08.01.2014 Aufrufe

2008 - Haus der Volksarbeit eV

2008 - Haus der Volksarbeit eV

2008 - Haus der Volksarbeit eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

JAHRESBERICHT<br />

<strong>2008</strong>


eratung | erziehung | bildung<br />

UNSER LEITBILD<br />

Der Verein <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. wurde 1945 von engagierten katholischen Laien<br />

gegründet, um materielle und seelische Not zu lin<strong>der</strong>n und den Menschen nach Naziterror<br />

und Diktatur Hoffnung und Neuorientierung zu geben. Diesem zukunftsweisenden<br />

Engagement gelebten Evangeliums verpflichtet, setzt sich <strong>der</strong> Verein mit gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen auseinan<strong>der</strong> und reagiert auf die daraus entstehenden Notlagen.<br />

Der Verein ist Teil des Bistums Limburg und <strong>der</strong> katholischen Stadtkirche Frankfurt am<br />

Main und arbeitet als Träger in den Bereichen psychologische Beratung, Erziehung und<br />

Bildung. Vorstand, Leitung und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verknüpfen christliche<br />

Nächstenliebe und Professionalität, um Menschen als Individuen und in ihren familiären<br />

sowie sonstigen sozialen Zusammenhängen zu unterstützen und die Gesellschaft auf<br />

diese Weise mitzugestalten.<br />

UNSERE WERTE<br />

Wir sind da für die Menschen in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt am Main und <strong>der</strong> Region, gleich welcher<br />

Orientierung, Herkunft und Religion.<br />

Wir achten die Würde <strong>der</strong> Menschen und ihren Lebensweg.<br />

Wir unterstützen sie bei <strong>der</strong> Suche nach Sinn in ihrem Leben.<br />

Wir respektieren ihre freien Entscheidungen.<br />

UNSERE AUFGABE<br />

Unsere Arbeit besteht darin, miteinan<strong>der</strong> in Beziehung zu treten und Menschen darin zu<br />

unterstützen ihr Leben und ihr Umfeld eigenverantwortlich zu gestalten.<br />

Kontinuität, Verlässlichkeit und Diskretion sind unverzichtbare Merkmale unserer<br />

Tätigkeit.<br />

Wir entwickeln gemeinsam mit den Menschen Perspektiven und Lösungen für ihre individuellen<br />

Anliegen; wir unterstützen sie auch darin, nicht Verän<strong>der</strong>bares in ihrem Leben<br />

anzunehmen.<br />

UNSERE ARBEITSWEISE<br />

Wir arbeiten mit anerkannt wissenschaftlichen Methoden.<br />

Wir arbeiten eigenverantwortlich und sind in ein Team sowie in das Netzwerk des <strong>Haus</strong>es<br />

eingebunden.<br />

Wir begegnen einan<strong>der</strong> mit Wertschätzung und lernen im kollegialen Umgang voneinan<strong>der</strong>.<br />

Wir kooperieren zielorientiert mit kirchlichen, kommunalen und an<strong>der</strong>en Partnern, um<br />

Fachwissen und Ressourcen zugunsten <strong>der</strong> Menschen zu nutzen.<br />

Wir überprüfen und verbessern regelmäßig die Qualität unserer Arbeit.<br />

Wir reagieren mit neuen Ansätzen und innovativen Angeboten auf gesellschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Vorstand, Leitung sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stimmen darin überein, dass<br />

dieses Leitbild Richtschnur ihres Handelns nach innen und außen ist.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


04<br />

08<br />

10<br />

12<br />

14<br />

Aktivitäten, Entwicklungen<br />

Qualität<br />

BEREICH BERATUNG<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- und Lebensberatung<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

16<br />

18<br />

BEREICH ERZIEHUNG<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

22<br />

24<br />

26<br />

28<br />

BEREICH BILDUNG<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

30<br />

30<br />

Ergänzende Materialien<br />

Impressum<br />

INHALT


eratung | erziehung | bildung<br />

AKTIVITÄTEN, ENTWICKLUNGEN<br />

VERBESSERUNGSMASSNAHMEN. Das Jahr <strong>2008</strong> war geprägt von einer umfassenden<br />

Bestandsaufnahme durch Vorstand und Geschäftsführer im Zuge des Wechsels<br />

in <strong>der</strong> Geschäftsführung. Die Zielsetzung war Verbesserungspotentiale zu realisieren,<br />

die im vierten Quartal 2007 erkannt wurden. Wir waren bestrebt, bei <strong>der</strong> Finanzierung, an<br />

unserem Profil, und an unseren Strukturen Verbesserungsprozesse in Gang zu setzen.<br />

Hierzu wurde eine Projektgruppe, bestehend aus den Herren Adrian, Menne, Menzemer<br />

und Eggersdorfer, implementiert, um die mit dem Geschäftsführer vereinbarten Ziele<br />

• die Schärfung des inhaltlichen Profils des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />

und im weiteren die Entwicklung einer Vision für den gesamten Verein,<br />

• die Entwicklung einer nachhaltigen Strategie,<br />

• die Optimierung von Strukturen und Prozessen,<br />

• die Erhöhung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Effizienz<br />

zu erreichen. Mitglie<strong>der</strong> von Vorstand und Geschäftsführung sowie Einrichtungsleitungen<br />

bildeten weitere Projektgruppen. Sie unterzogen speziell die entgeltfinanzierten Bereiche<br />

einer inhaltlichen und wirtschaftlichen Prüfung. Hierbei spielte auch die Frage eine Rolle,<br />

in welchen Bereichen <strong>der</strong> Verein wachsen soll.<br />

PROFIL. In einem intensiven Prozess unter Einbeziehung von Vorstand, Geschäftsführung,<br />

Einrichtungsleitungen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden unsere<br />

Aussagen zum Profil unserer Tätigkeiten überarbeitet. Das Ergebnis bietet eine gute<br />

Ausgangsbasis für die inhaltliche Weiterentwicklung und Bestandssicherung.<br />

AUFTRAG<br />

Der Verein <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. unterstützt und<br />

begleitet Menschen aller gesellschaftlicher Gruppierungen<br />

in Frankfurt am Main und <strong>der</strong> Region.<br />

Wir bieten psychologische und pädagogische Hilfen zur<br />

Lebensgestaltung an. Unsere Arbeitsschwerpunkte liegen<br />

in den Bereichen <strong>der</strong> Beratung, Hilfen zur Erziehung,<br />

Familienbildung, Betreuung und För<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n,<br />

Jugendlichen und Familien. Unsere Angebote sind umfassend<br />

und bedarfsgerecht vernetzt.<br />

ARBEITSHALTUNG<br />

Fachkompetenz, kontinuierliche Qualitätsverbesserung,<br />

soziale und ökonomische Nachhaltigkeit und Eingehen auf<br />

neue Herausfor<strong>der</strong>ungen sind unser Anspruch.<br />

WERTHALTUNG<br />

Uns kennzeichnet eine Werthaltung, <strong>der</strong>en Fundament<br />

das Evangelium ist. Hierdurch ist uns aufgegeben, für die<br />

Menschen da zu sein. Hinwendung zu jedem Einzelnen<br />

und Anerkennung seiner Persönlichkeit stehen im Zentrum<br />

dieses Auftrags.<br />

Seelsorgliches und diakonales Handeln bestimmen seit<br />

seiner Gründung die Aktivitäten und Angebote des <strong>Haus</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />

ZUGEHÖRIGKEIT<br />

Der Verein ist Teil <strong>der</strong> Katholischen Stadtkirche Frankfurt<br />

und somit Teil des Bistums Limburg. Als Partner<br />

öffentlicher Träger übernimmt er subsidiär soziale<br />

Dienstleistungen in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt.<br />

WIRTSCHAFTLLICHKEIT. Die Entwicklung und Implementierung eines wirtschaftlichen<br />

Steuerungsprozesses unter Einbeziehung von Vorstand, Geschäftsführung und<br />

Abteilungsleitern war ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit. Zusammen mit jedem<br />

Quartalsabschluss wurde durch Verwaltung und Geschäftsführer eine Hochrechnung auf<br />

das Jahresende erstellt mit anschließendem Gespräch mit dem jeweiligen Einrichtungsleiter<br />

über die Entwicklung <strong>der</strong> Zahlen. Wo notwendig, wurde die jeweilige Abweichung<br />

geklärt und gemeinsam Maßnahmen vereinbart.<br />

Aus den Bilanzgesprächen <strong>2008</strong> mit den Einrichtungsleitern erwuchsen bereits erste<br />

Überlegungen zu Zielvereinbarungen und Finanzierung für 2009. Der Wirtschaftsplan 2009<br />

wurde in einem GEMEINSAMEN Prozess zusammen mit Einrichtungsleitern (bottom up)<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


und Vorstand (top down) erstellt. Damit wurde auch eine <strong>der</strong> Voraussetzungen geschaffen<br />

für die Weiterentwicklung eines transparenten Zielvereinbarungsprozesses, <strong>der</strong> konsistent<br />

die Ziele des Vereins vom Vorstand über den Geschäftsführer bis zu den Abteilungsleitern<br />

umfasst. Die Führungskompetenz des Vereins wurde dadurch verbessert.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

NOTRUF-JUBILÄUM. Einen Höhepunkt des Jahres <strong>2008</strong> stellte das 50-jährige Jubiläum<br />

unseres Frankfurter Notrufs <strong>der</strong> „Telefonseelsorge & Krisen- und Lebensberatung“ dar.<br />

Wir haben uns sehr gefreut, dass Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst an <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

teilgenommen hat. Seine Anerkennung und sein Bekenntnis zu unserer Telefonseelsorge,<br />

<strong>der</strong> Krisen- und Lebensberatung und <strong>der</strong> Offenen Tür hat uns in unserem Engagement<br />

bestärkt und uns Mut gemacht für die Zukunft. Eine ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Geschichte,<br />

<strong>der</strong> Inhalte und Ziele <strong>der</strong> Arbeit sowie ihrer theologischen Begründung finden<br />

Sie in <strong>der</strong> Publikation „Der Frankfurter Notruf“ von Dr. Peter Rottlän<strong>der</strong>, dem Leiter des<br />

Notrufs (siehe ergänzende Materialien S. 30).<br />

Wir werden auch weiterhin ein „Ort <strong>der</strong> Welt inmitten <strong>der</strong> Kirche“ (Franz-Peter Tebartzvan<br />

Elst) bleiben und unsere Verantwortung als EIN Zentrum Katholischen Lebens in<br />

Frankfurt wahrnehmen (ausführlicher S. 14f). Ein praktischer Beitrag hierzu sind z.B.<br />

die drei Projekte innovativer Pastoral unserer Beratungsdienste, die alle den Focus auf<br />

die Zusammenarbeit mit den Gemeinden setzen.<br />

QUALITÄTSENTWICKLUNG. Der Vorstand des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. sieht es als<br />

notwendig an, den Qualitätsentwicklungsprozess verstärkt fortzuführen. Er ist davon überzeugt,<br />

dass in <strong>der</strong> Verpflichtung gegenüber den Menschen unsere Arbeit nur dauerhaft<br />

betrieben werden kann, wenn sie höchsten Qualitätsansprüchen genügt. Der Anspruch<br />

auf einen hohen Qualitätsstandard bezieht sich sowohl auf die Angebote „<strong>der</strong> Beratung,<br />

Hilfen zur Erziehung, Familienbildung, Betreuung und För<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen<br />

und Familien“ (s. o. Profil Absatz 1) als auch auf die damit im Zusammenhang<br />

stehenden notwendigen organisatorischen und administrativen Abläufe.<br />

Ende <strong>2008</strong> hat <strong>der</strong> Vorstand entschieden, dass im Frühjahr 2009 die Arbeit des Qualitätsbeauftragten<br />

durch einen Qualitätszirkel ergänzt und intensiviert werden soll. Damit soll<br />

gewährleistet werden, dass die Abteilungen mehrere Ansprechpartner haben, dass Vorgänge<br />

in und Informationen aus den Abteilungen besser aufgegriffen werden, dass unterschiedliche,<br />

aber sich ergänzende Aspekte, Sichtweisen und Fähigkeiten die Qualitätsentwicklung<br />

des Vereins weiter voranbringen. – Auch das Qualitätsmanagement selbst<br />

ist ein Prozess, das <strong>der</strong> steten Weiterentwicklung unterliegt.<br />

ZENTRUM FÜR BERATUNG. Die Angebote des Vereins mit PASTORALEM SCHWER-<br />

PUNKT werden von den drei Beratungsdiensten Telefonseelsorge & Krisen- und Lebensberatung<br />

(TK), <strong>der</strong> Ehe- und Sexualberatung (ESB), <strong>der</strong> Erziehungsberatung (EB) sowie<br />

dem Zentrum Familie (ZF) erbracht.<br />

Die TELEFONSEELSORGE & KRISEN- UND LEBENSBERATUNG ist weiterhin hoch engagiert<br />

in <strong>der</strong> Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Telefonseelsorge.<br />

Ohne die Mitarbeit von ca. 30 Ehrenamtlichen wäre <strong>der</strong> Tag- und Nachtdienst nicht<br />

aufrecht zu erhalten. Die Offene Sprechstunde <strong>der</strong> TK hat sich weiter gut entwickelt.<br />

Die EHE- UND SEXUALBERATUNG hat im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung in <strong>2008</strong> ihre<br />

dritte Klienten-Befragung durchgeführt und dokumentiert. Sie bestätigt die große Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Paarberatung (s. S. 09). Um den hohen Wert <strong>der</strong> Ehe und Partnerschaft zu<br />

sichern, hat die ESB gemeinsam mit <strong>der</strong> Stadtkirche Frankfurt ein Konzept zur Stärkung<br />

04 | 05


eratung | erziehung | bildung<br />

AKTIVITÄTEN, ENTWICKLUNGEN<br />

(Fortsetzung)<br />

<strong>der</strong> Paarkompetenz entwickelt. Dieses Projekt wird aus Mitteln des bischöflichen Innovationsfonds<br />

unterstützt. Es wird die Zusammenarbeit mit den Gemeinden stärken<br />

(s.S.10f). Neben <strong>der</strong> umfassenden Finanzierung <strong>der</strong> ESB aus Kirchensteuermitteln erhielt<br />

die Einrichtung auch in <strong>2008</strong> einen Landeszuschuss für Beratungen nach dem<br />

Schwangerschaftskonfliktgesetz.<br />

Die ERZIEHUNGSBERATUNGSSTELLE hat sich zusammen mit 13 weiteren Frankfurter<br />

Beratungsstellen um das QUALITÄTSSIEGEL <strong>der</strong> Bundeskonferenz für Erziehungsberatung<br />

beworben. Hierfür erstellte das Team eine umfangreiche und praxisorientierte<br />

Konzeption, die über das Selbstverständnis <strong>der</strong> Arbeit und die vielfältigen Aufgaben<br />

Auskunft gibt (näheres S. 12f). Die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Universität Frankfurt am<br />

Main zum Thema „Nutzerforschung“ wurde fortgesetzt. Hier kommen vor allem Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche als wichtigste Zielgruppe <strong>der</strong> Erziehungsberatung zu Wort.<br />

KINDER-, JUGEND- UND FAMILIENHILFE. Unsere im November 2006 eröffnete<br />

KRABBELSTUBE AM ZOO leistet eine sehr gute Arbeit. Eltern, Erzieher und die Kin<strong>der</strong><br />

haben uns den Adventsgottesdienst eindrucksvoll gestaltet (s. auch S. 08, S. 26f).<br />

Nachdem wir uns 2001 auf Bitten des Bischöflichen Ordinariats bereit erklärten, die<br />

Trägerschaft für die deutsch-italienische Kin<strong>der</strong>tagesstätte zu übernehmen, haben wir<br />

für PINOCCHIO durch Mitarbeiter des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. (insbeson<strong>der</strong>e die Herren<br />

Wolf, Erbach und Eggersdorfer) im Vertrauen auf die Übertragung <strong>der</strong> Trägerschaft die<br />

Baumaßnahme zusammen mit <strong>der</strong> Architektin baulich und finanziell abgewickelt, sowie<br />

Pinoccio bei den administrativen und Verwaltungsbelangen unterstützt. Im Dezember fiel<br />

die endgültige Entscheidung des Bistums, die Trägerschaft <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte nicht auf<br />

uns zu übertragen, son<strong>der</strong>n in Limburg beim BO zu belassen. Dies hat uns sehr getroffen.<br />

Die drei TAGESGRUPPEN AKTIV, LICHTBLICK UND MITTENDRIN nehmen Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche im Alter von 6 – 16 Jahren auf und waren in <strong>2008</strong> voll ausgelastet. Nach wie<br />

vor das oberste Ziel <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit ist <strong>der</strong> Verbleib des Kindes in <strong>der</strong> Familie.<br />

Grundlage ist das verhaltenstherapeutische Konzept und die systemisch orientierte<br />

Familienberatung. Der psychologische Dienst arbeitet gruppenübergreifend schwerpunktmäßig<br />

in <strong>der</strong> Diagnostik und Therapie, sowie in <strong>der</strong> Krisenintervention (s. auch S. 18ff).<br />

Unsere AMBULANTEN HILFEN ZUR ERZIEHUNG leisten und vermitteln ebenso in den<br />

drei Hilfeformen – SOZIALPÄDAGOGISCHE FAMILIENHILFE, INTENSIVE SOZIALPÄDAGO-<br />

GISCHE EINZELBETREUUNG und SOZIALPÄDAGOGISCHE LERNHILFE – soziale Kompetenz<br />

und Stabilität in <strong>der</strong> Familie und in <strong>der</strong> Einzelför<strong>der</strong>ung des Kindes. In <strong>2008</strong> hat sich eine<br />

verstärkte Nachfrage nach sozialpädagogischer Familienhilfe gezeigt (s. auch S.16f).<br />

Die sozialpädagogische Begleitung <strong>der</strong> (jungen) Erwachsenen <strong>der</strong> INITIATIVE ALLENSTEIN<br />

macht es möglich, dass die Selbststeuerung <strong>der</strong> Gruppe und die Selbständigkeit dieser<br />

Menschen mit leichten Einschränkungen sich auch weiterhin kontinuierlich entwickeln<br />

(s. auch S. 24f).<br />

ZENTRUM FAMILIE. Unsere Familienbildungsstätte „Zentrum Familie“ arbeitet innovativ<br />

und expandiert trotz <strong>der</strong> sehr knappen finanziellen Ressourcen in immer neuen<br />

Aufgabenfel<strong>der</strong>n. Im Rahmen <strong>der</strong> Beteiligung und Umsetzung des hessischen Bildungsund<br />

Erziehungsplans hat eine Mitarbeiterin ein Zertifikat als Multiplikatorin für diesen<br />

Bildungs- und Erziehungsplan erhalten, sodass das „Zentrum Familie“ mit dem Schwerpunktmodul<br />

Musik und Tanz in beson<strong>der</strong>er Weise die kirchlichen Träger ansprechen kann.<br />

Ebenso wächst die Zusammenarbeit mit den muttersprachlichen Gemeinden, z.B. wurden<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


mit <strong>der</strong> russischen, polnischen und portugiesischen Gemeinde Elternkurse durchgeführt.<br />

Mit <strong>der</strong> wissenschaftlichen Unterstützung <strong>der</strong> FH Frankfurt, Fachbereich Sozialpädagogik,<br />

fand eine Evaluation <strong>der</strong> Eltern-Kind-Gruppen zum Konzept „Frühe Begleitung von Bildungsprozessen<br />

mit intensiver Elternbeteiligung“ statt (s. auch S. 28f).<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

Im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. endeten im September die BERUFSVORBEREITENDEN<br />

BILDUNGSMASSNAHMEN. Damit endete eine Tradition, die 1962 mit dem ersten hauswirtschaftlichen<br />

Son<strong>der</strong>lehrgang begann. Damals war <strong>der</strong> „För<strong>der</strong>lehrgang“ die einzige<br />

Einrichtung ihrer Art in Frankfurt. Seine Gründung stand in <strong>der</strong> Tradition des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Volksarbeit</strong> e.V., auf gesellschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ungen mit neuen und innovativen Angeboten<br />

zu reagieren, zu <strong>der</strong> wir uns auch heute bekennen. Wir haben es sehr bedauert,<br />

dass es uns nicht mehr gelungen ist, dieses Angebot für ausbildungsbeeinträchtigte<br />

Jugendliche im Rahmen <strong>der</strong> erneuten Ausschreibung durch die Bundesagentur für Arbeit<br />

zu gewinnen. Die politisch gewollte Ausschreibungspraxis <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit<br />

mit <strong>der</strong> starken Betonung <strong>der</strong> Vermittlung auch in ungeför<strong>der</strong>te Arbeitsverhältnisse des<br />

ersten Arbeitsmarktes sehen wir mit Sorge, da <strong>der</strong> Teilnehmer als Mensch nur noch eine<br />

untergeordnete Rolle spielt.<br />

STADTKIRCHE. Der Walter-Dirks-Tag fand <strong>2008</strong> erstmalig in Kooperation mit dem <strong>Haus</strong><br />

am Dom statt. Zu dem Thema „Globalisierung o<strong>der</strong> Räuberei“ wurde sehr erfolgreich<br />

eingeladen. Diese Zusammenarbeit wird im Jahr 2009 fortgesetzt, wenn <strong>der</strong> Walter-Dirks-<br />

Tag am 30.05.2009 im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> stattfinden wird. Der Geschäftsführer hat angestrebt,<br />

in vielen Gremien <strong>der</strong> Stadtkirche Kontakte und Kooperationen neu zu gestalten,<br />

um für das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. den Platz in <strong>der</strong> Stadtkirche zu verdeutlichen.<br />

WECHSEL IN VORSTAND UND GESCHÄFTSFÜHRUNG. Turnusgemäß schieden<br />

Frau Noll und Frau Berberich als Vertreterinnen des Stadtsynodalrates aus dem Vorstand<br />

aus. Wir bedanken uns für das langjährige Engagement <strong>der</strong> beiden Damen. Neu vom<br />

Stadtsynodalrat vorgeschlagen und von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung gewählt sind Frau<br />

Hoffmann und Herr Alex Reif eingetreten.<br />

Die Stadtkirche verlieh unserem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Hermann-<br />

Josef Menne am 23. August die Bartholomäusplakette.<br />

Der Vorstand war erneut gefor<strong>der</strong>t, aus dem Kreis von 30 Bewerbern einen neuen Geschäftsführer<br />

auszuwählen. Die finanziellen Rahmenbedingungen pastoraler und sozialer<br />

Arbeit, die gesellschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen, die methodischen Weiterentwicklungen im<br />

psychologischen und pädagogischen Bereich – das alles bedeuten erhebliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Gestaltungskraft eines Geschäftsführers eines im sozialcaritativen<br />

Bereichs tätigen Vereins.<br />

Als neue Geschäftsführerin haben wir Frau Julia Wilke-Henrich gewonnen. Sie bringt<br />

aufgrund ihrer leitenden Tätigkeiten in verschiedenen psychosozialen Arbeitsfel<strong>der</strong>n in<br />

Kirche und öffentlichen Institutionen gute Voraussetzungen für die Leitung des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Volksarbeit</strong> mit. Zusätzlich weist sie Erfahrungen aus vielfältigen ehrenamtlichen Funktionen<br />

auf.<br />

Der Vorstand bedauert sehr, dass Herr Eggersdorfer den Verein zum 31.12.<strong>2008</strong> aus<br />

persönlichen Gründen verlassen hat. Während <strong>der</strong> sehr sorgfältigen Übergabe an Frau<br />

Wilke-Henrich kam es nochmals zu einer Intensivierung <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen<br />

Vorstand, Geschäftsführung und Einrichtungsleitern.<br />

Reinhold Adrian, Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands<br />

06 | 07


eratung | erziehung | bildung<br />

QUALITÄT<br />

In diesem Jahresbericht sollen beispielhaft zwei Abteilungen und ihre Entwicklung dargestellt<br />

werden. Es handelt sich um eine „alte“ Abteilung – die Ehe- und Sexualberatung,<br />

die dem <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. im Jahr 1972 organisatorisch eingeglie<strong>der</strong>t wurde,<br />

<strong>der</strong>en Gründung aber zurückgeht in die Zeit Anfang <strong>der</strong> 50er Jahre. Zum an<strong>der</strong>en soll die<br />

kurze Geschichte <strong>der</strong> jüngsten Abteilung, <strong>der</strong> Krabbelstube am Zoo, thematisiert werden,<br />

die sich seit Beginn am EFQM-Modell orientiert hat. Damit sind zwei wesentliche<br />

Aspekte <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung skizziert, die Frage nach <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> eigenen<br />

Arbeit (Evaluation), und das Konzept von Zielvereinbarung und Überprüfung.<br />

ZIELE UND IHRE ÜBERPRÜFUNG<br />

Im November 2006 hat <strong>der</strong> Verein erstmals in seiner Geschichte eine Krabbelstube (KaZ:<br />

Krabbelstube am Zoo) für die ganz Kleinen (Alter 4 Monate – 4 Jahre) eröffnet. Eine solche<br />

Neugründung beinhaltet die Chance, von Anfang an die Abteilung mit einem hohen<br />

Qualitätsanspruch aufzubauen. Die Leiterin und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind mit großem Engagement in diese Arbeit eingestiegen.<br />

Am Anfang stand ein Workshop, in dem das mittelfristige ZIEL FÜR DEN ERSTEN FÜNF-<br />

JAHRES-ZEITRAUM vereinbart wurde: „Unsere Krabbelstube ist als 'integrativ' und<br />

beson<strong>der</strong>s gut in Frankfurt bekannt“ (08.11.2006). Dieses Ziel steht im Kontext <strong>der</strong> Überlegungen,<br />

die Krabbelstube des HdV am Konzept <strong>der</strong> „early excellence centre“ zu orientieren.<br />

Und so ergaben sich folgerichtig für das erste Jahr, in dem die Krabbelstube ans<br />

Laufen gebracht werden musste, vier JAHRESZIELE: Die Kin<strong>der</strong> kommen gerne in die<br />

KaZ. Die Eltern sind zufrieden. Ein Dokumentationssystem <strong>der</strong> kindlichen Entwicklung<br />

ist installiert. Das KaZ-Team unterzieht sich einer regelmäßigen Supervision.<br />

Am Ende des Jahres Eins <strong>der</strong> Krabbelstube wurden ALLE ELTERN aufgefor<strong>der</strong>t, IHRE<br />

MEINUNG zur Arbeit <strong>der</strong> Krabbelstube zu äußern. Das Ergebnis war sehr zufrieden<br />

stellend. Ziel 1 und 2 waren erreicht. Verbesserungspotential zeigte sich in <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwischen Eltern und Krabbelstube. Die Supervision war installiert, beim Dokumentationssystem<br />

haperte es noch. Es war nicht befriedigend gelungen, ein alltagstaugliches<br />

Raster zu erstellen, das aussagekräftig genug war. Aus dieser Überprüfung ergaben sich<br />

NEUE ZIELE: das Dokumentationssystem fertigzustellen, die Information zwischen Eltern<br />

und Krabbelstube zu verbessern. Hinzu kamen in Absprache mit dem Geschäftsführer:<br />

Ausbauen auf vier Integrationsplätze, und, die Zusammenarbeit mit Pfarrei und KiTa Allerheiligen<br />

zu festigen.<br />

Die ÜBERPRÜFUNG DER ZIELERREICHUNG Ende <strong>2008</strong> erfolgte wie<strong>der</strong>um durch eine<br />

Elternbefragung. Diese ergab: die Kommunikation zwischenKrabbelstube und Eltern ist<br />

bedeutend verbessert; das Miteinan<strong>der</strong> bedarf aber weiterer Aufmerksamkeit. Für die<br />

Dokumentation <strong>der</strong> kindlichen Entwicklung ist eine gute Lösung gefunden worden. Vier<br />

Kin<strong>der</strong> mit Beeinträchtigungen sind in die Krabbelstube aufgenommen. Die Kontakte in<br />

die Pfarrei und die KiTa Allerheiligen (wohin schon einige Krabbelstubenkin<strong>der</strong> gewechselt<br />

sind) haben sich gut entwickelt und werden weitergehen. Die intern FÜR DAS JAHR DREI<br />

DER KRABBELSTUBE GEPLANTEN ZIELE, die noch mit <strong>der</strong> Geschäftsführerin abzustimmen<br />

sind, lauten: Die Elterngespräche sollen halbjährlich stattfinden, ein Konzept ist zu<br />

schreiben, das Außengelände soll fertig gestaltet werden, und die Eingewöhnungsphase<br />

für die Integrations-Kin<strong>der</strong> wird neu durchdacht.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong> Krabbelstube äußern in ihrem Feedback zum<br />

Qualitätsentwicklungsprozess: Sie haben ihn als unterstützend erlebt, die Strukturierung<br />

und Prioritätensetzung hat nachhaltig entlastet.<br />

Barbara Glock, Artur Reiter<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


WIRKSAMKEIT DER PAARBERATUNG. Die Ehe- und Sexualberatung (ESB) hat<br />

nach zwei Nachbefragungen eine Prä-Post-Befragung durchgeführt und ausgewertet.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Theorie von Robert Sternberg, „A triangular theorie of love“, 1986,<br />

hat sie einen Fragebogen entwickelt, dessen Items die drei zentralen Komponenten<br />

einer gelingenden Liebesbeziehung operationalisieren:<br />

• emotionale Intimität beinhaltet Gefühle wie Nähe, Geborgenheit und Bindung;<br />

• motivationale Lust und Leidenschaft beinhaltet vorwiegend sexuelle Anziehung;<br />

• die kognitive Komponente beinhaltet Entscheidung und Verbindlichkeit; Entscheidung<br />

bezieht sich auf den kurzfristigen Entschluss, eine Liebesbeziehung zu leben, Verbindlichkeit<br />

meint die längerfristige Vereinbarung, diese Beziehung aufrecht zu erhalten.<br />

In <strong>der</strong> Kombination <strong>der</strong> Komponenten spiegelt sich nach Sternberg die Tragfähigkeit einer<br />

gelingenden Paarbeziehung.<br />

Befragt wurden alle Paare während des Zeitraums November 2006 bis August <strong>2008</strong>. Von<br />

allen um ihre Mitwirkung gebetenen Paaren haben 46 Frauen und Männer sowohl den<br />

Fragebogen am Beginn wie auch den am Ende <strong>der</strong> Beratung ausgefüllt und zurückgesandt.<br />

Frauen benennen im Vergleich zu Männern zu Beginn <strong>der</strong> Beratung deutlicher ihre<br />

Unzufriedenheit mit <strong>der</strong> Beziehung. Beide zeigen aber mit <strong>der</strong> Aufnahme des Paarberatungsprozesses<br />

ihre Bereitschaft, sich für die Entwicklung ihrer Partnerschaft einzusetzen.<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Beratung zeigen die Ergebnisse positive Verän<strong>der</strong>ungen bei beiden<br />

Geschlechtern und in allen von Sternberg genannten Komponenten.<br />

Die Zufriedenheit <strong>der</strong> Paare mit <strong>der</strong> Intimität ist deutlich verbessert. Die emotionale<br />

Nähe wurde von beiden Partnern am Ende <strong>der</strong> Beratungszeit als deutlich gestärkt gesehen:<br />

<strong>der</strong> Nährboden für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Paarbeziehung. Die Zufriedenheit mit<br />

<strong>der</strong> Sexualität insgesamt hat sich weniger deutlich verän<strong>der</strong>t. Die Ergebnisse zeigen<br />

jedoch, dass die Partner nach Abschluss <strong>der</strong> Beratung ihre<br />

Wünsche an eine zufrieden stellende sexuelle Beziehung<br />

klarer äußern und auch zeigen können. Die deutlichste Verän<strong>der</strong>ung<br />

zeigt sich bei <strong>der</strong> Verbindlichkeit. Das Vertrauen<br />

in die Beziehung ist bei Männern und Frauen gewachsen. Intimität<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Beratung denken beide Partner weniger<br />

an Trennung.<br />

Die in <strong>der</strong> Prä- und Post-Befragung von den ratsuchenden<br />

Frauen und Männern geäußerten Verän<strong>der</strong>ungen werten<br />

wir als Bestätigung unserer Arbeit. Was wir im individuellen<br />

Kontakt erfahren, dass die Beratung wertvoll ist und<br />

zur Belebung / Gestaltung / Verbesserung <strong>der</strong> Beziehung<br />

beigetragen hat, das sagen die Klienten auch, wenn sie anonym<br />

ihre Meinung mitteilen können.<br />

Lust + Leidenschaft<br />

Entscheidung + Verbindlichkeit<br />

Die im Zuge <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung konzipierte Prä-Post-Befragung und <strong>der</strong>en Ergebnisse<br />

ermöglichen <strong>der</strong> Beratungsstelle, weitere Überlegungen anzustellen: ob früher<br />

gemachte Fortbildungen ‚gegriffen’ haben, ob Akzente neu gesetzt werden müssen, ob<br />

Fortbildungsbedarf in bestimmten Bereichen besteht, ob sie mit ihrem Beratungskonzept<br />

im Kontext vergleichbarer Institutionen ‚richtig’ liegt, und ob sie gute Ergebnisse vorweisen<br />

kann. Das macht deutlich, in welcher Weise die „Qualitätsentwicklung“ tatsächlich helfen<br />

kann, die Qualität <strong>der</strong> Arbeit weiter zu entwickeln.<br />

Dorothee Glückler<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

0,44<br />

0,30<br />

0,58<br />

0,21<br />

0,18<br />

0,25<br />

0,59<br />

0,38<br />

0,80<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

Paare<br />

Männer<br />

Frauen<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />

Vergleich <strong>der</strong> durchschnittlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in den drei<br />

Komponenten auf <strong>der</strong> 5-stufigen<br />

Skala<br />

08 | 09


eratung | erziehung | bildung<br />

EHE- UND SEXUALBERATUNG<br />

INNOVATIONSPROJEKTE „STÄRKUNG DER PAARKOMPETENZ“. Aus unserer<br />

Arbeit in <strong>der</strong> Ehe- und Sexualberatung (ESB) wissen wir, dass Männer und Frauen sich<br />

verbindliche Beziehungen wünschen, die auf Liebe und Treue beruhen und gleichzeitig<br />

beiden Partnern individuellen Spielraum lassen. Dieses Beziehungsideal steht regelhaft<br />

in einer Spannung zu den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Realität. Lebensformen und Rollen haben<br />

sich verän<strong>der</strong>t. Äußere Faktoren wie wirtschaftliche Abhängigkeit und allgemein akzeptierte<br />

Normen halten die Beziehungen zunehmend weniger zusammen. Vielmehr richten<br />

sich die Erwartungen verstärkt auf das Gelingen des emotionalen Miteinan<strong>der</strong>s. Dies<br />

bedeutet, dass die Paare sich sehr bewusst einem lebenslangen Entwicklungsprozess<br />

stellen müssen, um gemeinsam konstruktive Wege aus Krisen und Konflikten zu finden.<br />

Oft brauchen Paare dann Unterstützung, wenn sie einen Übergang von einer Lebensphase<br />

zur nächsten zu bewältigen haben.<br />

Die ESB hat zwei Projekte entwickelt, die <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> Paarkompetenz in diesen<br />

Übergangsphasen dienen sollen. Diese werden durch finanzielle Mittel aus dem Innovationsfond<br />

des Bischöflichen Ordinariates unterstützt. Wir kooperieren mit <strong>der</strong> Stadtkirche<br />

Frankfurt und einzelnen Pastoralen Räumen und laden Paare zu Vorträgen und zum<br />

gemeinsamen Gespräch ein. Die Erfahrungen aus den bisherigen Veranstaltungen (in<br />

Zusammenarbeit mit Kin<strong>der</strong>gärten und Familienkreisen) zeigen, dass vor allem junge<br />

Paare mit kleinen Kin<strong>der</strong>n unter großen Belastungen stehen. Ihre Erziehungsideale einerseits<br />

sowie die gesellschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an Mobilität und Flexibilität an<strong>der</strong>erseits<br />

bringen sie an physische und psychische Grenzen. Oft werden sie zum „Arbeitspaar“,<br />

erschöpfen sich als Vater und Mutter in <strong>der</strong> perfekten Organisation des Alltags, und verlieren<br />

sich als „Liebespaar“, als Mann und Frau, im Erleben von emotionaler Nähe und<br />

Intimität. So kann die Zeit als junge Familie zum Balanceakt werden zwischen Liebe,<br />

Alltagsstress und Kin<strong>der</strong>glück.<br />

Ein modifiziertes Angebot zu diesem Thema machen wir den Paaren <strong>der</strong> muttersprachlichen<br />

katholischen Gemeinden. Durch die Unterschiede zwischen den Traditionen <strong>der</strong><br />

Heimat und den täglichen Erfahrungen in <strong>der</strong> neuen Umgebung sind Paare vor große<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt. Sowohl die verän<strong>der</strong>ten Rollen von Mann und Frau als auch die<br />

Erziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>n viel Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft im Erleben und Verhalten<br />

dieser Paare.<br />

Die Ehe- und Sexualberatung bietet bei Krisen und Konflikten im<br />

Zusammenhang mit Partnerschaft und Ehe psychologische Beratung<br />

für Paare und Einzelne an. Ziel dieser Arbeit ist die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Beziehungsfähigkeit <strong>der</strong> Ratsuchenden. Dabei sind vertrauensvolle<br />

Intimität und lustvolle Sexualität sowie Entscheidung und Verbindlichkeit<br />

wichtige Komponenten einer gelingenden Liebesbeziehung. Krisen<br />

können eine Chance sein für die persönliche Entwicklung und auch für<br />

die Liebe <strong>der</strong> Partner zueinan<strong>der</strong>. Sie können verstanden und genutzt<br />

werden als Teil eines lebenslangen Entwicklungsprozesses.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


Die beiden Innovationsprojekte haben zum Ziel, das Bewusstsein und die Fähigkeiten<br />

<strong>der</strong> Paare zu stärken und damit den hohen Wert <strong>der</strong> Ehe und Partnerschaft zu sichern<br />

und zu halten. Sie können auch verstanden werden als Erkundung dessen, was Paare<br />

für ein gelingendes Miteinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong> heutigen Zeit in einer Lebenswelt Großstadt brauchen.<br />

Dass die katholische Kirche ein kostenfreies, fachkompetentes Beratungsangebot<br />

bereit hält, ist vielen jungen Paaren nicht bekannt. Der persönliche Kontakt an den Vortragsabenden<br />

trägt dazu bei, die gesellschaftlich noch immer angst- und schambesetzte<br />

Hürde <strong>der</strong> Inanspruchnahme von professioneller Hilfe zu erniedrigen.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

WEITERHIN SEHR HOHE NACHFRAGE NACH BERATUNG. Der dauerhaft<br />

hohen Nachfrage nach Beratung versucht die ESB mit ihrem zeitnahen Angebot zu entsprechen.<br />

Auch in <strong>2008</strong> betrug die Zeit bis zum ersten Klärenden Gespräch durchschnittlich<br />

nur 6 Arbeitstage und bis zur anschließenden Beratung 2 Wochen.<br />

WIRKSAMKEIT DER PAARBERATUNG. Mit ihrer dritten Klienten-Befragung – im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung des <strong>Haus</strong>es – ist die ESB <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

von Paarberatung nachgegangen (s. S. 09). Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Theorie von Robert<br />

Sternberg, „A triangular theorie of love“, 1986, haben wir einen Fragebogen entwickelt und<br />

damit drei zentrale Komponenten einer gelingenden Liebesbeziehung untersucht: emotionale<br />

Intimität, Lust und Leidenschaft sowie Entscheidung und Verbindlichkeit. Der Rücklauf<br />

an Prä- und Post-Fragebogen desselben Paares beträgt 32%, das sind 46 Paare.<br />

Die Ergebnisse dieser Befragung bestätigen die Annahme <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> Paarberatung.<br />

Die Zufriedenheit <strong>der</strong> Paare sowohl mit <strong>der</strong> emotionalen Intimität als auch mit<br />

<strong>der</strong> Sexualität ist nach Abschluss <strong>der</strong> Beratung deutlich verbessert. Die stärkste Verän<strong>der</strong>ung<br />

zeigt sich im Bereich <strong>der</strong> Verbindlichkeit. Das Vertrauen <strong>der</strong> Partner in die Beziehung<br />

ist bei Männern und bei Frauen stark gewachsen. Am Ende <strong>der</strong> Beratung sind<br />

die Partner besser aufeinan<strong>der</strong> bezogen und respektieren zugleich ihre jeweilige Unterschiedlichkeit.<br />

Somit können wir davon ausgehen, dass mit Hilfe <strong>der</strong> Beratung ein Prozess<br />

in Gang gebracht werden konnte, <strong>der</strong> zu einer größeren Zufriedenheit <strong>der</strong> Paare mit<br />

ihrer Liebesbeziehung geführt hat.<br />

Die Gesamt-Dokumentation ist erhältlich über die Ehe- und Sexualberatung.<br />

Dorothee Glückler<br />

Anzahl <strong>der</strong> Personen 993<br />

davon Männer 454 (46%)<br />

davon Frauen 539 (54%)<br />

davon aus bikulturellen Beziehungen 209 (21%)<br />

Anzahl <strong>der</strong> Fälle 592<br />

davon Einzelberatung 192 (32%)<br />

davon Paarberatung 400 (68%)<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> Beratungskontakte 4.355<br />

davon Einzelberatung 1.695 (39%)<br />

davon Paarberatung 2.660 (61%)<br />

10 | 11


eratung | erziehung | bildung<br />

ERZIEHUNGSBERATUNG<br />

QUALITÄTSSIEGEL. Das Jahr <strong>2008</strong> war geprägt von den Vorarbeiten zur Bewerbung<br />

um das „Qualitätssiegel“ <strong>der</strong> Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke), dem bundesweiten<br />

Fachverband für die Erziehungsberatungsstellen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und Trägervertreterinnen und -vertreter <strong>der</strong> 14 Frankfurter Beratungsstellen, die<br />

das Siegel beantragt hatten, nahmen im Januar 2009 im Frankfurter Römer das Siegel<br />

entgegen. Wir möchten an dieser Stelle den Prozess erläutern. Und wir wollen die Frage<br />

beantworten, was „geprüfte Qualität“ den Familien, für die die Erziehungsberatungsstellen<br />

da sind, nützt.<br />

2004. Mit <strong>der</strong> Aktion „Sichere Zukunft“ steigt das Land Hessen aus jeglicher finanziellen<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erziehungsberatungsstellen (wie auch vieler an<strong>der</strong>er psychosozialer<br />

Einrichtungen) aus. Mit diesem Schritt zieht sich das Land auch aus <strong>der</strong> Fachaufsicht<br />

zurück, die bis dahin gültigen „Landesrichtlinien“ werden gegenstandslos. Das Fachfeld<br />

Erziehungsberatung in Hessen steht ohne verbindliche Standards da, an denen sich<br />

Träger, Einrichtungen und Zuschussgeber orientieren können.<br />

2006. In einem intensiven und konstruktiven Prozess erarbeitet die „Arbeitsgemeinschaft<br />

§78 EB“, also das Frankfurter Jugend- und Sozialamt zusammen mit den Trägern die<br />

„Frankfurter Richtlinie für Erziehungsberatungsstellen“. Sie trägt den spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Frankfurter Stadtlandschaft Rechnung und enthält verbindliche Vorgaben<br />

für die personelle und sächliche Ausstattung <strong>der</strong> Beratungsstellen.<br />

2007. 14 <strong>der</strong> 15 Frankfurter Erziehungsberatungsstellen entschließen sich, eine Bewerbung<br />

für das Qualitätssiegel <strong>der</strong> bke vorzunehmen.<br />

<strong>2008</strong>. IM MÄRZ. Einreichungsfrist. Für die 8 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> bke-Prüfkommission sowie<br />

für <strong>der</strong>en Büro müssen sämtliche Unterlagen für die Bewerbung zusammengefasst und<br />

in dicken Ordnern eingereicht werden. Sie enthalten außer <strong>der</strong> Konzeption, den Jahresund<br />

Sachberichten <strong>der</strong> letzten Jahre alle Dokumente, die die personelle und sächliche<br />

Ausstattung, die Qualifikation und Fortbildung <strong>der</strong> Fachkräfte usw. nachweisen können.<br />

<strong>2008</strong>. IM NOVEMBER. Zwei Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Prüfkommission besuchen unsere EB. In einem<br />

kollegialen und dennoch kritischen Gespräch mit Herrn Eggersdorfer und dem EB-Team<br />

äußern sie sich sehr anerkennend zu <strong>der</strong> Arbeit, den eingereichten Unterlagen wie auch<br />

zur einladenden Ausstattung <strong>der</strong> Beratungsstelle.<br />

Eltern, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche haben ein Recht auf Unterstützung,<br />

Beratung und Begleitung in Erziehungsberatungsstellen.<br />

Unsere Fachkräfte helfen<br />

- bei Fragen zum Zusammenleben in <strong>der</strong> Familie<br />

- bei Schul- und Leistungsschwierigkeiten<br />

- bei Konflikten in <strong>der</strong> Familie, in <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> im Freundeskreis<br />

- bei Trennung und Scheidung bzw. bei Sorge- und Umgangsrechtsfragen.<br />

Für die Familien entstehen keine Kosten. Erziehungsberatungsstellen<br />

arbeiten mit, wenn es um die Verbesserung <strong>der</strong> Lebens- und<br />

Betreuungssituation von Kin<strong>der</strong>n und ihren Familien geht.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


NUTZEN FÜR DIE FAMILIEN. Eltern, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die sich mit Fragen<br />

und Problemen an Fachleute wenden, sollen sicher sein, dass sie in den Beratungsstellen<br />

gut aufgehoben sind. Ob jemand aus eigener Motivation kommt und „nur“ Erziehungsfragen<br />

hat, o<strong>der</strong> ob Mütter und Väter von Lehrerinnen und Erziehern zur Beratung gedrängt<br />

werden, weil die Kin<strong>der</strong> Verhaltens- o<strong>der</strong> Leistungsprobleme zeigen, ob Familien in heftigsten<br />

Krisen stecken und sofort ein Gespräch benötigen – alle haben Anspruch darauf,<br />

ohne lange Wartezeiten, kostenlos und fachlichen Standards entsprechend, Unterstützung<br />

und Begleitung zu bekommen. Deshalb haben wir uns als Team dieser externen Überprüfung<br />

selbstbewusst gestellt und hoffen, dass wir die berechtigten Erwartungen <strong>der</strong> ratsuchenden<br />

Familien weiterhin einlösen können.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

Rückblickend können wir folgendes Fazit ziehen: Der wichtigste Ertrag dieser Anstrengung,<br />

die zusätzlich zur laufenden Arbeit mit den Familien und den fallübergreifenden<br />

Tätigkeiten erbracht werden musste, bestand in <strong>der</strong> kritischen Durchdringung sämtlicher<br />

Arbeitsabläufe und ihrer fachlichen Begründung. Manches, was im Laufe <strong>der</strong> Jahre zu<br />

selbstverständlichen Routine-Handlungen wurde, haben wir hinterfragt, neu bewertet<br />

und formuliert. Vor allem aber stellten wir fest, dass das Team für unsere Abteilung mit<br />

den in den letzten Jahren durchgeführten EFQM-Prozessen ein belastbares und praxisorientiertes<br />

Gesamtkonzept geschaffen hat, auf das wir jetzt zurückgreifen konnten.<br />

KONZEPTION. Die Ergebnisse haben wir in einer neuen Konzepton <strong>der</strong> Erziehungsberatungsstelle<br />

zusammengefasst. Sie dient uns seither als „Handbuch“, auf das wir zurückgreifen,<br />

wenn wir uns über die Details von Arbeitsabläufen versichern und die dazu<br />

gehörenden Unterlagen einholen müssen. Aber wir besitzen damit auch ein Dokument,<br />

das die handwerkliche Alltagspraxis darstellt, die rechtlichen Grundlagen heutiger Erziehungsberatung<br />

usw. schil<strong>der</strong>t, das einen Bezug herstellt zu den historischen Wurzeln<br />

unserer Einrichtung im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong>, zur sozialräumlichen Verortung im Stadtgebiet<br />

Frankfurt am Main und nicht zuletzt zu unserer Sicht auf die Lebenswelt, die<br />

drängenden Fragen, die Sorgen und Nöte heutiger Familien.<br />

Renate Maurer-Hein<br />

Bestand am 31.12.2007 (Familien) 81<br />

Neuzugänge im Jahr <strong>2008</strong> (Familien) 233<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> Fälle (Familien), die im Jahr <strong>2008</strong> 314<br />

in <strong>der</strong> Beratung waren<br />

Bestand am 31.12.<strong>2008</strong> (Familien) 87<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> Personen, die in Beratung waren 575<br />

Bei den Neuzugängen hatten einen Migrationshintergrund 96<br />

(Definition: Ausländische Herkunft eines o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Elternteile)<br />

Einige Angaben zu den Wartezeiten in unserer Beratungsstelle:<br />

• Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die sich selbst anmelden, sowie Familien in<br />

akuten Krisen erhalten innerhalb von 2 Werktagen ein erstes Gesprächsangebot.<br />

• Der Grund für sehr lange Wartezeiten (über 5 Wochen) ist meist <strong>der</strong><br />

Wunsch <strong>der</strong> Familien nach einem bestimmten Berater, einer bestimmten<br />

Beraterin bzw. ein Wohnort außerhalb Frankfurts.<br />

Für die 233 Familien, die sich <strong>2008</strong> neu angemeldet hatten, entstanden<br />

folgende Wartezeiten:<br />

54 Familien*warteten 0 bis 7 Tage<br />

75 8 bis 15 Tage<br />

48 16 bis 23 Tage<br />

34 24 bis 30 Tage<br />

16 31 bis 39 Tage<br />

6 über 40 Tage<br />

*(bzw. Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Jugendliche)<br />

12 | 13


eratung | erziehung | bildung<br />

TELEFONSEELSORGE &<br />

KRISEN- UND LEBENSBERATUNG<br />

Das Jahr <strong>2008</strong> war von einer sehr hohen Intensität <strong>der</strong> Arbeit geprägt: In allen drei<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Beratungsstelle – Telefonseelsorge, Offene Sprechstunde, Beratungsprozesse<br />

in <strong>der</strong> Krisen- und Lebensberatung – gab es einen Zuwachs an Nachfrage.<br />

Zudem haben wir im Jahr <strong>2008</strong> das 50jährige Jubiläum unserer Stelle begangen.<br />

MEHR BESUCHER IN DER OFFENEN SPRECHSTUNDE. Was die steigenden<br />

Klientenzahlen angeht, sticht beson<strong>der</strong>s die Zunahme in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde hervor.<br />

Zur Veranschaulichung eine Grafik, welche die Entwicklung <strong>der</strong> Besucherzahlen seit<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

Klienten in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde<br />

200<br />

2005 2006 2007 <strong>2008</strong><br />

2005 wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Die Menschen, die in die Offene Sprechstunde<br />

kommen, bringen oftmals sehr<br />

bedrückende und existentiell an die<br />

Substanz gehende Erfahrungen mit –<br />

sei es <strong>der</strong> 70jährige Mann, dessen Frau<br />

sich von ihm trennen will, sei es die<br />

24jährige junge Studentin, die es nicht<br />

schafft, aus dem Elternhaus auszuziehen<br />

und in eine lähmende Lethargie verfallen ist, sei es <strong>der</strong> erfolgsgewöhnte Banker, <strong>der</strong><br />

mit seiner bevorstehenden Entlassung nicht zurecht kommt, sei es <strong>der</strong> kirchliche Angestellte,<br />

den einige ungelöste private Konflikte quälen, o<strong>der</strong> sei es die unter zunehmendem<br />

Leistungsdruck stehende Verkäuferin, die plötzlich von heftigen Panikattacken heimgesucht<br />

wird und über eine ehrenamtliche Mitarbeiterin unserer Telefonseelsorge von <strong>der</strong><br />

Offenen Sprechstunde erfahren hat. Ihnen alle bieten wir die Möglichkeit, bei uns einen<br />

Beratungsprozess aufzunehmen und in <strong>der</strong> dafür notwendigen Zeit ihre Situation zu verstehen<br />

und neue Lösungswege zu entdecken.<br />

50 JAHRE TELEFONSEELSORGE & KRISEN- UND LEBENSBERATUNG.<br />

Ein Highlight im vergangenen Jahr war die Feier des 50jährigen Bestehens <strong>der</strong> Beratungsstelle.<br />

Es war ein großes Fest, mit viel Musik und Tanz. Und es war eine Gelegenheit,<br />

uns über Geschichte und Identität unserer Arbeit zu vergewissern. Dies geschah<br />

durch eine ganze Reihe von Beiträgen, die aus verschiedenen Perspektiven ein Licht auf<br />

die Arbeit warfen. Aus zweien dieser Beiträge, die sich mit <strong>der</strong> kirchlichen Verortung <strong>der</strong><br />

Arbeit befassten, seien Passagen wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Die „Telefonseelsorge & Krisen- und Lebensberatung“ ist eine<br />

Beratungsstelle für Menschen, die sich in akuten psychischen Krisen<br />

befinden o<strong>der</strong> die eine vertiefte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit sich und<br />

ihrem Leben anstreben.<br />

In <strong>der</strong> Telefonseelsorge sind wir rund um die Uhr erreichbar, in <strong>der</strong><br />

Offenen Sprechstunde von montags bis freitags jeweils von 11 Uhr bis<br />

13 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr im Erdgeschoss des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Volksarbeit</strong>. Für Beratungsprozesse werden Termine in gegenseitiger<br />

Abstimmung vereinbart.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


Die Offene Sprechstunde ist mit <strong>der</strong> Cityseelsorge in <strong>der</strong> Frankfurter Innenstadt verbunden.<br />

Der Kapuzinerpater ROMUALD HÜLSKEN, Cityseelsorger an Liebfrauen, beschrieb<br />

diese Kooperation so: „Vor kurzem kam eine junge Frau zum Turmzimmergespräch. Sie<br />

suchte Informationen über Klöster, wo sie meditieren und zur Ruhe kommen könnte.<br />

Nachdem ich ihr einige Klosteradressen aus dem Gedächtnis nannte, wies ich sie für<br />

nähere und genauere Informationen auf den Kirchenladen hin, <strong>der</strong> bei uns direkt um die<br />

Ecke liegt. Im weiteren Verlauf des Gespräches meinte die junge Frau, dass sie auch<br />

beichten wolle, aber nicht so genau wisse, wie sie das anstellen solle. Nach einigen<br />

Erklärungen kamen wir in ein gutes Beichtgespräch, in dem sich jedoch auch herauskristallisierte,<br />

dass sie sich in einer psychischen Krisensituation befand, die nach einer<br />

psychotherapeutischen Beratung verlangte. Am Ende drückte ich ihr den Flyer „Jetzt ein<br />

Gespräch“ mit Hinweis auf die Offene Sprechstunde im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> in die Hand.<br />

... Heutzutage reden viele von Vernetzung. Hier wird sie umgesetzt... Cityseelsorge ist<br />

keine one-man-Show, son<strong>der</strong>n lebt vom Netzwerk kompetenter Gesprächspartner und<br />

Gesprächspartnerinnen."<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

BISCHOF DR. FRANZ-PETER TEBARTZ-VAN ELST kam in seinem Grußwort<br />

auch auf die theologisch-kirchliche Ortsbestimmung unserer Tätigkeit zu sprechen und<br />

bezeichnete sie als einen Dienst, <strong>der</strong> „sowohl Caritas als auch Seelsorge“ sei. In diesem<br />

Dienst gehe es darum, für jeden Menschen, <strong>der</strong> in psychische Not geraten sei, offen zu<br />

sein – unabhängig von Glaube, Herkunft und Finanzkraft. Die Kirche lasse sich diesen<br />

Dienst etwas kosten – auch wenn er von Anfang an nie darauf angelegt gewesen sei,<br />

Kirchenmitglie<strong>der</strong> zu halten o<strong>der</strong> zu gewinnen. Vielmehr sei die Arbeit wesentlich von<br />

einer Absichtslosigkeit bestimmt, die für die Berater bedeute, sich ganz auf den Klienten<br />

einzulassen und bereit zu sein, mit ihm das zu finden, was für ihn, den Klienten, gut sei.<br />

Die Zuwendung zu den bedürftigen Menschen finde ihren Sinn in sich selbst. Weitere<br />

Ausführungen zu diesem und an<strong>der</strong>en Themenfel<strong>der</strong>n unserer Arbeit finden sich in dem<br />

Buch „Der Frankfurter Notruf“ (vgl. Materialhinweise am Ende dieses Heftes).<br />

Es ist keineswegs selbstverständlich, dass das umfangreiche Beratungsangebot unserer<br />

Stelle durchgehalten werden kann. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Ehrenamtlichen,<br />

die Honorarmitarbeiter und die Hauptamtlichen, ermöglichen dies durch ihr ausgesprochen<br />

hohes und flexibles Engagement.<br />

Dr. Peter Rottlän<strong>der</strong><br />

Telefonseelsorge<br />

Anzahl <strong>der</strong> Anrufe 13.680<br />

Offene Sprechstunde Krisen- und Lebensberatung<br />

Anzahl <strong>der</strong> Besucher <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde 465<br />

Anzahl <strong>der</strong> telef. Beratungen in <strong>der</strong> Off. Sprechstd. 166<br />

Beratungsprozesse<br />

Anzahl <strong>der</strong> durchgeführten Beratungsstunden 2.046<br />

Anzahl <strong>der</strong> Fälle in Beratungsprozessen 268<br />

Anzahl <strong>der</strong> Personen 293<br />

Gesamtsumme <strong>der</strong> vorgehaltenen /durchgeführten<br />

Beratungsstunden 12.106<br />

14 | 15


eratung | erziehung | bildung<br />

AMBULANTE HILFEN<br />

ZUR ERZIEHUNG<br />

AUSLASTUNG UND ANFRAGESITUATION. Auch im vergangenen Jahr war die<br />

Auslastung in allen Hilfeformen, die wir anbieten, stabil. Beson<strong>der</strong>s die Zahl <strong>der</strong> Anfragen<br />

für Familienhilfe stieg noch einmal stark an. Viele Hilfen konnten wir aus Kapazitätsgründen<br />

nicht übernehmen. Unser spezielles Angebot <strong>der</strong> Aufsuchenden Familientherapie<br />

wurde verstärkt nachgefragt, sodass wir unser Team mit zwei weiteren dafür ausgebildeten<br />

Fachkräften aufstocken konnten.<br />

GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN spiegeln sich in <strong>der</strong> Arbeit mit den<br />

Familien wie<strong>der</strong>. Für uns immer deutlicher spürbar wirken sich die gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen auf das einzelne Familiensystem aus:<br />

ZUNEHMENDE ARMUT IN FAMILIEN. Immer öfter erleben wir, dass das vorhandene<br />

Einkommen <strong>der</strong> Familie nicht mehr ausreicht. Existentielle Sorgen, Überschuldung o<strong>der</strong><br />

Angst vor Verschuldung werden zu vorherrschenden Themen in Familien. Kin<strong>der</strong> können<br />

an kulturellen o<strong>der</strong> pädagogischen Angeboten nicht teilnehmen, weil alles „Geld kostet“.<br />

BILDUNGSSCHERE WIRD GRÖßER. In die Bildung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu investieren wird zum<br />

Luxus, den sich viele Familien nicht mehr leisten können.<br />

ANGST VOR ARBEITSLOSIGKEIT. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren und dann keine<br />

neue Arbeit mehr zu finden, ist in vielen Familien vorherrschendes Thema. Oft müssen<br />

beide Eltern arbeiten, weil <strong>der</strong> Lohn sonst nicht reicht. Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Arbeitsstelle,<br />

wie z.B. Arbeitszeiten, beherrschen den Familienalltag, und es bleibt immer weniger<br />

Energie für die Belange und die Unterstützung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Auch hierdurch sinken die<br />

Bildungschancen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> armer Familien.<br />

VERUNSICHERUNG: WELCHE WERTE ZÄHLEN HEUTE? Hier nur ein Beispiel: Wir erleben<br />

häufig, dass Väter, die vielleicht noch mit einem sehr patriarchalischen eigenen Vater<br />

aufgewachsen sind, mit einem solchen Vaterbild an ihre Grenzen stoßen. Konflikte mit <strong>der</strong><br />

Partnerin und den heranwachsenden Kin<strong>der</strong>n bestimmen den Alltag.<br />

ZUNEHMENDE INDIVIDUALISIERUNG UND PRIVATISIERUNG. Viele Menschen fühlen<br />

sich <strong>der</strong> Verantwortung für ihr eigenes und das Leben ihrer Kin<strong>der</strong> nicht mehr gewachsen.<br />

In unserer Arbeit mit Familien haben wir es immer öfter mit Symptomen psychischer<br />

Überfor<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> mit psychischen Erkrankungen zu tun.<br />

Die Ambulanten Hilfen zur Erziehung umfassen <strong>der</strong>zeit drei<br />

aufsuchende Hilfeformen. Sozialpädagogische Familienhilfe: Arbeit<br />

mit <strong>der</strong> gesamten Familie, <strong>der</strong> Schwerpunkt liegt auf <strong>der</strong> Stärkung<br />

<strong>der</strong> elterlichen Erziehungskompetenz. Intensive Sozialpädagogische<br />

Einzelbetreuung und Sozialpädagogische Lernhilfe: Schwerpunkt<br />

ist die Arbeit mit dem einzelnen Kind/Jugendlichen. Die SPLH (und<br />

die Kleingruppen an Schulen) för<strong>der</strong>t vor allem die Lernkompetenzen,<br />

bei <strong>der</strong> ISEB (für Jugendliche ab ca. 14 Jahren) geht es beson<strong>der</strong>s<br />

um soziale Kompetenzen und die Entwicklung von Perspektiven für<br />

ein eigenständiges Leben.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


VERÄNDERTE KOMMUNIKATION. Durch Fernsehen und virtuelle Kommunikationsmöglichkeiten<br />

haben sich die Kommunikationsstrukturen in Familien verän<strong>der</strong>t. Für viele Familien<br />

ist es eine beson<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> gar neue Situation, im Familiengespräch zusammenzusitzen<br />

und sich über das auszutauschen, was den einzelnen und die Familie bewegt.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

UNSERE ANTWORTEN. Unsere Arbeit mit den Familien ist in erster Linie ein Kommunikationsangebot.<br />

Wir treten mit ihnen in direkte Kommunikation. Wir sprechen mit<br />

ihnen über ihre Sorgen und Ängste, wir informieren über weitere Hilfsmöglichkeiten, wir<br />

begleiten in Situationen, in denen sie sich momentan überfor<strong>der</strong>t fühlen, wir bieten ihnen<br />

neue Deutungs-, Kommunikations- und Handlungsweisen an, wir tragen einen Teil <strong>der</strong> zu<br />

groß gewordenen Verantwortung für ihre Kin<strong>der</strong> mit ihnen. Das wichtigste Ziel ist uns<br />

dabei, die Eltern und Familien dabei zu unterstützen, ihre eigene Autonomie wie<strong>der</strong><br />

zurück zu gewinnen.<br />

EINBEZIEHUNG WEITERER ANGEBOTE. Eltern, die über das Jugendamt Hilfen<br />

zur Erziehung erhalten, haben häufig ein schlechtes Selbstbild von sich selbst. Ihnen wird<br />

nicht zugetraut, dass sie ihre Kin<strong>der</strong> „gut erziehen“ können, sie schaffen es nicht ohne<br />

die Hilfe von Fachleuten. Die Probleme sind so groß, dass es ohne Professionelle offensichtlich<br />

nicht geht. Solche Familien haben meist große Scheu, offene Beratungs- und<br />

Bildungsangebote aufzusuchen.<br />

Wir wollen diese Eltern insbeson<strong>der</strong>e mit den vielfältigen Angeboten <strong>der</strong> Familienbildung<br />

in Kontakt bringen. Hier können sie die Erfahrung machen, dass an<strong>der</strong>e Eltern<br />

ähnliche Probleme haben. Wenn es „normal“ ist, Probleme zu haben, werden sie kleiner<br />

und damit eher lösbar. Wir konnten erste positive Erfahrungen mit <strong>der</strong> Teilnahme von<br />

Eltern am Kurs „Starke Eltern – starke Kin<strong>der</strong>“ und <strong>der</strong> Inanspruchnahme <strong>der</strong> „<strong>Haus</strong>haltsbudgetberatung“<br />

machen. Damit wollen wir Eltern Mut machen, präventive Angebote<br />

aufzusuchen, um damit letztendlich auch die Laufzeit <strong>der</strong> ambulanten Hilfe verkürzen zu<br />

können. Aufgrund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Problematik „unserer“ Familien ist sowohl eine enge<br />

Kooperation mit den Kursleiterinnen und Kursleitern wichtig als auch die Entwicklung<br />

spezieller, auf die Bedürfnisse dieser Familien ausgerichteter Angebote. Hierin wird<br />

eine unserer Herausfor<strong>der</strong>ungen für das kommende Jahr liegen.<br />

Mechthild Saxler<br />

Anzahl <strong>der</strong> betreuten Fälle 83<br />

davon SPFH 50<br />

davon ISEB 8<br />

davon SPLH 25<br />

Familien mit Migrationshintergrund 44<br />

Face-to-face-Kontakte in Stunden 8.455<br />

davon SPFH/ISEB 5.801<br />

davon SPLH 2.654<br />

Kin<strong>der</strong> in Lerngruppen an Schulen 24<br />

davon mit Migrationshintergrund 24<br />

16 | 17


eratung | erziehung | bildung<br />

TAGESGRUPPEN<br />

DIE ABTEILUNG. Die Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. sind teilstationäre<br />

Jugendhilfemaßnahmen nach § 27 SGB VIII in Verbindung mit den §§ 32 und 35a SGB<br />

VIII. Das wichtigste Ziel <strong>der</strong> Tagesgruppen ist es, den Verbleib <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in den Familien<br />

zu sichern. Dieses Ziel wird erreicht durch die Unterstützung <strong>der</strong> Eltern und Kin<strong>der</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Bewältigung familiärer Probleme und krisenhafter Entwicklungen. Dies geschieht<br />

durch Beratung <strong>der</strong> Eltern, soziales Lernen in <strong>der</strong> Gruppe, das Begleiten <strong>der</strong> schulischen<br />

För<strong>der</strong>ung und das Verstärken angemessener sozialer Kompetenzen. In <strong>der</strong> Elternberatung<br />

wird nach dem systemischen Ansatz, im Gruppendienst nach verhaltenstherapeutischem<br />

Konzept gearbeitet. Das in Zusammenarbeit mit dem psychologischen Dienst<br />

<strong>der</strong> Tagesgruppen entwickelte Verstärkersystem unterstützt und dokumentiert die individuelle<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />

Seit dem Jahre 1992 leisten die Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. diese erzieherischen<br />

Hilfen für Familien. Bis zu 33 Familien erhalten Unterstützung. Die jüngsten<br />

Kin<strong>der</strong> im Alter zwischen 6 und 12 Jahren besuchen die Tagesgruppe Lichtblick, das<br />

Betreuungsalter <strong>der</strong> Tagesgruppe Mittendrin erstreckt sich von 12 bis 16 Jahren. Die<br />

Tagesgruppe Aktiv bietet Platz für junge Menschen zwischen 10 und 16 Jahren.<br />

ZIEL <strong>2008</strong>. Im Berichtsjahr sollte vor allem die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Tagesgruppen im<br />

<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. verstärkt werden. Hierzu wurde eine Teilprojektgruppe Tagesgruppen<br />

ins Leben gerufen, das Konzept des Psychologischen Dienstes <strong>der</strong> Tagesgruppen<br />

überarbeitet, das Sozialtraining verän<strong>der</strong>t, in gemeinsamen Klausurtagen gearbeitet.<br />

Neu ist die Einrichtung eines Elterncafés sowie die gemeinsame Gestaltung <strong>der</strong> Jahreszeitenfeste.<br />

TEILPROJEKTGRUPPE TAGESGRUPPEN. Die Teilprojektgruppe Tagesgruppen –<br />

bestehend aus einem Vorstandsmitglied, dem Stellvertretenden Geschäftsführer und zwei<br />

Einrichtungsleitern – hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Strukturen <strong>der</strong> drei Tagesgruppen<br />

im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. zu überprüfen und eine geeignete Reaktion auf die<br />

hohe Nachfrage nach Tagesgruppenplätzen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. zu planen. Im<br />

Ergebnis wurde ein gemeinsames Profil <strong>der</strong> Tagesgruppen erarbeitet und beschlossen,<br />

auf die hohe Nachfrage mit einem neuen Betreuungsangebot für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

nach den §§ 32 und 35a SGB VIII zu reagieren.<br />

Die drei Tagesgruppen leisten nach SGB VIII § 27 i.V. § 32, i.V. § 35a<br />

Hilfe zur Erziehung für 33 Familien. Die Tagesgruppen zeichnen sich<br />

in folgenden Merkmalen aus:<br />

Das Spezifikum „Heilpädagogische Tagesgruppe“;<br />

Das verhaltenstherapeutische Konzept im Gruppendienst und <strong>der</strong><br />

Psychologie;<br />

Die systemische Ausrichtung in <strong>der</strong> Familienberatung;<br />

Das Aufnahmealter von 6 bis 16 Jahren.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


SOZIALTRAINING. Das Konzept des Sozialtrainings dient <strong>der</strong> Psychologie und <strong>der</strong><br />

Gruppenpädagogik als Grundlage und Arbeitsmittel. Es beinhaltet unter an<strong>der</strong>em Materialien<br />

zu den folgenden Themen:<br />

• Entwicklung des Hilfeverhaltens,<br />

• Entwicklung <strong>der</strong> Fähigkeiten zur Konfliktschlichtung,<br />

• Entwicklung <strong>der</strong> kommunikativen Fähigkeiten,<br />

• Entwicklung <strong>der</strong> „Sekundärtugenden“,<br />

• Entwicklung des schulischen Engagements.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

In <strong>der</strong> Umsetzung im Alltag steht ein für unsere Einrichtung entwickeltes Verstärkersystem<br />

mit Punktevergabe zur Verfügung. Wir arbeiten mit „Sekundären Verstärkern“:<br />

• Materielle Verstärker (z.B. Spielsachen, Schulartikel, Süßigkeiten),<br />

• Soziale Verstärker (z.B. Aufmerksamkeit, Lob, Anerkennung),<br />

• Aktivitätsverstärker (z.B. beliebte Spiele, Ausflüge, Kino),<br />

• Informative Verstärker (z.B. etwas erklären, exklusive Informationen).<br />

PSYCHOLOGISCHER DIENST. In <strong>2008</strong> gab es einen personellen Wechsel im Bereich<br />

<strong>der</strong> Psychologie in den Tagesgruppen. Damit einher ging die Reintegration <strong>der</strong> Psychologie<br />

in die interdisziplinäre Teamstruktur <strong>der</strong> Tagesgruppen. Arbeitsschwerpunkte <strong>der</strong><br />

Psychologie sind neben <strong>der</strong> Eingangs- und Verlaufsdiagnostik die psychologisch-therapeutische<br />

Einzel- und Gruppenarbeit mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen <strong>der</strong> Tagesgruppen.<br />

Jahresauslastung 100 %<br />

Anzahl <strong>der</strong> betreuten Kin<strong>der</strong> 50<br />

davon Neuaufnahmen 9<br />

Entlassungen 10<br />

Migrationhintergrund 30<br />

Lebend mit alleinerziehendem Elternteil 15<br />

Lebend mit Patchwork-Familie 10<br />

Einzelkind 6<br />

Familienberatung<br />

882 Stunden<br />

18 | 19


eratung | erziehung | bildung<br />

TAGESGRUPPEN<br />

(Fortsetzung)<br />

Das bewährte Sozialtraining wurde aktuellen Anfor<strong>der</strong>ungen angepasst und vollständig<br />

in den Gruppenalltag in Form von „Projekten“ integriert. In den Trainings waren <strong>2008</strong> die<br />

Schwerpunkte „Wahrnehmung“, „Konfliktbewältigung“ und „Selbstinstruktion“. Grundlegende<br />

soziale Fertigkeiten zu erlernen, die die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen im Alltag benötigen,<br />

ist die Zielsetzung.<br />

KLAUSURTAG. Der erste gemeinsame Klausurtag <strong>der</strong> Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Volksarbeit</strong> hatte folgende Inhalte:<br />

• Stand unserer Tagesgruppen in <strong>der</strong> Erziehungshilfelandschaft Frankfurt-Main,<br />

• Bericht aus <strong>der</strong> Teilprojektgruppe „Tagesgruppen im HdV“,<br />

• Vorstellung „Neues Konzept des Psychologischen Dienstes <strong>der</strong> Tagesgruppen“,<br />

• Reintegration des Psychologischen Dienstes <strong>der</strong> Tagesgruppen in das interdisziplinäre<br />

Team.<br />

Aus <strong>der</strong> Diskussion dieser Themen bildete sich ein einheitliches PROFIL für die Tagesgruppen<br />

im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> heraus. Unser Tagesgruppenangebot richtet sich überwiegend<br />

familientherapeutisch aus. Die Verweildauer in den Tagesgruppen ist zeitlich<br />

begrenzt. Die Bereitschaft <strong>der</strong> Familien zur Verän<strong>der</strong>ung ist wesentliches Kriterium zur<br />

Aufnahme des Kindes in die Tagesgruppe.<br />

ELTERNARBEIT / ELTERNCAFE. Die Familienarbeit <strong>der</strong> Tagesgruppen ist in die<br />

Bereiche Elternberatung, Elternabende und gemeinsame Feste geglie<strong>der</strong>t. Ziel <strong>der</strong><br />

Familienarbeit ist es, die Eltern in Fragen <strong>der</strong> Erziehung und in <strong>der</strong> Bewältigung des<br />

Alltags zu stärken.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


Durch GESPRÄCHE in <strong>der</strong> Tagesgruppe o<strong>der</strong> zu <strong>Haus</strong>e werden die Eltern bei persönlichen<br />

und familiären Problemen beraten, unterstützt und begleitet. Konkrete Absprachen<br />

werden mit den Eltern für den Umgang mit dem Kind für den Alltag in <strong>der</strong> Familie und<br />

in <strong>der</strong> Tagesgruppe getroffen.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

Auf den ELTERNABENDEN werden sowohl organisatorische Dinge (Freizeiten, Feste) mit<br />

den Eltern geplant als auch konzeptionelle Inhalte <strong>der</strong> Tagesgruppenarbeit besprochen<br />

sowie in Themenzentrierten Elternabenden an bestimmten Fragen gearbeitet (Grenzen<br />

setzen, Taschengeld, etc.). So soll die gesamte Elternschaft in die Alltagsstruktur <strong>der</strong><br />

Tagesgruppe eingebunden und über Arbeitsinhalte informiert werden.<br />

Seit Herbst <strong>2008</strong> bietet das einmal im Monat stattfindende ELTERNCAFE den Eltern eine<br />

weitere Möglichkeit des Kontaktes. Bei einem Frühstück/Kaffee können sich die Anwesenden<br />

über verschiedene Themen austauschen. Natürlich besteht auch hier Gelegenheit<br />

zu gemeinsamen Tätigkeiten wie z.B. Basteln. Die Treffen im Jahr <strong>2008</strong> waren sehr gut<br />

besucht und werden im Jahr 2009 von den Eltern <strong>der</strong> Tagesgruppen eigenverantwortlich<br />

weitergeführt.<br />

DIE FESTE <strong>der</strong> Tagesgruppen werden durch die Beteiligung und Mitarbeit <strong>der</strong> Familien<br />

getragen, die die Teams <strong>der</strong> Tagesgruppen nicht nur bei <strong>der</strong> Zusammenstellung <strong>der</strong><br />

Buffets tatkräftig unterstützen. Die Gemeinsamkeit in <strong>der</strong> Vorbereitung und im Spiel mit<br />

den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen lässt die Feste zu Erfolgen werden. Der Höhepunkt war<br />

das Sommerfest, als sich für Groß und Klein die Möglichkeit ergab, landwirtschaftliche<br />

Fähigkeiten beim Q-Mobil <strong>der</strong> Hessischen Landjugend zu erproben.<br />

Karin Karalus und Ralf Allmann<br />

20 | 21


eratung | erziehung | bildung<br />

BERUFSVORBEREITENDE<br />

BILDUNGSMAßNAHMEN<br />

3O JAHRE BVB. Etwa 30 Jahre lang hat sich das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> in dreijährigem<br />

Rhythmus mit Erfolg um die Ausführung <strong>der</strong> „Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen“<br />

(„BvB“) – früher „För<strong>der</strong>lehrgang“ – beworben. Im Jahr 2006 hat das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong><br />

e.V. unter <strong>der</strong> Leitung von Herrn Wolf erneut an <strong>der</strong> Ausschreibung teilgenommen und<br />

den Zuschlag für zwei Lose für den Zeitraum von zwei Jahren (und einem 3. Jahr als<br />

Optionsjahr) bekommen: Das gewonnene Los sah eine fest garantierte Beschäftigung<br />

bis September <strong>2008</strong> und ein anschließend beginnendes Optionsjahr vor.<br />

Die BvB wurde seit September 2006 in gewohnter Qualität durchgeführt. Die 2006 gewonnene<br />

Ausschreibung hatte zu einer Erhöhung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Jugendlichen auf 75 Plätze<br />

sowie zu einer Erhöhung auf sieben Arbeitsfel<strong>der</strong> (Metall, 2 x <strong>Haus</strong>wirtschaft / Hotel / Gaststättengewerbe,<br />

Gebäu<strong>der</strong>einigung, Farbe und Raum, Lager / Handel, Garten- und Landschaftsbau)<br />

geführt. Insgesamt wurden 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.<br />

JUGENDLICHE MIT REHA-STATUS. Die Jugendlichen sind maximal 25 Jahre alt<br />

und haben einen Rehabilitations-Status. Nach individuellem Fortschritt, <strong>der</strong> sehr unterschiedlich<br />

ist, da die Jugendlichen in aller Regel keinen Schulabschluss sowie Schwächen<br />

im Lern- und Arbeitsverhalten haben, werden die Jugendlichen in Praktika vermittelt.<br />

Diese sind differenziert in Schnupper-, Orientierungs- und Qualifizierungspraktika. Ziel<br />

ist immer die Vermittlung in ein Arbeits-, ggf. ein Ausbildungsverhältnis.<br />

FINANZIELLER ENGPASS. Im Januar <strong>2008</strong> verhandelte die Geschäftsführung des<br />

<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. mit <strong>der</strong> Arbeitsagentur über eine Erhöhung <strong>der</strong> bisherigen<br />

finanziellen Leistungen, weil diese die Ausgaben für die Abteilung nicht deckten. Da die<br />

„Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen“ (BvB) für Jugendliche<br />

von 17 bis 25 Jahren haben zum Ziel, junge Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

in einen Arbeitsplatz einzuglie<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> auf eine Ausbildung<br />

vorzubereiten.<br />

Für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer wird zu Beginn eine<br />

detaillierte „Qualifizierungsplanung“ erstellt, welche die Ziele für die<br />

jeweilige Person und die Ziele <strong>der</strong> BvB aufzeigt. Diese Qualifizierungsplanung<br />

wird im Lauf <strong>der</strong> För<strong>der</strong>maßnahme fortgeschrieben,<br />

so dass je<strong>der</strong>zeit ein Abgleich zwischen dem Ziel <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung und<br />

dem aktuellen Ist-Stand möglich ist.<br />

Die vorerst letzte BvB im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> lief von September<br />

2006 bis August <strong>2008</strong>.<br />

Wan<strong>der</strong>tag zum Stadtwaldhaus<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


Arbeitsagentur keine Zugeständnisse machen wollte, sah sich das HdV nicht mehr in <strong>der</strong><br />

Lage, die Differenz aus eigenen Mitteln auszugleichen und verzichtete auf das 3. Jahr <strong>der</strong><br />

Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, das im September 2009 zu Ende gewesen<br />

wäre.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

NEUE AUSSCHREIBUNG. Die Arbeitsagentur kündigte nun, wie zu erwarten war,<br />

eine neue Ausschreibung an. Das HdV beschloss, sich erneut zu bewerben. Die erste<br />

Ausschreibung im März <strong>2008</strong> berücksichtigte nur Bewerber, welche ihren Sitz in den drei<br />

Postleitzahlbezirken <strong>der</strong> Frankfurter Innenstadt hatten. Damit war das HdV von <strong>der</strong> Teilnahme<br />

an <strong>der</strong> Ausschreibung ausgeschlossen. Die Geschäftsführung legte Wi<strong>der</strong>spruch<br />

ein. Daraufhin wurden die Bezirke geän<strong>der</strong>t und das HdV war wie<strong>der</strong> im Verfahren. Den<br />

Zuschlag bei <strong>der</strong> Ausschreibung in <strong>2008</strong> erhielt ein Mitbewerber. Damit endet die langjährige<br />

Tradition des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V., benachteiligte Jugendliche zu för<strong>der</strong>n.<br />

ANLAUFSTELLE HAUS DER VOLKSARBEIT. Gegenstand <strong>der</strong> Ausschreibung<br />

sind benachteiligte Jugendliche, welche im Rahmen <strong>der</strong> BvB vielleicht eine letzte<br />

Chance haben. Das HdV war und ist immer noch eine Anlaufstelle für ehemalige<br />

Teilnehmer, die oft nach Jahren noch Kontakt und Beratung im HdV suchen. Durch ein<br />

anonymisiertes Verfahren gehen Beziehungen verschüttet und Ressourcen verloren.<br />

Das kann eigentlich niemand wirklich wollen.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedauern sehr, dass sie hier im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong><br />

nicht mehr mit den Jugendlichen aus den Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen<br />

arbeiten können.<br />

Thomas Suckfüll<br />

22 | 23


eratung | erziehung | bildung<br />

INITIATIVE ALLENSTEIN<br />

OFFENE BILDUNGS- UND FREIZEITEINRICHTUNG<br />

FÜR BEHINDERTE JUGENDLICHE UND ERWACHSENE<br />

Die Initiative Allenstein (IAL) ist eine offene Gemeinschaft von Menschen mit Lernschwierigkeiten<br />

1 , die ihr Leben gemeinsam meistern. Sie ist eine Selbsthilfegruppe in<br />

sozialarbeiterischer Begleitung. In Anpassung an die Dynamiken innerhalb <strong>der</strong> Gruppe<br />

wird die Angebotsstruktur stetig modifiziert. Schwerpunkt in <strong>2008</strong> war die Entwicklung<br />

einer „Streitkultur“.<br />

ENTWICKLUNG DES ASPEKTS SELBSTHILFE. Selbsthilfe in <strong>der</strong> Selbsthilfegruppe<br />

wird quer durch alle Angebote unterschiedlich verfolgt: Zur Entwicklung <strong>der</strong> Streitkultur<br />

wurde zunächst von sozialarbeiterischer Seite ein Konzept angeregt, welches den<br />

Allensteinerinnen und Allensteinern die Möglichkeit gibt Konflikte eigenständig zu bearbeiten.<br />

Instrument hierzu ist <strong>der</strong> in den verschiedenen Gesprächsgruppen vorgestellte<br />

OMBUDSRAT. Für das kommende Jahr liegt die Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> neuen Form <strong>der</strong><br />

Erprobung und Einübung von Selbstbestimmung beim Umgang mit Konflikten.<br />

Weitere Möglichkeiten zur Entwicklung <strong>der</strong> Selbstbestimmung sind innerhalb <strong>der</strong> Selbstverständnisgruppe<br />

ausgearbeitet worden und werden nun auf ihre Kooperationsmöglichkeiten<br />

mit People First diskutiert. Des Weiteren stand das Jahr <strong>2008</strong> unter dem Zeichen <strong>der</strong><br />

Erforschung zur Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> Gruppe und soll u.a. mittels momentan geführter<br />

Interviews mit den „Gründungseltern“ dokumentiert werden.<br />

Unter dem selbst gewählten Namen „Allen-Talk“ steht bei <strong>der</strong> Montagsgruppe die<br />

gegenseitige Hilfe („Peer Counseling“) im Mittelpunkt: Hier wird – sozialarbeiterisch<br />

mo<strong>der</strong>iert – in vertrauensvoller Umgebung die Einsicht in die Lebenssituation <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en<br />

in den Mittelpunkt gestellt.<br />

EXTERNE KONTAKTE UND ZUSAMMENARBEIT IN <strong>2008</strong>:<br />

• Gemeinsamer Sporttag, mit einer großen Investmentbank (50 Personen),<br />

• Computerkurs im HdV für Allenstein von ehrenamtlichen engagierten Mitarbeitern<br />

eines Großkonzerns <strong>der</strong> Elektronikindustrie,<br />

• gemeinsames Improvisationstheater im Stadttheater Wiesbaden mit Führung zusammen<br />

mit Mitarbeitern eines großen Verkehrsunternehmens (35 Personen),<br />

• Erneut unentgeltliche Nutzung eines Kleinbusses des „Träger 55“ für Urlaubsfahrten.<br />

1<br />

In ihrer Selbstbeschreibung hat die Gruppe schon vor Jahren den Begriff <strong>der</strong> „geistigen Behin<strong>der</strong>ung“ als abwertend<br />

zurückgewiesen und durch „Lernschwierigkeiten“ ersetzt. Damit bewegt sie sich auf <strong>der</strong> Höhe bestimmter<br />

fachlicher und politischer Diskussionszusammenhänge, obgleich <strong>der</strong> Notwendigkeit einer begrifflichen Bezeichnung<br />

und den damit immer verbundenen Risiken nicht entkommen werden kann.<br />

Die Initiative Allenstein ist eine Selbsthilfegruppe von Menschen<br />

mit Lernschwierigkeiten mit sozialarbeiterischer Begleitung.<br />

Sie ist in ihrem Selbsthilfecharakter einmalig im Rhein-Main-Gebiet.<br />

Lebensalltag und Selbsthilfe werden in einer offenen Gemeinschaft<br />

verbunden.<br />

Der Prozess <strong>der</strong> Selbstbestimmung vollzieht sich durch die<br />

verschiedenen Angebote im gesamten Programm und wird von<br />

<strong>der</strong> Selbstverständnisgruppe vorangetrieben. Hieraus ist für<br />

2009 die Tendenz zu bewusst gestärkter Identität als Gruppe und<br />

mehr Selbstvertretung entstanden.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


WOHNGEMEINSCHAFT. In <strong>der</strong> Gruppe „An<strong>der</strong>s Wohnen“ werden gemeinsam<br />

Wohn- und damit verbunden Lebensmöglichkeiten in Betracht gezogen. Hierbei bringen<br />

– wie<strong>der</strong>um im Modus <strong>der</strong> Selbsthilfe – die, die in den letzten Jahren in <strong>der</strong> Gruppe ihre<br />

Verselbständigung beim Wohnen erfolgreich vorbereitet haben, ihre Erfahrungen ein.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

FRAUENARBEIT UND MÄNNERARBEIT. In den beiden Gruppen für Frauen und<br />

für Männer geht es um die praktische Reflektion <strong>der</strong> Geschlechtsrolle gerade auch trotz<br />

<strong>der</strong> zur Dominanz drängenden Etikettierung <strong>der</strong> „Behin<strong>der</strong>ung“. Die Frauengruppe war<br />

im gemeinsam mit dem Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehin<strong>der</strong>te Menschen<br />

e.V. und Rita Schroll vom Hessischen Koordinationsbüro initiierten Projekt zu Fragen von<br />

Selbstbewusstsein, Selbstverteidigung o<strong>der</strong> gesun<strong>der</strong> Ernährung thematisch aktiv, während<br />

die Männer es praktisch genossen männlich zu sein.<br />

URLAUBE. <strong>2008</strong> wurde durch die Initiative Allenstein mit fünf Urlaubs- bzw. Bildungsreisen<br />

ein vielfältiges und umfangreiches Reiseprogramm angeboten und durchgeführt:<br />

• Berlin, Politische Bildungsfahrt, 17.03.–20.03.08,<br />

• Rhön, Wan<strong>der</strong>n und Kochen in <strong>der</strong> Rhön, 18.04.–21.04.08,<br />

• Köln, Städtetour, 13.06.–15.06.08,<br />

• Ungarn, Hochzeitswunsch eines Allensteinpaares, 22.07.–05.08.08,<br />

• Mosel, Wohnen und Arbeiten bei einem Winzer, 26.09.–03.10.08.<br />

KURSE UND FORTBILDUNGEN: Tanztherapie für Frauen, Computerkurs, Gymnastikgruppe,<br />

Fotokurs, Infoveranstaltung über die „Riester-Rente“, Politikkurs zur Information<br />

über Wahlinhalte und Wahlvorgang, Arbeiten mit Pappmaschee, Massagekurs.<br />

JUBILÄUMSFEST DER ROLLING ALLENSTONES am 16.08.08 auf <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>rä<strong>der</strong><br />

Insel. Die Rolling Allenstones sind eine Rockband. Als Gemeinschaft innerhalb <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft fließen in ihr die verschiedenen Momente <strong>der</strong> Selbstbestimmung und -hilfe<br />

in <strong>der</strong> Leidenschaft für die Musik seit nun 10 Jahren <strong>der</strong>art selbstverständlich zusammen,<br />

dass sich in ihr das Bewegungsprinzip Allenstein im kleinen unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Lead<br />

Gitarre (Fred Lohr) vollständig immer wie<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holt. Auf <strong>der</strong> Insel wurde dies unter<br />

freiem Himmel mit vielen Gästen vor und auf <strong>der</strong> Bühne zwischen Bratwurstdunst und<br />

Zuschauerjubel gebührend gefeiert: it’s Rock n’Roll…<br />

Allenstein Team<br />

Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Initiative Allenstein 104<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> mit den Allensteinern verbrachten<br />

Zeitstunden in Gruppen 1.603<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> mit den Allensteinern verbrachten<br />

Zeitstunden im Einzelkontakt 176<br />

Anzahl <strong>der</strong> Anmeldungen für alle Freizeiten 105<br />

Anzahl <strong>der</strong> Anmeldungen für alle Kurse plus Kurstage 64<br />

24 | 25


eratung | erziehung | bildung<br />

KRABBELSTUBE AM ZOO<br />

ZIELE <strong>2008</strong>. Der Wunsch <strong>der</strong> Geschäftsführung des HdV und <strong>der</strong> Einrichtung selbst<br />

war, die Krabbelstube im zweiten Jahr ihres Bestehens im <strong>Haus</strong> besser zu verankern,<br />

die Kooperationen im Stadtteil auszubauen und sinnvoll zu nutzen. Außerdem sollten die<br />

vier Integrations-Plätze belegt werden.<br />

DIE VERNETZUNG IM HAUS wurde gefestigt und es entstanden neue Verbindungen.<br />

Spannend war das Fortbildungswochenende mit Frau Tepper vom Zentrum Familie<br />

zum Thema „Dokumentation <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kleinsten“. Die Ergebnisse dieser<br />

Einheit flossen direkt in unsere Arbeit ein. Im Entstehen ist eine Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Lebensberatung. Die Teams bei<strong>der</strong> Abteilungen tauschten sich aus, um gemeinsame<br />

Anknüpfungspunkte zu finden. In <strong>der</strong> Diskussion ist eine Elterngesprächsrunde.<br />

EINE SOLIDE KOOPERATION entstand mit <strong>der</strong> Allerheiligengemeinde unter <strong>der</strong><br />

Ägide von Frau Reuter, <strong>der</strong> Kita-Leitung, und Herrn Wörsdörfer, dem Pastoralreferent.<br />

Geschwisterkin<strong>der</strong> besuchen die KaZ und die Kita Allerheiligen, es gab einen gemeinsamen<br />

Gottesdienst und eine Feier zu St. Martin. Es wurden gemeinsame Elternabende geplant<br />

und durchgeführt (zum Thema „Übergänge gestalten zwischen Krippe und Kin<strong>der</strong>garten“,<br />

mit einer Referentin vom Zentrum Familie).<br />

Diese Kooperation soll noch weiter wachsen, geplant sind gemeinsame Teamsitzungen,<br />

weitere Elternabende (mit <strong>der</strong> ESB im Januar 2009) und gemeinsame Feiern.<br />

Die bestehenden PLÄTZE FÜR KINDER MIT BEHINDERUNGEN wurden ausgebaut, die<br />

Krabbelstube bietet nun vier Plätze an. Vom Gedanken <strong>der</strong> Integration profitieren alle<br />

Kin<strong>der</strong>, Eltern und MitarbeiterInnen. In den beiden KaZ-Gruppen Pinguine und Giraffen<br />

gehen die Kin<strong>der</strong> ganz selbstverständlich miteinan<strong>der</strong> um, egal ob mit Einschränkungen<br />

lebend o<strong>der</strong> nicht. Sie genießen ihren Alltag und das gemeinsame Spielen und Lernen.<br />

Durch den Bedarf von Eltern, <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> schon die KaZ besuchen, und den <strong>der</strong> neuangemeldeten<br />

Familien hat die Krabbelstube in <strong>2008</strong> eine Umwandlung von zehn Zweidrittelplätzen<br />

vorgenommen, so dass jetzt insgesamt 20 GANZTAGS-PLÄTZE zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Krabbelstube ist ein Ort für Kin<strong>der</strong> und Eltern. Die Kin<strong>der</strong><br />

werden in einer ihnen vertrauten Umgebung, in <strong>der</strong> sie eine<br />

Bindung zu neuen außerfamiliären Bezugspersonen hergestellt<br />

haben, in ihrer Entwicklung durch vielfältige Anregungen geför<strong>der</strong>t.<br />

Die Eltern haben die Möglichkeit zu individuellen und Gruppen-<br />

Gesprächen: über die Entwicklung ihres Kindes, die Lebenssituation<br />

von Familien, die Aufgaben des Elternpaares, das gesellschaftliche<br />

Bedingungsgefüge…<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


DER KINDERALLTAG wurde dieses Jahr durch spannende PROJEKTE begleitet, zum<br />

Beispiel das Projekt PARIS/FRANKFURT. Es begann, als sich zwei junge französische<br />

Freundinnen durch Wegzug trennen mussten. Dieses Thema wurde intensiv über ein<br />

halbes Jahr bearbeitet: mit dem Globus, mit dem Vergleich zwischen beiden Städten<br />

(Hochhäuser, Museen, Flüsse etc.), und,…(wenn Sie mehr wissen wollen: fragen Sie Leo<br />

(3) zum Thema TGV – ICE, er ist gut informiert). Wir besuchten aber auch den MAINTOWER<br />

(die Kin<strong>der</strong> erkannten bereits den Zoo und den Main), aber auch das blaue € – Zeichen<br />

im Bankenviertel. Außerdem gab es noch den Social Day. Im September <strong>2008</strong> richtete ein<br />

Team <strong>der</strong> Deutschen Börse die Eltern – Kind – Rallye mit dem Titel „Im Dauerlauf durch<br />

den Ostpark“ aus. Die sehr sportlichen Ergebnisse können Sie auf den Fotos bewun<strong>der</strong>n.<br />

Dank an die Malteser und Deutsche Börse.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

HERZSTÜCK DER KAZ ist die gemeinsame Familienarbeit, das heißt <strong>der</strong> ausführliche<br />

Austausch zwischen Eltern und Erzieherinnen und Erziehern. Grundlage <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Gespräche ist die DOKUMENTATION <strong>der</strong> Entwicklung „unserer“ Kin<strong>der</strong>. Alle<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong> Krabbelstube notieren wichtige Schritte. Diese<br />

Dokumentation wird in Form und Inhalt ständig weiterentwickelt. Die KaZ ist nicht nur<br />

eine Betreuung für Kin<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n wird auch als Möglichkeit <strong>der</strong> Orientierung von den<br />

Eltern genutzt. Ausgehend von <strong>der</strong> Entwicklung des Kindes, ergeben sich z.B. gemeinsame<br />

Reflexionen über die verschiedenen Erziehungsstile sowie ihre Vorzüge und Nachteile.<br />

Von diesen Gesprächen profitieren Eltern wie Erzieherinnen und Erzieher, zum Wohle des<br />

Kindes. Auch in an<strong>der</strong>er Form ist <strong>der</strong> Krabbelstube das Gespräch mit den Eltern wichtig:<br />

die Eltern werden von uns zu verschiedenen Aspekten unserer Arbeit befragt (s. dazu den<br />

Beitrag S. 08), und daraus ergeben sich Ziele für das folgende Jahr.<br />

Das Team wird begleitet durch Supervision, Frühför<strong>der</strong>stellen (z.B. Lebenshilfe) und<br />

Selbsthilfegruppen. Geplant sind Fortbildungen im Jahr 2009 mit <strong>der</strong> pädaudiologischen<br />

Frühberatungsstelle <strong>der</strong> „Schule am Sommerhoff“.<br />

Für das Jahr 2009 ist ferner <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Kooperationen im <strong>Haus</strong> vorgesehen. Es gibt<br />

neue Elternabende mit <strong>der</strong> EB und <strong>der</strong> ESB und eine Vervollständigung unserer Angebote<br />

mit dem Zentrum Familie.<br />

Barbara Glock<br />

Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>: 22<br />

davon mit Migrationsintergrund 10<br />

davon weiblich 10<br />

davon männlich 12<br />

Mitarbeiter weiblich 07<br />

männlich 04<br />

26 | 27


eratung | erziehung | bildung<br />

ZENTRUM FAMILIE<br />

Wachsende, zugehende Arbeitsweisen <strong>der</strong> Familienbildung und eine weitere Kürzung<br />

<strong>der</strong> personellen Ressource kennzeichnen das Berichtsjahr. Das Zentrum Familie war<br />

daher gefor<strong>der</strong>t sich mit Fragen <strong>der</strong> Zukunftsfähigkeit zu beschäftigen.<br />

EVALUATION. Mit wissenschaftlicher Unterstützung <strong>der</strong> Fachhochschule Frankfurt,<br />

Fachbereich Sozialpädagogik, fand eine EVALUATION DER ELTERN-KIND-GRUPPEN statt.<br />

Anlass war die am BEP (s. unten) orientierte INNOVATIVE, PÄDAGOGISCHE KONZEPT-<br />

FORTSCHREIBUNG. Untersucht wurden die Auswirkungen auf die Elternkompetenz und<br />

die kindliche Entwicklung, in den Kategorien Bindung, Wahrnehmungsfähigkeit, Selbstwahrnehmung,<br />

Unsicherheiten, Selbsteinschätzung. Die Befragung von „neuen“ und „erfahrenen“<br />

Eltern bestätigte, dass das implementierte Beobachtungskonzept wirksam<br />

dazu beiträgt, dass Eltern in ihrer Selbstwahrnehmung differenzierter werden, ihr Kind<br />

bewusster wahrnehmen und feinfühliger auf seine Bedürfnisse eingehen. Abgeleitet werden<br />

konnte auch, dass <strong>der</strong> pädagogische Ansatz einer intensiven Elternbeteiligung das<br />

Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Eltern stärkt. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass die Kin<strong>der</strong> in<br />

ihrem Bindungsverhalten sicherer wurden. Ebenso bewirkt die För<strong>der</strong>ung explorativen<br />

Verhaltens, dass die Kin<strong>der</strong> mutiger sind und sich leichter auf Neues einlassen.<br />

SOZIALRAUM. Handlungsleitend für die sozialräumliche Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

KiTa Liebfrauen und <strong>der</strong> Liebfrauenschule war erneut <strong>der</strong> Hess. Bildungs- und Erziehungsplan<br />

(BEP). Anknüpfend an dem Zielvorhaben, gleiche Bildungsbeteiligung frühzeitig<br />

zu ermöglichen, sowie die Eltern als Erziehungspartner einzubeziehen und ihre<br />

Kompetenzen zu stärken, wurden erstmals alle relevanten Kin<strong>der</strong>tagesstätten kokonstruktiv<br />

einbezogen. Wie<strong>der</strong>um bestätigte die hohe Resonanz, dass <strong>der</strong> Schulübergang<br />

ein chancenreicher Anknüpfungspunkt ist um Eltern breitenwirksam zu erreichen.<br />

Darüber wurde am schulischen Musikschwerpunkt angeknüpft und ein Übergangsprojekt<br />

für Vorschulkin<strong>der</strong> mit integriertem Elternangebot entwickelt.<br />

Zeitgleich beteiligte sich das Zentrum Familie mit <strong>der</strong> Grundschule und Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

am Innovationsprojekt „Fliegen lernen – Kin<strong>der</strong> forschen Natur“ <strong>der</strong> Dt. Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendhilfestiftung. Damit startete die Erprobung von Bildungszielen im Lernfeld<br />

Wir unterstützen Eltern partnerschaftlich in unterschiedlichen<br />

Lebenslagen. Beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> sensiblen, frühen Phase mit<br />

dem Baby stärken wir Eltern, die Entwicklung und Bildung von<br />

Kin<strong>der</strong>n aufmerksam zu begleiten.<br />

In deutsch- und mehrsprachigen Kursen finden Familien fachkundige<br />

Begleitung und Unterstützung. Unser offenes Familien-<br />

Info-Cafe bietet Eltern Information und Kontakt.<br />

Mit unserem Familienbildungsservice für Kin<strong>der</strong>tagesstätten,<br />

Schulen und Kirchengemeinden bieten wir Familienbildung dort<br />

an, wo Familien sind.<br />

Wir senden Ihnen gerne unser Programm zu.<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


Naturwissenschaft. Eingerichtet wurde eine Lernwerkstatt in <strong>der</strong> Schule, die gleichermaßen<br />

von Kin<strong>der</strong>n mit 2–10 Jahren genutzt werden soll. Gleichzeitig sollen Eltern aktiv<br />

einbezogen sein und darin gestärkt werden, das forschende und entdeckungsfreudige<br />

Lerninteresse ihrer Kin<strong>der</strong> wahrzunehmen, aufzugreifen und zu för<strong>der</strong>n.<br />

Ehe- und Sexualberatung<br />

Erziehungsberatung<br />

Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />

Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />

Tagesgruppen<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

Initiative Allenstein<br />

Krabbelstube am Zoo<br />

Zentrum Familie<br />

STADTKIRCHE. Ferner konnte die Fachkompetenz im Zielgruppenbereich Mehrsprachige<br />

Familien erfolgreich genutzt werden, um die ZUSAMMENARBEIT MIT MUTTER-<br />

SPRACHLICHEN KIRCHENGEMEINDEN zu erweitern. In Zusammenarbeit mit dem Referat<br />

für muttersprachliche Kirchengemeinden wurden 6 muttersprachliche Elternkursleiterinnen<br />

für das Elternprogramm „Kess erziehen“ qualifiziert. Das strukturierte Kursprogramm<br />

bietet Eltern mit Migrationshintergrund die Möglichkeit, Erziehungsfragen,<br />

Unsicherheiten und auch interkulturelle Aspekte einzubringen. Der muttersprachliche<br />

Elternkurs wurde in <strong>der</strong> russischen, polnischen und portugiesischen Kirchengemeinde vorgestellt<br />

und in russischer und portugiesischer Sprache durchgeführt.<br />

HAUS DER VOLKSARBEIT. In <strong>der</strong> TRÄGERINTERNEN ZUSAMMENARBEIT galt es<br />

die Angebote und Kompetenzen besser zu vernetzen. Gemeinsam mit <strong>der</strong> ERZIEHUNGSsowie<br />

<strong>der</strong> EHE- UND SEXUALBERATUNG wurde <strong>der</strong> Fokus auf die frühzeitige Begleitung<br />

und Stärkung von Eltern- und Paarkompetenz gesetzt. Es wurde ein Willkommensangebot<br />

für Junge Eltern entwickelt, zu dem Eltern, u.a. im Rahmen <strong>der</strong> kirchlichen Begrüßungspaket-Aktion,<br />

über einen persönlichen Kontakt eingeladen werden. Mit dem Bereich <strong>der</strong><br />

AMBULANTEN HILFEN wurden integrative Ansätze entwickelt und erfolgreich erprobt.<br />

Der Fokus richtete sich hier auf eine Kombination von Sozialpädagogischer Familienhilfe<br />

(SPFH) und Familienbildung (FB). Ziel war, Übergänge zu gestalten, um Eltern an das<br />

Familienbildungsangebot heranzuführen sowie durch zeitgleiche Verknüpfung von SPFH<br />

und FB die Effekte <strong>der</strong> Elternbildung synergetisch im Erziehungshilfeprozess einzubeziehen.<br />

Zudem wurde die Implementierung des STEEP-Konzeptes favorisiert und zwei<br />

Mitarbeiter wurden zur Schulung angemeldet. Mit <strong>der</strong> KRABBELSTUBE AM ZOO wurde<br />

die Kooperation durch Elternbildungsangebote und fortlaufende Gruppenangebote zur<br />

Bewegungsför<strong>der</strong>ung ausgebaut.<br />

Barbara Stillger<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> Kurseinheiten (à 45 min.) 5.266<br />

Gesamtzahl <strong>der</strong> Teilnehmer/innen 6.810<br />

Frauen 3.177<br />

Männer 923<br />

Kin<strong>der</strong> 2.710<br />

28 | 29


eratung | erziehung | bildung<br />

ERGÄNZENDE MATERIALIEN*<br />

EHE- UND SEXUALBERATUNG<br />

• Nachbefragung von Klienten zur Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Beratung (2002)<br />

• Nachbefragung von Paaren nach dem Klärenden Gespräch (2005)<br />

• Prä- und Post-Befragung zur Wirksamkeit <strong>der</strong> Paarberatung (2009)<br />

ERZIEHUNGSBERATUNG<br />

• Konzeption <strong>der</strong> Erziehungsberatungsstelle <strong>2008</strong><br />

• Aufsatz von Renate Maurer-Hein: „Und dann ...? Sprechen mit Kin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Erziehungsberatung“<br />

TELEFONSEELSORGE & KRISEN- UND LEBENSBERATUNG<br />

• Peter Rottlän<strong>der</strong>, Der Frankfurter Notruf – Krisen- und Lebensberatungsstelle. Offene Tür.<br />

Telefonseelsorge. Geschichte eines innovativen Beratungsprojektes, Frankfurt <strong>2008</strong>, 328 Seiten,10 Euro.<br />

• Broschüre: „Wenn Sie sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit in <strong>der</strong> Katholischen Telefonseelsorge<br />

in Frankfurt am Main interessieren“ Informationen. Ausbildung. Erste Schritte.<br />

• Auswertung <strong>der</strong> Rückmeldungen von Besuchern <strong>der</strong> „Offenen Sprechstunde Krisen- und<br />

Lebensberatung“ (2006/07)<br />

INITIATIVE ALLENSTEIN<br />

• DVD o<strong>der</strong> Video „Menschen, die ihr Leben meistern“ – Dokumentation über drei Teilnehmer/innen<br />

<strong>der</strong> Initiative Allenstein anlässlich des 10-jährigen Jubiläums <strong>der</strong> Initiative. Kauf / Ausleihe<br />

• CD „Handkäs mit Musik und an<strong>der</strong>e Frankfurter Spezialitäten“ – Die erste CD <strong>der</strong> Band „Rolling<br />

Allenstones“. Kauf<br />

• Video „Auftritt <strong>der</strong> Rolling Allenstones“ – Demo-Band über die Musik <strong>der</strong> Rolling Allenstones. Ausleihe<br />

• Faltblatt „Was wollen die Teilnehmer/innen <strong>der</strong> Initiative Allenstein“ – Ein Beitrag <strong>der</strong> Teilnehmer/innen<br />

zum Selbstverständnis einer Selbsthilfegruppe mit sozialpädagogischer Betreuung. Kostenlos<br />

ZENTRUM FAMILIE<br />

• Dokumentation „Gewaltprävention in Kin<strong>der</strong>tagesstätten mit Familienbildung“<br />

Innenstadt / Sossenheim / Oberrad<br />

• Dokumentation „Kin<strong>der</strong>projekte“ Gewaltpräventionsprojekt Innenstadt<br />

• Elternrea<strong>der</strong> „Wir machen Eltern stark“<br />

• Film „Abenteuer (K)in<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt“ 2. Innenstadtfest<br />

• Informationsbroschüre für Honorarkräfte<br />

• Informationsflyer Eltern-Kind-Gruppen<br />

• Jahresprogramm<br />

* Diese Materialien können bei <strong>der</strong> Abteilung o<strong>der</strong> im HdV angefor<strong>der</strong>t werden.<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V., Eschenheimer Anlage 21, 60318 Frankfurt am Main<br />

VERANTWORTLICH Hermann-Josef Menne, stellv. Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands<br />

REDAKTION Artur Reiter, a.reiter@hdv-ffm.de<br />

GESTALTUNG pukka design, Frankfurt am Main, info@pukkadesign.de<br />

DRUCK Druckerei Hassmüller, Frankfurt am Main, service@hassmueller.de<br />

haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2008</strong>


Im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. gibt es:<br />

• Beratung zu Erziehung, Partnerschaft und Lebensfragen sowie in Krisensituationen<br />

(rund um die Uhr: Telefonseelsorge)<br />

• Bildungs- und Begegnungsangebote für Eltern und Kin<strong>der</strong> rund um den Familienalltag<br />

• Betreuung und För<strong>der</strong>ung für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in heilpädagogischen Tagesgruppen<br />

• Hilfen zur Erziehung in <strong>der</strong> Familie vor Ort<br />

• Begleitete Selbsthilfegruppe und Bildungsangebote für junge Menschen mit Handicaps<br />

• Berufsvorbereitende Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene<br />

• Betreuung in einer Krabbelstube<br />

Im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> stehen auch Tagungs- und Versammlungsräume zur Verfügung.<br />

Der <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. finanziert sich aufgrund seiner unterschiedlichen Angebote<br />

aus Mitteln des Bistums Limburg, <strong>der</strong> Stadt Frankfurt, <strong>der</strong> Agentur für Arbeit, des Landes<br />

Hessen. Um die Qualität <strong>der</strong> Angebote aufrechterhalten und neue Angebote entwickeln<br />

zu können, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir bitten Sie um einen Beitrag.<br />

SPENDENKONTO<br />

<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />

Pax Bank Mainz eG<br />

Konto Nr.: 400 44900 16<br />

BLZ: 370 601 93<br />

HAUS DER VOLKSARBEIT E.V.<br />

Eschenheimer Anlage 21<br />

60318 Frankfurt am Main<br />

Telefon 0 69/15 01-0<br />

Telefax 0 69/5 97 55 03<br />

E-mail kontakt@hdv-ffm.de<br />

Internet www.hdv-ffm.de<br />

VERKEHRSVERBINDUNGEN:<br />

MUSTERSCHULE U5<br />

SCHEFFELECK<br />

Buslinie 36<br />

ESCHENHEIMER TOR<br />

U1, U2, U3<br />

P<br />

KONSTABLERWACHE<br />

S1-S6, S8, S9<br />

U4, U5, U6, U7<br />

Buslinien 30, 36, Straßenbahn 12<br />

HAUPTWACHE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!