2009 - Haus der Volksarbeit eV
2009 - Haus der Volksarbeit eV
2009 - Haus der Volksarbeit eV
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UNSER LEITBILD<br />
Der Verein <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. wurde 1945 von engagierten katholischen Laien<br />
gegründet, um materielle und seelische Not zu lin<strong>der</strong>n und den Menschen nach Naziterror<br />
und Diktatur Hoffnung und Neuorientierung zu geben. Diesem zukunftsweisenden<br />
Engagement gelebten Evangeliums verpflichtet, setzt sich <strong>der</strong> Verein mit gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen auseinan<strong>der</strong> und reagiert auf die daraus entstehenden Notlagen.<br />
Der Verein ist Teil des Bistums Limburg und <strong>der</strong> katholischen Stadtkirche Frankfurt am<br />
Main und arbeitet als Träger in den Bereichen psychologische Beratung, Erziehung und<br />
Bildung. Vorstand, Leitung und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verknüpfen christliche<br />
Nächstenliebe und Professionalität, um Menschen als Individuen und in ihren familiären<br />
sowie sonstigen sozialen Zusammenhängen zu unterstützen und die Gesellschaft auf<br />
diese Weise mitzugestalten.<br />
UNSERE WERTE<br />
Wir sind da für die Menschen in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt am Main und <strong>der</strong> Region, gleich welcher<br />
Orientierung, Herkunft und Religion.<br />
Wir achten die Würde <strong>der</strong> Menschen und ihren Lebensweg.<br />
Wir unterstützen sie bei <strong>der</strong> Suche nach Sinn in ihrem Leben.<br />
Wir respektieren ihre freien Entscheidungen.<br />
UNSERE AUFGABE<br />
Unsere Arbeit besteht darin, miteinan<strong>der</strong> in Beziehung zu treten und Menschen darin zu<br />
unterstützen ihr Leben und ihr Umfeld eigenverantwortlich zu gestalten.<br />
Kontinuität, Verlässlichkeit und Diskretion sind unverzichtbare Merkmale unserer<br />
Tätigkeit.<br />
Wir entwickeln gemeinsam mit den Menschen Perspektiven und Lösungen für ihre individuellen<br />
Anliegen; wir unterstützen sie auch darin, nicht Verän<strong>der</strong>bares in ihrem Leben<br />
anzunehmen.<br />
UNSERE ARBEITSWEISE<br />
Wir arbeiten mit anerkannt wissenschaftlichen Methoden.<br />
Wir arbeiten eigenverantwortlich und sind in ein Team sowie in das Netzwerk des <strong>Haus</strong>es<br />
eingebunden.<br />
Wir begegnen einan<strong>der</strong> mit Wertschätzung und lernen im kollegialen Umgang voneinan<strong>der</strong>.<br />
Wir kooperieren zielorientiert mit kirchlichen, kommunalen und an<strong>der</strong>en Partnern, um<br />
Fachwissen und Ressourcen zugunsten <strong>der</strong> Menschen zu nutzen.<br />
Wir überprüfen und verbessern regelmäßig die Qualität unserer Arbeit.<br />
Wir reagieren mit neuen Ansätzen und innovativen Angeboten auf gesellschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Vorstand, Leitung sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stimmen darin überein, dass<br />
dieses Leitbild Richtschnur ihres Handelns nach innen und außen ist.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
04 Qualität und Entwicklung – Entwicklung mit Qualität<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
08 Die Krise und das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong><br />
SCHWERPUNKT<br />
12 Krisen erfor<strong>der</strong>n ein neues Ausbalancieren<br />
EHE- UND SEXUALBERATUNG<br />
14 <strong>Haus</strong>besuch beim Jugendamt<br />
ERZIEHUNGSBERATUNG<br />
16 Beratung ohne Barrieren<br />
TELEFONSEELSORGE & KRISEN- UND LEBENSBERATUNG<br />
18 Existentielle Sorgen übernehmen das Ru<strong>der</strong><br />
AMBULANTE HILFEN ZUR ERZIEHUNG<br />
20 Familien im Fokus<br />
TAGESGRUPPEN<br />
24 Auf dem Weg zur Selbstbestimmung<br />
INITIATIVE ALLENSTEIN<br />
26 Abschiede sind Krisen<br />
KRABBELSTUBE AM ZOO<br />
28 Entschieden für Familien<br />
ZENTRUM FAMILIE<br />
30 Daten, Zahlen, Fakten<br />
30 Impressum<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
INHALT<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie
geschäftsführung<br />
QUALITÄT UND ENTWICKLUNG –<br />
ENTWICKLUNG MIT QUALITÄT<br />
NEUE GESCHÄFTSFÜHRERIN UND IHRE ZIELE. Das Jahr <strong>2009</strong> begann mit <strong>der</strong><br />
Übernahme <strong>der</strong> Geschäftsführung durch Frau Julia Wilke-Henrich am 07. Januar <strong>2009</strong>.<br />
Sie vereinbarte mit dem Vorstand des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. als Ziele für ihr erstes<br />
Arbeitsjahr im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.:<br />
KENNENLERNEN DER EINZELNEN EINRICHTUNGEN UND IHRER ARBEIT SOWIE FORT-<br />
FÜHRUNG DER ZIELVEREINBARUNGEN MIT DEN EINRICHTUNGEN. In <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte<br />
wurden Kennenlerngespräche, Zielvereinbarungsgespräche und Quartalsgespräche<br />
mit allen Einrichtungsleitungen geführt. Außerdem besuchte die Geschäftsführerin<br />
alle Teams und stellte sich dort den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor. Weitere<br />
Quartalsgespräche und Zielerreichungsgespräche folgten in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte.<br />
SCHAFFEN EINER VERBINDLICHEN UND LEISTUNGSFÄHIGEN LEITUNG UND REGE-<br />
LUNG DER VERTRETUNGSBEFUGNISSE IM ENTGELTFINANZIERTEN BEREICH. Der<br />
Ausbau <strong>der</strong> Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. zu einer Gesamteinrichtung mit<br />
vier Tagesgruppen und insgesamt 45 Plätzen unter einer Gesamtleitung wurde systematisch<br />
vorangetrieben. Die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im künftigen<br />
Gesamtteam wurde im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung bei <strong>der</strong> Formulierung<br />
eines Qualitätsleitbildes für die Tagesgruppen bereits begonnen.<br />
Die Vertretung des Trägers gegenüber dem Jugendamt und die Verhandlungen <strong>der</strong> Leistungsvereinbarung<br />
mit <strong>der</strong> Stadt Frankfurt sind seit Jahresbeginn durch die Geschäftsführung<br />
erfolgt.<br />
KONKRETISIERUNG VON EFQM IM BEREICH DER PROZESSE. Das Leitungsteam des<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. hat mit <strong>der</strong> Geschäftsführerin und dem Qualitätsbeauftragten<br />
zwei Klausurtagungen durchgeführt, bei denen die Vision und ein Porträt des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Volksarbeit</strong> e.V. neu erarbeitet sowie die Organisationsstruktur, Führungsgrundsätze und<br />
Aufgaben und Funktion des Leitungsteams überarbeitet wurden. Der Vorstand hat dies<br />
alles zustimmend zur Kenntnis genommen.<br />
VORBEREITEN DER BESTELLUNG EINES DATENSCHUTZBEAUFTRAGTEN MIT DEM ZIEL<br />
DER EINHALTUNG SÄMTLICHER FÜR DEN DATENSCHUTZ RELEVANTER REGELUNGEN.<br />
Die Bestellung eines Datenschutzbeauftragten wurde mit Unterstützung <strong>der</strong> Diözesandatenschutzbeauftragten<br />
vorbereitet mit dem Ziel, sie im Jahre 2010 umzusetzen.<br />
VORBEREITEN DER BESTELLUNG EINES SICHERHEITSBEAUFTRAGTEN. Nach Durchführung<br />
einer Gefährdungsanalyse mit dem Betriebsärztlichen Dienst wurden drei Sicherheitsbeauftragte<br />
bestellt, und es finden seither vierteljährliche Sitzungen des neugegründeten<br />
Arbeitssicherheitsausschusses statt.<br />
ORGANISATION DES HAUSMANAGEMENTS, INSBESONDERE DER UNTERSTELLUNG<br />
DER REINIGUNGSKRÄFTE UND DES HAUSSERVICE SOWIE KLÄRUNG DER KOOPERATION<br />
MIT KOLPING. Im Rahmen <strong>der</strong> Neuorganisation des <strong>Haus</strong>managements wurde eine Mitarbeiterin<br />
als Serviceleiterin Gebäu<strong>der</strong>einigung eingesetzt. Im Rahmen <strong>der</strong> Kooperation<br />
mit Kolping wurden Praktikant/innen aus dem Kolpinghaus im Servicebereich des <strong>Haus</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> eingesetzt.<br />
DACHSANIERUNG IN KOOPERATION MIT HERRN NICOL VOM VORSTAND. Die Dachsanierung<br />
wurde im Rahmen des vorgegebenen Kostenplanes erfolgreich abgeschlossen.<br />
AUSBAU DER BETREUUNGSPLÄTZE FÜR UNTER DREIJÄHRIGE. Der Ausbau des Betreuungsangebotes<br />
für unter Dreijährige auf bis zu 100 Plätze wurde vom Vorstand<br />
beschlossen und von <strong>der</strong> Geschäftsführerin vorbereitet. Im Dezember <strong>2009</strong> wurde <strong>der</strong><br />
Mietvertrag für die neue Krabbelstube am Park unterschrieben.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
VERÄNDERUNGEN IM VORSTAND. Am 30. September <strong>2009</strong> wurde unser erster<br />
Vorsitzen<strong>der</strong>, Herr Reinhold Adrian, nach 45 Jahren engagierter ehrenamtlicher Tätigkeit<br />
im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. aus dem Vorstand verabschiedet. Ebenfalls verabschiedet<br />
wurde Herr Bernhard Menzemer nach zweijähriger Mitarbeit im Vorstand. Herr Menne<br />
würdigte das langjährige Wirken von Herrn Adrian, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Verbundenheit mit und im<br />
Geiste von Pfarrer Pehl den Verein sehr lange geleitet hat.<br />
MITGLIEDERVERSAMMLUNG. Bei <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong><br />
e.V. am 25. November <strong>2009</strong> wurden Frau Dr. Antje Goy und Herr Michael Vetter als<br />
neue Vorstandsmitglie<strong>der</strong> gewählt.<br />
STIFTUNG. Im Dezember <strong>2009</strong> wurde die Karl Pehl Stiftung des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong><br />
e.V. in Frankfurt am Main als Unterstiftung <strong>der</strong> Caritasstiftung in <strong>der</strong> Diözese Limburg<br />
gegründet. Anlass für die Stiftungsgründung war eine großherzige Spende von € 50.000.<br />
Die Karl Pehl Stiftung för<strong>der</strong>t die satzungsgemäßen Zwecke des Vereins <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Volksarbeit</strong> e.V. ideell und finanziell, insbeson<strong>der</strong>e die Arbeit <strong>der</strong> Telefonseelsorge und<br />
weiterer Beratungsangebote sowie die Hilfen zur Unterstützung von Einzelpersonen,<br />
Paaren, Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und Familien.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
Herr Adrian im Gespräch mit Herrn Stadtkämmerer<br />
a.D. Dr. Gerhard. Herr Adrian und seine Frau. Die neue<br />
Geschäftsführerin Frau Wilke-Henrich.<br />
GRÜNDUNG EINES QUALITÄTSZIRKELS. Um die Qualitätsentwicklung des <strong>Haus</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. in <strong>der</strong> ganzen Breite des Vereins und mit großer Intensität fortzusetzen,<br />
hat <strong>der</strong> Vorstand beschlossen, einen Qualitätszirkel einzurichten. Dieser sollte zusammen<br />
mit dem Qualitätsbeauftragten u.a. folgende ZIELE verfolgen:<br />
• Die Entwicklung eines Qualitätsleitbildes / von Qualitätsstandards des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong><br />
e.V.<br />
• Die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung einer erneuten Mitarbeiterbefragung,<br />
auf <strong>der</strong> Basis des erstellten Qualitätsleitbildes.<br />
Beide Ziele wurden in <strong>2009</strong> erreicht.<br />
Der Qualitätszirkel zeigte sich Ende des Jahres zufrieden mit seiner Arbeit und dem<br />
internen Prozess, und die Mitglie<strong>der</strong> erklärten sich bereit, auch über die ‚Pilotphase’<br />
hinaus bei <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung des Vereins weiter mitzuwirken.<br />
PROZESS DER ENTWICKLUNG EINES QUALITÄTSLEITBILDS. Am Beginn<br />
dieses Prozesses wählte <strong>der</strong> Qualitätszirkel aus vorformulierten und hinzugefügten ‚Qualitätssätzen’<br />
zehn Sätze aus: das Qualitätsleitbild des Qualitätszirkels. In allen Einrichtungen<br />
des Vereins wurde genauso verfahren. Der Qualitätszirkel erstellte dann eine Synopse<br />
aller gewählten Qualitätsaussagen und formte daraus das Qualitätsleitbild. Es glie<strong>der</strong>t<br />
sich in vier ‚Kapitel’: Grundhaltung, ‚Kunden’orientierung, Fachlichkeit, Arbeitsbedingungen<br />
/ Führungskultur. Das Leitungsteam akzeptierte dies als Qualitätsleitbild des <strong>Haus</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. (siehe nächste Seite); daneben hat jede Einrichtung ein eigenes<br />
Qualitätsleitbild.<br />
QUALITÄTSENTWICKLUNG<br />
04 |05
QUALITÄTSSTANDARDS DES HAUS DER VOLKSARBEIT E.V. <strong>2009</strong><br />
GRUNDHALTUNG<br />
1. Die im Leitbild formulierten Werte und Haltungen werden im Alltag gelebt.<br />
2. Die im Leitbild formulierten Werte und Haltungen sowie die Erfahrungen aus <strong>der</strong> Arbeit mit den<br />
„Kunden“ werden in die öffentliche Diskussion in Kirche und Gesellschaft eingebracht.<br />
„KUNDEN“-ORIENTIERUNG<br />
3. Die „Kunden“ werden respektvoll behandelt.<br />
4. Mit den Informationen, die „Kunden“ uns anvertrauen, und ihrer Privatsphäre wird verantwortungsvoll<br />
/ diskret umgegangen.<br />
5. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> internen Aufmerksamkeit stehen die „Kunden“. Deren Bedürfnisse / Problemlagen<br />
werden immer wie<strong>der</strong> neu angeschaut. Es existieren geeignete Strategien für eine evtl.<br />
notwendige Modifizierung <strong>der</strong> Angebote.<br />
FACHLICHKEIT<br />
6. Die psychologischen, pädagogischen und Raum-Angebote des Vereins sowie die administrativen<br />
Abläufe sind durchdacht, werden systematisch durchgeführt und evaluiert.<br />
7. Die im Verein vorhandenen Ressourcen werden genutzt, um optimal Hilfe leisten zu können (z.B.<br />
durch Informationsweitergabe, Fachvorträge, Kooperationen, Überweisungen).<br />
8. Die Arbeit wird durch Supervision bzw. Intervision und / o<strong>der</strong> kollegiale Beratung reflektiert und<br />
verbessert.<br />
9. Fortbildung<br />
a. Fortbildung <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat einen hohen Stellenwert. Sie wird von <strong>der</strong><br />
Haltung her und finanziell unterstützt.<br />
b. Fortbildung wie auch die Teilnahme an Fachtagen wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
wahrgenommen, und das neue Wissen wird in den Teams und auf an<strong>der</strong>en Wegen kommuniziert.<br />
10. Beson<strong>der</strong>e Fähigkeiten einzelner Mitarbeiter können eingebracht werden und werden geför<strong>der</strong>t.<br />
ARBEITSBEDINGUNGEN / FÜHRUNGSKULTUR<br />
11. Die Kommunikation im Verein / in <strong>der</strong> Einrichtung ist offen, tolerant, verständnisvoll und wertschätzend.<br />
12. Die Entscheidungen und Handlungen <strong>der</strong> Geschäftsführung sind nachvollziehbar. Es existiert eine<br />
transparente Personalplanung.<br />
13. Der Dienstgeber nimmt seine Fürsorgepflichten wahr.<br />
a. Die Tätigkeit im HdV ist für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Familie vereinbar.<br />
b. Auf die gesundheitlichen Belange <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird Rücksicht genommen.<br />
c. Die Arbeitsbedingungen <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (z.B. bzgl. Raum, Zeit, Lärm)<br />
werden kontinuierlich überprüft und bei Bedarf verbessert.<br />
d. ‚Prekäre’ Beschäftigungsverhältnisse werden nach Möglichkeit vermieden.<br />
14. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden durch die Führungskräfte gut informiert, wertgeschätzt,<br />
geför<strong>der</strong>t.<br />
15. Die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt sorgfältig und systematisch.<br />
16. Es besteht ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und Gestaltungsfreiheit in <strong>der</strong> konkreten Arbeit.<br />
U<br />
Der Begriff „Kunden“ stammt aus <strong>der</strong> Terminologie des Qualitätsmanagementsystems EFQM. Im Rahmen<br />
unserer Arbeit in den unterschiedlichen Arbeitsfel<strong>der</strong>n steht er für die Begriffe „Klient/innen“,<br />
„Ratsuchende“, „Hilfesuchende“, „Nutzer/innen“, „Teilnehmer/innen“, „Familien“, „Tagungsgäste“,<br />
„Besucher/innen“.<br />
Verabschiedet im Qualitätszirkel am 25.09.<strong>2009</strong>,<br />
diskutiert und leicht modifiziert im Leitungsteam am 07.10.<strong>2009</strong>.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
BEFRAGUNG DER MITARBEITER/INNEN. Im November <strong>2009</strong> wurde wie<strong>der</strong>um<br />
eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Neben einigen Items, die aus früheren Befragungen<br />
übernommen worden waren, und Items aus aktuellen Entwicklungen und Interessen<br />
wurden Items auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Qualitätsstandards entwickelt.<br />
Knapp zwei Drittel <strong>der</strong> hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins<br />
beteiligten sich an <strong>der</strong> Befragung. Es konnte festgestellt werden, daß die Zufriedenheit<br />
mit <strong>der</strong> Arbeit im Verein recht hoch ist:<br />
Wenn ich alle Aspekte zusammen überdenke, bin ich<br />
insgesamt mit <strong>der</strong> Arbeit im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> zufrieden.<br />
19 24 6 0 3<br />
Beim Anlegen <strong>der</strong> Meßlatte Qualitätsstandards zeigt sich, dass die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter die Grundhaltung mittragen. Sie lassen ihr Bemühen deutlich werden, sie im<br />
Alltag auch zu leben. Ebenso sehen die Mitarbeiter sich so, dass sie sehr auf die „Kunden“<br />
hin orientiert sind und evtl. auch, je nach Bedarf und Problemlage, ihre Angebote<br />
zu modifizieren bereit sind.<br />
stimmt voll und ganz<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt eher nicht<br />
stimmt gar nicht<br />
ohne Angabe<br />
Der Qualitätszirkel hat sich intensiv mit <strong>der</strong> Befragung und ihren Ergebnissen befasst.<br />
Er hat den Leitungskräften und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgeschlagen,<br />
das Augenmerk auf die Verbesserung <strong>der</strong> internen Kommunikation und Kooperation zu<br />
legen: im Verein gebe es viele Ressourcen, die für die Menschen, die die Angebote des<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> in Anspruch nehmen, noch zusätzlich genutzt werden könnten. Bei<br />
einer Betriebsversammlung sollte dies den Kolleg/innen vorgetragen werden.<br />
Artur Reiter, Qualitätsbeauftragter<br />
PARTNERSCHAFTEN. Mehrere Einrichtungen des <strong>Haus</strong>es arbeiteten in verschiedenen<br />
Projektgruppen des bischöflichen Pilotprojektes „Bereitschaft zur Bewegung“ in den<br />
beiden pastoralen Räumen Frankfurt City und Nordend-Ostend mit. Dabei ist beson<strong>der</strong>s<br />
das Engagement <strong>der</strong> Ehe- und Sexualberatung im Bereich <strong>der</strong> Familienpastoral sowie<br />
das Engagement <strong>der</strong> Telefonseelsorge & Krisen- und Lebensberatung im Bereich <strong>der</strong><br />
Citypastoral hervorzuheben.<br />
Am 30. Mai <strong>2009</strong> fand <strong>der</strong> Walter-Dirks-Tag im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> statt. Thema war:<br />
„Politik aus dem Glauben. Ein übergriffiger Auftrag?“. Die Kooperationsveranstaltung<br />
mit dem <strong>Haus</strong> am Dom fand großes Interesse bei Besucherinnen und Besuchern aus<br />
verschiedenen Generationen, die ihre je eigenen Erfahrungen zum Thema einbrachten.<br />
SCHWERPUNKTTHEMA KRISE. Das Thema Krise wurde vom Leitungsteam des<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> als ein Schwerpunktthema des Jahres <strong>2009</strong> identifiziert. Im<br />
Folgenden wird das Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet und auch<br />
teilweise in den Berichten aus den Einrichtungen aufgegriffen. Unser Umgang mit <strong>der</strong><br />
Krise wird auch die Arbeit im kommenden Jahr prägen.<br />
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kooperationspartnern und Unterstützern unserer<br />
Arbeit danke ich an dieser Stelle ganz herzlich.<br />
Julia Wilke-Henrich, Geschäftsführerin<br />
06 |07
schwerpunkt<br />
DIE KRISE UND DAS HAUS<br />
DER VOLKSARBEIT<br />
Im Jahr <strong>2009</strong> war „die Krise“ das überragende gesellschaftliche Thema. Ausgelöst durch<br />
die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten gerieten auch die Wirtschaft,<br />
<strong>der</strong> Arbeitsmarkt und die Staatsfinanzen ins Schlingern – und das alles weltweit. Wie<br />
schlägt sich diese große Krise eigentlich in <strong>der</strong> Arbeit einer verhältnismäßig kleinen<br />
Institution wie dem <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> nie<strong>der</strong>? Da dieses <strong>Haus</strong> wesentlich für Menschen<br />
in schwierigen Lebenssituationen geschaffen wurde, und da die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
für viele Menschen das Leben erheblich belastet, müssten ihre Folgen deutlich zu<br />
spüren sein.<br />
Aber die Situation ist komplexer – wenn auch nicht besser – als es dieser schnelle<br />
Schluss nahelegt. Die Antwort auf die Frage, wie sich die Krise im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong><br />
zeige, erfor<strong>der</strong>t die Unterscheidung von fünf Teilantworten, <strong>der</strong>en Zusammenschau erst<br />
eine angemessene Antwort ermöglicht.<br />
01. TEILANTWORT: FÜR VIELE MENSCHEN, DIE DAS HAUS DER VOLKS-<br />
ARBEIT AUFSUCHEN, IST KRISE NICHTS NEUES. Viele Menschen befanden<br />
sich schon vor den Finanzmarktturbulenzen in einer prekären Situation – sei es durch<br />
Arbeitslosigkeit und sozialen Abstieg, sei es durch Benachteiligungen und Diskriminierungen,<br />
sei es durch gewachsenen Arbeitsdruck und geringe Entlohnung o<strong>der</strong> sei es<br />
„einfach“ durch die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewältigung schwieriger Lebenslagen. Es darf<br />
beim Nachdenken über die aktuelle Krise nicht vergessen werden, dass für viele Menschen<br />
die entsprechenden Themen spätestens seit <strong>der</strong> „Globalisierung“ und dann <strong>der</strong><br />
Einführung von Hartz IV allesamt alte Vertraute sind.<br />
BEISPIELE AUS DER ARBEIT DES HAUS DER<br />
VOLKSARBEIT<br />
Klienten, die mit Hartz IV zurechtkommen müssen, dies<br />
schamhaft zu verbergen suchen, aber manchmal nicht<br />
einmal das Fahrgeld haben, um zur Beratung zu kommen,<br />
suchen unsere Beratungseinrichtungen schon seit vielen<br />
Jahren auf. Ebenso Klienten, die in eine Privatinsolvenz<br />
geraten sind und mit minimalen finanziellen Spielräumen<br />
sieben magere Jahre durchstehen müssen.<br />
Für viele Familien aus den „Ambulanten Hilfen“ ist die<br />
Krise jahrelanger Lebensbestandteil. In vielen Familien<br />
kreist je<strong>der</strong> Gedanke ums Geld. Kin<strong>der</strong> reagieren darauf<br />
mit Existenzängsten, z.B. mit <strong>der</strong> Vorstellung, ihr Bett<br />
könnte auf <strong>der</strong> Straße stehen, o<strong>der</strong> sie hätten plötzlich<br />
keine Wohnung mehr.<br />
01<br />
Eine allein erziehende Mutter läuft bei Minustemperaturen<br />
mit Kin<strong>der</strong>wagen und Kleinkind an <strong>der</strong> Hand eine halbe<br />
Stunde zum Arbeitsamt, weil sie – durch Versäumnisse des<br />
Amtes (!) – nicht einmal genug Geld für die Bahnfahrt hat.<br />
Für geistig o<strong>der</strong> körperlich behin<strong>der</strong>te Menschen, welche<br />
im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> in <strong>der</strong> „Initiative Allenstein“<br />
zusammen kommen, ist die akute Krise kaum zu spüren –<br />
weil die Menschen an ein dauerndes Leben in <strong>der</strong> Krise<br />
gewohnt sind. Geringfügig entlohnte Arbeit, die<br />
Beschäftigung in Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
mit einem entsprechend niedrigen Lohnniveau o<strong>der</strong> Jahre<br />
dauernde Arbeitslosigkeit sind in diesem Bereich die<br />
Regel, nicht die Ausnahme. Die „Dauerkrise“ ist die<br />
Antwort auf eine schwierige Lebenslage, mit welcher <strong>der</strong><br />
behin<strong>der</strong>te Mensch täglich und ständig konfrontiert wird.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
02. TEILANTWORT: DIE KRISE VERSCHÄRFT BEREITS VORHANDENE<br />
PROBLEMLAGEN. Diejenigen, die ohnehin schon in schwierige Lebenssituationen<br />
geraten sind, werden durch Effekte <strong>der</strong> Krise weiter und schwerer belastet. Hier ist nicht<br />
nur an Arbeitslosigkeit und Verluste von Geldanlagen zu denken, son<strong>der</strong>n auch an die<br />
mit <strong>der</strong> Krise einhergehende immer stärkere Zunahme an Arbeitsaufgaben für diejenigen,<br />
die weiterhin eine Arbeit haben. Denn wenn Arbeitskräfte entlassen werden, müssen in <strong>der</strong><br />
Regel die „Übriggebliebenen“ die Arbeit ihrer entlassenen Kolleg/innen mit erledigen.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
BEISPIELE AUS DER ARBEIT DES HAUS DER<br />
VOLKSARBEIT<br />
Ein Klient in <strong>der</strong> Krisen- und Lebensberatung hat durch<br />
die Finanzkrise Gel<strong>der</strong> verloren, die er für die Ruhestandsvorsorge<br />
vorgesehen hatte, als eine Ergänzung <strong>der</strong><br />
Rente. Es ist eine große Summe, die zu risikoreich<br />
angelegt war. Dieser Verlust ist eine schwere Belastung,<br />
war aber nicht <strong>der</strong> Grund, eine Beratung aufzusuchen.<br />
Wir hören in <strong>der</strong> Telefonseelsorge von Menschen, die sich<br />
gerne ehrenamtlich engagieren möchten, es aber einfach<br />
nicht schaffen, weil die Belastung durch die reguläre<br />
Arbeit ein Ausmaß angenommen hat, die für weitergehende<br />
Aktivitäten keinen Raum mehr lässt.<br />
In <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde tauchen zunehmend<br />
Menschen auf, die völlig überarbeitet sind und dringend<br />
03. TEILANTWORT: DIE KRISE BETRIFFT BEVÖLKERUNGSGRUPPEN,<br />
DIE BISLANG NICHTS MIT ARBEITSLOSIGKEIT UND SOZIALEM ABSTIEG<br />
ZU TUN HATTEN. Zum einen gibt es bei den von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit<br />
betroffenen Angestellten und Arbeitern Gruppen, die sich bisher im Besitz eines sicheren<br />
Arbeitsplatzes wähnten. Durch Frankfurt geisterte im Sommer <strong>2009</strong> die Ankündigung,<br />
dass je<strong>der</strong> 5. Bankenarbeitsplatz verloren gehen werde. Zum an<strong>der</strong>en trifft es gesellschaftliche<br />
Gruppierungen wie z.B. kleine Dienstleistungsagenturen, denen nun die<br />
(Groß-) Kunden abhanden gekommen sind. Hier gibt es oftmals eine nur sehr schlechte<br />
(o<strong>der</strong> auch gar keine) Altersvorsorge und kaum Rücklagen. Hinzu kommt eine innere<br />
Distanz zu den Sozialsystemen.<br />
BEISPIELE AUS DER ARBEIT DES HAUS DER<br />
VOLKSARBEIT<br />
Ein Mann, <strong>der</strong> gänzlich unvorbereitet von <strong>der</strong> Krise getroffen<br />
wurde, weil er seinen Arbeitsplatz für sicher hielt,<br />
und <strong>der</strong> eher auf Menschen herabgeblickt hatte, die sich<br />
professionelle Hilfe suchen, beginnt sein erstes Gespräch<br />
in <strong>der</strong> Krisenberatung mit dem Satz: „Ich hätte nie gedacht,<br />
dass ich hier mal sitzen müsste.“<br />
einer Kur o<strong>der</strong> Therapie bedürften, aus Angst vor einem<br />
Verlust ihres Arbeitsplatzes aber davor zurückschrecken.<br />
Berufstätige Eltern scheuen sich, bei Krankheit des<br />
Kindes die ihnen zustehenden freien Arbeitstage zu beanspruchen<br />
aus Angst vor Repressalien und letztlich Verlust<br />
des Arbeitsplatzes. Dies verstärkt sich noch, da es zunehmend<br />
befristete Verträge o<strong>der</strong> Leiharbeit gibt.<br />
Auswirkungen auf die Kin<strong>der</strong>: Sie müssen „störungsfrei<br />
funktionieren“, damit die Eltern ihren Arbeitsplatz nicht<br />
verlieren.<br />
In einer Eheberatung spricht die Frau ihren Kin<strong>der</strong>wunsch<br />
an. Der Mann, durch Verän<strong>der</strong>ungen am Arbeitsplatz<br />
über die Grenzen seiner Belastbarkeit<br />
02<br />
beansprucht, sieht<br />
sich außerstande, <strong>der</strong> zusätzlichen Verantwortung gerecht<br />
werden zu können.<br />
03<br />
letzten Jahren als Selbständiger viel gearbeitet und so<br />
Die Eltern <strong>der</strong> 5-jährigen Christine (Name geän<strong>der</strong>t)<br />
haben sich vor drei Jahren getrennt. Der Vater hatte in den<br />
gut verdient, dass er Geld zurücklegen konnte: Er nahm<br />
sich vor, für eine begrenzte Zeit von dem Ersparten zu<br />
leben, um mehr Zeit mit Christine verbringen zu können.<br />
So konnte die Mutter ihre Tätigkeit als Ärztin fortführen<br />
bzw. ausbauen. Diese Konstruktion half <strong>der</strong> Familie, die<br />
08 |09
03Trennung <strong>der</strong> Eltern wenigstens auf <strong>der</strong> organisatorischen<br />
Ebene zu bewältigen und die Auseinan<strong>der</strong>setzungen um<br />
das Sorge- und Umgangsrecht in Grenzen zu halten.<br />
Als klar wurde, dass <strong>der</strong> Vater von einem Tag auf den<br />
an<strong>der</strong>en fast seine gesamten Ersparnisse verloren hatte<br />
und schnell wie<strong>der</strong> möglichst viel arbeiten musste, waren<br />
alle bisherigen Vereinbarungen zur Betreuung, zur<br />
Besuchs- und Umgangsregelung für Christine hinfällig.<br />
Die Mutter unterstellte dem Vater Unzuverlässigkeit und<br />
Wortbruch. Der Vater musste Fehler in seiner Finanzplanung<br />
eingestehen, was ihn beschämte und in seinem<br />
Selbstbewusstsein erschütterte. Für Christine musste<br />
schnell ein Ganztagesplatz im Kin<strong>der</strong>garten gesucht<br />
werden; sie reagierte auf die abrupten Verän<strong>der</strong>ungen<br />
in ihrem Alltag und auf die eskalierenden elterlichen<br />
Konflikte mit Weinerlichkeit, Stottern und ständigen Erkältungskrankheiten.<br />
Es war äußerst schwierig, die Eltern im Rahmen von<br />
Erziehungsberatung dabei zu unterstützen, einerseits ihre<br />
persönlichen Konflikte zu sehen und zu bearbeiten und<br />
an<strong>der</strong>erseits die äußeren Zwänge anzuerkennen, denen<br />
sie plötzlich ausgesetzt wurden.<br />
Ein junges Paar, beide Mitte 30, sucht Hilfe in <strong>der</strong> Eheund<br />
Sexualberatung, da ihre Beziehung an einem<br />
Tiefpunkt angelangt sei. Sie sind seit 3 Jahren verheiratet<br />
und haben eine 15 Monate alte Tochter.<br />
Er ist in materiellem Wohlstand aufgewachsen und wurde<br />
schon als Kind auf die Nachfolge im väterlichen Unternehmen<br />
vorbereitet. Die Insolvenz dieser Fabrik zum<br />
Zeitpunkt seines geplanten Einstiegs als junger Mann führte<br />
zu einer depressiven Krise. Aus dieser fand er jedoch<br />
heraus, konnte sich beruflich gut etablieren und brachte<br />
es aus eigener Kraft zu beachtlichem materiellen Erfolg.<br />
Sie war in eher bescheidenen Verhältnisse aufgewachsen<br />
und hatte in <strong>der</strong> Familie erlebt, dass das Leben auch<br />
mit beschränkten finanziellen Mitteln sehr lebenswert<br />
sein kann.<br />
Als das Paar sich kennen lernte, planten sie miteinan<strong>der</strong><br />
die Gründung einer eigenen Immobilienfirma und gingen<br />
davon aus, dass die Erfahrungen des Mannes in diesem<br />
Bereich zu gutem Erfolg führen würden. Aufgrund <strong>der</strong><br />
Wirtschaftskrise kam das Geschäft jedoch nicht in Gang,<br />
so dass sie zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Beratung nicht wissen,<br />
wovon sie die Miete für ihre Wohnung bezahlen sollen.<br />
Diese für den Mann kaum zu ertragende Situation führte<br />
bei ihm zu einem starken depressiven Rückzug und<br />
damit zur Unfähigkeit, nach Lösungen für die finanzielle<br />
Misere zu suchen. Die Frau, mit dem sehr for<strong>der</strong>nden<br />
Kleinkind befasst, leidet zunehmend unter <strong>der</strong> Lethargie<br />
und dem Pessimismus ihres Mannes.<br />
04<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong><br />
04. TEILANTWORT: MÖGLICHERWEISE WERDEN DIE FOLGEN DER KRISE<br />
ERST IM JAHR 2010 VOLL DURCHSCHLAGEN. Wenn die Abfolge <strong>der</strong> Kriseneffekte<br />
lautet: Finanzkrise – Wirtschaftskrise – Arbeitsmarktkrise – staatliche Verschuldungskrise(n),<br />
dann könnte es sein, dass die schlimmsten Folgen <strong>der</strong> Krise noch vor uns<br />
liegen, Arbeitsmarkt- und staatliche Verschuldungskrisen. Dies könnte eine Steigerung<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit und soziale Einschnitte größeren Ausmaßes (o<strong>der</strong>, wie manche mutmaßen,<br />
eine relativ hohe Inflation) mit sich bringen. Aber ob es so kommt, scheint zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt (Anfang Februar 2010) noch unklar zu sein.<br />
Unabhängig davon gilt es, die Erfahrung in Rechnung zu stellen, dass sich die psychischen<br />
und körperlichen Symptome oft erst nach dem großen Stress einstellen.
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
05. TEILANTWORT: WENN DIE KRISE NACH VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN<br />
KRITERIEN ÜBERWUNDEN SEIN WIRD, BEDEUTET DIES FÜR EINEN<br />
NICHT GERINGEN TEIL DER BEVÖLKERUNG KEINESWEGS DAS ENDE<br />
DER KRISE. Hier schließt sich <strong>der</strong> Kreis zur ersten Teilantwort. Die Problemlagen, mit<br />
denen sich im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> auseinan<strong>der</strong>gesetzt wird, werden lei<strong>der</strong> auch nach<br />
<strong>der</strong> Krise noch virulent sein. Denn einerseits bleiben solche Problemlagen bestehen,<br />
welche die konjunkturelle Entwicklung gewissermaßen unterströmen (individuelle und<br />
Paar- bzw. Familienkrisen; soziale Benachteiligungen). An<strong>der</strong>erseits sind die Aussichten<br />
auf eine Verbesserung ihrer Lage für viele Bevölkerungsgruppen auch bei konjunktureller<br />
Erholung eher düster. Beispielsweise nimmt die Ungleichverteilung des Reichtums in<br />
unserer Gesellschaft weiter zu. Neben <strong>der</strong> Hilfe für Einzelne und Gruppen wird ein zivilgesellschaftliches<br />
kritisches Engagement auch des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> Voksarbeit daher immer<br />
wichtiger.<br />
WIE ES GENAU NACH DER KRISE AUSSEHEN WIRD,<br />
WISSEN WIR NATÜRLICH NICHT. ABER ES SIND EINIGE<br />
TENDENZEN ERKENNBAR, DIE EHER PROBLEMATISCHES<br />
BEFÜRCHTEN LASSEN:<br />
Bei vielen Menschen wächst die Bereitschaft, längere<br />
Arbeitszeiten auf sich zu nehmen, flexibel einzuspringen<br />
und auch Wochenenddienste zu übernehmen. Das hat<br />
extreme Auswirkungen auf das Familienleben. Die<br />
Belange <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> werden als belastend empfunden.<br />
Auch wenn Kin<strong>der</strong> nur das Gespräch suchen, heißt es:<br />
„Lass mich. Ich habe an<strong>der</strong>e Probleme.“ Kin<strong>der</strong> erleben<br />
bei den Eltern: „Der Kopf ist voll mit Arbeit.“ Arbeitende<br />
nehmen lange Fahrzeiten auf sich, das verlängert den<br />
Arbeitstag, danach muss noch <strong>der</strong> Familieneinkauf erledigt<br />
werden... Auch auf unsere Arbeit hat dies Auswirkungen:<br />
Klienten haben vermehrt nur noch in den Abendstunden<br />
Zeit für Beratungsgespräche.<br />
Die Bereitschaft, auch krank zu arbeiten, nimmt zu.<br />
Und dennoch reicht es oft nicht: Ein Vater arbeitet an fünf<br />
Tagen in <strong>der</strong> Woche nachts als Fleischzerteiler für eine<br />
Fast-Food-Kette. Sein Netto-Lohn, mit dem er eine<br />
dreiköpfige Familie versorgen muss,<br />
05<br />
beträgt 750 Euro.<br />
Nimmt man die fünf Teilantworten zusammen, dürfte deutlich werden, warum es keine<br />
knappe, klare Antwort auf die Frage nach den Auswirkungen <strong>der</strong> Krise auf die Arbeit des<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> gibt. Diese Krise hat die Weltwirtschaft an den Abgrund gebracht<br />
und uns allen die Zerbrechlichkeit unserer Sicherheit gezeigt – aber für viele Menschen<br />
ist diese Zerbrechlichkeit ein Thema auch ohne die „große“ Krise.<br />
Dr. Peter Rottlän<strong>der</strong> für das Leitungsteam<br />
10 |11
ehe- und sexualberatung<br />
KRISEN ERFORDERN EIN NEUES<br />
AUSBALANCIEREN<br />
ÜBERGÄNGE SIND KRISENANFÄLLIG. Wenn junge Paare Eltern werden, bleibt<br />
fast immer zu wenig Zeit für die Paarbeziehung. Der Zauber und die Leichtigkeit des<br />
Anfangs scheinen wie weggepustet, <strong>der</strong> Alltagsstress bestimmt das Miteinan<strong>der</strong>. Eine<br />
junge Mutter brachte einen Zeitungsartikel zu einem Gesprächsabend <strong>der</strong> Ehe- und Sexualberatung<br />
für Paare im Kin<strong>der</strong>garten mit. Er veranschaulicht, wie Paare in dieser Zeit<br />
ihre Situation erleben können.„<br />
In den Beratungsgesprächen mit jungen Paaren hören wir von dem großen Glück mit<br />
den Kin<strong>der</strong>n, aber wir hören auch von dem Unglück, sich nicht ausreichend vom An<strong>der</strong>en<br />
gesehen, verstanden und wertgeschätzt zu fühlen. Frauen und Männer, die zu den thematischen<br />
Elternabenden in Kin<strong>der</strong>gärten im Rahmen unserer Innovationsprojekte „Stärkung<br />
<strong>der</strong> Paarkompetenz“ kommen, erzählen sehr anschaulich davon: die Zeit scheint immer<br />
zu knapp, um die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Familie und <strong>der</strong> Berufstätigkeit gut vereinbaren zu<br />
können – nur wenn beide Partner und die Kin<strong>der</strong> reibungslos funktionieren, ist <strong>der</strong> Tagesablauf<br />
zu bewältigen – für eigene Bedürfnisse und für den emotionalen Austausch als<br />
Paar bleibt kein ausreichen<strong>der</strong> Raum – Enttäuschungen nehmen zu und führen über die<br />
Sprachlosigkeit <strong>der</strong> Partner zur Entfremdung – das frühere liebevolle Miteinan<strong>der</strong> und<br />
das gegenseitige Interesse an den Gefühlen, Gedanken, Visionen und auch dem körperlichen<br />
Erleben scheint verloren – Streitigkeiten eskalieren und die Beziehung wird grundsätzlich<br />
infrage gestellt.<br />
„...es<br />
ist verdammt anstrengend, man lernt mit wenig Schlaf zu leben, hört auf<br />
Erwachsenenliteratur zu lesen, dämmert vor <strong>der</strong> Glotze weg, tauscht mit dem Partner<br />
nur noch das organisatorisch Nötigste aus, erinnert sich wehmütig an die rauschenden<br />
und libidinösen Zeiten davor und bekommt dafür im Tausch, wenn man Glück hat,<br />
die schönsten Momente des Lebens geschenkt, die Chance auch mit sich selbst noch<br />
einmal von vorn zu beginnen, Verantwortung zu tragen und ein besserer Mensch zu<br />
werden; wenn man Pech hat, wird man nur gemeinsam dick und rund, hat keinen Sex<br />
mehr und hört auf, am kulturellen Leben teilzuhaben, sehen wir von den Kin<strong>der</strong>gartenfesten<br />
einmal ab ...“<br />
Die Ehe- und Sexualberatung bietet Paaren und Einzelnen bei Krisen<br />
und Konflikten psychologische Beratung an. Ziel dieser Arbeit ist<br />
die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beziehungsfähigkeit. Die Beratung ist kostenfrei und<br />
findet nach kurzer Wartezeit statt.<br />
Vorträge und Gesprächskreise für Paare sind präventive Angebote <strong>der</strong><br />
Stelle, die das Bewusstsein stärken sollen, dass Beziehungen nicht<br />
selbstverständlich gelingen, son<strong>der</strong>n aktiv gestaltet werden müssen.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
DAS BERATUNGSANGEBOT. Wenn Paare sich entscheiden, psychologische Beratung<br />
in Anspruch zu nehmen, anstatt den Schritt <strong>der</strong> Trennung und Scheidung zu gehen,<br />
finden sie in <strong>der</strong> Ehe- und Sexualberatung kurzfristig professionelle Hilfe. In jedem <strong>der</strong><br />
Beratungsprozesse geht es um die jeweils individuelle Lebenssituation dieser Menschen<br />
und um ihre Fähigkeiten, die Liebe zueinan<strong>der</strong> lebendig zu halten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> lebendig<br />
werden zu lassen. Dazu ist es notwendig, sich einem Entwicklungsprozess als Individuum<br />
und als Paar zu stellen und <strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong> Paarbeziehung Raum zu geben. Denn<br />
Liebe ist kein Ruhekissen vom Alltagsfrust und <strong>der</strong> Unbill <strong>der</strong> Welt, sie ist auch nicht nur<br />
großes himmlisches Glück, das mir zufliegt, son<strong>der</strong>n sie braucht die aktive Gestaltung<br />
bei<strong>der</strong> Partner. Liebe ist ein Balanceakt zwischen <strong>der</strong> eigenen Unabhängigkeit und <strong>der</strong><br />
Hingabe an den An<strong>der</strong>en, zwischen <strong>der</strong> Sehnsucht nach einer dauerhaft glücklichen Beziehung<br />
und <strong>der</strong> Realität <strong>der</strong> Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Partner.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
FOLGEN DER WIRTSCHAFTSKRISE. Es gibt die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust,<br />
die Arbeitsverdichtung in den Betrieben o<strong>der</strong> den tatsächlichen Verlust <strong>der</strong> Arbeit<br />
mit den wirtschaftlichen, sozialen und emotionalen Folgen für den Einzelnen und die<br />
Familie. Dies hat Auswirkungen auf die Verteilung <strong>der</strong> Familien- und Berufsarbeit <strong>der</strong><br />
Partner und auf ihr Rollenverständnis. In den Beratungsprozessen wird dann deutlich,<br />
wie sich einerseits die Wirtschaftskrise konkret auf das Leben dieser Paare auswirkt,<br />
an<strong>der</strong>erseits, wie die innere Verarbeitung früherer Erfahrungen anstehende Lösungen<br />
beför<strong>der</strong>n bzw. blockieren kann.<br />
UMBRUCH IN DER ORGANISATION. Innerhalb von wenigen Monaten wurden in<br />
<strong>der</strong> Ehe- und Sexualberatung 4 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie<br />
eine Honorarmitarbeiterin in den Ruhestand verabschiedet. Wir sind sehr froh, dass die<br />
frei gewordenen Planstellen mit kompetenten jungen Kolleginnen und Kollegen wie<strong>der</strong><br />
besetzt werden konnten. Nun gilt es, eine neue Balance zu finden, zwischen dem, was<br />
sich in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Stelle bewährt hat, und dem, was an Neuem hinzukommt.<br />
Anzahl <strong>der</strong> Personen 981<br />
davon Männer 466 (48%)<br />
davon Frauen 515 (52%)<br />
davon aus bikulturellen Beziehungen 169 (17%)<br />
Anzahl <strong>der</strong> Fälle 576<br />
davon Einzelberatung 171 (30%)<br />
davon Paarberatung 405 (70%)<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Beratungskontakte 3.953<br />
davon Einzelberatung 1.291 (33%)<br />
davon Paarberatung 2.662 (67%)<br />
Dorothee Glückler<br />
12 |13
erziehungsberatung<br />
HAUSBESUCH BEIM JUGENDAMT<br />
Die Zusammenarbeit zwischen <strong>der</strong> „institutionellen Erziehungsberatung“ und dem Jugendamt,<br />
also <strong>der</strong> „öffentlichen Jugendhilfe“ hat sich aus mehreren Gründen in den letzten<br />
Jahren intensiviert. Wir skizzieren hier einige Aspekte dieser Entwicklung und begründen,<br />
weshalb wir diese Zusammenarbeit im Jahr <strong>2009</strong> zum Gegenstand eines Jahresziels<br />
gemacht haben.<br />
In Frankfurt am Main ist die sozialräumliche Zuordnung <strong>der</strong> 15 Erziehungsberatungsstellen<br />
zu den 12 Sozialrathäusern in den sog. Orientierungsempfehlungen geregelt: Sie<br />
verknüpfen die Zuständigkeiten <strong>der</strong> Sozialrathäuser für bestimmte Stadtteile mit den<br />
Zuständigkeiten <strong>der</strong> Erziehungsberatungsstellen, sodass jedem Sozialrathaus eine o<strong>der</strong><br />
mehrere Erziehungsberatungsstellen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen – und<br />
umgekehrt. Demzufolge ordnet sich die Erziehungsberatung im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> den<br />
Sozialrathäusern Dornbusch und Bornheim zu. Mit ihnen arbeiten wir fallbezogen zusammen,<br />
wenn es um die Unterstützung von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und ihrer Familien<br />
geht, die in den entsprechenden Stadtteilen wohnen, und Unterstützung bei<strong>der</strong> Institutionen<br />
bedürfen.<br />
WANN EMPFEHLEN DIE JUGENDÄMTER DEN FAMILIEN ERZIEHUNGS-<br />
BERATUNG? EIN BESONDERER ZUGANG ZUR ERZIEHUNGSBERATUNG.<br />
Als Erziehungsberatungsstelle bemühen wir uns, Familien, Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und junge<br />
Erwachsene aus allen Schichten und Bevölkerungsgruppen zu unterstützen und bei <strong>der</strong><br />
Bewältigung ihrer oft erdrückenden Probleme zu helfen.<br />
Viele Familien jedoch kennen Erziehungsberatung als „Dienstleistungsangebot“ gar nicht<br />
o<strong>der</strong> sehen sie für sich nicht als passend an. Damit stellt sich die Frage, welche Zugangswege<br />
wir ihnen eröffnen müssen, um die Teilhabe aller an <strong>der</strong> psychosozialen Versorgung<br />
zu verbessern. Hier setzen wir u.a. auf die gute Zusammenarbeit mit den Jugendämtern:<br />
Wir sind davon überzeugt, dass die Arbeitsweise in <strong>der</strong> Erziehungsberatung gerade bei<br />
schwer bzw. mehrfach belasteten Familien sich sehr gut eignet, die Arbeit des Jugendamtes<br />
zu ergänzen und nachhaltige Prozesse bei den Ratsuchenden anzustoßen.<br />
Eltern, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche haben ein Recht auf Unterstützung,<br />
Beratung und Begleitung in Erziehungsberatungsstellen bei<br />
- Fragen zum Zusammenleben in <strong>der</strong> Familie,<br />
- Schul- und Leistungsschwierigkeiten,<br />
- Konflikten in <strong>der</strong> Familie, in <strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> im Freundeskreis,<br />
- Trennung und Scheidung bzw. bei Sorge- und Umgangsrechtsfragen.<br />
Im Kirchenladen in <strong>der</strong> Innenstadt bieten wir jeweils am 2. Samstag<br />
des Monats eine „Offene Sprechstunde“ an, um über Erziehungsprobleme<br />
zu sprechen.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
DIE GESETZGEBUNG UND DIE BELANGE DER KINDER. Etliche Än<strong>der</strong>ungen<br />
z.B. im Familienrecht und im Kin<strong>der</strong>schutz hatten u.a. zur Folge, dass die Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> Jugendämter und Erziehungsberatung quantitativ deutlich zugenommen hat.<br />
Die in den letzten Jahren teilweise dramatische Weiterentwicklung in <strong>der</strong> Gesetzgebung<br />
erfor<strong>der</strong>t jedoch auch eine an<strong>der</strong>e Qualität <strong>der</strong> Kooperation im Einzelfall. Diesen Entwicklungen<br />
fehlt allerdings das Äquivalent in <strong>der</strong> personellen Ausstattung; deshalb<br />
konnten sie teilweise organisatorisch bzw. fachlich nicht so systematisch vorbereitet und<br />
umgesetzt werden, wie dies dem Geist <strong>der</strong> Gesetze, Verordnungen und Richtlinien entspräche.<br />
Also muss bei allen fachlichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen, wie sie beispielsweise<br />
im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Reform in <strong>der</strong> Familiengesetzgebung stattfinden, unseres<br />
Erachtens immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Blick bewusst auf die betroffenen Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen<br />
gerichtet werden: Für sie gilt es, die richtige Hilfe zu entwickeln, gerade und beson<strong>der</strong>s<br />
dann, wenn ihre Situation und die damit verbundene Problematik bedrohlich ist und<br />
ausweglos erscheint.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
KONTAKTAUFNAHME UND GESPRÄCHE MIT DEM JUGENDAMTTEAM.<br />
Das Team <strong>der</strong> Erziehungsberatung im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> hatte sich für das Jahr <strong>2009</strong><br />
vorgenommen, Gespräche mit den Jugendamt-Teams wie<strong>der</strong> aufzunehmen, jenseits <strong>der</strong><br />
jeweils laufenden Kooperationsaktivitäten in <strong>der</strong> Arbeit mit den Familien. Realisieren ließen<br />
sich zwei Treffen mit einem <strong>der</strong> für uns zuständigen Jugendamt-Teams.<br />
FAZIT. Wir sind überzeugt, dass die Kooperation mit dem Jugend- und Sozialamt ebenso<br />
wie beraterische Kompetenzen zum festen fachlichen Repertoire unserer Arbeit gehört.<br />
Je höher die Belastung <strong>der</strong> Familien, je komplexer die Aufgabenstellung in den Einrichtungen<br />
und Ämtern, desto wichtiger ist das verlässliche und transparente Fundament<br />
für die wahrlich oft schwierigen Arbeits- und Zusammenarbeitsprozesse im Einzelnen.<br />
Weil wir davon überzeugt sind, dass es geht und dass vor allem die Familien davon profitieren,<br />
werden wir immer wie<strong>der</strong> solche <strong>Haus</strong>besuche machen o<strong>der</strong> zu diesen einladen.<br />
Renate Maurer-Hein<br />
Bestand am 31.12.2008 (Familien) 88<br />
Neuzugänge im Jahr <strong>2009</strong> (Familien) 278<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Fälle (Familien), die im Jahr <strong>2009</strong> 366<br />
in <strong>der</strong> Beratung waren<br />
Bestand am 31.12.<strong>2009</strong> (Familien) 75<br />
Bei den Neuzugängen hatten einen Migrationshintergrund 84<br />
(Definition: Ausländische Herkunft eines o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Elternteile)<br />
Der Kontakt zur Erziehungsberatungsstelle bei den Neuzugängen 32<br />
wurde angeregt: ... durch das Jugendamt<br />
... durch sonstige Fachkräfte aus dem Jugendhilfebereich 20<br />
14 |15
telefonseelsorge & krisen- und lebensberatung<br />
BERATUNG OHNE BARRIEREN<br />
Die Arbeit <strong>der</strong> Beratungsstelle war im Jahr <strong>2009</strong> geprägt von einer hohen Nachfrage in<br />
allen Arbeitsbereichen: <strong>der</strong> Telefonseelsorge, <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde, <strong>der</strong> Krisen- und<br />
Lebensberatung und – langsam beginnend, weil neu eingerichtet – <strong>der</strong> Online-Beratung.<br />
Schwerpunkte in diesem Bericht sind zwei beson<strong>der</strong>e Anlässe:<br />
• In <strong>der</strong> Telefonseelsorge konnten wir <strong>2009</strong> zehn Jahre Tätigkeit von ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern feiern.<br />
• Die Offene Sprechstunde blickte auf ihr fünfjähriges Bestehen zurück.<br />
DIE EHRENAMTLICHE MITARBEIT IN DER TELEFONSEELSORGE. Nachdem<br />
unsere Stelle 1957 als erste katholische Telefonseelsorgestelle in Deutschland gegründet<br />
worden war, wurden erstmals im Jahr 1999 auch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit <strong>der</strong> Beratungsarbeit am Telefon beauftragt. Das brachte Verän<strong>der</strong>ung<br />
und Bereicherung mit sich. Die zunehmende Mitarbeiterzahl – inzwischen arbeiten 45<br />
Personen in <strong>der</strong> Telefonseelsorge, davon 32 Ehrenamtliche, die etwa 50% <strong>der</strong> Dienstzeit<br />
übernehmen – erfor<strong>der</strong>t größere organisatorische Anstrengungen, bringt aber auch eine<br />
neue Vielfalt und Lebendigkeit in die Arbeit: 45 Menschen mit ihren jeweils eigenen persönlichen<br />
Lebenserfahrungen, konzeptionellen Vorstellungen und Erwartungen, 45<br />
Menschen, die sich alle in den gleichen Diensträumen <strong>der</strong> Telefonseelsorge wohlfühlen<br />
wollen und sollen, 45 Menschen, die bereit sind, sich den vielfältigen Bedürfnissen und<br />
oft riesigen Erwartungen <strong>der</strong> Anrufer/innen zu stellen und dabei ihre jeweils eigene gute<br />
Mischung aus Einfühlung und Abgrenzung zu finden – das ist ein komplexer Mikrokosmos,<br />
facettenreich, bunt und oftmals sehr originell.<br />
Alle Beteiligten – ehrenamtliche, hauptamtliche und Honorarmitarbeiter/innen, wie auch<br />
die Verantwortlichen des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> – blicken dankbar auf diese 10 Jahre zurück<br />
und erwartungsvoll in die Zukunft. Es ist eine große Herausfor<strong>der</strong>ung, 24 Stunden<br />
am Tag, 7 Tage in <strong>der</strong> Woche und 365 Tage im Jahr eine Notrufleitung besetzt und die<br />
Bereitschaft wach zu halten, mit jedem Klingeln des Telefons sich auf eine neue Person,<br />
eine neue Welt und ungeahnte Interaktionserfahrungen einzulassen.<br />
Anlässlich <strong>der</strong> Feier zur 10-jährigen Mitarbeit <strong>der</strong> Ehrenamtlichen konnten wir 8 neue<br />
Ehrenamtliche aufnehmen, die ihre einjährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatten.<br />
Die „Telefonseelsorge & Krisen- und Lebensberatung“ ist eine Beratungsstelle<br />
für Menschen, die sich in akuten psychischen Krisen befinden o<strong>der</strong> die<br />
eine vertiefte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit sich und ihrem Leben anstreben.<br />
- In <strong>der</strong> Telefonseelsorge sind wir rund um die Uhr erreichbar.<br />
- Die Offene Sprechstunde ist geöffnet montags bis freitags 11-13 Uhr<br />
und 15-18 Uhr im Erdgeschoss des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong>.<br />
- Für beraterische Gesprächsreihen werden Termine individuell vereinbart.<br />
- Die Online-Beratung finden Sie über unsere Homepage (www.hdv-ffm.de).<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
5 JAHRE OFFENE SPRECHSTUNDE. Am 1. Januar 2005 starteten wir die „Offene<br />
Sprechstunde Krisen- und Lebensberatung“ mit täglich 5 Stunden Öffnungszeit. Sie trat<br />
die Nachfolge des Ende 2004 geschlossenen ökumenischen „Beratungsdienst Hauptwache“<br />
an, <strong>der</strong> dort seit Dezember 1968 zu erreichen gewesen war. Schon im ersten Jahr<br />
kamen etwa ebenso viele Menschen in die Offene Sprechstunde wie in den Jahren zuvor<br />
jeweils in den Beratungsdienst Hauptwache gekommen waren. Das überraschte uns positiv.<br />
In den folgenden Jahren stieg die Besucherzahl <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde weiter<br />
kontinuierlich an, und im Jahr <strong>2009</strong> gab es nochmals eine gewaltige Steigerung auf 703<br />
Personen (vgl. Grafik). Hinsichtlich des Standorts veranlasste uns dies zu <strong>der</strong> Hypothese,<br />
dass für ein „offenes“ Beratungsangebot die zentrale Innenstadtlage und <strong>der</strong> Stil eines<br />
„Ladens“ nicht die einzige Option zu sein scheinen. Vielmehr dürften die etwas<br />
diskretere Lage des <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> am Innenstadtrand und die Anbindung an<br />
800<br />
ein ohnehin existierendes Beratungszentrum för<strong>der</strong>lich sein. Allerdings ist auf <strong>der</strong> 600<br />
an<strong>der</strong>en Seite die fußläufige Erreichbarkeit aus <strong>der</strong> Innenstadt offenbar wichtig – 400<br />
eine vergleichbare Initiative eines an<strong>der</strong>en Trägers einige Kilometer außerhalb <strong>der</strong> 200<br />
Innenstadt fand wenig Resonanz. Zudem dürfte die Vernetzung mit <strong>der</strong> City-Pastoral<br />
an Liebfrauen („Vier Offene Türen“) hilfreich<br />
0<br />
sein.<br />
Inhaltlich gibt es eine Kontinuität <strong>der</strong> Themen, bei denen Beziehungsfragen weiterhin<br />
den zentralen Stellenwert einnehmen, ebenso aber auch durch Arbeit o<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />
hervorgerufene Probleme sowie psychische Störungen unterschiedlichster Art.„<br />
Die Online-Beratung, die als ein „Innovationsprojekt“ vom Bistum geför<strong>der</strong>t wird, ist eine<br />
Chat-Beratung, d.h. Interessierte können sich zu einem bestimmten Termin anmelden<br />
und dann via Internet mit einem Berater o<strong>der</strong> einer Beraterin ihre Themen „besprechen“.<br />
Auswertbare Erfahrungen dürften zum Ende des Jahres 2010 vorliegen.<br />
Dr. Peter Rottlän<strong>der</strong><br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
Klienten in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde<br />
311<br />
397 391<br />
465<br />
703<br />
2005 2006 2007 2008 <strong>2009</strong><br />
„Lebbe geht wei<strong>der</strong> – das soll ein Trost sein. Wenn ich vom Arbeitsamt komme und mich<br />
schäme, keine Arbeit zu haben, dann denke ich oft: Das ist eine traurige Sache: Lebbe<br />
geht wei<strong>der</strong> – ohne mich.“ (45 jähriger Arbeitsloser in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde).<br />
Telefonseelsorge<br />
Anzahl <strong>der</strong> Anrufe 17.125<br />
Durchschnitliche Anzahl <strong>der</strong> Anrufe pro Tag 47<br />
Offene Sprechstunde Krisen- und Lebensberatung<br />
Anzahl <strong>der</strong> Besucher <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde 703<br />
Anzahl <strong>der</strong> Fälle in <strong>der</strong> Offenen Sprechstunde 566<br />
Beratungsprozesse<br />
Anzahl <strong>der</strong> durchgeführten Beratungsstunden 2.023<br />
Anzahl <strong>der</strong> Fälle in Beratungsprozessen 298<br />
Anzahl <strong>der</strong> Personen 329<br />
16 |17
ambulante hilfen zur erziehung<br />
EXISTENTIELLE SORGEN<br />
ÜBERNEHMEN DAS RUDER<br />
DIE NEUERUNGEN UND THEMEN IN <strong>2009</strong>. Mit Beginn des Jahres <strong>2009</strong> haben<br />
wir die Erziehungsbeistandschaft (§30 SGB VIII) in unseren Angebotskatalog aufgenommen.<br />
Diese Hilfeform ermöglicht es, auch jüngere Kin<strong>der</strong> durch intensive Einzelarbeit zu<br />
unterstützen, wenn die Eltern sich mit den speziellen Entwicklungsbedürfnissen ihres<br />
Kindes überfor<strong>der</strong>t fühlen. Von Anfang an hatten wir zahlreiche Anfragen für die EBST.<br />
Die Konzeption <strong>der</strong> Aufsuchenden Familientherapie konnte erfolgreich mit dem Jugendamt<br />
verabschiedet werden, wobei die Verhandlungen über eine geeignete Finanzierung noch<br />
ausstehen. Das Angebot wird mittlerweile von allen Sozialrathäusern genutzt.<br />
Im Sommer starteten wir die Nachbefragungen bei den Sozialarbeiter/innen im Jugendamt,<br />
um jeweils nach Beendigung eines Falles zu erfahren, wie sie die Qualität unserer<br />
Zusammenarbeit bewerten. Wenn eine ausreichende Anzahl an Rückmeldungen vorliegt,<br />
werden wir eine erste Auswertung vornehmen.<br />
Im Laufe des Jahres haben wir unser Team auf nun 19 Mitarbeiter/innen erweitert. Im<br />
September haben wir erstmals eine Jahrespraktikantin eingestellt, die sich mittlerweile<br />
gut eingelebt hat und uns mit neuen Ideen bereichert.<br />
Im Oktober zog unser Team in neue Räume im <strong>Haus</strong> A um. Es gab ein „Einstandsfest“ für<br />
alle Kolleg/innen im <strong>Haus</strong>. Wir erleben unsere neuen Räumlichkeiten als weitaus geeigneter<br />
auch für die Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen.<br />
Wir hatten im vergangenen Jahr so viele Anfragen wie nie zuvor: 258. Trotz <strong>der</strong> Erweiterung<br />
<strong>der</strong> personellen Kapazitäten konnten wir aber nur 56 Aufträge annehmen. Von<br />
an<strong>der</strong>en Trägern wird Ähnliches berichtet, und es stellt sich die Frage: Wie viele <strong>der</strong><br />
Familien, die offensichtlich Hilfe benötigen, erhalten tatsächlich Unterstützung und was<br />
passiert mit denen, für die keine Hilfe eingerichtet werden kann?<br />
„Ich hatte gelernt, einigermaßen mit dem Geld auszukommen. Dann ging <strong>der</strong><br />
Kühlschrank kaputt. Jetzt muss ich 30,– € monatlich abbezahlen. Soviel brauche ich<br />
im Monat für Windeln.“ (Mutter von zwei kleinen Kin<strong>der</strong>n)<br />
Die Ambulanten Hilfen zur Erziehung umfassen:<br />
Sozialpädagogische Familienhilfe stärkt Eltern in ihrer Erziehungskompetenz.<br />
Aufsuchende Familientherapie arbeitet insbeson<strong>der</strong>e an<br />
<strong>der</strong> Beziehungsdynamik <strong>der</strong> Familie.<br />
Sozialpädagogische Lernhilfe – und die Kleingruppen an Schulen –<br />
för<strong>der</strong>n vor allem Lernkompetenzen. Erziehungsbeistandschaft dient<br />
<strong>der</strong> Bewältigung von Entwicklungsproblemen.<br />
Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung unterstützt<br />
Jugendliche ab 14 Jahren bei <strong>der</strong> Entwicklung von Perspektiven für<br />
ein eigenständiges Leben.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
IM BESONDEREN FOKUS: UNSERE ARBEIT IM KONTEXT VON HARTZ IV.<br />
Viele Familien, mit denen wir arbeiten, leben von staatlicher Unterstützung. Dies ist im<br />
Prinzip nichts Neues – aber die existenzielle Lage <strong>der</strong> Familien ist brisanter geworden.<br />
DER REGELSATZ VON HARTZ IV REICHT GERADE ZUM LEBEN. Sparen kann man davon<br />
nicht, um z.B. den Kin<strong>der</strong>n das notwendige Paar Schuhe o<strong>der</strong> die Winterjacke kaufen zu<br />
können. Größere Ausgaben fallen immer wie<strong>der</strong> an: Kin<strong>der</strong> wachsen, ihre Bedürfnisse<br />
verän<strong>der</strong>n sich, es geht etwas kaputt. Einmalige Beihilfen wie in <strong>der</strong> Sozialhilfe gibt es<br />
nicht mehr. Und geht die Waschmaschine kaputt, gibt es eine neue (gebrauchte!) nur auf<br />
Pump. Das – freilich zinslose – Darlehen kann in Raten ans Jobcenter zurückgezahlt werden,<br />
was die monatlichen Einkünfte weiter verringert. Es droht Verschuldung.„<br />
KOMPLIZIERTE STRUKTUREN IM JOBCENTER. Die häufig wechselnden Sachbearbeiter/innen<br />
sind i.d.R. nur über eine Hotline mit dortiger Terminabsprache erreichbar.<br />
Viele Menschen, und gerade solche, die Probleme mit <strong>der</strong> deutschen Sprache haben,<br />
fühlen sich in diesen unpersönlichen Strukturen verloren. Mindestens halbjährlich müssen<br />
umfangreiche neue Anträge ausgefüllt werden, <strong>der</strong>en Sprache nicht verstanden wird.<br />
Für uns bedeutet dies: Wir benötigen viel Zeit für die Unterstützung <strong>der</strong> Existenzsicherung<br />
<strong>der</strong> Familie, während z.B. Erziehungsfragen in den Hintergrund treten.<br />
BERUFLICHE PERSPEKTIVLOSIGKEIT. In unserer Gesellschaft hat die Definition <strong>der</strong><br />
eigenen Person über den Beruf eine große Bedeutung. Was du arbeitest, <strong>der</strong> bist du!<br />
Menschen, die schon lange arbeitsuchend sind, kämpfen mit erheblichen Selbstzweifeln.<br />
Beson<strong>der</strong>s Migranten, Alleinerziehende o<strong>der</strong> Menschen mit geringer Schulbildung stellen<br />
sich die oft hoffnungslose Frage: Wo finde ich überhaupt eine Arbeit, von <strong>der</strong> ich jemals<br />
ohne ergänzende Unterstützung leben kann?<br />
UNSER ARBEITSANSATZ. Wie in allen Lebensbereichen geht es uns auch in Bezug auf<br />
das Thema Arbeit und Jobcenter zunächst um die Stärkung des Selbstbewusstseins. Wir<br />
arbeiten gemeinsam daran, dass die Tatsache <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen<br />
Belastungen nicht als persönliches Versagen, son<strong>der</strong>n als gesellschaftliches<br />
Problem verstanden werden können. Wir ermutigen zur Vernetzung, indem wir Kontakt<br />
zu entsprechenden Beratungsstellen und Initiativen herstellen. Wir unterstützen durch<br />
Aufklärung über Rechte und bei Bedarf durch konkrete Hilfestellung bei Anträgen o<strong>der</strong><br />
im Kontakt mit <strong>der</strong> Sachbearbeiterin. Geleitet werden wir dabei immer von dem Ziel erfahrbarer<br />
Selbstwirksamkeit. Selbstbewusste und selbständige Eltern können letztlich<br />
auch ihrer Erziehungsaufgabe besser gerecht werden.<br />
Mechthild Saxler<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
Fallanzahl insgesamt 97<br />
davon SPFH 36<br />
davon AFT 20<br />
davon EBST 16<br />
davon ISEB 2<br />
davon SPLH 23<br />
Familien mit Migrationshintergrund 55<br />
Face-to-face-Kontakte in Stunden 9.642<br />
Kin<strong>der</strong> in Lerngruppen an Schulen 27<br />
davon mit Migrationshintergrund 27<br />
18 |19
tagesgruppen<br />
FAMILIEN IM FOKUS<br />
KURZBESCHREIBUNG DER EINRICHTUNG. Die Tagesgruppen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Volksarbeit</strong> e.V. sind teilstationäre Jugendhilfemaßnahmen nach § 32 SGB VIII (Lichtblick<br />
und Mittendrin) sowie nach §32 in Verbindung mit §35a SGB VIII (Aktiv). Das wichtigste<br />
Ziel <strong>der</strong> Tagesgruppen ist es, den Verbleib <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in den Familien zu sichern.<br />
Dieses Ziel wird erreicht durch die Unterstützung <strong>der</strong> Eltern und Kin<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Bewältigung<br />
familiärer Probleme und krisenhafter Entwicklungen. Dies geschieht durch Beratung<br />
<strong>der</strong> Eltern, soziales Lernen in <strong>der</strong> Gruppe, das Begleiten <strong>der</strong> schulischen För<strong>der</strong>ung und<br />
das Verstärken angemessener sozialer Kompetenzen. In <strong>der</strong> Elternberatung wird nach<br />
dem systemischen Ansatz, im Gruppendienst nach verhaltenstherapeutischem Konzept<br />
gearbeitet. Das in Zusammenarbeit mit dem psychologischen Dienst <strong>der</strong> Tagesgruppen<br />
entwickelte Verstärkersystem unterstützt und dokumentiert die individuelle Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />
Seit dem Jahre 1992 leisten die Tagesgruppen diese erzieherischen Hilfen für Familien.<br />
Bis zu 33 Familien erhalten Unterstützung. Die jüngsten Kin<strong>der</strong> im Alter zwischen 6 und<br />
12 Jahren besuchen die Tagesgruppe Lichtblick, das Betreuungsalter <strong>der</strong> Tagesgruppe<br />
Mittendrin erstreckt sich von 12 bis 16 Jahren. Die Tagesgruppe Aktiv bietet Platz für<br />
junge Menschen zwischen 10 und 16 Jahren.<br />
Das Jahr <strong>2009</strong> war für die Tagesgruppen stark geprägt durch die Planungen einer neuen<br />
Tagesgruppe, hierzu wurden die vorhandenen Erfahrungen in <strong>der</strong> Tagesgruppenarbeit<br />
genutzt und weiter entwickelt. Für den Umgang mit den Familien wurden das Konzept<br />
<strong>der</strong> Familienberatung und das Verstärkersystem <strong>der</strong> Tagesgruppen überarbeitet. Das<br />
Team <strong>der</strong> Tagesgruppen formulierte seine Qualitätsstandards. Schwerpunkte in <strong>der</strong><br />
Arbeit mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen waren die Weiterentwicklung von Ritualen, die<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> Beteiligungsrechte und die Gestaltung des Alltags.<br />
„S. (17Jahre) im Abschlussgespräch: „Ich weiß, dass ich was kann, weil jetzt mache<br />
ich meinen Hauptschulabschluss. Vorher habe ich mich nichts getraut. Es ist komisch,<br />
wenn sich so Leute um einen kümmern, eigentlich müssen die das ja nicht.“<br />
Die Tagesgruppen leisten Hilfe zur Erziehung nach § 32 SGB VIII sowie<br />
Einglie<strong>der</strong>ungshilfe für seelisch behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
nach §35a SGB VIII. Ein Team von Fachkräften unterstützt 33 Familien<br />
mit Kin<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Bewältigung ihres Alltags. Die Kin<strong>der</strong> kommen<br />
wochentags nach <strong>der</strong> Schule in die Tagesgruppe. Die Abende und die<br />
Wochenenden verbringen sie zu <strong>Haus</strong>e in ihren Familien.<br />
Die Tagesgruppen:<br />
Lichtblick: 12 Plätze für Kin<strong>der</strong> zwischen 6 und 12 Jahren.<br />
Mittendrin: 14 Plätze für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche von 12 bis 16 Jahren.<br />
Aktiv: 7 Plätze für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
PROJEKTARBEIT. Das Projekt SOZIALTRAINING ging im Jahr <strong>2009</strong> mit folgenden<br />
Zielen in seinen zweiten Durchlauf:<br />
• Entwicklung des Hilfeverhaltens,<br />
• Entwicklung <strong>der</strong> Fähigkeiten zur Konfliktschlichtung,<br />
• Entwicklung <strong>der</strong> kommunikativen Fähigkeiten,<br />
• Entwicklung <strong>der</strong> „Sekundärtugenden“,<br />
• Entwicklung des schulischen Engagements.<br />
Das Stadterkundungsprojekt MAIN(E) STADT IS MY CASTLE hatte folgende Inhalte/Ziele:<br />
• Orientierung in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt-Main,<br />
• Sicht auf die Stadt vom Messeturm gesehen und fotografiert,<br />
• wo ist <strong>der</strong> Stadtteil, in dem ich lebe,<br />
• Collage <strong>der</strong> Fotos,<br />
• Stadt-Rallye.<br />
Das Fußballprojekt ist ein fester Bestandteil unserer Tagesgruppenarbeit. Teamwork und<br />
Fairness können in diesem Sport optimal vermittelt werden. Im Projekt Bewegungsspiele<br />
werden motorische Fertigkeiten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> spielerisch geför<strong>der</strong>t.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
EVALUATION. Im Mai <strong>2009</strong> wurde innerhalb <strong>der</strong> Abteilung Mittendrin die Evaluation <strong>der</strong><br />
Tagesgruppen überarbeitet. Im Abstand von 6 Monaten wird für jedes Kind <strong>der</strong> Tagesgruppe<br />
eine Fragebogenerfassung aus allen Lebensbereichen des Kindes durchgeführt.<br />
Primäres Messinstrument ist dabei <strong>der</strong> „Strengths and Difficulties Questionnaire“ (SDQ-D)<br />
in <strong>der</strong> deutschen Form. Zusätzlich wurden die Mitarbeiter des Jugendamtes mit Hilfe<br />
einer abgestuften Skala zu ihrer Zufriedenheit in Bezug auf unterschiedliche Aspekte<br />
<strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Tagesgruppe befragt. (siehe Grafik nächste Seite)<br />
20 |21
tagesgruppen<br />
Die hierdurch gewonnenen Daten wurden mit <strong>der</strong> inhaltlichen Entwicklung <strong>der</strong> Hilfeplanziele<br />
und mit dem individuellen Verlauf eines Kindes im Verstärkersystem <strong>der</strong> Tagesgruppe<br />
in Zusammenhang gebracht. Das hierdurch entstehende Bild gibt deutliche<br />
Informationen zur Entwicklung <strong>der</strong> Hilfemaßnahme mit dem Kind.<br />
VERSTÄRKERSYSTEM. Die Tagesgruppe Mittendrin verwendet ein eigens entwickeltes<br />
Verstärkersystem in Form von Punkteplänen, die täglich von den Pädagoginnen und<br />
Pädagogen für die Kin<strong>der</strong> vergeben werden. Die erreichten Punkte können am Ende je<strong>der</strong><br />
Woche in Taschengeld eingetauscht werden. Das Punktesystem ist in 5 Stufen unterteilt,<br />
die im Zeitraum <strong>der</strong> Hilfemaßnahme von den Kin<strong>der</strong>n durchlaufen werden. Durch das<br />
Erreichen einer bestimmten Punktezahl erfolgt ein Wechsel in die nächste Stufe, <strong>der</strong> mit<br />
<strong>der</strong> Möglichkeit verbunden ist, mehr Taschengeld zu ‘verdienen’.<br />
Der Punkteplan beinhaltet Items zu „Sozialverhalten“, „Schule“, „Gruppenverhalten“,<br />
„Extrafähigkeiten“, „beson<strong>der</strong>e Leistungen“ und einen „Hilfecontainer“, <strong>der</strong> eine individuelle<br />
Anpassung an konkrete Hilfeplanziele ermöglicht. Jedes Item kann mit max. 3 Punkten<br />
bewertet werden, sodass Teilerfolge <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> berücksichtigt werden können.<br />
Neben dem Feedback in Form <strong>der</strong> Höhe des erworbenen Taschengeldes erhalten die<br />
Kin<strong>der</strong> regelmäßige grafische Rückmeldungen über ihre Fortschritte. Im Februar <strong>2009</strong><br />
wurde das bislang bestehende Punktesystem überarbeitet und angepasst.<br />
KINDERSCHUTZWOCHE. Neben den üblichen Formen zur Sicherstellung <strong>der</strong> Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen im Tagesgruppenalltag, wie Gruppensprecherwahlen<br />
und Vollversammlungen, stand im Jahr <strong>2009</strong> das Wahrnehmen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>rechte im Focus.<br />
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens <strong>der</strong> UN-Kin<strong>der</strong>rechtskonvention fand in <strong>der</strong><br />
Orangerie des Kin<strong>der</strong>schutzbundes im September <strong>2009</strong> eine Aktionswoche zu dem Thema<br />
„Frankfurter Kin<strong>der</strong> lernen ihre Rechte kennen“ statt. Die Tagesgruppen waren in dieser<br />
„D. (12 Jahre) im Hilfeplangespräch: ihm gefalle „eigentlich alles, aber am Besten sind<br />
die Ferien, weil wir dann selbst kochen, ... eine „Lecker-Schmecker-Tagesgruppe.“<br />
Frau L. in einem Hilfeplangespräch: „Für S. war die Tagesgruppe das Beste was ihr<br />
passieren konnte. Sie hat sich sehr zum Positiven verän<strong>der</strong>t.“<br />
Frau B., Mitarbeiterin eines Frankfurter Sozialrathaus, <strong>der</strong>en Anfrage negativ beschieden<br />
werden musste: „Ich warte lieber ein halbes Jahr auf einen Platz bei Ihnen, da weiß<br />
ich, was ich bekomme.“<br />
Zeitdauer <strong>der</strong> Hilfemaßnahme<br />
T1 6 Monate T2 6 Monate T3 6 Monate T4<br />
etc.<br />
S<br />
D<br />
Q<br />
mmmm<br />
Lehrer<br />
Eltern<br />
Pädagogen<br />
Kind<br />
S<br />
D<br />
Q<br />
mmmm<br />
Lehrer<br />
Eltern<br />
Pädagogen<br />
Kind<br />
S<br />
D<br />
Q<br />
mmmm<br />
Lehrer<br />
Eltern<br />
Pädagogen<br />
Kind<br />
S<br />
D<br />
Q<br />
mmmm<br />
Lehrer<br />
Eltern<br />
Pädagogen<br />
Kind<br />
m<br />
Emotionale Probleme + Verhaltensauffälligkeiten + Hyperaktivität + Probleme mit Gleichaltrigen<br />
+ Prosoziales Verhalten + Gesamtproblemwert<br />
m<br />
Problemwahrnehmung<br />
in unterschiedlichen<br />
Lebensbereichen<br />
m<br />
m<br />
Verlaufskontrolle<br />
<strong>der</strong> Intervention<br />
+<br />
Anpassung<br />
<strong>der</strong> Intervention<br />
Externer Vergleich mit Hilfeplanentwicklung und Punktesystem<br />
m<br />
m<br />
m<br />
m<br />
Ergebniskontrolle<br />
<strong>der</strong> Intervention<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
Woche für das kindliche Recht auf Bewegung verantwortlich und stellten ihr psychomotorisches<br />
Bewegungstraining vor. Besucher konnten durch das Betrachten von Fotos an<br />
einer Infowand und das Ausprobieren von Bewegungsangeboten eine Vorstellung des<br />
Bewegungstrainings <strong>der</strong> Tagesgruppen erlangen.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
RITUALE. Die Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> ist durch<br />
den Einsatz von Ritualen geprägt. Der Abschluss des Tages wird beispielsweise durch<br />
die Punktebesprechung des Verstärkersystems gestaltet.<br />
Um die Aufnahme in die Tagesgruppen zu realisieren, gibt es Eingangsgespräche, Probewochen<br />
und Hilfepläne. Allerdings sind dies keine kindgerechten Hilfsmittel. Vor allem den<br />
Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Tagesgruppe Lichtblick soll durch ein neues Begrüßungsritual die Aufnahme<br />
in die Tagessgruppe erleichtert werden.<br />
ALLTAG. Auch im Sommer <strong>2009</strong> waren alle Tagesgruppen auf einer Sommerfreizeit.<br />
Während die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen von Aktiv und Mittendrin eine ganze Woche verreisten,<br />
waren die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tagesgruppe Lichtblick nur drei Tage unterwegs. Das Sommerfest<br />
feierten alle Tagesgruppen gemeinsam am letzten Schultag des Schuljahres<br />
2008/09. Das Team <strong>der</strong> Tagesgruppen wurde hierbei durch den Einsatz des Spielmobils<br />
vom Abenteuerspielplatz Rie<strong>der</strong>wald e.V. unterstützt.<br />
Das alljährliche Weihnachtsfest <strong>der</strong> Tagesgruppe Mittendrin fand in verän<strong>der</strong>ter Form<br />
statt. Die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen gestalteten einen Weihnachtsmarkt. An den verschiedenen<br />
Ständen konnten selbstgebastelte Weihnachtskugeln und Weihnachtskarten erworben<br />
werden, für den leiblichen Genuss gab es Waffeln, Kuchen, Kaffee und Punsch.<br />
Die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen waren mit viel Engagement dabei, schließlich war <strong>der</strong> Erlös<br />
einem Besuch in einem Erlebnisbad in den Weihnachtsferien zugedacht.<br />
Seit Oktober <strong>2009</strong> gehört zu dem Team <strong>der</strong> Tagesgruppen ein Zivildienstleisten<strong>der</strong>.<br />
Jahresauslastung 100 %<br />
Anzahl <strong>der</strong> betreuten Familien 47<br />
davon Neuaufnahmen 13<br />
Entlassungen 14<br />
Migrationhintergrund 33<br />
Lebend mit alleinerziehendem Elternteil 25<br />
Lebend in Patchwork-Familien 6<br />
Einzelkind 4<br />
Familienberatung<br />
878 Stunden<br />
Karin Karalus und Ralf Allmann<br />
22 |23
initiative allenstein<br />
AUF DEM WEG ZUR<br />
SELBSTBESTIMMUNG<br />
„Die Initiative Allenstein ist eine Gruppe von Menschen verschiedenen Alters, die ihr Leben<br />
selbstständig gestalten. Einige von uns haben Einschränkungen bzw. Handicaps.“<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Initiative Allenstein (IAL) definieren in diesem Satz sich selbst und ihre<br />
Selbsthilfegruppe. Die Dynamik <strong>der</strong> Selbsthilfe und die sozialarbeiterische Begleitung<br />
stehen in einem ständigen Wechselverhältnis: <strong>2009</strong> hat sich <strong>der</strong> Selbsthilfegedanke weiter<br />
institutionalisiert und das Mitarbeiterteam hat seine Arbeit weiter konzipiert.<br />
SOZIALE ARBEIT: KONZEPTENTWICKLUNG. Die Weiterentwicklung des Konzeptes<br />
bei <strong>der</strong> IAL war aus zwei Gründen notwendig geworden: Einerseits ist in dem<br />
Arbeitsfeld in den letzten Jahren durch die Inklusionsperspektive und die sozialpolitisch<br />
neue Orientierung am Selbstbestimmungsbegriff die Berufsrolle Sozialer Arbeit in Bewegung<br />
geraten. An<strong>der</strong>erseits hat die Allenstein-Gruppe eigenständig ihre Selbstbestimmungskultur<br />
entwickelt: Das Plenum und <strong>der</strong> Kompetenzzuwachs vieler Mitglie<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Gruppe bringen Entwicklungspotential. Im Mitarbeiter/innen-Team stand <strong>2009</strong> vor<br />
allem die Bestimmung <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Arbeit als „lebenspraktische Autonomie“ im<br />
Vor<strong>der</strong>grund.<br />
SELBSTHILFE: ZUGEHÖRIGKEIT, GEGENSEITIGE HILFE UND FORTBILDUNG.<br />
Basis von Selbsthilfe wie Sozialer Arbeit bei <strong>der</strong> IAL ist die Zugehörigkeit ihrer Mitglie<strong>der</strong><br />
zur Gruppe. Charakteristisches Beispiel war in <strong>2009</strong> hierfür die Hochzeit zweier Mitglie<strong>der</strong>:<br />
In den Räumen des HdV haben die Allensteiner/innen das Feiertagsessen und auch<br />
den Festsaal mit seinem Blumenschmuck in gegenseitiger Hilfe selbst organisiert. Auch<br />
eine <strong>der</strong> beiden Trauzeugen kam aus dem Kreis <strong>der</strong> Allensteiner/innen.„<br />
Gegenseitige Hilfe kommt auch im Kursprogramm zum Ausdruck, das im Plenum gemeinsam<br />
beschlossen wird: Es gab <strong>2009</strong> Kurse zu Gymnastik, Tischtennis, dem Programm<br />
„Gewalt – sehen – helfen“ sowie einen Blumensteckkurs. Über das Jahr hinaus läuft ein<br />
Kurs zu Computerfragen.<br />
Der Allentalk wird sozialarbeiterisch mo<strong>der</strong>iert: Auch <strong>2009</strong> stand in <strong>der</strong> kontinuierlichen<br />
Gruppe die vertrauensvolle Einsicht in die Lebenssituation <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en im Mittelpunkt:<br />
das Leben gemeinsam meistern: wie geht es Dir?<br />
In <strong>der</strong> „An<strong>der</strong>s-Wohnen-Gruppe“ geht es um Erfahrungsaustausch zur gemeinsamen<br />
Bewältigung <strong>der</strong> Probleme rund ums Wohnen. Wer noch nicht selbstständig wohnt, arbeitet<br />
darauf hin – ein Prozess, <strong>der</strong> sich über viele Monate o<strong>der</strong> gar Jahre hinziehen kann.<br />
Die Initiative Allenstein ist im Kern eine Selbsthilfegruppe von<br />
Menschen mit kognitiven Einschränkungen („geistige Behin<strong>der</strong>ung“<br />
bzw. Lernbehin<strong>der</strong>ung). Die Gruppe wird sozialpädagogisch<br />
begleitet und geför<strong>der</strong>t. Sie ist in ihrer Art einmalig im Rhein-<br />
Main-Gebiet.<br />
Die „Selbstverständnis-Gruppe“, bestehend aus Teilnehmer/innen<br />
und Sozialpädagogen, reflektiert Entwicklungen in <strong>der</strong> Initiative<br />
und hat zum Ziel, den Prozess <strong>der</strong> Selbstbestimmung voran zu<br />
bringen.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
SELBSTHILFE, ZUGEHÖRIGKEIT: GEMEINSAME (URLAUBS)ERFAHRUNG.<br />
An gemeinsamen Erlebnissen war in insgesamt fünf Urlaubsfahrten kein Mangel:<br />
• Zürich, Besuch einer Selbstvertretungsgruppe & ehem. Mitarbeiterin, 6.–9.02.09,<br />
• Rom, Erholung und Renaissance-Erkundung mit Pasta und Rotwein, 20.06.–4.07.09,<br />
• Dresden, sommerliche Städtetour mit einem Liebesboten, 15.–21.08.09,<br />
• Lübeck, Shantys an <strong>der</strong> Ankerwinde & Rotspon auf’m Weihnachtsmarkt, 27.–30.11.09,<br />
• Frauenwochenende: Sauna, Kosmetik und gutes Essen mit viel Zeit, 20.–22.11.09.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
SELBSTHILFE: SELBSTBESTIMMUNG UND -VERTRETUNG. Die Selbstverständnisarbeitsgruppe<br />
hat ihre Interviews zur Erforschung <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> IAL im<br />
vergangenen Jahr fast vervollständigt. Nun geht es an die Dokumentation. Das erarbeitete<br />
Selbstvertretungsprogramm wurde <strong>2009</strong> mit <strong>der</strong> Einrichtung des Allenstein-Rats<br />
umgesetzt: Der Rat wird im Plenum gewählt und hat die Aufgabe dieses nach außen und<br />
gegenüber dem IAL-Team zu vertreten. Er soll Rückmeldung zu den Einflussnahmen<br />
durch die Mitarbeiter geben, Einblick in die Organisation des Programms nehmen, sowie<br />
das ehrenamtliche Engagement vieler Allensteiner/innen anerkennen und sich um die<br />
weitere Verfestigung <strong>der</strong> Selbstvertretung kümmern. Beispiel: Als erstes hat <strong>der</strong> Allenstein-<br />
Rat den großen Freiraum überprüft, den das Mitarbeiterteam bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong><br />
Urlaubsplanung vom Plenum erhalten hat.<br />
Der Ombudsrat <strong>der</strong> Initiative Allenstein hat in <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte seinen aufwendigen<br />
Kurs zu Schlichtung von Streitigkeiten erfolgreich absolviert, die Allensteiner/innen wissen<br />
sich nun bei ihrer ‚Initiative’ im Streitfall selbst zu helfen.<br />
SELBSTHILFE: BRAUCHT PLATZ. Dank <strong>der</strong> zusätzlichen Räume ist es möglich<br />
geworden, dass sich nun das Selbsthilfeprinzip auch räumlich neben <strong>der</strong> Sozialen Arbeit<br />
in einem eigenen Allenstein-Rat-Büro manifestiert. Für die häufig auch parallel stattfindenden<br />
verschiedenen Gruppentreffen gibt es einen zusätzlichen Gruppenraum. Für die<br />
notwendigen Räum- und Renovierungsarbeiten bedankten sich die Allensteiner/innen<br />
am Freiwilligen-Tag bei den sehr engagierten freiwilligen Helfern! Und bei den zuständigen<br />
Allensteiner/innen bedanken sie sich für den Aufbau und die Pflege von Bibliothek,<br />
Musikbibliothek und Zimmerpflanzen!<br />
Thomas Suckfüll<br />
„Die Initiative Allenstein finde ich gut, weil ich hier Freunde finden kann und es<br />
eine weitgefächerte Gruppe ist. Wichtig finde ich auch, dass wir mitbestimmen und<br />
mitplanen können.“ (Dirk L., Mitglied <strong>der</strong> IAL)<br />
Anzahl <strong>der</strong> betreuten/beratenen Personen 112<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> mit betreuten Personen<br />
verbrachten Zeitstunden in Gruppen 1.715<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> mit betreuten Personen<br />
verbrachtenZeitstunden im Einzelkontakt 182<br />
24 |25
krabbelstube am zoo<br />
ABSCHIEDE SIND KRISEN<br />
Im Jahr <strong>2009</strong> war die KaZ mit vielen Wechseln beschäftigt. Alle Kin<strong>der</strong>, die bei o<strong>der</strong> kurz<br />
nach <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Krabbelstube aufgenommen worden waren, haben inzwischen<br />
die Einrichtung verlassen und sind in den Kin<strong>der</strong>garten gewechselt. Und damit auch die<br />
Eltern – es sei denn, ein Geschwisterkind ist jetzt in <strong>der</strong> KaZ. Ein Teammitglied zog wegen<br />
Heirat nach München.<br />
TRENNUNG BEDEUTET KRISE. Da Übergänge für die Kin<strong>der</strong> und ihre Familien eine<br />
aufregende und schwierige Zeit sind, wird diese Phase vom Team beson<strong>der</strong>s begleitet.<br />
Das gilt für den Übergang in die Krabbelstube, das gilt genauso für die Verabschiedung<br />
aus ihr. Es ist Teil unserer Aufgabe, diesen Wechsel angemessen zu begleiten.<br />
Voraussetzung unsererseits ist, dass wir die verschiedenen Kitas in und außerhalb des<br />
Stadtteils Ostend z.B. Pinocchio, Allerheiligen, und integrative Einrichtungen wie St. Nicolai,<br />
Kita 89 und die Kita <strong>der</strong> Lebenshilfe, kennen und mit ihnen kooperieren.<br />
Wir unterstützen die Eltern bei <strong>der</strong> Suche, wenn sie es wünschen. Und wir versuchen,<br />
möglichst mehrere Kin<strong>der</strong> zusammen unterzubringen, wenn das Angebot <strong>der</strong> Kita <strong>der</strong><br />
jeweiligen Familie gefällt und zu ihr passt. Wenn Kin<strong>der</strong> gemeinsam in eine neue<br />
Einrichtung gehen können, hilft das sehr, nicht so aufgeregt zu sein und in <strong>der</strong> neuen<br />
Kita besser Fuß zu fassen. Zudem fällt <strong>der</strong> Wechsel leichter, wenn man alte Bekannte<br />
wie ehemalige KaZ-Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Eltern und die frühere Musikpädagogin wie<strong>der</strong>trifft.<br />
Die Abschiedsphase beginnt mit <strong>der</strong> Planung des Zeitpunkts für den Wechsel, <strong>der</strong> nach den<br />
Ferien liegen sollte. Es gibt viele Gespräche beim Morgenkreis, den Mahlzeiten und beim<br />
Einschlafen, in denen mit den Kin<strong>der</strong>n über ihre Ängste, aber auch über die Vorfreude<br />
gesprochen wird. Diese Gespräche sind teilweise sehr intensiv. Schließlich besuchen wir<br />
die neue Kita mit den Kin<strong>der</strong>n.<br />
Unsere Kin<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ungen werden noch sorgfältiger begleitet. Oft gibt es Beratungen<br />
mit den Frühför<strong>der</strong>stellen. Unser erstes Integrations-Kind suchte lange außerhalb<br />
Frankfurts in Wohnortnähe nach einem Kitaplatz. Dort fand sich keine Kita, die in <strong>der</strong><br />
Lage o<strong>der</strong> bereit war, das Mädchen aufzunehmen. Aufgrund <strong>der</strong> guten Vernetzung <strong>der</strong><br />
KaZ, auch mit den Kitas <strong>der</strong> Stadt Frankfurt, fand sich eine passende Einrichtung, in <strong>der</strong><br />
sie sich sehr wohl fühlt. Die Eltern nehmen dafür eine beträchtliche Fahrtstrecke in Kauf.<br />
„Die Abnabelung war für mein Kind ein hartes Stück Arbeit.“ (eine Mutter)<br />
Die Krabbelstube ist ein Ort für Kin<strong>der</strong> und Eltern. Die Kin<strong>der</strong><br />
werden in einer ihnen vertrauten Umgebung, in <strong>der</strong> sie eine<br />
Bindung zu neuen außerfamiliären Bezugspersonen hergestellt<br />
haben, in ihrer Entwicklung durch vielfältige Anregungen geför<strong>der</strong>t.<br />
Die Eltern haben die Möglichkeit zu individuellen und Gruppen-<br />
Gesprächen: über die Entwicklung ihres Kindes, die Lebenssituation<br />
von Familien, die Aufgaben von Eltern, das gesellschaftliche<br />
Bedingungsgefüge…<br />
Wir begleiten kleine und große Verän<strong>der</strong>ungen für große und kleine<br />
Menschen.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
Zum Abschluss gibt es immer eine Feier für das Kind, die es mitbestimmen kann (in<br />
Form von Besuchen im Zoo, Museum, etc.). Jedes Mädchen und je<strong>der</strong> Junge erhält ein<br />
Abschiedsgeschenk und ein liebevoll gestaltetes Buch, das die KaZ – Zeit dokumentiert.<br />
Mitgegeben werden auch unsere guten Wünsche, Gedichte von allen Mitarbeiter/innen<br />
und die gesammelten Kunstobjekte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />
Auf diese Weise bemühen wir uns, den Kin<strong>der</strong>n den Abschied von einer wichtigen Entwicklungszeit<br />
und von den Personen, die vorübergehend ihr Leben mit ihnen geteilt haben,<br />
zu erleichtern, damit sie gut durch diese krisenhafte Situation hindurch kommen und an<br />
ihr wie<strong>der</strong> ein Stück ‚groß’ werden.„<br />
Nach ihrem Weggang sind die Kin<strong>der</strong> noch lange präsent, vom Zivi bis zu den verbleibenden<br />
Kin<strong>der</strong>n erzählt man sich Anekdoten. Auch die Eltern haben ihren bleibenden Platz.<br />
Nicht zu vergessen ist, dass auch wir Mitarbeiter/innen zu den Kin<strong>der</strong>n eine große Nähe<br />
aufgebaut haben, und dass auch wir Zeit brauchen, um uns wie<strong>der</strong> zu lösen.<br />
Viele unserer ehemaligen Kin<strong>der</strong> sind miteinan<strong>der</strong> gut befreundet und sehen sich auf<br />
Geburtstagen, Kursen o<strong>der</strong> einfach zum Besuch. Einmal jährlich findet auch ein Ehemaligentreffen<br />
statt, das sehr gut besucht ist und die Nachhaltigkeit unserer Arbeit erkennbar<br />
macht. Wir freuen uns immer über die Besuche unserer „Großen“ mit und ohne ihre Eltern.<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
KONZEPT- UND QUALITÄTSENTWICKLUNG. Für das Jahr <strong>2009</strong> wurde u.a. als<br />
Ziel vereinbart, dass die Krabbelstube das Konzept ihrer Arbeit schriftlich darstellt. In<br />
internen Diskussionen wurde mit dem Qualitätsbeauftragten ein Prozess <strong>der</strong> Entwicklung<br />
des Konzepts geplant. Und es wurde entschieden, das Konzept in Form von Briefen an<br />
die Eltern <strong>der</strong> Krabbelstubenkin<strong>der</strong> zu schreiben. Neben einer allgemeinen Information<br />
soll darin über die Eingewöhnungsphase, den Tagesablauf, grundlegende Haltungen und<br />
Einstellungen, den Umgang mit Gewalt und Konflikten, die Bedeutung des Spielens, die<br />
regelmäßig durchgeführten Ausflüge, die Wichtigkeit des Kontaktes und Austauschs mit<br />
den Eltern usw. berichtet werden. Ein eigener Workshop wurde in <strong>2009</strong> zum Thema „Werte<br />
und Erziehungsziele“ organisiert.<br />
Im Jahr 2010 freuen wir uns auf Zuwachs. Unsere Schwestereinrichtung Krabbelstube am<br />
Park (KAP) eröffnet im Mai ihre Wickeltische.<br />
Barbara Glock<br />
Anzahl <strong>der</strong> betreuten Kin<strong>der</strong> 23<br />
davon Mädchen 11<br />
davon Jungen 12<br />
davon Kin<strong>der</strong> mit Migrationsintergrund 10<br />
I-Kin<strong>der</strong> 3<br />
Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiter/innen 11<br />
davon weiblich 7<br />
davon männlich 4<br />
26 |27
zentrum familie<br />
ENTSCHIEDEN FÜR FAMILIEN<br />
Orientierend am JAHRESZIEL, Ansätze sozialräumlicher Familienbildung zu verstärken<br />
und die trägerinterne Zusammenarbeit mit den Ambulanten Hilfen konzeptionell fortzuentwickeln,<br />
prägten Konzeptarbeit und sozialräumliche Projektierung das Berichtsjahr.<br />
FAMILIENNETZWERK FRANKFURTER BERG. Erstmals konzentrierte sich das<br />
Zentrum Familie mit dem genannten Projekt auf Bedarfsentwicklungen in einem an<strong>der</strong>en<br />
Stadtteil und entwickelte in Kooperation mit dem Sozialrathaus Am Bügel einen<br />
neuen Ansatz in <strong>der</strong> sozialräumlichen Verankerung von Familienbildung. Entstanden ist<br />
die Konzeptidee durch die Mitwirkung an den Fachdiskussionen über Angebote Früher<br />
Prävention und Hilfen, die alle Eltern gleichermaßen erreichen.<br />
Der Frankfurter Berg ist ein kleiner, überschaubarer Stadtteil, gekennzeichnet von einem<br />
rasanten Neuzuzug junger Familien. Vor diesem Hintergrund bot sich auf dreifache Weise<br />
die Chance in <strong>der</strong> Frühprävention neue Wege zu gehen. Erstens Kernangebote <strong>der</strong> Familienbildung<br />
niedrigschwellig vorzuhalten. Zweitens eine familienfreundliche Kultur auf<br />
<strong>der</strong> Basis bürgerschaftlichen Engagements zu entwickeln, durch die Familien erleben,<br />
dass sie in ihrer Vielfalt willkommen und nicht auf sich allein gestellt sind. Drittens mit<br />
den Einrichtungen im Stadtteil ein abgestimmtes Kooperationsnetz für die Familien zu<br />
knüpfen, welches unterschiedliche Zugänge zu Eltern und passgenaue Hilfen ermöglicht<br />
und somit Familien vorbeugend stärkt, bevor Belastungen zu Überfor<strong>der</strong>ungen führen.<br />
Neben <strong>der</strong> Einrichtung eines interkulturellen Treffs im Bürgerzentrum mit offenen, partizipativ<br />
angelegten Familienbildungsangeboten ist ein Willkommensbesuch für Eltern<br />
von Neugeborenen durch geschulte ehrenamtliche Familienpaten geplant.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Konzeptentwicklung wurden <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schutzbund Frankfurt e.V. und <strong>der</strong><br />
Regionalrat Frankfurter Berg als Partner hinzugewonnen. Das Projekt wurde im Nationalen<br />
Aktionsplan für ein kin<strong>der</strong>gerechtes Deutschland als Modellprojekt ausgewählt.<br />
SOZIALRÄUMLICHE FAMILIENBILDUNG AM STANDORT INNENSTADT.<br />
Impulsgebend für neue Konzeptüberlegungen waren die in <strong>der</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Liebfrauenschule,<br />
<strong>der</strong> KT Liebfrauen und den für den Schulbezirk relevanten Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
erreichten Verbesserungen von Bildungschancen und von Elternbeteiligung durch<br />
die bewährte Umsetzung des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans.<br />
Anknüpfend an den positiven Erfahrungen entstand zum Jahresbeginn die Idee, Präventionsketten<br />
fortzuführen und den Standort Schule als Knotenpunkt im Sozialraum und<br />
Wir begleiten und stärken Eltern in unterschiedlichen<br />
Lebenslagen. Unser Angebot ist sozialräumlich abgestimmt auf<br />
die jeweiligen Bedürfnisse und pädagogisch ausgerichtet am<br />
Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan.<br />
In deutsch- und mehrsprachigen Kursen finden Familien fachkundige<br />
Unterstützung. Unser offenes Familien-Info-Cafe bietet<br />
Eltern Information und Kontakt.<br />
Seit 10 Jahren bietet unser Familienbildungsservice für Kin<strong>der</strong>tagesstätten,<br />
Schulen und Kirchengemeinden Familienbildung<br />
dort an, wo Familien sind.<br />
Wir senden Ihnen gerne unser Programm zu.<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
ausgleichenden Interventionsraum zur Herstellung von Chancengleichheit fortzuentwickeln.<br />
Projektiert wurde ein Verbundkonzept, das die Handlungsfel<strong>der</strong> Schule, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
und Schulische Betreuung mit Familienbildung und Erziehungsberatung<br />
verknüpft und auf integrative Handlungsansätze setzt. Die Umsetzung mußte aufgrund<br />
fehlen<strong>der</strong> Mittel zurückgestellt werden. Lediglich das Elternangebot konnte in geringem<br />
Umfang ausgebaut werden. Die Kooperationserfahrungen wurden anläßlich des erstmaligen<br />
Fachtages Schulentwicklung und Jugendhilfe präsentiert. Die Liebfrauenschule wurde<br />
als Modellstandort in das Projekt <strong>der</strong> offenen Frankfurter Ganztagsschulentwicklung<br />
aufgenommen und ein partizipativer Entwicklungsprozess eingeleitet, an dem das Zentrum<br />
Familie und die Erziehungsberatung beteiligt sind.„<br />
Ehe- und Sexualberatung<br />
Erziehungsberatung<br />
Telefonseelsorge & Krisen- u. Lebensberatung<br />
Ambulante Hilfen zur Erziehung<br />
Tagesgruppen<br />
Initiative Allenstein<br />
Krabbelstube am Zoo<br />
Zentrum Familie<br />
TRÄGERINTERNE ZUSAMMENARBEIT. Ein Zielschwerpunkt in <strong>2009</strong> war die Zusammenarbeit<br />
mit den AMBULANTEN HILFEN FÜR ERZIEHUNG. Die als fachlich sinnvoll<br />
betrachtete Verknüpfung von individueller Erziehungshilfe und gruppenbezogener<br />
Kompetenzstärkung gestaltete sich in <strong>der</strong> Umsetzung schwierig. Zwar zeichneten sich<br />
identische Bedarfe ab, aber durch unterschiedliche Zeitfenster und räumliche Entfernung<br />
<strong>der</strong> Familien gelingt es nicht einen regionalen Gruppenkurs zu installieren.<br />
DIE FINANZKRISE IN DEN FAMILIEN. Auf die zunehmenden finanziellen Nöte <strong>der</strong><br />
Familien reagiert das Zentrum Familie auch mit kostenfreien Angeboten. Verstärkt wird<br />
die kostenfreie Präventivberatung „Rund ums Geld“ in Anspruch genommen, weil das Geld<br />
am Ende des Monats nicht reicht.<br />
“VIELE SPRACHEN – VIELE CHANCEN”. Die langjährigen Erfahrungen mit dem<br />
mehrsprachigen Vorleseprojekt führten zu einer Kooperationsvereinbarung mit dem<br />
Stadtschulamt. Das Zentrum Familie wurde Partner im Bildungsnetzwerk <strong>der</strong> städtischen<br />
Kitas und ist – mit seinem Pool an ehrenamtlichen Vorlesepaten – nun Vermittlungsstelle<br />
<strong>der</strong> mehrsprachigen Vorlesepaten und zuständig für <strong>der</strong>en fachliche Begleitung.<br />
Barbara Stillger<br />
„Hier gibt es so tolle Angebote für Eltern in <strong>der</strong> Schule, die muss man einfach nutzen.<br />
Wir fühlen uns so richtig eingeladen. Beson<strong>der</strong>s in die Vorschulmusikgruppe ist<br />
meine Tochter mit großem Stolz gegangen, so als wäre sie schon Schülerin. Das hat<br />
uns den Schulanfang auf jeden Fall erleichtert.“ (Eine Mutter)<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Kurseinheiten (à 45 min.) 5.550<br />
Gesamtzahl <strong>der</strong> Teilnehmer/innen 7.182<br />
Frauen 3.725<br />
Männer 592<br />
Kin<strong>der</strong> 2.865<br />
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<strong>der</strong> verein<br />
DATEN, ZAHLEN, FAKTEN<br />
LEITUNGSORGANE.<br />
VORSTAND<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Hermann J. Menne, Erster Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Michael Vetter, Stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Dr. Antje Goy Roswitha Hoffmann Stadtdekan Michael Metzler<br />
Wolfram Nicol Alexan<strong>der</strong> Reif<br />
Julia Wilke-Henrich<br />
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG.<br />
Das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. setzt die üblichen Instrumente: detaillierte Budgetplanung,<br />
ständiges Kostencontrolling sowie unterjährige Soll-Ist-Vergleiche zur genauen wirtschaftlichen<br />
Steuerung und Begrenzung ökonomischer Risiken ein.<br />
Verän<strong>der</strong>ungen im Geschäftsvolumen ergaben sich durch den Wegfall <strong>der</strong> Berufsvorbereitenden<br />
Bildungsmaßnahme, die übrigen Geschäftsfel<strong>der</strong> liegen im Rahmen <strong>der</strong> Vorjahre.<br />
FINANZIERUNG DES HAUS DER VOLKSARBEIT E.V.<br />
2007 2008 <strong>2009</strong><br />
Mio € Mio € Mio €<br />
Erlöse 2,92 3,10 2,71<br />
Anteil an den Erträgen 49,7% 56,0% 51,2%<br />
Öffentliche Zuschüsse 0,87 0,66 0,80<br />
Anteil an den Erträgen 14,8% 11,9% 15,2%<br />
Eigenmittel / Kirchensteuer 2,09 1,78 1,78<br />
Anteil an den Erträgen 35,5% 32,1% 33,6%<br />
KOSTEN DES HAUS DER VOLKSARBEIT E.V.<br />
2007 2008 <strong>2009</strong><br />
Mio € Mio € Mio €<br />
Personalkosten 4,28 4,25 3,84<br />
Anteil an den Gesamtkosten 72,7% 78,8% 77,9%<br />
Sachkosten 1,61 1,14 1,09<br />
Anteil an den Gesamtkosten 27,3% 22,2% 22,1%<br />
Das Wirtschaftsprüfungsbüro Dr. Penné & Pabst, Idstein, hat den Jahresabschluss <strong>2009</strong><br />
geprüft und einen uneingeschränkten Prüfvermerk erteilt. Finanziert wird die Arbeit des<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. durch Zuweisung des Bischöflichen Ordinariates, Zuschüsse<br />
<strong>der</strong> Stadt Frankfurt und des Landes Hessen, Erlöse aus Entgeltvereinbarungen sowie<br />
Leistungsabrechnungen.<br />
Unser Dank gilt auch ausdrücklich denjenigen, die im Jahre <strong>2009</strong> unsere Arbeit durch<br />
Spenden unterstützt haben.<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V., Eschenheimer Anlage 21, 60318 Frankfurt am Main<br />
VERANTWORTLICH Hermann J. Menne, Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands<br />
Julia Wilke-Henrich, Geschäftsführerin<br />
REDAKTION Artur Reiter, Qualitätsbeauftragter<br />
GESTALTUNG pukka design, Frankfurt am Main, info@pukkadesign.de<br />
DRUCK Druckerei Hassmüller, Frankfurt am Main, service@hassmueller.de<br />
haus <strong>der</strong> volksarbeit e.v. | jahresbericht <strong>2009</strong>
Im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V. gibt es:<br />
• Beratung zu Erziehung, Partnerschaft und Lebensfragen sowie in Krisensituationen<br />
(rund um die Uhr: Telefonseelsorge)<br />
• Bildungs- und Begegnungsangebote für Eltern und Kin<strong>der</strong> rund um den Familienalltag<br />
• Betreuung und För<strong>der</strong>ung für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in heilpädagogischen Tagesgruppen<br />
• Hilfen zur Erziehung in <strong>der</strong> Familie vor Ort<br />
• Begleitete Selbsthilfegruppe und Bildungsangebote für junge Menschen mit Handicap<br />
• Betreuung in einer Krabbelstube<br />
Im <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> stehen auch Tagungs- und Versammlungsräume sowie eine<br />
hauseigene Kapelle zur Verfügung.<br />
Um die Qualität <strong>der</strong> Angebote aufrechterhalten und neue Angebote entwickeln zu können,<br />
sind wir auf Spenden angewiesen. Wir bitten Sie um einen Beitrag.<br />
SPENDENKONTO<br />
<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksarbeit</strong> e.V.<br />
Pax Bank Mainz eG<br />
Konto Nr.: 400 44900 16<br />
BLZ: 370 601 93<br />
HAUS DER VOLKSARBEIT E.V.<br />
Eschenheimer Anlage 21<br />
60318 Frankfurt am Main<br />
Telefon 0 69/15 01-0<br />
Telefax 0 69/5 97 55 03<br />
E-mail kontakt@hdv-ffm.de<br />
Internet www.hdv-ffm.de<br />
VERKEHRSVERBINDUNGEN:<br />
MUSTERSCHULE U5<br />
SCHEFFELECK<br />
Buslinie 36<br />
ESCHENHEIMER TOR<br />
U1, U2, U3<br />
P<br />
KONSTABLERWACHE<br />
S1-S6, S8, S9<br />
U4, U5, U6, U7<br />
Buslinien 30, 36, Straßenbahn 12<br />
HAUPTWACHE