Japans Agrarimporte - DIJ
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Hanns Günther Hilpert<br />
tierte Japan 1998 mehr Nahrungs- und Genußmittel als jedes andere Land<br />
der Welt (OECD 1999). Kein anderes Industrieland weist einen so geringen<br />
landwirtschaftlichen Selbstversorgungsgrad auf wie Japan (1997: 41% auf<br />
Kalorienbasis) (STK 1999: 219). Positiv gewendet: Nirgendwo sonst ist der<br />
Importanteil am gesamten inländischen Nahrungsmittelkonsum so hoch<br />
wie in Japan.<br />
Oberflächlich betrachtet gibt der japanische Agrarimportmarkt in einer<br />
Gesamtschau ein Bild beeindruckender Größe und Offenheit. Dennoch<br />
wird Japan wegen verschlossener Agrarmärkte heftig von seinen Handelspartnern<br />
kritisiert. Angesichts der komparativen Nachteile <strong>Japans</strong> in<br />
der Agrarproduktion und des hohen Niveaus der inländischen Nachfrage<br />
nach Nahrungs- und Genußmitteln kann dem japanischen Agrarimportmarkt<br />
ein noch weit höheres Potential zugemessen werden. Deshalb lautet<br />
der in der internationalen Handelspolitik gegenüber Japan immer wieder<br />
erhobene Vorwurf, daß das existierende Importpotential aufgrund der hohen<br />
Außenzölle und verschiedener nicht-tarifärer Marktzugangsbarrieren,<br />
wie beispielsweise den restriktiven Hygienevorschriften und dem<br />
mehrstufigen (und ineffizienten) Distributionssystem, nicht voll ausgeschöpft<br />
werden könne. Das offensichtliche wirtschaftspolitische Motiv<br />
dieser Außenprotektion sei der Schutz der einheimischen Agrarproduzenten.<br />
Vor dem Hintergrund dieses kontroversen Spannungsverhältnisses<br />
zwischen einem großen und aufnahmefähigen Agrar-Importmarkt auf<br />
der einen Seite und den vermuteten Importbarrieren auf der anderen Seite<br />
gibt der vorliegende Beitrag einen analytischen Überblick über den japanischen<br />
Agrarimport, welcher als Import von Nahrungs- und Genußmitteln<br />
für den menschlichen Verzehr verstanden wird. Da der japanische<br />
Agrarimport nach Produkten und Produktgruppen differenziert zu beurteilen<br />
ist, erfolgt zunächst eine kurze statistische Darstellung der Importvolumen<br />
und -strukturen (Kapitel 2). Der Fokus der dann folgenden Ausführungen<br />
ist die Analyse der Entwicklungsdynamik des Agrarimports in<br />
den drei zurückliegenden Dekaden (Kapitel 3). Orientiert an der Wertschöpfungskette<br />
des Nahrungs- und Genußmittelsektors werden dabei<br />
explizit als Bestimmungsfaktoren (des Agrarimports) identifiziert: erstens<br />
der Grad der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Nahrungs- und<br />
Genußmittelerzeugung in Japan, zweitens die staatliche Einflußnahme<br />
auf den Import, drittens der Binnenhandel und viertens die Nachfrage des<br />
japanischen Inlandsmarktes sowie der Wandel im Verbraucherverhalten.<br />
Ziel der Deskription und Analyse dieser wesentlichen Bestimmungsfaktoren<br />
ist das Aufzeigen von Entwicklungslinien, Triebkräften und Barrieren<br />
des japanischen Agrarimports.<br />
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