Integration in der Praxis Nr. 20 - cisOnline
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Gerda Kernbichler<br />
Kooperation im<br />
<strong>in</strong>klusiven<br />
Unterricht<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer wurden<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
immer wie<strong>der</strong> dazu aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für e<strong>in</strong>en Unterricht zu<br />
schaffen, <strong>in</strong> dem beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
und nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
geme<strong>in</strong>sam spielen, geme<strong>in</strong>sam<br />
unterrichtet werden,<br />
und auf diesem Weg<br />
auch die Möglichkeit haben<br />
sollen, vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />
lernen.<br />
„<strong>Integration</strong>“ war <strong>der</strong> zentrale<br />
Begriff im Zusammenleben<br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter und nicht<br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Menschen, nun<br />
ist jedoch von „Inklusion" die<br />
Rede. Im englischsprachigen<br />
Raum f<strong>in</strong>den wir den<br />
Begriff <strong>der</strong> „Inclusion“. „The<br />
term <strong>in</strong>clusion implies a<br />
positive process of build<strong>in</strong>g<br />
systems which from the<br />
beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g <strong>in</strong>clude all members<br />
of society and therefore,<br />
no <strong>in</strong>dividual is<br />
perceived as segregated.<br />
The term <strong>in</strong>clusion is a<br />
positive description of what<br />
is meant by the term<br />
<strong>in</strong>tegration.” (B<strong>in</strong>t<strong>in</strong>ger,<br />
<strong>20</strong>02, S. 119)<br />
Im Wort „<strong>Integration</strong>“ steckt<br />
eher e<strong>in</strong> „die Mehrheit <strong>in</strong>tegriert<br />
unter bestimmten Umständen<br />
e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit“, h<strong>in</strong>gegen Inklusion<br />
lässt die „Verschiedenheit<br />
im Geme<strong>in</strong>samen“ bestehen.<br />
Die <strong>in</strong>klusive Schule<br />
ist die „Schule für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>“,<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>klusive Unterricht<br />
ist <strong>der</strong> Unterricht für alle<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
Inklusion bedeutet daher,<br />
dass beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> die<br />
Möglichkeit haben, Schulen<br />
zu besuchen, die sie auch<br />
ohne Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung besuchen<br />
würden. Eltern und<br />
<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
sollen Unterstützungen<br />
und Hilfen geboten werden,<br />
um im normalen Umfeld zurecht<br />
zu kommen. Es sollte<br />
Freundschaften zwischen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
und gleichaltrigen Klassenkameraden<br />
ohne Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
geför<strong>der</strong>t werden. Alle<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> müssen lernen,<br />
Unterschiede zu verstehen<br />
und anzunehmen. Daher ist<br />
Inklusion e<strong>in</strong>e Haltung, die<br />
auf <strong>der</strong> Überzeugung beruht,<br />
dass alle Menschen<br />
gleichberechtigt s<strong>in</strong>d und<br />
geachtet und geschätzt<br />
werden sollen. (Vgl.<br />
UNESCO – UN-Komitee für<br />
die Rechte des K<strong>in</strong>des, 1998)<br />
Die <strong>in</strong>klusive Schule ist die<br />
Schule <strong>der</strong> „Nicht-Ausson<strong>der</strong>ung“,<br />
die ohne Kategorisierung<br />
auskommt und<br />
trotzdem die optimale Lernbegleitung<br />
jedes e<strong>in</strong>zelnen<br />
K<strong>in</strong>des garantiert. Wir brauchen<br />
im S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong>klusiver<br />
Denkweise ke<strong>in</strong>e „Schularten“<br />
mehr, son<strong>der</strong>n ausreichende<br />
Ressourcen für<br />
die optimale entwicklungsbegleitende<br />
Betreuung<br />
jedes K<strong>in</strong>des.<br />
Die Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />
e<strong>in</strong>e Schule ohne Ausgrenzung<br />
besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er k<strong>in</strong>dzentrierten<br />
Pädagogik, die alle K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
erfolgreich erziehen kann,<br />
auch solche, die schwerwiegende<br />
Nachteile und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />
haben. Es müssen<br />
Wege gefunden werden,<br />
wie Lehrer/<strong>in</strong>nen besser<br />
auf die Verschiedenartigkeit<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />
Klassenzimmer e<strong>in</strong>gehen,<br />
sich an ihre unterschiedliche<br />
Lernweise und -geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
anpassen, ihre Bedürfnisse<br />
erfüllen und so die<br />
Qualität <strong>der</strong> Erziehung für<br />
alle gewährleisten können.<br />
Lehrer/<strong>in</strong>nen sollten bereit<br />
se<strong>in</strong>, die Lehrplan<strong>in</strong>halte<br />
und Unterrichtstechniken an<br />
die Situation anzupassen,<br />
um mehr Schüler/<strong>in</strong>nen zu<br />
erreichen. Um diesen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
begegnen zu<br />
können, werden <strong>in</strong> zunehmendem<br />
Maße Qualifikationen<br />
wie Kooperationsfähigkeit,<br />
Flexibilität und<br />
eigenverantwortliches<br />
Handeln gefor<strong>der</strong>t.<br />
Kooperatives Lernen<br />
Kooperatives Lernen bedeutet,<br />
dass sich Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler gegenseitig bei<br />
<strong>der</strong> Arbeit unterstützen und<br />
geme<strong>in</strong>sam zu Ergebnissen<br />
gelangen. In gut strukturierten<br />
Lerngruppen wird unter<br />
Zuhilfenahme von zahlreichen<br />
Methoden e<strong>in</strong> hohes<br />
Aktivierungsniveau <strong>der</strong> Lernenden<br />
erreicht, mit nachhaltigen<br />
Erfolgen im kognitiven<br />
Bereich. Problemlöseund<br />
Sozialkompetenz werden<br />
gleichermaßen aufgebaut<br />
und führen häufig zu<br />
e<strong>in</strong>em positiveren Selbstbild<br />
<strong>der</strong> Lernenden.<br />
„Gruppenrelevante Sozialziele<br />
werden formuliert und<br />
strukturiert, für <strong>der</strong>en Erfüllung<br />
als Gruppenaufgabe<br />
jedes Mitglied Sorge trägt.“<br />
(Weidner, <strong>20</strong>03, S. 32)<br />
Grundvoraussetzung für die<br />
erfolgreiche Arbeit <strong>in</strong> Gruppen<br />
ist das Schaffen e<strong>in</strong>es<br />
för<strong>der</strong>lichen sozialen<br />
Klimas.<br />
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