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28. curt berichtet<br />
Wo<br />
der<br />
Hund<br />
mit<br />
dem<br />
Schwanz<br />
wackeLt<br />
In der letzten Ausgabe schilderte Sebastian Hofer seine Eindrücke von<br />
den Innenräumen des Museum Brandhorst und lobte zu Recht seine<br />
Außergewöhnlichkeit. Nun geht es in die zweite Runde. Was hat sich<br />
außerhalb der Privatsammlung getan? Und vor allem: Wie geht es den<br />
Galeristen dort? Ein Lagebericht. TEXT: MORITZ PONTANI; ILLU: CHRISTOPH OHANIAN<br />
Das Museum Brandhorst, und das bleibt indiskutabel, ist ein gewaltiger Werbeträger<br />
für die kulturelle Szene in München. Die Stadt, laut Wall Street Journal,<br />
eher für „kitsch and bonhomie“ bekannt, besitzt nun einen „highly visible palace<br />
devoted to the 20th- and 21th century art“. Anerkennung von Übersee wirkt<br />
immer wohltuend für die nach Weltbürgertum lechzende Münchner Seele. Rückständigkeit<br />
will ich schon seit längerem nicht im Zusammenhang mit München<br />
und noch weniger seinem musealen Angebot hören bzw. lesen. Unsere bayerische<br />
Hauptstadt hat einen neuen, 48 Millionen Euro teuren Besuchermagneten<br />
hinzugewonnen, basta. Basta jetzt auch mit dem PR-Gerede. Denn genauso gibt<br />
es alte und neue Galerien in der Gegend zu bestaunen. Aber haben die jetzt mehr<br />
Kunden? Spüren gar einen Umbruch?<br />
Man muss hier klar zwei Fraktionen unterscheiden, die sich in ihrem Selbstverständnis<br />
jedoch nahekommen: Die einen siedelten sich vor, die anderen nach<br />
dem Brandhorst in der Maxvorstadt an. Seit 1981 befindet sich die kleine Galerie<br />
Spektrum im Erdgeschoss des Sep-Ruf-Hauses, Theresienstraße 46. Sie hat<br />
immerhin „zwei bis drei Besucher mehr pro Woche“, fühlt sich bezüglich der<br />
ausgestellten Künstler aber unabhängig vom Stil des Gegenübers. Geschäftsführer<br />
Jürgen Eickhoff versteht sich als Vorreiter der Galeriebewegung in der Maxvorstadt<br />
und ist auch sichtlich stolz darauf. Das krasse Gegenteil ist die Galerie Thomas<br />
Modern, welche mit einer Dependance zum Herbstbeginn in die Türkenstraße 16<br />
gezogen ist. Hier findet, wie Geschäftsführer Raimund Thomas erzählt, „ein unerwartet<br />
hoher Besucherstrom“ ähnliche Künstler wie in der Sammlung von Anette<br />
und Udo Brandhorst. Bloßer Zufall? Direktor Jörg Paal spricht „von einer klaren<br />
Bestätigung des Programms durch das Museum Brandhorst“. Nicht sie bestätigen<br />
also das Portfolio des Museums, sondern umgekehrt. Ah ja. Der Schwanz wedelt<br />
also mit dem Hund. Natürlich will sich keine Galerie, vor allem die älteren, als<br />
Nachläufer verstanden wissen, sondern nach dem Motto: „Auf David folgte Goliath“.<br />
Unabhängigkeit und persönlicher Charme sind für die Galerien die Steine<br />
in der Schleuder. Sie profitieren schlussendlich von der Pinakothek der Moderne<br />
und dem kolorierten Riegelbau an der Kreuzung Theresien- und Türkenstraße. Die<br />
einen geben das nur weniger gern zu als die anderen.<br />
Die wahren Gewinner kommen aus anderen Reihen: Es sind die Vermieter und<br />
Gastronomen der Gegend. Viele Cafés waren früher sonntags geschlossen und<br />
haben heute an diesem Tag ihren größten Umsatz.