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Globale Beziehungen und Betrachtungsweisen<br />

M 1 <br />

Warenströme von und<br />

nach Rotterdam<br />

aus/nach Amerika<br />

0,6<br />

59,8<br />

Container in Mio. TEU 1999<br />

(1 TEU = Einheit für 1 20-Fuß-Standardcontainer)<br />

Gütertransport in Mio. t 1997<br />

59,8<br />

0,6<br />

aus/nach Europa<br />

aus/nach Afrika<br />

17,9<br />

0,07<br />

0,1<br />

Belfast<br />

8,5<br />

0,5<br />

89,9<br />

1,25<br />

Göteborg<br />

Dublin<br />

2,1<br />

Liverpool<br />

Humber<br />

Ports<br />

38,7<br />

1,15<br />

Kopenhagen<br />

1,3<br />

1,2<br />

61,9 14,0<br />

London/<br />

Tilbury<br />

Southampton<br />

Le Havre<br />

Rotterdam<br />

Felixst.<br />

Antwerpen<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

aus/nach Asien<br />

Rouen<br />

3. Tor nach Europa – Tor zur Welt: Rotterdam<br />

Internet<br />

www.port.rotter<br />

dam.nl/<br />

www.portofrotterdam.<br />

com/UK/index.asp<br />

www.minvenw.nl/<br />

cend/dco/home/data/<br />

index.htm<br />

www.dsv.rotterdam.nl/<br />

www.ifh-nn.bau-verm.<br />

uni-karlsruhe.de/<br />

nl-99/berichte/01/<br />

www.waterland.net/<br />

pianc/<br />

www.elwis.bafg.de/<br />

servlet/IbMenu<br />

www.espo.be/<br />

www.iaphworldports.<br />

org/<br />

3.1 Rotterdam –<br />

größter Hafen Europas<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich aufgrund der<br />

internationalen Arbeitsteilung der Handel zwischen<br />

Ländern und Kontinenten erheblich ausgedehnt.<br />

Ein großer Teil des Güteraustauschs<br />

vollzieht sich dabei über den Transport mit Seeschiffen.<br />

Dem gestiegenen Frachtaufkommen<br />

begegnet die Seeschifffahrt nicht nur mit der Vergrößerung<br />

der Flotten, sondern vor allem mit<br />

dem Einsatz immer größerer Schiffstypen. Hatten<br />

die großen Massengutfrachter 1950 durchschnittlich<br />

40 000 t Tragfähigkeit, so waren es<br />

zehn Jahre später bereits 80 000 t und heute sind<br />

Einheiten mit über 250 000 t Tragfähigkeit im<br />

Einsatz. Die Vergrößerung der Schiffstypen hatte<br />

eine Reduzierung der Betriebs- und Frachtkosten<br />

zur Folge. Bei einem 40 000 t-Schiff fallen im Jahr<br />

– bei 270 Betriebstagen auf See mit durchschnittlich<br />

14 kn Geschwindigkeit – pro Tonne etwa 80<br />

US-$ Kosten an, bei einer Schiffsgröße von<br />

120 000 t sind es nur noch 40 US-$.Mit sinkenden<br />

Frachtraten wurde beispielsweise für die Industrieländer<br />

der Import von Rohstoffen auch aus<br />

entfernten Kontinenten immer lukrativer.<br />

Die neuen Großschiffe bringen aber nicht nur<br />

Vorteile. Weder der Panamakanal noch der Suezkanal<br />

können von den neuen Schiffen passiert<br />

werden. Damit ändern sich auch die Warenströme<br />

in der Seeschifffahrt. Das Mittelmeer verliert<br />

als Seeweg an Bedeutung, Atlantik und Pazifik<br />

werden gestärkt. Für Europa bedeutet das, dass<br />

z. B. Waren aus Asien nicht mehr durch das Mittelmeer<br />

befördert werden und möglicherweise<br />

dort in Häfen gelöscht werden, sondern über den<br />

Atlantik gelangen, womit in Europa die Atlantikbzw.<br />

Nordseehäfen einen Standortvorteil bekommen.<br />

Doch auch hier wirkt die Größe der<br />

neuen Massengutfrachter und Tanker selektiv,<br />

denn nicht alle Häfen können von diesen einen<br />

großen Tiefgang aufweisenden Schiffen angelaufen<br />

werden. Der Rotterdamer Hafen ist in der Beziehung<br />

in einer besonders günstigen Position,<br />

denn er ist ein (offener) Tidehafen ohne Schleusenzufahrt<br />

mit einem geringen Tidenhub von<br />

durchschnittlich 1,70 m. Außerdem ist die Fahrrinne<br />

mit etwa 25 m (zum Vergleich: Elbe bei<br />

Hamburg 13,5 m) so tief, dass auch die größten<br />

Schiffe Rotterdam anlaufen können. Für den<br />

Überseetransport werden auf dem europäischen<br />

Festland aufgrund ihrer Lagebeziehungen und<br />

technischen Möglichkeiten künftig nur noch wenige<br />

Häfen wie etwa Le Havre, Antwerpen, Rotterdam,<br />

Bremerhaven und Hamburg übrig bleiben.<br />

Häfen dieser Kategorie werden auch als „Tore<br />

zur Welt“ oder Gateways bezeichnet. Die restlichen<br />

Häfen werden sich spezialieren müssen<br />

oder in ihrer Bedeutung schrumpfen.<br />

@ Analysieren Sie die Standortfaktoren des Rotterdamer<br />

Hafens unter Berücksichtigung der<br />

Welthandelsströme (M1, Atlas).<br />

” Erläutern Sie die Entwicklung und die Struktur<br />

des Warenumschlags in Rotterdam (M3).<br />

# Stellen Sie die Bedeutung des Rotterdamer<br />

Hafens in Europa und in der Welt dar (M4,<br />

Atlas).<br />

300


Globale Beziehungen und Betrachtungsweisen<br />

M 2<br />

Schrägluftbild Hafen<br />

Rotterdam<br />

M 3 Umschlag im Rotterdamer Hafen<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1930<br />

Gütereinfuhr (in %)<br />

Container 11,6<br />

Stückgüter<br />

4,6<br />

Gesamter Umschlag (ausgewählte Jahre in Mio. t)<br />

1932<br />

1938<br />

1944<br />

1946<br />

1950<br />

1960<br />

1962<br />

1970<br />

1973<br />

1975<br />

1979<br />

Stückgüter 11,6<br />

Container<br />

49,8<br />

Sonstige 19,5<br />

Güterausfuhr (in %)<br />

Steinkohle<br />

8,9<br />

1983<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

Erz und<br />

Schrott<br />

16,5<br />

2000: 250 Mio. t<br />

Massengüter 83,8<br />

davon:<br />

Erdöl 38,9<br />

2000: 73,3 Mio. t<br />

Massengüter 40,1<br />

M 4 Güterumschlag ausgewählter Häfen<br />

1. Güterumschlag der größten Häfen der Erde<br />

(in Mio. t)<br />

1990 1993 2001<br />

1. Rotterdam 287,8 282,2 313,7<br />

2. Singapur 187,8 273,7 313,5<br />

3. South Lousiana k. A. k. A. 252,8<br />

4. Schanghai 139,6 167,9 221,0<br />

5. Hongkong 66,0 96,0 178,2<br />

6. Chiba (*1989) 164,2* k. A. 158,7<br />

7. Nagoya 128,9 134,4 152,2<br />

8. Ulsan k. A. k. A. 149,6<br />

9. Antwerpen 102,0 101,9 130,1<br />

10. Yokohama 123,8 123,7 115,7<br />

24. Hamburg 92,7<br />

2. Europas Tore zur Welt<br />

(in Mio. t)<br />

2001<br />

1. Rotterdam 313,7<br />

2. Antwerpen 130,1<br />

3. Hamburg 92,7<br />

4. Marseille 92,4<br />

5. Le Havre 66,0<br />

6. London 56,0<br />

7. Amsterdam 56,0<br />

8. Genua 45,0<br />

9. Wilhelmshaven 44,0<br />

10. Dünkirchen 39,0<br />

11. Bremen 34,0<br />

12. Zeebrügge 33,0<br />

13. Gent 24,0<br />

(Quelle 1. u. 2.: Port of Rotterdam)<br />

301


Globale Beziehungen und Betrachtungsweisen<br />

Versender<br />

Stückgüter<br />

M 5 <br />

oben: Transportkette in<br />

der Schifffahrt<br />

unten: Akteure im<br />

Hafenumschlag<br />

Erfassung der Güter<br />

in Region 1<br />

Spediteure<br />

Linienagenturen/<br />

Reedereien<br />

Behörden, Zoll,<br />

Wasserschutzpolizei<br />

....<br />

Banken<br />

3.2 Rotterdam –<br />

Verteilungszentrum für Europa<br />

Seine Bedeutung als einer der Gateways von Europa<br />

verdankt der Rotterdamer Hafen seinen<br />

guten Verbindungen zum Hinterland.In der heutigen<br />

Zeit können Häfen international nur dann<br />

konkurrenzfähig bleiben, wenn sie die von See<br />

ankommenden Güter schnell in Richtung Binnenland<br />

umschlagen und vom Binnenland kommende<br />

Güter schnell umverteilen und auf Seeschiffe<br />

verladen können.Dazu sind neben technischen<br />

Einrichtungen vor allem auch entsprechendes<br />

Know-how und eine gut funktionierende<br />

Logistik erforderlich. In diesem Sinne verstehen<br />

sich Häfen in zunehmendem Maße als<br />

Distributionszentren.<br />

Regionaltransport<br />

über kurze Strecken<br />

Ferntransport<br />

Importhafen<br />

Hafenunternehmen<br />

Schnittstelle<br />

zur Verbindung<br />

verschiedener<br />

EDV-Systeme<br />

Exporthafen<br />

Empfänger<br />

Verteilung der Güter<br />

in Region 2<br />

Güterumschlag, Zwischenlager,<br />

Kommissionierung,<br />

Sortieren, Palettieren<br />

Bildung von Einheitsladung<br />

Ex- und<br />

Importeure<br />

Versicherungen<br />

Andere Häfen<br />

Bahn<br />

(nach: Nuhn, H. in: GR 5/94)<br />

Die im Hafen ankommenden Güter müssen<br />

nicht nur umgeladen, sondern größtenteils auch<br />

neu zusammengestellt werden. Wenn z. B. aus<br />

den USA eine größere Partie Konserven ankommt,<br />

dann müssen die Konserven auf mehrere<br />

Abnehmer in unterschiedlichen Orten verteilt<br />

werden. Dazu werden im Hafen die Lieferungen<br />

kommissioniert, auf Paletten gestapelt und mit<br />

Folie ummantelt.Diese Dienstleistungen müssen<br />

angeboten werden, da weder Versender, noch<br />

Empfänger dazu in der Lage oder bereit sind. Eine<br />

Reihe von Gütern müssen gemischt und portioniert<br />

werden (z. B. Futtermittel). Zuverlässigkeit<br />

und Schnelligkeit solcher Prozesse sind nur<br />

über hochintegrierte Daten-Informationssysteme<br />

zu gewährleisten.Die Distributionszentren in<br />

Rotterdam erhalten über GPS-Systeme genaue<br />

Daten über die Ladung von Schiffen, deren Geschwindigkeit<br />

und voraussichtliche Ankunft.<br />

Außerdem wissen sie, wie die Ladung portioniert<br />

und verteilt bzw. gelagert werden soll. Im Hafeninformationssystem<br />

Electronic Data Interchange<br />

LAND-side (EDI-LAND) werden alle notwendigen<br />

Informationen an die am Umschlag beteiligten<br />

Akteure (z. B.Hafenbehörden,Zoll,Reedereien,<br />

Speditionen) weitergegeben, damit die Verwaltungsvorgänge<br />

und Umschlagsarbeiten koordiniert<br />

und beschleunigt werden können.Mit der<br />

Einführung von Chip-Karten (Cargo-Card) entfällt<br />

das zeitraubende Ausfüllen von Formularen.<br />

Ein Lkw-Fahrer lässt beispielsweise bei der Einfahrt<br />

in den Hafen seine Cargo-Card einscannen,<br />

lädt einen Container auf, was durch Einscannen<br />

bestätigt wird und verlässt den Hafen, nachdem<br />

er am Kontrollpunkt noch einmal seine Cargo-<br />

Card vorweist, ohne ein Papier ausgefüllt oder<br />

unterschrieben zu haben. Dieses System des<br />

„paperless port“ ermöglicht insgesamt erhebliche<br />

Zeiteinsparungen.<br />

Weitere Zeiteinsparungen sind durch die Verwendung<br />

von Containern möglich geworden.<br />

Während früher ein Stückgutfrachter mehrere<br />

Tage zum Löschen und Laden im Hafen lag, sind<br />

Containerschiffe meistens innerhalb von 24<br />

Stunden ent- und beladen. Container haben den<br />

Vorteil, dass man sie problemlos auf See- und<br />

Binnenschiffen, auf Lkw und Eisenbahnwaggons<br />

transportieren kann. In Rotterdam und den Güterverteilungszentren<br />

anderer großer Häfen<br />

sind umfangreiche Einrichtungen zum kombinierten<br />

Ladungsverkehr (modal-split) installiert<br />

worden.<br />

£ Listen Sie Verdichtungsräume und wichtige<br />

Industriestandorte im Hinterland von Rotterdam<br />

auf (Atlas).<br />

fi Analysieren Sie die Verkehrsverbindungen<br />

zwischen Rotterdam und seinem Hinterland<br />

(M6, Atlas).<br />

^ Setzen Sie M6 in eine thematische Karte um.<br />

\ Begründen Sie die unterschiedlichen Transportmengen<br />

und -güter im Ex- und Import<br />

des Rotterdamer Hafens (M3, M6).<br />

˜ Erläutern Sie die Distributionssysteme im<br />

Hafen von Rotterdam (M5).<br />

· Stellen Sie die Bedeutung des Hafens für asiatische<br />

Exporteure dar (M6, Atlas).<br />

¯ Erläutern Sie die Entwicklungen im Containerverkehr<br />

(M6, M7).<br />

302


Globale Beziehungen und Betrachtungsweisen<br />

M 6 Rotterdam: ein bedeutender Güterverkehrsknoten<br />

Eisenbahn-Shuttle von/nach Rotterdam (Zugpaare pro Woche, Auswahl)<br />

Belgien<br />

Antwerpen (23)<br />

Muizen (5, Anschluss nach Paris, Dünkirchen)<br />

Deutschland<br />

Dortmund (5)<br />

Duisburg (5, Anschluss nach Berlin)<br />

Köln (5)<br />

Mannheim (5)<br />

München (5)<br />

Frankreich<br />

Metz (5, Anschluss nach Italien, Spanien,<br />

Portugal)<br />

Italien<br />

Mailand (8)<br />

Novara (12)<br />

Padua (4, Anschluss nach Verona, Rom)<br />

Polen<br />

Posen (3)<br />

Warschau (3)<br />

Österreich<br />

Graz (6)<br />

Wels (3, Anschluss nach Wien, Salzburg,<br />

Budapest)<br />

Tschechien<br />

Prag (4, Anschluss nach Bratislava, Szombathely)<br />

Schweiz<br />

Basel (5)<br />

Zürich (5)<br />

Multi-modal transport centre<br />

Due to its central location at the point where the Rhine flows<br />

into the North sea, the port of Rotterdam forms the natural<br />

economic and geographic entrance and exit for imports and<br />

exports to and from a large section of Europe. The river Rhine<br />

provides Rotterdam with an excellent transport route to<br />

Germany, Switzerland, and – since the opening of the Rhine-<br />

Main-Danube-Canal – Central and Eastern Europe. In terms<br />

of volume, most goods travel by river: bulk cargo and an increasing<br />

number of containers. More and more liquid bulk is<br />

being transported to Belgium and Germany by pipeline.<br />

Shuttle trains carry containers non-stop between Rotterdam<br />

and dozens of rail terminals in other European countries.<br />

This rail transport from Rotterdam will be given an important<br />

boost with the construction of the ‘Betuweroute’, stretching<br />

from the sea to the German border.<br />

[…] Of the approximately 300 million tons of cargo<br />

transshipped in Rotterdam annually, about two-thirds originates<br />

from or is destined for a country in Europe other than<br />

the Netherlands. All iron ore entering Rotterdam, for instance,<br />

is destined for somewhere else in Europe, Germany in<br />

particular. […] Rotterdam is, in fact, the largest port of Germany<br />

and the second largest port of Great Britain.<br />

(Port Rotterdam News 11. 1. 2000)<br />

Liniendienst von/nach Rotterdam im Containerverkehr<br />

(Verbindungen pro Woche, Auswahl)<br />

Bonn (14) Frankfurt (13) Ludwigshafen (14)<br />

Deggendorf (1) Kehl (27) Regensburg (1)<br />

Duisburg (11) Leverkusen (3) Weil am Rhein (32)<br />

Rotterdam is Korean gateway to Europe<br />

Rotterdam is one of the most important ports in Western Europe<br />

for Southkorea.Every year approximately 2 million tons<br />

of cargo coming from or going to South Korea are handled in<br />

the port of Rotterdam. The majority of this is in containers.<br />

Only a small proportion of the cargo comprises Dutch imports<br />

or exports.Most is stored in the Netherlands from where<br />

it is distributed throughout Europe. 60 % of all European<br />

Distribution Centers of Korean companies in Europe are situated<br />

in the Netherlands.<br />

Rotterdam is European container port of Japan<br />

Every year almost 4 million tons of Japanese freight are handled<br />

in the port of Rotterdam. Three-quarters of this is imported<br />

or exported in a total of 200 thousand containers. By<br />

far the majority of goods entering Rotterdam by ship is destined<br />

for European countries other than the Netherlands.<br />

Conversely, cargo from those countries destined for Japan is<br />

mainly shipped from Rotterdam. In addition to being a transit<br />

port, Rotterdam is increasingly the main European distribution<br />

centre for Japanese products. Dozens of companies<br />

here are engaged in the storage and distribution of Japanese<br />

products, including four large Japanese logistic companies.<br />

(Port Rotterdam News, 22.2.2000)<br />

Der Containerverkehr boomt<br />

Wegen seiner genormten Bauweise und seinen vielfältigen<br />

Möglichkeiten ist der Container das Transportmittel der Zukunft.<br />

Er passt auf Binnen- und Seeschiffe, auf den Lkw und<br />

die Bahn. Man kann ihn stapeln, als Lager benutzen, gegebenenfalls<br />

auch als Büro oder Wohnraum benutzen. Man kann<br />

ihn mit Möbeln, Computern, mit Gefahrgut oder Anlagenteilen<br />

beladen. Mit einem Kühlaggregat versehen transportiert<br />

er tiefgefrorene Meeresfrüchte aus Chile oder Bananen<br />

aus Guatemala. Zurzeit sind im Welthandel etwa 15 Millionen<br />

Container eingesetzt. Etwa 70 % der Tonnage im internationalen<br />

Seegüterverkehr werden mit Containern transportiert.<br />

Rund die Hälfte aller Kühl- und Tiefkühlkost wird<br />

mit Kühlcontainern befördert. Nach Schätzungen des Bundesverkehrsministeriums<br />

dürften im Jahre 2005 in den europäischen<br />

Seehäfen etwa 60 Millionen Container umgeschlagen<br />

werden, doppelt so viel wie noch 1995. Um diese<br />

Mengen zu befördern werden immer größere Containerschiffe<br />

in Auftrag gegeben, wie der folgende Vergleich zeigt:<br />

Containerschiff Containerschiff,<br />

heute neuer Typ ab 2001<br />

Länge 294 m 320 m<br />

Breite 32 m 43 m<br />

Tiefgang 13,5 m 14,5 m<br />

Leistung 50 000 PS 93 000 PS<br />

Tragfähigkeit 64 500 t 100 000 t<br />

Aufnahmekapazität<br />

von 20-feet-Containern 4 400 Stck 7 200 Stck<br />

(nach verschiedenen Quellen zusammengestellt)<br />

303


Globale Beziehungen und Betrachtungsweisen<br />

Prognostizierte Entwicklung im Güterumschlag<br />

500<br />

(in Mio. t)<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Prognostizierte Entwicklung im Containerumschlag<br />

20<br />

(in Mio. TEU)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

304<br />

293,4 323 395 480<br />

1995<br />

2000 2010 2020<br />

6 11 17<br />

1998 2010 2020<br />

M 7 <br />

Prognose für den Hafenumschlag<br />

M 8 <br />

Rotterdam verärgert<br />

Kunden mit Chaos beim<br />

Umschlag<br />

3.3 Rotterdams Hafen –<br />

Grenzen des Wachstums?<br />

schüttet bis eine 2500 ha große Hafenfläche Platz<br />

schuf für Öl-, Container- und Massenguthäfen.<br />

In der Folgezeit siedelten sich Kraftwerk, Industrie<br />

und Dienstleistungszentren an.<br />

Die Prognosen für die nächsten 20 Jahre sagen<br />

dem Hafen von Rotterdam eine starke Zunahme<br />

des Güterumschlags voraus.Vor allem der<br />

Containerverkehr soll überproportional wachsen.<br />

Da die meisten Container im Linienverkehr<br />

befördert werden, sind die Zeitmargen eng, ein<br />

Auch der neue Bürgermeister der Hafenstadt, Ivo Opstelten, verkündet<br />

dieselbe Neujahrsbotschaft wie sein Vorgänger. Trotz des leicht rückläufigen<br />

Umschlags 1999 sei die Position des Rotterdamer Hafens unvermindert<br />

stark. Doch sei bei der Hafenerweiterung Eile geboten. Wir haben<br />

die zweite Maasvlakte einfach nötig.<br />

Mehr als sieben Jahre währt bereits die Diskussion über die Notwendigkeit<br />

und die Baukosten einer zweiten Maasvlakte. Der rasch wachsende<br />

Containerumschlag setzt den Hafenbetreiber unter Zugzwang. Im<br />

letzten Jahrzehnt hat sich der Containerumschlag in Rotterdam mehr als<br />

verdoppelt. Nun machen sich bei der Abwicklung des Containerumschlags<br />

erste Kapazitätsprobleme bemerkbar.<br />

Einige Kunden begannen über mangelhafte Abfertigung zu klagen,<br />

dem Hafenbetreiber machten Computerstörungen, Verspätungen, zu<br />

wenig Schienenverbindungen und der Mangel an Personal zu schaffen.<br />

Die Reederei P & O Nedloyd lagerte verärgert zeitweise einen Teil ihrer<br />

Aktivitäten nach Antwerpen aus. Sie war unzufrieden mit der Abfertigung<br />

und beklagte sich, in keinem anderen Hafen mit solch strukturellen<br />

Problemen konfrontiert zu werden wie in Rotterdam.<br />

Um die Probleme zu beseitigen beschloss der Rotterdamer Gemeinderat,<br />

die Aktivitäten in einer stadteigenen Gesellschaft zu bündeln.<br />

Außerdem sollen die Distributionsdienstleistungen ausgebaut werden.<br />

(nach: Handelsblatt vom 20. 1. 2000, S. 49)<br />

Die Entwicklung des Hafens zum Distributionszentrum,<br />

die Zunahme des Containerverkehrs und die<br />

Ansiedlung von hafenorientierten Industrien machten<br />

in Rotterdam ständig Erweiterungen der Hafenflächen<br />

nötig.<br />

Seit der Hafen von Rotterdam 1872 mit der<br />

Eröffnung des Nieuwe Waterwegs einen für große<br />

Schiffe geeigneten direkten Zugang zum Meer erhielt,<br />

ist seine Bedeutung ständig gewachsen und<br />

immer mehr Hafenbecken wurden ausgebaggert<br />

bzw. eingedeicht. Bis heute hat sich der Hafen fast 40<br />

km von Rotterdam aus nach Westen ausgedehnt.<br />

1962 wurde der Europoort in Betrieb genommen,<br />

der weitgehend auf aufgeschüttetem ehemaligem<br />

Seegelände entstand. Die vorerst letzte große Erweiterung<br />

wurde in der Mitte der 1960er-Jahre in Angriff<br />

genommen: die Maasvlakte. Am Ausgang des<br />

Nieuwe Waterwegs in die Nordsee wurde das Hafengelände<br />

durch Aufschüttungen verlängert. Dazu<br />

mussten tonnenschwere Betonklötze als seewärtige<br />

Begrenzung versenkt werden, dahinter wurden an<br />

die 200 Millionen Kubikmeter Sand und Kies aufge-<br />

1<br />

geplantes<br />

Erweiterungsgebiet<br />

Maasvlakte 2<br />

Frachthafen<br />

2<br />

Aufschüttungsfläche<br />

im Waalhafen<br />

Verteilerzentrum für landwirtschaftliche<br />

3<br />

Erzeugnisse<br />

Containerschiff muss einen Hafen innerhalb von<br />

24 Stunden wieder verlassen können. Dies geht<br />

nur, wenn der Umschlag von Containern reibungslos<br />

vonstatten geht. Dazu aber sind große<br />

Flächen zum Stapeln und Umsortieren nötig.Die<br />

Rotterdamer Hafenverwaltung befürchtet nun,<br />

dass die bestehenden Anlagen für den künftigen<br />

Bedarf zu klein sind. Berechnungen gehen davon<br />

aus, dass ein Flächenbedarf von rund 1200 Hektar<br />

besteht. Sie fordert daher seit Jahren die Erweiterung<br />

der Maasvlakte. Das neu aufzuschüttende<br />

Gebiet, Maasvlakte 2, soll sich westlich an<br />

die bestehende Maasvlakte anschließen und 1000<br />

Hektar umfassen. Dieses Vorhaben rief den vehementen<br />

Widerstand der Umweltschützer hervor.<br />

Ihren Argumenten verschloss sich auch die niederländische<br />

Regierung nicht. 1999 stimmte sie<br />

prinzipiell der Aufschüttung eines ersten Teils<br />

von 500 Hektar zu, zuvor solle aber geprüft werden,<br />

welche Flächen im Hafen ungenutzt sind<br />

oder durch Sanierung in Nutzung genommen<br />

werden könnten. Erst danach kann mit den Arbeiten<br />

begonnen werden. Eine endgültige Entscheidung<br />

durch die Regierung steht noch aus.<br />

» Stellen Sie fest, welche Industrien im Hafen<br />

von Rotterdam und den angrenzenden Gebieten<br />

angesiedelt sind (M 9, Atlas).<br />

„ Analysieren Sie das Arbeitsplatzangebot in<br />

Rotterdam (M9, M10).<br />

‰ Diskutieren Sie die Argumente für und wider<br />

den Bau der Maasvlakte 2 und bewerten Sie<br />

dieses Vorhaben (M8 – M10).


A 20<br />

Globale Beziehungen und Betrachtungsweisen<br />

Hoek van<br />

Holland<br />

A 13<br />

Flughafen<br />

Maas-<br />

8<br />

14<br />

5<br />

Sturmflutwehr<br />

Calandkanal<br />

7<br />

Brielle<br />

3<br />

N i e u w e<br />

Maassluis<br />

w e g<br />

W r t e a<br />

11<br />

vlakte<br />

6<br />

10<br />

4<br />

Oostvoorne<br />

Vlaardingen<br />

A 20<br />

N<br />

i e u w e<br />

9<br />

A 4<br />

Schiedam<br />

1<br />

13 Maas<br />

A 15<br />

2<br />

12<br />

Gat van<br />

Hawk<br />

O u d e<br />

M a a s<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Erweiterung<br />

der Maasvlakte<br />

Durchstich des<br />

Beerdamms<br />

Service-Center der<br />

Binnenschifffahrt<br />

7<br />

8<br />

9<br />

neue Dintelhaven-<br />

Brücke<br />

extra Anlegeplätze<br />

für Binnenschiffe<br />

Botlek Eisenbahn-<br />

Tunnel<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Service-Center<br />

der Eisenbahn<br />

Caland-Aquädukt<br />

Maas-Tunnel<br />

13 Beneluxtunnel<br />

14<br />

Delta 2000 – 8<br />

Güterverteilung<br />

Nahrungsmittel<br />

Container, Stückgut<br />

trockenes Massengut<br />

Erdöl, Chemikalien<br />

sonstige Aktivitäten<br />

Gewerbegelände<br />

Siedlungsfläche<br />

Rotterdam Municipal Port Management:<br />

Das Wirtschafts- und das Verkehrsministerium<br />

haben gemeinsam mit RMPM festgestellt, dass<br />

der Rotterdamer Hafen dringend einer Erweiterung<br />

bedarf. Der Rotterdamer Hafen ist „Mainport<br />

of Europe“ und sichert dank seiner Bedeutung<br />

60 000 Arbeitsplätze im Hafen und 250 000<br />

Arbeitsplätze in hafenabhängigen Industrien<br />

und Dienstleistungen. Wenn Rotterdam aufgrund<br />

der Fächenknappheit den zu erwartenden<br />

Verkehr und Güterumschlag nicht mehr<br />

reibungslos bewältigen kann, werden sich die<br />

großen Reedereien und Speditionen in anderen<br />

Häfen engagieren. Der Umschlag in Rotterdam<br />

und damit auch das Finanzaufkommen werden<br />

sinken, andere Häfen werden Rotterdam den<br />

Rang ablaufen. Große Firmen und Importeure<br />

werden aus den Distributionszentren ausziehen<br />

und Rotterdam und die Region werden Arbeitsplätze<br />

verlieren.<br />

Alle bisherigen Planungen sind so angelegt,<br />

dass die Umwelt so wenig wie möglich geschädigt<br />

wird. Bereits jetzt schon zeigen die Umweltprogramme<br />

SOQUMAS (Soil Quality Management<br />

System),Noise Mastering Project und Water<br />

Plan, dass das RMPM es ernst meint mit dem<br />

Umweltschutz. Die Freiflächen im jetzigen Hafenbereich<br />

sind keine Alternative, weil sie keine<br />

große zusammenhängende Fläche darstellen.<br />

Der Vorschlag, die Maasvlakte nordwestlich zu<br />

erweitern, birgt riesige ökonomische Risiken.<br />

Die Nordvariante wird mindestens 5–6 Mrd. €<br />

verschlingen, die Südvariante nur 1,5 Mrd.<br />

Die Erweiterung des Rotterdamer Hafens<br />

bleibt umstritten<br />

Wenn es nach den Wünschen des städtischen<br />

Hafenbetriebs geht, wird dem Meer […] weiterer<br />

Boden abgerungen werden.Das Planungsgebiet<br />

schließt unmittelbar westlich an die bestehende<br />

Maasvlakte an, wobei die genaue Lokalisierung<br />

offen bleibt: Eine nördliche Variante gilt<br />

als umweltverträglicher, aber wegen des tieferen<br />

Wassers auch als teurer. Seit acht Jahren tritt die<br />

Hafenverwaltung mit Bedarfsprognosen an die<br />

Öffentlichkeit und drängt – unterstützt von der<br />

Stadt Rotterdam – auf einen baldigen Baubeginn.<br />

[…]<br />

Dennoch hat die Rotterdamer Hafenverwaltung<br />

hinsichtlich des Baus einer zweiten<br />

Maasvlakte bislang wenig erreicht. […]<br />

Kritik an dem Vorhaben kam zunächst von den<br />

Umweltverbänden, die weitere Eingriffe in das<br />

Vordelta-Gebiet verhindern wollen. Insbesondere<br />

falls eine zweite Maasvlakte südlich aufgeschüttet<br />

würde, befürchten sie eine nicht wieder<br />

gutzumachende Schädigung der sensiblen<br />

Voorne-Dünenlandschaft mit ihren Rast- und<br />

Brutplätzen für Zugvögel. […]<br />

In der politischen Debatte spielen diese ökologischen<br />

Bedenken durchaus eine Rolle. So folgen<br />

sowohl das niederländische Umweltministerium<br />

als auch das Ministerium für Landwirtschaft<br />

und Natur der baukritischen Argumentation.<br />

[…]<br />

(aus: Schnitzler, C. In : FAZ vom 23. 3. 2000, S. 19)<br />

M 9<br />

Ausdehnung des Rotterdamer<br />

Hafens<br />

M 10<br />

Meinungen zu<br />

Maasvlakte 2<br />

Internet<br />

www.dsv.rotter<br />

dam.nl<br />

305

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