleva, 2003). Dabei handelt es sich um<br />

die typischen Funktionen eines Learning Management Systems (LMS), wie Werkzeuge zur Kommunikation,<br />

Kooperation & Kollaboration, beispielsweise:<br />

• synchrone Kommunikationsformen wie Chat und virtuelle Klassenräume,<br />

• asynchrone Kommunikationsformen wie Foren und Blackboards,<br />

• die Möglichkeit das Lernmaterial mit eigenen Annotationen zu versehen,<br />

• Gruppenbildungen durch die Definition von Rollen vorzunehmen,<br />

und im Bereich der Auswertung von Tests und Übungen:<br />

• Feedback zum jeweiligen Wissensstand,<br />

• Protokollierung des Lernfortschritts.<br />

Neben den bereits erwähnten Autorenfunktionen (Editoren) besteht in letzter Zeit eine Tendenz Funktionalitäten<br />

zu integrieren, welche eine Personalisierung der Lernangebote, ähnlich dem „Amazon® -<br />

Personalisierungsschema“ ermöglichen sollen (Häfele, 2002). Lernplattformen, die diese zusätzlichen<br />

Funktionen zur Verfügung stellen, werden als Learning Content Managment System bezeichnet. Die<br />

Personalisierung erfolgt auf der Basis so genannter „Skill-Gap-Analysen“. Dabei werden Pre- und<br />

Posttests in Verbindung mit Einschätzungen der Fertigkeiten des Lernenden ausgewertet. Auf dieser<br />

Grundlage macht das System Vorschläge, welche Lernmodule geeignet sind, bestimmte Wissenslücken<br />

zu schließen. Damit das System jedoch überhaupt geeignete Lernmodule auswählen und zuordnen<br />

kann, müssen diese gemäß den Standardisierungsregeln mit Hilfe von Metadaten, wie Thema,<br />

Autor, Inhalt, Grad der Aktivität, beschrieben werden (Stumpp, 2003).<br />

Der momentane Stand der Entwicklung gibt jedoch auch Anlass zu kritischen Betrachtungen.<br />

Im Bereich der Didaktik ergibt sich eine grundlegende Problematik, verbunden mit den Anforderungen<br />

an modularisierte Lerninhalte. Der Grad der Rekombinationsfähigkeit und die potentielle Häufigkeit ein<br />

Lernmodul plattformunabhängig wieder zu verwenden, steht entgegen zur klassischen Vorgehensweise<br />

bei der Konzeption von Lernsoftware. Diese beginnt i.d.R. mit einer genauen Analyse der Zielgrup-<br />

- 73 -


Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />

A. Richter, FH Erfurt<br />

pe und den Einsatzbedingungen. Die weitere Entwicklung der Lernsoftware wird genau auf diese zu<br />

Grunde liegenden Erkenntnisse abgestimmt (vgl. Issing, 2002; Kerres, 2001). Um den Anforderungen<br />

der Modularisierung gerecht zu werden, muss der Content-Entwickler von Lernobjekten und – modulen<br />

seine Inhalte jedoch möglichst zielgruppenneutral und kontextfrei umsetzen und dabei eine ganze<br />

Reihe möglicher Einsatzszenarien und Fertigkeitsgrade der Zielgruppe pauschal berücksichtigen. Eine<br />

Spezialisierung des Lernangebotes erfolgt erst durch die Auswahl und Kombination der Module für<br />

eine bestimmte Zielgruppe und Lernziel (Sesink, 2002). Das Adaptieren der Module für eine Lehr- und<br />

Lernsituation kann somit durch die inhaltlichen, technischen und didaktischen Standardisierungsvorgaben<br />

nicht geleistet werden. Insbesondere im didaktischen Bereich wird nur beschrieben was der<br />

Lehrinhalt des Moduls ist. Wie gelehrt wird, liegt nach wie vor in der Verantwortlichkeit und dem Vermögen<br />

der Lehrkraft bzw. der mit der Auswahl und Planung des E-Learning-Kurses befassten Personen.<br />

Bei den erhofften Einsparungen von Ressourcen, muss demnach auch der Aufwand für die didaktisch<br />

sinnvolle Zusammenstellung und Kombination von Lernangeboten sowie deren Qualitätskontrolle<br />

berücksichtigt werden.<br />

Auch der Aufwand für den Betrieb einer Lernplattform ist mit der Installation nicht beendet. Technische<br />

Veränderungen, neue Nutzeranforderungen und das Ergänzen von Kursinhalten machen eine permanente<br />

Pflege und Weiterentwicklung des Systems notwendig.<br />

Nicht zuletzt müssen Lehrkräfte zusätzliche Zeit für die besonderen Qualifikationen im Online-Tutoring<br />

aufbringen bzw. die Institution muss weitere Personalressourcen für diese Aufgabe bereitstellen.<br />

Für das Angebotsmanagement auf einer Lernplattform ist die Beschreibung der Module mit Metadaten<br />

die entscheidende Voraussetzung. Dies bedeutet, dass jedes einzelne Dokument konsequent und<br />

genau gesichtet, ausgezeichnet und erfasst werden muss (Meder, 2003). Für das Auffinden und Rekombinieren,<br />

wird sogar die Beschreibung jedes einzelnen Lernobjektes unterhalb der Modulebene<br />

notwendig, was ebenfalls einen erheblichen Aufwand erfordert.<br />

Hinterfragt man den Prozess der Personalisierung des Systems, wird deutlich, dass er nur zu sinnvollen<br />

Ergebnissen für den Lernenden führen kann, wenn dieser auch ausreichend motiviert ist, das Angebot<br />

intensiv zu nutzen. Es besteht die Gefahr einer motivationsbedingten Fehleinschätzung des<br />

Systems, ohne das auf den „echten“ Wissensstand reagiert wird. Gerade bezüglich der räumlichen<br />

und zeitlichen Flexibilität wird vom Lernenden ein hohes Maß an eigenverantwortlicher Steuerung der<br />

eigenen Lernaktivitäten gefordert, im Gegensatz zum durch die Lehrkraft gesteuerten Präsenzunterricht.<br />

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit ein Konzept zu entwickeln, dass den Lernenden schrittweise<br />

befähigt die neue Lernsituation zu meistern (vgl. Leutner, 2002; Sesink, 2002).<br />

Die Lerneinheit Digitales Video – Ein Beispiel aus der universitären Praxis<br />

Die Lerneinheit Digitales Video ist eine multimediale netzbasierte Lernsoftware, welche die Arbeitsschritte<br />

bei der Produktion digitalen Videos strukturiert, theoretisch begründet und durch die Beschreibung<br />

vorhandener Technik allgemeinverständlich veranschaulicht. Sie entstand als ein Teilprojekt im<br />

vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt Multimedia Learning<br />

Environments (MILE).<br />

Die Lerneinheit wendet sich an Studenten der Medienstudiengänge im Grundstudium und damit an<br />

Anfänger auf dem Gebiet der Produktion digitaler Medien. Der Einsatz der Lerneinheit erfolgt momentan<br />

im 2. Semester des Studienganges Angewandte Medienwissenschaft der TU Ilmenau. Ein weiterer<br />

Einsatz im Rahmen der Ergänzung und Begleitung des Hochschulunterrichts der Medienstudiengänge<br />

der TU Ilmenau aber auch anderer Universitäten und Fachhochschulen im In- und Ausland wird<br />

zurzeit angebahnt. Der modulare Aufbau der Lerneinheit, ist dabei für die Kooperationspartner von<br />

besonderem Interesse, da sie so die Lerneinheit an die Struktur ihrer jeweilige Lehrveranstaltung optimal<br />

anpassen können. Neben der Möglichkeit nur bestimmte Teile des Lerninhaltes auszuwählen, ist<br />

das Material so gestaltet, dass es drei unterschiedliche Lehrszenarien unterstützen kann:<br />

Das Referat des Dozenten mit den Modulen der Lerneinheit als lernbegleitendes Material<br />

Die Vertiefung, Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltung mit Hilfe der Module der Lerneinheit<br />

Als Selbstlernmedium innerhalb einer vom Dozenten geleiteten Lehrveranstaltung<br />

Für die Modularisierung der Lerneinheit wurden folgende Kriterien festgelegt<br />

Wiederverwendbarkeit<br />

Auf der untersten Ebene besteht die Lerneinheit aus so genannten Learning Objects (vgl. Baumgart-<br />

- 74 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

ner et al., 2002). Diese kleinsten Bestandteile der Lerneinheit sind Flashanimationen, Videos und Bilder,<br />

mit einem erläuternden Text und einer Modulnavigation. Diese Bestandteile können voneinander<br />

getrennt genutzt werden. Ein konkreter Anwendungsfall dafür, ist der Einsatz beim Referat des Dozenten.<br />

Hier ist es sinnvoll, die visualisierenden Bestandteile ohne den dazugehörigen Text einzusetzen.<br />

Die Learning Objects werden zu Modulen kombiniert. Ein Modul kann, sofern notwendig, eine weitere<br />

inhaltliche Gliederung aufweisen. Der inhaltliche Umfang eines Moduls orientiert sich dabei immer am<br />

kleinsten verständlichen Lernschritt. Mehrere Module bilden zusammen ein Hauptkapitel. Die Hauptkapitel<br />

Konzeption, Videogestaltung, Videobearbeitung, Distribution und Aufnahmetechnik setzen sich<br />

zur Lerneinheit Digitales Video zusammen.<br />

Das Modul „Achsensprung“ in Abbildung 2 veranschaulicht den Studierenden, wie die Kamera platziert<br />

werden muss, um bei der Aufnahme einer Gesprächssituation den Achsensprung zu vermeiden. Es<br />

besteht aus den Learning Objects interaktive Flashanimation sowie einer Textkomponente und ist<br />

Bestandteil des Kapitels Videogestaltung der Lerneinheit Digitales Video. Die Abbildung zeigt das<br />

Modul mit einer Rahmennavigation, die nur Anwendung findet, wenn keine Lernplattform zur Verfügung<br />

steht. Für den Einsatz auf Lernplattformen kann diese Navigation ohne großen Aufwand vollständig<br />

von den Modulen gelöst werden.<br />

Abb. 2: Das Modul Achsensprung in der Lerneinheit Digitales Video<br />

Die hier als Module bezeichneten Einheiten entsprechen den von Baumgartner et al. (2002) beschriebenen<br />

Reusable Learning Objects (RLO) als wieder verwendbare Lernobjekte (Abb.2). Häfele (2002)<br />

schildert diese als konkrete praktische Anwendungsform von LOM, IMS und SCORM.<br />

Plattformunabhängigkeit<br />

Das Modul weist nur wenige bzw. keine strukturellen Abhängigkeiten zu anderen Modulen auf. Sofern<br />

diese vorhanden sind, können sie mit geringem Arbeitsaufwand getrennt werden. Die Lauffähigkeit<br />

des Moduls sowie das inhaltliche Verständnis wird durch die Trennung nicht beeinflusst.<br />

Die Module zeichnen sich durch eine hohe Toleranz gegenüber unterschiedlichen Distributionsmedien<br />

aus. Die Lauffähigkeit und eine Installation auf gängigen Lernplattformen ist möglich und wurde bereits<br />

mehrmals praktisch getestet.<br />

Damit besteht für die Lerneinheit die Möglichkeit, alle bereits beschriebenen Funktionen und Werkzeuge<br />

von Lernplattformen zu nutzen und insbesondere auch von aktuellen Neuentwicklungen auf<br />

diesem Gebiet profitieren.<br />

- 75 -


Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />

A. Richter, FH Erfurt<br />

Abb. 3: Das modulare Prinzip der „Reusable Learning Objects“ (Baumgartner et al., 2002)<br />

Rekombination<br />

Die Module können individuell nach den Lehr- und Lernbedürfnissen ausgewählt, neu angeordnet,<br />

bzw. in eine neue Struktur gebracht werden. Dies schließt ein, dass Module in einer Lerneinheit ausgelassen<br />

werden können. Ein fester Lernweg ist durch die Implementation nicht bedingt.<br />

Der flexible Einsatz als lehrbegleitendes Material wird zudem durch den Aufbau der Module unterstützt.<br />

Die Lehrkraft hat die Möglichkeit die visualisierenden Teile vom Lehrtext zu trennen und so nur<br />

z.B. eine Animation zum Einsatz zu bringen.<br />

Kontextunabhängigkeit<br />

Ein Modul ist immer ein, in sich inhaltlich geschlossener Lernschritt, der als solches nicht weiter sinnvoll<br />

untergliedert werden kann. Der im Modul visualisierte und erläuterte Vorgang muss für den Lernenden<br />

ohne das Studium weiterführender Hinweise oder Materialien verständlich und in die Praxis<br />

übertragbar sein.<br />

Visualisierung<br />

Die Visualisierung eines Vorganges steht grundsätzlich im Vordergrund des Moduls. In der Regel<br />

erfolgt dies durch eine Animation, die den Sachverhalt sinnfällig darstellt. Sofern sich der Lehrgegenstand<br />

in seiner Komplexität eignet, wird ein hohes Maß an Interaktivität angestrebt. Der Lernende hat<br />

so die Möglichkeit sich die Animation schrittweise zu erschließen. Dem Lernenden wird somit das<br />

Wiederholen, Anhalten, Vertiefen sowie das experimentelle Verändern und das damit verbundene<br />

Studieren der Ergebnisse ermöglicht.<br />

Textgestaltung<br />

Während der Visualisierung tritt der erläuternde Text noch in den Hintergrund. Angestrebt werden drei<br />

bis fünf begleitende Sätze, die die wichtigsten Schlagwörter enthalten. Ausgehend von diesen<br />

Schlagwörtern, wird den Lernenden ein vertiefendes Studium des Lehrtextes ermöglicht. Hinter den<br />

Schlagwörtern verbergen sich weiterführende Texte, die beim Abruf die Visualisierung ablösen. In<br />

diesen Texten können sich auf einer dritten Ebene weitere ergänzende Erläuterungen anschließen<br />

(Abb.4).<br />

Die Textstruktur in drei Ebenen orientiert sich an einer Tiefenstaffelung vom Leichten zum Schweren.<br />

Damit haben auch Studenten die bereits Vorkenntnisse besitzen, die Möglichkeit einführende Texte zu<br />

überspringen und sich gleich die Vertiefung anzusehen. So wird in den Modulen auch die Forderung<br />

berücksichtigt, bezüglich des Wissensstandes eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen.<br />

- 76 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Abb.4: Struktur einer Modulseite der Lerneinheit Digitales Video. Alle Komponenten können voneinander getrennt<br />

und unabhängig weiterverwendet werden.<br />

Literatur<br />

Baumgartner, P., Häfele, H., Maier-Häfele, K. (2002). E-Learning Praxishandbuch. Auswahl von Lernplattformen.<br />

Innsbruck: Studien Verlag<br />

Häfele, H. (2002). E-Learning Standards betrachtet aus der didaktischen Perspektive.<br />

URL: http://www.wissensplanet.com/wissensplanet/document/94535/<br />

Hettrich, A., Koroleva, N. (2003). Markstudie. Learning Management Systeme und Learning Content<br />

Management Systeme – Fokus deutscher Markt. Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />

Issing, L. J. (2002). Instruktions-Design für Multimedia. In: L. J. Issing, P. Klimsa (Hrsg.) Informationen<br />

und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz PVU<br />

Kerres, M. (2001). Multimediale und Telemediale Lernumgebungen. München: Oldenburg Wissenschaftsverlag<br />

Kramer, B. (2000). Standards für eLearning. URL: http//www.bibb.de/de/limpact13025.htm<br />

Leutner, D. (2002). Adaptivität und Adaptierbarkeit multimedialer Lehr- und Informationssysteme. In: L.<br />

J. Issing, P. Klimsa (Hrsg.) Informationen und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Verlagsgruppe<br />

Beltz PVU<br />

Meder, N. (2003). Anforderungen an Lernplattformen vor dem Hintergrund des L3-Projektes. K. Bett,<br />

J. Wedekind (Hrsg.) Lernplattformen in der Praxis. Medien in der Wissenschaft Bd. 20. Münster:<br />

Waxmann-Verlag<br />

Schulmeister, R. (2003). Lernplattformen für das virtuelle Lernen. Evaluation und Didaktik. München:<br />

Oldenburg Wissenschaftsverlag<br />

Sesink, W. (2002). Ausgangslage und Perspektiven von eLearning in der Weiterbildung – Potentiale<br />

und Risiken. URL: http://weiter.bildung.hessen.de/laku/laku/laku_material/sesink_september_2002.pdf<br />

Stumpp, B. (2003). E-Learning Standards und Learning Objects – eine problematische Beziehung. In<br />

K. Bett, J. Wedekind (Hrsg.) Lernplattformen in der Praxis. Medien in der Wissenschaft Bd. 20. Münster:<br />

Waxmann-Verlag<br />

- 77 -


Standardisierung und Modularisierung am Beispiel der Lerneinheit Digitales Video<br />

A. Richter, FH Erfurt<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Inf. (FH) Anja Richter<br />

Technische Universität Ilmenau,<br />

Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft<br />

Fachgebiet Kommunikationswissenschaft<br />

Am Eichicht 1, 98693 Ilmenau<br />

Mail: richteran@web.de<br />

- 78 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption<br />

von E-Learning<br />

H. Niegemann, Universität Erfurt<br />

Abstract. Die Entwicklung von E-Learning-Angeboten erfordert eine systematische Konzeption,<br />

da ein Improvisieren wie im Präsenzunterricht nicht möglich ist. Systematische<br />

Konzeption bedeutet, dass eine Reihe von Designentscheidungen zu treffen ist, für die<br />

insbesondere Informationen über Merkmale des Lehrstoffs erforderlich sind. Dabei handelt<br />

es sich zu einem großen Teil um lernpsychologische Merkmalkonzepte, die sich aus<br />

der Sachstruktur alleine nicht erschließen lassen. Erforderlich sind daher Aufgaben- und<br />

Wissensanalysen. Der Beitrag begründet die Notwendigkeit solcher Analysen und zeigt<br />

Verfahrensweisen für die Durchführung.<br />

1 Systematische Konzeption<br />

Seit mehreren Jahren wird im Bereich des E-Learning beklagt, dass trotz Etablierung im Bereich der<br />

beruflichen Bildung und der Hochschulen Akzeptanz und Effizienz multimedialer Lernangebote sich<br />

nicht optimal entwickeln. Ursache seien die Schwächen in „der Didaktik“ der Angebote. Tatsächlich<br />

wird bei der Konzeption und Entwicklung von E-Learning-Angeboten für den Bereich der beruflichen<br />

Bildung oft auf eine explizite systematische didaktische Konzeption verzichtet. Man orientiert sich an<br />

vorliegenden, (vermeintlich) erfolgreichen Angeboten, bestenfalls an allgemeinen methodischen Regeln.<br />

Diese Vorgehensweise ist keineswegs immer erfolglos: Übertragen auf die Medizin – einer wissenschaftstheoretisch<br />

strukturähnlichen Disziplin – kommt dies der Beschränkung auf eine oberflächliche<br />

Augenscheindiagnose und der Verordnung einer Standardtherapie (z.B. Ruhen, wenig Essen, viel<br />

Trinken, etwas Aspirin) gleich: Sie funktioniert in nicht wenigen Fällen, versagt aber auch regelmäßig,<br />

wenn der Fall kompliziert ist.<br />

Sucht man nun Orientierung in der deutschsprachigen Pädagogik, wird man bald enttäuscht: Zwar<br />

finden sich didaktische Prinzipien zur begründeten Auswahl von Lehrinhalten, technologisch-methodische<br />

Aussagen werden aber ebenso bewusst gemieden wie ein Bezug zu aktuellen psychologischen<br />

Theorien des Lernens, Denkens, der Motivation und Emotion.<br />

Im Hinblick auf die Schulpädagogik wird die Vermeidung der Beschäftigung mit technologischen Regeln<br />

u.a. mit der notwendigen Flexibilität von Lehrern im Unterricht begründet. Selbst wenn man dem<br />

zustimmt (ich tue es nicht), gilt das Argument nicht für E-Learning. Hier ist kein Platz für Improvisation,<br />

alle Darbietungen von Lehrstoff, alle möglichen Interaktionen einschließlich Rückmeldungen müssen<br />

detailliert ausgearbeitet werden.<br />

Da sich im englischsprachigen Bereich Pädagogik und Psychologie nie in dem Maße auseinander<br />

entwickelt hatten wie (seit ca. 100 Jahren) hierzulande, versteht sich die Unterrichtsmethodik dort<br />

durchaus als angewandte, technologische Disziplin (instructional design), die darauf abzielt, einschlägige<br />

Forschungsbefunde der Psychologie der Konzeption von Lernangeboten differenziert<br />

zugrunde zu legen.<br />

Die allgemeine Vorgehensweise unterscheidet sich dabei kaum von einem allgemeinen Modell des<br />

Problemlösens:<br />

ANALYSE ENTWURF ENTWICKLUNG IMPLEMENTATION EVALUATION<br />

Insbesondere für die beiden ersten Schritte wurden „Theorien“ und „Modelle“ entwickelt, die für jeweils<br />

bestimmte, zu unterscheidende Bedingungen bestimmte methodische Vorgehensweisen empfiehlt.<br />

Bei diesen Bedingungen handelt es sich insbesondere um<br />

• die angestrebten Lehrziele,<br />

• Merkmale des Lehrstoffs,<br />

- 79 -


Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />

H. Niegemann, Universität Erfurt<br />

• Merkmale der Adressaten (Vorwissen, Motivation, Bildungsbiografie und Abschlüsse, …).<br />

Problematisch sind dabei vor allem die beiden ersten Bedingungen, deren Komplexität meist weit<br />

unterschätzt wird. Autoren von E-Learning-Angeboten sind überwiegend Inhaltsexperten, die mit den<br />

Lehrgegenständen und deren Merkmalen bestens vertraut sind. Lehrstoffanalysen erscheinen ihnen<br />

daher oft überflüssig. Im Kontext systematischer didaktischer Konzeption kommt es jedoch auf Merkmale<br />

des Lehrstoffs aus der Perspektive des Lernprozesses an. Die Analyse dieser Merkmale erfordert<br />

eine Zusammenarbeit zwischen Inhaltsexperten und Instruktionspsychologen wie sie bisher selten<br />

praktiziert wird.<br />

2 Funktionen von Wissens- und Aufgabenanalysen<br />

2.1 Wissens- und Aufgabenanalysen – weshalb?<br />

Analysen des zu vermittelnden Wissens sind insbesondere für folgende Teilaufgaben des Entwurfs<br />

unabdingbar:<br />

• Lehrzieldefinition<br />

• Segmentierung (Einteilung in Abschnitte) und Sequenzierung (Reihenfolge der Darbietung)<br />

des Lehrstoffs<br />

• Auswahl bzw. Konstruktion von Beispielen<br />

• Auswahl bzw. Konstruktion von Übungsaufgaben und Lösungsbeispielen<br />

• Konzeption sinnvoller Interaktionen<br />

• Entwicklung von (Selbst)Testaufgaben<br />

2.2 Lehrzieldefinition: Kategorien<br />

Lehrziele werden in vielen E-Learning-Angeboten formuliert, allerdings oft ohne System. Es ist leicht<br />

einsehbar, dass die Definition von Lehrzielen zuvor eine Analyse des Lehrstoffs erfordert: Es muss<br />

geklärt werden, welcher Art die zu erwerbenden Kompetenzen der Adressaten sein sollen.<br />

Bereits vor etwa vierzig Jahren stellte eine Arbeitsgruppe um B. Bloom für kognitive, affektive und<br />

psycho-motorische je eine Lehrzieltaxonomie vor, d.h. eine hierarchisch geordnete Folge von Lehrzielkategorien<br />

mit jeweils einer Vielzahl von Unterkategorien. Weit verbreitet wurde insbesondere die<br />

Taxonomie kognitiver Lehrziele mit den Hauptkategorien „Wissen, „Anwenden“, „Verstehen“, „Analyse“,<br />

„Synthese“, „Bewertung“. Kriterium für die Ordnung der Kategorien ist dabei die Komplexität der<br />

kognitiven Operationen, über die Adressaten bei Erreichen des jeweiligen Ziels verfügen. Ein Nachteil<br />

der Taxonomie ist, dass das System keine Aussagen über die bei jeder Kategorie zweckmäßigen<br />

Methoden enthält.<br />

Genau daran orientierte sich der „Vater des instructional design“, Robert M. Gagné (Gagné, 1985;<br />

Niegemann et al. 2004, 23 f.). In seinem Instruktionsmodell werden die Ziele in 5 Hauptkategorien<br />

„Sprachlich repräsentiertes Wissen“, „kognitive Fähigkeiten“, kognitive Strategien“, Einstellungen“ und<br />

„motorische Fähigkeiten“ unterteilt. Auf der Grundlage eines allgemeinen Instruktionsmodells mit neun<br />

Schritten liefert Gagné Empfehlungen, wie diese neun Schritte bei jeder Lehrzielkategorie gestaltet<br />

werden sollten.<br />

Einen völlig anderen Zugang wählten Oser und seine Mitarbeiter (Oser & Baeriswyl, 2001) bei ihrer<br />

Instruktionsdesigntheorie. Sie definieren 12 „Basismodelle“ des Lehrens, die jeweils einen bestimmten<br />

Zieltyp des Lernens repräsentieren. Um das jeweilige Ziel zu erreichen muss eine bestimmte Folge<br />

von meist 5 oder 6 mentalen Operationen in der angegebenen Reihenfolge bei dem Adressaten initiiert<br />

werden. Jedes Basismodell beschreibt die erforderlichen Operationen; theoretisch stützt sich Oser<br />

dabei auf die Theorie der geistigen Entwicklung von J. Piaget und die psychologische Didaktik des<br />

Piaget-Schülers Hans Aebli (1983, 1987). Wie die Initiierung der Operationen erfolgt bleibt dabei bewusst<br />

offen: Es gibt in jedem Fall unterschiedliche methodische Möglichkeiten, die Operationen zu<br />

initiieren. Lehrende bzw. Autoren von E-Learning-Angeboten, die sich an diesem Modell orientieren,<br />

benötigen daher gute Kenntnisse in den zugrunde liegenden psychologischen Theorien um angemessene<br />

Methodenentscheidungen treffen zu können.<br />

Obwohl die theoretischen Grundlagen nicht für alle Basismodelle empirisch gesichert sind, handelt es<br />

sich hier um einen theoretischen Ansatz, der insofern viel versprechend ist, als er konsequent auf<br />

einem aktuellen psychologischen Theorieansatz aufbaut.<br />

- 80 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

2.3 Segmentierung und Sequenzierung des Lehrstoffs<br />

Das Design eines E-Learning-Angebots erfordert, wie auch die Konzeption eines Lehrbuchs oder der<br />

Entwurf einer Vorlesung, jeweils Entscheidungen über die Bildung von Lerneinheiten (Abschnitte,<br />

Kapitel) auf unterschiedlichen Ebenen sowie deren zeitliche Anordnung. Hierbei bestehen z.T. durchaus<br />

erhebliche Handlungsspielräume. Wichtige Kriterien für die entsprechenden Entscheidungen sind<br />

die Kapazität des menschlichen Arbeitsgedächtnisses (d.h. zum Beispiel, dass nicht zu viel Neues<br />

gleichzeitig eingeführt wird), die Voraussetzungsstruktur des Lehrstoffs, sachlogische Aspekte (u.a.<br />

Entdeckungs- oder Entwicklungshistorie; Wirkungszusammenhänge, Strukturähnlichkeiten, Handlungssequenzen),<br />

Vorwissen der Adressaten und Verwendungszusammenhänge des Lehrstoffs (in<br />

welchen Situationen und unter welchen Bedingungen wird der Lehrstoff später typischerweise angewandt).<br />

Der bereits genannte Pionier des Instruktionsdesigns, R. M. Gagné, hat vorgeschlagen, jeweils eine<br />

genaue Voraussetzungsanalyse durchzuführen und anschließend eine Lehrzielhierarchie zu konstruieren,<br />

die zeigt, welche Teillehrziele welche anderen Zeile voraussetzen. Wenn der Lehr-Lern-<br />

Prozesse bei der Reihenfolge der Teilthemen diese Hierarchie berücksichtigt, wird sichergestellt, dass<br />

die kognitiven Lernvoraussetzungen zu jedem Zeitpunkt der Instruktion gegeben sind.<br />

Ein experimentell geprüftes Sequenzierungsmodell, dass die beschränkte Kapazität des menschlichen<br />

Arbeitsgedächtnisses berücksichtigt, stammt von R. Case (1985; Sander, 1986). Empirisch erprobte<br />

Sequenzierungsmodelle, die sich vom Lernhierarchiemodell Gagnés darin unterscheiden, dass erforderliche<br />

Voraussetzungen (z.B. bestimmte Begriffe, bestimmte Fertigkeiten) oft erst „just-in-time“ (statt<br />

längere Zeit im Voraus) vermittelt werden, hat Ch. Reigeluth entwickelt (Reigeluth, 1999; Niegemann,<br />

2001; Niegemann et al., 2004). Es handelt sich um unterschiedliche Modelle für unterschiedliche<br />

Lehrstoffe (Vermittlung begrifflich-deklarativen Wissens, theoretischer Prinzipien, Aufbau von prozeduralem<br />

Wissen).<br />

2.4 Auswahl bzw. Konstruktion von Beispielen und Analogien<br />

Die Bedeutung guter, d.h. sowohl fachwissenschaftlich korrekter als auch lernpsychologisch angemessener<br />

Beispiele für die Qualität von Lehr-Lern-Prozessen steht außer Frage. Bei der Auswahl oder<br />

Konstruktion entsprechender Beispiele stellen sich u.a. Fragen nach der<br />

• Anschaulichkeit des zu vermittelnden Konzepts,<br />

• der Prototypikalität der einzelnen Beispiele und<br />

• der Augenfälligkeit (Salienz) definierender und irrelevanter Merkmale von Beispielen eines<br />

Begriffs.<br />

Experimentell geprüfte Instruktionsmodelle des Begriffslernens empfehlen bestimmte Strategien der<br />

Darbietung und Zusammenstellung von Beispielen und Nicht-Bespielen eines neu zu lernenden anschaulichen<br />

Begriffs um auch den Transfer des gelernten Begriffs zu sichern.<br />

Bei der Auswahl von Analogien ist die Strukturähnlichkeit zwischen dem bekannten „Bildkonzept“ (z.B.<br />

einem Wasserkreislauf) und dem neuen „Zielkonzept“ (z.B. elektrische Spannung) zu analysieren.<br />

Kann das „Bild“ bei den Adressaten vorausgesetzt werden? Sind die Strukturähnlichkeiten hinreichend<br />

salient? Welche Merkmale des „Bildkonzepts“ haben keine Entsprechung beim „Zielkonzept“ (Modellfehler)?<br />

Besteht die Gefahr der Bildung von Misskonzeptionen durch unangemessene Generalisierung<br />

oder Diskriminierung?<br />

2.5 Auswahl bzw. Konstruktion von Übungsaufgaben und Lösungsbeispielen<br />

Bei der Auswahl oder Konstruktion von Übungsaufgaben und beispielhaften Problemen spielen ähnliche<br />

Aspekte eine Rolle wie bei der Auswahl von Beispielen. Bei Übungsaufgaben kommt es zusätzlich<br />

darauf an, dass die während des Aufgabenlösungsprozesses erforderlichen mentalen Operationen<br />

denen entsprechen, die laut Lehrziel bzw. Curriculum geübt und ausgebildet werden sollen. Nicht<br />

zuletzt muss die Menge der gewählten bzw. konstruierten Aufgaben alle zu übenden Teilfertigkeiten<br />

repräsentieren (curriculare Validität).<br />

Aufgaben und Probleme können sehr unterschiedliche Formen annehmen: Herkömmliche Probleme,<br />

bei denen Ausgangs- und Zielzustand bekannt sind und eine geeignete Transformation des Ausgangs-<br />

in den Zielzustand gesucht ist, sind nur eine Variante: Musterlösungen, bei denen ein Teil des<br />

Lösungswegs zu ergänzen ist oder durchzuarbeitende Lösungsbeispiele können unter bestimmten<br />

Bedingungen lernwirksamer sein, wenn sie bestimmte Merkmale aufweisen (Paas, Renkl, & Sweller,<br />

2003; van Merriënboer, 1997).<br />

- 81 -


Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />

H. Niegemann, Universität Erfurt<br />

2.6 Konzeption sinnvoller Interaktionen<br />

Spezifisch für E-Learning-Angebote ist die Konzeption zweckmäßiger Interaktionen. Interaktionen sind<br />

aber nur dann lernwirksam, wenn sie eine Lehrfunktion erfüllen: Es bedarf daher jeweils einer Aufgabenanalyse<br />

um zu klären, ob eine bestimmte Interaktion tatsächlich (potenziell) lernwirksam ist. Dabei<br />

sind die Bedingungen der jeweiligen Handlung zu untersuchen (Intention, Kontext, erforderliche Wissensvoraussetzungen,<br />

Konsequenzen).<br />

2.7 Entwicklung von (Selbst)Testaufgaben<br />

Unmittelbar einsichtig ist die Notwendigkeit von Wissens- und Aufgabenanalysen für die Konstruktion<br />

und Zusammenstellung von Testaufgaben, insbesondere für Selbsttests. Selbsttests sollten eine möglichst<br />

fehlerdiagnostische Rückmeldung geben. Dies setzt voraus, dass auf der Basis von Analysen<br />

des Lösungswegs mögliche Fehler antizipiert und modelliert werden.<br />

Generell gelten bei der Entwicklung von kriteriumsorientierten Tests alle Prinzipien der Entwicklung<br />

inhaltsvalider Testaufgaben, wie sie in den siebziger und achtziger Jahren von Klauer und den Mitgliedern<br />

seiner damaligen Aachener Arbeitsgruppe entwickelt wurden (Klauer 1974, 1984, 1987,<br />

1989; Schott & Kretschmer 1974; Schott & Seidl, 1997).<br />

3 Verfahren der Wissens- und Aufgabenanalyse<br />

Es stellt sich nun die Frage, welche Verfahren geeignet sind, die erforderlichen Analysen durchzuführen.<br />

Leider gibt es kein einzelnes Verfahren der Wissens- und Aufgabenanalyse, das allen Anforderungen<br />

genügt. Es gilt jeweils ein geeignetes Verfahren auszuwählen. Unterschiedliche Verfahren sind<br />

erforderlich für unterschiedliche Wissensarten. Allgemein werden unterschieden<br />

• Deklaratives Wissen (Wissen, was ist)<br />

• Prozedurales Wissen (Wissen, wie etwas geht)<br />

• Konditionales (Strategisches) Wissen (Wissen, wann welches Wissen anzuwenden/einzusetzen<br />

ist).<br />

Je nach Wissensart und in Abhängigkeit vom Zweck der Analyse kann auf eine Reihe von Verfahren<br />

zurückgegriffen werden. Jonassen, Tessmer & Hannum (1999) haben eine große Zahl infrage kommenden<br />

Verfahren zusammengestellt, kategorisiert, beschrieben und die relative Eignung für bestimmte<br />

Wissens- und Aufgabenanalysen beurteilt. Für E-Learning besonders wichtige Verfahren sind<br />

• Aufgabenbeschreibung<br />

• Prozedurale Analyse<br />

• Lernhierarchie-Analyse<br />

• Informationsverarbeitungsanalyse<br />

• GOMS (Goals, Operators, Methods, & Selection)<br />

• PARI (Predictive, Actions, Result, Interpretation)<br />

• DNA (Decompose, Network, and Assess)<br />

• Kognitive Simulation<br />

• Case-Based Reasoning<br />

• Critical Incident/Critical Decision Methods<br />

• Konzeptmapping (Conceptual Graph Analysis)<br />

• Repertory Grid Technique<br />

• Fehlerbaumanalyse (Fault Tree Analysis)<br />

Die meisten dieser Verfahren wurden für andere Zwecke (z.B. Usabilityanalysen bei der Softwareentwicklung)<br />

entwickelt, was ihre Eignung für bestimmte Wissens- oder Aufgabenanalysen nicht einschränkt.<br />

Es können durchaus weitere Verfahren aus dem Bereich des Qualitätsmanagements oder<br />

des Software-Engineering infrage kommen, insbesondere die verschiedenen grafischen Darstellungsarten<br />

der „Unified Modelling Language“ (UML) sollten bei Bedarf auf ihre Eignung geprüft werden.<br />

- 82 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

4 Werkzeuge<br />

Für die grafisch orientierten Analyseverfahren kann mittlerweile auf Softwaretools zurückgegriffen<br />

werden, die den Aufwand der Darstellung erheblich vereinfachen. Ein solches Werkzeuge ist „Mindmanager“,<br />

ein häufig eingesetztes Tool zur Wissensstrukturierung, das besonders für deklaratives<br />

Wissen dann geeignet ist, wenn ein zentrales Konzept gegeben ist.<br />

Abb. 4.1: Wissensanalyse von deklarativem Wissen aus dem Bereich der Pathologie für eine E-Learning-Angebot<br />

im Bereich der Medizininformatik. Erstellt mit Axon 2004.<br />

Für komplexe Wissensstrukturen ohne ein zentrales Konzept sind Begriffsnetze (concept maps) besser<br />

geeignet. Beispiele dafür geeigneter Werkzeuge sind MS Visio und Axon 2005. Einen Ausschnitt<br />

aus einer mit Axon erstellten Wissensanalyse zeigt Abbildung 4.1. Axon 2005 ermöglicht die Erstellung<br />

von Fluss- und Entscheidungsdiagrammen. Auch MS Visio bietet alle Diagrammtypen von UML,<br />

die für Wissens- und Aufgabenanalysen ohne weiteres „missbraucht“ werden können.<br />

Perspektiven<br />

Wissens- und Aufgabenanalysen sind aufwändig, das Wissen um Vorgehensweisen und das erforderliche<br />

Hintergrundwissen sind zudem noch wenig verbreitet. Wesentliche Fortschritte in der didaktischen<br />

Qualität von E-Learning-Angeboten sind ohne entsprechende Analysen systematisch allerdings<br />

kaum zu erreichen. Wünschenswert wären Softwarewerkzeuge, die den Aufwand verringern.<br />

Literatur<br />

Case, R. (1978). A developmentally based theory and technology of instruction. Review of Educational<br />

Research, 48, 439-463.<br />

Gagné, R. M. (1985). The conditions of learning and theory of instruction. 4. Aufl.New York: Holt, Rinehart<br />

& Winston.<br />

Jonassen, D. H., Tessmer, M., & Hannum, W. H. (1999). Task analysis methods for instructional design.<br />

Mahwah, NJ: L. Erlbaum.<br />

Klauer, K. J. (1974). Methodik der Lehrzieldefinition und Lehrstoffanalyse. Düsseldorf: Schwann.<br />

Klauer, K. J. (1984). Kontentvalidität. Diagnostica, 30, 1-23.<br />

Klauer, K. J. (1987). Kriteriumsorientierte Tests: Lehrbuch der Theorie und Praxis lernzielorientierten<br />

Messens. Göttingen: Hogrefe.<br />

- 83 -


Wissens- und Aufgabenanalysen bei der Konzeption von E-Learning<br />

H. Niegemann, Universität Erfurt<br />

Klauer, K. J. (1989). Die Messung von Transferdistanzen - Ein Verfahren zur Bestimmung der Unähnlichkeit<br />

von Aufgabenanforderungen. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie,<br />

21(2), 146-166.<br />

Niegemann, H. M. (2001). Neue Lernmedien. Entwickeln, Konzipieren, Einsetzen. Bern: Huber.<br />

Niegemann, H. M., Hessel, S., Hochscheid-Mauel, D., Aslanski, K., Deimann, M., & Kreuzberger, G.<br />

(2004). Kompendium E-Learning. Heidelberg: Springer.<br />

Oser, F., & Baeriswyl, F. J. (2001). Choreographies of Teaching: Bridging Instruction to Learning. In V.<br />

Richardson (Ed.), Handbook of Research on Teaching, 4th edition (pp. 1031-1065). Washington, DC:<br />

American Educational Research Association.<br />

Oser, F., Patry, J.-L., Elsässer, T., Sarasin, S., & Wagner, B. (1997). Choreographien unterrichtlichen<br />

Handelns, Schlußbericht an den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschafltichen<br />

Forschung. Fribourg (CH): Pädagogisches Institut der Universität.<br />

Paas, F., Renkl, A., & Sweller, J. (2003). Cognitive load theory and instructional design: Recent developments.<br />

Educational Psychologist, 38(1), 1-4.<br />

Reigeluth, C. M. (1999). The elaboration theory: Guidance for scope and sequence decisions. In C. M.<br />

Reigeluth (Ed.), Instructional-design theories and models. A new paradigm of instructional theory (pp.<br />

425-453). Mahwah, NJ: L. Erlbaum Associates, Publishers.<br />

Sander, E. (1986). Lernhierarchien und kognitive Lernförderung. Göttingen, Toronto, Zürich: Hogrefe.<br />

Schott, F., & Kretschmer, I. (1977). Konstruktion lernzielvalider Testaufgaben aufgrund einer normierten<br />

Lehrstoffanalyse. In K. J. u. a. Klauer (Ed.), Lehrzielorientierte Leistungsmessung (pp. 26-64).<br />

Düsseldorf, Schwann.<br />

Schott, F., & Seidl, P. (1997). PLANA: An ID Model focusing on instructional task analysis. In R. D.<br />

Tennyson, F. Schott, N. Seel & S. Dijkstra (Eds.), Instructional design; International perspective (Vol.<br />

1, pp. 395-412). Mahwah, NJ, London: Lawrence Erlbaum Associates, Publishers.<br />

Tennyson, R. D., & Cocchiarella, M. J. (1986). An empirically based instructional design theory for<br />

teaching concepts. Review of Educational Research, 56 (1), 40-71.<br />

van Merriënboer, J. J. G. (1997). Training complex cognitive skills. A four-component instructional<br />

design model for technical training. Englewood Cliffs, NJ: Educational Technology Publications.<br />

Autorenangaben<br />

Univ.-Professor Dr. habil. Helmut M. Niegemannn<br />

Direktor des Zentrum für Lehr-/Lern- und Bildungsforschung<br />

Universität Erfurt<br />

Postfach 900 221<br />

99105 Erfurt<br />

helmut.niegemann@uni-erfurt.de<br />

http://www.uni-erfurt.de/lernen_medien<br />

- 84 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU<br />

Dresden, ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />

T. Tyczynski, TU Dresden<br />

Abstract. Neue Lernszenarien, reale Lernumgebung, virtuelle Praktika, Videoexperimente<br />

auf DVD<br />

Elektrotechnische Grundausbildung und neue Lernszenarien<br />

Die klassische Elektrotechnikausbildung weist 5 Grundelemente auf, Vorlesung, Übung, Praktikum,<br />

Selbststudium und Lernkontrolle.<br />

Im Rahmen des BMBF-Projektes „MILE“ wurde an der TU-Dresden für alle 5 Säulen der Ausbildung<br />

multimediale Lernelemente und Szenarien entwickelt, die inzwischen integraler Bestandteil der Ausbildung<br />

sind und die Inhalte nicht nur intensiviert, sondern auch zu ökonomischen Erfolgen geführt<br />

haben. Ein Ziel des BMBF-Unternehmens bestand darin, die Entwicklungsergebnisse der Partner<br />

möglichst auch einer Nachnutzung bzw. Vermarktung zugänglich zu machen, um so neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Für die TU-Dresden ergaben sich daraus folgende Aufgabenstellungen:<br />

- Schaffung multimedialer Lerneinheiten zur Flankierung des präsentativen Lerngeschehens<br />

- Erstellung von Modulen zum Selbststudium<br />

- Schaffung von Modulen und Szenarien zum Ausgleich des Verlustes an Mitarbeitern gegenüber<br />

stark ansteigenden Studentenzahlen<br />

- Nutzbarmachung von automatisierten Lernkontrollmechanismen zur Leistungskontrolle<br />

während des Semesters<br />

- Voruniversitäre Anbindung künftiger Studenten durch Fachorientierung, Motivation und<br />

Eignungskontrollen<br />

Zunächst waren alle Bemühungen darauf gerichtet, für jede Ausbildungssäule in Design und Inhalt<br />

optimierte Module zu schaffen:<br />

Videoexperimente sind in erster Linie für die Präsentation in der Vorlesung und für das Selbststudium<br />

gedacht. Sie zeigen und beschreiben Phänomene die zur Einführung in ein bestimmtes Stoffgebiet<br />

dienen können oder Anwendungen behandelter Naturgesetze darstellen.<br />

Insgesamt wurden 29 Videos aus den Bereichen magnetische Felder, elektrische Felder und elektrische<br />

Strömungsfelder fertig gestellt und stehen auf CD und DVD zur Verfügung.<br />

Bei der Umsetzung der Videos zeigte sich ein interessanter Seiteneffekt. Durch den Einsatz der Technik<br />

werden plötzlich Effekte sichtbar, die auch zu neuen Inhalten führen. So wurden Experimente mit<br />

einer Stoßstromanlage mit einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt, deren Ergebnisse die Aussagen<br />

der Vorlesung in dieser Beziehung beträchtlich erweitern.<br />

These: Multimediale Lernmittel unterstützen nicht nur den Lernstoff, ihre Konzeptionisierung und Herstellung<br />

induziert neue Denkweisen, Betrachtungen und Modellvorstellungen.<br />

- 85 -


Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden, ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />

T. Tyczynski, TU Dresden<br />

Bild 1: Hochgeschwindigkeitsvideo: Deformation einer Büchse durch starkes Magnetfeld<br />

Animationen auf der Basis von Flash, JAVA und LabView sind einweitere ausgezeichnete Unterstützung<br />

der Vorlesungen Übungen und Praktika.<br />

Erstens wird die Anschaulichkeit deutlich erhöht, man denke im Vergleich nur an statische, kurvenlastige<br />

Diagramme.<br />

Zweitens erhöht sich auch die Effektivität der Lehrveranstaltung durch Zeitersparnis, der Vortragende<br />

muss weniger zeichnen und erläutern. In Kombination mit dem Selbststudium, vorausgesetzt es findet<br />

eines statt, entsteht durch den Widererkennungseffekt eine effektive Lernsituation.<br />

Drittens ist es mit geringem Aufwand möglich die Anwendungs- und Beispielbreite zu einem Thema zu<br />

erhöhen und damit zum Verständnis der Verallgemeinerbarkeit eines z.B. mathematischen Sachverhaltes<br />

beizutragen. Als Beispiel seien hier die aktiven Zweipole genannt, die mit wenig Aufwand in<br />

sehr vielen verschiedenen Lastsituationen dargestellt werden, und damit die Grundsätzlichkeit des<br />

Problems erläutern.<br />

Viertens gibt es auch hier den Seiteneffekt, dass neue Betrachtungsweisen bzw. die Kritik alter Betrachtungsweisen<br />

im Zusammenhang mit der Konstruktion der Lernmodule entstehen und Gedanken<br />

über Modellierungen zu neuen Erkenntnissen führen. Der Spruch „Wir lehren, um zu lernen“ gewinnt<br />

so eine neue Dimension.<br />

Virtuelle Praktika stehen seit Frühjahrssemester 2003 als Versuch „Frequenzgänge“ im Netz und auf<br />

CD zur Verfügung.<br />

Das Anliegen der virtuellen Versuche ist die bessere Vorbereitung der Studenten auf den jeweiligen<br />

realen Versuch und nicht der Ersatz des Versuches. Durch die verbindliche Erstellung eines Protokolls<br />

über das virtuelle Experiment wird erreicht, dass die Geräte und ihre bezogen auf den Versuch Grundlegenden<br />

Funktionen bereits vor Beginn des realen Versuches bekannt sind.<br />

Die zu erwartenden Ergebnisse liegen dann vor und können in einer ansprechenden Präsentation<br />

überreicht werden.<br />

Ein wesentlicher Gesichtspunkt sind die Erweiterungsmöglichkeiten um zusätzliche Experimente innerhalb<br />

eines virtuellen Praktikums oder Versuches. Auch hier kann durch den im Kern vorhandenen<br />

Widerholungseffekt ein besserer Lerneffekt erzielt werden, ohne dass dies einen größeren materiellen<br />

Aufwand nach sich zieht. So wurde das virtuelle Praktikum mit einem Zeitaufwand von ca. 5 h um das<br />

Experiment „Aktives Filter mit Einfachmitkopplung“ erweitert. Für die Umsetzung im realen Versuch<br />

wäre der Aufwand an Zeit und Mitteln beträchtlich höher. Virtuelle Instrumente zeigen übrigens oft die<br />

gleichen Eigenwilligkeiten wie ihre realen Brüder und Schwestern. Aber kaputt gegangen ist bisher<br />

noch keines.<br />

Das virtuelle Praktikum ist fester Bestandteil der Lehrveranstaltungen, insgesamt nahmen bisher ca.<br />

650 Studenten daran teil.<br />

Das virtuelle Praktikum kann den Umgang mit Technik nicht ersetzen. Im realen Praktikum konzentrieren<br />

sich die daher Studenten auf die praktischen Versuchsinhalte zum Beispiel den Aufbau von Schaltungen.<br />

Die Ergebnisse können dann in knapperer Form zusammengefasst werden.<br />

- 86 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Bild 2: Virtueller Versuch „Frequenzgänge“<br />

Virtuelle Tests wurden im Herbstsemester 2003 als so genannte „Aufgaben der Woche“ durchgeführt.<br />

Die Teilnahme war freiwillig von ca. 550 Studenten nahmen etwa 340 daran teil. Die Studenten<br />

erhielten ein login und konnten die Lösungen zu ihren personalisierten Aufgaben innerhalb einer Woche<br />

abgeben.<br />

Der Versuch musste im Dezember abgebrochen werden, weil der Server von Hackern attackiert und<br />

beschädigt wurde.<br />

Dennoch ist dieses Lernszenario sehr wünschenswert, weil durch die große Anzahl Studierender eine<br />

an sich unumgängliche fortlaufende Leistungskontrolle nicht möglich ist. Erstens kosten Test in Übungen<br />

viel Zeit und zweitens wären etwa 8 Mitarbeiterstunden an die Kontrolle und Auswertung gebunden,<br />

ein Aufwand der nicht mehr gerechtfertigt ist.<br />

Publizierung der multimedialen Lernmittel – die Seite www.scholar.de<br />

Da zu Beginn des Projektes mit den Partnern vereinbart wurde, dass ein Schwerpunkt der Arbeiten an<br />

der TU-Dresden bei den Videoexperimenten liegen sollte wurde als Verteilungsmedium die CD bzw.<br />

DVD ausgewählt. Diese Wahl ist bei den heutigen technischen Gegebenheiten auch richtig, denn die<br />

globale Verteilung hochwertiger Videoclips ist noch immer sehr problematisch und die Produkte können<br />

wohl auf Grund ihres hohen Fertigungsaufwandes und ihres grundlegenden Inhaltes durchaus als<br />

statisch betrachtet werden.<br />

Für die Kommunikation mit den Studenten und die Publizierung der anderen Lernmittel wurde eine<br />

Internetseite als top-level-domain geschaffen. Diese Seite existiert seit Anfang 2002 und verzeichnete<br />

in den letzten 12 Monaten ca. 470.000 Zugriffe.<br />

Die derzeitigen Inhalte umfassen folgende Themen:<br />

- Organisation und Inhalte der Lehrveranstaltungen<br />

- Aufgaben der Woche. Diese Aufgaben sind als Herausforderung besonders begabter Studenten<br />

gedacht.<br />

- Download und online der Animationen<br />

- Organisation und Durchführung des virtuellen Praktikums<br />

- Virtuelle Bildungs- und Experimentierangebote für Schule und Beruf<br />

- Praktischer Umgang mit Technik und Elektronik<br />

Ab Oktober 2004 wird sich scholar auch der Studienvorbereitung widmen. Durch interessante Lerninhalte<br />

sollen Schüler motiviert und genauer über die Studienrichtung Elektrotechnik informiert werden.<br />

- 87 -


Neue Lernszenarien an der Fakultät Elektrotechnik der TU Dresden, ein kommerzieller Erfolg des Projektes „MILE“<br />

T. Tyczynski, TU Dresden<br />

Die scholar-CD<br />

Alle Lernszenarien sind auf zwei CD verfügbar, die künftig über den TU-eigenen Internetshop zum<br />

Preis von 12,- Euro angeboten wird. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Studenten<br />

gern mit diesem Medium arbeiten, vor allem weil dort zusätzlich eine interaktive, multimediale<br />

Aufgabensammlung mit 650 Aufgaben zur Verfügung steht.<br />

Zusammenarbeit mit dem <strong>Bildungsportal</strong> Sachsen<br />

Beim Einsatz virtueller Lernszenarien, wie virtuelle Tests und Praktika zeigte sich ein enormer Anstieg<br />

an Verwaltungsaufwand. Die Praktika wurden zwar maschinell ausgewertet, die Eingabe der Ergebnisse<br />

erfolgte jedoch noch von Hand. Gerade an dieser Stelle ist jedoch ein erhöhter personeller Aufwand<br />

hervorgerufen durch multimediale Lernszenarien nun überhaupt nicht gerechtfertigt. Die negativen<br />

Erfahrungen aus dem Flächenversuch „Aufgabe der Woche“ zeigen, dass Insellösungen zum<br />

Zwecke der automatischen Bewertung und Auswertung ebenfalls nicht zu preferieren sind, weil hier<br />

der administrative Aufwand sehr hoch ist.<br />

Geeignet schien uns daher nur eine Zusammenarbeit mit einem professionellen Bildungsanbieter, wie<br />

dem <strong>Bildungsportal</strong> Sachsen. Das System auf der Basis des Lernservers SABA ist für die Verwaltung<br />

und Verteilung und Bildungsangeboten konzipiert und durch administrative Maßnahmen für alle Sicherheitsbelange<br />

und Datenschutz tauglich gemacht.<br />

Diese Systeme besitzen jedoch den Nachteil, dass ihre innere Struktur kaum Freiräume für freie programmtechnische<br />

Lösungen bieten, d.h. sie lassen sich nicht beliebig von innen an Kundenforderungen<br />

anpassen. Unsere Forderungen nach elektrotechnisch relevanten Test kann nicht erfüllt werden,<br />

weil das eingebaute multiple-choice-System sich unserer Erfahrung nach für virtuelle Lernkontrollen<br />

wenig bis überhaupt nicht eignet.<br />

Die Lösung besteht in Lernkontrollmodulen mit contentseitiger Auswertung und anschließender Anpassung<br />

an das Verwaltungssystem des Servers. Wir sehen hier ein wichtigen Ansatzpunkt, weil auch<br />

die Aufgabenteilung Programmierung bzw. Schaffung der Inhalte durch den Bereich Elektrotechnik<br />

einerseits und die Administration und Standardisierung durch die Mitarbeiter des Portals andererseits<br />

eine objektiv notwendige Voraussetzung für die gemeinsame Schaffung neuer Lernformen darstellt.<br />

Letztlich besteht somit auch die Möglichkeit den vielfältigen Forderungen aus der Praxis nach Weiterbildung<br />

und just in time learning nachzukommen.<br />

Kooperationen<br />

Die Videoexperimente stellen in Deutschland in diesem Umfang und der Qualität ein Novum dar. Entsprechend<br />

war und ist auch die Publikumsresonanz bei Präsentationen, Messen und Vorträgen.<br />

Auch hier liegt der Gedanke nahe, das Material den Schulen des Landes zugänglich zu machen, und<br />

somit einen Beitrag zur höheren Akzeptanz von Naturwissenschaft und Technik unter den jungen<br />

Menschen zu fördern.<br />

Die Fa. MHSG, eine Gründung Berliner Hochschulen, publiziert und verkauft multimediale Lehr- und<br />

Lernmittel seit zwei Jahren. Sie wird künftig Videoprodukte mit elektrotechnischen Inhalten gemeinsam<br />

mit der TU-Dresden entwickeln und sie partnerschaftlich vermarkten.<br />

Erste Gespräche mit Verlagen und Schullieferanten zeigen ein deutlich gestiegenes Interesse an derartigen<br />

Produkten.<br />

Die Arbeitsteilung in dieser Form ist für beide Seiten sehr fruchtbar. Die eingebrachten Zeit- und Qualitätsforderungen<br />

durch den kommerziellen Partner wirken motivierend auf das Entwicklungsgeschehen<br />

an der Universität. Man kann die geschilderte Situation regelrecht als Modelfall für die, von allen gesellschaftlichen<br />

Kräften geforderte, neue technologische Offensive betrachten.<br />

Eine weitere Zusammenarbeit besteht mit der Fa. LEXSolar Dresden. Die Firma ist besonders an<br />

virtuellen Versuchen, bzw. deren Technologie interessiert, um damit eine intensivere Darstellung ihrer<br />

Solarexperimente über das Netz vor allem für die Schulen zu erreichen.<br />

In Kooperation wurde ein virtueller Versuch auf der Basis eines Versuches aus dem Experimentierkasten<br />

erstellt.<br />

Auch hier ist auf Dauer eine Zusammenarbeit mit dem <strong>Bildungsportal</strong> Sachsen geplant, von wo aus<br />

dieser Versuch als Bildungsangebot mit entsprechender Infrastruktur angeboten werden soll.<br />

- 88 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Zusammenfassung<br />

Neue Lernszenarien erfordern bei ihrer Durchsetzung sehr viel Mittel und Aufwand. Es ist daher<br />

wichtig, in Erstellung und Einsatz auch wirtschaftliche Gesichtspunkte einzubeziehen<br />

Literatur<br />

HÄRTA, R. (2002): Didaktisches Design multimedialer Lern- und Arbeitsumgebungen. Hamurg. Verlag<br />

Dr. Kovac]<br />

TYCZYNSKI, T (2004): Multimedia in der Ausbildung. In: Zeitschrift rfe 7/8(2004), S. 39 – 41.<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Ing. Thomas Tyczynski<br />

Altenberger Str. 4<br />

01277 Dresden<br />

tycz@iee1.et.tu-dresden.de<br />

- 89 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Rapid E-Learning Production mit<br />

RoboDemo und FlashPaper 2<br />

H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg,<br />

Universität Magdeburg<br />

Abstract. Das Autorenprogramm Flash hat in den letzten Jahren in der Produktion von E-<br />

Learning Content stark an Bedeutung gewonnen. Die Firma Macromedia hat mittlerweile<br />

die Programme RoboDemo und FlashPaper 2 veröffentlich, die ebenfalls die Flash-<br />

Technologie nutzen. Dieser Vortrag soll am Beispiel der Elektrotechnik zeigen, wie mit<br />

diesen Programmen effizient und Kosten sparend E-Learning Content erstellt werden<br />

kann.<br />

Einleitung<br />

In den letzten Jahren wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Erstellung<br />

multimedialer Lernmaterialien innerhalb des Projektes „Neue Medien in der Bildung“ (NMB) gefördert.<br />

Mit Hilfe dieser Förderung wurde u.a. im Verbundprojekt „Mile“ die Finanzierung für die notwendigen<br />

Mitarbeiter zur Content-Produktion getätigt. Nach dem Auslaufen der Förderung sind die Stellen für<br />

diese Mitarbeiter zumeist wieder aufgehoben worden. Für den weiteren Einsatz von Multimedia in der<br />

Lehre ist das Lehrpersonal daher allein verantwortlich. Innerhalb des „Mile“-Projekts konnte die Erfahrung<br />

gesammelt werden, dass den Lehrkräften meist die Kompetenz zur Erstellung von webbasierten<br />

Lehrmaterialien fehlt. Besonders aktuelle Standards wie XML, CSS, SCORM sowie etablierte Autorenprogramme<br />

wie Dreamweaver, Flash und Director sind den Mitarbeitern eher selten vertraut. Erforderlich<br />

sind daher Technologien zur Erstellung webbasierter Lernmaterialien, die es den Verantwortlichen<br />

erlauben, ohne das Erlernen komplexer Autorenprogramme, diese Lernmaterialien selbst zu<br />

erstellen. Das im August dieses Jahres vorgestellte Programm Flashpaper 2 sowie das von Macromedia<br />

vertriebende RoboDemo bietet auch für in E-Learning unerfahrene Autoren die Möglichkeit, einfach<br />

und effizient webbasierten Content auf der Basis von Flash zu erstellen.<br />

Content-Generierung mit FlashPaper 2<br />

Bei Betrachtung der im Kursbuch E-Learning 2004 [1] veröffentlichten Ergebnisse des NMB-Projekts<br />

kann festgestellt werden, dass der Großteil der multimedialen Lerninhalte aus Hypertext mit Bildern<br />

besteht. Interaktive Elemente wie Simulationen oder gesteuerte Animationen werden, nicht zuletzt<br />

wegen der größeren Ladezeiten extern eingebunden. Für die Erstellung Hypertextbasierter Lernmedien<br />

wurde daher meist der folgende Workflow angewendet:<br />

1. Erstellung der Inhalte durch einen Autor mittels Word<br />

2. Export der Word-Datei in das HtML-Format durch einen Multimediaproduzenten<br />

3. Bereinigung des von Word erstellten Quellcodes durch einen Multimediaproduzenten<br />

4. Einbinden von CSS sowie weitere visuelle Gestaltung durch den MM-Produzenten<br />

5. Veröffentlichung des Lernobjekts (LO) durch den MM-Produzenten<br />

Der Workflow zeigt, dass ein Großteil der Arbeit nur von Personen durchgeführt werden kann, die den<br />

Universitäten nach Ablauf der Förderung nicht mehr zur Verfügung stehen. Bei der Content-<br />

Generierung mit FlashPaper 2 [3] lassen sich drei der sonst üblichen fünf Arbeitsschritte einsparen (s.<br />

Bild 1).<br />

- 91 -


Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />

H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />

Bild 1: Workflow für die Erstellung Hypertextbasierter Lernmedien<br />

Wo liegt aber der Vorteil in der Nutzung von FlashPaper? FlashPaper ist ein virtueller Drucker (ähnlich<br />

wie der Akrobat Distiller), der in der Lage ist, aus jeder beliebigen Windows-Anwendung heraus, Dokumente<br />

nach Flash oder PDF zu exportieren. Dabei bleiben erstellte Hyperlinks sowie das Seiten-<br />

Layout erhalten. Dies ist ein großer Vorteil, besonders in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Disziplinen,<br />

da z.B. mathematische Formeln korrekt dargestellt werden und keine Nachbereitung erfordern.<br />

Weiterhin werden spezielle Funktionen in den exportierten Flash-Film integriert, die das Suchen<br />

und Navigieren in den exportierten Dokumenten ermöglicht.<br />

Das Handling von Flash-Paper erweist sich als sehr einfach, da es sich nahtlos in Windows einfügt. In<br />

Anwendungen wie Word oder Powerpoint stehen zusätzliche Schaltflächen zur Verfügung die ein<br />

One-Click-Publishing ermöglichen. Aus Nicht-Office-Anwendungen lässt sich der Export über die Druckerschnittstelle<br />

vollziehen. Außerdem ist der Aufruf von Flash-Paper über die rechte Mouse-Taste<br />

aus dem Dateiexplorer möglich. Zur Weiterbearbeitung (Integration von Animationen, Simulationen<br />

oder Videos) der exportierten Flash-Filme kann das von Macromedia vertriebende FlashMX 2004 oder<br />

Programme von Drittanbietern verwendet werden. Die Integration der exportierten Filme in das folgend<br />

beschriebene Programm RoboDemo ist möglich und einfach zu realisieren.<br />

Content-Generierung mit RoboDemo<br />

Während sich FlashPaper nur zur Erstellung Hypertextbasierter Lernobjekte eignet, lassen sich mit<br />

RoboDemo, flashbasierte Lernobjekte erstellen in denen Videos, Animationen sowie Simulationen<br />

integriert werden können. Bei RoboDemo handelt es sich um ein Screen-Capture-Programm, d.h. mit<br />

ihm lassen sich alle Aktivitäten auf dem Bildschirm aufzeichnen. Prinzipiell wird hierbei Zeit- und<br />

Eventgesteuert eine Folge von Pixel-Bildern aufgenommen und in eine Datei geschrieben. Die Stan-<br />

- 92 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

dardausgabe erfolgt im Flash-Format. Die aufgenommene Bildsequenz lässt sich innerhalb des Programms<br />

modifizieren. Es können Beschriftungen, Aktionen, Button, Audio, Video u.v.m. hinzugefügt<br />

werden. Wie in Bild 2 ersichtlich, ist RoboDemo auch in der Lage, die erstellten Materialien auf verschiedenen<br />

Distributionswegen zu veröffentlichen.<br />

Bild 2: prinzipieller Workflow mit RoboDemo<br />

Neben der Möglichkeit direkt, per FTP, Dateien zu veröffentlichen lassen sich mit RoboDemo auch<br />

Projektoren für Macintosh- und Linux-Betriebssysteme erstellen<br />

Bild 3: Integrations von Multiple-Choice-Tests<br />

Ein besonderer Vorteil von RoboDemo gegenüber anderen Screen-Capture-Applikationen ist die Integration<br />

von E-Learning Funktionen. So ist es zum Beispiel möglich, Multiple-Choice-Tests in den<br />

Film zu integrieren (s. Bild 3). Für die eingefügten Tests können Scoring-Punkte vergeben werden, die<br />

sich innerhalb des zu erstellenden Lernmoduls oder über ein angeschlossenes Lernmanagementsystem<br />

(LMS) auswerten lassen.<br />

Die Integration in bestehende LMS wird sehr einfach über Dialogfelder realisiert, so dass der Autor<br />

keine weitergehenden Kenntnisse über die einzelnen E-Learning Standards wie SCORM oder AICC<br />

benötigt (s. Bild 4). Der Autor kann in diesem Dialog die Anzahl der zu erreichenden Punkte, die maximal<br />

aufzuwendende Zeit sowie die maximale zu verwendende Zeit für Einzelaktionen festlegen.<br />

Damit ermöglicht RoboDemo die Erstellung von Lernmaterialien, die auch zu Prüfungszwecken, wie<br />

An- oder Abtestate, Verwendung finden können.<br />

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Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />

H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />

Bild 4: E-LearningIintegration von RoboDemo<br />

Die Manifest-Datei, die zur Einbindung in ein LMS benötigt wird, wird von RoboDemo automatisch<br />

erstellt. Um die Konsistenz über mehrere Projekte (LO oder Kurse) zu gewährleisten, bietet das Programm<br />

die Möglichkeit, eigene Projektorlagen zu erstellen. In den Projektvorlagen können Angaben<br />

zu den wichtigsten Projekteigenschaften enthalten sein, beispielsweise Informationen zum Hintergrund,<br />

zur Art der Textbeschriftung oder zur Wiedergabesteuerung.<br />

Neben der Möglichkeit der Integration von Flash-Filmen in RoboDemo, besitzt das Programm die<br />

Möglichkeit, mittels eines PlugIns (RoboDemo-Fla-Module), die Projektdatei direkt in das Autorenprogramm<br />

FlashMX 2004 zu exportieren. Damit wird es Flashentwicklern ermöglicht, die Datei, wenn<br />

nötig nachzubearbeiten, bzw. erweiterte Interaktionen und Skripts hinzuzufügen.<br />

Durch den integrierten Funktionsumfang und die leichte Handhabung, ist RoboDemo das geeignete<br />

Entwicklungstool für Autoren mit geringen E-Learning Kenntnissen, zur schnellen und effizienten Produktion<br />

von Lernmedien sowie zur Konvertierung nicht webkonformer Formate in das Flash-Format.<br />

Die Anbindung an die Macromedia-Produktfamilie gewährleistet eine optimale Zusammenarbeit gängiger<br />

E-Learning Autorenprogramme wie Dreamweaver, Flash, Director oder Authorware.<br />

Anwendungsszenario für die Elektrotechnik<br />

In der Elektrotechnik sind numerische Simulationen ein geeignetes Mittel um komplexe elektrotechnisch-physikalische<br />

Sachverhalte zu visualisieren. Für die Forschung und ingenieur-wissenschaftliche<br />

Tätigkeiten steht daher eine Vielzahl von Simulationssystemen (z.B. Ansys, Conzept) zur Verfügung.<br />

Der Einsatz dieser Programme in der Lehre, nur zur Veranschaulichung grundlegender Sachverhalte,<br />

erweist sich meist als zu komplex und aufwändig.<br />

Mit RoboDemo ist es aber möglich, die Ergebnisse solcher Simulationsprogramme zu nutzen und zu<br />

erläutern. Dafür wird auf dem Windows-Desktop das Simulationsprogramm, oder wie in Bild 5 dargestellt,<br />

ein Lernobjekt dazu benutzt den elektrotechnischen Vorgang zu visualisieren. Gleichzeitig ist der<br />

Autor in der Lage, über ein angeschlossenes Mikrofon, Kommentare in die Animation einfließen zu<br />

lassen.<br />

- 94 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Bild 5: Erstellung von Lernmaterialien durch Screen-Recording<br />

Zu der fertigen Vorführung lassen sich danach Texte, Interaktion sowie durch LMS auswertbare Kontrollfragen<br />

hinzufügen. Nach dem Export in das Flash-Format steht das Lernobjekt sofort zur Verfügung<br />

und kann auf verschiedenen Betriebssystemen und Distributionswegen veröffentlicht werden.<br />

Zur Bereitstellung des nötigen Hintergrundwissens, bzw. zur Integration von Übungsaufgaben eignet<br />

sich der Export von Word-Dateien in das Flash-Format mittels des virtuellen Druckers FlashPaper.<br />

Diese Dateien lassen sich innerhalb von RoboDemo in die Animation leicht integrieren.<br />

Besonders ökonomisch wird dieses Szenario, wenn der Übungsleiter oder der Dozent in der Vorlesung<br />

das Programm nutzen, um Lernmaterialien zu produzieren. Anstatt das Seminar oder die Vorlesung<br />

nur mit Video zu filmen und mit Streaming Technologien zu übertragen, kann der Inhalt des<br />

Desktops aufgezeichnet und dazu verwandt werden, neue Lernmaterialien zu erstellen. Die Videoaufzeichnung<br />

der Vorlesung oder Übung können innerhalb von RoboDemo ebenfalls integriert werden.<br />

Damit wird es theoretisch möglich multimediale Lerninhalte quasi in Echtzeit zu produzieren. Auch der<br />

Aufwand bei der Erstellung von Drehbüchern kann hierdurch gesenkt werden. Durch die flache Lernkurve<br />

für den Umgang mit dem Programm RoboDemo eignet es sich besonders für Autoren, denen<br />

die Anforderungen von E-Learning noch unvertraut oder wenig bekannt sind. Aber auch versierte Autoren<br />

können durch die kurzen Produktionszeiten Nutzen aus der Anwendung dieses Programms<br />

ziehen.<br />

Zusammenfassung<br />

Nicht zuletzt, nach Beendigung der Förderung von Content Produktion durch das BMBF wird auch an<br />

deutschen Hochschulen der Zwang zur ökonomischen Produktion von Lerninhalten immer stärker. In<br />

den meisten Multimedia-Projekten fallen die Stellen für Contententwickler weg und die Autoren sind<br />

nun allein verantwortlich. Der Erfolg künftiger Blended Learning Strategien hängt daher entscheidend<br />

vom Aufwand in der Erstellung von Lernmaterialien und vom Aufwand im Erlernen von Autorentools<br />

ab.<br />

Die von Macromedia vertriebenen Produkte RoboDemo und FlashPaper sind im hohen Maße dazu<br />

geeignet, den Arbeitsprozess zu verkürzen und eine konsistente Produktion von Lernmaterialien zu<br />

ermöglichen. Für die Erstellung hypertextbasierter Lernobjekte ist das Programm FlashPaper besonders<br />

geeignet, da es den direkten Export in das Flash-Format aus jeder beliebigen Windows Anwendung<br />

heraus ermöglicht. Die automatisch integrierten Funktionen zur Navigation und Suche machen<br />

diese Technologie auch zur Erstellung umfangreicher Hypertext interessant. Für die Erstellung anderer<br />

Lernmaterialien, wie zum Beispiel Simulationen, Animationen und Anschaungsvideos ist RoboDemo<br />

die bessere Wahl. Dieses Programm ermöglicht neben der Integration nicht webkonformer Medien<br />

die Anbindung an verschiedene Lernsysteme, die mit den Standards SCORM, AICC u.a. konform<br />

sind.<br />

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Rapid E-Learning Production mit RoboDemo und FlashPaper 2<br />

H. Fredrich, U. Knauff, J. Nitsch, G. Wollenberg, Universität Magdeburg<br />

Literatur<br />

[1] DLR-Projektträger; „Kursbuch E-Learning 2004“; BMBF Publik; 2004; ISBN 3-00-012879-4<br />

[2] RoboDemo Produktpräsentation;<br />

http://www.macromedia.com/de/software/robodemo/productinfo/features/brz_tour/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />

[3] FlashPaper Produktpräsentation;<br />

http://www.macromedia.com/software/flashpaper/productinfo/features/brz_tour/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />

Dr.-Ing. Uwe Knauff<br />

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Jürgen Nitsch<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Günter Wollenberg<br />

IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />

PF 4120<br />

39016, Magdeburg<br />

E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />

- 96 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Bewertung von online-Lernmodulen und Tools<br />

(Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />

G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

Abstract. In dem Beitrag werden Erfahrungen und Einsichten vermittelt, die die Autoren<br />

bei der Auswahl, Bewertung und Integration von Online-Lernmodulen und Tools in die<br />

multimediale Lernumgebung www.tu-ilmenau.de/getsoft im Fachgebiet Grundlagen der<br />

Elektrotechnik an der Technischen Universität Ilmenau gesammelt haben. Einige fachlich<br />

und didaktisch hochwertige Online-Lernmodule und Tools wurden in die lokale Datenbank<br />

der Online-Lernumgebung www.tu-ilmenau.de/getsoft mit Kurzbeschreibungen und<br />

Stichworten als empfehlenswerte Links aufgenommen. Folgerichtig werden einige wichtige<br />

fachliche, fachdidaktische sowie mediendidaktische Bewertungskriterien für Online-<br />

Lernmodule und Tools zur Integration in multimediale Lernumgebungen vorgestellt.<br />

1. Online-Lernangebote und Präsenzlehre<br />

Nach einer Euphoriephase zur Leistungsfähigkeit von Online-Lernangeboten zwecks Erhöhung der<br />

Effizienz der universitären Ausbildung ist Ernüchterung eingekehrt.<br />

International, besonders in der Schweiz und Amerika, wird von der Institutionalisierung von e-Learning<br />

in Form von Virtuellen Hochschulen abgerückt. Vielmehr wird einer sinnvollen Integration von Online-<br />

Lernmodulen und Tools (Werkzeugen) in die Präsenzlehre ( Vorlesungen, Übungen, Seminare, Praktika)<br />

der Vorzug gegeben.<br />

Die Verknüpfung von Aktivitäten an einzelnen Hochschulen und Universitäten zur Produktion und zum<br />

Einsatz von Online-Lernangeboten erzeugt immer mehr lokale Online-Lernumgebungen. Diese beinhalten<br />

auch didaktisch multivalent einsetzbare Online-Lernmodule und Tools u.a. auch als Open-<br />

Source-Software, die ohne Barrieren von möglichst vielen Lehrenden und Lernenden weltweit genutzt<br />

werden können.<br />

Beispielhaft sei hier die barrierefreie multimediale Lernumgebung www.tu-ilmenau.de/getsoft<br />

für das Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik an der Technischen Universität Ilmenau, Deutschland,<br />

genannt. Um multivalent einsetzbare Online-Module gruppieren sich weitere Online- Lernangebote<br />

wie eine Aufgabensammlung, BookWeb Angebote, Vorlesungsscripte, Übungskonzeptionen,<br />

Praktikumanleitungen, Prüfungsschwerpunkte, bewertete Internetressourcen, Lernprogramme, Tools,<br />

Experimentierumgebungen, Animationen, virtuelle Praktika, Beispielsammlungen, Testklausuren, Intelligente<br />

Problemlöseumgebungen, eine lokale Datenbank mit Metadaten nach dem LOM-Standard.<br />

Dieses Online-Lernangebot ist mit weiteren lokalen Online-Lernumgebungen an den Universitäten<br />

Magdeburg, Dresden und Oldenburg verbunden.<br />

In aufwändiger Analysearbeit haben wir Online-Lernmodule und Tools aus weltweiten Internetressourcen<br />

gesichtet, selektiert und anschließend bewertet und in die lokale Datenbank von www.tuilmenau.de/getsoft<br />

integriert. Der Nutzer findet nach Stichworteingabe durch Metadatenindizierung alle<br />

multimedialen Bausteine der Lernumgebung zum Fachbegriff u.a. auch bewertete Internetressourcen.<br />

Gegenwärtig selektieren wir die in den Lernprogrammen von www.tu-ilmenau.de/getsoft verwendeten<br />

Applets und Flash-Animationen zur Visualisierung elektrotechnischer Sachverhalte und integrieren sie<br />

in die lokale Datenbank zur flexiblen und barrierefreien multivalenten Nutzung.<br />

Bei der Bewertung von Online-Lernmodulen und Tools aus Internetressourcen und ihrer Integration in<br />

die multimediale Lernumgebung getsoft haben wir u.a. aus folgenden Online-Lernangeboten geschöpft:<br />

- 97 -


Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />

G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

http://www.walter-fendt.de/ph11d/index.html<br />

13-sprachige Java-Applet-Sammlung zu Physik-Grundlagen u.a. Elektrodynamik, weltweit in Online-<br />

Lernangeboten für Studieneinsteiger zu finden, didaktisch gut gestaltet.<br />

http://www.schulphysik.de/java/physlet/index.html<br />

deutschsprachige Sammlung didaktisch brauchbarer Java-Applets zur Physik (Physlets) u.a. elektrische<br />

und magnetische Felder, greift auf die über 800 Applets umfassende Physlets-Sammlung von<br />

W.Christian, Davidson-Kollege, NC zurück.<br />

http://smile.unibw-hamburg.de/<br />

Studieren mit dem interaktiven Lehrbuch für Elektronik, sehr viele interessante einzeln abrufbare<br />

Applets mit Kurzerklärungen, didaktisch gut gestaltet. Hinweise zu Appletsammlungen der Universitäten<br />

Buffalo, Sydney, Berkeley und Ulm.<br />

http://www.scholar.de/<br />

Multimediale Lernumgebung mit Datenbank für Studierende der Elektrotechnik der TU-Dresden, u.a.<br />

einzeln abrufbare Experimente und Animationen zu Themen des Fachgebiets Grundlagen der Elektrotechnik,<br />

Grundlage für webbasierte Lehrveranstaltungen und den Selbstlernprozess.<br />

http://www.physik-multimedial.de/cvpmm/cgi-bin/decide.pl<br />

Multimediale Lernplattform mit Selbstlerneinheiten, Medienbank, Aufgabenserver, Didaktikservice und<br />

Linksammlung der Universitäten Bremen, Oldenburg, Hamburg, Rostock und Greifswald. Metadatenbank<br />

mit Stichwortsuche u.a. zu Elektrizität und Magnetismus, Appletsammlung mit vereinzelten Bewertungen.<br />

Nützliche Internetressource mit flexibler Nachnutzung.<br />

http://www.mathe-online.at/galerie.html<br />

Fachlich und didaktisch sehr gut gemachte Online-Lernhilfe zur Reaktivierung und Erweiterung des<br />

mathematischen Voraussetzungswissens für Studieneinsteiger, didaktisch ansprechende und flexibel<br />

einsetzbare Applets und Flash-Animationen zu einigen mathematischen Grundlagen.<br />

http://ocw.mit.edu/index.html<br />

Barrierefreie Internetressource mit 900 Kursen zu 33 akademischen Disziplinen des Massachusetts<br />

Institute of Technology. Darin enthalten auch Applets und Video-Streams zur Elektrotechnik.<br />

http://webuser.fh-furtwangen.de/~tza/index2.html<br />

Elektrotechnik zum Anfassen, nützliche Online-Lernhilfe für Studieneinsteiger mit interaktiven Tools<br />

z.T. aus Internetressourcen.<br />

http://www.uni-magdeburg.de/iget/multimedia/<br />

Multimediale Lernumgebung des Instituts für Grundlagen der Elektrotechnik und Elektromagnetische<br />

Verträglichkeit, Didaktisch gut gestaltete Lernmodule u.a. mit flexibel einsetzbaren, ansprechenden<br />

Applets und Flash-Animationen, Aufgabendatenbank.<br />

http://www.clarkson.edu/~svoboda/eta/dcWorkout/KCL_KVL.html<br />

Didaktisch solide mit spartanischem Webdesign gemachte flexibel einsetzbare Appletsammlung mit<br />

Scriptverweisen, Aufgaben und variablen Problemstellungen, gut geeignet zur Kontrolle des Selbstlernprozesses.<br />

http://www.physik.rwth-aachen.de/~harm/aixphysik/electro/,<br />

Umfangreiche Appletsammlung u.a. zur Elektrodynamik mit Kurzkommentaren und flexibler Nutzung.<br />

http://elearning.zhwin.ch/sisy/<br />

Internetkurs „Signale und Systeme“ mit Script, Matlap-Dateien-Sammlung, Lerntagebuch, die Visualisierung<br />

der Zusammenhänge geschieht durch Matlab-Simulationen.<br />

http://www.stiny-leonhard.de/<br />

Sehr umfangreiche unbewertete Linksammlung mit bis zu 1000 Links zu allen Themengebieten der<br />

Lehrveranstaltung Grundlagen der Elektrotechnik.<br />

Der Vorteil solcher Online-Lernangebote ist offensichtlich:<br />

Einmal entwickelte und bewertete Online-Lernmodule und Tools werden weltweit an mehreren Universitäten<br />

und an speziellen didaktischen Einsatzorten in multimediale Lernumgebungen, in der Präsenzlehre<br />

oder im Selbstlernprozess zur Visualisierung elektrotechnischer Phänomene sinnvoll eingesetzt.<br />

Das spart Kosten und Zeit.<br />

Weltweit ist eine stetig steigende Tendenz zur Integration von Online-Lernangeboten in die Präsenzlehre<br />

der Universitäten zu beobachten. Insbesondere im Fernstudium sowie in der betrieblichen Weiterbildung<br />

mittlerer und großer Unternehmen ist der Online-Anteil an Lernangeboten besonders hoch.<br />

- 98 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Nachfolgend werden einige Erfahrungen und Einsichten vermittelt, die die Autoren bei der Auswahl,<br />

Bewertung und Integration von Online-Lernmodulen und Tools sowohl in die multimediale Lernumgebung<br />

getsoft als auch in die Präsenzlehre im Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik an der Technischen<br />

Universität Ilmenau, Deutschland, gesammelt haben. Fachlich und didaktisch hochwertige<br />

Online-Lernmodule und Tools wurden in die lokale Datenbank der Online-Lernumgebung www.tuilmenau.de/getsoft<br />

mit Kurzbeschreibungen und Stichworten als empfehlenswerte Internetressource<br />

aufgenommen.<br />

2. Die besten Treffer statt 1000 Links<br />

Im Internet ist eine Flut von Online-Lernangeboten zu elektrotechnischen Themen zu finden. Die Palette<br />

reicht von umfangreichen Vorlesungsscripten und Arbeitsblättern als PDF-Dateien bis zu interaktiven<br />

Lernmodulen und Tools. Wenn der Lehrende oder Lernende in eine Suchmaschine des Internets<br />

einen oder mehrere Fachbegriffe zu den Grundlagen der Elektrotechnik eingibt, erhält er eine riesige<br />

Menge von Links, die diese Fachbegriffe beinhalten. Die Selektion auf brauchbares ist zeitaufwändig.<br />

Wegklickeffekte sind die Folge, wenn der gesuchte Zusammenhang nicht gefunden wird.<br />

Effizienter für den Lehr- und Lernprozess ist die Nutzung von lokalen Datenbanken mit Stichwortsuche<br />

und Metadaten in lokalen Online-Lernumgebungen. Dort findet der Nutzer u.a. fachlich und didaktisch<br />

bewertete Internetressourcen als Ergänzung z.B. zu Kapiteln, Abschnitten und Fachbegriffen eines<br />

vorlesungsbegleitenden Lehrbuches.<br />

Die Integration von Online-Lernangeboten in die Präsenzlehre setzt eine grundlegende Veränderung<br />

traditioneller Lehr- und Lernstrategien voraus. Die barrierefreie Bereitstellung von Online-<br />

Lernangeboten in lokalen Online-Lernnetzwerken ist eine grundlegende Voraussetzung für die Integration<br />

von Online-Anteilen in die Präsenzlehre. Ebenso wichtig ist aber auch die Motivation der Lehrkollegien<br />

zur Nutzung solcher Online-Lernangebote im Sinne eines erwarteten Innovationsschubes<br />

der Präsenzlehre.<br />

Nur so kann der zeit- und kostensparende Zugriff z. B. auf Online-Lernmodule und Tools zur Visualisierung<br />

elektrotechnischer Sachverhalte in einer bestimmten Übung oder Vorlesung zu einer bestimmten<br />

Zeit gewährleistet werden.<br />

Sehr hilfreich haben sich dabei lokale Datenbanken in Online-Lernnetzwerken erwiesen.<br />

Eine gutgepflegte lokale Datenbank mit schneller zielgenauer Stichwortsuche motiviert die wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter zur Nutzung von Online-Anteilen an der Präsenzlehre und unterstützt sie bei<br />

der effektiven Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen. Zunehmend bieten weltweit Universitäten<br />

ihren Studenten u.a. im Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik ausgewählte und bewertete<br />

Online-Lernangebote aus verschiedenen Internetquellen an. Bemerkenswert ist hier ein weltweit zu<br />

beobachtender Selektions- und Optimierungsprozess. Es ist logisch, dass man bei der Internetrecherche<br />

dann immer wieder an verschiedenen Universitäten der Welt auf die gleichen nützlichen Online<br />

Lernangebote zur Visualisierung elektrotechnischer Phänomene trifft.<br />

Bei der Auswahl und der Integration von Online-Lernangeboten in die multimediale Lernumgebung<br />

getsoft sind wir von folgenden Leitlinien ausgegangen:<br />

Die aufgenommenen Online-Lernangebote gewährleisten<br />

a) eine leichte Recherchierbarkeit durch Ablage in Datenbanken,<br />

b) sie werden so abgelegt, dass Metadatenveränderungen problemlos möglich sind, d.h. es sind<br />

immer die aktuellsten Versionen verfügbar,<br />

c) sie halten einer Bewertung durch unsere Bewertungskriterien stand oder sie sind schon bewertet<br />

worden.<br />

- 99 -


Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />

G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

Nachfolgend seien hier zwei Beispiele von Online-Lernangeboten genannt, die eine leichte Recherchierbarkeit<br />

und problemlose Metadatenveränderung gewährleisten.<br />

Zum einen ist es die Datenbank „Lili“ von<br />

http://www.physik-multimedial.de/cvpmm/cgi-bin/decide.pl.<br />

Durch eine Stichwortliste und anschließender Metadatensuche findet man schnell das gewünschte<br />

Online-Lernangebot.<br />

Datenbank Lili mit Stichwortsuche und Kommentaren von Lehrenden und Lernenden<br />

Zum anderen ist es die Datenbank mit Metadaten von<br />

www.tu-ilmenau.de/getsoft.<br />

Der Nutzer findet schnell und treffsicher das gewünschte Angebot zum Stichwort.<br />

- 100 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Dynamische Stichwortliste der Datenbank aus getsoft<br />

3. Bewertungskriterien für Online-Lernmodule und Tools<br />

Die Akzeptanz von Online-Lernangeboten im Studienalltag des Lehrgebietes Grundlagen der Elektrotechnik<br />

hängt wesentlich von der fachlichen und didaktischen Passfähigkeit in die jeweiligen Lehr- und<br />

Lernstrategien der Nutzer ab.<br />

Wir nennen ein Online-Lernangebot „Online-Lernmodul“, wenn neben der Visualisierung von elektrotechnischen<br />

Sachverhalten durch Java-Applets, Flash-Animationen oder Videostreams noch kurze<br />

Lernprogramme und/oder Beispielsammlungen (worked examples), Aufgaben sowie Tests angeboten<br />

werden.<br />

„Tool“ oder „Werkzeug“ nennen wir ein Online-Lernangebot, wenn es sich um ein multivalent einsetzbares<br />

interaktives Java-Applet oder eine Flash-Animation mit ausreichender Beschreibung des didaktischen<br />

Hintergrundes sowie einer eindeutigen Handlungsaufforderung für den Nutzer handelt. Tools<br />

sind in multimedialen Lernumgebungen, in der Präsenzlehre ( Vorlesungen, Seminaren, Praktika) und<br />

auch im Selbstlernprozess als Online-Lernangebote bei unterschiedlichen Lehr- und Lernstrategien<br />

punktuell passfähig. Wichtig für die Akzeptanz durch die Nutzer ist die fachliche Transparenz sowie<br />

die solide mediendidaktische Aufbereitung der Online-Lernmodule und Tools.<br />

Dazu sind Produktionsteams notwendig, die sich aus lehrerfahrenen Fachvertretern, Fachdidaktikern,<br />

Medieninformatikern sowie Mediendidaktikern zusammensetzen.<br />

3.1 Zur fachlichen Bewertung<br />

Die Akzeptanz zur Integration von Online-Lernmodulen und Tools in multimediale Lernumgebungen<br />

und auch in die Präsenzlehre hängt wesentlich vom fachlichen Anspruchsniveau ab, welches diese<br />

repräsentieren. Schon bei der Projektierung und Produktion von Online-Lernmodulen und Tools sollten<br />

fachliche Kriterien bezüglich der Akzeptanz zur Integration in multimediale Lernumgebungen beachtet<br />

werden. Einige wenige seien hier genannt:<br />

a) Bietet das Online-Lernmodul oder Tool die treffende Visualisierung des gewünschten zu ver-<br />

- 101 -


Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />

G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

mittelnden elektrotechnischen Sachverhaltes bzw. Zusammenhanges ?<br />

b) Enthält das Online-Lernmodul oder Tool die Beschreibung des Lernziels, des Lerninhalts sowie<br />

der interaktiven Handlungsaufforderung für den Nutzer ?<br />

c) Sind die zu variierenden Parameter und ihre Auswirkungen in einem Tool zur Erreichung eines<br />

angestrebten Lernzieles richtig gewählt und für den Nutzer erkennbar?<br />

d) Sind heuristische Impulse vorhanden zur Initiierung von geistigen Handlungen bezüglich der<br />

Erkenntnisgewinnung beim Nutzer ?<br />

Die Akzeptanz zur Integration von Online-Lernmodulen und Tools in multimediale Lernumgebungen<br />

aber auch in die Präsenzlehre und den Selbstlernprozess hängt wesentlich von der soliden fachlichen<br />

Aufbereitung dieser multimedialen Bausteine ab.<br />

3.2 Zur didaktischen Bewertung<br />

Wesentlich für die Akzeptanz von Online-Lernmodulen und Tools im Studienalltag ist neben der fachdidaktischen<br />

die mediendidaktische Aufbereitung dieser Online-Lernangebote.<br />

Einige wenige Bewertungskriterien seien auch hier genannt.<br />

Zur fachdidaktischen Bewertung:<br />

a) Ist der didaktische Hintergrund des Online-Lernmoduls bzw. Tools ausreichend beschrieben?<br />

b) Werden die Lernziele formuliert?<br />

c) Werden die Lerninhalte treffend beschrieben?<br />

d) Werden Handlungsaufforderungen zum interaktiven Experimentieren z.B. mit einem Tool angegeben?<br />

e) Ist für den Nutzer der angestrebte Erkenntnisfortschritt deutlich sichtbar?<br />

f) Werden heuristische Impulse zur Weiterbeschäftigung mit dem Lerninhalt gegeben?<br />

Wenn dann noch Hinweise zu möglichen didaktischen Einsatzorten in multimedialen Lernumgebungen,<br />

in der Präsenzlehre sowie im Selbstlernprozess gegeben werden, sind einmal entwickelte Online-<br />

Lernmodule oder Tools in multimedialen Lernumgebungen multivalent einsetzbar.<br />

Erst wenn neben der exakten fachlichen Darstellung des elektrotechnischen Sachverhaltes die fachdidaktische<br />

Zielstellung zur Nutzung in unterschiedlichen didaktischen Funktionen transparent gemacht<br />

wird, ist die Passfähigkeit von Online-Lernmodulen und Tools zur Visualisierung elektrotechnischer<br />

Sachverhalte in unterschiedlichen Lehr- und Lernstrategien gewährleistet.<br />

3.3 Zur mediendidaktischen Bewertung<br />

a) Wird der mit dem Tool angestrebte Erkenntnisfortschritt durch das gewählte multimediale E-<br />

lement (z. B. Java-Applet, Flash-Animation, Video-Stream) am wirksamsten verwirklicht?<br />

b) Realisiert das entwickelte Webdesign, z.B. für ein Tool, das hochschuldidaktische Prinzip der<br />

Anschaulichkeit?<br />

c) Sind die interaktiven Bedienelemente übersichtlich und aussagekräftig platziert?<br />

d) Ist die Navigation für den Nutzer eindeutig?<br />

e) Werden die medientechnischen Voraussetzungen zur Nutzung der Online-Lernmodule bzw.<br />

Tools genannt?<br />

Nach unseren Erkenntnissen werden weltweit an Universitäten nur solche Online-Lernmodule und<br />

Tools genutzt, die oben beschriebenen und weiteren didaktischen Bewertungskriterien standhalten.<br />

Bezüglich der mediendidaktischen Aufbereitung von Online-Lernmodulen und Tools ist unbedingt die<br />

Mitarbeit kompetenter Mediendidaktiker sowie Medieninformatiker notwendig. Diese unterstützen den<br />

Fachautor bei der medientechnischen Realisierung, indem sie die gegenwärtig vorhandenen soft- und<br />

hardwareseitigen Möglichkeiten zur Produktion von Online-Lernmodulen und Tools aufzeigen und<br />

nutzen. Sichere Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Erstellung von Java-Applets, Flash-<br />

Animationen sowie Video-Streams sind ebenso notwendig wie Kreativität bei der Gestaltung des<br />

Webdesign.<br />

Selbstverständlich sollen und können Online-Lernmodule und Tools nicht die Erkenntnisgewinnung<br />

durch die reale aktive Durchführung von elektrotechnischen Experimenten z.B. in Praktika ersetzen.<br />

- 102 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Aber eine sinnvolle Integration von Online-Anteilen verleiht der Präsenzlehre einen Innovationsschub.<br />

4. Beispiele<br />

Anschaulich zeigt das nachfolgende Applet die Realisierung o.g. Kriterien.<br />

Multivalent einsetzbares Tool aus dem Lernprogramm Laplace-Tranformation von getsoft<br />

Fachlich und didaktisch gut aufbereitete Java-Applets und Flash-Animationen findet man z.B. auch<br />

unter:<br />

www.tu-ilmenau.de/getsoft Fourierreihe<br />

Auch Online-Lernangebote zur Wiederholung und Erweiterung des notwendigen mathematischen<br />

Voraussetzungswissens für das Erstsemester werden o.g. Kriterien gerecht.<br />

Beispielhaft sei hier hingewiesen auf<br />

http://www.mathe-online.at/galerie.html z. B.: Die Ableitung als Grenzwert .<br />

5. Ausblick<br />

Eine weitere wesentliche Veränderung der traditionellen Lehr- und Lernstrategien an Universitäten<br />

ergibt sich aus der Neugestaltung der Fachprüfungen unter dem Einfluss von Online-Anteilen der Präsenzlehre.<br />

Die Bereitstellung von Online-Testklausuren und Klausuren aus Vorsemestern erleichtert den Studierenden<br />

die Abschätzung des Anforderungsniveaus bei Fachprüfungen und des Intensitätsmaßes ihrer<br />

Prüfungsvorbereitung. Dieses wiederum wirkt sich positiv auf die Erfolgsquote aus.<br />

Bei mündlichen Prüfungen honorieren einige Universitäten die Bemühungen der Studenten zur Nutzung<br />

von Online-Anteilen im Selbstlernprozess, indem sie zu einem Fachthema eine Online-<br />

- 103 -


Bewertung von online-Lernmodulen und Tools (Internetressourcen) zur Integration in multimediale Lernumgebungen<br />

G. Mierzwa, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

Präsentation des Prüflings zulassen und diese mit einem prozentualen Anteil am Gesamtprüfungsergebnis<br />

belohnen.<br />

Die an der Technischen Universität Ilmenau, Deutschland, entwickelte Online-Lernumgebung<br />

www.tu-ilmenau.de/getsoft für das Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik wird von einer stetig<br />

zunehmenden Anzahl der rund 8000 Studierenden genutzt. Hinzu kommen weltweite Fremdnutzer,<br />

die die Online-Lernumgebung im Selbstlernprozess nutzen und in Verbindung mit dem Forum positiv<br />

bewerten.<br />

Gegenwärtig stehen aber eine noch zu große Zahl Studierender einer Nutzung von Online-Anteilen im<br />

Selbstlernprozess skeptisch gegenüber. Das hat verschiedene Ursachen.<br />

Zum einen ist es die Unkenntnis über den Inhalt und die Nutzung von Online-Lernnetzwerken und<br />

zum anderen die oft fehlende Möglichkeit vom kostenintensiven Online-Betrieb in den kostensparenden<br />

Offline-Betrieb zu wechseln. Kostenlose Download-Angebote fördern die Akzeptanz von Online-<br />

Lernangeboten. Deshalb wird an der Technischen Universität Ilmenau für die Studienanfänger im<br />

Lehrgebiet Grundlagen der Elektrotechnik eine umfassende Einführung in die barrierefreie Nutzung<br />

der multimedialen Lernumgebung gegeben. Der rasante Anstieg der registrierten Zugriffe und der<br />

sanfte Druck auf die Studierenden zur Erhöhung des Online-Anteils im Selbstlernprozess durch veränderte<br />

Lehrstrategien lässt auf eine weitere Erhöhung der Akzeptanz hoffen. Insgesamt ist ein positiver<br />

Trend zur Nutzung von Online-Anteilen im Selbstlernprozess der Studierenden zu beobachten.<br />

Weltweit richten immer mehr Universitäten einen Virtuellen Campus ein, der die Online- Aktivitäten<br />

und Angebote aller Fachrichtungen bündelt und barrierefreien Zugriff gewährleistet.<br />

Die Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Produktion und dem Einsatz von Online-Lernmodulen und<br />

Tools, die die Autoren im Rahmen eines BMBF-Projektes „mile“ (http://www.tu-ilmenau.de/mile) gesammelt<br />

haben, sind sowohl in die multimediale Lernumgebung getsoft als auch in die Präsenzlehre<br />

des Lehrgebietes Grundlagen der Elektrotechnik an der Technischen Universität Ilmenau, Deutschland,<br />

eingeflossen und werden auch in anderen lokalen Online-Lernumgebungen weltweit genutzt.<br />

Die Ergebnisse des Projektes haben zu Lehr- und Lernstrategien geführt, die eine sinnvolle und akzeptable<br />

Integration von Online-Anteilen in die Präsenzlehre forcieren. Eine Fortführung und Förderung<br />

dieser Forschungen in nachfolgenden Konsolidierungsprojekten, wie es in der Schweiz und in<br />

Österreich geschieht, ist erfolgversprechend und verleiht der Präsenzlehre an den Universitäten in<br />

Deutschland einen weiteren notwendigen Innovationsschub.<br />

Autoren:<br />

Dr. paed. Gerhard Mierzwa<br />

Prof. Dr. Ing. habil. Edwin Wagner<br />

Technische Universität Ilmenau, Deutschland<br />

Institut für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik<br />

Fachgebiet Grundlagen der Elektrotechnik<br />

PF 100565<br />

98684 Ilmenau<br />

Kontakt:<br />

gerhard.mierzwa@tu-ilmenau.de<br />

edwin.wagner@tu-ilmenau.de<br />

- 104 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Präsentationen<br />

- 105 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Einsatz von Video für das Blended Learning in den<br />

Grundlagen der Elektrotechnik<br />

H. Fredrich, Universität Magdeburg,<br />

V. Neundorf, TU Ilmenau,<br />

T. Tyczynski, TU Dresden<br />

Abstract. An der TU Dresden entstanden in den letzten Jahren mehrere Videodemonstrationen<br />

verschiedener elektrotechnischer Experimente. Da diese zur Distribution auf DVD<br />

bestimmt waren, ergaben sich Probleme für die Bereitstellung dieser Videos durch das Internet.<br />

Dieser Artikel zeigt Erfahrungen im Einsatz von Video als Mittel des Blended<br />

Learning sowie die Möglichkeit, wie mittels Flash MX auf den Einsatz von Streamingservern<br />

verzichtet werden kann.<br />

Einsatz von Video in der Grundlagenausbildung Elektrotechnik<br />

Derzeit stehen 22 Videos zu den Themen der experimentellen Elektrotechnik, Hochfrequenztechnik<br />

und Energietechnik in der von der Tu Ilmenau, der TU Dresden und der Uni Magdeburg gemeinsam<br />

genutzten Datenbank „TaskWeb“ [1] den Studenten zur Verfügung. In den Videos wird, das Curriculum<br />

begleitend, Orientierungswissen im Rahmen historischer, anschaulicher Experimente angeboten.<br />

Durch den hauptsächlich als Orientierungswissen angelegten Inhalt ergibt ein Einsatz für die Videos<br />

als Motivationsfaktor für den generellen Einsatz von Blended Learning Strategien in der Hochschulausbildung<br />

sowie eine Stärkung des physikalisch-elektrotechnischen Backgrounds der Studenten.<br />

Für die weitergehende Integration von Videotechnologien in der Elektrotechnikausbildung sind an der<br />

TU Ilmenau die Aufzeichnung aller Vorlesungen als Streaming Video geplant. Geplant sind die Produktion<br />

von ca. 25-30 Videos á 90 min. Dem Studenten wird es somit ermöglicht die Vorlesungen im<br />

Fach Elektrotechnik umfassend vor- und nachzubereiten. Der multimediale didaktische Mehrwert liegt<br />

eindeutig in der zeit- und ortsunabhängigen Art der Wissensvermittlung.<br />

Aus den bisher gewonnenen Erfahrungen im Umgang mit Video für den Einsatz als Mittel zum Blended<br />

Learning ergeben sich die folgenden Vor- und Nachteile:<br />

• Vorteile beim Einsatz von Streaming Media in der Lehre:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Mittels geeigneter Content-Navigation ist eine einfache Wiederholung des Lernstoffes<br />

möglich.<br />

Krankheit und andere Ausfälle (Feiertage o.ä.) können gleichwertig repetiert werden.<br />

Die Vorbereitung auf die einzelne Vorlesung sowie auf die Abschlussprüfungen wird<br />

vereinfacht.<br />

Das Fernstudium allgemein wird durch die Bereitstellung alternativer Materialien didaktisch<br />

bereichert.<br />

• Nachteile für den Einsatz:<br />

o Das soziale Erleben des Dozenten und der Kommilitonen kann durch Videoübertragungen<br />

nicht transportiert werden. Daraus leitet sich ein Motivationsverlust<br />

beim Erarbeiten der Lernmaterialien ab.<br />

o Die Dozenten müssen die Hemmschwelle des Sprechens vor laufender Kamera ü-<br />

berwinden.<br />

o Videoübertragungen, zumal über das Internet, sind anstrengender als eine reale Vorlesungen<br />

- 107 -


Einsatz von Video für das Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik<br />

H. Fredrich, Universität Magdeburg, V. Neundorf, TU Ilmenau, T. Tyczynski, TU Dresden<br />

o Generelle technische Probleme beim Einsatz von Streamingtechnologien.<br />

o Hoher technischer und zeitlicher Aufwand in der Bereitstellung<br />

Die an der TU Ilmenau gewonnenen Erfahrungen zeigen das, die Vorteile gegenüber den Nachteile<br />

überwiegen. So zeigt zum Beispiel die Auswertung der Zugriffsstatistiken erhöhte Zugriffe vor Prüfungen,<br />

aber auch eine konstante Nutzung während des Semesters. Der Motivationsfaktor Video lässt<br />

sich daraus ableiten, dass neben den hohen Zugriffsraten im Web, auch die realen Vorlesungs-<br />

Veranstaltungen genauso gut besucht werden wie vorher. Das heißt, die Studenten sehen den Einsatz<br />

von Streaming-Video als unterstützende Maßnahme und keines Falls als Ersatz.<br />

Der hohe Aufwand in der Produktion von Streaming Media resultiert neben den Kosten für die Videoerstellung<br />

auch im Betrieb von kostenintensiven Streamingservern. Im universitären Umfeld werden<br />

diese meist durch die Universitätsrechenzentren (URZ) betrieben (z.B. TU Ilmenau), aber dies ist nicht<br />

generell so (z.B. TU Dresden, Uni Magdeburg). Ein weiteres, technisches Problem ergibt sich bei dem<br />

Wunsch medienübergreifend zu produzieren, da der Streamingserver auf CD-ROM nicht zur Verfügung<br />

steht. Der Einsatz von Flash-Video [2] kann hierfür eine Alternative sein.<br />

Flash-Video versus Einsatz konventioneller Streamingserver<br />

Client<br />

Streaming<br />

Server<br />

Webserver<br />

Abbildung 1 zeigt den strukturellen Aufbau der für die Realisierung von Streaming Video innerhalb von<br />

GETSoft.net [3] notwendig ist. Bei der Distribution über CD-ROM entfällt der Einsatz von Servertechnologien.<br />

Datenbankserver<br />

1: Seite(n) mit Suchanfrage<br />

(Formular)<br />

2: Suche in MySQL Datenbank<br />

3: Suchergebnis<br />

4: aufbereitete Ausgabe mit<br />

Links<br />

5: Anforderung vom Streaming<br />

Server<br />

6: Streamausgabe auf den Client<br />

Abbildung 1: Struktureller Aufbau einer Streaming Video Übertragung<br />

Flash-Video ist eine neue von der Software-Firma Macromedia entwickelte, auf Flash-basierende<br />

Technologie die sowohl den Einsatz ohne Streamingserver im Progressive-Download-Verfahren, mit<br />

Streamingserver oder eingebettet im Flash-Player.<br />

Der Vorteil beim Einsatz von Flash-Video bietet gegenüber den konventionellen Streamingservern [4]<br />

wie Real, Windows Media oder Quicktime liegt im Wesentlichen in der Bereitstellung von Flash-<br />

Templates. Diese ermöglichen eine einfache Realisierung von Video-Streaming-Anwendungen wie<br />

Video-Chats, Powerpoint-Übertragungen und Whiteboards. Im Einsatz als progressiven Download<br />

kann das Video ohne Vorladezeiten bereits beim Download angeschaut werden. Eine automatische<br />

Anpassung der Videoqualität an die Übertragungsgeschwindigkeit kann aber auch nur über den Einsatz<br />

eines Streaming-servers realisiert werden.<br />

Abbildung 2 zeigt einen Screenshot eines Lernmoduls, das prototypisch als Flash-Anwendung entwickelt<br />

wurde und die Distribution via Web oder CD-Rom ermöglicht. Das Ausgangsmaterial wurde von<br />

der TU Dresden produziert und lag als DVD vor. Mit dem im Flash integrierten Sorensen-Codec ist die<br />

Konvertierung der MPEG-Videos in das Flash-Video-Format „*.flv“ einfach zu handhaben. In Flash<br />

werden dabei verschiedene Templates angeboten, die die Qualität der Videos an jeweilige Übertragungsraten<br />

anpassen. Für die Einbindung der Flash-Videos in HtML-Seiten oder Flash-Filmen werden<br />

leicht adaptierbare Komponenten (Abbildung 3) angeboten.<br />

- 108 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Abbildung 2: Screenshot des Lernmoduls „Experimental-Video Grundlagen der Elektrotechnik“<br />

Abbildung 3: Flash-Komponenten zur Entwicklung von Video-Applikationen<br />

Zusammenfassung<br />

Video, als Mittel des Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik, wird heute hauptsächlich,<br />

zur Vermittlung von Orientierungswissen im Selbststudium verwendet. Für die nächsten Semester<br />

ist an der TU Ilmenau die Aufzeichnung der Vorlesungs-Veranstaltungen und deren Distribution als<br />

Streaming-Video geplant. Damit wird es Studenten aus Ilmenau, Dresden und Magdeburg möglich die<br />

Vorlesung zu den Grundlagen der Elektrotechnik vorzubereiten, zu wiederholen bzw. mit der Vorlesung<br />

an der eigenen Hochschule zu vergleichen.<br />

Die Arbeit an dem Lernmodul zeigte das, Flash-Video unter Umständen eine gute Alternative zu konventionellen<br />

Streamingtechnologien sein kann. Ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit dieser Technologie<br />

ist der, von der Firma Macromedia entwickelte, Präsentationserver „Breeze“ [5]. Hierbei handelt<br />

es sich um einen speziell auf die Belange von E-Learning entwickelten Server, der eine einfache Nutzerkommunikation<br />

via Video sowie die Übertragung von Dokumenten ermöglicht und weiteren, aus<br />

Lernmanagement Systemen (LMS) bekannten Funktionen.<br />

- 109 -


Einsatz von Video für das Blended Learning in den Grundlagen der Elektrotechnik<br />

H. Fredrich, Universität Magdeburg, V. Neundorf, TU Ilmenau, T. Tyczynski, TU Dresden<br />

Literatur<br />

[1] TaskWeb; http://taskweb.getsoft.net/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />

[2] Flash-Video; http://www.macromedia.com/devnet/mx/flash/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />

[3] GetSoft.net; http://www.getsoft.net; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />

[4] Tobias Künkel, „Streaming Media – Technologien, Standards, Anwendungen“; Addison-Wesley<br />

Verlag, München; 1.Auflage 2001; ISBN 3-8273-1798-3<br />

[5] Breeze Präsentations-Server; http://www.macromedia.com/software/breeze/; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />

IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />

PF 4120<br />

39016, Magdeburg<br />

E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />

Dipl.-Ing. Volker Neundorf<br />

Institut für Grundlagen der Elektrotechnik, TU Ilmenau<br />

E-Mail: volker.neundorf@tu-ilmenau.de<br />

Dipl.-Ing. Thomas Tyczynski<br />

Institut für Grundlagen der Elektrotechnik, TU Dresden<br />

E-Mail: tycz@iee1.et.tu-dresden.de<br />

- 110 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Designforderungen an das Interface webbasierter<br />

Lernmaterialien am Beispiel der Elektrotechnik<br />

H. Fredrich, Universität Magdeburg,<br />

G. Brusche, Ideenformer.de<br />

Abstract. E-Learning Produktionen an Hochschulen sind oft durch einen Überhang an<br />

fachlichen und Informatik- Kompetenzen gekennzeichnet. Anforderungen gegenüber dem<br />

Design webbasierter Lernmaterialien werden zugunsten einer falsch verstandenen Kreativität<br />

oder Schönheitsbewusstsein vernachlässigt. Dieser Artikel soll die wichtigsten Designforderungen<br />

am Beispiel von Lernmaterialien für die Elektrotechnik diskutieren.<br />

Einleitung<br />

Der Produktionsprozess von Multimedia-Content wird in der Wirtschaft meist durch eine Kooperation<br />

von Projektmanagern, Autoren, Entwicklern und Designern bestritten. Bei der Erstellung von E-<br />

Learning-Content an Hochschulen steht dem Produktionsprozess in vielen Fällen nur der Autor, in<br />

Person des Hochschullehrers, zur Verfügung. Abhängig von dessen Intentionen werden bei der Produktion<br />

von E-Learning-Content, besonders an Hochschulen, oft schwerwiegende Designfehler in der<br />

Umsetzung der didaktischen Inhalte gemacht. Diese Fehler führen oft, a priori, zu einer Blockadehaltung<br />

der potentiellen Nutzer. So wurde in einer Evaluation über ein Lernmodul festgestellt, dass viele<br />

Studenten allein durch das Erscheinungsbild entschieden, ob sie das Programm nutzen oder nicht.<br />

Bild 1: „Ausgleichsvorgänge“ als Lernmodule in der Elektrotechnik<br />

Im Folgenden sollen die wichtigsten Gestaltungsregeln am Beispiel von Lernmaterialien [2] für die<br />

Grundlagenausbildung in der Elektrotechnik (s. Bild 1) diskutiert werden.<br />

Anforderungen an die Gestaltung<br />

Verwenden von Rastern<br />

Prinzipiell gelten viele Regeln des Print- und Grafikdesign auch für das Webdesign. Dennoch gilt es<br />

den besonderen technischen Beschränkungen Rechnung zu tragen, um ein gut strukturierte und einfach<br />

zu bedienende Lernobjekte sowie –module zu erstellen. Die Arbeit mit visuellen Rastern bei de-<br />

- 111 -


Designforderungen an das Interface webbasierter Lernmaterialien am Beispiel der Elektrotechnik<br />

H. Fredrich, Universität Magdeburg, G. Brusche, Ideenformer.de<br />

nen der Bildschirm in eine Matrix mit einem Verhältnis von 4:3 Elementen aufgeteilt ist, ermöglicht<br />

eine sinnvolle und harmonische Anordnung der einzelnen visuellen Elemente, wie Texte, Bilder oder<br />

Animationen. Bild 2 zeigt den Einsatz eines Rasters zur Gestaltung eines Lernmoduls.<br />

Bild 2: visueller Aufbau mit Hilfe von Rastern<br />

Die Nutzung von Rastern beim Erstellen von webbasierten Materialien verbessert die Orientierung des<br />

Nutzers und somit die Nutzungsgeschwindigkeit. Die Wiedererkennbarkeit von visuellen Elementen<br />

und deren Positionen wird erheblich verbessert.<br />

Typografie<br />

Nicht zuletzt durch den hohen Aufwand in der Produktion von Multimedia sind die meisten Informationen<br />

in Lernmedien textbasiert. Im Umgang mit Text am Bildschirm sind besondere Einschränkungen<br />

zu beachten, die, teilweise erheblich, vom gewohnten Printdesign differieren.<br />

Bild 3: Typographie: good- (links) und bad- (rechts) practice<br />

Wohl jedem ist bekannt, das Texte am Bildschirm schwerer zu lesen sind, als im gedruckten Format.<br />

Daher hat die Typographie nicht die Aufgabe den Text schön aussehen zu lassen, sondern die Informationen<br />

so aufzubereiten, dass sie leicht visuell zu erfassen und auszuwerten sind.<br />

Wichtige Forderungen für die Lesbarkeit von Texten sind:<br />

• Verwendung serifenloser Schriftarten (z.B. Verdana)<br />

• Verwendung von maximal drei verschiedenen Schriften (wobei „Fett“ als eine Schrift zählt)<br />

• Vermeidung von kursiver oder doppelter Auszeichnung sowie Unterstreichungen<br />

• Ausgewogenheit des Text-Hintergrund-Verhältnisses<br />

• Verzicht auf blinkende Texte und Textanimationen<br />

Viel zur Lesbarkeit trägt die Strukturierung des Textes bei. So sollte darauf geachtet werden, nicht<br />

mehr als sechs bis zehn Wörter in einer Zeile zu platzieren. Weiteren Einfluss auf das Schriftbild<br />

nehmen die verwendeten Farben.<br />

- 112 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Farben<br />

Für die Erstellung webbasierter Medien ist der Umgang mit Farben besonders wichtig. Durch falsches<br />

Verständnis über Wirkung und Sinnhaftigkeit von Farben kommt es gerade im Web zu skurrilen bis<br />

unlesbaren Farbkombinationen. Obwohl arbeitsmedizinische Studien bereits Mitte der 90-er Jahre<br />

bewiesen haben, dass das Konzentrationsvermögen von Lernern sich proportional zum Kontrast der<br />

dargestellten Schrift verhält, sind immer noch Farbkombinationen wie Schwarz-Grau oder sogar Blau-<br />

Schwarz zu finden. Ebenso wurde nachgewiesen, dass das Aufnahmevermögen größer bei einer<br />

positiven Darstellung (dunkle Schrift auf hellen Hintergrund) ist, als bei der invertierten Darstellung.<br />

Ein weiterer, weit verbreiteter, Irrglaube ist, Corporate Identity auf die Schriftfarbe und den Einsatz<br />

eines Logos zu beschränken.<br />

Bild 4: Farben: good- (links) und bad- (rechts) practice<br />

Farben sind nicht neutral, d.h. sie lösen Gefühle aus. So ist zum Beispiel die Farbenlehre auch fest in<br />

der Psychologie verankert. Daher sollten keine überschwänglichen Farbkombinationen verwendet<br />

werden, da sie trotz des gesellschaftlich-kulturellen Gesamtkontextes bei unterschiedlichen Nutzern<br />

verschiedene Emotionen auslösen können. Aufgabe von Farben im Blended Learning ist daher die<br />

Unterstützung der Orientierung und Wiedererkennbarkeit (z.B. durch Verwendung einer speziellen<br />

Farbe zur Ausweisung eines Interaktionszustandes).<br />

Ähnlich wie die anderen diskutierten Gestaltungsregeln, können auch Farben nicht den Inhalt der<br />

Lernmaterialien verbessern. Dennoch ist es wichtig, die wichtigsten Gestaltungsegeln zu beachten,<br />

um die Wissensübermittlung vom Medium zum Lerner zu vereinfachen und eventuelle Blockadehaltungen<br />

zu vermeiden.<br />

Zusammenfassung<br />

Von Autoren und Multimediaproduzenten oftmals unterschätzt, liefert Design die wissenschaftlichen<br />

Regeln zur effizienten Darstellung von Informationen. Mit Hilfe der Anwendung von Gestaltungsregeln<br />

lassen sich die Lesbarkeit von Texten, die Akzeptanz zu den übertragenden Informationen und die<br />

Orientierung innerhalb der Lernmaterialien verbessern.<br />

Die wichtigsten Gestaltungsregeln für die Erstellung webbasierter Lernmaterialien sind:<br />

• Anwendung von Gestaltungsrastern<br />

• Beachtung typographischer Regeln bezüglich Absatz, Satz und Schriftzeichen und deren<br />

Auszeichnungen<br />

• sinnvolle Verwendung von Farben und –schemen<br />

Die bei der Erstellung von Lernmaterialien gemachten Erfahrungen zeigen: Design ist keine Geschmackssache.<br />

Der, oft durch persönliche Präferenzen, festgelegte Einsatz von Farben, Formen und<br />

Schriften darf nicht die ästhetischen Vorlieben des Projektleiters ausdrücken, sondern dient der Übersichtlichkeit<br />

und der Einheitlichkeit der dargestellten Informationen.<br />

- 113 -


Designforderungen an das Interface webbasierter Lernmaterialien am Beispiel der Elektrotechnik<br />

H. Fredrich, Universität Magdeburg, G. Brusche, Ideenformer.de<br />

Literatur<br />

[1] Lernprogramm „Induktionsvorgänge“; http://www.uni-magdeburg.de/iget/multimedia; 30.0<strong>8.</strong>2004<br />

[2] Veruschka Götz; „Raster für das Webdesign“; 1.Auflage; Rowohlt-Verlag; Reinbeck; 2002,<br />

ISBN 3-499-61226-7<br />

[3] Kiehn, Titzmann; “Typographie – Interaktiv!“; 1.Auflage; Springer-Verlag; Berlin-Heidelberg; 1998;<br />

ISBN 3-540-62879-7<br />

[4] Frank Thissen; „Screen Design Handbuch“; 1.Auflage; Spinger-Verlag; Berlin-Heidelberg; 2000;<br />

ISBN 3-540-64804-6<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Ing. MBA Helge Fredrich<br />

IGET, ”Otto-von-Guericke” Universität Magdeburg<br />

PF 4120<br />

39016, Magdeburg<br />

E-Mail: helge.fredrich@et.uni-magdeburg.de<br />

Dipl.-Des. (FH) Gabriele Brusche<br />

Ideenformer.de<br />

Otto-vonGuericke-Str.106<br />

39104 Magdeburg<br />

E-Mail: gab@ideenformer.de<br />

- 114 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Multimediale Lernumgebung GET-soft -<br />

Lernen, Üben, Kommunizieren<br />

V. Neundorf, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

Abstract. Die elektrotechnische Grundlagenausbildung in der Aus- und Weiterbildung<br />

von Ingenieuren kann und muss durch den Einsatz neuer Medien effizienter gestaltet werden.<br />

Unsere Lernumgebung ist dabei nicht als Ersatz für Lehrende konzipiert, sondern soll<br />

vor allem die Präsenzlehre unterstützen und begleiten. Kreatives und problemlösendes<br />

Verhalten als Merkmale der Ingenieurtätigkeit können besonders durch den Einsatz der<br />

neuen Medien in der Ausbildung gefördert werden.<br />

LearnWeb – Lernprogramme, Umfang, Merkmale und aktuelle Details<br />

Das LearnWeb ist in Lernprogramme nach einem Themenplan gegliedert. Diese Themen zu den<br />

Grundlagen der Elektrotechnik wurden mit den Partnern TU Dresden und Universität Magdeburg abgesprochen<br />

und Realisierungsfestlegungen getroffen. Ein Großteil der Lernprogramme ist fertig gestellt<br />

bzw. befindet sich im Endstadium der Produktion.<br />

Folgende Lernprogramme wurden an der TU Ilmenau, FG GET fertig gestellt:<br />

- Brückenkurs GET Mathematik (mathematische Grundlagen für ET)<br />

- Grundbegriffe, Zweipole, Grundstromkreis<br />

- Fourier-Reihe (in deutsch und englisch)<br />

- Transformator<br />

- Drehstromsysteme<br />

- Fourier-Transformation<br />

- Laplace-Transformation<br />

Folgende Lernprogramme wurden an der Universität Magdeburg fertig gestellt:<br />

- Ausgleichsvorgänge<br />

- Induktionsvorgänge<br />

Diese Lernprogramme sind momentan an der TU Ilmenau in<br />

Bearbeitung:<br />

- Wellenausbreitung auf Leitungen ,<br />

- Frequenzselektive Schaltungen, (momentan noch<br />

offline)<br />

- Wechselstrommessbrücken (momentan noch<br />

offline)<br />

Beispiel 1 stellt die Visualisierung eines komplexen<br />

elektrotechnischen Vorganges dar. Es wird hier ein<br />

Zeigerbild aus einem gegebenen Schaltbild konstruiert.<br />

Diese Konstruktion erfolgt normalerweise auf Papier mit<br />

Bleistift, Lineal und Winkelmesser. Im Beispiel wurde dies<br />

innerhalb ein Flashanimation schrittweise und mit<br />

Erläuterungen des Schrittes dargestellt. Jeder Schritt ist<br />

nummeriert und so leicht nachvollziehbar. Über ein<br />

Navigationspanel kann jederzeit in die ablaufende Animation eingegriffen werden, um einen Schritt<br />

weiter oder zurück zu gehen bzw. zu pausieren und erneut zu starten. Durch Verschiebung der Zeiger<br />

aus dem oberen Schaltbild in die untere Zeigerbildkonstruktion soll dem Anwender klar gemacht werden,<br />

aus welchen Werten sich das Zeigerbild prinzipiell konstruieren lässt. Es ist klar, dass sich geometrische<br />

Konstruktionen durch Bilderfolgen besser erklären und konstruieren lassen als durch Texte<br />

und Formeln. Aufbauend auf diesem Beispiel, welches auch Autoren anderer Lernprogramme (z.B.<br />

- 115 -<br />

Abbildung 1: Zeigerkonstruktion mittels<br />

schrittweiser Animation


Multimediale Lernumgebung GET-soft - Lernen, Üben, Kommunizieren<br />

V. Neundorf, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

Drehstromsystem) mit ähnlichen<br />

Darstellungsanforderungen anspricht, sind<br />

noch einige ähnliche Animationen<br />

entstanden (Zeigerbilder im<br />

Drehstromsystem,<br />

Sternpunktverschiebung). Immer im Zusammenhang<br />

mit den Animationen ist natürlich<br />

der Kontext des Kompendiums, also<br />

textueller Inhalt und Formeln zu sehen.<br />

Beispiel 2 aus dem Lernprogramm<br />

Frequenzselektive Schaltungen visualisert<br />

auf eindrucksvolle Weise die Verknüpfungen<br />

von Realdarstellung aus der Praxis<br />

(Fotografie eines speziellen Messkabels und<br />

Oszilloskop) mit abstrahiertem Schaltbild<br />

und interaktiven Cursorelementen (Lupe).<br />

Mittels der Lupenfunktion kann so z.B. ein<br />

Abbildung 2: Verknüpfung Realdarstellung und Schaltbild Element des Kabels, welches in<br />

Originalgröße schlecht zu erkennen ist,<br />

deutlicher herangezoomt werden. Dies ist hier an mehreren Stellen im Bild möglich. Gleichzeitig wird<br />

ein in der realen Darstellung berührter Bereich in dem Schaltbild rot umrandet hervorgehoben, um die<br />

Zusammengehörigkeit herauszustellen. Ebenfalls möglich ist dies in die andere Richtung. Zusätzlich<br />

zu diesem interaktiven Element entsteht natürlich erklärender Text und weiterführende Inhalte.<br />

Beispiel 3 illustriert einen komplexen Sachverhalt aus dem Bereich der Laplace-Transformation, das<br />

Anschalten einer Wechselspannung an einen Reihenschwingkreis.<br />

Über Echtzeitparametervariation kann der Benutzer verschiedene Zustände<br />

konstruieren und durch Variation eines<br />

Parameters im Anschluss die Änderungen<br />

verfolgen. Ebenfalls möglich ist die Variation<br />

des Koordinatensystemmaßstabs in x und y<br />

Richtung.<br />

So lassen sich Einschwingvorgänge<br />

heranzoomen und beobachten. Unerlässlich wie<br />

auch in den vorangegangen Beispielen ist eine<br />

Erläuterung des Problems, die Erklärung eines<br />

Lernziels, die zu erwartende Erkenntnis und<br />

eine Handlungsaufforderung an den Benutzer.<br />

Letztendlich muss der Benutzer selbst aktiv<br />

werden, um den Verständnisprozess zu<br />

aktivieren.<br />

Abbildung 3: Animation zur Laplace-Transformation<br />

TaskWeb – Datenbank, Bestand, Funktionen und aktuelle Details<br />

Aktuell befinden sich im TaskWeb ca.275 Aufgaben und ca.150 Dokumente. TaskWeb versteht sich<br />

als komfortabler webbasierter Zugang zur GETsoft Datenbank. Entsprechend den Forderungen nach<br />

Kompatibilität und Wiederverwendbarkeit sind alle Aufgaben/Dokumente mit Metadaten nach dem<br />

LOM Standard ausgezeichnet. Besonderer Wert wurde auf die Vergabe der Stichwörter und der Beschreibungen<br />

gelegt. Dies erleichtert Projektpartnern und anderen Interessierten eine schnelle Recherche<br />

und Überblick bzw. Übernahme in eigene Bestände.<br />

Ein besonderes Feature ist die automatische Generierung einer dynamischen Stichwortliste.<br />

Die Stichwörter sind in den Metadaten der Aufgaben abgelegt und werden als alphabetisch sortierte<br />

Liste beim Klick auf den Link „Stichwortliste“ (1) durch Abfrage aus der Datenbank generiert. Aus dieser<br />

Übersicht kann der Benutzer nun ein Stichwort wählen, welches am ehesten auf sein Problem<br />

passt (2). Diese Liste der vorhandenen Stichwörter garantiert somit immer mindestens einen Treffer<br />

und lässt die Stichwortabfrage nie ins Leere laufen. Natürlich ist immer noch eine freie Stichwortsuche<br />

oder eine thematische Suche etc möglich. Hier werden in einer Volltextsuche alle Aufgaben bzw. Dokumente<br />

durchsucht. Nach der Suchabfrage wird eine Trefferliste (3) generiert, die die gefundenen<br />

- 116 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Dokumente auflistet und das<br />

gefundene Stichwort fett<br />

hervorhebt. Bei Suche nach<br />

Aufgaben hat der Benutzer<br />

die Möglichkeit, über Optionsschaltflächen<br />

Aufgaben,<br />

die er gedruckt haben will, zu<br />

markieren (4). Diese Dokumente<br />

werden dann bei Klick<br />

auf „Auswahl drucken“ (5) in<br />

einer Druckversion geöffnet<br />

und können dann ausgedruckt<br />

werden.<br />

Die Forderung nach einer<br />

komfortablen Druckvariante<br />

ist aus Kommentaren von<br />

Abbildung 4: Die dynamische Stichwortliste in ihrer Anwendung<br />

Nutzern hervorgegangen.<br />

Ebenfalls durch Hinweise von Anwendern entstanden Suchformulare, die eine eingeschränkte Sicht<br />

auf die Daten enthalten, wie Dokumentenart u.a.. Klausuren z. B. kann man über die Dokumentensuche<br />

und Eingrenzung der Dokumentenart, des Studienganges, Semesters und Herkunft usw. finden<br />

oder nun viel einfacherer über die Suche nur nach dem jeweiligen Studiengang, die vollkommen ausreichend<br />

ist. Auch für andere Bereiche hat sich eine spezialisierte teils vordefinierte Suche gegenüber<br />

einer Generalsuchmaske bewährt.<br />

Datenbank – Metadaten und Netzwerkbildung, Administration und neue Funktionen<br />

Die Vergabe von Metadaten und eine sorgfältige Indizierung bereiten den Weg für eine Weiterverarbeitung<br />

unserer Lernprogramme bzw. Lernobjekte für andere Anwender (TU Dresden und Universität<br />

Magdeburg, das <strong>Bildungsportal</strong> <strong>Thüringen</strong> und europäische Kooperationspartner) vor. Desweiteren ist<br />

eine Zusammenarbeit mit dem VDE geplant, der sich sehr interessiert an Inhalten und Technologien<br />

gezeigt hat und eine deutschlandweite Verbreitung anstrebt. Eine Netzwerkbildung kann auch nur<br />

erfolgreich sein, wenn sie sich auf gemeinsame Standards einigt die international genormt sind (ISO,<br />

IEEE), um auch europaweit Partner zu finden.<br />

Nach Aufbau und Inbetriebnahme der TaskWeb zugrunde liegenden Datenbank hat sich schnell herausgestellt,<br />

dass es bei der Administration immer wieder gleiche Abläufe gibt, die man automatisieren<br />

sollte. So spart man viel Arbeitszeit, Stress und vermeidet Flüchtigkeitsfehler bei häufigen aber ähnlichen<br />

Operationen. Unter diesem Aspekt wurden zur Datenbank-Pflege einige eigene Tools (meist<br />

spezialisierte Skripte) entwickelt.<br />

Eine wichtige Funktion zum Einfügen neuer Aufgaben in die Datenbank erledigt das Tool „Aufgaben<br />

automatisch einfügen“ dies fügt die Metadaten aus den HTML Tags neuer Aufgaben automatisch ein<br />

und sucht Änderungen in vorhandenen Dateien und führt gegebenenfalls ein Update durch. Ebenfalls<br />

sehr nützlich ist der sog. „Link Generator“, der aus bestimmten DB Anfragen klickbare Links erstellt,<br />

welche man so leicht in E-Mails oder auf Webseiten einfügen kann. Der Umweg über das Suchformular<br />

ist also nicht notwendig. Zur Auswertung und Evaluierung benötigt man Daten und Zugriffstatistiken,<br />

die das Tool „Counter“ bereitstellt. Für eine detaillierte Sortierung nach Hostname, IP Adresse,<br />

Browserversion und Zeit des Zugriffs nutzt man intern das Werkzeug „Verbindungsdetails“, um daraus<br />

aussagefähige Statistiken zum meist genutzten Browser oder der Herkunft der Nutzer aufstellen zu<br />

können.<br />

Neu sind in der Datenbank als Datenbankelemente evaluierte Internetlinks . Eine Besonderheit bei der<br />

Datenpflege stellt die Überprüfung dieser Links in mehrfacher Hinsicht dar. Wie kann man überprüfen<br />

das Links bzw. die Webseite:<br />

- grundsätzlich vorhanden sind (Verification),<br />

- es Änderungen auf der Webseite gegeben hat (Modification),<br />

- die inhaltliche Übereinstimmung geblieben ist (Content Verification),<br />

- an eine andere Stelle im Netz verschoben wurde (Relocation).<br />

Hier werden entsprechende Überprüfungsmechanismen zu nutzen, zu entwickeln und zu testen sein.<br />

GET Forum – Virtuelle Kommunikation für ingenieurtechnische Studiengänge<br />

„GET Forum“ ist die Anwendung neuer virtueller Kommunikationsformen in der technischen Grundla-<br />

- 117 -


Multimediale Lernumgebung GET-soft - Lernen, Üben, Kommunizieren<br />

V. Neundorf, E. Wagner, TU Ilmenau<br />

genausbildung. Die Bedeutung des Austausches von Texten, Dateien, Grafiken und vor allem Formeln<br />

ist jedem (angehenden) Ingenieur klar, aber das „Wie“ und die einfache Handhabung ist entscheidend.<br />

So kann man über E-Mail bzw. allgemein textbasierte Kommunikation problemlos Meinungen<br />

austauschen. Was aber ist mit Übermittlung von Formeln, welche in der Ingenieurausbildung eine<br />

tragende Rolle spielen? Eine E-Mail artige kryptische „Einzeilenformel“ sprengt schnell das Vorstellungsvermögen<br />

eines normalen Anwenders in Hinblick auf die Rekonstruktion der Formeln in ihrer<br />

natürlichen/üblichen grafischen Notation und ihrer Funktion als Sprache der Ingenieure. Diese Kluft<br />

zwischen Text und Grafik überbrücken wir mit einem speziellen Forum, welches besonders auf den<br />

Austausch von Formelobjekten ausgerichtet ist. Es ist die Verbindung eines herkömmlichen Forums<br />

mit Benutzer und Gruppenverwaltung mit XML Technologie zur Darstellung von MathML Formeln als<br />

Grafik.<br />

Seit dem WS2003 wurde die Gründung und gleichzeitige Beobachtung und Evaluation von virtuellen<br />

Übungsgruppen und Diskussionsforen mit einer erweiterten Aufgabenstellung durchgeführt. Die aktive<br />

Form der Kommunikation, also das Posten von Meinungen, Ergebnissen, Rechenwegen oder gezielten<br />

Fragen muss durch gezielte Motivation noch gestärkt werden. Das passive Beobachten bzw. Nutzen<br />

des Forums ist durch die zählbaren Zugriffe unbestritten. Besonders beliebt sind Zusatzmaterialien<br />

und extra Folien aus den Seminaren, sowie Aufgabendiskussionen mit dem lehrenden Professor.<br />

Hier gilt es in Zukunft anzusetzen, um noch mehr Studierende und auch Lehrende zu einer aktiven<br />

Mitarbeit zu motivieren.<br />

Abbildung 5: GET Forum: Unterforum für Seminare und Übungen, Antworten und Aufrufe (vergrößerter Ausschnitt)<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Ing. Volker Neundorf<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Edwin Wagner<br />

Fachgebiet Grundlagen der Elektrotechnik<br />

Technische Universität Ilmenau<br />

PF 100565<br />

98684 Ilmenau<br />

volker.neundorf@tu-ilmenau.de<br />

edwin.wagner@tu-ilmenau.de<br />

- 118 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die<br />

GET-Ausbildung<br />

V. Yakimchuk, TU Ilmenau,<br />

H. Garbe, OFFIS Oldenburg,<br />

C. Möbus, Universität Oldenburg<br />

Abstract. mileET 1 ist eine intelligente Problemlöseumgebung (IPSE 2 ) für die Grundlagen<br />

der Elektrotechnik (GET) und wurde nach der an der Universität Oldenburg entwickelten<br />

kognitiven Theorie des Wissenserwerbs ISP-DL implementiert [1]. In mileET wird den<br />

Studierenden eine aktive und kooperative Auseinandersetzung mit Aufgaben verschiedenen<br />

Komplexitätsniveaus aus den Themengebieten Berechnungsmethoden elektrischer<br />

Gleichstromkreise ermöglicht. mileET stellt eine innovative pragmatischkonstruktivistische<br />

Lernumgebung dar, die Lernenden und Lehrenden gleichermaßen Vorteile<br />

bietet: Studierende haben einen geduldigen, kompetenten e-Partner, mit dem fachspezifische<br />

Probleme im Dialog gelöst werden können, und Lehrkräfte können um zeitintensive<br />

Beratungs- und Routine-Korrekturarbeit entlastet werden.<br />

mileET<br />

mileET stellt eine innovative Lernumgebung dar, die viele didaktische Anforderungen an computerbasierte<br />

Lernmedien erfüllt [2]:<br />

- das Lernen mit (in) dem Programm geschieht durch aktives Problemlösen (Aufgabenlösen),<br />

- Aufgaben verschiedenen Komplexitätsniveaus werden angeboten,<br />

- auch unvollständige und „ungewöhnliche“ (Novizen-) Lösungen werden vom System analysiert,<br />

- mileET liefert auf Aufforderung differenzierte, situationsbezogene Rückmeldungen.<br />

Somit wird die e-Unterstützung von Lernzielen möglich, die bisher nur in der Präsenzlehre erreicht<br />

werden konnte.<br />

Aufgabenorientiertes Lernen im Studenten-Modus<br />

mileET ermöglicht den Studierenden eine aktive und kooperative Auseinandersetzung mit Aufgaben<br />

verschiedenen Komplexitätsniveaus aus den Themengebieten Kirchhoffsche Gleichungen, Zweipoltheorie,<br />

Knotenspannungsanalyse und Maschenstromanalyse. mileET stellt den Studierenden zur<br />

Bearbeitung dieser Aufgaben eine spezielle Benutzungsoberfläche mit einem Schaltbild- und einem<br />

Formel-Editor zur Verfügung. Um für uns wichtige Anforderungen (z.B. Analyse unvollständiger Lösungen)<br />

zu erfüllen, enthält mileET als Besonderheit einen Lösungsentwurfseditor.<br />

Die textuelle Beschreibung einer Aufgabe mit der zugehörigen Abbildung wird im Aufgabenstellungs-<br />

Fenster (Abbildung 1, links) dargestellt. Das zugehörige editierbare Schaltbild erscheint in dem<br />

Schaltbildeditor (Abbildung 1, Mitte). Dort kann es vom Benutzer mit verschiedenen Tools bearbeitet<br />

werden. Es stehen sowohl einige für Ingenieurwerkzeuge typische Schaltbildmanipulationsfunktionen<br />

zur Verfügung als auch spezielle lernzielbezogene Funktionen (z.B. zur Transformationen und Analyse<br />

von Schaltbildern). Mithilfe eines maßgeschneiderten Formeleditors (Abbildung 3, links) können die<br />

Benutzer Gleichungen erstellen. Schaltbilder, transformierte Schaltbilder, Gleichungen und eigene<br />

Kommentare können in den Lösungsentwurfseditor (Abbildung 1, rechts) übernommen werden.<br />

Mithilfe der in mileET implementierten wissensbasierten Komponente können die Benutzer ihre<br />

Schaltbilder und Formeln aus dem Lösungsentwurf vom System analysieren lassen. mileET versucht,<br />

eine Lösung zu generieren, die den Lösungsentwurf des Benutzers beinhaltet. Gelingt dem System<br />

1 mileET wurde vom BMBF unter dem Förderkennzeichen 08NM073D im Zeitraum 2001-2003 gefördert<br />

2 IPSEs (Intelligent Problem Solving Environment) stellen eine spezielle Art der Intelligenten Tutor Systeme (ITS)<br />

dar.<br />

- 119 -


Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die GET-Ausbildung<br />

V. Yakimchuk, TU Ilmenau, H. Garbe, OFFIS, Oldenburg, C. Möbus, Universität Oldenburg<br />

diese Einbettung, so bekommen die Benutzer die Rückmeldung, dass der Lösungsentwurf eine Lösung<br />

darstellt oder zu einer Lösung vervollständigt werden kann. Kann vom System keine solche Lösung<br />

generiert werden, so wird der Benutzer gebeten, seine Hypothese einzuschränken. Er kann<br />

dann einzelne Einträge in seinem Lösungsentwurf markieren und diese von mileET erneut überprüfen<br />

lassen.<br />

Durch wiederholtes Testen eingeschränkter Hypothesen wird der Lernende aufgefordert, aktiv nach<br />

eigenen Fehlern zu suchen. Hat der Lernende seine Hypothese auf einen korrekten Kern seines Lösungsentwurfs<br />

eingeschränkt, so kann er von mileET Hilfe anfordern. Ein von mileET erzeugter kommentierter<br />

Lösungsweg mit eingebetteter Lernerhypothese wird in dem Lösungshilfe-Bereich (Abbbildung<br />

2, links) in Form eines Baums angezeigt. Der Benutzer kann detailliertere Hilfe-Informationen<br />

erhalten, indem er diesen Baum weiter aufspannt. Die den Lösungsschritten entsprechenden Formeln<br />

und in bestimmten Fällen auch die Schaltbilder können angezeigt werden. Auf diese Weise unterstützt<br />

mileET das Selbsterklären und den Einsatz schwacher Heuristiken beim Problemlösen (ISP-DL Theorie).<br />

Unterstützung der Lehrenden<br />

In dem Dozenten-Modus von mileET können die Lehrenden ohne Programmierkenntnisse die vorbereiteten<br />

Aufgaben bearbeiten oder eigene Aufgaben zu vorgegebenen Aufgabenzielen erstellen (Abbildung<br />

3, rechts). mileET ist in der Lage, neue Aufgaben zu unterstützen, ohne dass der Dozent Angaben<br />

zum Lösungsweg machen muss. Weiterhin können die Lehrenden alle im Programm verwendeten<br />

Kommentare und Links zu Internet-Lernmodulen an ihre individuellen Präferenzen anpassen.<br />

Literatur<br />

[1] MÖBUS, C., at al., J., Towards an AI-Specification of Intelligent Distributed Learning Environments,<br />

KI - Zeitschrift Künstliche Intelligenz Heft 1/03 "Schwerpunkt:Lernen: Modellierung und Kommunikation",<br />

Bremen: arendtap Verlag, 2003, ISSN 0933-1875, S.19-24.<br />

[2] TULODZIECKI, G. , HERZIG, B., Allgemeine Didaktik und computerbasierte Medien, in: U. RINN,<br />

D.M. MEISTER (Hrsg.), Didaktik und Neue Medien: Konzepte und Anwendungen in der Hochschule,<br />

Münster: Waxmann, 2004, ISBN 3-8309-1216-1, S.50-71.<br />

[3] Garbe, H., Yakimchuk, V., Möbus, C., Osterloh, J.-P., Thole, H.-J., Weber, L., Wagner, E., mileET<br />

– Knowledge Based Assistance for Electrical Engineering Education, 7.<strong>Workshop</strong> „Multimedia für<br />

Bildung und Wirtschaft“, TU Ilmenau, 25./26.09.2003, ISSN 1436-4492, S.109-114.<br />

[4] Yakimchuk, V., Garbe, H., Thole, H.-J., Möbus, C., Wagner, E., mileET: Problemorientiertes Lernen<br />

in einer wissensbasierten und adaptiven Lernumgebung für die Grundlagen der Elektrotechnik. GML-<br />

<strong>Workshop</strong> „Grundfragen multimedialen Lehrens und Lernens“, Technische Universität Berlin, 15.-17.<br />

März 2004. (im Druck)<br />

Autorenangaben<br />

Dipl.-Ing Vera Yakimchuk<br />

Technische Universität Ilmenau,<br />

FG Grundlagen der Elektrotechnik<br />

Helmholtzplatz 2, PF 10 05 65, 98684 Ilmenau, GERMANY<br />

Telefon: +49 (3677) 69 1131; Fax: +49 (3677) 69 1125<br />

Email: vera.iakimtchouk@tu-ilmenau.de<br />

Dipl.-Inform. Hilke Garbe<br />

OFFIS, Safety Critical Systems<br />

Escherweg 2 - 26121 Oldenburg – Germany<br />

Telefon: +49 441 798 - 2379 Fax: +49 441 798 – 2196<br />

E-mail : garbe@offis.de URL : www.offis.de<br />

Prof. Dr. Claus Möbus<br />

Carl v. Ossietzky Universität,<br />

Department für Informatik<br />

26111 Oldenburg<br />

- 120 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Abbildung 1. Hypothesentesten<br />

Abbildung 2. situationsbezogene Hilfe<br />

- 121 -


Intelligente Problemlöseumgebung (IPSE) für die GET-Ausbildung<br />

V. Yakimchuk, TU Ilmenau, H. Garbe, OFFIS, Oldenburg, C. Möbus, Universität Oldenburg<br />

Abbildung 3. Formel-Editor und Aufgaben-Assistent<br />

Abbildung 4. Bedienungsanleitung<br />

- 122 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Lehrsoftware im Fachgebiet Technische Mechanik<br />

K. Zimmermann, M. Weiss, S. Stauche, TU Ilmenau<br />

Abstract. In einem Fach wie Technische Mechanik, bei der die Wissensanwendung unmittelbar<br />

mit der Umsetzung mathematischer Kenntnisse und rechnergestützter Methoden<br />

verbunden ist, sind natürlich Versuche unternommen worden, auch die Wissensaneignung<br />

rechnerunterstützt zu realisieren. In der überwiegenden Mehrzahl der Arbeiten wird dabei<br />

Software vorgestellt, die im wesentlichen den formalen Rechenprozeß (z.B.: das Lösen<br />

von Gleichungssystemen, das Integrieren von Differentialgleichungen etc.) erleichtern<br />

soll. Der wesentliche Schwerpunkt bei der Erarbeitung der vorliegenden Software liegt in<br />

der Vermittlung der notwendigen (und immer wieder schwierigen) Lehrinhalte im Zusammenhang<br />

mit der Modellbildung.<br />

Ausgangspunkt<br />

Der Computer hat sich zum dominierenden Werkzeug für den Ingenieur entwickelt. Sein Einsatz erstreckt<br />

sich im Entwicklungsprozess technischer Systeme wesentlich auf die Modellberechnung, in der<br />

Phase der Modellfindung wird jedoch vor allem das Fachwissen des Ingenieurs verlangt. Er muss in<br />

einem Abstraktionsprozess ein dem realen System adäquates Modell entsprechend der Aufgabenstellung<br />

ableiten.<br />

Die Multimedia-Software, die in den vergangenen Jahren im Fachgebiet Technischen Mechanik entwickelt<br />

wurden, zeigen dem Nutzer den Weg vom technischen System über das mechanische Modell<br />

zur mathematischen Lösung. Der geforderte Abstraktionsprozeß kann somit trainiert werden.<br />

Ausgewählte Problemstellungen aus dem Fachgebiet Technische Mechanik, Mechatronik und Biomechatronik<br />

werden durch die didaktisch aufbereitete Kombination von Text, Bild, Video, Animation<br />

und Ton anschaulich erläutert. Ein aktives Auseinandersetzen mit dem Lehrstoff ist durch den Einbau<br />

interaktiver Elemente (z. B. Verschieben von Kraftpfeilen, Eingabe von Kennwerten, Vorwärtsbewegen<br />

eines Wurmes) gegeben. Zum universellen Einsatz für unterschiedlichste Lehrveranstaltungen und<br />

Lernformen werden die einzelnen Teilgebiete der Ingenieurtechnik multimedial in Form modularer<br />

Bausteine aufbereitet. Die einzelnen Bausteine werden in einem Gesamtprogramm vereint, sind aber<br />

jederzeit erweiterbar zur Online- und Offline-Nutzung aufgebaut.<br />

Ergebnisse<br />

Im Fachbuchverlag Leipzig wird seit März 2000 ein Übungsbuch inklusive der Multimedia-Software<br />

"Modellbildung in der Technischen Mechanik" vertrieben. Auf der CD-ROM ist ein umfassendes Lehrmaterial<br />

aus Aufgaben, Formelsammlung, computergestützten Lösungen und mathematischen Grundlagen<br />

enthalten.<br />

In den letzten Jahren wurden im Fachgebiet Technische<br />

Mechanik nach dem beschriebenen Konzept<br />

weitere Lehrprogramme entwickelt: Modellbildung in<br />

der Technischen Mechanik, Schwingungstechnik,<br />

Mechatronik, Biomechatronik, Robotik.<br />

Technische Mechanik<br />

Die „Geführte Tour“ zeigt am Beispiel einer Brücke<br />

wie aus dem gleichen technischen System für die<br />

Lösung unterschiedlicher Aufgabenstellungen<br />

unterschiedliche Modelle entwickelt werden müssen.<br />

Für die Ermittlung der Lagerreaktionen (Statik) wird<br />

die Brücke zum starren Körper, für die<br />

- 123 -


Lehrsoftware im Fachgebiet Technische Mechanik<br />

K. Zimmermann, M. Weiss, S. Stauche, TU Ilmenau<br />

Dimensionierung (Festigkeitslehre) wird der Bernoulli-Balken als Modell gewählt und um das Phänomen<br />

der Schwingungstilgung (Kinetik) zu erläutern wird ein komplexes Mehrkörpersystem-Modell<br />

entwickelt.<br />

Schwingungstechnik<br />

Das Fach „Schwingungstechnik“ ist am Ende der Mechanik-Ausbildung<br />

angesiedelt, da es von den Studierenden<br />

umfangreiche Kenntnisse aus den Gebieten<br />

Festigkeitslehre, Kinematik und Kinetik verlangt. Wie<br />

in der Mechanik werden vom Lernenden Abstraktionsvermögen<br />

und die solide Beherrschung der mathematischen<br />

Grundlagen verlangt. Gleichzeitig bietet diese<br />

Fachdisziplin die Chance, Wissen mit hoher Anschaulichkeit<br />

und Praxisbezug zu vermitteln.<br />

Mit der Lehrsoftware „Schwingungstechnik” wird eines<br />

der wichtigsten Phänomene in Natur und Technik multimedial<br />

aufbereitet. Dabei werden dem Lernenden die<br />

Schwingungen als „Freund” (z. B. über Schwingungen<br />

bei Musikinstrumenten) und „Feind” (z. B. über Erdbebenerschütterungen)<br />

als positive und negative Erscheinung<br />

erlebbar gemacht. In der Lehrsoftware “Schwingungstechnik” wird dem Studierenden die<br />

Theorie der Schwingungen, sowie eine Klassifizierung der Schwingungen vermittelt. Zahlreiche Phänomene<br />

werden dargestellt, die zwar bekannt, deren korrekte Erklärungen (Tilgung, Schwebung) aber<br />

mathematisch anspruchsvoll (Lineare Algebra, Differentialgleichungen) sind. Den Schwerpunkt der<br />

Arbeiten bildet die interaktive Gestaltung von Aufgaben aus der Schwingungstechnik.<br />

Mechatronik<br />

Als Einstiegsbeispiel wurde ein attraktives, aktuelles<br />

mechatronisches System aus der eigenen Entwicklung<br />

der Antragsteller multimedial aufbereitet. Aufgrund der<br />

komplexen Problemstellungen im Zusammenhang mit<br />

der Bewegungserzeugung und -steuerung sowie der<br />

Signalübertragung ist der fußballspielende Roboter<br />

ein erstes Objekt der Wissensvermittlung.<br />

Biomechatronik<br />

Wie bewegt sich ein Wurm? Diese Frage kann der Lernende beantworten, indem er in einem interaktiven<br />

Test versucht, einen biomimetischen Roboter nach dem „Inch-Worm-Principle“ am Bildschirm<br />

vorwärts zu bewegen. Bei falsch eingegebenem Algorithmus verharrt der Wurmroboter nach einer<br />

Fehlermeldung einfach auf der Stelle. Die richtigen Einzelschritte können dann in einem Film zusammenhängend<br />

ablaufen. Ein Einstieg ohne Formeln und<br />

Mathematik, der Spaß auf mehr machen soll, ... und<br />

davon wird es in Form künstlicher Spinnen und kleiner<br />

Laufroboter auch mehr geben.<br />

Die didaktische Konzeption nach der „Geführten Tour“<br />

zur unmittelbaren („und durchaus nicht versteckten“)<br />

Wissensvermittlung überzugehen, wird in konsequenter<br />

Fortsetzung des ersten Moduls „Modellbildung in der<br />

Technischen Mechanik“ ebenfalls beibehalten. Die Gliederung<br />

im Eingangsmenü lautet somit: Geführte Tour,<br />

Theoretische Grundlagen, Aufgaben, Glossar.<br />

Robotik<br />

Das Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines modularen E-Learning-Systems zur Robotikausbildung<br />

an Universitäten und Fachhochschulen mit dem Schwerpunkten: Vermittlung der theoretischen<br />

- 124 -


<strong>8.</strong> <strong>Workshop</strong> „Multimedia für Bildung und Wirtschaft“<br />

Grundlagen der Robotertechnik, Bereitstellung von<br />

praxisrelevanten interaktiven Übungsaufgaben und<br />

Aufbau eines Praktikums mit der direkten Steuerung<br />

eines Roboters über das Internet.<br />

Die in verschiedenen vorangegangenen Projekten<br />

erfolgreich umgesetzte logische Kette TECHNISCHES<br />

SYSTEM ->MECHATRONISCHES MODELL-<br />

>MATHEMATISCHE LÖSUNG wird um das Element<br />

PRAXIS ergänzt. Die Prüfung des erworbenen Wissens<br />

erfolgt am realen technischen System. Direkt aus<br />

dem E-Learning System heraus via Internet wird der<br />

Roboter über Teleservice gesteuert.<br />

Nach dem Prinzip (Skinner,1968) - „Auf jede Antwort muß unmittelbar eine Rückmeldung erfolgen“ -<br />

wird durch die sofortige Ausführung des Befehls durch den Roboter umgesetzt. Der Lernende verfolgt<br />

visuell unmittelbar den Roboter und sieht die Auswirkungen seiner Steuerbefehle.<br />

Technische Umsetzung<br />

In der Lehrsoftware werden verschiedenste mediale Elemente wie Videos, Grafiken und Animationen<br />

zur Visualisierung der abstrakten mechanischen Sachverhalte genutzt. Während der Schritt der Modellbildung<br />

vom realen System zum mechanischen Modell mit Hilfe der Autorensoftware Director <strong>8.</strong>5<br />

und Flash 5 anschaulich realisiert wird, erfolgt die Entwicklung interaktiver Übungsaufgaben mit offenen<br />

Standards (JAVA 1.4.x, HTML). In exemplarischen Aufgaben wird eine komplexe Situation bzw.<br />

ein Modell präsentiert, die der Lernende über eine begrenzte Anzahl von Eingabeparametern beeinflussen<br />

kann. Zur Berechnung dieser Modelle wird das explizierte Runge-Kutta-Verfahren (RK4) zur<br />

numerischen Lösung von gewöhnlichen Differentialgleichungssystemen verwendet, das in JAVA implementiert<br />

wird. Die entwickelten Integrationstools können aufgrund ihres Open-Source-Charakters<br />

auch für andere Aufgabenstellungen nachgenutzt werden.<br />

Über das Internet wird es möglich, dass direkt aus dem E-Learning System heraus, Roboter über Teleservice<br />

gesteuert werden. Dies soll zunächst zwischen der TUI und der FH Schmalkalden realisiert<br />

werden. Dabei werden die neuesten Microsoft .NET Technologien in Form von Web Services genutzt,<br />

mit denen Roboter oder verallgemeinert Maschinen über das Internet erreicht werden können. Zur<br />

Umsetzung des informationstechnischen Prinzips werden PC‘s mit einem Internet Browser, z.B. dem<br />

Internet Explorer, genutzt. Dieser startet eine HTML-Seite mit einem Java Applet, welches die Verbindung<br />

zum Roboter über das Internet herstellt.<br />

Nutzungsvoraussetzungen<br />

Für die webbasierten Lerneinheiten werden folgende Player und Plug-Ins benötigt: Quicktime Player,<br />

Shockwave-Player, Java. Für die CD-ROM-Version wird nur das Java-Plug-In benötigt.<br />

http://www.maschinenbau.tu-ilmenau.de/mb/wwwtm/common/f_mm/index1.html<br />

Autorenangaben<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. K. Zimmermann<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. M. Weiß<br />

Dipl.-Ing. S. Stauche<br />

Technische Universität Ilmenau Tel.: 03677 692478<br />

Fakultät für Maschinenbau Fax: 03677 691823<br />

PF 100565<br />

E-mail: silke.stauche@tu-ilmenau.de<br />

98693 Ilmenau<br />

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