Augustinus: Predigt 77 - Dittmer, Jörg

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diejenigen zu gewinnen, von denen er es vorher schon wußte. Denn dieses Volk wurde nicht
verurteilt, sondern teilte sich auf beim Wehen des Windes: Dort war eine Menge Spreu, aber
dort war auch wertvolles Getreide zu finden; dort gab es das, was man anzündet, aber auch
das, womit man die Scheune füllt. Denn woher stammen die Apostel, wenn nicht von dort?
Woher Petrus? Woher die anderen?
3. Saulus zum Paulus verwandelt. Der Sinn der Namensänderung von Saulus zu Paulus.
Woher stammt dieser Paulus, der zuerst Saulus war? Das heißt: zuerst hochmütig, dann
demütig. Denn als er Saulus hieß, war sein Name abgeleitet von Saul; Saul aber war ein
hochmütiger König und verfolgte den demütigen David (1. Könige 18-24). Als also er, der
später Paulus hieß, noch Saulus war, da war er durchaus hochmütig, da war er ein Verfolger
der Unschuldigen, ein Verwüster der Kirche. Denn er hatte von den Priestern ein Schreiben
erhalten (als er sich gleichsam mit glühendem Eifer für die Synagoge einsetzte und den
christlichen Namen verfolgte), mit dem Auftrag, alle Christen, die er finden könnte,
herbeizuschaffen, damit sie hart bestraft werden. Als er damit beschäftigt war, als er nach
Mord lechzte, als er nach Blut dürstete, wurde durch die himmlische Stimme Christi der
Verfolger zu Boden geworfen, der Prediger aufgerichtet (Apg. 9). Erfüllt wurde an jenem,
was geschrieben steht bei dem Propheten: „Ich werde ihn schlagen, und ich werde ihn
heilen!“ (Deut. 32, 39). Denn Gott schlägt das, was sich beim Menschen gegen Gott erhebt.
Nicht der ist ein pflichtvergessener Arzt, der die Geschwulst öffnet, der die faule Stelle durch
Schneiden oder Brennen behandelt. Er verursacht Schmerz – ja, aber um zur Gesundheit zu
verhelfen. Er fällt zur Last – aber wenn er es nicht täte, wäre er nicht von Nutzen. Also hat
Christus mit einem Wort den Saulus zu Boden geworfen und den Paulus aufgerichtet; das
heißt: er hat den Hochmütigen zu Boden geworfen, den Demütigen aufgerichtet. Denn
welchen Grund für seine Namensänderung konnte er haben, so daß er, obwohl er vorher
Saulus genannt wurde, danach Paulus genannt werden wollte, wenn nicht den, daß er an sich
selbst erkannte, daß der Name Saulus in der Zeit, da er den christlichen Namen verfolgte,
Ausdruck seines Hochmutes war. Er wählte also den niedrigen Namen, so daß er Paulus, das
heißt der Geringste, genannt wurde. Denn „paulum“ bedeutet „sehr gering“; „paulum“ heißt
nichts anderes als „klein“. Und indem er sich schon bald dieses Namens rühmte und die
demütige Haltung empfahl, sagte er: „Ich bin der geringste unter den Aposteln.“ Woher also,
woher stammt dieser ab wenn nicht vom Volk der Juden? Daher stammen die anderen
Apostel, daher Paulus, daher auch die, die derselbe Paulus empfiehlt, weil sie den Herrn nach
der Auferstehung gesehen haben. Er sagt, nämlich, daß dieser von fast 500 Brüdern
Jörg Dittmer 2002