02.01.2014 Aufrufe

2. Risiko Gentechnik

2. Risiko Gentechnik

2. Risiko Gentechnik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

RISIKO<br />

Autor:<br />

Mag. Thomas Fertl<br />

Herausgeber:<br />

Greenpeace Österreich<br />

Siebenbrunneng. 44<br />

A-1050 Wien<br />

Tel: ++43/1/5454580<br />

Fax: ++43/1/5454588<br />

Email: office@greenpeace.at<br />

Homepage: www.greenpeace.at<br />

Bezug:<br />

Der vorliegende Report kann bei Greenpeace<br />

Österreich und Greenpeace Schweiz (Adressen siehe Seite 32) bestellt<br />

oder direkt via Internet heruntergeladen werden.<br />

Cover-Fotos:<br />

Labor: © Thorsten Klapsch / Greenpeace<br />

Rapsfeld: © Bernhard Nimtsch / Greenpeace<br />

Monarch-Falter: © Bernhard Nimtsch / Greenpeace<br />

G E N T E C H N I K<br />

Wissenschaftliche Fallbeispiele<br />

aus Landwirtschaft und<br />

Lebensmittelproduktion<br />

Gedruckt auf 100% Recyclingpapier<br />

Wien, im September 2000


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Vo r w o r t<br />

Die Firma Novartis hat Maispflanzen gentechnisch so manipuliert, dass diese selbst ein Insektengift<br />

produzieren. Damit sollten Maiszünsler-Larven getötet werden, die sich von der Pflanze ernähren.<br />

Florfliegen-Larven wiederum fressen die Maiszünsler-Larven und sind daher in der Landwirtschaft<br />

willkommene Nützlinge. Fressen die Florfliegen-Larven nun Maiszünsler-Larven, die sich von dem<br />

genmanipulierten Mais ernährt haben, so sterben auch sie an Vergiftungserscheinungen. Der Anbau<br />

von genmanipuliertem Mais kann so zum Tod wichtiger Nützlinge führen.<br />

Diese Forschungsergebnisse eines Schweizer Wissenschafter-Teams sind nur ein Beispiel unter vielen,<br />

die aufzeigen, dass der Einsatz von <strong>Gentechnik</strong> in der Landwirtschaft mit Risiken behaftet ist. Es<br />

verwundert daher nicht, dass – trotz massiver Propaganda der <strong>Gentechnik</strong>-Industrie – seit Jahren die<br />

breite Ablehnung der <strong>Gentechnik</strong> in diesem Anwendungsbereich durch die EU-Bürger anhält 1 . Zumal<br />

mit dem verstärkten kommerziellen Einsatz genmanipulierter Lebewesen – etwa in den USA – deutlich<br />

wird, dass die versprochenen Segnungen durch die neue Technologie nicht eintreten.<br />

Nach einer kurzen Einführung finden Sie in diesem Report Informationen über Risiken, die mit der<br />

Freisetzung genmanipulierter Organismen und mit Gentech-Nahrungsmitteln verbunden sind.<br />

Greenpeace hat dafür die interessantesten Fallbeispiele aus Wissenschaft und Forschung zusammengetragen.<br />

Die im Text erwähnten Studien sind jeweils in einer Fußnote zitiert, sodass Sie sich jederzeit<br />

mit Hilfe der Original-Literatur detaillierter informieren können.<br />

Am Ende der Studie finden Sie eine zusammenfassende Analyse. Und sollte Ihnen nach der Lektüre<br />

der Appetit auf <strong>Gentechnik</strong> vergangen sein, dann folgen Sie am besten den Act!-Tips über<br />

<strong>Gentechnik</strong>-freie Ernährung auf Seite 31.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Mag. Thomas Fertl<br />

Greenpeace Österreich<br />

1 Inra (Europa) - Ecosa (2000): Eurobarometer 5<strong>2.</strong>1 - Europeans and Biotechnology. Study on behalf of Directorate-General for Research, Directorate B -<br />

Quality of Life and Management of Living Resources Programme. Managed and organised by Directorate-General for Education and Culture „Citizens’<br />

Centre“ (Public Opinion Analysis Unit). Brüssel, 84 S.<br />

1


Report<br />

I n h a l t s v e r z e i c h n i s<br />

1. Was ist und kann <strong>Gentechnik</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

<strong>2.</strong> <strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Genmanipulation mit überraschenden Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Unsichtbar und dennoch von größter ökologischer<br />

Bedeutung: Mikroorganismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Genmanipulierte Nutzpflanzen: Maßgeschneidert für den Acker? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Wachstumssteigerung um jeden Preis: Genmanipulierte Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

<strong>Gentechnik</strong> und Bio-Landwirtschaft: ein Widerspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Am Ende der Gentech-Nahrungskette steht der Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3. Zusammenfassende Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

4. Act!-Tips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Kaufen Sie <strong>Gentechnik</strong>-freie Lebensmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Werden Sie Gen-Detektiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Unterstützen Sie die Arbeit von Greenpeace . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

2


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

1. Was ist und kann <strong>Gentechnik</strong>?<br />

In der Zeitschrift „Plant Science“ wurde kürzlich berichtet, dass japanische<br />

Wissenschafter ein menschliches Gen in Karotten eingebaut<br />

haben. Dadurch erzeugen die Karotten eine Substanz, die ihnen<br />

Widerstandsfähigkeit gegen eine Pilzerkrankung verleihen soll. 2 Wie ist<br />

das möglich?<br />

Karotten mit menschlichen<br />

Genen – wie geht das?<br />

Zellen sind die kleinsten Bausteine von Lebewesen. In jeder Zelle<br />

befindet sich Erbgut in Form von Desoxyribonucleinsäure (DNS oder<br />

englisch DNA abgekürzt). In der Abfolge der einzelnen Bausteine dieses<br />

strangförmigen Moleküls ist die Erbinformation gespeichert. Die<br />

DNS wird von einer Generation auf die nächste weitergegeben, womit<br />

sichergestellt ist, dass Frösche nur Frösche, Sonnenblumen nur<br />

Sonnenblumen, Menschen nur Menschen usw. hervorbringen.<br />

Die Desoxyribonucleinsäure<br />

(DNS) ist Träger der<br />

Erbinformation<br />

Die DNS beeinflusst die Lebensvorgänge nur indirekt. Dazu werden<br />

basierend auf der Erbinformation sogenannte Proteine (Eiweiße)<br />

gebildet. Jeweils ein Teilabschnitt der DNS, ein sogenanntes Gen, enthält<br />

die Information über ein Protein (Eiweiß). Diese Proteine sind es<br />

letztendlich, die in den Stoffwechsel der Zellen eingreifen und somit<br />

die in der DNS gespeicherte Information umsetzen. Ein Großteil des<br />

Aussehens und der Eigenschaften von Lebewesen geht damit auf die<br />

Gene zurück. Die Vererbungslehre wird auch Genetik genannt.<br />

Die Erbinformation wird in<br />

Eiweiße übersetzt<br />

Unter <strong>Gentechnik</strong> fasst man eine Reihe von Verfahren zur Manipulation<br />

der Erbinformation durch Eingriffe in das Erbmaterial (DNS) zusammen.<br />

Voraussetzung dafür sind molekularbiologische Kenntnisse, die<br />

es erlauben, ein Gen aus der DNS eines Lebewesens auszuschneiden,<br />

in ein anderes zu transportieren und schließlich dort in die DNS wieder<br />

einzubauen. Die „molekularen Scheren“ zum Ausschneiden von<br />

Genen werden Restriktionsenzyme genannt. Sogenannte Vektoren<br />

dienen als Transportvehikel für derart isolierte Gene. Als Vektoren<br />

werden häufig Plasmide verwendet. Das sind ringförmige DNS-Stücke,<br />

die in Bakterien vorkommen. Die fremden, mittels Vektoren in eine<br />

Zelle eingebrachten Gene können schließlich mit Hilfe „molekularer<br />

Kleber“ (sogenannter Ligasen) in die zelleigene DNS eingebaut werden.<br />

Dabei entsteht sogenannte rekombinante DNS. Die anfangs<br />

Mittels <strong>Gentechnik</strong> kann die<br />

Erbinformation verändert<br />

werden<br />

2 M. Takaichi und K. Oeda (2000): Transgenic carrots with enhanced resistance against two major pathogens, Erysipheraclei and Alternaria dauci. Plant Science<br />

153(2):135-144.<br />

3


Report<br />

beschriebene Karotte mit menschlichem Gen wurde so erzeugt.<br />

Derartige Konstruktionen nennt man genmanipulierte Organismen<br />

(GMO). Weitere gebräuchliche Bezeichnungen sind genveränderte<br />

Organismen (GVO) oder transgene Organismen. Während in der Natur<br />

Erbinformation nur zwischen Individuen der selben Art oder nah verwandter<br />

Arten ausgetauscht wird, besteht für die <strong>Gentechnik</strong> diesbezüglich<br />

prinzipiell keine Einschränkung. Gene von Ratten können in<br />

Brokkoli-Pflanzen genauso eingebaut werden wie menschliche Gene in<br />

Schweine.<br />

Mittels gentechnischer Methoden können Ratten-Gene in Brokkoli-Pflanzen<br />

eingebaut werden<br />

Die Gentech-Industrie drängt<br />

mit genmanipulierten<br />

Organismen auf den Markt<br />

Ein weiterer wichtiger Vorgang ist das Klonen von Lebewesen. Dabei<br />

werden „Kopien“ mit exakt gleicher Erbinformation erzeugt (Klone).<br />

Dies funktioniert sowohl mit nicht genmanipulierten, als auch mit genmanipulierten<br />

Organismen.<br />

Seit der Geburtsstunde der <strong>Gentechnik</strong> Anfang der Siebzigerjahre hat<br />

sich diese Wissenschaft im Eiltempo entwickelt. Viele Lebewesen wurden<br />

inzwischen manipuliert, um ihnen neue, wirtschaftlichen Erfolg<br />

versprechende Eigenschaften zu verleihen. Eine Vielzahl genmanipulierter<br />

Organismen wird heute bereits kommerziell eingesetzt. Beispiele<br />

sind genmanipulierte Bakterien zur Erzeugung bestimmter<br />

Stoffe (wie Vitamine) und genmanipulierte Pflanzen mit völlig neuartigen<br />

Eigenschaften wie Widerstandsfähigkeit gegen Pflanzenschutzmittel<br />

oder Insektenfraß.<br />

4


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

<strong>2.</strong> <strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Genmanipulation mit überraschenden Folgen<br />

Genmanipulierte Pflanzen zeigen immer wieder überraschende Eigenschaften.<br />

Zum Beispiel haben Sojabohnen, die mittels <strong>Gentechnik</strong><br />

gegen ein Unkrautvernichtungsmittel widerstandsfähig gemacht wurden,<br />

völlig unerwartet auf Temperaturänderung reagiert: Der Stengel<br />

riss in der Hitze auf. Für betroffene Farmer könnte das Ernteeinbußen<br />

von bis zu 40 Prozent bedeuten. 3 Um Millionen Dollar ging es auch in<br />

Mississippi: Genmanipulierte Baumwollpflanzen auf ca. 1<strong>2.</strong>000 Hektar<br />

Anbaufläche haben die Blüten vor der Erntereife abgeworfen. 4<br />

Gentech-Pflanzen reagieren<br />

häufig anders als erwartet<br />

„Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist der Hauptgrund<br />

dafür, dass die <strong>Gentechnik</strong> die eigenen Versprechen nicht halten kann<br />

und zugleich Gefahren mit sich bringt“, so die britische Biophysikerin<br />

Dr. Mae-Wan Ho. Sie kritisiert damit die mechanistische Annahme,<br />

dass ein Gen für eine Eigenschaft eines Organismus zuständig sei.<br />

Diese Annahme ist in vielerlei Hinsicht falsch. Denn die Funktion von<br />

Genen ist eine komplexe, vernetzte Angelegenheit, bei der eine<br />

Wirkung viele Ursachen hat und Rückkopplungen verschiedener<br />

Prozesse eine große Rolle spielen. Gene „funktionieren“ nicht immer<br />

gleich, sondern reagieren dynamisch auf Umwelteinflüsse. Deshalb<br />

kann bei einer Pflanze, die ein Herbizidresistenz-Gen trägt, plötzlich<br />

Die <strong>Gentechnik</strong> geht von<br />

grundsätzlich falschen<br />

Annahmen aus<br />

3 A. Coghlan (1999): Splitting headache. Monsanto’s modified soya beans are cracking up in the heat. New Scientist, 20. November 1999. Elektronische<br />

Version publiziert im Internet unter: http://www.newscientist.com<br />

4 K. Kleiner (1999): Monsanto´s Cotton gets the Mississippi Blues. New Scientist, 1. November 1999. Elektronische Version publiziert im Internet unter:<br />

http://www.newscientist.com<br />

5


Report<br />

durch Hitzeeinwirkung der Stengel aufreißen. Somit werden Eingriffe in<br />

das Erbgut zu einem unpräzisen Unterfangen mit nicht vorhersagbaren<br />

Folgen. 5<br />

Versuch und Irrtum als<br />

Methode der <strong>Gentechnik</strong>?<br />

Wissenschafter in Neufundland haben versucht, Lachsen ein „Antigefrier-Gen“<br />

eines anderen Fisches einzubauen. Sie wollten die Tiere<br />

gegen die Kälte nordischer Winter widerstandsfähig machen. Die<br />

transgenen Lachse erwiesen sich aber nicht als kälteresistent. Dafür<br />

löste die Genmanipulation bei einem Teil der Fische eine im<br />

Vergleich zu natürlichem Lachs zehnmal höhere Wachstumsrate<br />

a u s . 6 Die überraschenden Folgen gentechnischer Manipulation an<br />

Lebewesen fallen leider nicht immer so „glimpflich“ aus. Wie die folgenden<br />

Beispiele zeigen, sind sie oft mit großen Risiken für Natur und<br />

Mensch verbunden.<br />

5 M.-W. Ho (1999): Genetic Engineering. Dream or Nightmare. Verl. Gateway, Dublin, 385 Seiten.<br />

6 D. MacKenzie (1996): Altered salmon grow by leaps and bounds. New Scientist, January 6:6.<br />

6


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Unsichtbar und dennoch von größter ökologischer<br />

Bedeutung: Mikroorganismen<br />

Mikroorganismen sind Kleinstlebewesen, die zumeist einzellig und nur<br />

unter dem Mikroskop sichtbar sind. Dazu zählen unter anderem<br />

Bakterien und manche Pilze. Im Stoffkreislauf der Natur spielen sie<br />

eine enorme Rolle – etwa für die Fruchtbarkeit von Böden.<br />

Auf Grund ihres relativ einfachen Aufbaus sowie der unkomplizierten<br />

und raschen Vermehrung durch Zellteilung sind sie beliebte<br />

Forschungsobjekte der Genetik. Sie dienen einerseits als ein „Werkzeug“<br />

der Gentechnologie und werden andererseits selbst manipuliert,<br />

um bestimmte Aufgaben zu erfüllen.<br />

Als einfach strukturierte<br />

Lebewesen gehören Mikroorganismen<br />

zu den wichtigsten<br />

Forschungsobjekten der<br />

<strong>Gentechnik</strong><br />

Beispielsweise werden Bakterien zur Herstellung chemischer Stoffe<br />

verwendet. Das Bakterium Klebsiella etwa wurde gentechnisch manipuliert,<br />

um mit möglichst hoher Effizienz aus biologischen Abfällen<br />

durch Vergärung Alkohol zu erzeugen. Damit sollten letztendlich<br />

Pflanzenreste aus der Landwirtschaft zur Treibstoffherstellung genutzt<br />

werden. Ein Forschungsteam ging der Frage nach, welche Auswirkungen<br />

es hat, wenn Produktionsabfälle einer solchen Vergärung als<br />

Dünger auf landwirtschaftliche Nutzflächen ausgebracht werden. Das<br />

unerwartete Versuchsergebnis: Das Einbringen des genmanipulierten<br />

Bakteriums änderte die Zusammensetzung der Bodenlebewesen, und<br />

das Wachstum von Weizenpflanzen wurde bis hin zum Absterben<br />

gehemmt. Interessant ist, dass sich ohne Pflanzenbewuchs keine nachweisbare<br />

Änderung einstellte. Bei einer Versuchsanordnung ohne<br />

Kulturpflanzen wäre man auf diesen Effekt also nicht gestoßen. Die<br />

Wissenschafter leiten aus den Ergebnissen die Notwendigkeit ab, bei<br />

<strong>Risiko</strong>beurteilungen möglichst alle Glieder der Nahrungskette mit einzubeziehen.<br />

Da die Zusammenhänge in Ökosystemen sehr komplex<br />

und großteils unerforscht sind, bleibt die Frage, ob dies praktisch<br />

durchgeführt werden kann. 7<br />

Die Freisetzung eines genmanipulierten<br />

Bakteriums<br />

stört das Bodenökosystem<br />

2,4-D ist ein synthetisches Unkrautbekämpfungsmittel. Weil diese<br />

Chemikalie Boden und Grundwasser langfristig vergiftet, kamen findige<br />

Wissenschafter auf die Idee, das Bakterium Pseudomonas so zu manipulieren,<br />

dass es 2,4-D abbaut. Und das tat es auch. Als Abbauprodukt<br />

Genmanipulierte Bakterien<br />

für den Umweltschutz? Ein zu<br />

kurz gedachter Ansatz!<br />

7 M. T. Holmes, E. R. Ingham, J. D. Doyle und C. W. Hendricks (1998): Effects of Klebsiella planticola SDF20 on soil biota and wheat growth in sandy soil.<br />

Applied Soil Ecology 326:1-1<strong>2.</strong><br />

7


Report<br />

entstand jedoch eine Chemikalie mit Namen 2,4-DCP, die sich für<br />

Bodenpilze als giftig erwies. Binnen kurzer Zeit wurden auf der<br />

Versuchsfläche alle Bodenpilze abgetötet. Ein überraschender Effekt,<br />

der weder bei den natürlichen, nicht manipulierten Bakterien, noch<br />

beim ursprünglich verwendeten Pflanzenschutzmittel auftrat. Der<br />

Einsatz genmanipulierter Organismen als „Umweltschutz“-Technologie<br />

hat sich in diesem Fall also als Bumerang erwiesen. Die einzig nachhaltige<br />

Lösung für dieses Problem liegt im biologischen Landbau, der<br />

ohne synthetische Chemie auskommt und daher auch keine riskante<br />

„Reparatur-Technologie“ braucht. 8<br />

Horizontaler Gentransfer<br />

Unter horizontalem Gentransfer versteht man den Austausch von<br />

Genmaterial zwischen verwandten oder nicht verwandten Individuen<br />

der selben Generation – z. B. zwischen Mikroorganismen untereinander<br />

oder zwischen Mikroorganismen und Pflanzen. Im Gegensatz<br />

dazu steht die Vererbung an Nachkommen durch ungeschlechtliche<br />

Zellteilung oder sexuelle Fortpflanzung.<br />

Durch „Horizontalen<br />

Gentransfer“ können manipulierte<br />

Gene in der freien<br />

Natur rasch und unkontrollierbar<br />

verbreitet werden<br />

Eine wichtige Frage bei der <strong>Risiko</strong>bewertung der Freisetzung gentechnisch<br />

manipulierter Mikroorganismen lautet: Kann die genetische<br />

Information zwischen Individuen der selben Generation ausgetauscht<br />

werden? Forschungen im letzten Jahrzehnt haben gezeigt, dass dies<br />

zwischen Bakterien leichter möglich ist als ursprünglich angenommen.<br />

Dieser „Horizontale Gentransfer“ ist aber auch von Pflanzen auf Pilze<br />

oder Bakterien möglich. 1998 wiesen die deutschen Wissenschafter<br />

Gebhard und Smalla von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und<br />

Forstwirtschaft in Braunschweig in Laborexperimenten nach, dass<br />

Gene manipulierter Zuckerrüben unter bestimmten Umständen vom<br />

Bakterium Acinetobacter aufgenommen werden. Auf diese Weise<br />

beeinflussen genmanipulierte Kulturpflanzen auch die Bodenökosysteme.<br />

Jüngste, noch unveröffentlichte Forschungsergebnisse aus<br />

Deutschland haben gezeigt, dass eine Übertragung von Genen manipulierter<br />

Rapspflanzen auf Bakterien und Pilze im Darm von Bienen<br />

stattfindet. Mittels „Horizontalem Gentransfer“ können sich manipu-<br />

8 J. D. Doyle, G. Stotzky, G. McClung und C. W. Hendricks (1995): Effects of Genetically Engineered Microorganisms on Microbial Populations and Processes<br />

in Natural Habitats. Advances in applied Microbiology 40:237-287.<br />

8


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

lierte Gene in der freien Natur rasch und unkontrolliert ausbreiten –<br />

mit unabsehbaren Folgen.<br />

9, 10, 11, 12<br />

Genmanipulierte Nutzpflanzen:<br />

Maßgeschneidert für den A c k e r ?<br />

Die gentechnische Veränderung von Kulturpflanzen zum Zwecke der<br />

Lebensmittelerzeugung ist ein in der Öffentlichkeit heiß diskutiertes<br />

Thema. Das Ziel der Manipulation kann die Veränderung pflanzeneigener<br />

Speicherstoffe (z. B. bei der Kartoffel) oder pflanzlicher<br />

Entwicklungsprozesse (wie bei der „Anti-Matsch“-Tomate) sein. Am<br />

häufigsten hat sie jedoch Herbizidresistenz, Insektenresistenz oder<br />

Resistenzen gegen Krankheitserreger zum Ziel. Soja, Raps, Mais,<br />

Kartoffeln und Baumwolle gehören zu den derzeit bedeutendsten<br />

Beispielen genmanipulierter Kulturpflanzen.<br />

Die <strong>Gentechnik</strong> sieht sich als<br />

die moderne Form der<br />

Pflanzenzucht<br />

Herbizid- und Insektenresistenz<br />

Ist eine Pflanze gegenüber einem bestimmten Umwelteinfluss resistent,<br />

so bedeutet dies, dass sie dagegen widerstandsfähig ist und durch<br />

dessen Einwirken keinen oder kaum Schaden erleidet. Im Fall der<br />

Herbizidresistenz sind die Pflanzen widerstandsfähig gegen ein<br />

Unkrautvernichtungsmittel (obwohl sie es aufnehmen).<br />

Insektenresistente Pflanzen produzieren selbst ein Gift, das ihre<br />

Fraßfeinde tötet.<br />

Eine genmanipulierte Soja-Pflanze der Firma Monsanto (RRS) beispielsweise<br />

ist herbizidresistent. Im Gegensatz zu den „Unkräutern“<br />

verträgt sie die Behandlung mit dem Unkrautvernichtungsmittel<br />

„Roundup-Ready“ (Glyphosat), das Monsanto im Kombi-Paket mit der<br />

Pflanze liefert. Es handelt sich dabei um ein Totalherbizid, das alle<br />

Pflanzen auf dem Acker abtötet – außer die kultivierten Gentech-<br />

Herbizidresistenz ermöglicht<br />

den Einsatz allesvernichtender<br />

Totalherbizide<br />

09 R. V. Miller (1998): Bacterial Gene Swapping in Nature. Scientific American, January.<br />

10 F. Gebhard und K. Smalla: Transformation of Acinetobacter sp. Strain BD413 by Transgenic Sugar Beet DNA. Applied and Environmental Microbiology<br />

64(4):1550-1554.<br />

11 T. Hoffmann, C. Golz und O. Schieder (1994): Foreign DNA sequences are received by a wild-type strain of Aspergillus niger after co-culture with transgenic<br />

higher plants. Current Genetics 27:70-76.<br />

12 Presseaussendung von Pressetext-Austria „Horizontaler Gentransfer zwischen Biene und Gen-Pflanzen. Mikroorganismen im Verdauungstrakt von Insekten<br />

nehmen Erbgut von Gen-Pflanzen auf“ vom 26. Mai. 2000. Publiziert im Internet unter: http://www.pressetext.at<br />

9


Report<br />

Pflanze selbst. Das mag auf den ersten Blick von Vorteil sein, stellt<br />

jedoch ein großes Naturschutzproblem dar. Viele der Ackerunkräuter<br />

sind bereits heute in ihrem Bestand gefährdet und der Einsatz von<br />

Totalherbiziden könnte sie zum Aussterben bringen. In der Folge sind<br />

auch jene Tiere betroffen, die an diese Ackerunkräuter gebunden sind.<br />

Amerikanische Insektenforscher sind im Rahmen von Untersuchungen<br />

über die Wanderungen des Monarchfalters auf dieses Problem gestoßen.<br />

Die Forscher befürchten, dass durch den Anbau genmanipulierter,<br />

herbizidresistenter Pflanzen die Monarchfalter gefährdet werden.<br />

Millionen von Monarchfaltern wandern jedes Jahr zwischen ihrem Winterquartier<br />

in Zentralmexiko und dem Sommerquartier in Südkanada und den<br />

USA (ca. <strong>2.</strong>500 Kilometer). Der Anbau herbizidresistenter Kulturpflanzen<br />

könnte die Nahrungsquelle der Larven gefährden.<br />

Denn der Einsatz von Totalherbiziden könnte die Seidenpflanze stark<br />

dezimieren, die als „Unkraut“ vorkommt und von welchen sich die<br />

Raupen des Monarchfalters hauptsächlich ernähren.<br />

13, 14<br />

Durch Auskreuzung können<br />

genmanipulierte<br />

Eigenschaften auf verwandte<br />

Wildarten übertragen werden<br />

Eine weitere Gefahr genmanipulierter Pflanzen liegt in der Möglichkeit,<br />

dass sie sich mit verwandten wilden Arten kreuzen. Verschiedene<br />

Untersuchungen haben diese Möglichkeit etwa für genmanipulierten<br />

Raps (Brassica napus)nachgewiesen, der sich beispielsweise mit wil-<br />

13 L. I. Wassenaar und K. A. Hobson (1998): Natal origins of migratory monarch butterflies at wintering colonies in Mexico: New isotopic evidence. Proceedings<br />

of the National Academy of Sciences of the USA 95(26):15436-15439<br />

14 C. Holden [Hrsg.] (1999): Monarchs and their Roots. Science 283:171.<br />

10


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

dem Kohl (Brassica rapa)oder Hederich (Raphanus raphanistrum) kreuzen<br />

kann.<br />

15, 16, 17<br />

In einer Studie dänischer Wissenschafter wurde mittels Versuchen<br />

nachgewiesen, dass die durch Kreuzung von herbizidresistentem Raps<br />

mit Wild-Kohl entstandenen „Hybride“ fruchtbar sind und sich mit<br />

dem natürlichen Wildkohl „rückkreuzen“ lassen. Nach nur zwei<br />

Rückkreuzungsversuchen mit dem Wild-Kohl waren 40 Prozent der<br />

Nachkommen ebenfalls herbizidresistent. Die Autoren folgern, dass<br />

„diese Ergebnisse darauf hinweisen, dass eine schnelle Ausbreitung<br />

manipulierter Gene von Gentech-Raps auf den verwandten Wild-Kohl<br />

möglich ist“. 18 So könnten beispielsweise „Superunkräuter“ entstehen,<br />

denen auch Totalherbizide nichts anhaben können. Das würde den<br />

Gedanken von herbizidresistenten Pflanzen ad absurdum führen.<br />

Die Annahme, dass sich Hybride (Kreuzungen) in der freien Natur nicht<br />

behaupten könnten, ist leider nicht stichhaltig. Untersuchungen mit<br />

Hybriden von Raps und Senf (Hirschfeldia incana) haben gezeigt, dass<br />

diese unter bestimmten Umweltbedingungen sogar konkurrenzfähiger<br />

sind als die Senf-Mutterpflanzen. 19 Neben Raps wurde die Möglichkeit<br />

der Auskreuzung auch für eine Reihe weiterer Kulturpflanzen – wie z.<br />

B. Zuckerrüben und Reis – auf verwandte Wild-Arten nachgewiesen. 20<br />

Auskreuzung ist besonders problematisch, wenn genmanipulierte<br />

Formen von Pflanzen in jenen Gebieten angebaut werden, wo sich die<br />

ursprüngliche Art im Rahmen der Evolution entwickelt hat (Entwicklungszentren).<br />

Denn dort wachsen in freier Natur viele nah verwandte<br />

Arten, die mögliche Auskreuzungs-Partner darstellen. Dies gilt z. B. für<br />

den Anbau von Raps in Europa und im Mittelmeerraum, Mais in Mexiko<br />

oder Reis in Asien. Wenn das eingebaute Gen den Wild-Pflanzen einen<br />

Konkurrenz-Vorteil verschafft (etwa durch erhöhte Widerstandsfähigkeit<br />

gegen Schädlinge oder Krankheiten), dann ist es auch wahrscheinlich,<br />

dass sich diese Pflanzen in der freien Natur durchsetzen<br />

können. Die Folgen davon kann niemand abschätzen.<br />

15 R. B. Jörgensen und B. Andersen (1994): Spontaneous Hybridization between Oilseed Rape (Brassica napus) and weedy B. campestris (Brassicaceae): A risk<br />

of growing genetically modified Oilseed Rape. American Journal of Botany 81(12):1620-1626.<br />

16 A.-M. Chevre, F. Eber, A. Baranger und M. Renard (1997): Gene flow from transgenic crops. Nature 389:924.<br />

17 S. Frello, K. R. Hansen, J. Jensen, R. B. Jörgensen (1995): Inheritance of rapeseed (Brassica napus)-specific RAPS markers and a transgenic in the cross B. juncea<br />

x (B. juncea x B. napus). Theoretical and applied Genetics 91:236-241.<br />

18 T. R. Mikkelsen, B. Andersen und R. Bagger Jörgensen (1996): The risk of crop transgene spread. Nature 380:31.<br />

19 Lefol E., V. Danielou, H. Darmency, F. Boucher, J. Maillet und M. Renard (803) Gene dispersal from transgenic crops. I. Growth of interspecific hybrids between<br />

oilseed rape and the wild hoary mustard. Journal of applied Ecology 33:803-808.<br />

20 British Crop Protection Council [Hrsg.] (1999): Gene Flow and Agriculture: Relevance for Transgenic Crops. Proceedings of a symposium held at the University<br />

of Keele, Staffordshire 12 - 14 April 1999. BCPC symposium proceedings Nr. 72, Verl. BCPC Publ., Farnham, Surrey, 286 Seiten.<br />

11


Report<br />

Intensiver Einsatz von Giften<br />

fördert die Bildung von<br />

Resistenzen bei den betroffenen<br />

Lebewesen<br />

Herbizidresistenz kann aber nicht nur durch Auskreuzung entstehen,<br />

sondern auch durch natürliche Anpassungserscheinungen: Durch<br />

massiven Einsatz eines Giftes entsteht ein enormer Selektionsdruck<br />

auf die betroffenen Organismen. Individuen, die Abwehrmechanismen<br />

entwickeln, pflanzen sich schneller fort als andere und so entwickeln<br />

sich über kurz oder lang widerstandsfähige Populationen.<br />

1997 wurde erstmals berichtet, dass in Australien ein Weidelgras<br />

(Lolium rigidum)gegen das Unkrautvernichtungsmittel „Roundup-<br />

Ready“ resistent wurde. Ebenfalls 1997 tauchte eine resistente Form<br />

des Gänsegrases (Eleusina indica)<br />

Malaysien auf. Und in den USA<br />

entwickeln offenbar Amaranth-Pflanzen derzeit gesteigerte Toleranz<br />

gegen Roundup-Ready. Roundup-Ready ist ein Totalherbizid, das<br />

die Firma Monsanto mit ihren herbizidresistenten Pflanzen liefert.<br />

Der großflächige Anbau dieser Pflanzen fördert somit die<br />

Resistenzbildung bei Unkräutern.<br />

21, 22, 23<br />

Grundsätzlich können die gleichen Mechanismen bei virusresistenten<br />

Pflanzen 24 zur Bildung von Infektionserregern und bei Insektizid-produzierende<br />

Pflanzen zur Bildung von Insekten beitragen, welche die<br />

Abwehrmechanismen durchbrechen (siehe Seite 20).<br />

Pflanzen, die selbst ein<br />

Insektengift produzieren,<br />

töten nicht nur die Ziel-<br />

Organismen<br />

Die Idee scheint auf den ersten Blick einleuchtend: Pflanzen produzieren<br />

selbst ein Gift, das sie davor bewahrt, von Insekten aufgefressen zu<br />

werden. Doch so einfach ist die Sache nicht, denn das Gift tötet nicht<br />

nur die Schädlinge (Zielorganismen), sondern kann auch Nicht-<br />

Zielorganismen (darunter wertvolle Nützlinge) töten und damit das<br />

ökologische Gleichgewicht in der freien Natur stören.<br />

Das Gift von Bt-Pflanzen kann auch im Pollen produziert werden.<br />

Amerikanische Untersuchungen zeigen, dass durch den Wind verbreiteter<br />

Pollen von Bt-Pflanzen die Larven des Monarch-Falters schädigen<br />

kann. In Laborexperimenten wurden die Larven des Falters auf<br />

Seidenpflanzen aufgezogen, die mit Pollen von genmanipulierten Bt-<br />

Pflanzen bestäubt waren. Nach vier Tagen lebte von diesen Tieren beinahe<br />

nur mehr die Hälfte (56 Prozent), während auf den mit Nicht-Bt-<br />

Pollen verunreinigten Pflanzen alle Tiere überlebten. Weiters führte<br />

21 S. B. Powles und D. F. Lorraine-Colwill, J. J. Dellow, C. Preston (1998): Evolved resistance to glyphosate in rigid ryegrass. Weed Science 46:604-607.<br />

22 B. Hartzler (1998): Are Roundup Ready weeds in your future? Proceedings 18th Annual Crop Pest Management Short Course 18:12-19. Univ. Minnesota, St.<br />

Paul, MN..<br />

23 J. Doll (1999): Glyphosate Resistance in Another Plant. Wisconsin Crop Manager 171-172<br />

24 C. Eckelhamp, M. Jäger und B. Weber (1997): <strong>Risiko</strong>überlegungen zu transgenen virusresistenten Pflanzen. Studie des Öko-Institut Freiburg im Auftrag des<br />

Umweltbundesamtes, Berlin, 282 Seiten.<br />

12


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Bt-Pflanzen<br />

Sogenannten „Bt-Pflanzen“ wurde ein Gen des Bodenbakteriums<br />

Bacillus thuringiensis (Bt) eingebaut. Dadurch produzieren sie ein<br />

Gift, das Insekten tötet, wenn sie die Pflanze fressen.<br />

Derartige Sorten sind unter anderem von Mais, Kartoffel und<br />

Baumwolle erhältlich<br />

der Bt-Pollen dazu, dass die Larven weniger fraßen und daher langsamer<br />

wuchsen. Seidenpflanzen sind die wichtigsten Futterpflanzen der<br />

Monarch-Larven. Da diese Pflanzen vor allem in und am Rand von<br />

Äckern vorkommen und viele Bt-Pflanzen zu jener Zeit blühen, zu der<br />

auch die Monarch-Larven schlüpfen, besteht für die Monarch-Larven<br />

ein erhöhtes <strong>Risiko</strong> durch die Bt-Pflanzen zu sterben. Ähnliche<br />

Untersuchungen an der Iowa State-Universität deuten darauf hin, dass<br />

die im Bereich von Bt-Pflanzen real auftretenden Pollen-Ablagerungen<br />

tatsächlich ausreichen, um Larven des Monarchfalters zu töten. Für den<br />

Großteil der Schmetterlings-Arten liegen keine vergleichbaren Untersuchungen<br />

vor.<br />

25, 26<br />

Und was passiert, wenn sich Insekten von Insekten ernähren, die Bt-<br />

Pflanzen fressen? Angelika Hilbeck und Forschungskollegen von der<br />

Schweizer Eidgenössischen Forschungsanstalt für Agrarökologie und<br />

Landbau haben dazu folgenden Laborversuch durchgeführt:<br />

Maiszünsler-Larven wurden mit Maispflanzen gefüttert – und zwar einmal<br />

mit gentechnisch manipuliertem Bt-Mais und einmal mit natürlichem,<br />

nicht manipuliertem Mais. Diese Insekten wurden dann an<br />

Florfliegen-Larven verfüttert. Jene Florfliegen, die mit Insekten von Bt-<br />

Mais gefüttert wurden, starben mit doppelter Häufigkeit verglichen mit<br />

jenen, die Maiszünsler von natürlichen Pflanzen fraßen. Zwei<br />

Folgestudien haben bestätigt, dass Bt-Pflanzen über die Nahrungs-<br />

Insektengift-produzierende<br />

kette Nützlinge töten können.<br />

27, 28, 29<br />

Pflanzen gefährden wichtige<br />

Nützlinge<br />

25 L. Hansen (1999): Non-target effects of Bt-corn pollen on the Monarch butterfly (Lepidoptera: Danaidae). Poster. Veröffentlicht im Internet unter<br />

http://www.ent.iastate.edu<br />

26 J. E. Losey, L. S. Rayor, M. E. Carter (1999): Transgenic Pollen harms monarch larvae. Nature 399:214.<br />

27 A. Hilbeck, M. Baumgartner, P. M. Fried und F. Biegler (1998): Effects of transgenic Bacillus thuringiensis corn-fed prey on mortality and development time<br />

of immature Chrysoperla carnea. Environmental Entomology 27(2) :480-487.<br />

28 A. Hilbeck, W. J. Moar, M. Pusztai-Carey, A. Filippini und F. Bigler (1998): Toxicity of Bacillus thuringiensis CrylAb Toxin to the Predator Chrysoperla carnea<br />

(Neuroptera: Chrysopidae). Environmental Entomology 27(4):1255-1263<br />

29 A. Hilbeck, W. J. Moar, M. Pusztai-Carey, A. Filippini und F. Bigler (1999): Prey-mediated effects of Cry1Ab toxin and protoxin and Cry2A protoxin on the predator<br />

Chrysoperla carnea. Entomologia Experimentalis et Applicata 91: 305 – 316.<br />

13


Report<br />

Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass das Bt-Gift von Gentech-<br />

Maispflanzen auch über die Wurzeln in den Boden abgegeben wird.<br />

„Wir haben keine Hinweise darauf, wie Bodenlebewesen dadurch<br />

beeinflusst werden“, so die Wissenschafter. 30<br />

Mögliches Opfer von Gentech-Pflanzen: die nützliche Florfliege<br />

Negative Auswirkungen auf Nützlinge wurden auch bei genmanipulierten<br />

Kartoffeln festgestellt. Es handelte sich dabei um bisher am Markt<br />

nicht erhältliche, im Versuchsstadium befindliche Kartoffeln, welchen<br />

ein Gen des Schneeglöckchens eingepflanzt wurde, das sie gegen<br />

Insektenfraß schützen sollte. Wurden Läuse, die sich von diesen<br />

Pflanzen ernährten, an Marienkäfer verfüttert, so verschlechterte sich<br />

dadurch die Fruchtbarkeit, die Lebensfähigkeit der Eier und die<br />

Lebensdauer der Marienkäfer. 31<br />

Florfliegen und Marienkäfer gehören zu den wichtigsten Nützlingen in<br />

der biologischen Schädlingsbekämpfung, da deren Larven Blattläuse<br />

und andere Schädlinge mit großem Appetit fressen ohne selbst<br />

Schaden anzurichten. Über den beschriebenen Mechanismus können<br />

Insektengift-produzierende Pflanzen diese Nützlinge töten und somit<br />

die biologische Schädlingsbekämpfung schwächen.<br />

Über ein weiteres, mit Bt-Pflanzen verbundenes Problem lesen Sie im<br />

Kapitel über Biolandwirtschaft ab Seite 19.<br />

30 D. Saxena, S. Flores und G. Stotzky (1999): Insecticidal toxin in root execudates from Bt corn. Nature 402:480.<br />

31 A. N. E. Birch, I. E. Geoghegan, M. E. N. Majerus, J. W. McNicol, C. A. Hackett, A. M. R. Gatehouse und J. A. Gatehouse (1999): Tri-trophic interactions involving<br />

pest aphids, predatory 2-spot ladybirds and transgenic potatoes expressing snowdrop lectin for aphid resistance. Molecular Breeding 5:75-83.<br />

14


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Von Seiten der Gentech-Industrie wurde immer wieder versucht, herbizid-<br />

und insektenresistente Pflanzen als „ökologisch“ zu verkaufen.<br />

Damit würde, so die Argumentation, der Einsatz an umweltschädlichen<br />

Chemikalien reduziert.<br />

Erste Erfahrungen aus<br />

Amerika widerlegen die<br />

Versprechen der Gentech-<br />

Industrie<br />

Doch vor dem geschilderten Hintergrund wird klar, dass diese<br />

Argumentation nicht haltbar ist. Denn wenn Unkräuter resistent werden<br />

und Nützlinge sterben, dann wird man immer mehr und immer<br />

neue Chemikalien benötigen, um dieses System aufrechtzuerhalten –<br />

eine endlose Giftspirale.<br />

Der „World Wide Fund for Nature“ (WWF) Kanada ging in einer Studie<br />

der Frage nach, ob der Anbau gentechnisch manipulierter Pflanzen zu<br />

einer Verringerung des Pestizid-Einsatzes führt. Eine Auswertung der<br />

in den Jahren 1997 und 1998 gesammelten Erfahrungen zeigt, dass dies<br />

nicht der Fall ist. Ein Detail aus der Studie: In der Praxis ist es häufig<br />

so, dass – gerade weil die kultivierte Pflanze widerstandsfähig ist –<br />

häufiger Chemikalien eingesetzt werden. 32<br />

Der amerikanische Wissenschafter C. Benbrook sieht die Situation ähnlich.<br />

Benbrook war jahrelang als landwirtschaftlicher Berater des amerikanischen<br />

Präsidenten und des Repräsentantenhauses sowie als<br />

Mitarbeiter der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften tätig. In<br />

einer Studie hat Benbrook Daten über den Anbau genmanipulierter<br />

Soja im Jahre 1998 ausgewertet. Farmer die gentechnisch manipulierte<br />

Soja-Bohnen angebaut hatten, brauchten zwei- bis fünfmal mal mehr<br />

Herbizide (gemessen in Gewicht/Fläche) als Farmer, die konventionelle<br />

Unkrautvernichtungsmethoden anwenden. Farmer, die beim<br />

Pflanzenschutz nicht nur auf Chemie, sondern auch auf andere<br />

Kulturmaßnahmen setzen, brauchen oft nur ein Zehntel dieser Menge.<br />

Ein Grund dafür liegt in der Tatsache, dass das Herbizid Roundup-<br />

Ready nur Pflanzen im Wachstumsstadium abtötet. Da sich aber nicht<br />

alle Unkräuter zum selben Zeitpunkt in dieser Phase befinden, wird<br />

ein mehrfacher Gifteinsatz notwendig. Ein anderer Grund liegt in der<br />

Bildung toleranter Unkräuter, wie sie weiter oben im Text beschrieben<br />

wurde. Die Studie von Benbrook brachte ebenfalls zu Tage, dass der<br />

erzielte Ertrag bei Gen-Soja durchschnittlich geringer ist als bei konventioneller<br />

Soja. In Summe kostet der Anbau genmanipulierte Soja<br />

32 World Wide Fund for Nature Canada (2000): Do Genetically Engineered (GE) Crops reduce Pesticides? The Emerging Evidence says not likely. Toronto, 14<br />

S. Publiziert im Internet unter: http://www.wwf.ca<br />

15


Report<br />

den Farmern bis zu 50 Prozent mehr als bei herkömmlichen<br />

Kultursorten. Wenn also die Rede davon ist, dass herbizidresistente<br />

Pflanzen weniger Unkrautvernichtungsmittel erfordern, dann fragt<br />

Benbrook: „Weniger im Vergleich zu was? Wenn es darum geht den<br />

Herbizid-Einsatz zu reduzieren, dann gibt es sicher bessere und billigere<br />

Alternativen das zu tun.“<br />

33, 34, 35<br />

33 C. Benbrook (1999): World Food System Challenges and Opportunities: GMOs, Biodiversity, and Lessons from America´s Heartland. Paper presented Jannury<br />

27, 1999 as a part of the University of Illinois World Food and Sustainable Agriculture Program. Publiziert im Internet unter: http://www.biotech-info.net.<br />

34 C. Benbrook (1999): Evidence of the Magnitude and Consequences of the Roundup Ready Soybean Drag from University-Based Varietal Trials in 1998. Ag<br />

BioTech InfoNet Technical Paper Number 1 (July 13). 28 Seiten. Veröffentlicht im Internet unter: http://www.biotech-info.net<br />

35 P. Montague (1999): Sustainability and AG Biotech. Rachel´s Environmental & Health Weekly Nr. 686, Electronic Edition. Veröffentlicht im Internet unter:<br />

http://www.rachel.org<br />

16


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Wachstumssteigerung um jeden Preis:<br />

Genmanipulierte Ti e r e<br />

Seit Jahrzehnten wird versucht, durch Genmanipulation die tierische<br />

Produktion zu steigern. Im Unterschied zu den Kulturpflanzen stehen<br />

hier nicht Resistenzen im Vordergrund, sondern das Ziel, mit möglichst<br />

wenig Futter möglichst viel Fleisch zu produzieren.<br />

Genmanipulierte Tiere als<br />

Fortsetzung der Massentierhaltung<br />

Bereits Ende der Achzigerjahre wurde versucht, das Wachstum von<br />

Nutztieren durch den Einbau von Hormon-Genen zu beschleunigen.<br />

Hormone sind chemische Botenstoffe, die über den Blutkreislauf im<br />

Körper verteilt werden und so in den Stoffwechsel eingreifen. Viele<br />

dieser Versuche verliefen problematisch, da Hormone und Wachstum<br />

sehr komplex zusammenspielen und diese Vorgänge bis heute nur<br />

wenig verstanden sind. Beispielsweise wurden Schafen Gene für ein<br />

Wachstumshormon eingebaut. Das Hormon wurde zwar in einigen der<br />

Schafe tatsächlich erzeugt, das Wachstum stieg dadurch aber nicht an.<br />

Dafür litten die Tiere an Diabetes und starben früh. Bei einem Tier<br />

wurde die Geschlechtsreife unterdrückt. 36<br />

Eingriffe in das<br />

Hormonsystem von Tieren<br />

verursachen Krankheit und<br />

Leid<br />

Vergleichbare Versuche mit Schweinen brachten ähnliche Ergebnisse.<br />

Die Schweine zeigten zwar den gewünschten Wachstumseffekt, litten<br />

aber an unzähligen Krankheiten: Magengeschwüre, Gelenksentzün-<br />

36 C. E. Rexroad, K. Mayo, D. J. Bolt, T. H. Elasser, K. F. Miller, R. R. Behringer, R. D. Palmiter und R. L. Brinster (1991): Transferrin- and Albumin-Directed<br />

Expression of Growth-Related Peptides in Transgenic Sheep. Journal of Animal Science 69:2995-3004.<br />

17


Report<br />

dungen, entzündliche Hautreaktionen, Herzvergrößerung und Nierenerkrankung.<br />

37<br />

Trotz dieser negativen Erfahrungen mit Eingriffen in das Hormonsystem<br />

wurde 1994 in den USA als erstes Gentech-Produkt im Lebensmittelbereich<br />

das sogenannte BST (Rindersomatropin), ein Rinder-Wachstumshormon,<br />

zugelassen. Es handelt sich dabei um ein mittels genmanipulierter<br />

Bakterien erzeugtes Hormon, das Kühen injiziert wird, damit<br />

sie mehr Milch geben. Ganz abgesehen von der Fragwürdigkeit solcher<br />

Maßnahmen angesichts landwirtschaftlicher Überproduktion ist dies für<br />

Tier und Mensch riskant. Es hat sich gezeigt, dass die Tiere vermehrt an<br />

Euterentzündung leiden. Der Konsum der Milch durch den Menschen,<br />

wird mit erhöhtem <strong>Risiko</strong> an Brust- oder Prostata-Krebs zu erkranken in<br />

Verbindung gebracht. In der Europäischen Union wurde daher die<br />

Anwendung des Hormons verboten.<br />

38, 39, 40, 41, 42, 43<br />

Die Freisetzung<br />

genmanipulierter Fische<br />

bedroht Populationen natürlicher<br />

Gewässer<br />

Als erste gentechnisch manipulierte Tiere könnten Fische in Kürze für<br />

den kommerziellen Einsatz zugelassen werden. Hauptziel der<br />

Manipulation ist es auch hier, durch Einpflanzung fremder Gene das<br />

Wachstum bei gleichzeitig möglichst wenig Nahrungsbedarf zu<br />

beschleunigen. Die amerikanische „A/F Protein Inc.“ bietet beispielsweise<br />

Lachse mit dem Handelsnamen „AquAdvantage Bred Salmon“<br />

an, die vier- bis sechsmal schneller wachsen als natürliche Lachse. 44<br />

Wenn es nach der Gentech-Industrie geht, dann kommen Lachse,<br />

Karpfen und Forellen in Zukunft genmanipuliert auf den Tisch.<br />

Was passiert, wenn solche Fische in die freie Natur gelangen? Forscher<br />

aus den USA haben diese Fragestellung mittels Computermodell<br />

untersucht und festgestellt, dass unter bestimmten Voraussetzungen<br />

schon wenige genmanipulierte Fische die natürlichen Fisch-Bestände<br />

ausrotten können. 45<br />

37 V. G. Pursel, C. A. Pinkert, K. F. Miller, D. J. Bolt, R. C. Campbell, R. D. Palmiter, R. L. Brinster, R. E. Hammer (1989): Genetic Engineering of Livestock. Science<br />

June 6:1281-1288.<br />

38 P. Montague (1998): Breast Cancer, rGBH and Milk. Rachel´s Environmental & Health Weekly Nr. 598, Electronic Edition. Veröffentlicht im Internet unter:<br />

http://www.rachel.org<br />

39 Scientific Committee on Animal Health and Animal Welfare (1999): Report on Animal Welfare Aspects of the Use of Bovine Somatrophin. Bericht an den Rat<br />

der Europäischen Union, 10. März 1999, 91 Seiten. Veröffentlicht im Internet unter: http://europa.eu.int.<br />

40 D. S. Kronfeld (1991): Safety of Bovine Growth Hormone. Science 251:256.<br />

41 J. M. Chan, M. J. Stampfer, E. Giobannucci, P. H. Gann, J. Ma, P. Wilkinson, C. H. Hennekens, M. Pollak (1998): Plasma Insulin-Like Growth Factor-I and Prostate<br />

Cancer Risk: A Prospective Study. Science 279:563-566<br />

42 S. E. Hankinson (1998): Circulating concentrations of insulin-like growth factor I and risk of breast cancer. The Lancet 351(9113):1393-1396.<br />

43 T. B. Mepham, P. N. Schofiled, W. Zumkeller, A. M. Coterill (1994): Safety of milk from cows treated with bovine somatotropin. The Lancet 344:1445-1446.<br />

44 Firmeninformationen, veröffentlicht im Internet unter: http://webhoast.avint.net/afprotein<br />

45 W. M. Muir und R. D. Howard (1999): Possible ecological risks of transgenes effect mating success: Sexual selection and the Trojan gene hypothesis.<br />

Proceedings of the National Academy of Sciences of America 96(24):13853-13856<br />

18


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Erfahrungen mit der Freisetzung ortsfremder Fische zeigen, dass die<br />

Ergebnisse durchaus realistisch sind. In den Sechzigerjahren wurde<br />

beispielsweise der Nilbarsch in den afrikanischen Victoriasee eingesetzt.<br />

25 Jahre nach dem Einsetzen des ersten Nilbarsches waren<br />

bereits 70 Prozent der heimischen Fischarten ausgerottet und die<br />

Größe der natürlichen Fischgemeinschaften stark reduziert. 46<br />

Wenn genmanipulierte Fische in die freie Natur gelangen und sich<br />

gegen die natürlich vorkommenden Fische durchsetzen, dann könnte<br />

dies ähnliche Katastrophen auslösen.<br />

<strong>Gentechnik</strong> und Bio-Landwirtschaft:<br />

ein Wi d e r s p r u c h<br />

„Wir brauchen und wollen keine <strong>Gentechnik</strong>“ lautet die Devise von<br />

Biobauern auf der ganzen Welt. Der größte österreichische Biobauern-<br />

Verband „Ernte für das Leben“ hat schon vor Jahren <strong>Gentechnik</strong>-<br />

Freiheit in seine Produktionsrichtlinien aufgenommen. Mittlerweile ist<br />

durch EU-Recht vorgeschrieben, dass Bio-Produkte <strong>Gentechnik</strong>-frei<br />

sein müssen. Doch die Biobauern leben nicht in einer isolierten<br />

Umwelt. Der verstärkte Einsatz von <strong>Gentechnik</strong> in der Landwirtschaft<br />

gefährdet den biologischen Landbau durch verschiedene Wechselwirkungen.<br />

Die biologische<br />

Landwirtschaft kommt ohne<br />

<strong>Gentechnik</strong> aus<br />

Nützlinge wie der Marienkäfer sind wichtige „Mitarbeiter“ in der biologischen<br />

Schädlingsbekämpfung<br />

46 Kegel B. (1999): Die Ameise als Tramp - Von biologischen Invasionen. Verl. Ammann, Zürich, 416 Seiten.<br />

19


Report<br />

Pollenflug von benachbarten<br />

Gentech-Äckern verunreinigt<br />

die Ernte der Biobauern<br />

Wind oder Insekten können den Pollen von genmanipulierten Pflanzen<br />

verbreiten. Werden dadurch natürliche, nicht genmanipulierte Pflanzen<br />

bestäubt, dann enthält auch diese Ernte die manipulierten Gene.<br />

In Windrichtung sinkt die Pollenkonzentration von 100 Prozent beim<br />

Acker auf etwa 2 Prozent in 60 Meter, 1 Prozent in 200 Meter und 0,5<br />

Prozent in 500 Meter. Unter bestimmten Bedingungen kann fruchtbarer<br />

Mais-Pollen bis zu 180 Kilometer weit verweht werden. 47 Eine Studie<br />

des Ökologie-Instituts Freiburg hat gezeigt, dass unter realen<br />

Bedingungen die transgene Erbinformation durch Pollenflug von genmanipuliertem<br />

Mais auf Pflanzen eines Nachbarfeldes übertragen werden<br />

kann. 48 Der Pollen von Gentech-Raps kann durch den Wind über<br />

mindestens 2,5 km verbreitet werden. 49<br />

Negative Auswirkungen von<br />

Gentech-Pflanzen auf<br />

Nützlinge schaden der biologischen<br />

Landwirtschaft<br />

Der Pflanzenschutz im biologischen Landbau erfolgt durch eine<br />

Kombination mehrerer Maßnahmen. Eine davon ist die Förderung von<br />

nutzbringenden Insekten, die Schädlinge fressen. Wie weiter oben im<br />

Text gezeigt wurde, können durch den Anbau Insektengift-produzierender<br />

Gentech-Pflanzen Nützlinge geschädigt werden (siehe Seite<br />

13). Damit wird die biologische Schädlingsbekämpfung geschwächt.<br />

Großflächiger Anbau von Bt-<br />

Pflanzen könnte den Bio-<br />

Landbau um sein wichtigtes<br />

Pflanzenschutzmittel bringen<br />

Der Anbau von Bt-Pflanzen birgt noch ein weiteres <strong>Risiko</strong> für Biobauern<br />

in sich. Denn Bacillus thuringiensis-Präparate werden seit Jahren erfolgreich<br />

in der biologischen Landwirtschaft als natürliches Pflanzenschutzmittel<br />

verwendet. Wird dieses Gift vermehrt eingesetzt, so steigt<br />

dadurch der „Selektionsdruck“ auf die betroffenen Insekten. Das bedeutet,<br />

dass sich mit höherer Wahrscheinlichkeit Individuen bilden,<br />

die gegen das Gift immun sind.<br />

Die Wirkung von konventionellen Bt-Präparaten unterscheidet sich in<br />

vielerlei Hinsicht von jener der Bt-Pflanzen. In der Natur treten eine<br />

Vielzahl verschiedener Variationen des Giftes auf, weshalb sich<br />

Insekten nicht so leicht anpassen können. Die Gentech-Pflanzen dagegen<br />

produzieren nur eine Art des Giftes. Und Bt-Präparate werden in<br />

der biologischen Landwirtschaft sehr selektiv eingesetzt, das heißt nur<br />

zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, wo es die Situation erfordert. Die<br />

47 J. Emberlin (2000): Wind Pollination. In: GM on Trial – Scientific evidence presented in the defence of 28 Greenpeace volunteers on trial for their non-violent<br />

removal of GM maize crops (Hrsg: Greenpeace), London, S. 5-1<strong>2.</strong><br />

48 Freiburger Institut für Umweltchemie (1998): Untersuchung zur Ausbreitung einer gentechnisch veränderten Maissorte (BT 176) auf Nachbarfelder bei<br />

Riegel. FIUC-Bericht Nr. 98-16, Freiburg.<br />

49 A. M. Timmons, Y. M. Charters, J. W. Crawford, D. Burn, S. E. Scott, S. J. Dubbels, N. J. Wilson, A. Robertson, E. T. O´Brian, G. R. Squire, M. J. Wilkinson (1996):<br />

Risks from transgenic crops. Nature 380:487.<br />

20


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Bt-Pflanzen bilden im Gegensatz dazu in der ganzen Pflanze große<br />

Mengen des Giftes - und zwar immer und überall.<br />

50, 51<br />

Der vermehrte Einsatz von Bt-Pflanzen könnte Insekten daher widerstandsfähig<br />

gegen dieses Mittel machen und damit die biologische<br />

Landwirtschaft um ein wichtiges Pflanzenschutzmittel bringen.<br />

Wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre zeigen, dass dies<br />

schneller möglich ist, als ursprünglich angenommen. In 10 Jahren, bei<br />

manchen Insektenarten bereits innerhalb weniger Jahre, könnte Bt-<br />

Resistenz bereits zum Problem werden. Die aktuelle Diskussion über<br />

„Resistenz-Management-Pläne“ in den USA bestätigt diese Befürchtungen.<br />

52, 53, 54, 55<br />

Am Ende der Gentech-Nahrungskette<br />

steht der Mensch<br />

Über verschiedene Wege landen die Produkte der <strong>Gentechnik</strong> auf<br />

unserem Tisch. Entweder direkt im Fall von genmanipulierten<br />

Tomaten oder Öl aus genmanipuliertem Raps. Oder indirekt als Fleisch<br />

von Tieren, die mit genmanipulierten Sojabohnen gefüttert wurden.<br />

Und auch weniger offensichtliche Wege führen vom Acker auf das<br />

Frühstücksbrot: Englische Wissenschafter haben in Versuchen nachgewiesen,<br />

dass genmanipuliertes Eiweiß aus dem Pollen von Gentech-<br />

Pflanzen mehrere Wochen in Bienen-Honig stabil erhalten bleiben<br />

kann. 56<br />

Gentechnisch manipulierte<br />

Lebewesen auf dem Weg in<br />

die Küche<br />

Mit Fütterungsversuchen an Mäusen haben deutsche Wissenschafter<br />

nachgewiesen, dass fremde Erbsubstanz (DNS) nicht im Magen zerstört,<br />

sondern über den Darm in den Körper aufgenommen werden<br />

kann. Sie haben Viren-DNS an Mäuse verfüttert und jene in der Folge<br />

in Blutzellen, der Milz und der Leber gefunden. Nach der Verfütterung<br />

Über den Darm kann fremde<br />

Erbsubstanz in den Körper<br />

aufgenommen werden<br />

50 Tapesser B. (1997): The differenes between conventional Bacillus thuringiensis strains and transgenic insect resistant plants. Possible reasons for rapid resistance<br />

Development and susceptibility of non-target organisms. Prepared for the third meeting of the open-ended Working Group on Biosafety, Okt 13-17,<br />

1997, Montreal. Gutachten des Ökologie-Instituts Freiburg, 5 Seiten.<br />

51 Villinger M. (1999): Effekte transgener insektenresistenter Bt-Kulturpflanzen auf Nicht-Zielorganismen am Beispiel der Schmetterlinge. Studie, herausgegeben<br />

vom WWF Schweiz, Zürich, 51 Seiten.<br />

52 Y.-B. Liu, B. E. Tabashnik, T. J. Dennehy, A. L. Patin, A. C. Bartlett (1999): Development time and resistance to Bt crops. Nature 400:519.<br />

53 F. Huang, L. L. Buschman, R. A. Higgins, W. H. McGaughey (1999): Inheritance of Resistance to Bacillus thuringiensis Toxin (Dipel ES) in the European Corn<br />

Borer. Science 284:965-967.<br />

54 F. Gould, A. Anderson, A. Jones, D. Sumerford, D. G. Heckel, J. Lopez, S. Micinski, R. Leonard und M. Laster (1997): Initial frequencies of alleles for resistance<br />

to Bacillus thuringiensis toxins in field populations of Heliothis virescens. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 94:3519-3523.<br />

55 B. E. Tabashnik, Y.-B. Liu, N. Finson, L. Masson und D. Heckel (1997): One gene in diamondback moth confers resistance to four Bacillus thuringiensis toxins.<br />

Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 94:1640-1644.<br />

56 C. Eady, D. Twell und K. Lindsey (1994): Pollen viability and transgene expression following storage in honey. Transgenic Research 4:226-231.<br />

21


Report<br />

an trächtige Mäuse wurde die Fremd-DNS auch in Föten und<br />

Neugeborenen gefunden. Auf diese Weise kann über Lebensmittel<br />

gentechnisch manipulierte DNS aufgenommen werden – die Folgen<br />

sind unbekannt.<br />

57, 58<br />

Genmanipulation birgt die<br />

Gefahr ansteigender<br />

Lebensmittel-Allergien in sich<br />

Gene werden von Lebewesen in Proteine (Eiweiß) übersetzt. Und<br />

Lebensmittel-Allergien beruhen auf einer Überempfindlichkeit<br />

gegenüber Proteinen. Es besteht die Gefahr, dass mit der Anzahl neuer<br />

Proteine in Lebensmitteln auch die Häufigkeit von Nahrungsmittel-<br />

Allergien ansteigt. Wissenschafter aus den USA lieferten neuen<br />

Diskussionsstoff, als sie ihre diesbezüglichen Analysen mit genmanipulierten<br />

Soja-Bohnen veröffentlichten. Um den Nährstoffgehalt der<br />

Sojabohnen zu erhöhen, wurden den Pflanzen Gene der brasilianischen<br />

Paranuss eingebaut. Es hat sich gezeigt, dass Menschen, die auf<br />

die Paranuß allergisch reagieren, auch auf Gentech-Soja allergisch sind.<br />

Dies konnte nur festgestellt werden, da die Paranuss bereits als<br />

Allergieauslöser bekannt war. Einen eindeutigen Test für neue<br />

Allergene gibt es nämlich nicht. Die <strong>Gentechnik</strong> könnte somit unkontrollierbar<br />

allergieauslösende Lebensmittel auf den Markt bringen –<br />

ein groß angelegter Versuch am Konsumenten.<br />

59, 60, 61<br />

Antibiotika-Resistenz als Marker-Gene<br />

Einige der derzeit für den Markt zugelassenen Gentech-Pflanzen enthalten<br />

Gene, die ihnen Resistenz gegen Antibiotika verleihen. Der Bt-<br />

Mais der Firma Novartis kann beispielsweise die Wirkung des<br />

Antibiotika Ampicillin und einiger Penicilline inaktivieren. Die Gene<br />

dienen nur als sogenannte „Marker-Gene“, sind also ein „Werkzeug“<br />

der <strong>Gentechnik</strong>. Sie haben in der Pflanze letztendlich keine Funktion<br />

mehr und wären durch andere Methoden ersetzbar.<br />

57 W. Doerfler und R. Schubbert (1998): Uptake of foreign DNA from the environment: The gastrointestinal tract and the placenta as portals of entry. Wiener<br />

Klinische Wochenschrift, The Middle European Journal of Medicine 110(2):40-44.<br />

58 R. Schubbert, D. Renz, B. Schmitz und W. Doerfler (1997): Foreign (M13) DNA ingested by mice reaches peripheral leukocytes, spleen, and liver via the<br />

intestinal wall mucosa and can be covalently linked to mouse DNA. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 94:961-966.<br />

59 Nestle M. (1996): Allergies to Transgenic Foods. Questions of Policy. The New England Journal of Medicine 334(11):726-728.<br />

60 J. A. Nordlee, S. L. Taylor, J. A. Townsend, L. A. Thomas und R. K. Bush (1996): Identification of a Brazil-Nut Allergen in Transgenic Soyabeans. The New<br />

England Journal of Medicine 334(11):688-68<strong>2.</strong><br />

61 B. Weber (1998): Gesundheitliche Risiken gentechnisch veränderter Lebensmittel, insbesondere Allergierisiken transgener Pflanzen. Soziale Medizin Nr.<br />

3:38-14<br />

22


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

1928 entdeckte Arthur Fleming das Antibiotikum Penicillin. Seither<br />

haben sich Antibiotika als wichtige und teilweise einzige Medikamente<br />

gegen Krankheiten wie Hirnhautentzündung, Tuberkulose und Lungenentzündung<br />

bewährt. Seit geraumer Zeit wird jedoch ein Ansteigen<br />

resistenter Krankheitserreger verzeichnet. Dies kommt einem medizinischen<br />

Albtraum gleich: Wie vor der Entdeckung von Penicillin könnten<br />

dadurch kleine Verletzungen zu schweren Krankheiten führen. 62<br />

Antibiotika-Marker-Gene verstärken<br />

die Bildung antibiotikaresistenter<br />

Krankheitserreger<br />

Die breite Anwendung von Gentech-Pflanzen mit Antibiotikaresistenz-<br />

Genen könnte die Bildung antibiotikaresistenter Krankheitserreger<br />

wesentlich verstärken. Bakterien können im Darm von Tieren (zum<br />

Beispiel von Gentech-Futtermittel) oder Menschen (etwa von Gentech-Tomaten)<br />

Antibiotika-Resistenzgene aufnehmen und dadurch<br />

selbst resistent werden. Dies ist ein Problem der Human- und Tiermedizin<br />

gleichermaßen.<br />

63, 64<br />

Prof. P. Courvalin beschäftigt sich am „Nationalen Zentrum für Widerstandsmechanismen<br />

gegen Antibiotika“ des Pasteur-Instituts in Paris<br />

mit Fragen der Antibiotika-Resistenz. Courvalin ist der Meinung, dass<br />

gentechnisch veränderte Organismen das Problem der Antibiotika-<br />

Resistenz verstärken können. Er stellt die rhetorische Frage: „Ist es<br />

angebracht, in den transgenen Pflanzen Gene verbleiben zu lassen, die<br />

für sie nutzlos sind und zur Resistenz beitragen gegen größere Antibiotikaklassen?<br />

Ist all dies angebracht, wo doch seit über zwanzig Jahren<br />

keine einzige neue Antibiotikaklasse in der klinischen Medizin eingeführt<br />

wurde?“ 65<br />

Am „Rowett Research Institute“ im schottischen Aberdeen wird seit<br />

Jahren an gentechnisch manipulierten Kartoffeln geforscht. Ziel ist es,<br />

Kartoffel-Pflanzen so zu manipulieren, dass sie ein Gift gegen<br />

Schädlinge produzieren, vom Menschen aber gefahrlos gegessen werden<br />

können. Dazu wurden den Pflanzen Gene des Schneeglöckchen<br />

eingebaut. In der Folge produzieren die Pflanzen ein Eiweiß aus der<br />

Gruppe der Lektine, das für Insekten giftig ist.<br />

Der „Fall Pusztai“ – Vom<br />

Umgang mit <strong>Gentechnik</strong>kritischen<br />

Forschungsergebnissen<br />

62 S. B. Levy (1998): The Challenge of Antibiotic Resistance. Scientific American March:32-39.<br />

63 C. Eckelkamp, M. Jäger und B. Weber (1997): Antibiotikaresistenzgene in transgenen Pflanzen, insbesondere Ampicillin-Resistenz in Bt-Mais. Studie des<br />

Ökologie-Institut Freiburg im Auftrag von Greenpeace, Freiburg.<br />

64 A. Baier und B. Tappeser (1999): Therapeutische Relevanz von Antibiotika in Zusammenhang mit der Nutzung von Antibiotikaresistenzgenen in transgenen<br />

Pflanzen. Kurzgutachten des Ökologie-Instituts Freiburg im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums, Freiburg. Publiziert im Internet unter:<br />

http://www.oeko.de/deutsch/gentech/gentech.htm<br />

65 P. Courvalin (1998): Plantes transgéniques et antibiotiques. La Recherche 309:36-40.<br />

23


Report<br />

Dr. Pusztai, ein erfahrener und international anerkannter Lektin-<br />

Experte des Instituts, sollte in Versuchen die gesundheitlichen Auswirkungen<br />

der genmanipulierten Kartoffeln testen. Dazu wurden über<br />

10 Tage Mäuse mit folgenden drei Nahrungstypen gefüttert: Erstens<br />

mit natürlichen Kartoffeln, zweitens mit genmanipulierten Lektin-<br />

Kartoffeln und drittens mit natürlichen Kartoffeln vermischt mit Lektin,<br />

das separat hergestellt wurde.<br />

Der „Fall Pusztai“ begann damit,<br />

dass Kartoffeln ein Gen<br />

des Schneeglöckchens eingebaut<br />

wurde ...<br />

Pusztai stellte bei einigen Versuchstieren Veränderungen fest: Es<br />

waren dies ein verringertes Gewicht verschiedener Organe sowie<br />

Veränderungen im Immunsystem. Diese Effekte traten nur bei jenen<br />

Tieren auf, die mit Lektin-Kartoffeln gefüttert wurden. Sowohl die<br />

Versuchstiere, die natürliche Kartoffeln, als auch jene, die natürliche<br />

Kartoffeln gemischt mit Lektin fraßen, zeigten keine derartigen<br />

Veränderungen. Pusztai schloß daraus, dass diese Effekte nicht auf das<br />

Lektin an sich zurückzuführen sind, sondern mit dem gentechnischen<br />

Verfahren in Zusammenhang stehen. Seiner Meinung nach sind die<br />

gängigen Verfahren zur Prüfung gentechnisch manipulierter<br />

Lebensmittel nicht ausreichend, um solche Risiken zu erkennen. 66<br />

Die Präsentation seiner Zwischenergebnisse im August 1998 schlug ein<br />

wie eine Bombe. Pusztai wurde binnen zweier Tage vom Dienst suspendiert,<br />

weil er angeblich irreführende Schlüsse aus seinen<br />

Ergebnissen gezogen hat. Nach langem hin und her wurden die Daten<br />

Ende 1999 in der Zeitschrift „The Lancet“ doch noch publiziert. 67 Der<br />

Streit um die Bedeutung der Resultate hält bis heute unvermindert an.<br />

Die <strong>Risiko</strong>beurteilung für<br />

Gentech-Lebensmittel ist<br />

unzureichend<br />

Zwei Erkenntnisse lassen sich aus dem „Fall Pusztai“ aber mit<br />

Sicherheit ableiten: Erstens scheinen die Ergebnisse von großer<br />

Bedeutung zu sein, denn sonst wäre der Druck auf Pusztai und das<br />

Rowett Research Institute nicht so groß. Immerhin wurde die wissenschaftliche<br />

Reputation von Dr. Pusztai nach 35 Jahren Arbeit binnen<br />

zweier Tage ruiniert. Dr. Hoppichler von der Bundesanstalt für<br />

Bergbauernfragen in Wien hat sich gemeinsam mit Kollegen aus aller<br />

Welt hinter Pusztai gestellt und ein entsprechendes Memorandum<br />

unterzeichnet. „Für mich ist es nicht akzeptabel, dass ein angesehenes<br />

66 Bundesverband Verbraucher Initiative (1999): Streitfall Lektin-Kartoffeln. Sicherheitsüberprüfung in der Diskussion. Dossier zum Fall Pusztai publiziert im<br />

Internet unter http://www.transgen.de<br />

67 S. W. B. Ewen und A. Pusztai (1999): Effects of diets containing genetically modified potatoes expressing Galanthus nivalis lectin on rat small intenstine. The<br />

Lancet 354:1353-1354.<br />

24


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Mitglied der wissenschaftlichen Gemeinschaft suspendiert wird, weil<br />

seine Forschungsergebnisse nicht zum ökonomischen Mainstream und<br />

den Interessen der EU-Politik passen“, so Hoppichler über seine Beweggründe.<br />

68<br />

Zweitens sind die Ergebnisse von großer Bedeutung für die <strong>Risiko</strong>abschätzung<br />

gentechnisch manipulierter Lebensmittel. Denn in der<br />

staatlichen <strong>Risiko</strong>beurteilung steht die Frage im Vordergrund, ob sich<br />

das Gentech-Produkt substanziell vom natürlichen Produkt unterscheidet.<br />

Was „substanziell unterschiedlich“ bzw. „substanziell gleich“<br />

bedeutet ist nicht klar definiert. Selbstverständlich sind genmanipulierte<br />

Pflanzen anders beschaffen als natürliche. Die Gentech-<br />

Sojapflanze der Firma Monsanto wäre sonst wohl kaum herbizidresistent<br />

und als neuartiges Lebewesen patentierbar. Dennoch wurde im<br />

Zulassungsverfahren entschieden, dass sich die Gentech-Sojabohne<br />

substanziell nicht von der natürlichen Soja-Bohne unterscheidet. Und<br />

zwar weil für die einzelnen Veränderungen isoliert betrachtet keine<br />

negativen Auswirkungen erwartet wurden. Pusztai hat in seinem Versuch<br />

gezeigt, dass genau dieser Ansatz falsch ist. Er ist in seinem<br />

Versuch davon ausgegangen, dass die verschiedenen Nahrungstypen<br />

„substanziell gleich“ sind. Doch obwohl das Lektin alleine keinen<br />

Effekt hervorgerufen hat, wirkte sich das Lektin-Gen in der transgenen<br />

Kartoffel negativ aus. Aus diesem Grund ist der Ansatz der „Substanziellen<br />

Äquivalenz“ für die <strong>Risiko</strong>beurteilung von Gentech-Lebensmittel<br />

völlig unzureichend. 69, 70 25<br />

68 J. Hoppichler (1998): What we may learn from the genetically engineered lectin-potato and the suspension of Dr. Pusztai. Kommentar vom 10. September<br />

1998, publiziert im Internet unter: http://plab.ku.dk/tcbh/hoppichlercommentpusztai.html.<br />

69 B. Tappeser (1999): Human and animal health impacts of transgenic crops. The results of feeding experiments with transgenic potatoes. Consequences for<br />

the Biosafety Protocol. To the participants of the Sixth Open-ended Ad Hoc Working Group on Biosafety negotiating the final wording of an internationally<br />

binding Biosafety Protocol under the Convention on Biological Diversity taking place in Cartagena, Colombia, 15.-19.<strong>2.</strong>1999. Stellungnahme des Ökologie-<br />

Institut Freiburg.<br />

70 Millstone E., E. Brunner und S. Mayer (1999): Beyond `substantial equivalence. Showing that a genetically modified food is chemically similar to its natural<br />

counterpart is not adequate evidence that it is safe for human consumption. Nature 401:525-526.


Report<br />

3. Zusammenfassende A n a l y s e<br />

<strong>Gentechnik</strong> in Landwirtschaft<br />

und Lebensmittelproduktion<br />

birgt eine Vielzahl von<br />

Risiken in sich<br />

Der vorliegende Report zeigt anhand von Fallbeispielen aus Wissenschaft<br />

und Forschung, dass der Einsatz von <strong>Gentechnik</strong> in Landwirtschaft<br />

und Lebensmittelproduktion mit einer Reihe von Gefahren<br />

verbunden ist:<br />

• Genmanipulierte Organismen zeigen in der freien Natur häufig völlig<br />

unerwartete Eigenschaften<br />

• Gentech-Mikroorganismen können Bodenökosysteme massiv stören<br />

• Durch „Horizontalen Gentransfer“ können manipulierte Gene in der<br />

freien Natur unkontrolliert verbreitet werden<br />

• Herbizidresistente Gentech-Pflanzen ermöglichen den Einsatz<br />

allesvernichtender Totalherbizide. Das gefährdet bestimmte Pflanzenarten<br />

sowie von den Pflanzen abhängige Tiere (z. B. Insekten,<br />

Vögel, etc.) in ihrem Bestand. Weiters wird dadurch die Bildung<br />

resistenter Superunkräuter gefördert.<br />

• Insektengift-produzierende Gentech-Pflanzen können auch Nicht-<br />

Ziel-Organismen und Nützlinge schädigen<br />

• Durch Auskreuzung können Gene und damit Eigenschaften von<br />

Gentech-Kulturpflanzen auf nah verwandte Wildarten übertragen<br />

w e r d e n<br />

• Genmanipulation an Tieren verursacht Krankheit und Leid<br />

• Die Freisetzung genmanipulierter Tiere (wie Fische) stellt für die<br />

natürlichen Lebensgemeinschaften eine Bedrohung dar<br />

• Die Nutzung der <strong>Gentechnik</strong> in der Landwirtschaft gefährdet über<br />

verschiedene Wechselwirkungen den ökologischen Landbau<br />

• Genmanipulierte Lebensmittel stellen eine neue Form der Nahrung<br />

dar, die mit unabsehbaren Risiken – etwa neuen Allergien – verbunden<br />

ist.<br />

Atomtechnologie, synthetische<br />

Chemie und <strong>Gentechnik</strong><br />

sind „harte“ Technologien<br />

<strong>Gentechnik</strong> ist nicht per se gut oder schlecht. Zweifelsohne handelt es<br />

sich aber um eine harte Technologie. Eine sanfte Technologie ist fehlertolerant,<br />

wieder rückgängig machbar, dezentral, öffentlich zugängig,<br />

lokal orientiert und lokal kontrollierbar. <strong>Gentechnik</strong> ist eine harte<br />

Technologie: Kleine Fehler können zu Katastrophen führen, die<br />

Wirkung ist unabsehbar und nicht wieder rückgängig zu machen, und<br />

sie ist von den großen Gentech-Konzernen in fester Hand.<br />

26


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

Mit dem Eingriff in das Erbgut werden Lebewesen geschaffen, die in<br />

der Natur keinen angestammten Platz haben. Im Laufe der Evolution<br />

entstehen Arten innerhalb extrem langer Zeiträume und immer in<br />

Interaktion mit der Umwelt. Die <strong>Gentechnik</strong> umgeht diese Mechanismen<br />

und schafft von heute auf morgen völlig neuartige Lebewesen.<br />

Ähnlich schwerwiegende Eingriffe in die Natur stellen die synthetische<br />

Chemie und die Atomtechnologie dar. Und die negativen Folgen dieser<br />

Technologien sind mittlerweile leider hinlänglich bekannt.<br />

Das Zahlenspiel mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung kann nicht beruhigen.<br />

Denn auch wenn manche potentiellen Gefahren gentechnisch<br />

veränderter Organismen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit eintreffen:<br />

Durch die wachsende Anzahl zugelassener Gentech-Lebewesen<br />

und deren vermehrter Einsatz ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis<br />

der „größte anzunehmende Unfall“ (GAU) eintritt.<br />

Der gentechnische „GAU“ ist<br />

nur eine Frage der Zeit ...<br />

Politik und Industrie versprechen daher, dass genmanipulierte<br />

Lebewesen nur dann erlaubt werden, wenn sie „für Mensch und Natur<br />

ungefährlich“ sind. Doch wie wird das beurteilt? Die Ökosysteme sind<br />

bis heute nur wenig verstanden. Wie Boden, Wiesen oder Wälder<br />

„funktionieren“ ist großteils unbekannt. Ähnliches gilt für die menschliche<br />

Gesundheit – etwa das Immun- oder Hormonsystem. Daher ist es<br />

praktisch unmöglich die Gefahr abzuschätzen, die von genmanipulierten<br />

Lebewesen für Mensch und Natur ausgehen. Und wer bestätigt die<br />

Sicherheit? Die überforderten Beamten in Brüssel und die nationalen<br />

Ministerien können das nicht leisten. Es sind die Antragsteller selbst,<br />

die die Studien durchführen bzw. in Auftrag geben!<br />

Die Auswirkungen der<br />

<strong>Gentechnik</strong> auf die Natur<br />

können nur grob untersucht<br />

werden<br />

27


Report<br />

Eine Analyse der Untersuchungen zu den Auswirkungen von Insektengift-produzierenden<br />

Pflanzen auf Nützlinge hat gezeigt, dass die Untersuchungen<br />

teilweise nicht einmal vom methodischen Ansatz her geeignet<br />

sind, die bekannten Gefahren zu untersuchen. 71 Wie sonst ist es erklärbar,<br />

dass Österreich ein Importverbot für den genmanipulierten Bt-<br />

Mais mit Antibiotikaresistenz-Genen verhängt hat? Dies obwohl der<br />

Mais zuvor im Rahmen der <strong>Risiko</strong>beurteilungsverfahren nach europäischem<br />

Recht geprüft, für sicher befunden und daher zugelassen<br />

wurde. 72<br />

Die Lösung im Umgang mit<br />

der <strong>Gentechnik</strong> liegt im<br />

Vorsorgeprinzip<br />

Die Naturwissenschaften sind weder heute, noch werden sie in Zukunft<br />

im Stande sein, mit Sicherheit ein Gentech-Produkt als „sicher“ oder<br />

„gefährlich“ zu beurteilen. Es ist Aufgabe der Politik mit dieser Unsicherheit<br />

umzugehen. Das kann aber nicht bedeuten, dass man etwas<br />

als ungefährlich erklärt, wenn die Gefahr wissenschaftlich noch nicht<br />

bekannt, nachweisbar oder abschätzbar ist. Denn so wird Unwissenheit<br />

zum Garant für Sicherheit erklärt. Die Lösung liegt im Vorsorgeprinzip,<br />

das im Zweifelsfall für die Natur spricht. Eher unterlassen als riskieren,<br />

besser zuwarten als blind lospreschen lautet die Devise.<br />

Bauern brauchen keine<br />

<strong>Gentechnik</strong> und die<br />

Konsumenten wollen sie nicht<br />

Für <strong>Gentechnik</strong> in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion ist<br />

das Vorsorgeprinzip besonders leicht zu realisieren. Denn es ist nicht<br />

nur sicher, dass die <strong>Gentechnik</strong> in diesem Bereich ein <strong>Risiko</strong> in sich<br />

birgt. Es ist auch sicher, dass die Bauern die <strong>Gentechnik</strong> nicht brauchen<br />

und die Konsumenten keine Gentech-Lebensmittel wollen. Das<br />

hat das <strong>Gentechnik</strong>-Volksbegehren in Österreich eindeutig gezeigt.<br />

Warum dennoch versucht wird, die Bevölkerung mittels Zwangsernährung<br />

von Gentech-Lebenmittel zu überzeugen, bleibt unverständlich.<br />

Es muss wohl am Einfluss der wenigen großen Chemie-,<br />

Agrar- und Lebensmittelkonzerne liegen, denn sie sind es, die vorrangig<br />

davon profitieren.<br />

Für die Bauern bedeutet <strong>Gentechnik</strong>, ein Stück Freiheit aufzugeben.<br />

Sie werden zu Leibeigenen der Gentech-Multis. Ihnen wird in Knebelverträgen<br />

genauestens vorgeschrieben, was sie dürfen und was sie vor<br />

allem nicht dürfen. Zu letzterem gehört zum Beispiel die Saatgut-<br />

71 A. Hilbeck, M. S. Meier und A. Raps (2000): Review on Nont-Target Organisms and Bt-Plants. Studie der Ecostrat GmbH. (Ecological Technology Asessment<br />

& Environmental Consulting) im Auftrag von Greenpeace. Amsterdam, 80 Seiten.<br />

72 Bundesministerium für Gensundheit und Konsumentenschutz (1997): Gründe für die österreichische Entscheidung, den Gebrauch und Verkauf von gentechnisch<br />

veränderten Maislinien, notifiziert von CIBA-GEIGY in Übereinstimmung mit der Richtlinie 90/220/EWG und zugelassen von Frankreich am 5. <strong>2.</strong><br />

1997 zu verbieten. Skriptum, Wien, 9 Seiten.<br />

28


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

gewinnung aus der Ernte. Sie müssen jedes Jahr das Saatgut und die<br />

zugehörigen Chemikalien neu kaufen, ansonsten drohen deftige<br />

Strafen. Die Entwicklung des Terminatorgens geht ebenfalls in diese<br />

Richtung. Durch diese Genmanipulation wird erreicht, dass die Samen<br />

genmanipulierter Pflanzen nicht mehr keimfähig sind.<br />

Um <strong>Gentechnik</strong> dennoch zu rechtfertigen, werden letztendlich immer<br />

wieder die Argumente „Arbeitsplätze“ und „Ernährung der Entwicklungsländer“<br />

angeführt. Aber Arbeitsplätze bieten auch die alternativen,<br />

umweltfreundlichen Technologie-Sparten. Und zwar im<br />

Gegensatz zur <strong>Gentechnik</strong> nicht risikobehaftet und dafür nachhaltig.<br />

Eine Studie des Europäischen Zentrums für Wirtschaftsforschung und<br />

Strategieberatung „prognos“ stellte fest, dass die Umstellung auf ökologische<br />

Landwirtschaft in Summe positive Effekte auf die Beschäftigungsbilanz<br />

hätte. 73<br />

Die Scheinargumente von<br />

„Arbeitsplätzen“ und „Ernährung<br />

der Entwicklungsländer“<br />

greifen nicht<br />

Und die Hungersnöte in den Entwicklungsländern kann <strong>Gentechnik</strong><br />

leider nicht lösen. Denn es handelt sich dabei vor allem um ein Verteilungs-<br />

und nicht ein Produktionsproblem.<br />

Nach jahrelangem Ignorieren sind Politik und Industrie mittlerweile<br />

zumindest in der EU gezwungen, die ablehnende Haltung der Bevölkerung<br />

gegen <strong>Gentechnik</strong> in der Landwirtschaft ernst zu nehmen.<br />

Händler listen Gentech-Nahrung aus, mehrere Länder verbieten einzelne<br />

Gentech-Pflanzen und die Kennzeichnungs-Pflicht für Gentech-<br />

Lebensmittel soll verschärft werden. Die kritische Haltung ist auch<br />

schon von Europa auf die USA und Asien übergeschwappt. Selbst das<br />

„Wall Street Journal“ riet 1999 von Investitionen in den Gentech-Sektor<br />

ab. Doch der Kampf ist noch lange nicht gewonnen. Für die Gentech-<br />

Multis bedeutet dies alles nur, dass sie mit noch mehr Druck ihre<br />

Produkte am Markt durchsetzen müssen.<br />

73 Scheelhasse J. und K. Haker (1999): Mehr Arbeitsplätze durch ökologisches Wirtschaften? – Eine Untersuchung für Deutschland, die Schweiz und Österreich.<br />

Studie des Europäischen Zentrums für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung „Prognos“ im Auftrag von Greenpeace, Köln, 294 Seiten.<br />

29


Report<br />

Greenpeace setzt sich weltweit<br />

für <strong>Gentechnik</strong>-freie<br />

Landwirtschaft und<br />

Lebensmittel ein<br />

Gemeinsam mit lokal ansässigen Bauern protestiert Greenpeace gegen illegalen<br />

Anbau von Gentech-Raps<br />

Greenpeace kämpft daher weltweit für ...<br />

• Eine <strong>Gentechnik</strong>-freie Landwirtschaft<br />

• Die Förderung der Biologischen Landwirtschaft<br />

• Die Anwendung des Vorsorgeprinzips im Umgang mit der <strong>Gentechnik</strong><br />

• <strong>Gentechnik</strong>-freie Zonen (z. B. Österreich, Schweiz, Toskana etc.)<br />

• Keine Zwangsernährung mit Gentech-Lebensmittel. Nicht die Gentech-Konzerne,<br />

sondern die Kunden sollten entscheiden, was auf<br />

den Tisch kommt.<br />

30


<strong>Risiko</strong> <strong>Gentechnik</strong><br />

4. A c t ! - Ti p s<br />

Ob sich der Einsatz der <strong>Gentechnik</strong> in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion durchsetzen wird,<br />

hängt wesentlich davon ab, ob die Konsumenten diese Produkte kaufen. Hier finden Sie drei A c t !-<br />

Tips, wie Sie sich vor Gentech-Lebensmitteln schützen können.<br />

Kaufen Sie <strong>Gentechnik</strong>-freie Lebensmittel<br />

• Kaufen Sie Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft. Denn biologische Lebensmittel müssen<br />

auch <strong>Gentechnik</strong>-frei sein! Darüberhinaus vermeiden sie mit Bio-Lebensmitteln eine Reihe<br />

weiterer Umweltprobleme, da im biologischen Landbau weder chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel<br />

(Pestizide), noch Kunst-Dünger eingesetzt werden. Die Tierhaltung muss artgerecht<br />

erfolgen, und es ist nur eine eingeschränkte Anzahl von Zusatzstoffen zulässig. Da die Begriffe<br />

rechtlich geschützt sind, muss überall „bio“ drinnen sein, wo „aus biologischem Anbau“, „aus biologischem<br />

Landbau“ oder „aus biologischer Landwirtschaft“ auf der Verpackung steht. Statt „biologisch“<br />

können auch die Worte „organisch-biologisch“, „biologisch-dynamisch“ oder „ökologisch“<br />

verwendet werden.<br />

• Auch auf die Aufschrift „<strong>Gentechnik</strong>-frei erzeugt“ können sie sich verlassen. Denn<br />

dieser Begriff ist im Österreichischen Lebensmittelcodex klar definiert und darf nur<br />

in diesem Sinne verwendet werden. Am weitesten verbreitet ist das Gütesiegel der<br />

„ARGE für <strong>Gentechnik</strong>-frei erzeugte Lebensmittel“ (siehe Abbildung), das kontrolliert<br />

<strong>Gentechnik</strong>-freie Qualität garantiert. Weitere Informationen finden Sie im<br />

Internet unter www.gentechnikfrei.at.<br />

• Kaufen Sie keinesfalls Produkte mit der Aufschrift „hergestellt aus genetisch verändertem ...“.<br />

Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Produkte mit gentechnisch veränderten Bestandteilen<br />

nach EU-Recht nur dann gekennzeichnet werden müssen, wenn die Veränderung im<br />

Endprodukt nachweisbar ist. Dies ist häufig nicht der Fall! Vorsicht ist daher insbesonders bei Ölen<br />

und Fetten aus Soja, Raps oder Mais angebracht, die nicht als „Biologisch“ oder „<strong>Gentechnik</strong>-frei“<br />

gekennzeichnet sind. Da in der österreichischen und schweizer Landwirtschaft bis heute keine<br />

genmanipulierten Pflanzen angebaut werden dürfen, kann man bei Produkten aus ausschließlich<br />

inländischem Anbau davon ausgehen, dass Sie <strong>Gentechnik</strong>-frei sind.<br />

31


Report<br />

Werden Sie Gen-Detektiv<br />

Fast alle Supermarktketten Österreichs haben versprochen, keine Gentech-Produkte zu verkaufen.<br />

Um dies zu kontrollieren hat Greenpeace die „Gendetektive“ ins Leben gerufen. Diese melden an<br />

Greenpeace, wenn sie genmanipulierte Produkte beim Einkaufen entdecken. Greenpeace verschickt<br />

daraufhin an alle Detektive eine Warnung und fordert den Produzenten bzw. Händler auf, das Produkt<br />

aus dem Programm zu nehmen. Auch Sie können Gendetektiv werden! Nähere Informationen dazu<br />

finden Sie auf der Greenpeace-Homepage unter www.greenpeace.at/gen-detektive<br />

Unterstützen Sie die Arbeit von Greenpeace<br />

Greenpeace setzt sich weltweit gegen die Risiken der <strong>Gentechnik</strong> und für eine nachhaltige und<br />

gesunde Lebensmittelproduktion ein. Sie können diese Arbeit als Förderer unterstützen. Nähere<br />

Informationen erhalten Sie bei:<br />

Greenpeace Österreich<br />

Siebenbrunneng. 44<br />

A-1050 Wien<br />

Tel: 0043/1/5454580<br />

Fax: 0043/1/5454588<br />

Email: office@greenpeace.at<br />

Homepage: www.greenpeace.at<br />

Greenpeace Schweiz<br />

Postfach<br />

Heinrichtstr. 147<br />

CH-8031 Zürich<br />

Tel: 0041/1/447 41 41<br />

Fax: 0041/1/447 41 99<br />

E-mail: gp@greenpeace.ch<br />

internet: www.greenpeace.ch<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!