Dokumentation Theatertreffen 2013 - Berliner Festspiele
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Theater<br />
treffen<br />
Fünfzig<br />
Stückemarkt <strong>2013</strong><br />
Neue Theater-Sprachen<br />
22<br />
Der Stückemarkt hat <strong>2013</strong> zum 35. Jubiläum den Erfolg seiner Arbeit in<br />
einem Site-Specific-Marathon präsentiert. Wir haben in der spektakulären<br />
historischen Pan Am Lounge aus den Sechzigerjahren Rückschau über 35<br />
Jahre Stückemarkt gehalten, Bilanz gezogen und in die Zukunft geblickt.<br />
35 Autorinnen und Autoren, die seit 1978 zum Festival eingeladen waren<br />
und markante Posi tionen in der Entwicklung des Szenischen Schreibens<br />
vertreten, haben wir in einer Gesamtschau gezeigt: 30 Autoren mit für das<br />
Jubiläum verfassten Kurzstücken zum Thema „Verfall und Untergang der<br />
west lichen Zivilisation?“ (angelehnt an Edward Gibbon) sowie fünf bereits<br />
verstor bene Autoren in einem Szenischen Archiv. In Szenischen Lesungen,<br />
Hörspielen, Installa tionen, Autoren gesprächen und Diskussionen entstand<br />
während drei dichter Tage ein Panorama der letzten Jahrzehnte Neuer<br />
Dramatik – unter anderem mit Elfriede Jelinek, Herbert Achternbusch,<br />
Roland Schimmel pfennig, Marius von Mayenburg, Moritz Rinke, Thea Dorn,<br />
Oliver Kluck und Anne Lepper. Die Stückemarkt-Edition mit dem Abdruck<br />
aller 30 Werkaufträge hält die Früchte dieses Projektes fest.<br />
Die Jubiläumsausgabe des Stückemarkts wurde von den Autorinnen<br />
und Autoren, dem Publikum und der Presse als wichtiger Beitrag zur<br />
Entwicklung und Standortbestimmung zeitgenössischer Dramatik und<br />
ihrer Förderung beschrieben. Ein solches Panorama der Neuen Dramatik,<br />
das unterschiedlichste Generationen – von Volker Braun bis Wolfram<br />
Lotz – zusammenbringt, hat es in dieser Form noch nicht gegeben.<br />
Als wichtige Themen kristallisierten sich in den Diskussionen die Frage<br />
nach einer kontinuierlichen Dramatikerför derung und nach einem<br />
stärkeren Austausch zwischen den Generationen sowie der Wunsch<br />
nach größerer Bereitschaft der Theater, experimentelle Formen auszuprobieren,<br />
heraus.<br />
Der Stückemarkt des <strong>Theatertreffen</strong>s ist in den letzten zwei Jahren neue<br />
Wege gegangen: 2012 mit der Erweiterung des Autorenbegriffes, indem<br />
erstmalig Kollektive ihre Projektkonzepte beim Wettbewerb einreichen<br />
konnten; <strong>2013</strong> mit dem Site-Specific-Projekt zum Jubiläum. Diese Wege<br />
der Öffnung hin zur Suche nach neuen Formen der Autorenschaft und<br />
neuen Formaten der Nachwuchsförderung wollen wir weiter verfolgen. Die<br />
historische Mission des Stückemarkts als Förder initiative für Neue Dramatik<br />
kann als erfüllt betrachtet werden. Junges, zeitgenössisches Schreiben ist<br />
an den Theatern im deutschsprachigen Raum weitestgehend etabliert,<br />
viele Häuser haben Förderinitiativen nach dem Vorbild des Stückemarkts<br />
ins Leben geru fen. Der Staffelstab ist in Heidelberg, Wien, Essen und<br />
anderswo aufgenommen worden.<br />
Das <strong>Theatertreffen</strong> der <strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> und sein Stückemarkt sehen<br />
sich verpflichtet, Innovationen zu befördern und über den bestmög lichen<br />
Nutzen der geleisteten Arbeit zu reflektieren und werden sich deshalb ab<br />
2014 aus dem „Kerngeschäft“ der klassischen Autoren förderung zurückziehen<br />
und Neuland erkunden. Der Stückemarkt ist weiterhin an vielfältigen<br />
Formen zeitgenössischer Autorenschaft und künstlerischer<br />
Produktionsprozesse im Theater sowie an einer nachhaltigen Förderung<br />
interessiert und will diese unterstützend begleiten. Den Autorenbegriff und<br />
die Internationalität des Formats werden wir zukünftig aber viel weiter<br />
fassen als bisher. Wir werden uns auf die Suche nach neuen Sprachen im<br />
Theater begeben, nach innovativen Ästhetiken und kollektiven Prozessen<br />
der „Sprachentwicklung“ – in der Hoffnung, auf diesem Weg einen Beitrag<br />
zur Förderung vielfältiger, neuer Autorenschaft zu leisten.<br />
Danken möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich den Partnern und Förderern<br />
des Stückemarkts: der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Karl<br />
Schlecht Stiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung und Deutschlandradio<br />
Kultur sowie unseren beiden Partner-Theatern für <strong>2013</strong>, dem<br />
Maxim Gorki Theater Berlin und dem Staatsschauspiel Dresden.<br />
Bleiben Sie neugierig!<br />
Christina Zintl<br />
Leiterin Stückemarkt