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Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin

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topic<br />

Abb. 1: Urtikaria am Stamm.<br />

Abb. 2: Urtikaria mit Angioödem im Gesicht.<br />

Abb. 3: Urtikaria mit Angioödem im Genitalbereich.<br />

chronischer Urtikaria (etwa der Hälfte)<br />

lässt sich trotz diffiziler Anamnese <strong>und</strong><br />

ausführlicher Diagnostik keinerlei Ursache<br />

finden („idiopathische“ Urtikaria). Die<br />

identifizierbaren Auslösefaktoren sind (in<br />

etwa nach der Bedeutung sortiert):<br />

u Infektionen:<br />

Die mit Abstand häufigste <strong>und</strong> wichtigste<br />

Ursache von Urtikariaschüben (81<br />

Prozent in der Notfallambulanz einer Kinderklinik<br />

[5], in der kinderärztlichen Praxis<br />

eher noch häufiger), wobei die Symptomatik<br />

oft erst beim oder nach dem Abklingen<br />

des Infektes auftritt <strong>und</strong> <strong>für</strong> einige Tage<br />

oder Wochen bestehen bleibt. Die jahreszeitliche<br />

Verteilung der akuten Urtikaria-<br />

Episoden entspricht im Wesentlichen der<br />

Infektinzidenz. Von Bedeutung sind u. a.:<br />

• Virusinfekte: Coxsackie-, ECHO-, Adeno-,<br />

RS-Viren, EBV, seltener auch Hepatitiden<br />

<strong>und</strong> HIV.<br />

• Bakterien: Streptokokken, Helicobacter<br />

pylori, Yersinien.<br />

• Parasiten (Askaris, Echinokokkus, Toxocara).<br />

• Pilze.<br />

u Allergien:<br />

In den meisten Fällen besteht ein klar<br />

erkennbarer Zusammenhang, meist sind<br />

weitere Symptome bzw. Schockzeichen<br />

vorhanden. Häufigste Auslöser sind Insektengifte<br />

(Wespe, Biene) <strong>und</strong> Nahrungsmittel<br />

(v. a. Erdnüsse <strong>und</strong> Baumnüsse), selten<br />

andere Allergengruppen. Bei Kindern mit<br />

atopischer Dermatitis sind gehäuft Nahrungsmittelallergene<br />

auslösend. Eine Typ-I-<br />

Allergie als Ursache ist aber so gut wie ausgeschlossen,<br />

wenn die Urtikaria folgende<br />

Charakteristika zeigt:<br />

• Symptomatik länger als sechs St<strong>und</strong>en.<br />

<strong>Pädiatrische</strong> <strong>Allergologie</strong> . 9 . 4/2006<br />

• Kein unmittelbarer Beginn (mehr als 60<br />

Minuten) nach dem Kontakt mit dem<br />

fraglichen Allergen. Medikamentenbedingte<br />

Exantheme treten allerdings oft<br />

verzögert auf (St<strong>und</strong>en bis Tage), sind<br />

aber bei kritischer Betrachtung nicht<br />

allergisch im eigentlichen Sinne.<br />

• Rezidivierender Verlauf mit phasenweiser<br />

Verschlechterung.<br />

u Autoreaktive Urtikaria:<br />

Die chronisch verlaufende autoreaktive<br />

oder Autoimmun-Urtikaria beruht auf der<br />

Expression mastzellaktivierender Serumbestandteile.<br />

Zumindest bei einem Teil der<br />

Patienten scheinen Antikörper gegen den<br />

IgE-Rezeptor bzw. Anti-IgE-Antikörper <strong>für</strong><br />

die Mastzellaktivierung verantwortlich zu<br />

sein [4]. Dieser Form ist offenbar ein hoher<br />

Prozentsatz der chronischen Urtikaria<br />

zuzuordnen.<br />

u Arzneimittel:<br />

Antibiotika, Antiepileptika <strong>und</strong> zahlreiche<br />

andere Pharmaka können eine<br />

mehr oder weniger langwierige Urtikaria<br />

auslösen. Wenn die Reaktion erst nach<br />

mehrtägiger oder längerer Medikamenteinnahme<br />

<strong>und</strong> ohne weitere Schocksymptome<br />

auftritt, handelt es sich nicht um eine Allergie.<br />

Bei der infektassoziierten Form der<br />

Urtikaria besteht häufig das Problem, dass<br />

diese Kinder gleichzeitig Antipyretika oder<br />

Antibiotika eingenommen haben <strong>und</strong> diese<br />

Medikamente dann als Ursache angeschuldigt<br />

werden. Wahrscheinlich kommt ihnen<br />

meist nur eine Rolle als Kofaktor zu, worauf<br />

die Arbeit von Bilbao et al. [2, 3] hinweist.<br />

21 Kinder, die vor Entwicklung einer<br />

akuten infektassoziierten Urtikaria antibiotisch<br />

behandelt worden waren, wurden<br />

zu einem späteren Zeitpunkt erneut mit<br />

demselben Antibiotikum provoziert; keiner<br />

der Patienten entwickelte eine Urtikaria.<br />

Persistieren die Läsionen allerdings über<br />

mehrere Tage <strong>und</strong> zeigen eine zunehmende<br />

zentrifugale Ausbreitung, ist im Zweifelsfall<br />

eine detaillierte allergologische Abklärung<br />

mit Prick- <strong>und</strong> Patchtest, sIgE <strong>und</strong> oraler<br />

Provokationstestung angezeigt [1].<br />

u Pseudoallergisch:<br />

Eine Urtikaria kann durch Analgetika<br />

<strong>und</strong> andere Medikamente sowie einige Lebensmittel-Farbstoffe<br />

etc. verursacht sein,<br />

wobei dies durch das Verbot mehrerer<br />

dieser Farbstoffe in den vergangenen Jahrzehnten<br />

seltener geworden ist. Auch eine<br />

nicht IgE-vermittelte Urtikaria z. B. nach<br />

Hornissenstichen kann dieser Form zugeordnet<br />

werden.<br />

u Unbekannt<br />

b) Physikalische Urtikaria<br />

Eine heterogene Gruppe äußerlicher<br />

Reize, die teils auch verschiedene pathogenetische<br />

Mechanismen haben:<br />

u Urtikaria factitia:<br />

Mechanisch ausgelöst durch Reiben,<br />

Druck, Kratzen etc.<br />

u Kältereflex-Urtikaria:<br />

Kalte Luft, Baden im kalten Wasser<br />

(„Bodensee- Urtikaria“) oder Wind auf<br />

feuchter Haut sind die Auslöser.<br />

u Kältekontakt-Urtikaria:<br />

Wesentlich seltener. Hier führt Kontakt<br />

mit Eis zu lokalen Symptomen.<br />

u Wärme-Urtikaria:<br />

Selten, meist feinfleckig.

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