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StudienVerlag - Oapen

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Anfänge und „erste Karriere“ (bis 1933)<br />

Robert Neumann wird am 22. Mai 1897 in Wien IX geboren – als Sohn des Samuel<br />

Neumann und dessen Gattin Josefine, geb. Pilpel. Beide Eltern sind jüdische Zuwanderer<br />

aus dem Osten der Habsburgermonarchie, der Vater stammt aus dem slowakischen<br />

Dorf Pribocz, die Mutter aus dem galizischen Lemberg. RN hat zwei Schwestern:<br />

die etwa sieben Jahre ältere Viola und die etwa sieben Jahre jüngere Gertrud.<br />

Der Vater arbeitet (nach einem abgebrochenen Mathematik-Studium) als Bankbeamter,<br />

nach seinem Aufstieg zum Direktor-Stellvertreter des Österreichischen<br />

Kreditinstituts für Verkehrsunternehmungen und seiner Ernennung zum „Kaiserlichen<br />

Rat“ (um 1910) bezieht die Familie eine größere Mietwohnung im nobleren<br />

Grinzing (Wien XIX). Der Vater ist ein engagierter Sozialdemokrat; für eine<br />

herausragende Rolle als Mitgründer der Partei, persönlicher Freund Viktor Adlers<br />

und Mitorganisator der Parteifinanzen, die ihm RN in seinen autobiographischen<br />

Büchern gerne zuschreibt, gibt es allerdings keinerlei archivarischen Beleg.<br />

In seinen Erinnerungen an Kindheit und Jünglingszeit erwähnt RN den Besuch<br />

einer Thoraschule und seine – nach Meinung von Historikern durchaus zeittypische<br />

– zeitweilige Mitgliedschaft in einer jüdischen schlagenden Verbindung mit<br />

deutschnational-liberaler Orientierung.<br />

Im Juni 1915 legt RN vorzeitig die Kriegs-Reifeprüfung am K. k. Maximilian-<br />

Gymnasium (in Wien IX, Wasagasse) ab. Er kann – nach der freiwilligen Meldung<br />

zu den Dragonern – dem Kriegsdienst entgehen; vermutlich wird dem aktiven<br />

Wasserballer ein Sportlerherz attestiert.<br />

Von 1915 bis 1918 studiert er in Wien sechs Semester Medizin („ohne innere<br />

Nötigung“) und Chemie und 1918/19 ein Semester Germanistik. In seiner Autobiographie<br />

„Ein leichtes Leben“ (ELL, 330 f.) suggeriert RN dem Leser, er habe<br />

eine Doktorarbeit: „Heine und der Dilettantismus“ so gut wie abgeschlossen: Die<br />

Fehlinformation hält sich bis heute in Nachschlagwerken. (Die briefliche Anrede<br />

als „Herr Doktor“ hat er übrigens nie zurückgewiesen.)<br />

1919 lernt er (als Schwimmlehrer) seine erste Gattin Stefanie („Stefie“) Grünwald<br />

(1896–1975) kennen, eine Bankbeamtentochter mit jüdisch-slowakischen<br />

Wurzeln, die viele Jahre ihrer Kindheit und Jugend in Frankreich gelebt hat. „Um<br />

heiraten zu können“, hat er „alle Studien an den Nagel gehängt und einen Brotberuf<br />

ergriffen“. Bis zur Geburt des Sohnes Heinrich Herbert („Heini“) – im November<br />

1921 – arbeitet er als Effektenkassierer im Wiener Bankhaus Gartenberg & Co.,<br />

ehe er seine „Karriere als Finanzgenie“ beginnt, der er in ELL ein sarkastisches<br />

Kapitel widmet. RN wird Leiter und Mitinhaber eines großen Lebensmitteleinfuhrgeschäftes<br />

(R. Neumann & Co. KG), dem jähen Aufschwung folgt der jähe Absturz.<br />

(Die exakten Daten lassen sich – wegen der Häufigkeit des Namens RN – aus den<br />

Unterlagen des Wiener Handelsregisters nicht erschließen.)<br />

In „Sintflut: Eine Selbstdarstellung des Dichters“ (1929) vermerkt er über diese<br />

Jahre: Es „ist mir von damals nicht mehr geblieben als Erkenntnis, als Kenntnisse, als<br />

eine Milieuvertrautheit“. Über den Weg zur Schriftstellerei als Beruf, zum „Dichter“,<br />

der sich allseitig – als Lyriker, Dramatiker und Epiker – zu beweisen hat, notiert<br />

er (ebenda):<br />

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