01.01.2014 Aufrufe

Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin

Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin

Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eine, 66 Prozent sogar mehrere Atemwegsobstruktionen<br />

erleiden [Carlsen 1987],<br />

sinkt die Prävalenz bis zum fünften Jahr<br />

auf etwa 40 Prozent <strong>und</strong> zwischen fünf<br />

<strong>und</strong> zehn Jahren auf ca. 22 Prozent im Vergleich<br />

zum Normalkollektiv mit etwa zehn<br />

bis zwölf Prozent [Kneyber 2000]. Auch<br />

eine prospektiv durchgeführte Longitudinaluntersuchung<br />

bei milderen Verläufen<br />

bestätigt die erhöhte Rate an Atemwegsobstruktionen<br />

in den Folgejahren mit<br />

Normalisierung erst im 13. Lebensjahr<br />

([Stein RT 1999], Abb. 1). Somit ist der<br />

klinische Verlauf nach RSV-Bronchiolitis<br />

unterschiedlich zu der im Kleinkindesalter<br />

zunächst noch zunehmenden Prävalenz<br />

der Atemwegsbeschwerden des allergischen<br />

Asthma bronchiale.<br />

Abb. 1: Longitudinaluntersuchung nach milder Bronchiolitis. Erhöhtes<br />

Risiko <strong>für</strong> häufiges Giemen über Jahre bis Normalisierung mit 13 Jahren<br />

[Stein RT et al. Lancet. 1999; 354: 541].<br />

Allergische Sensibilisierung<br />

Auch hier zeigt sich in den ersten Jahren<br />

der Trend zu vermehrt positiven Atopiemarkern<br />

bei Kindern mit Langzeitfolgen<br />

nach RSV-Bronchiolitis [Welliver<br />

1986,1993, Forster 1996, Schauer 2002].<br />

Mit fortschreitendem Alter lässt sich dieser<br />

Zusammenhang aber nicht mehr nachweisen<br />

[Stein 1999, Henderson 2005], abgesehen<br />

von einer schwedischen Untersuchung<br />

mit allerdings unüblich niedrigen Prävalenzraten<br />

<strong>für</strong> Allergie <strong>und</strong> Asthma in der<br />

Kontrollgruppe [Sigurs 2000, 2005]. Die<br />

überwältigende Mehrheit der Studien zeigt<br />

keinen Zusammenhang zwischen der Familienanamnese<br />

von Allergie oder Asthma <strong>und</strong><br />

den Langzeitfolgen nach einer Bronchiolitis<br />

(Tab. 2) – ein weiterer Hinweis darauf, dass<br />

es sich dabei nicht um eine Form des allergischen<br />

Asthma bronchiale handelt, sondern<br />

um ein eigenständiges Krankheitsbild<br />

als Folge einer schwer verlaufenden Virusinfektion<br />

der unteren Atemwege.<br />

Risikofaktoren<br />

Das Erkennen von Faktoren, die mit<br />

dem Entstehen von Langzeitfolgen korrelieren,<br />

gibt Einblicke in die verschiedenen<br />

pathophysiologischen Mechanismen. Folgende<br />

Risikofaktoren sind bekannt:<br />

Patient<br />

• Junges Alter, z. B. Säuglinge, dabei besonders<br />

Frühgeborene bis 36. SSW<br />

• Fehlende Immunabwehr. So besteht ein<br />

geringer Nestschutz im ersten Lebensmonat.<br />

Ältere Kinder ab dem ersten<br />

Lebensjahr erkranken weniger schwer als<br />

Säuglinge. Patienten mit zellulärer, nicht<br />

alleiniger humoraler Imm<strong>und</strong>efizienz<br />

sind hoch gefährdet.<br />

• Kleinere Bronchien, z. B.<br />

bei Rauchen in der<br />

Schwangerschaft, männlichem<br />

Geschlecht oder<br />

CLD des unreifen Frühgeborenen.<br />

Virus<br />

• Die Infektion mit RS-<br />

Viren, die kein G-Protein<br />

besitzen, führt im<br />

Tiermodell zu 50-fach<br />

höheren Virustitern, vermehrt<br />

Entzündungsmediatoren<br />

in der BAL (Eosinophile,<br />

Interferon y,<br />

IL 10) <strong>und</strong> einer schlechteren<br />

Lungenfunktion<br />

[Schwarze 2004].<br />

• Mögliche Persistenz der<br />

Viren mit Reaktivierung<br />

bei T-Zellsuppression<br />

[Schauer J 2004].<br />

Ast Ato Rau<br />

Rooney 1971 + + ?<br />

Sims 1981 – – +<br />

Pullan 1982 – – ?<br />

Mok 1982 – – ?<br />

Welliver 1993 + + +<br />

Hall 1984 – – ?<br />

Sly 1989 – – +<br />

Murray 1992 – – ?<br />

Os<strong>und</strong>wa 1993 – – ?<br />

Noble 1997 – – –<br />

Sigurs 2000 (–) – –<br />

Tab. 2: Sind die asthmatischen oder allergischen<br />

Symptome nach RSV-Bronchiolitis mit einer erhöhten<br />

Inzidenz von Asthma (Ast), Atopie (Ato) oder Rauchen<br />

(Rau) in der Familienanamnese verb<strong>und</strong>en?<br />

Interaktion Virus – Patient<br />

• Art <strong>und</strong> Schweregrad der Immunreaktion.<br />

Bei Säuglingen mit Langzeitfolgen<br />

fanden sich in der Akutphase der<br />

Bronchiolitis niedrigere Werte <strong>für</strong> den<br />

löslichen CD14-Rezeptor [Soferman R<br />

2004], eine höhere IL-10-Produktion<br />

aus Monozyten [Bont L 2000] <strong>und</strong> ein<br />

deutlich höheres ECP im Serum [Pifferi<br />

M 2001].<br />

• Schweregrad der Erkrankung. Die Notwendigkeit<br />

der Hospitalisierung hat sich<br />

als bedeutendster klinischer Risikofaktor<br />

gezeigt [Cifuentes 2003].<br />

Intervention durch effektive<br />

Prophylaxe oder Therapie<br />

• Primäre Prävention der Erkrankung<br />

ß Hygienemaßnahmen. Die Übertragung<br />

der sehr umweltresistenten RS-<br />

Viren erfolgt über die Hände <strong>und</strong> per<br />

Tröpfcheninfektion. Nur das Tragen<br />

von Schutzkittel, M<strong>und</strong>schutz <strong>und</strong><br />

Augenbrille hatte einen weitgehend<br />

sicheren Schutz vor nosokomialer Infektion<br />

bewirkt.<br />

ß Aktive Impfung. Erste Impfchargen<br />

führten zu einer hyperergen Reaktion<br />

mit verstärkter Atemwegserkrankung<br />

nach erneuter RSV-Infektion. Bis<br />

heute ist kein geeigneter Impfstoff<br />

verfügbar.<br />

20 <strong>Pädiatrische</strong> <strong>Allergologie</strong> . 9 . 4/2006

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!