Neustrukturierung der öffentlich-rechtlichen Fernsehlandschaft - DICE
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schiedlichen Analyseansätzen. Auch hier betrachten deutlich weniger Studien<br />
den Effekt des Verhaltens von Werbekunden auf den Media Bias. Reuter (2002)<br />
und Reuter & Zitzewitz (2006) betrachten den Effekt von Werbung auf die Bewertung<br />
von Weinen und offenen Investmentfonds in Fachzeitschriften. Beide<br />
Studien zeigen, dass verzerrte Berichterstattung infolge des Werbevolumens <strong>der</strong><br />
jeweiligen Weinproduzenten beziehungsweise Fondsanbietern vorliegt. Die Verzerrung<br />
geht in beiden Fällen in Richtung des größten Werbekunden. Dewenter<br />
& Heimeshoff (2012) zeigen, dass eine solche Verzerrung auch im Bereich von<br />
Automobilzeitschriften vorliegt. Mit Hilfe von Daten für die führenden deutschen<br />
Automobilzeitschriften Autobild und Auto, Motor & Sport zeigen die Autoren,<br />
dass die Wahrscheinlichkeit des Tests eines Fahrzeugs eines bestimmten<br />
Herstellers statistisch signifikant von <strong>der</strong> Höhe des Werbevolumens des jeweiligen<br />
Herstellers abhängt. Verzerrungen treten somit nicht nur in Bezug auf Nachrichten<br />
und Fakten auf, son<strong>der</strong>n liegen bei Tests und Bewertungen, welche in<br />
Zeitungen und Zeitschriften ver<strong>öffentlich</strong>t werden, ebenfalls vor.<br />
Abschließend kann festgestellt werden, dass das Ziel <strong>der</strong> Meinungsfreiheit aus<br />
ökonomischer Perspektive sowohl in einem hohen Grad horizontaler und vertikaler<br />
Produktdifferenzierung, als auch in <strong>der</strong> Minimierung eines möglichen und<br />
oftmals wohl auch vorhandenen Media Bias Ausdruck finden muss (vgl. Dewenter,<br />
2011). A priori lässt sich <strong>der</strong> optimale Grad <strong>der</strong> Differenzierung nur schwer<br />
vorhersagen. Dieser hängt in beson<strong>der</strong>em Maße vom Einfluss <strong>der</strong> Meritorik und<br />
damit auch von politischen Einflüssen ab. In Bezug auf den Media Bias ist empirisch<br />
hinreichend belegt, dass private Medienunternehmen verzerrte Inhalte in<br />
ihren Formaten berichten. Ob dies als Argument für <strong>öffentlich</strong>-rechtliches Fernsehen<br />
gewertet werden kann, ist hingegen fraglich. Sicherlich bestehen Gründe<br />
warum die Neigung zu verzerrter Darstellung von Inhalten im <strong>öffentlich</strong><strong>rechtlichen</strong><br />
Fernsehen kleiner als bei privaten Anbietern sein könnte, aber aufgrund<br />
<strong>der</strong> vorhandenen Werbung im deutschen <strong>öffentlich</strong>-<strong>rechtlichen</strong> Fernsehen<br />
und verschiedener politischer Ausrichtungen, kann ein Media Bias auch dort<br />
nicht ausgeschlossen werden.<br />
2.2.3 Infrastrukturwettbewerb und Konvergenz <strong>der</strong> Netze<br />
In <strong>der</strong> Telekommunikations- und Medienökonomik spielt <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> „Konvergenz<br />
<strong>der</strong> Netze“ o<strong>der</strong> „Konvergenz <strong>der</strong> Medien“ eine immer größere Rolle<br />
(vgl. Dewenter, 2007 sowie Gounalakis, 2002 aus juristischer Perspektive).<br />
Durch die mehr o<strong>der</strong> weniger flächendeckende Verbreitung des Internets und<br />
teilweise auch breitbandigen Internets und daraus resultierenden Angeboten von<br />
Film- und Fernsehformaten, ist dem klassischen Fernsehangebot neue Konkurrenz<br />
erwachsen. Existierende Kostenvorteile und die Ausnutzung von Netzwerkeffekten<br />
können in einer Gesamtbetrachtung dazu führen, dass crossmediale Fu-<br />
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