Die Zeit der (politischen) Entscheidung - Hamburg Review of Social ...

Volume 6, Issue 3 & Volume 7, Issue 1 2012
Schließlich wurde der Urbanitätsgrad über die Dichte der Besiedelung eines Gebietes
operationalisiert. Je höhere Werte diese Variable annimmt, desto dichter besiedelt ist das
jeweilige Gebiet.
4. Deskriptive Ergebnisse- unfreiwillige Befristung und deren Bedeutung im Vergleich
Tabelle 1 gibt einen Überblick über verschiedene Motive für die Aufnahme befristeter
Beschäftigung in Österreich für den Zeitraum von 2004 bis 2010. Zunächst zeigt sich -
unabhängig vom Befragungszeitpunkt - dass der befristeten Beschäftigung aus Mangel an
Alternativen in Österreich keine so große Bedeutung zukommt, wie diese für andere Länder
berichtet wird (Amuedo-Dorantes 2000; Morris/Vekker 2001). Nur rund ein Zehntel
der ÖsterreicherInnen gab demnach ausdrücklich an, befristet beschäftigt zu sein, weil
trotz Suche kein zeitlich unbefristetes Arbeitsverhältnis gefunden werden konnte. Dies ist
deutlich weniger als z.B. für Großbritannien (rund ein Drittel), und Deutschland (rund
17%) mit vergleichbaren Daten berichtet wird (vgl. Giesecke 2006). Hingegen spielen
instrumentelle Gründe (befristete Beschäftigung als Mittel für andere Zwecke) in Österreich
eine größere Rolle für die Aufnahme befristeter Beschäftigung als dies für andere
Länder gilt (vgl. De Jong et al. 2009). So wird befristete Beschäftigung häufig vor allem
aufgrund von Aus- und Weiterbildung aufgenommen (rund die Hälfte der Befragten).
Dies ist vermutlich zu einem großen Teil der starken Rolle des dualen Ausbildungssystems
in Österreich (vgl. OECD 2010a) und der damit verbundenen wichtigen Rolle von
(per definitionem) zeitlich begrenzten Lehrverträgen zuzuschreiben.
Auch wird befristete Beschäftigung von den Befragten oftmals als „Probezeit“ angesehen.
Sonstige Gründe, darunter auch gewünschte bzw. aktiv gewählte befristete Beschäftigung
(„wollte keine unbefristete Stelle“), werden immerhin noch von rund einem Drittel
genannt, wovon nur rund 5 Prozentpunkte auf jene Beschäftigten entfallen, die in befristeten
Stellen arbeiten, weil sie dies ausdrücklich gewünscht hatten. Damit lassen sich für
Österreich mit vergleichbaren Daten ähnliche Werte wie für Deutschland finden (Giesecke
2006: 198).
hrss, Volume 6 & 7 (2012), pp. 73-93
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