Kongo – Urwald in Not
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ZIMMER IM TRElBHAUS<br />
Das Klima wandelt sich und damit auch die Welt, <strong>in</strong> der wir leben. Selten<br />
zum Besseren. Drei Beispiele aus verschiedenen Regionen der Welt. von Roman Kellner<br />
HOFFEN UND BETEN<br />
Australien leidet seit sechs Jahren unter Dürre<br />
DAS EIS ZIEHT SICH ZURÜCK<br />
Den Inuit <strong>in</strong> Alaska schmilzt der Boden unter den Füßen weg<br />
Zum ersten Mal droht das Murray-Darl<strong>in</strong>g-<br />
Fluss-System <strong>in</strong> Australien auszutrocknen.<br />
Viele Viehzüchter sehen sich bereits<br />
gezwungen, ihre Herden zu verkle<strong>in</strong>ern.<br />
06<br />
Das Murray-Darl<strong>in</strong>g-Fluss-System im<br />
Südosten Australiens gilt als Kornkammer<br />
des Landes. Rund zwei Fünftel der<br />
landwirtschaftlichen Erzeugnisse des<br />
Kont<strong>in</strong>ents stammen von hier. Die<br />
Abhängigkeit von Wasser ist entsprechend<br />
hoch. Und genau das bleibt aus.<br />
Und zwar schon sechs Jahre lang. Zum<br />
ersten Mal <strong>in</strong> der Geschichte Australiens<br />
droht das Fluss-System, das etwa 15<br />
Prozent Australiens mit Wasser versorgt,<br />
gänzlich auszutrocknen.<br />
ExpertInnen sprechen von der schlimmsten<br />
Dürre seit Beg<strong>in</strong>n der Wetteraufzeichnungen<br />
vor 114 Jahren, aber vermutlich<br />
sogar der letzen tausend Jahre.<br />
Die Schafe f<strong>in</strong>den schon lange nichts<br />
mehr zu fressen, die Farmer s<strong>in</strong>d darauf<br />
angewiesen, Schulden aufzunehmen, um<br />
Futter zu kaufen. Viele Viehzüchter sehen<br />
sich bereits gezwungen, ihre Herden zu<br />
verkle<strong>in</strong>ern. Die Selbstmordrate auf dem<br />
Land ist hoch wie nie.<br />
Weil nun auch den Städten das Wasser<br />
auszugehen droht, hat Premierm<strong>in</strong>ister<br />
John Howard e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>jähriges Bewässerungsverbot<br />
angekündigt, wenn nicht<br />
sehr bald Regen fällt. Die Folgen für die<br />
lokale Bevölkerung wären verheerend.<br />
S<strong>in</strong>d Zitrus-, Oliven- oder Mandelbäume<br />
e<strong>in</strong>mal vertrocknet, dauert es lang, bis<br />
neue nachwachsen.<br />
Auch über die Ursachen gibt es unter<br />
ExpertInnen kaum Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten:<br />
Zweifellos haben die El-Niño-<br />
Ereignisse im Pazifik E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
gegenwärtige Trockenheit. Und die<br />
wiederum s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Folge der globalen<br />
Erwärmung. In se<strong>in</strong>em jüngsten Bericht<br />
über die Folgen des Klimawandels stellt<br />
der Weltklimarat der UNO <strong>in</strong> Aussicht,<br />
dass die Wassermenge, die das Murray-<br />
Darl<strong>in</strong>g-Becken durchfließt, bis Mitte des<br />
Jahrhunderts um zehn bis 25 Prozent<br />
abnehmen könnte. Vielleicht aber auch<br />
deutlich früher.<br />
Australiens Premierm<strong>in</strong>ister John Howard<br />
gilt als Hardl<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Klimafragen:<br />
Bloß ke<strong>in</strong>e Maßnahmen, die der Wirtschaft<br />
schaden, lautet se<strong>in</strong>e Devise. Die<br />
menschverschuldete Trockenheit schadet<br />
der Wirtschaft bereits. Howard sche<strong>in</strong>t<br />
noch immer nichts begriffen zu haben,<br />
wenn er me<strong>in</strong>t: „Wir können nur hoffen<br />
und beten.“<br />
Fotos: Seite 6: GP/ Dean Sewell/ Oculi<br />
Die Siedlung Shishmaref existiert seit<br />
400 Jahren. Zwar haben sich auch die<br />
Traditionen der arktischen Ure<strong>in</strong>wohner<br />
den neuen Zeiten angepasst, aber die<br />
Bevölkerung des Dorfes auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Insel im Norden von Alaska legt großen<br />
Wert auf den Zusammenhalt ihrer<br />
Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
Die 600 Inuit von Shishmaref leben von<br />
der Jagd auf Seehunde und Walrosse,<br />
vom Fischfang und vom Beerenpflücken.<br />
Nicht viel anders als ihre Ahnen, und sie<br />
würden diesen Lebensstil auch an ihre<br />
K<strong>in</strong>der weitergeben. Doch dazu wird es<br />
nicht mehr kommen. Denn das Eis vor der<br />
Küste bildet sich immer später und wird<br />
bald ganz wegbleiben <strong>–</strong> die Klimaerwärmung<br />
ist <strong>in</strong> der Arktis spürbar wie sonst<br />
kaum wo. Fehlt das schützende Eis, ist<br />
die Küste den Stürmen und Wellen<br />
schutzlos ausgeliefert. Das Meer beißt<br />
sich Stück für Stück Land ab: sechs bis 15<br />
Meter jedes Jahr. Dazu kommt, dass der<br />
Permafrostboden auftaut, was die Küste<br />
anfällig für Erosion macht. 18 Häuser<br />
haben sich die Wellen schon gekrallt.<br />
Immer wenn der W<strong>in</strong>d zunimmt, treten<br />
die Bewohner von Shishmaref <strong>in</strong>s Freie<br />
und blicken ängstlich aufs Meer h<strong>in</strong>aus:<br />
Sie wissen, dass das Zentrum ihrer<br />
Siedlung nur noch wenige Meter vom<br />
Meer trennt. Die Wasserversorgung, der<br />
Friedhof, die kle<strong>in</strong>e Kirche <strong>–</strong> sie alle<br />
könnten schon sehr bald <strong>in</strong> den eisigen<br />
Wellen verschw<strong>in</strong>den. Zwar hat die<br />
US-Armee e<strong>in</strong>en Damm gebaut, aber ob<br />
der hält, ist fraglich. Bisher s<strong>in</strong>d alle dem<br />
Meer zum Opfer gefallen. Außerdem<br />
haben die Oktoberstürme an Häufigkeit<br />
und Heftigkeit zugenommen <strong>–</strong> auch das<br />
e<strong>in</strong>e Folge der gestiegenen Temperaturen<br />
<strong>in</strong> der Arktis.<br />
Und selbst an ruhigen Tagen ist das<br />
Leben der Inuit härter geworden: Früher<br />
zogen Seehunde und Walrosse nahe an<br />
der Küste vorbei, jetzt bleiben sie bei den<br />
großen Eisschollen weit draußen. Um der<br />
Jagd nachzugehen, brauchen die Bewohner<br />
von Shishmaref heute bessere Boote<br />
und mehr Treibstoff. Ke<strong>in</strong> Wunder, dass<br />
vor allem die Jungen daran denken<br />
abzuwandern. Das wäre das Ende des<br />
Zusammenhalts. Und Shishmaref ist nur<br />
e<strong>in</strong>e von Hunderten Inuit-Siedlungen der<br />
Arktis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ähnlichen Situation. Heute<br />
Shishmaref, morgen e<strong>in</strong> anderes arktisches<br />
Dorf und übermorgen vielleicht<br />
Hamburg oder New York.<br />
Fotos: Seite 7: Robert Knoth/GP<br />
Das Meer beißt sich Stück für Stück<br />
Land ab: sechs bis 15 Meter jedes Jahr.<br />
Ke<strong>in</strong> Wunder, dass vor allem<br />
die Jungen daran denken abzuwandern.<br />
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