2010 - Haus der Volksarbeit eV
2010 - Haus der Volksarbeit eV
2010 - Haus der Volksarbeit eV
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UNSER LEITBILD<br />
Der Verein <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. ist Teil <strong>der</strong> Stadtkirche Frankfurt. Er unterstützt und<br />
begleitet Menschen aller gesellschaftlicher Gruppierungen in Frankfurt am Main und<br />
<strong>der</strong> Region, um die Gesellschaft auf <strong>der</strong> Grundlage eines christlichen Menschenbildes<br />
mitzugestalten.<br />
UNSERE WERTE<br />
Wir sind da für die Menschen, gleich welchen Geschlechts, welcher Orientierung, Herkunft<br />
und Religion.<br />
Wir achten die Würde <strong>der</strong> Menschen und ihren Lebensweg.<br />
Wir begleiten sie bei <strong>der</strong> Suche nach Sinn in ihrem Leben und respektieren ihre freien<br />
Entscheidungen.<br />
Wir beteiligen uns an <strong>der</strong> Erhaltung einer lebenswerten Umwelt für alle Menschen.<br />
UNSERE AUFGABEN<br />
Unsere Arbeit besteht darin, mit Menschen in Beziehung zu treten und sie darin zu unterstützen<br />
ihr Leben und ihr Umfeld eigenverantwortlich zu gestalten.<br />
Kontinuität, Verlässlichkeit und Diskretion sind unverzichtbare Merkmale unserer Tätigkeit.<br />
Wir entwickeln gemeinsam mit den Menschen Perspektiven und Lösungen für ihre individuellen<br />
Anliegen, und wir stärken sie auch darin, nicht Verän<strong>der</strong>bares in ihrem Leben<br />
anzunehmen.<br />
Wir unterstützen Menschen als Individuen, als Paare und in ihren familiären Zusammenhängen<br />
und gestalten die Gesellschaft auf diese Weise mit.<br />
UNSERE ARBEITSWEISE<br />
Wir arbeiten mit anerkannt wissenschaftlichen Methoden auf <strong>der</strong> Grundlage aktueller<br />
Erkenntnisse.<br />
Wir arbeiten eigenverantwortlich und sind in ein Team sowie in das Netzwerk des <strong>Haus</strong>es<br />
eingebunden.<br />
Wir begegnen einan<strong>der</strong> mit Wertschätzung und lernen im kollegialen Umgang voneinan<strong>der</strong>.<br />
Wir arbeiten nach dem Verantwortungsprinzip und verstehen uns als grundsätzlich zuständig<br />
für die Anliegen unserer Kund/innen und Klient/innen.<br />
Wir kooperieren mit kirchlichen, kommunalen und an<strong>der</strong>en Partner/innen, um Fachwissen<br />
und Ressourcen zugunsten <strong>der</strong> Menschen zu nutzen.<br />
Wir überprüfen und verbessern regelmäßig die Qualität unserer Arbeit im Sinne von<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Wir reagieren mit neuen Ansätzen und innovativen Angeboten auf aktuelle gesellschaftliche<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Vorstand und Leitung för<strong>der</strong>n die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben <strong>der</strong> Mitarbeitenden.<br />
Vorstand, Leitung sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
stimmen darin überein, dass dieses Leitbild Grundlage ihres Handelns nach innen und<br />
außen ist.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
04 Ausbau und Weiterentwicklung<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
08 Sexueller Missbrauch an Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
– Ein Skandal und seine Folgen<br />
SCHWERPUNKT<br />
14 Psychische Entwicklung braucht Grenzen<br />
EHE- UND SEXUALBERATUNG<br />
16 Wenn die Klassenfahrt zu teuer wird, o<strong>der</strong>: Armut macht Angst – allen!<br />
ERZIEHUNGSBERATUNG<br />
18 Beratung – sofort und rund um die Uhr<br />
TELEFONSEELSORGE & KRISEN- UND LEBENSBERATUNG<br />
20 10 Jahre Ambulante Hilfen<br />
AMBULANTE HILFEN ZUR ERZIEHUNG<br />
22 Mehr Räume, mehr Plätze, mehr Elternarbeit<br />
TAGESGRUPPEN<br />
26 Eine Gruppe auf dem Weg zur Selbstbestimmung<br />
INITIATIVE ALLENSTEIN<br />
28 Das Beständige ist <strong>der</strong> Wandel<br />
KRABBELSTUBE AM ZOO<br />
30 In den ersten Monaten<br />
KRABBELSTUBE AM PARK<br />
32 Viel mehr als nur Kursangebote<br />
ZENTRUM FAMILIE<br />
34 Daten, Zahlen, Fakten<br />
DER VEREIN<br />
34 Impressum<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
INHALT<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie
geschäftsführung<br />
AUSBAU UND<br />
WEITERENTWICKLUNG<br />
NEUE ENRICHTUNGEN UND PROJEKTE. Im Jahr <strong>2010</strong> wurden die Aktivitäten<br />
des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. in verschiedenen Bereichen ausgeweitet und 34 neue<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt.<br />
NEUE QUALITÄTSBEAUFTRAGTE. Frau Kristina Beer hat im April <strong>2010</strong> ihre Tätigkeit aufgenommen<br />
und unterstützt die Geschäftsführerin seither als Assistentin bei <strong>der</strong> Projektentwicklung<br />
und in <strong>der</strong> Gremienarbeit sowie als Qualitätsbeauftragte.<br />
BESTELLUNG VON DATENSCHUTZBEAUFTRAGTEN. Nach <strong>der</strong> erfolgreichen Teilnahme an<br />
Schulungsmaßnahmen für Datenschutzbeauftragte in kirchlichen Einrichtungen wurden<br />
die Qualitätsbeauftragte Frau Beer und Frau Krämer aus <strong>der</strong> Verwaltung formal zu<br />
Datenschutzbeauftragten des HdV bestellt, die die Geschäftsführerin bei dieser Aufgabe<br />
unterstützen werden.<br />
ERÖFFNUNG DER KRABBELSTUBE AM PARK. Die Krabbelstube am Park nahm im Mai<br />
<strong>2010</strong> unter Leitung von Herrn Christian Schultz die Arbeit auf. Nach und nach wurden<br />
insgesamt 20 Kin<strong>der</strong> unter drei Jahren eingewöhnt. Zwei <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> haben körperliche<br />
beziehungsweise geistige Beeinträchtigungen und besetzen einen Integrationsplatz. Im<br />
September wurde die Krabbelstube durch Herrn Stadtdekan zu Eltz offiziell eingeweiht.<br />
BETEILIGUNG AM KITA-AUSBAU. In Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Frankfurt<br />
e.V., dem Internationalen Familienzentrum e.V., dem Sozialdienst Katholischer Frauen<br />
e.V. sowie den katholischen Kirchengemeinden in Frankfurt wird <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Kita-<br />
Plätze im U3 und Ü3-Bereich geplant und umgesetzt. Für den <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />
fanden in <strong>2010</strong> erste Planungsarbeiten für zwei neue Einrichtungen im Rahmen des<br />
Sofortprogrammes, sowie die Übernahme von zwei Betriebsträgerschaften statt.<br />
UMSETZUNG DES BESONDEREN FÖRDERAUFTRAGS. Die Familienbildungsstätte (Zentrum<br />
Familie) und die Erziehungsberatung als Fachdienste des HdV beteiligen sich seit<br />
<strong>2010</strong> in Kooperation mit dem Caritasverband Frankfurt e.V. an <strong>der</strong> Umsetzung des<br />
Beson<strong>der</strong>en För<strong>der</strong>auftrags in 15 katholischen Kin<strong>der</strong>tagesstätten in Sozialräumen mit<br />
verdichteter Problemlage.<br />
STRUKTURELLE VERÄNDERUNGEN IN DEN TAGESGRUPPEN. Im Mai <strong>2010</strong> nahm die<br />
neue Tagesgruppe „Durchblick“ im Rahmen <strong>der</strong> Tagesgruppen im HdV die Arbeit auf. Die<br />
Gesamtleitung <strong>der</strong> Tagesgruppen im HdV hat seither Herr Allmann. Die stellvertretende<br />
Leitung hat Frau Karalus. Mit <strong>der</strong> Tagesgruppe „Durchblick“ verfügen die vier Tagesgruppen<br />
nun über 45 Plätze für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche von 6 bis 16 Jahren. Die neue<br />
Konzeption sieht einen noch größeren Schwerpunkt auf Elternarbeit vor als bisher. 15<br />
<strong>der</strong> 45 Plätze sind für Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Jugendliche vorgesehen, die seelisch behin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong><br />
von Behin<strong>der</strong>ung bedroht sind und die eine Einglie<strong>der</strong>ungshilfe benötigen (§ 35a SGB VIII).<br />
Die übrigen 30 Plätze sind zur Erziehung in einer Tagesgruppe, um den Verbleib in <strong>der</strong><br />
Familie zu sichern (§ 32 SGB VIII). Im Juli <strong>2010</strong> wurde die neue Tagesgruppe „Durchblick“<br />
durch Herrn Dekan Scholz offiziell eingeweiht.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
DEFINITION VON VERBESSERUNGSPOTENTIALEN. Die kontinuierliche Qualitätsentwicklung<br />
im Rahmen von EFQM (European Foundation for Quality Management) basiert auf<br />
stetigen Rückkoppelungsprozessen mit dem Ziel <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Organisation.<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation und Kooperation im HdV wurde in einer<br />
Betriebsversammlung im Januar <strong>2010</strong> definiert, und es wurden Vorschläge <strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />
erarbeitet.<br />
Im Qualitätszirkel wurden mit <strong>der</strong> Geschäftsführerin und <strong>der</strong> Qualitätsbeauftragten die<br />
hierzu gemachten Verbesserungsvorschläge <strong>der</strong> Mitarbeiter/innen weiterbearbeitet. So<br />
wurde die Neugestaltung des Internet-Auftritts und eines internen Bereichs für verschiedene<br />
Gruppen von Mitarbeitenden iniziiert. Zur För<strong>der</strong>ung des einrichtungsübergreifenden<br />
Austauschs und <strong>der</strong> Zusammenarbeit wurden durch die Geschäftsführerin ein<br />
U3-Team, eine Redaktionsgruppe „Präventionsleitfaden Grenzen wahrendes Verhalten“<br />
und eine AG „Psychisch hoch belastete Familien“ gebildet.<br />
Das in Kooperation mit <strong>der</strong> Frankfurter Werkgemeinschaft (fwg) Ende <strong>2010</strong> eröffnete KulturTreffCafé<br />
soll zu Kommunikation, Kooperation und Austausch einladen.<br />
Geschäftsführerin, Leitungsteam und die Qualitätsbeauftragte haben die Organisationsstrukturen<br />
<strong>der</strong> Einrichtungen analog zum Organigramm des HdV im Rahmen eines Klausurtages<br />
analysiert und zur besseren Transparenz für alle Einrichtungen visualisiert und<br />
kommuniziert. Die im Rahmen eines weiteren Klausurtags entstandene Idee des „Präventionsleitfadens<br />
Grenzen wahrendes Verhalten“ wurde im laufenden Jahr durch die<br />
Redaktionsgruppe umgesetzt. Ziel war es auch hier, durch Kommunikation mit allen<br />
Beteiligten und verstärkte Kooperation innerhalb und ausserhalb <strong>der</strong> Einrichtungen,<br />
Qualität und Professionalität unserer Arbeit im Umgang mit unseren Kunden/innen und<br />
Klienten/innen zu sichern und wenn nötig zu verbessern.<br />
Durch den Qualitätszirkel wurde das Leitbild des HdV einer Überarbeitung unterzogen.<br />
Dies diente einer klaren inhaltlichen Abgrenzung gegenüber <strong>der</strong> Vision und dem Porträt<br />
des <strong>Haus</strong>es. Das äussere Erscheinungsbild des HdV wurde durch die Qualitätsbeauftragte<br />
in Abstimmung mit <strong>der</strong> Geschäftsführerin einer „Verjüngungskur“ im Sinne des neuen<br />
Corporate Design unterzogen. Die letzten Arbeiten hierzu werden im Frühjahr 2011 fertiggestellt.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
Frau Wilke-Henrich, Geschäftsführerin des<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. seit 2009.<br />
04 |05
VERÄNDERUNGEN IM DEZERNAT CARITAS. Im April <strong>2010</strong> erhielt die Geschäftsführerin<br />
die Information, dass das Dezernat Caritas unter Leitung von Herrn Heil aufgelöst wird<br />
und dass dessen Aufgaben künftig vom Vorsitzenden des Diözesancaritasverbandes,<br />
Herrn Pfarrer Metzler übernommen werden. Die Zuständigkeit für die Beratungsdienste<br />
ging auf das Dezernat Kin<strong>der</strong>, Jugend und Familie über, wobei die Telefonseelsorge, Krisen-<br />
und Lebensberatung in die Zuständigkeit des Dezernates Pastorale Dienste überging.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Bischöflichen Ordinariat wird durch diese differenzierte<br />
Zuordnung erschwert, es wurden aber Vorbereitungen für die weitere gute und systematische<br />
Zusammenarbeit, auch mit dem Nachfolger des Ende <strong>2010</strong> pensionierten Finanzdezernenten,<br />
getroffen.<br />
WALTER-DIRKS-PREIS VERLIEHEN. Im Mai <strong>2010</strong> fand in Kooperation mit dem <strong>Haus</strong> am<br />
Dom <strong>der</strong> Walter-Dirks-Tag unter dem Titel „Spott und Gott“ mit 80 Teilnehmer/innen<br />
statt. Am gleichen Tag wurde im Dom <strong>der</strong> neubelebte Walter-Dirks-Preis an Friedhelm<br />
Hengsbach verliehen. Bei <strong>der</strong> Preisverleihung waren 300 Gäste anwesend. Der Preisträger<br />
und die Laudatorin Malu Dreyer waren von einer Jury unter dem Vorsitz von Herrn<br />
Dr. Man<strong>der</strong>scheid ausgewählt worden. Der Walter-Dirks-Tag soll zukünftig jährlich im<br />
Wechsel im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> und im <strong>Haus</strong> am Dom stattfinden. Die Verleihung des<br />
Walter-Dirks-Preises soll alle zwei Jahre im Dom erfolgen.<br />
ZEHN JAHRE AMBULANTE HILFEN. Im September <strong>2010</strong> fand eine Jubiläumsfeier „10<br />
Jahre Ambulante Hilfen im HdV“ statt. Diese war gut besucht und brachte Familien,<br />
Mitarbeitende und Mitarbeiter/innen des Jugendamtes in gelungener Weise zusammen,<br />
so dass alle Beteiligten gemeinsam Freude an dem Programm hatten. In <strong>der</strong> Pressearbeit<br />
zu diesem Anlass ist es gelungen, auch aktuelle fachliche Entwicklungen dieses<br />
Arbeitsfeldes differenziert darzustellen.<br />
KOOPERATION MIT DER FRANKFURTER WERKGEMEINSCHAFT. Seit Oktober <strong>2010</strong> befindet<br />
sich die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle <strong>der</strong> Frankfurter Werkgemeinschaft<br />
(fwg) als Mieterin im vierten Stock des HdV. Dieses Beratungsangebot für<br />
Menschen mit psychischen Erkrankungen stellt eine gute Ergänzung zum Angebot <strong>der</strong><br />
Krisen- und Lebensberatung dar.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
Im Dezember <strong>2010</strong> wurde im Erdgeschoss des HdV ein Begegnungscafé eröffnet, das die<br />
fwg in Kooperation mit dem HdV als Beschäftigungsprojekt für ihre Klientel durchführt<br />
und das offen für alle Menschen im HdV ist. Das Café ist seither jeden Werktag von 10.00<br />
bis 18.00 Uhr geöffnet. Begleitet wird die Arbeit von einem Lenkungskreis aus HdV und<br />
fwg, <strong>der</strong> sich um inhaltliche und organisatorische Fragen <strong>der</strong> Kooperation kümmert.<br />
GEISTLICHE BEGLEITUNG. Die geistliche Begleitung <strong>der</strong> Mitarbeitenden erfolgte in <strong>2010</strong><br />
wie<strong>der</strong> durch Herrn Pfarrer Reichert vom Refugium Hofheim, <strong>der</strong> zwei Atempausen,<br />
einen halben Oasentag und einen ganzen Oasentag für die Leitungen angeboten hat.<br />
Beim Oasentag für die Leitungen wurde das Thema „Grenzwahrendes Verhalten“ aus<br />
biblischer Sicht bearbeitet. In einer Leitungsteamklausur, die eine Woche später folgte,<br />
wurde dann ein Leitfaden für „Grenzwahrendes Verhalten“ entwickelt und bis Ende des<br />
Jahres fertig gestellt. Herr Pfarrer Reichert wirkte auch bei einer Einführungsveranstaltung<br />
für neue Mitarbeiter/innen mit. Im Rahmen monatlicher Patenschaften <strong>der</strong> Einrichtungen<br />
für die Kapelle wurde die Kapelle im HdV jeweils unterschiedlich gestaltet, und<br />
es fanden selbstorganisierte Meditationen und ähnliche Angebote für Mitarbeitende und<br />
Interessierte statt. Die Einrichtungen wirkten auch jeweils bei den vierteljährlichen<br />
Mitarbeitergottesdiensten mit.<br />
VERNETZUNG. In <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Stadt und <strong>der</strong> Stadtkirche ist das HdV ein<br />
beachteter und geschätzter Partner. Das neue Konzept <strong>der</strong> Tagesgruppen findet stadtweit<br />
und darüber hinaus Beachtung, und die Beteiligung des HdV am Ausbau von U3-<br />
Plätzen sowie an verschiedenen Projekten (Beson<strong>der</strong>er För<strong>der</strong>auftrag in Kin<strong>der</strong>tagesstätten,<br />
Familiennetzwerk Frankfurter Berg, Projekt wellcome, Diesterweg-Projekt, Ganztagsschulentwicklung,<br />
Implementierung von Steep etc.) wird ebenfalls gewürdigt.In <strong>der</strong><br />
Stadtkirche wird das HdV als wichtiger Partner in <strong>der</strong> diakonischen Arbeit erlebt.<br />
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dem Vorstand, den Mitglie<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>ern<br />
des Vereins, den Kooperationspartnern und Unterstützern unserer Arbeit danke ich an<br />
dieser Stelle ganz herzlich.<br />
Julia Wilke-Henrich, Geschäftsführerin<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
Frau Wilke-Henrich bei <strong>der</strong> Feier 10 Jahre<br />
Ambulante Hilfen im September <strong>2010</strong>.<br />
06 |07
schwerpunkt<br />
SEXUELLER MISSBRAUCH AN<br />
KINDERN UND JUGENDLICHEN<br />
EIN SKANDAL UND DIE FOLGEN<br />
SEELENMORD. „Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt rütteln an den Grundfesten<br />
von Kirche und Gesellschaft. Sie gefährden die Fähigkeit zu vertrauen. Ohne<br />
Vertrauen kann keine Gesellschaft leben. Das wird beson<strong>der</strong>s deutlich gerade an den<br />
Beziehungen, in denen Vertrauen prinzipiell niemals von Kontrolle ersetzt werden kann<br />
– in den asymmetrischen Beziehungen zwischen Eltern und Kin<strong>der</strong>n, Lehrern und Schülern,<br />
Ärzten und Patienten, SEELEN UND SEELSORGERN. Die Schutzbefohlenen geben<br />
in diesen Beziehungen – mehr unbewusst als bewusst – einen einseitigen Vertrauensvorschuss.<br />
Gerade deswegen sind sie auch beson<strong>der</strong>s wehrlos und ausgeliefert. Durch<br />
das, was sie sind, sind sie unvermeidlich auf Schutz und Fürsorge angewiesen.“ (Mertes,<br />
<strong>2010</strong>a, aus: BZgA FORUM 3-<strong>2010</strong>, S. 20)<br />
Seit Beginn des Jahres <strong>2010</strong> ist das Thema <strong>der</strong> sexuellen Gewalt gegen Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendliche wie<strong>der</strong> verstärkt in den Blick <strong>der</strong> öffentlichen Aufmerksamkeit gekommen.<br />
Es begann mit <strong>der</strong> Information <strong>der</strong> Öffentlichkeit durch Pater Mertes, Leiter des Canisiuskollegs<br />
in Berlin, über den sexuellen Missbrauch an ehemaligen Schülern in den<br />
1970er und -80er Jahren. Diese Offenlegung ermutigte bundesweit zahlreiche Opfer von<br />
sexueller Gewalt, sich in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu Wort zu melden. Daraus entwickelte sich<br />
ein Missbrauchsskandal, <strong>der</strong> ausgehend von einer katholischen Schule viele weitere<br />
kirchliche und nichtkirchliche Einrichtungen in den öffentlichen Blick nahm und unsere<br />
Gesellschaft tief erschüttert hat.<br />
Diese Aufklärung von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt hat deutlich gemacht,<br />
dass Mädchen und Jungen davon nicht nur in <strong>der</strong> Familie und im familialen Umfeld<br />
betroffen sein können, son<strong>der</strong>n auch in Einrichtungen, die sie zur Betreuung und Bildung<br />
besuchen. Kin<strong>der</strong> suchen oft in Lehrern und Priestern schützende Vaterfiguren,<br />
denen sie sich anvertrauen und von denen sie – aufgrund <strong>der</strong> asymmetrischen Beziehung<br />
– auch abhängig sind. Der Missbrauch dieses Vertrauens hat bei den Opfern oft lebenslang<br />
verheerende Folgen. Die Reaktionen sind vielfältig, sie reichen von Schock, Wut, Hass,<br />
körperlicher und seelischer Verletzung, über Schuld- und Schamgefühle, Depression,<br />
selbstzerstörerische Handlungen am eigenen Körper, Störungen in <strong>der</strong> sexuellen Identität,<br />
in Paarbeziehungen als Erwachsene und in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> eigenen Elternrolle,<br />
bis hin zum Selbstmord – dem Mord des Selbst, dem Mord <strong>der</strong> eigenen Seele.<br />
SCHADEN AN DER GOTTESBEZIEHUNG. Beson<strong>der</strong>s schlimm sei es, so Prof.<br />
Kießling in seinem Vortrag auf dem Studientag zum sexuellen Missbrauch an <strong>der</strong> Hochschule<br />
Sankt Georgen in Frankfurt im Januar 2011, dass bei einem Missbrauch durch<br />
einen Priester damit auch die Gottesbeziehung mit dem Täter verwoben sei. Diese werde<br />
bei Opfern häufig geschädigt. Prof. Kießling: „Da <strong>der</strong> Gekreuzigte solidarisch mit allen<br />
Opfern ist, müssen sich die Täter vorhalten lassen, dass sie sich mit dem Seelenmord<br />
an ihren Opfern zu Henkern ihres Herrn gemacht haben.“ (Zitat aus: Der Sonntag,<br />
06.02.2011)<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
ERSTE FRAGEN<br />
Was kann ich Dir sagen Gott?<br />
Wie viel hältst Du aus und was willst du hören?<br />
Wie schrecklich es war und was er zerstört hat?<br />
Wie wütend ich war und verwirrt und wie groß <strong>der</strong> Verrat<br />
und wie tief meine Scham?<br />
Willst Du das wirklich wissen?<br />
Wie viel kannst du vertragen Gott?<br />
Wie viel hältst Du aus und was soll ich erzählen?<br />
Von <strong>der</strong> Angst vielleicht? Dem Alleinsein? Was er getan hat?<br />
Das mit dem Blut etwa auch Gott?<br />
Und wie er gelacht hat und ich nicht geweint, ganz weit weg war,<br />
und Du, wo warst Du Gott?<br />
Willst Du das wirklich hören?<br />
Von den Nächten ohne Schlaf und den Tagen ohne Kraft<br />
und dem Leben ohne Sinn?<br />
Was geht es Dich an Gott?<br />
Wer will das schon hören?<br />
Weißt Du was damals passiert ist Gott?<br />
Weißt Du wie es war ganz alleine zu sein?<br />
Weiß Du wie es war um Hilfe zu schreien und Du antwortest nicht<br />
und bist gar nicht da und wie wütend ich war Gott – wütend auf Dich?<br />
Was soll ich noch sagen Gott, kannst Du mich hören?<br />
Bleibst Du bei mir bis ich alles erzählt hab, so oft und so lang,<br />
bis es endlich genug ist, und wann wird das sein?<br />
Bleibst Du bei mir bis ich weinen kann Gott?<br />
Bist Du stärker als alles was war?<br />
Hilf mir vom Schweigen zum Reden Gott –<br />
sei Du mir <strong>der</strong> Grund aller Worte.“<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
Die Schriftstellerin Carola<br />
Moosbach hat eine solche Anfrage<br />
an Gott in einem ihrer Gedichte<br />
(Moosbach 1999) sehr<br />
eindrucksvoll beschrieben:<br />
PRÄVENTION. Der Missbrauchsskandal hat zu großer Empörung in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
und zu einer tiefen Vertrauenskrise insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> katholischen Kirche gegenüber<br />
geführt. Es folgt zwingend daraus, die Schuld anzuerkennen, den Opfern Wie<strong>der</strong>gutmachung<br />
zukommen zu lassen und präventive Massnahmen zur Verhin<strong>der</strong>ung von Gewalt<br />
und sexuellem Missbrauch an Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zu entwickeln. Um Prävention<br />
wirksam werden zu lassen, muss in den Institutionen dieses Thema umfassend behandelt,<br />
Strukturen entwickelt und Schutzmassnahmen ergriffen werden.<br />
Im Laufe des Jahres <strong>2010</strong> sind auf politischer und kirchlicher Ebene vielfältige Aktivitäten<br />
dazu begonnen worden. Die Deutsche Bischofskonferenz gab sowohl eine „Rahmenordnung<br />
– Prävention von sexuellem Missbrauch an Min<strong>der</strong>jährigen“ als auch „Leitlinien für<br />
den Umgang mit sexuellem Missbrauch ...“ heraus. Der Deutsche Caritasverband erstellte<br />
eine „Empfehlung … zur Prävention von sexuellem Missbrauch sowie zum Verhalten<br />
bei Missbrauchsfällen...“. Bischof Ackermann aus Trier hat als Missbrauchsbeauftragter<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenz umfassende strukturelle Massnahmen eingeleitet. In<br />
den Bistümern gibt es Missbrauchs- sowie Präventionsbeauftragte, die die Sensibilisierung<br />
für dieses Thema und die notwendigen Massnahmen voranbringen sollen.<br />
08 |09
03<br />
EMPÖRUNG UND DARAUS FOLGENDE HANDLUNG im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong>.<br />
Zu uns kommen Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die uns in den Bereichen Betreuung, Erziehung<br />
und Bildung anvertraut werden und die sich uns anvertrauen; Erwachsene, die in schwierigen<br />
Krisen- und Konfliktsituationen ihres Lebens als Einzelne, Paare o<strong>der</strong> Familien<br />
unseren Rat suchen und sich mit ihren intimsten Anliegen an uns wenden. Sie alle brauchen<br />
unseren Respekt vor ihrer Würde, vor ihren Grenzen, die wir nicht überschreiten<br />
dürfen. Der Missbrauchsskandal hat uns empört und zur Handlung veranlasst. Wir haben<br />
uns bereits in <strong>der</strong> Vergangenheit in unterschiedlichen Zusammenhängen mit dem Thema<br />
„Grenzen wahrendes Verhalten“ beschäftigt und in <strong>2010</strong> dazu einen Präventionsleitfaden<br />
entwickelt. Darin ist beschrieben unsere Haltung den Menschen gegenüber, mit denen<br />
wir arbeiten, unser Partizipationskonzept sowie das Handlungskonzept zur Prävention<br />
und Intervention im Falle einer Grenzüberschreitung durch Mitarbeitende. In 2011 soll <strong>der</strong><br />
Leitfaden, <strong>der</strong> vom Leitungsteam entwickelt und von Geschäftsführung und Vorstand<br />
verabschiedet wurde, in den einzelnen Einrichtungen des <strong>Haus</strong>es thematisiert werden,<br />
um damit die Sensibilität und eine erhöhte Wachsamkeit für ein Grenzen wahrendes<br />
Verhalten zu stärken.<br />
Dorothee Glückler für das Leitungsteam<br />
PRÄVENTIONSLEITFADEN „GRENZEN WAHRENDES VERHALTEN“<br />
Grenzen wahrendes Verhalten bedeutet für uns, die professionelle Beziehung zu den<br />
Menschen, mit denen wir arbeiten, zu <strong>der</strong>en Wohl zu gestalten.<br />
UNSERE HALTUNG<br />
Unsere Haltung ist geprägt von einem reflektierten und achtsamen Umgang mit<br />
Einfühlung und Abgrenzung.<br />
Wir nehmen die individuellen Grenzen eines jeden Menschen wahr und respektieren diese.<br />
Wir sprechen höflich, respektvoll und dialogisch mit den Menschen.<br />
Wir achten kulturelle und religiöse Diversität.<br />
Wir sind uns <strong>der</strong> Wirkung von Machtverhältnissen bewusst und gehen sorgfältig mit<br />
dem uns entgegen gebrachten Vertrauen um.<br />
Wir verpflichten uns, Beziehungen nicht zur Befriedigung eigener Bedürfnisse o<strong>der</strong><br />
wirtschaftlicher Interessen auszunutzen.<br />
Wir wahren die emotionale und sexuelle Intimität <strong>der</strong> Menschen.<br />
Wir halten einen <strong>der</strong> jeweiligen Situation angemessenen körperlichen Abstand ein und<br />
respektieren persönliche Gegenstände an<strong>der</strong>er Menschen.<br />
Präventionsleitfaden<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
UNSER PARTIZIPATIONSKONZEPT<br />
Wir beteiligen die Menschen, mit denen wir arbeiten, entwicklungs- und altersgemäß<br />
im Rahmen eines abgestimmten Partizipationskonzeptes.<br />
In verschiedenen Einrichtungen gibt es dokumentierte Ausführungen dazu.<br />
UNSER HANDLUNGSKONZEPT<br />
Bei Verdacht auf Grenzen verletzendes Verhalten von Fachkräften gehen wir nach<br />
einem abgestimmten Handlungsplan vor. Dieser Plan umfasst folgende zu dokumentierende<br />
Schritte:<br />
1.BENENNUNG<br />
• Direkte Ansprache des/<strong>der</strong> Kollegen/in und direktes Eingreifen bei eindeutig Grenzen<br />
überschreitendem Verhalten.<br />
• Ansprechen <strong>der</strong> Leitung gegebenenfalls Geschäftsführung bei eindeutig Grenzen<br />
überschreitendem Verhalten.<br />
• Thematisierung von kritischem Verhalten in Teamsupervision o<strong>der</strong> Fallbesprechung<br />
unter Beteiligung <strong>der</strong> Leitung.<br />
• Bei Bedarf neutrale Fachberatung durch dafür benannte Mitarbeiter/innen aus dem<br />
gesamten HdV als einrichtungsübergreifendes Hilfsangebot.<br />
2.ÜBERPRÜFUNG<br />
• Überprüfung des Verdachtes und des Grades <strong>der</strong> Gefährdung durch die Leitung.<br />
• Gespräch mit dem/<strong>der</strong> Mitarbeiter/in.<br />
• Information <strong>der</strong> Geschäftsführung bei eindeutig Grenzen überschreitendem Verhalten.<br />
• Entscheidung über ein Gespräch mit dem/<strong>der</strong> betroffenen Klienten/in bzw. dessen<br />
Sorgeberechtigten.<br />
• Bei Bedarf Unterstützung / kollegiale Beratung durch das Leitungsteam unter<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Geschäftsführung.<br />
3.KONSEQUENZEN<br />
• Bei eindeutig Grenzen überschreitendem Verhalten wird <strong>der</strong>/die Mitarbeiter/in<br />
durch Geschäftsführung und Leitung sofort von seinen/ihren Aufgaben freigestellt.<br />
• Bei kritischem Verhalten erfolgt ein klärendes Gespräch mit Leitung und gegebenenfalls<br />
Geschäftsführung mit angemessenen Verhaltensauflagen (körperliche Distanz,<br />
Gruppenwechsel, Supervision, Selbsterfahrung etc.).<br />
• Parallel dazu erfolgen gegebenenfalls entsprechende arbeitsrechtliche Konsequenzen.<br />
10 |11
impressionen <strong>2010</strong><br />
zwei<br />
eins<br />
eins_Familiensamstag mit Eltern von Schulkin<strong>der</strong>n im Familienzentrum zwei_Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> „Initiative Allenstein“ auf einer Freizeitfahrt <strong>2010</strong> drei_10 Jahre Ambulante Hilfen, Fest am<br />
24. September <strong>2010</strong> vier_Teilnehmer/innen <strong>der</strong> „Initiative Allenstein“ sind seit vielen Jahren<br />
beim „Zimmersmühlenlauf“ in Oberursel aktiv fünf_10 Jahre Ambulante Hilfen. Gespanntes Warten<br />
auf die Gewinne aus <strong>der</strong> Tombola sechs_„Allensteiner“ bei einem Konzert von Guildo Horn<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
vier<br />
drei<br />
fünf<br />
guisechs<br />
12 |13
ehe- und sexualberatung<br />
PSYCHISCHE ENTWICKLUNG<br />
BRAUCHT GRENZEN<br />
RATSUCHENDE AN IHREN GRENZEN. Wenn Menschen sich an die Ehe- und<br />
Sexualberatung (ESB) wenden, fühlen sie sich meist an einer Grenze. Sie kommen alleine<br />
nicht mehr aus <strong>der</strong> Krise und den Konflikten ihrer Beziehung heraus. Sie hoffen auf die<br />
Unterstützung einer Fachperson, die gemeinsam mit ihnen konstruktive Wege für ihr<br />
Miteinan<strong>der</strong> als Paar finden möge.<br />
BERATUNGSPROZESSE UND FRAGEN DER BERATINNEN UND BERATER.<br />
In <strong>2010</strong> haben wir mit 429 Paaren sowie mit 163 Frauen bzw. Männern einen Beratungsprozess<br />
durchgeführt. Das sind 1.021 ratsuchende Menschen in unserer Einrichtung, die<br />
konfrontiert sind mit eigenen Fragen, Ängsten, Konflikten ihres Beziehungslebens – und<br />
11 Beraterinnen und Berater, die konfrontiert sind mit <strong>der</strong> inneren Not, aber auch <strong>der</strong><br />
Hoffnung dieser Klienten/innen auf eine positive Entwicklung. Aus dieser spezifischen Art<br />
<strong>der</strong> Begegnung entstehen immer wie<strong>der</strong> neu die Fragen <strong>der</strong> Beraterinnen und Berater,<br />
welche Möglichkeiten <strong>der</strong> Hilfe haben wir für die Menschen in <strong>der</strong> heutigen Zeit und welche<br />
Art <strong>der</strong> Grenzen sind wichtig für <strong>der</strong>en psychische Entwicklung.<br />
TEAMENTWICKLUNGSPROZESS. Das neu zusammen gesetzte Team (mit 4 langjährigen<br />
sowie 4 neuen Mitarbeiter/innen) hat sich in <strong>2010</strong> einem Teamentwicklungsprozess<br />
gestellt. Mit Hilfe externer Supervision haben wir unser Grundverständnis, die<br />
Beratungsanlässe, unsere Haltung, die Ziele unserer Arbeit sowie die Angebote reflektiert<br />
und geeignete Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit innerhalb des Teams sowie für die fachliche<br />
Vernetzung <strong>der</strong> Stelle entwickelt. Das Ergebnis dieses Prozesses ist eingeflossen in die<br />
aktualisierte und dokumentierte Konzeption <strong>der</strong> ESB. Daraus stellen wir nachfolgend<br />
einige Aspekte dar.<br />
KONZEPTION. Das Grundverständnis unserer Arbeit ist die Auffassung, dass <strong>der</strong><br />
Mensch ein Beziehungswesen ist und seine Persönlichkeit sich aus den Erfahrungen mit<br />
den ihm nahe stehenden Menschen bildet. Aus diesem Miteinan<strong>der</strong> entsteht die Beziehung<br />
zu sich selbst und zu an<strong>der</strong>en. Da psychische Entwicklung grundsätzlich auf<br />
zunehmende Unabhängigkeit von Bezugspersonen zielt, impliziert sie immer auch die<br />
Dynamik von Bindung und Trennung. Der Freude über den Zuwachs an Freiheit und<br />
autonomen Fähigkeiten stehen die Angst vor <strong>der</strong> Trennung und die Trauer über den<br />
Die Ehe- und Sexualberatung bietet Paaren und Einzelnen bei Krisen<br />
und Konflikten psychologische Beratung an. Ziel dieser Arbeit ist<br />
die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beziehungsfähigkeit, wobei Verbindlichkeit,<br />
emotionale Intimität und lustvolle Sexualität wichtige Komponenten<br />
einer gelingenden Liebesbeziehung sind.<br />
Die Beratung ist kostenfrei und findet nach kurzer Wartezeit statt.<br />
Vorträge und Gesprächskreise für Paare sind präventive Angebote <strong>der</strong><br />
Stelle, die das Bewusstsein stärken sollen, dass Beziehungen nicht<br />
selbstverständlich gelingen, son<strong>der</strong>n aktiv gestaltet werden müssen.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
Verlust des Bisherigen gegenüber. Diese wi<strong>der</strong>sprüchlichen Gefühle führen bei vielen<br />
Menschen zu Krisen und Konflikten in Übergangssituationen von einer Lebensphase zur<br />
nächsten – in <strong>der</strong> Kindheit und als Erwachsene.<br />
Wenn Menschen – einzeln o<strong>der</strong> als Paar – in unsere Einrichtung kommen, benennen sie<br />
unterschiedliche Beratungsanlässe: sie haben sich nicht mehr viel zu sagen, streiten sich<br />
oft, die emotionale Zuneigung scheint verloren, sie fühlen sich vom An<strong>der</strong>en nicht mehr<br />
verstanden, die Sexualität ist unbefriedigend geworden, eine Außenbeziehung hat das<br />
Vertrauen zerstört, Unterschiede in <strong>der</strong> kulturellen Herkunft machen die Verständigung<br />
schwierig o<strong>der</strong> soziale, gesundheitliche bzw. wirtschaftliche Sorgen belasten die Beziehung.<br />
Sie sind an eigene Grenzen gekommen und suchen nach neuen Wegen für ihre<br />
Beziehungsgestaltung.<br />
Unsere Haltung als Berater/innen ist bestimmt von Achtung und Wertschätzung gegenüber<br />
<strong>der</strong> Lebensleistung dieser Menschen. Bei Paaren ist die Allparteilichkeit eine unabdingbare<br />
Voraussetzung für einen konstruktiven Entwicklungsprozess in <strong>der</strong> Beratung.<br />
Mithilfe von Interesse und Empathie bieten wir Zeit und Raum für die gemeinsame<br />
Beziehungsgestaltung und tragen die Verantwortung für die Transparenz des Prozesses<br />
und die angewandten Methoden. Verlauf und Ziele sollen den Fähigkeiten und dem Verän<strong>der</strong>ungswillen<br />
<strong>der</strong> Ratsuchenden entsprechen und werden gemeinsam gestaltet. Dabei<br />
wird die Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung <strong>der</strong> Klienten/innen unterstützt.<br />
Ziel <strong>der</strong> Beratung ist, Kräfte und Möglichkeiten <strong>der</strong> Menschen zu aktivieren, die die<br />
Beziehungsfähigkeit för<strong>der</strong>n, zum Gelingen <strong>der</strong> Paarbeziehung beitragen und ein Leben<br />
in bewusster Gestaltung ermöglichen. Kognitive und emotionale Einsichten in die Psychodynamik<br />
<strong>der</strong> Paarbeziehung führen meist zu größerer innerer und äußerer Freiheit und<br />
damit zu neuen Erlebens- und Handlungsmöglichkeiten. Neben den positiven Entwicklungen<br />
gilt es aber auch, Ratsuchenden dabei zu helfen, unverän<strong>der</strong>bare Lebenssituationen<br />
und -ereignisse anzunehmen und einen Weg für den Umgang mit den Grenzen des<br />
eigenen Lebens, <strong>der</strong> Paarsituation und auch den begrenzten Möglichkeiten von Paarberatung<br />
zu finden. Diese Grenzen anzunehmen, ist auch immer wie<strong>der</strong> eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
für uns Beraterinnen und Berater. Die Rahmenbedingungen (Zeit, Dauer, Frequenz,<br />
Setting) sind dabei eine hilfreiche Grenze für unser professionelles Verhalten.<br />
Dorothee Glückler<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
Anzahl <strong>der</strong> Personen 1.021<br />
davon Männer 473 (46%)<br />
davon Frauen 548 (54%)<br />
davon aus bikulturellen Beziehungen 230 (23%)<br />
Anzahl <strong>der</strong> Fälle 592<br />
davon Einzelberatung 163 (28%)<br />
davon Paarberatung 429 (72%)<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Beratungskontakte 4.019<br />
davon Einzelberatung 1.273 (32%)<br />
davon Paarberatung 2.746 (68%)<br />
14 |15
erziehungsberatung<br />
WENN DIE KLASSENFAHRT ZU TEUER WIRD,<br />
ODER: ARMUT MACHT ANGST – ALLEN!<br />
„<br />
„Ich denk schon, dass man so durch Beratung, ... dass man nicht so rumlaufen muss wie<br />
ein geschlagener Hund, ... man kann trotzdem gerade durch die Lande gehen, ...man hat<br />
halt keinen Strom, ... aber <strong>der</strong> wird irgendwann kommen, ja ... die Person stärken, weil<br />
das Kind kriegt’s so o<strong>der</strong> so ab. Und dann lieber mit 'ner starken Person, weil sonst geht<br />
das Kind auch so geschlagen durch die Lande, ...“<br />
So äußert sich eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Kind einige Jahre von Sozialhilfe<br />
bzw. von Hartz 4-Bezügen lebte und für ein paar Wochen in <strong>der</strong> Wohnung keinen<br />
Strom hatte. Wir fragten sie, ob Erziehungsberatung etwas beitragen kann, um arme Familien<br />
und Eltern zu unterstützen.<br />
Längst haben wir uns daran gewöhnt: An die Berichte über zu viele von Armut betroffenen<br />
Kin<strong>der</strong> und Familien, und das in unserer reichen Gesellschaft! Fachleute streiten sich über<br />
die Definition von Armut und über notwendige Maßnahmen zur Armutsbekämpfung. Als<br />
skandalös aber wird immer wie<strong>der</strong> das „Armutsrisiko Nr. 1“, nämlich Kin<strong>der</strong>, angeprangert.<br />
Was aber heißt dies für die Erziehungsberatung? Mit dieser Frage setzten sich die MitarbeiterInnen<br />
<strong>der</strong> Frankfurter Erziehungsberatungsstellen im April <strong>2010</strong> während eines<br />
Fachtags auseinan<strong>der</strong>. Immer mehr Eltern berichten angstvoll in <strong>der</strong> Erziehungsberatung,<br />
ihre Kin<strong>der</strong> seien den schulischen Anfor<strong>der</strong>ungen nicht gewachsen, deshalb hätten sie<br />
später schlechte Berufsaussichten; ihre Zukunft sei nicht gesichert. Hinzu kommt die Annahme,<br />
die Kin<strong>der</strong> könnten den Eltern eines Tages vorwerfen, sie hätten zu wenig Druck<br />
gemacht, um ihren Schulerfolg zu sichern. Also sei es Aufgabe <strong>der</strong> Eltern, die Kin<strong>der</strong><br />
schon früh und mit allen Mitteln dazu zu bewegen, mehr zu lernen.<br />
Dieser Erfahrung wollten wir nachgehen und führten im Vorfeld des Fachtages zusammen<br />
mit einer Rödelheimer Erziehungsberatungsstelle eine Reihe von Interviews zum<br />
Thema „arme Kin<strong>der</strong>“ und „arme Familien“ durch. Zu Wort kommen sollten Kin<strong>der</strong>, Jugendliche<br />
und Eltern, die nicht unbedingt selbst arm sind; vielmehr sollten sie darüber<br />
sprechen, ob und wie sie Armut in ihrem Alltag erleben, wie sie über arme Menschen<br />
denken und ob das Thema für sie selbst wichtig ist. Unserer EB halfen die Schulleitung<br />
<strong>der</strong> IGS Her<strong>der</strong> und natürlich die betreffenden Schüler/innen und Eltern, diese Idee zu<br />
verwirklichen und die Interviews beim Fachtag im April sowie im September <strong>2010</strong> beim<br />
„Hortimpuls“, (u.a. vom Stadtschulamt organisiert) zu präsentieren.<br />
Beeindruckt waren wir vor allem von <strong>der</strong> Offenheit und Nachdenklichkeit, mit <strong>der</strong> die<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen über die schwierige und komplexe Thematik sprachen; aber auch<br />
Eltern, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche haben ein Recht auf Unterstützung,<br />
Beratung und Begleitung in Erziehungsberatungsstellen. Unsere<br />
Fachkräfte helfen bei ...<br />
- Fragen zum Zusammenleben in <strong>der</strong> Familie,<br />
- Schul- und Leistungsschwierigkeiten,<br />
- Konflikten in <strong>der</strong> Familie, in <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> im Freundeskreis,<br />
- Trennung und Scheidung bzw. bei Sorge- und Umgangsrechtsfragen.<br />
Außerdem:<br />
- Kin<strong>der</strong> und Jugendliche können auch ohne Begleitung <strong>der</strong> Eltern<br />
zu uns kommen<br />
- Wir haben strenge Schweigepflicht<br />
- Die Beratung ist für Familien kostenfrei<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
die Eltern äußerten sich in den Gesprächen sehr differenziert und häufig selbstkritisch.<br />
Hier einige Zitate; sie geben die Äußerungen wörtlich wie<strong>der</strong>; die Namen sind verän<strong>der</strong>t.<br />
Frage: „Was denkt Ihr, was sind das für Menschen, die arm sind, die nicht so viel Geld<br />
haben?“ Antwort von Christa in einem Gruppeninterview (3 Schülerinnen, ca 12 bis 13<br />
Jahre alt. Christas Eltern stammen aus Albanien): „Ich finde, das können alle Menschen<br />
sein, auch, nicht nur welche, die kein Zuhause haben, die so in 'ner Mietwohnung wohnen<br />
und irgendwie alles nur mit Schulden bezahlt haben, o<strong>der</strong> so, und, ich finde, das können<br />
auch Leute sein, die vor einem Monat noch richtig reich gewesen sind...“<br />
Ute (im selben Interview): „... die (eine Klassenkameradin) zieht immer die gleichen Klamotten<br />
an wie ihre Schwester..., die freuen sich auch immer, wenn wir was mitbringen,<br />
‘ne Süßigkeit o<strong>der</strong> so...“<br />
Eva, das dritte Mädchen kommt dann auf das Thema Schule zu sprechen. (Evas Eltern<br />
stammen aus Marokko.) „Also zum Beispiel, wir machen besser Quatsch als uns auf die<br />
Schule zu konzentrieren, aber im Nachhinein sagen meine Eltern, du wirst es bereuen,<br />
es ist besser du strengst dich jetzt an und dann hast du ein gutes Leben vor dir, dann<br />
hast du den Stress von früher nicht mehr, aber ich mein, wir machen halt Quatsch ...<br />
also, ich weiß auch, dass ich das bitter bereuen werde, aber jetzt denk ich mir, dass ich<br />
meinen Spaß habe, weil, meine Eltern, die haben immer mehr und mehr recht, und jetzt<br />
denke ich, die reden nur, aber später denke ich, die haben recht.“<br />
Und wie hilft hier Erziehungsberatung? Wir unterstützen die Eltern in ihren Bemühungen,<br />
ihren Kin<strong>der</strong>n eine gute Zukunft zu ermöglichen, wir hören den Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen zu, wenn sie sich über zu viel (Leistungs-) Druck beschweren, und nehmen<br />
Stellung, wenn sie mit psychischen und körperlichen Symptomen auf zu hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
reagieren. Aber wir müssen uns auch <strong>der</strong> Frage stellen, was wir, die heutige<br />
Erwachsenengeneration den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen an Perspektiven zu bieten haben:<br />
Geht es wirklich nur darum, dass sie heute möglichst gute Schüler sind, um sich zu möglichst<br />
erfolgreichen Hochschulabsolventen und späteren Leistungsträgern <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
zu entwickeln? Wenn die heftigen Sorgen und Ängste erst einmal ausgesprochen<br />
sind, ist es in <strong>der</strong> Beratung manchmal möglich, das Thema „Motivations- und Leistungsprobleme“<br />
noch einmal ganz neu zu betrachten...<br />
Renate Maurer-Hein<br />
“<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
Aus 2009 wurde die Beratung von ... Familien übernommen<br />
(Stand: 01.01.<strong>2010</strong>) 88<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> wurde die Beratung von ... Familien neu begonnen 262<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> wurde die Beratung von ... Familien abgeschlossen 268<br />
Gesamtanzahl <strong>der</strong> Familien, die im Jahr <strong>2010</strong> beraten wurden 337<br />
In das Jahr 2011 wurden die Beratungen von ... Familien<br />
übergeleitet (Stand: 31.12.<strong>2010</strong>) 69<br />
Bei den Neuzugängen hatten einen Migrationshintergrund* **120<br />
Bei den Neuzugängen wurde <strong>der</strong> Kontakt zur Erziehungsberatungsstelle<br />
angeregt: ... durch das Jugendamt 35<br />
.... durch sonstige Fachkräfte aus dem Jugendhilfebereich, durch<br />
ein Gericht, einen Rechtsanwalt und die Jugendgerichtshilfe 21<br />
... durch Kin<strong>der</strong>garten und Schule 27<br />
... durch Ärzte, Kliniken und PsychotherapeutInnen 16<br />
... durch an<strong>der</strong>e Institutionen bzw. Personen 46<br />
Der Kontakt zur Erziehungsberatungsstelle erfolgte aufgrund<br />
von Eigeninitiative 117<br />
* (Definition: Ausländische Herkunft eines o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Elternteile des<br />
betreffenden Kindes/Jugendlichen)<br />
** gegenüber 142 Familien „ohne Migrationshintergrund“<br />
16 |17
telefonseelsorge & krisen- und lebensberatung<br />
BERATUNG – SOFORT UND<br />
RUND UM DIE UHR<br />
„Letzte Woche war ich bei Ihnen in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde. Eigentlich wusste ich<br />
nicht so genau, warum ich da war. Ich danke Ihnen, dass Sie mich nach zehn Minuten<br />
nicht einfach weggeschickt und gesagt haben, dass ich wie<strong>der</strong>kommen soll, wenn ich<br />
weiß, worüber ich reden will. Ich kam mit allgemeiner Ratlosigkeit über mein Berufsund<br />
Alltagsleben. Sie sagten, dass ich wahrscheinlich den Zugang zu mir selbst verloren<br />
habe. Und dass ich durchaus wissen könnte, was für mich gut sei, da ich es zum Beispiel<br />
für meinen Sohn ziemlich genau zu wissen glaube.<br />
Mir wurden dann die Verbindungen zwischen meinen heutigen Schwierigkeiten und den<br />
alten Erfahrungen mit meiner Mutter bewusst. Seit dem Gespräch mit Ihnen habe ich<br />
mich mit diesem Thema beschäftigt, bestimmt 10 Seiten geschrieben und bin dabei, meine<br />
Gedanken und Erinnerungen zu sortieren. Ob ich das alles alleine aufarbeiten kann,<br />
weiß ich noch nicht. Das werde ich sehen. Mit dieser Rückmeldung möchte ich Ihnen<br />
jedenfalls herzlich für das produktive Gespräch danken!“<br />
Dieser Text einer Besucherin <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde erreichte uns per Mail. Er zeigt,<br />
dass manchmal schon ein einziges Gespräch viel in Bewegung bringen kann.<br />
EIN BREITES SPEKTRUM Die Menschen, die mit uns Kontakt aufnehmen – in <strong>der</strong><br />
Telefonseelsorge, in <strong>der</strong> Online-Beratung, in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde – befinden sich<br />
in sehr unterschiedlichen persönlichen Lebenslagen und haben unterschiedlich starke<br />
Ressourcen, um die Herausfor<strong>der</strong>ungen, vor denen sie stehen, meistern zu können.<br />
In <strong>der</strong> Telefonseelsorge haben wir es oft mit Menschen zu tun, die unter sehr schweren<br />
psychischen Störungen leiden. Sie rufen häufig an und brauchen unsere Hilfe, um überhaupt<br />
durchs Leben zu kommen. Da geht es selten um eine Entwicklung, son<strong>der</strong>n in<br />
aller Regel um eine Stabilisierung für Menschen, die so verletzbar sind, dass sie schon<br />
kleinste Alltagsereignisse – wie ein Brief vom „Amt" – aus <strong>der</strong> Bahn werfen können.<br />
In den Beratungsprozessen mit ihren regelmäßigen, wöchentlich o<strong>der</strong> zweiwöchentlich<br />
stattfindenden Gesprächen geht es fast immer um Entwicklungsprozesse, um das Verstehen<br />
des eigenen Denkens, Fühlens und Verhaltens und die Einleitung von Verän<strong>der</strong>ungen<br />
zugunsten einer größeren Stimmigkeit des eigenen Lebens. Das kann ein kurzer<br />
Impuls sein, wie in dem anfangs zitierten Fall, das kann sich über eine lange Zeit hinziehen<br />
und in nur winzigen Schritten vorangehen. Es ist die große Kunst des Beratens, die<br />
Menschen in diesen Prozessen anzuregen, ja anzufeuern, und mit ihnen gemeinsam ein<br />
Verstehen und Ideen für Neues zu entwickeln und doch die Verantwortung für ihr eigenes<br />
Leben ganz bei ihnen zu lassen.<br />
Die „Telefonseelsorge & Krisen- und Lebensberatung“ ist eine Beratungsstelle<br />
für Menschen, die sich in akuten psychischen Krisen befinden o<strong>der</strong> die<br />
eine vertiefte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit sich und ihrem Leben anstreben.<br />
- In <strong>der</strong> Telefonseelsorge sind wir rund um die Uhr erreichbar.<br />
- Die Offene Sprechstunde ist geöffnet montags bis freitags 11-13 Uhr<br />
und 15-18 Uhr im Erdgeschoss des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong>.<br />
- Für beraterische Gesprächsreihen werden Termine individuell vereinbart.<br />
- Die Online-Beratung finden Sie über unsere Homepage (www.hdv-ffm.de).<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
In <strong>der</strong> Online-Beratung können wir noch nicht viel über das spezifische Profil <strong>der</strong>er sagen,<br />
die sich an uns wenden. Dafür ist das alles noch zu neu. Im Lauf des letzten Jahres haben<br />
wir zur Chat- die Email-Beratung hinzugenommen. Das war ein guter Schritt, denn<br />
die meisten Klienten wenden sich am liebsten zunächst mit einer Mail an uns. Wir haben<br />
uns verpflichtet, die erste Mail innerhalb von 48 Stunden zu beantworten. Manchmal entstehen<br />
dann regelrechte Korrespondenzen, die gelegentlich dazu führen, dass die Betreffenden<br />
in die Offene Sprechstunde kommen und auch den persönlichen Kontakt suchen.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER Nach nahezu 35 Jahren verabschiedete<br />
sich Frau Hiltrud Ruiz Ende März aus dem Hauptamtlichen-Team in den Ruhestand. Der<br />
Abschied wurde etwas gemil<strong>der</strong>t, da sie uns als Honorarmitarbeiterin erhalten bleibt.<br />
Neu im Team <strong>der</strong> Honorarmitarbeiter/innen arbeitet seit August Frau Carolin Bolte. Die<br />
Stelle von Frau Ruiz im Hauptamtlichen-Team konnten wir mit Frau Annette Isheim ab<br />
Mai besetzen.<br />
Sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen unsere Arbeit – seien sie ehrenamtlich,<br />
auf Honorarbasis o<strong>der</strong> hauptamtlich tätig. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich<br />
gedankt.<br />
ERBSCHAFT Eine beson<strong>der</strong>e Freude im Jahr <strong>2010</strong> war es, dass wir eine kleine Erbschaft<br />
erhalten haben. Eine hochbetagt verstorbene Dame bedachte die „Frankfurter<br />
Telefonseelsorge“ mit „5000 DM“, weil sie ihr, wie es im Testament heißt, in schwerer<br />
Zeit sehr geholfen habe. An dieser Stelle sei auch all denen herzlich gedankt, die uns im<br />
Jahr <strong>2010</strong> mit einer Spende unterstützt haben.<br />
Dr. Peter Rottlän<strong>der</strong><br />
Telefonseelsorge<br />
Anzahl <strong>der</strong> Anrufe 15.689<br />
Anzahl Gespräche 11.819<br />
Offene Sprechstunde Krisen- und Lebensberatung<br />
Anzahl <strong>der</strong> Besucher <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde 690<br />
Anzahl <strong>der</strong> Fälle in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde 612<br />
Beratungsprozesse<br />
Anzahl <strong>der</strong> durchgeführten Beratungsstunden 2.348<br />
Anzahl <strong>der</strong> Fälle in Beratungsprozessen 304<br />
Anzahl <strong>der</strong> Personen 341<br />
Online-Beratung<br />
Kontakte im Chat und per Mail 95<br />
Anzahl <strong>der</strong> Fälle 46<br />
18 |19
ambulante hilfen zur erziehung<br />
10 JAHRE AMBULANTE HILFEN<br />
Vor 10 Jahren begann im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> die ambulante aufsuchende Arbeit mit<br />
Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und Familien – für uns ein Anlass, einmal inne zu halten und zurück<br />
zu blicken darauf, wie sich unser Arbeitsbereich in diesen Jahren weiterentwickelt<br />
und was uns beson<strong>der</strong>s beschäftigt hat. Am 24.September feierten wir mit den Familien,<br />
Vertreter/innen unserer Kooperationspartner und Kolleg/innen ein buntes Fest mit Kaffee<br />
und Kuchen, Tombola, Malaktion, einem Film, <strong>der</strong> einen humorvollen Blick auf unsere<br />
Arbeit gewährte, und „open house“ in unseren Räumen.<br />
AMBULANTE HILFEN ZUR ERZIEHUNG IM HDV VON 2000 BIS <strong>2010</strong><br />
2000 Die Fallarbeit in <strong>der</strong> Sozialpädagogischen Lernhilfe (SPLH) beginnt mit mehreren<br />
Mitarbeiter/innen.<br />
2001 Für die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) wird eine Konzeption erarbeitet<br />
und erste Hilfen starten.<br />
2002 Drei weitere Mitarbeiter/innen beginnen in <strong>der</strong> SPFH. Es gibt zwei Teams, die zunächst<br />
wenig miteinan<strong>der</strong> zu tun haben: SPLH und SPFH.<br />
2003 Wir bieten die Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung (ISEB) als weitere Hilfeform<br />
an.<br />
Eklatanter Einbruch in <strong>der</strong> Nachfrage: Durch die schwierige Finanzlage <strong>der</strong> Stadt und<br />
massive Einsparungen im Sozialbereich werden weitaus weniger Hilfen eingerichtet.<br />
Auch für unseren Arbeitsbereich ist damit die Zukunft ungewiss.<br />
Das Jugendamt reagiert auf den wachsenden Bedarf an SPLH mit <strong>der</strong> Einrichtung von<br />
Lerngruppen an Schulen.<br />
2004 Wir übernehmen insgesamt vier Lerngruppen an Uhland- und Holzhausenschule.<br />
Die Teams <strong>der</strong> SPLH und SPFH intensivieren ihre Zusammenarbeit durch vermehrte Kooperationen<br />
in <strong>der</strong> Fallarbeit.<br />
Wir erarbeiten ein Konzept für Aufsuchende Familientherapie (AFT) und machen erste<br />
Erfahrungen mit diesem speziellen Ansatz.<br />
2005 Der Teambildungsprozess führt zur Zusammenlegung <strong>der</strong> beiden Teams SPLH und<br />
SPFH zum Team <strong>der</strong> Ambulanten Hilfen zur Erziehung.<br />
Unsere bisherigen Erfahrungen mit <strong>der</strong> AFT bestärken uns, unsere Konzeption <strong>der</strong> Grundsatzabteilung<br />
des Jugendamtes vorzulegen.<br />
2007 Die Nachfrage nach allen Hilfeformen nimmt deutlich zu. Wir erleben in den Familien<br />
komplexere Probleme und eskaliertere Konflikte und fragen uns, ob dies mit dem „Auf-<br />
Die Ambulanten Hilfen zur Erziehung umfassen:<br />
Sozialpädagogische Familienhilfe stärkt Eltern in ihrer Erziehungskompetenz.<br />
Aufsuchende Familientherapie arbeitet insbeson<strong>der</strong>e an<br />
<strong>der</strong> Beziehungsdynamik <strong>der</strong> Familie.<br />
Sozialpädagogische Lernhilfe – und die Kleingruppen an Schulen –<br />
för<strong>der</strong>n vor allem Lernkompetenzen. Erziehungsbeistandschaft dient<br />
<strong>der</strong> Bewältigung von Entwicklungsproblemen.<br />
Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung unterstützt<br />
Jugendliche ab 14 Jahren bei <strong>der</strong> Entwicklung von Perspektiven für<br />
ein eigenständiges Leben.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
schub“ <strong>der</strong> letzten Jahre zu tun hat. Die Kapazitäten des Teams werden durch Vertragsaufstockungen<br />
ausgeweitet, um mehr Hilfen anbieten zu können.<br />
2008 Wir stellen zwei weitere Kolleg/innen ein, insbeson<strong>der</strong>e für die familientherapeutische<br />
Arbeit, weil die Nachfrage nach AFT steigt. Mehrere Eltern aus unseren Hilfen nehmen<br />
an Angeboten des Zentrums Familie teil (<strong>Haus</strong>haltsbudgetberatung und „Starke Eltern<br />
– starke Kin<strong>der</strong>“) und machen hilfreiche Erfahrungen.<br />
2009 Wir bieten jetzt auch Erziehungsbeistandschaft (EBST)an, um Hilfen sinnvoll flexibel<br />
kombinieren zu können.<br />
Die Nachfrage nach ambulanten Hilfen steigt rapide. In vielen Familien erleben wir extrem<br />
schwierige Konstellationen, häufig geht es um Kin<strong>der</strong>schutz. Von den Sozialarbeiter/innen<br />
des KJS wird berichtet, dass nur noch die „Spitze des Eisberges“ bearbeitet werden kann.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
UND IM JAHR <strong>2010</strong>... Die Nachfrage nach Hilfen nimmt weiterhin zu. Von 381 Anfragen<br />
können wir 49 Hilfen starten.<br />
Wir übernehmen eine weitere Lerngruppe an <strong>der</strong> Karmeliterschule.<br />
Im Herbst erhalten wir vom Jugendamt nach fast fünfjähriger Verhandlung die Zusage,<br />
dass die AFT offiziell in den Hilfekatalog aufgenommen wird. Die Nachfrage nach AFT<br />
steigt nun noch einmal an.<br />
Im November bieten wir in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Familie einen Elternkurs<br />
zum Thema „Grenzen setzen“ an, speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse unserer Eltern<br />
(Termin samstags mittags, mit Kin<strong>der</strong>betreuung). Die Rückmeldung <strong>der</strong> Eltern ist sehr<br />
positiv. Beson<strong>der</strong>s das Erleben, mit den Erziehungsproblemen nicht allein da zu stehen,<br />
und die Möglichkeit, voneinan<strong>der</strong> lernen zu können, lassen bei den Eltern den Wunsch<br />
nach weiteren Treffen aufkommen. Die Umsetzung eines „Elterntreffs“ wird für uns eine<br />
Aufgabe im neuen Jahr sein.<br />
Die vielen Begegnungen mit Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und Eltern aus unterschiedlichen<br />
Lebenswelten und Kulturen, mit ganz verschiedenen Lebenshintergründen bedeuten für<br />
uns einen reichen Schatz an Lernerfahrungen. Insofern war unser Fest auch ein dankbarer<br />
Rückblick, und dieser Dank gilt beson<strong>der</strong>s den Familien, die mit dafür sorgen, dass wir unsere<br />
Arbeit und unser Angebot sinnvoll und bedarfsorientiert weiterentwickeln können.<br />
Mechthild Saxler<br />
Gesamt-Fallzahl 105<br />
davon SPFH 25<br />
davon AFT 27<br />
davon EBST 24<br />
davon ISEB 3<br />
davon SPLH 26<br />
Face-to-face-Kontakte in Stunden 10.789<br />
Kin<strong>der</strong> in Lerngruppen an Schulen 29<br />
20 |21
tagesgruppen<br />
MEHR RÄUME, MEHR PLÄTZE,<br />
MEHR ELTERNARBEIT<br />
In Zusammenarbeit mit dem Grundsatzreferat des Jugendamtes ist es gelungen, das<br />
Angebot <strong>der</strong> Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> zu erweitern. Durch eine weitere<br />
Tagesgruppe wurden mehr Plätze geschaffen und die Leistungsvereinbarungen <strong>der</strong> bestehenden<br />
Tagesgruppen wurde überarbeitet.<br />
Wichtige Themen im Jahr <strong>2010</strong> waren konzeptionelle Verän<strong>der</strong>ungen, Eröffnung <strong>der</strong><br />
Tagesgruppe Durchblick, Familienarbeit, Partizipation, Projekte und Feste.<br />
KONZEPTIONELLE VERÄNDERUNGEN Seit 15.05.<strong>2010</strong> wird in den Tagesgruppen<br />
im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> nach einem verän<strong>der</strong>ten Konzept gearbeitet. Für die vier Tagesgruppen<br />
gelten zwei Leistungsvereinbarungen. Fragen Mitarbeiter/innen des Jugendamtes<br />
um Hilfe für ein Kind o<strong>der</strong> einen Jugendlichen nach § 35a SGB VIII, so gibt es in<br />
<strong>der</strong> Tagesgruppe Aktiv zehn Plätze für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche mit einer seelischen Behin<strong>der</strong>ung<br />
o<strong>der</strong> einer drohenden seelischen Behin<strong>der</strong>ung. Darüber hinaus können auch<br />
in den an<strong>der</strong>en drei Tagesgruppen (Lichtblick, Durchblick und Mittendrin) fünf Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche im Sinne einer Einglie<strong>der</strong>ungshilfe für seelisch behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendliche betreut werden.<br />
Von den insgesamt 45 Plätzen stehen 30 zur Erziehung in einer Tagesgruppe gemäß<br />
§32 SGB VIII zur Verfügung. 15 weitere Plätze können als Einglie<strong>der</strong>ungshilfe für seelisch<br />
behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> und Jugendliche gemäß § 35a SGB VIII belegt werden.<br />
ERÖFFNUNG DER TAGESGRUPPE DURCHBLICK In <strong>der</strong> Arbeit mit Familien<br />
innerhalb <strong>der</strong> Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> hat sich gezeigt, dass gerade <strong>der</strong><br />
Übergang von <strong>der</strong> Grundschule in eine weiterführende Schule eng begleitet werden sollte.<br />
Die Tagesgruppe Durchblick bietet daher 10 Plätze für Kin<strong>der</strong> im Alter zwischen 10 und<br />
12 Jahren.<br />
Am 15.5.<strong>2010</strong> wurde die Tagesgruppe Durchblick im 3. Stock das Gebäudes B im <strong>Haus</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> eröffnet. Die ersten Monate im Jahre <strong>2010</strong> beanspruchte die Umbaumaßnahme<br />
in <strong>der</strong> Tagesgruppe. Für 10 Kin<strong>der</strong> wurden zwei Gruppenräume und zwei<br />
<strong>Haus</strong>aufgabenräume geschaffen sowie eine Küche und Sanitärräume eingerichtet. Der<br />
Flur und <strong>der</strong> offene Bereich wurden mit einer Lärmschutzdecke versehen.<br />
Die Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. sind teilstationäre Jugendhilfemaßnahmen<br />
gemäß den §§ 32 und 35a SGB VIII. Sie leisten Hilfe für 45 Familien mit<br />
Kin<strong>der</strong>n im Alter zwischen 6 und 16 Jahren. Die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen werden<br />
durch sozialpädagogische Gruppenarbeit, Begleitung <strong>der</strong> schulischen För<strong>der</strong>ung<br />
und therapeutischer Einzelför<strong>der</strong>ung unterstützt. Ebenso werden Eltern in<br />
Familiengesprächen beraten und in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt. Die<br />
systemische Ausrichtung <strong>der</strong> Tagesgruppen zielt darauf ab, die Familienmitglie<strong>der</strong><br />
zu unterstützen und die Integrität <strong>der</strong> Familie zu erhalten bzw. diese herzustellen.<br />
Das mit den Psychologen <strong>der</strong> Tagesgruppen entwickelte verhaltenstherapeutische<br />
Verstärkersystem unterstützt und hilft bei <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> individuellen<br />
Entwicklungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
Die Eröffnungsfeier <strong>der</strong> Tagesgruppe Durchblick fand am 3. Juli <strong>2010</strong> statt. An <strong>der</strong> feierlichen<br />
Einweihung durch Dekan Dr. Scholz nahmen – neben geladenen Gästen – auch fünf<br />
Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tagesgruppe teil.<br />
FAMILIENARBEIT Die Familienarbeit <strong>der</strong> Tagesgruppen besteht aus verschiedenen<br />
Arbeitsformen. In <strong>der</strong> Hilfeplanung vereinbaren Familie, Jugendamt und Tagesgruppe gemeinsam,<br />
welche Bausteine <strong>der</strong> Familienarbeit genutzt werden. Wobei die Teilnahme an<br />
Beratungsgesprächen für die Eltern verbindlich ist:<br />
Mindestens einmal im Monat findet für die Eltern ein Beratungsgespräch statt. Der regelmäßige<br />
Austausch soll die im Hilfeplan vereinbarten Ziele im Fokus haben und die<br />
Eltern motivieren, sich an <strong>der</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Ziele zu beteiligen.<br />
Das Elterncafe ist ein nie<strong>der</strong>schwelliges Angebot. Der Informationsaustausch unter den<br />
Eltern und den Mitarbeiter/innen <strong>der</strong> Tagesgruppen soll in einem ungezwungenen Rahmen<br />
zur Beziehungsgestaltung beitragen.<br />
Die Jahreszeitenfeste in den Tagesgruppen werden als Forum für gemeinsame<br />
Erlebnisse innerhalb <strong>der</strong> Familie angeboten. Sie bilden einen zwanglosen Kontext des<br />
Kennenlernens <strong>der</strong> Familien in den Tagesgruppen untereinan<strong>der</strong>.<br />
Bildungsveranstaltungen zielen auf die Erziehungspartnerschaft, die Kooperation und<br />
die Stärkung <strong>der</strong> elterlichen Erziehungskompetenz ab. In Kooperation mit Institutionen<br />
sollen hierfür interne und externe Fachleute einbezogen werden<br />
Der <strong>Haus</strong>besuch dient dazu die Familie in ihrem Lebensraum und Lebensbezug wahrzunehmen.<br />
In diesem Kontext sind Beratung zu Fragen <strong>der</strong> Alltagsgestaltung und Lösung<br />
von Alltagsproblemen im häuslichen Umfeld möglich.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
22 |23
tagesgruppen<br />
Die Familientherapeutische Intervention ist auf die Bedürfnisse einer Familie/Teilfamilie<br />
ausgerichtet und findet im 14tägigen Turnus statt. Entsprechend <strong>der</strong> im Hilfeplan<br />
vereinbarten Ziele werden mit den Methoden <strong>der</strong> Systemischen Familienberatung die<br />
Ressourcen <strong>der</strong> Familie für positive Verän<strong>der</strong>ungen aktiviert. Zusätzliche verhaltenstherapeutische<br />
Interventionen sollen den Transfer in den Alltag unterstützen.<br />
Die Psychoedukation hat zum Ziel, die Angehörigen über das Störungsbild des Kindes zu<br />
informieren und Strategien im Umgang damit kennen zu lernen. Eltern werden so zum<br />
Experten <strong>der</strong> Störung ihres Kindes und können ihr Kind besser bei <strong>der</strong> Alltagsbewältigung<br />
unterstützen.<br />
In einem Elterntraining werden Eltern in einer Gruppe angeleitet spezifische Erziehungsstrategien<br />
kennen zu lernen und im Umgang mit Konfliktsituationen mit dem Kind neue<br />
Lösungsstrategien zu erarbeiten.<br />
PARTIZIPATION Generell bildet sich die Partizipation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen in<br />
dem Verstärkersystem <strong>der</strong> Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> ab. Das Verstärkersystem<br />
fließt in den Tagesablauf und die Strukturen <strong>der</strong> Tagesgruppen ein:<br />
Mittagessen: Die Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen sind an <strong>der</strong> Auswahl des Essens beteiligt. Aus dem<br />
Speiseplan des Anbieters werden wöchentlich die Angebote ausgewählt. Das mehrheitlich<br />
gewünschte Essen wird bestellt. Die Ausgewogenheit und Abwechslung wird durch den/<br />
die zuständige/n Pädagogen/in gewährleistet.<br />
Tagesgespräch: Das Tagesgespräch beginnt mit einer Befindlichkeitsrunde. Alle Beteiligten<br />
können/sollen Anliegen, Themen, Infos und Mitteilungen einbringen. Die Inhalte<br />
werden protokolliert.<br />
Freizeitaktivität/Projektarbeit: Vorschläge <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen finden in den Freizeitaktivitäten<br />
Berücksichtigung. Die Projektarbeit ist auf die Interessen <strong>der</strong> aufgenommenen<br />
Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen ausgerichtet. Die Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen können ein Projekt wählen.<br />
Punktebesprechung/Abschlussrunde: Das jeweils besprochene Kind/<strong>der</strong> Jugendliche ist<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
an seiner Punktevergabe aktiv beteiligt. Die Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen <strong>der</strong> Gruppe dürfen die<br />
Punktevergabe kommentieren. Ab Stufe 5 beurteilt sich das Kind /<strong>der</strong> Jugendliche selbst.<br />
Jährlich findet die Tagesgruppensprecher/innenwahl statt, bei Bedarf (Ausscheiden eines<br />
Kindes/eines Jugendlichen) erfolgt eine Nachwahl. Es gibt einen Vorlauf von 3 Wochen,<br />
in dem sich die Bewerber/innen mit einem „Steckbrief“ vorstellen und in den Gruppen<br />
werben können. Die Wahlen finden am gleichen Tag in allen Tagesgruppen statt und sind<br />
geheim. Die gewählten Sprecher treffen sich monatlich mit den Tagesgruppensprecher-<br />
Beratern (Pädagoge/in) in <strong>der</strong> Tagesgruppen-Sprecher-Runde (TSR).<br />
Die Aufgaben <strong>der</strong> Tagesgruppensprecher/innen sind:<br />
• die Interessen und Anliegen aller Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen zu vertreten<br />
• sammeln von Themen/Anliegen und Infos <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen<br />
• Informationen transferieren<br />
• Entscheidungen herbeiführen<br />
Im Hilfeplangespräch wird die Sichtweise des Kindes /Jugendlichen nach § 36 SGB VIII<br />
berücksichtigt und dokumentiert.<br />
Zur Vorbereitung des HPG wird mit dem Kind/Jugendlichen:<br />
• Der Verlaufsbericht zur Hilfeplanung besprochen.<br />
• Die Fragebögen <strong>der</strong> Selbsteinschätzung und Wünsche <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>/Jugendlichen, die<br />
als Unterstützungsleitfaden für das Kind/den Jugendlichen im HPG dienen, werden<br />
ausgearbeitet.<br />
Als niedrigschwelliges Angebot hängt in je<strong>der</strong> Tagesgruppe ein Kummerkasten. Dieser<br />
wird wöchentlich geleert und die Beiträge fließen in die TSR ein.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
PROJEKTE UND FESTE An jedem Donnerstag werden Projekte wie Stadterkundung<br />
o<strong>der</strong> Bewegungsspiele angeboten. Die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tagesgruppen ordnen sich in einem<br />
Wahlverfahren den einzelnen Projekten zu. Alle Projektgruppen bleiben über einen bestimmten<br />
Zeitraum bestehen. Ziel ist neben einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung, dass<br />
die Pädagogen und Kin<strong>der</strong> sich gegenseitig kennenlernen und den Übergänge aus den<br />
einzelnen Tagesgruppen erleichtert werden. Die Integration <strong>der</strong> nach §35a SGB VIII aufgenommenen<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen wird in den Alltag verankert.<br />
Die Feste werden von allen Tagesgruppen gemeinsam gestaltet und gefeiert. Höhepunkte<br />
des Jahres sind das Sommerfest und das Weihnachtsfest.<br />
Ralf Allmann und Karin Karalus<br />
Jahresauslastung 97 %<br />
Anzahl <strong>der</strong> betreuten Familien 65<br />
davon Neuaufnahmen 21<br />
Entlassungen 19<br />
Migrationhintergrund 41<br />
Lebend mit alleinerziehendem Elternteil 32<br />
Lebend in Patchwork-Familien 12<br />
Einzelkind 5<br />
Familienberatung<br />
996 Stunden<br />
24 |25
initiative allenstein<br />
EINE GRUPPE AUF DEM WEG<br />
ZUR SELBSTBESTIMMUNG<br />
„Die Initiative Allenstein ist eine Gruppe von Menschen verschiedenen Alters, die ihr<br />
Leben selbstständig gestalten. Einige von uns haben Einschränkungen bzw. Handicaps.“<br />
Die Mit-glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Initiative Allenstein (IAL) definieren in diesem Satz sich selbst und<br />
den Charakter ihrer Selbsthilfegruppe. Die Dynamik <strong>der</strong> Selbsthilfe und die sozialarbeiterische<br />
Begleitung stehen in einem ständigen Wechsel: <strong>2010</strong> wurde <strong>der</strong> Selbsthilfegedanke<br />
weiter konkretisiert und das Mitarbeiterteam hat seine Arbeit unter dem Aspekt<br />
<strong>der</strong> Selbstbestimmung <strong>der</strong> IAL weiterentwickelt.<br />
SELBSTHILFE: SELBSTBESTIMMUNG & -VERTRETUNG Die Selbstverständnisarbeitsgruppe<br />
hat zur Geschichte <strong>der</strong> IAL reichhaltiges Material gesammelt und steuert einer<br />
CD-Rom zur Geschichte <strong>der</strong> Allensteiner entgegen. Bil<strong>der</strong> ordnen, Zeitabschnitte bestimmen<br />
und Tondokumente strukturieren – auch 2011 ist für genug Arbeit gesorgt.<br />
Der AllensteinRat, hat in <strong>der</strong> ersten Amtszeit Pionierarbeit geleistet: er hat den Besuch<br />
<strong>der</strong> Selbstvertretungsgruppe ‚Mitsprache’ organisiert, einen Kummerkasten eingerichtet,<br />
mit einem Infostand bei <strong>der</strong> Woche für das Leben geworben, sowie den ehemaligen Elternabend<br />
übernommen, umbenannt und souverän durchgeführt (s.u.). Im Plenum wurde<br />
<strong>der</strong> Allenstein-Rat erstmals entlastet, neu gewählt und personell umbesetzt.<br />
So auch <strong>der</strong> Ombudsrat: auch hier hat das Plenum die Entlastung ausgesprochen und eine<br />
neue Gruppe gewählt. Damit werden in <strong>der</strong> Gruppe Zeitabschnitte und ihre Entwicklungen<br />
reflektiert, die Selbstbestimmung institutionell weiter eingeübt und verstetigt.<br />
SELBSTHILFE, SELBSTVERTRETUNG & INTERNATIONALE BEGEGNUNG Auf beson<strong>der</strong>e<br />
Resonanz ist <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Gruppe „Mitsprache“ vom 26. bis 28. Februar <strong>2010</strong> gestoßen.<br />
Koordiniert vom AllensteinRat haben viele Allensteiner für ein schönes und ereignisreiches<br />
Wochenende mit <strong>der</strong> Gruppe aus Zürich gesorgt: es gab einen Frankfurter Abend in<br />
Sachsenhausen, eine Stadtführung, einen Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
<strong>der</strong> Gruppen. Es hat sich gezeigt, dass die Schweizer Gruppe viel politischer<br />
agiert, während die Allensteiner zuerst eine Gemeinschaft für das ganze Leben sind. Der<br />
AllensteinRat will den Kontakt halten, denn aus Unterschieden kann man viel lernen.<br />
SELBSTHILE, SELBSTVERTRETUNG: GESTALTUNG EINES INFOABENDS Im Mai <strong>2010</strong><br />
wurde zum ersten Mal ein Infoabend durchgeführt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> IAL lag. Sie fühlten sich durch die Vorbereitungsgruppe gut vertreten. Neben<br />
Erläuterungen zum Stand <strong>der</strong> Initiative und einem Rückblick auf die historische Ent-<br />
Die Initiative Allenstein ist im Kern eine Selbsthilfegruppe von<br />
Menschen mit kognitiven Einschränkungen („geistige Behin<strong>der</strong>ung“<br />
bzw. Lernbehin<strong>der</strong>ung). Die Gruppe wird sozialpädagogisch<br />
begleitet und geför<strong>der</strong>t. Sie ist in ihrer Art einmalig im Rhein-<br />
Main-Gebiet.<br />
Die „Selbstverständnis-Gruppe“, bestehend aus Teilnehmer/innen<br />
und Sozialpädagogen, reflektiert Entwicklungen in <strong>der</strong> Initiative<br />
und hat zum Ziel, den Prozess <strong>der</strong> Selbstbestimmung voran zu<br />
bringen.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
wicklung zeigten die Allensteiner Ideen auf, für was sie Spendengel<strong>der</strong> benötigen: diese<br />
sollen für preiswertere Freizeiten und für das Ziel eingesetzt werden, Allensteiner, die<br />
sich bisher keine Freizeiten leisten konnten, zu unterstützen.<br />
SELBSTHILE UND MALEREI: AUSSTELLUNG Im Oktober fand eine Ausstellung von Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> IAL im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> statt. Die Allensteiner präsentierten Zeichnungen,<br />
Gemälde und Dinosaurier aus Stoff und Pappmaché. Zur Eröffnung kamen zahlreiche<br />
Eltern und die Rolling Allenstones sorgten für gute musikalische Unterhaltung. Die Ausstellung<br />
ragte mit großformatigen Bil<strong>der</strong>n und großen Figuren über übliche Ausstellungen<br />
im HdV heraus. Einen herzlichen Dank an die Lebenshilfe, ohne <strong>der</strong>en tatkräftige<br />
Unterstützung die Ausstellung nicht möglich gewesen wäre.<br />
SELBSTHILFE, ZUGEHÖRIGKEIT UND POLITIK: GEMEINSAME (ULAUBS)-ERFAHRUNGEN<br />
Die Fahrten <strong>der</strong> Initiative Allenstein waren <strong>2010</strong> vielfältig:<br />
• Berlin, Fahrt aufgrund <strong>der</strong> Einladung des Abgeordneten <strong>der</strong> Grünen, Omid Nouripour.<br />
Besichtigungen, sowie ein Austausch mit dem Abgeordneten, 12.-15.04.<strong>2010</strong><br />
• Köln, Abschlusskonferenz des Projektes „Frauenwelten – Männerwelten“ des „Bundesverbandes<br />
für körper- und mehrfachbehin<strong>der</strong>te Menschen“, 30.04.-02.05.<br />
• Kiel, erste Freizeit <strong>der</strong> Männergruppe anlässlich <strong>der</strong> „Kieler Woche“.18. – 21.08.<strong>2010</strong><br />
• Griechenland, Sommerfreizeit mit Baden, Spaß und Erholung, 26.06.-10.07.<strong>2010</strong><br />
• Neureichenau – Freizeit im Dreilän<strong>der</strong>eck Deutschland / Österreich / Tschechien mit<br />
Besichtigungen und Wan<strong>der</strong>ungen, 07.-14.08.<strong>2010</strong><br />
• Hamburg – Kurzfreizeit mit Musical-Besuchen, 17.-20.09.<strong>2010</strong><br />
SELBSTHILFE: ZUGEHÖRIGKEIT UND GEGENSEITIGE HILFE Der Aspekt <strong>der</strong> Selbsthilfe<br />
bestimmt das Leben in den Gruppen <strong>der</strong> IAL. Es gibt eine neue Gruppe, die „Kochlöffelschwinger“.<br />
Sie hat sich zum Ziel gesetzt, an den Gruppentreffen sowie bei Allenstein-<br />
Veranstaltungen (z.B. Weihnachtsfeier) gute, schmackhafte und preiswerte Speisen<br />
anzubieten. Die Sportgruppen boten regelmäßig Gymnastikkurse und Probeläufe für den<br />
„Zimmersmühlenlauf“ in Oberursel, an dem ca. 20 Allensteiner teilnahmen.<br />
Seit Jahren gibt es: die Frauengruppe, die Männergruppe, „Allentalk“, Kursprogramm,<br />
„An<strong>der</strong>s Wohnen“ und das „Bar-Team“.<br />
Thomas Suckfüll<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
Anzahl <strong>der</strong> betreuten/beratenen Personen 109<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> mit betreuten Personen<br />
verbrachten Zeitstunden in Gruppen 1.645<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> mit betreuten Personen<br />
verbrachtenZeitstunden im Einzelkontakt 167<br />
26 |27
krabbelstube am zoo<br />
DAS BESTÄNDIGE IST DIE<br />
VERÄNDERUNG<br />
Das Jahr <strong>2010</strong> hat einige personelle Verän<strong>der</strong>ungen gebracht:und war geprägt vom<br />
Abschied und Neuanfang. Personell bedeutete dies, dass zwei Mitarbeiterinnen die KaZ<br />
verließen, um in ihre Heimatstadt zurück zu kehren, Herr Schultz verließ die KaZ, um als<br />
Einrichtungsleiter die neue Krabbelstube am Park aufzubauen.<br />
Während <strong>der</strong> aufwändigen Suche nach neuen fachlich geeigneten Mitarbeiter/innen<br />
wurden wir durch unsere studentischen Mitarbeiter/innen unterstützt. Zugleich konnte<br />
„<strong>der</strong> Letzte seiner Art“ gewonnen werden: Herr Robin Schäfer, unser Zivildienstleisten<strong>der</strong>.<br />
Wir danken allen Zivis für ihre gute Arbeit in Form von Humor, Musik, kreativen Angeboten,<br />
Sport, viel Trösten, fleißiger Arbeit und dem wun<strong>der</strong>baren Arbeitsklima. Wir<br />
versuchen das Arbeitsumfeld männerfreundlicher zu gestalten und hoffen die entstehende<br />
Lücke zukünftig durch interessierte junge Frauen und Männer im Freiwilligen<br />
Sozialen Jahr, zumindest teilweise, füllen zu können.<br />
Erst im November war das Team komplett – erweitert um zwei Anerkennungspraktikantinnen.<br />
Wir konnten eine angehende Heilerziehungspflegerin und eine angehende Erzieherin<br />
für uns gewinnen, die sich rasch einarbeiteten. Der Wandel im Team braucht<br />
dennoch seine Zeit. Für Kin<strong>der</strong>, Eltern und nicht zuletzt alle Kollegen/innen ist das nicht<br />
immer einfach. Der Prozess <strong>der</strong> Teamneubildung wird uns auch 2011 noch beschäftigen.<br />
<strong>2010</strong> brachte auch äußerliche Verän<strong>der</strong>ungen mit sich. Der noch nicht abgeschlossene<br />
Umbau wegen einer großen Fluchttreppe <strong>der</strong> IGS Her<strong>der</strong>, <strong>der</strong> uns einen Teil des Außengeländes<br />
kostete, beschäftigt uns nun schon seit einem Jahr. Im Oktober wurde als Ersatz<br />
für das verlorengegangene Aussengelände ein schöner Holzbalkon errichtet, auf dem<br />
Kin<strong>der</strong> und Erzieher/innen frühstücken, basteln o<strong>der</strong> frische Luft schnappen können.<br />
Das ganze Jahr über fanden Filmaufnahmen in <strong>der</strong> Kaz statt, da die Einrichtung an<br />
einem Projekt des Deutschen Jugendinstituts teilnahm. Es handelte sich um eine Untersuchung<br />
zur sprachlichen Bildung und För<strong>der</strong>ung für Kin<strong>der</strong> unter drei Jahren. Begleitend<br />
besuchten wir Veranstaltungen zum Thema “Die Macht <strong>der</strong> Grammatik“, „Wörter<br />
und ihre Bedeutung“ und “Laute und Prosodie„ sowie Kurse zum Umgang mit <strong>der</strong> Videokamera<br />
und <strong>der</strong> Sprachaufzeichnung im Rahmen des Projekts. Die gewonnenen Erkenntnisse<br />
fließen in ein Fachbuch für zukünftige Erzieher/innen und kommen direkt <strong>der</strong><br />
Arbeit mit den Kin<strong>der</strong>n zu Gute. Ein wichtiges Ergebnis war, dass es keiner beson<strong>der</strong>en<br />
Vorbereitung für gelungene Sprachentwicklung bedarf, son<strong>der</strong>n dass Alltagssituationen,<br />
also alle Beziehungssituationen, die besten Lernsituationen für die Kin<strong>der</strong> sind.<br />
Die Krabbelstube ist ein Ort für Kin<strong>der</strong> und Eltern. Die Kin<strong>der</strong><br />
werden in einer ihnen vertrauten Umgebung, in <strong>der</strong> sie eine<br />
Bindung zu neuen außerfamiliären Bezugspersonen hergestellt<br />
haben, in ihrer Entwicklung durch vielfältige Anregungen geför<strong>der</strong>t.<br />
Die Eltern haben die Möglichkeit zu individuellen und Gruppengesprächen:<br />
über die Entwicklung ihres Kindes, die Lebenssituation<br />
von Familien, die Aufgaben von Eltern, das gesellschaftliche<br />
Bedingungsgefüge…<br />
Wir begleiten kleine und große Verän<strong>der</strong>ungen für große und kleine<br />
Menschen.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
Krippen haben die Aufgabe, die Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n und gleichzeitig <strong>der</strong>en<br />
Familien zu entlasten. Wie aber gehen Erzieherinnen ihrerseits mit <strong>der</strong> hohen Arbeitsbelastung<br />
um? Wie wird die Balance zwischen Beruf und <strong>der</strong> eigenen Familie erreicht?<br />
Wie hält man den Druck aus zwischen sehr viel Nähe und <strong>der</strong> Notwendigkeit, sich abzugrenzen?<br />
Wie wird man den Bedürfnissen von sehr jungen Kin<strong>der</strong>n gerecht und sorgt<br />
gleichzeitig gut für sich selbst?<br />
Hier greift zunächst eine angemessene Urlaubs- und Überstundenregelung. Wichtig ist<br />
ebenso die gute Planung unserer Urlaubstage. Der <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. unterstützt<br />
seine Teams durch eine großzügigen Fort- und Weiterbildungsregelung, Coaching und<br />
durch die Möglichkeit zur Teilnahme an Fachtagen. Die Teilnahme an Gruppen- o<strong>der</strong><br />
Einzelsupervisionen hilft den Mitarbeiter/innen, in einem geschützten Rahmen, Erlebtes<br />
zu reflektieren und die eigene Haltung zu überdenken. Sie erlaubt dem Team, als solches<br />
zu handeln. Zusätzlich gibt es für die Beschäftigten des <strong>Haus</strong>es <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />
die Möglichkeit zur Teilnahme an Exerzitien und einzelnen Oasentagen. Nur ein stabiles<br />
und ausgeglichenes Team, das entsprechend unterstützt wird, kann für Kin<strong>der</strong> und ihre<br />
Familien <strong>der</strong> Halt und Fixpunkt sein, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> frühen Entwicklungsphase benötigt wird.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
KONZEPT- UND QUALITÄTSENTWICKLUNG. Seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Einrichtung<br />
ist die Krabbelstube am Zoo ein Ort unterschiedlicher Professionen, Herkunft und<br />
unterschiedlicher Lebensansätze. Dieses inklusive Konzept wird 2011 ein Schwerpunkt<br />
in <strong>der</strong> kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Einrichtung sein.<br />
Trotz <strong>der</strong> vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen im Jahr <strong>2010</strong> entwickelte die Krabbelstube,<br />
abgeleitet aus dem Rahmenkonzept unserer Krabbelstuben, die ersten Elternbriefe, in<br />
denen unsere inhaltliche Arbeit für die Eltern transparent und <strong>der</strong> aktuellen Situation<br />
und Entwicklung des jeweiligen Kindes entsprechend für diese sichtbar wird. Die Reflektion<br />
unserer Arbeit findet in diesen Elternbriefen ihren Nie<strong>der</strong>schlag und hilft uns und<br />
den Eltern gleichermassen die Entwicklung ihres Kindes Schritt für Schritt wahrzunehmen,<br />
zu verstehen und zu för<strong>der</strong>n.<br />
Wir wünschen uns, dass sie ein fester Bestandteil unserer Arbeit werden und sich noch<br />
viele weitere Elternbriefe aus <strong>der</strong> Arbeit mit den Kin<strong>der</strong>n und <strong>der</strong>en Eltern entwickeln.<br />
Barbara Glock<br />
Anzahl <strong>der</strong> Elterngespräche im Jahr <strong>2010</strong> 39<br />
Zahl <strong>der</strong> Elternabende 9<br />
Anzahl <strong>der</strong> geleisteten Fortbildungen 7<br />
Verschiedene Nationalitäten <strong>der</strong> MA 6<br />
28 |29
krabbelstube am park<br />
IN DEN ERSTEN MONATEN<br />
IN DEN ERSTEN JAHREN saugen die Kin<strong>der</strong> Informationen auf wie ein Schwamm.<br />
Sie erlernen Sprachen, soziale Verhaltensweisen o<strong>der</strong> das erste Verständnis für Zahlen.<br />
Sie lernen zu krabbeln, stehen, laufen, klettern, zu sprechen und zu singen. Sie vermögen<br />
sich mit an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n auszutauschen und abzugrenzen und somit einen eigenes<br />
Ich zu bilden. Sie erlaufen und erfragen sich ihre Umgebung, wobei sie stets auf die liebevolle<br />
Unterstützung und beziehungsvolle Pflege von uns Erwachsenen angewiesen sind.<br />
All das und mehr soll den Kin<strong>der</strong>n im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren die im Mai <strong>2010</strong><br />
eröffnete Krabbelstube am Park bieten.<br />
DIE ERSTEN MONATE waren ganz dem Aufbau und <strong>der</strong> Ausstattung <strong>der</strong> Einrichtung,<br />
<strong>der</strong> Eingewöhnung <strong>der</strong> ersten Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Teamfindung gewidmet. Das Team setzt sich<br />
aus Erzieherinnen, einer Musikpädagogin und einer Tagesmutter sowie Mitarbeiterinnen<br />
in <strong>der</strong> Ausbildung zur Erzieherin bzw. zur Heilerziehungspflegerin zusammen. Die Mitarbeitenden<br />
mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen bereichern das Team mit<br />
fundiertem Fachwissen und unterschiedlichen Ansätzen, die sich alle am roten Faden<br />
unseres Rahmenkonzeptes orientieren.<br />
Und – last but not least – beschäftigen wir eine <strong>Haus</strong>wirtschaftskraft, die sich als gute<br />
Seele unserer Einrichtung um die Infrastruktur und um das leibliche Wohl sorgt, einen<br />
<strong>der</strong> letzten Zivildienstleistenden, <strong>der</strong> ihr dabei tatkräftig unter die Arme greift und drei<br />
studentische Aushilfen, die die pädagogischen Fachkräfte in <strong>der</strong> Gruppenarbeit unterstützen.<br />
Der Austausch mit den Eltern liegt uns sehr am Herzen. Es finden regelmäßige Elterngespräche<br />
statt, die den Eltern die Möglichkeit bieten, Fragen zur Arbeit in <strong>der</strong> Krabbelas<br />
Krabbelstuben haben die Aufgabe, die Kin<strong>der</strong> individuell in<br />
ihrer Entwicklung zu för<strong>der</strong>n und zu betreuen, die Familien<br />
in ihrem Bemühen um eine umfassende pädagogische, soziale<br />
und kulturelle Erziehung zu unterstützen und zu begleiten.<br />
Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit verdienen Kin<strong>der</strong> aus Familien,<br />
die – aus welchen Gründen auch immer – sozial benachteiligt<br />
sind bzw. schlechten Wohn- und Lebensumfeldbedingungen<br />
ausgesetzt o<strong>der</strong> arm sind.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
stube zu stellen und über die Entwicklung ihrer Kin<strong>der</strong> zu sprechen. Ein erster Elternabend<br />
fand Ende November statt, auf dem ein Elternbeirat gewählt wurde, <strong>der</strong> die<br />
Interessen <strong>der</strong> Eltern vertritt und Anfragen aller Art an uns richtet. Es wurden die Mitarbeitenden<br />
den Eltern vorgestellt und Informationen über künftige Elternabende und<br />
die Arbeit in <strong>der</strong> Einrichtung weitergegeben. In regelmäßigen Abständen bieten wir den<br />
Eltern an einem Nachmittag in <strong>der</strong> Woche die Möglichkeit eines Elterncafés als Begegnungsangebot<br />
in <strong>der</strong> Krabbelstube, an dem sie bei Kaffee und Kuchen zusammen mit<br />
Ihren Kin<strong>der</strong>n einen schönen Nachmittag erleben und sich mit den an<strong>der</strong>en Eltern und<br />
uns bei einem Gespräch in entspannter Atmosphäre zusammensetzen können.<br />
Die Krabbelstube am Park versteht sich als inklusive Einrichtung, die Kin<strong>der</strong>n mit<br />
beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf Plätze anbietet, von denen im Jahr <strong>2010</strong> je Gruppe einer<br />
genutzt wurde. Die Kin<strong>der</strong> werden vollkommen in die Alltagsabläufe integriert, nehmen<br />
an allen Aktivitäten teil und bereichern unsere Arbeit jeden Tag aufs Neue. In diesem<br />
Zusammenhang arbeiten wir eng mit <strong>der</strong> Lebenshilfe e.V., mit Frühför<strong>der</strong>stellen und z.B.<br />
Physiotherapeuten zusammen, denen wir die Möglichkeit bieten, mit den Kin<strong>der</strong>n in<br />
unserer Einrichtung zu arbeiten, um einen möglichst umfassenden Hilfeplan zu erstellen<br />
und eine optimale Entwicklung zu gewährleisten.<br />
Die offizielle Eröffnung <strong>der</strong> Krabbelstube am Park fand am 17.09.10 unter Anwesenheit<br />
<strong>der</strong> Eltern und Kin<strong>der</strong>, Freunde und Mitarbeiter des HdV statt, mit dem Höhepunkt <strong>der</strong><br />
feierlichen Einweihung <strong>der</strong> Räume durch den neu ernannten Stadtdekan Dr. Johannes<br />
zu Eltz.<br />
Christian Schultz<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
Anzahl <strong>der</strong> Elterngespräche im Jahr <strong>2010</strong> 19<br />
Zahl <strong>der</strong> Elternabende 1<br />
Anzahl <strong>der</strong> geleisteten Fortbildungen 1<br />
Verschiedene Nationalitäten <strong>der</strong> MA 2<br />
q<br />
30 | 31
zentrum familie<br />
VIEL MEHR ALS NUR<br />
KURSANGEBOTE<br />
Neben dem Kursangebot steigerte sich <strong>2010</strong> die Anzahl laufen<strong>der</strong> Projekte. Es ergaben<br />
sich neue Handlungsfel<strong>der</strong> und das Mitarbeiterinnenteam vergrößerte sich.<br />
SOZIALRÄUMLICHE VERANKERUNG DER FAMILIENBILDUNG. Die<br />
Neueinrichtung <strong>der</strong> Koordinierungsstelle zur sozialräumlichen Verankerung von Familienbildung<br />
im Stadtteil Griesheim erfolgte im Dezember. Das für die Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
in katholischer Trägerschaft entwickelte Fachdienstmodell zur Erfüllung des beson<strong>der</strong>en<br />
Bildungs- und För<strong>der</strong>auftrages kam ebenfalls zur Umsetzung. Als “Fachdienst Familienbildung”<br />
unterstützte das Zentrum Familie 12 Standort-Kin<strong>der</strong>tagesstätten durch erzieherische<br />
und bildungsbezogene Angebote für Eltern, Kin<strong>der</strong> und pädagogische Teams.<br />
Dabei bot sich die Chance, die sozialräumliche Ausrichtung <strong>der</strong> Familienbildungsstätte<br />
in den Stadtteilen: Fechenheim, Ostend, Innenstadt, Nie<strong>der</strong>rad, Griesheim zu intensivieren.<br />
Im Stadtteil Innenstadt bedeutete dies, intensive Mitwirkung in Arbeitsformen und Projekten<br />
<strong>der</strong> Kooperationspartner Liebfrauenschule, Kin<strong>der</strong>tagesstätte Liebfrauen, mit<br />
erweiterter Schulbetreuung und weiteren Kin<strong>der</strong>tagesstätten im Schulbezirk. Mit <strong>der</strong><br />
Auswahl <strong>der</strong> Liebfrauenschule als Pilotschule im Rahmen des Strukturmodells „offene<br />
Frankfurter Ganztagsschule“ begann <strong>der</strong> Projektprozess im Stadtteil. Entwickelt wurden<br />
Konzepte, um relevante Angebote und Ressourcen organisatorisch und inhaltlich zu<br />
bündeln. Priorität erhielt u.a. die Stärkung <strong>der</strong> Bildungspartnerschaft mit Eltern. Ferner<br />
beteiligten sich das Zentrum Familie an <strong>der</strong> Bewerbung des Kin<strong>der</strong>haues <strong>der</strong> Ev. Petersgemeinde<br />
als Kin<strong>der</strong>- und Familienzentrum.<br />
DAS SOFA-PROJEKT. Mit <strong>der</strong> Eröffnung des “Treff Sonnentau” erfolgte die Umsetzung<br />
des SOFA-Projektes „Familiennetzwerk Frankfurter Berg“. Der Treff zählt zum Kernbereich<br />
des Projektes und ist ganzjährig an drei Tagen geöffnet. Das Angebot mit offenen<br />
Eltern-Kind-Treffen, Elternsprechstunden, Kin<strong>der</strong>spielinsel und Eltern-Themencafé fand<br />
mit 1.606 Besucher/innen regen Zuspruch. Es wurden neue Familien, insbeson<strong>der</strong>e Migrantenfamilien,<br />
aus unterschiedlichen Milieus erreicht. Regelmäßige Informationen<br />
zum Eltern-Themencafé sorgten für Weiterempfehlung durch die Stadtteileinrichtungen.<br />
Bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> „Willkommensbesuche von Eltern mit Neugeborenen“ ergaben sich<br />
neue Aufgaben, die in Zusammenarbeit fe<strong>der</strong>führend durch den Kin<strong>der</strong>schutzbund und<br />
Dank <strong>der</strong> Spendenmittel umgesetzt werden konnten. Gemeinsam mit dem Stadtteilarbeits-<br />
Wir begleiten und stärken Eltern partnerschaftlich in unterschiedlichen<br />
Lebenslagen. Unser Angebot ist sozialräumlich<br />
abgestimmt auf die jeweiligen Bedürfnisse und pädagogisch ausgerichtet<br />
am Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan.<br />
In deutsch- und mehrsprachigen Kursen finden Familien fachkundige<br />
Begleitung und Unterstützung. Unser offenes Familien-<br />
Info-Cafe bietet Eltern Information und Kontakt.<br />
Mit unserem Familienbildungsservice für Kin<strong>der</strong>tagesstätten,<br />
Schulen und Kirchengemeinden bringen wir Familienbildung vor<br />
Ort in die Stadtteile.<br />
Wir senden Ihnen gerne unser Programm zu.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
kreis und dem Vereinsring entstand eine Stadtteilbroschüre, die beim Willkommensbesuch<br />
mit einem Willkommensgeschenk durch ehrenamtliche Familien-Begrüßungspaten/innen<br />
überreicht werden soll. Die Paten/innen werden fachlich begleitet. Aus dem<br />
Kreis <strong>der</strong> Treffbesucherinnen wurden 4 Frauen für die erste Schulung gewonnen.<br />
Im Herbst wurde das SOFA-Projekt mit dem Projekt wellcome sinnvoll ergänzt. Als<br />
mo<strong>der</strong>ne Form <strong>der</strong> Nachbarschaftshilfe bietet wellcome Familien nach <strong>der</strong> Geburt praktische<br />
Hilfe im Alltag, durch geschulte und fachlich begleitete Ehrenamtliche. 8 Ehrenamtliche<br />
wurden bereits gewonnen und 4 Familieneinsätze durchgeführt.<br />
Das Präventionsprojekt „Familie und Geld“ mit den örtlichen Familienbildungsstätten in<br />
kath. Trägerschaft gab den Anstoß für ein SOFA-Projekt zur alltagsorientierter Armutsprävention<br />
in <strong>der</strong> Familienbildung. Unter wissenschaftlicher Begleitung wurde die armutspräventiven<br />
Ansätze reflektiert, die Ergebnisse und Instrumente in einer Broschüre zusammengefasst<br />
und als Beitrag <strong>der</strong> Familienbildung zur Armutspräventionsdiskussion<br />
in Frankfurt vorgelegt.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstuben<br />
Zentrum Familie<br />
FAMILIENBILDUNG UND SCHULE. In Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Stiftung Polytechnische<br />
Gesellschaft rückte das Thema “Familienbildung und Schule” neu in den<br />
Blickpunkt. Beleuchtet wurde die Bedarfslage von Eltern mit Schulkin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />
vor dem Hintergrund sozial- und kulturbedingter Bildungsbenachteiligung. Die<br />
damit einhergehende Erweiterung des zielgruppenspezifischen Spektrums fand ihre<br />
Konkretisierung im Anschlußprojekt “Hand in Hand” für die Familien des Diesterweg-<br />
Familienstipendiums. Ziel des Projektes ist es die in <strong>der</strong> ersten Projektphase des Schulübergangs<br />
erlangten Kompetenzen in <strong>der</strong> elterlichen Bildungsbegleitung weiterzuentwickeln<br />
und zu stärken, sowie den schulischen Bildungserfolg in <strong>der</strong> 6. und 7. Klasse zu<br />
festigen. Gleichzeitig sollen Familien an das Regelangebot <strong>der</strong> Familienbildung herangeführt<br />
und <strong>der</strong>en Eigenaktivität geför<strong>der</strong>t werden. Analog zur ersten Projektphase werden<br />
Bildungsangebote, Exkursionen, gezielte Sprachför<strong>der</strong>ung und beratende Begleitung für<br />
die Dauer von 2 Jahren fortgeführt.<br />
Die Projektdurchführung startete im Oktober <strong>2010</strong> mit 22 Stipeniaten-Kin<strong>der</strong>n, ihren<br />
Eltern und Geschwisterkin<strong>der</strong>n, sowie zwei neu aufgenommenen Familien. 70 Familienmitglie<strong>der</strong><br />
nahmen am Willkommenstag teil.<br />
Barbara Stillger<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Kurseinheiten (à 45 min.) 6.724<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Teilnehmer/innen 8.869<br />
Frauen 4.378<br />
Männer 765<br />
Kin<strong>der</strong> 3.726<br />
Treff Sonnentau, Gesamtzahl <strong>der</strong> Teilnehmer/innen* 1.606<br />
* Gesamtzahlen im Rahmen <strong>der</strong> sozialräumlichen Ausrichtung von<br />
Familienbildung<br />
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<strong>der</strong> verein<br />
DATEN, ZAHLEN, FAKTEN<br />
LEITUNGSORGANE.<br />
VORSTAND<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Hermann J. Menne, Erster Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Michael Vetter, Stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz Dr. Antje Goy Roswitha Hoffmann<br />
Wolfram Nicol Alexan<strong>der</strong> Reif<br />
Julia Wilke-Henrich<br />
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG.<br />
Das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. setzt die üblichen Instrumente: detaillierte Budgetplanung,<br />
ständiges Kostencontrolling sowie unterjährige Soll-Ist-Vergleiche zur genauen wirtschaftlichen<br />
Steuerung und Begrenzung ökonomischer Risiken ein.<br />
Sämtliche Geschäftsfel<strong>der</strong> liegen im Rahmen <strong>der</strong> Vorjahre.<br />
FINANZIERUNG DES HAUS DER VOLKSARBEIT E.V.<br />
2008 2009 <strong>2010</strong><br />
Mio € Mio € Mio €<br />
Erlöse 3,10 2,71 3,14<br />
Anteil an den Erträgen 56,0% 51,2% 52,3%<br />
Öffentliche Zuschüsse 0,66 0,80 1,10<br />
Anteil an den Erträgen 11,9% 15,2% 18,3%<br />
Eigenmittel / Kirchensteuer 1,78 1,78 1,76<br />
Anteil an den Erträgen 32,1% 33,6% 29,4%<br />
KOSTEN DES HAUS DER VOLKSARBEIT E.V.<br />
2008 2009 <strong>2010</strong><br />
Mio € Mio € Mio €<br />
Personalkosten 4,25 3,84 4,38<br />
Anteil an den Gesamtkosten 78,8% 77,9% 79,4%<br />
Sachkosten 1,14 1,09 1,14<br />
Anteil an den Gesamtkosten 22,2% 22,1% 20,6%<br />
Das Wirtschaftsprüfungsbüro Dr. Penné & Pabst, Idstein, hat den Jahresabschluss <strong>2010</strong><br />
geprüft und einen uneingeschränkten Prüfvermerk erteilt. Finanziert wird die Arbeit des<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. durch Zuweisung des Bischöflichen Ordinariates, Zuschüsse<br />
<strong>der</strong> Stadt Frankfurt und des Landes Hessen, Erlösen aus Entgeltvereinbarungen sowie<br />
Leistungsabrechnungen.<br />
Unser Dank gilt auch ausdrücklich denjenigen, die im Jahre <strong>2010</strong> unsere Arbeit durch<br />
Spenden unterstützt haben.<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V., Eschenheimer Anlage 21, 60318 Frankfurt am Main<br />
VERANTWORTLICH Hermann J. Menne, Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands<br />
Julia Wilke-Henrich, Geschäftsführerin<br />
REDAKTION Kristina Beer, Qualitätsbeauftragte<br />
GESTALTUNG pukka design, Frankfurt am Main, info@pukkadesign.de<br />
DRUCK Druckerei Hassmüller, Frankfurt am Main, service@hassmueller.de<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2010</strong>
Im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. gibt es:<br />
• Beratung zu Erziehung, Partnerschaft und Lebensfragen sowie in Krisensituationen<br />
(rund um die Uhr: Telefonseelsorge)<br />
• Bildungs- und Begegnungsangebote für Eltern und Kin<strong>der</strong> rund um den Familienalltag<br />
• Betreuung und För<strong>der</strong>ung für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in heilpädagogischen Tagesgruppen<br />
• Hilfen zur Erziehung in <strong>der</strong> Familie vor Ort<br />
• Begleitete Selbsthilfegruppe und Bildungsangebote für junge Menschen mit Handicap<br />
• Betreuung in einer Krabbelstube<br />
Im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> stehen auch Tagungs- und Versammlungsräume sowie eine<br />
hauseigene Kapelle zur Verfügung.<br />
Um die Qualität <strong>der</strong> Angebote aufrechterhalten und neue Angebote entwickeln zu können,<br />
sind wir auf Spenden angewiesen. Wir bitten Sie um einen Beitrag.<br />
SPENDENKONTO<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />
Pax Bank Mainz eG<br />
Konto Nr.: 400 44900 16<br />
BLZ: 370 601 93<br />
HAUS DER VOLKSARBEIT E.V.<br />
Eschenheimer Anlage 21<br />
60318 Frankfurt am Main<br />
Telefon 0 69/15 01-0<br />
Telefax 0 69/5 97 55 03<br />
E-mail kontakt@hdv-ffm.de<br />
Internet www.hdv-ffm.de<br />
VERKEHRSVERBINDUNGEN:<br />
MUSTERSCHULE U5<br />
SCHEFFELECK<br />
Buslinie 36<br />
ESCHENHEIMER TOR<br />
U1, U2, U3<br />
P<br />
KONSTABLERWACHE<br />
S1-S6, S8, S9<br />
U4, U5, U6, U7<br />
Buslinien 30, 36, Straßenbahn 12<br />
HAUPTWACHE