10 Jahre ?Klasse 2000? - Der Hallberger
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DER HALLBERGER Nr. 21/4. November 2009<br />
Beschluss gegen ausbeuterische<br />
Kinderarbeit<br />
Bei Einkäufen und freihändigen Vergaben<br />
will die Gemeinde Hallbergmoos künftig Produkte,<br />
die mit ausbeuterischer Kinderarbeit<br />
hergestellt wurden, ausschließen. Auf Antrag<br />
von Robert Wäger (Bündnis 90/GRÜNE) verabschiedete<br />
der Gemeinderat entsprechende<br />
Richtlinien. Auf die Vereine hat diese Regelung<br />
– vorerst – noch keine Auswirkungen.<br />
Mit dem Beschluss verpflichtet sich die Kommune<br />
zum Einkauf von Produkten, der Unbedenklichkeit<br />
durch entsprechende Bescheinigungen<br />
von Lieferanten bzw. unabhängigen<br />
Organisationen nachgewiesen ist. Wägers<br />
Vorstoß orientiert sich an einer Richtlinie der<br />
Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation<br />
mit (ILO). Berücksichtigung finden<br />
demnach nur Produkte, die ohne ausbeuterische<br />
Kinderarbeit hergestellt sind. In Asien,<br />
Afrika und Lateinamerika produzierte<br />
Waren bedürfen einer Zertifizierung durch<br />
eine unabhängige Organisation oder einem<br />
vergleichbaren Nachweis.<br />
Bürgermeister Klaus Stallmeister stimmte<br />
gegen die Regelung, weil sie nach seinem<br />
Dafürhalten nicht weit genug ging. Er wollte<br />
die Maßnahme auf die Zuschussrichtlinien<br />
ausdehnen auf diesem Wege Vereine dazu<br />
verpflichten, nach dieser Maßgabe zu agieren.<br />
Unterstützt wurde er von Heinrich Lemer<br />
(FW): „Wenn die Gemeinde soziale Verantwortung<br />
übernehmen will, müssen auch die<br />
Vereine mitziehen.“<br />
Nach Bernhard Neumüllers (FW) Dafürhalten<br />
hätte dies jedoch einen „riesigen Bürokratieaufbau“<br />
zur Folge. Josef Niedermair (CSU)<br />
ging Stallmeisters Vorstoß zu weit: „Es ist<br />
unklar, was man den Vereinen damit aufbürdet.“<br />
Auch Stefan Kronner (SPD) plädierte<br />
dafür, „die Kirche im Dorf“ und erst einmal<br />
die Gemeinde zwei <strong>Jahre</strong> lang entsprechende<br />
Erfahrungen sammeln zu lassen. Gleichzeitig<br />
warnte er davor, die Vereine und ihre<br />
Kassiere überzustrapazieren. Die Folge seien<br />
„wieder mehr Arbeit und Verantwortung für<br />
Vereinskassiere und wieder weniger Lust ein<br />
Amt im Vorstand zu übernehmen.“ Auch der<br />
Antragsteller Robert Wäger (Grüne) konnte<br />
sich mit Kronners Ergänzungen anfreunden,<br />
zunächst „Handreichungen für Vereine zu<br />
entwickeln“ und es in ein bis zwei <strong>Jahre</strong>n auf<br />
die Zuschussrichtlinien auszudehnen.<br />
Druckleitungen<br />
Nach der weitestgehenden Beilegung des<br />
Streits mit Anwohnern von Garchinger Weg,<br />
Zenger- und Schönstraße hat die Gemeinde<br />
die juristischen Voraussetzungen für den Bau<br />
von Druckleitungen geschaffen. Weil aber<br />
nicht alle Grundstückseigentümer im Außenbereich<br />
bereit sind, Sondervereinbarungen<br />
zu unterzeichnen, wurde die Entwässerungssatzung<br />
entsprechend geändert.<br />
In den Entwurf der Änderungssatzung wurde<br />
die vom Gemeinderat beschlossene Übernahme<br />
der Kosten der erstmaligen Herstellung<br />
des Pumpschachtes, der Pumpe der Steuerung<br />
einschließlich Steuerungsleitungen<br />
sowie der Anschlussleitung zwischen Pumpenschacht<br />
und Grundstücksgrenze eingearbeitet.<br />
Da, wie die Gemeindeverwaltung ausführt, in<br />
Außenbereichen oftmals ein Gebäude deutlich<br />
von der Straße abgerückt ist, wird teilweise<br />
eine Anschlussleitung von 50 Metern<br />
(oder mehr) erforderlich. Hier ist zunächst<br />
vorgesehen, die Kostenübernahme auf eine<br />
Länge von 50 Metern zu begrenzen. Den<br />
darüber hinaus gehenden Kostenaufwand<br />
soll der jeweilige Eigentümer selbst tragen.<br />
Dies gilt auch für später ggf. anfallende<br />
Unterhaltskosten für die Anschlussleitung,<br />
soweit diese deswegen erhöht sind (z.B.<br />
zusätzliche Pflasterarbeiten).<br />
Eine Verpflichtung zum Abschluss von Wartungsverträgen,<br />
etwa im Umfeld des Hausler-<br />
Hofs, besteht nicht, so die Auskunft von Bauamtsleiter<br />
Frank Zimmermann auf Klaus<br />
Gaßners (Einigkeit) Frage. „In der Regel wird<br />
man seine Anlage selber warten können.“<br />
Weitere Vergünstigungen sind nicht vorgesehen.<br />
Auch dann nicht, wenn – wie Stefan<br />
Kronner (SPD) vorschlug – Wartungsverträge<br />
abgeschlossen werden. Weil man immer<br />
noch von einer Ungleichbehandlung „von<br />
drinnen und weiter draußen“ ausgeht, hatte<br />
die SPD einen „Kompromissvorschlag“ formuliert:<br />
Wird ein Wartungsvertrag abgeschlossen,<br />
finanziert die Gemeinde eine neue<br />
Pumpe, wenn die erste „vielleicht nach acht<br />
oder 12 <strong>Jahre</strong>n“ kaputt geht. Für den Antrag<br />
der SPD fanden sich aber nur vier Befürwortet.<br />
Die Satzung wurde unverändert verabschiedet.<br />
Werbeanlagen<br />
Modifiziert hat der Gemeinderat die Werbeanlagensatzung<br />
der Kommune. Da die bisher<br />
geltende Satzung eine Reihe von unglücklichen<br />
Formulierungen und Regelungen enthielt,<br />
wurde die Satzung grundlegend überarbeitet.<br />
Bekanntgaben<br />
Erboste Temposünder<br />
Nicht gut angekommen ist bei einigen Verkehrsteilnehmern<br />
die Ausweitung der Tempo-<br />
30-Zone in der Theresienstraße. Wie Marcus<br />
Mey (CSU) im Gemeinderat berichtete,<br />
haben ihn „wütende Rückmeldungen“ über<br />
die jüngste „Blitzaktion“ erreicht.<br />
In Absprache mit dem Rathaus hatte hat der<br />
Zweckverband Kommunale Geschwindigkeitsüberwachung<br />
(Freising) am Freitag, 23.<br />
Oktober, in weniger als zwei Stunden 150<br />
Autofahrer in der Theresienstraße „geblitzt“.<br />
Möglich gemacht hat die Geschwindigkeitsüberwachung<br />
überhaupt erst die Ausweitung<br />
der Tempo-30-Strecke entlang der Theresienstraße.<br />
Diese reicht nun vom Rathaus bis zur<br />
Siegfriedstraße. Zuvor war die Messstrecke<br />
für eine Geschwindigkeitskontrolle zu kurz<br />
gewesen.<br />
Die Geschwindigkeitsbegrenzung beantragt<br />
hatte Grünen-Gemeinderat Robert Wäger. Er<br />
wollte damit die Schulwegsicherheit, speziell<br />
vor der neuen Hauptschule, erhöhen. Landratsamt<br />
und Polizei befürworteten die Maßnahme.<br />
Installiert wurden die Tempo-30-<br />
Schilder am 7. Oktober, wie Rathaussprecher<br />
Herbert Kestler sagte. Zwei Wochen später<br />
wurde bereits die erste Geschwindigkeitskontrolle<br />
durchgeführt.<br />
Als am vergangenen Freitag von 7.15 bis 9<br />
Uhr in Höhe des Lebensmittelmarktes<br />
„geblitzt“ wurde, mussten sich ungewöhnlich<br />
viele Fahrzeuglenker ablichten lassen: 150<br />
Verkehrsteilnehmer erwarten nun Bußgeldbescheide.<br />
Marcus Mey sah sich deshalb veranlasst,<br />
im Gemeinderat die Frage nach der<br />
Rechtmäßigkeit der Aktion zu stellen. „Es ist<br />
rechtlich in Ordnung und moralisch umso<br />
mehr“, unterstrich der geschäftsführende<br />
Beamte der Gemeinde Herbert Kestler. „Es<br />
kann nicht sein, dass 150 Autofahrer die Theresienstraße<br />
herunterrasen und Kinder<br />
gefährden.“ Konrad Friedrich (SPD) schlug<br />
vor, zur „Sensibilisierung“ der Verkehrsteilnehmer<br />
zu Beginn der Tempo-30-Zone<br />
Geschwindigkeitsanzeigetafeln zu installieren.<br />
Wildparker<br />
<strong>Der</strong> Alte Wirt – historisches und zunehmend<br />
verfallendes Gebäude an der Ludwigstraße –<br />
ist und bleibt ein Schandfleck der Gemeinde.<br />
Daran ändert auch die neuerliche Nachfrage<br />
von Karl-Heinz Zenker wenig. <strong>Der</strong> FW-<br />
Gemeinderat ärgert sich über das „wilde Parken“<br />
auf dem in Privatbesitz befindlichen<br />
Grundstück. Eine Handhabe hat die Kommune<br />
allerdings nicht: „<strong>Der</strong> Eigentümer kann auf<br />
seinem Grundstück machen was er will, es sei<br />
denn es handelt sich um einen gewerblichen<br />
Parkplatz,“ erläuterte der geschäftsführende<br />
Beamte der Gemeinde, Herbert Kestler den<br />
Sachstand. Nicht bekannt sei, wie weit die<br />
Verkaufs- und Umbaupläne gediehen sind.<br />
Die Eigentümer hatten vor einiger Zeit Pläne<br />
für den Umbau zu einem Hotel- und Gaststättenbetrieb<br />
mit Biergarten vorgelegt. Die Planungen<br />
sind aber offenbar im Sand verlaufen.<br />
Ob die Ruine noch immer auf der Denkmalschutzliste<br />
steht, will man im Rathaus nun<br />
überprüfen.<br />
(eoe, Foto: gra)<br />
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