Rechtsstaat - Unabhängige Nachrichten
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Rolf Dressler, Chefredakteur, im »Westfalenblatt«, Bielefeld:<br />
Schweigen, das sehr vieles sagt<br />
Man kann sich nur noch wundern.<br />
Da wollen am Samstag - in<br />
Essen, mitten in Deutschland also -<br />
am hellichten Tag Hunderte Palästinenser<br />
eine jüdische Synagoge<br />
stürmen. Nur der beherzte<br />
Einsatz eines Großaufgebotes<br />
deutscher Polizisten vereitelt das<br />
brutale, schändliche Vorhaben in<br />
letzter Minute. Dennoch zerstört<br />
ein Hagel von Pflastersteinen<br />
mehrere Fenster des Gotteshauses<br />
und richtet erhebliche Schäden<br />
an dessenAußenwänden an.<br />
Doch was folgt nach diesen<br />
skrupellosen Gewalttätigkeiten?<br />
Diesmal schweigt Deutschlands<br />
politische Führungsklasse beredt.<br />
Diesmal beißen sie offenbar<br />
auffällig eisern die Zähne zusammen,<br />
versagen sich jede kritische<br />
Äußerung und jegliche ritualhafte<br />
Sofort-Bekundung von »Abscheu«,<br />
»Bestürzung« und »Entsetzen«<br />
- ganz anders eben als<br />
unmittelbar nach den vorausgegangenen<br />
verabscheuungswürdigen<br />
Anschlägen und Übergriffen<br />
auf jüdische Einrichtungen oder<br />
nach verbrecherischen Gewalttaten<br />
gegen Menschen in den<br />
letzten Tagen und Wochen.<br />
Genau so seltsam leisetreterisch<br />
verhalten sich die Massenmedien.<br />
Deutschlands zweitgrößte Sonntagszeitung,<br />
die gewöhnlich journalistisch<br />
sehr gut recherchierte<br />
und redigierte »Welt am Sonntag«,<br />
hatte gestern für den Anschlag auf<br />
die Essener Synagoge sage und<br />
schreibe ganze fünf Druckzeilen<br />
übrig - und enthielt ihrer<br />
Leserschaft dabei die Kerninformation<br />
vor, daß es militante<br />
Palästinenser waren, die das<br />
jüdische Gotteshaus im Sturm<br />
hatten nehmen wollen. Vernebelnd<br />
sprach das Blatt nur von »Demonstranten«,<br />
die gegen die Politik<br />
Israels protestiert hätten.<br />
Mehrerlei Maß?<br />
Indessen haben die deutschen<br />
Sicherheitsbehörden weder von<br />
den Tätern des Bombenanschlags<br />
Anschlag auf eine Kirche - haben SIE<br />
etwas davon gelesen oder gehört?<br />
Farbanschlag auf die Christ-König-Kirche in Bielefeld im Juli 2000. Alle<br />
drei Türen des Haupteinganges und die weiße Stirnfront wurden<br />
beschmiert: »BESINT EUCH, DIE ZEIT IST UM!«<br />
Kein Aufschrei der bundesdeutschen Öffentlichkeit über den von den<br />
Multikulti-Strategen importierten Religionskrieg, nur ein verschämtes<br />
Abwischen. Bloß kein Aufsehen - man könnte ja Gefahr laufen, als<br />
»rechtsextremistisch« und »ausländerfeindlich« verdächtigt zu<br />
werden.<br />
UN<br />
Wo blieben Kanzler und Ministerpräsident,<br />
wo der Erzbischof, Presse und Fernsehen?<br />
QUI BONO - WEM NUTZT ES ?<br />
in Düsseldorf am 27. Juli auch nur<br />
eine einzige konkrete Spur, noch<br />
von jenen, die in der Nacht zum<br />
Freitag Steine auf die Synagoge in<br />
Berlin-Kreuzberg warfen, noch von<br />
denjenigen, die Drohbriefe und<br />
Bombenattrappen an maßgebliche<br />
Persönlichkeiten des Zentralrates<br />
der Juden in Deutschland<br />
schickten. Trotzdem aber hatten<br />
praktisch sämtliche deutschen<br />
Spitzenpolitiker gerade auch den<br />
Terroranschlag von Düsseldorf,<br />
dessen Opfer überwiegend<br />
Menschen jüdischer Abstammung<br />
aus Osteuropa waren, aus dem<br />
Stand deutschen Rechtsextremisten<br />
bzw. Neonazis zugeschrieben.<br />
Dafür fehlt aber bis heute<br />
jedes Indiz, von konkreten Beweisen<br />
gar nicht zu reden.<br />
Solche unstatthaft vorschnellen<br />
Schuldzuweisungen sprechen<br />
jedem demokratischen<br />
Rechtsverständnis Hohn.<br />
Hier müssen alle Leichtfertigen,<br />
zumal die hohen politischen<br />
Verantwortungsträger, dringlich<br />
zur Mäßigung ermahnt werden,<br />
und zwar nicht zuletzt im Interesse<br />
der Opfer.<br />
Was wäre denn wohl, sollte sich<br />
herausstellen, daß der Bombenterror-Anschlag<br />
von Düsseldorf<br />
und womöglich auch noch andere<br />
Gewaltakte nicht auf das Konto<br />
deutscher Rechtsextremisten gehen,<br />
sondern von Leuten verübt<br />
wurden, die in deren Windschatten<br />
ihre eigenen verbrecherischen<br />
Geschäfte besorgen?<br />
Nicht erst seit dem Anschlag auf<br />
die Essener Synagoge sollte es<br />
erlaubt sein, diese Frage zu stellen<br />
und sie redlich zu erörtern.<br />
(Westfalenblatt, 9.10.2000)