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#109 5<br />
clubmed<br />
Wenn Cannabinoide giftige Ablagerungen<br />
aus Gehirnzellen entfernen<br />
Diesem Artikel möchte ich eine Vorbemerkung voraus<br />
schicken, da es in diesem Beitrag um Ergebnisse aus der<br />
Grundlagenforschung, d. h. Forschung mit Zellen und Geweben<br />
geht. Ich berichte im Allgemeinen nicht über Zellexperimente.<br />
Denn häufig lassen sich Ergebnisse aus der Grundlagenforschung<br />
nicht auf die Situation am Menschen übertragen,<br />
und ich möchte vermeiden, dass Leser voreilige Schüsse ziehen.<br />
Auch wenn einige nach der Lektüre voreilig annehmen<br />
könnten, dass Cannabis der Alzheimer-Krankheit vorbeugt<br />
oder sie heilt, möchte ich diese Ergebnisse vorstellen. Interessant<br />
sind sie allemal, und vielleicht entwickelt sich ja tatsächlich<br />
in den kommenden Jahren daraus eine Therapie für die<br />
Alzheimer-Demenz.<br />
Die wichtigsten Charakteristika der Alzheimer-Demenz stellen<br />
Ablagerungen eines bestimmten Eiweißstoffes dar, der eine<br />
Entzündung hervor ruft und die Nervenzellen schädigt und<br />
so zu den gravierenden Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit<br />
bei den betroffenen Personen führt. Dieser Eiweißstoff<br />
wird Amyoloid-Beta genannt. Die Alzheimer-Krankheit tritt<br />
gehäuft bei älteren Menschen auf, jedoch können auch schon<br />
50-Jährige betroffen sein. Sie macht sich zunächst durch eine<br />
zunehmende Vergesslichkeit und reduzierte Konzentrationsfähigkeit<br />
bemerkbar und schreitet langsam bis zu einem vollständigen<br />
Verlust der Persönlichkeit mit dem Verlust der eigenen<br />
Geschichte und der Orientierung in Zeit und Raum fort.<br />
Kürzlich wurden in einer Fachzeitschrift die Ergebnisse einer<br />
Forschergruppe von der Universität Madrid in Spanien veröffentlicht,<br />
die in Zellexperimenten Möglichkeiten untersucht<br />
hatten, die Konzentration von Amyoloid-Beta im Hirngewebe<br />
zu reduzieren. Das Hirngewebe stammte von vier Verstorbenen,<br />
die an einem Morbus Alzheimer gelitten hatten. Die<br />
Proben waren bei Leichenschauen gewonnen und die charakteristischen<br />
Amyoloid-Beta-Ablagerungen waren darin nachgewiesen<br />
worden.<br />
Das Hirngewebe enthält - wie andere Gewebe auch - Zellen<br />
des Immunsystems, des Abwehrsystems des Organismus. Es ist<br />
bekannt, dass Zellen des Immunsystems meistens Cannabinoidrezeptoren<br />
enthalten, und dass Cannabinoide an diese Rezeptoren<br />
binden und die Funktion des Immunsystems beeinflussen<br />
können. Die spanischen Forscher untersuchten, ob bestimmte<br />
Immunzellen, so genannte Makrophagen (Fresszellen), in der<br />
Lage sind, Amyoloid-Beta aus sehr dünnen Schichten des Hirngewebes<br />
(0,01 Millimeter Dicke) zu entfernen. Die Fresszellen<br />
enthielten auf ihrer Zelloberfläche den Cannabinoidrezeptor<br />
vom Typ 2 (CB2-Rezeptor). Als diese dünnen Gehirnsschichten<br />
Zellkulturen von Makrophagen ausgesetzt wurden, so geschah<br />
zunächst nichts Auffälliges. Die Amyoloid-Beta-Konzentration<br />
im Hirngewebe wurde nicht beeinflusst, sodass die Forscher<br />
daraus schlossen, dass diese Fresszellen allein keine Fähigkeit<br />
aufwiesen, diese krankhaften Amyoloid-Beta-Ablagerungen<br />
zu entfernen. Wurden dem Kulturmedium allerdings geringe<br />
Konzentrationen eines bestimmten synthetischen Cannabinoids<br />
hinzugefügt, so begannen die Makrophagen Amyloid-Beta<br />
aus dem Hirngewebe zu entfernen. Bei der optimalen Konzentration<br />
des Cannabinoids, das vor allem an den CB2-Rezeptor<br />
bindet, wurde eine Reduzierung der Ablagerungen um etwa<br />
zwei Drittel erzielt.<br />
Diese Untersuchungen fanden vor dem Hintergrund statt,<br />
dass es bisher keine wirksame Therapie der Alzheimer-Erkrankung<br />
gibt, die ihren Verlauf relevant beeinflussen könnte. Die<br />
Therapie konzentriert sich in fortgeschrittenen Stadien auf die<br />
Kontrolle einiger Symptome, wie Unruhe, Erregbarkeit und<br />
Appetitlosigkeit. Kürzlich wurde vorgeschlagen, dass man versuchen<br />
könnte, eine Therapie zu entwickeln, die die Belastung<br />
des Gehirns der Kranken mit Amyloid-Beta reduziert.<br />
Dr. med. Franjo Grotenhermen<br />
Mitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Vorsitzender<br />
der Arbeitsgemeinschaft Cannabis <strong>als</strong> Medizin<br />
(ACM).<br />
Bis vor wenigen Jahren wurde angenommen, dass CB2-Rezeptoren<br />
nicht im Gehirn vorkommen, sondern dass dort nur<br />
CB1-Rezeptoren, die beispielsweise für den Rausch durch Cannabiskonsum<br />
verantwortlich sind, anzutreffen sind. Mehrere<br />
Forschergruppen fanden jedoch heraus, dass die Konzentration<br />
des CB2-Rezeptors im Gehirn durch Entzündungszustände<br />
verändert wird. So werden bei chronischen Entzündungen, wie<br />
beispielsweise multiple Sklerose oder Entzündungen des Gehirns<br />
durch Viren, deutlich messbare Konzentrationen dieses<br />
Cannabinoidrezeptor-Typs gefunden. Auch bei der Alzheimer-<br />
Erkrankung finden sich im Gehirn Entzündungszeichen und<br />
eine Zunahme des CB2-Rezeptors. Bei solchen Entzündungen<br />
werden auch vermehrt körpereigene Cannabinoide, so genannte<br />
Endocannabinoide gebildet, und dieser Vorgang wird heute<br />
<strong>als</strong> natürlicher körpereigener Schutzmechanismus vor einer<br />
Schädigung von Nerven durch Entzündungen betrachtet.<br />
Sollten eines Tages Cannabinoide zum<br />
Einsatz kommen, um den Verlauf<br />
der Alzheimer-Krankheit zu beeinflussen,<br />
so werden dies sicherlich<br />
nicht Substanzen wie<br />
THC oder Cannabis sein, die<br />
sowohl den CB1- <strong>als</strong> auch<br />
den CB2-Rezeptor aktivieren,<br />
sondern es werden<br />
vermutlich Substanzen<br />
sein, die spezifisch den CB2-<br />
Rezeptor stimulieren, um<br />
die mit der Aktivierung des<br />
CB1-Rezeptors verbundenen<br />
psychischen Wirkungen zu<br />
vermeiden.<br />
Illu: Archiv<br />
Doktor-Hanfs Patienten Ecke 5<br />
Ein- und Ausfuhrverbot für<br />
Medizinische Cannabisblüten<br />
Heute möchte ich mich mal wieder mit meinen derzeitigen<br />
Problemen <strong>als</strong> Erlaubnisinhaber nach §3BtMG Abs.2 an<br />
euch wenden. Wie Ihr wisst, existieren derzeit circa knapp 10<br />
Erlaubnisinhaber, deren Berechtigung darin besteht, mittels<br />
einer Erlaubnis hier in Deutschland Cannabis aus einer deutschen<br />
Apotheke zu beziehen. Die Gramm Preise der zu beziehenden<br />
Cannabisblüten variieren zurzeit zwischen 15-25 Euro.<br />
Ohnehin schon ein beachtlicher Preis für ein Medikament, das<br />
leider nicht von der Krankenkasse übernommen wird.<br />
Dennoch bleibt zu sagen, dass man sich <strong>als</strong> Patient auf eine<br />
absolut keimfrei-schimmelfreie und nicht Pestizid belastete<br />
Ware verlassen kann. Was man leider nicht berücksichtigt hat,<br />
ist die Tatsache, dass einige der Patienten, die die Erlaubnis<br />
zum Bezug dieser Blütenteile haben, auch gerne mal in den Urlaub<br />
fahren würden oder so wie in meinem Fall auf Geschäftsreisen<br />
und Auslandsaufenthalten, die auf Grund meines Projekts<br />
„Doktor Hanf“ erforderlich sind, ihr Medikament nicht<br />
mitnehmen dürfen.<br />
Das bedeutet für uns, dass wir entweder auf unser Medikament<br />
verzichten müssen, oder gar um die erfolgreiche Therapie<br />
mit unserem Medikament weiterführen zu dürfen, hier<br />
in Deutschland bleiben müssen. Ab der deutschen Grenze ist<br />
nämlich Schluss mit der erfolgreichen Therapie. Durch den<br />
Umstand, dass Cannabis, wohlbemerkt Cannabisblütenteile<br />
zur rein medizinischen Behandlung der Erlaubnisinhaber,<br />
nicht in ein anderes Land mit eingeführt werden darf. Auch<br />
der Nachweis der Erlaubnis reicht hierzu nicht aus.<br />
Cannabis ist in jeglicher Form, <strong>als</strong>o auch zur medizinischen<br />
Verwendung durch die Tatsache, dass es nicht in Anlage 3 des<br />
BtMG aufgenommen wurde, somit <strong>als</strong> Medikament nicht einund<br />
ausfuhrberechtigt. Man schlägt vor, auf ähnliche THC-haltige<br />
Produkte wie beispielsweise Dronabinol umzuschwenken.<br />
Diese sind jedoch aufgrund ihrer Applikation der Einnahmeform<br />
nur sehr schlecht zu dosieren, somit dem eigentlichen<br />
Medikament nur sehr schlecht anzupassen und außerdem auch<br />
sehr teuer.<br />
Vor noch nicht all zu langer Zeit war ich in den Niederlanden,<br />
um mir die Produktionstätten von Bedrocan anzuschauen.<br />
Ich wurde sehr nett empfangen und nutzte die Gelegenheit,<br />
um nachzufragen, wie es mit den Urlaubsaufenthalten der<br />
niederländischen Patienten aussieht. Wie durch den sowieso<br />
bekannten Fortschritt in der medizinischen Cannabispoltik<br />
Hollands im Vergleich zu Deutschland sollte ich erfahren, dass<br />
dieses wohl möglich ist. Im Rahmen des Schengener Abkommens<br />
oder mit der zuvor genehmigten Erlaubnis des zu bereisenden<br />
Auslands können unsere niederländischen Patienten-<br />
Freunde in den Urlaub fahren und brauchen in dieser Zeit auch<br />
nicht auf ihre Medikamente zu verzichten.<br />
Interessant ist für uns deutsche Erlaubnisinhaber auch die<br />
derzeitige Grammpreis- Information aus den Niederlanden,<br />
die sich wie folgt zusammensetzt: Der Gramm Preis ab der Produktionsstätte<br />
Bedrocan für den uns bekannten hier in Deutschland<br />
durch die Firma Fagron eingeführten 18%igen Cannabis<br />
beläuft sich auf derzeit 3 Euro ab Abgabe Bedrocan. Von dort<br />
aus wird es sodann entweder vakuumverpackt in 50 Gramm<br />
Tüten an das niederländische Cannabis Büro (Ministerie van<br />
Volksgezondheit, Welzijn en Sport, Bureau voor Medicinale<br />
Cannabis) weitergeleitet und unter sterilsten Bedingungen in 5<br />
Gramm Behältnisse gepackt. Diese Form der Qualitätskontrolle<br />
und Verpackung kostet dann nochm<strong>als</strong> 2 Euro pro verpacktes<br />
Gramm medizinischer Cannabisblütenteile. In einer niederländischen<br />
Apotheke ist es sodann von den niederländischen Patienten<br />
für ca. 9,50 Euro gegen Vorlage eines Rezeptes erhältlich.<br />
Der andere Weg, das heißt ab 3 Euro pro Gramm ab Bedrocan<br />
weitergeleitet zur Groniger Hanfapotheke. Die Hanfapotheke<br />
in Groningen ist ebenfalls dazu berechtigt, wie zuvor erwähnt,<br />
diese Verpackung durchzuführen. Die medizinischen Cannabisblütenteile<br />
sind somit aus der Groninger Hanfapotheke, für<br />
die niederländischen Patienten bereits ab 7,50 Euro erhältlich.<br />
Wie ihr seht, gibt es noch einiges zu tun, um die Umsetzung<br />
der Preisgestaltung sowie die Möglichkeiten für uns Patienten<br />
bezüglich der derzeitigen Freiheitseinschränkungen in<br />
Deutschland umzusetzen. Zurzeit ist es lediglich möglich für<br />
Pharmaunternehmen eine Ein- und Ausfuhrgenehmigung für<br />
medizinale Cannabisblütenteile zu beantragen. Nach Rücksprache<br />
mit der Bundesopiumstelle wollen wir jedoch nun<br />
versuchen, mittels eines neuen Antragsverfahrens diese Möglichkeit<br />
auf die Erlaubnisinhaber zu erweitern, um zu gewährleisten,<br />
dass auch wir deutschen Patienten geschäftliche Auslandsaufenthalte<br />
oder einen Urlaub antreten dürfen, ohne auf<br />
unser Medikament zu verzichten.<br />
Auch Ihr könnt uns dabei helfen, indem ihr unserer Doktor<br />
Hanf Interessengemeinschaft Cannabis in Medicine völlig kostenfrei<br />
auf Facebook, Twitter,<br />
You Tube, My Video oder<br />
My Space beitretet und<br />
eure Erfahrungen<br />
kundtut oder an uns<br />
weiterleitet. Nur gemeinsam<br />
kann man<br />
ändern, was einen<br />
bewegt.<br />
… und Wege<br />
entstehen, in dem<br />
man sie geht.<br />
Euer Doktor Hanf